PolisVision - NH Projektstadt
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<strong>PolisVision</strong><br />
MAGAZIN FÜR STADTENTWICKLUNG, FLÄCHEN- UND IMMOBILIEN-MANAGEMENT<br />
Ausgabe 12<br />
Dezember 2011<br />
1IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
AKTUELLES PROJEKTENTWICKLUNG STADTENTWICKLUNG<br />
12<br />
Viele Wege führen zur<br />
Energie-Effizienz<br />
Integration: „Und<br />
woher kommst Du?“<br />
Die Zukunft ist<br />
moderner, schlanker,<br />
regionaler<br />
Mehr Geschichte rund<br />
ums Kloster<br />
Flächendatenbank: Alle<br />
Brachen auf einen Blick
2 I<strong>NH</strong>ALT<br />
EDITORIAL / IMPRESSUM 4–5<br />
ZUKUNFT GESTALTEN 6–7<br />
Die Zukunft ist moderner, schlanker, regionaler<br />
„Zukunft gestalten“:<br />
Neuausrichtung der Unternehmensgruppe 6–7<br />
PROJEKTENTWICKLUNG 8<br />
Projektentwicklung: Top-Ergebnis!<br />
Bestes Jahresergebnis der Unternehmensgeschichte 8<br />
Europaviertel bekommt weiteren Zuwachs<br />
Wohnhochhaus mit Gewerbeflächen –<br />
Wettbewerb geplant 8<br />
STADTENTWICKLUNG 9–13<br />
Mehr Geschichte rund ums Kloster<br />
Gestaltung des Weltkulturerbe Kloster Lorsch:<br />
Karolingerplatz 9<br />
Probelauf für die Grafenstraße<br />
Auf der Suche nach Verkehrslösungen in Darmstadt 9<br />
Sofort zum Sport!<br />
Erweiterung der Mehrzweckhalle im nordhessischen Külte 10<br />
Prämierter „Maßanzug“ für ehemaliges Gärtnerhaus<br />
Sanierung des Atelier-Wohnhauses Beisinghoff 10<br />
Erschließungsprojekte Wrexen und Witzenhausen<br />
Im Fokus stehen Straßen und Plätze 11<br />
Alle Brachen auf einen Blick<br />
Hessische Modellkommunen nutzen<br />
Flächenmanagement-Datenbank 12<br />
Mehr Leben nach Lauterbach<br />
Studenten der Universität Kassel untersuchten<br />
die Potentiale der Stadt 13<br />
10<br />
06<br />
13
17<br />
16<br />
25<br />
IMMOBILIENWIRTSCHAFT 14–19<br />
Viele Wege führen zur Energieeffizienz<br />
Eine Palette der erneuerbaren Energien in der Praxis 14–15<br />
Intelligente Konzepte statt Dämmwahn<br />
Energetische Beratung für Wohnungsunternehmen 16<br />
EXPO REAL 2011: Stabilitätsanker der Branche<br />
Erfolg der Unternehmensgruppe mit neuem<br />
Messe-Konzept 17–18<br />
Einmal eine historische Kaserne besichtigen…<br />
Besucherandrang beim „Tag der offenen Tür“<br />
in Babenhausen 19<br />
Neues aus Nidderau<br />
Wettbewerblicher Dialog: Investor gefunden 19<br />
AKTUELLES 20–27<br />
Expertengespräche über Soziales Management,<br />
Bildung und Nachbarschaft<br />
12. Brandenburger-Hofgespräch und GdW-Forum 26 20<br />
„Wir wollen, dass ihr uns zuhört“<br />
Buchprojekt in Dietzenbach lässt Einwohner<br />
zu Wort kommen 21<br />
Fliegende Fäuste gegen Gewalt<br />
Charity-Event „1. Dietzenbacher Boxnacht“ 21<br />
„Und woher kommst Du?“<br />
Forsythe Company in Raunheim: soziale<br />
Choreografie „Knotunknot“ 22–23<br />
Ein Kinderhospiz für Mitteldeutschland<br />
Einweihung eines Sozialprojektes auf Ehrenamt-<br />
und Spendenbasis 24<br />
Planen für die Zukunft<br />
Dem demografischen Wandel im ländlichen<br />
Raum begegnen 24–26<br />
Abrechnung von Sanierungsmaßnahmen<br />
Erfahrungsaustausch in Berlin 27<br />
Städte und Gemeinden effektiv fördern<br />
Workshop in der Hauptstadt 27<br />
3 I<strong>NH</strong>ALT
4 EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen!<br />
Liebe Leser!<br />
„Wandel ist die einzige Konstante einer zivilisierten<br />
Gesellschaft“. Dieses Zitat des ehemaligen<br />
britischen Premierministers Benjamin<br />
Disraeli gilt heute mehr denn je. Umbrüche<br />
und Neuausrichtungen dominieren die<br />
täglichen Schlagzeilen: Politische Systeme,<br />
Finanzkreisläufe, das Klima, demografische<br />
Strukturen und Arbeitswelten befinden sich<br />
in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess.<br />
Auch wir als Unternehmensgruppe haben<br />
uns dem Thema Restrukturierung gestellt,<br />
um für künftige Herausforderungen im<br />
Immobilienmarkt optimal gerüstet zu sein.<br />
Das Projekt „Zukunft gestalten!“ hatten wir<br />
Ihnen bereits angekündigt. Seit August 2011<br />
befindet sich die strategische Weiterentwicklung<br />
aller <strong>NH</strong>-Geschäftsbereiche in der<br />
konkreten Umsetzung. Dabei haben wir den<br />
V. l. n. r.: Dirk Schumacher, Professor Thomas Dilger,<br />
Bernhard Spiller (Leitender Geschäftsführer).<br />
zentralen Aufgaben in Frankfurt neue Strukturen<br />
mit klareren Verantwortungsbereichen<br />
gegeben. Dezentral wurden die bisher neun<br />
Geschäftsstellen aufgelöst und in vier neue<br />
Regionalcenter mit weitreichenderen Kompetenzen<br />
überführt. Schon zum 1. Dezember<br />
nahmen die Regionalcenter in Kassel und<br />
Offenbach ihre Arbeit auf, Frankfurt und<br />
Wiesbaden folgen im Februar 2012. Mehr<br />
über unsere Aktivitäten zur Erschließung<br />
neuer Ertrags- und Geschäftsfelder lesen Sie<br />
auf den Seiten 6 und 7. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
der vorliegenden Ausgabe unseres<br />
Magazins widmet sich dem Thema Erneuerbare<br />
Energien. Im Kontext der aktuellen<br />
energiepolitischen Ziele der Bundesregierung<br />
und fortschreitender Preissensibilität bei<br />
Mietern möchten wir Ihnen auch unsere<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte / Wohnstadt<br />
Unternehmenskommunikation<br />
Schaumainkai 47<br />
60596 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069 6069-0<br />
Fax 069 6069-300<br />
E-Mail post@naheimst.de<br />
www.naheimst.de<br />
▲
neue Dienstleistung Energetische Beratung<br />
für Wohnungsunternehmen vorstellen.<br />
Selbstverständlich hat unsere Redaktion eine<br />
Nachlese zur Expo Real für Sie aufbereitet,<br />
ebenso wieder viel Wissenswertes aus den<br />
Regionen. Darunter zwei bemerkenswerte<br />
Aktionen im Rahmen des staatlichen Förderprogramms<br />
„Soziale Stadt“ in Dietzenbach:<br />
Hier ist zum einen ein außergewöhnliches<br />
Buchprojekt entstanden. „Wir wollen, dass<br />
ihr uns zuhört“ ist eine Sammlung sehr<br />
Redaktion<br />
hd...s agentur für presse- und<br />
öffentlichkeitsarbeit, Wiesbaden / Berlin<br />
Heike D. Schmitt, Petra von Schenck,<br />
Anja Theby, Hanna Spuhler<br />
Unternehmenskommunikation<br />
Jens Duffner, Miriam Goebels,<br />
Heiko Schimmelpfeng<br />
V. i. S. d. P. Jens Duffner<br />
persönlicher Kurzgeschichten über Leben<br />
und Träume im östlichen Spessartviertel.<br />
Zum anderen fand im November mit der<br />
„Dietzenbacher Boxnacht“ ein besonderes<br />
Charity-Event im Rahmen eines erfolgreichen<br />
Gewaltpräventionsprogramms statt.<br />
Ebenso spannend sind auch die Gestaltung<br />
des Karolingerplatzes im Weltkulturerbe<br />
Kloster Lorch, die prämierte Umgestaltung<br />
eines denkmalgeschützten Gärtnerhauses<br />
zum Atelierwohnhaus Beisinghoff in Rhoden<br />
Dirk Schumacher Prof. Thomas Dilger<br />
Layout und Gestaltung<br />
Liebchen+Liebchen GmbH,<br />
Frankfurt am Main<br />
Druck<br />
Druckhaus Becker<br />
Ober-Ramstadt<br />
Fotos<br />
Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte / Wohnstadt<br />
Liebchen+Liebchen<br />
oder auch zwei studentische Projekte der Uni<br />
Kassel in Lauterbach. Wir wünschen Ihnen<br />
viel Spaß bei der Lektüre der 12. Ausgabe<br />
der <strong>PolisVision</strong>, ein frohes Weihnachtsfest im<br />
Kreise Ihrer Lieben und ein gesundes, erfolgreiches<br />
Jahr 2012.<br />
Herzliche Grüße<br />
Geschäftsführung der Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte / Wohnstadt<br />
Bernhard Spiller<br />
(Leitender Geschäftsführer)<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt<br />
<strong>NH</strong> / Walter Vorjohann<br />
Wohnungsbaugenossenschaft Gotha e.G.<br />
EGS Entwicklungsgesellschaft mbH<br />
WLZ / Elmar Schulten<br />
Ten Brinke Bertram Projektentwicklung<br />
GmbH<br />
Privat<br />
hd…s agentur für presse- und<br />
öffentlichkeitsarbeit<br />
5 IMPRESSUM
6 ZUKUNFT GESTALTEN<br />
Die Zukunft ist moderner,<br />
Mit dem Projekt „Zukunft<br />
gestalten!“ stärkt die Unter-<br />
nehmensgruppe Nassauische<br />
Heimstätte/Wohnstadt nachhaltig<br />
ihre Wirtschafts- und Ertragskraft.<br />
Zentrale Arbeitsfelder in Frankfurt<br />
werden neu ausgerichtet, vier<br />
Regional-Center (RC) agieren<br />
künftig eigenverantwortlicher<br />
und mit noch mehr Kundennähe.<br />
Die demografische Entwicklung stellt die<br />
Immobilienmärkte vor immense Herausforderungen.<br />
Um für künftige Anforderungen<br />
bestmöglich gerüstet zu sein und die Wirtschaftlichkeit<br />
langfristig zu sichern, hatte<br />
der Aufsichtsrat der Unternehmensgruppe<br />
im Februar 2010 eine umfassende Restrukturierung<br />
verabschiedet. Nachdem in der<br />
Vorbereitungsphase intensiv in diversen<br />
Teilprojekten strukturelle und organisatorische<br />
Maßnahmen erarbeitet wurden, wird<br />
das Gesamtprojekt „Zukunft gestalten!“ seit<br />
August 2011 praktisch umgesetzt. Dabei<br />
bleibt nach wie vor das Bewirtschaften der<br />
eigenen circa 62.500 Wohnungen an über<br />
150 Standorten in Hessen ein Schwerpunkt<br />
der Geschäftstätigkeit.<br />
Mehr Kompetenzen in den Regionen<br />
Im Sinne einer Regionalisierung der Immobilienbewirtschaftung<br />
werden die bisher<br />
neun Geschäftsstellen aufgelöst und in vier<br />
Regionalcenter mit Sitz in Kassel, Frankfurt,<br />
Wiesbaden und Offenbach überführt. Diese<br />
C v. l. n. r.: Peter Schirra (RC Frankfurt), Ulrich Albersmeyer (RC Wiesbaden), Dirk Schumacher (Geschäftsführer)<br />
Gaby Faust (RC Offenbach) und Jürgen Bluhm (RC Kassel)<br />
erhalten zukünftig deutlich mehr Verantwortung<br />
und Kompetenzen, um Entscheidungen<br />
schneller und mit mehr Kundennähe treffen<br />
zu können. Der direkte Kundenkontakt<br />
findet in den Servicecentern statt, die den<br />
jeweiligen Regionalcentern zugeordnet sind.<br />
