29.12.2014 Aufrufe

Download

Download

Download

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

§ 20. Adela als Heilige. 195<br />

In Auw (an der Kyll, sö Bitburg) befindet sich in der St. Marien- (Wallfahrts-) Kirche<br />

eine Holzskulptur aus dem 16. (oder 17.) Jahrhundert mit drei auf einem Esel sitzenden<br />

Frauen. Dazu gibt es vor Ort die Legende, König Dagobert habe seine drei<br />

Töchter Irmina, Adela und Klothilde, die in einem Kloster lebten, an seinen verderbten<br />

Hof ziehen wollen, und als diese sich weigerten, habe er Soldaten geschickt, die die<br />

Frauen gefangen nehmen und an seinen Hof bringen sollten. Diese seien aber vor den<br />

Soldaten auf einem Esel geflohen. Auf einem Felsen hoch über der Kyll in der Nähe<br />

von Auw seien sie in große Bedrängnis geraten, weil die Soldaten schon nahe hinter ihnen<br />

waren und ein Sprung vom Felsen über die Kyll auf das jenseitige Ufer zu gefährlich<br />

schien. Aber mit der Hilfe der von ihnen angerufenen Gottesmutter wagten sie den<br />

Sprung dennoch und konnten so unverletzt ihren Häschern entkommen. Der Felsen<br />

über der Kyll heißt seither die Eselslay.<br />

Über das Alter dieser Legende der "Drei standhaften (heiligen) Jungfrauen Irmina,<br />

Adela und Klothilde" sind nähere Angaben nicht bekannt (ph. de Lorenzi hat es 1887<br />

so formuliert: "Ob der älteste Kern dieser Legende von den 3 Jungfrauen in dem heidnischen<br />

Matronendienst zu suchen ist, das zu ermitteln überlassen wir den Archäologen";<br />

Beiträge S. 126). Die Forschung ist sich darin einig, daß es sich um eine mit den<br />

vor Ort bekannteren Namen verknüpfte lokale Interpretation der in verschiedenen<br />

Kulturen bezeugten Personengruppe der drei Frauen handelt. Dabei wird primär an<br />

eine frühe christliche Integration des keltischen und ebenso germanischen (und in der<br />

römischen Epoche weiterlebenden) Drei-Matronen-Kultes - als Quell- und Baum-,<br />

aber auch als Fruchtbarkeits-Göttinnen - gedacht, vielleicht auch in Zusammenhang<br />

mit der im Trierischen gut bezeugten, auf einem Esel sitzenden, ebenfalls keltischen<br />

Epona. Möglicltsei aber auch eine Anlehnung an den christlich-stadtrömischen Kult<br />

der hl. Sophia und deren drei Töchter Fides, Spes und Caritas, unbeschadet dessen, daß<br />

diese drei enthaupteten Märtyrerinnen auch meist mit ihrer Mutter und keineswegs auf<br />

einem Esel oder Pferd dargestellt werden. Erst mit der Übertragung von Reliquien aus<br />

Rom in das Kloster Eschau/Elsaß im 8. Jahrhundert und der Ausbreitung des Kultes<br />

von Fides, Spes und Caritas im rheinisch-Iothringischen Raum ist in Luxemburg-Stadt<br />

eine Verschmelzung dieses Kultes der christlich-römischen Märtyrerinnen mit dem<br />

dort offenbar noch latent lebendigen heidnisch-einheimischen Kult der auf einem Esel<br />

sitzenden "Drei Matronen" nachweisbarI).<br />

Die Namen der Legende der "Drei Frauen" von Auw an der Kyll mit Dagobert,<br />

Irmina, Adela und Klothilde sind damit aber keineswegs verbunden. Diese stehen vielmehr<br />

ohne Zweifel in unmittelbarem Bezug zu der seit dem frühen 11 . Jahrhundert<br />

propagierten Tradition der Abtei St. Irminen/Ören in Trier und des Frauenkonventes<br />

der Adela in Pfalzel. Deshalb ist die Überlieferung von Auw hier im Zusammenhang<br />

mit Adela zu erörtern. Beide Klöster nämlich, sowohl St. Irminen/Ören wie auch Pfalzel,<br />

hatten Rechte und Besitzungen im Raum der Kyll in der Nachbarschaft von Auw.<br />

Bei Pfalzel ist dabei freilich zu bedenken, daß das Kanonikerstift für diese "Hagiographie"<br />

wohl nicht in Betracht kommt, weil dieses den Kult Adelas nachweislich nicht gefördert<br />

hat, und somit eine Datierung der Namengebung in Auw von Pfalzel aus noch<br />

dem Frauenkonvent zuzuschreiben wäre.<br />

1) So A. HEINZ, Die Personen. Er sieht als Vorbild der Legende von Auw den Kult<br />

des hl. Quirin im St. Greins-Kapellchen im Grund (= Name der Talsiedlung) von Luxemburg.<br />

Dort gebe es auch eine Skulptur eines Esels, auf dem drei Frauen reiten.<br />

Diese heißen dort Fides, Spes und Charitas.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!