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A Sd. Arbeits- und Gemeinschaftsräume 71<br />

kleinen Stift Pfalzel in diese schoia einbezogenen Kinder des Umfeldes -<br />

eigene Räume, nämlich eine "Schule" (vgl. dazu für die spätere Zeit § 17<br />

Abschn. 3). Sie ist in Pfalzel als Scholasterie bezeichnet. Man darf sich unter<br />

dieser Schule gewiß nicht nur ein "Klassenzimmer" mit Schulbänken, einem<br />

Pult und einer Tafel vorstellen. Zumindest bei den "Chorknaben" und "Scholaren"<br />

(oder wie auch immer sie benannt sind) ist zumindest im Mittelalter anzunehmen,<br />

daß sie auf Zeit auch im Stift lebten, hier wohnten (und schliefen)<br />

und beköstigt wurden. Seit die Kanoniker (und auch die Vikare) ihre eigenen<br />

Häuser mit eigenem Haushalt hatten, war dazu ein eigenes Gebäude erforderlich.<br />

Über diese Scholasterie des Stiftes Pfalzel konnte folgendes ermittelt<br />

werden; eine genauere Untersuchung wäre nützlich:<br />

Von Erzbischof Jakob von Sierck ist berichtet, daß er von November 1455<br />

bis zu seinem Tod am 28. Mai 1456 in der schoiasteria in Pfalzel, wo sein Sekretär<br />

Siegfried von Dreckenach damals Scholaster war (1459-1492 Dekan; vgl.<br />

§ 31), als (unheilbar) Kranker lebte und dort starb (vgl.dazu § 8). Offensichtlich<br />

handelt es sich um ein separates Gebäude; jedenfalls dürfte die Nachricht<br />

nicht so zu verstehen sein, daß der Erzbischof im (Wohn-)Haus des Siegfried<br />

von Dreckenach lebte.<br />

Haus Stiftsstr. 1 = Klosterplatz 1 ("Haus Holstein'')<br />

Das Haus wurde nach Zerstörungen durch Feinde - worunter wahrscheinlich<br />

die Brandschatzung durch Truppen des Markgrafen Albrecht Alkibiades<br />

von Brandenburg-Kulmbach Ende September 1552 (vgl. § 8) zu verstehen istim<br />

Jahre 1561 durch den Scholaster Johann Römer wieder aufgebaut. Eine am<br />

Haus noch erhaltene Inschrift lautet:<br />

Principe de Petra Treviros moderante refecta est<br />

Haec domus hostili diruta fraude prius<br />

Impensas formamque dedit cui gratia verum<br />

Nomen et agnomen martia Roma dedit Anno 1561<br />

Lesung nach Wengier, Pfalzel S. 45 und Keune, Pfalzel S. 20 f., der den 2. Teil so<br />

übersetzt: "Kosten/Geld und Bauplan gab, dem die Gnade [der Taufe] den wahren<br />

Namen [Johannes] und den Zunamen [Römer] die kriegerische Roma gegeben hat".<br />

Über der Kellertüre des Hauses stehen übereinander zwei Inschriften:<br />

Reservata iuvant. Joannes Romer a Sirck, scholasticus.<br />

Moderata durant. Carolus Casparus de Nalbach, scholasticus.<br />

Keune, Pfalzel S. 21 mit Übersetzung "Erspartes macht Freunde ... Besonnenes<br />

dauert" (es mag auch heißen: Erhaltenes ... Mäßigung). - Johann Römer war<br />

1561/65-1574, Karl Kaspar von Nalbach 1730-1756 Scholaster (vgl. § 32; Wengler,<br />

Pfalzel S. 45, meint, es handele sich um den Dekan Johann von Sierck<br />

(1527-1547): "er nannte sich auch Johann der Römer". Offenbar kannte Wengier<br />

die Texte über der Kellertteppe nicht).

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