Kundenbetreuer, Techniker, Haus- und<br />
Siedlungsbetreuer, Haustechniker und, erstmals<br />
für die Nassauische Heimstätte, auch<br />
Schuldnerberater kümmern sich dort um die<br />
Belange der Mieter. „Damit haben wir alle<br />
Dienstleistungen, Entscheidungen und Kompetenzen,<br />
die unsere Mieter direkt betreffen,<br />
in die Regionen delegiert, wo sie mit der<br />
Ortskenntnis und lokalen Netzwerken besser<br />
gesteuert werden können“, beschreibt der<br />
zuständige Geschäftsführer Dirk Schumacher<br />
die Vorteile der neuen Struktur. Kaufmännischer<br />
und technischer Support für die Regionalcenter<br />
werden zentral in Frankfurt und<br />
Kassel vorgehalten. Die Regionalcenter in<br />
Kassel und Offenbach nahmen zum<br />
1. Dezember ihre Tätigkeit auf. Frankfurt<br />
und Wiesbaden folgen zwei Monate später.<br />
Schlankeres Portfolio bündelt Standorte<br />
mit Nachfragepotential<br />
Parallel wird auch das Portfolio weiterentwickelt.<br />
„An unserem gesellschaftlichen<br />
Auftrag, breite Schichten der Bevölkerung<br />
mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen,<br />
werden wir unzweifelhaft festhalten“, versichert<br />
Schumacher. Logische Konsequenz sei<br />
es aber, sich mittel- bis langfristig aus Standorten<br />
zurückzuziehen, in denen es den früheren<br />
Bedarf durch fehlende Nachfrage faktisch<br />
nicht mehr gebe. Die im Aufsichtsrat bereits<br />
2007 verabschiedete Portfolio-Strategie<br />
sieht für einen Zeitraum von zehn Jahren<br />
Bestandsverkäufe von bis zu 7.000 Einheiten<br />
vor. Das ermöglicht eine effizientere Bewirtschaftung,<br />
Verkaufserträge können gezielt in<br />
Neubauten, Instandhaltung und Modernisierung<br />
reinvestiert werden.<br />
Stadtentwicklung besser verzahnt<br />
Der von Professor Thomas Dilger als Geschäftsführer<br />
verantwortete Bereich Stadt-<br />
und Projektentwicklung tritt seit 2006 unter
schlanker, regionaler<br />
Monika Fontaine-Kretschmer<br />
Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht<br />
Kunden auf kommunaler und privatwirtschaftlicher<br />
Ebene durch die<br />
Umstrukturierung?<br />
„Die breite Kompetenz der Mitarbeiter – sei es immobilienwirtschaftlich,<br />
kaufmännisch, planerisch oder im Hinblick auf Fördermittel-<br />
Beratung – ist nun besser verzahnt. Durch die Vernetzung werden<br />
wir zu einem noch stärkeren Partner für Kommunen und Wohnungswirtschaft<br />
– und bauen unsere Position als größter Stadtentwickler in<br />
Hessen aus.<br />
Mehr denn je im Fokus steht die Neuausrichtung der Stadtentwicklung<br />
– weg vom Einzelprojekt, hin zum ganzheitlichen Quartiersgedanken.<br />
Die Verknüpfung von Akteuren auf allen Ebenen und den<br />
Projekten selbst ist hier mehr als vorteilhaft: Sie führt zu Lösungen,<br />
die von der Öffentlichkeit akzeptiert und angenommen werden.<br />
Ein weiteres zentrales Thema ist nach der Umstrukturierung noch<br />
besser und schneller umsetzbar: die Arbeit mit neuen Medien – wie<br />
bspw. internet-basierten Bürgerbeteiligungen. Im breit aufgestellten<br />
Team können wir nun noch kundenorientierter an energetischer<br />
Stadtsanierung, Klimaschutz- und Wohnraumentwicklungskonzepten<br />
sowie City-Management arbeiten.“<br />
der Marke <strong>NH</strong> ProjektStadt auf. Die Städtebauabteilungen<br />
der Nassauischen Heimstätte<br />
und der Wohnstadt wurden im Fachbereich<br />
Stadtentwicklung Hessen unter Leitung<br />
von Monika Fontaine-Kretschmer zusammengefasst.<br />
Für die neuen Bundesländer ist<br />
weiterhin der Fachbereich Stadtentwicklung<br />
Thüringen mit Sitz in Weimar zuständig,<br />
der jetzt Susanne Tahineh untersteht. Beide<br />
Fachbereiche werden zentral von Michael<br />
Schreier gesteuert.<br />
„Entscheidend ist, dass wir Organisationsformen<br />
und Verfahrensabläufe vereinheitlichen<br />
sowie unsere Dienstleistungen konsequent<br />
an den Bedürfnissen des Marktes ausrichten.<br />
Das versetzt uns in die Lage, neue und<br />
besonders ertragreiche Geschäftsfelder zu<br />
besetzen“, ist Dilger überzeugt. Dazu zählt er<br />
unter anderem den Wettbewerblichen Dia-<br />
log, die Integrierte Stadtentwicklung und die<br />
immobilienwirtschaftliche Beratung der Kommunen,<br />
stets orientiert an aktuellster Gesetzgebung<br />
und Förderprogrammen, basierend<br />
auf in Jahrzehnten erworbener Expertise.<br />
Sozialverträgliche Umsetzung<br />
Ein wichtiger Baustein des Projekts „Zukunft<br />
gestalten!“ ist die Neuordnung der Führungsstruktur.<br />
Ziele sind flachere Hierarchien,<br />
klarere Verantwortlichkeiten und eine starke<br />
Mitverantwortung der zweiten Führungsebene<br />
an. Die mit dem Prozess verbundene<br />
Reduzierung von rund 150 Stellen werde im<br />
Rahmen der natürlichen Fluktuation und in<br />
hohem Maß auf der Basis von Freiwilligkeit<br />
erfolgen, betont der Leitende Geschäftsführer<br />
Bernhard Spiller. Dazu gehöre unter anderem<br />
ein attraktives Altersteilzeit-Programm,<br />
das sehr gut angenommen worden sei.<br />
Susanne Tahineh<br />
Wo sehen Sie Vorteile in den neuen<br />
Arbeitsbereichen und wo setzen Sie<br />
Ihre persönlichen Schwerpunkte?<br />
„Ich freue mich auf den weiteren Erfahrungsaustausch im Unternehmensbereich<br />
Stadtentwicklung zwischen den "alten und neuen“<br />
Bundesländern. Unser Auftritt wird zweifelsohne noch authentischer,<br />
unser Aufgabenspektrum wächst. Denn wir werden die Synergie-<br />
Effekte im Unternehmensverbund und die stärkere Einbindung in<br />
die Unternehmensgruppe vielfach nutzen – beispielsweise, um eine<br />
zentrale Vertragsgestaltung und einen Pool mit Angebotsmodulen<br />
aufzubauen. Ein respektvoller und vertrauensvoller Umgang mit den<br />
Mitarbeitern und Auftraggebern im Umstrukturierungsprozess wird<br />
meinerseits angestrebt. Auch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit<br />
und die konsequente Einbindung der Marke <strong>NH</strong> ProjektStadt mit<br />
Veröffentlichungen, Pressemitteilungen und Website sind angedacht.<br />
Meine Mitarbeiter und ich sind überzeugt: Die neuen Projekte für<br />
Thüringer Kommunen und Wohnungsgesellschaften, die aktuell auf<br />
der Agenda stehen, werden bereits von der intensiveren Zusammenarbeit<br />
auf der operativen Ebene profitieren.<br />
7 ZUKUNFT GESTALTEN
8 PROJEKTENTWICKLUNG<br />
C Eines der erfolgreichen Projekte des Jahres 2010:<br />
Mainbow.<br />
Europaviertel bekommt weiteren Zuwachs<br />
Am 20. September hat die Nassauische<br />
Heimstätte in Frankfurt ein Grundstück für<br />
17,6 Millionen Euro vom Entwickler aurelis<br />
Real Estate GmbH & Co. KG erworben.<br />
Das rund 5 000 Quadratkilometer große<br />
Areal liegt im Quartier Boulevard Mitte.<br />
Dort plant das Unternehmen ein Wohnhochhaus.<br />
„Dieser innerstädtische Standort<br />
Projektentwicklung:<br />
Top-Ergebnis!<br />
Niedrige Zinsen, große Nachfrage nach<br />
inflationsgeschützten Werten und gutes Gespür<br />
für aufstrebende Standorte bescherten<br />
dem Bereich Projektentwicklung der Marke<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt das beste Jahresergebnis<br />
der Unternehmensgeschichte. Aufgrund der<br />
Neubauten in Bad Homburg, Oberursel,<br />
Wiesbaden und Frankfurt wurden überdurchschnittlich<br />
viele Wohneinheiten fertiggestellt.<br />
„Mit dem ‚Mainbow‘ im Frankfurter<br />
Ostend ist bereits ein prestigeträchtiges<br />
Projekt sehr gut vom Markt aufgenommen<br />
worden. Einen ähnlichen Weg beschreiten<br />
wir derzeit mit den exklusiven Stadtvillen<br />
und Eigentumswohnungen im Goetheblick<br />
Special in Frankfurt-Sachsenhausen.“, so der<br />
besticht durch seine Lage am Europagarten<br />
mit Blick über die Skyline und den Taunus<br />
sowie seine hervorragende Verkehrsanbindung.<br />
Da passt ein Wohnhochhaus als Ausdruck<br />
urbanen Lebens einfach hin“, erläutert<br />
Prof. Thomas Dilger, Geschäftsführer der<br />
Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte<br />
/ Wohnstadt. Vorstellbar sind ein Gebäude<br />
Leiter des Unternehmensbereichs Projekt- Projekt-<br />
entwicklung und Immobilienvertrieb Peter<br />
Klarmann. Auch im Frankfurter Europavier- Europavier-<br />
tel schreiten die Bauvorhaben voran (siehe<br />
Artikel unten). In Frankfurt und Darmstadt<br />
sind weitere Grundstückskäufe in Vorbe-<br />
reitung. Im Wiesbadener Künstlerviertel<br />
wird mit der Ausführung der nächsten Bau-<br />
abschnitte in den Jahren 2012 und 2013<br />
begonnen.<br />
Die guten Ergebnisse der Projektentwicklung<br />
trugen im Jahr 2010 positiv zum Jahresüber-<br />
schuss der Unternehmensgruppe Nassauische<br />
Heimstätte/Wohnstadt bei: Dieser stieg um<br />
17 Prozent auf insgesamt rund 30,2 Millio- Millio-<br />
nen Euro.<br />
mit bis zu 18 Stockwerken und ein daran<br />
angeschlossener siebengeschossiger Bau. In<br />
diesem architektonischen Ensemble sollen<br />
Eigentumswohnungen mit einer Wohnfläche<br />
von circa 25 000 Quadratmetern sowie zusätzlich<br />
2 400 Quadratmeter Gewerbefläche<br />
entstehen. Angedacht sind rund 320 Stellplätze<br />
in einer zweigeschossigen Tiefgarage.<br />
Die Gestalt des Wohnhochhauses soll durch<br />
ein Gutachterverfahren mit Architektenbeteiligung<br />
bestimmt werden. Das Projekt<br />
ist das dritte, das die <strong>NH</strong> im Europaviertel<br />
durchführt. 2010 wurde dort bereits das erste<br />
– mit insgesamt 71 Wohnungen – fertiggestellt;<br />
sie sind bereits vollständig verkauft.<br />
Des Weiteren sollen auf einem 4 800 Quadratmeter<br />
großen Grundstück im Quartier<br />
Boulevard West ab nächstem Sommer 94<br />
Eigentumswohnungen, sechs Gewerbe-<br />
Einheiten und eine Tiefgarage mit 120 Stellplätzen<br />
entstehen.<br />
B So könnte das künftige Wohngebäude mit Gewerbefläche<br />
im Quartier Boulevard West aussehen.
