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A 6a. Burg und Residenz der Erzbischöfe von Trier 79<br />

Aber auch die andere Funktion Pfalzels als befestigter oder doch wenigstens<br />

besser geschützter Wohnplatz der Erzbischöfe wird in dieser Zeit erkennbar.<br />

Dabei ist zu beachten, daß um die Jahrhundertwende allenthalben<br />

technisch veränderte ("modernisierte'') und gesellschaftpolitisch motivierte<br />

militärische Auseinandersetzungen ausbrechen, die diesen angepaßte Abwehr-<br />

bzw. Verteidigungs-Maßnahmen erforderlich machten. In diesem allgemeinen<br />

Zusammenhang - und gewiß nicht nur in den meist vordergründig genannten<br />

Bemühungen der Stadt Trier um größere Selbständigkeit gegenüber<br />

den Erzbischöfen - ist zu sehen, daß in Pfalzel der bis dahin letztlich ungeschützte<br />

Wohnkomplex der Erzbischöfe im Westflügel des römischen Palatiolum<br />

nun zu einer "Residenz burg" mit einem hohen Bergfried, aber ebenso mit<br />

"Repräsentationsräumen" und einem großen Saal ausgebaut (vgl. die Angaben<br />

bei Kerber, Mittelpunkte S. 141 f.) und durch einen (Wasser-)Graben zusätzlich<br />

gesichert wurde. Wir möchten jedenfalls den unter Erzbischof Johann<br />

von Baden begonnenen Bau eines Kreuzganges östlich der Stiftskirche in diesem<br />

Zusammenhang betrachten. Dieser, noch in einem Flügel erhaltene spätmittelalterliche<br />

Kreuzgang wird nämlich im 16. Jahrhundert zur Unterscheidung<br />

von einem "alten Kreuzgang" als der "neue Kreuzgang" bezeichnet, und<br />

dieser "alte Kreuzgang" kann nur der vermutlich schon im 13. Jahrhundert<br />

mit der Nutzung des Westflügels der römischen Anlage als Residenz der Erzbischöfe<br />

zuruckgebaute Umgang des Innenhofes des römischen Quadrums<br />

gewesen sein (vgl. § 3 Abschn. A 4a). Dieser "neue Kreuzgang" wurde unter<br />

Erzbischof Richard von Greiffenklau (1511-1531; gestorben in Wittlich,<br />

begraben im Dom zu Trier) fertiggestellt.<br />

Der Zug des Franz von Sickingen gegen Trier 1522 fällt in diese Zeit, hat<br />

Pfalzel aber anscheinend nicht getroffen. Die veränderte "wehrtechnische"<br />

Situation mag aber der Anlaß gewesen sein, den gesamten erzbischöflichen<br />

und stiftischen - nicht aber den der Bürger-Siedlung umfassenden - Bering<br />

mit schweren Mauern und sechs Bastionen in einem unregelmäßiges Sechseck<br />

als große moderne Festung auszubauen l ).<br />

Die in großen Teilen heute noch erhaltene Festung wurde unter Erzbischof<br />

Johann von Metzenhausen (1531-1540) errichtet (Kdm. S. 308-313),<br />

hat aber nicht verhindern können, daß der so ummauerte Bering wie auch die<br />

Wohnsiedlung beim Zug des Markgrafen Albrecht Alkibiades von Brandenburg<br />

1552 in Brand gesteckt wurde.<br />

Die "Residenzfunktion" Pfalzels hatte in dieser Zeit freilich praktisch<br />

schon ihr Ende gefunden, unabhängig davon, daß erst 1580 die schon genann-<br />

1) Ob freilich in Pfalzel die Ideen verwirklicht wurden, die Albrecht Dürer in seiner<br />

Befestigungslehre von 1527 auf grund seiner Kenntnisse von italienischen Befestigungen<br />

des 15. Jahrhunderts entwickelt hatte, mag dahingestellt sein (vgl. Kdm. S. 309).

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