29.12.2014 Aufrufe

Download

Download

Download

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

196 § 20. Adela als Heilige.<br />

Ungewöhnlich - und darum sehr beachtenswert - ist die Nennung von Klothilde,<br />

weil damit einerseits gewiß mit Irmina und Adela die selten bezeugte und auch in der<br />

überlieferten Ören-Pfalzeler Tradition nicht relevante Schwester Adelas Chrodelinde 1 )<br />

gemeint ist, und weil anderseits hier nicht etwa eine der in der zu Beginn des 11. Jahrhunderts<br />

entwickelten "Genealogie" deutlich präsenteren und in der damals in der<br />

Trier-Pfalzel verfügbaren Überlieferung genannten beiden anderen "Schwestern" Adelas,<br />

nämlich Regentrud und Plektrud, als dritte der drei Frauen gewählt wurde. Das gilt<br />

ähnlich für das doch sehr negative Bild König Dagoberts, ist doch mit dem "Lese fehler"<br />

des Autors des Libellus de rebus Trevirensibus in der Ören-Pfalzeler Überlieferung<br />

nicht Hugobert, sondern König Dagobert der Gemahl Irminas und Vater Adelas.<br />

Man wird deshalb zunächst davon auszugehen haben, daß die Legende der "Drei Jungfrauen"<br />

in der ungewöhnlichen Fassung von Auw zwar von der Ören-Pfalzeler Tradition<br />

ausgeht, aber doch beachtliche "Varianten" aufweist.<br />

Der Name der Chrodelinde/Klothilde geht nämlich sehr wahrscheinlich auf eine<br />

andere, heute nicht mehr bekannte Überlieferung zurück, womit freilich - wenn diese<br />

Vermutung zutrifft - auch in der Diskussion um die Geschwisterschaft Adela-Chrodelinde<br />

ein weiteres Kriterium bereit stünde. Jedenfalls dürften die Namen der drei<br />

Frauen Irmina - Adela - Chrodelinde/Klothilde der Kern der Auwer Legende mit<br />

einem eindeutigen Bezug zur Ören-Pfalzeler Überlieferung sein.<br />

Dieser Bezug gilt gewiß auch für den Namen König Dagoberts, doch müssen für<br />

dessen Umdeutung in das Negativbild eines Verfolgers andere Gründe vorliegen. Bei<br />

einem bloßen Rückgriff auf den keltisch-römischen Drei-Matronen-Kult ist eine<br />

vierte - zudem in der Skulptur nicht dargestellte - Person nicht erforderlich, eher störend.<br />

Vielleicht ist darin ein Hinweis auf die christlich-stadtrömische Überlieferung von<br />

Sophia und deren drei Töchtern Fides, Spes und Caritas zu sehen. In der römischen<br />

Tradition steht zwar neben den drei Schwestern deren (in das Martyrium nicht einbezogene)<br />

Mutter Sophia im Vordergrund, zur Legende gehört aber natürlich auch der<br />

(Christen-) Verfolger Kaiser Hadrian. Dagobert könnte an dessen Stelle getreten sein.<br />

Individueller, spezifischer Kern der Auwer Legende ist aber der Sprung vom hohen<br />

Felsen an das jenseitige Ufer der Kyll, letztlich also das "Naturdenkmal" der "Eselslay"<br />

bei Auw. Also eine "wahre Begebenheit", die mit dem Kult von drei Frauen auf einem<br />

Esel verbunden wurde Auch da ist zu beachten, daß es ähnliche Geschichten von<br />

einem kühnen Sprung zu Pferd von einem hohen Felsen auch an anderen Orten mit<br />

vergleichbaren "Naturdenkmalen" gibt. Offensichtlich greifen sehr verschiedene<br />

mündliche und schriftliche Überlieferungen ineinander, aus denen schließlich die Auwer<br />

Legende mit Dagobert, Irmina, Adela und Klothilde geformt wird.<br />

Andreas Heinz hat darauf hingewiesen, daß die kleine Skulptur des 16.Jahrhunderts<br />

in Auw nicht unbedingt ein Heiligenbild sein muß, sondern eher als Votivbild anzusprechen<br />

sei, das ein Pilger - als Dank für eine in der St. Marien-Wallfahrtsstätte erhaltene<br />

Hilfe - in dieser Wallfahrtskirche aufgestellt habe. Daß er als Motiv seiner Stiftung<br />

1) In der neueren Literatur (z.B. BRAUKSIEPE-NEUGEBAUER, Klosterlandschaft)<br />

wußte man mit Klothilde nichts im Umfeld von Irmina und Adela anzufangen und interpretierte<br />

daher, es sei Chlothilde/Chrodechilde, die Gemahlin Chlodwigs 1., des Begründers<br />

des fränkischen Groß reiches (gest. 511), gemeint. Die Schwester () Adelas<br />

Chrodelinde ist zwar in der Forschung strittig, erhält aber durch diesen "Beleg" aus der<br />

Auwer Legende eine weitere Bestätigung. Zu Chrodelinde vgl. auch EWIG, Trier im Merowingerreich,<br />

insbes. S. 137 Anm. 152.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!