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Durch den wilden Osten - Wisent Reisen

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Pferde wei<strong>den</strong><br />

im Schwemmland<br />

am Ufer des<br />

Flusses Narew.<br />

<strong>Reisen</strong><br />

Im Bialowieza-Urwald<br />

wechseln sich<br />

Sumpf-, Wald- und<br />

Wasserlandschaften ab.<br />

<strong>Durch</strong> <strong>den</strong> wil<strong>den</strong><br />

<strong>Osten</strong><br />

Ferien im Zirkuswagen, vor der Tür ein grosser<br />

Urwald und sonnengeküsste Auenlandschaften: Das bietet<br />

Podlachien, Polens Provinz am Rande Europas.<br />

Text Daniel Ganzfried<br />

Fotos Tomas Wüthrich<br />

Von einem neuen Ferienland geht<br />

die Rede: Unweit im <strong>Osten</strong> soll<br />

es liegen. Dort, wo der Himmel<br />

auf die Erde reicht und Urwald<br />

wassersatte Steppen säumt: Podlachien,<br />

Polens Provinz an der weissrussischen<br />

Grenze. In diesem grossen Grün lockt ein<br />

besonderes Angebot: wohnen in Zirkuswagen.<br />

Vor <strong>den</strong> Toren des Städtchens Tykocin,<br />

im Auenland des Flusses Narew,<br />

liegt das 76 Hektar grosse Gut Pentowo.<br />

Ich warte auf dem sandigen Hof. Im Garten<br />

dahinter steht das Herrschaftshaus.<br />

Sein Holz scheint die Jahrhunderte des<br />

Landadels auszuatmen, der es einst erbaute.<br />

Neben mir zeigt der Arm eines<br />

Ziehbrunnens himmelwärts. Ein Klappern<br />

grüsst aus <strong>den</strong> Lüften. Auf Giebeln,<br />

Masten und Astgabeln nisten Störche in<br />

bottichgrossen Nestern. Etwas abseits<br />

glitzert ein Teich. Sein Widerschein trifft<br />

auf <strong>den</strong> Zirkuswagen nahe seinem Ufer.<br />

Ich sehe hellholzverschalte Wände, weiss<br />

gesprosste Butzenscheiben und die Dachwölbung<br />

unter der Sonne zittern. Seitlich<br />

steht ein Kamin ab. Auf der Veranda erwarten<br />

mich Katarzyna Leszczynska und <br />

Schweizer Familie 11/2012<br />

73


<strong>Reisen</strong><br />

Artur Wiatr führt die Gäste durch<br />

<strong>den</strong> Biebrza-Nationalpark.<br />

Die barocke<br />

Dreifaltigkeitskirche<br />

vor dem<br />

Marktplatz in<br />

Tykocin.<br />

Am Teich von Pentowo steht der Zirkuswagen; bewacht vom Gutsherrn Bogdan Toczylowski.<br />

Vom Zirkuswagen in Pentowo aus<br />

lassen sich rundherum die Störche<br />

beim Nisten beobachten.<br />

Manfred Bächler mit einem<br />

Begrüssungssekt.<br />

Am Ufer des Teiches lassen wir<br />

uns nieder. «Unsere Zirkuswagen<br />

sollen als Nester der Geborgenheit<br />

dienen. Damit unsere Gäste umso<br />

unbeschwerter diese Weiten erkun<strong>den</strong><br />

können», kommentiert<br />

Katarzyna Leszczynska meine Blicke<br />

in die Ferne. Für sie, die in<br />

Podlachien geboren ist, in Warschau<br />

studiert und in die Schweiz<br />

geheiratet hat, sei diese Landschaft<br />

Ausgangspunkt geblieben, was immer<br />

sie auch unternehme im Leben. Und ihr<br />

Mann Manfred Bächler, der aus dem schweizerischen<br />

Plaffeien im Sensebezirk stammt,<br />

erzählt, wie ihn die Landschaft in Bann geschlagen<br />

hätte, seit er vor 20 Jahren die erste<br />

Reise hierhin durchgeführt hatte. «Dann<br />

sahen wir das Inserat. Ein Zirkus wollte seinen<br />

Direktionswagen verkaufen. So fing es<br />

an mit unserem Reisebüro. Wir haben es<br />

nach <strong>den</strong> Europäischen Bisons getauft, die<br />

im Urwald leben: <strong>Wisent</strong>.»<br />

Manfred Bächler, 51, und Katarzyna Leszczynska, 41,<br />

die Polen-Spezialisten von <strong>Wisent</strong>-<strong>Reisen</strong> in Pasieki.<br />

