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9.2010<br />
September<br />
ISSN 0944-5749<br />
12,80 C=<br />
Bauphysik<br />
Schichten helfen<br />
dichten<br />
Supermarkt<br />
Klasse macht<br />
Kasse<br />
Arbeitssicherheit<br />
Cash statt Crash<br />
Organ von<br />
Europäische<br />
Vereinigung des Holzbaus<br />
Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau<br />
Bauen im Bestand<br />
Holz macht frisch
Auf Holz geklopft.<br />
Holz und Gips – mit Knauf Diamant optimal kombiniert.<br />
Mit Knauf Diamant sichern Sie sich beste Qualität und alle Verarbeitungsvorteile<br />
hochwertiger Gipsplatten für den Holztafelbau. Dabei ist Knauf Diamant vielseitig<br />
einsetzbar: für die aussteifende Beplankung – mit Wetterschutz auch für die<br />
Außenseite, für sichere und geprüfte Wandkonstruktionen, für die Gebäudeabschlusswand<br />
über 70 dB, für sicheren Brandschutz bis F90.
Editorial<br />
Volle Energie<br />
Seit Juli gilt die neue EU-Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden. Bis 2013 sollen die<br />
Mitgliedsstaaten daraus nationales Recht machen. Die Vorgaben regeln zwar in erster Linie<br />
Anforderungen an Neubauten, wirken sich aber auch auf das Bauen im Bestand aus. Das<br />
Prinzip: Jede Renovierung und Sanierung muss die Energieeffizienz verbessern – sofern das<br />
technisch und wirtschaftlich machbar ist.<br />
Die EU-Richtlinie will so die Entwicklung von<br />
schlüssigen energetischen Gesamtkonzepten<br />
fördern. Deshalb zielen die Vorgaben aus Brüssel<br />
vor allem auf den Wohn- und Dienstleistungs-<br />
sektor (Büros, öffentliche Gebäude). Historische<br />
Bauten klammern die Zertifizierungsvorschriften<br />
aus. Bauherren sind nun aufgefordert, bei<br />
Sanierungsmaßnahmen intelligente Zähler<br />
einzubauen und vorhandene Heizungen, Heißwasserrohre und Klimaanlagen durch<br />
energieeffiziente Alternativen wie beispielsweise Wärmepumpen zu ersetzen.<br />
Die Richtlinie steigert auch die Bedeutung von Energieausweisen. Ab 2013 sollen alle<br />
Immobilieninserate die Energieeffizienzklasse nennen, Haus- und Wohnungsbesichtigungen<br />
nur mit Energieausweis erfolgen und eine Kopie bei Vertragsunterzeichnung übergeben<br />
werden. Darüber hinaus sind sog. „Energielabels“ für alle energiebezogenen Produkte<br />
vorgesehen – also auch für Bauprodukte. Hier hat der Baustoff Holz natürlich die Nase<br />
vorn, denn seine „Herstellung“ in Forst und Wald basiert seit Jahrtausenden auf Solar-<br />
und Wasserenergie. Und: Richtig geplant ist ein Holzhaus immer ein Niedrigenergiehaus.<br />
Schalten Sie also Ihr Geschäft auf volle Energie!<br />
Ihr<br />
Christoph Maria Dauner,<br />
Chefredakteur mikado<br />
Sparrendächer: Feuchtevariable Dampf-<br />
bremsfolien versprechen selbst bei zu hoher<br />
Holzfeuchte ein beachtliches Maß an zusätz-<br />
licher Sicherheit. Seite 58. Umnutzung:<br />
Ein alter Stadel wird wieder jung. Seite 70.<br />
mikadoplus: Hitze- und Feuchteschutz voll<br />
im Griff. Nur für Abonnenten.<br />
www.mikado-online.de 3
4<br />
mikado 9.2010 Inhalt<br />
Bauen im Bestand: Schnell und flexibel<br />
Nachverdichtung und Umnutzung des Bestands nehmen<br />
stetig an Bedeutung zu, denn: Neubauten sind teuer. Beim<br />
Bauen im Bestand spielt der Holzbau seine Vorteile voll<br />
aus. Vorgefertigte Großelemente lassen sich schnell und<br />
günstig montieren.<br />
Seite 12<br />
Thema des Monats: Bauen im Bestand<br />
12 | Kindergarten<br />
Die Stadt Landsberg baute in eine denkmal-<br />
geschützte Reithalle einen Kindergarten.<br />
16 | Einfamilienhaus<br />
Ein Wärmedämmverbund-System aus Holzfasern<br />
brachte einen Ziegelbau wieder in Schuss.<br />
20 | Viergeschosser<br />
In München steht ein viergeschossiger Holzbau. Die<br />
Novelle der Bauordnung und der Mut eines genossenschaftlichen<br />
Bauträgers machten es möglich.<br />
Ingenieurholzbau<br />
24 | Supermarkt<br />
Ein nachhaltiges Konzept für den Neubau<br />
eines Supermarktes in Berlin war das Anliegen<br />
der Handelsgruppe REWE.<br />
Sanierung und Ausbau<br />
28 | Asbest<br />
Beim Rückbau astbesthaltiger Baustoffe und<br />
Bauteile ist die Gefahr am höchsten.<br />
mikado 9.2010<br />
CHRISToPH REHBACH, FUCHSTAL<br />
Generation Supermarkt: Neu und nachhaltig<br />
Das Handelsunternehmen REWE entwickelte eine<br />
neue Supermarkt-Generation: Zu seinen Besonderheiten<br />
gehört eine Architektur, die energiesparende<br />
Bautechniken, große Dämmstoffdicken, nachhaltige<br />
Materialien und regenerative Energien kombiniert.<br />
Seite 24<br />
Details im Griff<br />
31 | Holzfassade<br />
Die Fassade eines Kindergartens verfärbte sich.<br />
Ursache waren gleich drei Planungsfehler.<br />
Management<br />
36 | Sicherheitskoordination<br />
Mehr Arbeitsschutz zahlt sich aus.<br />
38 | Baustelleneinrichtung<br />
Auf dem Dach gelten eigene Sicherheitsregeln.<br />
Architektur<br />
42 | Bauernhaus<br />
Eine Familie erweiterte den elterlichen Bauernhof<br />
um ein Wohnhaus mit Niedrigenergiestandard.<br />
Holzhäuser<br />
47 | Gemeindezentrum<br />
Das evangelisch-lutherische Gemeindezentrum in<br />
Diedorf ist ein raffiniertes Bauwerk: Es nutzt einfache<br />
Querschnitte für eine komplexe Tragstruktur.<br />
REWE GRoUP
Tauwasser verhindern und<br />
Überhitzung vorbeugen<br />
Bei fehlerhaften Konstruktionen<br />
kann sich Tauwasser bilden.<br />
mikadoplus zeigt, wie es richtig<br />
geht. Außerdem: Planen für<br />
sommerliche Hitzeperioden.<br />
Nur für Abonnenten.<br />
Zimmermeisterdach<br />
Titel: Christoph<br />
Rehbach,<br />
Fuchstal; REWE<br />
Group; Klöber<br />
Bild Downloadkasten:<br />
Bart Claeys,<br />
iStockphoto.com<br />
Ein Magazin der<br />
WEKA MEDIA<br />
GmbH & Co. KG<br />
58 | Bauphysik<br />
Feuchtevariable Dampfbremsen haben sich als<br />
zusätzlicher Gürtel und Hosenträger bewährt.<br />
Holzwelten<br />
70 | Wohngebäude<br />
Junge Architekten planten ein unspektakuläres und<br />
ungemein stimmiges Wohngebäude.<br />
Rubriken<br />
3 | Editorial<br />
6 | Kurz und bündig<br />
34 | Bücher<br />
35 | Ihr gutes Recht<br />
40 | Büro kompakt<br />
41 | Inserentenverzeichnis<br />
50 | Verband aktuell<br />
51 | Tipps und Termine<br />
52 | Produkte<br />
56 | Branchenführer<br />
64 | Fortbildung<br />
66 | Unternehmen<br />
74 | Vorschau/Impressum<br />
* Über 90% unserer Produkte<br />
Erfolgreich ohne Baumarkt?<br />
Roto macht es vor.<br />
Exklusiv im Fachhandel: Designo – Energie-<br />
sparen mit Stil. Faszinierendes Design, vorbildli-<br />
che Energieeffizienz, rundum besser durchdachte<br />
Roto Technik und einfachste Montage – Fortschritt<br />
„made in Germany“*, den es nicht an jeder Ecke<br />
gibt. Schließlich gilt bei Roto: Vom Profi gebaut.<br />
Vom Profi verkauft. Vom Profi eingebaut.<br />
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Roto Designo R8 – die Ersten mit serien -<br />
* mäßig eingebautem Wärmedämmblock<br />
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Dach- und Solartechnologie<br />
www.mikado-online.de 5
mikado-Interview<br />
6<br />
kurz & bündig<br />
Terrassen und Balkone fehlerfrei bauen<br />
Der warme Sommer weckte wieder bei vielen den Wunsch nach<br />
einer Ausweitung des Wohnraums ins Freie. Terrassen und<br />
Balkone sind einfache Holzbauarbeiten, aber auch hier geschehen<br />
häufig Fehler mit Bauschäden als Folge. mikado fragte<br />
deshalb Dipl.-Ing. Dieter Kuhlenkamp, Referent für Technik bei<br />
Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister, worauf<br />
Zimmerer achten sollten.<br />
mikado: Herr Kuhlenkamp, worauf<br />
sollten Zimmerer beim Bau<br />
von Terrassen und Balkonen vor<br />
allem achten?<br />
Dieter Kuhlenkamp: Balkone<br />
sind entsprechend den Landesbauordnungengenehmigungspflichtig<br />
und nach DIN 1052 zu<br />
Imagekampagne<br />
bemessen. Terrassen hingegen<br />
sind genehmigungsfrei. In jedem<br />
Fall ist darauf zu achten, dass bei<br />
einem Höhenunterschied der begehbaren<br />
Fläche zur Geländeoberfläche<br />
von über 1 m ein Geländer<br />
erforderlich ist.<br />
Welche Nutzungsklasse ist nach<br />
DIN 1052 für das Holz zu berücksichtigen?<br />
Die DIN 1052 definiert drei Nutzungsklassen.<br />
Für Balkone kann<br />
je nach Dachüberstand das Holz<br />
in die Nutzungsklassen 2 oder<br />
3 eingestuft werden. In unserer<br />
Fachregel haben wir darüber hin-<br />
◂ Die „Fachregeln des Zimmererhandwerks<br />
02: Balkone und<br />
Terrassen“ sind über die Website<br />
www.fg-holzbau.de bestellbar<br />
Handwerk begeistert Top-Kreative<br />
D as deutsche Handwerk fährt seit Anfang 2010 die auf fünf Jahre<br />
angelegte Imagekampagne „Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan“<br />
mit einem Budget von rund 50 Mio. Euro. Groteske Bildern<br />
und Sprüche weisen auf Bedeutung, Innovationskraft, Vielfalt und<br />
Bodenständigkeit der rund 5 Mio. deutschen Handwerker hin. Kernaussage:<br />
Unsere Zivilisation wäre ohne Handwerk undenkbar. In<br />
Barcelona wurde die von der Agentur Scholz & Friends entwickelte<br />
Kampagne nun von einer 54-köpfigen Fachjury für ihre überragende<br />
Kreativität, Umsetzung und Originalität mit dem begehrten<br />
„Art Directors Club Europe Award“ ausgezeichnet. Der Art Directors<br />
Club Europe ist eine Kopforganisation von 18 europäischen<br />
Kreativverbänden. Kurz vorher hatte die Kampagne auch schon in<br />
New York den „Clio Award“ erhalten. www.handwerk.de<br />
mikado 9.2010<br />
aus die Schutzklassen (SKL) 1 bis<br />
4 eingeführt, die erlauben, Holz<br />
nach weiteren Kriterien einzuordnen.<br />
Die Anforderungen an<br />
den Holzschutz der Bauteile und<br />
Anschlüsse werden darin in Abhängigkeit<br />
von diesen Schutzklassen<br />
definiert.<br />
Erwarten Sie Änderungen aus<br />
der Neufassung der DIN 68800?<br />
Nach dem Einspruchsverfahren<br />
befindet sich die DIN 68800 derzeit<br />
in der Schlussabstimmung.<br />
Holzbau Deutschland hat sich<br />
für eine Priorität des baulichen<br />
Holzschutzes eingesetzt, da sich<br />
viele Konstruktionen, die auf der<br />
Grundlage der bisherigen DIN<br />
68800 gebaut wurden, bewährt<br />
haben. Was in der Schlussfassung<br />
letztendlich an Änderungen<br />
bzw. Erweiterungen zum baulichen<br />
Holzschutz übrig bleibt,<br />
werden wir sorgfältig prüfen –<br />
und die Fachregel anpassen.<br />
Benötigen manche Bauteile einen<br />
Anstrich mit Holzschutz-<br />
mitteln?<br />
Grundsätzlich dürfen die Holzbauteile<br />
mit oder ohne oberflächenbeschichtung<br />
ausgeführt<br />
werden. Ein Anstrich mit Holzschutzmitteln<br />
richtet sich dabei<br />
nach der verwendeten Holzart<br />
und der Zuordnung der Bauteile<br />
in eine Schutzklasse. Bei<br />
Anstrichen ist auf die Eignung<br />
zu achten, die der Hersteller in<br />
der Produktinformation ange-<br />
„Die Fachregeln sind ein Leitfaden für die<br />
sachgemäße Planung und Ausführung.“<br />
ben muss. Die Angaben einer<br />
Produktinformation sind in der<br />
Fachregel genau beschrieben.<br />
Anstriche sind nach Beanspruchung<br />
– schwach, mittel, stark –<br />
und Anwendungsstufen – nicht<br />
maßhaltig, begrenzt maßhaltig,<br />
maßhaltig – auszuwählen.<br />
Auf eine Anwendung lässt sich<br />
aber z.B. verzichten, wenn eine<br />
Blechabdeckung die betroffenen<br />
Bauteile entsprechend schützt.
kurz & bündig<br />
Welches sind denn die häufigsten<br />
Fehler beim Bau von Terrassen<br />
und Balkonen?<br />
Ein Problempunkt sind z. B. die<br />
Stützenfüße. Stützen werden<br />
nach der Fachregel als senkrechte<br />
Bauteile, bei denen das Niederschlagwasser<br />
in Faserrichtung<br />
ungehindert ablaufen kann,<br />
der Schutzklasse 2 zugeordnet.<br />
Bei der Ausbildung des Stützenfußes<br />
gilt es zu beachten, dass<br />
mindestens der Spritzwasserabstand<br />
von 30 cm eingehalten<br />
wird. Das ist aus gestalterischen<br />
Gründen oft unerwünscht. Bei<br />
einem kleineren Abstand ist der<br />
Anschluss jedoch der Schutzklasse<br />
3 zuzuordnen. In diesem Fall<br />
empfiehlt sich die Verwendung<br />
der Holzarten Douglasie oder<br />
Lärche, bei denen sich ein Holzschutz<br />
nach DIN 68800 erübrigt.<br />
Bei den Bodenbelägen ist darauf<br />
zu achten, dass je nach<br />
Auflagerabstand die Mindest-<br />
dicke der Bretter eingehalten<br />
wird. Die Fachregel enthält hierzu<br />
eine Anwendungstabelle mit<br />
Angabe der Mindestbrettdicke in<br />
Abhängigkeit von der Brettbreite<br />
und dem Auflagerabstand.<br />
Marktanreizprogramm<br />
Geht es auch anders<br />
als in den Fachregeln<br />
beschrieben?<br />
Die Fachregeln wurden<br />
den sog. „Fach-<br />
und Verkehrskreisen“<br />
für ein öffentliches<br />
Einspruchsverfahren<br />
vorgelegt. Insofern<br />
ist davon auszugehen,<br />
dass sie die allgemein<br />
anerkannten Regeln der<br />
Technik wiedergeben. Sie stellen<br />
einen Leitfaden für die sachgemäße<br />
Planung und Ausführung<br />
der üblichen Regelfälle dar. Andere<br />
Lösungen sind natürlich<br />
möglich und auch zulässig, z. B.<br />
wenn Betriebe auf Grund ihrer<br />
Erfahrung Konstruktionen ausführen,<br />
die sich bewährt haben.<br />
In jedem Fall bleibt der Unternehmer<br />
für seine Leistung in der<br />
Verantwortung. Haben der Bauherr<br />
oder sein Planer eigene Vorstellungen,<br />
die sich nicht mit den<br />
Fachregeln decken, sollte das<br />
ausführende Unternehmen auf<br />
alle Fälle Bedenken anmelden.<br />
Herr Kuhlenkamp, herzlichen<br />
Dank für das Gespräch.<br />
Fördertöpfe sind wieder voll<br />
Monatelang blockierte eine Haushaltssperre<br />
die Gelder des Marktanreizprogramms,<br />
das Solarthermie, Biomasse,<br />
Wärmepumpen und Kraft-Wärmekopplung<br />
zur Wärmeerzeugung fördert. Im Juli 2010<br />
hob der Haushaltsausschuss des Deutschen<br />
Bundestags die Sperre in Höhe von 115<br />
Mio. Euro auf. Seither nimmt das Bundesamt<br />
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />
(BAFA) wieder Förderanträge entgegen.<br />
Nicht mehr gefördert werden allerdings Anlagen<br />
im Neubau, da hier eine Nutzungspflicht<br />
nach dem Erneuerbare-Energien-<br />
▴ Dieter Kuhlenkamp<br />
plädiert für<br />
baulichen Holzschutz<br />
und eine<br />
orientierung an den<br />
Fachregeln des<br />
Zimmererhandwerks<br />
Wärmegesetz besteht. Die Förderkondi-<br />
tionen gelten zunächst bis Ende 2011. Die<br />
Begründung des Bundesumweltministeriums:<br />
„Das Marktanreizprogramm ist das<br />
wichtigste Investitionsförderprogramm<br />
für die Wärmeerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energien. Das Geld ist sehr gut eingesetzt,<br />
denn mit dem Fördervolumen von<br />
380 Mio. Euro werden in diesem Jahr rund<br />
2,8 Mrd. Euro an Investitionen ausgelöst.“<br />
Umso unverständlicher, warum es die Förderung<br />
dann zwischenzeitlich stoppte.<br />
www.erneuerbare-energien.de<br />
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KARAT ®<br />
Innovation bleibt Innovation.<br />
Auch nach 40 Jahren.<br />
Man erkennt ihn sofort – den echten<br />
Klassiker. Der Ergoldsbacher KARAT ®<br />
fasziniert mit einer betont exklusiven<br />
wie souveränen Formensprache und<br />
gibt Ihnen gestalterische Freiheit bei<br />
Dächern aller Art – sogar Tonnen- und<br />
Runddächer. Mit dreifacher Kopf- und<br />
doppelter Seitenverfalzung eignet er<br />
sich selbst für nur 7° Dachneigung.<br />
Und für <strong>Ihre</strong> großen Projekte:<br />
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Bedarf von nur 9,5 Stück /m 2 .<br />
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8<br />
kurz & bündig<br />
▴ Der Hemer Turm besteht aus 240 Kanthölzern<br />
Gartenhaus<br />
Es geht auch ruhig und elegant<br />
Die Unzufriedenheit mit dem be<strong>stehen</strong>den Angebot an Gartenhäusern<br />
verleitete die jungen Architekten Clemens Nuyken,<br />
Christoph von Oefele und Jürgen Stoppel dazu, selbst ein Gartenhaus<br />
zu entwerfen. Es sollte nicht nur die praktischen Bedürfnisse<br />
des Verstauens von Gartengerät erfüllen, sondern auch eine<br />
hohe gestalterische Qualität besitzen und ein angenehmes Sitzen<br />
im Garten ermöglichen – auch bei Regen. Ergebnis ist die Gartenlaube<br />
„Jodok“, erstellt von der Vorarlberger Zimmerei Feuerstein<br />
aus Au. Der Prototyp wurde auf der „Handwerk+Form“ im Herbst<br />
2009 unter mehr als 100 Einreichungen in der Hauptpreiskategorie<br />
prämiert und dann Anfang 2010 zu einem Serienprodukt weiterentwickelt.<br />
Der Bausatz des 4,40 x 4,40 x 2,64 m großen Gebäudes<br />
lässt sich in Eigenleistung zusammenbauen. Seine Teile sind<br />
aus massiver geölter Fichte. www.garten-laube.com<br />
▴<br />
Durch wohltuende Einfachheit zeichnet sich das Gartenhaus „Jodok“ aus<br />
mikado 9.2010<br />
▴ Seine hölzerne Tragstruktur ist unten dicht und wird nach oben immer lichter<br />
Die Leistungspartner von Holzbau Deutschland haben<br />
ihren Internetauftritt erneuert. Ziel war es, seine<br />
Qualität mit neuem Design und neuen Inhalten weiter<br />
zu verbessern. Seit 2007 informieren die Internetseiten<br />
private Bauherren<br />
über Fassadenund<br />
Dachdämmung,<br />
Dachausbau, Aufstockung,<br />
Anbau und<br />
über die Nutzung<br />
der Sonnenenergie<br />
durch Photovoltaikund<br />
solarthermische<br />
Anlagen. Bautagebücher<br />
zeigen Modernisierungsmaßnahmen<br />
und eine<br />
Vielzahl von An-<br />
und Ausbaumöglichkeiten<br />
mit Holz anhand<br />
von konkreten<br />
Bauprojekten. Foto-<br />
Marketing<br />
Tagebücher bleiben modern<br />
▴ Der neue Internetauftritt der<br />
Leistungspartner von Holzbau Deutschland<br />
galerien und Multimedia-Elemente dokumentieren die<br />
Baustellen Schritt für Schritt. Die Bautagebücher bleiben<br />
weiter das Herzstück des Auftritts. Neu hinzugekommen<br />
sind aktuelle Artikel, die den Bauherren rund um die<br />
energetische Modernisierung informieren. Dazu gehören<br />
ein Modernisierungsleitfaden und hilfreiche Informa-<br />
tionen zu deren Finanzierung.<br />
www.zimmermeister-modernisieren.de<br />
CHRISTIAN RICHTERS, MüNSTER
Frage des Monats<br />
kurz & bündig<br />
Landesgartenschau Hemer<br />
Tolle Aussichten<br />
Noch bis zum 24. Oktober 2010 läuft die nordrhein-westfälische<br />
Landesgartenschau im sauerländischen Hemer.<br />
Highlight: ein 23,5 m hoher Aussichtsturm in Holzbauweise,<br />
entwickelt vom Stuttgarter Büro „Birk und Heilmeyer Architekten“<br />
in Kooperation mit „Knippers Helbig Advanced Engineering“.<br />
Das tragende Stabwerk besteht aus zwei Schichten<br />
Lärchen-Brettschichtholz mit 8 x 8 cm Querschnitt. Durch<br />
das Schrägstellen der beiden Schichten entsteht eine großmaschige<br />
Netzstruktur. Unten beträgt der Turmdurchmesser<br />
sechs Meter, oben neun Meter. Da die abzutragende Last nach<br />
oben immer mehr abnimmt, reduziert sich auch die Zahl der<br />
Stäbe. So gibt der Turm auf dem Weg nach oben stufenweise<br />
mehr Aussicht in die Landschaft frei und jedes Zwischenpodest<br />
besitzt eine eigene Atmosphäre.<br />
www.landesgartenschau-hemer.de ı www.birkundheilmeyer.de<br />
Fassadenpreis 2011<br />
Schönstes Antlitz gesucht<br />
Der Deutsche Fassadenpreis<br />
2011 ist ausgelobt.<br />
Der vom „Fachverband Baustoffe<br />
und Bauteile für vorgehängte<br />
hinterlüftete Fassaden“<br />
(FVHF) durchgeführte<br />
Wettbewerb sucht in Bezug<br />
auf Gestaltung, Technik und<br />
Wirtschaftlichkeit richtungsweisende<br />
Lösungen, die zwischen<br />
dem 1. Januar 2008 und dem 31. Oktober 2010<br />
in Deutschland fertiggestellt wurden. Der Einsendeschluss<br />
ist am 1. November 2010. Die Auslobungsunterlagen<br />
<strong>stehen</strong> auf der Website des Verbands zum<br />
Download bereit. www.fvhf.de<br />
Welches Hauptargument stellen Sie bei <strong>Ihre</strong>n<br />
Werbemaßnahmen in den Mittelpunkt?<br />
A) Wohlbefinden<br />
B) Nachhaltigkeit<br />
C) Ich werbe gar nicht<br />
Stimmen Sie ab im Internet: www.mikado-online.de<br />
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Zukunftsweisendes Energiespar-<br />
Duo für Dachsanierungen. Robuste<br />
Unterdämm bahn mit integrierter<br />
3 cm starker Wärme dämmung:<br />
reduziert Wärme verluste, schließt<br />
Wärmebrücken, erhöht die Wohnqualität.<br />
Handwerksgerechte Luft-<br />
und Dampfsperre mit Spezialvlies<br />
und eingebautem „Feuchtesensor“:<br />
vermindert das Risiko der Tau wasserbildung.<br />
Dörken GmbH & Co. KG · 58311 Herdecke<br />
Tel.: 0 23 30/63-0 · Fax: 0 23 30/63-355<br />
bvf@doerken.de · www.doerken.de<br />
Ein Unternehmen der Dörken-Gruppe<br />
www.mikado-online.de 9
10<br />
kurz & bündig<br />
Universität Stuttgart<br />
Futuristische Leichtigkeit<br />
Einen innovativen Forschungsbau aus Holz<br />
errichteten das Institut für Computerbasiertes<br />
Entwerfen (ICD) und das Institut für Tragkonstruktionen<br />
und Konstruktives Entwerfen (ITKE)<br />
der Universität Stuttgart. Die imposante Konstruktion<br />
besteht aus 10 m langen und nur 6,5 mm<br />
starken Holzlamellen aus fünflagigem, finnischem<br />
Birkensperrholz. In der Planung, Berechnung und<br />
Herstellung wurden neuartige computerbasierte<br />
Entwurfsverfahren angewandt und die digitalen<br />
Produktionsprozesse mit der universitätseigenen<br />
CNC-gesteuerten Roboteranlage realisiert.<br />
Hersteller Leitz begleitete das Projekt und stellte<br />
Hochleistungsschaftwerkzeuge mit Hartmetallschneiden<br />
zur Verfügung. Der Pavillon steht auf<br />
dem Universitätsgelände und ist für Fachbesucher<br />
zugänglich.<br />
www.icd.uni-stuttgart.de ı www.itke.uni-stuttgart.de<br />
JULIAN LIENHARD<br />
ANDREA LAUTENSCHLAGER<br />
mikado 9.2010<br />
oktoberfest<br />
Neues Bierzelt zum Jubiläum<br />
Zum Münchner Oktoberfest,<br />
dem berühmten<br />
bayerischen<br />
Nationalrausch, der<br />
2010 zum 200. Mal<br />
stattfinden wird, baut<br />
die Brauerei Paulaner<br />
ihr traditionsreiches<br />
Festzelt „Winzerer<br />
Fähndl“ neu.<br />
Es wird das modernste<br />
unter den 14 Wiesn-<br />
zelten sein und neue technische Maßstäbe setzen. Beispiels-<br />
weise garantiert eine stützenfreie Konstruktion über die Spannweite<br />
von 40 m eine freie Sicht auf die Musik von jedem<br />
Platz aus. Die Planung stammt vom Münchner Architektur-<br />
büro Wildsfeuer, die Ausführung vom Dasinger Unternehmen<br />
Pletschacher Holzbau. www.wildsfeuer.de ı www.pletschacher.de<br />
Stiftung Warentest<br />
▴ Der „Rohbau“ des Zeltes stand schon im August<br />
Schlechte Noten für Ikea-Fertighaus<br />
▴ Gravierende Mängel fanden Tester beim Boklok-Reihenhaus von Ikea<br />
Einen inakzeptablen Schallschutz, hohe Energiekosten und eine<br />
ungenaue Baubeschreibung stellte die Stiftung Warentest bei ihrer<br />
ersten Begutachtung des Boklok-Reihenhauses von Ikea fest. Zudem<br />
benachteiligen etliche Vertragsklauseln den Kunden gravierend.<br />
So behält sich die Baufirma Änderungen an den Bauleistungen, den<br />
Bauplänen und der Baubeschreibung vor, ohne triftige Gründe zu<br />
nennen. Außerdem müssen die Käufer Strom und Heizwärme über<br />
15 Jahre lang vom Anbieter „evb“ beziehen. In ihrem Schlusskommentar<br />
schreiben die Tester: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis beim<br />
Ikea-Haus stimmt nicht. Zu diesen Bedingungen sollten Sie keinen<br />
Vertrag unterzeichnen. Schauen Sie sich lieber bei anderen Bauträgern<br />
in <strong>Ihre</strong>m Umkreis um, dort können Sie ein besseres Reihenhaus<br />
bekommen.“ www.test.de → Bauen+Finanzieren → Schnelltests<br />
BoKLoK<br />
MIKADo
kurz & bündig<br />
Landesgartenschau Rosenheim<br />
Vizeweltmeister zum Anfassen<br />
Das spektakuläreHolzgebäude,<br />
mit dem das<br />
Team der Hochschule<br />
Rosenheim<br />
beim Solar Decathlon<br />
Europe<br />
2010 „Vizeweltmeister“<br />
wurde,<br />
ist bis zum 3. Oktober<br />
2010 auf der<br />
bayerischen Landesgartenschau<br />
in<br />
Rosenheim zu bewundern. Am schnellsten ist es über den Eingang<br />
„Mangfallpark“ erreichbar. Geöffnet ist das Solarhaus von Montag<br />
bis Freitag von 14 bis 16 Uhr und an den Wochenenden von 10 bis<br />
12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Die nächste Gelegenheit, es zu besuchen,<br />
ist dann im Januar bei der „Bau 2011“ in München.<br />
www.solar-decathlon.fh-rosenheim.de ı www.rosenheim2010.de<br />
Autokostenrechner<br />
Super, Diesel, Gas oder Bio?<br />
Welches Auto, welche Antriebsart und welcher<br />
Kraftstoff langfristig betrachtet am günstigsten<br />
sind, das können Autokäufer nun schnell und problemlos<br />
durchrechnen. Die Dekra stellte dazu einen<br />
kostenfreien Autokostenrechner ins Internet. Die Berechnungsgrundlagenberuhen<br />
auf Durchschnittswerten<br />
der ADAC-Datenbank.<br />
Die Kalkulation<br />
berücksichtigt neben dem<br />
Listenpreis des Herstellers<br />
auch den Aufwand für<br />
Inspektionen, Ölwechsel<br />
und übliche Reparaturen,<br />
Kfz-Steuer, Versicherung<br />
und Kraftstoffpreise.<br />
www.dekraautokostenrechner.de<br />
www.mikado-online.de 11
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
Kindergarten<br />
Denkmal sucht neue Nutzung<br />
Weil sich für eine denkmalgeschützte Reithalle in Landsberg keine Nutzung fand,<br />
hatte die Stadt eine ungewöhnliche Idee: Sie setzte einen Kindergarten in das Gebäude.<br />
12 mikado 9.2010
◂ Kinderlachen<br />
statt Militär:<br />
In die ehemalige<br />
Reithalle der<br />
Saarburgkaserne<br />
hat die Stadt<br />
Landsberg einen<br />
Kindergarten<br />
aus Holz gebaut<br />
Schnitt: Großzügige Verglasungen am First lassen viel Licht in die Halle<br />
Sie war schön, die 1913 in Landsberg<br />
erbaute Reithalle mit ihrem<br />
filigranen Dachtragwerk aus Fachwerk-Gitterträgern,<br />
so schön, dass<br />
sie seit geraumer Zeit unter Denkmalschutz<br />
stand. Der Zustand des<br />
zuletzt als Lagerhalle genutzten<br />
Gebäudes war ebenfalls in Ordnung.<br />
Es gab zwar eine Reihe von Investoren,<br />
die es gerne gekauft hätten, doch<br />
im Grunde genommen wollte jeder<br />
von ihnen nur das Land, auf dem<br />
die Halle stand. Statt von einer Reithalle<br />
träumten die Interessenten von<br />
Wohngebäuden oder anderen Objekten,<br />
die sie bestmöglich vermarkten<br />
konnten – und denen das Baudenkmal<br />
weichen sollte.<br />
Haus in der Halle<br />
+3.12 5<br />
Das war aber nicht im Interesse der<br />
Stadt Landsberg, die für jene ehemalige<br />
Reithalle der Saarburgkaserne<br />
an der Graf-von-Stauffenberg-Straße<br />
eine adäquate Nutzung suchte.<br />
Als daher für den Kindergarten des<br />
Arbeitskreises kritischer Eltern und<br />
Erzieher (AKE) neue Räumlichkeiten<br />
gesucht wurden, kam die Idee<br />
auf, ein Haus in die Halle zu bauen.<br />
Damit konnte die Hülle mitsamt<br />
denkmalgeschütztem Tragwerk weit-<br />
+6.25<br />
gehend unberührt bleiben und der<br />
Kindergarten erhielt gleichzeitig ein<br />
spannendes Zuhause inmitten eines<br />
gerade heranwachsenden Wohnge-<br />
±0.00<br />
-35<br />
bietes. Den Entwurf für das außer-<br />
gewöhnliche Bauwerk lieferte übrigens<br />
kein Stararchitekt. Stattdessen<br />
+6.25<br />
+3.12 5<br />
±0.00<br />
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
zeigte die Planungsbehörde der Stadt<br />
selbst, welch kreatives Potenzial in<br />
ihr steckt. Sie fand mit dem Architekten<br />
Rainer Brundke und der Hans<br />
Gabriel Bauunternehmen GmbH ein<br />
Bauteam, das die Werkplanung, die<br />
Bauleitung und den Bau des in der<br />
Halle geplanten Holzhauses perfekt<br />
bewältigte.<br />
Mit Holz geht’s schnell<br />
Dass dieses Haus im Haus aus jenem<br />
natürlichen Material errichtet werden<br />
würde, war von vornherein klar.<br />
Schließlich sollte möglichst trocken<br />
gebaut werden. Auch die schnelle<br />
Realisierungsmöglichkeit von Holzbauten<br />
sprach für diese Bauweise.<br />
Lediglich das baurechtlich notwendige<br />
Sicherheitstreppenhaus, das direkt<br />
an die Nordfassade des Bestands<br />
anschließt, sowie eine Zwischendecke<br />
be<strong>stehen</strong> aus Beton.<br />
Bevor die Holzbauer jedoch die<br />
ersten Balken des Neubaus in das<br />
Gebäude transportieren konnten,<br />
musste der Bestand renoviert und<br />
optimiert werden: Um möglichst viel<br />
Tageslicht in das Innere zu lassen,<br />
ließ die Stadt Landsberg entlang des<br />
Hallenfirsts eine großzügige Verglasung<br />
einbauen und die früher dunkle<br />
Konstruktion weiß streichen. Gleichzeitig<br />
wurden die Fenster der Halle<br />
bis auf Sockelhöhe heruntergezogen<br />
und der Anbau auf der Südseite<br />
entfernt bzw. durch einen verglasten<br />
Zugang zu Garten und Spielplatz<br />
ersetzt.<br />
Schnitt A-A<br />
Schnitt B-B<br />
www.mikado-online.de 13<br />
+5.80 5<br />
+3.12 5
Ein Haus wie ein Möbel<br />
Der eigentliche Kindergartenbau beschränkt<br />
sich auf die nördlich gelegene<br />
Hallenfläche. Davor befindet<br />
sich ein wettergeschützter, über 500<br />
m² großer Spielbereich, der auch für<br />
Veranstaltungen genutzt wird – vom<br />
Weihnachtsmarkt bis zu großen Feierlichkeiten.<br />
Große Horizontalverglasungen<br />
in der Dachfläche und<br />
Lichtschlitze in der Decke über dem<br />
Erdgeschoss leiten das in die Halle<br />
gelangende Tageslicht weiter in die<br />
Aufenthaltsräume der Kinder. Zwei<br />
der drei Gruppen des Kindergartens<br />
Schnitt<br />
-35<br />
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
+6.25<br />
+3.12 5<br />
±0.00<br />
14 mikado 9.2010<br />
belegen das Erdgeschoss des Holzbaus<br />
und haben von dort jeweils einen<br />
direkten Zugang ins Freie. Der<br />
Gruppenraum für die Vorschulkinder<br />
sowie der Mehrzweckraum befinden<br />
sich im Obergeschoss. Raumhohe<br />
Fenster verbinden die Gruppenräume<br />
jeweils mit überdachten Terrassen.<br />
Das erweitert die Spielfläche und ermöglicht<br />
parallel die einfachere Rettung<br />
im Brandfall.<br />
Der Holzbau des Kindergartens<br />
steht wie ein Möbelstück in der Halle.<br />
Das Äußere der Kindergartenbox<br />
ist zu großen Teilen mit blau<br />
gestrichenen, schallabsorbierenden<br />
Schnitt A-A<br />
◂ Der Holzbau<br />
steht wie<br />
ein Möbelstück in<br />
der Halle<br />
▸ Das Äußere des<br />
„Hauses im<br />
Haus“ ist zum<br />
großen Teil<br />
mit schallabsorbierenden<br />
Fassadenplatten<br />
verkleidet<br />
Fassadenplatten aus dem Holz verkleidet.<br />
Sie machen den Kindergartenbau<br />
als eigenständiges Element<br />
ablesbar und verbessern gleichzeitig<br />
die Akustik der Halle. Eine der<br />
Herausforderungen an den Neubau<br />
nämlich bestand darin, dass die<br />
Nachhallzeiten in der riesigen Halle<br />
minimiert werden mussten. Auf einen<br />
zusätzlichen Schutz der Fassade<br />
gegen Feuchtigkeit konnten die<br />
Planer verzichten, da die umgebende<br />
Halle ja bereits gegen Regen und<br />
Schnee schützt.<br />
Herausforderung Schallschutz<br />
25 mm starke Fassadenplatten aus<br />
Holzwerkstoff stellen die äußerste<br />
Schicht des Fassadenaufbaus. Sie<br />
sind auf einer 40 mm dicken Vertikal-<br />
lattung montiert. Die Gefache zwischen<br />
der Lattung sind mit 30 mm<br />
Mineralwolle gedämmt. Dahinter<br />
verbirgt sich das tragende Ständerwerk<br />
des Holzbaus. Dieses ist in den<br />
Gefachen ebenfalls ausgedämmt und<br />
auf der Wandaußenseite mit 15 mm<br />
Weichfaserplatten sowie auf der<br />
Wandinnenseite mit 15 mm OSB-<br />
Platten beplankt. Die Installation verläuft<br />
in dem aus je 24/50 mm dicken<br />
Latten gebildeten Installationsraum.<br />
Innen sind die Räume mit zwei Lagen<br />
Gipskartonplatten bekleidet.
