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Forschungskonzept Gesundheit 2013 - Ressortforschung des ...

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<strong>Forschungskonzept</strong><br />

<strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Inhalt<br />

Vorwort 5<br />

1 Einleitung 6<br />

2 Überblick Politikbereich 7<br />

2.1 Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung (<strong>Ressortforschung</strong>) 7<br />

2.2 Rolle und Aufgaben der <strong>Ressortforschung</strong> 9<br />

2.3 Gesetzlicher Auftrag 9<br />

2.4 Rückblick 2008 – 2011 9<br />

Finanzierung der <strong>Gesundheit</strong>sforschung 11<br />

2.5 Public-Health-Forschung in der Schweiz – aktueller Stand und Ausblick 15<br />

Aktueller Stand der Forschung 15<br />

Vorschläge zur Public-Health-Forschung 15<br />

2.6 Herausforderungen und Handlungsbedarf 19<br />

3 Forschungsschwerpunkte und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016 22<br />

3.1 Versorgungsforschung 22<br />

3.2 Evaluation KVG-Revision «Spitalfinanzierung» 26<br />

3.3 NFP 67 «Lebensende» 27<br />

3.4 NFP 69 «Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion» 27<br />

3.5 Übersicht der Themenschwerpunkte in der <strong>Ressortforschung</strong> BAG 27<br />

4 Finanzierung <strong>2013</strong> – 2016 29<br />

4.1 Soll-Entwicklung im Politikbereich generell 29<br />

4.2 Geplante Mittel direkte Finanzierung BAG <strong>2013</strong> – 2016 29<br />

4.3 Einsparungen im Rahmen der Aufgabenüberprüfung «Massnahme <strong>Ressortforschung</strong>» 30<br />

5 Akteure und Schnittstellen 31<br />

5.1 Beschreibung der wichtigsten Akteure 31<br />

5.2 Die Privatwirtschaft 32<br />

5.3 Schnittstellen zum Hochschulbereich 32<br />

5.4 Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) 32<br />

Herausforderungen und die Reaktionen <strong>des</strong> SNF 33<br />

Forschungsförderung im Bereich Biologie und Medizin 2012 – 2016 33<br />

Förderung der <strong>Gesundheit</strong>sforschung durch Nationale Forschungsprogramme (NFP)<br />

und Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) 35<br />

Fonds für Forschung zu globalen Fragen in und mit Entwicklungs- und Schwellenländern 36<br />

5.5 Die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) 37<br />

5.6 Die Akademien der Wissenschaften Schweiz 38<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 3


Inhalt<br />

5.7 Andere Bun<strong>des</strong>stellen 40<br />

<strong>Ressortforschung</strong>sschnittstellen <strong>des</strong> BAG zu anderen Bun<strong>des</strong>ämtern 40<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS) 40<br />

Das Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan) 43<br />

Das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF) und die so genannten<br />

«Art. 16-Institutionen» 45<br />

Der Tabakpräventionsfonds (TPF) 45<br />

5.8 Private Organisationen ohne Erwerbszweck 46<br />

5.9 Internationale Zusammenarbeit 47<br />

Forschungszusammenarbeit und -förderung auf europäischer Ebene 47<br />

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 49<br />

6 Organisation und Qualitätssicherung 50<br />

6.1 Interne Organisation 50<br />

6.2 Qualitätssicherung 50<br />

7 Exkurs «Globale <strong>Gesundheit</strong>sforschung» 54<br />

Anhang A1: Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung 56<br />

Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen 61<br />

4 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Vorwort<br />

Fragen zum <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />

der Bevölkerung, der Präven tion<br />

und <strong>Gesundheit</strong>sförderung sowie<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

erfordern schon heute Antworten,<br />

um künftigen Herausforderungen<br />

im <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

adäquat begegnen zu können.<br />

Dies ist keine leichte Aufgabe,<br />

zumal es sich bei unserem <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

nicht nur um ein kompliziertes, sondern<br />

auch um ein hochkomplexes gesellschaftliches<br />

System handelt. Politische Interventionen sind <strong>des</strong>halb<br />

aufgrund ihrer angestrebten «kausalen» Wirkung immer<br />

mit der Wahrscheinlichkeit behaftet, unbeabsichtigte<br />

Nebenwirkungen zu erzielen. Evaluation und Forschung<br />

haben in diesem Zusammenhang eine grosse<br />

Bedeutung für staatliches Handeln. Ihre Ergebnisse<br />

tragen zu evidenzbasierten Entscheiden bei.<br />

Dank gilt allen, die zu diesem <strong>Forschungskonzept</strong> beigetragen<br />

haben. Es liefert eine gute Übersicht über<br />

die vielfältigen Aktivitäten und Prioritäten in der Periode<br />

<strong>2013</strong> – 2016. Wir hoffen, dass dieses Konzept<br />

auch dazu beiträgt, qualitativ hochstehende Public-<br />

Health-Forschung zu betreiben, die grundlegend ist<br />

für evidenzbasierte Entscheide und infolge<strong>des</strong>sen die<br />

Entwicklung der Exzellenz in Politik, Praxis und Verwaltung<br />

<strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>s systems fördert.<br />

Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />

Der Direktor<br />

Pascal Strupler<br />

Im vorliegenden <strong>Forschungskonzept</strong> wird – nebst anderen<br />

Prioritäten – der Versorgungsforschung als Teil<br />

der <strong>Gesundheit</strong>ssystemforschung eine zentrale Bedeutung<br />

gegeben. Im Vergleich zum Ausland stellen<br />

wir in diesem Forschungsbereich einen Nachholbedarf<br />

fest. Ziel der Versorgungsforschung ist es, Erkenntnisse<br />

zu gewinnen, wie sich die Strukturen der Kranken-<br />

und <strong>Gesundheit</strong>sversorgung optimieren, die Versorgungsqualität<br />

und die Effizienz steigern, die Über-,<br />

Unter- und Fehlver sorgung reduzieren und mittel- bis<br />

langfristig die Patientenorientierung und -sicherheit erhöhen<br />

lassen.<br />

Was macht und hält Menschen gesund Eine Vertiefung<br />

<strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sverständnisses und der Faktoren,<br />

welche die Entwicklung und den Erhalt der <strong>Gesundheit</strong><br />

bestimmen, hat auf der Tagesordnung der<br />

Forschung auch in Zukunft Priorität. Angesichts der<br />

steigenden <strong>Gesundheit</strong>skosten erstaunt es aber nicht,<br />

dass die politisch Handelnden Antworten erwarten auf<br />

Fragen wie: «Wer soll für welche <strong>Gesundheit</strong>sleistungen<br />

bezahlen» und «Wo soll die Gesellschaft heute<br />

investieren, um in Zukunft höhere Krankheitsraten und<br />

-kosten zu vermeiden»<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 5


1. Einleitung<br />

Das <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />

richtet sich an Fachleute und an Laien.<br />

Sein Hauptzweck ist es, den Leserinnen<br />

und Lesern einen Überblick zu<br />

verschaffen.<br />

Wie kann sichergestellt werden, dass durch Forschung<br />

erworbenes Wissen optimal genutzt wird<br />

Eine Hauptaufgabe der <strong>Ressortforschung</strong> ist es, der<br />

Lan<strong>des</strong>regierung und der Bun<strong>des</strong>verwaltung sowie<br />

