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(Auf-)Zeichnen 1800-1900 - Melton Prior Institut

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Clemens Krümmel<br />

16<br />

17<br />

1. Roland Barthes, Reich<br />

der Zeichen (frz.<br />

Originalausg. Genf 1970),<br />

Übersetzung: Michael<br />

Bischoff, Frankfurt/Main<br />

1981, S. 51-53.<br />

2. So hat Zeichnung beispielsweise<br />

eine kunstbezogene<br />

<strong>Auf</strong>wertung erhalten,<br />

seit sie sich vor allem<br />

seit den sechziger Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts als<br />

konzeptuelle Handlungsform<br />

im Umfeld von Minimal<br />

Art und Conceptual<br />

Art bewährte, oder seit sie<br />

wie in der Arbeitsweise<br />

eines Joseph Beuys zum<br />

Bindeglied zwischen performativem<br />

und plastischem<br />

Handeln wurde.<br />

3. Jonathan Crary,<br />

Techniques of the Observer.<br />

On Vision and Modernity<br />

in the Nineteenth<br />

Century, Cambridge,<br />

Mass. / London 1990,<br />

S. 20.<br />

4. Vgl. Jürgen Stollhans,<br />

“Wie ging noch mal Futurismus?”,Ausstellungskatalog<br />

Bonner<br />

Kunstverein 2001. Dort ist<br />

eine in diesem Sinne des<br />

synthetischen<br />

Historienbildes zu sehende<br />

Serie von extrem empfindlichen,fotorealistischen<br />

und/oder diagrammhaften<br />

Kreidezeichnungen auf<br />

Schultafeln dokumentiert,<br />

auf denen Stollhans<br />

historische und zeitgenössische<br />

Verflechtungen<br />

zwischen Ökonomie,<br />

Luftfahrtindustrie und<br />

Kriegstechnologie rekonstruiert.<br />

non-artistic and non-artistic, historical and also<br />

contemporary uses of drawing - that they may<br />

help to recall a method that promises no avantgardistic<br />

dominance, certainly not in the area of<br />

art, where sketches on paper only in exceptional<br />

cases show a greater effect, but will offer broad<br />

spectrum of ways to allow the interest in relations<br />

not only to result in involvement, but also<br />

engagement. Especially in light of the growing<br />

urban collection of black box video projection<br />

spaces around every biennial or art fair, we hope<br />

to show that drawing is sometimes enough.<br />

am Platze vorkommen lassen, wo ein Mindestmaß an „menschlicher“ Autonomie nicht<br />

mehr gegeben war. Die Entscheidung, die ja zum Teil durchaus publizierten und bekannten<br />

Zeichnungen etwa aus Konzentrationslagern und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten<br />

auch zu Gegenständen der Ausstellung zu machen, fiel negativ aus – weil es unangebracht<br />

erscheint, diesen Bestand einfach als „Maximalformulierung“ einer grundsätzlich<br />

ästhetisch-medienkritischen Themenvorgabe zu instrumentalisieren; aber auch<br />

aus repräsentationskritischen Gründen, wie sie Karin Gludovatz in ihrem <strong>Auf</strong>satz zu Zeichnungen<br />

aus nationalsozialistischen Lagern ausführt.<br />

„Reportagezeichnung“ wird in der Auswahl dieses Bandes und in dieser Ausstellung<br />

unter verschiedenen thematischen Aspekten näherungsweise addressiert, nicht im Sinne<br />

einer einengenden Definition. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass vom Feld künstlerischer<br />

und nicht-künstlerischer Gebräuche der Zeichnung historische und auch zeitgenössische<br />

Impulse ausgehen, sich eines Verfahrens zu erinnern, das keine avantgardehafte Vorherrschaft<br />

verspricht, schon gar nicht im Kunstbereich, in dem Skizzen auf Papier nur in<br />

Ausnahmefällen größere Wirkung zeigen, das aber eine Fülle von Wegen bietet, auf das<br />

Interesse an Verhältnissen nicht nur Involvierung, sondern auch Engagement folgen zu<br />

lassen. Gerade angesichts der summenden vorstadtgroßen Ansammlungen von Black box-<br />

Videoprojektionsräumen im Umfeld jeder Biennale oder Kunstmesse könnte sich auch zeigen,<br />

dass es manchmal reicht zu zeichnen.<br />

Keiji Nakazawa, Doppelseite aus „Barefoot Gen“, Nakazawas mehrbändigem<br />

Augenzeugenbericht von der nuklearen Bombardierung Hiroshimas und ihren<br />

Folgen für die Zivilbevölkerung; gezeichnet in Manga-Form, zuerst 1972–1973<br />

in der Wochenzeitschrift „Shukan Shonen Jampu“ veröffentlicht.

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