Die statisch tragende Konstruktion<br />
des Daches entspricht einer konventionellen<br />
Holzbalkendecke mit<br />
10/18 cm dicken Balken. Sie sind<br />
unten mit einer Gipskartonlochplattendecke<br />
mit 40 mm dicker akustischer<br />
Bedämpfung auf einer Unterkonstruktion<br />
bekleidet. Oberhalb<br />
der Balken befindet sich eine zweite<br />
Lage aus 20 mm Gipskartonplatten,<br />
gefolgt von einer Lage aus 15 mm<br />
OSB-Platten. Als Dämmung dienen<br />
zwei Lagen mit 80 mm dicken Mineralwollebahnen.<br />
Dieser Dachaufbau<br />
reduziert ebenfalls die Nachhallzeit<br />
im Raum.<br />
Nur Kranwägen sind erlaubt<br />
Neben der Schall- und der Lichtproblematik<br />
galt es beim Bau des<br />
Kindergartens, die Fluchtweg- und<br />
Brandmeldesituation zu bewältigen.<br />
Nachdem in der Gesetzgebung das<br />
Thema „Haus im Haus“ nicht geregelt<br />
ist, musste der Neubau diverse Auflagen<br />
erfüllen: Die einzelnen Gruppenräume<br />
mussten einen direkten<br />
Zugang zum nach außen führenden<br />
Fluchttreppenhaus aufweisen. Zudem<br />
war ein zweiter Fluchtweg nötig. Der<br />
erfolgt nun über die Halle, in der eine<br />
Rauchmeldeanlage mit Schaltung zur<br />
nur 500 m weiter stationierten Feuerwehr<br />
installiert wurde.<br />
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
So ungewöhnlich wie das Gebäude<br />
gestaltete sich sein Bauablauf: Nach<br />
der Optimierung der Bestandshalle<br />
durch die neuen Oberlichter wurde<br />
rückschreitend gebaut. Zunächst galt<br />
es, die in der Halle vorhandene Bodenplatte<br />
zu öffnen, die Grundleitung<br />
zu legen und den Kanalanschluss zu<br />
bewerkstelligen. Im Anschluss wurde<br />
das Massivtreppenhaus errichtet,<br />
um schließlich den Kindergarten<br />
in Fertigteilbauweise zu realisieren.<br />
Die Hans Gabriel Bauunternehmen<br />
GmbH lieferte die Außenwände abschnittsweise<br />
an. Parallel mit dem<br />
Holzbau wuchs der in Massivbauweise<br />
erstellte Gebäudeteil in die Höhe.<br />
Als Hilfsmittel konnten die Handwerker<br />
bei ihren Arbeiten lediglich kleine<br />
Kranwägen nutzen, da das Gebäude<br />
ja oben geschlossen war.<br />
Inzwischen ist der Neubau fertig<br />
und an die neuen Nutzer übergeben.<br />
Der Kindergarten ist eingezogen.<br />
Das Feedback der kleinen und<br />
großen Nutzer ist durchweg positiv.<br />
Zwar sind die Belichtungsmöglichkeiten<br />
in dem Haus im Haus nicht so<br />
gut wie in einem regulären Gebäude,<br />
doch der überdachte Platz in der<br />
Halle macht diesen Nachteil mehr als<br />
wett. Und außerdem: Wer kann sich<br />
rühmen, eine eigene Reithalle ganz<br />
für sich zu haben?<br />
Christine Ryll, München ▪<br />
Der eigentliche<br />
▴<br />
Kindergarten-<br />
bau beschränkt<br />
sich auf die<br />
nördliche Hallen-<br />
fläche. Davor<br />
befindet sich ein<br />
geschützter,<br />
500 m² großer<br />
Bereich, den<br />
die Stadt auch für<br />
Veranstaltungen<br />
nutzt<br />
Steckbrief<br />
Bauvorhaben:<br />
AKE Kindergarten in der<br />
ehem. Reithalle<br />
D-86899 Landsberg<br />
Bauweise:<br />
Holzständerbau mit<br />
Betondecken<br />
Bauzeit:<br />
Juli 2007 bis März 2008<br />
Baukosten:<br />
846 500 Euro (KG 300+400)<br />
Architekt:<br />
Entwurf: Stadtbauamt Landsberg<br />
D-86899 Landsberg am Lech<br />
www.landsberg.de<br />
Werkplanung und<br />
Objektüberwachung:<br />
Architekturbüro Rainer Brundke<br />
D-86899 Landsberg<br />
www.baugutachten-bayern.de<br />
Tragwerksplanung und Brandschutz:<br />
Ingenieurbüro Dittrich<br />
D-80636 München<br />
www.dittrich-pg.de<br />
Holzbau:<br />
Hans Gabriel<br />
Bauunternehmen GmbH<br />
D-86807 Buchloe<br />
www.gabriel-bau.de<br />
Akustik:<br />
Hils Consult<br />
D-86916 Kaufering<br />
www.hils-consult.de<br />
www.mikado-online.de 15<br />
CHRISToPH REHBACH, FUCHSTAL
Beatrice und Klaus Wöhr wussten<br />
genau, wie und worin sie wohnen<br />
wollten: in einem Eigenheim, das<br />
Ruhe und Geborgenheit vermittelt,<br />
mit einer eigenständigen Architektur<br />
aufwartet und sich seinen ursprünglichen<br />
Charme bewahren konnte. Das<br />
war es, was beide suchten – und 1988<br />
in Illertissen auch fanden. Dort kaufte<br />
das Ehepaar für sich und seine drei<br />
Töchter einen anderthalbgeschossigen<br />
Winkelbau mit sechs Zimmern,<br />
lauschiger Terrasse und idyllischem<br />
Garten. Von außen betrachtet war<br />
es das klassische Zuhause zum Verlieben.<br />
Der Energiebedarf des 1964 errichteten<br />
Ziegelbaus ließ zum Zeitpunkt<br />
des Erwerbs allerdings zu wünschen<br />
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
Einfamilienhaus<br />
Alte Mauern neu gedämmt<br />
Nach der Generalsanierung steht das Ziegelhaus im schwäbischen Illertissen nun<br />
wieder richtig gut da. Mit einem Wärmedämmverbund-System aus Holzfasern brachte<br />
ein Zimmerer den Ziegelbau wieder in Schuss.<br />
16 mikado 9.2010<br />
übrig. Von einer Wärmedämmung<br />
der Gebäudehülle fehlte jede Spur.<br />
Zudem war die Heizungsanlage veraltet:<br />
Der Brenner verbrauchte reichlich<br />
Öl, zwischen 20 und 30 l/m²<br />
Wohnfläche im Jahr waren gang und<br />
gäbe. Dass das Haus auch eine Wärmedämmung<br />
brauchte, wurde den<br />
neuen Eigentümern mehr und mehr<br />
bewusst. „Unter dem Dach herrschten<br />
im Sommer Saunatemperaturen,<br />
im Winter Eiseskälte. Der Aufenthalt<br />
war dort oben nur mit Komfortabstrichen<br />
möglich“, erinnert sich Beatrice<br />
Wöhr. Dennoch war sich die Familie<br />
einig, dass sie nicht irgendwelche<br />
x-beliebigen Baustoffe verwenden<br />
wollte. „Unser schönes Haus mit<br />
Styropor und Ähnlichem zu dämmen,<br />
▴ Neubau oder<br />
Bestand?<br />
Dass hier schon in<br />
den 1960er-<br />
Jahren Richtfest<br />
gefeiert<br />
wurde, ist dem<br />
Eigenheim<br />
nicht anzusehen<br />
wäre mir nie in den Sinn gekommen“,<br />
erläutert die Familie. In den<br />
1990er-Jahren waren Naturdämmstoffe<br />
allerdings noch nicht so weit<br />
entwickelt und verbreitet wie heute.<br />
Also beschlossen die Wöhrs, die Außenwanddämmung<br />
dann in Angriff<br />
zu nehmen, wenn geeignete Alternativdämmstoffe<br />
zur Verfügung <strong>stehen</strong><br />
würden. Bei der Modernisierung<br />
des Hauses wollte man einstweilen in<br />
Etappen vorgehen:<br />
1. Erneuerung der Heizung<br />
Noch im Jahr des Erwerbs wurde der<br />
vorhandene Ölbrenner gegen eine<br />
moderne, wesentlich sparsamere Heizungsanlage<br />
ausgetauscht.<br />
ACHIM ZIELKE FüR INTHERMo
2. Energiesparende Fenster<br />
Ein weiterer Schritt auf dem Weg<br />
zum energetisch modernisierten Haus<br />
folgte durch den Austausch der Fenster:<br />
Um so wenig Raumwärme wie<br />
möglich über die ungedämmte Gebäudehülle<br />
zu verlieren, ließ Familie<br />
Wöhr energiesparende Kombifenster<br />
installieren. Die eingesetzten<br />
Elemente trugen spürbar zur Verbesserung<br />
des Wohnkomforts bei und<br />
gefielen den Hauseigentümern auch<br />
optisch erheblich besser als die ursprünglichen,<br />
sehr viel schlichteren<br />
Rahmen.<br />
3. Sanierung des Dachstuhls<br />
2004 machte der Dachstuhl durch<br />
wiederholtes Knarren auf sich aufmerksam.<br />
Die Ursache war schnell<br />
gefunden: Beatrice Wöhr erinnert<br />
sich an die Bemerkung ihres Zimmermeisters<br />
Andreas Gamper, als er das<br />
Haus zum ersten Mal in Augenschein<br />
nahm: „Die Gaube wird ja nur noch<br />
vom Fenster zusammengehalten. Da<br />
müssen wir sofort ran!“ Gesagt, getan:<br />
Die fachmännische Instandsetzung<br />
durch die Bellenberger Zimmerei<br />
Gamper erfolgte unverzüglich.<br />
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
◂ Wenn es um das<br />
Dämmen<br />
der Gefache und<br />
Außenwände<br />
geht, verwendet<br />
Zimmermeister<br />
Andreas Gamper<br />
Holzfaserdämmstoffe<br />
Tragende<br />
▸<br />
Holzbau-<br />
teile werden mit<br />
Schwalbenschwanzverbindungen<br />
verzapft und mit<br />
verdeckt<br />
montierten<br />
Knapp-<br />
Beschlägen<br />
verriegelt<br />
4. Dämmung der Dachflächen<br />
Mit der weitsichtigen Beratung des<br />
Zimmermeisters im Rücken ging Familie<br />
Wöhr konsequent zum Dämmen<br />
der Dachflächen über.<br />
Dadurch sollten das Wohnklima<br />
unterm Dach verbessert und der<br />
Heizenergieverbrauch auf ein zeitgemäßes<br />
Niveau verringert werden.<br />
Zimmermeister Gamper setzte Gefachdämmstoffe<br />
aus Holzfasern in<br />
20 cm Dicke zwischen den Sparren<br />
ein und montierte zusätzlich spezielle<br />
Unterdeckplatten, die ebenfalls<br />
aus Holzfasern bestanden.<br />
Das Ergebnis kommt der Hauseigentümerin<br />
noch heute wie ein kleines<br />
Wunder vor: „Das Wohnklima<br />
hat sich im Dachgeschoss quasi über<br />
Nacht so sehr zum Positiven verändert,<br />
dass ich diese Holzfaserdämmung<br />
unbedingt im ganzen Haus haben<br />
wollte“, sagt Beatrice Wöhr.<br />
„Wir haben am eigenen Leib gespürt,<br />
wie gut eine Holzfaserdämmung<br />
tut“, stimmt ihr Ehemann<br />
Klaus Wöhr zu. Auch in ihm reifte<br />
seit dieser ersten Dämmmaßnahme<br />
der Entschluss, an der Fassade ebenfalls<br />
eine Holzfaserdämmung anbringen<br />
zu lassen.<br />
5. WDVS an der Fassade<br />
Dementsprechend baten die Bauherren<br />
die Zimmerei Gamper um die Kalkulation<br />
und Ausführungsplanung<br />
der noch an<strong>stehen</strong>den Fassadendämmmaßnahmen.<br />
Der Zimmermeister<br />
überprüfte die Haftzugfestigkeit<br />
des Altputzes sowie die statische<br />
Belastbarkeit des Mauerwerks und<br />
schlug eine Direktdämmung der Außenwände<br />
mit 12 cm dicken Holzfaserdämmplatten<br />
vor. „Die Platte ist<br />
speziell für die energetische Mauerwerkssanierung<br />
entwickelt worden.<br />
Ihr Aufbau unterscheidet sich von<br />
klassischen Holzfaserdämmplatten<br />
insofern, als bei einer Direktdämmung<br />
auf verputztem Mauerwerk wie<br />
beim Haus Wöhr die Plattendicke immer<br />
bedarfsspezifisch anzupassen ist.<br />
Bei der Platte dient daher eine feste<br />
Deckschicht außen als Putzträgerfläche,<br />
während die darunter liegenden<br />
Ebenen weicher sind und den<br />
dämmenden Körper der mehrlagig<br />
aufgebauten Holzfaserplatte bilden“,<br />
erläutert Markus Weber-Hoppe, Außendienstmitarbeiter<br />
von Inthermo.<br />
Als weitere Besonderheit kommt bei<br />
diesem WDVS hinzu, dass die Ausschnitte<br />
für die Tellerdübel, die die<br />
www.mikado-online.de 17
Platte im Mauerwerk verankern, mit<br />
Rondellen flächenbündig abgedeckt<br />
werden. Eine vollkommen versatzfreie<br />
Fläche ist das Ergebnis – ideal<br />
zum gleichmäßigen Aufbringen des<br />
zum WDVS gehörenden Putzsystems,<br />
das in verschieden starken Körnungen<br />
wahlweise in mineralischer Ausführung<br />
oder als Silikonharzputz angeboten<br />
wird.<br />
Einfach das Beste<br />
„Mit dieser Mauerwerksdämmung<br />
gibt es kein Vertun“, war sich Zimmermeister<br />
Andreas Gamper sicher.<br />
Die Dämmplatte wird aus natürlichen<br />
Nadelholzfasern im Nassverfahren<br />
hergestellt und in Lagen à 2 cm<br />
bis zu einer Gesamtdicke von maximal<br />
20 cm vollflächig verpresst. Die<br />
Montage kann zudem ohne vorheriges<br />
Abschlagen des Altputzes direkt<br />
auf die tragfähige Außenwand<br />
erfolgen. Dazu werden die Holzfaserdämmplatten<br />
mit einer mineralischen<br />
Klebe- und Armierungsmasse<br />
im Punkt-Wulst-Verfahren geklebt<br />
und danach mit Tellerdübeln dauerhaft<br />
im Mauerwerk verankert. Eine<br />
spezielle Sockelschiene sorgt dafür,<br />
dass die Außenwanddämmung immer<br />
im Lot steht und Spritzwasser<br />
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
18 mikado 9.2010<br />
die Holzfaserplatten von unten her<br />
nicht erreicht. Nach dem Dämmen<br />
folgt das Verputzen mit einem Systemputz.<br />
Auch hierbei hat der Anbieter<br />
Überraschendes zu bieten: Die<br />
Armierungsmasse ist mit dem mineralischen<br />
Kleber identisch. Das bedeutet<br />
für den ausführenden Betrieb,<br />
dass derselbe Baustoff zwei Funktionen<br />
übernimmt – die des Klebers und<br />
die der Armierung. „Logistisch und<br />
auch von der Kostenseite her ist das<br />
ein enormer Vorteil“, weiß Andreas<br />
Gamper, der mit der Fassadendämmung<br />
am Haus Wöhr Anfang April<br />
2009 begann und die WDVS-Arbeiten<br />
nach nur dreieinhalb Monaten<br />
Mitte Juli fertigstellte.<br />
Alles im Lot<br />
„Schon 2002 hat mir das Wärmedämm-Verbundsystem<br />
auf Holzfaserbasis<br />
gefallen. Die Elemente sind<br />
verarbeiterfreundlich aufeinander<br />
abgestimmt. Dadurch geht die Montage<br />
am Bau zügig von der Hand“,<br />
berichtet Andreas Gamper.<br />
Überhaupt ist Gamper sowohl als<br />
Zimmermann wie auch als Kaufmann<br />
von beeindruckender Gradlinigkeit:<br />
„Ich plane jedes Haus und<br />
jede Baumaßnahme so, als ob ich<br />
▴ Die Außenwanddämmung<br />
erfolgte<br />
beim Bauvorhaben<br />
Wöhr<br />
mit der Holzfaserdämmplatte<br />
direkt auf die<br />
verputzte<br />
Altfassade<br />
ZIMMEREI ANDREAS GAMPER<br />
selber darin wohnen wollte. Dabei<br />
greife ich natürlich nur auf solche<br />
Materialien zurück, deren Qualität<br />
in jeder Hinsicht vorbildlich ist. Nur<br />
den jeweiligen bauphysikalischen<br />
Erfordernissen zu entsprechen, genügt<br />
mir nicht. Bei mir müssen alle<br />
Baustoffe, die ich einsetze, frei von<br />
gesundheitlichen Risiken sein. Ich<br />
werbe für ökologisches Wohnen und<br />
handle auch nach meiner Überzeugung“,<br />
betont der holzbaubegeisterte<br />
Zimmermeister.<br />
Präzision nach Art des Hauses<br />
Geradezu sprichwörtlich ist bei Holzbau<br />
Gamper die extrem sorgfältige<br />
Verarbeitung, was sich bei Neubauten<br />
aus Bellenberg im Detail zum Beispiel<br />
in Schwalbenschwanzverbindungen<br />
tragender Bauteile des Holzrahmens<br />
zeigt, die mit speziellen Knapp-Verbindern<br />
ausgerüstet werden.<br />
Zu den Prinzipien des Unternehmens<br />
gehört auch, dass Aufträge<br />
an – mindestens ebenso qualitätsbewusste<br />
– Fremdfirmen nur vergeben<br />
werden, wenn die eigenen Kapazitäten<br />
ausgeschöpft sind. „Wir<br />
erledigen sämtliche Holzbauarbeiten<br />
grundsätzlich mit eigenem Personal.<br />
Dazu gehört bei der WDVS-Montage<br />
auch der Putz, wofür wir eigens<br />
vier Mitarbeiter beschäftigen. Unsere<br />
Stuckateure sind werksgeschult und<br />
wissen, worauf es bei der Applikation<br />
eines mineralischen Putzes ankommt“,<br />
fasst Andreas Gamper zusammen.<br />
Dazu gehört für ihn ganz<br />
selbstverständlich, dass er sich strikt<br />
an die Systemzulassung des Deutschen<br />
Instituts für Bautechnik (DIBt)<br />
hält: „Abweichungen von der Zulassung<br />
gibt es bei mir nicht!“<br />
Von den mustergültigen Ergebnissen<br />
kann man sich nach Voranmeldung<br />
in der Zimmerei Gamper auch<br />
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Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
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20 mikado 9.2010
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Und das in Bayern? Bis vor<br />
Kurzem war das ein klassisches „Geht<br />
nicht!“ Seit der Novelle der Bayerischen<br />
Bauordnung (BayBO) im Jahr<br />
2008 sind Holzgebäude dieser Größenordnung<br />
erlaubt. Seit Jahresbeginn<br />
2010 ist nun in München einer<br />
der ersten Pionierbauten fertig.<br />
Pariser Straße 11, Rückgebäude:<br />
So lautet die Adresse des Vorzeigeobjekts.<br />
Es ist eine schmucke Adresse,<br />
mitten im beliebten In-Stadtteil<br />
Haidhausen, wo Künstler, Studenten<br />
und Intellektuelle Tür an Tür leben,<br />
wo Kneipen, Cafés, Läden und<br />
Kleingewerbe traute Nachbarschaft<br />
mit alten und neuen, schicken und<br />
weniger schicken Wohngebäuden zelebrieren.<br />
Der Hinterhof der Pariser Straße<br />
11 gehörte bis vor Kurzem zu den<br />
eher weniger schicken Lagen des<br />
illustren Quartiers. Eingezwängt zwischen<br />
drei Kommunwänden teilten<br />
sich eine Autowerkstatt, eine Lackiererei<br />
und einige Wohneinheiten eine<br />
schmale Nische am Rande eines langen,<br />
schmalen Grundstücks. Jeder<br />
Zentimeter des freien Areals war betoniert,<br />
der Ausblick beschränkt auf<br />
das Grau der Nachbargebäude.<br />
Pioniertat: Genossenschaft<br />
denkt in Holz<br />
Der Zugang führte seit jeher durch<br />
einen kleinen Torbogen im Vordergebäude,<br />
einem klassischen Gründerzeitbau.<br />
Als der Besitzer den gesamten<br />
Gebäudekomplex zum Verkauf<br />
anbot, erhielt die Wohnungsbaugenossenschaft<br />
„Wogeno München eG“<br />
den Zuschlag. Die ist in der bayerischen<br />
Landeshauptstadt bekannt dafür,<br />
ungewöhnliche und ökologisch<br />
sowie konzeptionell anspruchsvolle<br />
Bauprojekte zu entwickeln. Ein<br />
Glücksfall.<br />
Der neue Eigentümer stand dem<br />
Baustoff Holz nicht nur aufgeschlossen<br />
gegenüber, sondern besaß auch<br />
den Mut und das Durchhaltevermögen,<br />
die für die Realisierung notwendige<br />
Pionierarbeit zu leisten.<br />
„Wir haben den Holzbau natürlich<br />
zum einen deshalb favorisiert,<br />
weil wir ökologische Bauweisen<br />
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
grundsätzlich befürworten und weil<br />
Holz raumklimatisch besser ist als ein<br />
Beton- oder Mauerwerksbau“, erklärt<br />
Peter Schmidt, Vorstandsmitglied der<br />
Wogeno. Auch der mit Holz mögliche<br />
hohe Vorfertigungsgrad und die daraus<br />
resultierende schnellere Bauweise<br />
sprachen für dieses Material.<br />
„Dazu kam, dass der Untergrund<br />
auf dem Grundstück nicht besonders<br />
tragfähig ist. Ein in konventioneller<br />
Bauweise errichtetes Haus hätte<br />
daher eine kostenintensive Pfahlgründung<br />
erfordert. Da der Holzbau<br />
jedoch nur einen Bruchteil eines massiven<br />
Gebäudes wiegt, konnten wir<br />
als Gründung eine einfache Bodenplatte<br />
aus Stahlbeton wählen“, ergänzt<br />
Jens Brückner, Projektleiter<br />
beim beauftragten Architekturbüro<br />
Bettsteller & Wilde.<br />
Innen Massivholz, außen Gips<br />
Das Treppenhaus ist in Stahlbeton errichtet,<br />
die Kommunwände sind gemauert.<br />
Doch ansonsten sind sämtliche<br />
Wände und Decken aus Holz.<br />
Das musste allerdings aus brandschutztechnischen<br />
Gründen gekapselt<br />
werden.<br />
„Entsprechend der Einstufung<br />
nach BayBO in Gebäudeklasse 4 müssen<br />
die tragenden und aussteifenden<br />
Bauteile hochfeuerhemmend ausgeführt<br />
werden. Die ‚Muster-Richtlinie<br />
über brandschutztechnische Anforderungen<br />
an hochfeuerhemmende Bauteile<br />
in Holzbauweise’ (M-HFHHolzR)<br />
gibt zudem vor, dass diese Holzbauteile<br />
eine brandschutztechnisch wirksame<br />
Bekleidung erhalten müssen,<br />
und legt die für solche Konstruktionen<br />
notwendigen Ausführungsweisen,<br />
Baumaterialien und Dicken<br />
fest“, informiert Brückner über den<br />
gültigen Gesetzesstand. Lediglich im<br />
obersten Stockwerk sind die Anforderungen<br />
gelockert. Hier sind Wände<br />
und Decken „feuerhemmend“ (F30-B)<br />
konzipiert, in den übrigen Stockwerke<br />
„hochfeuerhemmend“ (F60-B).<br />
Die tragenden Innenwände be<strong>stehen</strong><br />
daher in den beiden unteren<br />
Geschossen aus 13 cm dicken<br />
und in den beiden oberen Geschossen<br />
aus 10 cm dicken Brettsperrholzelementen,<br />
die ringsum mit zwei<br />
www.mikado-online.de 21
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
Schnitt Lagen aus 18 mm dicken Gipskarton-<br />
Feuerschutzplatten (GKF-Platten)<br />
von Knauf ummantelt sind. Die<br />
nicht-tragenden Innenwände sind<br />
klassische Trockenbau-Ständerkonstruktionen<br />
mit sog. „Bauplatten“ –<br />
ebenfalls von Knauf. Dadurch lassen<br />
sich die Grundrisse nachträglich einfach<br />
verändern. In den Bädern kamen<br />
die hochwertigeren „Diamantplatten“<br />
zum Einsatz.<br />
Alle Wanddurchbrüche für haustechnische<br />
Leitungsstränge etc. sind<br />
mit GKF-Platten bekleidet. Weil die<br />
übliche „Unterputz“-Leitungsführung<br />
in gekapselten Wänden nur beschränkt<br />
zulässig ist und der Bauherr<br />
eine kostengünstige und variable<br />
Nachinstallation ermöglichen wollte,<br />
verlaufen die Elektroleitungen in<br />
mit Blenden abgedeckten, offenen<br />
Wandkanälen unterhalb der Zimmerdecke<br />
entlang der Wände. So können<br />
die Bewohner an jeder Stelle mit Kabeln<br />
und Steckern andocken.<br />
Auch die Decken be<strong>stehen</strong> aus<br />
Brettsperrholz, das hier aus statischen<br />
Gründen 14,7 cm dick ist. Die<br />
Unterseite ist mit zwei Lagen 18 mm<br />
dicker GKF-Platten beplankt. Auf der<br />
Oberseite lagern ein regulärer Fußbodenaufbau<br />
mit Splittschüttung auf<br />
Trennlage, Trittschalldämmung, Zementestrich<br />
auf Trennlage und unterschiedliche<br />
Bodenbeläge wie Linoleum,<br />
Parkett oder Fliesen.<br />
Um die Schalllängsleitung zwischen<br />
den einzelnen Wohnungen<br />
zu minimieren, wurden die Brettsperrholzwände<br />
im Boden- und im<br />
Deckenbereich auf Elastomer auf-<br />
Grundriss Erdgeschoss<br />
gelagert. Beidseitig der Wohnungstrennwände<br />
angebrachte Vorsatzschalen<br />
aus zwei Lagen 12,5 mm<br />
dicker Bauplatten erhöhen zusätzlich<br />
den Schallschutz zwischen den Wohnungen.<br />
750 m2 doppelte Beplankung<br />
für die Wände, 750 m2 doppelte Beplankung<br />
für die Deckenuntersichten<br />
und nochmals 600 m2 Grundriss 1. und 2. Obergeschoss<br />
Bauplatten für<br />
Leichtbauwände und Vorsatzschalen<br />
kamen insgesamt zusammen.<br />
Während das Treppenhaus ganz<br />
gewöhnlich mit Blech gedeckt ist, ist<br />
der Rest des Daches als Dachterrasse<br />
ausgebaut. Dampfsperre, 2 cm Trittschalldämmung,<br />
im Durchschnitt<br />
20 cm Gefälledämmung, auf der auf<br />
22 mikado 9.2010
einer zweilagigen Bitumenabdichtung<br />
zunächst Bautenschutzmatte,<br />
dann 20 mm Dränagebahnen, 5 cm<br />
Splitt und zuletzt 5 cm Gehwegplatten<br />
aus Beton verlegt sind, bilden die<br />
Spielwiese für die kleinen und auch<br />
großen Bewohner der Anlage. Blumentröge<br />
bieten Platz für kleine Bäume<br />
und intensive Begrünung.<br />
Eine aus Brandschutzgründen notwendige<br />
Wendeltreppe für die Bewohner<br />
des dritten Obergeschosses –<br />
zusammensteckbare Feuerwehrleitern<br />
enden bei 8 m Höhe – verbindet alle<br />
Wohneinheiten direkt mit der begrünten<br />
Hofanlage.<br />
Blockheizkraftwerk produziert<br />
den Strom<br />
Die großzügig geöffnete Fassade besteht<br />
aus Elementen mit Dreifachfestverglasung,<br />
die von hochwärmegedämmten<br />
Holztüren zäsiert wird.<br />
Sie ist Garant dafür, dass die 10 bis<br />
12 m tiefen Wohneinheiten, die lagebedingt<br />
nur von einer Seite belichtet<br />
werden können, auch genügend<br />
Licht erhalten.<br />
Der Aufbau der massiven Bestandteile<br />
der Außenfassade beginnt innen<br />
mit Gipsplatten auf OSB, gefolgt<br />
von einer Holzständerkonstruktion<br />
mit dazwischen angeordneter Dämmung.<br />
Außen sind sie mit zwei Lagen<br />
Thema des Monats Bauen im Bestand<br />
Das vierte<br />
▴<br />
Geschoss springt<br />
zurück,<br />
ermöglicht Dach-<br />
terrassen und<br />
lässt mehr Licht in<br />
den engen<br />
Hinterhof. Ganz<br />
oben ist eine<br />
gemeinschaftliche<br />
Dachterrasse<br />
Diamant-Platten gekapselt und mit<br />
Folie bekleidet. Faserzementplatten<br />
dienen als Putzträger.<br />
Insgesamt entstanden 13 Wohneinheiten<br />
zwischen 25 m2 und 100 m2 Wohnfläche. Erschlossen werden sie<br />
vom mittig angeordneten Treppenhaus,<br />
das an der rückseitigen Kommunwand<br />
sitzt und vom Dach natürlich<br />
belichtet wird. Die ersten beiden<br />
Geschosse bieten jeweils vier, das<br />
dritte drei und das vierte zwei Wohnungen<br />
Platz. Alle Bäder liegen innen,<br />
während Wohnküchen, Aufenthalts-<br />
und Schlafräume dem Licht<br />
entgegendrängen.<br />
Das Gebäude ist nicht nur hochwertig<br />
gedämmt, sondern produziert<br />
den benötigten Strom per Blockheizkraftwerk<br />
auch noch selbst. Der<br />
Überschuss wird ins Netz gespeist.<br />
Die Abwärme heizt das Warmwasser<br />
sowohl im sanierten Vorder- als auch<br />
im neuen Rückgebäude.<br />
Der Pionierbau besticht in sozialer,<br />
ökologischer und ökonomischer Hinsicht.<br />
Er zeigt, was künftig im bayerischen<br />
Holzbau möglich sein wird.<br />
Damit ist eine neue Ära im mehrgeschossigen<br />
Holzbau in Bayern angebrochen.<br />
Und das ausgerechnet in<br />
einem der am dichtesten bebauten<br />
Stadtteile Münchens. Schafft man es<br />
hier, schafft man es überall.<br />
Christine Ryll, München ▪<br />
Steckbrief<br />
Bauprojekt:<br />
Neubau eines viergeschossigen<br />
Rückgebäudes in einer gründerzeitlichen<br />
Blockbebauung<br />
D-81667 München<br />
Bauweise:<br />
Brettsperrholz<br />
Kapselung mit Gipskarton<br />
Bauzeit:<br />
Dezember 2008<br />
bis Dezember 2009<br />
Wohnfläche: 900 m2 Heizwärmebedarf:<br />
40 kWh/(m2a) Bauherr:<br />
Wogeno München eG<br />
D-81371 München<br />
www.wogeno.de<br />
Planung und Bauleitung:<br />
Bettsteller & Wilde Architekten<br />
D-81543 München<br />
www.bettsteller-wilde.de<br />
Holzbauunternehmen:<br />
Josef obermeier GmbH & Co. KG<br />
D-83093 Bad Endorf<br />
www.obermeier-holzbau.de<br />
Trockenbauunternehmen:<br />
Martins Trockenbau<br />
D-82278 Althegnenberg<br />
Trockenbausystemhersteller:<br />
Knauf Gips KG<br />
D-97346 Iphofen<br />
www.knauf.de<br />
www.mikado-online.de 23<br />
KNAUF GIPS KG
Ingenieurholzbau<br />
24 mikado 9.2010<br />
REWE GRoUP
Ingenieurholzbau<br />
Supermarkt<br />
Konzept Zukunftsmarkt<br />
Ein nachhaltiges Konzept für den Neubau eines Supermarktes in Berlin war<br />
das Anliegen der Handelsgruppe REWE. Ein Tragwerk aus Holz<br />
in Kombination mit modernster Technik steht für eine neue Supermarkt-Generation.<br />
Kühlen, Beleuchten und Heizen<br />
sind die drei größten Positionen<br />
der Energiebilanz eines Supermarktes.<br />
Das Handelsunternehmen Rewe<br />
hat erkannt, dass sich mit Hilfe intelligenter<br />
Verfahren und Technologien<br />
sowie dem Einsatz nachhaltiger Baustoffe<br />
deutliche Einsparungen erzielen<br />
lassen. Die Erkenntnisse flossen<br />
gebündelt in das Bauvorhaben Pilot-<br />
Markt ein, der am 5. November 2009<br />
in Berlin-Rudow eröffnet wurde.<br />
Ziel des Projekts war die Entwicklung<br />
einer neuen Supermarkt-<br />
Generation. Zu seinen Besonderheiten<br />
gehört eine Architektur, die mit<br />
energiesparenden Bautechniken, großen<br />
Dämmstoffdicken, nachhaltigen<br />
Materialien und dem Einsatz regenerativer<br />
Energien kombiniert wurde.<br />
Kein anderer Rohstoff ist besser<br />
dafür geeignet, das Prinzip Nachhaltigkeit<br />
zu verkörpern, als Holz. So<br />
kam es, dass der erste „Pioniermarkt<br />
der Nachhaltigkeit und Energieeinsparung<br />
Deutschlands“ in Holzbauweise<br />
errichtet wurde.<br />
Begutachtet und geprüft<br />
Da die Verwendung möglichst nachhaltiger<br />
und schadstoffarmer Baustoffe<br />
zentraler Planungsbestandteil<br />
war, hat man generell darauf geachtet,<br />
dass nur umweltverträgliche<br />
und möglichst einfach recycelbare<br />
▴ Die Rahmen aus<br />
BS-Holz<br />
überspannen<br />
etwa 46 m<br />
und reihen sich<br />
über etwa<br />
70 m Länge<br />
aneinander<br />
Baustoffe zum Einsatz kamen. Zudem<br />
haben Energieberater im Vorfeld<br />
alle Baumaterialien begutachtet<br />
und während der Planungs- und<br />
Bauphase auf ihre ökologische Nachhaltigkeit<br />
hin geprüft.<br />
Die von Rewe gewünschte weitspannende<br />
Konstruktion orientiert<br />
sich an der Idee traditioneller Markthallen.<br />
Das Gebäude sollte außerdem<br />
mit möglichst viel Tageslicht versorgt<br />
werden.<br />
Die Architekten wählten dafür eine<br />
Aneinanderreihung von Rahmenkonstruktionen<br />
mit Überdachung, unter<br />
die sie die geschlossene „Markthalle“<br />
mit zurückgenommenen Längsseiten<br />
platziert und mit einem rundum<br />
www.mikado-online.de 25<br />
REWE GRoUP
Ingenieurholzbau<br />
laufenden Fensterband versehen haben.<br />
Die zum Teil über die halbe Fassadenhöhe<br />
reichenden Fenster entkoppeln<br />
die Überdachung optisch<br />
von den umschließenden Hallenwänden,<br />
sodass der Eindruck eines frei<br />
überdachten Marktplatzes entsteht.<br />
Damit stellte sich den Tragwerksplanern<br />
die Frage, wie die Gebäudeaussteifung<br />
zu bewerkstelligen sei.<br />
Üblicherweise lassen sich bei Hallen<br />
dieser Art gebäudehohe Wandscheiben<br />
als Aussteifungselemente<br />
in die Fassaden integrieren. Wegen<br />
der Fensterbänder entfiel diese Möglichkeit.<br />
Sie fanden eine andere elegante<br />
Lösung.<br />
Gestützte Zweigelenkrahmen<br />
Zwölf 24 cm breite BS-Holz-Rahmen<br />
(GL32c – entspricht BS 16) mit zwei<br />
unterschiedlich langen Stielen (l Achse<br />
D = ca. 8,30 m, l Achse A = ca. 5,90 m)<br />
26 mikado 9.2010<br />
und einem Fischbauchträger (b/h =<br />
24/210–140 cm) als Riegel überspannen<br />
insgesamt 46,10 m (e = 6,38 m).<br />
Das statische Prinzip des Zweigelenkrahmens<br />
haben die Tragwerksplaner<br />
entsprechend den Erfordernissen für<br />
die Aussteifung variiert und die Rahmenkonstruktionen<br />
an eingespannte<br />
Stahlstützen angeschlossen. Zum<br />
einen in der Achse der Längsfassade<br />
der Eingangsseite (Achse C), zum anderen<br />
etwa 6 m von der rückwärtigen<br />
Längsfassade entfernt (Achse B), teilweise<br />
in den Wänden integriert.<br />
Der 32,10 m lange Fischbauchbinder<br />
ruht in fast trägerhohen<br />
