Bad Dürrheim - Unterbaldingen Spuren der Geschichte im ... - MELAP
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<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong> - <strong>Unterbaldingen</strong><br />
<strong>Spuren</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>im</strong> heutigen Ortsbild<br />
Historische Ortsanalyse
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 2<br />
Erarbeitet <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Modellprojekts Eindämmung des Landschaftsverbrauchs<br />
durch Aktivierung des innerörtlichen Potenzials<br />
Dr. Erik Roth<br />
Landesdenkmalamt <strong>Bad</strong>en-Württemberg<br />
Außenstelle Freiburg<br />
Sternwaldstraße 14<br />
79104 Freiburg<br />
November 2004
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 3<br />
<strong>Geschichte</strong> und Siedlungsentwicklung<br />
Die Baar gehört – an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> angrenzende<br />
Schwarzwald - zum Altsiedelland.<br />
Hier lässt sich schon seit <strong>der</strong> jüngeren<br />
Steinzeit eine Besiedlung nachweisen,<br />
die sich auch später fortsetzte bzw. <strong>im</strong>mer<br />
wie<strong>der</strong> aufgenommen wurde. Die<br />
fruchtbaren Juraböden boten gute Voraussetzungen<br />
für Ackerbau und Viehzucht.<br />
Reihengräberfriedhöfe aus <strong>der</strong> Merowingerezeit<br />
- u. a. in Biesingen und Öfingen -<br />
belegen, dass große Teile <strong>der</strong> Baar <strong>im</strong><br />
6./7. Jh. von Alamannen besiedelt waren.<br />
Auch die häufig vorkommenden Ortsnamen<br />
mit den Endungen –ingen (� Baldingen)<br />
und –he<strong>im</strong> (� <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>) gelten<br />
als Hinweis auf ihre Ansiedlung. In <strong>der</strong><br />
ersten Hälfte des 8. Jh. wurden die Alamannen<br />
endgültig in das fränkische<br />
Reich eingeglie<strong>der</strong>t. Karolingischer Verwaltungssitz<br />
für die Baar war die Pfalz<br />
Neudingen.<br />
1 Katholische Pfarrkirche St. Gallus und Pfarrhof.<br />
Aus dieser Zeit ist auch <strong>der</strong> älteste Beleg<br />
für den Ortsnamen Baldingen überliefert.<br />
Eine Urkunde von 769 nennt Schenkungen<br />
<strong>im</strong> Ort an das Kloster St. Gallen. Im<br />
Jahr 854 ist in Baldingen auch eine Kapelle<br />
in St. Galler Besitz genannt.<br />
Diese Kapelle ist eines <strong>der</strong> am frühsten<br />
bezeugten Gotteshäuser in <strong>der</strong> Baar. Eine<br />
Pfarrkirche war diese Kapelle nicht,<br />
auch nicht die Kirche, die 1275 erwähnt<br />
wird. Unter- und Oberbaldingen waren<br />
Filialen <strong>der</strong> Pfarrei Öfingen. Erst 1671<br />
wurde in <strong>Unterbaldingen</strong> die Pfarrei gegründet;<br />
die Dorfbewohner stifteten die<br />
Pfarrpfründe. Aus dieser Zeit stammt <strong>der</strong><br />
Pfarrhof östlich <strong>der</strong> Kirche (Villinger Str.<br />
6; Abb. 1), ein Baaremer Haus mit Wohn-<br />
und Wirtschaftsteil unter einem Dach. Die<br />
Pfarrkirche wurde 1732 in barocken Formen<br />
neu errichtet. Ihr markanter Turm<br />
mit Satteldach und Staffelgiebel wurde<br />
vom Vorgängerbau übernommen.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 4<br />
