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Auswirkungen der Höhe auf den Menschen 4.1 Reaktion des ...

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Peter Schatzl, 2001, Geographische Aspekte <strong>des</strong> <strong>Höhe</strong>nbergsteigens<br />

Bergsteiger mit relativ guter Akklimatisationsfähigkeit (HVR), aber beschei<strong>den</strong>er<br />

Ausdauerleistungsfähigkeit wer<strong>den</strong> in <strong>den</strong> ersten Tagen kaum höhenkrank, sind aber nach<br />

erfolgter Akklimatisation auch kaum in <strong>der</strong> Lage, größere Distanzen rasch und problemlos zu<br />

bewältigen (fehlen<strong>der</strong> Sicherheitsfaktor).<br />

Bergsteiger mit relativ guter Ausdauerleistungsfähigkeit, aber schlechter<br />

Akklimatisationsfähigkeit (HVR) wer<strong>den</strong> in <strong>den</strong> ersten Tagen wahrscheinlich eher<br />

höhenkrank wer<strong>den</strong>. Wenn aber diese Phase geduldig und höhentaktisch konsequent<br />

bewältigt wird, kann man seine gute Leistungsfähigkeit voll ausspielen.<br />

Bergsteiger mit guter Akklimatisationsfähigkeit und guter Ausdauerleistungsfähigkeit bringen<br />

zwar nahezu optimale Vorraussetzungen mit, bil<strong>den</strong> aber innerhalb einer (wie üblich)<br />

inhomogenen Gruppe ein erhebliches Sicherheitsrisiko, wenn sie für das Tempo <strong>des</strong><br />

<strong>Höhe</strong>rsteigens tonangebend sind.<br />

Mir persönlich fehlt hier noch ein Szenario, das ebenfalls nicht selten eintritt:<br />

Bergsteiger mit schlechter Akklimatisationsfähigkeit und relativ schlechter<br />

Ausdauerleistungsfähigkeit bringen zwar nicht die optimale Vorraussetzungen mit, kommen<br />

<strong>den</strong>noch (immer öfter) in höhere Regionen, <strong>den</strong>n <strong>Höhe</strong>nbergsteigen (wie bereits in Kapitel 2<br />

angesprochen) liegt voll im Trend. Diese Gruppe sollte nicht ausgeklammert wer<strong>den</strong>,<br />

vielmehr gilt es diesen Personen ihre Position in diesem einfachen Modell bewußt zu machen<br />

und sie über mögliche (wahrscheinliche) Folgen <strong>auf</strong>zuklären.<br />

„Eine gute Atemantwort (HVR) <strong>auf</strong> Hypoxie vermin<strong>der</strong>t also das Risiko von AMS in<br />

<strong>der</strong> Akklimatisationsphase, während eine hohe VO2max in <strong>der</strong> dar<strong>auf</strong>folgen<strong>den</strong><br />

Phase ein besseres und sicheres Bergsteigen erlaubt.“<br />

(BERGHOLD u. SCHAFFERT, 1999, S. 22)<br />

Eine gute Akklimatisationsfähigkeit<br />

ermöglicht ein rascheres<br />

stufenweises <strong>Höhe</strong>rsteigen, während<br />

eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

Schnelligkeit und somit Sicherheit<br />

bedeutet. Der leistungsfähigere<br />

Bergsteiger kann schneller steigen<br />

und damit die Aufenthaltsdauer in<br />

kritischen Zonen (z.Bsp.<br />

Eisschlagzone, Lawinenstrich) <strong>auf</strong> ein<br />

Minimum beschränken. Er ist weniger<br />

lang <strong>der</strong> Kälte und dem Wind<br />

ausgesetzt, erzeugt mehr Wärme<br />

(u.a. durch kontinuierliches Steigen),<br />

verliert weniger Flüssigkeit über die<br />

m<br />

8200<br />

8100<br />

8000<br />

7900<br />

7800<br />

7700<br />

7600<br />

7500<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />

<strong>Höhe</strong><br />

trainiert untrainiert<br />

Stun<strong>den</strong><br />

Abb. <strong>4.1</strong>.12 Auf- und Abstiegszeiten Lager 3 - Gipfel - Lager 3.<br />

Die Untersuchung am Cho Oyu zeigte, dass sich gut Ausdauertrainierte<br />

von weniger gut Trainierten kaum in ihrer individuellen Belastung<br />

unterschie<strong>den</strong>, jedoch sehr deutlich in <strong>den</strong> Auf und<br />

Abstiegsgeschwindigkeiten.<br />

Atmung und dürfte damit sein Risiko für Erfrierungen vermin<strong>der</strong>n. Beim<br />

Expeditionsbergsteigen kann <strong>der</strong> Gipfelgang von einem tieferen Lager aus erfolgen, auch<br />

bleibt mehr Zeitreserve für <strong>den</strong> Abstieg (z.Bsp. bei einem Wetterumschwung). Die<br />

Aufenthaltsdauer in extremer <strong>Höhe</strong> wird verkürzt, was <strong>den</strong> Bergsteiger vor akuter<br />

<strong>Höhe</strong>nkrankheit und <strong>Höhe</strong>ndeterioration schützen kann (LÄMMLE u. BURTSCHER, 1999, S.<br />

96).<br />

Psychologische und neuropsychische <strong>Auswirkungen</strong><br />

Viele Berichte von Aufenthalten in (sehr) großen und extremen <strong>Höhe</strong>n enthalten subjektive<br />

Beschreibungen von massiven Verän<strong>der</strong>ungen im Handeln, dem emotionalen Empfin<strong>den</strong>,<br />

<strong>der</strong> Stimmung und verschie<strong>den</strong>er Aspekte psychomotorischer und kognitiver Leistungen.<br />

PETERLUNGER (1996, S. 47) gibt eine Aufzählung solcher Symptome: Reizbarkeit, erhöhte<br />

Sensibilität gegenüber Kritik und Anweisungen, Aggressivität, generelle Ungeduld,<br />

Lethargie, Apathie, Depressionen, übertriebene Zuversicht o<strong>der</strong> Ängstlichkeit und eine<br />

reizbare aggressive Grundstimmung, die aber sehr schnell in Euphorie umschlagen kann.<br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> - Seite 137

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