Stahlschuhen gabel ge lagert auf den<br />
schlanken Stützen, während die etwa<br />
5,26 m und 7,80 m langen Riegel der<br />
einhüftigen Rahmen von der anderen<br />
Seite über Schlitzbleche an sie<br />
anschließen.<br />
Damit ist für die Queraussteifung<br />
des Gebäudes gesorgt: Die<br />
▴ Isometrie:<br />
Das umlaufende<br />
Fensterband<br />
trennt die Halle<br />
optisch von<br />
der überdachung<br />
und schafft<br />
so den Eindruck<br />
eines<br />
frei überdachten<br />
Marktes<br />
▾ Querschnitt:<br />
Zweigelenkrahmen<br />
mit<br />
Zwischenstützen<br />
in den<br />
Achsen B und C<br />
HoLZBAU HUNoLD<br />
biegesteifen Rahmenecken tragen in<br />
Kombination mit den eingespannten<br />
Stahlstützen die Horizontallasten aus<br />
Wind in Richtung der Rahmenachsen<br />
ab und reduzieren die Verformungen<br />
auf ein glasverträgliches Minimum.<br />
Zwängungen der großen Glasscheiben<br />
wurden auf diese Weise ausgeschlossen.<br />
Die Längsaussteifung wird ebenfalls<br />
mit Hilfe eingespannter Stahlstützen<br />
bewerkstelligt: Diese sind in<br />
den Stahlbetonwänden des Versorgungstrakts<br />
an einer der Giebelseiten<br />
integriert. Die Halle wird über<br />
Windrispen in den beiden Endfeldern<br />
der Dachebene an die Stützen<br />
angeschlossen. Dabei übernehmen<br />
die Windrispen die gesamten Kräfte<br />
in Längsrichtung und leiten sie zu<br />
den Stützen.<br />
Mit diesem Aussteifungskonzept<br />
mussten die ausfachenden Dach-<br />
elemente auch nicht als Scheibe ausgebildet<br />
werden, was aufgrund der 18<br />
Lichtkuppeln ohne hin kaum möglich<br />
gewesen wäre.<br />
Vorgefertigte Elemente<br />
Ausgefacht sind die Rahmen in Dach-<br />
und Wandebene mit vorgefertigten<br />
2,50 m breiten und 25 cm dicken<br />
Holzrahmenbau-Elementen mit Einblaswärmedämmung<br />
aus Zellulose.<br />
Die obere Beplankung der Dachelemente<br />
steht jeweils 9,5 cm am kurzen<br />
Rand über, sodass sie zwischen<br />
den Rahmenriegeln eingehängt werden<br />
konnten. Zur Lastabtragung der<br />
Verbandskräfte wurden sie mit Klammern<br />
auf den Trägern befestigt. Um<br />
D C<br />
B A<br />
Kühlzellen Frischfleisch-Bereich Aufenthaltsraum Umkleide/WC Technik HLK Hausanschlussraum<br />
KoCH ARCHITEKTEN
Ingenieurholzbau<br />
Maßtoleranzen aufzunehmen und<br />
damit keine Fugen ent<strong>stehen</strong>, erhielten<br />
die Fischbauchbinder eine seitliche<br />
Ausfräsung in Höhe der Dachelemente.<br />
Da diese mit 2,5 cm Tiefe als<br />
Auflagerung zu gering war, wurden<br />
die „Pfetten“ der Dachelemente mit<br />
diagonal eingedrehten, selbstbohrenden<br />
SFS-WTT-Schrauben an die Binder<br />
angeschlossen.<br />
Effektiv und ansprechend<br />
Mit der Wahl eines Fischbauchträgers<br />
als Rahmenriegel haben die Planer<br />
nicht nur die effektivste Form<br />
gewählt – beim größten Moment<br />
in Feldmitte ist der Querschnitt am<br />
höchsten – sondern auch eine architektonisch<br />
ansprechende Lösung<br />
gefunden. Als geneigter Riegel ermöglicht<br />
er nicht nur die Form eines<br />
3 % geneigten Pultdaches, womit<br />
die Dachentwässerung gewährleistet<br />
ist, sondern auch die sich ändernden<br />
Fensterhöhen. An der Eingangsseite<br />
haben sie immerhin durchgängig<br />
halbe Fassadenhöhe. Die angehängten<br />
Halbrahmen setzen die Form fort<br />
und ergänzen sie konsequent in den<br />
sich verjüngenden, ausgestellten<br />
Rahmenstielen.<br />
Photovoltaik und Geothermie<br />
Die Riegel der einhüftigen Rahmen<br />
dienen als Auflager für glasintegrierte<br />
Photovoltaik-Elemente. Sie bilden ein<br />
großzügiges Vordach und schützen<br />
die Riegel vor Witterungseinflüssen<br />
▴ Fischbauchträger<br />
in<br />
Gabellagerung in<br />
Achse der<br />
späteren Glasfassade<br />
der Eingangsseite<br />
▸ Fischbauchträger<br />
in<br />
Gabellagerung auf<br />
Stahlstützen,<br />
die in Mauerwerksausfachungen<br />
integriert sind<br />
KoCH ARCHITEKTEN<br />
und verschatten bei Sonnenschein<br />
die großen Fensterflächen.<br />
Die Photovoltaik-Module im Vor-<br />
und auf dem Hauptdach erzeugen<br />
etwa 32 % des Energie-Eigenbedarfs.<br />
Zur Temperierung des neuen Markts<br />
wird zur Heizung und Klimatisierung<br />
Geothermie genutzt.<br />
Variables Konstruktionsprinzip<br />
Das Konstruktionsprinzip der Halle<br />
lässt sich in Spannweite, Höhe und<br />
den Achsabständen der Rahmen variieren.<br />
Damit können verschiedene<br />
Gebäudegrößen und -abmessungen<br />
realisiert und an verschiedene<br />
Standorte und Marktgrößen angepasst<br />
werden, ohne den unverwechselbaren<br />
Charakter zu verlieren. Dem<br />
Handelsunternehmen steht ein flexibles<br />
und nachhaltiges Bausystem<br />
für unterschiedliche Standorte zur<br />
Verfügung.<br />
Die verbaute Menge Holz von<br />
etwa 1120 m³ entzieht der Atmosphäre<br />
dauerhaft 435 Tonnen CO . 2<br />
In der Summe verbraucht der neue<br />
„Green-Building-Konzeptmarkt“ auf<br />
einer Grundfläche von 2550 m² und<br />
einer Verkaufsfläche von 1830 m²<br />
über 40 % weniger Energie als ein<br />
Rewe-Standardmarkt.<br />
Ein Grund mehr für die Deutsche<br />
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen<br />
(DGNB), das Gebäude als ersten Supermarkt<br />
mit dem Prädikat in Gold<br />
auszuzeichnen.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag,<br />
Karlsruhe ▪<br />
Steckbrief<br />
Bauvorhaben:<br />
Supermarkt „REWE Green<br />
Building – Konzept Zukunft“<br />
D-12355 Berlin-Rudow<br />
Energiestandard: Niedrigenergie<br />
Bauzeit: Mai bis oktober 2009<br />
Nutzfläche: 1830 m²<br />
Umbauter Raum: 18 000 m³<br />
Bauherr:<br />
REWE Deutscher<br />
Supermarkt KGaA<br />
D-55250 Mainz-Kastel<br />
www.rewe-group.com<br />
Planer/Architekt:<br />
Koch Architekten<br />
D-40212 Düsseldorf<br />
www.kocharchitekten.com<br />
Tragwerksplanung:<br />
Ingenieur Group Innovatives<br />
Bauen GmbH & Co. KG<br />
Dipl.-Ing. Hubertus Zimmerling<br />
D-40219 Düsseldorf<br />
www.igib-bauen.de<br />
Holzbau (Dach/Wände):<br />
Holzbau Hunold GmbH & Co. KG<br />
D-37327 Leinefelde<br />
www.holzbau-hunold.de<br />
Holzbau (BS-Holz-Binder):<br />
Holzleimbau Derix<br />
D-41372 Niederkrüchten<br />
www.derix.de<br />
Materialverbrauch:<br />
BS-Holz (Binder): 224 m³<br />
KVH (Dach/Wände): 113 m³<br />
oSB-Platten: 119 m³<br />
Zellulosedämmung: 660 m³<br />
Holzweichfaser: 3,5 m³<br />
www.mikado-online.de 27<br />
HoLZBAU HUNoLD
Sanierung und Ausbau<br />
Asbest<br />
Gefährliche Wunderfaser<br />
obwohl Asbest bereits seit 1970 als krebserregend anerkannt ist, kamen gerade in<br />
dieser Zeit verstärkt astbesthaltige Baustoffe und Bauteile zum Einsatz. Beim Rückbau ist<br />
die Gefahr durch freie Asbestfasern mit schwacher Bindung am höchsten.<br />
Zwischen 1950 bis 1990 importierte<br />
Deutschland rund 4,35<br />
Mio. Tonnen Asbest. Diesen verarbeiteten<br />
die Bauschaffenden in asbesthaltigen<br />
Baustoffen und Bauteilen,<br />
Verbundbaustoffen und asbesthaltigen<br />
Werkstoffen.<br />
In den 1970er-Jahren wurde<br />
Rohasbest als Asbestzement, in<br />
Fußbodenbelägen, Bitumen-, Dachund<br />
Dichtungsbahnen, Kittmassen,<br />
Spachtel- und Vergussmassen, Feuerschutzmitteln<br />
sowie Pappen und Papier,<br />
Filtermaterialien, Formmassen<br />
und Straßendeckschichten verarbeitet.<br />
Zudem kamen verstärkt asbesthaltige<br />
Baustoffe und Bauteile in und<br />
an Gebäuden zum Einsatz. Je nach<br />
Art der Einbindung der Asbestfasern<br />
in die Bau- und Werkstoffe unterscheiden<br />
sich zwei Produktgruppen:<br />
▴ Das Abfallverzeichnis<br />
stuft<br />
Asbestzementabfälle<br />
als<br />
gefährliche Stoffe<br />
ein. Deshalb<br />
sind eine ganze<br />
Reihe von<br />
abfallrechtlichen<br />
Punkten zu<br />
beachten<br />
28 mikado 9.2010<br />
Asbestzement (starke Asbestbindung)<br />
und asbesthaltige Werkstoffe (weiche<br />
Asbestbindung).<br />
Gefährlich oder nicht<br />
Die Art der Asbestbindung ist maßgeblich<br />
für die Beständigkeit von Asbestmaterialien,<br />
die Freisetzung gesundheitsschädlicher<br />
Asbestfasern<br />
infolge von Verwitterung oder mechanischer<br />
Beanspruchung. Die Art<br />
der Bindung bestimmt die Art und<br />
Weise des Rückbaus (Sanierung) und<br />
der fachgerechtem Entsorgung, denn:<br />
Die gesundheitliche Gefahr durch<br />
Freisetzung von Asbestfasern beim<br />
Rückbau ist bei schwacher Asbestbindung<br />
am höchsten.<br />
Wenn eine Sanierung oder ein Gebäudeabriss<br />
vorbereitet wird, ergibt<br />
BERNARD MAURIN, ISToCKPHoTo.CoM<br />
sich das Problem der Erkennung asbesthaltiger<br />
Baustoffe. Seit 1990 gibt<br />
es asbestfreie Faserzementprodukte<br />
unter Verwendung von Glasfasern,<br />
organischen Polymerfasern und<br />
Zellulosefasern. Diese Produkte unterscheiden<br />
sich optisch kaum von<br />
asbesthaltigen. Folgende Kennzeichnungen<br />
charakterisieren asbestfreie<br />
Produkte:<br />
▸ Asbestfreie Formstücke sind mit<br />
NT oder AF gezeichnet.<br />
▸ Bei asbestfreien Faserzementwellplatten<br />
gibt der Prägestempel<br />
mit dem Herstellungsdatum, der<br />
AF-Kennung und der Nummer<br />
der allgemeinen bauaufsichtlichen<br />
Zulassung Auskunft.<br />
▸ Großformatige Faserzementfassadenplatten<br />
besitzen eine Zulassungsnummer<br />
in Form eines<br />
Rollenstempels mit Produktionsoder<br />
Beschichtungsdatum auf der<br />
Plattenrückseite.<br />
▸ Asbestfreie Rohre tragen die<br />
Norm-Kennzeichnung „DIN EN<br />
588“.<br />
Besteht der Verdacht auf Asbest,<br />
sollte im Zweifel immer ein akkreditiertes<br />
Labor zur Analyse herangezogen<br />
werden.<br />
Gesundheitsrisiko durch<br />
verbaute Produkte<br />
Asbest wird durch äußere Klimaseinflüsse,<br />
mechanische Belastungen<br />
oder Verwitterung des Bindemittels<br />
und der Asbestfasern freigesetzt. Gesundheitsgefährdend<br />
ist die Abgabe<br />
von Fasern an die Raumluft oder<br />
Umgebungsluft. Die gesundheitliche<br />
Belastung durch Asbeststaub hängt<br />
von der Faserkonzentration und Verweildauer<br />
ab.
Sanierung und Ausbau<br />
Die Hintergrundbelastung von Asbestfasern<br />
in der Umwelt (freier Außenraum)<br />
liegt heute bei ca. 100 bis<br />
150 Fasern pro Kubikmeter (F/m³).<br />
Durch die Verwitterung des Asbests<br />
und Zementsteins sowie mechanische<br />
Beanspruchung von asbesthaltigen<br />
Produkten können Fasern<br />
auch im Außenbereich freigesetzt<br />
werden. Die Einwirkung von Algen,<br />
Flechten und Moosen infolge der<br />
biogenen Ausscheidung von organischen<br />
Säuren verstärkt die Verwitterung<br />
von Zementstein und Chrysotil-Asbest.<br />
Eine allgemeine Gesundheitsgefährdung<br />
bei natürlicher Abwitterung<br />
ist unwahrscheinlich. Kritisch<br />
sind Arbeitsverfahren bei Abbruch,<br />
Sanierung und Instandhaltung, bei<br />
denen asbesthaltige Bauteile zerstört<br />
werden oder durch Abrieb Asbestfasern<br />
freigesetzt werden.<br />
Abbruch, Sanierungs- oder<br />
Instandhaltungsarbeiten<br />
Die technischen Regeln für Gefahrstoffe<br />
„Asbest – Abbruch, Sanierungs-<br />
oder Instandhaltungsarbeiten“<br />
(TRGS 519) unterscheiden<br />
nach der freigesetzten Fasermenge<br />
pro Kubikmeter Luft [F/m³]:<br />
▸ Arbeiten „geringer Exposition“<br />
mit Asbestfaserkonzentrationen<br />
von weniger als 15 000 F/m³,<br />
▸ Arbeiten „geringen Umfangs“<br />
mit Asbestfaserkonzentrationen<br />
von weniger als 100 000 F/m³,<br />
▸ „umfangreiche Arbeiten“ mit Asbestfaserkonzentrationen<br />
von<br />
mehr als 100 000 F/m³.<br />
Bei den Verfahren „geringer Exposition“<br />
handelt es sich um spezielle<br />
Arbeitsverfahren, die sicherstellen,<br />
dass bei strikter Einhaltung der<br />
Sicherheitsanweisungen die Belastung<br />
der Arbeitnehmer unter 15 000<br />
F/m³ liegt.<br />
Bei Arbeiten „geringen Umfangs“<br />
mit ≤ 100 000 F/m³ müssen die Dauer<br />
und der Arbeitsumfang (Fläche)<br />
begrenzt sowie die Zahl der Arbeiter<br />
festgelegt werden.<br />
In beiden Fällen dürfen Arbeitnehmer<br />
nur mit Körperschutzmittel<br />
und persönlicher Schutzausrüstung<br />
tätig werden.<br />
▸ Eine<br />
Gefährdung bei<br />
natürlicher<br />
Abwitterung von<br />
asbesthaltigen<br />
Bauteilen ist nicht<br />
wahrscheinlich<br />
Bei Arbeiten in Innenräumen<br />
muss nach der TRGS 519 vorgegangen<br />
werden, damit der Raum nicht<br />
kontaminiert wird. Hauptursache<br />
für die Freisetzung von Asbestfasern<br />
in Innenräumen sind Abbrucharbeiten<br />
von Spritzasbest und anderer<br />
schwach gebundener Produkte<br />
für den Brandschutz. Nach der Asbestrichtlinie<br />
(Länderrichtlinie) sind<br />
der Schutz der Gebäudenutzer (Nutzerschutz)<br />
und der Sanierungsbedarf<br />
von asbestkontaminierten Innenräumen<br />
wesentlich von der analytisch<br />
nachgewiesenen Faserzahl pro Kubikmeter<br />
Raumluft abhängig. Generell<br />
muss vor Beginn der Arbeiten<br />
eine protokollierte Begehung und Fasermessung<br />
stattfinden. Auch eine<br />
öffentlichen Ausschreibung muss darauf<br />
hinweisen.<br />
Experten vor Ort<br />
Ein mit der Asbestentsorgung betrauter<br />
sachverständiger Verantwortlicher<br />
einer Behörde, kommunalen<br />
Einrichtung, der Immobilienwirtschaft<br />
oder eines Entsorgungsfachbetriebs<br />
muss die Rechtsgrundlagen für<br />
Daten und Fakten zu Asbest<br />
den Umgang mit Asbestprodukten<br />
kennen und Gesetze und Regelungen<br />
in der Praxis umsetzen. Der Beauftragte<br />
ist voll für die Einhaltung der<br />
Vorschriften und Gesetze verantwortlich.<br />
Die wesentlichen Arbeitsschutzvorschriften<br />
dafür sind das<br />
Chemikaliengesetz (ChemG), die Chemikalienverbotsverordnung<br />
(Chem-<br />
VerbotsV) sowie die Gefahrstoffverordnung<br />
(GefStoffV).<br />
Bei geplanten Sanierungs- und Renovierungsarbeiten<br />
hat der Bauherr<br />
die Pflicht zu prüfen, ob asbesthaltige<br />
Baustoffe vorhanden sind und<br />
zwar vor Beginn der Arbeiten auf der<br />
Grundlage vorhandener Informationen<br />
über Gebäudetyp (Typenbauten<br />
der ehemaligen DDR), Gebäudefunktion,<br />
Gebäudeeinrichtung, technische<br />
Gebäudeausrüstung, Einrichtungszeitraum,<br />
Gebäudebegehung und<br />
Probenahmen.<br />
Die Gefährdungsermittlung nach<br />
Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)<br />
und die Gefährdungsbeurteilung –<br />
darauf basieren alle wesentlichen<br />
Entscheidungen und Festlegungen,<br />
welche Sanierungstechniken zum<br />
Einsatz kommen sollen.<br />
Asbest (altgriechisch „unvergänglich”) ist eine Sammelbezeichnung für<br />
verschiedene natürlich vorkommende, faserförmige Silikat-Minerale, die<br />
an vielen Stellen der Erde in der Erdkruste eingebettet sind. Asbest wurde<br />
auch „Wunderfaser” genannt, weil es eine große Festigkeit besitzt, hitze-<br />
und säurebeständig ist, hervorragend isoliert und verwoben werden kann.<br />
Mit diesen Voraussetzungen konnte sich Asbest in der Schifffahrtsindustrie,<br />
Isolationsindustrie, der Bauindustrie und der Autoreifenindustrie durchsetzen.<br />
Aufgrund der inzwischen eindeutig festgestellten Gesundheitsgefahren,<br />
die von Asbest ausgehen, ist der Einsatz heute in vielen Staaten<br />
verboten. Heute stellt Asbest primär ein Entsorgungsproblem dar.<br />
www.mikado-online.de 29<br />
HANS JüRGEN KRoLKIEWICZ
Sanierung und Ausbau<br />
Entfernen, Beschichten, Trennen<br />
Für die baupraktische Anwendung<br />
haben sich besonders bei schwach<br />
gebundenen Asbesterzeugnissen drei<br />
Techniken bewährt: Entfernen, Beschichten,<br />
räumliche Trennung.<br />
Beim „Entfernen“ werden grundsätzlich<br />
alle asbesthaltigen Bauteile<br />
und Baustoffe entfernt. Nachteil ist,<br />
dass die Bauteile ersetzt werden müssen,<br />
um die bauphysikalischen Eigenschaften<br />
des Brand-, Wärme- und<br />
Schallschutzes wieder herzustellen.<br />
Bei der „Beschichtung“ werden Asbestfasern<br />
durch einen Auftrag von<br />
Schutzlacken oder entsprechenden<br />
Schutzsystemen staubdicht eingeschlossen.<br />
Das angewendete Schutzsystem<br />
muss anerkannt sein und von<br />
einer Spezialfirma ausgeführt werden.<br />
Beschichtungen sollten nur in<br />
Ausnahmefällen eingesetzt werden.<br />
Bei der „räumlichen Trennung“<br />
wird das asbesthaltige Bauteil durch<br />
z. B. Vorhänge oder dichtes Verbauen<br />
(Bekleiden) mit anderen Baustoffen<br />
staubdicht abgetrennt. Bei diesem<br />
Verfahren muss die dauerhafte Abdichtung<br />
gewährleistet sein. Es dürfen<br />
keine Lücken, Öffnungen oder<br />
Anschlüsse ent<strong>stehen</strong>, bei denen die<br />
Gefahr einer Undichtheit ent<strong>stehen</strong><br />
kann. Das ist besonders bei beweglichen<br />
Bauteilen der Fall.<br />
Wichtig: Das vernünftigste und sicherste<br />
Sanierungsverfahren ist die<br />
komplette und sorgfältige Entfernung<br />
des Gefahrstoffs Asbest.<br />
Ein Sonderfall sind Fassadenverkleidungen:<br />
Hier handelt es sich meist<br />
um dampfgehärtete oder werkseitig<br />
bereits beschichtete Fassadenplatten,<br />
die sehr glatt und widerstandsfähig<br />
sind. Farblich beschichtete Platten<br />
sind an der Oberfläche oft mit Acrylharzen<br />
behandelt. Aufgrund der<br />
Vorbehandlung sind solche Platten<br />
länger haltbar als unbeschichtete asbesthaltige<br />
Dachwellplatten.<br />
Abfallbeseitigung<br />
Das Abfallverzeichnis stuft Asbestzementabfälle<br />
als gefährliche Stoffe<br />
ein. Deshalb sind eine ganze Reihe<br />
von abfallrechtlichen Punkten zu<br />
beachten. Bereits auf der Baustelle<br />
30 mikado 9.2010<br />
Besteht<br />
▸<br />
der Verdacht, ein<br />
Bauteil,<br />
Dämmstoff, Well-<br />
plattendach,<br />
Luftschacht oder<br />
ein Blumenkasten<br />
enthält<br />
Asbest, sollte<br />
ein akkreditiertes<br />
Labor zur<br />
Analyse herangezogen<br />
werden HANS JüRGEN KRoLKIEWICZ<br />
müssen die Abfälle so behandelt werden,<br />
dass bei der Verladung, während<br />
des Transports und der Entsorgung<br />
keine Asbestfasern freigesetzt<br />
werden können. Alle Abfallbehälter<br />
müssen mit einer speziellen „Asbestkennung“<br />
und die Fahrzeuge mit<br />
dem Gefahrenzettel Nr. 9 gekennzeichnet<br />
sein.<br />
Asbestabfälle dürfen gewerbsmäßig<br />
nur mit Genehmigung der<br />
Gesundheitsrisiko Asbest<br />
zuständigen Abfallentsorgungsbehörde<br />
eingesammelt und befördert<br />
werden. Der Umgang mit nicht verfestigtem<br />
Spritzasbest oder Asbeststäuben<br />
stellt besondere Anforderungen<br />
an die Verpackung, den Fahrzeugführer<br />
sowie die Kennzeichnung und<br />
Ausstattung des Fahrzeugs.<br />
Für gefährliche Abfälle ist ein Entsorgungsnachweis<br />
zu führen.<br />
Hans Jürgen Krolkiewicz, Köln ▪<br />
Beim Umgang mit Asbest und dem Bearbeiten asbesthaltiger Materialien<br />
werden Asbestfasern freigesetzt. Mit einer Faserlänge von größer 5 µm<br />
und einem Durchmesser von max. 3 µm gelangen Asbestfasern in die<br />
Lungenbläschen (sog. „Alveolen“) und können dort schon bei geringer<br />
Belastung die sog. „Asbestose“ auslösen. Die Fresszellen (sog. „Makrophagen“)<br />
können die Fasern aufgrund ihrer Länge nicht vollständig umschließen<br />
und abtransportieren. Das feinfasrige Material kann sich in den<br />
Lungenzwischenraum spießen und von dort auch zum Brustfell wandern.<br />
Die kritische Fasergeometrie ist der Grund für die gesundheitsgefährdende<br />
Wirkung.<br />
Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, ist erhöht. Die Exposition<br />
zusammen mit anderen Schadstoffen kann das Lungenkrebsrisiko noch<br />
vergrößern. So ist bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko bei Asbestbelastung<br />
etwa zehnmal größer als bei Nichtrauchern. Außerdem ist Asbest einer der<br />
wichtigsten Auslöser von Tumoren im Bauch- und Rippenfell.<br />
Gesundheitsschädlich ist nur das Einatmen der Asbestfasern, die natürlich<br />
oder durch Abrieb oder Verwitterung freigesetzt werden. Prominentes<br />
Beispiel: Der Abriss des Palastes der Republik in Berlin erfolgte wegen der<br />
Gesundheitsschädlichkeit von Asbest, da hier vor allem schwach gebundener<br />
Spritzasbest verbaut war. Hier ist – im Gegensatz zu (in Zement) fest<br />
gebundenem Asbest (Asbestzement) – eine Innenraumbelastung durch<br />
freigesetzte Fasern wahrscheinlicher und oft auch gegeben. Asbest ist<br />
bereits seit 1970 als karzinogen anerkannt.<br />
Quelle: Wikipedia
Details im Griff September 2010<br />
Holzfassade<br />
Regenwasser muss schnell abfließen<br />
Objekt<br />
Ein zweigeschossiger Kindergarten<br />
in Mannheim wurde in Holzrahmenbauweise<br />
erstellt und seine Fassade<br />
mit naturbelassenen Douglasie-<br />
Dreischichtplatten bekleidet. Um die<br />
Horizontale zu betonen, ließ der Architekt<br />
die großformatigen Platten<br />
mit horizontalem Faserverlauf verlegen<br />
und vertikal durch umlaufende<br />
Simsbleche aus Titanzink gliedern.<br />
Schadensbild<br />
Die Fassade zeigte drei Jahre nach<br />
Fertigstellung des Gebäudes in unregelmäßigen<br />
Abständen starke Verfärbungen,<br />
die sich dreiecksförmig<br />
von der Unterkante der Platte nach<br />
oben entwickelten. In ihrem Verlauf<br />
änderte sich die Farbe von „nahezu<br />
schwarz“ bis „hell ausgebleicht“.<br />
Die von der Verfärbung nicht betroffenen<br />
Oberflächen zeigen die<br />
für Douglasienholz typische, durch<br />
Witterung und UV-Strahlung verursachte<br />
Veränderung: die ursprünglich<br />
rötliche Färbung vergraut. An den<br />
Oberflächen sind erhebliche Korrosionserscheinungen<br />
erkennbar. Das<br />
optische Erscheinungsbild war für<br />
den Bauherrn so nicht akzeptabel.<br />
Schadensursachen<br />
Die Verfärbung resultiert aus dem<br />
Zusammenwirken von drei verschiedenen<br />
Ursachen:<br />
▸ Die Holzoberfläche ist konstruktiv<br />
ungeschützt und chemisch<br />
unbehandelt der Witterung ausgesetzt.<br />
▸ Die Holzoberfläche ist so eingesetzt,<br />
dass die Fasern horizontal<br />
verlaufen.<br />
Stimmige Holzoberflächen als Fassade liegen bei einem Gebäude<br />
aus Holz nahe. Bei einem Kindergarten traten jedoch unschöne<br />
Verfärbungen auf. Schuld waren drei verschiedene Fehler auf einmal.<br />
Die Fassaden-<br />
▸<br />
platten des<br />
Kindergartens<br />
zeigten nach<br />
drei Jahren völlig<br />
inakzeptable<br />
Verfärbungen in<br />
dreieckigen<br />
Formen und<br />
unregelmäßigen<br />
Abständen<br />
Auf einen Blick<br />
Objekt Kindergarten in Holzrahmenbauweise mit Fassadenbekleidung<br />
aus Douglasie-Dreischichtplatten<br />
Schadensbild Fassadenbekleidung verfärbt sich an zahlreichen Stellen<br />
inakzeptabel stark<br />
Schadensursachen<br />
Schadensbehebung<br />
Schadensvermeidung<br />
▸ Holzoberfläche konstruktiv ungeschützt und chemisch<br />
unbehandelt<br />
▸ Fasern der Holzoberfläche verlaufen horizontal<br />
▸ Simsbleche aus Titanzink kontaminieren Niederschlagswasser<br />
▸ Fassadenplatten komplett austauschen<br />
▸ oberflächen der neuen Fassadenplatten chemisch<br />
behandeln<br />
▸ Fasern der Holzoberfläche müssen vertikal verlaufen<br />
▸ Austausch der Simsbleche gegen neue aus beschichtetem<br />
Aluminium<br />
▸ oberflächen der Fassadenplatten chemisch behandeln<br />
▸ Fasern der Holzoberfläche müssen vertikal verlaufen<br />
▸ Simsbleche aus beschichtetem Aluminium statt aus<br />
Titanzink<br />
www.mikado-online.de 31
▸ Das die Fassade herunterlaufende<br />
Niederschlagswasser ist metallisch<br />
kontaminiert.<br />
Durch die UV-Strahlung der Sonne<br />
wird an der Holzoberfläche das wasserunlösliche<br />
Lignin, die „Kittsubstanz“<br />
des Holzes, in wasserlösliche<br />
Bestandteile abgebaut. Bei freier Bewitterung<br />
waschen die Niederschläge<br />
sie im Lauf der Zeit aus. Entlang der<br />
Faserrichtung bildet sich ein reliefartiges<br />
Rillenmuster: Die weichen Jah-<br />
Downloadtipp:<br />
Die Langfassung des Schadensfalls<br />
können mikado-Abonnenten<br />
als PDF kostenlos herunterladen:<br />
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Downloads<br />
resringe werden ausgespült und die<br />
harten bleiben erhalten. So entsteht<br />
entlang der Jahresringe eine strukturierte<br />
Oberfläche und das Holz bekommt<br />
eine grau-silbrige Farbe.<br />
Da sich die Risse und das Rillenmuster<br />
der vergrauten Oberflächen<br />
in Faserrichtung ausprägen – also<br />
in horizontaler Richtung –, wird mit<br />
steigendem Verwitterungsgrad das<br />
Ablaufen des auftreffenden Niederschlagswassers<br />
immer mehr behindert.<br />
Die Wasserhaltezeit der Oberfläche<br />
verlängert sich und verstärkt<br />
den Effekt. Die horizontalen Rillen<br />
sind der Grund, warum sich die Bewitterungsfläche<br />
nach unten immer<br />
mehr verbreitert.<br />
32<br />
Details im Griff September 2010<br />
▴ Die Dreischichtplatte<br />
zeigt<br />
in ihrem Inneren<br />
keinerlei<br />
Durchfeuchtung<br />
mikado 9.2010<br />
THoMAS KIES<br />
Labortechnische Untersuchungen<br />
ergaben, dass im Bereich der starken<br />
Verfärbungen sehr viel Zink und Titan<br />
in der Oberfläche eingelagert ist.<br />
Der gefundene Wert liegt mehr als<br />
zehnmal so hoch wie in den normal<br />
bewitterten Bereichen.<br />
Das lässt den Schluss zu, dass an<br />
immer gleichen Stellen des Simsblechs<br />
– bedingt durch Blechstöße,<br />
Unebenheiten oder kleine Knicke –<br />
das Niederschlagswasser abtropft<br />
und vom Wind gegen die Fassadenplatte<br />
gedrückt wird. Das führt zu einer<br />
permanenten Auswaschung der<br />
durch die UV-Strahlung angegriffenen<br />
Oberfläche und damit zu den<br />
deutlichen Verfärbungen – verstärkt<br />
durch den deutlich erhöhten Metallanteil<br />
im Niederschlagswasser. Sich<br />
ansiedelnde Pilze verstärken die teilweise<br />
Dunkelfärbung.<br />
Nicht bestätigt hat sich die Vermutung,<br />
dass Niederschlagswasser<br />
über die unteren Abtropfkanten in<br />
der mittleren Dreischichtplatten-<br />
Schicht – die mit Hirnholz an der<br />
Schnittkante – kapillar angesaugt<br />
wird und zur Durchfeuchtung der<br />
Platte führt.<br />
Schadensbehebung<br />
Zur Mängelbeseitigung müssen die<br />
Fassadenplatten komplett ausgetauscht<br />
werden. Bei ihrer Neuverlegung<br />
sollten die Fasern vertikal<br />
verlaufen. Eine Oberflächenbeschichtung<br />
mit Dünnschichtlasur oder einem<br />
deckenden Farbsystem ist<br />
dringend zu empfehlen. Die Fachregeln<br />
des Zimmererhandwerks und<br />
die einschlägigen Empfehlungen der<br />
Hrsg.: Holzbau Deutschland –<br />
Bund Deutscher Zimmermeister<br />
Fachregeln des Zimmererhandwerks 01:<br />
Außenwandbekleidungen aus Holz und<br />
Holzwerkstoffen<br />
Berlin, 2007 ı 38 Euro<br />
ISBN 978-3-981191-0-7<br />
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Produkte → Fachschriften<br />
Fachliteratur hinsichtlich Kantenbearbeitung,<br />
Fugenabständen usw.<br />
müssen Beachtung finden.<br />
Die Simsbleche sind durch neue<br />
aus eloxiertem und anderweitig beschichtetem<br />
Aluminium zu ersetzen,<br />
um metallische Auswaschungen zu<br />
vermeiden.<br />
Schadensvermeidung<br />
Eine naturbelassene Oberfläche unter<br />
Beachtung von Platteneignung,<br />
Faserverlauf und der spezifischen<br />
Randbedingungen ist bei Akzeptanz<br />
der witterungsbedingten Vergrauung<br />
durchaus möglich. Im vorliegenden<br />
Fall führte jedoch die Kombination<br />
von horizontalem Faserverlauf und<br />
metallisch kontaminiertem Niederschlagswasser<br />
zu gestalterisch inakzeptablen<br />
Verfärbungen.<br />
Eine Verlegung der Platten mit<br />
vertikalem Faserverlauf hätte die<br />
„Oberflächenkorrosion“ der Holzwerkstoffplatten<br />
wohl nicht gänzlich<br />
verhindert, aber deutlich vermindert,<br />
denn der Wasserablauf hätte relativ<br />
ungestört funktioniert. Mit Simsblechen<br />
aus beschichtetem Aluminium<br />
lassen sich die metallischen Auswaschungen<br />
und damit die dunklen<br />
Verfärbungen der Holzoberfläche<br />
weitestgehend verhindern.<br />
Werden die drei Schadensursachen<br />
konsequent vermieden, stellt sich im<br />
Lauf der Zeit nur eine natürliche,<br />
silbergraue Patina ein. Die mögen<br />
sicher manche Menschen unschön<br />
finden, doch ist sie sicherlich kein<br />
baulicher Schaden.<br />
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Die „fünfte Fassade“ hat wie<br />
jedes Dach die Aufgabe,<br />
die darunter liegenden Räume<br />
vor der Witterung zu schützen.<br />
Flachdächer erlauben darüber<br />
hinaus Begrünungen, nutzbare<br />
Dachterrassen oder großflächige<br />
Solaranlagen. Da bei der Realisierung<br />
immer wieder Fehler<br />
gemacht werden, versucht diese<br />
Publikation, das Thema umfassend<br />
zu behandeln. Neben<br />
grundsätzlichen Konstruktionsregeln<br />
gibt sie einen Überblick<br />
über die Nutzungs- und Konstruktionsarten,<br />
über die gängigen<br />
Aufbauten sowie über die<br />
wichtigsten Normen und Regelwerke.<br />
Zahlreiche Detailzeichnungen<br />
vorbildlicher Konstruktionslösungen<br />
machen das Buch<br />
zu einem Standardwerk. Die<br />
Überarbeitung der Fachregel für<br />
Dächer mit Abdichtung (Flachdachrichtlinie),<br />
die Ende 2008<br />
neu erschien, die DIN 18195,<br />
die DIN 18531 und die für Planung<br />
und Realisierung von<br />
Flachdächern relevanten Punkte<br />
aus der EnEV 2009 sind ausführlich<br />
behandelt. ▪<br />
34 mikado 9.2010<br />
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Bücher<br />
Vielen Bauingenieuren ist<br />
der Autor als Verfasser<br />
von Fachbüchern, Fachartikeln<br />
und Porträts berühmter Kollegen<br />
bekannt. In den 1990er-Jahren<br />