Vom Gutshaus her nähern sich ein<br />

Mann und eine Frau. «Henia und Bogdan<br />

Toczylowski. Die Besitzer von Pentowo»,<br />

stellt Katarzyna Leszczynska die bei<strong>den</strong><br />

vor. «Sie schauen das Jahr über zu unserem<br />

Wagen.» Dann unterhält sie sich mit<br />

dem Mann, während mich die Frau bald<br />

in schlichtem Französisch und energischer<br />

Stimme zum Abendessen ins Gutshaus<br />

einlädt. «Weisst du, sie führen das<br />

Haus auch als Pension. Also falls es dir an<br />

irgendetwas fehlen sollte, sie<br />

sind für dich da», sagt Manfred<br />

Bächler.<br />

Doch es fehlt mir an nichts in<br />

meinem getäferten Direktionswagen.<br />

Hier fände auch eine<br />

vierköpfige Familie bequem<br />

Platz, <strong>den</strong>ke ich. Bad, Küchenzeile,<br />

Espressomaschine und<br />

Kristallgläser inklusive, im<br />

Wohnbereich ein Sofa, Stereoanlage<br />

und Schwe<strong>den</strong>ofen, Bücher,<br />

Zeitschriften auf <strong>den</strong> Regalen<br />

– alles da, um mich ein paar<br />

Stun<strong>den</strong> später in der Kajüte im hinteren<br />

Teil des Zirkuswagens selig einschlafen zu<br />

lassen.<br />

Am Morgen sprenkeln die farbigen<br />

Butzenscheiben meine Schlafstatt mit<br />

Sonne. Vor dem Fenster schlummert<br />

unter Bo<strong>den</strong>nebel der Teich. Das Klappern<br />

der Störche dringt durch die Luft.<br />

Ein Schwan dreht Run<strong>den</strong> auf dem Weiher.<br />

Ein Mann treibt Pferde ins offene<br />

Land. Eine Frau hängt hinter dem Gutshof<br />

Wäsche auf. Aus <strong>den</strong> Bäumen schwebt ein<br />

Schatten herab. Daraus löst sich ein<br />

Storch, landet am Ufer, stakst durchs Wasser<br />

– und wieder muss ein Frosch sein<br />

Leben lassen. Denn Pentowo bildet einen<br />

Knotenpunkt im Netzwerk «Europäische<br />

Storchendörfer» der Natur- und Vogelschutzorganisation<br />

EuroNatur. Hunderte<br />

von Paaren nisten hier <strong>den</strong> Sommer über.<br />

Bis im August der Moment kommt, da ihr<br />

Nachwuchs in <strong>den</strong> Nestern zum ersten<br />

Flug ansetzt. Nur diese eine Chance ist<br />

ihm gewährt: Fliegen, lan<strong>den</strong>, schon muss<br />

man erwachsen sein. Bald rufts vom Himmel:<br />

«Auf nach Afrika!»<br />

Polnischer Sonntag<br />

Mit dem Fahrrad dauert es keine zehn Minuten<br />

bis ins Städtchen Tykocin. Die Häuser<br />

entlang der Hauptstrasse leuchten rotgelbbraun.<br />

Hinter kleinen Scheiben<br />

verbergen gehäkelte Vorhänge das Innere.<br />

Die barocke Dreifaltigkeitskirche ist gut<br />

besucht. Im Mittelgang knien die Gläubigen.<br />

Einer nach dem andern empfängt<br />

<strong>den</strong> Leib Christi. Die Orgel dröhnt, die<br />

Gemeinde stöhnt, und das Kindlein<br />

schreit unter der Taufe.<br />

Im andern Gotteshaus der Stadt wird<br />

längst nicht mehr gebetet. Die grosse Synagoge<br />

aus dem 17. Jahrhundert war bis zum<br />

Zweiten Weltkrieg eines der wichtigsten<br />

Zentren jüdischen Lebens in Osteuropa.<br />

Heute dient sie als Ortsmuseum. Dazu gehört<br />

auch das Restaurant Tejsza im Keller,<br />

weit herum beliebt für seine traditionelle<br />

Küche. Wo früher fromme Kinder die hebräische<br />

Bibel büffelten, wird jetzt das Festessen<br />

für die Tauffamilie aufgetragen. Auch<br />

für mich ist noch Platz. Ich lasse mir Krautsalat<br />

und pilzgefüllte Teigtaschen auftischen;<br />

