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Das Pfarrhaus, in dem Domke lebt, steht mitten auf dem jüdischen
Friedhof der Stadt. Guben hatte einmal eine große jüdische
Gemeinde, auch das war vor dem Krieg. Domke sieht es als
seine Aufgabe an, die Erinnerung an sie wach zu halten. Für das
Gedächtnis der Toten fühlt er sich verantwortlich. „Schamlos und
grausam“ gehe von Hagens mit den Körpern der Verstorbenen um.
In allen Kulturkreisen gebe es eine Ehrfurcht vor den Verstorbenen,
die mit der Ehrfurcht vor den Lebenden zusammenhinge. Immer
seien Bestattungsriten von einer Scheu getragen, sich des Körpers
zu bemächtigen. Hier passiere das dagegen unter dem Deckmantel
der wissenschaftlichen Forschung. „Von Hagens betreibt Sensationshascherei
und Schaustellerei.“
Domke ist der Anführer des Aktionsbündnisses für Menschenwürde.
Ein Don Camillo im Kampf gegen das Unternehmen und
das, was er als dessen logische Folge sieht, die Verrohung. Allerdings
ist es seit Beginn des Jahres leiser um sein Bündnis geworden.
„Denn man wird ja Teil der Kampagne, wenn man lauthals
scripten 12 Neue und alte Hüte
Tabubruch oder Wissenschaft?
Würden sie ihren Körper nach
ihrem Ableben plastinieren
lassen?
protestiert. Das ist ja genau, was er möchte! Er will auch religiöse
Gefühle immer wieder verletzen, damit es immer wieder
einen neuen Tabubruch, ein neues Kribbeln gibt.“ Und als der
Anatom bekannt gab, selbst eine Kirche gründen zu wollen, eine
„Bodychurch“, in der er zum Beispiel gekreuzigte Plastinate zeigen
würde, zog es der Pfarrer vor, zu schweigen und auf den allmählichen
Überdruss des Publikums zu setzen.
Die Spannung im Festzelt, das die Körperspender und eine
Armada von Fotografen und Fernsehteams bevölkern, erreicht
inzwischen seinen Höhepunkt. Gunther von Hagens steht auf der
Bühne, ausstaffiert mit seinem Beuys-Hut, wie immer. Mit einer
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