Entscheidungsträgerinnen und -trägern auf kantonaler<br />

und kommunaler Ebene die bestmöglichen Grund-<br />

lagen zur Entwicklung wirksamer und kosteneffizienter<br />

Strategien zu liefern, mit denen die <strong>Gesundheit</strong><br />

und Wohlfahrt der Bevölkerung, sowohl heute als auch<br />

in der Zukunft, gesichert werden können. Die von der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung bereitgestellten Informationen<br />

müssen in zeitgerechte und praktische Lösungen zum<br />

Wohl der Bevölkerung umgesetzt werden.<br />

Dieses <strong>Forschungskonzept</strong> will dazu einen Beitrag leisten.<br />

Es besteht aus zwei Teilen: aus dem hier vorliegenden<br />

Konzept und aus einem Katalog zu den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen<br />

im Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong>. Der<br />

Katalog umfasst über 100 Seiten und steht im Internet<br />

zur Verfügung unter: www.bag.admin.ch/forschung.<br />

6 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


2. Überblick Politikbereich<br />

Gemeinsam handeln für eine<br />

optimale Vorsorge und eine optimale<br />

medizinische Versorgung der<br />

Bevölkerung zu tragbaren Kosten.<br />

Die <strong>Gesundheit</strong>spolitik bildet selbstverständlich einen<br />

relevanten Kontext für die Forschung im <strong>Gesundheit</strong>sbereich.<br />

Dies jedoch nicht ausschliesslich, da viele<br />

rele vante Forschungsbereiche nicht unmittelbar mit<br />

politischen Anliegen verknüpft sind. Im Folgenden ist<br />

der übergeordnete politisch-strategische Bezugsrahmen<br />

kurz dargestellt.<br />

Am 29. Juni 2011 verabschiedete der Bun<strong>des</strong>rat die<br />

Leitlinien und Ziele für die Legislaturplanung 2011–<br />

2015. Die Strategie <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates im <strong>Gesundheit</strong>sbereich<br />

hält fest:<br />

«Die Ansprüche gegenüber dem <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

und seinen Leistungen nehmen zu. Die damit im gesamten<br />

<strong>Gesundheit</strong>sbereich wie auch in der Krankenversicherung<br />

ansteigenden Kosten müssen stabilisiert<br />

werden. Reformen im <strong>Gesundheit</strong>sbereich müssen<br />

zielgenauer als bisher die Bedürfnisse einer sich wandelnden<br />

Gesellschaft befriedigen, gleichzeitig aber<br />

auch vermehrt Effizienz und Wettbewerb sowie Qualität<br />

im <strong>Gesundheit</strong>swesen sicherstellen. Zur Sicherung<br />

einer leistungsfähigen <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

soll das Gewicht vermehrt auf die Prävention und die<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung verlagert werden. Das <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

soll für alle zugänglich sein. Zudem ist die<br />

finanzielle Tragbarkeit der <strong>Gesundheit</strong>skosten für alle<br />

Bevölkerungsschichten sicherzustellen.»<br />

Primäres Ziel ist es, das Kostenwachstum im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

einzudämmen. Dies soll unter anderem<br />

durch die Stärkung der Prävention erreicht werden.<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG) arbeitet als<br />

leitende und koordinierende Behörde glaubwürdig<br />

und vernetzt an der Weiterentwicklung <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems.<br />

Dadurch trägt es massgeblich zur Erreichung<br />

<strong>des</strong> bestmöglichen <strong>Gesundheit</strong>s zustan<strong>des</strong><br />

der Bevölkerung und eines effizienten und finanzierbaren<br />

<strong>Gesundheit</strong>sversorgungssystems bei (Vision BAG<br />

2015).<br />

In Bezug auf den Leistungsauftrag sowie Wirkung und<br />

Nutzen für die <strong>Gesundheit</strong>, orientiert sich das BAG an<br />

folgenden strategischen Zielen:<br />

• <strong>Gesundheit</strong>ssystem evidenzbasiert ausrichten<br />

• Rahmenbedingungen schaffen zur Sicherung und<br />

Weiterentwicklung einer qualitativ hochstehenden<br />

und für alle zugänglichen <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

• wesentliche Beiträge leisten zur Dämpfung der<br />

Kostenentwicklung der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung und<br />

damit für die finanzielle Tragbarkeit<br />

• <strong>Gesundheit</strong>sförderung sowie Prävention und Früherkennung<br />

festigen und weiterentwickeln sowie<br />

<strong>Gesundheit</strong>sdeterminanten positiv beeinflussen<br />

• <strong>Gesundheit</strong>s- und Verbraucherschutz risikobasiert<br />

und effizient auf einem international anerkannten<br />

Niveau sicherstellen<br />

• Zielgruppen zu <strong>Gesundheit</strong>sfragen, zum Verbraucherschutz<br />

und zu den Tätigkeiten <strong>des</strong> BAG verständlich<br />

und glaubwürdig informieren<br />

Die Ergebnisse der <strong>Ressortforschung</strong> sind für die Entwicklung<br />

und Umsetzung von Lösungen in der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

von grosser Bedeutung. Im Kapitel<br />

2.6 «Herausforderungen und Handlungs bedarf» wird<br />

näher darauf eingegangen.<br />

2.1 Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

(<strong>Ressortforschung</strong>)<br />

<strong>Ressortforschung</strong> ist aufgabenbezogen<br />

und steht im Dienst der<br />

Gesellschaft.<br />

Die Bun<strong>des</strong>verwaltung vertraut auf den Beitrag der<br />

Forschung bei der Bewältigung gesellschaftlicher Probleme<br />

und Herausforderungen. Aus diesem Grunde gibt<br />

sie Forschungsarbeiten in Auftrag oder fördert diese.<br />

Die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung wird gemeinhin<br />

<strong>Ressortforschung</strong> genannt und zielt auf den Erwerb<br />

und den Ausbau von Kenntnissen ab, auf denen die<br />

politischen Strategien <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> basieren. Sie umfasst<br />