ich lausche <strong>den</strong> Gesängen; ich verdrücke<br />

folgsam ein Stück Torte; ich trinke<br />

auch das zweite Glas Wodka aus – und darf<br />

mich erst jetzt verabschie<strong>den</strong>.<br />

Wenige Kilometer ausserhalb Tykocins<br />

lädt in einer Biegung das Flusses Narew eine<br />

Sandbucht zum Bade ein. Das Moorwasser<br />

schmeichelt der Haut. Der Angler scheint<br />

Übung darin zu haben, nichts zu fangen.<br />

Reglos harrt er am Ufer. Ein Reiher in der<br />

Mitte des Flusses macht es ihm vor. Schön ist<br />

es, nachher im Gras zu liegen und die Wolken<br />

über das Land ziehen zu sehen.<br />

Zurück nach Pentowo radle ich auf<br />

Schotterwegen entlang der Narew. Über<br />

Wiesen und vorbei an grasen<strong>den</strong> Pfer<strong>den</strong><br />

erreiche ich <strong>den</strong> Zirkuswagen. Abends<br />

entzündet Bogdan Toczylowski auf der<br />

Wiese neben dem Hof ein Lagerfeuer. In<br />

der zögerlichen Dämmerung feiern die<br />

Mücken ihre hohe Zeit. Am besten, man<br />

trägt jetzt an jeder freien Hautstelle <br />

74 Schweizer Familie 11/2012 Schweizer Familie 11/2012 75


<strong>Reisen</strong><br />

In <strong>den</strong> Biebrza-Sümpfen leben an die 500 Elche.<br />

Mateusz Szymura zeigt<br />

Geheimnisse des<br />

Bialowieza-Urwalds.<br />

Schutzmittel auf. An Wei<strong>den</strong>ruten wer<strong>den</strong><br />

Würste gegrillt. Im Pavillon spielt eine<br />

Kammermusik Chopin. Und wen jetzt das<br />

Gefühl beschleicht, schon einmal hier gewesen<br />

zu sein, der braucht nur ganz wenig<br />

Bimber, die polnische Version selbst gebrannten<br />

Schnapses, damit ihn dieser<br />

Frie<strong>den</strong> eines lauen Abends zur Erkenntnis<br />

trägt: «Hier war ich immer schon!»<br />

<strong>Durch</strong> die grüne Lunge Polens<br />

Eine halbe Stunde Autofahrt vom Zirkuswagen<br />

entfernt liegt die Biebrza, das<br />

grösste Sumpfgebiet Mitteleuropas. Die<br />

Strassen ziehen sich von Horizont zu Horizont.<br />

Aber «es lohnt sich, langsam zu<br />

fahren», betont Artur Wiatr, 42, Biologe,<br />

Förster und Führer durch die «Grüne<br />

Lunge Polens», wie er die Biebrza nennt.<br />

Ich sehe die Bäume in <strong>den</strong> Alleen sich wiegen,<br />

folge mit dem Blick <strong>den</strong> Bächen, die<br />

sich durch Sandbö<strong>den</strong> davonwin<strong>den</strong>, oder<br />

beobachte in einem Dorf Frauen, Männer,<br />

Kinder vor einem Kreuz am Wegesrand<br />

stehen. <strong>Durch</strong>s offene Autofenster kann<br />

ich das hundertstimmige Rosenkranzgebet<br />

hören. «Gegrüsset seist du Maria,<br />

voll der Gna<strong>den</strong> …»<br />

Artur Wiatr lotst mich auf eine kleine<br />

Erhebung. Mit einer Armbewegung umreisst<br />

er das 1000 Quadratkilometer grosse<br />

Schwemmland. So unberührt diese<br />

Bühne für 250 Brutvogel- und 900 Pflanzenarten<br />

daliegen mag, die Boten der<br />

europäischen Landwirtschaft haben sie<br />

längst erreicht. Immer mehr Bauernhöfe<br />

am Rand schliessen sich zu grossen Gütern<br />

zusammen. Kaufen grosse Maschinen.<br />

Brauchen grosse Flächen. Schwemmland<br />

wird drainiert. Artur Wiatr: «Unsere<br />

Hoffnung ruht auf dem sanften Tourismus.<br />

Er zeigt <strong>den</strong> Bauern, dass der Schutz<br />

der Biebrza auf Dauer mehr bringt als ihre<br />

Ausbeutung.»<br />