begann er, seinen beruflichen<br />
Alltag in kurzen Notizen festzuhalten.<br />
Die waren die Grundlage<br />
für dieses Buch. Eine „göttliche<br />
Offenbarung“ über das Ende<br />
des Bauens ist es nicht, dafür<br />
enthält es messerscharfe Beobachtungen<br />
eines wachen und<br />
kritischen Geistes, der seinen<br />
Beruf nicht nur als Vollzug einer<br />
europäischen Normen-Harmonisierung<br />
versteht. Seine<br />
Karikaturen öffnen die Augen<br />
für das Ausmaß der Veränderungen,<br />
die über das Bauingenieurwesen<br />
hereinbrechen. Die<br />
„apokalyptischen Reiter“ heißen<br />
bei ihm: Karrierismus, Kritiklosigkeit<br />
und Bürokratie. Sie<br />
versuchen, die klassischen Tugenden<br />
des Ingenieurs – Vernunft,<br />
Kreativität und Pragmatismus<br />
– zu verdrängen. Stiglats<br />
Aufruf: „Bewahren wir uns doch<br />
Selbstkritik, Selbstironie und ein<br />
wenig Bescheidenheit. Vergessen<br />
wir nicht, dass zu detaillierte<br />
Regelungen ein falsches<br />
Bild von uns zeichnen, unsere<br />
Fantasie töten und unsere Gerichte<br />
belasten!“ ▪<br />
Klaus Stiglat<br />
Apokalypse Bau<br />
Aus dem Alltag eines<br />
Bauingenieurs<br />
Wilhelm Ernst & Sohn,<br />
März 2010<br />
128 Seiten<br />
22 x 18 cm<br />
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ISBN 978-3-433029640<br />
Rolf Schmidt<br />
Welche Heizung braucht<br />
das Haus?<br />
Systeme der Heiz- und<br />
Lüftungstechnik im<br />
Vergleich<br />
Fraunhofer IRB-Verlag,<br />
2. Auflage, 2010<br />
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vergleicht, berechnet<br />
und kombiniert das Buch praxisnah<br />
aktuelle Gas-, Wärmepumpen-<br />
und Holzheizungen.<br />
Die 2. Auflage enthält neue Gesetze<br />
und Verordnungen wie das<br />
Erneuerbare-Energien-Wärme-<br />
Gesetz (EEWärmeGesetz) und<br />
die Energieeinsparverordnung<br />
(EnEV) 2009, neue Förderstufen<br />
der KfW-Bankengruppe<br />
und richtiges Lüften nach<br />
DIN 1946-6. Auf aktualisierter<br />
Grundlage werden energetische<br />
Werte und die Investitions-<br />
und Verbrauchskosten<br />
in vergleichenden Darstellungen<br />
anschaulich zusammengefasst.<br />
Die berechneten Heizund<br />
Lüftungssysteme beschreibt<br />
das Buch verständlich, verbindet<br />
das mit handfesten Empfehlungen<br />
und stellt das anhand<br />
von Praxisbeispielen gebauter<br />
Häuser dar. Mit dieser Planungshilfe<br />
sollen auch interessierte<br />
Laien in der Lage sein, aus<br />
den dargestellten Anlagen die<br />
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Management Ihr gutes Recht<br />
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Sicherheiten gehören aufs Sperrkonto<br />
Ein Auftraggeber darf einen Anteil des Werklohns als Sicherheit für spätere<br />
Mängelansprüche nur einbehalten, wenn das vertraglich vereinbart ist. Gilt die VoB/B,<br />
muss er den Betrag auf ein Sperrkonto einzahlen.<br />
Ein Bauvertrag birgt für beide Vertragsparteien<br />
Risiken. Der Auftragnehmer<br />
ist zur Vorleistung verpflichtet<br />
und trägt das Risiko, dass<br />
der Auftraggeber nach Fertigstellung<br />
der vereinbarten Bauleistungen den<br />
Werklohn nicht vollständig oder gar<br />
nicht zahlen kann. Das Risiko kann<br />
er reduzieren, indem er sich vom Auftraggeber<br />
eine Sicherheit für seinen<br />
Werklohnanspruch nach § 648a BGB<br />
geben lässt. Der Auftraggeber trägt<br />
das Risiko, dass der Auftragnehmer<br />
die Bauleistung nicht vollständig erbringt<br />
oder Mängelansprüche nicht<br />
erfüllt. Hierzu finden sich in vielen<br />
Bauverträgen Regelungen, wonach<br />
der Auftraggeber von der Werklohnforderung<br />
des Auftragnehmers einen<br />
Einbehalt vornehmen darf, den<br />
der Auftragnehmer durch eine Bürgschaft<br />
ablösen kann. Häufig wird zur<br />
Sicherung der Vertragserfüllung ein<br />
Einbehalt von 10 Prozent vereinbart,<br />
der sich zur Sicherung der Mängelansprüche<br />
mit der Abnahme dann auf<br />
5 Prozent reduziert.<br />
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Sicherheitseinbehalt ist auf<br />
Sperrkonto einzuzahlen<br />
Haben die beiden Parteien in ihrem<br />
Werkvertrag die Geltung der VOB/B<br />
vereinbart, ist der Auftraggeber gemäß<br />
§ 17 Absatz 6 Satz 3 verpflich-<br />
tet, den einbehaltenen Sicherheitsbetrag<br />
dem Auftragnehmer mitzuteilen<br />
und dann binnen 18 Werktagen auf<br />
ein Sperrkonto einzuzahlen. Der Auftraggeber<br />
darf den Einbehalt nicht<br />
als zu seinem Vermögen gehörend<br />
betrachten. Unterlässt er die Einzahlung<br />
auf ein Sperrkonto, darf ihm der<br />
Auftragnehmer dafür eine Nachfrist<br />
von sieben bis zehn Kalendertagen<br />
setzen. Zahlt der Auftraggeber innerhalb<br />
der Frist nicht ein, kann der Auftragnehmer<br />
die sofortige Auszahlung<br />
des Einbehaltes verlangen.<br />
Fristüberziehung bedeutet<br />
sofortige Auszahlung<br />
Der Auftraggeber verliert nach Ablauf<br />
der Nachfrist seinen Anspruch<br />
auf Sicherheit. Auftraggeber sollten<br />
deshalb die Nachfristsetzung<br />
„Unterlässt der Auftraggeber die Einzahlung, hat der<br />
Auftragnehmer Anspruch auf sofortige Auszahlung.“<br />
des Auftragnehmers zur Einzahlung<br />
des Sicherheitseinbehaltes auf<br />
ein Sperrkonto ernst nehmen. Auftragnehmer<br />
sollten vom Auftraggeber<br />
die Einzahlung des Sicherheitsbetrags<br />
auf ein Sperrkonto konsequent<br />
verlangen. Verzichtet der Auftragnehmer<br />
auf die Nennung eines<br />
Kreditinstituts, ist die Nachfristsetzung<br />
dennoch wirksam. Der Auftragnehmer<br />
überlässt dann die Wahl des<br />
Kreditinstituts allerdings ganz dem<br />
Auftraggeber.<br />
RA Dr. Burkhard Siebert, Kassel ▪<br />
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www.mikado-online.de 35<br />
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Management<br />
Sicherheitskoordinator<br />
Arbeitsschutz lohnt sich<br />
Arbeitsschutzmaßnahmen wirtschaftlich<br />
zu betrachten ist in<br />
Deutschland nicht üblich. Ganz im<br />
Gegensatz zu manch anderem Land,<br />
wo unter dem Motto „return on investment“<br />
bei der Unfallverhütung<br />
auch soziale Aspekte eine Rolle spielen.<br />
Anreize für mehr Sicherheit am<br />
Arbeitsplatz resultieren dort auch aus<br />
finanziellen Überlegungen: je weniger<br />
Unfälle, desto weniger Kosten für<br />
den Arbeitgeber. Im Ausland haben<br />
oft die großen Firmen eine Vorreiterrolle<br />
übernommen und den Arbeitsschutz<br />
auch als Managementsäule<br />
etabliert (Wirtschaftlichkeit – Termintreue<br />
– Sicherheit).<br />
Arbeitsschutz als Geschäftsziel<br />
Arbeitsschutz wird also vielen Arbeitgebern<br />
als klar definiertes Geschäftsziel<br />
vorgegeben: Je weniger<br />
Unfälle passieren und je besser die<br />
36<br />
Mehr Arbeitsschutz zahlt sich wirtschaftlich aus. Denn ein Arbeitsunfähigkeitstag<br />
kostet Handwerksbetriebe je nach Betriebsgröße zwischen 200 bis 400 Euro.<br />
Arbeitsplatzbedingungen sind, desto<br />
höher ist die Produktivität. Das<br />
bedeutet, dass sich auch kostenintensive<br />
Arbeitsschutzmaßnahmen am<br />
Ende für alle Beteiligten auszahlen.<br />
Auch in Deutschland gibt es entsprechende<br />
Untersuchungen: So stellt<br />
beispielsweise die Bundesanstalt für<br />
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in<br />
ihrer Schrift „Mit Sicherheit mehr<br />
Gewinn – Wirtschaftlichkeit von Sicherheit<br />
und Gesundheit bei der Arbeit“<br />
fest, dass allein 2002 der Produktionsausfall<br />
in Deutschland durch<br />
krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit<br />
44,15 Mrd. Euro betrug. Für<br />
kleinere und mittlere Unternehmen<br />
stellt sich die Situation noch dramatischer<br />
dar: Die Handwerkskammern<br />
rechnen je nach Handwerk und Betriebsgröße<br />
mit Kosten für einen Arbeitsunfähigkeitstag<br />
von 200 bis 400<br />
Euro. Das liegt hier vor allem am fehlenden<br />
Personalpuffer.<br />
mikado 9.2010<br />
Das vorschrifts-<br />
▴<br />
mäßig<br />
angebrachte Dach<br />
fang-<br />
geländer rettet im<br />
besten Fall<br />
Menschenleben<br />
Arbeitsschutz zahlt sich aus<br />
Die Sicherheitsexperten von um+t<br />
Umweltmanagement und -technik<br />
GmbH beispielsweise wollen den<br />
Arbeitgebern am Bau in Deutschland<br />
das Anbringen von Absturzsicherungen<br />
oder Fangnetzen näherbringen.<br />
Zusammen mit der Fakultät Bauingenieurwesen<br />
und Projektmanagement<br />
der Fachhochschule Biberach<br />
haben die Mitarbeiter des<br />
Unternehmens anhand von Praxisbeispielen<br />
und einer speziell entwickelten<br />
Software untersucht, ob sich<br />
Arbeitsschutzmaßnahmen für Bauherren<br />
und Bauunternehmer auszahlen.<br />
Das Fazit der Untersuchungen fiel<br />
durchweg positiv aus: Mehr Arbeitsschutz<br />
zahlt sich wirtschaftlich aus.<br />
Gesetzlicher Arbeitsschutz hat<br />
eine lange Tradition in Deutschland:
Management<br />
Zusammen mit der Schulpflicht entbrannten<br />
bereits 1794 erste Diskussionen<br />
über den Schutz von jugendlichen<br />
Arbeitern. Seitdem hat sich<br />
viel getan: Von der Gewerbe-Unfallversicherung<br />
über Frauen- und Mutterschutz<br />
bis hin zur Begrenzung der<br />
täglichen Arbeitszeit haben sich die<br />
Arbeitsbedingungen stark verbessert.<br />
Die Einführung des dualen Systems<br />
von Gewerbeaufsicht und Berufsgenossenschaft<br />
war ein weiterer Meilenstein.<br />
Heute regeln vor allem das Arbeitsschutzgesetz<br />
(ArbSchG), das Arbeitssicherheitsgesetz<br />
(ASiG), die Baustellenverordnung<br />
(BaustellV) und die<br />
Betriebssicherheitsverordnung (Betr-<br />
SichV) den Schutz vor Unfällen oder<br />
Gesundheitsgefährdungen am Arbeitsplatz.<br />
Arbeitsschutz ist Image<br />
Arbeitsschutz entwickelt sich immer<br />
mehr zu einem Imagefaktor. Ein gut<br />
geführtes Unternehmen kann es sich<br />
nicht erlauben, eine Baustelle mit Sicherheitsmängeln<br />
oder gar Unfällen<br />
zu betreiben.<br />
Gerade kleine und mittlere Unternehmen<br />
sollten das enorme<br />
wirtschaftliche Potenzial des Arbeitsschutzes<br />
nicht außer Acht lassen.<br />
Fehlender Personalpuffer, der<br />
UM+T UMWELTMANAGEMENT UND -TECHNIK GMBH<br />
Eine<br />
◂<br />
oft unterschätzte<br />
Gefahr bei<br />
Sanierungen sind<br />
alte Mineralfaserdämmungen:<br />
Vor 1992<br />
enthielten sie<br />
noch krebs-<br />
verdächtige Stoffe<br />
und müssen<br />
dementsprechend<br />
sorgfältig<br />
entsorgt werden<br />
beginnende demografische Wandel<br />
und ein zunehmender Mangel<br />
an qualifiziertem Fachpersonal verschärfen<br />
jeden krankheits- oder unfallbedingten<br />
Ausfall.<br />
Vorteile des Arbeitsschutzes<br />
Die Vorteile einer sicher geführten<br />
und vielleicht gar durch einen Sicherheitskoordinator<br />
abgestimmten<br />
Baustelle liegen auf der Hand:<br />
▸ Geringere krankheitsbedingte<br />
Ausfallzeiten durch das Hinwirken<br />
auf eine sichere Baustelleninfrastruktur<br />
▸ Qualitätszuwachs, da Arbeiten,<br />
die sicher durchgeführt werden,<br />
in der Regel auch handwerklich<br />
ordentlich ausgeführt sind<br />
Sicherheitskoordinator: Experte für sicheres Arbeiten<br />
Mit dem Sicherheitskoordinator wurde eine Person im Bauprozess eingeführt,<br />
die als unabhängiger und von terminlichen Zwängen befreiter<br />
Berater den Entstehungsprozess des Bauwerks sicherheitstechnisch begleiten<br />
soll. Der Sicherheitskoordinator, der als Vertreter des Bauherrn auftritt,<br />
wird idealerweise mit Planungsbeginn beauftragt. So kann der Koordinator<br />
rechtzeitig die Gefährdungen in der Bauausführungsphase analysieren<br />
und geeignete Sicherheitsmaßnahmen ausarbeiten.<br />
In dieser frühen Entstehungsphase untersucht der Experte das Bauwerk<br />
auf Risiken und Gefährdungen bei Wartungs-, Reparatur- und Rückbauarbeiten<br />
im Lebenszyklus des Gebäudes. Auftretende Sicherheitsdefizite<br />
können so noch vor Baubeginn behoben und die baulichen Maßnahmen,<br />
wie beispielsweise notwendige Dachausstiege, noch in die Planung und<br />
Ausschreibung eingearbeitet werden.<br />
Das Ergebnis dokumentiert er in der „Unterlage für spätere Arbeiten“.<br />
Die Unterlage dient als Arbeitsgrundlage bei der Planung, Ausschreibung<br />
und Ausführung von Wartungs-, Reinigungs- und Reparaturarbeiten am<br />
Gebäude. Damit ist das Dokument ein wichtiges Instrument für das Kostenund<br />
Facilitymanagement des Bauwerks.<br />
In der Ausführungsphase begleitet und berät der Koordinator sicherheitstechnisch.<br />
Die im Planungsprozess festgelegten Sicherheitsmaßnahmen<br />
werden auf der Baustelle kommuniziert und kontrolliert. Der Koordinator<br />
tritt nicht als Bedenkenträger, sondern als Problemlöser auf.<br />
Der Autor<br />
▸ Arbeitserleichterungen durch Sicherheitsbesprechungen,<br />
die außerdem<br />
Synergieeffekte haben:<br />
In einer Bauleiterbesprechung<br />
werden Arbeitsvorgänge besprochen<br />
und nochmals von einer<br />
anderen Seite beleuchtet.<br />
▸ Höhere Produktivität durch sicherere<br />
Arbeitsplätze<br />
▸ Imagegewinn durch sicheres und<br />
ordentliches Arbeiten auf der<br />
Baustelle<br />
▸ Fertigstellungstermine werden<br />
durch eine gesteigerte Produktivität<br />
und weniger Ausfallzeiten<br />
leichter eingehalten.<br />
Den größten Anreiz, mehr in Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
zu investieren,<br />
liegt im finanziellen Vorteil für<br />
die Arbeitgeber. ▪<br />
Dipl.-Ing. Frank Reisch ist verantwortlicher Bereichsleiter<br />
bei um+t Umweltmanagement und -technik GmbH in<br />
Ulm. Bei um+t hat man sich auf die Themen Brandschutz,<br />
Arbeitssicherheit, Energiemanagement, Akustik sowie<br />
Umwelt- und Immissionsschutz spezialisiert.<br />
www.umt-ulm.de<br />
www.mikado-online.de 37
Management<br />
Baustelleneinrichtung<br />
Sicherheit auf Schritt und Tritt<br />
Der Dachhandwerker ist während<br />
der Bauphase, aber vor allem<br />
bei Inspektion und Wartung einer<br />
Dachfläche auf sichere Elemente angewiesen.<br />
Auch bei solarthermischen<br />
und photovoltaischen Anlagen auf<br />
dem Dach spielt die Sicherheit eine<br />
wichtige Rolle, da diese Anlagen regelmäßig<br />
gewartet werden.<br />
Grundsätzlich sollten für Arbeiten<br />
an und auf Dächern die Betretbarkeit<br />
und die Erreichbarkeit von<br />
Arbeitsplätzen sowie Aufdach- und<br />
Indachsystemen gewährleistet und<br />
Verkehrswege vorhanden sein. Sicherheitstechnische<br />
Anforderungen<br />
für die Instandhaltung, Wartung und<br />
Inspektion sollte der Dachhandwerker<br />
wirtschaftlich und sicher planen<br />
und ausführen. Das ergibt sich<br />
aus der Baustellenverordnung, die<br />
die Bauphase und den Betrieb einer<br />
38<br />
Auf dem Dach gelten eigene Sicherheitsregeln. Aus gutem Grund: Stürze aus der<br />
Höhe gehen oft tödlich aus. mikado-Autor Dipl.-Ing. Hanns-Christoph Zebe beschreibt<br />
die Grundlagen der Sicherheitskonzepte, die hinter Systemen zur Dachbegehung <strong>stehen</strong>.<br />
Immobilie regelt. Sie fordert in der<br />
sog. „Unterlage“ ein Konzept für sichere<br />
und gesundheitsgerechte Arbeiten<br />
am Gebäude. Die „Unterlage“<br />
enthält eine Dokumentation aller<br />
Angaben, die erforderlich sind, um<br />
spätere Arbeiten unter sicherheitstechnischen<br />
Aspekten festlegen zu<br />
können.<br />
Eignung und Einsatz<br />
Universell einsetzbare Systeme zur<br />
sicheren Dachbegehung be<strong>stehen</strong> aus<br />
Steig- und Laufrosten sowie Einzeltritten.<br />
Die EG-Richtlinien fordern,<br />
dass Produkte nur dann in Verkehr<br />
gebracht werden dürfen, wenn sie<br />
die grundlegenden Sicherheits- und<br />
Gesundheitsanforderungen bzw. die<br />
grundlegenden Schutzanforderungen<br />
erfüllen. Die Einhaltung der<br />
mikado 9.2010<br />
Praxisgerechte<br />
▴<br />
Steighilfen<br />
für das Dach<br />
einschlägigen EG-Richtlinien muss<br />
durch die CE-Kennzeichnung und<br />
eine Konformitätserklärung des Herstellers<br />
– in bestimmten Fällen auch<br />
durch eine Konformitätsbescheinigung<br />
einer amtlich notifizierten Stelle<br />
– bestätigt sein.<br />
Seit 2007 müssen in Europa Produkte<br />
für die Dachbegehung den<br />
Anforderungen der Norm EN 516<br />
„Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen<br />
– Einrichtungen zum<br />
Betreten des Daches – Laufstege,<br />
Trittflächen und Einzeltritte“ entsprechen<br />
und somit CE-konform sein.<br />
Für den fachgerechten Einsatz sind<br />
die jeweils gültigen UVV und Fachvorschriften<br />
heranzuziehen. Wichtig<br />
ist, dass die eingesetzten Systeme<br />
den Anforderungen ensprechen<br />
und geprüft sind.<br />
Zusätzliche Lasten auf dem Dach<br />
Dachsicherheitshaken dienen der Befestigung<br />
von Lasten wie Dachdecker-Auflegeleitern<br />
und Dachdeckerstühlen<br />
bei Arbeiten auf dem Dach<br />
und als Anschlagpunkt für persönliches<br />
Sicherheitsgeschirr.<br />
Auflegeleitern kommen bei einem<br />
Verhältnis von 1 : 1,75 (ab 30°<br />
Dachneigung) zum temporären Einsatz,<br />
wenn sie zur Überbrückung eines<br />
Höhenunterschiedes von bis zu<br />
5 m dienen. Darüber hinaus sind dauerhafte<br />
Verkehrswege einzuplanen.<br />
Auflegeleitern dürfen nur bei<br />
Dachneigungen bis zu 75° verwendet<br />
werden. Dabei sind sie in Sicherheitsdachhaken<br />
nach DIN EN 517 einzuhängen.<br />
Sie dürfen nicht in die oberste<br />
Sprosse eingehängt werden. Der<br />
Standplatz muss unterhalb des Aufhängepunktes<br />
liegen.
Management<br />
Sichere Sicherheitsdachhaken<br />
Der horizontale Abstand der Sicherheitsdachhaken<br />
einer Reihe darf max.<br />
2 m betragen. Die obere Reihe Dachhaken<br />
ist mind. 1 m unterhalb des<br />
Firstes einzubauen. Für die untere<br />
Reihe ist ein Abstand von 1,5 m oberhalb<br />
der Traufe vorzusehen. Die dazwischen<br />
liegenden Reihen sind in<br />
jeweils mind. 5 m Abstand zu den<br />
darüber liegenden zu planen.<br />
Planer und Verarbeiter müssen bei<br />
diesem sicherheitsrelevanten Bauteil<br />
auf entsprechende Gütesicherung<br />
und Einhaltung der Normen achten.<br />
Idealerweise sind sie auch als Anschlagpunkt<br />
für eine PSA geeignet.<br />
Sicherheitsdachhaken müssen gemäß<br />
DIN EN 517 für Belastungen in Richtung<br />
der Falllinie der Dachfläche geeignet<br />
sein.<br />
Steig- und Laufroste<br />
Die Einhaltung der Normen gilt auch<br />
für Steig- und Laufroste. Farblich auf<br />
die Dachdeckung abgestimmt und in<br />
unterschiedlichen Breiten sind sie für<br />
den Einsatz auf profilierten Betondachsteinen<br />
und Tonziegeln lieferbar.<br />
Für begehbare Bauteile muss durch<br />
Fallversuche hinreichender Widerstand<br />
gegen Bruch nachgewiesen<br />
sein. Hierüber muss ein Zeugnis vorliegen.<br />
Für begehbare Bauteile, die<br />
in Übereinstimmung mit einer DIN-<br />
Norm oder einer allgemeinen bauaufsichtlichen<br />
Zulassung <strong>stehen</strong>, genügt<br />
ein einmaliger Nachweis.<br />
Selbstverständlich sind diese<br />
Eigenschaften über den gesamten<br />
Nutzungszeitraum einzuhalten.<br />
Entsprechende UV- und Witterungsbeständigkeit,<br />
Frost- und<br />
▸ Sicherheitsdachhaken<br />
müssen nach<br />
DIN 517<br />
eingebaut sein,<br />
um auch als<br />
Anschlagpunkt für<br />
den Anseilschutz<br />
zu dienen<br />
▸ Funktionsgerechte<br />
Einbindung des<br />
Solarhalters<br />
in die Eindeckung<br />
Temperaturbeständigkeit, Form-<br />
und Farbstabilität werden ebenso wie<br />
Korrosionsbeständigkeit und die Resistenz<br />
gegen üblicherweise atmosphärisch<br />
vorkommende Chemikalien<br />
vorausgesetzt.<br />
Sicherheit weiter gedacht<br />
Auch die Befestigung von Dachaufbauten<br />
wie z. B. Solarelementen ist<br />
ein Sicherheitsaspekt. Professionelle<br />
Solarträgersysteme verfügen über<br />
Reserven, um den Anforderungen an<br />
Dächer gemäß den Forderungen der<br />
DIN 1055 gerecht zu werden.<br />
Rechtliche Grundlagen<br />
Wichtigstes Instrument für die Sicherheit<br />
am Dach sind die Unfallverhütungsvorschriften<br />
der Berufsgenossenschaften.<br />
Sie gelten auch für<br />
vorübergehend eingerichtete Arbeitsplätze<br />
und Verkehrswege (BG-Regel<br />
203). Auch Instandhaltungsarbeiten<br />
sind nach BGV C22 Bauarbeiten. Die<br />
Unfallverhütungsvorschriften enthalten<br />
Bestimmungen, ab welcher<br />
Höhe eine Absturzsicherung vorhanden<br />
sein muss. Sie verweist auf DIN<br />
4426 „Sicherheitstechnische Anforderungen<br />
an Arbeitsplätze“, die die<br />
Vorgaben der allgemeinen Anforderungen<br />
der Bauordnungen konkretisiert.<br />
Die DIN 18160-5 „Abgasanlagen“<br />
regelt die Sicherheit für die<br />
Durchführung von Schornsteinfegerarbeiten.<br />
Es gehört zu den Pflichten des Eigentümers<br />
oder Bauherrn, Einrichtungen<br />
und Voraussetzungen zu<br />
schaffen, damit die Sicherheits- und<br />
Gesundheitsschutzpflichten erfüllt<br />
werden können.<br />
Weitere Grundsätze gelten bei der<br />
Prüfung und Zertifizierung der bedingten<br />
Betretbarkeit oder Durchsturzsicherheit<br />
von Bauteilen und<br />
Verglasungen nach der GS-BAU-18.<br />
Nach den Unfallverhütungsvorschriften<br />
müssen Arbeitsplätze für<br />
Dacharbeiten so beschaffen sein,<br />
dass sie ein sicheres Arbeiten auf<br />
dem Dach ermöglichen. DIN 4426<br />
gilt für die Planung und Ausführung<br />
von dauerhaft installierten Arbeitsplätzen<br />
und Verkehrswegen auf Dächern.<br />
An Arbeitsplätzen und Verkehrswegen<br />
müssen Einrichtungen<br />
vorhanden sein, die einen Absturz<br />
von Personen verhindern. Umwehrungen<br />
haben Vorrang vor Anschlageinrichtungen<br />
für persönliche Schutzausrüstungen.<br />
Bei Dachflächen mit<br />
mehr als 20° Dachneigung sind Sicherheitsdachhaken<br />
nach DIN EN 517<br />
einzubauen, die sich zum Einhängen<br />
von Auflegeleitern als Arbeitsplatz<br />
und als Anschlagpunkt für den Anseilschutz<br />
eignen.<br />
Auch praxisgerechten Systemlösungen<br />
können nur dann die Gesundheit<br />
schützen, wenn sie vorschriftsmäßig<br />
eingebaut und vor allem auch<br />
genutzt werden.<br />
Dipl.-Ing. Hanns-Christoph Zebe,<br />
Kaiserslautern ▪<br />
www.mikado-online.de 39<br />
KLöBER
Viele Führungskräfte klagen über<br />
Stress. Sie fühlen sich körperlich<br />
und psychisch angeschlagen. Damit<br />
meinen sie meistens das Gefühl,<br />
im Arbeitsalltag unter starkem Druck<br />
zu arbeiten und dabei an der Grenze<br />
zur Überlastung zu <strong>stehen</strong>. Die häufigsten<br />
Gründe hierfür sind:<br />
▸ zu viele Aufgaben gleichzeitig<br />
erledigen zu müssen<br />
▸ zu wenig Zeit für die einzelnen<br />
Aufgaben zu haben<br />
▸ häufige Arbeitsunterbrechungen<br />
▸ daraus resultierende Konflikte<br />
mit Kollegen oder Mitarbeitern<br />
Stress äußert sich in dem ungewissen<br />
Gefühl, zu viel zu tun zu haben<br />
und zu wenig zu schaffen. Häufig<br />
zeigt sich Stress in körperlichen<br />
Symptomen, wie Erschöpfung, Gereiztheit,<br />
Kopfschmerzen und Magenbeschwerden.<br />
Viele kompensieren<br />
die Phänomene durch Hast und<br />
40<br />
Management Büro kompakt<br />
Work-Life-Balance<br />
Stress lass nach!<br />
Stress trifft jeden. Mal mehr, mal weniger. Stress äußert sich häufig in dem Gefühl,<br />
zu viel zu tun zu haben und zu wenig zu schaffen. Dann zählt die Work-Life-Balance.<br />
▴ Viele<br />
kompensieren<br />
ihre<br />
Stressphänomene<br />
durch<br />
Ungeduld<br />
mikado 9.2010<br />
Ungeduld, unkoordiniertes Arbeitsverhalten,<br />
erhöhten Zigarettenkonsum<br />
oder diverse Gläser Rotwein am<br />
Abend. Oft sind negative Auswirkungen<br />
auf das Privatleben vorprogrammiert<br />
und die Work-Life-Balance gerät<br />
in Schieflage.<br />
Stress von außen und von innen<br />
Menschen, die demselben Stress ausgesetzt<br />
sind, reagieren unterschiedlich<br />
darauf. Die jeweilige Reaktion<br />
steht im Zusammenhang mit der individuellen<br />
Persönlichkeit, der Lebensgeschichte<br />
und der Lebenserfahrung.<br />
Von großem Einfluss ist die<br />
Erziehung mit ihren Werten und moralischen<br />
Prägungen.<br />
Stress kann auch von innen kommen.<br />
Das erklärt auch, warum derselbe<br />
Stressreiz an einem Tag eine negative<br />
Reaktion auslösen kann und am<br />
RANDoLPH PAMPHREy, ISToCKPHoTo.CoM<br />
nächsten eine positive Empfindung<br />
weckt. Man denke an eine rote Ampel:<br />
Mal stresst das Rotlicht enorm,<br />
weil man es eilig hat, mal nutzt man<br />
die Zeit positiv und ist entspannt.<br />
Kampf dem Burnout<br />
Immer mehr Menschen fühlen sich<br />
kraftlos, überlastet, sind nervös und<br />
gestresst. Von diesen Erschöpfungszuständen<br />
zum Burnout ist es nur ein<br />
kleiner Schritt.<br />
Beim Burnout-Syndrom handelt es<br />
sich um ein ernst zu nehmendes seelisches<br />
wie körperliches Problem. Die<br />
Ursachen liegen in zu hohen beruflichen,<br />
familiären und gesellschaftlichen<br />
Erwartungen. Dagegen hilft<br />
rechtzeitiges Gegensteuern.<br />
Rechtzeitig dagegensteuern<br />
Der auf Stresssymptomatik spezialisierte<br />
Arzt Dr. Thomas Platzer, Mitglied<br />
der Akademie für Gesundheitsförderung<br />
und Prävention e.V. (AGeP)<br />
in München, weist darauf hin, dass<br />
chronischer, überfordernder Stress im<br />
Sinne des medizinischen Bildes zu<br />
Erschöpfung und letztlich zu Burnout<br />
führt.<br />
Dr. Platzer empfiehlt dringend, die<br />
Symptome ernst zu nehmen und aktiv<br />
dagegenzusteuern:<br />
Fünf Schritte<br />
zur Work-Life-Balance<br />
1. Eigene Arbeitsgewohnheiten<br />
analysieren<br />
2. Effektive Arbeitsweisen von<br />
uneffektiven unterscheiden<br />
3. Kommunikationsfähigkeit<br />
erhöhen<br />
4. Entspannungshilfen nutzen<br />
5. Gelassenheit trainieren
Zwischen Muss und Muße<br />
Um das richtige Gleichgewicht zwischen<br />
Arbeit und Freizeit zu finden,<br />
empfiehlt es sich, mehr auf seinen<br />
Körper zu achten. Gesunde Ernährung<br />
gehört dazu und genügend Zeit<br />
zum Essen. Sport und Bewegung im<br />
rechten Maß sind weitere wichtige<br />
Pfeiler zum Ausgleich und zum<br />
Stress-Abbau. Wer es ruhiger mag,<br />
nutzt die freie Zeit zur Entspannung<br />
und praktiziert Meditation, autogenes<br />
Training oder Thai Chi. Viele<br />
Krankenkassen bieten eine Vielzahl<br />
unterschiedlicher Programme an.<br />
Maßnahmen gegen zu viel Druck<br />
Jeder, der stark unter Druck steht, viel<br />
Verantwortung trägt und ein entsprechend<br />
hohes Arbeitsvolumen zu bewältigen<br />
hat, sollte versuchen, eine<br />
tragfähige Work-Life-Balance zu finden.<br />
Dazu bedarf es einer intensiven<br />
Selbstreflexion, einer eingehenden<br />
Inventur des eigenen Lebens.<br />
Fünf Gedanken zum Arbeitsleben<br />
1. Warum tue ich, was ich tue?<br />
2. Welche Prioritäten setze ich in<br />
meinem Leben?<br />
3. Welche Ziele möchte ich<br />
erreichen?<br />
4. Was ist mir besonders wichtig,<br />
was weniger?<br />
5. Worauf möchte ich am Ende<br />
meines Lebens zurückschauen?<br />
Überlegungen, die über den gewohnten<br />
Tellerrand hinausgehen,<br />
zwingen Menschen dazu, Abstand<br />
zur sich drehenden Alltags-Mühle<br />
zu gewinnen. Das gewohnte Tempo<br />
wird entschleunigt.<br />
Persönliches Lifestyle-Konzept<br />
Wer in seiner Tretmühle gefangen<br />
ist, also in einer schwierigen Stressphase<br />
steckt, dem gelingt es meistens<br />
nicht selbst, einen realistischen<br />
Zielkatalog für die Zukunft zu erstellen.<br />
Damit der Leitfaden für eine<br />
„selbstbestimmte“ Zukunft gelingt,<br />
bietet sich professionelle Unterstützung<br />
an. Empfehlenswert sind Impulse<br />
von Menschen, die von außen auf<br />
Management Büro kompakt<br />
die jeweilige Situation sehen. Diese<br />
Begleitung bietet ein Business-<br />
Coach an. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
für beide Seiten findet<br />
idealerweise außerhalb der gewohnten<br />
Umgebung statt. So ist genügend<br />
Abstand zum Alltag vorhanden und<br />
die nötige Zeit für sich selbst – eine<br />
sinnvolle Investition in eine ausgewogene<br />
und gesunde Zukunft.<br />
Gedanken für Unternehmer<br />
Interessant sind die Lifestyle-Konzepte<br />
der jüngeren Generation: Sie will<br />
sich im Beruf nicht verheizen lassen,<br />
sondern neben der Arbeit ein befriedigendes<br />
Privatleben führen. Firmen,<br />
die ihre Führungskräfte dahingehend<br />
unterstützen, haben erkannt, dass die<br />
Vorteile von gesunden, ausgeglichenen<br />
und leistungsfähigen Führungskräften<br />
maßgeblich dem Unternehmen<br />
zugute kommen. Das wirkt sich<br />
positiv auf den Ertrag und das Team<br />
aus. Uschi Beck, Ostfildern ▪<br />
Stressmanagement<br />
Exklusives Seminarangebot für<br />
mikado-Leser:<br />
Work-Life-Balance für<br />
Führungskräfte in Stuttgart<br />
Seminarinhalte:<br />
▸ Stressreize erkennen – Ihr<br />
individuelles Stressprofil<br />
▸ effektives Zeitmanagement<br />
▸ Lösungsmöglichkeiten zur<br />
Stressbewältigung<br />
▸ Veränderung der inneren<br />
Stressoren<br />
▸ aktive und passive Entspannungsmethoden<br />
▸ Ihr persönliches Lifestyle-<br />
Konzept<br />
Seminarleiterin:<br />
Business-Coach Uschi Beck,<br />
www.uschi-beck-seminare.de<br />
Termine:<br />
▸ 26. Nov. 2010 (9 bis 17 Uhr<br />
▸ 4. Dez. 2010 (9 bis 17 Uhr)<br />
Anmeldung: info@uschi-beck.de<br />
Seminargebühr:<br />
190 Euro zzgl. 19 % MwSt. inkl.<br />
Getränke und Unterlagen<br />
Inserenten<br />
A<br />
Auwärter Waldershof<br />
B<br />
63<br />
Bruckamp, Lübecke 62<br />
Brügmann, Büchen<br />
C<br />
62<br />
Causult, Rosenheim<br />
D<br />
63<br />