Tätigkeiten in den Bereichen Forschung, Entwicklung,<br />

Evaluation und Erstellung von wissenschaftlichen<br />

Expertisen.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 7


2. Überblick Politikbereich<br />

Die <strong>Ressortforschung</strong> liefert Beobachtungsdaten, Analysen<br />

und Modelle und spielt eine zentrale Rolle bei der<br />

Konzeption politischer Strategien. Sie kann deren Wahl<br />

durch den Nachweis der Angemessenheit (Zweck mässigkeit),<br />

der Wirksamkeit und der Wirtschaftlichkeit<br />

staatlicher Massnahmen legitimieren. Mittelfristig hilft<br />

sie dem Bund bei der Festlegung seiner strategischen<br />

Ausrichtung und dient auch der Früherkennung, indem<br />

sie gesellschaftliche Probleme sondiert, zu deren Lösung<br />

staatliche Massnahmen nötig sind.<br />

Als politikorientierte, praxisnahe und in der Regel interdisziplinäre<br />

Forschung ist die <strong>Ressortforschung</strong><br />

herausgefordert, in einem komplexen Umfeld oftmals<br />

rasch Lösungen auf konkrete Fragen zu entwickeln.<br />

<strong>Ressortforschung</strong> beschafft primär<br />

bedarfsgerechtes Wissen für Politik<br />

und Verwaltung.<br />

Bei der <strong>Ressortforschung</strong> im BAG handelt es sich primär<br />

um Auftragsforschung und Beiträge an Dritte. Die<br />

<strong>Ressortforschung</strong> dient dabei der wissenschaftlichen<br />

oder technologischen Erkenntnisgewinnung und Meinungsbildung,<br />

deren Ergebnisse das BAG zur Bewältigung<br />

seiner Aufgaben benötigt.<br />

Evaluationen bezwecken hauptsächlich<br />

die Optimierung staatlichen<br />

Handelns und die Rechenschaftslegung<br />

gegenüber der Öffentlichkeit.<br />

Das Vertragsmanagement im BAG stellt sicher, dass jeder<br />

einzelne Vertrag darauf hin geprüft wird, ob es sich<br />

um <strong>Ressortforschung</strong> handelt oder nicht. Aus diesem<br />

Grund sind die Einträge <strong>des</strong> BAG in der Forschungsdatenbank<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> (ARAMIS) verlässlich und die<br />

Transparenz ist sichergestellt. <strong>Ressortforschung</strong> im<br />

BAG ist, im Gegensatz zu einigen anderen Bun<strong>des</strong>ämtern,<br />

keine eigene Aufgabe. Die Steuerung <strong>des</strong> BAG<br />

erfolgt über Ziele, Aufgaben und Ressourcen. Beplant<br />

und gesteuert werden die gemäss der BAG-Strategie<br />

festgelegten Aufgaben. In dieser Planung ist die <strong>Ressortforschung</strong>splanung<br />

ein integraler, aufgabenbezogener<br />

Teil.<br />

Funktion der <strong>Ressortforschung</strong> ist es, der Politik- und<br />

Strategieentwicklung sowie zur Aufgabenerfüllung<br />

Wissen zur Verfügung zu stellen. <strong>Ressortforschung</strong><br />

und Evaluation tragen zu evidenzbasierter und -in formierter<br />

Politikgestaltung und -umsetzung bei. Diese<br />

Funktion lässt sich schematisch wie in der Abbildung<br />

2.1 darstellen.<br />

<strong>Ressortforschung</strong> grenzt sich von der Beratertätigkeit<br />

ab. <strong>Ressortforschung</strong> generiert neues Wissen / neue Abb. 2.1 Evidenzinformierte Politikgestaltung<br />

Evidenz, während Beratertätigkeit meist auf bestehendem<br />

Evidenzinformierte Politikgestaltung und ­umsetzung und -umsetzung<br />

Wissen / bestehender praktischer Evidenz<br />

beruht.<br />

Die <strong>Ressortforschung</strong> im BAG ist dezentral organisiert.<br />

Die Geschäftsfeldverantwortlichen sind zugleich Forschungsverantwortliche.<br />

Direktionsbereichsübergreifende<br />

(Ressort-)Forschungs geschäfte werden durch<br />

die Fachstelle Evaluation und Forschung koordiniert.<br />

Diese ist unter anderem für den Einsatz von ARAMIS<br />

(Forschungsdatenbank <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>) im Amt sowie für<br />

die Erstellung der <strong>Forschungskonzept</strong>e verantwortlich.<br />

Das Evaluationsmanagement ist in der Fachstelle Evaluation<br />

und Forschung zentralisiert.<br />

Politik- und Strategieentwicklung,<br />

Aufgabenerfüllung<br />

Das BAG unterscheidet zwischen <strong>Ressortforschung</strong><br />

und Evaluation / Wirksamkeitsprüfung, wobei die elementarste<br />

Form der Wirksamkeitsprüfung – das Monitoring<br />

– der <strong>Ressortforschung</strong> zugerechnet wird.<br />

<strong>Ressortforschung</strong>;<br />

Monitoring<br />

Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />

Evaluation<br />

8 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


2.2 Rolle und Aufgaben<br />

der <strong>Ressortforschung</strong><br />

Die <strong>Ressortforschung</strong> im Bereich <strong>Gesundheit</strong> bearbeitet<br />

Fragen im Zusammenhang mit dem <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />

der Bevölkerung, der Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

und der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung.<br />

Das BAG identifiziert in seinen Aufgabenbereichen den<br />

Forschungsbedarf, setzt Forschungsschwerpunkte in<br />

seinen Geschäftsfeldern, beschafft Forschungswissen<br />

und vermittelt und nutzt dieses. Es ist vornehmlich mit<br />

externen Aufträgen in der Wissensproduktion engagiert,<br />

koordiniert und erstellt Synthesen der Produkte<br />

und nutzt mit seinen Partnern das erworbene Wissen.<br />

Die Abbildung 2.2 auf Seite 10 verdeutlicht – aus Sicht<br />

<strong>des</strong> BAG – seine Rolle in der <strong>Ressortforschung</strong>.<br />

Die wichtigsten Partner <strong>des</strong> BAG auf Stufe Bund sind<br />

das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF),<br />

der Schweizerische Nationalfonds (SNF), das Bun<strong>des</strong>amt<br />

für Statistik (BFS) sowie das Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium<br />

(Obsan). Alle diese Partner<br />

erfüllen in ihren spezifischen Kontexten ihre Aufgaben,<br />

welche auf Stufe Bund einen stetigen Informationsaustausch<br />

und hohe Koordinationsleistungen und Zusammenarbeit<br />

erfordern.<br />

2.3 Gesetzlicher Auftrag<br />

Das Engagement <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> in der Forschung und<br />

