Franz Kafkas Deutsch Marek Nekula (Regensburg) - Linguistik online
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particulae collectae<br />
ge'), im Wege ('auf dem Weg über'), im weiteren Verfolge ('im weiteren Verlauf')<br />
X im weiteren Verlaufe (A-178), im Zuge ('im Verlauf'), inbetreff, insolange/insoferne<br />
('insoweit'), rücksichtlich, somit, sonach ('infolgedessen'), tunlichst.<br />
Manche von diesen Ausdrücken wie mit Rücksicht auf, behufs, darnach (A-186;<br />
A-185) kennzeichnen das (ältere) Amtdeutsch im allgemeinen. Auch diese Liste<br />
von Krolop ließe sich weiter ergänzen und spezifizieren, wobei mir wichtig erscheint,<br />
dass sog. Austriazismen oft neben den binnendeutschen Varianten verwendet<br />
werden:<br />
Triennalien, Quadrienalien, Kommisär, Dienstpragmatik, das Gesetz betreffend<br />
die Dienstpragmatik und das Zeitavancement, Quartiergeld (A-177; A-177; A-<br />
181; A-175; A-179; A-177);<br />
Kanzleipersonal / Bureauvorstände (A-175 / A-176);<br />
Beäusserung von Einsprüchen gegen die Einreihung, bei der Neueinreihung der<br />
Betriebe; Beäusserung und Abfassung von Einwendungen, Rekursen und Beschwerden;<br />
Güte des löblichen Verwaltungsausschusses (A-123; A-133; A-124);<br />
arch. der löbliche Vorstand geruhe gütigst; Einsicht eines löblichen Vorstandes;<br />
Hochlöblicher Verwaltungsausschuss!; Der ergebens Gefertigte bittet einen löblichen<br />
Ausschuss um die gütige Erlaubnis, seinen Urlaub 1909/1910 auf den Monat<br />
Oktober verlegen zu dürfen; Demgegenüber glaubt der ergebenst Gefertigte<br />
durch die Art seiner Verwendung im Dienste, ferner im Hinblick auf die Gehaltsverhältnisse<br />
der Konceptbeamten in öffentlichen Diensten, endlich ['schließlich']<br />
im Hinblick auf die Gehaltsverhältnisse innerhalb der Anstalt selbst berechtigt zu<br />
sein, seine Bitte der Einsicht und dem Wohlwollen eines löblichen Vorstandes zu<br />
überreichen; Der ergebenst Gefertigte erlaubt sich, sein Ansuchen des praes.<br />
15.V. 1911 um Versetzung in die 1. Gehaltsstufe der II. Rangclasse neuerlich vorzubringen<br />
und es mit der Berufung auf dessen damalige Begründung einem löblichen<br />
Vorstand zu unterbreiten; Der ergebenst Gefertigte [...] bittet einen<br />
hochlöblichen Vorstand um gütige Gewährung eines einwöchigen Krankenurlaubes<br />
(A-298; A-133; A-175; A-133; A-141; A-142; A-175).<br />
Kafka verfügt übrigens – ganz ebenso, wie es gerade für das <strong>Deutsch</strong>e deutlich<br />
wurde – auch über stilistische Feinheiten des Amtstschechischen (cf. <strong>Nekula</strong><br />
2001b) und zwar nicht nur im terminologischen Bereich (cf. <strong>Nekula</strong> 2000a).<br />
Sein Beruf hat ihn also im sprachlichen Sinne wesentlich geprägt. Es ist daher<br />
kein Wunder, dass wiederum amtsdeutsche Termini und Wendungen auch außerhalb<br />
der Berufsdomäne vorkommen wie in Bitte rücksichtlich des Einheizens<br />
(Rtg-14) u. a. Die Beantwortung der Frage, inwieweit dadurch der Stil seiner<br />
literarischen Texte geprägt ist (cf. Thieberger 1979: 186), und inwieweit dieses<br />
Merkmal für die Interpretation literarischer Texte relevant ist, bleibt eine Aufgabe<br />
für die Literaturwissenschaft.