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74 § 3. Denkmäler Albero vermied es nun aber - wie seine beiden Vorgänger - von seinem Burggrafen und Kämmerer nach dessen Gutdünken und Wohlwollen leben zu müssen und errichtete eine Neben- oder Gegen-Residenz im nahen Pfalze!. Eapropter Palaciolum, Julii Cesaris castrum, iuxta civitatem situm, eo tempore situ et vestustate dirutum et inhabitabile, multis sumptibus restruxit (MGH SS 8 S. 251; Bodsch S. 62f.). Er befahl, die ihm zustehenden Lieferungen dorthin zu bringen und sagte ironisch: "Jetzt mag Ludwig seinen Palast haben". So beschreibt es Balderich, der Biograph Erzbischof Alberos. Nach drei Jahren, 1135, mußte Ludwig von der Brücke seinen Widerstand aufgeben. Er sei barfüßig und in wollenen Kleidern nach Pfalzel gekommen, habe sich dem Erzbischof zu Füßen geworfen und um Gnade gefleht. Zutreffend ist an dieser Schilderung Balderichs, daß es Erzbischof Albero gelungen war, seinen Gegner zu isolieren und ihm die wirtschaftliche Basis seiner Position zu entziehen. Anderseits bleibt aber auch festzuhalten, daß Ludwig offensichtlich eine starke Stellung behaupten konnte und 1140 (nach dem Tod des Trierer Obervogtes Pfalzgraf Wilhelm) sogar als praefectus urbis et advocatus ecclesie bezeichnet wurde (MrhUB 1 Nr. 508 S. 564). Ludwig starb aber noch im gleichen Jahr oder wenig später. Die von Erzbischof Albero wieder aufgebaute "Burg" in Pfalzel ist nach dem Ausgleich mit Ludwig von der Brücke und der Rückkehr Alberos 1135 nach Trier nicht aufgegeben worden, sondern hat in einer nicht konkret bestimmbaren Funktion als befestigter Platz weiter bestanden. Es ist aber gewiß eine Überzeichnung, das von Erzbischof Albero "mit hohen Kosten ausgebaute Pfalzel" als "Trutz burg und Regierungssitz" und damit als Beispiel einer "Trutz- und Kampfresidenz" zu bezeichnen (so Ludwig Petry', Residenztypen im Moselland [Festgabe für Wolfgang Jungandreas zum 70. Geburtstag. SchrrReiheTrierLGVolkskunde 13.1964 S. 70-77, hier S. 72]). In den wenig später ausbrechenden Auseinandersetzungen Alberos mit dem Grafen Heinrich von Namur -letztlich in dessen Funktion als Vogt der Abtei St. Maximin vor Trier, was hier nicht zu erörtern ist - ist zum Jahre 1142 berichtet, daß Graf Heinrich gegen Pfalzel zog und dort die Stiftskirche anzündete, weil er hoffte, damit auch die Befestigung des Erzbischofs niederzubrennen. Hintergrund dieser Attacke war, daß Erzbischof Albero die Burg des Grafen Heinrich Roulemont/Rudolfsstadt (in der Nähe von Trier oder im Luxemburgischen) belagerte und Graf Heinrich ihn durch diesen Überfall auf Pfalzel nötigen wollte, diese Belagerung abzubrechen. Das gelang auch, doch kam es nicht zu einem Kampf in oder bei Pfalzel, weil Graf Heinrich nach Wittlich auswich (MGH SS 8 S. 253; Bodsch S. 68f.). Das ist hier nicht weiter zu erörtern. Notiert sei hier lediglich noch, daß die Chronik Balderichs von der Kirche der hl. Martha schreibt, die Graf Heinrich in Pfalzel angezündet habe. Es kann sich dabei aber nur um die Marien-Kirche des Stifts handeln, die im (römischen) Gebäudeverband mit der "Burg" des Erzbischofs stand. Die
A 6a. Burg und Residenz der Erzbischöfe von Trier 75 Absicht des Grafen Heinrich, mit einem Brand der Kirche auch das Gebäude des Erzbischofs anzuzünden, zeigt aber, daß zu dieser Zeit noch eine unmittelbare Verbindung zwischen dem erzbischöflichen und dem stiftischen Gebäudeteil bestand und somit die in der Forschung schon für Albero angenommene Befestigung ("Burg''), gar mit einem Wassergraben, gewiß wesentlich jünger ist (vgl. weiter unten bei Erzbischof Johann 11. von Baden). Die weitere Geschichte dieser "Nutzung" des westlichen Gebäudeteiles des römischen Palatiolum durch die Erzbischöfe von Trier ist hier nicht im Detail darzustellen. Sie wäre einzubinden in die Frage nach Residenz und Nebenresidenzen der Erzbischöfe, für die bisher nur zeitlich begrenzte Untersuchungen vorliegen und mit einer vermeintlichen Verlagerung der Residenz von Trier (mit Zwischenstationen in Pfalzel und Wittlich 1 » nach Ehrenbreitstein (- Koblenz) akzentuiert sind. Inwieweit dabei der Vergleich mit den Entwicklungen in Köln (nach Bonn) und Mainz (nach Aschaffenburg) mitbestimmend ist, mag dahingestellt sein. Zu wenig beachtet wird jedenfalls einerseits der Unterschied zwischen einer ständigen bzw. überwiegenden persönlichen Residenz des Erzbischofs mit dessen Gefolge und "Hof' und dem ständigen Sitz der erzbischöflichen Zentralverwaltung und anderseits die nie ernsthaft in Frage gestellte Funktion Triers als Sitz der geistlichen Verwaltung (mitsamt der geistlichen Gerichtsbarkeit im Offizialat), namentlich wegen der weit nach Westen reichenden, überwiegend im luxemburgischen (und später burgundischen bzw. habsburgischen) Herrschaftsbereich liegenden Teile der Erzdiözese, der sogenannten terra galfica. Es ist schon signifikant, daß der vorletzte Trierer Erzbischof Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768) den großen barocken Südflügel des Residenz-Schlosses in Trier erbaute, und erst sein Nachfolger Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768-1794) das klassizistische Schloß in Koblenz. Bei Pfalzel ist, abgesehen von der wachsenden Bedeutung des Ortes als Sitz eines kurtrierischen Amtes, zu betonen, daß das alte römische und in den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts von Erzbischof Albero restaurierte Gebäude weniger als Burg im Sinne einer befestigten Anlage anzusprechen ist, sondern als Wohnplatz, wenn auch die Bezeichnung als (Neben-)Residenz für die meisten, wenn auch schon mal längeren Aufenthalte von Erzbischöfen zu hoch gegriffen sein mag. Es ist aber schon zu beachten, daß die Gesta Trevirorum von Erzbischof Arnold von Isenburg (1242-1259) berichten, er habe den Palast in Trier vor allem im Inneren des Gebäudes ausgebessert und "sein Haus zu Pfalzel durch schöne und lobenswerte Arbeit erneuert" (MGH SS 24 1) In Wittlich erbaut Erzbischof Otto von Ziegenhain (1418-1430) um 1402/24 das Schloß Ottenstein; ein Neubau wird 1762 errichtet.