Forschungsförderung wird durch Art. 64 der Bun<strong>des</strong>verfassung<br />

(SR 101) legitimiert, indem der Bund die<br />

Aufgabe erhält, die wissenschaftliche Forschung und<br />

die Innovation zu fördern, bzw. die Kompetenz, Forschungsstätten<br />

zu errichten, zu übernehmen oder zu<br />

betreiben. Die Forschungsaktivitäten der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

werden im geltenden Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />

FIFG (SR 420.1) weiter präzisiert:<br />

Die Bun<strong>des</strong>verwaltung ist ein Forschungsorgan,<br />

soweit sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben selbst<br />

Forschung durchführt, Forschung in Auftrag gibt oder<br />

unmittelbar unterstützt oder weitere Forschungsmassnahmen<br />

trifft, bzw. Aufgaben der Innovationsförderung<br />

wahrnimmt (Art. 5, lit. c). Der Bund fördert<br />

die Forschung nach dem FIFG und Spezialgesetzen<br />

durch direkte Beiträge und andere Massnahmen der<br />

Bun<strong>des</strong>verwaltung (Art. 6, Abs. 1, lit. e). Die Departe-<br />

mente können für Aufgaben im öffentlichen Interesse<br />

Forschungsaufträge erteilen oder sich an den Kosten<br />

von Forschungsvorhaben beteiligen (Art. 16, Abs. 5).<br />

Nebst der übergeordneten Verankerung im FIFG ist<br />

die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung auf spezialgesetzliche<br />

Bestimmungen abgestützt. In diesen werden<br />

direkte Forschungsaufträge oder Finanzierungsverpflichtungen<br />

durch den Bund vorgegeben, bzw. direkte<br />

Evaluations-, Erhebungs-, oder Prüfungsaufträge formuliert,<br />

die entsprechende wissenschaftliche Arbeiten<br />

voraussetzen. Zudem werden Forschungsaufgaben in<br />

zahlreichen den Gesetzen zugehörigen und weiteren<br />

Verordnungen präzisiert.<br />

Darüber hinaus setzt selbst dort, wo kein expliziter gesetzlicher<br />

Auftrag zur Forschung besteht, die Anwendung<br />

und Umsetzung geltenden Rechts oft Fachwissen voraus,<br />

welches aktuell und <strong>des</strong>halb eng mit der Forschung verbunden<br />

sein muss (z. B. beim Erlass von Richtlinien und<br />

Verordnungen). Deshalb sind Forschungsverpflichtungen<br />

oft auch in departementalen Organisationsverordnungen<br />

für die verschiedenen Bun<strong>des</strong>ämter festgelegt.<br />

Die Organisationsverordnung für das Eidgenössische<br />

Departement <strong>des</strong> Innern (EDI) sieht in Art. 9 Abs. 3<br />

lit. b vor, dass das BAG die Forschung auf dem Gebiet<br />

der <strong>Gesundheit</strong> steuert. Auch die in der Organisationsverordnung<br />

aufgeführten Ziele <strong>des</strong> BAG sowie seine<br />

diesbezüglichen Funktionen beinhalten implizit, dass<br />

das BAG für die Erfüllung seiner Aufgaben allenfalls<br />

Forschung betreiben bzw. Forschungsaufträge mandatieren<br />

kann. Art. 9 Abs. 3 lit. e bildet einen allgemeinen<br />

Anker für Evaluationstätigkeiten: «Es [das Bun<strong>des</strong>amt<br />

für <strong>Gesundheit</strong>] überprüft die Wirkung rechtsetzender<br />

und anderer Massnahmen auf die <strong>Gesundheit</strong>.»<br />

Die für den Politikbereich <strong>Gesundheit</strong> massgebenden<br />

allgemeinen und spezialgesetzlichen Grundlagen für<br />

<strong>Ressortforschung</strong> und Evaluation sind im Anhang A2<br />

aufgeführt.<br />

2.4 Rückblick 2008 – 2011<br />

Die <strong>Ressortforschung</strong> im Bereich <strong>Gesundheit</strong> bearbeitet<br />

Fragen im Zusammenhang mit dem <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />

der Bevölkerung, der Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

sowie der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 9


2. Überblick Politikbereich<br />

Abb. 2.2<br />

Rolle und Aufgaben Aufgaben und Rollen <strong>des</strong> <strong>des</strong> BAG Bun<strong>des</strong>amtes im Rahmen für <strong>Gesundheit</strong> der <strong>Ressortforschung</strong><br />

(BAG) im Rahmen der <strong>Ressortforschung</strong><br />

Wissensproduktion<br />

Das BAG vergibt Forschungsaufträge<br />

und -beiträge an Dritte und betreibt<br />

zu einem sehr kleinen Teil eigene<br />

Forschung.<br />

Koordination und Synthese<br />

Das BAG steht im Rahmen <strong>des</strong><br />

<strong>Ressortforschung</strong>smanagements an der<br />

Nahtstelle zwischen Wissensproduktion<br />

und Wissensnutzung.<br />

Wissensnutzung<br />

Das BAG kommuniziert Forschungsresultate<br />

an die Öffentlichkeit und<br />

Institutionen der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung,<br />

nutzt selbst Forschungswissen<br />

und vermittelt Entscheidungsgrundlagen<br />

an Politik und Verwaltung.<br />

BAG beschafft Forschungswissen<br />

BAG vermittelt Wissen<br />

Hochschulen<br />

(Universitäten,<br />

FH, ETH)<br />

Private<br />

(Firmen, Institute<br />

und andere)<br />

Institutionen<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

Forschungsaufträge,<br />

Forschungs-<br />

beiträge<br />

Forschungs- <br />

ergebnisse<br />

BAG<br />

(Ressort -<br />

forschung)<br />

Informationen<br />

zu <strong>Gesundheit</strong> <br />

Besorgnis,<br />

Bedürfnisse<br />

Relevante<br />

Forschungsergebnisse<br />

<br />

Bedarf/<br />

Bedürfnisse<br />

aus Praxis<br />

Entscheidungsgrundlagen<br />

<br />

Bedarf<br />

Öffentlichkeit<br />

(Bevölkerung,<br />

Medien)<br />

Politikinstanzen<br />

(Bund, Kantone,<br />

Gemeinden)<br />

BAG<br />

(eigene<br />

Forschung)<br />

Bedarf<br />

Forschungs- <br />

ergebnisse<br />

Vollzugsrelevante<br />

Forschungsergebnisse<br />

<br />

Bedarf,<br />

Rahmenbedingungen<br />

Verwaltung<br />

(BAG<br />

und andere)<br />

BAG setzt Forschungsschwerpunkte<br />

BAG erkennt Forschungsbedarf<br />

SBF*, SNF**<br />

(und andere)<br />

BFS + ,<br />

Obsan ++<br />

*<br />

Das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF)<br />

leitet die Politikvorbereitung und -umsetzung im Bereich<br />

der natio nalen und internationalen Forschungspolitik der<br />

Schweiz. Es koordiniert die entsprechenden Tätigkeiten<br />

innerhalb der Bun<strong>des</strong>verwaltung und stellt die Zusammenarbeit<br />

mit den Kantonen sicher.<br />

**<br />

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) fördert Forschung<br />

im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>: Freie Forschung (Projekte, Karrieren);<br />

