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54 § 3. Denkmäler Die Existenz eines "alten Kreuzganges ... vor der Kirche" war 1549 noch bekannt, geriet dann aber offensichtlich bald in Vergessenheit. Ältere Nachweise sind nicht bekannt, was gewiß darin seinen Grund hat, daß man bei Aussagen über "den Kreuzgang" selbstverständlich wußte, wo dieser lag, sodaß Ortsangaben oder -beschreibungen überflüssig waren. Der Nachweis von 1549 ist in einem Weistum dieses Jahres enthalten. In diesem ist nämlich als Versammlungsort unser lieben frauen gerichts der stiftskirchen Zu Pfalzel in Bann und Bezirk Kasel-Eitelsbach-Pfalzel (vgl. § 28) under der leuben oder whie manß sunst nennet im alten kreut~anck vur der kirchen Zu Pfaltzel angegeben (K Best. 157 Nr. 144, Abschrift Nr. 351; vgl. Heyen, Benediktinerinnen S. 31). Der damit indirekt angesprochene "neue Kreuzgang" kann nur der oben genannte, unter Erzbischof Richard um 1520/30 fertiggestellte, noch in einem Flügel erhaltene vierseitige Umgang südöstlich der Stiftskirche sein. Dieser "neue Kreuzgang" kann nämlich nicht etwa an der Stelle des "alten Kreuzgang", sozusagen als Neubau, errichtet worden sein, weil der Platz des "alten Kreuzgangs" wenige Jahrzehnte später noch zumindest als Lokatur bestand, zumal im Weistum von 1549 ausdrücklich gesagt ist, daß er "vor der Kirche" lag. Der Platz des "neuen Kreuzganges" ist nämlich - jedenfalls unter dem Gesichtspunkt des Eingangs - "hinter" oder zumindest "seitlich" der Kirche. Eine Aussage über dessen Einbindung in liturgische Umgänge an diesem neuen Platz kann freilich nur die letztlich liturgiegeschichtliche Frage stellen, ob und inwieweit Kreuzgänge, Prozessionen und Stationen in dieser Zeit noch in Übung waren. Zu beachten ist schließlich auch, daß der alte Gerichtsplatz "unter der Laube im Kreuzgang" keineswegs in den neuen Kr~uzgang verlegt wurde, d. h. auch: nicht an den Kreuzgang als solchen gebunden war, sondern am alten Platz "unter der Laube" bliebl). An der Westecke des Kreuzgangs wurde gleichzeitig die St. Peter-Kapelle erbaut (vgl. dazu unten). Auch der Kreuzgang soll bei dem Großbrand von 1689 beschädigt und zu Anfang des 18. Jahrhunderts wieder aufgebaut worden sein. Wahrscheinlich sind in diesem Zusammenhang (und nicht schon mit dem Bau des Kreuzganges im frühen 16. Jahrhundert) auf der Moselseite des Südflügels und im Anschluß an die St. Peter-Kapelle ein breit angelegtes, zweistöckiges Wohnhaus errichtet, das als Obergeschoß über den Kreuzgangflügel erweitert und dann Wohnhaus, Kreuzgang mit Obergeschoß-Wohnhaus und St. Peter-Kapelle (diese aber ohne den Chorraum) mit einem breiten Mansardendach überdeckt worden. Dieses Wohnhaus mitsamt Kreuzgang im Erdgeschoß und überhöhter Kapellenraum bilden somit eine repräsentative Einheit der Barockzeit 1) Zur Frage der Nutzung von Kreuzgängen als Gerichtsstätte vgl. die Beobachtungen von Stephan ALBRECHT, Der Kreuzgang als Gerichtsstätte (p. K. KLEIN, Der mittelalterliche Kreuzgang. 2004 S. 27-29).

A 4a. Kreuzgang mit St. Peter-Kapelle 55 (und nur als Teil dieses Bauensembles blieb dieser Flügel des Kreuzgangs erhalten). Letzter Bewohner dieser Kurie war Dekan Johann Matthias von Kaysersfeld (vgl. § 31, es ist nicht ermittelt, ob das Gebäude dem Dekan sozusagen als "Amtskurie" vorbehalten war). Sie wurde am 12. Januar 1804 an Josef Hayn aus Trier für 2100 fr. verkauft und bestand (in der Beschreibung des Versteigerungs-Protokolls) aus Haus, Hof, Scheune, Stall, Schuppen, Treibhaus, Bering, Garten und St. Peter-Kapelle; hervorgehoben sind ein großer Raum hinter dem Kreuzgang und der Überbau des Kreuzgangs (Schieder, Säkularisation Nr. 5828; K Best. 276 Nr. 2374). Seit 1928 ist das Gebäude mitsamt Kapelle Hotel und Restaurant "Klosterschenke". Christus am Kreuz, jetzt in der St. Nikolaus-Kirche, früher im Kreuzgang Sandstein, 16. Jahrhundert, 310 cm hoch, auf Quadersockel. Schwebende Engel fangen das Blut der Wundmale auf. - Das Kreuz habe im Kreuzgang des Stiftes gestanden, sei "im Jahre 1794" zerstört und zu Anfang des 19. Jahrhunderts "wieder zusammengesetzt ... , mit Ölfarben gestrichen" und als Friedhofskreuz auf dem Friedhof der Pfarrkirche St. Martin aufgestellt worden (so Kdm. S. 282). Von dort kam es 1962 in die St. Nikolaus-Kirche (s. dort). St. Peter-Kapelle Wohl gleichzeitig mit dem Kreuzgang, jedenfalls im Verbund mit diesem wurde die St. Peter-Kapelle erbaut. Eine dem hl. Petrus geweihte Kapelle istneben einer St. Nikolaus-Kapelle und der St. Michael-Kapelle in der Burg - in einem Ablaßbrief von 1333 als Statio-Ort genannt (vgl. § 25). Wahrscheinlich ist trotz einer Nachweis-Lücke von 130 Jahren mit dieser Kapelle von 1333 ein Altar St. Peter in ambitu identisch, der zum Jahre 1462 und nochmal 1487 mit einer Altaristen-Stelle bezeugt ist (vgl. die Nachweise in § 15). Dabei handelt es sich dann aber sehr wahrscheinlich noch um den " alten " Kreuzgang. Im Zusammenhang mit dem Verzicht auf diesen Umgang des römischen Palatiolum und dem Bau des "neuen" Kreuzgangs wird dann diese noch erhaltene Kapelle errichtet worden sein, aber als selbständiges und vielleicht auch anders finanziertes Gebäude neben dem neuen Kreuzgang. Stilistische (und damit wohl auch zeitliche) Unterschiede in der Architektur von Kapelle und Kreuzgang wären bei einer genaueren Ermittlung der Baufolgen in dieser Zeit des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts zu berücksichtigen. Die Kapelle ist trotz oder wegen der Nutzung als Teil der Klosterschenke relativ gut erhalten, die in den Wänden noch vorhandenen Epitaphe (vgl. unten) sind jedoch in ihrer Substanz gefährdet. Das quadratische Schiff hat ein Kreuzgewölbe, der Chor hat vier zweigeteilte Fenster. Beschreibung Kdm. S. 301 f. - Bei der Einäscherung Pfalzels 1689 wurde das Dach der Kapelle