Dieckmann, Melle 63<br />
Dietrichs Neubiberg 65<br />
Dölker Horb 62<br />
Dörken, Herdecke<br />
E<br />
9<br />
Erlus Neufahrn<br />
G<br />
7<br />
Gröber, Füramoss<br />
H<br />
69<br />
Haas Faltenberg U4<br />
Hofatex, Slowakei 67<br />
HSB Kaufbeuren<br />
I<br />
63<br />
Isofloc, Lohfelden<br />
K<br />
34<br />
Knauf, Iphofen<br />
L<br />
U2<br />
Lachner, Bad Feilnbach 69<br />
Layher Ulm 62<br />
Lignatur, Ch-Waldstatt 51<br />
Logosol, Bad Saulgau<br />
M<br />
62<br />
Matheis, Frankenstein 63<br />
MH Massivholz Altenstadt 53<br />
Moll schwetzingen 68<br />
Moser, Salach<br />
N<br />
62<br />
Nelskamp Schermbeck<br />
P<br />
11<br />
Pavatex Leutkirch<br />
Poppensieker+Derix,<br />
35<br />
Westerkappeln-Velpe<br />
R<br />
67<br />
Rigips, Düsseldorf 55<br />
Roto, Bad Mergentheim<br />
S<br />
5<br />
Schaffitzel, Schwäbisch Hall<br />
V<br />
53<br />
Velux, Hamburg<br />
W<br />
33<br />
Weihele, Görisried 62<br />
WEKA, Kissing 19<br />
Wiese, Meschede<br />
Z<br />
63<br />
Zimmerer, Biberach 62<br />
www.mikado-online.de 41
42<br />
Architektur<br />
Eine junge Familie in Vorarlberg erweiterte den elterlichen Bauernhof um<br />
ein Wohnhaus mit Niedrigenergiestandard. Der Gebäudeentwurf orientiert<br />
sich an der regionalen Bautradition, am Bestand und an der schönen Landschaft.<br />
mikado 9.2010
Architektur<br />
Der Eingang<br />
◂<br />
liegt an der<br />
Nordostecke und<br />
zeigt zum<br />
elterlichen Hof.<br />
Aus der<br />
Kubatur ist hier<br />
ein großes<br />
Stück ausgeschnitten,<br />
was in<br />
Vorarlberg<br />
Tradition hat und<br />
„Wälder-<br />
schopf“ heißt<br />
▸ Die Südseite<br />
besitzt zwei sich<br />
über die<br />
ganze Hausbreite<br />
erstreckende<br />
Balkone mit herrlichem<br />
Blick<br />
in die Landschaft<br />
Architektur<br />
olz spielt auf seinem großen<br />
Bauernhof eine zentrale Rolle.<br />
Der Bauherr arbeitet nicht nur<br />
als Landwirt, sondern produziert<br />
und vertreibt auch Hackschnitzel, da<br />
er auch Waldbesitzer ist. Beim Bau<br />
ihres neuen Wohnhauses legte die<br />
Familie Giesinger-Nenning großen<br />
Wert darauf, dass eigenes, selbst geschlagenes<br />
Holz zum Einsatz kam.<br />
Aber nicht nur das Holz stammte aus<br />
der Gegend, sondern auch die Handwerker<br />
kamen aus der Region.<br />
Regionale Netzwerke sichern<br />
Qualität<br />
„Alle Gewerke, die mit diesem Gebäude<br />
zu tun hatten, kommen aus<br />
der Umgebung“, erzählt Jürgen Hagspiel,<br />
der Architekt. „Ich bin der Meinung:<br />
Man soll die Kirche im wahrsten<br />
Sinne des Wortes im Dorf lassen,<br />
wenn es irgendwie geht. Das Vorarlberger<br />
Handwerker-Netzwerk funktioniert<br />
sehr gut, weil alle diese Philosophie<br />
leben. In unserem kleinen<br />
Land, wo jeder jeden kennt, schätzt<br />
man die Qualitätsarbeit des Handwerkers.<br />
Man verwirklicht als Planer<br />
mit fast jedem Holzbauer in Vorarlberg<br />
im Laufe der Zeit ein Projekt<br />
und es entsteht dadurch eine gute<br />
Vertrauensbasis zu den Firmen.<br />
Die Zusammenarbeit der verschiedenen<br />
Gewerke untereinander<br />
funktioniert sehr gut und durch die<br />
enge und vielfache Zusammenarbeit<br />
mit den Handwerkern kennen<br />
wir auch die Preise. Aber der wesentlichste<br />
Punkt für die Zusammenarbeit<br />
ist: auf die Qualität kann<br />
man sich verlassen. Der Wettbewerb<br />
unter den Handwerkern äußert sich<br />
nicht im Preiskrieg, sondern in der<br />
außerordentlichen Qualität, die jeder<br />
Beteiligte sogar noch steigern<br />
möchte.“<br />
Anknüpfung an Bautradition,<br />
aber zeitgemäß<br />
In Kubatur und Form ist der Neubau<br />
eine Anlehnung an das alte Bauernhaus<br />
nebenan. „Ganz wichtig war<br />
uns, auf die Umgebung einzugehen<br />
und keine unnötigen Terrainänderungen<br />
vorzunehmen“, erläutert<br />
Hagspiel sein Konzept. „Der Bauherr<br />
wollte im Obergeschoss einen großen<br />
Balkon, damit die Aufenthaltsqualität<br />
dort genauso groß ist wie<br />
im Erdgeschoss. Oben lässt sich die<br />
schöne Sicht genießen und es entsteht<br />
zugleich ein Rückzugsbereich.<br />
Und die gesamte Längsseite bietet<br />
einen wunderschönen Blick nach<br />
Süden.“<br />
Zusätzlich wirkt der Balkon als<br />
Verschattung für die südorientierten<br />
Räume im Erdgeschoss. So können<br />
im Sommer, wenn die Sonne hoch<br />
www.mikado-online.de 43
44<br />
Architektur<br />
steht, die großen Verglasungen offen<br />
bleiben und einen weiten Blick in die<br />
Vorarlberger Bergwelt zulassen.<br />
Das Gebäude greift zudem verschiedene<br />
Elemente der regionalen<br />
Bautradition auf: die Proportionen,<br />
die Holzbauweise, den sog. „Wälderschopf“.<br />
Unter „Wälderschopf“<br />
versteht man ein Volumen, das aus<br />
dem Gebäude geschnitten ist und als<br />
überdachter Übergangsbereich zwischen<br />
Innenraum und Außenraum<br />
dient. Dieser Zwischenraum ist ein<br />
idealer Aufenthaltsort für die ganze<br />
Familie und wird auch von den Kindern<br />
gerne als Spielfläche genutzt.<br />
Große Fenster wahren Tradition<br />
Die Fensterelemente der Südfassade<br />
sind mit einer 3-Scheiben-Verglasung<br />
und einem Rahmen aus Holz<br />
ausgestattet und sowohl im Erdgeschoss<br />
als auch im Obergeschoss<br />
2,50 x 2,50 m groß. „Mit den gewählten<br />
Fassadenproportionen erreichen<br />
wir eine ähnliche Formgestaltung,<br />
wie sie im traditionellen<br />
Bregenzerwälderhaus zu finden ist“,<br />
schildert Hagspiel den gestalterischen<br />
Grund dafür.<br />
Bei der Ausführung der Gebäudehülle<br />
erleichterte die einfache<br />
Kubatur die Herstellung von Luftdichtheit,<br />
was für den Niedrigenergiehausstandard<br />
notwendig ist. Die<br />
Außenwände be<strong>stehen</strong> aus einer<br />
200 mm starken Holzrahmenkonstruktion,<br />
die mit Mineralwolldämmung<br />
ausgefacht ist.<br />
Zum Gebäudeinneren hin befindet<br />
sich auf ihr zunächst eine 16 mm<br />
starke OSB-Platte, darüber eine<br />
Dampfbremse, auf ihr eine 60 mm<br />
starke Lattung, ausgefacht mit Mineralwolldämmung,<br />
und als Abschluss<br />
zum Innenraum eine 22 mm starke<br />
Lattung für 15 mm starke Gips-<br />
kartonplatten.<br />
mikado 9.2010<br />
▴ Die Essküche<br />
mit traditioneller<br />
Eckbank<br />
erhält natürliches<br />
Licht von<br />
drei Seiten und<br />
ist großzügig<br />
gestaltet<br />
Das neue Wohn-<br />
▾<br />
haus bildet<br />
mit den alten Hof-<br />
gebäuden<br />
ein spannendes<br />
Ensemble<br />
Zum Außenraum hin befindet sich<br />
über der Holzrahmenkonstruktion<br />
eine 16 mm starke DWD-Platte, ein<br />
Wandvlies, eine 40 mm starke, vertikale<br />
Lattung für die Hinterlüftung<br />
und als Außenhaut eine horizontal<br />
liegende, 26 mm starke Schalung aus<br />
Weißtanne.<br />
Die doppelte Dämmebene läuft<br />
konsequent durch. Details wie die<br />
Decken- und Balkonanschlüsse sind<br />
wärmebrückenfrei und luftdicht ausgeführt.<br />
Die Geschossdecke besteht<br />
aus Massivholzplatten, die sich durch<br />
eine gute Schalldämmung auszeichnen.<br />
„Die Massivholzdecke hat sich<br />
in Vorarlberg fast schon durchgesetzt“,<br />
bemerkt Hagspiel dazu. Um<br />
die Dämmebene möglichst einfach<br />
und damit beherrschbar zu machen<br />
und die Gebäudehülle zu minimieren,<br />
wurde nicht das Satteldach,<br />
sondern die oberste Geschossdecke<br />
isoliert.<br />
Da die Vorsatzschale aus Gipskartonplatten<br />
von der Hauptkonstruktion<br />
entkoppelt ist, erreicht<br />
das Gebäude überdurchschnittliche<br />
Schallschutzwerte. Zudem sorgen<br />
die Gipskartonplatten dafür,<br />
dass auch alle Brandschutzforderungen<br />
erfüllt werden. Die notwendige<br />
Wärmeenergie erhält der Neubau<br />
von der Hackschnitzel-Heizung<br />
des elterlichen Hofs.<br />
Jörg Pfäffinger, Tengen-Blumenfeld ▪<br />
JüRGEN HAGSPIEL
Obergeschoss<br />
Ankleide<br />
Eltern<br />
Erdgeschoss<br />
Speis<br />
Kellergeschoss<br />
Vorrat<br />
Kochen/<br />
Essen<br />
Waschen<br />
Architektur September 2010<br />
Flur<br />
Flur<br />
Bad<br />
Wohnen<br />
Kind 1 Kind 2<br />
Spielen<br />
Technik<br />
Eingang<br />
Spielen<br />
Hobby Keller<br />
Büro<br />
Vorplatz<br />
Garage<br />
Steckbrief<br />
Bauprojekt:<br />
Neubau Einfamilienhaus<br />
auf elterlichem Bauernhof<br />
A-6932 Langen<br />
Bauweise:<br />
Wände: Holzrahmenbau<br />
Decken: Brettstapel<br />
Bauzeit:<br />
April bis Dezember 2007<br />
Gebäudegröße:<br />
18,50 x 10,10 m<br />
Wohnfläche:<br />
195 m2 U-Werte:<br />
Außenwände: 0,17 W/(m2K) Decke über oG: 0,19 W/(m2K) Fenster: 1,10 W/(m2K) Energiebedarf:<br />
24 kWh/(m²a)<br />
Planung:<br />
Architektur Jürgen Hagspiel<br />
A-6951 Lingenau<br />
www.j-h.at<br />
Holzbauunternehmen:<br />
Alpina Bau- &<br />
Holzelemente GmbH<br />
A-6971 Hard<br />
www.alpinahaus.at<br />
Lageplan<br />
www.mikado-online.de 45
Fassadenschnitt<br />
46<br />
Architektur September 2010<br />
mikado 9.2010<br />
Dach:<br />
Ziegeleindeckung<br />
Ziegellattung 30 mm<br />
Konterlattung 60 mm<br />
Hartfaserplatte<br />
Sparren 100/160 mm<br />
Außenwand:<br />
Weißtannen-Holzschalung horizontal 26 mm<br />
Hinterlüftung 40 mm<br />
Windvlies<br />
DWD-Platte 16 mm<br />
Holzständer/Dämmung 200 mm<br />
oSB-Platte 18 mm<br />
Dampfbremse<br />
Lattung/Dämmung 60 mm<br />
Rostlattung 22 mm<br />
Gipskartonplatte 15 mm<br />
Decke Dachgeschoss–Obergeschoss:<br />
DWD-Platte 16 mm<br />
Holzriegel/Dämmung 200 mm<br />
oSB-Platte 18 mm<br />
Dampfbremse<br />
Lattung/Dämmung 80 mm<br />
Rostlattung 22mm<br />
Gipskartonplatte 15mm<br />
Decke Obergeschoss-Erdgeschoss:<br />
Bodenbelag 10 mm<br />
Estrich 60 mm<br />
PE-Folie<br />
Trittschalldämmung 20 mm<br />
EPS-Dämmung 40 mm<br />
Brettstapeldecke 180 mm<br />
Lattung 27 mm<br />
Gipskartonplatte 15 mm
Holzhäuser<br />
Gemeindezentrum<br />
Kreisweise erweiterbar<br />
Das evangelisch-lutherische Gemeindezentrum in Diedorf ist ein raffiniertes<br />
Bauwerk: Es nutzt einfache Querschnitte für eine komplexe Tragstruktur. Der<br />
Gebäudekern ist im statischen und religiösen Sinne der Halt des Gesamtensembles.<br />
Nach vielen Jahren der Improvisation<br />
war allen Mitgliedern der<br />
Kirchengemeinde Diedorf klar: Ohne<br />
ein „richtiges“ Haus läuft christliches<br />
Engagement ins Leere. Sie beschloss<br />
daher, Abhilfe zu schaffen, und lobte<br />
einen Wettbewerb für ein Gemeindezentrum<br />
aus. Die Aufgabe umfasste<br />
den Bau einer Kirche samt Glockenträger,<br />
Gemeinderäumen und einem<br />
Jugendbereich.<br />
Was lange währt, wird endlich gut<br />
Gewonnen hat ihn das Münchner<br />
Architekturbüro Lichtblau. Das war<br />
1995. Aus Finanzierungsgründen<br />
dauerte es jedoch noch zehn Jahre,<br />
bis der Bau realisiert werden konnte.<br />
Der Entwurf sah für den zentralen<br />
Sakralraum eine Rundform vor, um<br />
den sich strahlenförmig aufgefächert<br />
Grundriss mit kreisrundem Sakralraum und fächerförmig umgebenden Gemeinderäumen<br />
▴ Die Südfassade<br />
des Gemeindezentrums<br />
öffnet<br />
sich zum<br />
Garten. Geneigte<br />
Solarpaneele<br />
gewinnen Energie<br />
und dienen<br />
der Verschattung<br />
www.mikado-online.de 47<br />
LICHTBLAU ARCHITEKTEN<br />
LICHTBLAU ARCHITEKTEN
Holzhäuser<br />
weitere Räume gruppieren. Der Glockenträger<br />
steht frei im Zugangsbereich<br />
vor dem Gebäude.<br />
Die Entwurfsidee resultierte aus<br />
dem Wunsch des Bauherrn, die Räume<br />
so flexibel wie möglich zu nutzen.<br />
Sie sollten vor allem den Sakralraum<br />
nach Bedarf erweitern.<br />
Altar ist geometrische Mitte<br />
Zentraler Punkt der Gebäudegeometrie,<br />
an dem sich alles orientiert,<br />
ist der im Kreisgrundriss des Sakralraums<br />
außermittig liegende Altar:<br />
Die Trennwände der Räume, die<br />
sich um die Rotunde gruppieren, liegen<br />
auf zwölf Strahlen, deren gemeinsamer<br />
Mittelpunkt der Altar ist.<br />
Darüber öffnet sich das Dach zum<br />
Himmelslicht. Die raumabschließenden<br />
Außenwände, die als Segmentbögen<br />
zum Teil versetzt zueinander<br />
liegen, ergeben sich folgerichtig aus<br />
den unterschiedlichen Radien zu diesem<br />
Zentrum.<br />
Ein halbkreisförmiger Ring erschließt<br />
die Rotunde über eine Vielzahl<br />
großer Flügeltüren. Er dient als<br />
Flur und bindet auch die umgebenden<br />
Räume mit an.<br />
Wenn alle Türen der Rotunde geöffnet<br />
sind, fungiert dieser Flur als<br />
erste Erweiterungszone. Eine darüber<br />
angeordnete Empore kann ebenfalls<br />
„dazugeschaltet“ werden. Das<br />
48 mikado 9.2010<br />
Ganze lässt sich dann nach Bedarf<br />
noch durch die dahinter liegenden<br />
Räume erweitern. So ist es möglich,<br />
die Zahl der Sitzplätze von 150 über<br />
270 bis auf 410 zu erhöhen.<br />
Zylinder aus Quadraten<br />
Der zylindrische Kirchenraum mit einem<br />
Durchmesser von 14,24 m setzt<br />
sich aus vorgefertigten Segmentbogen-Elementen<br />
zusammen. Dort, wo<br />
der Zylinder seine Türöffnungen zum<br />
Flur bzw. seine „Fenster“ zur Empore<br />
hat, wurden sie als Pfosten-Riegel-<br />
▴ Rohbau des<br />
Sakralraumes mit<br />
öffnungen für<br />
Flügeltüren und<br />
„Fenster“<br />
für die Empore<br />
▾ Auf der Außenseite<br />
sind<br />
die Querschnitte<br />
durch<br />
eingelegte Federn<br />
auf Fuge<br />
verlegt. Das<br />
erzeugt<br />
die Bogenform<br />
MüLLERBLAUSTEI<br />
Rahmenkonstruktion mit Brüstungs-<br />
und Sturzausfachungen aus quadratischen<br />
BS-Holz-Querschnitten<br />
(b/h = 16/16 cm) konzipiert. In den<br />
geschlossenen Wandbereichen hinter<br />
dem Altar be<strong>stehen</strong> die Wandsegmente<br />
aus dicht an dicht aneinandergestellten,<br />
ebenso quadratischen<br />
BS-Holz-Stützen.<br />
Für die Ausbildung der Bogenform<br />
der Segmente haben die Planer die<br />
Querschnitte zur Wandaußenseite hin<br />
mit Federn verbunden und die Federbreite<br />
dabei so gewählt, dass kleine<br />
Fugen ent<strong>stehen</strong>. Zur Rauminnenseite<br />
hin erhielten sie nahe den Kanten<br />
halbkreisförmige Ausfräsungen,<br />
in die Schaumstoffschnüre eingelegt<br />
wurden. Die davor liegenden Stege<br />
hat man so abgefräst, dass sich offene<br />
Fugen ergeben. Zusammen mit<br />
den Schaumstoffschnüren schlucken<br />
sie den Schall und sorgen für eine<br />
gute Raumakustik.<br />
Da sich der Schall bei der Predigt<br />
vor allem vom Altar aus zu den Besuchern<br />
hin ausbreitet, konnte bei den<br />
rückwärtigen Wänden auf Akustikfugen<br />
verzichtet werden.<br />
Rotunde steift aus<br />
Sowohl die Querschnitte der Brüstungs-<br />
und Sturzausfachungen als<br />
auch die der raumhohen Stützen<br />
wurden mit einer speziellen, nicht<br />
sichtbaren Vernagelung schubfest<br />
MüLLERBLAUSTEI
Holzhäuser<br />
miteinander verbunden. Dasselbe gilt<br />
für die Pfosten der aneinandergereihten<br />
Rahmenkonstruktionen.<br />
Ein hölzerner Ring fasst als oberer<br />
Abschluss die Wandkronen der Segmentbögen<br />
zusammen und wirkt als<br />
Zugring. Auch die Brüstungen und<br />
Stürze fungieren durch den Schubverbund<br />
als Zug- und Druckgurte.<br />
Alle Bauteile ergeben einen stabilisierenden<br />
Zylinder, der die Horizontalkräfte<br />
aufnimmt und in die<br />
Fundamente weiterleitet. In der Gesamtbetrachtung<br />
wirkt der Zylindermantel<br />
so, als ob er „aus einem Guss“<br />
wäre. Er bildet den zentralen Aussteifungskern<br />
des Gebäudes.<br />
Dachkonstruktion aus Holzring<br />
und Bohlenträgern<br />
Der oberste Zugring der Rotunde ist<br />
gleichzeitig das Auflager der über<br />
die Kreisfläche parallel angeordneten<br />
Dachträger. Sein Rand erhielt Ausfräsungen<br />
wie die Zinnen einer Burg,<br />
um die abgerundeten Trägerenden<br />
einzulegen und mit ihm zu verkämmen.<br />
Dabei variiert die Geometrie<br />
der als Fischbauchträger geformten<br />
Querschnitte von der Mitte nach außen<br />
kontinuierlich (b/h = 16/40 bis 11<br />
cm). Sie folgen dem jeweiligen Momentenverlauf,<br />
sodass der Träger mit<br />
der größten Spannweite (14,56 m) in<br />
der Kreishalbierenden im Kreismittelpunkt<br />
auch die größte Höhe hat.<br />
Dadurch ergibt sich eine Deckenuntersicht,<br />
die sich wie eine aufgelöste<br />
konkave Schale im Mittelpunkt<br />
nach unten wölbt und zum Rand hin<br />
ansteigt. Die Rippenstruktur wirkt<br />
sich positiv auf die Raumakustik aus<br />
und ermöglicht eine indirekte Beleuchtung<br />
des Sakralraumes mit Tageslicht<br />
durch ein Oberlicht, das sich<br />
direkt über dem Altar befindet.<br />
Zwischen den Rippen konnten<br />
Heizungsrohre verlegt werden, die in<br />
Kombination mit einer Quell-Lüftung<br />
den Raum beheizen (Erdkanal und<br />
Wärmerückgewinnung). Um das Oberlicht<br />
herum erhielt die Rippenstruktur<br />
eine 4 cm dicke Dreischichtplatte. Eine<br />
Nagelpressverleimung verbindet sie<br />
kraftschlüssig mit den Trägern. Darauf<br />
folgt der weitere Dach aufbau mit<br />
begrünter Oberfläche.<br />
▸ Blick vom<br />
Sakralraum in die<br />
Empore. Als<br />
Zuggurte wirken<br />
schubfest<br />
verbundene<br />
Brüstungen<br />
und Stürze sowie<br />
ARCHITEKTEN<br />
der Holzring<br />
des Daches LICHTBLAU<br />
Detailschnitt durch die Dachkonstruktion der Gemeinderäume<br />
mit Verbund-Träger aus Kerto und BS-Holz-Obergurten<br />
Gründach extensiv<br />
oberlicht-<br />
Lichtstreuung<br />
Brüstung<br />
„VIP“-Dämmung<br />
PV-Sonnenschutz<br />
www.mikado-online.de 49<br />
LICHTBLAU ARCHITEKTEN
LICHTBLAU ARCHITEKTEN<br />
Von der Scheibe in den<br />
Aussteifungskern<br />
Holzhäuser<br />
Der Fußboden der Empore umfasst<br />
den zylindrischen Sakralraum etwa<br />
auf halber Höhe als 2 m breite, C-förmige<br />
Scheibe. Die Mehrschichtplatte<br />
ist mit der Rotunde verbunden und<br />
leitet die Horizontalkräfte aus dem<br />
umliegenden Vorbau in sie als zentralen<br />
Aussteifungskern ein.<br />
Strahlenförmig angebaut<br />
Dachsegmente aus Vollholz-Querschnitten<br />
(KVH) bilden die sich fächerartig<br />
an den Flur anschließenden<br />
Räume. Sie liegen auf einem strahlenförmig<br />
angeordneten Stützen-/<br />
Träger-System auf. Letzteres schließt<br />
an die Brüstung der Empore an, die<br />
ebenfalls auf Stahlstützen ruht.<br />
Das Stützen-/Träger-System besteht<br />
aus Pendelstützen aus Stahl und<br />
80 cm hohen und 57 mm breiten Kerto-S-Trägern<br />
mit seitlich aufgebrachten<br />
BS-Holz-Obergurten (Verbund-<br />
Träger). Stahlkonsolen unten und<br />
eingeschlitzte Bleche oben verbinden<br />
die Träger mit den Stützen und<br />
sichern sie gleichzeitig gegen seitliches<br />
Ausweichen (Biegedrillknicken).<br />
Entsprechend schließen sie mit einem<br />
Schlitzblech über die ganze Trägerhöhe<br />
an der 16 cm breiten BS-Holz-<br />
Brüstung der Empore an.<br />
50 mikado 9.2010<br />
Dach mit vielen Funktionen<br />
Die statisch notwendige Höhe der<br />
nebeneinandergelegten KVH-Querschnitte<br />
der Dachsegmente, die von<br />
Träger zu Träger spannen, nimmt zum<br />
Dachrand hin zu, weil die Spannweiten<br />
aufgrund der Fächerform größer<br />
werden. Die Architekten ließen die<br />
Querschnitte dem Kräfteverlauf entsprechend<br />
fertigen und nutzten den<br />
Effekt der ansteigenden Dachfläche<br />
zur Innenentwässerung.<br />
Eine auf die Querschnitte aufgenagelte<br />
OSB-Platte fungiert einerseits<br />
als aussteifende Scheibe und<br />
fasst andererseits die einzelnen Balken<br />
zusammen, sodass sie elementweise<br />
mit dem Kran versetzt werden<br />
konnten.<br />
Die Stoßfugen der Dachsegmente<br />
über den Verbund-Trägern wurden<br />
mit schalldämpfendem Material<br />
gefüllt. OSB-Plattenstreifen auf den<br />
Längsstößen verbinden die Dachsegmente<br />
untereinander, während Sparrennägel<br />
sie mit den Trägerobergurten<br />
der Verbund-Träger koppeln. So<br />
kann die Dachscheibe die Horizontalkräfte<br />
aus der Fassade aufnehmen<br />
und wirkt ebenfalls als Sicherung gegen<br />
Biegedrillknicken der Träger.<br />
Die Tragwerksplaner legten großes<br />
Augenmerk auf die realistische<br />
Erfassung der Bauteilverformungen.<br />
So wurden z. B. die Anschlüsse an<br />
◂ Für den zentralen<br />
Sakralraum<br />
wählten die Architekten<br />
den<br />
offenen Kreis „mit<br />
starkem Rücken<br />
nach draußen und<br />
weiten Armen<br />
ins Licht“, wie sie<br />
selber sagen<br />
die Pfosten-Riegel-Fassade planmäßig<br />
mit einem vertikalen Freiheitsgrad<br />
für die Verschiebung konstruiert,<br />
horizontal jedoch als festes<br />
Auflager hergestellt.<br />
Rundum gelungen<br />
Für den zentralen Sakralraum wählten<br />
die Architekten einen offenen<br />
Kreis. Sie legten die ökologische und<br />
energetische Stoffbilanz auf höchste<br />
Gesamtökologie hin aus, was sich in<br />
besonders günstigen Bau- und Betriebskosten<br />
niederschlägt. So freut<br />
sich die Gemeinde rundum an ihrem<br />
längst lieb gewonnenen Gebäude.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag,<br />
Steckbrief<br />
Bauvorhaben:<br />
Ev.-luth. Gemeindezentrum<br />
Immanuelkirche in<br />
Diedorf bei Augsburg<br />
Energiestandard:<br />
Niedrigstenergie<br />
(Primärenergiefaktor: 0)<br />
Baukosten:<br />
1,37 Mio. Euro (KG 300 und 400)<br />
Nutzfläche:<br />
720 m² (netto beheizt)<br />
Umbauter Raum:<br />
ca. 3520 m³<br />
Bauherr:<br />
Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde<br />
Augsburg<br />
www.diedorf-evangelisch.de<br />
Planer/Architekt:<br />
Lichtblau Architekten BDA<br />
Florian und Wendelin Lichtblau<br />
D-81545 München<br />
Projektleitung: Nicole Jendges<br />
www.lichtblau-architekten.de<br />
Statik:<br />
Hartmann + Walter<br />
Ingenieure GmbH<br />
D-87435 Kempten<br />
www.hartmann-walter.de<br />
Holzbauer:<br />
Müller Holzbau GmbH<br />
Müllerblaustein<br />
D-89134 Blaustein<br />
www.muellerblaustein.de<br />
Karlsruhe ▪
Fortbildung<br />
Tipps und Termine<br />
Weinfelden<br />
Holzoberflächen im Fassadenbereich<br />
Bauherren wünschen meist, dass sich<br />
die Holzoberflächen ihrer Fassaden<br />
optisch nicht verändern. Der 42. SAH-<br />
Fortbildungskurs zeigt, mit welchen<br />
Mitteln sich die Lebensdauer von<br />
Fassadenkomponenten erhöhen lässt.<br />
Er stellt Beschichtungssysteme der<br />
jüngsten Generation vor. Und er diskutiert<br />
zukünftige Entwicklungen.<br />
Veranstaltungsort: CH-Weinfelden<br />
Termin: 26. und 27. Oktober 2010 ı Teilnahmegebühr: 375 Euro<br />
Informationen: www.holzforschung.ch<br />
Bad Ischl<br />
Holzhaus-Tage<br />
Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt der „Holz_Haus_Tage 2010“.<br />
Die Stärken und Schwächen der verschiedenen Zertifizierungssysteme<br />
werden aufgezeigt und diskutiert. Daneben gibt es Aktuelles<br />
aus Forschung, Technik, Normung und Baugesetzgebung.<br />
Veranstaltungsort: A-Bad Ischl<br />
Termin: 13. und 14. Oktober 2010 ı Teilnahmegebühr: 308 Euro<br />
Informationen: www.holzforschung.at<br />
Feuerwiderstand bis REI 90<br />
Prüfzeugnis P-3325/5982-MPA BS<br />
Friedrichshafen<br />
Europäischer Holzbau-Kongress<br />
Am Dreiländereck Bodensee findet der<br />
erste Europäische Holzbau-Kongress<br />
statt. „HiN! – Holz ist Nachhaltigkeit“<br />
lautet sein Slogan. Neben zahlreichen<br />
Vorträgen namhafter Referenten zeigen<br />
wichtige Partner der Holzbaubranche<br />
ihre aktuellen Produkte.<br />
Veranstaltungsort: Friedrichshafen<br />
Termin: 14. und 15. Oktober 2010<br />
Teilnahmegebühr: 290 Euro (2 Tage), 200 Euro/150 Euro (1 Tag)<br />
Informationen: www.holzbau-kongress.de<br />
St. Augustin ı Würzburg<br />
Roadshow DachKomplett<br />
Welches Leistungsspektrum der als Endverbrauchermarke neu<br />
ausgerichtete Verbund umfasst und wie Zimmereiunternehmen<br />
von der Mitgliedschaft profitieren können, zeigt die Roadshow<br />
der Servicezentrale München.<br />
Veranstaltungsort: St. Augustin ı Termin: 22. September 2010<br />
Veranstaltungsort: Würzburg ı Termin: 8. Oktober 2010<br />
Teilnahmegebühr: keine<br />
Informationen: www.partner.dachkomplett.de<br />
Statik im Element<br />
LIGNATUR Decken- und Dachelemente haben hervorragende<br />
statische Eigenschaften bei geringem<br />
Eigengewicht und minimaler Höhe.<br />
Sie wollen mehr wissen? Wir beraten Sie gerne.<br />
Telefon +41 (0)71 353 04 10<br />
Lignatur AG<br />
CH-9104 Waldstatt<br />
info@lignatur.ch<br />
www.lignatur.ch<br />
www.mikado-online.de 51
52<br />
Produkte<br />
Fassadensystem<br />
Freiheit in Farbe und Form<br />
Die hinterlüftete Holzwerkstoff-Fassade „Formboard top pine“<br />
von Bruag fällt durch ihre breite Farbpalette auf: Lieferbar<br />
ist sie in jeder der rund 3000 möglichen Farbtöne nach RAL-<br />
oder NCS-Farbtonskala und in 14 Metallicfarben. Auch die<br />
Plattengrößen sind nicht an Standards gebunden. Die individuellen<br />
Formate werden ohne Aufpreis hergestellt – gezahlt<br />
wird die Gesamtfläche. Die 10 und 18 mm starken Trägerplatten<br />
sind robust und wider<strong>stehen</strong> den üblichen mechanischen<br />
Belastungen spielender Kinder. Die Pflegeintervalle betragen<br />
fünf bis zehn Jahre.<br />
Bruag AG ı CH-8594 Güttingen<br />
Telefon +41/71/41 40 09-0 ı www.bruag.ch<br />
▴ Bunt, bunter, Formboard top pine: Die Platte gibt es in über 3000<br />
Farben<br />
mikado 9.2010<br />
Sensorsystem<br />
Wetterfühligkeit spart Energie<br />
Das Sensorsystem von Velux steuert in Abhängigkeit von<br />
Lichteinfall und Außentemperatur Rollläden und andere<br />
Sonnenschutzsysteme. Das ist vor allem wichtig, wenn niemand<br />
zu Hause ist. So lässt sich an heißen Sommertagen<br />
die Raumtemperatur um rund 7 °C niedriger halten und im<br />
Winter der Wärmeverlust um rund 15 % senken. Die Sensoren<br />
sorgen also für eine natürliche<br />
Klimatisierung. Sie sind batteriebetrieben,<br />
erfordern also keinen Anschluss<br />
ans Stromnetz.<br />
Velux Deutschland GmbH<br />
D-22502 Hamburg<br />
Telefon 0 40/5 47 07-0<br />
www.velux.de<br />
Fassadenpaneel<br />
Waben sammeln Sonne<br />
„Dämmen mit Licht“ lautet das Prinzip, das hinter dem GAP-<br />
Paneel steht. Es handelt sich dabei um eine Rahmenkonstruktion,<br />
deren Außenseite verglast ist und deren Inneres<br />
mit sog. „Solarwaben“ ausgefacht ist. Der Vorteil: Im Winter<br />
dringt die tief <strong>stehen</strong>de Sonne durch die Glasscheibe in<br />
die Waben ein und wärmt die sich darin befindliche Luft auf.<br />
Dadurch sinkt die Temperaturdifferenz zwischen innen und<br />
außen – oder kehrt sich gar um. Die Transmissionswärmeverluste<br />
reduzieren sich dadurch je nach Ausrichtung um bis<br />
zu 90 %. Das Produkt erfüllt die Brandschutzklasse B-s2, d0<br />
nach EN 13501-1.<br />
GAP-Solution GmbH<br />
A-4060 Leonding<br />
Telefon +43/70 68/10 30-0<br />
www.gap-solution.at
Produkte<br />
Trockenschüttung<br />
Runde Sache für plane Flächen<br />
▴ „Pavaplanum“ sorgt für den schnellen<br />
und einfachen Höhenausgleich<br />
„Pavaplanum“ heißt<br />
die druckfeste Trockenschüttung<br />
von Pavatex<br />
für den schnellen und<br />
einfachen Höhenausgleich.<br />
Bei der Sanierung<br />
von Zwischendecken<br />
schafft sie ideale<br />
Untergrundverhältnisse<br />
für die Fußböden. Kabel-<br />
und Rohrleitungen<br />
lassen sich versteckt integrieren.<br />
Gebrannt sind<br />
die Kügelchen aus naturreinem Lias-Ton. Sie zeichnen sich laut<br />
Hersteller durch gute Formstabilität, Wärmespeicherung und<br />
Schallabsorption aus. Durch die gleichmäßige, feine Porenstruktur<br />
im Inneren wirkt das Produkt feuchteregulierend.<br />
PAVATEX GmbH<br />
D-88299 Leutkirch<br />
Telefon 0 75 61/98 55-0<br />
www.pavatex.de<br />
Haustechnik<br />
Ein zentrales Gehirn für alles<br />
Drexel und Weiss stattet seine sämtlichen Systeme mit<br />
zentraler Steuerung aus. Die koordiniert das Zusammenspiel<br />
von Heizen, Wärmerückgewinnung, Lüften, Warmwasser,<br />
Kühlen und gegebenenfalls auch die Solaranlage.<br />
Möglich ist erstmals<br />
auch eine Steuerung der<br />
CO 2 -Konzentration in<br />
den Wohnräumen: Ab<br />
einer bestimmten Konzentration<br />
führt das System<br />
den Räumen automatisch<br />
Frischluft zu. Zu<br />
bedienen ist die Steuerung<br />
über ein Touchpanel,<br />
das Denken und<br />
Entscheiden geschieht aber weitgehend automatisch. So<br />
erkennt das System z. B., ob es energieeffizienter ist, das<br />
Wasser von Sonnenkollektoren oder der Wärmepumpe<br />
erwärmen zu lassen.<br />
drexel und weiss<br />
energieeffiziente haustechniksysteme gmbh<br />
A-6922 Wolfurt<br />
Telefon +43/55 74/4 78 95-0<br />
www.drexel-weiss.at<br />
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berechenbar<br />
Kriterien mit „Holzbau Deutschland“<br />
(BDZ) vereinbart<br />
ohne Keilzinkenverbindungen,<br />
daher universell einsetzbar<br />
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Produkte<br />
Dachziegel<br />
Wärmedämmung<br />
Wind und Wetter elegant trotzen<br />
Der „Alegra 8 platingrau edelengobiert“ bietet neben einer homogenen<br />
Ästhetik einige technische Finessen: Durch eine optimierte<br />
Falztechnik erreicht der Dachziegel eine Regeldachneigung von<br />
16°. Mit einer Größe von 47,8 x 33,6 cm, einem Verschiebebereich<br />
von 3 cm und einer Decklänge von 37,0 bis 40,0 cm beläuft sich<br />
der Ziegelbedarf pro m 2 auf 8,7 bis 9,5 Stück. Bei einer Deckbreite<br />
von durchschnittlich 28,5 cm ist ein Deckbreitenspiel von 8 mm<br />
möglich. Sicherheit vor Stürmen erreicht der Dachziegel durch die<br />
systemintegrierte Klammer „Sturmfix“.<br />
Wienerberger GmbH<br />
D-30659 Hannover<br />