Das Patrozinium <strong>der</strong> Pfarrkirche St. Gallus<br />
ist ein deutlicher Hinweis auf die frühen<br />
Besitzverhältnisse <strong>im</strong> Ort. Gegen<br />
Ende des 10. Jh. erhält das Kloster Reichenau<br />
Güter <strong>im</strong> Ort übertragen, 1085<br />
das neu gegründete Kloster St. Georgen<br />
<strong>im</strong> Schwarzwald. Wie<strong>der</strong> ist Baldingen<br />
als Ortsbezeichnung genannt. Erst zu<br />
Beginn des 14. Jh. werden Oberbaldingen<br />
und <strong>Unterbaldingen</strong> in den Urkunden<br />
unterschieden. Vom frühen 14. bis ins<br />
frühe 19. Jh. gehörten sie zu unterschiedlichen<br />
Herrschaften: <strong>Unterbaldingen</strong> gelangte<br />
1321 aus dem Besitz <strong>der</strong> Wartenberger<br />
an Fürstenberg, Oberbaldingen<br />
verblieb zunächst bei den Wartenbergern,<br />
ging aber bald an Württemberg<br />
über.<br />
Von den Wartenbergern hatten die<br />
Fürstenberger auch die Vogtei über das<br />
Kloster Amtenhausen übernommen. Das<br />
vom Kloster St. Georgen gegründete und<br />
von diesem wohl auch mit Gütern ausgestattete<br />
Frauenkloster hatte ansehnlichen<br />
Besitz in Baldingen: 1329 sind in<br />
<strong>Unterbaldingen</strong> 11, <strong>im</strong> Jahr 1398 19 bewirtschaftete<br />
Güter verzeichnet, weitere<br />
in Oberbaldingen. Die gemeinsame<br />
Zehntscheune <strong>der</strong> Fürstenberger und des<br />
Klosters Amtenhausen lag <strong>im</strong> äußersten<br />
Norden <strong>der</strong> Gemarkung, an <strong>der</strong> Grenze<br />
zu Oberbaldingen. 1748, nachdem sie<br />
zusammengefallen war, veräußerten die<br />
2 Ehem. Zehntscheune des Frauenklosters<br />
Amtenhausen, errichtet 1748.<br />
Fürstenberger den Platz an Amtenhausen.<br />
Das Kloster baute hier noch <strong>im</strong><br />
gleichen Jahr eine eigene Zehntscheune<br />
(Villinger Straße 27; Abb. 2), einen aufwendigen<br />
Fachwerkbau (über dem Tor<br />
die Inschrift „MARIA MECHTILDIS AB-<br />
DISIN / WINSH MIER EINER WAS ER<br />
WILL SO GEB IM GOT ZWEI MAL<br />
SOVIL / 1748“). Die Fürstenbergische<br />
Zehntscheune steht seitdem in <strong>der</strong> Ortsmitte,<br />
südlich <strong>der</strong> Kirche (Villinger Straße/Herdstraße<br />
3/5; Abb. 3).<br />
Das Frauenkloster Friedenweiler, ebenfalls<br />
von St. Georgen aus gegründet, besaß<br />
in <strong>Unterbaldingen</strong> den Fronhof (bereits<br />
1408 erwähnt). 1787 wird er als ‚ein<br />
Haus mit Scheuer und Stallung unter einem<br />
Dach, oben <strong>im</strong> Dorf’’ beschrieben.<br />
Es handelt sich um den Baldingahof<br />
(Weiherstraße 10; Abb. 4). Das mächtige<br />
Gebäude mit drei Zinnengiebeln (<strong>der</strong> mittige<br />
zwischen dem Wohn- und dem Ökonomieteil)<br />
ist wohl in <strong>der</strong> zweiten Hälfte<br />
des 16. Jh. entstanden und ist damit <strong>der</strong><br />
älteste Hof <strong>im</strong> Ort. Nicht nur seine bauliche<br />
Gestalt, son<strong>der</strong>n auch seine freie<br />
Lage am Ortsrand und die Bezeichnungen<br />
<strong>der</strong> angrenzenden Fluren - „Auf dem<br />
Fronhof“ und „In <strong>der</strong> Breiten“ ('Breiten':<br />
die zu einem Fronhof gehörenden besten<br />
Ackerböden in Ortsnähe) - weisen auf die<br />
