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Auswirkungen der Höhe auf den Menschen 4.1 Reaktion des ...

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Peter Schatzl, 2001, Geographische Aspekte <strong>des</strong> <strong>Höhe</strong>nbergsteigens<br />

• Möglichst tiefe Schlafhöhe<br />

In Kombination mit <strong>der</strong> Trekkingroute/Aufstiegsroute die Schlafplätze immer so tief wie<br />

möglich wählen (z.Bsp. keine unnötigen Übernachtungen <strong>auf</strong> hohen Pässen etc.). Wenn<br />

möglich Schlafhöhe stets tiefer als die höchste erreichte Tageshöhe (siehe „Climb high -<br />

Sleep low“).<br />

<strong>Höhe</strong>ntaktische Regeln in extremen <strong>Höhe</strong>n:<br />

• Basislager - Hochlager - Gipfel<br />

Vorraussetzung für das <strong>Höhe</strong>rsteigen ist stets eine solide Akklimatisation im Basislager<br />

und entsprechend stabile Wetterverhältnisse. Die Hochlager wer<strong>den</strong> in <strong>Höhe</strong>ndifferenzen<br />

von ca. 800 bis 1000m angelegt, für die Gipfeletappe sind maximal 1500m einzuplanen.<br />

• Jojo-Taktik<br />

Das Übernachten im Hochlager ist frühestens nach 2 Erkundungs- und<br />

Ausrüstungsvorstößen bis zur jeweils neuen Lagerhöhe sinnvoll. Durch <strong>den</strong><br />

mehrstündigen „Hypoxiestimulus“ bei <strong>den</strong> Vorstößen kommt es zu einer entsprechen<strong>den</strong><br />

(und erwünschten) Hyperventilationssteigerung und Linksverschiebung <strong>der</strong><br />

Sauerstoffbindungskurve. Durch <strong>den</strong> raschen Wie<strong>der</strong>abstieg wer<strong>den</strong> ein<br />

Alkaloseausgleich durch die Niere und die Gefahr <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong>ndeterioration minimiert.<br />

SCHAFFERT (1999, S. 118) empfiehlt nach dem Einrichten <strong>der</strong> Hochlager, kurz vor <strong>der</strong><br />

Gipfelbesteigung nochmals bis ca. 4000m abzusteigen (um sich vollständig zu<br />

regenerieren) und anschließend so schnell wie möglich (in einem Zug) <strong>den</strong><br />

„Gipfelvorstoß“ anzutreten.<br />

• Gipfeletappe bleibt Risikoetappe<br />

Der Zeitbedarf für <strong>den</strong> Auf- und Abstieg ist so einzuplanen, daß ein Abstieg bis zum<br />

vorletzten Lager möglich ist (fixe Zeitvorgaben, Umkehrzeitpunkt; maximal: ↑ 10 h , ↓ 6 h ).<br />

Schon bei <strong>der</strong> halben Gipfeletappe ist eine kritische Abschätzung vorzunehmen.<br />

Schnelligkeit ist Sicherheit (siehe oben)! Der Abstieg von einem sehr hohen Gipfel ist<br />

immer gefährlicher als <strong>der</strong> Aufstieg.<br />

Zur bewußten Unterstützung <strong>des</strong> Akklimatisationsvorganges:<br />

• Bewußte Hyperventilation<br />

Durch gesteigertes Abatmen von CO2 erhöht man <strong>den</strong> alveolären und arteriellen<br />

Sauerstoffdruck. Im Gegensatz zu Tallagen treten bei bewußt forcierter Atmung in <strong>der</strong><br />

<strong>Höhe</strong> keine Schwindelzustände o<strong>der</strong> Krämpfe <strong>auf</strong>. Die quantitative Ausbeute wird<br />

allerdings mit fallendem Luftdruck geringer. Schließlich ist <strong>der</strong> Grenznutzen dort erreicht,<br />

wo <strong>der</strong> weitere O2-Gewinn ausschließlich für die Zunahme <strong>der</strong> mechanischen<br />

Atemtätigkeit <strong>auf</strong>gebraucht wird.<br />

• Schlafen mit erhöhtem Oberkörper<br />

Das erleichtert das Atmen und verbessert die O2-Versorgung, <strong>den</strong>n gerade nachts ist die<br />

Sauerstoffsättigung schlechter als tagsüber (Vagotonie [=Überwiegen <strong>des</strong><br />

Parasympathikus; führt u.a. zur Vermin<strong>der</strong>ung von Atmung, Blutdruck und Herzfrequenz],<br />

Belüftungssituation im Zelt etc.).<br />

• Climb high - Sleep low<br />

Wenn man sich am Ende einer Aufstiegs-Tagesetappe wohl fühlt und noch Zeit dazu hat,<br />

hat es sich bewährt, nach einer Rast am Lagerplatz langsam und ohne Gepäck noch<br />

etwa 100 bis 200 <strong>Höhe</strong>nmeter weiterzusteigen und dann wie<strong>der</strong> ins Lager<br />

zurückzukehren. Ohne daß es dafür eine physiologische Erklärung gibt, betrachten dies<br />

viele <strong>Höhe</strong>nbergsteiger als vorteilhaft für ihre Akklimatisation.<br />

Während <strong>des</strong> gesamten Aufenthalts in höheren Regionen:<br />

• Vermehrte regelmäßige Flüssigkeitszufuhr<br />

In höheren Regionen nimmt <strong>der</strong> Flüssigkeitsverlust zu. Vor allem durch die<br />

Hyperventilation und die Notwendigkeit, die trockene kalte Inspirationsluft anzufeuchten<br />

und zu erwärmen, gehen mehrere Liter pro 24 Stun<strong>den</strong> verloren. Dehydrierung<br />

[Wasserverlust; Abnahme <strong>des</strong> Körperwassers und <strong>des</strong> Plasmavolumens] min<strong>der</strong>t die<br />

körperliche Leistungsfähigkeit <strong>auf</strong> dem Umweg <strong>der</strong> Thermoregulation, Herz-<br />

Kreisl<strong>auf</strong>beeinträchtigung und von Elektrolytimbalancen. Durch vermehrte regelmäßige<br />

Flüssigkeitszufuhr („Trinkdisziplin“) kann man zwar die Akklimatisation nicht för<strong>der</strong>n und<br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> - Seite 139

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