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198 § 21. Reliquien nicht anzunehmen ist. Wenn es sich aber um eine Namensgebung durch die Abtei St. IrminenjÖren handelt, muß diese vor der Zurückdrängung der Rechte dieser Abtei durch die Begründung einer grundherrlichen Eigenkirche in Auw durch die Benediktinerabtei St. Maximin erfolgt sein. Diese St. Maximiner "Maßnahme" (wobei man durchaus auch an eine Zustimmung von St. IrminenjÖren denken kann) ist nicht näher datierbar, doch wird man sie in Analogie zur allgemeinen Verfestigung der Pfarrstrukturen spätestens dem 13. Jahrhundert zuzuordnen haben. Die Legende von den "Drei Frauen auf einern Esel" in Auw wäre damit ein frühes, aber zugleich auch ein spätes Zeugnis zum Kult der Adela von Pfalzel, vermittelt und getragen von der Trierer Abtei St. IrminenjÖren. § 21. Reliquien Über Reliquien des Stiftes ist sehr wenig bekannt. Zu nennen sind lediglich die Gebeine der Äbtissin Adela, deren Verehrung als Heilige aber selbst in Pfalzel nur geringe Resonanz fand (vgl. § 20). Welche Reliquien sich in den Altären der Stiftskirche und der Kapellen befanden, ist nicht überliefert. Mit der Neugestaltung und Erweiterung der früheren St. Marien-Stiftskirche als Pfarrkirche Pfalzels 1962 wurden auch (die) Reliquien aus der bisherigen Pfarrkirche St. Martin in diese St. Marien-Kirche gebracht, doch handelt es sich dabei nicht um Reliquien, die früher in der Stiftskirche waren und 1802 nach St. Martin gebracht worden waren, sondern um solche, die (überwiegend) aus der Trierer Abtei St. Maximin stammen (vgl. § 3 Abschn. A 6c). In einer Reliquienkammer des Hochaltars befinden sich jetzt Teile vom Haupt und eines Schienbeins (18 cm lang) der Adela, das Haupt des Maximin und Partikel des Gregor von Utrecht (vgl. nachstehend). In einem Metallbehälter, der in eine mit einem Gitter verschlossene Wandnische auf der linken Seite des Langhauses gestellt ist, befanden sich (im Juni 2004) folgende Reliquien: - Das Abendmahlsmesser aus St. Maximin (s. unten). - Das Haupt der hl. Agnes, eingeschlossen in rotem Samt (Atlas), geschmückt mit Steinen und Perlen. Die Beschriftung lautet jetzt Agatha virg., doch ist dies sehr wahrscheinlich eine Korrektur bzw. irrtümliche Nachzeichnung der Vorlage aus Agneta virg., wie die Reliquie in den älteren Verzeichnissen für St. Maximin (vgl. hier weiter unten und § 3 Abschn. A 6c) bezeugt ist. - Das Haupt der hl. Severa in einer der des Hauptes der Agnes sehr ähnlichen, aber im Schmuck deutlich weniger kostbaren Fassung. - Severa war nach zuverlässiger Trierer Tradition eine Schwester des Trierer Bischofs Modoald (um 620-646/47), der für Severa das Frauenkloster St. Symphorian am Moselufer vor Trier gegründet haben und dort neben Severa begraben worden sein soll. Nach dem Verfall des Klosters wurden die Gebeine Modoalds

§ 21. Reliquien 199 1047/49 nach St. Paulin gebracht und 1107 mit denen der Bischöfe Bonosus und Abrunculus in einer groß herausgestellten Translatio durch Thietmar von Helmarshausen von St. Paulin nach Helmarhausen überführt (vgl. Th. Bauer, Gesch. Bistum Trier 1 S. 223 und 228 mit Nachweisen; Gierlich, Grabstätten S. 47 ff.; Heyen, GS NF 6, St. Paulin S. 295-299). Reliquienpartikel des Modoald sind im Trierer Raum nicht selten nachweisbar, wobei als Herkunftsort auch St. Maximin genannt wird. Über den Verbleib der Gebeine der Severa nach 1047/49 ist konkret nichts überliefert, doch wird auch hier St. Maximin genannt. - In den Berichten über die Sicherstellung von Reliquien aus St. Maximin beim Einmarsch der Franzosen 1794 und deren späterer Übergabe an St. Martin in Pfalzel (vgl. § 3 Abschn. A 6c) wird neben dem oben genannten Haupt der hl. Agnes immer das der hl. Apollonia genannt. Auch im Verzeichnis Enens von Reliquien der Abtei St. Maximin von 1514 werden nacheinander Ein groß stuck von dem haubt santt Agneten iunckfrauw. Ein groß stuck von dem haupt santAppollonien genannt (Medulla gestorum S. 54). Nach diesen Angaben müßte es sich bei dem erhaltenen zweiten Kopfreliquiar um dieses Haupt der Apollonia handeln. Die Beschriftung mit der Angabe Severa ist jünger als die der Agnes, aber eindeutig lesbar. Ob es sich um eine "Umdeutung" handelt Severa ist auch im Verzeichnis von Enen nicht genannt. - Eine kleide Partikel des Gregor (von Utrecht) in einer Metallfassung mit Glas, befestigt auf einem kleinen Kissen. Es handelt sich mit Sicherheit um eine Fassung der letzten Jahrzehnte und könnte auch eine ursprünglich private "Haus" -Reliquie sein. - Ein rechteckiges rotes (Seiden-)Kissen, auf dem 25 in Stoff oder Papier eingewickelte und mit z. T. älteren oder auch jüngeren (nach 1950) Brokatbändern verzierte Reliquien aufgenäht sind. Diese Reliquien haben alle eine kurze Beschriftung mit Name und Rang (episcopus, virgo etc.; immer in der üblichen Kürzung) auf Pergament oder Papier. Die Schrift ist im Stil des 15. Jahrhunderts, kann aber auch Nachbildung sein. Es handelt sich (hier in alphabethischer Folge) um Reliquien nachstehend genannter Heiliger. In der Anordnung (platzierung) auf dem Kissen konnte kein System erkannt werden; lediglich die vier Stücke von Magnerich sind in die Ecken des Kissens gestellt. Brictius (Bischof von Trier), Cornelius (papst, zwei Partikel), Cyrill (ex ossibus), Eucharius (Bischof von Trier), Georg, Gregor (papst), Kunigunde (virgo), Laurentius, Magnerich (Bischof von Trier, vier Partikel), Martin von Tour, Modoald (Bischof von Trier), Petronilla (de mandibula/Kinnbacken), Proiectus, Romanus (Märtyrer, zwei Partikel), Severa (virgo), Urban (papst), Wendelin de Liano (), von den 40 Märtyrern, ein Steinchen vom Ölberg, ein Stein aus dem Tal Joschafat bei Jerusalem: De valle Josaphae lapis ubi sepufta fuit b. virgo Mana.

