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Auswirkungen der Höhe auf den Menschen 4.1 Reaktion des ...

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Peter Schatzl, 2001, Geographische Aspekte <strong>des</strong> <strong>Höhe</strong>nbergsteigens<br />

CO2-Partialdruck bei gleichzeitiger Dämpfung <strong>des</strong> Atemantriebs im Schlaf. Betroffene<br />

o<strong>der</strong> Beobachter geraten dabei verständlicherweise leicht in Panik und halten es für ein<br />

Lungenödem. Dieses sehr höhentypische Phänomen kann sehr unangenehm und<br />

schlafraubend sein, ist aber völlig harmlos. Es tritt häufig während <strong>der</strong><br />

Akklimatisationsphase <strong>auf</strong>, und bleibt meist auch im akklimatisierten Zustand während<br />

<strong>des</strong> gesamten <strong>Höhe</strong>n<strong>auf</strong>enthalts bestehen.<br />

<strong>Höhe</strong>nadaption<br />

BERGHOLD u. SCHAFFERT (1999, S. 14) bezeichnen die Phase <strong>des</strong><br />

Akklimatisationsvorgangs auch als „Adaptation“. Diesen Terminus verwen<strong>den</strong> POLLARD u.<br />

MURDOCH (1998) jedoch für die physiologischen Verän<strong>der</strong>ungen, die im L<strong>auf</strong>e von Jahren,<br />

Jahrzehnten, im L<strong>auf</strong>e <strong>des</strong> Lebens und über Generationen eintreten und <strong>der</strong> Spezies<br />

Mensch ein Leben in <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong> <strong>auf</strong> Dauer ermöglichen (S. 3). Ich vermute, daß<br />

<strong>Höhe</strong>nadaptation (o<strong>der</strong> -adaption) in <strong>der</strong> deutschen und englischsprachigen Literatur<br />

unterschiedlich verwendet wird. Auch sind die Termini Sofortadaptation und Langzeit-<br />

Adaptation gebräuchlich.<br />

Die Schwierigkeit die <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong>nadaption (im Sinne von POLLARD u.<br />

MURDOCH) zu beschreiben, ist es, sie ursächlich <strong>auf</strong> die Umweltbedingungen in <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong><br />

(Hypoxie, Kälte etc.) zurückzuführen, und sie von ethnischen, wirtschaftlichen und<br />

Ernährungsfaktoren zu unterschei<strong>den</strong>, leiten WARD, MILLEDGE u. WEST (1995, S. 344)<br />

ein. Eine gängige Methode besteht darin, die Bewohner höherer Regionen mit jener <strong>der</strong><br />

Tieflän<strong>der</strong> zu vergleichen und Unterschiede <strong>auf</strong>zuzeigen. Die Autoren beziehen sich in dem<br />

Kapitel „High altitude populations“ <strong>auf</strong> eine Vielzahl von Studien, welche vorwiegend in <strong>den</strong><br />

An<strong>den</strong> und im Himalaya lokalisiert sind; die betreffen<strong>den</strong> Populationen leben meist in <strong>Höhe</strong>n<br />

über 3000m.<br />

Im Folgen<strong>den</strong> möchte ich einige Aspekte daraus nennen:<br />

Historische Schil<strong>der</strong>ungen z.Bsp. von spanischen Siedlern in <strong>den</strong> An<strong>den</strong> Südamerikas<br />

beschreiben eine zeitliche Verzögerung in <strong>der</strong> Reproduktionsfähigkeit <strong>auf</strong> Grund<br />

eingeschränkter Fruchtbarkeit (fertility-lag), hoher Zahl an Fehlgeburten und hoher<br />

Säuglingsmortalität. „The first Spanish child to be born and reared was after the city had<br />

been founded for 53 years“ (S. 346).<br />

Zum Thema Schwangerschaft und Kindheitsentwicklung ist von kleineren und leichteren<br />

Babys die Rede (u.a. um nicht die O2-Transferkapazität <strong>der</strong> Plazenta zu überschreiten).<br />

Wachstum und Entwicklungen im L<strong>auf</strong>e <strong>der</strong> Kindheit ist ebenfalls (1 bis 2 Jahre) verzögert.<br />

„The high-altitude child lags behind his low-altitude counterpart“ (S. 348).<br />

Als ein wesentlicher physiologischer Unterschied <strong>der</strong> Bewohner höherer Regionen wird ein<br />

größerer Brustkorb mit größerer Totalkapazität <strong>der</strong> Lunge genannt. Mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Aufenthaltsdauer (im L<strong>auf</strong>e von Jahrzehnten) kommt es zu einer Abnahme <strong>der</strong> hypoxischen<br />

Atemantwort („...it does not seem to be genetically determined“ (S. 350); „...a low respose is<br />

an advantage at altitude“ (S. 353)). Zur Hämoglobinkonzentration gibt es keine eindeutige<br />

Aussage, hier wi<strong>der</strong>sprechen sich die Studien. Auf<br />

<strong>den</strong> erhöhten pulmonal-arterielle Druck (PAP)<br />

antwortet <strong>der</strong> Körper mit Muskularisierung bzw.<br />

Muskelhypertrophie [=Volumenszunahme <strong>des</strong><br />

Muskels] <strong>der</strong> Lungenarterie und <strong>der</strong> rechten<br />

Herzkammer. „This [...] should be regarded as a<br />

response to high altitude rather than an adaption,<br />

since there is no evi<strong>den</strong>ce that this has any<br />

physiological benefit“ (S. 352). Eine Studie<br />

vermutet, daß tibetanische Hochlandbewohner<br />

diese „Antwort“ weitgehend abgelegt haben,<br />

vergleichbar dem Yak (siehe Abb. <strong>4.1</strong>.14), das<br />

keinen erhöhten pulmonal-arteriellen Druck<br />

<strong>auf</strong>weist.<br />

Abb. <strong>4.1</strong>.14 Tibetanisches Yak. Über Jahrtausende<br />

optimal an <strong>Höhe</strong>n zwischen 4000 und 6000m adaptiert.<br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> - Seite 141

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