frühere hervorgehobene Stellung des<br />
Hofes hin.<br />
3 Ehem. Fürstlich Fürstenbergische Zehntscheune.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 5<br />
4 Baldingahof, ehem. Fronhof des Klosters Friedenweiler.<br />
Im 14. /15. Jh. war die Bevölkerungszahl<br />
in den Dörfern <strong>der</strong> Baar – vor allem infolge<br />
<strong>der</strong> Pest - stark zurückgegangen. Einzelne<br />
Lehen konnten nicht mehr besetzt<br />
werden und lagen brach, so auch in <strong>Unterbaldingen</strong>.<br />
Nach einer Konsolidierungsphase<br />
<strong>im</strong> 16. Jh. brachte <strong>der</strong> Dreißigjährige<br />
Krieg nochmals einen starken<br />
Einschnitt in die Entwicklung. Danach<br />
nahm die Bevölkerung rasch zu. Bei dem<br />
herrschenden Anerbenrecht – <strong>der</strong> geschlossenen<br />
Vererbung <strong>der</strong> Höfe - führte<br />
dies zu einer verstärkten sozialen Differenzierung.<br />
Viele <strong>der</strong> früher aufgegebenen<br />
Lehen wurden neu besetzt; es entstanden<br />
zahlreiche Kleinbauern- und<br />
Taglöhnerstellen.<br />
Die fürstenbergische Herrschaft kümmerte<br />
sich vor allem in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des<br />
18. Jh. sehr um eine För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft. In diesem Zusammenhang,<br />
aber auch um eine verlässliche<br />
Grundlage für die Erhebung von Steuern<br />
zu erhalten, ließ sie die Gemarkungen<br />
<strong>der</strong> Dörfer vermessen und für die damalige<br />
Zeit sehr genaue Katasterkarten anfertigen,<br />
die sog. Bannkarten. In Verbindung<br />
mit den Güterverzeichnissen (Urbaren)<br />
geben sie Auskunft über die zahlenmäßige<br />
und räumliche Verteilung <strong>der</strong><br />
Anwesen verschiedener Kategorien <strong>im</strong><br />
Dorf und damit über seine Sozialstruktur<br />
und Sozialtopografie.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 6<br />
5 Bannkarte von 1787. Fürstlich Fürstenbergisches Archiv Donaueschingen (Ausschnitt).<br />
Aus: Franz Götz, Festschrift zur 1200-Jahrfeier <strong>der</strong> beiden Gemeinden Oberbaldingen<br />
und <strong>Unterbaldingen</strong>. Schriften des Landkreises Donaueschingen (1969). Bebauung in<br />
Kopie farbig gekennzeichnet.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 7<br />
6 Aus: Hermann Grees, Die historische Entwicklung <strong>der</strong> Dörfer auf <strong>der</strong> Baar.<br />
In: Alemannisches Jahrbuch 1997/98, S. 79-136, insbes. S. 122.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 8<br />
In <strong>Unterbaldingen</strong> erfolgte diese Erhebung<br />
<strong>im</strong> Jahr 1787. Der Herrschaft Fürstenberg<br />
und dem Frauenkloster Amtenhausen<br />
gehörte zu dieser Zeit (und sicher<br />
schon seit langem) <strong>der</strong> größte Grundbesitz,<br />
jeweils ca. 1/6 <strong>der</strong> Gemarkungsfläche.<br />
Die Höfe wurden <strong>im</strong> Urbar wie folgt<br />
eingeteilt:<br />
- 13 ganze Bauern (ohne den Pfarrhof).<br />
Die in den fürstenbergischen Urbaren<br />
verzeichneten ‚ganzen Bauern’ besaßen<br />
mindestens 48 Jauchert (ca.<br />
11 ha) Ackerland (16 Jauchert in jedem<br />
Ösch), dazu kamen die Wiesen.<br />
