Emerging Markets Die Welt im Wandel - EXtra-Magazin

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31.12.2014 Aufrufe

Meinung Grenzen der Geldpolitik Dr. Hüfner beleuchtet und kommentiert im EXtra-Magazin konjunkturelle Entwicklungen. Er war vor seiner Zeit bei Assenagon Chefvolkswirt der HypoVereinsbank und ist ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet. ■■ Das Ziel, die Eurokrise durch Liquidität zu „ertränken“, ist gescheitert. Die Pferde bekommen zwar Wasser, sie saufen aber nicht. ■■ Eine dauerhafte Überwindung der Probleme ist in der Rezession schwierig. Solange es an Wachstum fehlt, kommen die Peripherie Länder nicht auf die Beine. ■■ Eine Rückkehr zu Staatsanleihekäufen durch die EZB wäre ein gravierender Fehler. Endlich, so dachten viele in den letzten Wochen, ist das Schlimmste vorüber. Die Eurokrise nähert sich dem Ende. Die Geldpolitik hat gewirkt. Sie hat die Probleme des Euro zwar nicht gelöst. Sie hat sie aber mit Liquidität zugedeckt, so dass sie nicht mehr sichtbar waren. keineswegs ohne Risiken sind, selbst wenn die Regierungen und die Notenbank voll dahinterstehen. Drittens sind die ärgsten Refinanzierungsprobleme der Banken in den Peripherieländern durch die bisherigen Mittel entschärft. Und jetzt ist alles wieder so wie vorher. Die Krise ist sogar noch schlimmer. Jetzt stehen nicht mehr die kleineren Länder Griechenland, Portugal und Irland im Mittelpunkt. Es sind vielmehr Italien und Spanien, auf die fast 30 % der gemeinschaftlichen Wirtschaftsleistung entfallen. Was ist passiert Bei der ersten Tranche der Liquiditätszufuhr durch die EZB war alles noch in Butter. Die Banken nutzten die knapp 500 Mrd. Euro. Sie kauften Staatsanleihen der Peripherieländer. Die Zinsen gingen zurück. Gleichzeitig konnte die EZB ihre Staatsanleihenkäufe einstellen. Vielleicht sind auch einige Gelder auf den Finanzmärkten gelandet und haben die Zinsen gesenkt und den Aktien geholfen. Ursprünglich dachte man, dass sich das bei der zweiten Tranche der Liquiditätszufuhr Ende Februar wiederholen würde. Das war aber nicht der Fall. Ein Großteil der Gelder, die die Banken bei der EZB aufgenommen hatten, sind am Ende wieder als Einlagen bei der Notenbank gelandet. Die Gründe dafür sind vielfältig. Erstens haben die Banken inzwischen schon erhebliche Summen an Staatsanleihen angelegt. Sie können das nicht unbegrenzt fortsetzen, wenn sie sich nicht Klumpenrisiken einhandeln wollen. Zweitens hat die Umschuldung Griechenlands gezeigt, dass die Staatsanleihen Viertens haben sich die fundamentalen Bedingungen in Spanien und Italien verschlechtert. Spanien kann die versprochenen Budgetziele nicht einhalten. In Italien formiert sich zunehmend Widerstand gegen die Reformen von Ministerpräsident Monti. Fünftens schließlich ist die politische Situation in Europa unsicherer geworden durch die anstehenden Wahlen in Frankreich und Griechenland und durch die Schwierigkeiten mit der Ratifikation des Fiskalpaktes. Das zeigt: Auch die Geldpolitik ist kein Zauberer, der alle Probleme verschwinden lassen kann. Sie ist an ihre Grenzen gestoßen. Sie kann Liquidität zur Verfügung stellen. Wenn die „Pferde aber nicht saufen“, dann nutzt das nichts. Es macht daher keinen Sinn, über ein drittes Liquiditätsprogramm nachzudenken. Eine Zinssenkung, wie sie der IWF jetzt vorschlägt, würde angesichts der bereits niedrigen Sätze auch nichts bringen. Und wenn die EZB jetzt eine Wiederaufnahme der direkten Käufe von Staatsanleihen ins Gespräch bringt, ist das nur ein Akt der Verzweiflung. Was wird jetzt mit dem vielen Geld auf den Märkten passieren So wie es ist, kann es nicht weitergehen. Der Bankensektor kann auf Dauer nicht Gelder für 1 % aufnehmen und sie gleichzeitig bei der gleichen Institution zu 0,25 % wieder anlegen. Das ist Unsinn. Theoretisch könnte das Geld doch Dr. Martin W. Hüfner Chefvolkswirt Assenagon Asset Management S.A. noch in Staatsanleihen fließen. Dazu muss sich aber die Situation in Italien und Spanien bessern, was angesichts der Rezession kaum zu erwarten ist. Denkbar ist, dass die Liquidität in die Finanzmärkte geht und dort einen Boom zum Beispiel bei den Aktien auslöst. Denkbar wäre auch, dass die Banken mehr Kredite an den Privatsektor geben. Aber dem steht entgegen, dass sie zu wenig Eigenkapital haben und keine größeren Risiken eingehen wollen. Am Ende könnte es passieren, dass die Banken das Geld vorzeitig an die EZB zurückzahlen. Das wäre eine Blamage für die Geldpolitik. Für den Anleger: Ich habe manchmal den Eindruck als ähnele die heutige Situation der von Mitte 2008. Damals dachten viele, dass der Höhepunkt der Krise vorbei sei. Dann kam im Herbst die Pleite von Lehman und alles war schlimmer als vorher. Seien Sie daher vorsichtig mit Prognosen, dass sich die Eurokrise in ihrem Endstadium befinde. Gerade angesichts der konjunkturellen Probleme kann es noch Scherben geben. Seite 26 Mai 2012

