Vereinsreisen 1883-2010 - mitten im Thurgau!
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150<br />
Jahre<br />
Jubiläumsfestschrift 1861-2011<br />
Männerchor<br />
Märstetten
Jubiläumsfestschrift<br />
150 Jahre<br />
Männerchor Märstetten<br />
1861-2011<br />
Armin Strübi<br />
Jürg Wartmann
Verlag: Copyright © 2011 by Männerchor Märstetten<br />
Postfach, 8560 Märstetten<br />
Internet: www.mchm.ch<br />
Satz und Gestaltung: Jürg Schumacher, Märstetten<br />
Druck: Heer Druck AG, Sulgen
Vorwort des Präsidenten<br />
Liebe Freunde des Männerchors Märstetten<br />
Mit Stolz dürfen wir unsere 150-Jährige Chortradition feiern. Als einer der<br />
ältesten Vereine <strong>im</strong> Dorf, seinerzeit von Dorflehrer Wehrlin <strong>im</strong> Jahre 1861<br />
gegründet, trägt dieser Chor noch heute aktiv zum Dorfleben bei.<br />
Trotz schnelllebiger Zeit mit Auto, Computer, Handy und Internet ist unser<br />
Männerchor mit 23 aktiven Sängern mehr als nur engagiert geblieben. Die<br />
Darbietungen an verschiedenen Anlässen und Auftritte an diversen Gesangsfesten,<br />
eigener Abendunterhaltung mit Theater und eigenem Chortreffen zeigen<br />
dies eindrucksvoll. Dies auch dank der sehr kompetenten und charmanten<br />
Leitung unserer Dirigentin Bianca Allenbach.<br />
Die vorliegende Chronik ist nicht nur Geschichte, sie soll die vielen Aktivitäten<br />
rund um den Chor präsentieren. Auch die Pflege sangesfroher Geselligkeit an<br />
teils mehrtägigen <strong>Vereinsreisen</strong>, Geburtstagsfesten und Ständchen kommen dabei<br />
nicht zu kurz. Die beiden Autoren, Armin Strübi und Jürg Wartmann, beides<br />
langjährige Sänger und Vorstandsmitglieder, zeichnen für diese interessante<br />
Chronik verantwortlich. Sie ist gespickt mit vielen Vereinshöhepunkten in Wort<br />
und Bild der letzten 150 Jahre. Eigentlich ein kulturelles Erbgut, das wesentlich<br />
zum Dorfleben in und um Märstetten beigetragen hat und dies hoffentlich auch<br />
weiterhin erfolgreich tätigen wird.<br />
Nun wünsche ich Ihnen viel Spass be<strong>im</strong> Durchblättern und Studieren der<br />
Chronik und danke Ihnen <strong>im</strong> Namen des Männerchors für Ihre Verbundenheit<br />
und Treue zu unserem Verein.<br />
Märstetten <strong>im</strong> Mai 2011<br />
Hans-K. Zwicky<br />
Präsident Männerchor Märstetten<br />
3
1. Vorwort des Präsidenten<br />
2. Aus der Gründungszeit<br />
3. Schwierige Zeiten<br />
4. Das Lied <strong>im</strong> Wandel der Zeit<br />
5. Abendunterhaltungen<br />
6. Sängerfeste<br />
7. <strong>Vereinsreisen</strong><br />
8. Vom Kellerfest zum Maifäscht<br />
9. Teilnahme am Hilarius-Bürgertrunk<br />
10. Jubiläumsfeiern<br />
11. Vereinsfahnen<br />
12. Dirigenten<br />
13. Präsidenten<br />
14. Mitglieder, Ehrenmitglieder<br />
15. Organisationskomitee 150 Jahre<br />
16. Dank<br />
17. Quellen & Autoren<br />
Themenbereiche<br />
Seite<br />
3<br />
7<br />
13<br />
17<br />
21<br />
25<br />
31<br />
39<br />
43<br />
49<br />
55<br />
60<br />
62<br />
65<br />
66<br />
67<br />
69<br />
5
Be<strong>im</strong> Studium der vorhandenen Dokumente<br />
ist das genaue Gründungsdatum<br />
des Männerchors Märstetten<br />
nicht exakt auszumachen.<br />
Es fällt aber auf, dass um 1860 in unserer<br />
Region ein eigentliches Gesangesfieber<br />
auszumachen ist. So<br />
wurden in dieser Zeit auch in den<br />
Nachbargemeinden Wigoltingen und<br />
Bussnang-Rothenhausen Männerchöre<br />
gegründet.<br />
Aus Überlieferungen von 1953 ist von<br />
Jakob Fehr, einem ehemaligen<br />
Männerchormitglied, zu vernehmen,<br />
dass <strong>im</strong> Jahre 1858 Martin Wehrlin<br />
von Bischofszell an die Schule von<br />
Märstetten gewählt wurde. Ob damals<br />
schon ein Männerchor bestand, oder<br />
ob er auf Initiative von Wehrlin gegründet<br />
wurde, ist nicht bekannt.<br />
Die Organisation des Vereins war<br />
anfänglich sehr lose, ein Vorstand bestand<br />
nicht und der Lehrer war ‘das<br />
Mädchen für alles’: Dirigent, Präsident<br />
und Kassier. Dafür wurde er<br />
‘fürstlich’ honoriert: Auf Neujahr gab<br />
man ihm einen schönen Eierzopf und<br />
steckte ein Fünffrankenstück hinein;<br />
das war alles.<br />
Der Verein scheint nach und nach etwas<br />
auseinandergefallen sein.<br />
Aus der Gründungszeit<br />
Die am 20. & 24. Januar 1882 frisch revidierten Statuten:<br />
„§ 1: Zweck des Vereins ist Hebung & Pflege des Gesangs & der geselligen Unterhaltung.“<br />
7
Aus der Gründungszeit<br />
8<br />
Erste Seite des ältesten, noch vorhandenen Protokollbuchs, begonnen <strong>im</strong> Januar 1882<br />
Protokoll<br />
des Männerchor’s Märstetten<br />
Begonnen <strong>im</strong> Januar 1882<br />
Obiger Chronist bestätigt uns folgender<br />
Mitglieder:<br />
Gesangsleiter: E. Eberhard, Lehrer<br />
I. Tenor: Kesselring Gottfried<br />
Aus-der-Au Heinrich<br />
Kesselring Jacob<br />
Deutsch Jacob<br />
II. Tenor: Wahrenberger Heinrich<br />
Boltshauser Jacob<br />
Heer Johann<br />
Kesselring Jacon<br />
Meier Konrad<br />
Keller Hermann<br />
I. Bass: Knus Jacob<br />
Bäumli Heinrich<br />
Kesselring Jacon<br />
Niding Jacob<br />
II. Bass: Knus Konrad<br />
Kesselring Gottlieb<br />
Deutsch Konrad<br />
Häberli Gottlieb
Bild: Emil Eberhard - Präsident, Dirigent<br />
und Dorflehrer in Personalunion.<br />
1876 zog Martin Wehrlin nach Weinfelden<br />
und an seine Stelle trat Emil<br />
Eberhard von Mettlen, er kam direkt<br />
vom Lehrerseminar nach Märstetten.<br />
Dieser junge, sangeskundige und<br />
sangesfrohe Lehrer sammelte die Sänger<br />
wieder und bald war wieder frohes<br />
Sängerleben in unserem Dorfe.<br />
Bis 1899 amtete Lehrer Eberhard<br />
auch als Präsident des Männerchors.<br />
Wo es sich gab, wurde gesungen und<br />
als dann in den Achtzehnachtzigerjahren<br />
in der „Kreuzstrasse“ ein Saal<br />
erstellt wurde, war auch die Möglichkeit<br />
zum Konzertieren geschaffen.<br />
Seit 1882 existiert das erste Protokollbuch<br />
des Männerchors Märstetten.<br />
Die revidierten Statuten mit stattlichen<br />
16 Paragraphen wurden am 24.<br />
Januar 1882 beschlossen und von<br />
Emil Eberhard als Präsident, Gottlieb<br />
Häberli als Aktuar und Gottlieb<br />
Kesselring als Kassier unterzeichnet.<br />
1884 übernahm der Männerchor die<br />
Organisation eines Bezirksgesangfestes.<br />
Zu dem Anlass wurde eine<br />
Festhütte erstellt. Der Verein über-<br />
Aus der Gründungszeit<br />
nahm die Festwirtschaft und machte<br />
gute Geschäfte. Allerdings musste fast<br />
der ganze Profit als Schmerzensgeld<br />
und für eine Doktorrechnung geopfert<br />
werden: Eine Unvorsichtigkeit<br />
mit einer eigens für das Fest aus<br />
Altenklingen hergeschafften Kanone<br />
liess einem Gast den Zapfen ins Auge<br />
gehen ... !<br />
1901 wurde die Hauptversammlung<br />
<strong>im</strong> „Vereinigungslokal Post“ durchgeführt<br />
(siehe unten). Der Passivbeitrag<br />
betrug damals 3 Franken und<br />
neue Passivmitglieder mussten durch<br />
den Vorstand aufgenommen werden.<br />
Bild: „Restauration zur Post“ vor 1900. Post, Telephon und Telegraph Märstetten<br />
mit drei Postkutschenkursen nach Affeltrangen, „Neuweilen“ und „Dottnacht“<br />
9
Aus der Gründungszeit<br />
Die Sänger bereicherten in dieser Zeit<br />
die Silvesterfeiern an verschiedenen<br />
Plätzen des Dorfes mit ihren Gesängen.<br />
Nachher traf man sich <strong>im</strong> ‘Ochsen’<br />
wo man bei Wein und Gesang<br />
das alte Jahr verabschiedete und das<br />
neue begrüsste.<br />
1907 starb Lehrer Eberhart überraschend<br />
an einer he<strong>im</strong>tückischen Lungenentzündung.<br />
Er hatte über 30 Jahre<br />
dem Verein als Dirigent und eigentlicher<br />
‘Vater’ gedient. An seine Stelle<br />
trat der nach Märstetten gewählte<br />
Lehrer Emil Rüegger.<br />
Auszüge aus den<br />
Protokollbüchern<br />
Der Geselligkeit wurde schon <strong>im</strong>mer<br />
ein hoher Stellenwert zugerechnet.<br />
Dies beweisen die beiden nebenstehenden<br />
Ausschnitte aus dem Protokollbuch<br />
von 1932.<br />
10<br />
1932: Einlagerung von Most<br />
<strong>im</strong> Probekeller<br />
„Es wird eine ganz neuartige<br />
Anregung zur Diskussion vorgelegt.<br />
Die bestände in Anbetracht eines<br />
befriedigenden Obstertrages und in<br />
Rücksicht der durstigen Mitglieder:<br />
Ein Fass Most selbst einzukeltern.<br />
Lagerung <strong>im</strong> Schulhauskeller.“<br />
Diese Anregung fand ein gutes<br />
Echo. Dies bewies die sofortige<br />