Tatsächlich waren die meisten Bauernhöfe<br />
wesentlich größer: Die Unterbaldinger<br />
Bauern bewirtschafteten<br />
Güter von 20 bis 40 ha (83 - 171 Jauchert),<br />
6 von ihnen hatten sogar Betriebsflächen<br />
von mehr als 30 ha.<br />
- 9 Stümpler (Viertelsbauern). Die<br />
Stümpler in Unterbaldinger bewirtschafteten<br />
zwischen 5 und 13,5 ha<br />
(23 - 59 Jauchert).<br />
- 18 Taglöhner und 14 Handwerker. Sie<br />
bewirtschafteten kleine Flächen von<br />
weniger als 5 ha (bis zu 20 Jauchert);<br />
15 von ihnen hatten außer ihrem<br />
Hausgrundstück keinen weiteren<br />
Grundbesitz.<br />
Die Bannkarte von 1787 (Abb. 5) zeigt<br />
die räumliche Verteilung <strong>der</strong> Höfe (noch<br />
deutlicher die Umzeichnung von H.<br />
Grees, Abb. 6). Auffallend ist die große<br />
Freifläche <strong>der</strong> „Allmendt“ mitten <strong>im</strong> Dorf,<br />
um die sich die größeren Höfe und einige<br />
Stümplerstellen gruppieren. Östlich, abgesetzt<br />
von <strong>der</strong> übrigen Bebauung, liegt<br />
<strong>der</strong> Fronhof (Baldingahof). Kirche und<br />
Pfarrhof stehen <strong>im</strong> Nordwesten des Haufendorfes.<br />
Nördlich <strong>der</strong> Kirche, vor allem<br />
westlich <strong>der</strong> Straße nach Oberbaldingen,<br />
finden wir eine Reihe von Taglöhnerstellen,<br />
weitere liegen <strong>im</strong> Süden, östlich <strong>der</strong><br />
heutigen Wartenbergstraße.<br />
Ein Vergleich mit <strong>der</strong> Gemarkungskarte<br />
von 1881 (Abb. 7 u. 8) zeigt, dass in den<br />
knapp 100 Jahren eine deutliche bauliche<br />
Verdichtung stattgefunden hat:<br />
- Die (Untere) Bündt <strong>im</strong> Süden wurde in<br />
kleine Hofstellen aufgeteilt und bebaut.<br />
- Auch die große Freifläche <strong>der</strong> Allmend<br />
wurde inzwischen aufgeteilt und<br />
zum größten Teil überbaut. Schon<br />
1828 war hier das Schulhaus, 1839<br />
das Rathaus errichtet worden.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 9<br />
7 (oben)<br />
Übersichtsplan <strong>der</strong> Gemarkung <strong>Unterbaldingen</strong>,<br />
1881/82, Originalmaßstab 1 : 10.000, vergrößert,<br />
Bebauung in Kopie farbig gekennzeichnet.<br />
8 (links)<br />
Grün eingetragen die Umrisse <strong>der</strong> Allmend<br />
nach <strong>der</strong> Bannkarte von 1787.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 10<br />
Historische Elemente <strong>im</strong> heutigen Ortsgefüge<br />
(s. Karte <strong>im</strong> Anhang)<br />
Die Siedlungsstruktur<br />
Auch heute ist <strong>Unterbaldingen</strong> durch<br />
den breiten Straßenraum zwischen den<br />
überwiegend traufständigen Höfen geprägt.<br />
Zu diesem Raumeindruck tragen<br />
beson<strong>der</strong>s die großzügig bemessenen<br />
Vorplätze bei (heute häufig durch eine<br />
Hecke von <strong>der</strong> Straße getrennt; Abb. 42<br />
- 43, 47, 72 - 73, 75, 76). Trotz <strong>der</strong> baulichen<br />
Verdichtung seit dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
sind ausgedehnten Frei-/Grünflächen<br />
erhalten geblieben:<br />
- <strong>im</strong> Bereich des ehem. Angers die<br />
kleine Grünanlage mit dem Denkmal<br />
in Erinnerung an den Krieg von<br />