Plötzlich hebt er sein grünes Fernglas<br />

ans Auge. «Dort, siehst du <strong>den</strong>» Er zeigt<br />

in Richtung eines Tümpels. Das Laienauge<br />

erkennt nichts – ausser einer Lache, umgeben<br />

von Steppengras. Aber jetzt, als wäre<br />

Artur Wiatrs ausgefahrener Arm das Zeichen<br />

zum Einsatz gewesen, schiesst ein<br />

Vogel aus dem Grund, weisser Bauch, farbiges<br />

Gefieder, «Der Kampfläufer. Das<br />

Wahrzeichen der Biebrza. In einem<br />

Schwarm von zehntausend dieser Vögel<br />

findest du keinen, der dem andern gleicht.»<br />

Mitten durch Wald und Sumpf führt,<br />

leicht erhöht, eine holprige Strasse. Im<br />

19. Jahrhundert vom russischen Zaren für<br />

militärische Zwecke angelegt, ist sie heute<br />

die Paradestrecke, um Elche zu beobachten.<br />

«Rund 500 unserer Majestäten leben<br />

hier», sagt Artur Wiatr. «Doch ich kann<br />

dir nichts versprechen. Um einen aus der<br />

Nähe zu sehen, brauchen wir Glück.»<br />

Bei einer Lücke zwischen <strong>den</strong> Bäumen<br />

halten wir schliesslich an. Und tatsächlich:<br />

<strong>Durch</strong> Artur Wiatrs Fernglas lässt sich<br />

weit draussen im Sumpf ganz allein ein<br />

Elch erkennen.<br />

<br />

76 Schweizer Familie 11/2012 Schweizer Familie 11/2012 77


<strong>Reisen</strong><br />

Die Bäuerin treibt ihre Kuh<br />

von der Weide zurück<br />

in <strong>den</strong> Stall nach Pasieki.<br />

Diese Seenlandschaft haben Biber im<br />

Bialowieza-Urwald angelegt, sie erstreckt sich<br />

über eine Länge von 20 Kilometern.<br />

Rot getüncht legt sich der Himmel auf<br />

das dampfende Land. Artur Wiatr wird je<br />

schweigsamer, je dichter die Bäume vorüberziehen.<br />

«Stopp», zischt er plötzlich.<br />

«30 Meter zurück. Langsam!» Er lässt das<br />

Seitenfenster runter. Jede Bemerkung,<br />

jede Frage, unterdrückt er mit dem Zeigefinger<br />

an seiner Lippe: «Dort, hinter dem<br />

Busch», flüstert er. Ich sehe nur Blätter,<br />

Zweige und moosige Stämme. Es braucht<br />

<strong>den</strong> Abendwind, Zweige, die sich bewegen,<br />

eine Lücke zwischen <strong>den</strong> Blättern,<br />

dass sich aus dem Braun und Grün und<br />

Grau Konturen schälen: ein langes Gesicht,<br />

dunkle Augen, grosse Ohren. Reglos<br />

verharrt das Tier vor uns, bis ein Luftzug<br />

<strong>den</strong> Vorhang wieder schliesst.<br />

Zum Abendessen bringt mir Henia<br />

Toczylowski Wildschweinragout, geba­<br />

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Mehr Feriengenuss:<br />

Für Familien!<br />

ckene Kartoffeln und Gurkensalat in <strong>den</strong><br />

Zirkuswagen. Wieder nichts mit Kochen!<br />

Dafür mache ich ein Feuerchen im Ofen,<br />

und als ich im Bett zwischen <strong>den</strong> Kastagnetten<br />

der Störche einen Vogel <strong>den</strong> Anfangstakt<br />

von Beethovens Fünfter pfeifen<br />

höre, weiss ich: Das muss die Goldammer<br />

sein. Artur Wiatr hats mich gelehrt.<br />

Abendessen mit Sicht auf <strong>den</strong> Urwald<br />

Zwei Autostun<strong>den</strong> von Pentowo Richtung<br />

<strong>Osten</strong> liegt der Weiler Pasieki am Rande<br />

des Bialowieza-Urwalds. Nur noch drei<br />

Kilometer fehlen bis zur weissrussischen<br />

Grenze. Vor geduckten Häusern sitzen<br />

schwarz gekleidete Frauen. Obstbäume,<br />

Kopfwei<strong>den</strong>, Birken und Büsche halten<br />

