4202540 BH Hinduismus - FWU
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Kastenwesen:<br />
Alle Hindu-Religionen leben mit einem<br />
Kastensystem, das zwar gemäß der heutigen<br />
Verfassung abgeschafft ist, aber im Bewußtsein<br />
der Menschen nur sehr langsam abgebaut<br />
wird. Das Kastenwesen gibt eine religiöse<br />
Gesellschaftsordnung vor, in die man<br />
schicksalhaft hineingeboren wird. Vier Kasten<br />
und die Gruppe der Kastenlosen sind in<br />
einen strengen hierarchischen Zusammenhang<br />
gestellt. Zur obersten Kaste, den „Brahmanen“<br />
gehören Priester und Schriftgelehrte.<br />
Ihnen folgen in der Rangordnung die „Kshatriyas“,<br />
Krieger und Adel, dann folgen die<br />
„Vaishyas“, Bauern, Kaufleute und Handwerker<br />
und schließlich als vierte Kaste die „Shudras“,<br />
die den oberen Kasten als Diener und<br />
Arbeiter zur Verfügung stehen. Die „Parias“<br />
(„Unberührbare“) gehören hingegen keiner<br />
Kaste an. Sie gelten als „unrein“ und stehen<br />
auf der untersten<br />
Stufe in der Gesellschaft.<br />
Dharma:<br />
Kernbegriff des <strong>Hinduismus</strong> ist Dharma, das<br />
„Seins- und Sollensgesetz“. Der Begriff<br />
„Dharma“ kommt aus dem Sanskrit, einer<br />
alten indogermanischen Sprache und bezeichnet<br />
„das, was trägt“, und zwar in allen<br />
Lebensbereichen, vom Universum bis zur Kastenordnung.<br />
Das Wort kann auch mit „Wahrheit“,<br />
„Ordnung“, „Sitte“, „Recht“, „Gesetz“,<br />
„Kult“ oder „Pflicht“ übersetzt werden.<br />
Dharma ist das höchste Gesetz, das für Gerechtigkeit<br />
sorgt. Auch praktische Verhaltensregeln,<br />
rituelle Vorschriften und Kastengesetze<br />
werden vom Dharma bestimmt. Dem<br />
allgemeingültigen Dharma entspricht ein<br />
individuelles Dharma, das die Pflichten des<br />
Einzelnen in seinem Handeln bezeichnet.<br />
Hindus sehen ihre Religion als „Sanatana<br />
Dharma“, als „ewige Lebensordnung“.<br />
4<br />
Reinkarnation und Karma:<br />
Gemeinsam ist den Hindus der Glaube an<br />
das zyklische Entstehen und Vergehen der<br />
Welt und die damit verbundene Lehre von<br />
der Wiedergeburt („Reinkarnation“). Die<br />
Seele, die von den Hindus als unsterblich<br />
und göttlich angesehen wird, wird vom Körper<br />
bzw. dem Materiellen abgegrenzt. Da die<br />
Menschen dem Kreislauf von Werden und<br />
Vergehen („Samsara“) unterworfen sind,<br />
wandert die Seele. Nach dem Tod kehrt die<br />
Seele, nach einem Aufenthalt von mindestens<br />
drei Menschenaltern im Mond, auf die<br />
Erde zurück, oder sie geht den „Götterweg“<br />
der Läuterung, in dem sie in ihrer individuellen<br />
Existenz erlischt.<br />
Grundlage für den Weg, den die Seele geht,<br />
ist das „Karma“, das Gesetz der Summe der<br />
guten und schlechten Taten. Durch gute<br />
Taten (z.B. Waschungen, Meditationen, Blumen-<br />
und Reisopfer, Pilgerfahrten) sammeln<br />
Hindus während ihres Lebens ein Guthaben<br />
und werden danach im nächsten Leben in<br />
eine höhere oder niedrigere Kaste hineingeboren.<br />
Die höchste Kaste, die der Brahmanen,<br />
nähert sich der Erlösung aus diesem<br />
Kreislauf des irdischen Wiedergeborenwerdens<br />
und damit dem Einswerden mit dem<br />
„Brahman“, dem Göttlichen, alles Erschaffenden<br />
und damit Urprinzip der Welt. Diese<br />
Auflösung des Seins, die nach Abtötung aller<br />
irdischen Begierden und Bedürfnisse erreicht<br />
wird, ist das „Nirvana“, in dem die<br />
Seele ihren Frieden findet.<br />
Vier Lebensstadien:<br />
Der ideale Lebensweg eines Hindu ist nach<br />
der Lehre des „Ashramas“ in vier Lebensstadien<br />
und dazugehörige Ziele und Pflichten<br />
streng vorgegeben. Dies gilt für die Männer<br />
der drei oberen Kasten, nicht jedoch für<br />
Shudras, Kastenlose und Frauen:<br />
1. Der „Brahmacharya“ konzentriert sich als<br />
Schüler bzw. Student darauf, die Pflichten