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Franz Kafkas Deutsch Marek Nekula (Regensburg) - Linguistik online

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<strong>Marek</strong> <strong>Nekula</strong>: <strong>Franz</strong> <strong>Kafkas</strong> <strong>Deutsch</strong> 227<br />

auch bei Hermann Kafka (nachdem glückseligen Augenblicke, schreibe wie der<br />

usw.) vor (cf. <strong>Nekula</strong> 2002b).<br />

Regional bedingt bzw. überwiegend oberdeutsch geprägt sind einige weitere Besonderheiten<br />

von <strong>Kafkas</strong> Rechtschreibung, die ebenfalls bei seinen Eltern festzustellen<br />

sind (cf. <strong>Nekula</strong> 2002b) und gar als gruppenspezifisch gelten können.<br />

Es handelt sich um die Phänomene Umlaut, Quantität, Assimilation sowie Synkope<br />

und Apokope bzw. ihre Verschriftlichung, wobei vor allem im Falle der<br />

Assimilationen deutlich wird, dass sich <strong>Kafkas</strong> <strong>Deutsch</strong> in den informellen Texten<br />

stark am gesprochenen Ausdruck orientiert. In <strong>Kafkas</strong> Texten lassen sich dabei<br />

neben den oberdeutschen Varianten Schupfen, Klempfner (zu -pp- / -pf- im<br />

Dialekt z. B. Zehetner 1985: 25, Beispiele auch in Krolop 1992: 54; zu Klempfner<br />

cf. P-188/17, B-160), vereinzelt auch andere oberdeutsche Varianten wie<br />

wirchlich, Augenblich (T-127/15, cf. auch Werktag / Werchtag in König 1973:<br />

186; T-131/155) ausfindig machen. Da das <strong>Deutsch</strong> in Böhmen u. a. auch durch<br />

die fehlende Unterscheidung von Fortes und Lenes gekennzeichnet ist (zur "lenierten<br />

Aussprache" von b, d, g cf. Skála 1992: 177), könnte man vor diesem<br />

(oberdeutschen) Hintergrund die Namen Sordini und Sortini (Das Schloss) gar<br />

als einen Namen interpretieren.<br />

Der (fehlende) Umlaut in gleichgiltig X gleichgültig, endgiltig X endgültig (T-<br />

142/650, B-42, 44, 76, 105, 299, 325, 407; P-78, 176, 213, 215, 232, 252, 257,<br />

259, T-135/347, B-51, 77, 104, 110, 320, 386, 401 usw. X T-143/686) 12 bzw. der<br />

(zusätzliche) Umlaut in verläumden, verläugnen, warüm, Gewöhnheit, gewöhnheitsmässig,<br />

Tier X Tür 'Tier' (P-133/7, P-134/36; B-53; P-150/264; P-140/117;<br />

T-135/347; B-48; Sa-449) usw., der auch in den Texten von Hermann und Julie<br />

Kafka sowie in den Texten der jüdischen Gemeinde in Prag festzustellen ist,<br />

kann (muss aber nicht) Besonderheiten in der Aussprache indizieren. Die im Süden<br />

wirksame Entrundung (cf. König 1973: 149, Zehetner 1985: 54f.) ggf. das<br />

Fehlen der Rundung (cf. Povej‰il 1980: 39f.) wird zum Teil auch orthographisch<br />

festgeschrieben (wie beispielweise im öst. Pülz statt Pilz). Diesen Erscheinungen<br />

wird bei Kafka mit hyperkorrekten Formen entgegengewirkt. Dabei ist offensichtlich<br />

manchmal auch mechanische Analogie (Gewöhnheit wie gewöhnen) im<br />

Spiel. Diese scheint jedenfalls wahrscheinlicher zu sein als Beeinflussung durch<br />

das bair. Gwenad bzw. jiddische gewojnschaft.<br />

Sowohl zu jedem der Beispiele mit fehlender Verdoppelung der Buchstaben für<br />

Konsonanten, durch die ein vorausgehender kurzer Vokal markiert wird<br />

(Kom[m]a, Kom[m]andant, ausgenom[m]en, de[s]sen, her[r]schend u. a.; T-<br />

133/247; T-149/964; T-134/272; T-135/314), bzw. zu jedem der Beispiele mit<br />

12 Bei Brod endgiltig (B-234, 382). Im Österreichischen Wörterbuch (1951: 78) wird<br />

giltig als veraltete, doch mögliche Form verstanden.

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