C v. l. n. r: Karl Weber (Direktor der Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten<br />
Hessen, Projektleiter Land Hessen), Lorenz Dexler (Geschäftsführer Topotek 1),<br />
Altbürgermeister Klaus Jäger, Thomas Eder (Baufirma Schuller), Bürgermeister<br />
Christian Schönung, Christian Schwarzer (Nassauische Heimstätte), Klaus<br />
Schwab (Bauausschussvorsitzender Stadt Lorsch), Tatjana Dürr (Projektleiterin<br />
Stadt Lorsch)<br />
Mehr Geschichte<br />
rund ums Kloster<br />
Der Karolingerplatz liegt zwischen den Klöstern Lorsch<br />
und Altenmünster – beide als UNESCO Welterbestätte<br />
ausgezeichnet. Seit Jahren parken dort Besucher-PKWs,<br />
sowie LKWs und Wohnmobile. Die Stadt Lorsch entschied<br />
sich 2002 für einen Umbau des Areals. Der Platz wird<br />
umgestaltet und mit Schotter-Rasen versehen. Für größere<br />
Fahrzeuge werden neue Parkplätze gebaut. Anfang September<br />
2011 startete diese Projekt-Realisierung mit einer<br />
Gesamtinvestition von 700.000 Euro – finanziert über das<br />
Förderprogramm „Stadtumbau in Hessen“. Die Stadt hat<br />
sich mit Bensheim, Einhausen, Heppenheim, Lautertal<br />
und Zwingenberg zur kommunalen Arbeitsgemeinschaft<br />
Bergstraße zusammengeschlossen. <strong>NH</strong> ProjektStadt<br />
übernahm das Stadtumbaumanagement. Der Umbau des<br />
Karolingerplatzes ist Teil der Umgestaltung der gesamten<br />
Klosteranlagen. Diese haben für die Stadt touristisch große<br />
Bedeutung, können aber die Erwartungen als Weltkulturerbe<br />
nicht ganz erfüllen. Die aktuell gebotenen Informationen<br />
reichen nicht, um die 800-jährige Geschichte zu<br />
vermitteln. Deshalb soll vor allem die Fläche zwischen den<br />
Klöstern – auch über den Karolingerplatz hinaus – neu<br />
gestaltet werden. Das Investitionsprogramm für nationale<br />
Weltkulturerbe-Stätten genehmigte den Umbau Ende<br />
2008 und stellte 11,5 Millionen Euro zur Verfügung. 2010<br />
erfolgte ein Planungswettbewerb mit elf Teams, bei dem<br />
Landschaftsarchitektur, Denkmalpflege und Stadtplanung<br />
berücksichtigt wurden. Realisiert werden soll der Plan von<br />
TOPOTEK1 Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH.<br />
Der Platz in Klos- A<br />
ternähe wird im<br />
Hinblick auf den<br />
Tourismus umgestaltet.<br />
Probelauf für<br />
die Grafenstraße<br />
Reger Durchgangsverkehr, viele Parkplatzsuchende,<br />
häufige Unfälle: Das Herzstück des Darmstädter<br />
Quartiers Mollerstadt, die Grafenstraße, ist durch solche<br />
Verkehrs situationen extrem belastet.<br />
C Das Projekt soll für freie Fahrt in der<br />
Mollerstadt sorgen.<br />
D Ebenso wichtig: Vorschläge sammeln und in der Runde diskutieren.<br />
Mögliche Lösungen wurden<br />
während einer Planungswerkstatt<br />
mit Eigentümern, Mietern<br />
und Gewerbetreibenden<br />
diskutiert. Seit 9. November<br />
2011 ist die Grafenstraße für<br />
ein halbes Jahr abschnittsweise<br />
als Einbahnstraße ausgewiesen.<br />
Die provisorische Regelung<br />
soll für übersichtlichen Ver-<br />
kehr und mehr Sicherheit für<br />
Fußgänger sorgen. Vom Ergebnis der Testphase hängt ab, wie die<br />
Straße umgestaltet wird. Angedacht sind unter anderem zusätzliche<br />
barrierefreie Übergänge, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer<br />
sowie großzügigere Freiflächen für die Gastronomie.<br />
Das Projekt ist Teil der<br />
Sanierungsmaß nahme „West- „Westliche<br />
Innenstadt – Moller-<br />
stadt“. Das 30,4 Hektar große<br />
Viertel grenzt an die Innen- Innen-<br />
stadt und ist das Einzige aus<br />
den 50er Jahren, das in Hes-<br />
sen als Städtebauförder gebiet<br />
ausgewiesen ist. Für die Sanie-<br />
rung steht laut Harald Kissel,<br />
Leiter Stadtplanungsamt,<br />
C Planungswerkstatt: Der Rundgang im Quar-<br />
insgesamt eine Million Euro tier vermittelt einen konkreten Eindruck.<br />
von Bund, Land und Kom-<br />
mune zur Verfügung. Seit Januar 2011 ist die <strong>NH</strong> ProjektStadt als<br />
Sanierungsträger und -treuhänder für die Kommune aktiv. Die erste<br />
Planungswerkstatt befasste sich dann aus gutem Grund mit dem<br />
Thema Verkehr. „Veränderungen im Straßen raum sind vergleichs- vergleichs-<br />
weise leicht umzusetzen und können private Folgein vestitionen<br />
auslösen“, so Birgit Gröning, Projektleiterin der <strong>NH</strong> ProjektStadt.<br />
9 STADTENTWICKLUNG
10 STADTENTWICKLUNG<br />
C Sport spielt für Külter Bürger aller Altersklassen eine wichtige Rolle. C Freuen sich über die neue Halle (v. l. n. r.): Hartmut Linnekugel, Bürgermeister Stadt Volkmarsen,<br />
Arnold Kahlhöfer, Vorstandsvorsitzender Turnverein 08 Külte e. V., und Gerhard<br />
Laabs, Ortsvorsteher Külte.<br />
Sofort zum Sport!<br />
Wer Hand- und Faustball spielt, braucht<br />
ausreichend Platz. Die Mehrzweckhalle in<br />
Külte, einem Ortsteil der nordhessischen<br />
Stadt Volkmarsen, war dafür zu klein. Die<br />
Mannschaften des Turnvereins 08 Külte e. V.<br />
mussten ihre Heimspiele in Hallen anderer<br />
Kommunen absolvieren und hohe Fahrtkosten,<br />
wenig Zuschauer sowie geringe Einnahmen<br />
in Kauf nehmen. Der Verein wünschte<br />
sich dringend eine Vergrößerung des eigenen<br />
Gebäudes. Diese wurde als Impulsprojekt der<br />
Prämierter „Maßanzug“ für ehemaliges Gärtnerhaus<br />
Der Umbau des Gärtnerhauses Warburger<br />
Weg 20 in Rhoden ist mehr als gelungen:<br />
Die Jury des Wettbewerbs „Leben in unserer<br />
Region“, initiiert unter anderem von<br />
Waldeckische Landeszeitung / Frankenberger<br />
Zeitung, Landkreis und Sparkasse Waldeck-<br />
Frankenberg, verlieh einen der vier Preise an<br />
Barbara und Rudolf Beisinghoff. Sie hatten<br />
das von seinem Großvater errichtete denkmalgeschützte<br />
Gebäude 2009 übernommen<br />
und mit Schwiegertochter und Architektin<br />
Interkommunalen Kooperation Nordwaldeck<br />
realisiert, im Rahmen des Programms<br />
Stadtumbau in Hessen. Die <strong>NH</strong> Projekt-<br />
Stadt stand dabei beratend zur Seite und<br />
übernahm die fördertechnische Abwicklung<br />
des Vorhabens mit einer Investitionssumme<br />
von über einer Million Euro. Eingeweiht<br />
wurde die Halle im März 2011. Bürgermeister<br />
Hartmut Linnekugel konstatiert: „Die<br />
Erweiterung der Sporthalle Külte ist keine<br />
klassische Maßnahme im Stadtumbau. Aber<br />
Adele Beisinghoff sowie regionalen Unternehmen<br />
umgebaut. Die <strong>NH</strong> ProjektStadt<br />
übernahm dabei die Eigentümerberatung<br />
und unterstützt als Sanierungsträger die<br />
Stadt bei der Förderung.<br />
„Die energetische Sanierung war unser Ausgangspunkt“,<br />
sagt das Ehepaar. So entstand<br />
unter dem neu gedämmten Solardach eine<br />
kleine helle Wohnung. Zu ihr führt statt<br />
enger Dachstiegen nun eine großzügige<br />
Holztreppe. Im Obergeschoss befinden sich<br />
Schlafräume, behindertengerechte Bade- und<br />
Gästezimmer sowie zwei Arbeitszimmer.<br />
Durch eine große verglaste Gaube im Schlafzimmer<br />
blickt man direkt in das anliegende<br />
Kulturdenkmal „Lustgarten“. Moderne<br />
Verglasung verwandelte auch die Veranda in<br />
einen Wintergarten.<br />
Bereits vor zwei Jahren wurde der Stall zu<br />
einem lichtdurchfluteten Atelier. Daneben<br />
B Mehr als nur verglaste Gaube und Balkon:<br />
der ausgezeichnete Umbau des denkmalgeschützten Wohnhauses.<br />
ich bin froh, dass wir diese als erste umsetzen<br />
konnten. Der Sport ist ein wichtiger Faktor<br />
für die gesamte Region. Insofern war es<br />
folgerichtig, die Erweiterung auch inter-<br />
kommunal zu finanzieren und zu fördern.<br />
Von der Verankerung des Handballsports<br />
in Külte profitiert der kleine Stadtteil. Auch<br />
die Einwohner in Nordwaldeck insgesamt<br />
haben einen Identifikationspunkt. Letztlich<br />
ist die Sicherung dieses Sportangebots ein<br />
weicher Standortfaktor.“<br />
C Schwere Presse: Der Boden musste mit Stahl verstärkt<br />
werden.<br />
entstand im Erdgeschoss eine Werkstatt sowie<br />
ein Pressen-Raum für die international<br />
anerkannte Künstlerin Barbara Beisinghoff.<br />
Lob erhalten die Bauherren auch von Kreisdenkmalpfleger<br />
Walter Schumann. „Sie haben<br />
dem alten Haus einen neuen Maßanzug<br />
angelegt.“
Erschließungsprojekte<br />
Wrexen und<br />
Witzenhausen<br />
Attraktive und funktionstüchtige Straßen sind die Visitenkarte einer Kommune. In einem ansprechenden<br />
Umfeld laden sie zum Verweilen, Einkaufen und Wohnen ein. Witzenhausen und Wrexen, haben sich daher<br />
– unterstützt von der <strong>NH</strong> ProjektStadt – ihres öffentlichen Raumes angenommen.<br />
C Der Triftstraßenplatz in Wrexen gehört zum Umbau-Projekt.<br />
Reger LKW-Verkehr, kaum Platz für Fußgänger,<br />
Radfahrer und Anlieger, sanierungsbedürftige<br />
und leer stehende Wohnhäuser:<br />
Die beiden Haupterschließungsstraßen von<br />
Wrexen, Stadtteil von Diemelstadt (Nordhessen),<br />
erschienen wenig ansprechend. Sinkende<br />
Einwohnerzahlen aufgrund des demografischen<br />
Wandels führten im Ortskern<br />
zu immer mehr Leerständen. Die Gemeinde<br />
wollte dieser Situation entgegenwirken und<br />
stadtgestalterische Aufwertungen erreichen.<br />
Begleitet wurde und wird sie dabei von der<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt, die Umgestaltungsvorschläge<br />
und Konzepte für die Straßen und<br />
Plätze erarbeitete. Am 7. März 2011 startete<br />
das von der <strong>NH</strong> ProjektStadt geleitete Erschließungsprojekt.<br />
Es konzentrierte sich vor<br />
allem auf zwei Straßen, da dort vorrangig<br />
die Versorgungsinfrastruktur angesiedelt ist.<br />
Bis jetzt wurden Teile der Haupterschließung<br />
Klappstraße ausgebaut, deren gesamter<br />
Unterbau vollständig erneuert sowie Kanal-<br />
und Wasserleitungen ausgetauscht. Eine<br />
Investition im ersten Bauabschnitt von 2,5<br />
Millionen Euro wurde durch GVFG und<br />
den Stadtumbau Nordwaldeck gefördert. Im<br />
zweiten Schritt erfolgt derzeit der Umbau der<br />
Orpethaler Straße mit komplettem Straßenausbau.<br />
Als dritter Abschnitt wird – ab Frühjahr<br />
2012 – ein weiterer Teil der Hauptstraße<br />
saniert. Danach sollen abschließend die Anliegerstraßen<br />
im Ortskern ausgebaut werden.<br />
Die Stadt Witzenhausen ist<br />
unter anderem Standort der<br />
Uni Kassel. Hier wurde die<br />
Steinstraße umgestaltet, die<br />
als Verbindungsstraße zwischen<br />
Altstadt und Universitätsstandort<br />
ihrer innerstädtischen<br />
Funktion nicht gerecht<br />
wurde. Mit der Gesamtplanung<br />
einer verbesserten Anbindung<br />
und Umgestaltung<br />
der Straße, die teilweise innerhalb<br />
der denkmalgeschützten<br />
Altstadt verläuft, wurde die<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt beauftragt,<br />
die auch Sanierungsträger<br />
ist. Von März 2010 bis April<br />
2011 wurden 2.600 Quadratmeter Straßen-,<br />
Gehweg- und Platzflächen erneuert sowie<br />
die leitungsgebundene Infrastruktur, finanziert<br />
– mit Ausnahme der Leitungen – durch<br />
das hessische Sonderinvestitionsprogramm<br />
mit rund 600.000 Euro. Das Ergebnis: Eine<br />
denkmalgerecht ausgebaute, aufgewertete<br />
Straße, mit neuer Beleuchtung, Bänken und<br />
punktueller Begrünung. Fußgänger erreichen<br />
barrierefrei Geschäfte, Universität sowie die<br />
denkmalgeschützte Musikschule. Fahrzeuge<br />
können Uni und Krankenhaus aus zwei<br />
Richtungen anfahren.<br />
D Stein für Stein – die Steinstraße in Witzenhausen<br />
nimmt Form an.<br />
11 STADTENTWICKLUNG
12 STADTENTWICKLUNG<br />
C Jürgen van der Horst, Bürgermeister Bad Arolsen<br />
Ab 2020 soll der tägliche Flächenverbrauch<br />
in Hessen von 3,5 auf 2,5 Hektar sinken,<br />
einhergehend wertvolle Böden geschützt<br />
werden. Außerdem sollen in diesem Kontext<br />
interkommunale Kooperationen gestärkt<br />
werden. Um diese Ziele zu erreichen, setzt<br />
das Bundesland eine Flächenmanagement-<br />
Datenbank (FMD) ein, die auch schon im<br />
Freistaat Bayern genutzt wird. „Die hessischen<br />
Städte und Gemeinden sollen dabei<br />
unterstützt werden, Bauflächen im Innenbereich<br />
bereit zu stellen und dadurch die Inanspruchnahme<br />
von Außenbereichsflächen zu<br />
reduzieren“, erläutert Staatssekretär Steffen<br />
Saebisch. Für die Testphase wurden Kommu- Kommu-<br />
nen zur Erfassung von Flächenpotenzialen<br />
gesucht. Ausgewählt wurden als Pilot-Stand-<br />
orte außer Weilrod auch Lauterbach und die<br />
interkommunale Kooperation Nordwaldeck.<br />
Diese beiden werden durch die <strong>NH</strong> Projekt-<br />
Stadt als Stadtumbaumanagerin unterstützt.<br />
C Baugebietsvermarktung in Bad Arolsen (Flächendatenbank<br />
Nordwaldeck)<br />
Alle Brachen<br />
auf einen Blick<br />
Besonders in ländlichen Regionen gibt es viele ungenutzte Grund-<br />
stücke und Brachen. Diese sollen nun in Hessen mit Hilfe eines<br />
nachhaltigen intelligenten Flächenmanagements und einer erstmals<br />
dort eingesetzten Datenbank reduziert werden.<br />
So bildet das Leerstandkataster auch in<br />
beiden Fördergebieten einen zentralen<br />
Strategieansatz. Die <strong>NH</strong> ProjektStadt war<br />
auch deshalb bei der letztlich erfolgreichen<br />
Bewerbung behilflich.<br />
Von September 2011 bis Mai 2012 arbeiteten<br />
nun die Kommunen mit dem System.<br />
Zuerst wurden ungenutzte Grundstücke<br />
und Brachen oder leer stehende Gebäude<br />
erfasst und deren Eigentümer kontaktiert.<br />
Anschließend qualifizierten die Bauämter<br />
diese Areale. Daraus entstand eine umfassende<br />
Datenbank, die potentiellen Interessenten<br />
eine erste Abfrage per Mausklick ermöglicht.<br />
C Ein weiteres Beispiel aus der Flächendatenbank: Bahnhof Volkmarsen.<br />
Die seit 2002 bestehende interkommunale<br />
Kooperation Nordwaldeck befasst sich schon<br />
seit ihrer Aufnahme in das Förderprogramm<br />
„Stadtumbau in Hessen“ im Jahr 2005 intensiv<br />
mit dem Thema Flächenmanagement.<br />
„Der demografische Wandel im ländlichen<br />
Raum zwingt kommunale Akteure, sich<br />
noch stärker mit der Innenentwicklung ihrer<br />
Gemeinden zu beschäftigen. In der kommunalen<br />
Arbeitsgemeinschaft mit Volkmarsen,<br />
Diemelstadt und Twistetal versuchen wir<br />
bereits unsere Siedlungsentwicklung stärker<br />
abzustimmen. Vom Pilotprojekt „Flächen-<br />
datenbank“ erhoffe ich mir neue Impulse,<br />
um Brachen und ungenutzte Flächen in<br />
unseren Kernbereichen besser nutzen zu<br />
können. Dabei geht es darum, Potenziale zu<br />
erkennen und gemeinsam mit den Bürgern<br />
diese „verborgenen“ Flächen nachhaltig<br />
zu entwickeln“, so Jürgen van der Horst,<br />
Bürgermeister Bad Arolsen. Für die Kooperation<br />
besonders relevant: die gemeinsame<br />
Vermarktung von Gewerbeflächen und die<br />
Zusammenarbeit auf verschiedenen Verwaltungsebenen.<br />
Auch die Kreisstadt Lauterbach bemüht sich<br />
seit Jahren, städtebauliche Funktionsverluste<br />
und Missstände zu beheben. Seit 2005 ist sie –<br />
als „Beobachtungsgebiet“ – in das Förderprogramm<br />
„Stadtumbau Hessen“ aufgenommen<br />
worden. Auch dort wird angestrebt, Brachflächen<br />
neu zu entwickeln und so die Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen anzukurbeln. Die Grundstücksbörse<br />
wird nach der Testphase an aktuelle<br />
hessische Erfordernisse angepasst.