Meinung Steht der ETF Branche eine massive Konsolidierung bevor Der ETF-Experte Detlef Glow beleuchtet und kommentiert im EXtra-Magazin Entwicklungen der ETF-Branche. Er veröffentlicht regelmäßig in verschiedensten Medien ETF-Artikel und -Kommentare. In den USA machen sogenannte Todeslisten börsennotierter Indexfonds (ETFs) die Runde. Das sind Listen von Fonds, die aufgrund fehlenden Anlegerinteresses bald aufgelöst oder mit anderen verschmolzen werden könnten. Die Autoren der gängigen Todeslisten in den USA gehen davon aus, dass ETFs, die nicht über kritische Massen verfügen, für die Anbieter nicht profitabel sind und daher früher oder später geschlossen werden. Die Frage ist, wie groß ein ETF sein muss, damit er profitabel ist. In vielen Fällen ist von einem verwalteten Vermögen von 100 Millionen Euro pro Fonds die Rede, damit ein ETF sich wirklich lohnt. Ein zweites Kriterium ist die Zeit. Da die Auflage von Fonds die Anbieter Geld kostet, haben diese kein Interesse daran, Fonds kurz nach deren Auflage gleich wieder zu schließen. Doch welche Gnadenfrist werden Anbieter schwächelnden ETFs zugestehen Meiner Ansicht nach sind drei Jahre realistisch. Denn nach dieser Zeit hat ein Fonds verschiedene Marktzyklen durchlebt. Demnach wären potenzielle Kandidaten für eine ETF-Todesliste jene Fonds, die seit mindestens drei Jahren auf dem Markt sind und deren Volumina nicht über 100 Millionen Euro gestiegen sind. Anhand dieser Kriterien ergibt sich für den deutschen Markt, der 955 ETFs umfasst, eine Liste von 195 Wackelkandidaten. Diese Quote von rund 20 Prozent ist beachtlich. Sind aber wirklich so viele ETFs von der Schließung bedroht Bei der Beantwortung dieser Frage gilt es, zwei Punkte zu berücksichtigen: zum einen die Frage nach dem Nutzen kleiner Fonds für die Anleger beziehungsweise Anbieter. Dabei geht es um den Einsatzzweck, für den die Fonds aufgelegt wurden. Dienen sie der Komplettierung der Produktpaletten Sehen die Anbieter sie als Spezialitäten für ihre Schaufenster an Benötigen die Investoren diese Fonds, um Anlageentscheidungen schnell umsetzen zu können Nutzen sie die Fonds als kurzoder langfristige Anlageinstrumente Zum anderen hängt die Profitabilität von ETFs nicht nur von deren verwalteten Vermögen ab. Schließlich verdienen viele Anbieter beziehungsweise deren Mutterbanken auch mit ihrer Funktion als Authorized Participant (AP) Geld. Somit ist neben dem verwalteten Vermögen auch der Börsenumsatz von ETFs ein wichtiger Faktor, um die Profitabilität der Fonds zu bestimmen. Schaut man sich die Liste der 195 obengenannten ETFs genauer an, so stellt man fest: Eine Vielzahl dieser Fonds bezieht sich auf Branchenindizes. Investoren nutzen diese Fonds oftmals für kurzfristige Anlagen in speziellen Sektoren, was den Produkten tendenziell hohe Umsätze beschert. Daher können sie sich trotz geringer Volumina für die Anbieter lohnen. Allerdings gibt es auf der Liste auch eine große Anzahl von Fonds, die sich auf Strategie- und Themenindizes beziehen. Strategie-ETFs sind teilweise hochkomplex, so dass einige Investoren sie womöglich nicht verstehen. ETFs auf spezielle Investmentthemen wie ökologisch und sozial nachhaltiges Investieren dürften bei vielen Investoren grundsätzlich nicht zur Anlagestrategie passen. Daher könnten solche Fonds – eher als die Branchen-ETFs – tatsächlich von Schließungen bedroht sein. Insgesamt denke ich, dass die oft herbeigeredete Konsolidierung in der ETF- Branche erst dann einsetzen wird, wenn die insgesamt verwalteten Vermögen der Anbieter nicht mehr steigen. Denn solange die verwalteten Vermögen und damit auch die Einnahmen der Anbieter steigen, verspüren diese keinen Druck, ihre Produktpaletten zu bereinigen und sich eventueller Chancen zu berauben. Schließlich können sie, solange das Geschäft insgesamt gut läuft, Ladenhüter subventionieren. Daher gehe ich davon aus, dass der Markt für börsennotierte Indexfonds auch in der Zukunft wachsen wird. Detlef Glow, MBA (UoW) Detlef Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters – Lipper. Anfang 2007 übernahm er die Leitung für die Regionen Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Oktober 2010 ist Detlef Glow Leiter der Fondsanalyse von Lipper in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanager für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der Tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse für sowohl das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war. Seite 27 Oktober 2011

