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B. Das Frauenkloster der Adela 103<br />

qualifizierter kleiner Palast - ein palatiolum - erbaut, eine Bezeichnung, die im<br />

heutigen Namen Pfalzel fortlebt.<br />

Es handelt sich um ein symmetrisch angelegtes rechtseckiges Quadrum<br />

von rund 65 x 45 m Außenwand mit auf jeder der vier Seiten vorgelagerten<br />

drei rechtseckigen Vorsprüngen (Risalite) von 5 x 10 (bzw. den mittleren 9) m<br />

Grundfläche. Der Gebäudekomplex umschließt einen Innenraum von rund<br />

33 x 25 m Grundfläche mit einem etwa 3 m tiefen, überdachten Umgang,<br />

sodaß eine Hoffläche von rund 26 x 18 m verbleibt. Das Gebäude hat drei unterschiedlich<br />

hohe Stockwerke, wobei die vier Eckräume mitsamt ihren Risaliten<br />

über Erd- und 1. Obergeschoß ragen. Das Gebäude wurde gut ein<br />

Jahrzehnt nach seiner Erbauung um 370 im Inneren, aber nicht wesentlich in<br />

der Bausubstanz, neu gestaltet. Vorgelagert war diesem Palast nach Westen ein<br />

wahrscheinlich von Soldaten und zu Wirtschafts- und Transportzwecken genutzter<br />

Gebäudekomplex, von dem weniger erhalten und bekannt ist.<br />

Bei der Eroberung der Lande durch die Franken bzw. dem Abzug der Römer<br />

bis 460/470, vielleicht schon im Zusammenhang mit der Verlegung des<br />

kaiserlichen Hofes und der Präfektur von Trier um 400, wurde die Anlage aufgegeben,<br />

aber nicht, jedenfalls nicht wesentlich zerstört. Von Venantius Fortunatus<br />

wird sie um 588 in ruinösem Zustand als prisca senatus beschrieben.<br />

Wenn man dies (mit Cüppers, Römer in Rheinland-Pfalz S. 649) als "alter<br />

Adelssitz" übersetzt, wird man für diese Zeit des späten 6. Jahrhunderts - aber<br />

vielleicht auch schon bei dem meist angenommenen Übergang vom (ohnehin<br />

nicht nachgewiesenen) römischen Fiscalbesitz in fränkisches Königsgut - die<br />

Eigentumsrechte offener sehen und auch den fränkischen Adel in die Überlegungen<br />

einbeziehen müssen. Man wird dann auch nicht nur an das (oder die)<br />

Gebäude zu denken haben, sondern ebenso an eine von diesem aus geleitete<br />

Grundherrschaft und Nutzung des Umlandes. Jedenfalls erwirbt Adela von<br />

den Pippiniden um 700 nicht nur das Gebäude, sondern auch eine großräumige<br />

Grundherrschaft Pfalzel.<br />

B. Das Frauenkloster der Adela<br />

Adela, Tochter des fränkischen Seneschalls Hugobert und der Irmina (zur<br />

Genealogie vgl. § 20), erwarb von ihrem Schwager Pippin dem Mittleren, dem<br />

Gemahl ihrer Schwester Plektrud, die Grundherrschaft (villa) Pfalzel und<br />

gründete in dem vormals römischen Gebäude-Areal ein Frauenkloster, in das<br />

sie selbst eintrat, ihm als Äbtissin vorstand, dort starb und begraben wurde.<br />

Die Mutter Irmina hatte zuvor ein Kloster in den römischen Speicheranlagen<br />

am Moselufer zu Trier (ad horrea = Ören; später St. Irminen) gegründet; es war<br />

gewiß Vorbild für Adela.

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