Orientierte Forschung (Nationale Forschungsprogramme<br />

NFP; Nationale Forschungsschwerpunkte NFS).<br />

+<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS) ist die zentrale Insti -<br />

tution der öffentlichen Statistik. Es liefert statistische<br />

Informationen für die Dauerbeobachtung wichtiger<br />

Lebens bereiche wie z. B. <strong>Gesundheit</strong>. Diese Informa tionen<br />

dienen als Orientierungshilfe, Instrument für Planung und<br />

Entscheidung sowie als Grundlage für Prognosen.<br />

+ +<br />

Das Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan)<br />

ist eine von Bund und Kantonen getragene Institution.<br />

Das Obsan analysiert vorhandene <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />

in der Schweiz. Es unterstützt Bund, Kantone und<br />

weitere Institutionen im <strong>Gesundheit</strong>swesen bei ihrer<br />

Planung, ihrer Entscheidfindung und in ihrem Handeln.<br />

Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />

10 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


In der Periode 2008 – 2011 wurden in diesen Bereichen<br />

viele Forschungsprojekte erfolgreich abgeschlossen.<br />

Deren Ergebnisse unterstützten das BAG und seine<br />

Partner unmittelbar bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.<br />

Exemplarisch sind einige wichtige Ergebnisse und deren<br />

Nutzung kurz aufgeführt: Eine Studie zum Kosten /<br />

Nutzen-Verhältnis von Präventionsmassnahmen in den<br />

Bereichen Alkohol, Tabak und Verkehrsunfälle zeigte,<br />

dass Prävention sich lohnt, respektive jeder in die<br />

Prävention investierte Franken eine positive Ren dite<br />

erzielt. Die Resultate bestätigen den Bund in seinen<br />

Präventionsaktivi täten.<br />

Eine Studie zur Wahrnehmung gefährlicher chemischer<br />

Produkte in Schweizer Haushalten zeigte unter anderem<br />

auf, dass mit jährlich 50 000 Unfällen ein relevantes<br />

Problem besteht. Die Studie dient als Grundlage<br />

für die Umsetzung zukünftiger Informationsmassnahmen<br />

<strong>des</strong> BAG.<br />

Im Rahmen der Vorbereitung der Bewältigung einer<br />

pandemischen Grippe konnten durch Forschungsmandate<br />

zu präpandemischen Impfstoffen Wissenslücken<br />

geschlossen werden. Zudem sind Resultate der Evaluation<br />

der H1N1-Impfstrategie 2009 / 2010 in die Revision<br />

<strong>des</strong> Epidemiengesetzes und in die Anpassung<br />

der nationalen und kantonalen Pandemiepläne eingeflossen.<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS) und das Nationale<br />

Institut für Krebsepidemiologie und -registrierung<br />

(NICER) wurden auf der Grundlage der BFI-Botschaft<br />

2008 – 2011 beauftragt, ein schweizerisches<br />

Krebs moni toring sicherzustellen. Ein erster Bericht<br />

ist im Jahr 2011 auf der Grundlage <strong>des</strong> Schweizer<br />

Kinderkrebs registers, der To<strong>des</strong>ursachenstatistik <strong>des</strong><br />

BFS und der 16 kantonalen Krebsregister erschienen.<br />

Die Daten schaffen die notwendige Grundlage für evidenzbasierte<br />

gesundheitspolitische Entscheidungen<br />

und Interventionen.<br />

Erfreulich sind die Lancierung und Weiterführung von<br />

Kohortenstudien und Nationalen Forschungsprogrammen<br />

durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF),<br />

die für die öffentliche <strong>Gesundheit</strong> relevant sind.<br />

Im Bereich der <strong>Gesundheit</strong>ssystemforschung, insbesondere<br />

in der Versorgungsforschung, wurden im internationalen<br />

Vergleich klare Defizite festgestellt. Eine<br />

Serie von Pilotstudien – basierend auf Routine daten<br />

der Krankenversicherer – hat das Potenzial einer umfassenden<br />

Datengrundlage hinsichtlich der Erstellung<br />

von Indikatoren, nicht zuletzt im Bereich der ambulanten<br />

Versorgung, aufgezeigt.<br />

Ein ausführlicher Themenrückblick ist im «Katalog zu<br />

den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen im Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong>»<br />

zu finden: www.bag.admin.ch/forschung<br />

Finanzierung der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

Die Privatwirtschaft bestreitet im Bereich <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

den grössten Teil der finanziellen Aufwendungen.<br />

Der Bund, die Kantone sowie nichtstaatliche<br />

Organisationen und die Europäische Kommission sind<br />

weitere wichtige Finanzierer. Nachfolgend findet sich<br />

ein Überblick über die finanziellen Aufwendungen für<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz, einschliesslich<br />

der Aus gaben der Bun<strong>des</strong>ämter in diesem Bereich.<br />

Forschungsausgaben und -aufwendungen<br />

im Bereich <strong>Gesundheit</strong> 2008<br />

Wie viel <strong>Gesundheit</strong>sforschung wird in der Schweiz<br />

betrieben Wie viel Geld wird in die <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

der Schweiz investiert Diese beiden Fragen<br />

können nicht genau beantwortet werden. Es ist nicht<br />

exakt definiert, was zur <strong>Gesundheit</strong>sforschung gehört<br />

und was nicht. Zudem ist die Datenbasis zu den<br />

Finanzflüssen in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung dürftig<br />

und uneinheitlich. Nicht alle Zahlen werden erhoben<br />

oder veröffentlicht (z. B. Beiträge von privaten Stiftungen)<br />

oder falls doch, nach uneinheitlichen Kategorien,<br />

die nicht immer weiter aufgeschlüsselt werden können<br />

(«Medizinwissenschaften» vs. «Pharma» vs. «Life<br />

Sciences»).<br />

Unter diesen Voraussetzungen bleiben alle gesammelten<br />

Zahlen lückenhaft. Auf der Grundlage der zur Zeit<br />

verfügbaren statistischen Angaben (2008) werden in<br />

der Abbildung 2.3 die finanziellen Aufwendungen für<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz nach Akteuren<br />

dargestellt, um zumin<strong>des</strong>t einen groben Eindruck von<br />

den Grössenverhältnissen zu vermitteln. Die Zusammenstellung<br />

kommt auf die Summe von 7.1 Mia. CHF,<br />

die für die <strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz im<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 11