Bereitwilligkeit zur Gratislieferung<br />
des nötigen Fasses, des<br />
nötigen Obstes, der Gratismosterei,<br />
die Lieferung des<br />
Fasshahnens, des Kruges, der<br />
Gläser und des Servierbrettes.<br />
1932: Weinprobe in<br />
Boltshausen<br />
„Wer schreitet durch das Dunkel,<br />
dem Nachbar-Weiler zu?<br />
Und ist bereit zu opfern,<br />
die Stunden süsser Ruh?<br />
Es sind die Sänger jung und alt,<br />
sie wollen jubeln, dass es schallt -<br />
dem süssen Wein zu Ehren,<br />
die Sängerlust zu mehren!<br />
Es war am 23. Weinmonat, als kurz<br />
nach 20 Uhr in der Wirtschaft Bosch<br />
in Boltshausen der Eröffnungsgesang<br />
ertönte und unseren treuen Anhängern<br />
in Boltshausen deutlich zurief:<br />
„Wir freuen uns, wieder einmal ganz<br />
in der Nähe Eures He<strong>im</strong>es zu singen<br />
und Euch, wenigstens für einmal, den<br />
weiten Weg zu ersparen!“
Aus der Gründungszeit<br />
Bild: Letzte Seite der am 24. Januar 1882 beschlossenen und von Emil Eberhard als Präsident,<br />
Gottlieb Häberli als Aktuar und Gottlieb Kesselring als Kassier unterzeichneten Statuten.<br />
11
Die schweren Zeiten während den<br />
beiden Weltkriegen mit ihren enormen<br />
Entbehrungen wurden auch für<br />
den Männerchor zu schwierigen<br />
Zeiten.<br />
Oftmals war der Bestand an Sängern<br />
wegen Aktivdienst so klein, dass die<br />
Proben wochenweise ausgesetzt<br />
werden mussten - von den Mehrbelastungen<br />
der weiblichen Bevölkerung<br />
durch die alleinige Verantwortung für<br />
Familie und Arbeit ganz zu schweigen.<br />
Auszüge aus den<br />
Protokollbüchern<br />
1. August 1914<br />
„Wer hätte gedacht, als wir vor 2 Tagen<br />
die letzten Vorbereitungen zur Augustfeier<br />
trafen, dass sie durch die so rasch<br />
eingetretenen politischen Zwischenfälle<br />
zunichte gemacht werden sollten! Durch<br />
Bündnisse: Österreich mit Deutschland,<br />
Serbien mit Russland und Frankreich mit<br />
England ein europäischer Krieg, wie ihn<br />
die Welt seit Napoleons Zeiten nie mehr<br />
erlebt hatte.“<br />
5. März 1916:<br />
Hauptversammlung<br />
„Nach dem schönen Vaterlandsliede<br />
„Mein Schweizerland“ wird die<br />
diesjährige Hauptversammlung eröffnet.<br />
Herr Hans Hugentobler als Präsident<br />
begrüsst und willkommet die Anwesenden.<br />
Er sprach sein Bedauern aus, dass sein<br />
Wunsch von der letzten Versammlung<br />
nicht in Erfüllung gegangen ist und sich<br />
die Lage eher verschl<strong>im</strong>mert hat, und der<br />
Schwierige Zeiten<br />
Bild: Männer, Kinder und einrückende Soldaten vor dem Mobilmachungsplakat<br />
(Foto: Hans Baumgartner)<br />
Ring sich noch ganz geschlossen hat um<br />
unser Vaterland, und auch noch<br />
Bulgarien sich dem Völkermorden angeschlossen<br />
hat. Als Schlusslied beantragt er<br />
das Soldatenlied ‘Steh ich <strong>im</strong> Feld’.“<br />
13
Schwierige Zeiten<br />
14<br />
Legende: Schreiben von 1915 an die Passivmitglieder, in welchem wegen<br />
„des Ernstes der Zeit“ das übliche Jahreskonzert abgesagt wird.<br />
Juli 1916<br />
„Kann der Männerchor an der 1.August-<br />
Feier mitwirken? Die St<strong>im</strong>mung ist nicht<br />
die beste: Erstens wegen dem andauernden<br />
Regenwetter: Die Bauern können sich seit<br />
den 60er-Jahren nicht an einen solchen<br />
schlechten Heuet erinnern. Zweitens:<br />
Noch vor dem 1. August müssen wieder 5<br />
Mitglieder als Teil der 6. Division zur<br />
Landesverteidigung einrücken.“<br />
15. März 1917<br />
„Bis auf weiteres bleiben unsere<br />
Gesangsübungen eingestellt, da gestern<br />
wieder 11 Aktivmitglieder einrücken<br />
mussten zum Grenzdienste unseres<br />
Vaterlandes.“<br />
4. Januar 1918<br />
„Die Männer des Auszuges (= 22 bis<br />
33 jährige Soldaten ) samt dem<br />
Dirigenten müssen einrücken. Es wird als<br />
Ersatzdirigent alt Chormeister Herr<br />
Rüegger einspringen.“<br />
13. Januar 1918:<br />
Hilariusfeier<br />
„Zur Hilariusfeier wird an Stelle des<br />
kostspieligen Rebensaftes pr<strong>im</strong>a Apfelwein<br />
serviert und dazu eine ausnahmsgrosse<br />
Salzisse mit an Stelle des fast nicht<br />
mehr erhältlichen Brotes ein Teller<br />
Kartoffelsalat, ja es war fast zum<br />
Bedauern für Jene, die nicht mitnaschen<br />
konnten.“
1. August 1918<br />
„Unserer diesjährigen Augustfeier, die<br />
wohlverdient war, ging ein Strich durch die<br />
Rechnung, indem unsere oberste Landesbehörde<br />
infolge Grippegefahr verboten<br />
hatte, sämtliche Volksversammlungen auf<br />
dem Lande wie in der Stadt.“<br />
31. Dezember 1918<br />
„Von der gewohnten Silvesterfeier musste<br />
Umgang genommen werden. Erstens<br />
wegen <strong>im</strong>mer noch bestehendem<br />
Versammlungsverbot. Zweitens weil wir<br />
noch viele kranke Mitglieder hatten die<br />
leider die meisten die Grippe von der<br />
allgemeinen Mobilisation vom November<br />
zugezogen hatten.<br />
Kaum war der Weltkrieg zu Ende, fing es<br />
in den unterliegenden Staaten zu rumoren<br />
an und die Revolutionen nahmen<br />
überhand. Die Sozialisten wollten jetzt<br />
regieren und dieses Fieber schleppte<br />
fremdes Gesindel auch in unser liebes<br />
Schweizerland.<br />
Es wurde ein Generalstreik durchgeführt,<br />
aber dank unserer hohen Regierung und<br />
dank unserer Armee musste ihr<br />
Organisationskomitée kapitulieren und<br />
der Sieg war die Demokratie.“<br />
11. Mai 1940: 2. Mobilmachung<br />
„Wieder wird die ganze Armee unter die<br />
Fahnen gerufen. Dunkle Gewitterwolken<br />
brauen sich über Europa zusammen, und<br />
die deutsche Armee ist in Holland und<br />
Belgien einmarschiert. In diesen trüben<br />
Pfingsttagen werden unsere Nerven auf<br />
eine harte Probe gestellt. Viel schon haben<br />
wir unser Vaterland besungen, jetzt aber<br />
brauchen wir es und sind bereit, unsere<br />
He<strong>im</strong>at zu verteidigen.“<br />
Schwierige Zeiten<br />
Bild: Kompaniebüro 1944 <strong>im</strong> Restaurant Friedberg in Märstetten<br />
(Foto: Hans Baumgartner)<br />
11. Juli 1940<br />
„6-monatiger Unterbruch unserer Proben<br />
zu Ende.“<br />
1. August 1945<br />
„Zum erstenmal seit Jahren konnte die<br />
Bundesfeier <strong>im</strong> Zeichen des Friedens<br />
abgehalten werden. Der Töchter- und<br />
Männerchor hat wieder wie gewohnt an<br />
diesem feierlichen Anlass teilgenommen.“<br />
15
Bild: Einladung von Hand geschrieben<br />
und hektographiert (1885)<br />
Anhand der Liedertitel aus der Anfangszeit<br />
ist zu schliessen, dass hauptsächlich<br />
Werte wie He<strong>im</strong>atland, He<strong>im</strong>atliebe,<br />
Schweizerland, Natur, Jahreszeiten<br />
den höchsten Stellenwert<br />
besassen, um besungen zu werden.<br />
Mit diesen Themen liessen sich zur<br />
damaligen Zeit wohl auch Gefühle<br />
am besten ausdrücken.<br />
Während der Kriegsjahre, vor allem<br />
während des ersten Weltkrieges, als<br />
die Bedrohung, durch eine fremde<br />
Macht eingenommen zu werden, sehr<br />
gross und ständig präsent war, standen<br />
Werte wie Vaterland und Solda-<br />
Das Lied <strong>im</strong> Wandel der Zeit<br />
tenlieder, um Mut zu machen, an erster<br />
Stelle.<br />
Ab 1950 mit der fortschreitenden<br />
Industrialisierung mit steigendem<br />
sozialem Wohlstand und der damit<br />
verbundenen Sicherheit eroberten<br />
Texte mit Lebensfreude und Lebenslust<br />
die Sängerwelt.<br />
Ab 1970 mit der allgemeinen Internationalisierung<br />
und dem Fernsehzeitalter,<br />
wurden auch ab und zu englische<br />
Lieder ins Repertoire aufgenommen.<br />
Diese fanden jedoch nicht<br />
<strong>im</strong>mer bei allen Sängern grossen Anklang.<br />
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts<br />
wurde vermehrt versucht, Schlager<br />
oder Hits von bekannten Gesangsgruppen<br />
umzusetzen. Dies erweist<br />
sich oft als recht schwierig, weil sich<br />
das Original be<strong>im</strong> Zuhörer so stark<br />
eingeprägt hat, dass der Gesang à<br />
capella meist etwas farblos wirkt.<br />
Dass hingegen Themen wie: Guter<br />
Wein und schöne Frauen in einem<br />
Männerchor schon seit jeher Quotenrenner<br />
waren und bleiben werden,<br />
muss wohl nicht besonders erwähnt<br />
werden. Frei nach dem Motto:<br />
„Wein, Weib und Gesang - das hält<br />
uns jung - ein Leben lang ... !“<br />
Nachfolgend ein paar Beispiele aus<br />
dem Liederprogramm anlässlich der<br />
Abendunterhaltungen (Männerchorlieder)<br />
1885 Sängergruss<br />
Schifferlied<br />