§ 21. Reliquien 199<br />

1047/49 nach St. Paulin gebracht und 1107 mit denen der Bischöfe Bonosus<br />

und Abrunculus in einer groß herausgestellten Translatio durch Thietmar von<br />

Helmarshausen von St. Paulin nach Helmarhausen überführt (vgl. Th. Bauer,<br />

Gesch. Bistum Trier 1 S. 223 und 228 mit Nachweisen; Gierlich, Grabstätten<br />

S. 47 ff.; Heyen, GS NF 6, St. Paulin S. 295-299). Reliquienpartikel des Modoald<br />

sind im Trierer Raum nicht selten nachweisbar, wobei als Herkunftsort<br />

auch St. Maximin genannt wird. Über den Verbleib der Gebeine der Severa<br />

nach 1047/49 ist konkret nichts überliefert, doch wird auch hier St. Maximin<br />

genannt. - In den Berichten über die Sicherstellung von Reliquien aus St. Maximin<br />

beim Einmarsch der Franzosen 1794 und deren späterer Übergabe an<br />

St. Martin in Pfalzel (vgl. § 3 Abschn. A 6c) wird neben dem oben genannten<br />

Haupt der hl. Agnes immer das der hl. Apollonia genannt. Auch im Verzeichnis<br />

Enens von Reliquien der Abtei St. Maximin von 1514 werden nacheinander<br />

Ein groß stuck von dem haubt santt Agneten iunckfrauw. Ein groß stuck von dem<br />

haupt santAppollonien genannt (Medulla gestorum S. 54). Nach diesen Angaben<br />

müßte es sich bei dem erhaltenen zweiten Kopfreliquiar um dieses Haupt der<br />

Apollonia handeln. Die Beschriftung mit der Angabe Severa ist jünger als die<br />

der Agnes, aber eindeutig lesbar. Ob es sich um eine "Umdeutung" handelt<br />

Severa ist auch im Verzeichnis von Enen nicht genannt.<br />

- Eine kleide Partikel des Gregor (von Utrecht) in einer Metallfassung mit<br />

Glas, befestigt auf einem kleinen Kissen. Es handelt sich mit Sicherheit um<br />

eine Fassung der letzten Jahrzehnte und könnte auch eine ursprünglich private<br />

"Haus" -Reliquie sein.<br />

- Ein rechteckiges rotes (Seiden-)Kissen, auf dem 25 in Stoff oder Papier<br />

eingewickelte und mit z. T. älteren oder auch jüngeren (nach 1950) Brokatbändern<br />

verzierte Reliquien aufgenäht sind. Diese Reliquien haben alle eine<br />

kurze Beschriftung mit Name und Rang (episcopus, virgo etc.; immer in der<br />

üblichen Kürzung) auf Pergament oder Papier. Die Schrift ist im Stil des<br />

15. Jahrhunderts, kann aber auch Nachbildung sein. Es handelt sich (hier in<br />

alphabethischer Folge) um Reliquien nachstehend genannter Heiliger. In der<br />

Anordnung (platzierung) auf dem Kissen konnte kein System erkannt werden;<br />

lediglich die vier Stücke von Magnerich sind in die Ecken des Kissens gestellt.<br />

Brictius (Bischof von Trier), Cornelius (papst, zwei Partikel), Cyrill (ex ossibus),<br />

Eucharius (Bischof von Trier), Georg, Gregor (papst), Kunigunde<br />

(virgo), Laurentius, Magnerich (Bischof von Trier, vier Partikel), Martin von<br />

Tour, Modoald (Bischof von Trier), Petronilla (de mandibula/Kinnbacken),<br />

Proiectus, Romanus (Märtyrer, zwei Partikel), Severa (virgo), Urban (papst),<br />

Wendelin de Liano (), von den 40 Märtyrern, ein Steinchen vom Ölberg, ein<br />

Stein aus dem Tal Joschafat bei Jerusalem: De valle Josaphae lapis ubi sepufta<br />

fuit b. virgo Mana.

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