1870/71 (Abb. 36), <strong>der</strong> baumbestandene<br />
Spielplatz hinter dem alten<br />
Schulhaus (Abb. 34) und kleinere<br />
Zwickel <strong>im</strong> Kreuzungsbereich Weiherstraße/Kapellenstraße/Am<br />
Anger<br />
(Abb. 35);<br />
- Freiflächen <strong>im</strong> Bereich von Kirche<br />
und Pfarrhof: Die Gärten westlich<br />
und südlich <strong>der</strong> Kirche, die den freien<br />
Blick auf die Kirche bzw. von <strong>der</strong> Kirche<br />
in die Landschaft (� Westen)<br />
ermöglichen (Abb. 15, 16, 17 - 19);<br />
<strong>der</strong> Vorplatz und Garten des Pfarrhofs<br />
(Abb. 10); die kleine Anlage an<br />
<strong>der</strong> Villinger Straße mit dem Denkmal<br />
für die Gefallenen des Krieges<br />
von 1914/18 (Abb. 12 - 13);<br />
- großzügige Gartenflächen um die<br />
größeren Höfe, z. T. <strong>im</strong> rückwärtigen<br />
Bereich <strong>der</strong> Grundstücke zwischen<br />
<strong>der</strong> Bebauung (z. B. um die Anwesen<br />
Wartenbergstraße 5, 7/9 und<br />
Ringstraße 5; Abb. 47, 49 u. 66);<br />
- landwirtschaftliche Flächen um den<br />
Baldingahof („Innere Bünd“, Flst. Nr.<br />
445, 447); sie sind von erheblicher<br />
Bedeutung für sein Erscheinungsbild<br />
und für die Ablesbarkeit seiner früheren<br />
Funktion als Fronhof (Abb. 78 -<br />
81, 83, 86).<br />
Die Bauten<br />
Von den Höfen, die schon auf <strong>der</strong> Bannkarte<br />
von 1787 dargestellt sind, finden<br />
wir eine größere Zahl heute noch <strong>im</strong><br />
Dorf vor. An ihnen wird die Dorfgeschichte<br />
in beson<strong>der</strong>er Weise unmittelbar<br />
anschaulich. In einem Ausschnitt <strong>der</strong><br />
Deutschen Grundkarte von 1980 sind<br />
die noch weitgehend <strong>im</strong> historischen<br />
Bestand erhaltenen Höfe vollflächig rot<br />
gekennzeichnet (Kulturdenkmale). Höfe,<br />
die inzwischen stärker verän<strong>der</strong>t bzw.<br />
teilweise erneuert wurden, sind nur <strong>im</strong><br />
Umriss markiert (Abb. 9).<br />
Beson<strong>der</strong>s gut überliefert sind drei <strong>der</strong><br />
ehem. 12 großen Bauernhöfe: Weiherstraße<br />
10 (Baldingahof; Abb. 78 ff.),<br />
Ringstraße 5 (Abb. 64 ff.) und Wartenbergstraße<br />
7/9 (Abb. 45 ff.), große Höfe<br />
vom Typ des Baaremer Hauses, quer<br />
zum First geteilt, mit Wohn- und Wirtschaftsteil<br />
unter einem Dach. Das kleine<br />
Anwesen Wartenbergstraße 5 (Abb. 50<br />
ff.), bei dem Wohnhaus und Ökonomie<br />
räumlich getrennt sind, stellt eine Son<strong>der</strong>form<br />
dar, die wohl aus dem engen<br />
Zusammenhang mit dem Bauernhof<br />
Wartenbergstraße 7/9 entstanden ist.<br />
Ein gut überlieferter Taglöhnerhof ist<br />
Bogenstraße 10 (Abb. 72 ff.). Auch die<br />
Anwesen Bogentraße 1 und Ringstraße<br />
9 (Abb. 70, 67) sowie Villinger Straße 25<br />
(<strong>im</strong> Anschluss an die Zehntscheune des<br />
Klosters Amtenhausen; Abb. 30,31) sind<br />
charakteristische Beispiele kleinbäuerlicher<br />
Höfe des 18. bzw. frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Zeit wurde ihr<br />
ursprünglich knapp bemessener Wirtschaftsteil<br />
durch Anbauten erweitert.<br />
Bemerkenswert ist, dass <strong>der</strong> Typ des<br />
Baaremer Hauses auch <strong>im</strong> späten 19.<br />