Frühlingsgruss<br />
Dem Vaterland<br />
Der Frühling ist erwacht<br />
1935 Meine He<strong>im</strong>at<br />
Wie war er schön der<br />
Maientag<br />
In die blühende Welt<br />
1955 Nun leb wohl du kleine<br />
Gasse<br />
He<strong>im</strong>liche Liebe<br />
Gott schütze die Reben<br />
am sonnigen Rain<br />
Trinken und Lieben<br />
In Salzburg zu St. Peter<br />
1973 Negro Spirituals wie:<br />
Go Down Moses<br />
Where You There<br />
1987 Mein St<strong>im</strong>me klinge<br />
Mädele mein<br />
Should auld acquitance<br />
(Gemischter Chor)<br />
2000 Der Mann <strong>im</strong> Mond<br />
17
Das Lied <strong>im</strong> Wandel der Zeit<br />
18
Das Lied <strong>im</strong> Wandel der Zeit<br />
Bilder linke und rechte Seite:<br />
Aus dem Jahre 1896 existiert das Originalgesangsbüchlein des Dirigenten Lehrer Eberhard. Dieses wurde offensichtlich so oft benutzt, dass darauf<br />
die Fingerabdrücke deutlich zu sehen sind ... !<br />
19
An den Abendunterhaltungen bot<br />
sich seit jeher die Gelegenheit, den<br />
Verein und sein Können der Bevölkerung<br />
vorzustellen. Schliesslich ist<br />
man seinen Passivmitgliedern und<br />
Gönnern auch etwas schuldig; die Anlässe<br />
eignen sich deshalb bestens, sich<br />
bei den Geldgebern zu bedanken.<br />
Bis 1919 wurden die Aufführungen<br />
unter der Mitwirkung der hiesigen<br />
Musikgesellschaft durchgeführt.<br />
Die Anlässe trugen anfänglich den<br />
Titel «Concert» oder «Gesanglich-theatralische<br />
Aufführung». Ein Theaterstück,<br />
eventuell zusätzlich auch eine<br />
Posse (kurzes Stück), gehörte fast ausnahmslos<br />
dazu. Mit einer Tombola<br />
„zur Hebung der mageren Sängerkasse“<br />
wird bis heute (meist sehr erfolgreich)<br />
versucht, den Zuhörern zusätzliches<br />
Geld aus der Tasche zu locken. Nach<br />
der Aufführung ist seit jeher eine<br />
Tanzbelustigung angesagt.<br />
Fast seit Anbeginn weg wurden die<br />
Abendunterhaltungen gemeinsam<br />
mit dem Töchterchor durchgeführt.<br />
Einer der Gründe ist <strong>im</strong> Protokollbuch<br />
von 1944 aufgeführt:<br />
„Es ist zu verstehen, wenn die Liedervorträge<br />
des heutigen Abends allgemein in<br />
Abendunterhaltungen<br />
Bild: Gemeinsamer Auftritt der Märstetter Chöre unter Leitung von Eugen Alder<br />
Bild: Theateraufführungen gehörten seit jeher zum Programm der Abendunterhaltungen<br />
21
Abendunterhaltungen<br />
22<br />
Bild: Aufwändig <strong>im</strong> Bleisatz gestaltete Einladung zur<br />
«Gesanglich-theatralischen Aufführung» vom 31. Januar 1909<br />
löblicher Weise applaudiert wurden. Dem<br />
Frauen- und Töchterchor kommt das<br />
Hauptverdienst für diese Ehre zu; die<br />
Damen schaffen nämlich eine gewisse<br />
Atmosphäre, in der sich selbst das<br />
verwöhnteste Publikum wohl fühlt und in<br />
der sich der Männerchor anmassen darf,<br />
auf die Bühne zu treten ...“<br />
Ganz reibungslos gingen die Zusammentreffen<br />
mit dem Töchterchor<br />
allerdings nicht <strong>im</strong>mer ab:<br />
Auszug aus dem Protokollbuch<br />
von 1954, Vorbereitung der gemeinsamen<br />
Abendunterhaltung:<br />
„Beide Abende fielen in die Adventszeit.<br />
Es war gar nicht verwunderlich, dass St.<br />
Niklaus auch erschien. Leider konnte sich<br />
kein Vereinsmitglied bereit erklären,<br />
denselben darzustellen. Somit kam ein<br />
Echter aus dem Schwarzwald. Leider liess<br />
hier die Disziplin der jungen Töchterchörlerinnen<br />
zu wünschen übrig.“
Die gemeinsam geplanten Abendunterhaltungen<br />
der Vereine gingen<br />
auch sonst nicht <strong>im</strong>mer wie vorgesehen<br />
über die Bühne.<br />
So ist <strong>im</strong> Protokollbuch von 1908<br />
vermerkt:<br />
„Am 23. August sollte <strong>im</strong> Saale zur Kreuzstrasse<br />
ein Konzert vom Töchterchor,<br />
Männerchor und der Musikgesellschaft abgehalten<br />
werden, konnte aber nicht stattfinden,<br />
weil die Gesangsvereine nicht vollständig<br />
eingerückt waren. Die Musik verbrachte<br />
den Nachmittag bei Spiel und Trank <strong>im</strong><br />
Restaurant Obstgarten.“<br />
Das Rauchen war übrigens schon vor<br />
mehr als hundert Jahren ein Thema.<br />
So ist auf jedem Programm ein Hinweis<br />
darauf vermerkt, dass Rauchen<br />
verboten sei.<br />
Abendunterhaltungen<br />
Bild: Einladung zur «Gesanglich-theatralischen Aufführung»<br />
vom 20. Januar 1912 mit 2-Farben-Druck.<br />
23
Bereits bei der Gründung des<br />
Männerchores fanden alle zwei Jahre<br />
kantonale Sängerfeste statt. Diese<br />
dauerten nicht selten zwei Tage und<br />
waren richtige Höhepunkte in einem<br />
Sängerleben. Meist diente der Besuch<br />
eines Sängerfestes auch dazu, den<br />
Chor einer fachmännischen, nicht selten<br />
gestrengen Prüfung durch Experten<br />
zu unterziehen. Wenn dann ein<br />
gutes Resultat herausschaute, so war<br />
die He<strong>im</strong>kehr mit geschwellter Brust<br />
und wehender Fahne der krönende<br />
Abschluss. Alle Mühen der Proben<br />
waren dann vergessen, mit frischem<br />
Elan ging’s wieder ans Einstudieren<br />
von neuen Stücken.<br />
Zum Jahresprogramm gehört seit<br />
jeher, dass auch kleinere, regionale<br />
Sängertage besucht werden. Hier bietet<br />
sich dann jeweils auch die Gelegenheit,<br />
Freundschaften unter den<br />
Chören zu pflegen oder neue zu<br />
knüpfen. Der Besuch eines schweizerischen<br />
Sängerfestes oder eben eines<br />
„Eidgenössischen“ ist natürlich ein<br />
ausserordentliches Erlebnis. Unser<br />
Verein nahm, soweit aus den Akten<br />
hervorgeht, erst dre<strong>im</strong>al an einem<br />
solchen Mega-Anlass teil. Das letztemal<br />
2008 in Weinfelden, wo an zwei<br />
Wochenenden insgesamt 481 Chöre<br />
mit über 14’00 Sängern mitwirkten!<br />
Die Auflistung der besuchten Feste<br />
beinhaltet aus Platzgründen meist nur<br />
kantonale oder mitunter etwas aussergewöhnliche,<br />
auch von Wetterkapriolen<br />
begleitete Anlässe.<br />
1882 Gesangsfest Bussnang<br />
1884 Bezirksgesangsfest<br />
Märstetten, organisiert durch<br />
Männerchor, mit grosser<br />
Festhütte<br />
1901 Gesangsfest Weinfelden<br />
„Im roten Morgensch<strong>im</strong>mer“<br />
1904 Gesangsfest Kreuzlingen<br />
„Ein gar so eigen<br />
Frühlingslied“<br />
Sängerfeste<br />
Bild: Männerchor Märstetten mit neuer Fahne am Kantonalgesangfest 1929 in Arbon<br />
1929 Kantonales in Arbon<br />
„König Lenz“<br />
Stellvertretend für viele kantonale<br />
Sängerfeste ein Auszug aus dem Protokoll<br />
von 1929:<br />
„Samstag: Mit einem Extrazug gings um<br />
07.06 nach Arbon. Das Frühstück<br />
wurde in einer Festhütte mit 3‘000<br />
Sitzplätzen serviert. Unser Verein wurde<br />
weit nach hinten befördert, so dass es uns<br />
unmöglich wurde von der ausgezeichneten<br />
Eröffnungsrede und Fahnenübergabe viel<br />
zu verstehen. (...)<br />
Mit etwas klopfenden Herzen betraten<br />
wir die Bühne. Vor uns die gestrengen<br />
25
Sängerfeste<br />
26<br />
Kampfrichter und <strong>im</strong> Hintergrund die voll<br />
ausgefüllte Festhütte. Jeder hatte nur einen<br />
Gedanken: Hoffentlich gelingts. (...)<br />
Sonntag: Am zweiten Tag wurden die<br />
Wettlieder der Töchter- Frauen und<br />
Gemischtchöre vorgetragen. Nach dem<br />
Mittagessen fand der Festumzug statt.<br />
Danach der Auftritt der Gesamtchöre,<br />
anschliessend die Veteranenehrung. Dann<br />
endlich die Preisverleihung: Langts uns<br />
noch zum Lorbeer oder gibt’s einen<br />
Eichenen? Es wäre wirklich sehr schade<br />
gewesen um unsere und des Dirigenten<br />
gehabte Mühe, bedauernswert, wenn<br />
unsere neue Fahne die uns zum erstenmale<br />
zum Wettkampf führte, nur mit Eichenlaub<br />
geschmückt he<strong>im</strong>kehren müsste. Die<br />
Urteilsverkündung: Lorbeer für den<br />
Männerchor Märstetten! Wie leuchtete es<br />
aus aller Augen unserer Sänger, als wir<br />
diese Botschaft hörten! Telefonisch wird<br />
unser Erfolg sofort nach Hause berichtet.<br />
Der Extrazug brachte uns wieder nach<br />
Märstetten. Die Dorfvereine liessen es sich<br />
nicht nehmen, uns würdig zu empfangen.<br />
Unter den Klängen unserer werten<br />
Musikgesellschaft marschierten wir<br />
dorfwärts unserem Lokale, dem Ochsen<br />
zu, allwo es noch sehr gemütlich her und<br />
zu ging, für viele noch sehr lange ...“<br />
Bild: 1929 erreichte der Männerchor<br />
Märstetten einen Lorbeerkranz 2. Klasse.<br />
Nur mit Eichenlaub he<strong>im</strong>zukehren, wäre<br />
bedauernswert gewesen.