Kleine bunte Zelte als Anregung<br />
für die Diskussionen<br />
mit den Bürgern um einen<br />
möglichen Zeltplatz.<br />
Mehr Leben nach<br />
Lauterbach<br />
Im Sommersemester 2011 beschäftigten<br />
sich zwei Studenten-Gruppen der Universität<br />
Kassel mit den Potentialen der hessischen<br />
Stadt. Besonders im Fokus: das „blaugrüne<br />
Band“ – der Fluss Lauter und seine Ufer.<br />
Unter Leitung von Professor Dr. Dietrich<br />
Bruns analysierten die 21 Teilnehmer in einem<br />
ersten Workshop des Fachgebiets Landschaftsplanung<br />
und Landschaftsnutzung die<br />
Stadt im Hinblick auf demografische Entwicklungen.<br />
Eine Woche im Mai untersuchte<br />
die Gruppe – darunter Studenten aus China,<br />
Polen, Tschechien und Holland – vier Areale.<br />
Sie konzentrierten sich dabei besonders auf<br />
fehlende Frei- und Grünflächen. Ihre Ideen:<br />
Leer stehende Gebäude und ungenutzte<br />
Grundstücke in Grün- und Aufenthaltsflächen<br />
umwandeln, ein Quartier für Wohnen,<br />
Sport, Fitness und Vermarktung von regionalen<br />
Produkten am Nordbahnhof entwickeln<br />
sowie einen „Eselspfad“ durch die Stadt<br />
D Bunte Bänder brachten den Bürgern die Lauter näher …<br />
C Die Lauter vom provisorischen Steg aus begutachten …<br />
entstehen lassen. Ferner sollen ein Wasser-<br />
Spielplatz und eine Treppe zum Ufer der<br />
Lauter entstehen. Weitere Vorschläge: PKW-<br />
Parkplätze in Freiflächen umwandeln sowie<br />
den Radweg besser beschildern. Verwaltung,<br />
Magistrat, Stadtverordnetensammlung wie<br />
auch der Landkreis zeigten sich bei der Präsentation<br />
beeindruckt von den Ergebnissen.<br />
Zwischenzeitlich wurden die Vorschläge<br />
überarbeitet, mit Bürgern besprochen, in<br />
einer Broschüre zusammengefasst und sollen<br />
nun nach Möglichkeit umgesetzt werden.<br />
Ziel des zweiten Workshops – diesmal im<br />
Fachgebiet Stadtmanagement: Die durch<br />
die Innenstadt fließende Lauter stärker in<br />
D … an der auch ein provisorisches Café zum Ausruhen und<br />
Austauschen einlud<br />
C … oder doch lieber an der Schatzsuche für<br />
Kinder teilnehmen?<br />
das tägliche Leben der Bürger einzubeziehen!<br />
Nach einem Besuch vor Ort präsentierten<br />
25 Studenten und Gastprofessorin Dr. Sonja<br />
Beeck im Juli 2011 ihre Ideen. Die Aktion<br />
„Lauter Orte für einen schönen Tag“ bestand<br />
aus fünf Aktionen, in die jeweils maximal<br />
75 Euro (!) investiert werden durften: So<br />
fand am Ufer eine Schatzsuche für Kinder<br />
statt, Anwohner gewannen von einem<br />
temporären Steg aus eine neue Perspektive<br />
auf den Fluss. Inmitten von provisorischen<br />
Zelten wurde mit den Bürgern über einen<br />
geeigneten Standort für einen Zeltplatz<br />
diskutiert. Über die Lauter gespannte blaue<br />
und grüne Bänder symbolisierten den<br />
begradigten und kanalisierten Fluss. Im<br />
provi sorischen Café genossen die Besucher<br />
Kaffee und Kuchen mit Blick auf das Wasser<br />
oder suchten das kreative Gespräch mit den<br />
Studenten.<br />
Beide Workshops unterstützten den Stadtumbau-Prozess,<br />
der das „blau-grüne Band“<br />
zur Geltung bringen soll. „Hier werden im<br />
nächsten Jahr auch Fördermittel für Bauprojekte<br />
zur Verfügung stehen“, so Alexander<br />
Inden von der <strong>NH</strong> ProjektStadt, die das<br />
Stadtumbau-Management übernommen hat.<br />
13 STADTENTWICKLUNG
14 IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
Viele Wege führen zur<br />
Energieeffizienz kann auf drei Ebenen erreicht<br />
werden: Unmittelbar gelingt dies<br />
durch niedrigen Bedarf bzw. Einsparung<br />
der Heizenergie. Dazu beitragen können<br />
Passivhaus-Komponenten – wie kompaktere<br />
Bauweisen, eine höhere Dämmstufe und<br />
Dreifach-Verglasungen. Ziel der Unternehmensgruppe<br />
ist es beispielsweise, besser zu<br />
dämmen als es die Energieeinsparverordnung<br />
EnEV 2009 vorschreibt. Auf zweiter Ebene<br />
wird eine effiziente Erstellung und Verteilung<br />
der Heizwärme angestrebt. Als dritte<br />
Möglichkeit kommen Beheizungsarten zum<br />
Einsatz, die einen sehr niedrigen Primärenergie-Bedarf<br />
haben – wie etwa Holz. „Der<br />
Gesetzgeber unterstützt diese Bemühungen:<br />
Werden die gesetzlichen Verordnungen wesentlich<br />
unterboten, fördert der Bund über<br />
Energieeffizienz<br />
Drohende Wasserknappheit, gestiegener Kohlendioxid-Ausstoß: Die weltweiten Auswirkungen des<br />
Klimawandels unterstreichen, wie wichtig erneuerbare Energien sind. Mit Weitblick setzen sich<br />
Wohnungsbau-Unternehmen seit Jahren vielfältig für Energie effizienz ein – wie folgende Beispiele der<br />
Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt belegen.<br />
KfW-Mittel in unterschiedlicher Höhe.<br />
Wir sind immer bestrebt, diese Förderungen<br />
mitzunehmen“, erläutert Dipl.-Ing. Monika<br />
Repp, Fachbeauftragte für Wärme- und<br />
Schallschutz der Unternehmensgruppe.<br />
Effektiv: Photovoltaik und<br />
Wärmecontracting<br />
Die Unternehmensgruppe trägt auf vielerlei<br />
Weise zur Gewinnung und Nutzung von<br />
Energien bei. Hauptakteur ist dabei ihr<br />
Tochterunternehmen MET Medien-Energie-<br />
Technik Versorgungs- und Betreuungsgesellschaft<br />
mbH mit den Geschäftsfeldern Photovoltaik<br />
und Wärmecontracting.<br />
Die MET errichtete und betreibt fünf<br />
Photovoltaik-Anlagen in Kassel, Seligenstadt<br />
und Frankfurt, die eine Gesamtleistung<br />
von 130 Kilowatt Peak erbringen. Darüber<br />
hinaus betreibt die Nassauische Heimstätte<br />
selbst zwölf Photovoltaik-Anlagen mit einer<br />
Gesamtleistung von 200 Kilowatt Peak. Alle<br />
17 Konzern-Anlagen erbrachten seit ihrem<br />
Aufbau eine Ersparnis von ca. 1.000 Tonnen<br />
Kohlendioxid. Über ein online-Portal werden<br />
ständig die Funktionsfähigkeit und der Soll-<br />
Ist-Ertragsabgleich aller Anlagen überwacht.<br />
Im Rahmen des Wärmecontractings versorgt<br />
die MET derzeit rund 1.500 Wohneinheiten<br />
mittels 27 Nahwärmeanlagen, fast ausnahmslos<br />
in Gas-Brennwert-Technik. Ein innovatives<br />
Beispiel: der 2011 fertig gestellte Neubau<br />
im Wiesbadener Künstlerviertel gegenüber<br />
dem Christa-Moering-Platz. Er umfasst 22
öffentlich geförderte Mietwohnungen mit<br />
1.560 Quadratmetern Gesamtwohnfläche.<br />
Bereits in der Planung wurden die Anforderungen<br />
der 2007 novellierten EnEV und des<br />
Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien<br />
im Wärmebereich berücksichtigt: Eine<br />
20 Zentimeter dicke Dämmung an der<br />
Außenwand, Dreifach-Verglasungen und<br />
30 Zentimeter starke Dämmungen im Flachdach<br />
schützen gegen Transmissionswärme-<br />
Verluste. Mittels Holzpellets und Solarkollektoren<br />
werden Heizwärme und Warmwasser<br />
gewonnen. Positives Ergebnis: Ein besonders<br />
geringer CO2-Ausstoß. Der Primärenergie-<br />
Bedarf beträgt nur rund 26 Kilowattstunden<br />
pro Quadratmeter und Jahr statt der zum<br />
Zeitpunkt des Bauantrags geforderten 87,3<br />
Kilowattstunden. Die Investitionskosten und<br />
den Betrieb der Pellet- und Solaranlage hat<br />
die MET als Contractor übernommen. Das<br />
Bauprojekt wurde im Programm Energieeffizient<br />
Bauen als KfW-Energieeffizienzhaus<br />
55 auf Basis der EnEV 2007 gefördert.<br />
Wärme aus der Tiefe<br />
Aber auch neue Ressourcen werden mit<br />
einbezogen: Gemeinsam mit der Gemeinnützigen<br />
Siedlungswerk GmbH baute die<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt im Quartier „Hohe Mark“<br />
Zukunftsvision auf dem Riedberg<br />
Auf dem Frankfurter Riedberg plant die Unternehmensgruppe unter anderem einen Mix aus<br />
Geschosswohnungsbau und mietbaren Reihenhäusern sowie ein drei- bis viergeschossiges<br />
Energieplushaus mit ca. 23 Wohnungen für den eigenen Bestand. Innovative Ergänzung: die<br />
Ladestationen für Elektroautos. „Für Einzelhäuser mit Energieplus-Standard gibt es bereits<br />
Beispiele, im Geschosswohnungsbau ist das meines Wissens noch nicht gemacht worden.<br />
Wir werden hier wiederum mit Partnern ein echtes Pilotprojekt aufsetzen und durch das<br />
Fraunhofer-Institut wissenschaftlich begleiten lassen“, so Prof. Thomas Dilger, Geschäftsführer<br />
der Unternehmensgruppe.<br />
in Oberursel sieben Villen, elf Doppelhäuser,<br />
vier Dreier-Gruppenhäuser und ein Solitär<br />
mit neun Eigentumswohnungen. Geheizt<br />
wird via „Geothermie“, also mit Erdwärme.<br />
Alle Häuser entsprechen somit dem KfW-<br />
60-Standard.<br />
Geplant: Blockheizkraftwerk in Fulda<br />
Blockheizkraftwerke kombinieren Strommit<br />
Wärmeerzeugung und sparen durch die<br />
Nutzung der Abwärme vor Ort Primärenergie.<br />
Für 2012 plant die MET ein solches für<br />
189 Wohneinheiten in Fulda und will dafür<br />
ca. 154.000 Euro investieren. Die Anlage soll<br />
ca. 800.000 Kilowattstunden Wärme erzeugen,<br />
die an die <strong>NH</strong> verkauft werden. Weitere<br />
ca. 400.000 Kilowattstunden Strom sollen<br />
an das öffentliche Netz gehen. Das geplante<br />
Blockheizkraftwerk wird ergänzt durch einen<br />
bestehenden Spitzenlast-Heizkessel.<br />
Transparent: EU-Projekt hilft Energie<br />
sparen<br />
Die Unternehmensgruppe bindet ferner<br />
aktiv ihre Mieter ein, um Energie sinnvoll<br />
zu verwenden: Sie beteiligt sich zusammen<br />
mit ista Deutschland am Programm eSESH<br />
(Saving Energy in Social Housing). Dieses<br />
wird von der EU gefördert und in sechs<br />
Ländern durchgeführt. Dank des Projektes<br />
können die Mieter in Stadtallendorf und<br />
Eschwege unmittelbar und online ihren individuellen<br />
Verbrauch einsehen. „Wir wollen<br />
die Anlagen in ihrem Verbrauch optimieren<br />
und gleichzeitig die Mieter für das Thema<br />
Energie sparen sensibilisieren – zumal sie<br />
ja durch die Kosteneinsparungen einen<br />
direkten Nutzen haben“, erläutert Urban<br />
Keller, MET. Ändern die Bewohner ihr<br />
Nutzungsverhalten, kann bis zu 15 Prozent<br />
Energie eingespart werden.<br />
15 IMMOBILIENWIRTSCHAFT
16 IMMOBILIENWIRTSCHAFT Intelligente<br />
