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§ 20. Adela als Heilige. 197<br />

die "Drei Frauen auf einem Esel" wählte, setzt freilich voraus, daß deren Geschichte -<br />

wenn es denn kein Kult von heiligen Frauen sein soll - bekannt war. Andreas Heinz<br />

geht daher auch von einer damals lebendigen Sage aus, der dann der Bösewicht Dagobert<br />

freilich fehlt. Womit wieder an ein - gewiß unbewußtes - Weiterleben der heidnischen<br />

keltische-römischen) "Drei Matronen" zu denken wäre.<br />

Wie es zu den Namen (Dagobert), Irmina, Adela und Klothilde/Chrodelinde kam, ist<br />

damit freilich nicht geklärt. Man könnte an eine jüngere, "gelehrte Erfindung" (z.B. durch<br />

einen geschichtskundigen Pfarrer) denken. Dagegen spricht der Name der dritten "Schwester"<br />

Klothilde, die in der tradierten Ören-Pfalzeler Historiographie nicht vorkommt; hier<br />

wären, wie gesagt, Regentrud oder Plektrud in Betracht gekommen. Damit auf eine verlorene<br />

ältere Überlieferung zu schließen, setzt voraus, daß unmittelbare Beziehungen der<br />

Abtei St. Irminen/Ören zu den mit der Geschichte des Sprungs von dem nahe Auw gelegenen<br />

Felsen am Ufer der Kyll und somit zur Siedlung Auw und wohl auch deren Kirche<br />

bestanden. Dazu bedarf es eines kurzen Exkurses über die Geschichte der Pfarrei Auw.<br />

Auw 1 ) ist mit Hosten eine kleinere Grundherrschaft der Abtei St. Maximin vor<br />

Trier. Sie ist zwar erst seit 1200 in deren Besitz nachweisbar, kann aber durchaus (als<br />

Außenstelle oder Neusiedlung von Eßlingen aus; so Gießmann S. 152) zu deren älteren<br />

Gütern gehören. Wahrscheinlich als grundherrliche Eigenkirche bestand in Auw eine<br />

St. Marien-Pfarrkirche, deren Kollator und Dezimator der Abt bzw. die Abtei St. Maximin<br />

waren. Der benachbarte Ort Preist wurde alternierend von den Pfarrern von<br />

Auw und Schleidweiler seelsorgerlich betreut (so 1570 bezeugt), bis 1688 durch das<br />

Trierer Offizialat entschieden wurde, daß Preist zur Maximiner Pfarrei Auw gehöre.<br />

Die St. Martins-Kirche in Schleidweiler war Sitz einer älteren Pfarrei der großen<br />

Grundherrschaft Orenhofen, die zu den alten Besitzungen der Abtei St. Irminen/<br />

Ören gehörte. Kollator und Dezimator war die Abtei Ören. Nach den überzeugenden<br />

Darlegungen von Ferdinand Pauly gehörte das Gebiet der (jüngeren) Grundherrschaft<br />

Auw kirchlich ursprünglich zur Pfarrei Schleidweiler und konnte von der Abtei St. Maximin<br />

als grundherrliche Eigenkirche aus diesem Pfarrverband herausgelöst und zur<br />

selbständigen Pfarrei erhoben werden. Die Zuordnung von Preist ist dazu eine deutlich<br />

jüngere, aus der lokalen Situation sich ergebende Entwicklung.<br />

Der Nachweis älterer (pfarr-)Rechte der Abtei St. Irminen/Ören an Auw kann somit<br />

erklären, wie die gewiß ungewöhnliche und singuläre Benennung der "Drei Frauen<br />

auf dem Esel" - einmal abgesehen davon, wie es zu dieser Kult- und/oder Legenden-<br />

Gruppe in Auw gekommen ist - mit den Namen von Irmina, Adela und Klothilde<br />

zustande kam. Ohne einen direkten Bezug zu den Wirkungsstätten dieser Frauen, zu<br />

St. Irminen/Ören und Pfalzel, scheint es jedenfalls unwahrscheinlich, daß ausgerechnet<br />

diese Namen der - wie wir annehmen: vorhandenen - Dreiergruppe beigelegt wurden.<br />

Vorausgesetzt, daß man nicht eine historisierende Namengebung im 19. Jahrhundert<br />

annimmt, was aber schon an sich und konkret wegen des Namens der Klothilde<br />

1) FABRlCIUS, Er!. 5,2 S. 32 und 43. - PAULY, SiedlPfarrorg.3 S. 132-136. - EWIG,<br />

Trier im Merowingerreich S. 252 Anm. 90, nimmt an, die St. Maximiner Pfarrei Auw -<br />

Preist - Hosten sei aus den Maximiner Besitzberingen Welschbillig oder Speicher ausgeschieden<br />

worden; dabei sind die genannten, noch im 16. Jahrhundert nachweisbaren<br />

Rechte von Ören über dessen Pfarrei Schleidweiler nicht berücksichtgt. - Erich WIS-<br />

PLINGHOFF, Untersuchungen zur frühen Geschichte der Abtei St. Maximin (AbhMittelrheinKG<br />

12. 1970 S. 103). - Thomas GIEßMANN, Besitzungen der Abtei St. Maximin.<br />

1990 S. 152 (wegen Eßlingen).

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