2. Überblick Politikbereich<br />

Jahr 2008 aufgewendet wurde (aktuellere Zahlen sind<br />

nicht verfügbar). Die einzelnen Akteure, die in der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung eine Rolle spielen, werden in<br />

Kapitel 5 «Akteure und Schnittstellen» vorgestellt.<br />

Die Privatwirtschaft investiert am<br />

meisten in die <strong>Gesundheit</strong>sforschung.<br />

Der Beitrag der Öffentlichen Hand ist<br />

vergleichsweise gering.<br />

Die Privatwirtschaft gibt in der Schweiz, mit beinahe<br />

6 Mia. CHF, weitaus am meisten für <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

aus. Zentral ist dabei die pharmazeutische<br />

Industrie. Aber auch viele andere Unternehmen <strong>des</strong><br />

<strong>Gesundheit</strong>sbereichs betreiben Forschung, deren Aufwendungen<br />

in den 6 Mia. CHF ebenfalls enthalten<br />

sind, zum Beispiel in der Chemie- oder Lebensmittelindustrie.<br />

Die Kantone sind mit den universitären Hochschulen<br />

der Schweiz die zweitwichtigsten Investoren der <strong>Gesundheit</strong>sforschung.<br />

Ihre Investitionen betrugen im<br />

Jahr 2008 785 Mio. CHF. Dieser Betrag enthält die<br />

Intramuros-Aufwendungen (d. h. Lohnkosten der Forschenden<br />

eingerechnet) der kantonalen universitären<br />

Hochschulen im Bereich Medizin und Pharmazie. Daneben<br />

wird in vielen anderen Bereichen, zum Beispiel<br />

in den Life Sciences (u. a. Biologie, Chemie), in der<br />

Ökonomie und in der Psychologie an den universitären<br />

Hochschulen, den Fachhochschulen und auch an den<br />

Eidgenössischen Technischen Hochschulen (Zürich und<br />

Lausanne) <strong>Gesundheit</strong>sforschung betrieben.<br />

Grösster Forschungsförderer der Öffentlichen Hand<br />

ist der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung<br />

der wissenschaftlichen Forschung (SNF) mit Beiträgen<br />

von 241 Mio. CHF im <strong>Gesundheit</strong>sbereich (2008). Die<br />

Kommission für Technologie und Innovation (KTI) investierte<br />

2008 21 Mio. CHF. Das Staatssekretariat für Bildung<br />

und Forschung (SBF) förderte, gestützt auf Art. 16<br />

<strong>des</strong> Forschungsförderungs- und Innovationsgesetzes<br />

(FIFG), verschiedenste Institutionen der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

ausserhalb der universitären Hochschulen<br />

mit Beiträgen in der Höhe von 19 Mio. CHF (2008).<br />

Die Bun<strong>des</strong>ämter haben im Jahr 2008 rund 14 Mio.<br />

CHF für die <strong>Ressortforschung</strong> im <strong>Gesundheit</strong>sbereich<br />

investiert. SNF, KTI, SBF und die Bun<strong>des</strong>ämter werden<br />

über den Bun<strong>des</strong>haushalt finanziert. Das macht insgesamt<br />

295 Mio. CHF im Öffentliche Jahr 2008. Hand<br />

1140<br />

Privatwirtschaft und Öffentliche Hand<br />

Eine weitere bedeutsame Finanzierungsquelle für<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz sind die EU-<br />

Abb. 2.3<br />

Privatwirtschaft<br />

Finanzielle Aufwendungen für <strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz 5966 nach Akteuren,<br />

in Mio. CHF, 2008 (errechnetes Total: 7.1 Mia. CHF)<br />

irtschaft Privatwirtschaft und Öffentliche und Hand Öffentliche Hand<br />

Öffentliche Hand<br />

Öffentliche Hand<br />

1140<br />

Privatwirtschaft<br />

5966<br />

Öffentliche Hand<br />

Universitäre<br />

Hochschulen<br />

785<br />

SNF<br />

241<br />

EU-Forschungsrahmenprogramme<br />

58<br />

KTI 21<br />

SBF 19<br />

Bun<strong>des</strong>ämter 14<br />

Akademien 1<br />

Tabakpräventionsfonds 1<br />

Quelle: BFS, SBF, BAG-interne Zusammenstellung, August 2011<br />

che Hand<br />

SNF<br />

241<br />

EU-Forschungsrahmenprogramme<br />

<strong>2013</strong> – 2016<br />

12 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />

58<br />

KTI 21<br />

SBF 19


Forschungsrahmenprogramme. Im Jahr 2008 flossen<br />

58 Mio. CHF an Schweizer Projekte.<br />

Welche Beiträge weitere Akteure wie zum Beispiel<br />

private Stiftungen und die Fachhochschulen in die <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

investieren, ist nicht bekannt.<br />

Der finanzielle Aufwand der <strong>Ressortforschung</strong> aller Bun<strong>des</strong>ämter<br />

im Bereich <strong>Gesundheit</strong> betrug wie erwähnt<br />

14 Mio. CHF. Als Hauptakteur gibt das BAG dabei den<br />

grössten Betrag aus, nämlich 11.91 Mio. CHF im Jahr<br />

2008 (vgl. Abbildung 2.4). In diesen Zahlen sind nur<br />

Forschungsprojekte enthalten, die vollumfänglich der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung zugerechnet werden können.<br />

Forschungs aufwendungen für Forschungsprojekte, die<br />

hauptsächlich anderen Themen zugerechnet werden,<br />

aber auch <strong>Gesundheit</strong>saspekte enthalten, sind nicht<br />

mitgerechnet. Das betrifft zum Beispiel Schnittstellenbereiche<br />

zur landwirtschaftlichen Forschung, zur<br />

Ernährungsforschung, zur Umweltforschung oder Forschung<br />

im Sportbereich (vgl. auch Kapitel 5.7 «Andere<br />

Bun<strong>des</strong>stellen»).<br />

Der im Jahr 2003 geäufnete Tabakpräventionsfonds<br />

(TPF), der administrativ dem BAG angegliedert ist, wird<br />

seit 2004 durch eine Fachstelle verwaltet und betrie-<br />

ben. Er ist hier als weiterer wichtiger Geld geber separat<br />

aufgeführt.<br />

Aufwendungen <strong>des</strong> BAG für <strong>Ressortforschung</strong><br />

