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Franz Kafkas Deutsch Marek Nekula (Regensburg) - Linguistik online

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250<br />

particulae collectae<br />

Die Fälle, wo der Artikel nach der Präposition (vor allem nach den Präpositionen<br />

in, von) fehlt, ließen sich als Einverleibung (Assimilation) des oberdeutsch geprägten<br />

(unbetonten) Artikels in die Präposition interpretieren, wie sie in deutschen<br />

Texten bairischer Muttersprachler beim Substantiv ohne Attribut vorliegt<br />

(zum Bairischen cf. Zehetner 1985: 112).<br />

Im Bereich des Satzgefüge sieht man Pragismen bzw. Austriazismen in der spezifischen<br />

Verwendung der Konjuktionen bis mit der Bedeutung "sobald, wenn" 50<br />

und trotzdem mit der Bedeutung als "obwohl, obzwar, obschon", auch wenn dies<br />

im Falle von trotzdem problematisch ist: 51<br />

beim Anblick einer derartigen Brück wecke ich Max und verschaffe mir dadurch<br />

den ersten starken Eindruck von der Schweiz trotzdem ich sie schon lange aus innerer<br />

in äußerer Dämmerung anschaue; Ein <strong>Deutsch</strong>er [...] bekommt um 3/412<br />

noch eine Eintrittskarte in die Schwimmanstalt, trotzdem sie um 12 gesperrt; [...]<br />

trotzdem ich mir auch diese Hilflosigkeit zu erklären drohte; jetzt ist es besser,<br />

trotzdem heute abend eine neue Störung aufgetaucht ist; jetzt schließe ich ab [...]<br />

trotzdem ich das was ich wollte nicht gesagt habe [...]; Aber es ist nicht nur die<br />

Eifersucht, trotzdem auch diese nicht "sinnlos" wäre; [...] trotzdem die Uhr [...]<br />

einen merkwürdig schnellen Schlag hat; [...] trotzdem es mir sonst eine Lust ist<br />

[...]; [...] trotzdem es eine gewisse Macht hat; [...] trotzdem mein böhmisch Lehrer<br />

auf mich wartet, [...] trotzdem ich es für Dich nicht begreifen kann; [...] trotzdem<br />

es auf meinem Weg liegt; Es geht mir nicht gut, [ob]zwar der Arzt behauptet, die<br />

Sache in der Lunge sei um die Hälfte zurückgegangen (Rtg-23; Rtg-36; B-221; B-<br />

312; B-313; B-443; B-95; B-430; B-421; B-78; B-57; B-418; B-319);<br />

Du wirst mir eben, bis ich nach Prag komme, die Stellen aus Deinem kurzen Tagebuch<br />

mit Erklärungen vorlesen; und das Bewußtsein dessen gebe Dir den Muth<br />

erst auszukühlen, bis Du es anders nicht ertragen kannst (B-104; B-75).<br />

Ähnlich sieht zum Beispiel âermák – auf Grund der Korrekturen von Max Brod<br />

– Austriazismen bzw. Beeinflussungen durch die tschechische Syntax auch bei<br />

<strong>Kafkas</strong> Frage- und Relativpronomina wie auf was, um was statt worauf, warum<br />

(cf. âermák 1997: 282), auch wenn diese nicht nur bei Hermann und Julie Kafka<br />

(cf. <strong>Nekula</strong> 2000c, 2002b), sondern auch in der deutschen Umgangssprache<br />

durchaus möglich sind. Im Tschechischen gehören jedoch diese Konstruktionen<br />

der Schriftsprache an, was sich in Böhmen auf den Usus (Frequenz, Stil) der<br />

deutschen Äquivalente – so auch bei der Verwendung der Relativa mit Korrelat<br />

und des allgemeinen Relativum was – auswirken konnte: sei mir nicht böse wegen<br />

dessen, was ich jetzt sage (B-297).<br />

50 Neben Brod (1954) auch Thieberger (1979: 184), Krolop (1992: 53f.), âermák (1997:<br />

283) u. a.m.<br />

51 Beissner (1952: 45) sieht darin einen Austriazismus, Krolop (1992: 54) argumentiert<br />

dagegen.

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