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interview<br />
2 10/2010<br />
Zu Besuch in Nie<strong>der</strong>österreich<br />
Die Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
in St. Pölten<br />
Wir sprachen mit Prof. DDr.<br />
Franz Watzinger, dem Leiter<br />
<strong>der</strong> Abteilung für MKG-Chirurgie<br />
des Landesklinikums.<br />
► Prim. Prof. ddr. Franz Watzinger<br />
studierte in Innsbruck Medizin<br />
und kam 1991 auf die abteilung für<br />
MKg-Chirurgie im Wiener aKH.<br />
Seine zahnärztliche ausbildung absolvierte<br />
er ebenfalls in Wien. 2000<br />
erfolgte die Habilitation zum Thema<br />
computerunterstützte Navigation<br />
bei <strong>der</strong> Implantatinsertion. Seit rund<br />
2 Jahren leitet Prof. Watzinger (als<br />
Nachfolger von Prof. Porte<strong>der</strong>) die<br />
abteilung für Mund-, Kiefer- und<br />
gesichtschirurgie des landesklinikums<br />
St. Pölten.<br />
könnten Sie bitte ihre Abteilung<br />
kurz vorstellen?<br />
Watzinger: Wir sind die einzige<br />
abteilung für MKg-Chirurgie in<br />
Nie<strong>der</strong>österreich. Neben mir sind<br />
noch vier weitere Fachärzte und -ärztinnen<br />
tätig, insgesamt sind wir zehn<br />
ÄrztInnen. Wir sind für Patienten<br />
mit gesichtsverletzungen aus ganz<br />
Nie<strong>der</strong>österreich zuständig, die Primärversorgung<br />
erfolgt dabei teilweise<br />
in an<strong>der</strong>en Krankenhäusern. Weitere<br />
Schwerpunkte <strong>der</strong> Tätigkeit sind<br />
akutfälle wie dentale abszesse, die<br />
Behandlung von Fehlbildungen, speziell<br />
lKg-Spalten, dysgnathiekorrekturen<br />
(nach Vorbehandlung durch<br />
Kieferorthopäden), die Behandlung<br />
von Mundhöhlenkarzinomen, ästhetische<br />
gesichtschirurgie (vor allem<br />
EDITORIAL<br />
Jagdsaison<br />
nach Unfällen) und Kieferaufbauten<br />
für die Implantat- und die prothetische<br />
Versorgung. dabei werden die<br />
Implantate bei uns gesetzt, die Suprastruktur<br />
dann vom überweisenden<br />
Zahnarzt durchgeführt. Bei schwieriger<br />
ausgangssituation arbeiten wir<br />
bei <strong>der</strong> Positionierung von Implantaten<br />
mit <strong>der</strong> Navigation.<br />
Weiters führen wir auch schwierigere<br />
oralchirurgische eingriffe durch, etwa<br />
im Zusammenhang mit größeren<br />
Zysten, verlagerten Zähnen o<strong>der</strong><br />
schwieriger zu entfernenden Weisheitszähnen<br />
(bei Bedarf auch in Vollnarkose).<br />
auch oralchirurgische Problemfälle,<br />
z.B. Marcoumar-Patienten<br />
werden von uns behandelt.<br />
an <strong>der</strong> abteilung gibt es auch Spezialsprechstunden,<br />
so haben wir eine<br />
eigene Kiefergelenksambulanz, die<br />
von einer Kollegin geleitet wird. ein<br />
arzt <strong>der</strong> abteilung hat sich auf Parodontalchirurgie<br />
spezialisiert und einen<br />
Master in Parodontology in<br />
Krems erworben. Prof. Turhani, unser<br />
leiten<strong>der</strong> Oberarzt, betreut die<br />
lKg-Spalten-Sprechstunde und die<br />
Ästhetik- Sprechstunde. generell<br />
denke ich, dass heute eine Subspezialisierung<br />
notwendig ist.<br />
Wie häufig sind heute LkG-<br />
Spalten, und wie werden sie<br />
in <strong>der</strong> Regel behandelt?<br />
Der Wahlkampf geht in Wien in die heiße Phase, die Jagdsaison<br />
ist eröffnet. Also zielt man am besten auf alles, was einem<br />