Meinung<br />

Steht der ETF Branche eine<br />

massive Konsolidierung bevor<br />

Der ETF-Experte Detlef Glow beleuchtet und kommentiert <strong>im</strong> <strong>EXtra</strong>-<strong>Magazin</strong> Entwicklungen der ETF-Branche.<br />

Er veröffentlicht regelmäßig in verschiedensten Medien ETF-Artikel und -Kommentare.<br />

In den USA machen sogenannte Todeslisten<br />

börsennotierter Indexfonds (ETFs) die<br />

Runde. Das sind Listen von Fonds, die aufgrund<br />

fehlenden Anlegerinteresses bald<br />

aufgelöst oder mit anderen verschmolzen<br />

werden könnten.<br />

<strong>Die</strong> Autoren der gängigen Todeslisten in<br />

den USA gehen davon aus, dass ETFs, die<br />

nicht über kritische Massen verfügen, für<br />

die Anbieter nicht profitabel sind und daher<br />

früher oder später geschlossen werden.<br />

<strong>Die</strong> Frage ist, wie groß ein ETF sein muss,<br />

damit er profitabel ist. In vielen Fällen ist<br />

von einem verwalteten Vermögen von 100<br />

Millionen Euro pro Fonds die Rede, damit<br />

ein ETF sich wirklich lohnt.<br />

Ein zweites Kriterium ist die Zeit. Da die<br />

Auflage von Fonds die Anbieter Geld kostet,<br />

haben diese kein Interesse daran, Fonds<br />

kurz nach deren Auflage gleich wieder zu<br />

schließen. Doch welche Gnadenfrist werden<br />

Anbieter schwächelnden ETFs zugestehen<br />

Meiner Ansicht nach sind drei Jahre<br />

realistisch. Denn nach dieser Zeit hat ein<br />

Fonds verschiedene Marktzyklen durchlebt.<br />

Demnach wären potenzielle Kandidaten für<br />

eine ETF-Todesliste jene Fonds, die seit<br />

mindestens drei Jahren auf dem Markt sind<br />

und deren Volumina nicht über 100 Millionen<br />

Euro gestiegen sind. Anhand dieser Kriterien<br />

ergibt sich für den deutschen Markt,<br />

der 955 ETFs umfasst, eine Liste von 195<br />

Wackelkandidaten. <strong>Die</strong>se Quote von rund<br />

20 Prozent ist beachtlich. Sind aber wirklich<br />

so viele ETFs von der Schließung bedroht<br />

Bei der Beantwortung dieser Frage gilt<br />

es, zwei Punkte zu berücksichtigen: zum<br />

einen die Frage nach dem Nutzen kleiner<br />

Fonds für die Anleger beziehungsweise<br />

Anbieter. Dabei geht es um den Einsatzzweck,<br />

für den die Fonds aufgelegt wurden.<br />

<strong>Die</strong>nen sie der Komplettierung der<br />

Produktpaletten Sehen die Anbieter sie<br />

als Spezialitäten für ihre Schaufenster an<br />

Benötigen die Investoren diese Fonds, um<br />

Anlageentscheidungen schnell umsetzen<br />

zu können Nutzen sie die Fonds als kurzoder<br />

langfristige Anlageinstrumente<br />

Zum anderen hängt die Profitabilität von<br />

ETFs nicht nur von deren verwalteten Vermögen<br />

ab. Schließlich verdienen viele Anbieter<br />

beziehungsweise deren Mutterbanken<br />