im Bereich <strong>Gesundheit</strong> 2008 – 2011<br />

Das BAG unterscheidet zwischen <strong>Ressortforschung</strong><br />

und Evaluation / Wirksamkeitsprüfung. In übergeordnetem<br />

Zusammenhang – auf Stufe Bund – wird die<br />

Evaluation unter <strong>Ressortforschung</strong> subsumiert, jedoch<br />

klar als eigenständig ausgewiesen.<br />

Die finanziellen Aufwendungen <strong>des</strong> BAG sind zwischen<br />

2008 und 2010 um knapp 1.5 Mio. CHF gestiegen<br />

(vgl. Abbildung 2.5). Die Ausgaben für die <strong>Ressortforschung</strong><br />

sind um 2 Mio. CHF gestiegen, während sie<br />

im Bereich der Evaluation gesunken sind.<br />

Betrachtet man die Ausgaben <strong>des</strong> BAG für Forschung<br />

und Entwicklung nach Empfängern, fliesst der weitaus<br />

grösste Anteil in die Hochschulforschung (vgl. Abbildung<br />

2.6). Allerdings war die Entwicklung von 2009 auf<br />

2010 für die Hochschulen rückläufig. Mehr Geld ist dagegen<br />

in private Organisationen ohne Erwerbszweck<br />

und insbesondere in die Privatwirtschaft geflossen.<br />

Abb. 2.4<br />

Finanzielle Aufwendungen der Bun<strong>des</strong>ämter für <strong>Ressortforschung</strong> im Bereich <strong>Gesundheit</strong>,<br />

in Mio. CHF, 2008<br />

Forschungsstelle Intramuros Aufträge Beiträge Total<br />

BAG 1.63 9.14 1.14 11.91<br />

BASPO 0.09 0.70 0.79<br />

METAS 0.39 0.15 0.54<br />

BFS 0.37 0.37<br />

BVET 0.07 0.30 0.37<br />

Meteo Schweiz 0.25 0.25<br />

EAV 0.18 0.18<br />

Total 2.34 10.05 2.02 14.41<br />

Tabakpräventionsfonds 1 1.16<br />

Quelle: ARAMIS-Auswertung durch das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF) und Angaben <strong>des</strong> Tabakpräventionsfonds (TPF), (vgl. auch Kapitel 5.7)<br />

1<br />

Sondersteuer ausserhalb <strong>des</strong> regulären Bun<strong>des</strong>budgets<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 13


2. Überblick Politikbereich<br />

Abb. 2.5 Finanzielle Aufwendungen <strong>des</strong> BAG für Forschung und Entwicklung (F&E), 2008 – 2010 2<br />

CHF<br />

15 000 000<br />

12 000 000<br />

11 910 000<br />

10 662 588<br />

13 306 562<br />

12 338 440<br />

13 485 297<br />

12 657 380<br />

9 000 000<br />

6 000 000<br />

3 000 000<br />

0<br />

1 247 412<br />

968 122<br />

827 917<br />

2008 2009 2010<br />

<strong>Ressortforschung</strong> (exkl. Evaluation)<br />

Evaluation<br />

Evaluation<br />

Quelle: ARAMIS, BAG-interne Auswertung, März 2011<br />

<strong>Ressortforschung</strong> (exkl. Evaluation)<br />

Abb. 2.6<br />

in Mio.<br />

CHF<br />

Ausgaben (Aufträge und Beiträge) <strong>des</strong> BAG für Forschung und Entwicklung (F&E),<br />

aufgeteilt nach Empfängerkategorie, in Mio. CHF, 2008 – 2010<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

5,1<br />

6,6<br />

5,8<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

Hochschulen<br />

2,4<br />

2,9 3,1 1,6 1,7<br />

2,6<br />

Private<br />

Organisationen<br />

ohne Erwerbszweck<br />

Privatwirtschaft<br />

1,1<br />

0,4 0,3<br />

Kantonale und<br />

kommunale<br />

Forschungsstellen<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

Quelle: ARAMIS, BAG-interne Auswertung, August 2011<br />

2<br />

Zum Zeitpunkt der Redaktion <strong>des</strong> <strong>Forschungskonzept</strong>s verfügbare Zahlen der BFI-Periode 2008 – 2011<br />

14 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


2.5 Public­Health­Forschung in<br />

der Schweiz – aktueller Stand<br />

und Ausblick<br />

Ein unabhängiger Beitrag von Prof. Dr. Fred Paccaud,<br />

IUMSP Lausanne und SSPH+ Zürich, der aus Sicht eines<br />

Public-Health-Experten eine Einschätzung über den<br />

Stand der Forschung, aktuelle <strong>Gesundheit</strong>spro bleme<br />

und Herausforderungen für die Forschung macht.<br />

Aktueller Stand der Forschung<br />

Definitionen: (i) Public Health ist die Wissenschaft und<br />

die Kunst, adäquate Antworten auf die <strong>Gesundheit</strong>sbedürfnisse<br />

