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Auswirkungen der Höhe auf den Menschen 4.1 Reaktion des ...

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Peter Schatzl, 2001, Geographische Aspekte <strong>des</strong> <strong>Höhe</strong>nbergsteigens<br />

(SCHAFFERT, 1999, S. 116). Beispielsweise ist eine 50% Sauerstoffsättigung <strong>des</strong> Hb (sog.<br />

P-50-Wert) bei Normalverl<strong>auf</strong> (d.h. bei physiologisch ausgeglichenen Werten) <strong>der</strong> ODC bei<br />

27mmHg Sauerstoffpartialdruck <strong>der</strong> Fall, eine Linksverschiebung ermöglicht diese 50%<br />

Sauerstoffsättigung auch noch bei 19mmHg.<br />

Steigerung <strong>der</strong> Sauerstoffausnützung<br />

durch Kapillarisierung und Ökonomisierung <strong>des</strong> Zellmetabolismus<br />

Hypoxie kann <strong>auf</strong> zellulärer Ebene als Zustand definiert wer<strong>den</strong>, in dem die O2-Anlieferung<br />

zu <strong>den</strong> Mitochondrien nicht ausreicht, um eine Energiebereitstellung (durch ATP-<br />

Resynthese) in dem Ausmaß zu gewährleisten, wie es für die normale Funktion <strong>der</strong> Zelle<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist. PODOLSKY (1996) beschreibt als erste Mechanismen die Vermin<strong>der</strong>ung <strong>des</strong><br />

Kapillargefäßtonus, so daß mehr Kapillaren perfundiert wer<strong>den</strong>, wodurch sich die<br />

Kapillaroberfläche vergrößert und die Verweildauer <strong>des</strong> Blutes in <strong>den</strong> Kapillaren verlängert<br />

(S. 133), sowie das Umschalten von Fettsäureoxidation <strong>auf</strong> überwiegende Glucoseoxidation<br />

für die Energiebereitstellung, welche unter <strong>den</strong> Bedingungen eingeschränkter O2-<br />

Verfügbarkeit effizienter ist (S. 134). HASIBEDER et al. (1990, S. 24) schreiben längerfristig<br />

(chronische Hypoxie) von einer Zunahme <strong>der</strong> Gewebskapillarisierung, <strong>der</strong><br />

Mitochondrienzahl, und <strong>des</strong> Myoglobingehaltes [=roter Muskelfarbstoff, dem Hb ähnlich, für<br />

die Bindung <strong>des</strong> O2 im Muskel zuständig], weisen aber dar<strong>auf</strong> hin, daß es noch wenige<br />

Untersuchungen am <strong>Menschen</strong> zu diesem Thema gibt. HOCHHOLZER (1996, S. 17f)<br />

spricht von einer „Ökonomisierung“ in <strong>den</strong> Zellen, und von einer Zunahme <strong>der</strong><br />

Energieausschöpfung um etwa 15% durch längere <strong>Höhe</strong>nanpassung.<br />

Ein weiterer Erklärungsansatz geht in<br />

Richtung (scheinbarer) Zunahme <strong>der</strong><br />

Kapillaren durch die Muskelatrophie<br />

[=Muskelschwund] in sehr großen und<br />

extremen <strong>Höhe</strong>n: Durch das Abnehmen<br />

<strong>der</strong> Muskelmasse (Abnahme im<br />

Durchmesser), wür<strong>den</strong> gleich viele<br />

Kapillare weniger Muskel bei gleichem<br />

Mitochondrienvolumen versorgen, was<br />

sich positiv <strong>auf</strong> die<br />

Ausdauerleistungsfähigkeit <strong>des</strong> Muskels<br />

auswirken dürfte, während die<br />

Maximalkraft beeinträchtigt wird. Diese<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Gewebszusammensetzung <strong>des</strong> Muskels<br />

könnten einen sinnvollen<br />

Anpassungsvorgang unter chronischer<br />

Hypoxie darstellen (HASIBEDER et al.,<br />

1990, S. 24).<br />

Leistungsfähigkeit in <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong><br />

Da die Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

unmittelbar vom Sauerstoffangebot<br />

abhängt, kommt es beim Aufstieg in<br />

höhere Regionen zu einer Abnahme <strong>der</strong><br />

maximalen und submaximalen<br />

Sauerstoff<strong>auf</strong>nahme. Die maximale<br />

Sauerstoff<strong>auf</strong>nahme (VO2max)<br />

quantifiziert jene Menge O2 (in Liter pro<br />

Minute), die ein Mensch bei maximaler<br />

Belastung <strong>auf</strong>nehmen kann. Sie zeigt<br />

an, wie leistungsfähig jemand im<br />

aeroben Bereich ist, und ist abhängig<br />

von möglichst optimaler Funktion bzw.<br />

dem Zusammenspiel von O2-Aufnahme,<br />

-Transport und -Verwertung. Leistungen<br />

<strong>auf</strong> dem Niveau <strong>der</strong> VO2max können<br />

Sauerstoff<strong>auf</strong>nahme<br />

l/min<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

anaerobe<br />

aerobe<br />

Energielieferung<br />

max<br />

VO 2<br />

Herzfrequenz<br />

bpm<br />

% <strong>der</strong> VO2max die bei langdauern<strong>der</strong><br />

Arbeit durchgehalten<br />

wer<strong>den</strong> kann<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Abb. <strong>4.1</strong>.9 Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Sauerstoff<strong>auf</strong>nahme und<br />

Herzfrequenz durch Ausdauertraining.<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

% VO2max - 15%<br />

- 35%<br />

Trainingsperio<strong>den</strong><br />

- 45%<br />

- 55%<br />

- 65%<br />

20<br />

<strong>Höhe</strong><br />

0 2000 4000 6000 8000<br />

Abb. <strong>4.1</strong>.10 Abnahme <strong>der</strong> VO2max mit zunehmen<strong>der</strong> <strong>Höhe</strong>. Bis zur<br />

Schwellenhöhe (2500m) beträgt die Abnahme etwa 5%. Darüber<br />

sinkt die VO2max etwa 10% pro 1000 <strong>Höhe</strong>nmeter. Beim Gipfelgang<br />

<strong>auf</strong> einen Achttausen<strong>der</strong> steht dem Bergsteiger nur noch ca. ein<br />

Drittel seiner Ausdauerleistung aus <strong>der</strong> Tallage zur Verfügung. Er<br />

wird daher in dieser <strong>Höhe</strong> etwa 3mal so lange für eine vergleichbare<br />

Wegstrecke <strong>auf</strong> Meeresniveau benötigen.<br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> - Seite 135<br />

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