Telefon 05 11/6 10 70-0 ı www.koramic.de<br />
Den Dämmstoff „Thermo-Hanf Plus“ hat Hock im Rahmen<br />
eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten<br />
Projektes entwickelt und zur Marktreife gebracht.<br />
Die Hanffasern bilden etwa 85 % des Dämmstoffvlieses. Die<br />
zur Verfestigung des Produktes verwendete Stützfaser ist aus<br />
Maisstärke hergestellt. Zur Verbesserung des Brandschutzes<br />
sind die Hanffasern mit Soda imprägniert. Der neue Dämmstoff<br />
hat eine positive CO 2 -Bilanz, da die Hanfpflanze in der<br />
Wachstumsphase mehr CO 2 bindet, als entlang des gesamten<br />
Herstellungsprozesses freigesetzt wird. Anfallende Reste lassen<br />
sich kompostieren.<br />
Hock GmbH & Co. KG ı D-86720 Nördlingen<br />
Telefon 0 90 81/8 05 00-0<br />
www.thermo-hanf.de<br />
mikado 9.2010<br />
Hanf erobert Baustellen<br />
Fermacell<br />
Gipsfaser-Platte Vapor<br />
Wärmedämmung<br />
geeignete Beplankung/Bekleidung,<br />
z. B.<br />
Fermacell<br />
Powerpanel HD<br />
zugelassenes<br />
Putzsystem<br />
▴ Für Sicherheit bei Stürmen sorgt die integrierte Klammer „Sturmfix“<br />
Gipsfaserplatte<br />
Beschichtung spart Dampfbremse<br />
Mit der „Vapor“ brachte Fermacell eine Gipsfaserplatte auf den<br />
Markt, die durch eine spezielle Kaschierung auf ihrer Rückseite<br />
die Wasserdampfdurchlässigkeit so weit reduziert, dass zusätzliche<br />
dampfbremsende Schichten in Außenwandkonstruktionen entfallen<br />
können. Damit lassen sich in einem Arbeitsgang Dampfbremse und<br />
innere Beplankung ausführen. Die im Holzrahmenbau üblichen drei<br />
Schichten reduzieren sich damit auf eine Schicht. Lieferbar sind<br />
die Formate 12,5 x 1249 x 2750 mm und 15 x 1249 x 2750 mm,<br />
raumhohe Platten sind als Sonderanfertigung möglich.<br />
Fermacell GmbH ı D-47119 Duisburg<br />
Telefon 02 03/5 01 90-40 ı www.fermacell.de
Produkte<br />
Dachflächenfenster<br />
Lohnendes Tauschgeschäft<br />
Die „Renovierungsfenster“ von Roto entsprechen den<br />
Vorgaben der EnEV 2009. Sie lassen sich durch die<br />
individuelle Fertigung genau anpassen und können so<br />
problemlos alte Fenster ersetzen. Die Lieferung erfolgt<br />
binnen acht Werktagen. Der Drehpunkt befindet sich<br />
oben, der Öffnungswinkel beträgt bis zu 45° nach außen.<br />
Rahmenlängen bis zu 1,80 m sind möglich. Bei<br />
der Montage entsteht kaum Schmutz, denn es wird<br />
einfach von innen in die vorhandene Dachöffnung<br />
gesetzt – ohne Brech-, Putz- und Folgearbeiten.<br />
Roto Dach- und Solartechnologie GmbH<br />
D-97980 Bad Mergentheim<br />
Telefon 0 79 31/54 90-0 ı www.roto-frank.com<br />
Keilzinkanlagen<br />
Mini für mehr Produktivität<br />
Leitz bietet Minizinkenfräser für Keilzinkenanlagen<br />
an, die mit kleinen Werkzeugdurchmessern arbeiten.<br />
Das Programm umfasst für die Zinkenlängen<br />
10 und 15 mm Werkzeugdurchmesser von 160 bzw.<br />
170 mm in „echt Z4“ und für<br />
die Zinkenlänge 20 mm Werkzeugdurchmesser<br />
in „echt Z3“.<br />
Damit lassen sich die Vorschubgeschwindigkeiten<br />
bei<br />
gleichbleibender Zinkenqualität<br />
verdoppeln.<br />
Leitz GmbH & Co. KG<br />
D-73447 Oberkochen<br />
Telefon 0 73 64/9 50-0<br />
www.leitz.org<br />
Unterdeckbahn<br />
Weiteres Teil im Dachpuzzle<br />
▴ Die Premium S-Variante gilt<br />
als besonders widerstandsfähig<br />
gegen Temperaturunterschiede<br />
und UV-Bestrahlung<br />
Mit den diffusionsoffenen Unterdeckbahnen<br />
„KoraTech Classic“ und „KoraTech<br />
Premium S“ entwickelt sich<br />
Koramic zum System-Anbieter. Die<br />
neuen Produkte erfüllen die Prüfkriterien<br />
USB-A bzw. UDB-A und sind<br />
gemäß den Fachregeln des ZVDH mit<br />
Systemzubehör wie Klebe- und Nageldichtband<br />
oder Anschlusskleber als<br />
Behelfsdeckung einsetzbar.<br />
Koramic Dachprodukte GmbH & Co. KG<br />
D-30659 Hannover<br />
Telefon 05 11/6 10 70-0 ı www.koramic.de<br />
www.strcom.de<br />
Rigidur-Platten:<br />
jetzt A1 klassifiziert!<br />
A1-Qualität für 1A-Sicherheit.<br />
Dinge, die uns besonders lieb und teuer sind, verlangen nach besonderem<br />
Schutz, z. B. durch unser optimiertes Rigidur-Plattensortiment. Dieses<br />
erreicht jetzt die Brandschutzklassifizierung A1 – und das bereits nach<br />
der neuen Europäischen Gipsfaserplattennorm EN 15283-2. Außerdem<br />
überzeugt es durch eine Reihe weiterer entscheidender Vorteile:<br />
•Maximale Sicherheit in Sachen Brandschutz durch geprüfte Baustoff -<br />
klassifizierung A1<br />
•Mit höchster Oberflächenqualität und optimalen Werten in Sachen<br />
Stabilität und Oberflächenhärte<br />
•Flexibel produzierbar – von Standardformaten bis zu Sonderformaten<br />
von maximal 6.000 x 2.500 mm<br />
• Gesundes Wohnen und Arbeiten: Rigidur-Gipsfaserplatten werden<br />
empfohlen vom Institut für Baubiologie Rosenheim (IBR)<br />
Nachhaltig bauen mit aufeinander abgestimmten Systemen aus einer Hand.<br />
Mehr erfahren Sie unter www.rigips.de.<br />
www.mikado-online.de 55
Baustoffe<br />
Abdichtungen<br />
Absturzsicherung<br />
Brettschichtholz<br />
Qualitätsprodukte für<br />
Handel & Handwerk<br />
HAAS-Massivholzplatte<br />
HAAS Holzprodukte GmbH<br />
Industriestraße 8<br />
D-84326 Falkenberg<br />
Telefon 08727/18-585<br />
Telefax 08727/18-554<br />
info@haas-holzindustrie.com<br />
www.haas-holzindustrie.com<br />
mikado Holzbau-Branchenführer<br />
Dämmstoffe<br />
Schweizer Holzfaserplatten.<br />
Baustoffe der Natur.<br />
PAVATEX GmbH<br />
Wangener Strasse 58<br />
D-88299 Leutkirch<br />
Telefon +49 (0)7561 9855-0<br />
Telefax +49 (0)7561 9855-30<br />
www.pavatex.de<br />
56 mikado 9.2010<br />
Bauteile<br />
KLH Massivholzplatten<br />
für Decke, Dach und Wand<br />
Z-9.1-482<br />
Tel. (0 82 94) 80 24 07 • Fax. (0 82 94) 80 24 08<br />
www.aba-holz.de<br />
Betriebsmittel<br />
Lager<br />
Kragarm-Regale<br />
Neu und gebraucht<br />
Tel.: 08064-91 84 • Fax -91 86<br />
Singer Regale & Hallenbau, 83075 Au<br />
www.regale-singer.de<br />
Paletten-Regale<br />
Montage-/Transporthilfen<br />
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Haustechnik<br />
Holzbau<br />
Trockenbau<br />
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57
Mit steigendem Wärmeschutz<br />
erhöhen sich auch die Anforderungen<br />
an die Sorgfalt bei der<br />
Ausführung des Feuchteschutzes.<br />
Nur trockene Dämmkonstruktionen<br />
funktionieren schadensfrei.<br />
Feuchteadaptive bzw. feuchtevariable<br />
Dampfbremsen können ihren<br />
Dampfbremswert in Abhängigkeit<br />
von den herrschenden Witterungsverhältnissen<br />
verändern: Im Winter<br />
tragen sie zum Schutz der Holzkonstruktion<br />
vor eindringender Feuchte<br />
aus dem Gebäudeinnern bei, im Sommer<br />
zur Beschleunigung des Austrocknungsvorgangs.<br />
Dadurch erhöht<br />
sich die Sicherheit der Dachkonstruktion<br />
vor Schimmel oder Fäulnis.<br />
Zimmermeisterdach Bauphysik<br />
Bauphysik<br />
Sicher trocken<br />
Feuchtevariable Dampfbremsen haben sich beim Feuchteschutz insbesondere bei<br />
Sparrendächern bewährt. Dampfbremsen mit unveränderlichem Diffusionswiderstand<br />
können solch flexible Unterstützung nicht leisten.<br />
58 mikado 9.2010<br />
Die meisten handelsüblichen<br />
Dampfbremsen mit unveränderlichem<br />
Diffusionswiderstand können<br />
solch flexible Unterstützung nicht<br />
leisten. Wissenschaftliche Untersuchungen<br />
an Musterbauten und Rechenbeispiele<br />
mit international anerkannten<br />
Rechenverfahren belegen<br />
das. Doch einige Publikationen<br />
möchten die Anwender glauben machen,<br />
dass Dampfbremsen mit konstantem<br />
Wert solchen mit variablem<br />
Wert gleichwertig seien – was allein<br />
schon von der sprachlichen Bezeichnung<br />
her stutzig macht.<br />
Ein Blick auf den Stand der Erkenntnisse<br />
bei geneigten Dachkonstruktionen<br />
– insbesondere bei<br />
Sparrendach mit<br />
◂<br />
anspruchsvoller<br />
Konstruktion<br />
bauphysikalischen Zusammenhängen<br />
– hilft, die Problemstellungen<br />
und ihre Lösungen besser nachzuvollziehen.<br />
Probleme und Lösungen<br />
bei geneigten Dächern<br />
Bei der heute allgemein akzeptierten<br />
energiesparenden Bauweise von<br />
geneigten Dächern stellt die Praxis<br />
drei Aufgaben:<br />
▸ Die energetisch optimierte Konstruktion<br />
von Neubauten nach<br />
EnEV oder gar nach höheren Ansprüchen,<br />
wie z. B. als Passivhaus<br />
▸ Die Sanierung be<strong>stehen</strong>der Dachkonstruktionen<br />
beim Um- oder<br />
Ausbau von der Raumseite her<br />
▸ Die Sanierung bereits bewohnter<br />
Dachgeschosse von der Dachseite<br />
her im Zuge von Umdeckungsmaßnahmen<br />
Bei allen dreien gibt es in Sachen<br />
Feuchteschutz der Dachkonstruktion<br />
unterschiedliche Risiken und somit<br />
unterschiedliche Prioritäten, die<br />
bei der Planung und Ausführung zu<br />
beachten sind.<br />
Steildächer sicher ausführen<br />
Das feuchtesichere Steildach im Neubau<br />
ist eine leicht zu lösende Aufgabe:<br />
Die Sparrengefache werden voll<br />
mit Dämmstoff gefüllt. An der Unterseite<br />
verlegt der Handwerker eine<br />
Dampfbremse, die er mittels Klebe-<br />
und Dichtmaterialien zur luftundurchlässigen<br />
Schicht ausbildet.<br />
Dabei hat er darauf zu achten, dass<br />
deren Diffusionswiderstand deutlich<br />
größer ist als der der Unterdeckbahn<br />
oder des Unterdaches, die man für<br />
die Regensicherheit der Konstruktion
vor der Eindeckung und bei evtl. auftretenden<br />
Schäden oberseitig verlegt<br />
und die den Austritt des Wasserdampfes<br />
behindern. Damit soll gewährleistet<br />
sein, dass an der Oberseite<br />
mehr Wasserdampf aus der Dachkonstruktion<br />
austreten kann, als raumseitig<br />
in sie eindringt.<br />
Auf die Feuchte kommt es an<br />
Die Ausführungen funktionieren nur<br />
unter zwei Bedingungen: Die Holzfeuchte<br />
lag beim Einbau bzw. vor<br />
dem innenseitigen Abschluss der<br />
Konstruktion in dem von der Norm<br />
erlaubten unschädlichen Bereich<br />
und die Dampfbremse wurde wirklich<br />
dauerhaft luftdicht an der Innenseite<br />
ausgeführt. Ist eine der beiden<br />
Bedingungen verletzt, kann es<br />
u.U. zu Feuchteschäden, Schimmelbildung<br />
oder Fäulnis kommen.<br />
Feuchtevariable Dampfbremsfolien<br />
schaffen selbst bei zu hoher Holzfeuchte<br />
ein beachtliches Maß an zusätzlicher<br />
Sicherheit. Sie passen ihr<br />
Dampfbremsverhalten der jeweils<br />
gebotenen Feuchtesituation an. Im<br />
Winter sind sie relativ dampfdicht<br />
und lassen wenig Wasserdampf aus<br />
dem Innenraum in die Konstruktion,<br />
im Sommer sind sie diffusionsoffen<br />
und unterstützen das Austrocknen<br />
der gegebenenfalls feuchten Holzbauteile,<br />
indem sie die Diffusion des<br />
aus der Konstruktion entweichenden<br />
Zimmermeisterdach Bauphysik<br />
◂ Durch Feuchte<br />
verursachter<br />
Bauschaden – das<br />
gilt es zu<br />
vermeiden<br />
Die Dachum-<br />
▸<br />
deckung ist eine<br />
gute Gelegenheit,<br />
die<br />
Dämmung an<br />
moderne<br />
Gegebenheiten<br />
anzupassen.<br />
Das fordert auch<br />
der Gesetzgeber<br />
Wasserdampfs auch zum Innenraum<br />
hin ermöglichen. Damit funktionieren<br />
sogar Dächer mit einer stark diffusionshemmenden<br />
Deckung wie z. B.<br />
Blech.<br />
Steildächer raumseitig sanieren<br />
In vielen Fällen werden Dachgeschosse<br />
nachträglich ausgebaut oder<br />
bereits ausgebaute Dachgeschosse renoviert.<br />
Bei dieser Gelegenheit wird<br />
von der Raumseite her neu gedämmt.<br />
Dabei nutzen die Dachhandwerker<br />
gern den zur Verfügung <strong>stehen</strong>den<br />
Sparrenhohlraum und dämmen die<br />
Sparrengefache voll aus. Dabei erhöht<br />
sich das Risiko der nicht perfekten<br />
Luftundurchlässigkeit: In be<strong>stehen</strong>de<br />
Konstruktionen lassen sich<br />
funktionstüchtige Dichtmaßnahmen<br />
schwieriger einbauen als in gut geplante<br />
Neubauten.<br />
Als weiterer Unsicherheitsfaktor<br />
kommt die Unkenntnis über die Diffusionseigenschaften<br />
der Altkonstruktion<br />
dazu. Feuchtevariable Dampfbremsen<br />
bieten höheren Schutz.<br />
Sanierung von der Dachseite her<br />
Wichtig sind feuchtevariable Dampfbremsen<br />
bei der nachträglichen energetischen<br />
Sanierung. Relativ elegant<br />
lässt sich eine energetische Sanierung<br />
von der Dachseite her bewerkstelligen.<br />
Damit die Sanierung keine<br />
Feuchteschäden nach sich zieht, muss<br />
sicherheitshalber von oben her eine<br />
Dampfbremse dicht verlegt werden,<br />
bevor man die neue Dämmung einbringt.<br />
Der Handwerker kennt in den<br />
meisten Fällen den Zustand des alten<br />
Aufbaus nicht im Detail. Deshalb<br />
ist eine vollflächige luftdichte neue<br />
Dampfbremse, von oben verlegt, eine<br />
sichere Maßnahme. Am einfachsten<br />
gelingt das, wenn der Handwerker<br />
die Dampfbremse in einem Zug in<br />
die Gefache und über die Sparren<br />
verlegt.<br />
Bei herkömmlichen Dampfbremsen<br />
mit einem konstanten Diffusionswiderstand<br />
kommt es zu einem<br />
Dilemma: Im Gefachbereich unter<br />
dem neu einzubringenden Dämmstoff<br />
sollte der Widerstand gegen das<br />
Eindringen von Wasserdampf möglichst<br />
hoch sein. An der Oberseite der<br />
Sparren sollte er dagegen möglichst<br />
niedrig sein, damit sich kein Wasser<br />
ansammelt.<br />
So funktionieren feuchtevariable<br />
Dampfbremsen<br />
Feuchtevariable Dampfbremsen besitzen<br />
einen Diffusionswiderstand,<br />
dessen Wert sich nach der relativen<br />
Luftfeuchte, d. h. dem relativen Wasserdampfgehalt,<br />
in ihrer Umgebung<br />
einstellt: Niedrige relative Feuchte bewirkt<br />
hohen Widerstand, hohe relative<br />
Feuchte niedrigen Widerstand.<br />
www.mikado-online.de 59
Im Winter, wenn die warme Raumluft<br />
absolut mehr Wasserdampf enthält<br />
als die kalte Außenluft und dieser<br />
deshalb von innen nach außen wandern<br />
möchte, ist die relative Feuchte<br />
dagegen im Innenraum gering. In<br />
der kritischen Zeit im Winter hat die<br />
feuchtevariable Dampfbremse deshalb<br />
einen hohen Widerstandswert<br />
und bremst das Eindringen von Wasserdampf<br />
in die Konstruktion.<br />
An der Oberseite des Sparrens,<br />
wo möglicherweise angesammelte<br />
Feuchtigkeit nach außen will, wird<br />
dann aufgrund der dort sich ergebenden<br />
hohen relativen Feuchte der<br />
Dampfdichtheits-Wert der Dampfbremse<br />
(s d -Wert) gering. Die Dampfbremse<br />
setzt dem Austrocknen kaum<br />
einen Widerstand entgegen. Die Konstruktion<br />
wird dadurch sicherer.<br />
Gegen Sommer kondensat<br />
Bei Neubauten kann es vorkommen,<br />
dass das Sparrenholz bei Anlieferung<br />
mehr Wasser enthält, als es die Norm<br />
zur Sicherheit vor Schimmelbildung<br />
fordert, z. B. durch Witterungseinflüsse<br />
bei Transport und Lagerung.<br />
Dann ist man dankbar für alle<br />
hilfreichen Geister, die eine Trocknung<br />
des Holzes im Einbauzustand<br />
beschleunigen – feuchtevariable<br />
Dampfbremsen zum Beispiel:<br />
Im Winter lassen sie wenig Feuchte<br />
in die Konstruktion eindringen. Im<br />
Zimmermeisterdach Bauphysik<br />
Funktion im Sommer:<br />
diffusionsoffen und rücktrocknend<br />
Funktion im Winter:<br />
diffusionshemmend und schützend<br />
60 mikado 9.2010<br />
Sommer unterstützen sie die Austrocknung<br />
nach innen. Aufgrund ihres<br />
deutlich niedrigeren Diffusionswiderstandes<br />
öffnen sie quasi ihre<br />
Poren und verhelfen der Konstruktion<br />
zu schnellerer Austrocknung und<br />
damit Sicherheit vor Schimmel und<br />
Fäulnis.<br />
Versuch macht klug<br />
Ein Versuch demonstriert die Wirkung<br />
von feuchtevariablen Dampfbremsen<br />
im Vergleich zu herkömmlichen:<br />
Man legt zwei identische<br />
Holzquader 48 Stunden vollständig<br />
unter Wasser. Danach trocknet man<br />
sie ab und schließt sie jeweils luftdicht<br />
in unterschiedliche Dampfbremsen<br />
ein: konstant und feuchtevariabel.<br />
Nach einigen Monaten lässt sich<br />
feststellen, dass die feuchtevariable<br />
Dampfbremse das Holz hat austrocknen<br />
lassen, wogegen die herkömmliche<br />
Dampfbremse ein immer noch<br />
feuchtes Holzstück einschließt.<br />
Mittlerweile liegt eine Vielzahl von<br />
vergleichenden Untersuchungen über<br />
das Verhalten von Dampfbremsen in<br />
geneigten Dächern vor, die wissenschaftlich<br />
beweisen, dass feuchtevariable<br />
Dampfbremsen die Sicherheit<br />
der Konstruktion in Bezug auf trockenes<br />
Sparrenholz maßgeblich unterstützen.<br />
Beispielhaft seien Ergebnisse<br />
aus dem Fraunhofer Institut für<br />
Bauphysik (IBP) genannt.<br />
◂ Wirkungsweise<br />
der feuchtevariablenDampfbremse<br />
bei<br />
der Sanierung von<br />
außen<br />
▸ Zwei feuchte<br />
Holzstücke<br />
nach einigen<br />
Monaten in<br />
unterschiedlicher<br />
Umhüllung –<br />
die feuchtevariableDampfbremse<br />
führt zu<br />
sicherer<br />
Austrocknung<br />
Versuchs-<br />
▾<br />
ergebnisse beim<br />
Vergleich<br />
dreier Dampfbremsfolien:<br />
Polyamidfolie ist<br />
feuchtevariabel<br />
Sparrenfeuchte im Steildach<br />
Holzfeuchte [M.-%]<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Klimawandel und heiße Sommer<br />
Eine noch recht junge, aber sicherlich<br />
zunehmende Herausforderung<br />
an Außenbauteile wird uns zwangsläufig<br />
bald mehr beschäftigen: Der<br />
Klimawandel beschert in steigendem<br />
Maße heiße Sommer. Die Gebäude<br />
sind dafür nicht konzipiert.<br />
Die geplagten Bewohner setzen zur<br />
Nordseite<br />
Polyamidfolie<br />
Natronkraftpapier<br />
Polyethylenfolie<br />
Südseite<br />
Aug. Sept. okt. Nov.
Linderung der Raumhitze Klimageräte<br />
ein. Dadurch ergeben sich im Sommer<br />
Anforderungen an die Feuchtesicherheit<br />
von Außenbauteilen unter<br />
umgekehrten Vorzeichen: der Wasserdampf<br />
will von außen nach innen,<br />
weil im Innern der Gebäude aufgrund<br />
der niedrigeren Temperatur auch ein<br />
niedrigerer Wasserdampfgehalt als in<br />
der feuchten Außenluft ist.<br />
Trifft der Wasserdampf von außen<br />
kommend nun auf eine Dampfbremse<br />
mit einem zu hohen konstanten<br />
Wert, so kann es an der Rückseite<br />
dieser Dampfbremse zu Feuchteausfall<br />
mit seinen unschönen Begleiterscheinungen<br />
kommen.<br />
Feuchtevariable Dampfbremsen<br />
reagieren auf den höheren Feuchteanfall<br />
mit Absenken ihres Wertes.<br />
Pseudowissenschaftliche<br />
Nachweise<br />
Neuerdings wollen Anbieter von<br />
Dampfbremsen mit konstantem Wert<br />
ihre Umwelt glauben machen, dass<br />
ihre Folien den feuchtevariablen<br />
gleichwertig seien. Dass etwas Variables<br />
etwas Konstantem gleich sein<br />
soll, ist schwer begreiflich. Bewiesen<br />
oberflächentemperatur [°C]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Zimmermeisterdach Bauphysik<br />
Außenlufttemperatur: –5 °C<br />
Raumlufttemperatr 20 °C<br />
R-Wert<br />
Taupunkttemperatur<br />
bei 50 % r.F.<br />
Bei Außen-<br />
▾<br />
wänden sind zur<br />
Vermeidung<br />
von Schimmel die<br />
kritischen Stellen<br />
zu beachten<br />
Wand<br />
Ecke<br />
hinter<br />
Schrank<br />
0,55<br />
0 1 2 m2 1,2<br />
0<br />
K/W<br />
werden soll die Behauptung mit rechnerischen<br />
Nachweisen unter Anwendung<br />
allgemein anerkannter Rechenverfahren.<br />
Bei näherer Betrachtung der ausgewählten<br />
Beispiele und der Beweisführung<br />
bemerkt man die Absicht:<br />
Als Beispiel für die „Gleichwertigkeit“<br />
bei der Dämmung von Dächern<br />
im Neubau wird ein völlig unkritischen<br />
Fall mit Randbedingungen herangezogen,<br />
wie sie die Norm erlaubt:<br />
Diffusionswiderstand bei der Dampfbremse<br />
höher als derjenige der Unterdeckbahn,<br />
Holzfeuchte im zulässigen<br />
Bereich. In solchen Fällen funktionieren<br />
alle am Markt gängigen Aufbauten,<br />
wenn nur für die luftundurchlässige<br />
Verlegung auf der Raumseite<br />
gesorgt ist.<br />
Für solch unkritischen Fälle wurden<br />
feuchtevariable Folien nicht<br />
entwickelt, sondern für ungewollt<br />
feuchte Hölzer und/oder verbliebene<br />
Undichtigkeiten, die zur Abweichung<br />
vom Normverhalten führen.<br />
Bei der Betrachtung des zweiten<br />
Gleichwertigkeitsnachweises, nämlich<br />
für eine Dachsanierung von<br />
oben, gelingt der „Beweis“ dadurch,<br />
dass man die Entwicklungen des Mittelwertes<br />
der Holzfeuchte des gesamten<br />
Sparrens bei Einbau konstanter<br />
oder variabler Folie miteinander<br />
vergleicht. Mittelwertbetrachtungen<br />
können uns in manchen Fällen durchaus<br />
in Sicherheit wiegen, wenngleich<br />
die tatsächliche Gefahr von einzelnen<br />
kritischen Stellen abhängt:<br />
Was hilft beispielsweise einem<br />
1,75 m großen Nichtschwimmer die<br />
Auskunft, dass ein See im Mittel<br />
1,50 m tief ist, bei der Entscheidung,<br />
ob er ihn durchwaten soll? Wenn er<br />
an einzelnen kritischen Stellen auf<br />
Tiefen von 2 oder 3 m treffen kann,<br />
Der Autor<br />
hätte er bei alleinigem Vertrauen auf<br />
den Mittelwert bei seiner Entscheidung<br />
zum Loswaten ein höchst riskantes<br />
Unternehmen gestartet.<br />
Ähnlich gefährlich kann es bei einem<br />
Beispiel aus der Baupraxis werden,<br />
wenn man statt der kritischen<br />
Stellen den Mittelwert betrachtet.<br />
Betrachten wir die Innentemperatur<br />
einer Außenwand, so ergeben sich<br />
deutliche Unterschiede zwischen dem<br />
Mittelwert der Wandflächen, einer<br />
Gebäudeecke oder gar dem Wandbereich<br />
hinter einem Kleiderschrank.<br />
Auch in diesem Beispiel ist es ratsam,<br />
die Wärmeschutzaufwendungen<br />
nach der kritischsten Stelle zu bemessen,<br />
wenn man keine bösen Überraschungen<br />
erleben will.<br />
Bei der Sparrenfeuchte interessiert<br />
nicht der Mittelwert. Vielmehr ist es<br />
für die Schadensfreiheit entscheidend,<br />
ob die besonders kritischen<br />
Bereiche an den Sparrenoberflächen<br />
über längere Zeit die Gefährdungsgrenze<br />
der Holzfeuchte überschreiten<br />
und so den Nährboden für Schimmel<br />
und Fäulnis bieten können. Zieht<br />
man jedoch diese kritischen Bereiche<br />
zum Vergleich heran, ergeben<br />
sich deutliche Unterschiede zwischen<br />
feuchtevariablen Dampfbremsen und<br />
solchen mit konstantem Wert.<br />
Die Sparren mit feuchtevariablen<br />
Folien trocknen rasch aus. Die mit<br />
Folien mit konstanten Werten (von s d<br />
= 2 m oder gar s d = 5 m) bleiben über<br />
zwei oder mehr Winter eine Quelle<br />
der Gefährdung.<br />
Feuchtevariable Dampfbremsen<br />
gelten in kritischen Situationen am<br />
Bau als zusätzliche Versicherung<br />
gegen unerwünschte Feuchteschäden<br />
und bieten höheren Schutz und<br />
die Gewähr für langlebige, trockene<br />
Dachaufbauten. ▪<br />
Dr. Jürgen Royar arbeitete lange Jahre als Marketingleiter<br />
bei Saint-Gobain Isover G+H. Zuletzt war er als Leiter der<br />
Fortbildungsaktivität Isover Akademie tätig. Der Träger der<br />
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sich auch in seinem Ruhestand mit bauphysikalischen<br />
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▴ Meran als<br />
Tagungsort –<br />
darauf vertrauen<br />
die Veranstalter<br />
des IBF und<br />
blieben damit auf<br />
Erfolgskurs<br />
Fortbildung<br />
8. Internationales Branchenseminar für Frauen des Holzbaus und Innenausbaus<br />
„Erfolg heißt Vertrauen haben“<br />
Rund 160 Teilnehmerinnen trafen sich am 1. und 2. Juli 2010 in Meran (I) zum achten<br />
Internationalen Branchenseminar für Frauen des Holzbaus und Innenausbaus (IBF 2010).<br />
Marketing, Betriebsführung und Networking standen im Fokus der Unternehmerinnen.<br />
Was haben Extremsport und<br />
Unternehmensführung gemein?<br />
Diese Frage beantwortete der<br />
Bergsteiger und Grenzgänger Reinhold<br />
Messner auf dem Internationalen<br />
Branchenseminar für Frauen<br />
des Holzbaus und Innenausbaus (IBF<br />
2010). Unter dem Motto „Risikomanagement“<br />
zeigte Reinhold Messner,<br />
Autor des Buches „Mein Leben am<br />
Limit“, dass seine Ausnahmeexpeditionen<br />
in puncto Ausdauer, Begeisterung<br />
und Vertrauen den gleichen<br />
Gesetzen gehorchen, wie sie auch für<br />
erfolgreiche Unternehmen gelten.<br />
„Erfolg heißt Vertrauen haben.<br />
Vertrauen in das eigene Unternehmen<br />
ist der wesentliche Pfeiler auf<br />
dem Weg zum Erfolg“, fasste Messner<br />
seine Erfahrungen zusammen.<br />
64 mikado 9.2010<br />
Gleichzeitig relativierte Messner die<br />
Bedeutung von Erfolg, denn wer<br />
nachhaltig ein Unternehmen führe,<br />
werde auch immer wieder Niederlagen<br />
einstecken müssen. „Auch ich<br />
bin immer wieder gescheitert, aber<br />
ohne Scheitern würde ich Ihnen heute<br />
nicht über meine Erfolge berichten<br />
können. Aus Fehlern lernen wir mehr<br />
als aus Erfolgen.“ Seine heutigen Zuhörerinnen<br />
werteten den Auftritt von<br />
Messner auf jeden Fall als Erfolg, wie<br />
der lange Applaus bestätigte.<br />
Differenzierung statt Einheitsbrei<br />
„Eigentlich ist heute alles gleich.“<br />
Selbst Produkte oder Dienstleistungen,<br />
die sich als „Marke“ definieren,<br />
werden vom Konsumenten als<br />
ähnlich und austauschbar wahrgenommen.<br />
Deshalb skizzierte der österreichische<br />
Markenexperte Michael<br />
Brandtner (www.michaelbrandtner.<br />
com), worauf es bei der trennscharfen<br />
Positionierung ankommt. „Das Wertvollste,<br />
was Sie heute als Marke<br />
besitzen können, ist ein Wort. Ein<br />
Begriff, für den Sie <strong>stehen</strong>.“ Als Beispiele<br />
dafür nannte er BMW (Fahrfreude),<br />
Audi (Technik), Dr. Best<br />
(nachgebend) oder Geox (Atmen).<br />
Brandtner nannte fünf Schritte, um<br />
seine Produkte/Dienstleistung erfolgreich<br />
mit Alleinstellungsmerkmalen<br />
zu versehen:<br />
▸ Den Wettbewerbskontext in den<br />
Köpfen der Kunden kennen<br />
▸ Die dazu passende<br />
differenzierende Idee finden<br />
C. M. DAUNER
PFÄFFINGGER<br />
Fortbildung<br />
▸ Die Idee in einen Nutzen<br />
übersetzen<br />
▸ Die Idee intern im Unternehmen<br />
umsetzen<br />
▸ Die Idee extern kommunizieren<br />
„Sie müssen heute die eine differenzierende<br />
Idee finden, um diese<br />
über Jahre und Jahrzehnte wichtiger<br />
zu machen. Die Devise der Erfolgreichen<br />
lautet daher schlicht und einfach:<br />
Differenzierung statt Einheitsbrei“,<br />
resümierte Brandtner.<br />
Rosarote Panzer<br />
„Produkte sind nie geschlechtsneutral<br />
gestaltet: je billiger ein Produkt,<br />
desto geschlechtsspezifischer.“ Prof.<br />
Dr. Uta Brandes von der Köln International<br />
School of Design zeigte<br />
reichlich Beispiele dafür, dass Farbe<br />
und Gestaltung unsere Wertung<br />
von Produkten wesentlich beeinflussen:<br />
Wie wirkt ein Panzer auf uns,<br />
wenn er rosarot angemalt wurde?<br />
Warum erscheint der gleiche Rasierapparat<br />
in Schwarz und Alu mit dem<br />
Namen „Fusion Stealth“ männlich<br />
und mit dem Namen „Venus“ in Türkis<br />
gehalten weiblich? Brandes untersucht<br />
Produkte auf Farbgebung,<br />
Formgebung, Materialität, Zeichenhaftigkeit<br />
und Zielgruppenspezifik.<br />
Diese Kriterien sind Anknüpfungspunkte<br />
für die Wahrnehmung als typisch<br />
„männlich“ oder „weiblich“. In<br />
den vergangenen Jahren beobachtete<br />
Brandes, dass sich bei Unternehmen,<br />
Designerinnen und Designern<br />
viel Positives getan hat in puncto<br />
geschlechterspezifisches Design. So<br />
plädierte Brandes dafür, die „Vielfalt<br />
in der Gestaltung“ der Produkte<br />
zuzulassen und zu fördern. cm ▪<br />
▴ Reinhold<br />
Messner (Mitte)<br />
berichtete den<br />
Teilnehmerinnen,<br />
was Expeditionen<br />
und<br />
Unternehmensführung<br />
verbindet<br />
◂ Familienbetrieb<br />
mit 3700<br />
Mitarbeitern:<br />
Dr. Tanja<br />
Haas-Lensing<br />
zeigt, wie<br />
das funktionieren<br />
kann<br />
www.mikado-online.de 65<br />
C. M. DAUNER
66<br />
Unternehmen<br />
Landesbeirat Holz Bayern<br />
Holzbaupreis Bayern 2010<br />
▴ Mitmachen und gewinnen: Der Holzbaupreis Bayern 2010<br />
zeichnet vorbildlich in Holz konstruierte Bauten aus<br />
Hervorragende technische Eigenschaften, vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten<br />
und eine unschlagbare Ökobilanz machen<br />
Holz zum universellen Baustoff der Zukunft. Um den<br />
Einsatz von Holz im Bausektor weiter voranzubringen, hat<br />
das Forstministerium zusammen mit der Bayerischen Architektenkammer,<br />
der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau und<br />
dem Landesbeirat Holz Bayern e.V. den Holzbaupreis Bayern<br />
2010 ausgelobt. Der Holzbaupreis ist mit 10 000 Euro<br />
dotiert. Einsendeschluss ist der 30. September 2010.<br />
Alle Informationen zum Wettbewerb finden interessierte Bauherren<br />
und Planer unter www.landesbeiratholz-bayern.de.<br />
Monier<br />
Doppelt gepunktet<br />
Der Braas Dach-Stein Tegalit mit verbesserter Schnittkante<br />
und der Dach-Ziegel Rubin 13V sind Gewinner des red dot<br />
award: product design 2010. 1636 Designer und Hersteller<br />
aus 57 Ländern hatten<br />
4252 Produkte<br />
eingereicht. Die Expertenjurybewertete<br />
die Einsendungen<br />
anhand von Kriterien<br />
wie Funktionalität,Innovationsgrad,<br />
Langlebigkeit<br />
oder ökologischer<br />
Verträglichkeit.<br />
Monier GmbH<br />
D-61440 Oberursel<br />
www.monier-dach-<br />
▴ Mit dem Gewinn des red dot awards ist der<br />
Braas Rubin 13V auch für den Designpreis der<br />
Bundesrepublik Deutschland 2011 nominiert<br />
systeme.de<br />
www.braas.de<br />
mikado 9.2010<br />
LANDESBEIRAT HoLZ BAyERN E.V.<br />
Schaffitzel Holzindustrie<br />
