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11/12 - Verein österreichischer Gießereifachleute

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GIESSEREI-RUNDSCHAU 58 (20<strong>11</strong>) HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong><br />

Fortschrittlicher martensitischer rostfreier<br />

Stahl für Wasserturbinen*)<br />

Advanced Martensitic Stainless Steel for Hydro Turbines*)<br />

Marko Tandler,<br />

PhD in Metallurgy, ist Leiter der Qualitätssicherung<br />

bei LitostrojSteel Ltd. Daneben ist er auch<br />

an der Universität in Ljubljana im Bereich<br />

Materialkunde an Forschungsprojekten über<br />

superkritische hochtemperaturbeständige Materialien<br />

und Korrosionsmechanismus engagiert.<br />

Miroslav Gnamuš,<br />

M. Sc. in Metallurgy, ist Geschäftsführer und<br />

größter Aktionär der Litostroj Steel Ltd.<br />

Aleš Mikuž,<br />

BSc in Metallurgy, ist Produktionsleiter bei<br />

Litostroj Steel Ltd. Er ist auch für den Bereich<br />

Optimierung von Wärmebehandlung, Umweltschutz<br />

und Abfallreduzierung nach IPPC zuständig.<br />

Schlüsselwörter: Martensitischer rostfreier Stahlguss, NMT<br />

New Molding Technology, Stahlguss für Wasserturbinen,<br />

SC13/4 Stahlguss<br />

Kurzfassung<br />

Martensitische rostfreie Stähle vom Typ 13Cr/4Ni (CA6NM,<br />

GX5CrNi13.4) kommen häufig in der Fertigung von hydraulischen<br />

Komponenten wie Turbinenschaufeln, Läufern und<br />

Regelteilen zum Einsatz. Die meisten dieser großen und kompliziert<br />

gestalteten Komponenten werden gegossen. Allerdings<br />

hängen die mechanischen Eigenschaften von Gussteilen<br />

von deren Wandstärke ab und werden mit zunehmender<br />

Wanddicke immer niedriger. Komplizierte hydraulische Profile,<br />

die eine gute Leistung gewährleisten, werden oft durch<br />

Kombination von dünnen und dicken Wandbereichen im<br />

selben Gussstück erzielt, wie dies z. B. bei Francis- oder Kaplanschaufeln<br />

der Fall ist.<br />

Als einer der führenden Hersteller gegossener Läuferkomponenten<br />

hat die Litostroj Steel GmbH kürzlich ein neues<br />

Produktionsverfahren von dickwandigen Teilen aus Stahlguss<br />

13Cr/4Ni entwickelt, das in einem hervorragenden<br />

Gusswerkstoff namens SUPERCOOLED 13/4 resultiert.<br />

SUPERCOOLED 13/4 wird durch Anwendung eines einzigartigen<br />

Form- und Gießverfahrens erzielt, basierend auf<br />

speziell entwickelten Stahl-Formkästen für den Abguss von<br />

MRP-AOD**)-Edelstahl. Dadurch werden gleichmäßigere<br />

und deutlich schnellere Abkühlgeschwindigkeiten in allen<br />

Gussquerschnitten erzielt.<br />

Durch Einsatz des neuen Formverfahrens kann beispielsweise<br />

die Abkühlzeit einer 25 t schweren Kaplanschaufel<br />

vom flüssigen Zustand bis zum Auspacken von früher 15 Tagen<br />

auf 4 Tage verkürzt werden.<br />

Hohe Erstarrungs- und Abkühlungsgeschwindigkeiten<br />

ver ursachen kleinere Kristallkörner in allen Bereichen des<br />

Gussteiles, insbesonders auch in dickwandigen Querschnitten.<br />

Dieser Effekt trägt deutlich zur Verbesserung und Vergleichmäßigung<br />

der Mikrostruktur im ganzen Gussteil bei<br />

und sichert damit auch gleichmäßigere und verbesserte mechanische<br />

Eigenschaften, was den Konstrukteuren wiederum<br />

mehr Spielraum bei der Auslegung der Komponenten bietet.<br />

1. Einleitung<br />

Stromerzeugung aus Wasserkraftwerken ist mindestens so wichtig<br />

wie die aus Kohle- und Kernkraftwerken. Stromerzeugung<br />

aus Wasserkraftwerken ist saubere, erneuerbare Technologie<br />

ohne CO 2 -Emissionen und mit wenigen Ausnahmen auch mit<br />

