Franz Kafkas Deutsch Marek Nekula (Regensburg) - Linguistik online
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<strong>Marek</strong> <strong>Nekula</strong>: <strong>Franz</strong> <strong>Kafkas</strong> <strong>Deutsch</strong> 237<br />
Parallelen hierzu lassen sich im Oberdeutschen (Bairischen; dazu Zehetner 1985:<br />
111) und Jiddischen finden, wobei im ersteren Fall auch die oberdeutsch geprägte<br />
Rektion der Präpositionen im Spiel ist.<br />
3.2.1.3 Rektion und Kongruenz in der Nominalprase<br />
Die Zusammenfügung der Präposition und des Artikels wird oft gemieden: in<br />
dem noch ein wenig fortlaufendem Genusse, zum dem einen Ausgang (V-97/63;<br />
T-134/285; so auch bei Julie Kafka, cf. <strong>Nekula</strong> 2000c, 2002b). Dies ist sowohl<br />
zeitlich als auch stilistisch motiviert. Zusammengefügte Formen findet man in<br />
der privaten Korrespondenz besonders bei der Simulation der direkten Rede<br />
(hinterm Korb, hinterm Schrank; B-198, B-199), ausnahmsweise jedoch auch in<br />
den Schreiben an die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt: beim königlichen<br />
böhmischen Landesauschusse (A-178) u. a.<br />
Relativ häufig und daher aussagekräftig ist die regional (oberdeutsch, bairisch)<br />
geprägte Rektion der Präpositionen (zu mit und in cf. Zehetner 1985: 110):<br />
(es) handelt sich [...] nicht um einem Proceß / um ihm; für allen andern Jammern<br />
zu öffnen; mit ihn / mit lauten Lachen X mit sein[en] Töchtern; bei die<br />
Abendbeleuchtung und die Lichtquelle; zu die Fensterpfosten (P-141/124 / T-<br />
145/742; B-439; P-134/37, P-140/117, T-138/459, T-143/564 / P-138 X T-<br />
152/1011; T-141/612; T-150/965);<br />
vor K.'s ungeduldigen Blick aber sagte er nur / K. schämte sich fast vor ihn / vor<br />
ihn / der vor den Tor die Stricke [...] zog; der [...] sich an seinem Schreibtisch<br />
setzte; in seinen Zimmer riß er gleich die Schubladen des Schreibtisch / dann lobe<br />
ich ihre Kürze noch jetzt in meine[n] vierziger Jahre[n] aus voller Brust / in vollen<br />
Einverständnis, während sie sich in ihre Aussprache übte / in den Beratungszimmer;<br />
wie er [...] sie [...] über dem Schreibtisch hin reichte; man sieht [...]<br />
hinter der Mörder (P-139/95 / P-140/104 / T-148/904 / T-139/518; P-270; P-<br />
133/12 / T-127/24 / P-309 / P-277 / P-203; P-140/118; T-128/59).<br />
Der Plural deadjektivischer Substantive ist in einer Reihe von Fällen durch das<br />
Fehlen der Endung gekennzeichnet, das zwar in der Stellung hinter alle damals<br />
wohl möglich war (cf. Duden 1984: 292f.), das jedoch – auch unter Einbeziehungen<br />
der anderen Fälle – als eine früher im Ethnolekt des <strong>Deutsch</strong>en etablierte<br />
Interferenz aus dem Jiddischen (cf. Lockwood 1995: 37) gelten könnte: Ihre Bekannte[n],<br />
die Stammgäste und Angestellte[n] des Kaffeehauses, alle Gelehrte[n]<br />
(P-136/50, T-132/207, T-135/354). Dagegen haben einige Substantive, die im<br />
Nominativ Singular auf -e enden, Endungen analog zu Adjektiven: in ganzer<br />
Größer, auf der kleinen Bühnen, ein sehr lieber Junger (T-128/54, T-129/97, T-<br />
136/384). Die Form an der Hüften (T-149/954) ist als bairische Form die Hüften<br />
zu verstehen.