und bis ins 20. Jahrhun<strong>der</strong>t beibehalten<br />
wurde (z. B. Bogenstraße 8, 12 und<br />
Villinger Straße 16; Abb. 75, 76, 28) und<br />
noch heute das Ortsbild prägt.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 11<br />
9 Gebäudebestand des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>im</strong> heutigen Ortsgefüge. Überlagerung <strong>der</strong> Bannkarte<br />
von 1787 mit <strong>der</strong> Deutschen Grundkarte von 1980:<br />
■ 1787 vorhanden, heute weitgehend <strong>im</strong> historischen Bestand erhalten.<br />
� 1787 vorhanden, heute stärker verän<strong>der</strong>t bzw. teilweise erneuert.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 12<br />
Die Gasthöfe „Adler“ und „Hirschen“<br />
wurden <strong>im</strong> 19. Jh. errichtet: Der „Adler“<br />
(Wartenbergstraße 1, heute Wohnhaus;<br />
Abb. 42) um 1803, <strong>der</strong> „Hirschen“ (Wartenbergstraße<br />
13; Abb. 58), früher bei<br />
<strong>der</strong> Fürstenbergischen Zehntscheune<br />
gelegen, in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Auf die Son<strong>der</strong>bauten in herrschaftlichem<br />
bzw. kirchlichem Besitz wurde<br />
bereits <strong>im</strong> vorigen Abschnitt hingewiesen:<br />
- Katholische Pfarrkirche St. Gallus<br />
(Villinger Straße 8; Abb. 14),<br />
- Pfarrhof (Villinger Straße 6; Abb. 1),<br />
- Ehem. Fürstenbergische Zehntscheune<br />
(Villinger Straße/Herdstraße<br />
3/5; Abb. 3, 20-21),<br />
- Ehem. Zehntscheune des Klosters<br />
Amtenhausen (Villinger Str. 27; Abb.<br />
2, 30-33).<br />
Literatur<br />
Diesen Bauten kommt aufgrund ihrer<br />
beson<strong>der</strong>en Funktion und Gestalt eine<br />
hohe Bedeutung für Ablesbarkeit <strong>der</strong><br />
historischen Ortsstruktur zu.<br />
Bewertung<br />
In größeren Bereichen des Ortskerns ist<br />
das charakteristische Siedlungsgefüge<br />
eines Baaremer Dorfes erhalten bzw.<br />
deutlich ablesbar. In diesem Zusammenhang<br />
sind sowohl gut überlieferte<br />
Höfe und Son<strong>der</strong>bauten, als auch die<br />
großzügigen Straßenräume und Freiflächen<br />
- Vorplätze, Gärten, landwirtschaftlichen<br />
Flächen - von Bedeutung.<br />
Aufgrund dieser Merkmale ist <strong>der</strong> Ortskern<br />
von <strong>Unterbaldingen</strong> als „erhaltenswerten<br />
Ortsteil von geschichtlicher Bedeutung“<br />
<strong>im</strong> Sinne des Baugesetzbuches<br />
(§ 1 (5) 5. BauGB) anzusehen.<br />
- Franz Götz: Festschrift zur 1200-Jahrfeier <strong>der</strong> beiden Gemeinden Oberbaldingen<br />
und <strong>Unterbaldingen</strong> <strong>im</strong> Landkreis Donaueschingen. Schriften des Landkreises Donaueschingen,<br />
Bd. 38 (1970).<br />
- Hermann Grees: Die historische Entwicklung <strong>der</strong> Dörfer auf <strong>der</strong> Baar. In: Alemannisches<br />
Jahrbuch 1997/98, S. 79-136, zu <strong>Unterbaldingen</strong> insbes. S. 121-126.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 13<br />
1787<br />
10, 11 Katholische Pfarrkirche St. Gallus und Pfarrhof<br />
12, 13 Grünanlage mit Denkmal für die Gefallenen des<br />
Krieges von 1914/18
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 14<br />
