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A 4b. Stifts-Pfarrkirche St. Nikolaus 61<br />

den, auch wenn damit gewagte Interpretationen erforderlich waren, um in<br />

einem Kreuzigungsaltar den Hochaltar einer Marienkirche zu sehen. Die oben<br />

zitierten Nachweise für einen Passionsaltar in der St. Nikolaus-Kirche und die<br />

Stiftungen des Johann von Lutzerath hat man nicht gekannt oder/und nicht<br />

beachtet. Das ist hier nicht zu erörtern.<br />

Die verschlungenen Wege dieses Altares von Pfalzel über Frankfurt und<br />

München nach Wien, in die Joseph Görres eingebunden war, sind nicht mehr<br />

Teil der Geschichte des St. Marien-Stiftes in Pfalzel und deshalb in einem separaten<br />

Beitrag dargestellt. Für die Geschichte des Stiftes ist hier zu notieren, daß<br />

- Dekan Johann von Lutzerath um 1520 für die von ihm neu errichtete<br />

St. Nikolaus-Kirche, die als Bild des Hauptaltares eine St. Nikolaus-Statue hat,<br />

zwei Nebenaltäre erwarb, nämlich zur Evangelienseite einen Passions-Altar<br />

und zur Epistelseite einen St. Annen-Altar. Der St. Annen-Altar hat als Altarbild<br />

die erhaltene Skulptur der St. Anna Selbdritt.<br />

- Als Passions-Altar aber lag eine Arbeit aus einer der damals hoch in Mode<br />

stehenden Antwerpener Werkstätten nahe. Der in mancher Hinsicht ähnliche<br />

Hochaltar der benachbarten Wallfahrtskirche in Eberhardsklausen, den der aus<br />

Brabant stammende Prior Johann von Eindhoven um 1480 angeschafft hatte<br />

(vgl. Kdm. Krs Wittlich S. 875), mag da eine Anregung und vielleicht auch die<br />

Vermittlung gegeben haben. Aber ein solcher Altar war selbst als dreiteilige<br />

Predella (ohne Seitenflügel und Aufbau) für die kleine St. Nikolaus-Kirche einfach<br />

zu groß. Wahrscheinlich hat man deshalb ein schmaleres Mittelteil (aus<br />

einer Brüsseler Werkstatt, in Antwerpen integriert; daher die beiden Gildezeichen<br />

auf dem Mittelteil) beschafft und womöglich die beiden - in sich auch<br />

heute noch als selbständige Stücke gefaßten - Seitenteile etwas anders (z. B.<br />

schräg) und damit (Seiten-) Raum sparender aufgestellt. - Sicher scheint jedoch,<br />

daß die drei Teile des heute Wiener Passions-Altares die um 1520 von Johann<br />

von Lutzerath als Retabel für den linken Seitenaltar der St. Nikolaus-Kirche in<br />

Pfalzel erworbenen Stücke sind und dort bis 1803 gestanden haben.<br />

- Nach der Besetzung durch französische Truppen 1794 wurde auf Antrag<br />

des Pfarrverwalters und Vikars Willwersch 1797 durch die französische Departementalverwaltung<br />

die Verlegung des Kultes der Pfarrei St. Nikolaus aus<br />

der St. Nikolaus-Kirche in die St. Marien-Stiftskirche gestattet (vgl. dazu § 9).<br />

Wenn die Begründung auch heißt, die St. Nikolaus-Kirche sei zu klein, so ist<br />

wohl doch anzunehmen, daß damit auch die Absicht verbunden war, der<br />

St. Marien-Kirche den Rechtsstatus einer Pfarrkirche zu gehen, auch wenn die<br />

dann 1802 sehr wichtige Qualifikation als Pfarrkirche für den Erhalt der Kirchengebäude<br />

damals zumindest so konkret noch nicht erkennbar war. Jedenfalls<br />

muß eine "Auslagerung" von Teilen des Inventars der St. Nikolaus-Pfarrkirche<br />

in die St. Marien-Stiftskirche in Betracht gezogen werden, wobei an<br />

erster Stelle natürlich an den Hochaltar (St. Nikolaus) und die beiden Seiten-

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