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74 § 3. Denkmäler<br />
Albero vermied es nun aber - wie seine beiden Vorgänger - von seinem<br />
Burggrafen und Kämmerer nach dessen Gutdünken und Wohlwollen leben<br />
zu müssen und errichtete eine Neben- oder Gegen-Residenz im nahen Pfalze!.<br />
Eapropter Palaciolum, Julii Cesaris castrum, iuxta civitatem situm, eo tempore situ et<br />
vestustate dirutum et inhabitabile, multis sumptibus restruxit (MGH SS 8 S. 251;<br />
Bodsch S. 62f.). Er befahl, die ihm zustehenden Lieferungen dorthin zu bringen<br />
und sagte ironisch: "Jetzt mag Ludwig seinen Palast haben". So beschreibt<br />
es Balderich, der Biograph Erzbischof Alberos. Nach drei Jahren, 1135, mußte<br />
Ludwig von der Brücke seinen Widerstand aufgeben. Er sei barfüßig und in<br />
wollenen Kleidern nach Pfalzel gekommen, habe sich dem Erzbischof zu Füßen<br />
geworfen und um Gnade gefleht. Zutreffend ist an dieser Schilderung<br />
Balderichs, daß es Erzbischof Albero gelungen war, seinen Gegner zu isolieren<br />
und ihm die wirtschaftliche Basis seiner Position zu entziehen. Anderseits<br />
bleibt aber auch festzuhalten, daß Ludwig offensichtlich eine starke Stellung<br />
behaupten konnte und 1140 (nach dem Tod des Trierer Obervogtes Pfalzgraf<br />
Wilhelm) sogar als praefectus urbis et advocatus ecclesie bezeichnet wurde (MrhUB 1<br />
Nr. 508 S. 564). Ludwig starb aber noch im gleichen Jahr oder wenig später.<br />
Die von Erzbischof Albero wieder aufgebaute "Burg" in Pfalzel ist nach<br />
dem Ausgleich mit Ludwig von der Brücke und der Rückkehr Alberos 1135<br />
nach Trier nicht aufgegeben worden, sondern hat in einer nicht konkret bestimmbaren<br />
Funktion als befestigter Platz weiter bestanden. Es ist aber gewiß<br />
eine Überzeichnung, das von Erzbischof Albero "mit hohen Kosten ausgebaute<br />
Pfalzel" als "Trutz burg und Regierungssitz" und damit als Beispiel einer<br />
"Trutz- und Kampfresidenz" zu bezeichnen (so Ludwig Petry', Residenztypen<br />
im Moselland [Festgabe für Wolfgang Jungandreas zum 70. Geburtstag.<br />
SchrrReiheTrierLGVolkskunde 13.1964 S. 70-77, hier S. 72]).<br />
In den wenig später ausbrechenden Auseinandersetzungen Alberos mit<br />
dem Grafen Heinrich von Namur -letztlich in dessen Funktion als Vogt der<br />
Abtei St. Maximin vor Trier, was hier nicht zu erörtern ist - ist zum Jahre 1142<br />
berichtet, daß Graf Heinrich gegen Pfalzel zog und dort die Stiftskirche anzündete,<br />
weil er hoffte, damit auch die Befestigung des Erzbischofs niederzubrennen.<br />
Hintergrund dieser Attacke war, daß Erzbischof Albero die Burg des<br />
Grafen Heinrich Roulemont/Rudolfsstadt (in der Nähe von Trier oder im Luxemburgischen)<br />
belagerte und Graf Heinrich ihn durch diesen Überfall auf<br />
Pfalzel nötigen wollte, diese Belagerung abzubrechen. Das gelang auch, doch<br />
kam es nicht zu einem Kampf in oder bei Pfalzel, weil Graf Heinrich nach<br />
Wittlich auswich (MGH SS 8 S. 253; Bodsch S. 68f.). Das ist hier nicht weiter<br />
zu erörtern. Notiert sei hier lediglich noch, daß die Chronik Balderichs von<br />
der Kirche der hl. Martha schreibt, die Graf Heinrich in Pfalzel angezündet<br />
habe. Es kann sich dabei aber nur um die Marien-Kirche des Stifts handeln, die<br />
im (römischen) Gebäudeverband mit der "Burg" des Erzbischofs stand. Die