14 - 16 Kath. Pfarrkirche St. Gallus mit den umgebenden<br />
Gärten und Blick nach Westen in die Landschaft
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 15<br />
17 - 19 Herdstraße 3/5 und 9 mit den umgebenden Gärten und<br />
Blick auf die Kath. Pfarrkirche St. Gallus
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 16<br />
1787<br />
20 – 22 Herdstraße 3/5 / Villinger Straße / Kirchgässle. Ehem.<br />
Fürstenbergische Zehntscheune und Nebengebäude.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 17<br />
1787<br />
23 – 25 Schmiedgasse 1 und 3. Ehem. Taglöhnerhöfe.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 18<br />
27 Villinger Straße von Süden.<br />
28 Villinger Straße 16.<br />
29 Nebengebäude zu Villinger Straße 20.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 19<br />
1787<br />
30 - 33 Villinger Str. 25, 27. Ehem. Zehntscheune des Klosters<br />
Amtenhausen mit anschließendem Taglöhnerhaus.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 20<br />
1787<br />
Grünflächen <strong>im</strong> Bereich des ehem. Angers<br />
34 Spielplatz hinter dem alten Schulhaus.<br />
35 Kreuzung Weiherstraße/Kapellenstraße/Am Anger.<br />
36 Grünanlage mit Denkmal in Erinnerung an den Krieg von<br />
1870/71.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 21<br />
Kreuzungsbereich Villinger-/Herd-/Wartenbergstraße/Am Anger<br />
37 Neubau Herdstraße/Villinger Straße<br />
38 Anwesen Herdstraße 2/Villinger Straße<br />
39 Altes Schulhaus<br />
40 Feuerwehrhaus
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 22<br />
1787<br />
1881<br />
41 Wartenbergstraße 2<br />
42 – 43 Wartenbergstraße 1 und 3
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 23<br />
1787<br />
44 – 49 Wartenbergstraße 7/9
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 24<br />
1787<br />
50 – 55 Wartenbergstraße 5
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 25<br />
1881<br />
56 – 58 Wartenbergstraße 11 und 13 (Gasthof „Hirschen“)
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 26<br />
1881<br />
59, 60 Wartenbergstraße 15 und 17<br />
61 Wartenbergstraße 16 (nach 1881 erbaut)
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 27<br />
1881<br />
62 Ringstraße 1<br />
63 Ringstraße 2
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 28<br />
1787<br />
64 – 66 Hof Ringstraße 5 mit zugehörigem Garten.
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 29<br />
1881<br />
67 Ringstraße 9, ehem. Taglöhnerhof<br />
68, 69 Bogenstraße 2, Ringstraße 13
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 30<br />
1787<br />
70, 71 Bogenstraße 1, ehem. Taglöhnerhof
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 31<br />
1787<br />
72 – 74 Bogenstraße 10, ehem. Taglöhnerhof
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 32<br />
1881<br />
75 Bogenstraße 8<br />
76 Bogenstraße 12<br />
77 Weiherstraße 9
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 33<br />
1787<br />
78 -81 Weiherstraße 10, Baldingahof
<strong>Bad</strong> <strong>Dürrhe<strong>im</strong></strong>-<strong>Unterbaldingen</strong>, Historische Ortsanalyse 34<br />
72 -86 Weiherstraße 10, Baldingahof<br />
mit den zugehörigen landwirtschaftlichen<br />
Flächen und Neubauten in seiner Umgebung