Nicht nur die strikten Klimaziele der Bundesregierung forcieren die<br />
Notwendigkeit einer neuen energetischen Wohnraumplanung. Auch<br />
Mieter zeigen heute vor dem Hintergrund stetig steigender Energie- Energiepreise<br />
und gestiegenen ökologischen Bewusstseins höhere Kostensensibilität.<br />
Wohnungsunternehmen, die eine entsprechende Sanierung<br />
durchführen und staatliche Förderung in Anspruch nehmen möchten,<br />
sehen sich jedoch immer schärferen Anforderungen der Länder, Kreise<br />
und Kommunen ausgesetzt. Bessere Dämmung war und ist vielfach das<br />
erste Mittel der Wahl. Doch aus der Fachwelt werden Rufe nach einem<br />
Stopp des ungebremsten Dämmwahns immer lauter.<br />
Experten sind überzeugt: In der Einseitigkeit immer höher gesetzter<br />
Forderungen nach allseitigem Wärmeschutz droht der Baukultur<br />
der Verlust ganzer Architektur-, Detail- und Formtraditionen. Statt<br />
Klimaschutz an Einzelgebäuden zu praktizieren, favorisiert die <strong>NH</strong><br />
ProjektStadt eine energetische Stadtsanierung mit quartiers bezogener<br />
Herangehensweise. Wie relevant dieser übergreifende Ansatz ist,<br />
unterstreicht auch eine Einschätzung des Verbands der Thüringer<br />
Wohnungswirtschaft: Dieser gibt an, dass 90 Prozent der Wohnungen<br />
seiner Mitglieder bereits voll- oder teilmodernisiert sind. Das bedeutet:<br />
Beim Gros der Gebäude wurde auch gerade erst eine Moderni sierung<br />
Der Innenhof der Wohnanlage Fritzelsgasse 8-26 in Gotha<br />
nach Umbau und Sanierung.<br />
D<br />
Konzepte<br />
statt Dämmwahn<br />
Die Wohnanlage Fritzelsgasse 8-26 ist nur zwei Gehminuten<br />
vom Gothaer Markt entfernt.<br />
D<br />
Klimaschutz ist ein drängendes Thema in der<br />
modernen Stadtsanierung. Ganzheitliche<br />
energetische Wohnraum-Konzepte sind gefordert,<br />
um effektiv Kosten zu sparen und die Umwelt<br />
zu schonen. Die <strong>NH</strong> ProjektStadt berät hierzu<br />
Wohnwirtschaft und Kommunen.<br />
des Wärmeschutzes ausgeführt. Steigen<br />
die Anforderungen nun aber weiter, ist<br />
die Wirtschaft lichkeit neuerlicher Dämmaktivitäten<br />
am Einzelgebäude nur schwer<br />
darstellbar, ebenso Förderungen nach<br />
heutigen Kriterien kaum begründbar.<br />
Ein zentraler Aspekt für Unternehmen<br />
ist daher die Entwicklung ganzheitlicher<br />
Energiesparkonzepte für ihren gesamten<br />
Bestand. Die Möglichkeiten intelligenten<br />
Betriebes und technischer Innovationen<br />
stehen dabei ebenso im Fokus, wie die<br />
Frage nach einer Beteiligung der Mieter.<br />
C<br />
Dr. Claus D. Untermann,<br />
Unternehmensbereich<br />
Stadtentwicklung der <strong>NH</strong><br />
ProjektStadt in Weimar.<br />
Weiterhin interessant: Welche Angebote können aufgrund dieser neuen<br />
Maßnahmen auch an die Nachbarschaft gerichtet werden? „Das Thema<br />
der energetische Sanierung hat sich zunehmend zu einem Schwerpunkt<br />
in unserer Beratungspraxis entwickelt“, konstatiert Dr. Claus D. Unter-<br />
mann von der <strong>NH</strong> ProjektStadt. „Die steigende Nachfrage und die<br />
wachsende gesellschaftliche Bedeutung haben wir zum Anlass genom-<br />
men, diese neue Dienstleistung zu entwickeln und stetig auszubauen.“<br />
Energetische Sanierungsberatung<br />
in Schmalkalden.<br />
D<br />
+
EXPO REAL<br />
Stabilitätsanker der Branche<br />
Trotz Turbulenzen auf den<br />
Finanzmärkten erwies sich die<br />
Interna tionale Fachmesse für<br />
Gewerbe immobilien und Inves-<br />
titionen, Expo Real 2011, als<br />
Stabilitäts anker der Branche.<br />
Die Aussteller- und Besucherzahlen hielten<br />
sich auf Vorjahresniveau: Rund 37.000<br />
Teilnehmer, darunter 19.000 Fachbesucher,<br />
kamen an den drei Messetagen zum<br />
Branchen event nach München – von ihnen<br />
bewerteten 97 Prozent die Messe mit aus gezeichnet<br />
bis gut. Mit neu konzeptioniertem<br />
Gemeinschaftsstand waren auch die Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte /<br />
Wohnstadt und ihre Marke <strong>NH</strong> ProjektStadt<br />
in der bayrischen Landeshauptstadt vertreten.<br />
Erstmalig mit dabei: Die Kommunen<br />
Raunheim, Kelsterbach, Babenhausen und<br />
Nidderau mit ihren aktuellen Projekten.<br />
Babenhausener Bürgermeisterin Gabriele Coutandin<br />
(2. v. r.), der Vorstand der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
(BImA) Axel Kunze (r.), Auditor Rolf Messerschmidt<br />
(Eble Architektur, l.) und der Vizepräsident<br />
der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen<br />
e. V. (DGNB), Prof. Dr. Bernhard Bürklin (2. v. l.), bei der<br />
Überreichung der DGNB-Zertifizierungsurkunde.<br />
A<br />
2011:<br />
Was gibt es Besseres als Messebesucher in<br />
praxi aktuelle Projekte aus Stadt- und Projektentwicklung<br />
sowie Consulting vorzustellen<br />
und dabei noch innovative Kunden – in<br />
diesem Fall: Städte und Gemeinden – mit<br />
ins Boot zu nehmen? Gesagt, getan: Mit<br />
einem 154 Quadratmeter umfassenden<br />
Gemeinschaftsstand an verbessertem Hallen-<br />
Standort bot sich 2011 erstmals die Gelegenheit,<br />
gleich vier Kommunen mit Leuchtturm-Projekten<br />
mit an Bord zu nehmen:<br />
Babenhausen mit einer noch auf der Messe<br />
DGNB-zertifizierten Konversionsplanung,<br />
Nidderau mit einem nahezu abgeschlossenen<br />
Wettbewerblichen Dialog, Raunheim und<br />
Kelsterbach mit nachhaltiger Gewerbeflä-<br />
chen-Entwicklung rund um den Flughafen<br />
Frankfurt / Main.<br />
DGNB-Zertifizierung für Konversion<br />
Babenhausen<br />
Mit dem nachhaltigen Stadtquartier, das<br />
auf 60 Hektar ehemaligem Kasernengelände<br />
in Babenhausen entstehen soll, zertifizierte<br />
die Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges<br />
Bauen e. V. (DGNB) erstmalig – und noch<br />
auf der Messe – ein Konversionsprojekt.<br />
DGNB-Vizepräsident Prof. Dr. Bernhard<br />
Bürklin überreichte die Zertifizierungsurkunde<br />
für das bundesweit einzigartige<br />
Vorzeigeprojekt, das vorbildlich Ökonomie<br />
und Ökologie vereint, an die Babenhausener<br />
+ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++<br />
17 IMMOBILIENWIRTSCHAFT
18 IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
C Michael Frielinghaus, Architekt; Dr. Heiko Bertram, Ten Brinke Bertram Projektentwicklung<br />
GmbH; Gerhard Schultheiß, Bürgermeister Nidderau; Marion Schmitz-Stadtfeld, Leiterin<br />
Fachbereich Integrierte Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung der <strong>NH</strong> ProjektStadt; der<br />
Geschäftsführer Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt Prof. Thomas<br />
Dilger und Rechtsanwalt Dr. Olaf Otting, Kanzlei Gleiss Lutz (v. l. n. r.).<br />
Bürgermeisterin Gabriele Coutandin. Das Fazit<br />
aller Beteiligten fasste im anschließenden<br />
Podiumsgespräch Monika Fontaine-Kretschmer,<br />
Leiterin Fachbereich Städtebau Hessen,<br />
zusammen: „Diese im Konsens geschaffene<br />
Wertstabilität mit Zukunftsausrichtung stellt<br />
eine solide Basis für Investoren mit Weitblick<br />
dar, sie bietet aber auch gleichzeitig einen<br />
überdurchschnittlich großen Anreiz für zukünftige<br />
Bewohner und gewerbliche Nutzer.“<br />
Gewerbeflächen rund um den Flughafen<br />
Als Städte im Herzen der Metropolregion<br />
Rhein-Main profitieren Raunheim und<br />
Kelsterbach mit innovativen und wachsenden<br />
Gewerbe- und Bürostandorten besonders<br />
von ihrer unmittelbaren Nähe zum<br />
internationalen Flughafen Frankfurt am<br />
Main. Unter der Leitung von Immobilienjournalist<br />
Frank-Peter Unterreiner diskutierten<br />
die Bürgermeister Thomas Jühe (Raunheim)<br />
und Manfred Ockel (Kelsterbach) die aktuelle<br />
Lage der nachhaltigen Gewerbeflächen-<br />
Entwicklung im Flughafen-Umfeld, die im<br />
Raum stehenden Expansionspläne und damit<br />
zusammenhängende künftige Chancen.<br />
Wettbewerblicher Dialog in einer<br />
polyzentrischen Kleinstadt<br />
Zusammen mit dem niederländischen Investor<br />
Ten Brinke Bertram Projektentwicklung<br />
GmbH, der gemeinsam mit dem Friedberger<br />
Architektenbüro BLFP Frielinghaus den<br />
Wettbewerblichen Dialog für sich entscheiden<br />
konnte, wird die Kleinstadt Nidderau<br />
ihre wichtigste städtebauliche Maßnahme<br />
angehen und im Herzen der Stadt eine neue<br />
Mitte kreieren! Auf der Bühne des <strong>NH</strong>-Messestands<br />
präsentierte Bürgermeister Gerhard<br />
Schultheiß zusammen mit Rechtsanwalt Dr.<br />
Olaf Otting, Dr. Heiko Bertram von Ten<br />
Brinke Bertram Projektentwicklung GmbH,<br />
dem Architekten Michael Frielinghaus und<br />
Prof. Thomas Dilger, Geschäftsführer Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte<br />
/ Wohnstadt die Entwürfe. „Das Ergebnis<br />
hat sich für uns alle gelohnt“, so Schultheiß.<br />
Stadt und Projektteam sind sich sicher, mit<br />
D Manfred Ockel, Bürgermeister Kelsterbach; Frank Fäth, Geschäftsführung MP Holding GmbH; Gitta Mir-Ali,<br />
Geschäftsführung Fraport Immobilienservice und -entwicklungs GmbH & Co. KG; Moderator und Journalist<br />
Frank Peter Unterreiner; Thomas Jühe, Bürgermeister Raunheim (v. l. n. r.).<br />
Ten Brinke Bertram Projektentwicklung<br />
GmbH einen Partner für das 36-Millionen-<br />
Projekt gefunden zu haben, der nicht nur<br />
kreativ und sinnvoll investieren wird, sondern<br />
wie bisher auch optimal, d. h. konstruktiv und<br />
umsetzungs orientiert, mit der Stadt zusammenarbeiten<br />
wird. Für das neue Stadtzentrum,<br />
das heute noch aus Ackerland besteht,<br />
wird die Stadt einen knapp zweistelligen<br />
Millionen-Betrag aufbringen, den Rest der<br />
Summe übernimmt der Investor.<br />
Viele Gäste beim traditionellen<br />
Hessentreff<br />
Bei einem Glas Rheingauer Wein und<br />
kulinarischen Spezialitäten nutzen 2011<br />
überdurchschnittlich viele Gäste die Gelegenheit,<br />
sich mit der Unternehmensleitung<br />
und den <strong>NH</strong>-Projekt-Teams auszutauschen.<br />
Nicht zuletzt sorgten die vielfältigen Praxis-<br />
Beispiele der mitgereisten Kommunen für<br />
Gesprächsstoff. „Das neue Konzept unseres<br />
