11/12 - Verein österreichischer GieÃereifachleute
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GIESSEREI-RUNDSCHAU 58 (20<strong>11</strong>) HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong><br />
Werkstoff- Zugfestigkeit 0,2%-Dehngrenze Bruchdehnung Brinellhärte<br />
bezeichnung R m [MPa] R P0,2 [MPa] A [%] HBW<br />
EN-GJS-800-10 800 500 10 250 – 310<br />
EN-GJS-900-8 900 600 8 280 – 340<br />
EN-GJS-1050-6 1050 700 6 320 – 380<br />
EN-GJS-<strong>12</strong>00-3 <strong>12</strong>00 850 3 340 – 420<br />
EN-GJS-1400-1 1400 <strong>11</strong>00 1 380 – 480<br />
Tab. 1:Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften von ausferritischem Gusseisen mit Kugelgraphit nach DIN 1564 [1] bei einer maßgebenden<br />
Wanddicke von t ≤ 30 mm.<br />
In der Norm für ausferritisches Gusseisen wird der Werkstoff<br />
folgendermaßen definiert: „Ausferritisches Gusseisen mit Kugelgraphit<br />
ist eine auf Eisen, Kohlenstoff und Silicium basierende<br />
Gusslegierung (…). Im Vergleich mit den Gusseisen-Sorten<br />
mit Kugelgraphit (…) weist dieser Werkstoff als Ergebnis der<br />
bainitisierenden Wärmebehandlung höhere Festigkeits- und<br />
Zähigkeitseigenschaften auf.“ [1]<br />
Die chemische Zusammensetzung und die Parameter der<br />
Wärmebehandlung sind für die Gefügeausbildung maßgebend<br />
und legen die mechanischen Eigenschaften fest. Durch geeig -<br />
nete Wahl von Wärmebehandlungsbedingungen in Abhängigkeit<br />
der Randbedingungen (Wandstärke, Legierungselemente,<br />
…) lassen sich die mechanischen Eigenschaften über einen großen<br />
Bereich kontinuierlich variieren. So können sowohl Festigkeit<br />
als auch Duktilität/Zähigkeit gleichzeitig verbessert werden<br />
und an die Anforderungen des Gussbauteils angepasst werden.<br />
Grundsätzlich ist zwischen duktilen Sorten für Struktur- und<br />
Fahrwerksbauteile und hochfesten Sorten für Verschleiß- und<br />
Getriebekomponenten zu unterscheiden [2–6].<br />
3. Wärmebehandlung, Gefügeausbildung und<br />
quasistatische Werkstoffeigenschaften<br />
• Abschrecken auf Umwandlungstemperatur: Nach dem Austenitisieren<br />
muss rasch auf Umwandlungstemperatur abgekühlt<br />
werden, um die Ausscheidung von Perlit zu vermeiden. Dies<br />
ist vor allem bei dickwandigen Gussbauteilen problematisch.<br />
• Temperatur und Dauer der isothermen Austenitumwandlung<br />
(Auslagerung): Bei der isothermen Austenitumwandlung<br />
wandelt die austenitische Grundmatrix bei einer Temperatur<br />
zwischen 250 und 450 °C für die Dauer von 30 bis 180 min.<br />
[7] in das gewünschte ausferritische Gefüge um.<br />
• Abkühlung des Bauteils auf Raumtemperatur.<br />
Bei erfolgreicher Wärmebehandlung wandelt das ursprüngliche<br />
Gussgefüge vollständig von Ferrit und/oder Perlit in den sogenannten<br />
Ausferrit um. Bei der so genannten isothermen Austenitumwandlung<br />
scheiden sich Ferritnadeln aus der mit Kohlenstoff<br />
angereicherten Austenitmatrix aus und der verbleibende<br />
Austenit reichert weiter mit Kohlenstoff an, wodurch dieser<br />
auch nach Abkühlung auf Raumtemperatur stabil bleibt. Größe<br />
und Verteilung dieser Ferritnadeln sind stark von der Umwandlungstemperatur<br />
abhängig und zeigen bei niedrigeren Auslagerungstemperaturen<br />
eine deutlich feinere Struktur.<br />
Neben der Temperatur bei der isothermen Austenitumwandlung<br />
beeinflusst die Prozessdauer bei der Auslagerung die Gefügeausbildung.<br />
Kurze Umwandlungszeiten resultieren in einem<br />
hohen Martensitanteil und bei längerer Prozesszeit beginnen<br />
sich Eisenkarbide auszuscheiden. Die qualitative Gefügezusammensetzung<br />
bei Raumtemperatur ist in Abhängigkeit von<br />
Auslagerungsdauer und Temperatur in Abb. 3 dargestellt.<br />
Abb. 2: Schematische Darstellung der Wärmebehandlung zur Herstellung<br />
von ADI.<br />
Die Wärmebehandlung zur Herstellung von ADI aus ferritischem<br />
und/oder perlitischem Gusseisen ist schematisch mit<br />
den typischen Temperaturbereichen in Abb. 2 dargestellt. Folgende<br />
Prozessschritte sind für das Ergebnis der Wärmebehandlung<br />
entscheidend:<br />
• Temperatur und Dauer der Austenitisierung: Ziel ist die vollständige<br />
Umwandlung der Grundmatrix von Ferrit und/oder<br />
Perlit in Austenit und Anreicherung dieses Austenits mit<br />
Kohlenstoff bei Temperaturen zwischen 850 und 950 °C für<br />
15 bis <strong>12</strong>0 min [7].<br />
Abb. 3: Ausbildung der Mikrostruktur bei isothermerAustenitumwandlung;<br />
oben: hohe Auslagerungstemperatur, unten: niedrige Auslagerungstemperatur<br />
(nach [3]).<br />
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