A 4a. Kreuzgang mit St. Peter-Kapelle 55<br />

(und nur als Teil dieses Bauensembles blieb dieser Flügel des Kreuzgangs erhalten).<br />

Letzter Bewohner dieser Kurie war Dekan Johann Matthias von Kaysersfeld<br />

(vgl. § 31, es ist nicht ermittelt, ob das Gebäude dem Dekan sozusagen<br />

als "Amtskurie" vorbehalten war). Sie wurde am 12. Januar 1804 an Josef<br />

Hayn aus Trier für 2100 fr. verkauft und bestand (in der Beschreibung des Versteigerungs-Protokolls)<br />

aus Haus, Hof, Scheune, Stall, Schuppen, Treibhaus,<br />

Bering, Garten und St. Peter-Kapelle; hervorgehoben sind ein großer Raum<br />

hinter dem Kreuzgang und der Überbau des Kreuzgangs (Schieder, Säkularisation<br />

Nr. 5828; K Best. 276 Nr. 2374). Seit 1928 ist das Gebäude mitsamt Kapelle<br />

Hotel und Restaurant "Klosterschenke".<br />

Christus am Kreuz, jetzt in der St. Nikolaus-Kirche, früher im Kreuzgang<br />

Sandstein, 16. Jahrhundert, 310 cm hoch, auf Quadersockel. Schwebende<br />

Engel fangen das Blut der Wundmale auf. - Das Kreuz habe im Kreuzgang<br />

des Stiftes gestanden, sei "im Jahre 1794" zerstört und zu Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

"wieder zusammengesetzt ... , mit Ölfarben gestrichen" und als<br />

Friedhofskreuz auf dem Friedhof der Pfarrkirche St. Martin aufgestellt worden<br />

(so Kdm. S. 282). Von dort kam es 1962 in die St. Nikolaus-Kirche<br />

(s. dort).<br />

St. Peter-Kapelle<br />

Wohl gleichzeitig mit dem Kreuzgang, jedenfalls im Verbund mit diesem<br />

wurde die St. Peter-Kapelle erbaut. Eine dem hl. Petrus geweihte Kapelle istneben<br />

einer St. Nikolaus-Kapelle und der St. Michael-Kapelle in der Burg - in<br />

einem Ablaßbrief von 1333 als Statio-Ort genannt (vgl. § 25). Wahrscheinlich<br />

ist trotz einer Nachweis-Lücke von 130 Jahren mit dieser Kapelle von 1333 ein<br />

Altar St. Peter in ambitu identisch, der zum Jahre 1462 und nochmal 1487 mit<br />

einer Altaristen-Stelle bezeugt ist (vgl. die Nachweise in § 15). Dabei handelt<br />

es sich dann aber sehr wahrscheinlich noch um den " alten " Kreuzgang. Im<br />

Zusammenhang mit dem Verzicht auf diesen Umgang des römischen Palatiolum<br />

und dem Bau des "neuen" Kreuzgangs wird dann diese noch erhaltene<br />

Kapelle errichtet worden sein, aber als selbständiges und vielleicht auch anders<br />

finanziertes Gebäude neben dem neuen Kreuzgang. Stilistische (und damit<br />

wohl auch zeitliche) Unterschiede in der Architektur von Kapelle und<br />

Kreuzgang wären bei einer genaueren Ermittlung der Baufolgen in dieser Zeit<br />

des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts zu berücksichtigen.<br />

Die Kapelle ist trotz oder wegen der Nutzung als Teil der Klosterschenke<br />

relativ gut erhalten, die in den Wänden noch vorhandenen Epitaphe (vgl. unten)<br />

sind jedoch in ihrer Substanz gefährdet. Das quadratische Schiff hat ein<br />

Kreuzgewölbe, der Chor hat vier zweigeteilte Fenster. Beschreibung Kdm.<br />

S. 301 f. - Bei der Einäscherung Pfalzels 1689 wurde das Dach der Kapelle

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