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Franz Kafkas Deutsch Marek Nekula (Regensburg) - Linguistik online

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236<br />

particulae collectae<br />

Neben österreichischen bzw. oberdeutschen Pluralformen (der Polster, Plural<br />

Pölster 'das Polster, die Polster'; der Akt, Plural Akten 'die Akte, die Akten'; der<br />

Balkon, Plural Balkone 'der Balkon, die Balkons'; das Lampion, Plural Lampione<br />

'der Lampion, die Lampions', der Bogen, Plural Bogen 'der Bogen, die Bögen';<br />

B-155, 155; cf. auch Krolop 1992: 50f.) findet man bei Kafka auch binnendeutsche<br />

Formen wie r Pneumatik (-s) (Tgb-22). Im Plural der Substantive auf -el, -<br />

er, der im Hochdeutschen nur bei einigen Wörtern wie Schulter (-n), Partikel (-<br />

n) u. a., im Oberdeutschen (Bairischen) aber öfters mit -n gebildet wird, findet<br />

man bei Kafka neben den Formen mit -n 25 auch hyperkorrekte Formen ohne Endung:<br />

die Verbreiterung der Arme und Schulter[n], gegen alle Regel[n] (T-<br />

150/965, B-63). Dialektal geprägt sind auch weitere Pluralendungen: noch 8<br />

Tag 26 , Den Kopf im Kragen die Haar[e] unbeweglich um den Schädel geordnet<br />

27 , die Haarsträhne[n] welche die Wangen entlang laufen (T-137/411). Bei<br />

Haar und Tag lassen sich außerdem Parallelen im Jiddischen feststellen; so auch<br />

bei Dunkel der Fauteuils und Körpers. 28 Andere Unregelmäßigkeiten gegenüber<br />

der Pluralbildung im Hochdeutschen können als Anlehnung an produktive Typen<br />

verstanden werden: (sie) verließen ihre Plätzen, jene fremden Lebensverhältnissen,<br />

ihre Händen, ohne Jalousien, Vorhängen und Scheiben (T-131/164,<br />

T-134/288, T-145/747, K-149/961).<br />

Bei den Pronomina und Artikelwörtern lässt sich bei Kafka das Zusammenfallen<br />

der Formen des Akkusativs und Dativs (Maskulina) feststellen:<br />

als suche sie jemandem, als ob wir niemanden helfen wollten;<br />

jetzt mußten ihm zwei stützen, K. schämte sich fast vor ihn, vor ihn, mit ihn, um<br />

ihm;<br />

ein [...] Mensch, dem [den] das rasierte Gesicht [...] greisenhaft gemacht hat,<br />

Und dem ruhigen Blick ins Publikum gerichtet, sie nahm sein Kopf an sich (T-<br />

139/501; P-104; P-104; P-140/104; T-148/904; P-134/37, P-140/117, T-138/459,<br />

T-143/564; T-145/742; T-130/144; T-152/1005; P-142/146).<br />

25 Nicht bair.: an jedem der zwei großen Fenstern, jedem der ... Fenstern, Ertönen der<br />

Klageliedern (P-142/140; P-140; T136/365); analog sogar auch im Singular mit... einem<br />

kleineren Sesseln (T-133/237).<br />

26 T-150/986. - Nach Lötzsch (1992: 170) jiddisch tag (pl. teg). Zu Tag im Oberdeutschen<br />

cf. auch Zehetner (1985: 116f.).<br />

27 T-127/9. - Die Form hor f., ohne Pluralendung. – Cf. Lötzsch (1992: 90). Die Herausgeber<br />

der Tagebücher (Kafka 1990: 127/9) interpretieren dies als Apokope der Pluralendung<br />

(daher e Haare), auf der selben Seite gibt es jedoch auch frägen, das nicht nur<br />

dialektal, sondernu. U. auch als Anspielung auf das jiddische fregn verstanden werden<br />

könnte (cf. auch 1.).<br />

28 T-129/94. Jidd. kerper, pl. kerpers (cf. Lockwood 1995: 21). Die vorliegende Form<br />

kann jedoch auch als Analogie zur vorausgehenden Endung bei Fauteuil verstanden<br />

werden.

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