1935 Sängertag in Amriswil<br />
„Wanderburschen Abschied“<br />
1937 Kantonales in Frauenfeld,<br />
angetreten mit 37 Sängern!<br />
Zeitungsausschnitt:<br />
„Ausserordentlich frank und lebendig<br />
das Tanzlied ‘Gagliarda’ des<br />
Männerchors Märstetten.<br />
Prädikat: Lorbeer 1.Klasse“<br />
1946 Sängertag in Alterswilen<br />
„Transport mit festlich geschmückten Wagen<br />
und Pferdegespann.“<br />
1947 Sängertag in Pfyn<br />
„Recht hübsch haben die Pfyner einen schattigen<br />
Obstgarten zum Festplatz eingerichtet.<br />
Doch bald zogen dicke, schwere Gewitterwolken<br />
auf und es goss wie aus Gelten.<br />
Man hatte Not, sich unter die Tische zu<br />
retten ...“<br />
1950 Baumgarten- und Frühlingsfest<br />
in Märstetten (kein Sängertag)<br />
„Bei wunderbarem Maienwetter folgte der<br />
Einladung ein zahlreiches Festpublikum.<br />
Es wurden modernste Mittel der Technik<br />
eingesetzt, auch ein motorisierter Lautsprecherwagen.“<br />
1951 Kantonales in Bischofszell<br />
1955 Kantonales in Amriswil<br />
1959 Kantonales in Weinfelden<br />
1963 Kantonales in Arbon<br />
1968 Kantonales in Sirnach<br />
1970 Eidgenössisches in Zürich<br />
1976 Sängertag Herdern<br />
mit „T<strong>im</strong>okwein“<br />
Expertenbericht in Herdern:<br />
„Das burschikose jugoslawische<br />
Trinklied bereitete den Märstetter<br />
Sängern offensichtlich Spass. In<br />
geschlossenem Chorklang gab man<br />
bei den f-Stellen "Sonnenkraft" vor<br />
lauter Lebensfreude etwas zu viel<br />
Intensität, sodass sich dabei ein<br />
leichtes aber unbeschadetes Sinken<br />
bemerkbar machte. Da auch die<br />
langgehaltenen, gleichen Tenor-Töne<br />
auf der 2. Seite etwas darunter<br />
litten, schloss man in G. Es scheint,<br />
dass man vielleicht etwas kurzatmig<br />
war, da auch die Viertelnoten be<strong>im</strong><br />
2/4 Takt oft sehr abgerissen<br />
klangen. Der straffe Rhythmus<br />
wurde aber gut durchgehalten und die<br />
Diktion war klar und deutlich. Den<br />
dynamischen Abstufungen schenkte<br />
man volle Aufmerksamkeit , wobei,<br />
wie anfangs erwähnt: die f-Partien<br />
etwas übertrieben wirkten. Doch<br />
passte es schliesslich zu dem<br />
temperament- und humorvoll<br />
wiedergegebenen Weinlied, an dem<br />
man auch als Zuhörer seine Freude<br />
haben konnte.“<br />
Paul Forster<br />
Sängerfeste<br />
1986 Kantonales in Weinfelden<br />
1992 Kantonales in Amriswil<br />
1998 Kantonales in Bischofszell<br />
2003 Kantonales in Aadorf<br />
2008 Eidgenössisches in Weinfelden<br />
Einleitung zum Festbericht<br />
vom Schweizer Gesangsfest<br />
„sgf 2008“ in Weinfelden:<br />
„Aus aktuellem Anlass habe ich meinen<br />
Festbericht <strong>im</strong> Fussballjargon abgefasst,<br />
damit auch die Fussballbegeisterten<br />
unter Ihnen auf ihre Rechnung kommen.<br />
Angetreten mit folgender Aufstellung:<br />
Trainerin: Bianca Allenbach<br />
Als Tor- resp. Klavierhüter: Theo Stähli.<br />
Schiedsrichter: Experte Herr Kämpfen<br />
aus dem Kanton Wallis.<br />
Mannschaftsaufstellung: 21 Mann,<br />
1 Mann Auslandverpflichtung, kein<br />
Reservespieler.<br />
Unser Dress: Schwarze Hose, schwarze<br />
Stulpen, nicht weisse, blaues Oberteil,<br />
Kravatte.<br />
Als Fanclub mit dabei: Schlachtenbummler<br />
von Märstetten, Exponenten<br />
des Gemischten Chores Märando,<br />
Damenchor Schwarzenbach sowie weitere<br />
illustre Zaungäste.<br />
Stadion: Grossartige, vollständig überdeckte<br />
Halle des Rathauses Weinfelden,<br />
komplett ausverkauft, auch die letzten<br />
verfügbaren Stehplätze waren belegt.“<br />
...<br />
Jürg Wartmann<br />
27
Sängerfeste<br />
28<br />
Bild: Der Männerchor Märstetten am Sängertag in Nussbaumen TG<br />
Bild: Festchor des Schweizerischen Gesangfests 2008 in Weinfelden
Bild: Fahne der Schweizerischen Chorvereinigung am sgf’08<br />
Sängerfeste<br />
Bild: Fähnrich Kurt Stäheli am sgf’08 in Weinfelden<br />
29
Die <strong>Vereinsreisen</strong> hatten seit Beginn<br />
des Vereins einen sehr hohen Stellenwert.<br />
Meist dauerten diese 3 bis sogar<br />
5 Tage und beinhalteten anfänglich<br />
grosse Tagesmärsche, um ans Ziel zu<br />
gelangen. Es existieren denn auch in<br />
jedem Protokollbuch ausführliche<br />
Reisberichte.<br />
Der 1909 bis ins Detail wiedergegebene<br />
Bericht umfasst beispielsweise<br />
volle 40 (!) Seiten <strong>im</strong> Protokollbuch.<br />
Niedergeschrieben in feinster Handschrift<br />
vom Reiseberichterstatter E.<br />
Rüegger, Lehrer.<br />
In letzter Zeit wird es zunehmend<br />
schwieriger, Reisen zu organisieren,<br />
die mehr als drei Tage dauern. Um<br />
allen Sängern eine Teilnahme zu ermöglichen,<br />
werden deshalb vermehrt<br />
2-tägige Resien durchgeführt.<br />
Auf die einzelnen Reisen detailliert<br />
einzugehen, würde den Rahmen dieser<br />
Chronik sprengen. Es werden deshalb<br />
die Reiserouten und-Ziele nur in<br />
tabellarischer Form wiedergegeben.<br />
Damit jedoch auch noch etwas zum<br />
Schmunzeln übrigbleibt, sollen ein<br />
paar Episoden nicht vorenthalten<br />
bleiben.<br />
<strong>Vereinsreisen</strong> <strong>1883</strong>-<strong>2010</strong><br />
1927: 4-tägige Chorreise nach Zermatt. Hier vor dem Hotel ‘Weisses Kreuz’ in Interlaken<br />
1950: 5-tägige Reise per Bahn ins Salzkammergut. Vor dem Schloss Hellbrunn<br />
31
<strong>Vereinsreisen</strong> <strong>1883</strong>-<strong>2010</strong><br />
32<br />
<strong>1883</strong>: Luzern - Brünig - Interlaken - Bern<br />
1886: Vierwaldstättersee - Rigi - Oberalp<br />
1989: Appenzellerland: Wildkirchli - Trogen - Heiden<br />
1892: Brunnen - Göschenen - Furka - Rhonegletscher<br />
1896: Ragaz - Davos - Tiefencastel - Bonaduz<br />
1899: Luzern - Meiringen - Grosse Scheidegg - Bern<br />
1903: Furka - Gr<strong>im</strong>sel - Meiringen - Brünig<br />
1906: Glarus - Klausen - Rütli - Luzern<br />
1909: Brunnen - Stansstaad - Engelberg - Luzern<br />
1912: Gemmipass - Rhonetal - Montreux - Lausanne - Fribourg - Bern<br />
1919: Berner Oberland: Interlaken - Kleine Scheidegg - Lauterbrunnen<br />
1923: Tessin: Schöllenen - Gotthard - Airolo - Lugano<br />
1926: Reiseverschiebung beantragt, Protokollauszug:<br />
„U. Bosch glaubt, dass unsere Kasse nicht reisereif sei. Indem der Vorsitzende<br />
hofft, die Minderheit werde sich der Mehrheit unterziehen, lässt er gehe<strong>im</strong><br />
abst<strong>im</strong>men. Das Resultat ist allerdings so knapp, dass auf eine Reise verzichtet<br />
wird und stattdessen Fr. 50.- an das Theaterdefizit von Fr. 76.35 geleistet wird.<br />
Das zum Schluss gesungene Lied ‘Chinesenmarsch’ hätte ebensogut den Titel<br />
tragen können: ‘Was brausest du mein junges Blut’...“<br />
1927: Zermatt - Gornergrat - Montreux - Lausanne - Zweis<strong>im</strong>men - Luzern<br />
Diese Reise dauerte 4 Tage. Am 2. Tag war um 4 Uhr Tagwache. Reisekosten<br />
für 4 Tage: Fr. 100.15 pro Teilnehmer (etwa ein halber Monatslohn)<br />
1930: München: Theresienwiese - Siegesthor - Universität - Hofbräuhaus -<br />
engl. Garten - Tierpark Hellbrunn<br />
1934: St.Moritz: Davos - Filisur - St.Moritz - Julier - Lenzerheide;<br />
Protokoll: „Gut wenn endlich gereist wird, sonst macht sich der Männerchor<br />
über seine Uneinigkeiten und Unentschlossenheit noch lächerlich“<br />
1938: Venedig: Zernez - Meran - Bozen - Cortina d’Ampezzo - Venedig -<br />
Brescia - Milano<br />
„Diese Reise dauerte 5 Tage. Es wurde zum erstenmal mit einem Car gereist.<br />
Dieser hatte zur besseren Aussicht ein zu öffnendes Faltverdeck, eine Sensation!“<br />
1942: Berner Oberland: Interlaken - Trümmelbachfälle -<br />
kleine Scheidegg - Jungfraujoch<br />
1946: Tessin: Ricken - Brünig - Gr<strong>im</strong>sel - Furka - Gotthard - Lugano -<br />
Bernardino - Thusis<br />
1923 Tessinreise: Auf dem Gotthardpass<br />
1930 München: „Und no a Mass!“ - prost!<br />
1934 Sils-Maria: Die Sängerschar aus dem<br />
<strong>Thurgau</strong> wird bereits von oben begutachtet ...
