Franz Kafkas Deutsch Marek Nekula (Regensburg) - Linguistik online
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<strong>Marek</strong> <strong>Nekula</strong>: <strong>Franz</strong> <strong>Kafkas</strong> <strong>Deutsch</strong> 249<br />
den Eltern – bestimmte sowie unbestimmte Artikel oder andere Artikelwörter<br />
häufig – unter Umständen auch unter dem Einfluss des artikellosen Tschechischen<br />
– in Verbindungen wie paar Tage X ein paar Tage, paar Hefte / Blumen /<br />
alte Damen / Sätze / Stunden, mit paar Zeilen, paar Seiten / Augenblicke / Gedichte<br />
/ paar hübsche Sachen X ein paar Stellen, paar Worte bzw. blickte er<br />
[ein] wenig erschreckt (O-149, B-125, 202, 302, 309, 312, 315, 329, 333, 356,<br />
369, 384, 417, 428, 433, 433, 450, 450 X B-67, 83; B-422 / B-431 / B-272, 273 /<br />
B-417 / B-146; B-162; B-113 / B-199 / B-77 / B-49 X B-110; B-438, 451, P-<br />
37/22; P-144/176) 48 sowie in anderen Fällen:<br />
[die] Erste gemeinschaftliche Tatsache; in [m] ersten Augenblick; und was machen<br />
[die] beide[n] (Rtg-21; T-141/606; B-309);<br />
einmal hatte ich [die] Türe versperrt; daß sie erst kurze Zeit im Dienst sind;<br />
Schwarze Frau ernst, scharfer Mundanfang, schon unten neben dem Waggon gesehn,<br />
sitzt in der Halle (T-139/523; Rtg-17; Rtg-30);<br />
an einem Kaffeehaustisch in[m] Freien; in[s] Gesicht gehend; im Vorhof in[s]<br />
Freie; was von [m] Leben übrig ist; das Worte zu[r] Erde brachte; blickte er zu[r]<br />
Uhr; ich saß bei Weltsch in [m] Schaukelstuhl; in [m] ersten Augenblick; Mädchen<br />
in Schweizer Tracht; Jungen mit Schweizer Fahne; die Kaffeetasse die er in<br />
[der] Hand hielt; in einem Winkel bei [der] Tür (T-128/39; T-130/124; T-133/240;<br />
T-136/372; T-136/395; P-143/171; T-142/616; T-141/606; Rtg-28; Rtg-30; P-<br />
133/13; P-137/70);<br />
daß man auf [seinem] Oberschenkel die Narbe [...] sah (T-138/456).<br />
Dabei fällt auf, dass es selbst bei dem prominenten Beispiel für <strong>Kafkas</strong> angebliches<br />
Prager <strong>Deutsch</strong> wie paar Tage auch ein Gegenbeispiel ein paar Tage gibt<br />
(s. oben), das beweist, dass Kafka – ähnlich wie Brod 49 – im Stande war, diesen<br />
Aspekt seiner Sprache zu reflektieren und nach Bedarf zu korrigieren. Bei Dora<br />
Diamant findet sich im übrigen die Form ein paar Worte (B-452), was die<br />
Schlussfolgerung zulässt, dass <strong>Kafkas</strong> Sprachgebrauch für sie nicht prägend war<br />
oder aber nicht dringend "Pragismen" enthielt bzw. dass diese – auch von ihm –<br />
als solche wahrgenommen wurden. Denn es ist unwahrscheinlich, dass Dora, die<br />
schreibt, dass "dies [[...]] noch so ganz fremde <strong>Deutsch</strong> [ihr] garnicht gehorchen"<br />
(Brod/Kafka 1989/2: 452f.) will, Kafka nicht über ihren sprachlichen Ausdruck<br />
konsultierte.<br />
48 Für paar Treppen / Schritte vor paar Jahren cf. auch Brod (1954: 300f.), Thieberger<br />
(1979), Krolop (1992: 54), âermák (1997: 283).<br />
49 Abgesehen von dem einführenden Zitat cf. auch Brods Ausdrucksweise: ein paar<br />
Worte (B-383), ein paar sehr gute gute Heilerfolge (B-322), auch ein paar interessante<br />
Bücher (B-202), ein paar Einwände (B-243) u. a., nur ausnahmsweise in den paar Tagen<br />
(B-205), wenn du bisserl Lust hast (B-364).