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Über Eck - Meisterschule Schreiner München

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Konstruktionsidee<br />

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Konstruktionsidee<br />

<strong>Über</strong> <strong>Eck</strong><br />

110 BM 3/2007<br />

Korpus und Türen<br />

sind konstruktiv und<br />

visuell verbunden.<br />

Die Scharniere führen<br />

das Furnierbild über<br />

<strong>Eck</strong> in den dafür ausgeklinkten<br />

Korpus<br />

fort<br />

In lockeren Folgen stellen wir immer wieder „Konstruktionsideen“ –<br />

außerordentliche, nicht alltägliche Lösungen und Konzepte – vor,<br />

die Schülerinnen und Schüler für ihr Gesellen- oder Meisterstück<br />

entwickelt haben. So hat beispielsweise der junge Meister Andreas<br />

Czerny ein interessantes Türband aus Holz konzipiert.<br />

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Ein Ausschnitt aus der Explosionszeichnung verdeutlicht die Konstruktion des<br />

Türscharniers<br />

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Das Meisterstück von Andreas<br />

Czerny, das wir gegenüber vorstellen,<br />

ist nicht nur formal gelungen –<br />

es überzeugt auch durch brillante<br />

technische Lösungen.<br />

So ist die Winkeltür über einen<br />

Holzwinkel (110 x 55 mm, Höhe<br />

110 mm) mit der massiven Seite<br />

verbunden bzw. beweglich gelagert.<br />

Dazu hat der Meisterschüler<br />

das auf Gehrung verleimte Winkelteil<br />

aus insgesamt sieben kreuzweise<br />

verleimten Furnieren hergestellt.<br />

In den Furnieren integriert wurde<br />

ein Messing-Vierkantrohr, durch<br />

das ein Messing-Rundstab geführt<br />

wird und so für eine verschleißfreie<br />

Drehbewegung sorgt. Der Rundstab<br />

wird jeweils von oben bzw. unten<br />

eingeführt und kann zum Aushängen<br />

der Tür herausgezogen<br />

werden. Auch die Seiten wurden<br />

genutet und mit einem Messing-<br />

Vierkantrohr versehen. Mit einem<br />

Ahorn-Braunkern-Einleimer wurden<br />

die Nuten verschlossen.<br />

Damit sich die Winkeltür auf ca.<br />

160° öffnen lässt, wurden die Seiten<br />

im Bandbereich schräg ausgeklinkt,<br />

wobei die Schräge auch<br />

als Türstopper dient. (wp)<br />

Band und Korpus sind mit Vierkantrohren<br />

versehen, in dem die „Rolle“ –<br />

ein Messingstab – geführt ist. Das<br />

Winkelteil des Bandes wurde am fertigen<br />

Schrank in die Ausfräsungen der<br />

Türen geleimt<br />

Ansicht des Türbandes von innen bei<br />

geöffneter Tür


Komplexe<br />

Strukturen<br />

Ein schönes, nicht alltägliches<br />

Meisterstück – einen Mehrzweckschrank<br />

aus Ahorn – entwarf und<br />

fertigte Andreas Czerny. Das Möbel<br />

brilliert mit einem eigenwilligen,<br />

handwerklich aufwändigen und<br />

exquisiten Furnierbild sowie mit außerordentlichen,<br />

selbst konstruierten<br />

Details. So entstand das nobel<br />

wirkende, dreidimensionale Furnierbild<br />

aus vier verschieden dicken<br />

Ahornfurnieren (2,4 mm 1,8 mm,<br />

1,2 mm und 0,6 mm dick), die sowohl<br />

senkrecht und waagrecht sowie<br />

in der Furnierausrichtung 63,4°<br />

und dessen Ergänzungswinkel von<br />

–26,6° angeordnet sind. Dieses<br />

Furnierbild wurde konsequent<br />

auch um die <strong>Eck</strong>e der Winkeltüren<br />

weitergeführt. Auch die Scharniere<br />

führen das Furnierbild über <strong>Eck</strong> in<br />

den dafür ausgeklinkten Korpus<br />

fort. So sind Korpus und Türen auf<br />

konstruktiver und visueller Ebene<br />

miteinander verbunden.<br />

Die Messerfurniere wurden nicht<br />

geschliffen, sondern sind nur geölt<br />

und gewachst.<br />

Interessant konzipiert wurden die<br />

Meisterstücke<br />

Türbänder aus Holz, die einen großen<br />

Öffnungswinkel der Winkeltüren<br />

ermöglichen. Auch das Schubstangenschloss<br />

hat der Meisterschüler<br />

selbst entwickelt und verdeckt<br />

in der Tür eingenutet. Dabei<br />

wird die waagerecht wirkende Bewegung<br />

von der wippend gelagerten<br />

Griffplatte in einen Schub nach<br />

oben und unten umgeleitet und so<br />

Tür und Korpus miteinander verriegelt.<br />

Der Korpus ist aus massivem<br />

Ahornholz gefertigt, wobei die<br />

<strong>Eck</strong>verbindungen auf Gehrung mit<br />

Formfedern und Zierfedern verleimt<br />

sind. Zwischen zwei massiven,<br />

eingegrateten Mittelböden, ist<br />

ein herausnehmbarer Würfel mit<br />

zwei Schubladen eingestellt. Das<br />

Furnierbild der Schubkastendoppel<br />

zeigt die Linienstruktur der Furnierarbeit<br />

der Türen, die auch über die<br />

Kanten weiterläuft.<br />

Das Meisterstück entstand an der<br />

<strong>Meisterschule</strong> für das <strong>Schreiner</strong>handwerk<br />

in <strong>München</strong>. (wp)<br />

Fotos: Wolfgang Pulfer

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