<strong>den</strong> Streifen Steppenland zurück, der die<br />

Siedlung vom Wald trennt. Hier steht mein<br />

zweites Feriendomizil auf Rädern, gleich<br />

hinter dem Landhaus, das Katarzyna Leszczynska<br />

und Manfred Bächer über weite<br />

Teile des Jahres bewohnen und auch<br />

vermieten.<br />

Manfred Bächler empfängt mich vor<br />

dem Haus, während seine Frau noch mit<br />

dem Lebensmittelverkäufer am Gartenzaun<br />

verhandelt, der einmal am Tag mit seinem<br />

Grosses 50-Jahre<br />

Jubiläums-Quiz!<br />

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Lieferwagen hierherfindet. Bächler öffnet<br />

<strong>den</strong> Zirkuswagen, ich staune. Noch grösser<br />

als meine erste Wohnung auf Rädern, hätten<br />

in dieser gut sechs Leute Platz: zwei Schlafzimmer<br />

übereinander, im Wohnraum ein<br />

ausziehbares Futonsofa, lichtdurchflutet der<br />

ganze Raum, und auch hier eine erlesene<br />

Ausstattung, Revox-Stereoanlage inklusive.<br />

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Taufessen<br />

im Restaurant<br />

Tejsza in<br />

Tykocin.<br />

Diesmal ist mir das Kochen erlaubt.<br />

Zum Abendessen lade ich meine Gastgeber<br />

von <strong>Wisent</strong>-<strong>Reisen</strong> ein. Es gibt gefüllte<br />

Paprika mit reichhaltiger Gemüsebeilage.<br />

«Wo sonst auf diesem Kontinent lässt sich<br />

zur Aussicht auf einen Urwald dinieren»,<br />

sinniert Manfred Bächler danach zu Kaffee<br />

und Kuchen beim Blick auf <strong>den</strong> grü­<br />

nen Wall, der sich keine 500 Meter entfernt<br />

gegen die Dämmerung stemmt. Es ist, als<br />

ob Europa sich mit einem letzten Seufzer<br />

ausstreckte, bevor es <strong>den</strong> Weiten des <strong>Osten</strong>s<br />

erliegt. Mitternacht rückt näher schon. Im<br />

Fackelschein zuckt die Nacht und schickt<br />

uns ihre Geräusche vom Wald herüber.<br />

Manchmal ein Röhren, öfter ein entferntes<br />

Heulen, zwischendurch immer wieder ein<br />

lang gezogener Ruf und zum Echo das<br />

Klopfen des Spechtes.<br />

Im Zirkuswagen flackert durchs runde<br />

Fenster ein letzter Schein über Täfer und<br />

Wände. Dann wogt der Wald heran, der Zirkuswagen<br />

ist eine Arche, und ich schaukle<br />

auf sanften Wellen durch das grüne Meer.<br />

In der Heimat der europäischen Bisons<br />

Ein paar Tage später bringt mich ein Ausflug<br />

ins 15 Kilometer von Pasieki entfernte<br />

Bialowieza, dem Hauptort der Gegend. Das<br />

touristisch herausgeputzte Städtchen ist<br />

Ausgangspunkt für geführte Exkursionen <br />

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<strong>Reisen</strong><br />

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Bialowieza-Urwald: Der<br />

letzte Flachlandurwald Europas<br />

erstreckt sich in Polen<br />

über 10 500 ha. Die Heimat<br />

der <strong>Wisent</strong>-Büffel ist von der<br />

Unesco geschützt.<br />

Storchendorf Pentowo:<br />

Der Gutshof neben dem<br />

Städtchen Tykocin mit dem<br />

Zirkuswagen von <strong>Wisent</strong>-<br />

<strong>Reisen</strong> gehört zum Netz<br />

«Europäische Storchendörfer»<br />

der internationalen<br />

Naturschutzorganisation<br />

EuroNatur, die sich der<br />

Erhaltung und Förderung<br />

der Artenvielfalt widmet.<br />

www.euronatur.org<br />

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der Urwaldstadt Bialowieza.<br />