Messestands mit mehreren kommunalen<br />
Partnern in Verbindung mit zeitgemäßem<br />
Stand-Design sowie spannenden Themen<br />
ist vollends aufgegangen. Wir werden auch<br />
2012 definitiv wieder so verfahren und<br />
Kommunen die Messe-Teilnahme an<br />
unserem Gemeinschaftsstand anbieten!“<br />
resümiert Prof. Thomas Dilger.<br />
+++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL ++
Einmal eine historische<br />
Kaserne besichtigen …<br />
Hunderte Besucher informierten sich am 11. September 2011 während<br />
eines „Tages der offenen Tür“ über Zukunft und Vergangenheit<br />
der Kaserne Babenhausen. Dabei wurden unter anderem die Pläne<br />
für die künftige Entwicklung vorgestellt. Gleichzeitig führte der<br />
Heimat- und Geschichtsverein Babenhausen im Rahmen des „Tages<br />
des Offenen Denkmals“ durch die historischen Kasernengebäude.<br />
Wie bereits in der letzten Ausgabe der <strong>PolisVision</strong> berichtet, soll auf<br />
dem Kasernen-Areal unter Projektleitung der <strong>NH</strong> ProjektStadt ein<br />
Modellquartier für nachhaltiges Wirtschaften, Arbeiten und Wohnen<br />
entstehen. Aktuell startet der Verkauf des ehemaligen Militärgeländes<br />
durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).<br />
Neues aus Nidderau<br />
Mehrere einst selbstständige Gemeinden sollen als Stadtteile Nidderaus zusammenwachsen. Gelingen soll dies durch die Entwicklung<br />
einer neuen Mitte auf dem zentral gelegenen und unbebauten ca. 13 Hektar großen Gebiet zwischen Heldenbergen und Windecken.<br />
C Ansprechende Architektur…<br />
Nach Zielsetzung der Kommune wird dort<br />
bis zum Jahr 2015 ein Mix aus Einzelhandel,<br />
Gewerbe, öffentlichen Nutzungen und<br />
Wohnen entstehen. Im Oktober 2009 startete<br />
die Bewerbungsphase für einen Wettbewerblichen<br />
Dialog, begleitet und gesteuert durch<br />
die <strong>NH</strong> ProjektStadt. Die <strong>NH</strong> ProjektStadt<br />
berät somit – neben Hanau – auch den<br />
zweiten hessischen Standort bei allen Fragen<br />
dieses europaweiten Vergabeverfahrens in der<br />
Stadtentwicklung.<br />
Am 29. September 2011 gab die Stadt nach<br />
Abschluss der Angebotsphase den Zuschlag<br />
an den Investor Ten Brinke Bertram Projektentwicklung<br />
GmbH. Bürgermeister Gerhard<br />
Schultheiß: „Im Wettbewerblichen Dialog<br />
zeigt sich am Ende, welcher Bieter tatsächlich<br />
die Kraft, den Willen, die Mittel und die Erfahrung<br />
hat, die vorgelegte Planung auch umzusetzen.<br />
(…) Dafür haben wir nun mit Ten<br />
Brinke Bertram Projektentwicklung GmbH<br />
einen Partner gefunden, der ein unter dem<br />
Strich gutes und ausgewogenes Angebot abgegeben<br />
hat.“ Dank breiter Beteiligung sind viele<br />
Anregungen der Bürger in die Pläne eingeflossen.<br />
So nutzten Mitte Oktober 2011 rund<br />
1.000 Interessierte die Möglichkeit, sich im<br />
Dialog mit allen Beteiligten über die aktuellen<br />
Entwürfe auszutauschen. Ein Highlight: Der<br />
neue Stadtplatz, umrahmt von Servicewohnen,<br />
Gastronomie und Einzelhandel im Landmark-<br />
Gebäude sowie öffentlichen Einrichtungen im<br />
Familien- und Kultur zentrum, der zur Mitte<br />
für die Nidderauer Bevölkerung werden soll.<br />
D …für die Neue Mitte.<br />
+ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++ Special EXPO REAL +++<br />
19 IMMOBILIENWIRTSCHAFT
20 AKTUELLES<br />
C<br />
Bernhard Spiller,<br />
Leitender Geschäftsführer<br />
der Nassauischen Heimstätte<br />
Expertengespräche<br />
über soziales Management,<br />
Bildung und Nachbarschaft<br />
Wird die Öffentliche Hand ihrer staatlichen<br />
Aufgabe gerecht, auf Quartiersebene für sozialen<br />
Ausgleich zu sorgen? Diese Frage stand<br />
im Fokus des diesjährigen Brandenburger-<br />
Hof-Gesprächs der Wohnungswirtschaft. Akteure<br />
der Branche treten heute zunehmend<br />
selbst in die Verantwortung, Lösungen für<br />
gesellschaftspolitische Herausforderungen<br />
in ihren Quartieren zu erarbeiten. Dabei<br />
sind Migration und soziale Entwurzelung,<br />
„überforderte“ Nachbarschaften, fehlende<br />
Alterskonzepte und mangelnde Bildung<br />
einhellig beschriebene Problemfelder. „Unsere<br />
Situation ist mehrheitlich nicht durch<br />
Integration von Migranten geprägt, sondern<br />
durch die Kumulation der Problemlagen“,<br />
argumentiert Bernhard Spiller. „Wir sind alle<br />
gut beraten, Stadtteil-Reparatur und -Ent-<br />
„Man soll handeln, nicht reden“, so wird Johann Wolfgang von Goethe gerne zitiert.<br />
Oft liegt einer Handlung aber gerade ein gutes Gespräch zugrunde. Die Unter-<br />
nehmensgruppe Nassauische Heimstätte / Wohnstadt pflegt regelmäßig den Dialog<br />
mit Forschung, Praxis, Politik und Verbänden. So auch beim 12. Brandenburger-Hof-<br />
Gespräch und dem GdW-Forum 26, die der Leitende Geschäftsführer der Nassauischen<br />
Heimstätte, Bernhard Spiller, in Berlin begleitete.<br />
wicklung voranzutreiben, denn der sozialen<br />
Erosion folgt die Erosion der Immobilienwerte.“<br />
Dass gesellschaftliches Engagement<br />
und betriebliche Notwendigkeit längst eine<br />
Einheit darstellen – darüber besteht Konsens.<br />
Vielfältige best practise-Projekte setzen positive<br />
Signale.<br />
Unter ihnen auch die gemeinsame Initiative<br />
der <strong>NH</strong> ProjektStadt und der Stadt Dietzenbach<br />
„Wir bewegen uns“. Für die Förderung<br />
von Integration und Bildung junger Menschen<br />
über Sport, Bewegung und Ernährung<br />
wurde sie mit dem Preis „Soziale Stadt 2010“<br />
prämiert (s. <strong>PolisVision</strong> Nr. 11). Das Zukunftsthema<br />
Bildung rückte Spiller auch in<br />
den Blickwinkel seines Vortrags beim GdW-<br />
Forum. Bei diesem Kongress der kommuna-<br />
len und öffentlichen Wohnungsunternehmen<br />
trafen Experten aus der Praxis auch auf<br />
politische und gesellschaftliche Größen.<br />
Darunter: Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung;<br />
Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister<br />
von Berlin; SPD-Fraktionsvorsitzender<br />
Frank-Walter Steinmeier sowie Theologin<br />
Prof. Dr. Dr. hc Margot Käßmann. „Bildung<br />
ist die Basis für Gleichberechtigung und<br />
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sie<br />
ist Voraussetzung für eine aktive und funk-<br />
tionierende Bürgergesellschaft“, so Spiller<br />
vor hochkarätigem Auditorium. Eine Über-<br />
zeugung, die bereits in der Praxis umgesetzt<br />
wurde: Im Rahmen des <strong>NH</strong> Sozialmanage-<br />
ments wurden seit 2005 rund 1,67 Millionen<br />
Euro in Bildungsmaßnahmen investiert.
„Wir wollen, dass ihr uns zuhört“<br />
Welche Biografien und Wünsche haben Menschen in Quartieren der Sozialen Stadt? Ein besonderes<br />
Buchprojekt, entstanden unter der Federführung der <strong>NH</strong> ProjektStadt im Rahmen des staatlichen<br />
Förderprogramms Soziale Stadt, stellt zwölf Kurzgeschichten vor – inspiriert und niedergeschrieben von<br />
Menschen aus Dietzenbach.<br />
C Die beiden Autoren Tijani Errais (l.) und Samir Amyay (r.)<br />
zusammen mit Jan Thielmann, Projektleiter Fachbereich<br />
Integrierte Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung der<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt (m.).<br />
Wie können Jugendliche aus zum Teil<br />
schwierigen Verhältnissen Druck ablassen,<br />
sich durchboxen und zugleich fürs Leben<br />
Miteinander und Toleranz lernen? In<br />
Dietzenbach hieß es im Oktober 2009<br />
‚Ring frei!‘ für ein besonderes Gewaltpräventionsprogramm<br />
– das Boxprojekt Dietzenbach.<br />
Etabliert wurde die Initiative von der<br />
Zwei Studenten mit marokkanischen<br />
Wurzeln aus dem östlichen Spessartviertel<br />
wollten mehr erfahren über die Leben ihrer<br />
Mitbürger im ehemaligen Problemkiez. Sie<br />
führten im Rahmen des Programms Lokales<br />
Kapital für Soziale Zwecke Interviews<br />
mit Bewohnern einer Hauswohnanlage<br />
in Dietzenbach – kurz: den Menschen im<br />
Stadtteil, über die viel geredet wird, aber viel<br />
zu wenig mit ihnen selbst. Tijani Errais (30)<br />
und Samir Amyay (29) wollten ihnen eine<br />
Stimme geben, helfen Vorurteile abzubauen.<br />
Es entstand eine Dokumentation aus sehr<br />
persönlichen Kurzgeschichten über Träume,<br />
Migration, Kopftuch-Debatte, Freundschaften<br />
und Zukunftswünsche. Jan Thielmann,<br />
Projektleiter im Fachbereich Integrierte<br />
Fliegende Fäuste gegen Gewalt<br />
Amateur-Boxer aus Dietzenbach, Hessen und der nationalen Liga fighteten bei der<br />
„Dietzenbacher Boxnacht“ für Fairness und den Fortbestand einer tollen Anti-Gewalt-<br />
Initiative. Die <strong>NH</strong> ProjektStadt, Mitinitiator dieses Boxprojekts, war Premium-Sponsor.<br />
Kreisstadt, dem Polizeipräsidenten von<br />
Südosthessen, dem Boxclub-Nordend-<br />
Offenbach e.V. und der <strong>NH</strong> ProjektStadt.<br />
Im professionellen Training lernen Jugendliche<br />
hier nicht nur linke Haken und rechte<br />
Geraden – sondern vor allem Regeln und<br />
Respekt. Die Kreisstadt und der Landkreis<br />
Offenbach fördern sie zudem beim Erreichen<br />
Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung<br />
der <strong>NH</strong> ProjektStadt: „Die differenzierte<br />
Perspektive der jungen Autoren und die<br />
Qualität der Geschichten hat uns überzeugt<br />
und bewegt, gemeinsam mit der Kreisstadt<br />
Dietzenbach, und dem Kreis Offenbach als<br />
Herausgeber die beiden Autoren auf dem<br />
Weg zu ihrem ersten Buch zu unterstützen.“<br />
Die Herausgeber organisierten zudem ein<br />
Pressegespräch und eine öffentliche Lesung<br />
am 8. Dezember 2011. Interessierte Bürger<br />
können das Buch (Erstauflage: 500 Exemplare)<br />
zum Selbstkostenpreis von fünf Euro in<br />
Dietzenbach erwerben. Ebenso wird jeweils<br />
ein Klassensatz für den Unterricht in lokalen<br />
weiterführenden Schulen gesponsert.<br />
C Marion Schmitz-Stadtfeld, Leiterin Fachbereich Integrierte<br />
Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung der <strong>NH</strong> Projekt-<br />
Stadt, überreichte den Pokal an die Gewinnerin Beata<br />