1938 Venedig: Vor dem Dogen-Palast<br />
1938: Italienreise <strong>im</strong> Car mit Faltverdeck!<br />
1946: Der Rhonegletscher noch in voller Pracht!<br />
2001: Grandcour (VD) mit Zugsüberfall<br />
<strong>Vereinsreisen</strong> <strong>1883</strong>-<strong>2010</strong><br />
1950: Salzkammergut: 5 Tage, per Bahn<br />
1954: Nizza: Zürich - Genua - Nizza - Genua - Mailand - Zürich.<br />
4 Tage per Bahn, 3. Klasse, Nachtzug.<br />
1958: Jura/Genfersee: Chasseral - Delémont - Lausanne - Montreux -<br />
Col du Pillon - Bern; mit Bahn, Postauto und Schiff.<br />
1962: Rheinland: Colmar - Trier - Rüdeshe<strong>im</strong> - Heidelberg<br />
1966: Venedig: Landeck - Nauders - Kaltern - Venedig - Tirano<br />
1969: Turin: Martigny - Grosser St. Bernhard - Turin - Chamonix -<br />
Villeneuve<br />
1972: Per Flugzeug in die Kulturmetropole Wien: Staatsoper - Stephansdom<br />
- Schloss Schönbrunn - Donaufahrt - Burgenland - Neusiedlersee<br />
1975: Holland (siehe Gedicht ‘Vereinsreise mit Happy End’): Amsterdam -<br />
Grachtenrundfahrt - Den Haag - Rotterdam<br />
1978: München - Würzburg: Olympiastadion - Donaufahrt - Regensburg -<br />
Rothenburg<br />
1981: Camargue: Lyon - Avignon - N<strong>im</strong>es - Marseille - Grenoble<br />
1984: Salzburg: Salzbergwerk Hallein - Königsee - Hallstättersee<br />
1987: Rheinland: Strassbourg - Trier - Koblenz - Rüdeshe<strong>im</strong> - Heidelberg<br />
1990: Dolomiten: Arlbergpass - Innsbruck - Cortina d’Ampezzo -<br />
Gardasee - Meran<br />
1993: München: Rosenhe<strong>im</strong> - Bootsfahrt Chiemsee - Hofbräuhaus<br />
1996: Waadtländer Jura: 2 Tage, Twann - Vallorbe - Lac de Joux -<br />
La Brévine -Chasseral<br />
1997: Höllgrotten, Pilatus, 2 Tage<br />
1999: Toscana: Innsbruck - Brenner - Bozen - Verona - Bologna - Florenz<br />
2001: Romandie, Grandcour: 2 Tage, Mitwirkung an welscher<br />
Abendunterhaltung<br />
2003: Berlin per Flugzeug: Kanzleramt - Schifffahrt Spree -<br />
Brandenburger Tor - Filmstudios Babelsberg<br />
2007: Tessin: 2 Tage, Monte Tamaro - Morcote - Lugano - Verzascatal<br />
2009: Innerschweiz 2 Tage: Wettsingen in Schwyz - Schifffahrt Zugersee -<br />
Luzern<br />
<strong>2010</strong>: Wien: 3 Tage, per Flugzeug, Staatsoper - Hofburg - Stephansdom -<br />
Schloss Schönbrunn - Neusiedlersee<br />
33
<strong>Vereinsreisen</strong> <strong>1883</strong>-<strong>2010</strong><br />
1954: Nizza, Grande Corniche<br />
34<br />
Oskar Keller<br />
Hans Ramp<br />
Jakob Keller<br />
André Eyacher, Lehrer<br />
Ernst Aebischer<br />
Emil Opprecht<br />
Gottlieb Spahn<br />
Walter Lindenmann<br />
Reiseleiter Heinrich Wartmann<br />
Albert Hess<br />
Ernst Anderegg<br />
Walter Brenner<br />
Chauffeur<br />
Paul Hess<br />
Fritz Weber<br />
Erwin Keck<br />
Edwin Schär sen.<br />
Josef Walker<br />
Emil Müller<br />
Ernst Wolf<br />
Hermann Keller, Vorsteher<br />
Johann Habegger<br />
Max Sommerhalder<br />
Edwin Schär jun.<br />
Karl Ammann<br />
Walter Keller, Lehrer<br />
Hans Häsler<br />
Otto Wiesmann<br />
Jakob Koller<br />
Unbekannte Schönheit I<br />
Hermann Wartenweiler<br />
Jakob Traber<br />
Unbekannte Schönheit II
Vereinsreise mit „happy end“<br />
Der Männerchor sieht sich in Amsterdam<br />
auch nachts diverse Viertel an<br />
was auch den Albert intressiert<br />
zwei Kameras er mit sich führt,<br />
um viel Bilder einzufangen,<br />
die er zuhause bei Verlangen<br />
auf Leinwand projiziert<br />
und je nach dem auch kommentiert.<br />
Anderntags schon früh vor acht<br />
hat man sich parat gemacht<br />
zur Tagesfahrt nach Flevoland<br />
nachdem der Schlaf <strong>im</strong> Nu verschwand.<br />
Be<strong>im</strong> Zählen fehlt noch der Reporter.<br />
Man rätselt nun an welchem Ort er<br />
zuletzt gesehen ward eh er verschwand<br />
des Nachts in diesem fremden Land.<br />
Der Z<strong>im</strong>mercompagnon erklärt<br />
des Alberts Bett sei unversehrt.<br />
<strong>Vereinsreisen</strong> <strong>1883</strong>-<strong>2010</strong><br />
Ort der Handlung: Holland 1975<br />
Personen: Männerchor (ohne Frauen)<br />
Reisegast: Albert, Verwalter unserer örtlichen Bank-Filiale<br />
Man ruft die Notzentrale an.<br />
Dort weiss man nichts vom Schweizermann.<br />
Die Tränen rollen, man schluckt leer<br />
vermisst den armen Albert sehr.<br />
Der Chauffeur spendet etwas Mut<br />
indem er uns erklären tut:<br />
„Ein Verlust von drei Prozent<br />
sei dieserorts nicht eminent.<br />
Am Nachmittag aus Amsterdam<br />
hört man die Depesche an<br />
wonach sich auf der Réception<br />
gezeigt hat der verlorne Sohn.<br />
Auf sein Verbleiben angesprochen:<br />
Er sei auf eine Bank gekrochen<br />
anschliessend sofort eingeschlafen<br />
und hab geträumt von weissen Schafen.<br />
Bald jede Bank hat ihre Tücke<br />
nun gibt’s <strong>im</strong> Film halt eine Lücke.<br />
Verfasser: Heinrich Wartmann, Märstetten<br />
35
<strong>Vereinsreisen</strong> <strong>1883</strong>-<strong>2010</strong><br />
36<br />
1975: Die Pflege von Kameradschaft und Geselligkeit darf nicht zu kurz kommen<br />
2004: „Reise“ nach Pfyn zur nassen Verabschiedung von Dirigent Paolo D’Angelo
<strong>Vereinsreisen</strong> <strong>1883</strong>-<strong>2010</strong><br />
2003: Chorreise nach Berlin, vor dem Reichstag<br />
<strong>2010</strong>: Chorreise nach Wien, vor dem Schloss Schönbrunn<br />
37
In den 1960er Jahren waren für den<br />
Männerchor die finanziellen Einnahmen<br />
über Jahre dürftig. Aus diesem<br />
Grund musste man sich etwas einfallen<br />
lassen.<br />
Am 31. August 1968 fand das erste<br />
„Kellerfest“ <strong>im</strong> Volg-Lagerhauskeller<br />
statt. Zu diesem Zwecke wurden<br />
sämtliche Lagervorräte vom Keller in<br />
den 2. Stock verfrachtet und der Keller<br />
fein säuberlich gereinigt. Eine<br />
Heidenbüez, welche Tage in Anspruch<br />
nahm.<br />
Junges, zahlungs- und ausgehfreudiges<br />
Publikum wollte man anziehen. Anfänglich<br />
sang der Männerchor zuerst<br />
einige Lieder, bevor der „Tanz“ los<br />
ging. Schon nach wenigen Jahren wurde<br />
aber aufs Singen verzichtet, weil<br />
man nicht zum Gespött werden wollte.<br />
Das „Tanzbein schwingen“ und<br />
den „Durst löschen“ waren angesagt.<br />
Damals wurde noch kein Eintritt eingezogen.<br />
In jener Zeit war es üblich,<br />
dass die Tanzbändel auf der Bühne<br />
bei den männlichen Tänzern einkassiert<br />
wurden. Dies war keine leichte<br />
Aufgabe; versuchten doch einige Tänzer<br />
<strong>im</strong>mer wieder den „Geldeintreibern“<br />
auszuweichen oder sich hinter<br />
einem anderen Tanzpaar zu verstecken…..<br />
Vom Kellerfest zum Mai-Fäscht<br />
Das Kellerfest mit dem mittlerweile<br />
geänderten Datum auf Mittwoch vor<br />
Auffahrt, sprach sich schnell in der<br />
ganzen Ostschweiz herum. Bald<br />
einmal kamen die Festbesucher von<br />
den Kantonen TG, SG, SH, ZH, AR,<br />
AI, GR, GL. Die Parkplätze waren<br />
doch sehr beschränkt. Das gesamte<br />
Dorfzentrum musste ausgenützt werden.<br />
Von der Walkerwiese bis zum<br />
Rest. Rössli, vom Rest. Friedberg bis<br />
zur Metzgerei Burger waren die<br />
Strassenränder meist beidseitig mit<br />
Autos besetzt. Dies bescherte dem<br />
Männerchor zwar sehr viel Arbeit,<br />
aber eine schöne Aufbesserung der<br />
Vereinskasse.<br />
1978 beschloss der Männerchor das<br />
„Kellerfest“ zusätzlich am darauf folgenden<br />
Samstag ebenfalls durchzuführen.<br />
Die Kaffee- und Weinstube <strong>im</strong><br />
Erdgeschoss soll ausgebaut werden.<br />
Ebenso eine Tombola betreiben und<br />
eine Bar einzurichten. Dafür verzichtete<br />
man auf die bisherigen<br />
Schiessbuden.<br />
1996 konnte das „Kellerfest“ zum<br />
letzten Mal <strong>im</strong> Volg-Keller durchgeführt<br />
werden, weil die entsprechenden<br />
Räumlichkeiten anderweitig vermietet<br />
waren und bis zu geplanten Termin<br />
nicht frei wurden.<br />
Bild: Schlichte Einladung zum 1. „Kellerfest“<br />
am 31.08.1968 mit symbolischer Kellertreppe.<br />
Ab 1997 wurde das „Kellerfest“ in der<br />
alten Essigfabrik abgehalten. Aber<br />
auch hier waren sehr viel Arbeit und<br />
Unkosten damit verbunden, musste<br />
doch weiterhin sämtliches Festmobiliar<br />
und WC-Wagen zugemietet<br />
werden. Aufgrund „nicht mehr erreichbarer<br />
St<strong>im</strong>mung“ und deshalb<br />
stark rückläufigen Einnahmen in der<br />
hohen Halle blieben die Gäste zunehmend<br />
fern. In der Folge wurde beschlossen<br />
, das „Kellerfest“ <strong>im</strong> Jahr<br />
2000 das letzte Mal durchzuführen<br />
und es nach 32 Jahren der Geschichte<br />
zu übergeben.<br />
39
Vom Kellerfest zum Mai-Fäscht<br />
40<br />
Bild: Werbung für einen Chor-Anlass? Ganz<br />
gezielt auf Familien abgest<strong>im</strong>mte, farbige<br />
Einladung zum „2. Mai Fäscht 2002“
Bild: Gelände des „Mai-Fäscht 2001“ aus dem Korb des Fesselballons in Richtung Osten gesehen<br />
Es wurde ein OK gegründet, um einen<br />
Nachfolgeanlass zu organisieren,<br />
denn der Verein war weiterhin auf<br />
gute Einnahmen angewiesen, um die<br />
erheblichen Fix-Kosten (Dirigentenlohn,<br />
Notenmaterial usw.) decken zu<br />
können.<br />
2001 fand dann das erste „Mai-<br />
Fäscht“ in der neuen Mehrzweckhalle<br />
Weitsicht statt.<br />
Die Anlässe bestanden aus einem<br />
„Chortreffen“ am Freitagabend, wo<br />
zehn bis zwölf Chöre aus der näheren<br />
und etwas weiteren Umgebung das<br />
Publikum mit einem abwechslungsreichem<br />
Liederprogramm erfreuten und<br />
einem Samstagsprogramm, welches<br />
Vom Kellerfest zum Mai-Fäscht<br />
mit „Spiel und Spass für Familien“<br />
und mit freiem Eintritt speziell die<br />
Dorfbevölkerung ansprechen wollte.<br />
In den ersten Jahren zählten spezielle<br />
Attraktionen wie Helikopterflug,<br />
Fesselballonfahrt bis 50m über Boden,<br />
Halfpipe-Parcour, Bullriding und<br />
nicht zuletzt die alte „Säntis-Schwebebahn-Gondel“,<br />
welche bis 60m in<br />
die Höhe gezogen wurde, zu den Höhepunkten<br />
unseres Familienprogramms.<br />
Aber auch Bogenschiessen,<br />
Golfen, Hüpfburgen, Hau-den-Lukas<br />
und Vieles mehr gehörten zu unserem<br />
Angebot. Nicht fehlen durfte natürlich<br />
eine gute Festwirtschaft. Es hatte<br />
also für alle Besucher - ob gross oder<br />
klein - etwas Passendes.<br />
Allerdings war das finanzielle Risiko<br />