vor die Flinte vor kommt, o<strong>der</strong> vor die Linse. Da sieht man<br />
den Bürgermeister beim Händeschütteln aller möglicher Menschen,<br />
alte, junge, schwarze, weiße, Frauen, Männer, Kin<strong>der</strong>,<br />
nur die Hunde fehlen noch, gerade die wären aber sehr medientauglich,<br />
mehr als <strong>der</strong> türkische Standler am Naschmarkt.<br />
Nur wählen können sie noch nicht.<br />
Über Schönheit kann man streiten, aber das ist ja auch nicht<br />
die Bedingung für das Amt des Bürgermeisters. Da hätte<br />
nämlich <strong>der</strong> Häupl die Gurke und <strong>der</strong> Strache die Nase vorn.<br />
Letzterer hatte ja bekanntlich Blut geleckt: „Wiener Blut – zu<br />
viel Fremdes tut niemandem gut“, so sein nicht nur grammatikalisch<br />
unglaublich häßlicher Stehsatz. Wo wäre Wien<br />
denn heute ohne die sogennanten Fremden? Die böhmische<br />
Köchin, das slowenische Dienstmädchen, die französische<br />
Gouvernante und <strong>der</strong> ungarische Arbeiter von einst sind die<br />
philippinischen Krankenschwestern, die serbischen Hausmeister,<br />
slowakischen Heimpflegerinnen und türkischen Lebensmittelhändler<br />
von heute. Wir haben sie immer gebraucht, wir<br />
Watzinger: die Häufigkeit liegt<br />
heute bei ca. 1:500; im Vergleich dazu<br />
war sie um 1900 deutlich seltener<br />
(1:2000). <strong>der</strong> grund für die Zunahme<br />
liegt vor allem darin, dass lKg-<br />
Spalten heute keine stigmatisierende<br />
erkrankung mehr darstellen. Im Unterschied<br />
zu früher haben Betroffene<br />
keine Probleme, Partner zu finden<br />
und Familien zu gründen. dadurch<br />
wird die erkrankung weitergegeben.<br />
Was die Behandlung betrifft, so wird<br />
die lippenspalte mit drei Monaten<br />
geschlossen, <strong>der</strong> gaumen im alter<br />
zwischen neun Monaten und einem<br />
Jahr. die Kieferspalte wird zwischen<br />
dem 9. und <strong>12</strong>. lebensjahr behandelt.<br />
Praktisch immer ist auch eine<br />
kieferorthopädische sowie logopädische<br />
Behandlung notwendig.<br />
Wie sehen in <strong>der</strong> MkG-Chirurgie<br />
die erfahrungen mit<br />
kunststoffimplantaten aus?<br />
Watzinger: diese Implantate<br />
kommen vor allem bei posttraumatischen<br />
defekten zum einsatz. Sie<br />
zeigen eine sehr gute Verträglichkeit<br />
und funktionieren recht gut. es<br />
kommt zu einer fibrösen Verbindung<br />
mit dem Knochen. Werden die<br />
Kunststoffimplantate computergestützt<br />
individuell für den Patienten<br />
hergestellt, erzielt man exzellente ergebnisse;<br />
<strong>der</strong> aufwand ist freilich<br />
groß. Zu betonen ist, dass Kunststoffimplantate<br />
nicht für jede region<br />
geeignet sind. So werden beispielsweise<br />
bei <strong>der</strong> Nase wie<strong>der</strong> vermehrt<br />
autologe Materialien verwendet.<br />
Die nasenchirurgie zählt zu<br />
ihren persönlichen Schwerpunkten?<br />
Watzinger: Ja, ich habe, ausgehend<br />
von Spaltnasen-Operationen,<br />
werden sie auch weiter brauchen,<br />
vor allem, um auch etwas zu meckern<br />
zu haben. Es scheint so zu<br />
sein, wie bei <strong>der</strong> Umfrage nach<br />
<strong>der</strong> Beliebtheit <strong>der</strong> Zahnärzte in Österreich vor vielen Jahren.<br />
Der eigene Zahnarzt hat hervorragend abgeschnitten, die anonyme<br />
Zahnärztschaft dagegen nicht. Der eigene türkische<br />