auch mit ihrer Funktion als Authorized<br />

Participant (AP) Geld. Somit ist neben dem<br />

verwalteten Vermögen auch der Börsenumsatz<br />

von ETFs ein wichtiger Faktor, um<br />

die Profitabilität der Fonds zu best<strong>im</strong>men.<br />

Schaut man sich die Liste der 195 obengenannten<br />

ETFs genauer an, so stellt man<br />

fest: Eine Vielzahl dieser Fonds bezieht<br />

sich auf Branchenindizes. Investoren nutzen<br />

diese Fonds oftmals für kurzfristige<br />

Anlagen in speziellen Sektoren, was den<br />

Produkten tendenziell hohe Umsätze beschert.<br />

Daher können sie sich trotz geringer<br />

Volumina für die Anbieter lohnen.<br />

Allerdings gibt es auf der Liste auch eine<br />

große Anzahl von Fonds, die sich auf Strategie-<br />

und Themenindizes beziehen. Strategie-ETFs<br />

sind teilweise hochkomplex, so<br />

dass einige Investoren sie womöglich nicht<br />

verstehen. ETFs auf spezielle Investmentthemen<br />

wie ökologisch und sozial nachhaltiges<br />

Investieren dürften bei vielen Investoren<br />

grundsätzlich nicht zur Anlagestrategie<br />

passen. Daher könnten solche Fonds –<br />

eher als die Branchen-ETFs – tatsächlich<br />

von Schließungen bedroht sein.<br />

Insgesamt denke ich, dass die oft herbeigeredete<br />

Konsolidierung in der ETF-<br />

Branche erst dann einsetzen wird, wenn<br />

die insgesamt verwalteten Vermögen der<br />

Anbieter nicht mehr steigen. Denn solange<br />

die verwalteten Vermögen und damit auch<br />

die Einnahmen der Anbieter steigen, verspüren<br />

diese keinen Druck, ihre Produktpaletten<br />

zu bereinigen und sich eventueller<br />

Chancen zu berauben. Schließlich können<br />

sie, solange das Geschäft insgesamt gut<br />

läuft, Ladenhüter subventionieren. Daher<br />

gehe ich davon aus, dass der Markt für<br />

börsennotierte Indexfonds auch in der Zukunft<br />

wachsen wird.<br />

Detlef Glow, MBA (UoW)<br />

Detlef Glow begann <strong>im</strong> Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für<br />

Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters – Lipper. Anfang<br />

2007 übernahm er die Leitung für die Regionen Zentral-, Nord- und<br />

Osteuropa. Seit Oktober 2010 ist Detlef Glow Leiter der Fondsanalyse<br />

von Lipper in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Zuvor war er als<br />

Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH<br />

in Bad Homburg als Portfoliomanager für vermögende Privatkunden tätig.<br />

Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der Tecis Holding<br />

AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse für sowohl<br />

das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset<br />

Management AG verantwortlich war.<br />

Seite 27 Oktober 2011

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