und der arbeitstechnische Aufwand<br />
für die Sänger enorm gross und die<br />
Sponsorensuche wurde über die Jahre<br />
auch nicht einfacher. In der Folge<br />
verzichte der Chor ab 2005 auf das<br />
Samstagsprogramm.<br />
Das Mai-Chortreffen am Freitag wird<br />
weiterhin ein wichtiger Bestandteil <strong>im</strong><br />
Jahresprogramm des Männerchors<br />
Märstetten bleiben.<br />
Bild: „Spiel und Spass für Gross und Klein“<br />
Fesselballon und grosse Giraffen-Hüpfburg<br />
41
Seit es singende Männer in Märstetten<br />
gab, nahmen diese am alljährlichen<br />
Bürgertrunk teil. Da der HILARIUS–<br />
Bürgertrunk eine reine Männersache<br />
war und <strong>im</strong>mer noch ist, waren die<br />
Sänger des Männerchors bis zum Jahre<br />
1905 die einzigen, die an diesem<br />
speziellen Abend für Unterhaltung<br />
sorgten.<br />
Aus dem Protokollbuch 1901:<br />
Ganzer Männerchor vertreten<br />
„Unser Dirigent bringt vor, er habe die<br />
Bürgergemeinde angefragt, ob am Hylariusabend<br />
vielleicht der ganze Männerchor<br />
verteten sein könne. Diese bejahte das Gesuch<br />
und es wird best<strong>im</strong>mt, diesem Folge zu<br />
leisten.“<br />
So bereicherte der Männerchor in den<br />
ersten Jahren vor allem mit gesanglichen<br />
Darbietungen das Programm.<br />
Später kamen dann Verse und Schnitzelbänke<br />
dazu. Das „Hilarius-Abendprogramm“<br />
bekam so mit der Zeit<br />
einen <strong>im</strong>mer etwas humorvolleren<br />
und ironischeren Anstrich. Dann und<br />
wann bekamen (und bekommen) dies<br />
auch die Behördenmitglieder und besondere<br />
Amtsträger zu spüren.<br />
Bald durfte auch die Musikgesellschaft<br />
und danach auch die Turner<br />
Teilnahme am Hilarius-Bürgertrunk<br />
Bild: Die Hilarius-Produktion des Männerchores am 13. Januar 1977<br />
sowie weitere Männervereine aus dem<br />
Dorf der Einladung der Bürgergemeinde<br />
Folge leisten und sich am<br />
Abendprogramm beteiligen.<br />
Aus dem Protokollbuch 1947:<br />
Zähe Ausdauer des Pfarrers<br />
„Neben der Musikgesellschaft zählt auch<br />
unser Männerchor zu den Ehrengästen<br />
des abendlichen Teils dieses gewichtigen,<br />
gottlob wiederkehrenden Dorfereignisses.<br />
Diesmal war der Ochsensaal recht gut<br />
gefüllt, und eine frohe St<strong>im</strong>mung, nicht<br />
nur unter uns Sängern, sondern ebensosehr<br />
unter vielen lieben Gästen, wie auch<br />
unter dem mit zäher Ausdauer mitzechenden<br />
Herrn Pfarrer schlug ihre<br />
Wellen.<br />
Und wenn man bedenkt, dass die Wurst<br />
einen Jota länger, das Brot eher heller und<br />
der Wein sogar besser war als andere<br />
male, dann ist es begreiflich, dass man<br />
sich in Rücksicht auf diese angenehmen<br />
Tatsachen eben etwas später auf den<br />
He<strong>im</strong>weg und den Empfang zu Hause<br />
wagte.“<br />
43
Teilnahme am Hilarius-Bürgertrunk<br />
Im Laufe der Zeit wurden von der<br />
Bürgergemeinde auch Ehrengäste aus<br />
den benachbarten Gemeinden und<br />
der Politik bis hin zum Bundesrat eingeladen.<br />
Bis zur heutigen Zeit und wohl auch<br />
in weiterer Zukunft werden am<br />
HILARIUS teils „heisse“ sowie<br />
„nicht ganz ernste Themen“ auf humorvolle<br />
Weise aufs Tapet gebracht.<br />
In den vergangenen Jahren trat jeweils<br />
der gesamte Männerchor am Bürgertrunk<br />
auch in teils gewagten Tenues<br />
auf. So waren zum Bespiel Themen<br />
mit Badewanne oder <strong>im</strong> Boratanzug,<br />
<strong>im</strong> Astronautenkostüm oder in<br />
Mönchskutten besondere Leckerbissen<br />
und boten den so genannten<br />
„Hiläri-Brüdern“ akustischen sowie<br />
auch optischen Genuss.<br />
Hier sei besonders erwähnt, dass<br />
sämtliche Ehrengäste diesen Anlass<br />
„nur unter Männern“ sehr genossen<br />
und darauf hinwiesen, das diese Tradition<br />
in bisherigen Rahmen beibehalten<br />
werden sollte.<br />
Der Männerchor hält diesen Auftritt<br />
nach wie vor in hohen Ehren und freut<br />
sich jedes Mal wieder auf den nächsten<br />
HILARIUS!<br />
44<br />
Bild: Hilariusproduktion 2006 „Ach bitte lass mich dein Badewasser schlürfen ...“<br />
Aus dem Protokollbuch 1958:<br />
Gefahr droht dem Männerchor ...<br />
„Wie <strong>im</strong>mer beteiligten wir uns an dem<br />
Vatertag “Hilarius“. Mit Bangen wurde<br />
die Abst<strong>im</strong>mung über das Frauenst<strong>im</strong>mrecht<br />
erwartet. Wie manchmal können wir<br />
den Tag noch nur unter Männern feiern?“<br />
... und wird abgewendet<br />
(aus dem Protokollbuch 1972)<br />
„Noch selten war der Saal zur Kreuzstrasse<br />
zu Ehren des Dorfheiligen<br />
„Hilarius“ so vollgestopft. Oder war es,<br />
weil die Frauen an diesem Abend keinen<br />
Zutritt haben? Rasch vergingen die<br />
Stunden bei Musik, Gesang und Prosa.“
Teilnahme am Hilarius-Bürgertrunk<br />
Gedicht zum Hilarius 1969:<br />
Vereins-Chronik Hermann Wartenweiler<br />
„Im Männerchor gibt’s eine Gruppe, die heisst ‘C’,<br />
die übt bis Mitternacht bei Sirup und Tee,<br />
und sollte bis dahkn nicht langen die Zeit,<br />
zum Verlängern sind meistens alle bereit.<br />
So fuhren sie einst <strong>im</strong> vorletzten Jahr,<br />
weil geschlossen um 12 Uhr der ‘Friedberg’ war,<br />
mit ihren Autos nach Wigoltingen in die ‘Linde’,<br />
um schnell eines zu stürzen hinter die Binde.<br />
Doch auch die ‘Linde’ schloss bald ihre Pforten,<br />
aber ums He<strong>im</strong>gehen war’s keinem - nach ihren Worten.<br />
So kamen sie, wie <strong>im</strong>mer, zum einst<strong>im</strong>migen Schluss,<br />
dass es be<strong>im</strong> Werner noch einen Halt geben muss.<br />
Und alsbald fuhren sie wieder von dannen,<br />
unsere sangesfreudigen, durstigen Mannen.<br />
Wie sie dann be<strong>im</strong> Werner beisammen sassen,<br />
Most tranken und Speigeleier assen,<br />
schauten sie sich auf einmal alle an:<br />
‘Zum Teufel, bei uns fehlt ja noch ein Mann!’<br />
Er war doch in Wigoltingen noch dabei<br />
und ohne Fahrzeug gibt’s kein ‘hei’!<br />
Und wieder fuhren sie los mit lauten Motoren,<br />
denn sie hörten es läuten in ihren Ohren.<br />
Doch vergeblich war ihr Rennen und Rasen,<br />
kein Johann war mehr auf den Strassen.<br />
Der marschierte unterdessen ganz allein querfeldaus<br />
zu seiner damaligen Braut, ins Hohe Haus.<br />
Hätten sie’s gehört, was er ‘geschworen’ auf seinen Wegen,<br />
die Eier steckten ihnen jetzt noch <strong>im</strong> Hals, den Kollegen.<br />
45
Teilnahme am Hilarius-Bürgertrunk 2009<br />
Bild: „Vor der ‘Hilarius-Pforte’“<br />
Hilariusproduktion 2009<br />
Motto: „Mission Hilary“<br />
Bild: „Die Engel des Hilarius“<br />
Drei Astronauten besuchen <strong>im</strong> Auftrag der Bürgergemeinde Märstetten Hilarius auf seinem Planeten „Hilary“. Sie<br />
möchten sich bei ihm für die vergangenen Jahre mit mitgebrachten Geschenken bedanken.<br />
Endlich sind sie vor der Hilarius-Pforte angelangt und stellen die Kiste mit ihren Geschenken vor der Treppe ab.<br />
Sie übergeben Hilarius drei Flaschen Wein, gewachsen am Ottenberg. Auch einen Kranz Würste, aus der Dorfmetzgerei<br />
überreichen sie ihm. Hilarius bedankt sich bei den Astronauten herzlich und lässt zur Überraschung<br />
seinen Engelschor einige Lieder singen. Es sei erwähnt, dass in diesem Chor etliche ehemalige Sänger des Männerchors<br />
Märstetten mitsingen.<br />
46
Hilariusproduktion <strong>2010</strong><br />
Motto: Die rockenden Mönche<br />
Teilnahme am Hilarius-Bürgertrunk <strong>2010</strong><br />
Bild: Hilariusproduktion <strong>2010</strong> „Die rockenden Mönche“<br />
Die braven und bisher unbescholtenen Mönche werden be<strong>im</strong> Singen des Liedes „Ameno“ von zwei Nonnen in<br />
sexy Netzstrümpfen verführt. Diese fordern die Mönche auf, mit ihnen zu tanzen.<br />
Die verdutzten Männer glauben zuerst ihren Augen nicht zu trauen und erliegen den Reizen der Damen. Die<br />
Gesangsbücher werden fortgeworfen.<br />
Zusammen mit der Gitarre spielenden und der vortanzenden Nonne wird „Mi baby baby bala bala“ abgerockt, was<br />
das Zeug hält. Auch der Gast des Abends, Reto Scherrer, wird ins Gewand gehüllt und tanzt mit.<br />
47
100 Jahre Männerchor Märstetten<br />
Der Männerchor Märstetten feierte<br />
1961 sein erstes Jubiläum. 100 Jahre,<br />
da durfte schon mal richtig gefeiert<br />
werden!<br />
Der Anlass wurde in einer komplett<br />
neuen, über 1‘600 Personen fassenden<br />
Festhütte durchgeführt.<br />
Mut zu Neuem bewies der Männerchor<br />
schon damals: Das knallrote<br />
Design des Festführer dürfte anfangs<br />
der 1960er-Jahre wohl für ähnliches<br />
Aufsehen gesorgt haben, wie das neue<br />
Logo, welches man sich nun zum 150.<br />
Geburtstag gegönnt hat!<br />
Dorflehrer und Dirigent Eugen Alder<br />
hatte speziell für diesem Anlass das<br />
Festspiel „Uf em Dorfplatz“ arrangiert.<br />
Das Festspiel wurde am Samstag<br />
und Sonntag, 6. und 7. Mai 1961<br />
jeweils um 20:15 unter Mitwirkung<br />
aller Dorfvereine aufgeführt:<br />
„E bunti Folg vo fröhliche Bildere us<br />
vergangene Tage vo üsem Dorf. Es singed,<br />
spieled und tanzed chly und gross, jung und<br />
alt vo Märstette.“.<br />
Am Sonntag fand von 13:00 - 16:55<br />
Uhr ein minuziös geplanter Sängertag<br />
mit 26 Chören von Frauenfeld bis<br />
Dozwil statt.<br />
Jubiläumsfeiern<br />
Bild: Festspiel unter Leitung von Eugen Alder, Bühnenbild von Heinrich Kradolfer<br />
Nachstehend ein paar amüsante Fakten rund um’s Jubiläum<br />
„100 Jahre Männerchor Märstetten“:<br />
Ein Dauerregen über mehrere Tage endete erst um 17 Uhr des Festsamstags.<br />
Die Mikrofon- und Verstärkeranlage konnte nicht benutzt werden, da sie<br />
zulange <strong>im</strong> Wasser stand.<br />
Es wurden 487 kg Würste mit einer Gesamtlänge von 712.5 m verzehrt, was<br />
5 Mal um die Festhütte gereicht hätte. Dazu wurden 296 kg Brot abgegeben.<br />
Auch der Durst der Festbesucher war trotz Regenwetter erheblich: Es wurden<br />
1716 Liter Wein, Most und Wasser sowie 2706 Liter offenes Bier ausgeschenkt.<br />
Die leeren Flaschen (285 m) hätten 2 Mal um die Festhütte gereicht.<br />
Der Reinerlös von Fr. 3'478.50 war damals wohl ein sehr gutes Ergebnis.<br />
49
Jubiläumsfeiern<br />
50<br />
Foto: Festführer zum 100 Jahre Jubiläum<br />
des Männerchors Märstetten am<br />
6./7. Mai 1961.