Blasczcyk vom Boxclub Nordend Offenbach (r.).<br />
des Schulabschlusses und der Eingliederung<br />
in eine berufliche Ausbildung. Nach zwei<br />
Jahren erntet das Projekt viel Lob von der<br />
Polizei und zeigt auch sportliche Erfolge.<br />
Um seinen Fortbestand zu sichern, fand am<br />
12. November 2011 im Capitol des Bürgerhauses<br />
die Dietzenbacher Boxnacht statt.<br />
Für das Charity-Event traten sowohl Boxer<br />
des Projekts als auch der nationalen Amateurliga<br />
in den Ring. Organisiert wurden die<br />
Kämpfe vom Boxclub-Nordend-Offenbach<br />
e. V., die <strong>NH</strong> ProjektStadt engagierte sich als<br />
Premium-Sponsor.<br />
B Der Nachwuchs lieferte sich spannende Kämpfe<br />
vor begeistertem Publikum.<br />
21 AKTUELLES
22 AKTUELLES<br />
„Und woher<br />
kommst Du?“<br />
Die Forsythe Company, <strong>NH</strong> <strong>Projektstadt</strong> und die Stadt Raunheim<br />
luden zur sozialen Choreografie „Knotunknot“ in das Resart-Ihm<br />
im Raunheimer Gewerbegebiet ein. Das gelungene Pilotprojekt<br />
ließ die Themen Immigration und Integration lebendig werden.<br />
Am zweiten Oktober-Wochenende 2011 zog<br />
es Menschen verschiedener Generationen,<br />
Herkunft und kulturellem Hintergrund in<br />
die ehemalige Fabrikhalle Resart-Ihm im<br />
Raunheimer Gewerbegebiet. Gemeinsam mit<br />
der renommierten Forsythe Company hatten<br />
die Stadtentwickler der <strong>NH</strong> ProjektStadt<br />
und die Kommune zur sozialen Choreografie<br />
„Knotunknot“ rund um die Themen Immigration<br />
und Integration geladen. Gründer und<br />
Namensgeber William Forsythe war ebenso<br />
zugegen wie die zur Forsythe Company<br />
gehörende Choreografin und Tänzerin Dana<br />
Caspersen, die beide Abende moderierte.<br />
„Bewegung“ neu interpretiert<br />
Im ersten Teil der von Caspersen entwickelten<br />
sozialen Choreografie stellte sie 19<br />
Fragen. Zu jeder wurde an drei Monitoren<br />
mögliche Antworten präsentiert. Jedem<br />
Monitor war ein dreieckiges Feld zugeteilt,<br />
das die Besucher entsprechend ihrer persön-<br />
C<br />
Kerstin Mohr, Fachbereichsleiterin<br />
für Soziales und<br />
Kultur der Stadt Raunheim<br />
„Als wir von unserem langjährigen<br />
Kooperationspartner <strong>NH</strong> Projekt-<br />
Stadt gebeten wurden, uns bei<br />
‚Knotunknot‘ zu beteiligen, haben<br />
wir sofort die Chance genutzt.<br />
Beim Thema Integration fühlen<br />
sich oftmals viele Menschen berufen,<br />
Gründe für das Gelingen<br />
oder vermeintliche Scheitern einer<br />
erfolgreichen Integration zu finden.<br />
Im Rahmen dieser Initiative<br />
hat das Publikum nun konkret<br />
erfahren, wo wir in Raunheim<br />
zurzeit beim Thema Integration im<br />
Verhältnis zueinander stehen. Denn schlussendlich ist es der<br />
Königsweg, die Menschen selbst ermitteln zu lassen, wenn es<br />
um ihre Gefühle und Empfindungen geht.“<br />
C<br />
Thomas Jühe, Bürgermeister<br />
Stadt Raunheim<br />
„Gerade Raunheim ist geprägt von<br />
kultureller Vielfalt, denn Menschen<br />
aus rund 100 verschiedenen<br />
Nationen sind im Lauf der Jahrzehnte<br />
eingewandert und haben<br />
hier eine neue Heimat gefunden.<br />
Ein friedliches und erfolgreiches<br />
Zusammenleben dauerhaft zu<br />
gewährleisten, stellt eine tägliche<br />
Herausforderung für alle dar.<br />
Deshalb haben wir uns bereits<br />
in der Vergangenheit mit professionellen<br />
Partnern wie der <strong>NH</strong><br />
<strong>Projektstadt</strong> mit sehr guten Ergebnissen dem Thema Soziale<br />
Stadt gewidmet. Für uns ist der heutige Abend eine konsequente<br />
Weiterentwicklung unserer Initiativen und der ideale<br />
Anlass, noch mehr voneinander zu erfahren und zu lernen.<br />
Mit dem Resart-Ihm-Gelände haben wir bewusst ein ehemaliges<br />
Fabrik-Areal gewählt, das in seiner Historie vor allem auch<br />
vom Leben und Arbeiten der Zuwanderer geprägt wurde.“
C Inmitten einer engagierten Teilnehmerzahl aus unterschiedlichen Kulturkreisen:<br />
Thomas Jühe (3. v. l.), Bürgermeister der Stadt Raunheim.<br />
C<br />
Marion Schmitz-Stadtfeld,<br />
Leiterin Fachbereich<br />
Integrierte Stadt- und<br />
Gewerbeflächenentwicklung<br />
der <strong>NH</strong> <strong>Projektstadt</strong> und<br />
Mitinitiatorin des Projektes<br />
Aktiv an der sozialen Choreografie „Knotunknot“ beteiligt: Kerstin Mohr (2. v. r.), Fachbe- Fachbe-<br />
reichsleiterin für Soziales und Kultur der Stadt Raunheim.<br />
B Freuen sich über den großen Erfolg des Projektes (hinten v. l. n. r.): Marion Schmitz-Stadtfeld,<br />
Fachbereichsleiterin Integrierte Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung der <strong>NH</strong> Projekt-<br />
Stadt, Gisela Stang, stellvertretende hessische SPD-Landesvorsitzende und Bürgermeisterin<br />
der Kreisstadt Hofheim am Taunus, William Forsythe, Gründer und Namensgeber der<br />
Forsythe Company, und Dr. Rüdiger Schlaga, Lebensgefährte von Gisela Stang. Vorne im<br />
Bild: Dana Caspersen, Choreografin der Forsythe Company und Moderatorin der beiden<br />
Veranstaltungen.<br />
„Als Projekt-und Stadtentwickler<br />
steht für uns der integrierte Ansatz<br />
im Vordergrund. Integration,<br />
Immigration und Kultur fallen hier<br />
ebenso darunter wie Infrastruktur<br />
oder Bauprojekte. Mit dem Kunst-<br />
Event ‚Knotunknot’ möchten wir<br />
eine Bühne für einen Austausch<br />
schaffen, auf der Begegnungen<br />
auf gleicher Augenhöhe stattfinden<br />
können. Nach der erfreulich positiven<br />
Resonanz in Raunheim wollen<br />
wir als <strong>NH</strong> ProjektStadt gemeinsam<br />
mit der Forsythe Company<br />
das Projekt auch an anderen<br />
Standorten umsetzen. Denn nach<br />
unseren Erfahrungen stellt sich vielerorts die Frage: Zu welchen<br />
Erfahrungen kommt es und welche Auswirkungen hat es<br />
letztendlich, innerhalb dynamischer Systeme wie Gesellschaft,<br />
Stadtteil und Milieu zu leben, die alle vom Thema Immigration<br />
stark beeinflusst sind?“<br />
C<br />
Dana Caspersen,<br />
Forsythe Company<br />
A<br />
lichen Erfahrung oder Einstellung auswähl-<br />
ten. Im zweiten Teil nahmen jeweils vier<br />
Teilnehmer an Tischen Platz. In den willkür- willkür-<br />
lich gemischten Runden ging es um intensive<br />
Konversation mit Fremden, das (Mit)Teilen<br />
persönlicher Erlebnisse und individuelle<br />
Standpunkte. Ein erfolgreicher Ansatz: Auch<br />
nach dem offiziellen Ende wurde rege weiter<br />
diskutiert …<br />
Positionen bestimmen und überdenken<br />
Das von Caspersen und Forsythe erstmalig<br />
im Januar 2011 im Rahmen der ‚Frankfurter<br />
Positionen‘ aufgeführte Stück war in enger<br />
Kooperation mit <strong>NH</strong> ProjektStadt, Stadt<br />
Raunheim und der Choreografin weiter<br />
entwickelt worden. Wichtigster Gedanke:<br />
‚Knotunknot‘ sollte zu den Menschen in die<br />
Kommunen und Gewerbegebiete gebracht<br />
werden, denn dort müssen diese mit ihren<br />
verschiedenen kulturellen und sozialen Hintergründen<br />
zusammenleben.<br />
„Es ist toll, dass es gemeinsam<br />
gelungen ist,,Knotunknot’<br />
in einem so faszinierenden<br />
Ambiente wie dem alten Fabrikgelände<br />
Resart-Ihm zu inszenieren.<br />
Wir sind sehr glücklich, mit der<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt und der Stadt<br />
Raunheim Partner gefunden zu<br />
haben, die vor Ort mit den unterschiedlichsten<br />
Gruppen vernetzt<br />
sind und mit einer derartigen<br />
Power die Weiterentwicklung und<br />
Umsetzung unterstützt haben.“<br />
23 AKTUELLES
24 AKTUELLES<br />
Ein Kinderhospiz<br />
für Mitteldeutschland<br />
Mehr als 1.000 Gäste und Sponsoren besuchten am 1. November<br />
2011 die Einweihung des ersten Thüringer Kinderhospizes in<br />
Tambach-Dietharz. Es ist das zehnte seiner Art und das wahrscheinlich<br />
größte ehrenamtlich geführte Sozialprojekt in Deutschland.<br />
Seit seiner Gründung im Jahr 2005 plante der Verein Kinderhospiz<br />
Mitteldeutschland e. V. das Hospiz mit ambulanten Hilfsangeboten<br />
für Familien mit schwer kranken Kindern. Eine Problematik, die viele<br />
Menschen tangiert: Wegen lebensverkürzender Krankheiten müssen<br />
allein in der Bundesrepublik rund 22.000 Kinder und Jugendliche<br />
in absehbarer Zeit sterben. Standort für das stationäre Hospiz ist ein<br />
ehemaliges, ruhig gelegenes Verwaltungsgebäude in Tambach-Dietharz.<br />
2008 startete der Um- und Ausbau. Unter dem Motto „Nicht<br />
dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben schenken!“<br />
finden in der neuen Anlage bis zu zwölf Kinder und deren Angehörige<br />
Aufnahme und Unterstützung. Finanziert wird das Projekt vorrangig<br />
über Spenden – bisher über 4,6 Millionen Euro.<br />
C Über 1.000 Gäste nahmen an der Einweihung teil.<br />
Allein in den nächsten beiden Jahren werden weitere 700.000 Euro<br />
benötigt. Auf der von Radio-Moderatorin Sina Peschke (Landes Welle<br />
Thüringen) präsentierten Veranstaltung riefen daher betroffene Eltern,<br />
Sponsoren und VIPs zur finanziellen Beteiligung auf. Für die<br />
Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht ist das Hospiz<br />
„ein Musterbeispiel dafür, was ehrenamtliches Engagement und<br />
Idealismus erreichen können“. Selbst Bundespräsident Christian Wulff<br />
grüßte per Videobotschaft. Insgesamt wurden an diesem Abend<br />
erneut 50.000 Euro gespendet, auch die <strong>NH</strong> ProjektStadt, seit 1991<br />
Sanierungsträger der Stadt, beteiligte sich.<br />
Illuminiert und feierlich enthüllt: das neue Kinderhospitz in Tambach-Dietharz.<br />
D<br />
Planen für<br />
Einwohnerzahlen sinken, die Demo-<br />
grafie mit Alters- und Sozialstrukturen<br />
verändert sich, die Bevölkerung<br />
zieht es mehr und mehr in die<br />
Ballungsräume und deren Speck-<br />
gürtel. Viele ländliche Regionen in<br />
Deutschland werden mit großen<br />
Herausforderungen konfrontiert.<br />
Aktuelle Praxis-Beispiele aus Neu-<br />
dietendorf und Tambach-Dietharz<br />
zeigen, wie betroffene Kommunen<br />
und Wohnungsunternehmen diese<br />
an gehen.
