09.11.2012 Aufrufe

Der komplette Beitrag als pdf-Download

Der komplette Beitrag als pdf-Download

Der komplette Beitrag als pdf-Download

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

48<br />

an die Stelle des Vakuums, das der Zusammenbruch des sozialistischen<br />

Staatenbundes bei Vielen hinterließ.<br />

In der DDR gewann die entvölkerte Stadt für kurze Zeit an Renommee<br />

zurück. Wilhelm-Pieck-Stadt hieß sie da, benannt nach dem<br />

ersten und einzigen Präsidenten der Republik, und sie galt wieder<br />

was: Perle der Lausitz. 6.000 Leute arbeiteten zeitweise in den<br />

Textil- und Chemiefaserfabriken. Mäntel aus Guben hatten eine<br />

hervorragende Qualität, auch nach den Maßstäben des westlichen<br />

Marktes. Trotzdem konnte es keiner verhindern, dass nach dem<br />

Ende des Arbeiter-und-Bauern-Staats 70 Prozent der Produktion in<br />

den Westen wanderte.<br />

Mehr <strong>als</strong> alles Andere fürchten die älteren Herren und Damen<br />

vom Heimatbund die Bedrohung, in Vergessenheit zu geraten. Die<br />

vielen Veränderungen, die Guben in seiner Geschichte durchlaufen<br />

musste, die der Grenzen und der Bedeutung, der politischen<br />

Führung und des Selbstbewusstseins, sie haben das Gedächtnis<br />

der Stadt durchlöchert. Es ist wohl eine besondere Ironie der<br />

Geschichte, dass sie in Guben vorläufig zu einem Ort führt, an<br />

dem die Verstorbenen <strong>als</strong> plastinierte Ausstellungsstücke ihrer<br />

Lebensgeschichte beraubt und dem Andenken der Nachfahren<br />

entzogen werden. Ausgerechnet das Plastinarium fügt der brüchigen<br />

Geschichte Gubens ein weiteres Kapitel hinzu und trägt heute<br />

dazu bei, der Stadt eine neue Identität zu geben.<br />

„In Cottbus haben sie Energie Cottbus. Wir hatten hier nichts. Jetzt<br />

aber haben wir das Plastinarium!“, erklärt Frank F. enthusiastisch.<br />

Zum ersten Mal überhaupt konnte er es sich leisten, mit seiner<br />

Familie in den Urlaub zu fahren, nach Griechenland. Und dort<br />

kannten sie Guben, die Stadt der Toten! Alles ist besser, <strong>als</strong> ver-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!