Jubiläumsfeiern<br />
125 Jahre Männerchor Märstetten<br />
1986 feierte der Männerchor am<br />
Samstag 13. September 1986 sein<br />
125-jähriges Bestehen <strong>im</strong> grossen<br />
Festsaal des „Hotel <strong>Thurgau</strong>erhof“<br />
in Weinfelden mit einem Festkonzert.<br />
Es wurde bewusst eine Durchführung<br />
in möglichst schlichtem Rahmen beschlossen.<br />
Motto: „Wir singen und jubilieren“<br />
Das Programm:<br />
- Liedervorträge<br />
- Festakt mit Ansprachen<br />
und Ehrungen<br />
- Tanz mit dem Duo „René<br />
und Dozy“<br />
- Tombola<br />
Bild oben links: Festansprache des damaligen<br />
Präsidenten Walter Brechbühl<br />
Bild unten links: Liedvortrag des<br />
Männerchors Märstetten am 125-Jahre-<br />
Jubiläum <strong>im</strong> <strong>Thurgau</strong>erhof<br />
51
Jubiläumsfeiern<br />
150 Jahre Männerchor Märstetten<br />
150 Jahre - ein seltenes Jubelfest! Der<br />
Männerchor Märstetten leistete sich<br />
für diesen ganz besonderen Anlass ein<br />
„Facelifting“:<br />
Vom in Märstetten ansässigen Designer<br />
und Grafiker Raphael Hitter liess<br />
man sich ein neues, überraschend modernes<br />
Vereinslogo entwerfen (siehe<br />
Seite 5). Mit seinen „Gold-Tönen“<br />
wirkt es sehr edel und strahlt trotz-<br />
52<br />
Bild: Zum Jubiläum gönnte sich der Männerchor einen Internetauftritt unter www.mchm.ch<br />
dem jugendliche Dynamik aus. Das<br />
neue Signet wird die Sänger während<br />
der kommenden Jahre in verschiedenster<br />
Form stets begleiten. Zudem<br />
wurde <strong>im</strong> Hinblick auf das Fest unter<br />
www.mchm.ch erstmals in der Geschichte<br />
des Vereins eine eigene, attraktive<br />
Internet-Homepage gestaltet.<br />
Mit besonderer Freude und Spannung<br />
erwarteten die Sänger die öffentliche<br />
Präsentation ihrer neuen, festlichen<br />
Chorbekleidung.<br />
Bild: Anprobe der neuen Chorbekleidung
Programm des<br />
150-Jahre-Jubiläums<br />
Samstag, 28. Mai 2011 ab 19:00 Uhr<br />
- Chorabend mit 7 Chören:<br />
- 1. Auftritt des Gastchores aus<br />
Dettingen an der Iller (D)<br />
- Männerchor Wigoltingen<br />
- Männerchor Schmidshof<br />
- Gemischter Chor Märando<br />
- Männerchor Bussnang-<br />
Rothenhausen<br />
- Frauen- und Männerchor Ottoberg<br />
- Jubiläumsakt mit Ehrungen<br />
- Präsentation der neuen<br />
Männerchor-Bekleidung<br />
Sonntag, 29. Mai 2011 ab 09:30 Uhr<br />
- Ökumenischer Gottesdienst<br />
- Frühschoppen mit 8 Chören:<br />
- 2. Auftritt des Gastchores aus<br />
Dettingen an der Iller (D)<br />
- Sängerrunde vom Bankplatz<br />
- Jodelchörli vom Chlingebärg<br />
- Jodelclub Sulgen<br />
- Männerchor Frohsinn, Weinfelden<br />
- Männerchor Weinfelden<br />
- Männerchor Märstetten und<br />
Gabriella Zeo<br />
- Gemeinsames Mittagessen<br />
- Auftritt der a-cappella-Gruppe<br />
„Bliss“ als Top-Show-Act<br />
Bild: Offizielles Pressefoto der a-cappella-Gruppe „Bliss“<br />
Über „Bliss“: „In ihrem neuen Programm<br />
“Euro Mission” gehen „Bliss“<br />
auf eine st<strong>im</strong>mgewaltige a-capella- Reise<br />
durch Songs, Zeit und Stile, verbinden diesen<br />
betörenden Vocal-Trip mit hintergründigem<br />
Humor und runden ihn mit einer<br />
grossen Portion Selbstironie ab.“<br />
„Was bisher noch niemand gewagt hat, ist<br />
für Bliss Pflicht: Der entlarvende Blick<br />
hinter die faulen Kulissen des scheinheiligen<br />
TV-Showbusiness.“<br />
Jubiläumsfeiern<br />
„Um diesen dramatischen Musik-Kr<strong>im</strong>i<br />
artgerecht rüber zu bringen, reicht den<br />
Blissern ein einsames Sofa als Requisite.<br />
Mehr brauchen sie nicht, schliesslich sind<br />
ihre sechs wandlungsfähigen St<strong>im</strong>men<br />
<strong>im</strong>mer noch absoluter Mittelpunkt des turbulenten<br />
Treibens. Sie verbinden hörbar<br />
mühelos Geräusche, Rhythmen, Instrumente<br />
und Melodien zu einem völlig eigenständigen,<br />
groovigen a-cappella-Sound,<br />
der keine Grenzen kennt.“<br />
53
Bild: Rückseite der ältesten Vereinsfahne von 1869 mit vielen, liebevoll aufgemalten Details wie<br />
einer Getreidegarbe mit Schmetterling oder Weintrauben mit einer darauf sitzenden Wespe.<br />
Vereinsfahnen<br />
55
Vereinsfahnen<br />
56<br />
Bild: Detailaufnahme der Fahne von 1869 mit Weintraube und Wespe<br />
Bild: Detailaufnahme der Fahne von 1869 mit Haferhalm und Schmetterling
1869: Anschaffung der ersten<br />
Vereinsfahne.<br />
Im Bürgerprotokoll von 1867 ist unter<br />
Traktandum 5 zu lesen:<br />
„Gesuch des Gesangvereins um Unterstützung<br />
zur Verschaffung einer Vereinsfahne,<br />
die auf ca. Fr. 80.- zu stehen komme. Es<br />
herrscht bei den Märstetter Bürgern gegenwärtig<br />
ein freundlicher Wohltätigkeitssinn,<br />
was sie dadurch bewiesen, dass sie das Gesuch<br />
mit Fr. 40.- abfertigen - in der Hoffnung,<br />
es genüge dies für lange Zeit und der<br />
Verein lasse lange Zeit schöne Lieder in<br />
unserem Dorfe erschallen“.<br />
Diese erste, liebevoll von Hand bemalte<br />
Vereinsfahne diente bis zum<br />
Jahre 1928. Sie trug die Inschrift „Gesangverein<br />
Märstetten“. Eine Lyra<br />
(eine Art Harfe) mit einem Notenblatt<br />
zierte die andere Seite.<br />
Der Text mit der Melodie des Liedes<br />
lautete:<br />
„Wer singt nicht gern wenn Männerkraft<br />
sich auf <strong>im</strong> Liede schwingt<br />
und Rundgesang voll Harmonie<br />
den hohen Saal durchdringt.“<br />
Die Fahne wurde zu manchem Fest<br />
mitgeführt oder getragen. In jener<br />
Zeit fanden alle zwei Jahre kantonale<br />
Sängerfeste statt.<br />
Vereinsfahnen<br />
Bild: Vorderseite der ersten Vereinsfahne „Gesangverein Märstetten“ aus dem Jahre 1869<br />
Bild: Detailaufnahme des Notenblatts mit Lorbeer- und Eichenlaub<br />
57
Vereinsfahnen<br />
1929: Anschaffung der zweiten<br />
Vereinsfahne<br />
Bereits ein Jahr zuvor wurde mit den<br />
Vorbereitungen dazu begonnen. Die<br />
Fahne sollte beiden ortsansässigen<br />
Gesangsvereinen, also dem Frauenund<br />
Töchterchor sowie dem Männerchor<br />
gleichzeitig dienen. Es wurden<br />
verschiedene Firmen zur Einreichung<br />
von Entwürfen beigezogen. Allesamt<br />
vermochten nicht zu überzeugen.<br />
Im Protokollbuch ist vermerkt:<br />
„So rasch wie der Eingang der freiwilligen<br />
Beiträge für die Fahne, erging es der<br />
Auswahl des Fahnenmusters nicht. Wie<br />
manchmal wurden doch die Entwürfe dem<br />
Vorstand sowie dem Verein vorgelegt und<br />
jedesmal mussten diese zur Ausarbeitung,<br />
d.h. zur Aenderung des Bildes zurückgewiesen<br />
werden. Wie schwer war es und wie<br />
bald hätten wir zwischen den beiden<br />
Vereinen Zwiespalt bekommen betreffs<br />
des Entscheides, ob die Ausführung nach<br />
altem Muster oder nach dem neuen, dem<br />
Flammensystem, erfolgen soll.“<br />
Am 6. Juli 1929 wurde der definitive<br />
Auftrag an die Firma Frefel in St.<br />
Gallen erteilt, am 12. August 1929<br />
wurde die neue Fahne zum ersten<br />
Male der Oeffentlichkeit gezeigt, und<br />
zwar an einem Sängertag in Müllhe<strong>im</strong>.<br />
58<br />
Bild: Gemeinsame Fahne der Märstetter Chöre von 1929 (Fa. Frefel, St. Gallen)
1980: Anschaffung der dritten<br />
Vereinsfahne<br />
Die Grundidee zur aktuellen Fahne<br />
stammte vom damaligen Präsidenten<br />
und noch <strong>im</strong>mer aktiven Sänger<br />
Walter Brechbühl.<br />
Sie ist in den Grundfarben des Kantons<br />
<strong>Thurgau</strong> Grün und Weiss gehalten.<br />
Eine goldene St<strong>im</strong>mgabel neben<br />
dem Gemeindewappen soll den Gesang<br />
symbolisieren. Das ganz in Rot<br />
und Weiss gehaltene Schriftband<br />
„Männerchor Märstetten“ schliesslich<br />
repräsentiert die Farben der schweizerischen<br />
Eidgenossenschaft.<br />
Am 3. und 4. Mai 1980 war es soweit:<br />
Zusammen mit der Musikgesellschaft<br />
wurde <strong>im</strong> gemeinsamen Festzelt die<br />
Fahnenweihe durchgeführt.<br />
Schon damals wirkte als Gastverein<br />
der Chor aus Dettingen an der Iller<br />
(D) mit.<br />
Das Wetter spielte auch diesmal nicht<br />
so richtig mit. So ist <strong>im</strong> Protokollbuch<br />
notiert:<br />
Vereinsfahnen<br />
Bild: Fahnenweihe am 3./4. Mai 1980 mit Fähnrich Jakob Fehr<br />
„Für eine Fahnenweihe stellt man sich<br />
normalerweise schöneres Wetter vor, als es<br />
uns für diesen Festtag (Sonntag) beschert<br />
war. Ein grauer Schleier hängt über dem<br />
Thurtal und der Regen strömt wie aus<br />
Kübeln hernieder. Doch das unlustige<br />