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Toczylowski führen ihr Gut Pentowo als Pension.<br />

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Bialowieza-<br />

Nationalpark<br />

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100 km<br />

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und Zirkuswagen von <strong>Wisent</strong>-<strong>Reisen</strong><br />

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Urwald. www.wisent.ch<br />

Essen: Restaurant Carska<br />

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ehemaligen Zarenbahnhof<br />

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Poln. Frem<strong>den</strong>verkehrsamt<br />

Wien, +43 222 524 71 91<br />

www.wien.polemb.net<br />

Diese Reportage wurde<br />

unterstützt von <strong>Wisent</strong>-<strong>Reisen</strong>.<br />

in <strong>den</strong> gleichnamigen Urwald, der 450 <strong>Wisent</strong>en<br />

Heimat bietet. Schmucke Holzhäuser,<br />

rote Basilika mit Zwiebeltürmen,<br />

Schlosspark, Museum, Zoo, Postgebäude,<br />

und fertig ist die einzige Urwaldstadt Europas.<br />

Mateusz Szymura, 33, begrüsst mich<br />

im grünen Förstergewand am Eingangstor<br />

zum Unesco-geschützten Gebiet: «Willkommen<br />

im letzten Flachlandurwald<br />

Europas». Der Forstingenieur amtet als<br />

einer der Führer, ohne die hier niemand<br />

weitergehen darf.<br />

Leise lüftet er ein paar Geheimnisse:<br />

«470 <strong>Wisent</strong>e leben in unserem Wald nebst<br />

weiteren 59 Säugetierarten. Und noch immer<br />

wer<strong>den</strong> jedes Jahr neue Insektenarten<br />

entdeckt.» Dass 60 Prozent aller Lebewesen<br />

des Waldes von Totholz leben, habe ich<br />

auch noch nicht gewusst. Das Schutzkonzept<br />

sei ganz einfach: Man mache buchstäblich<br />

nichts. Wo der Blitz einschlägt,<br />

werde nicht gelöscht, was überschwemmt<br />

wird, müsse von alleine wieder trocken<br />

wer<strong>den</strong>, und was zu wenig Wasser findet,<br />

könne nur auf <strong>den</strong> nächsten Regen hoffen.<br />

«Kein kranker Baum wird gefällt, keine Art<br />

vor dem Aussterben bewahrt und keine an<br />

der Vermehrung gehindert. Wir machen<br />

einfach rein gar nichts.»<br />

Auf einem Rundpfad schleiche ich hinter<br />

Mateusz Szymura her. Um uns ein Summen<br />

und Surren, Quäken und Zirpen.<br />

Hoch oben dringen Lichtbündel durch das<br />

Grün aus Blättern und Nadeln. In Nischen<br />

harrt dunkel die Ewigkeit. Und wenn ich<br />

ganz meinem Gehör traue, lässt sich der<br />

windgetriebene Choral vernehmen.<br />

Eine Sommermelodie<br />

Die Abendsonne färbt alles schon in ihr<br />

Licht, als ich mich auf <strong>den</strong> Weg zurück<br />

nach Pasieki mache. Vor dem Weiler fährt<br />

eine alte Frau auf ihrem Fahrrad durch die<br />

Pappelallee. Die Pedalen quittieren jede<br />

Umdrehung mit einem Quietschen. Ihre<br />

linke Hand umklammert <strong>den</strong> Lenker, in<br />

der anderen hält sie einen Stock. Neben<br />

ihr her trottet eine Kuh. Erst da ich fast auf<br />

gleicher Höhe bin, gibt sie die Fahrbahn<br />

frei. Vor dem schönsten blauen Holzhaus<br />

sitzt ein Junge, blond wie Steppengras im<br />

Sommer. Er übt Cello. Das Instrument<br />

schmiegt sich an <strong>den</strong> schmächtigen Körper.<br />

Finger drücken Saiten. Hand lässt<br />

Bogen streichen. Eine leise Melodie zieht<br />

durch die Luft bis zum Zirkuswagen. Was<br />

für ein Sommer!<br />

■<br />

80<br />

Schweizer Familie 11/2012

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