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„Doktor Tod” heißt er in den Medien.<br />

zu eröffnen, geriet der Ort bundesweit in die Schlagzeilen. Das<br />

Plastinarium sollte zugleich Museum und Werkstatt sein und den<br />

Besuchern einen Vorgeschmack auf die großen Shows geben. Sie<br />

würden den Angestellten dabei zusehen können, wie sie Leichen<br />

zu Schaustücken verarbeiten. Mit diesen Plänen war der Unternehmer<br />

zuvor im katholischen Polen gescheitert. Auch deshalb, weil<br />

die SS-Vergangenheit seines Vaters an die Öffentlichkeit drang,<br />

den er dort <strong>als</strong> Direktor einsetzen wollte. Es half nichts, <strong>als</strong> dieser<br />

beteuerte, bei den Nazis lediglich Koch gewesen zu sein.<br />

Dass negative Schlagzeilen schließlich auch Schlagzeilen seien,<br />

mag man dagegen in Guben gedacht haben. Wolfgang Teske, ein<br />

Einwohner der Stadt, rief den in Polen gescheiterten Unternehmer<br />

kurzerhand an und fragte, ob er nicht etwas mit dem großen<br />

Gebäude auf der anderen Straßenseite anfangen könne, das nun<br />

schon seit zwölf Jahren leer stehe. Auf einen Investor für die alte<br />

2.500 Quadratmeter große Textilfabrik hatte auch Bürgermeister<br />

Klaus-Dieter Hübner (FDP) lang gewartet und unterstützte die<br />

Ansiedlung nach Kräften. Er erhoffte sich frischen Wind für die<br />

dahinsiechende Stadt.<br />

So zog von Hagens in die alte Fabrik an der Uferstraße, die den<br />

Gubenern schon <strong>als</strong> Rathaus gedient hatte. Bei der Eröffnung im<br />

November 2006 war es, <strong>als</strong> käme der Tod persönlich. Die Medien<br />

berichteten zumindest vom kulturellen Exitus. Und hatte nicht<br />

Brandenburgs Minister Schönbohm (CDU) gerade erst eine „Proletarisierung”<br />

der Ostdeutschen ausgemacht? Einen Erbschaden der<br />

kommunistischen Ideologie?<br />

scripten 12 Neue und alte Hüte<br />

Gunther von Hagens<br />

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