100 Jahre für den Holzbau<br />
Festlich ging’s zu beim 100-jährigen Firmenjubiläum der<br />
Schaffitzel Holzindustrie. Mit Freunden, Weggefährten und<br />
Kollegen aus dem Holzleimbau und der Forschung feierten<br />
Jürgen Schaffitzel und sein Team die Entwicklung vom Sägewerk<br />
zum modernen Ingenieurholzbau: 1888 entwickelte<br />
sich aus einer Hammerschmiede ein kleines Sägewerk. In den<br />
1930er-Jahren gelang es Gottlob Schaffitzel, mit modernen<br />
Sägemaschinen und Trockenkammern neue Absatzmärkte zu<br />
schaffen. Helmut G. Schaffitzel erweiterte das Unternehmen in<br />
den 1960er-Jahren um den Holzleimbaubetrieb. Heute führt<br />
Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Schaffitzel das Unternehmen in dritter<br />
Generation. Schaffitzel Holzindustrie erwirtschaftet mit ca.<br />
50 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von ca. 7 Mio. Euro mit<br />
brettschichtholzverleimten Bauteilen. Auch als Brückenbauspezialist<br />
machte sich das Unternehmen einen Namen.<br />
Schaffitzel Holzindustrie GmbH & Co. KG<br />
D-74523 Schwäbisch Hall/Sulzdorf ı www.schaffitzel.de<br />
Hagebau<br />
Zivilcourage fördern<br />
◂ Hagebau<br />
unterstützt die<br />
Dominik-<br />
Brunner-Stiftung.<br />
Wolfgang<br />
Gural (links)<br />
übergab<br />
den symbolischen<br />
Scheck über<br />
30 000 Euro an<br />
Uli Hoeneß,<br />
den Vorsitzenden<br />
des Stiftungskuratoriums<br />
Hagebau unterstützt die Dominik-Brunner-Stiftung mit 30 000<br />
Euro. Den symbolischen Scheck überreichte Wolfgang Gural an<br />
Uli Hoeneß, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, in München.<br />
„Als erfolgreiches Unternehmen bekennt sich die Hagebau zu ihrer<br />
sozialen und gesamtgesellschaftlichen Verantwortung“, begründete<br />
der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende die Spende. Hinzu<br />
komme die langjährige Geschäftsverbindung mit Erlus, deren<br />
kaufmännischer Vorstand Dominik Brunner gewesen war. Ziel der<br />
Stiftung ist es, Menschen und deren Angehörigen zu helfen, die<br />
wegen ihres selbstlosen Handelns oder aus anderen Gründen unverschuldet<br />
in Not geraten sind. Die Stiftung will zudem das öffentliche<br />
Bewusstsein gegen Gewalt mobilisieren und die Menschen<br />
zu Zivilcourage ermutigen.<br />
hagebau ı Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co. KG<br />
D-29614 Soltau ı www.hagebau.com
Unternehmen<br />
▴ Die „schaffitzeln“ das: Seniorchef Kurt Schaffitzel,<br />
Sabrina Schaffitzel, Dagmar Schaffitzel, Philipp Schaffitzel,<br />
Renate Schaffitzel, Jörg Schaffitzel und<br />
Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Schaffitzel (v.l.n.r.)<br />
Creaton<br />
Stab übergeben<br />
Der Dachziegelhersteller Creaton verabschiedete Alfons Hörmann,<br />
der gut zwei Jahrzehnte lang die Geschicke des Unternehmens<br />
gelenkt hat. Sein Nachfolger heißt Stephan Führling. Der neue<br />
Vorstand will das „Erbe“ kontinuierlich weiterentwickeln und<br />
nachhaltig ausbauen. Fürling sezt dabei auf ein siebenköpfiges<br />
Führungsteam, das ihm zur Seite steht: Jens Philippi, Direktor<br />
Vertrieb, Ivanka Burger, Direktor Marketing, Markus Schlienz, Direktor<br />
Personal und Stabstellen, Tino Stirl, Arbeitssicherheit/Qualitäts-<br />
und Umweltmanagement sowie Kurt Escher, der die Unternehmensentwicklung<br />
betreut.<br />
CREATON AG ı D-86637 Wertingen<br />
www.creaton.de<br />
◂ Standing<br />
ovations und ein<br />
großes Dankeschön<br />
von seinem<br />
Nachfolger<br />
gab es für Alfons<br />
Hörmann<br />
(links) nach 20<br />
Jahren an<br />
der Spitze der<br />
Creaton AG<br />
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mikado 9.2010<br />
Dietrich’s<br />
Unternehmen<br />
▴ Benno Sand freut sich über seinen neuen<br />
QuaDrive Akku-Bohrschrauber<br />
Protool<br />
Gewinnspiel-Gewinner<br />
Die drei glücklichen Gewinner des mikado-Gewinnspiels<br />
erhielten von Protool ihre Preise ausgehändigt:<br />
Benno Sand, Inhaber eines Meister-<br />
und Restaurationsfachbetriebs in Breitenburg,<br />
erhielt einen QuaDrive Akku-Bohrschrauber DRC<br />
18-4 TEC LI. Jörg Klockmann, Otto Westermann<br />
Holzbau in Toppenstedt, freut sich über einen<br />
QuaDrive Akku-Schlagbohrschrauber PDC 18-4<br />
TEC LI. Und ein QuaDrive Akku-Schlagschrauber<br />
IWC 18-2 TEC LI ging an Anton Greinwald,<br />
Inhaber einer Zimmerei in Bad Bayersoien. Die<br />
drei werden die Handmaschinen ausgiebig testen<br />
und in einer der nächsten Ausgaben der mikado<br />
von ihren Erfahrungen berichten.<br />
Protool GmbH<br />
D-73240 Wendlingen<br />
www.protool.de<br />
Gemeinsam für den Holzbaunachwuchs<br />
Am 8. und 9. Juli 2010 drückten 27 Lehrkräfte zwei Tage lang die Schulbank, um ihr Wissen<br />
über die 3DCAD/CAM-Software für den Holzbau aufzufrischen und zu vertiefen. Dietrich’s hielt<br />
eine Schulung für Lehrer und Ausbilder im Holzbaubereich ab. Ziel der kostenlosen Fortbildung<br />
für Lehrpersonal war, die Rahmenbedingungen für den Holzbaunachwuchs zu verbessern. Nach<br />
dem Erfolg der Veranstaltung ist es das erklärte Ziel des Unternehmens, weitere Termine und<br />
Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrer und Ausbilder anzubieten. Seit über einem Jahr können<br />
sich Lehrer in einem geschützten Bereich des Dietrich’s-Forums austauschen.<br />
Dietrich’s – Datenverarbeitung für Handel und Produktion AG<br />
D-85579 Neubiberg ı www.dietrichs.com<br />
▴ Lehrer drückten die Schulbank: Dietrich’s bot eine Schulung für Lehrer und Ausbilder im Holzbaubereich an
Unternehmen<br />
Makita<br />
◂ Jörg Klockmann testet<br />
den QuaDrive<br />
Akku-Schlagbohrschrauber<br />
auf<br />
Herz und Nieren<br />
◂ Anton Greinwald<br />
kann den<br />
QuaDrive Akku-<br />
Schlagschrauber gut<br />
brauchen<br />
Japanisches Herz schlägt in NRW<br />
▴ So soll die neue Makita-Deutschlandzentrale in Ratingen aussehen<br />
In der Kategorie Erweiterungsinvestition zeichnet NRW.INVEST<br />
dieses Jahr Makita aus. Mit dem Preis ehrt das Land Unternehmen<br />
für mutige und innovative Investitionen am Standort Nordrhein-<br />
Westfalen. Das Unternehmen investiert 30 Mio. Euro in eine neue<br />
Deutschland-Zentrale in Ratingen. Beim Neubau setzt der japanische<br />
Elektrowerkzeughersteller auf erneuerbare Energien. Für die<br />
Versorgung mit Warmwasser und Heizwärme sorgt eine innovative<br />
Geothermie-Anlage. Neben Lager- und Versandhallen ent<strong>stehen</strong><br />
hier ein Verwaltungsgebäude und ein Schulungszentrum mit Demonstrations-<br />
und Ausstellungsräumen sowie ein Werkstattbereich<br />
für die Servicetechniker. Ab 2011 sollen in Ratingen rund 180 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter für das Unternehmen tätig sein.<br />
Makita Werkzeug GmbH ı D-47269 Duisburg ı www.makita.de<br />
Hier <strong>könnte</strong><br />
<strong>Ihre</strong> Werbung <strong>stehen</strong>!<br />
Partner des Holzbaus<br />
Tel.: +49 82 33.23-71 35<br />
Fax: +49 82 33.23-71 11<br />
E-Mail: daniela.bolleininger@weka.de<br />
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70<br />
Holzwelten Einfamilienhaus<br />
Auf einem Hof, dort wo früher der Stadel stand, plante ein junges Architekturbüro<br />
ein auf den ersten Blick unspektakuläres, auf den zweiten Blick aber ungemein<br />
stimmiges Wohngebäude, das die Bauherrenfamilie dann in Eigenregie realisierte.<br />
mikado 9.2010
Begonnen hatte alles mit einer Visitenkarte,<br />
die das Architekturbüro<br />
bei der Expo Real in München einem<br />
interessierten Besucher zusteckte. Der<br />
fand zwar nicht zu ihnen, dafür aber<br />
Bekannte von ihm: ein junges Paar<br />
aus der Weststeiermark, das sich am<br />
elterlichen Hof den Traum vom eigenen<br />
Haus verwirklichen wollte. „Ich<br />
habe den Bauplatz von meinem Vater<br />
geschenkt bekommen, wir hatten<br />
schon lang nach dem richtigen<br />
Planer gesucht, als ein Schulfreund<br />
uns von den ‚x architekten‘ erzählte.<br />
Die seien jung und kreativ“, erinnert<br />
sich der Bauherr. „Da wir schon<br />
so verzweifelt waren, dass wir bei<br />
einer Reihenhausanlage mitmachen<br />
wollten, dachten wir: probieren wir`s<br />
doch einfach.“ Eine gute Idee.<br />
Mit der Landschaft bauen<br />
Die Gegend ist außerordentlich idyllisch.<br />
Das Grundstück liegt auf einer<br />
Anhöhe an der Kehre einer steilen<br />
Straße, die sich an windschiefen<br />
Gehöften vorbei hangaufwärts windet.<br />
Auf der Hügelkuppe im Nordwesten<br />
stand ein baufälliger Stadel<br />
mit einem asymmetrischen Satteldach.<br />
Unter seinem Dachvorstand<br />
ließ sich auch bei Regen arbeiten,<br />
Heu und Wäsche trocknen. Fast im<br />
rechten Winkel dazu flankiert das<br />
Elternhaus die Straße im Nordosten.<br />
Es ist etwa elf Meter lang und sechs<br />
Meter breit, hat weiße Mauern, grüne<br />
Fensterläden und ein Satteldach.<br />
An seiner Innenseite steht eine Bank<br />
an der Wand. Von der Abendsonne<br />
beschienen, kann man hier unterm<br />
Vordach am Hof sitzen und auf die<br />
Hügelkuppe blicken, auf der alte, gebeugte<br />
Streuobstbäume <strong>stehen</strong>.<br />
Im Februar 2003 machten sich Rainer<br />
Kasik und Max Nirnberger von „x<br />
architekten“ auf den Weg zum Bauplatz.<br />
„Unser erster Ansatz war die<br />
Topografie. Wir haben die Umgebung<br />
verinnerlicht. Diese Landzunge<br />
in den Hügeln ist einzigartig. Es<br />
gab den Schuppen mit dem Vordach<br />
und das Elternhaus mit der Bank. Die<br />
Gebäude sind optimal orientiert und<br />
fügen sich wunderbar in die Landschaft.<br />
Uns war klar, dass man diese<br />
Hofsituation erhalten muss“, berichtet<br />
Kasik. Wegen der Lage in der<br />
Holzwelten Einfamilienhaus<br />
Der große Raum<br />
▸<br />
unter dem<br />
Dachstuhl ist<br />
ideal zum<br />
Wäschetrocknen<br />
und vor<br />
allem zum Spielen<br />
Weststeiermark und der „südländischen<br />
Leichtigkeit des Lebens“ gaben<br />
die Architekten dem Projekt den<br />
Arbeitstitel „Haus YUG“. „Yug“ bedeutet<br />
„Süden“ auf Slowenisch. Zunächst<br />
entstand ein Modell der Hofanlage<br />
mit Höhenschichtlinien. Und<br />
dann begannen die Architekten mit<br />
dem Entwerfen – im engen Dialog<br />
mit der Bauherrenfamilie.<br />
Die Bauherrenfamilie kalkulierte<br />
scharf. Den alten Schuppen trug sie<br />
selbst ab. Der Neubau sollte in bester<br />
Tradition mit viel Eigenleistung<br />
und Nachbarschaftshilfe zu errichten<br />
sein – und alles bieten, was eine Familie<br />
so braucht: Carport, Wohnküche,<br />
zwei Kinderzimmer, Elternschlafzimmer<br />
und ein Bad mit Eckwanne.<br />
Hrsg.: Ilka und Andreas Ruby<br />
Von Menschen und Häusern<br />
Architektur aus der Steiermark<br />
Fotografien von Livia Corona<br />
Haus der Architektur Graz, oktober<br />
2009 ı 332 Seiten<br />
111 farbige Abbildungen<br />
23 x 31 cm ı 40 Euro<br />
ISBN 978-3-901174-71-1<br />
Eigentlich wollten die Bauherren<br />
anfangs etwas ganz Schlichtes<br />
mit Flachdach aus Beton, Glas und<br />
Holz. „Doch die zuständige Baubehörde<br />
war sehr konservativ“, erinnert<br />
sich Kasik. Am Satteldach führte kein<br />
Weg vorbei, also wurden Form und<br />
Umriss des alten Stadels übernommen,<br />
perspektivisch gestreckt und<br />
auf einen Keller gesetzt. Das bietet<br />
viel praktischen Stauraum und<br />
bewältigt die Hanglage souverän.<br />
Sieben Meter kragt über dem Betonsockel<br />
der Wohntrakt auf die Straße<br />
hinaus: So können die Bewohner<br />
unter dem verschwenkten Giebel an<br />
der Schmalseite im Nordosten gleich<br />
einparken und trockenen Fußes ins<br />
Hausinnere schlüpfen.<br />
www.mikado-online.de 71
72<br />
Steckbrief<br />
Bauprojekt:<br />
„Haus yUG“<br />
Neubau eines Einfamilienhauses<br />
A-8523 Frauental<br />
Bauherren:<br />
Franz und Alexandra oswald<br />
Bauzeit:<br />
Mai 2004 bis 2009<br />
Baukosten:<br />
Weniger als 200 000 Euro (mit<br />
hohem Eigenleistungsanteil)<br />
Bauweise:<br />
Hybrid: Holz, Ziegel, Beton, Stahl<br />
Grundfläche: 29 x 6,50 m<br />
Architektur:<br />
x architekten<br />
A-1060 Wien<br />
www.xarchitekten.com<br />
Tragwerksplanung:<br />
Wechselberger Baugesellschaft<br />
A-8700 Leoben<br />
www.wechselberger.1000ideen.at<br />
Holzbauunternehmen:<br />
Zimmerei Erich Schriebl<br />
A-8510 Stainz<br />
Holzwelten Einfamilienhaus<br />
Die einläufige Stiege mündet oben<br />
direkt vor Küche und Essplatz. Drei<br />
Stufen tiefer breitet sich vor diesem<br />
Herz des Hauses ein 3,20 Meter hoher<br />
Wohnbereich aus. Seine Stirnseite<br />
im Südwesten ist raumhoch verglast<br />
und hat einen direkten Zugang auf<br />
die Terrasse unter dem weit vor<strong>stehen</strong>den<br />
Satteldach.<br />
Das Raumprogramm inklusive<br />
Sonne und Frischluft war in dem auf<br />
fast dreißig Meter Länge gestreckten<br />
Stadel gut umzusetzen: Alle Zimmer<br />
sind an einem gedeckten Umgang<br />
unter dem Vordach am Hof aufge-<br />
fädelt. Vor den Enden des Hauses<br />
aber breiten sich eine offene und eine<br />
gedeckte Terrasse aus.<br />
Außen ist das Haus mit horizontalen<br />
Lärchenlatten verkleidet. Um luftige<br />
Zwischenräume erweitert, wurde<br />
diese Lattung bis unter den Dachvorstand<br />
weitergeführt. Als Rankgerüst,<br />
Kletterzaun für Kinder, Sicht- und<br />
Sonnenschutz lässt sie vorm Wohnzimmer<br />
einen wind- und wetterfesten<br />
Freiraum zum Sitzen, Spielen oder<br />
Plaudern ent<strong>stehen</strong>.<br />
mikado 9.2010<br />
Sieben Meter<br />
◂<br />
kragt das<br />
Wohngebäude zur<br />
Straße hin<br />
aus und erzeugt<br />
einen großzügigenEingangsbereich<br />
für<br />
Menschen und<br />
Autos<br />
Das Dach ist ein klassisches Kaltdach.<br />
Seine sieben Meter Auskragung<br />
aber waren nur mit Hilfe einer<br />
Stahlkonstruktion zu schaffen. „Ursprünglich<br />
wollten wir es so ausbilden,<br />
dass man es als Gewächshaus<br />
nutzen kann“, erzählt Kasik. „Als Material<br />
schlugen wir eine transluzente<br />
Kunststoffwelle vor, wie sie bei Glashäusern<br />
verwendet wird.“<br />
Der Bausachverständige aber bestand<br />
auf einer blickdichten, kleinteiligen<br />
Dachdeckung, vorzugsweise<br />
Betonstein. Die Architekten einigten<br />
sich mit der Behörde auf ein Glasband<br />
an der Spitze: So können von<br />
oben zwischen den Sparren Licht und<br />
Himmel in den Dachraum fallen und<br />
malerische Schatten auf den Fuß-<br />
boden werfen.<br />
Bauherren realisieren den<br />
Entwurf selbst<br />
Im November 2003 reichten die Architekten<br />
den Entwurf bei der zuständigen<br />
Behörde ein. Dann hörten die<br />
Architekten lange nichts mehr von<br />
ihren Bauherren. Die hatten die Zukunft<br />
ihres Hauses selbst in die Hand<br />
genommen und im Mai 2004 mit der<br />
Realisierung begonnen.<br />
Viel geschah in Eigenregie, einiges<br />
mit Hilfe der landwirtschaftlichen<br />
Genossenschaft. Ein Zimmerer<br />
stellte den Sparrendachstuhl aus<br />
Fichtenholz auf, mitsamt Auskragung,<br />
Stahlträger, Diagonalverstrebung<br />
und Laterne. „Für die Handwerker<br />
war das nicht leicht“, gibt die<br />
Bauherrin zu. Doch die zwei ließen<br />
nicht locker und gingen exakt nach<br />
dem vorhandenen Plan vor.<br />
Irgendwann im Jahr 2006 packte<br />
Kasik die Neugier: Er fuhr in die Steiermark.<br />
Da war ein sauberer Rohbau<br />
schon weit gediehen. „Es ist ein archetypisches<br />
Haus. Mir war wichtig,<br />
dass es präzise ist und ein Rhythmus<br />
zwischen den Öffnungen und<br />
den Wandflächen entsteht“, betont er.<br />
Fortan gab er den Bauherren wertvolle<br />
Tipps und unternahm Familien-<br />
ausflüge auf die Baustelle – unentgeltlich,<br />
versteht sich.<br />
Die Hofseite ist weiß verputzt, jeder<br />
Raum hat eine Doppelglastür ins<br />
Freie, die mit weißen Schiebelementen<br />
geschlossen werden kann. Sie
haben unterschiedlich große, runde<br />
Löcher und harmonieren mit der<br />
Wand. „Holzläden wären zu teuer<br />
und zu schwer geworden,“ sagt die<br />
Bauherrin. Die gelochten Platten sind<br />
absolute Sympathieträger: „Die gefallen<br />
auch Menschen, die normalerweise<br />
mit moderner Architektur<br />
wenig anfangen können.“<br />
Vor dem Kinder- und Eltern-<br />
schlafzimmer wird eine zweite Terrasse<br />
zur Verbindungsplattform vom<br />
neuen zum alten Wohnhaus. An<br />
seiner Seitenwand führt eine Treppe<br />
auf die Straße hinunter.<br />
Jury würdigt Bauwerk als<br />
zukunftsweisend<br />
Für den Bauherrn ist das Haus noch<br />
nicht vollkommen, für Außen<strong>stehen</strong>de<br />
so gut wie fertig. „Dass es so weit<br />
gekommen ist, ist ein kleines Wunder“,<br />
meint Kasik, der es bei einigen<br />
Preisen einreichte.<br />
Beim Wettbewerb „Bestes Haus“<br />
schaffte es den Sprung aufs Stockerl<br />
nicht. Dafür begeisterte es dann aber<br />
Andreas Ruby, den Juror des steierischen<br />
Architekturpreises, umso<br />
mehr: „Das Haus YUG ist ein unspektakuläres<br />
Haus. Auf dem Papier<br />
wirkte es unscheinbar. Doch als ich<br />
es vor Ort besuchte, hatte ich sofort<br />
das untrügliche und nicht erschöpfend<br />
begründbare Gefühl, dass hier<br />
alles passt: Dieses Haus passt an seinen<br />
Ort, es passt zu seinen Menschen<br />
und es passt in diese Zeit.<br />
Statt einem dialektischen Kontrastverhältnis<br />
von Alt und Neu verfolgen<br />
die Architekten eine Strategie<br />
der weichen, aber wirksamen<br />
Transformation. Das Neue lässt das<br />
Alte nicht alt aussehen, weil es seine<br />
Neuheit nicht plakativ zur Schau<br />
stellt. Diese Art der architektonischen<br />
Gelassenheit hat für meine Begriffe<br />
ein großes Potenzial für die zukünftige<br />
Gestaltung unserer gebauten<br />
Umwelt. Denn dabei brauchen<br />
wir weniger den spektakulären Solitär<br />
als eine nachhaltige Transformation<br />
der vernetzten Strukturen unserer<br />
Lebenswelt.<br />
Zu den Besonderheiten dieses<br />
Hauses gehört die Tatsache, dass<br />
die Architekten das Haus nur bis<br />
zur Einreichplanung geplant haben,<br />
Holzwelten Einfamilienhaus<br />
▸ Die horizontale<br />
Lattung gibt<br />
der Terrasse eine<br />
angenehme<br />
Balance zwischen<br />
offenheit und<br />
Geborgenheit, ist<br />
für die Kinder<br />
aber auch<br />
eine sehr reizvolle<br />
Kletterwand<br />
weil die Bauherren den Bauprozess<br />
selbst steuern wollten – eine auf dem<br />
Land weit verbreitete Form der Baukultur.<br />
Dass dieses Experiment geglückt<br />
ist, ist aber zu gleichen Teilen<br />
ein Verdienst der Bauherren, die<br />
den Entwurf der Architekten mit<br />
Loyalität und Respekt ausgeführt<br />
und gegen vielerlei Korrekturvorschläge<br />
der ausführenden Gewerke<br />
geschützt haben. Diese Arbeitsteilung<br />
zwischen Architekten und Bauherren<br />
beim Planen und Bauen hat<br />
das Projekt ökonomisch überhaupt<br />
erst möglich gemacht.<br />
In dieser Ermächtigung der Nutzer<br />
sehe ich ebenfalls ein Merkmal einer<br />
zeitgenössischen Architektur, die<br />
sich im Prozess des gesellschaftlichen<br />
Wandels einbringen will. Zu diesem<br />
Wandel gehört, dass wir in Zukunft<br />
lernen müssen, wie wir mit weniger<br />
Ressourcen mehr Lebensqualität erzeugen<br />
können. Dieses Haus tut dies<br />
beispielhaft und deswegen verleihe<br />
ich ihm den Architekturpreis des Landes<br />
Steiermark 2008.“<br />
Weitere Auszeichnung für<br />
Fotodokumentation<br />
Die New Yorker Fotokünstlerin Livia<br />
Corona setzte das Haus, den Hof und<br />
die Menschen für den Architekturpreis-Katalog,<br />
der dann vom Hauptverband<br />
des Österreichischen Buchhandels<br />
als eines der „Schönsten<br />
Bücher 2009“ ausgezeichnet wurde,<br />
stimmig ins Bild: Rainer Kasik, seine<br />
Töchter, die Bauherren und ihre Kinder<br />
lagen beim Picknick im hohen<br />
Gras, hängten im lichtdurchfluteten<br />
Dachboden Socken an Wäscheleinen<br />
und schienen viel Spaß zu haben.<br />
„Die Fotografin war sehr nett“, erinnert<br />
sich die Bauherrin. „Aber jetzt<br />
haben wir genug von Leuten, die es<br />
besichtigen möchten. Wir wollen hier<br />
endlich in Ruhe wohnen.“<br />
Ja, sie ist zufrieden mit ihrem inzwischen<br />
berühmten Haus. Auch ihr<br />
Mann ist glücklich. Die Kinder sowieso.<br />
Die haben einen Hochstand und<br />
eine Schaukel und rundherum Spielwiese,<br />
so weit das Auge reicht.<br />
Isabella Marboe, Wien ▪<br />
www.mikado-online.de 73<br />
LIVIA CoRoNA
REGNAUER<br />
GALLIST GLöCKNER ARCHITEKTEN<br />
74<br />
Vorschau mikado 10.2010 erscheint am 4. oktober 2010<br />
Sanierung und Ausbau<br />
450 Jahre altes Bauernhaus in Nußdorf<br />
Zwar war das 1564 erbaute Bauernhaus heruntergekommen<br />
und stark sanierungsbedürftig, doch die alte Blockbauweise<br />
mit aus Naturstein errichteten Grundmauern<br />
und nicht zuletzt der Blick auf den Wendelstein verleiteten<br />
ein Ehepaar, das Anwesen zu kaufen. Sie ließen es dann<br />
behutsam zu einem Zuhause umwandeln, das gehobenen<br />
Wohnansprüchen genügt, aber sein historisches Flair<br />
weiterhin versprüht.<br />
Impressum<br />
offizielles organ von Holzbau Deutschland<br />
Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen<br />
Baugewerbes e.V. (ZDB), Berlin, offizielles organ der<br />
Europäischen Vereinigung des Holzbaus (E.V.H.), Luxemburg<br />
Verlag:<br />
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG<br />
Römerstraße 4<br />
86438 Kissing<br />
Telefon +49 82 33.23-0<br />
www.weka.de ı www.mikado-online.de<br />
Diese Anschrift gilt auch für folgende Personen und<br />
Gesellschaften, sofern nicht anderslautend:<br />
Herausgeber:<br />
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG<br />
Geschäftsführer:<br />
Stephan Behrens ı Michael Bruns ı Werner Pehland<br />
Zeitschriftenleitung Bauhandwerk:<br />
Christoph Maria Dauner<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebsw. (FH) Christoph M. Dauner (cm) (verantw.)<br />
Christoph.Dauner@weka.de<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Claudia Vielweib (cv) (CvD)<br />
Claudia.Vielweib@weka.de<br />
Dipl.-Ing. Günther Hartmann (gh)<br />
Guenther.Hartmann@weka.de<br />
Thema des Monats<br />
Mehrgeschossiger Holzbau<br />
Grundstücke und ihre Erschließung sind teuer. Das erfordert<br />
eine gute Ausnutzung der vorhandenen Fläche und macht<br />
mehrgeschossige Gebäude ökonomisch und ökologisch sinnvoll.<br />
Heute sind die auch in Holzbauweise möglich. Moderne<br />
Produkte wie Brettsperrholz, zeitgemäße Brandschutzkonzepte<br />
und vor allem eine Änderung der Landesbauordnungen<br />
eröffneten dem Holzbau diesen neuen Markt.<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Bernard Gualdi ı Dipl.-Ing. Ekkehard Fritz ı<br />
RA Michael Hafner ı Dipl.-Betriebsw. Joachim Hörrmann ı<br />
RA Alexander Habla ı Dipl.-Ing. Rainer Kabelitz-Ciré ı<br />
Dipl.-Ing. Matthias Krauss ı Matthias Link ı<br />
Dipl.-Designer Jochen Wenzel<br />
<strong>Anzeige</strong>n:<br />
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Fax +49 82 33.23 71 11 ı <strong>Ihre</strong>.Werbung@weka.de<br />
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Daniela.Bolleininger@weka.de<br />
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Es gilt die <strong>Anzeige</strong>npreisliste Nr. 18/2010<br />
Aboverwaltung:<br />
Telefon +49 82 33.23 40 40 ı Fax +49 82 33.23 72 30<br />
service.handwerk@weka.de<br />
Abonnementpreis:<br />
11 Ausgaben (Inland): 98,00 €<br />
11 Ausgaben Studenten/<br />
Meisterschüler: 75,00 €<br />
Einzelheft: 12,80 €<br />
Produktion:<br />
Helmut Göhl (verantw.) ı Silke Schwer<br />
mikado 9.2010<br />
Außerdem<br />
Management:<br />
Corporate Design<br />
für Holzbauunternehmen<br />
Architektur<br />
Restaurierungswerkstatt in Berlin<br />
Die neue Werkstatt des Restaurierungszentrums Berlin ist<br />
Teil eines denkmalgeschützten Gebäudeensembles. Sie<br />
hebt sich davon kontrastreich ab. Nur auf den ersten Blick<br />
erinnert sie an einen schlichten Zweckbau mit Satteldach,<br />
beim zweiten erkennt man die Raffinesse. Die Halle<br />
erhielt zum Hof hin ein weit auskragendes Dach, dessen<br />
Traufe jedoch nicht parallel zur Glasfassade verläuft.<br />
Konzeptionslayout, Grafik und Satz:<br />
Popp Media Service ı Herrenbachstraße 17 ı 86161 Augsburg<br />
Lithografie:<br />
high end dtp-service ı Lothar Hellmuth<br />
Druck:<br />
Firmengruppe APPL ı sellier druck GmbH<br />
Angerstraße 54 ı 85354 Freising<br />
ISSN<br />
0944-5749<br />
Erscheinungsweise:<br />
11 Ausgaben jährlich<br />
WEKA ist bemüht, ihre Produkte jeweils nach neuesten<br />
Erkenntnissen zu erstellen. Die inhaltliche Richtigkeit und<br />
Fehlerfreiheit wird ausdrücklich nicht zugesichert. Bei<br />
Nichtlieferung durch höhere Gewalt, Streik oder Aussperrung<br />
besteht kein Anspruch auf Ersatz. Zum Abdruck angenommene<br />
Beiträge und Abbildungen gehen im Rahmen der gesetzlichen<br />
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des Verlags über. Für unaufgefordert eingesandte Beiträge<br />
übernehmen Verlag und Redaktion keine Gewähr. Namentlich<br />
ausgewiesene Beiträge liegen in der Verantwortlichkeit des<br />
Autors. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
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schriftlicher Genehmigung des Verlags und mit Quellenangabe<br />
gestattet. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />
Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar.<br />
Redaktionelle Änderungen vorbehalten.<br />
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VERBAND AKTUELL<br />
Berufswettbewerb<br />
Mit Leidenschaft und Ehrgeiz<br />
Einmal im Jahr trifft sich der Arbeitskreis „Wettbewerbsaufgaben“ von Holzbau<br />
Deutschland, um die Aufgaben für die Leistungswettbewerbe des<br />
laufenden Jahres zu besprechen. Diesmal reisten die Experten zur Sitzung nach Berlin.<br />
Vor jedem der sechs Sitzungsteilnehmer<br />
liegen<br />
große Zeichnungen, der Beamer<br />
wirft Kontruktionsbilder an<br />
die Wand. Die konzentrierte Arbeitsatmosphäre<br />
im kleinen Sitzungsraum<br />
im ZDB-Verbandsgebäude<br />
in Berlin ist deutlich<br />
zu spüren. Intensiv wird über<br />
die Holzbaumodelle diskutiert,<br />
die bei Berufswettbewerben auf<br />
Kammer-, Landes- und Bundesebene<br />
erstellt werden sollen.<br />
Beim Treffen des Arbeitskreises<br />
Wettbewerbsaufgaben von<br />
Holzbau Deutschland, den Roland<br />
Bernardi leitet, kommen<br />
einmal im Jahr Ausbildungsmeister<br />
aus ganz Deutschland<br />
zusammen. Gemeinsam erarbeiten<br />
sie die Aufgaben, damit<br />
die Prüfungen in Deutschland<br />
auf dem gleichen Niveau ablaufen.<br />
Dabei wird immer wieder<br />
um das angemessene Niveau<br />
einer Aufgabe diskutiert und gerungen.<br />
„Von der Konstruktion<br />
her gefällt es mir!“, kommt<br />
von der einen Seite des Raums.<br />
Das Gegenüber hat jedoch Einwände:<br />
„Ist es nicht zu schwer?<br />
Die Teilnehmer sollen die Aufgaben<br />
bewältigen können und<br />
Erfolge sehen!“ Dem wird entgegnet:<br />
„Zu leicht ist aber auch<br />
nicht richtig, denn europäisch<br />
und international wollen wir erfolgreicher<br />
werden und daher<br />
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister<br />
die Motivierten und Begabten<br />
fördern!“<br />
Nichts bleibt wie es war<br />
Jeder Aufgabenvorschlag muss<br />
seine Prüfung auf Herz und Nieren<br />
be<strong>stehen</strong>. Einzeln werden die<br />
Hölzer durchgegangen, Gradlinien<br />
auf den Plänen ergänzt<br />
und auch wieder weggenommen.<br />
Am Ende muss für jede<br />
Wettbewerbsebene eine Aufgabe<br />
abgestimmt sein, die genau<br />
das richtige Niveau hat. Denn<br />
sie soll weder zu leicht noch zu<br />
schwer sein. Das ist auch für<br />
erfahrene Ausbildungsmeister<br />
eine Herausforderung. Heinz<br />
Wittmann, Ausbildungsmeister<br />
V.l.n.r.: Roland Bernardi,<br />
◂<br />
Vorsitzender des Arbeitskreises,<br />
Heinz Bächle aus dem<br />
Ausbildungszentrum Bühl, Hans<br />
Wittmann aus dem Bildungs-<br />
zentrum (BZ) Ansbach, Roland<br />
Schumacher aus dem<br />
ZimmererAusbildungs-Zentrum in<br />
Biberach, Jens Volkmann<br />
vom Bundesbildungszentrum des<br />
Zimmerer- und Ausbau-<br />
gewerbes und Dieter Kuhlenkamp,<br />
Referent von Holzbau Deutschland<br />
im Bildungszentrum (BZ) Ansbach,<br />
fasst es prägnant zusammen:<br />
„Aus dem Arbeitskreis<br />
geht nichts heraus, wie es hineingekommen<br />
ist!“<br />
Da ist es kein Wunder, dass<br />
Heinz Bächle, stellvertretender<br />
Leiter und Ausbildungsmeister<br />
im Ausbildungszentrum Bühl,<br />
die Arbeit im Arbeitskreis selbst<br />
als „Gehirn-Jogging“ für sich<br />
und seine Kollegen bezeichnet.<br />
Aber zurückblickend sei die<br />
Arbeit dank der CAD-Systeme<br />
viel einfacher geworden: „Früher<br />
haben wir für eine Aufgabe<br />
schnell bis zu 100 Stunden gebraucht.<br />
Wir mussten die Modelle<br />
auch nachbauen, um die<br />
benötigte Zeit richtig einzuschätzen.“<br />
Natürlich bleibt es auch<br />
heute aufwendig, sich Jahr<br />
für Jahr Aufgaben auszudenken<br />
und abzustimmen. Das ist<br />
während der normalen Arbeitszeit<br />
nicht machbar, so mancher<br />
Abend wird vor dem Computer<br />
verbracht, um an der Aufgabe<br />
zu feilen. Man merkt den<br />
I
Arbeitskreismitgliedern die Begeisterung<br />
und das Engagement<br />
für ihre Arbeit und den Zimmerernachwuchs<br />
an.<br />
Darüber hinaus beschäftigt<br />
sich der Arbeitskreis „Wettbewerbsaufgaben“<br />
mit den Aufgaben<br />
für die Europa- und<br />