Marktstandler ist auch sehr beliebt, sein Obst so geschlichtet<br />
und poliert, da kommt kein Österreicher mit, und seine österreichische<br />
Ureinwohnerkundschaft gutiert das auch, lässt<br />
sich auch das Kebab schmecken und schätzt vor allem philippinische<br />
und slowakische schwesterliche Zuwendung. Nur die<br />
anonyme Masse macht uns Angst, die Kopftücher, die einst so<br />
viele Großmütter selbstverständlich getragen haben, sind in<br />
Vergessenheit geraten. Mir gefallen sie auch nicht, aber das<br />
kann ich auch von wabbernden Bäuchen mit Nabelpiercing,<br />
weißen Socken und Bermudas sagen, weh tun sie nicht, und<br />
wer weiß schon, welch netter Mensch sich hinter dieser Verkleidung<br />
verbirgt, meint<br />
Dr. Birgit Snizek<br />
zahn.Medizin.Technik<br />
später auch zahlreiche an<strong>der</strong>e ästhetische<br />
und posttraumatische eingriffe<br />
an <strong>der</strong> Nase durchgeführt.<br />
2003 war ich zur Fortbildung in den<br />
USa, in New Orleans (bei dr. Calvin<br />
Johnson) und dallas.<br />
könnten Sie bitte noch ein<br />
paar Worte zur Gesellschaft<br />
für ästhetische Gesichtschirurgie<br />
(GAeG) sagen?<br />
Watzinger: die gaeg, <strong>der</strong>en<br />
Präsident ich bin, ist eine relativ kleine<br />
gesellschaft. Sie hat den Zweck<br />
<strong>der</strong> Fortbildung auf dem gebiet <strong>der</strong><br />
IMPRESSUM<br />
Prim. Prof. DDr. Franz Watzinger<br />
ästhetischen gesichtschirurgie. Wir<br />
haben rund 40 Mitglie<strong>der</strong>, vor allem<br />
aus dem Bereich <strong>der</strong> MKg-Chirurgie,<br />
<strong>der</strong> HNO und <strong>der</strong> <strong>der</strong>matologie.<br />
Weitere Infos finden sich unter<br />
www.gaeg.org.<br />
Herzlichen Dank für das<br />
interview! Das Gespräch führte Dr.<br />
Peter wallner<br />
Kin<strong>der</strong>zähne<br />
Gemeinsame Familienmahlzeiten<br />
gut für die Zähne<br />
Ob und wie Kin<strong>der</strong> ihre Zähne<br />
putzen, hängt zu einem<br />
großen Teil davon ab, wie<br />
ihr familiäres Umfeld aussieht.<br />
► (IMe) Besteht ein enges Verhältnis<br />
zu den eltern so pflegen Kin<strong>der</strong><br />
ihre Zähne deutlich besser und regelmäßiger.<br />
auch soziale und finanzielle<br />
Faktoren fallen ins gewicht.<br />
doch familiäre rituale müssen nicht<br />
vom einkommen abhängen: Für das<br />
Zahnpflegeverhalten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
spielt ein regelmäßiges Frühstück eine<br />
ebensolche Schlüsselrolle wie die<br />
gewohnheit, in <strong>der</strong> Familie Mahl-<br />
zeiten gemeinsam einzunehmen. diese<br />
Zusammenhänge zeigt eine Studie<br />
mit schottischen Schulkin<strong>der</strong>n.<br />
regelmäßiges Zähneputzen und die<br />
Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta<br />
sind wesentliche Säulen <strong>der</strong><br />
Kariesprävention.<br />
Jugendliche, die ihre Zähne mehr als<br />
einmal täglich putzen und dies bereits<br />
über mindestens <strong>12</strong> Jahre lang<br />
getan haben, behalten diese gewohnheit<br />
normalerweise auch später<br />
bei. daher sollte beson<strong>der</strong>er Wert<br />
auf die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mundhygiene<br />
bei Kin<strong>der</strong>n. eltern sollten allerdings<br />
vorsichtig sein und nicht über das<br />
Ziel hinausschießen.<br />
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