sehr geringem Einfluss auf die Umgebung. Die Schlüsselelemente<br />

eines Wasserkraftwerks sind Turbinenläufer und Regelteile<br />

zur Wasserregulierung.<br />

Edelstahlguss, besonders des Gütegrades 13Cr/4Ni (CA6NM,<br />

GX5CrNi13.4), mit hoher Festigkeit, Steifigkeit, hervorragender<br />

Korrosionsbeständigkeit und Schweißbarkeit im Vergleich zu<br />

herkömmlichen Gussstählen, wird häufig für die Fertigung von<br />

Turbinenläufer-Schlüsselkomponenten verwendet [1] bis [3].<br />

Allerdings sind zur Erzielung hoher Wirkungsgrade große<br />

und komplex gestaltete Bauteile zu gießen. Das bedeutet, dass<br />

komplexe hydraulische Profile, die zur Erzielung einer guten<br />

Leistung notwendig sind, nur durch Kombination von dünnen<br />

und dicken Wandbereichen im selben Bauteil erzielt werden<br />

können, wie dies z. B. bei Francis- und Kaplanschaufeln der<br />

Fall ist. Die mechanischen Eigenschaften von Gussteilen hängen<br />

auch von deren Wandstärke ab und werden mit zunehmenden<br />

Wanddicken immer geringer.<br />

Zahlreiche Forschungsarbeiten wurden in der Vergangenheit<br />

durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen den mechanischen<br />

Eigenschaften, dem Gießverfahren und der Wärmebehandlung<br />

von Edelstahl 13Cr/4Ni festzustellen [1] bis [4]. Die<br />

industrielle Umsetzung dieser Daten ist nur mangelhaft dokumentiert<br />

und das Feedback der Anwender über Erfahrungen in<br />

der Praxis begrenzt.<br />

Die Erfahrungen aus der Industrie zeigen, dass die mechanischen<br />

Eigenschaften meistens mit der Gussstückwandstärke variieren.<br />

Auch weichen die mechanischen Eigenschaften im Bauteil<br />

von den an Testkupons gemessenen Eigenschaften ab und<br />

können in dicken Bereichen sogar niedriger sein. Dicke Querschnitte<br />

sind auch oft die höchst belasteten Bereiche eines Gussteils.<br />

Das Hauptziel der Forschungsarbeiten in Litostroj war die<br />

Entwicklung eines solchen Herstellungsverfahrens, das zu einer<br />

Vergleichmäßigung der mechanischen Eigenschaften im gesamten<br />

Gussquerschnitt führt. Dadurch sollten innere Spannungen<br />

und Fehlstellen reduziert und insbesondere die Neigung zur Mikrorissbildung<br />

als potentieller Quelle für Ermüdungsrisse im<br />

Betrieb vermindert werden; zur Gewährleistung eines langen<br />

und stabilen Betriebes.<br />

Das speziell entwickelte Formverfahren hatte eine deutlich<br />

schnellere Abkühlung nach dem Gießen zur Folge und führte,<br />

trotz Angst der Gießer vor thermischen Spannungen, zu einigen<br />

Vorteilen.<br />

Die schnellere Abkühlung wurde durch Verwendung spezieller<br />

Formkästen (Rapid Cooling Frames – RCF) erzielt. Dabei<br />

sind die Kühlelemente an die Modell- bzw. Gussteiloberflächen<br />

angepasst und dienen gleichzeitig auch zur Formsand-Unterstützung.<br />

Auf diese Weise können die Sandschichten auf ein<br />

Minimum reduziert werden.<br />

Aufgrund dieses neuen Formverfahrens wurden wesentliche<br />

Fortschritte im Hinblick auf eine Reduzierung der erforderlichen<br />

Formsandmenge, der Fertigungszeit und der Wiederholbarkeit<br />

in der Herstellung erreicht. Die Abkühlung der Guss teile<br />

erfolgte schneller und gleichmäßiger über den ganzen Quer-<br />

*) Vorgetragen von M. Gnamuš bei der 20<strong>11</strong> Hydro Vision Brazil Conference<br />

am 22. Sept. 20<strong>11</strong> in Rio de Janeiro, Brasilien<br />

**) MRP-AOD = Metal Refining Process – Argon Oxygen Decarbura -<br />

tion<br />

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