Weltmeisterschaft. Für diese<br />
Wettbewerbe hat jedes teilnehmende<br />
Land ein Vorschlagsrecht,<br />
so auch Holzbau Deutschland.<br />
Für alle Arbeitskreismitglieder<br />
Die Herbsttagung der Holzbaujunioren<br />
von Holzbau<br />
Deutschland – Bund Deutscher<br />
Zimmermeister wird vom 14.<br />
bis 16. Oktober 2010 in Friedrichshafen<br />
am Bodensee stattfinden.<br />
Neben dem gemeinsamen<br />
Besuch des Kongresses<br />
„HiN –Holzbau ist Nachhaltigkeit“<br />
soll es wieder viel Kurzweil<br />
und Erfahrungsaustausch zwischen<br />
den jungen Holzbauunternehmern<br />
aus dem gesamten<br />
II<br />
VERBAND AKTUELL<br />
Herbsttagung der Holzbaujunioren<br />
Bundesgebiet geben. Neben<br />
dem kulturellen Rahmenprogramm<br />
wie beispielsweise einer<br />
Bootstour auf dem Bodensee<br />
erfahren die Teilnehmer Wissenswertes<br />
aus dem Bundesverband<br />
über die gerade aktuellen<br />
Themen aus Technik, Berufsbildung,<br />
Marketing und Unternehmensführung.<br />
Das besondere<br />
Plus an der Gemeinschaft<br />
der Holzbaujunioren ist, dass die<br />
einzelnen Unternehmer nicht im<br />
mikado 9.2010<br />
direkten Wettbewerb <strong>stehen</strong> und<br />
sich so viel offener und intensiver<br />
austauschen können, als<br />
das beispielsweise in einer Innung<br />
der Fall ist. Holzbaujunioren<br />
können alle Unternehmer<br />
und Unternehmerinnen eines<br />
Zimmerei- oder eines Holzbauunternehmens<br />
sein, die das 45.<br />
Lebensjahr noch nicht abgeschlossen<br />
haben.<br />
Junge Holzbauunternehmer,<br />
die Interesse an dieser<br />
Bundeskongress 2011<br />
Holzbau gastiert in Hansestadt<br />
Am 6. und 7. Mai findet<br />
▴<br />
in Bremen der Deutsche Holzbautag<br />
2011 statt<br />
ist es immer wieder interessant,<br />
die Entwürfe und damit das Niveau<br />
der einzelnen Länder zu<br />
sehen, und es ist spannend, welche<br />
Aufgabe dabei das Rennen<br />
macht. Hier ist Ausbildungsmeister<br />
Roland Schumacher<br />
aus dem ZimmererAusbildungs-<br />
Zentrum Biberach besonders mit<br />
Leidenschaft und auch Ehrgeiz<br />
dabei. Schumacher trainiert seit<br />
vielen Jahren die deutsche Zimmerer-Nationalmannschaft<br />
von<br />
Am 6. und 7. Mai 2011<br />
veranstalten Holzbau<br />
Deutschland – Bund Deutscher<br />
Zimmermeister und der ZVDH<br />
gemeinsam den Bundeskongress<br />
2011 in Bremen. Im Rahmen des<br />
Bundeskongresses findet auch<br />
wieder der Deutsche Holzbautag<br />
statt. Am Samstag, den<br />
7. Mai 2011 versammeln sich<br />
sowohl die Obermeister zum 16.<br />
Deutschen Obermeistertag von<br />
Holzbau Deutschland als auch<br />
die Delegierten des ZVDH.<br />
Der Bundeskongress bietet<br />
ein Forum zum Informations-<br />
Holzbau Deutschland und verspricht<br />
sich durch die detaillierte<br />
Abstimmung der Aufgaben<br />
im Arbeitskreis eine gute Ausgangslage<br />
für Deutschland bei<br />
den internationalen Wettbewerben.<br />
„Wir müssen von Anfang<br />
an auf einem guten Niveau arbeiten,<br />
um auch international<br />
gute Chancen zu haben. Die Arbeit<br />
des Arbeitskreises ist deshalb<br />
auch unter diesem Aspekt<br />
sehr wichtig!“ ▪<br />
austausch und zur Wissensvermittlung.<br />
Auch in Bremen<br />
werden wieder namhafte Referenten<br />
interessante Vorträge<br />
halten. Sie werden Ihnen viele<br />
neue Anregungen geben und Ihnen<br />
einen wertvollen Wissensvorsprung<br />
verschaffen. Nutzen<br />
Sie die Möglichkeit, sich mit <strong>Ihre</strong>n<br />
Kollegen über Erfahrungen<br />
aus der Praxis und die neuesten<br />
Trends und Entwicklungen auszutauschen.<br />
Die für die Teilnehmer des<br />
Bundeskongresses kostenlose<br />
Cafeteria und eine gemeinsame<br />
Direkter Draht<br />
Handwerkskammern<br />
können die Aufgaben für<br />
die Kammerwettbewerbe<br />
anfordern beim<br />
Zentralverband des<br />
Deutschen Baugewerbes<br />
Abteilung Berufsbildung<br />
Frau Mewes<br />
Telefon 0 30/2 03 14-5 13<br />
Telefax 0 30/2 03 14-5 18<br />
mewes@zdb.de<br />
Austauschmöglichkeit haben<br />
und sich auf ungezwungene Art<br />
über die Tätigkeiten von Holzbau<br />
Deutschland informieren<br />
wollen, können sich bei ihrem<br />
Landesverband gerne über die<br />
Teilnahmemöglichkeiten informieren.<br />
▪<br />
Die Kontaktadresse zu<br />
<strong>Ihre</strong>m Landesverband finden<br />
Sie bequem auf www.holzbau-deutschland.de/holzbau_<br />
deutschland/landesverbaende/<br />
Abendveranstaltung bieten<br />
den idealen Rahmen, um neue<br />
Kontakte zu knüpfen und alte<br />
Bindungen zu festigen. Der<br />
Bundeskongress endet am Samstagnachmittag.<br />
So haben die Gäste Gelegenheit,<br />
ihren Kongressaufenthalt<br />
in Bremen kulturell ausklingen<br />
zu lassen. Die Hansestadt<br />
Bremen lädt mit ihren Sehenswürdigkeiten<br />
zum Verweilen<br />
und Ausspannen ein. Es lohnt<br />
sich, den „Bundeskongress“ am<br />
6. und 7. Mai 2011 im Terminkalender<br />
einzuplanen. ▪
VERBAND AKTUELL AUS DEN LANDESVERBÄNDEN<br />
1. Europäischer Holzbau-Kongress<br />
Treffpunkt Friedrichshafen<br />
Am 14. und 15. oktober 2010 findet in Friedrichshafen am Bodensee der erste<br />
Europäische Holzbau-Kongress für Holzbauer, Planer, Architekten sowie<br />
kommunale Entscheider statt. Im Fokus steht dabei das nachhaltige Bauen mit Holz.<br />
Der Begriff „Nachhaltigkeit“<br />
erfährt derzeit eine wahre<br />
Inflation. Da werden Industriegebäude<br />
aus Beton und Stahl<br />
als „nachhaltig“ deklariert, die<br />
Teilnahmegebühr und Anmeldung<br />
Automobilindustrie nimmt dieses<br />
Wort für sich in Anspruch,<br />
und wirft man einen genaueren<br />
Blick auf die Mitgliederliste<br />
der erst vor drei Jahren ins<br />
Wer: Unternehmer aus dem Zimmerer- und Holzbaugewerbe,<br />
an Planer und Architekten sowie an kommunale Entscheider.<br />
Wie viel: Der Tagungsbeitrag pro Teilnehmer für beide Kongresstage<br />
beträgt 290 Euro.<br />
Teilnehmer, die nur am Donnerstag, den 14. oktober 2010 dabei<br />
sein können, bezahlen 200 Euro.<br />
Teilnehmer, die nur am Freitag, den 15. oktober 2010 dabei sein<br />
können, entrichten 100 Euro.<br />
Wo: Für den Kongress wurde ein eigener Internet-Auftritt<br />
geschaffen, bei dem man sich online anmelden kann unter<br />
www.holzbau-kongress.de.<br />
Anmeldung: Telefon 07 11/2 39 96 50 oder Fax 07 11/2 39 96 60<br />
sowie per E-Mail info@holzbau-online.de.<br />
Zimmerer klatschten für Ford Transit<br />
Zur Dach+Holz International<br />
2010 lud Holzbau Deutschland<br />
im Februar zum größten<br />
deutschen Zimmererklatsch<br />
nach Köln ein. Wer mit klatschte,<br />
konnte einen Ford Transit<br />
gewinnen. Der Sieger kommt<br />
aus Thüringen: Martin Scheit<br />
aus Hermsdorf. Und dorthin<br />
kam nun auch der Ford Transit.<br />
Den Zündschlüssel überreichte<br />
Anfang August Ullrich<br />
Huth, Vorsitzender von Holzbau<br />
Deutschland, auf dem Gelände<br />
von Martin Scheits Arbeitgeber,<br />
der Strab Ingenieurholzbau<br />
Hermsdorf GmbH. Ullrich Huth<br />
erinnerte bei der Übergabe des<br />
Fahrzeuges an die tolle Aktion<br />
auf dem Roncalliplatz vor dem<br />
Kölner Dom. Über 500 Zimmerer<br />
in traditioneller Kluft setzten<br />
im Februar ein Zeichen für<br />
den Holzbau und führten den<br />
traditionellen Zimmererklatsch<br />
vor. Sie warben damit für den<br />
heimischen, nachwachsenden<br />
und klimafreundlichen Baustoff<br />
Holz. „Der Baustoff Holz<br />
ist in jeder Hinsicht überzeugend“,<br />
erklärte Huth. „Richtig<br />
geplant ist ein Holzhaus immer<br />
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister<br />
Leben gerufenen DGnB (Deutsche<br />
Gesellschaft für nachhaltiges<br />
Bauen e.V.), so stößt man auf<br />
Einträge einer „Arbeitsgemeinschaft<br />
PVC und Umwelt e.V.“<br />
oder des Finanzdienstleisters<br />
„Paribas Real Estate Deutschland‘“<br />
– Nachhaltig?<br />
Potenziale ausloten<br />
Anlass genug also, dass die Holzbau-Branche<br />
diesem zentralen<br />
Thema einen eigenen Kongress<br />
widmet und mit relevanten Vorträgen<br />
die vielfältigen Möglichkeiten<br />
für das nachhaltige Bauen<br />
mit Holz auslotet. Initiator<br />
der Veranstaltung ist Joachim<br />
Hörrmann, Hauptgeschäftsführer<br />
des Landesverbandes Holzbau<br />
Baden-Württemberg. „Natürlich<br />
ist mir bewusst, dass<br />
diese Thematik nicht zum ersten<br />
ein Niedrigenergiehaus. Hinzu<br />
kommt, dass der Baustoff<br />
Holz ein nachwachsender Rohstoff<br />
ist, der das Treibhausgas<br />
CO 2 bindet. Mit dem Zimmererklatsch<br />
haben wir den Holzbau<br />
noch stärker ins Bewusstsein der<br />
Öffentlichkeit gerückt und damit<br />
gezeigt, wer den Holzbau macht –<br />
nämlich wir Zimmerer!“ ▪<br />
▸ Ullrich Huth, Vorsitzender von<br />
Holzbau Deutschland, überreicht<br />
Martin Scheit (rechts) den<br />
Zündschlüssel zum Ford Transit<br />
Mal für eine Veranstaltung aufgegriffen<br />
wird. Der Europäische<br />
Holzbau-Kongress unterscheidet<br />
sich jedoch dadurch, dass<br />
sich erstmals die Berufsorganisationen<br />
der führenden Holzbau-Nationen<br />
zusammengetan<br />
haben, um in einer konzertierten<br />
Aktion aktuelle Informationen<br />
zu vermitteln.“ Träger des Treffens<br />
im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz<br />
sind<br />
die Europäische Vereinigung<br />
des Holzbaus (E.V.H.), Holzbau<br />
Deutschland, Holzbau Schweiz,<br />
Holzbau Baden-Württemberg,<br />
Holzbau Austria und der Deutsche<br />
Holzfertigbau-Verband e.V.<br />
Für das umfangreiche Vortragsprogramm<br />
konnten namhafte<br />
Referenten aus Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz gewonnen<br />
werden. ▪<br />
III
Mau! So beantwortete der<br />
baden-württembergische<br />
Finanzminister Willi Stächele<br />
am Anfang seiner Rede kurz und<br />
knapp die Frage nach der Situation<br />
seines Landeshaushalts.<br />
Damit war auch der Wunsch<br />
nach weiteren Konjunkturprogrammen<br />
beantwortet. Den hatte<br />
Michael Hafner, Verbandsdirektor<br />
von Bauwirtschaft<br />
Südbaden, geäußert, um die<br />
schwächelnde Baukonjunktur<br />
zu stabilisieren. Weiter verlangte<br />
er bessere Rahmenbedingungen<br />
für den Wohnungsbau und<br />
die energetische Modernisierung,<br />
die Rückführung der Maßnahmen<br />
des zweiten und dritten<br />
Arbeitsmarktes sowie den Abbau<br />
von Hemmnissen für Betätigungen<br />
in der Schweiz und in<br />
Frankreich.<br />
Die momentane Situation<br />
des südbadischen Zimmerergewerbes<br />
ist im Wohnungs- und<br />
IV<br />
VERBAND AKTUELL AUS DEN LANDESVERBÄNDEN<br />
Holzbau Baden e.V.<br />
Holzbauerlust in Rust<br />
Der Europapark Rust war dieses Jahr wieder Veranstaltungsort der „Badischen<br />
Bau- und Ausbautage“, die Holzbau Baden zusammen mit zwei weiteren<br />
Bauverbänden durchführt. 430 Teilnehmer kamen, davon 190 aus der Holzbaubranche.<br />
Wirtschaftsbau eher unbefriedigend,<br />
im öffentlichen Bau aufgrund<br />
der Konjunkturprogramme<br />
deutlich besser. Ein Trend in<br />
Richtung Sanierung und energetische<br />
Modernisierung ist erkennbar.<br />
Optimistisch stimmt<br />
Rolf Kuri, Präsident von Holzbau<br />
Baden, ein hoher Baubedarf,<br />
der die nächsten Jahre die Auftragslage<br />
stabil halten dürfte.<br />
Vor diesem Hintergrund klagen<br />
18 Prozent der Zimmereibetriebe<br />
über einen Mangel an qualifizierten<br />
Facharbeitern.<br />
Präsident Rolf Kuri (r.) und<br />
▸<br />
Verbandsdirektor<br />
Michael Hafner (l.) gratulierten<br />
am Festabend<br />
Fabian Lörch aus March, dem<br />
1. Kammersieger<br />
im Zimmererhandwerk<br />
der Handwerkskammer Freiburg<br />
mikado 9.2010<br />
◂ Finanzminister Willi Stächele sah<br />
keinen Spielraum für weitere<br />
staatliche Konjunkturprogramme<br />
Weiterbildung und Familienprogramm<br />
430 Teilnehmer besuchten die<br />
„Badischen Bau- und Ausbautage“,<br />
190 davon aus der Holzbaubranche<br />
– 10 Prozent mehr als im<br />
letzten Jahr. Seit vier nunmehr<br />
Jahren veranstaltet Holzbau<br />
Baden diese Veranstaltung zusammen<br />
mit dem Fachverband<br />
Ausbau und Fassade Baden und<br />
dem Wirtschaftsverband Holz-<br />
und Kunststoffverarbeitendes<br />
Handwerk (deutsch: Schreiner).<br />
Für Familien mit Kindern ist<br />
der südbadische Verbandstag<br />
ideal: Jedes zweite Jahr findet<br />
er im Europapark Rust statt –<br />
so auch dieses Jahr am 2. und<br />
3. Juli 2010. Das Erlebnishotel<br />
Colosseo mit seinem italienisch-<br />
altrömischen Flair und die auf<br />
einer Großleinwand übertragene<br />
Fußballweltmeisterschaft<br />
bildeten die ungewöhnliche<br />
Kulisse für die zweitägige Veranstaltung.<br />
Die bot zehn Fachvorträge<br />
über Bautechnik,<br />
Unternehmensführung und Persönlichkeitsentwicklung,<br />
die<br />
Mitgliederversammlung und<br />
ein unterhaltsames Damen- und<br />
Kinderprogramm.<br />
Thermografie und Fassadenmodernisierung<br />
Den Anfang machte das für die<br />
energetische Modernisierung<br />
wichtige Thema „Thermografie“.<br />
Deren Funktionsweise und<br />
Tücken erläuterte Thomas Datko<br />
vom Hersteller Testo. Wichtige<br />
Erkenntnis für potenzielle<br />
Anwender: Fotografieren ohne<br />
ausreichende Schulung geht<br />
nicht! Zu groß ist die Gefahr von<br />
Fehlinterpretationen der Bilder.<br />
Die zeigen nämlich drei Arten
von Wärmestrahlung: Emission,<br />
Reflexion und Transmission<br />
– und der Anwender muss<br />
wissen, womit er es zu tun hat,<br />
um die Farbfelder richtig interpretieren<br />
zu können. Wer seine<br />
Wärmebildkamera vor dem Fotografieren<br />
nicht richtig eingestellt<br />
hat, erhält eher irritierende<br />
Ergebnisse ohne große Aussagekraft.<br />
Auch der Zeitpunkt der<br />
Aufnahmen ist entscheidend:<br />
idealerweise in den Wintermonaten<br />
frühmorgens bei bewölktem<br />
Himmel.<br />
Während draußen die Niederlande<br />
in ihrem Viertelfinalspiel<br />
gegen Brasilien einen 0:1-Rückstand<br />
durch zwei Tore von Wesley<br />
Sneijder noch in einen 2:1-<br />
Sieg verwandelten, berichteten<br />
drinnen Norbert Kuri und Thomas<br />
Danner über die Verwandlung<br />
von Energieschleudern in<br />
Niedrigenergiehäuser. Genauer<br />
gesagt: über die energetische<br />
Modernisierung von Bestandsbauten<br />
mit vorgefertigten Holzrahmenbauelementen.<br />
Damit<br />
befasst sich das Kompetenzzentrum<br />
Bühl zur Zeit intensiv, denn<br />
dies ist für den großen Modernisierungsmarkt<br />
eine konkurrenzfähige<br />
Lösung und damit eine<br />
große Chance für den Holzbau.<br />
Mit dem Team des Forschungsprojekts<br />
„TES EnergyFacade“<br />
der TU München herrscht reger<br />
Erfahrungsaustausch. Und eigene<br />
praktische Erfahrungen sammelt<br />
das Kompetenzzentrum gerade<br />
bei der Modernisierung des<br />
Internatsgebäudes im Bühler<br />
Ausbildungszentrum Bau.<br />
Selbstorganisation und<br />
Gedächtnistraining<br />
„Gewohnheiten bestimmen unser<br />
Leben und Handeln. Deshalb<br />
sollten wir uns schlechte<br />
Gewohnheiten abgewöhnen<br />
und hilfreiche antrainieren.“ Das<br />
war eine Kernthese von Marieluise<br />
Noack, die über das Thema<br />
„Selbstorganisation“ referierte.<br />
21 bis 28 Tage dauert es,<br />
bis eine bewusste Verhaltensänderung<br />
zu einer unbewussten<br />
VERBAND AKTUELL AUS DEN LANDESVERBÄNDEN<br />
▴ Präsident Rolf Kuri (r.) und Verbandsdirektor Michael Hafner (l.) ehrten im Rahmen der Mitgliederversammlung<br />
verdiente Zimmermeister mit Ehrennadeln für ihr langjähriges Engagement (v.l.n.r.):<br />
otto Scheuble (Silber), Kurt Jülg (Silber), Heinz Wollensack (Silber), Hansjörg Kiefer (Gold), Roland Wunsch (Silber),<br />
Helmut Vetter (Silber) und Berthold Burkart (Gold)<br />
Gewohnheit geworden ist. Um<br />
die Erfolgsquote zu steigern,<br />
rät die Beraterin, immer nur an<br />
einer Gewohnheit zu arbeiten,<br />
nie an mehreren gleichzeitig. Ihr<br />
Rat zielte vor allem auf eine effizientere<br />
Bewältigung des Arbeitsalltags<br />
mit seiner unaufhörlichen<br />
Informationsflut.<br />
Die Suche nach Dingen, die<br />
Verzettelung in Unwichtiges und<br />
ständige Ablenkungen verzehren<br />
einen Großteil der Energie<br />
und Zeit. Unerledigtes kreist im<br />
Kopf, macht müde und hemmt<br />
die Kreativität und Produktivität.<br />
Deshalb legte die erfahrene<br />
Beraterin den Teilnehmer folgende<br />
Tipp ans Herz: schnell Erledigbares<br />
sofort erledigen, Unwichtiges<br />
sofort entsorgen, alles<br />
Wichtige in ein Notizbuch und<br />
einfache To-do-Listen erstellen.<br />
Den Kopf leeren!<br />
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister<br />
Wie man sich möglichst viele<br />
Dinge merken kann, darüber<br />
klärte Gregor Staub auf. Es<br />
kommt dabei weniger auf Talent,<br />
sondern mehr auf die richtige<br />
Lernmethodik an. Entscheidend<br />
ist, im Gehirn den Verstand<br />
mit dem Gefühl zusammenzuschalten.<br />
Der Lernerfolg steigt<br />
dann gewaltig an, wenn es dem<br />
Lernenden gelingt, abstrakte<br />
Informationen mit Bildern<br />
und positiven Gefühlen zu verknüpfen.<br />
Die Bilder, die sich in<br />
der Erinnerung mit dem Verbandstag<br />
2010 verknüpften,<br />
sind vor allem die der deutschen<br />
Fußballnationalmannschaft, die<br />
unmittelbar nach der Veranstaltung<br />
ein überragendes Spiel<br />
zeigte und im Viertelfinale den<br />
überforderten WM-Favoriten<br />
Argentinien mit 4:0 nach Hause<br />
schickte. Unvergesslich das<br />
Kopfballtor zum 1:0 durch Thomas<br />
Müller in der dritten Spielminute,<br />
das beleidigte Gesicht<br />
von Maradona und der Riesenjubel<br />
auf der Hotelpiazza – und<br />
in ganz Deutschland. gh ▪<br />
Weitere Fotos des Verbandstags<br />
<strong>stehen</strong> auf www.mikadoonline.de<br />
in der Bildergalerie.<br />
„oh, wie ist das schön, so<br />
▸<br />
was hat man<br />
lange nicht gesehen!“ Große<br />
Begeisterung<br />
beim 4:0 gegen Argentinien MIKADo<br />
V
Unter dem Motto „Wie<br />
deutsch ist das bayerische<br />
Handwerk?“ und „Was können<br />
wir von unseren Nachbarn<br />
lernen?“ nahmen die Teilnehmerinnen<br />
des 7. Frauen Forums<br />
anschauliche Vergleiche mit anderen<br />
Kulturen vor und arbeiteten<br />
ihre eigenen Stärken heraus.<br />
Das Forum in Ochsenfurt<br />
besuchten in diesem Jahr neben<br />
gut 50 Unternehmerfrauen aus<br />
Bayern auch Unternehmerinnen<br />
aus dem Verband der Schweizer<br />
Holzbauunternehmer.<br />
Made in Germany ist und<br />
bleibt der Renner<br />
Referent Matthias Taubert<br />
stimmte die Teilnehmerinnen auf<br />
die Chancen und Herausforderungen<br />
ein, die den bayerischen<br />
IV<br />
VERBAND AKTUELL AUS DEN LANDESVERBÄNDEN<br />
7. Frauen Forum<br />
Weiblich, wendig, weltoffen<br />
Vom 18. bis 19. Juni 2010 fand in ochsenfurt das 7. Frauen Forum 2010 statt.<br />
Das diesjährige Forum besuchten neben über 50 bayerischen Unternehmerfrauen<br />
auch drei Unternehmerinnen aus dem Verband Schweizer Holzbauunternehmer.<br />
▴ Regional und überregional ging es zu beim 7. Frauen Forum. Die gut 50 Teilnehmerinnen erhielten vom<br />
Referenten Matthias Taubert (ganz rechts) viele Denkanstöße für den beruflichen Alltag<br />
Unternehmerfrauen in ihrer täglichen<br />
Arbeit begegnen. Diese<br />
verglich er mit Erfahrungen der<br />
Unternehmer anderer Kulturen:<br />
Typisch deutsch sei beispielsweise<br />
der Feierabend oder dass<br />
im Fernsehen die Filme zum<br />
großen Teil um 20.15 Uhr begännen.<br />
Zeitliche Vorgaben seien<br />
den Deutschen im Vergleich<br />
sehr wichtig. Nicht nur für die<br />
Pünktlichkeit seien sie im Ausland<br />
bekannt. Ein Pluspunkt für<br />
die Holzbauer: Made in Germany<br />
sei und bleibe bei Handwerks-<br />
produkten der Renner.<br />
In einem interaktiven Workshop,<br />
dessen Ziel es war, die einzelnen<br />
Regionen Bayerns näher<br />
zu betrachten, lernten die Teilnehmerinnen<br />
ihre eigene Regionalität<br />
erkennen.<br />
mikado 9.2010<br />
Bayerischer Regionalismus<br />
bietet Chancen<br />
Die Teilnehmerinnen versuchten,<br />
aus der Region resultierende<br />
Stärken zu identifizieren und<br />
erfolgversprechende Lösungsansätze<br />
zu erarbeiten. Denn:<br />
Schon innerhalb Bayerns be<strong>stehen</strong><br />
kleine, aber feine Unterschiede.<br />
Das stellten die Damen<br />
fest, als sie typische Verhaltensweisen<br />
von z.B. Franken, Schwaben<br />
oder Oberbayern benennen<br />
sollten. Gelächter, Kopfschütteln<br />
und zustimmendes Kopfnicken<br />
gab es abwechselnd, als<br />
beispielsweise „Überlebenstipps“<br />
für einen Stammtischbesuch in<br />
der jeweiligen Region gegeben<br />
wurden. Die Unternehmerinnen<br />
erarbeiteten, was einen Handwerksbetrieb<br />
ausmacht, wie sie<br />
Referent Matthias Taubert führte<br />
▴<br />
gekonnt durch den Tag<br />
die Stärken des Betriebs besser<br />
nutzen können und vor allem –<br />
wie man die Vorteile dem Kunden<br />
vermittelt. Die gelungene<br />
Kombination aus Vortrag und<br />
Workshop brachte zahlreiche<br />
neue Gedanken zu Tage.<br />
Erfolgreiche Tradition<br />
Der Fachbereich für Unternehmerfrauen<br />
im Landesinnungsverband<br />
des Bayerischen Zimmererhandwerks<br />
veranstaltet<br />
jedes Jahr das Frauen-Forum. Es<br />
bietet die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch<br />
und schafft<br />
einen Rahmen zur fachlichen<br />
und berufsspezifischen Weiterbildung.<br />
cv ▪<br />
Bilder der Veranstaltung <strong>stehen</strong><br />
unter www.mikado-online-de<br />
→ Magazin → Bildergalerie.
mikado: Herr Lang, was hat Sie<br />
dazu bewogen, sich als Vize-Präsident<br />
zur Wahl zu stellen?<br />
Lang: Ich bin schon lang bei<br />
der Innung tätig und habe großen<br />
Einblick in die Organisation.<br />
Ich bin seit zwei Jahren im<br />
Gesamtvorstand und denke, ich<br />
kann mitreden, wenn es um die<br />
Belange unseres Berufsstandes<br />
geht. Als Franke vertrete ich neben<br />
dem Oberbayern Aicher und<br />
dem Schwaben Gumpp auch die<br />
Interessen Frankens.<br />
Was sind <strong>Ihre</strong> Aufgaben?<br />
In erster Linie sehe ich meine<br />
Aufgabe darin, den Präsidenten<br />
zu unterstützen.<br />
VERBAND AKTUELL AUS DEN LANDESVERBÄNDEN<br />
Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks<br />
Der Holzbau liegt im Blut<br />
Hermann Lang ist Vizepräsident des Verbandes des Bayerischen Zimmerer- und<br />
Holzbaugewerbes. Der Holzbau liegt ihm im Blut, denn schon sein Großvater<br />
besaß eine Zimmerei. 2009 gründete Lang mit einem Partner die „SL-Holzbau GbR“.<br />
„Als Franke vertrete ich neben dem<br />
Oberbayern Aicher und dem<br />
Schwaben Gumpp natürlich auch die<br />
Interessen Frankens.“<br />
Können Sie <strong>Ihre</strong> Vorstellungen<br />
mit einbringen?<br />
Selbstverständlich bringe ich<br />
meine Vorstellungen ein. In erster<br />
Linie ist es jedoch wichtig,<br />
das Optimale für den Verband<br />
herauszuholen.<br />
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?<br />
Ich stehe um 5:30 Uhr auf, dann<br />
frühstücke ich in Ruhe, lese die<br />
Tageszeitung und bin ab 6:45<br />
Uhr im Betrieb. Dann <strong>stehen</strong><br />
Mitarbeiterbesprechung, Organisation,<br />
Büroarbeiten, Kunden-<br />
und Baustellentermine auf dem<br />
Programm. Feierabend mache<br />
ich, je nachdem, was anfällt,<br />
zwischen 19 und 21 Uhr.<br />
Arbeiten Sie noch oft auf der<br />
Baustelle?<br />
Die Arbeit auf der Baustelle<br />
wird immer seltener. Ich habe<br />
sehr viel mit meiner organisatorischen<br />
Arbeit um die Ohren,<br />
denn als Obermeister der Innung<br />
Würzburg Stadt und Land bin<br />
„Mir ist es wichtig, das Optimale für<br />
den Verband herauszuholen.“<br />
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister<br />
ich für die überbetriebliche Ausbildung<br />
im 2. und 3. Lehrjahr als<br />
Leiter mitverantwortlich.<br />
Wie viel Zeit investieren Sie in<br />
<strong>Ihre</strong> ehrenamtliche Tätigkeit?<br />
Bisher war das ungefähr ein Tag<br />
im Monat.<br />
Was sagt denn <strong>Ihre</strong> Frau zu <strong>Ihre</strong>m<br />
Engagement?<br />
Hermann Lang kurz und bündig<br />
Hobbies:<br />
Modellflugzeugbau<br />
Meine Frau sagt: „Solange du<br />
das zeitlich bewältigst, kannst<br />
du das machen.“<br />
Wie haben Sie <strong>Ihre</strong> Frau kennengelernt?<br />
In der Disco.<br />
Haben Sie Kinder?<br />
Ja, zwei Jungs. Simon ist 13 und<br />
Jonas ist 11 Jahre alt.<br />
Werden <strong>Ihre</strong> Kinder den Betrieb<br />
übernehmen?<br />
Das kann man jetzt noch nicht<br />
sagen. Bis jetzt wollte mein älterer<br />
Sohn Fußballer werden. Der<br />
Jüngere will gerade Ingenieur<br />
werden. Das hat er mir vor Kurzem<br />
eröffnet. ▪<br />
Haustiere:<br />
Der Familienhund der Familie Lang ist ein einjähriger Beagle<br />
und heißt Naila<br />
Fußball:<br />
Ab und zu geht Hermann Lang ins Stadion – natürlich zum<br />
1. FC Nürnberg<br />
Berufswunsch als Kind:<br />
Eisverkäufer, weil er so gerne Eis gegessen hat<br />
Lieblingsreiseziel:<br />
Warme Gefilde, wenn Zeit dafür da ist<br />
Lieblingsfilm:<br />
James Bond<br />
Lieblingsbuch:<br />
Lang liest eher Fachzeitschriften und Magazine über<br />
Modellflugbauzeugbau<br />
Lieblingsmusik:<br />
Der bayerische Vize hört alles querbeet. Am liebsten<br />
Radio Gong Würzburg<br />
VII
Beim Training bei den Firmen<br />
Pavatex GmbH und Holzland<br />
Peter & Sohn in Leutkirch<br />
bauten die besten Zimmerergesellen<br />
Deutschlands einen Pavillon.<br />
Teamchef Roland Bernardi<br />
stellte „seinen Jungs“ eine<br />
„hammerharte“ Aufgabe weit<br />
über Meisterniveau. 28 Hölzer<br />
und vier Verbindungen mussten<br />
bearbeitet werden. Das Zeichnen<br />
und Ermitteln der wahren<br />
Längen, der Schmiegen und der<br />
Verbindungen nahm in der Arbeitsvorbereitung<br />
besonders viel<br />
Zeit in Anspruch. Insgesamt war<br />
der Zeitdruck enorm. Die Aufgabe<br />
und ihre Umsetzung nötigten<br />
den beim Tag der offenen Tür<br />
anwesenden gestandenen Zimmermeistern<br />
großen Respekt<br />
vor der Leistung der Zimmerergesellen<br />
der Nationalmannschaft<br />
ab.<br />
Auch Stefan Müller von<br />
der Pavatex GmbH, auf deren<br />
VIII<br />
VERBAND AKTUELL VERBÄNDE & VEREINIGUNGEN<br />
Leistungspartner Holzbau Deutschland<br />
Nationalmannschaft will hoch hinaus<br />
Die deutschen Zimmerer wollen bei der Europameisterschaft hoch hinaus. Ihr<br />
Mininimalziel für Ende September 2010 in Bruneck (I) lautet: Den Titel des<br />
Vize-Europameisters in der Einzel- wie in der Mannschaftswertung zu verteidigen.<br />
▴ Jetzt wird zusammengefügt, was zusammengehört. Mit Begeisterung<br />
die gesamte Zeit dabei: Zimmermeister<br />
Sebastian Einsiedler (links) vom Leistungspartner Pavatex<br />
Einladung die Nationalmannschaft<br />
in Leutkirch trainierte,<br />
hat die professionelle Einstellung<br />
der Nationalmannschaft<br />
sehr beeindruckt und es ist ihm<br />
ein echtes Anliegen, für den<br />
Baustoff Holz die besten Verarbeiter<br />
zu fördern: „Der Baustoff<br />
Holz ist enorm erfolgreich<br />
geworden. Die Vorteile von Holz<br />
hat Pavatex schon seit Jahrzehnten<br />
erkannt.“ Das Training<br />
der Nationalmannschaft habe<br />
ihm erneut bestätigt, dass dem<br />
handwerklichen Holzbau die<br />
Zukunft gehöre.<br />
Das zweite öffentliche Training<br />
fand in dem als „Beste<br />
Fabrik Deutschlands“ ausgezeichneten<br />
Roto-Werk in Bad<br />
Mergentheim statt. Bei 35 Grad<br />
Celsius Außentemperatur fand<br />
die Mannschaft in der klimatisierten<br />
Halle des Roto Campus<br />
ideale Trainingsbedingungen<br />
vor. Es galt, eine Aufgabe aus<br />
mikado 9.2010<br />
▴ Die Zimmerer-Nationalmannschaft dankt der besten Fabrik<br />
Deutschlands für die fantastischen<br />
Trainingsbedingungen und die rundum perfekte Betreuung<br />
den vergangenen Wettbewerbsjahren<br />
zu fertigen. Die Dachkonstruktion,<br />
ein abgewalmtes,<br />
schiefwinkeliges Pultdach, gab<br />
den jungen Zimmerergesellen<br />
schon eine recht genaue Vorstellung<br />
über den Anspruch und<br />
den Zeitdruck, der bei der Europameisterschaft<br />
auf sie zukommen<br />
wird.<br />
Spitzenleistung ist<br />
Programm<br />
„Wir sind stolz und froh, dass<br />
wir der Zimmerer-Nationalmannschaft<br />
den passenden<br />
Rahmen für ihr Training bieten<br />
dürfen, und freuen uns, auf<br />
diesem Weg unsere Verbundenheit<br />
mit dem Zimmerhandwerk<br />
zu zeigen“, sagte Roto-Vorstand<br />
Erich Rosenkranz beim Training.<br />
Holzbau Deutschland –<br />
Bund Deutscher Zimmermeister<br />
im ZDB ist der Träger der<br />
Zimmerer-Nationalmannschaft.<br />
Für den Vorsitzenden von Holzbau<br />
Deutschland, Ullrich Huth,<br />
ist die Zusammenarbeit mit den<br />
Herstellern ein wichtiger Faktor,<br />
um für den handwerklichen<br />
Holzbau Marktanteile zu gewinnen.<br />
Huth: „Die Spitzenprodukte<br />
der Hersteller und die erstklassige<br />
Verarbeitung durch die<br />
Zimmerer <strong>stehen</strong> für den Qualitätsanspruch<br />
der Betriebe von<br />
Holzbau Deutschland.“<br />
Diesen hohen Anspruch legen<br />
die Betriebe von Holzbau<br />
Deutschland auch auf die Ausbildung<br />
des Zimmerernachwuchses,<br />
um auch in Zukunft<br />
Spitzenleistungen zu gewährleisten.<br />
Huth: „Dafür steht unsereZimmerer-Nationalmannschaft<br />
und dafür steht Holzbau<br />
Deutschland.“ ▪<br />
Zu den Trainings gibt es<br />
unter www.zimmerer-nationalmannschaft.de<br />
zwei<br />
informative Bildgeschichten.<br />
HoLZBAU DEUTSCHLAND