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Franz Kafkas Deutsch Marek Nekula (Regensburg) - Linguistik online

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254<br />

particulae collectae<br />

ge'), im Wege ('auf dem Weg über'), im weiteren Verfolge ('im weiteren Verlauf')<br />

X im weiteren Verlaufe (A-178), im Zuge ('im Verlauf'), inbetreff, insolange/insoferne<br />

('insoweit'), rücksichtlich, somit, sonach ('infolgedessen'), tunlichst.<br />

Manche von diesen Ausdrücken wie mit Rücksicht auf, behufs, darnach (A-186;<br />

A-185) kennzeichnen das (ältere) Amtdeutsch im allgemeinen. Auch diese Liste<br />

von Krolop ließe sich weiter ergänzen und spezifizieren, wobei mir wichtig erscheint,<br />

dass sog. Austriazismen oft neben den binnendeutschen Varianten verwendet<br />

werden:<br />

Triennalien, Quadrienalien, Kommisär, Dienstpragmatik, das Gesetz betreffend<br />

die Dienstpragmatik und das Zeitavancement, Quartiergeld (A-177; A-177; A-<br />

181; A-175; A-179; A-177);<br />

Kanzleipersonal / Bureauvorstände (A-175 / A-176);<br />

Beäusserung von Einsprüchen gegen die Einreihung, bei der Neueinreihung der<br />

Betriebe; Beäusserung und Abfassung von Einwendungen, Rekursen und Beschwerden;<br />

Güte des löblichen Verwaltungsausschusses (A-123; A-133; A-124);<br />

arch. der löbliche Vorstand geruhe gütigst; Einsicht eines löblichen Vorstandes;<br />

Hochlöblicher Verwaltungsausschuss!; Der ergebens Gefertigte bittet einen löblichen<br />

Ausschuss um die gütige Erlaubnis, seinen Urlaub 1909/1910 auf den Monat<br />

Oktober verlegen zu dürfen; Demgegenüber glaubt der ergebenst Gefertigte<br />

durch die Art seiner Verwendung im Dienste, ferner im Hinblick auf die Gehaltsverhältnisse<br />

der Konceptbeamten in öffentlichen Diensten, endlich ['schließlich']<br />

im Hinblick auf die Gehaltsverhältnisse innerhalb der Anstalt selbst berechtigt zu<br />

sein, seine Bitte der Einsicht und dem Wohlwollen eines löblichen Vorstandes zu<br />

überreichen; Der ergebenst Gefertigte erlaubt sich, sein Ansuchen des praes.<br />

15.V. 1911 um Versetzung in die 1. Gehaltsstufe der II. Rangclasse neuerlich vorzubringen<br />

und es mit der Berufung auf dessen damalige Begründung einem löblichen<br />

Vorstand zu unterbreiten; Der ergebenst Gefertigte [...] bittet einen<br />

hochlöblichen Vorstand um gütige Gewährung eines einwöchigen Krankenurlaubes<br />

(A-298; A-133; A-175; A-133; A-141; A-142; A-175).<br />

Kafka verfügt übrigens – ganz ebenso, wie es gerade für das <strong>Deutsch</strong>e deutlich<br />

wurde – auch über stilistische Feinheiten des Amtstschechischen (cf. <strong>Nekula</strong><br />

2001b) und zwar nicht nur im terminologischen Bereich (cf. <strong>Nekula</strong> 2000a).<br />

Sein Beruf hat ihn also im sprachlichen Sinne wesentlich geprägt. Es ist daher<br />

kein Wunder, dass wiederum amtsdeutsche Termini und Wendungen auch außerhalb<br />

der Berufsdomäne vorkommen wie in Bitte rücksichtlich des Einheizens<br />

(Rtg-14) u. a. Die Beantwortung der Frage, inwieweit dadurch der Stil seiner<br />

literarischen Texte geprägt ist (cf. Thieberger 1979: 186), und inwieweit dieses<br />

Merkmal für die Interpretation literarischer Texte relevant ist, bleibt eine Aufgabe<br />

für die Literaturwissenschaft.

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