Wetter hinderte die Dorfbewohner<br />
anscheinend nicht, an unserem Fest<br />
teilzunehmen, war es doch ein voller<br />
Erfolg.“<br />
Die Fahne ist heute nach über 30 Jahren<br />
noch in tadellosem Zustand und<br />
wird dem Männerchor Märstetten<br />
noch manches Jahr ihren Dienst erweisen.<br />
Trotzdem zahlen wir bereits<br />
jetzt jährlich einen gewissen Beitrag<br />
in den Fahnenfonds ein.<br />
59
Dirigenten<br />
60<br />
Emil Eberhard Emil Rüegger Walter Keller André Eyacher<br />
Eugen Alder Jakob „Jack“ Greminger Paolo D’Angelo Bianca Allenbach
Dirigenten<br />
Zehn Dirigenten und eine Dirigentin waren während 150 Jahren <strong>im</strong><br />
wahrsten Sinne des Wortes „tonangebend“ be<strong>im</strong> Männerchor Märstetten.<br />
Nachstehend eine chronologische Liste aller Chorleiter ab 1838 bis hin zu<br />
Bianca Allenbach, welche heute als erste Frau die Märstetter Sänger führt:<br />
1 Wehrlin, Martin (Herr Lehrer) 1858-1876<br />
2 Eberhard, Emil (Herr Lehrer) 1876-1907<br />
3 Rüegger, Emil (Herr Lehrer) 1908-1917<br />
4 Schalch, Hans 1917-1921<br />
5 Lutz, Traugott (Herr Lehrer) 1921-1943<br />
6 Keller, Walter (Herr Lehrer) 1943-1951<br />
7 Eyacher, André (Herr Lehrer) 1951-1954<br />
8 Alder, Eugen (Herr Lehrer) 1954-1963<br />
9 Greminger, Jakob (Jack) 1963-1990<br />
10 D'Angelo, Paolo 1990-2004<br />
11 Allenbach, Bianca (erste Frau) Seit 2004<br />
Leider ist es trotz intensivster Suche nicht gelungen, von allen Chorleitern<br />
ein Foto ausfindig zu machen. Stellvertretend für die grossen Leistungen<br />
aller dieser Personen zeigen wir nebenstehend acht der markantesten<br />
Gesichter.<br />
61
Präsidenten<br />
62<br />
Hermann Keller Heinrich Wartmann Franz Meier Walter Brechbühl André Häberlin<br />
Markus Lutz Jürg Maugweiler Armin Strübi Jürg Wartmann Hans-Kaspar Zwicky
Präsidenten<br />
Viele angesehene und bekannte Persönlichkeiten - die in der einen oder<br />
anderen Form <strong>im</strong>mer wieder in der Geschichte von Märstetten auftauchen -<br />
haben die Geschicke des Männerchors Märstetten geleitet. Rekordhalter mit<br />
einer Amtszeit von 23 Jahren als Präsident und gar 31 Jahren als Dirigent<br />
war der Dorfschullehrer Emil Eberhard.<br />
Nachstehend eine chronologische Liste aller 18 Präsidenten, welche ab 1876<br />
schriftlich in den Protokollen nachgewiesen sind:<br />
1 Vermutlich: Wehrlin, Martin - 1876<br />
2 Eberhard, Emil 1876-1899<br />
3 Knus, Konrad 1899-1906<br />
4 Füllemann, R. 1906-1907<br />
5 Kesselring, Jakob 1907-1911<br />
6 Knus, Konrad 1911-1913<br />
7 Hugentobler, Hans 1913-1924<br />
8 Huber, Rudolf 1924-1928<br />
9 Keller, Hermann 1928-1950<br />
10 Wartmann, Heinrich 1950-1967<br />
11 Meier, Franz 1967-1978<br />
12 Brechbühl, Walter 1978-1987<br />
13 Häberlin, André 1987-1992<br />
14 Lutz, Markus 1992-1996<br />
15 Maugweiler, Jürg 1996-1998<br />
16 Strübi, Armin 1998-2008<br />
17 Wartmann, Jürg 2008-2009<br />
18 Zwicky, Hans-Kaspar 2009-<br />
Hinweis: Aus verständlichen Gründen war es uns nicht möglich, von allen<br />
Präsidenten Fotos ausfindig zu machen. Wir beschränken uns deshalb auf<br />
die letzten 10 Amtsinhaber.<br />
63
Männerchor Märstetten am „sgf ’08“<br />
64<br />
Kurt Stäheli Armin Strübi<br />
Hansruedi Schütz<br />
Klaus Wamsler<br />
Laurent Varenne<br />
S<strong>im</strong>on Schwarz<br />
Jürg Wartmann<br />
Bernd Graf<br />
Anton Wieland<br />
Bianca Allenbach<br />
Kurt Deutsch<br />
Alfred Frei<br />
Walter Zürcher<br />
Christof Hess<br />
Walter Brechbühl<br />
Dominik Graf<br />
Sascha Kohler<br />
Ernst Anderegg<br />
Ernst Aus der Au<br />
Beat Wyler<br />
Hans Zwicky<br />
Tobias Arni
1. Tenor<br />
2. Tenor<br />
Bariton / 1. Bass<br />
Bass / 2. Bass<br />
Senioren<br />
Mitglieder und Ehrenmitglieder<br />
Arni, Tobias<br />
Aus der Au, Ernst Ehrenmitglied<br />
Tuchschmid, Bruno<br />
Wyler, Beat<br />
Zwicky, Hans<br />
Anderegg, Ernst<br />
Brechbühl, Walter Ehrenpräsident<br />
Graf, Dominik<br />
Hess, Christof<br />
Wieland, Anton Ehrenmitglied<br />
Zürcher, Walter<br />
Deutsch, Kurt Ehrenmitglied<br />
Frei, Alfred<br />
Graf, Bernd<br />
Kohler, Sascha<br />
Schwarz, S<strong>im</strong>on<br />
Varenne, Laurent<br />
Wartmann, Jürg Ehrenmitglied<br />
Büchler, Hansruedi<br />
Schütz, Hansruedi<br />
Stäheli, Kurt<br />
Strübi, Armin<br />
Wamsler, Klaus<br />
Fehr, Köbi Ehrenmitglied<br />
Habegger, Johann Ehrenmitglied<br />
Heer, Johann-Jakob Ehrenmitglied<br />
Hess, Heinz Ehrenmitglied<br />
Knus, Hermann Ehrenmitglied<br />
Meier, Franz Ehrenmitglied<br />
Reinle, Willi Ehrenmitglied<br />
65
Organisationskomitee 150 Jahre<br />
66<br />
Von links nach rechts:<br />
Wamsler, Klaus Festwirtschaft<br />
Zwicky, Hans Präsident<br />
Zuber, Andreas Finanzen<br />
Graf, Dominik Sekretariat<br />
Strübi, Armin Chronik<br />
Wartmann, Jürg Chronik<br />
Büchler, Hansruedi Festwirtschaft<br />
Schumacher, Jürg Medien
Durch das beherzte und engagierte<br />
Auftreten von den seinerzeitigen<br />
Dorflehrern wurde unser Verein aus<br />
einer losen Vereinigung zur festen<br />
Formation geschmiedet.<br />
Dank umsichtiger Führung und Einsatz<br />
von viel Freizeit und sicher auch<br />
Herzblut der jeweiligen Verantwortlichen<br />
durfte der Männerchor bis heute<br />
seine Unabhängigkeit und sein Bestehen<br />
beibehalten. All diesen<br />
Männern sei hier der beste Dank ausgesprochen.<br />
Unserem Dorfchronisten Eugen<br />
Alder, alt Lehrer, sei an dieser Stelle<br />
ebenfalls bestens gedankt. Er stand<br />
dem Verein lange Zeit als Dirigent<br />
und Urheber von grossen Festspielen<br />
zur Verfügung. Er beherrscht die<br />
alte, deutsche Schreibweise und war<br />
uns be<strong>im</strong> Durchlesen der alten<br />
Protokollbücher behilflich. Auch befinden<br />
sich wertvolle alte Original-<br />
Dokumente in seinem Besitz.<br />
Dank<br />
Gestaltet wurde die Chronik in verdankenswerter<br />
Weise von Jürg Schumacher.<br />
Als langjähriges Mitglied des<br />
Regionalmännerchors „Liederkranz<br />
am Ottenberg“ war er für diese Aufgabe<br />
prädestiniert.<br />
Aber auch der Bevölkerung, der<br />
Gemeindebehörde und den vielen<br />
Passivmitgliedern sei hier herzlich<br />
gedankt. Ein Vereinsleben ohne die<br />
Unterstützung von aussen wäre seit<br />
jeher praktisch unmöglich.<br />
Allen Sponsoren und Firmen, welche<br />
uns bisher und <strong>im</strong> speziellen auf diesen<br />
Anlass finanziell unterstützten ein<br />
herzliches Dankeschön. Sie ermöglichen<br />
uns, diese Feier in einem würdigen<br />
Rahmen durchführen zu können.<br />
Wünschen wir uns, dass der Männerchor<br />
weiterhin als eine aktive und gesellschaftliche<br />
Vereinigung <strong>im</strong> Dorfe<br />
ihren Platz beibehalten darf!<br />
67
Quellenverzeichnis und Autoren<br />
- Schriftliche Ueberlieferung von Jakob Fehr, ehemaliges Männerchormitglied<br />
- Protokollbücher Männerchor Märstetten<br />
- Befragung von Ehemaligen<br />
- Fotomaterial von Mitgliedern oder Angehörigen<br />
- Fotomaterial vom Männerchor Bussnang<br />
Autoren der Chronik<br />
Die Verfasser dieser Chronik sind langjährige Mitglieder des Männerchors<br />
Märstetten.<br />
Armin Strübi<br />
Geboren 8. Dezember 1959<br />
Mitglied seit 1990, 16 Jahre <strong>im</strong> Vorstand<br />
tätig, davon 10 Jahre als Präsident.<br />
Armin Strübi hat das Vereinsgeschehen<br />
über viele Jahre sehr aktiv<br />
mitgestaltet. So wurde unter anderem<br />
auf seine Initiative hin <strong>im</strong> Jahr 2003<br />
der Kinder- und Jugendchor<br />
Märstetten gegründet. Armin ist mit<br />
seiner sicheren St<strong>im</strong>me <strong>im</strong> 2. Bass eine<br />
sehr grosse Stütze für den Verein. Als<br />
begnadeter Theaterspieler hat er an<br />
vielen Abendunterhaltungen mitgewirkt.<br />
Jürg Wartmann<br />
Geboren 17. Januar 1951<br />
Mitglied seit 1980, war während längerer<br />
Zeit als Vorstandsmitglied in<br />
verschiedenen Funktionen tätig. 2005<br />
wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.<br />
Schon Wartmanns Vater und Grossvater<br />
sangen <strong>im</strong> Männerchor Märstetten<br />
mit. Jürg setzt sich seit Jahren<br />
aktiv in allen Belangen für den Chor<br />
ein. Er ist ein Motivator und ein sicherer<br />
Wert <strong>im</strong> 1. Bass. Mit seinen<br />
Ideen, besonders zum Hilarius, durfte<br />
der Männerchor Märstetten schon<br />
mehrere schöne Erfolge feiern.<br />
69