die Zukunft<br />
Neudietendorf ist der größte Ortsteil der<br />
Gemeinde Nesse-Apfelstädt. Die thüringische<br />
Kommune im Landkreis Gotha startete<br />
Anfang der 90er Jahre mit der Stadtsanierung.<br />
Seit fast zehn Jahren steht ihr als Sanierungsträger<br />
zur Seite: Die Wohnstadt bzw.<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt. Gemeinsam realisierten<br />
und realisieren sie zahlreiche Projekte wie die<br />
Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes oder<br />
auch des von-Bühlow-Platzes.<br />
Mehr Attraktivität rund um den Bahnhof<br />
In Neudietendorf entstand eine Situation,<br />
die in Deutschland vielerorts bestens<br />
bekannt ist: Das Umfeld des Bahnhofs<br />
entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen.<br />
Daher wollen die Kommune, die<br />
Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen<br />
mbH, das Thüringer Ministerium für Bau,<br />
Landesentwicklung und Verkehr, Thüringer<br />
Landesamt für Bau und Verkehr, das Lan- Lan-<br />
desverwaltungsamt sowie die Deutsche Bahn<br />
AG den Gebäudekomplex und die ihn um- um-<br />
gebenden Bereiche schnellstens erneuern und<br />
ansprechender gestalten. Für die Bevölke-<br />
Bessere Anbindung geplant: Neudietendorfer Bahnhofstraße.<br />
D<br />
Parkplatz am Bahnhof Neudietendorf. A<br />
rung vor Ort, Gäste, Pendler und alle sonstigen<br />
Reisenden soll der Bahnhof wieder zum<br />
attraktiven Zentrum werden. Es sollen zudem<br />
ÖPNV und SPNV vernetzt, Stellplätze<br />
geschaffen und generell die Aufenthaltsqualität<br />
auf dem Vorplatz und im angrenzenden<br />
Straßenraum erhöht werden.<br />
C Aktuell noch wenig ansehnlich und zugeparkt:<br />
das Bahnhofsumfeld.<br />
Neue Perspektiven für ein zentrales Areal<br />
Übergeordnetes Ziel ist es, eine neue Perspektive<br />
für dieses zentrale Areal zu finden.<br />
Parallel gilt es, zahlreiche Probleme zu lösen<br />
– wie beispielsweise Neukoordination des<br />
Verkehrsflusses, Leerstand von Gebäuden<br />
sowie deren Verfall. Ferner müssen gestalterische<br />
und funktionale Mängel behoben und<br />
auch eine sinnvolle Anbindung an die Bahnhofstraße<br />
und den Ortskern gewährleistet<br />
werden.<br />
Der Bauherr und Auftraggeber des Projektes<br />
ist die Gemeinde Nesse-Apfelstädt.<br />
Die <strong>NH</strong> ProjektStadt plant nicht nur die<br />
Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes, sie ist<br />
auch für die Projektsteuerung des gesamten<br />
Vorhabens verantwortlich, ebenso wie für die<br />
Bedarfsermittlung (Verkehrszählung). Vorteil<br />
dabei für die Kommune: Sie hat nur einen<br />
Ansprechpartner für alle Aufgaben rund um<br />
den Bahnhof. Die Gesamtinvestitionssumme<br />
in Höhe von zwei Millionen Euro wird<br />
finanziert aus dem ÖPNV-Investitionsprogramm<br />
und Eigenmitteln der Gemeinde.<br />
Start mit Studie und Verkehrsermittlung<br />
2010 startete das Vorhaben mit einer Studie<br />
zur Situation. Ebenfalls Bestandteil: Nutzungsszenarien<br />
für den Bahnhof und sein<br />
Umfeld. Um eine optimale Größe der Parkfläche<br />
zu ermitteln, führte die <strong>NH</strong> Projekt-<br />
Stadt eine Bedarfsermittlung durch. Dazu<br />
erfasste sie vor Ort an zwei Tagen die Auto-<br />
Kennzeichen. Nach Abzug der parkenden<br />
Anwohner und Kunden im Ortskern ergab<br />
sich eine Nachfrage von rund 100 Park- &<br />
Ride-Stellplätzen. Diese Auswertung erleichterte<br />
die Planung ungemein. Die schnelle<br />
und unkomplizierte Ermittlung überzeugte<br />
nicht nur die Auftraggeber und das Landesamt<br />
für Bau und Verkehr: Die <strong>NH</strong> ProjektStadt<br />
hat bereits als Folgeauftrag eine<br />
Verkehrsermittlung für die Stadt Schmölln<br />
durchgeführt und abgeschlossen.<br />
In Neudietendorf sind von 2011 bis 2013<br />
der Grunderwerb der notwendigen Flächen<br />
(u. a. ehemaligen Bahnanlagen) sowie Empfangs-<br />
und Nebengebäude von der DB AG<br />
sowie von Privat vorgesehen. Im Dezember<br />
2011 startet der erste Bauabschnitt mit dem<br />
Abbruch eines Gebäudes. Später werden<br />
Kabel und Leitungen für den Betrieb des<br />
Schienenverkehrs verlegt, parallel alte Fundamente<br />
enttrümmert, Altlasten entsorgt,<br />
das Gelände gerodet und anschließend<br />
modelliert.<br />
Mehr Lebensqualität für Bürger<br />
und Reisende<br />
Weitere Aktivitäten in der Planung: Verlegung<br />
der Fahrrad-Stellplätze, Schaffung von<br />
PKW- sowie Kurzzeit-Stellplätzen, Erstellen<br />
einer Zufahrt und Änderung der Verkehrsführung.<br />
Letzteres bedeutet: Umbau und<br />
Neuanschluss der Bahnhofsstraße. Hinzu<br />
kommt die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes<br />
– inklusive Neubau eines Kiosks mit<br />
WC. Ferner werden Gehwege angelegt und<br />
die Freiflächen mit Bäumen, Hecken und<br />
Blumen bepflanzt. All diese Initiativen dienen<br />
dazu, dem Vorplatz mehr Attraktivität<br />
zu verleihen, so dass er zukünftig die Menschen<br />
verstärkt zum Verweilen einlädt.<br />
25 AKTUELLES
26 AKTUELLES<br />
Endlich einladend: der von-Bülow-Platz<br />
Auch an anderer Stelle sind Kommune und<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt aktiv: 2003 wurde im Zentrum<br />
von Neudietendorf ein leer stehender<br />
Einkaufsmarkt abgerissen. Das Gelände in<br />
direkter Nachbarschaft zum Bau-Ensemble<br />
der Brüdergemeine entwickelte sich daraufhin<br />
zu einem „wilden“ Parkplatz. Da ein<br />
zentral gelegener Fest-, Markt- und Parkplatz<br />
fehlte, beschloss die Gemeinde, das Areal<br />
sowie die Zinzendorf- und Gartenstraße<br />
gemeinsam in drei Bauabschnitten zu entwickeln<br />
und harmonisch zu gestalten. Im Juni<br />
2004 wurde der Auftrag erteilt. Zunächst<br />
wurde als erster Bauabschnitt von Oktober<br />
2005 bis Mai 2006 die Zinzendorfstraße umgestaltet.<br />
Danach erfolgte im zweiten Schritt<br />
die Verwandlung des von-Bühlow-Platzes<br />
und der südlichen Gartenstraße. In diese<br />
beiden Bauabschnitte wurden insgesamt<br />
800.000 Euro investiert, finanziert jeweils<br />
zu einem Drittel vom Bund, dem Freistaat<br />
Thüringen und der Gemeinde selbst. Im<br />
dritten Bauabschnitt soll der Festplatz erweitert<br />
werden.<br />
Wohnungsbestände optimieren?<br />
Ortsübergreifend handeln!<br />
Wer sinnvoll investieren will, benötigt einen<br />
guten Überblick und detaillierte Fakten.<br />
Dies gilt insbesondere für Investitionen in<br />
Wohnungsbestände, die im ländlichen Raum<br />
liegen und vom Bevölkerungsrückgang durch<br />
den demografischen Wandel besonders betroffen<br />
sind.<br />
Die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossen-<br />
Wohnungsbaugenossenschaft<br />
Tambach-Dietharz eG beauftragte die<br />
<strong>NH</strong> ProjektStadt, ein gemeindeübergreifendes<br />
strategisches Wohnraum-Entwicklungskonzept<br />
für ihre zwei Bestände im Thüringer<br />
Wald zu entwickeln. Konkret betrifft dies<br />
321 Wohnungen im Luftkurort Tambach-<br />
Dietharz und 120 Wohnungen in der<br />
Nachbargemeinde Georgenthal. Der Woh- Woh-<br />
nungsbestand außerhalb des Grundzentrums<br />
Tambach-Dietharz leidet überdurchschnitt-<br />
lich unter dem Bevölkerungsrückgang. Fazit:<br />
In den drei unsanierten fünfgeschossigen<br />
Wohnblöcken in Georgenthal stehen bereits<br />
viele Wohnungen leer.<br />
Die Experten der <strong>NH</strong> ProjektStadt erarbeiteten<br />
deshalb ein wirtschaftlich tragfähiges und<br />
zukunftsfähiges Konzept, das die vorhandenen<br />
Potentiale in Tambach-Dietharz nutzt<br />
und den für die Genossenschaft wirtschaftlich<br />
notwendigen Rückbau von ca. 40 Woh-<br />
nungen am Standort Georgenthal vorschlägt.<br />
Die Thüringer Wohnungsbaugenossenschaft<br />
setzt dieses nun mit Unterstützung der bei-<br />
den Kommunen um. Gemeinsames Ziel: Das<br />
Georgenthaler Quartier „Am Flössgraben“ in<br />
eine zukunftsfähige Siedlung mit positivem<br />
Image umzuwandeln. Geplant ist, im Zuge<br />
dieser Maßnahmen, den Gebäudekomplex<br />
energetisch zu optimieren. Des Weiteren soll<br />
im ersten Bauabschnitt die Grundrisse verändert<br />
werden, so dass barrierefreie Wohnungen<br />
und Zugänge entstehen. Ein Fahrstuhl<br />
wird eingebaut. Anschließend werden die jeweils<br />
äußeren zwei Aufgänge des Komplexes<br />
um ein bzw. zwei Geschosse zurückgebaut,<br />
so dass eine auf- bzw. absteigende Gebäude-<br />
Silhouette entsteht. Das gesamte Vorhaben<br />
soll frei finanziert werden.<br />
B Der Wohnungsbestand in Georgenthal soll zukunftsfähig<br />
werden.
Erfahrungsaustausch in Berlin:<br />
Abrechnung von Sanierungsmaßnahmen<br />
Das Thema Abrechnung von Sanierungsmaßnahmen<br />
beschäftigt nicht nur<br />
kommunale Entscheider und Träger – wie<br />
in Ausgabe 10 der <strong>PolisVision</strong> berichtet –<br />
sondern auch Politiker auf Bundesebene.<br />
Die Bundestransferstelle Sanierungs- und<br />
Entwicklungsmaßnahmen lud daher am<br />
14. November 2011 nach Berlin ein. Reger<br />
Erfahrungsaustausch und gewinnbringender<br />
Wissenstransfer sollten im Vordergrund<br />
stehen. Veranstaltet wurde das Werkstatt-<br />
C Martin Heinzberger, Hessisches Ministerium für<br />
Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, und Ruth<br />
Kugelstadt-Braun, Projektleiterin Stadtentwicklung<br />
der <strong>NH</strong> ProjektStadt.<br />
Workshop in der Hauptstadt:<br />
Seit Beginn der 70er Jahre hat der Bund<br />
rund 14 Milliarden Euro zur Verfügung<br />
gestellt, um Kommunen bei der Bewältigung<br />
des wirtschaftlichen, demografischen, sozialen<br />
und ökologischen Wandels zu unterstützen.<br />
Gefördert wurden fast 10.000 Maßnahmen<br />
in rund 6.600 Städten und Gemeinden.<br />
Wie Erfolge von Städtebauförderungen<br />
erlangt, erkannt und kommuniziert werden,<br />
thematisierte ein Werkstattgespräch am<br />
22. November 2011 im Bundesministerium<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in<br />
Berlin. Veranstalter waren neben dem Ministerium<br />
das Institut für Bau-, Stadt- und<br />
Raumforschung, Organisator die EGS Entwicklungsgesellschaft<br />
mbH. Nach Begrüßungen<br />
durch Joachim Gerth, Bundesministeri-<br />
gespräch vom Bundesministerium für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und<br />
dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und<br />
Raumforschung, organisiert von der EGS<br />
Entwicklungsgesellschaft mbH. Nach einer<br />
Begrüßung durch Joachim Gerth, Bundesministerium<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,<br />
und Ute Lehmann-Kraekel,<br />
Bundestransferstelle, erläuterten Referenten<br />
ihre Erfahrungen mit der Schlussabrechnung<br />
aus der Perspektive von Kommunen,<br />
Städte und Gemeinden<br />
effektiv fördern<br />
C Guter Besuch zeugt vom großen Interesse am Thema. C Ruth Kugelstadt-Braun, Projektleiterin<br />
Stadtentwicklung der <strong>NH</strong> ProjektStadt.<br />
um für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,<br />
und Dr. Birgit Nolte, Bundestransferstelle<br />
Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen,<br />
kamen mehrere Referenten zu Wort, die<br />
in verschiedener Weise mit Stadtförderung<br />
befasst sind. Im Vordergrund standen Fragen<br />
C Rege Beteiligung der Zuhörer.<br />
Sanierungsträgern und Landesbehörden.<br />
Unter ihnen: Martin Heinzberger, Hessisches<br />
Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und<br />
Landesentwicklung, und Ruth Kugelstadt-<br />
Braun, Projektleiterin Stadtentwicklung <strong>NH</strong><br />
ProjektStadt. Auch die häufig problematische<br />
Erhebung von Ausgleichsbeträgen, sowie<br />
die rechtlichen Probleme bei der Zwischenabrechnung<br />
wurden thematisiert. Vor allem<br />
jedoch nutzten die Teilnehmer die Möglichkeit<br />
praxisbezogen zu diskutieren.<br />
der Durchführung und einer stärkeren öffentlichen<br />
Wahrnehmung. Ferner wurde<br />
über die Methoden und großen Erfolge der<br />
Städteförderung berichtet. Marion Schmitz-<br />
Stadtfeld, Leiterin des Fachbereichs Integrierte<br />
Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung<br />
der <strong>NH</strong> ProjektStadt, erläuterte die Bürgerbeteiligung<br />
im Europäischen Vergabeverfahren<br />
und das in ihrem Fachbereich entwickelte<br />
Programm V.I.C.I. (virtuell call for ideas).<br />
Mit diesem können Bürger im Internet<br />
eigene Ideen für den Städtebau planen, diese<br />
betrachten und sich somit selbst aktiv am<br />
Städtebau beteiligen.<br />
B Marion Schmitz-Stadtfeld, Leiterin Fachbereich Integrierte<br />
Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung der <strong>NH</strong> Projekt-<br />
Stadt.<br />
27 AKTUELLES
1<br />
Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />
Schaumainkai 47<br />
60596 Frankfurt am Main<br />
Tel. 069 6069-0<br />
Fax 069 6069-300<br />
E-Mail post@naheimst.de<br />
www.naheimst.de<br />
Wolfsschlucht 18<br />
34117 Kassel<br />
Tel. 0561 1001-0<br />
Fax 0561 1001-10200<br />
E-Mail mail@wohnstadt.de<br />
www.wohnstadt.de