MODE & TRENDS - Lloyd
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KoLumne<br />
SchuhSpitzen<br />
Schick, schlicht, sexy – Schuhe sind die schönste<br />
Nebensache der Welt. Doch sie stellen Kolumnistin<br />
Henriette Kuhrt auch vor Probleme: Was tun,<br />
wenn die Traumschuhe in greifbare Nähe rücken?<br />
Seit Monaten träumte ich<br />
von einem Paar Schuhe,<br />
das ich in einem eleganten<br />
Geschäft gesehen hatte:<br />
schwarze Wildlederstiefeletten<br />
mit vielen silbernen<br />
Reißverschlussapplikationen.<br />
Ich weiß nicht, warum<br />
ich Herzrasen bekam, wenn ich<br />
sie im Schaufenster sah. Warum<br />
mein Mund trocken wurde. Weil sie unerreichbar<br />
waren? 1.000 Euro, das war<br />
nicht machbar, unter keinen Umständen.<br />
Nun aber war Sale, und da standen<br />
sie noch, meine Schuhe. Eine Nummer<br />
zu groß zwar, aber mittlerweile so reduziert,<br />
dass sie in greifbare Nähe gerückt<br />
waren. Ich lief mit ihnen durch<br />
den Laden, auf und ab, unfähig eine<br />
Entscheidung zu treffen. Sollte ich all<br />
mein Geld für ein Paar Schuhe, zudem<br />
noch in der falschen Größe, aus dem<br />
Fenster schmeißen? Wollte ich überhaupt<br />
Schuhe, die so derartig auf sich<br />
aufmerksam machten? Aber hatte ich<br />
nicht ein ganzes Jahr damit verbracht,<br />
mir diese Schuhe herbeizusehnen?<br />
Als ich mit der Tüte nach Hause ging,<br />
fühlte ich mich ein wenig unglücklich.<br />
War es richtig, diese Schuhe zu kaufen?<br />
Hatte ich nicht drei ähnliche Paare?<br />
46 LLoyd time 2.10<br />
Henriette Kuhrt, 32, Journalistin<br />
in München. Sie schrieb den Erzählband<br />
„Milchmädchenrechnung“<br />
und das Hörspiel „Marie – Praktikantin<br />
aus Leidenschaft“.<br />
Hätte ich das Geld besser gespart?<br />
Wolken verdunkelten meine Gedanken<br />
und die elegante Tüte aus dickem, rosa<br />
Karton wurde immer schwerer.<br />
Zuhause angekommen, kramte ich<br />
den Kassenzettel hervor: „Umtausch<br />
nur gegen Ware, reduzierte Angebote<br />
von der Rückgabe ausgeschlossen.“<br />
Ich wurde panisch. Bislang hatte ich<br />
in einer Welt gelebt, in der falsche Konsumentscheidungen<br />
sofort rückgängig<br />
gemacht werden konnten. Doch jetzt<br />
saß ich fest. Ich konnte natürlich in den<br />
Laden gehen, quengeln und zetern, bis<br />
sie mir die Schuhe wieder abnähmen<br />
und dafür einen Gutschein in die Hand<br />
drückten. Dann konnte ich im Nicht<br />
Sale eine halbe Bluse oder ein Jeansbein<br />
kaufen. Oder sie würden mich<br />
ignorieren und ich würde die Schuhe,<br />
von denen ich ein Jahr lang geträumt<br />
hatte, wieder mit nach Hause nehmen.<br />
Dann würden sie mich in meinem<br />
Schrank daran erinnern, dass ich nicht<br />
nur viel zu viel Geld dafür bezahlt, sondern<br />
auch noch versucht hatte, sie wieder<br />
loszuwerden. Das wäre ja so, als ob<br />
ich einen Rassehund an der Autobahnraststätte<br />
ausgesetzt hätte und er dann<br />
zu mir zurückgekommen wäre.<br />
Die Schuhe und ich konnten so nicht<br />
miteinander glücklich werden. Darum<br />
beschloss ich, etwas dagegen zu tun<br />
und sie so häufig wie möglich zu tragen.<br />
Auf Partys, zur Arbeit. Wenn ich also<br />
morgens aus der Tram steige und ein<br />
Turnbeutelchen dabei habe, bitte nicht<br />
wundern. Und wenn ich im Büro meinen<br />
Mantel aufhänge und dann meine<br />
Straßenschuhe gegen das extrovertierte<br />
Reißverschlussmodell tausche, einfach<br />
nicht nachfragen. Wir lernen uns gerade<br />
erst kennen, meine Traumschuhe<br />
und ich. Aber es läuft ganz gut. b<br />
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