der Bevölkerung zu erarbeiten, (ii) die<br />

Public-Health-Forschung schafft neues Wissen, und<br />

(iii) die Public-Health-Praxis wendet das ver fügbare<br />

Wissen und die Techniken an, um die Auf gaben der<br />

Public Health durchzuführen (vgl. Merrill & Stern, 1999).<br />

Der Public-Health-Forschung in der Schweiz geht es<br />

gut, der internationalen Sichtbarkeit, das heisst der<br />

Anzahl der Publikationen und deren Attraktivität nach<br />

zu urteilen. Dies gilt insbesondere für Bereiche wie<br />

zum Beispiel die Internationale <strong>Gesundheit</strong> (gewisse<br />

Tropenkrankheiten), die Epidemiologie von Krebs- und<br />

kardiovaskulären Erkrankungen, die Umweltmedizin<br />

und bestimmte Methoden der Biostatistik und Epidemiologie.<br />

Die wissenschaftliche Produktion wird hauptsächlich<br />

durch die Institute für Sozial- und Präventivmedizin<br />

sichergestellt, die jeweils den fünf medizinischen<br />

Fakul täten der Schweizer Universitäten angeschlossen<br />

sind und über akademisches Personal sowie natio nale<br />

und internationale Forschungsmittel verfügen. Das<br />

jährliche Budget der fünf Schweizer Institute beläuft<br />

sich schätzungsweise auf 100 bis 150 Mio. CHF.<br />

Diese positive Bilanz geht vor allem auf die Ausbildungsmassnahmen<br />

zugunsten der akademischen Führungskräfte<br />

zurück – meist durch Stipendien, die eine<br />

Weiterbildung im Ausland erlauben. Einige Programme<br />

ermöglichen zudem eine gute Integration junger<br />

Forschenden in die schweizerischen Hochschulstrukturen<br />

wie zum Beispiel das Programm PROSPER <strong>des</strong><br />

Schweizerischen Nationalfonds (SNF).<br />

Aufgrund einiger Probleme, die in der Schweiz die Zukunft<br />

der Public-Health-Forschung gefährden, muss<br />

diese insgesamt günstige Bewertung jedoch eingeschränkt<br />

werden. Vier Probleme sind zu nennen: (i)<br />

die unzureichende Interaktion zwischen Forschung<br />

und Praxis, (ii) die noch zu schaffende Interdisziplinarität<br />

der Public Health, (iii) ein neu zu definieren<strong>des</strong><br />

<strong>Gesundheit</strong>sinformationssystem und (iv) der Mangel<br />

an strategischen Public-Health-Zielen, insbesondere<br />

im Kampf gegen chronische und degenerative Krankheiten.<br />

Vorschläge zur Public­Health­Forschung<br />

A<br />

Die<br />

Interaktionen zwischen<br />

Forschung und Praxis<br />

dynamischer gestalten:<br />

Förderung der translationalen<br />

Public­Health­Forschung<br />

Als wichtigste nationale Public-Health-Institution muss<br />

das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG) an der Schnittstelle<br />

zwischen Forschung und Praxis tätig sein: Die<br />

Innovationen der Forschung sollen die Praxis leiten,<br />

während die Praxis die Projekte der Forscher inspirieren<br />

sollen. Dieser Brückenschlag wird häufig als<br />

«translationale Forschung» bezeichnet.<br />

Die translationale Forschung fördern heisst, dass alle<br />

Akteure der Public Health (vom Virologen in einem biomedizinischen<br />

Labor bis zum Animator einer Kampagne<br />

zur Prävention sexuell übertragbarer Infektionen)<br />

in der Lage sind, das Problem in seiner Gesamtheit zu<br />

begreifen.<br />

Mit dem Ziel einer solchen Professionalisierung der<br />

Public Health wurden die Institute für <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

in Kanada 3 oder die NICE-Gruppe (National<br />

Institute for Health and Clinical Excellence) in Grossbritannien<br />

4 eingerichtet. Diese nationalen Zentren bringen<br />

Forscher und Praktiker zusammen, um zur Lösung<br />

eines spezifischen Problems Forschungs- und Entwicklungsprogramme<br />

auszuarbeiten und durchzuführen.<br />

3<br />

www.cihr-irsc.gc.ca/f/193.html<br />

4<br />

www.nice.org.uk<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 15


2. Überblick Politikbereich<br />

Ein spezifischer Aspekt der translationalen Forschung<br />

im Bereich der Public Health betrifft die Entwicklung<br />

der klinischen Forschung, insbesondere die so genannte<br />

klinische Epidemiologie und Prävention. Es handelt<br />

sich um die Vernetzung zwischen den Daten der<br />

Patientinnen und Patienten (klinische Epidemiologie)<br />

und der Gesamtbevölkerung (Bevölkerungsepidemiologie).<br />

Dank der klinischen Epidemiologie lässt sich<br />

auch die Schnittstelle zwischen den therapeutischen<br />

Interven tionen bei Kranken und den entsprechenden<br />

Interventionen bei der Gesamtbevölkerung bestimmen.<br />

In den meisten medizinischen Fakultäten werden seit<br />

den 1980er Jahren die klinisch Forschenden in quantitativen<br />

Methoden ausgebildet und Studien entwickelt,<br />

die patientenorientierte Beobachtung und Versuche<br />

zum Gegenstand haben (vgl. Burnand, Gutzwiller &<br />

Paccaud, 1988). Mit der Einrichtung eines Netzwerkes<br />

für die klinische Forschung mit dem Namen «Swiss<br />

Clinical Trial Organization» (SCTO) unternahmen der<br />

SNF und die Schweizerische Akademie der Medizinischen<br />

Wissenschaften (SAMW) einen Schritt in die<br />

richtige Richtung. 5<br />

Neue Gruppen, die sich auf Initiative <strong>des</strong> BAG bilden<br />

könnten, sollten sich am Beispiel und den Erfahrungen<br />

der Entwicklung der klinischen Epi demiologie und der<br />

SCTO oder ausländischer Institutionen orientieren.<br />

B<br />

Alle<br />

Public­Health­Bereiche<br />

entwickeln im Besonderen die<br />

Forschung im Bereich der<br />

Organisation <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems<br />

Die von der Public-Health-Forschung vernachlässigten<br />

Bereiche, wie die Soziologie oder die Biostatistik,<br />

müssen gefördert werden. Eine strategische Herausforderung<br />

bedeutet die Organisation <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems,<br />

ein Thema, das heute in den Forschungsinstitutionen<br />

weitgehend unberücksichtigt bleibt.<br />

Einer der Forschungsschwerpunkte im Bereich der<br />

Organisation <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems betrifft zum<br />

5<br />

www.scto.ch<br />

Beispiel die Demographie <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>spersonals.<br />

Das Phänomen <strong>des</strong> bereits bestehenden und sich<br />

zweifellos weiter zuspitzenden Mangels an Pflegepersonal<br />

hängt unmittelbar mit der demographischen Entwicklung<br />

in unserem Land zusammen, die zu einem<br />

Anstieg der Bedürfnisse (Erhöhung <strong>des</strong> Lebensalters)<br />

bei gleichzeitiger Verringerung <strong>des</strong> verfügbaren Personals<br />

(Geburtenrückgang) führt.<br />

Es müssen Public-Health-Programme lanciert werden,<br />

die Lösungen für das Problem dieser Personalknappheit<br />

finden, sei es durch den Ausbau der «informellen<br />

Pflege» (Pflege durch Personen ohne spezifische<br />

Ausbildung in diesem Bereich), durch Anpassungen<br />

<strong>des</strong> Kompetenzbereichs gewisser Berufsgruppen (z. B.<br />

Übertragung einer Reihe von Aufgaben von Arzt /Ärztin<br />

auf das Pflegepersonal oder anderes medizinisches<br />

Fachpersonal) oder auch durch eine wohlüberlegte Einwanderungspolitik.<br />

Eine Massnahme ist in diesem Zusammenhang besonders<br />

erforderlich. Sie besteht darin, ein vom Bund<br />

finanziertes Lehrstuhlprogramm zu lancieren, um die<br />

Forschung über die Organisation <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems<br />

weiterzuentwickeln. Dieses Programm würde<br />

dem im Rahmen der Swiss School of Public Health<br />

(SSPH+) und <strong>des</strong> SNF bereits existierenden Programm<br />

ähneln. Es müsste jedoch auf die wegen ihrer strategischen<br />

Bedeutung gewählte Disziplin ausgerichtet sein.<br />

Diese Lehrstühle könnten, mehr oder weniger vollständig,<br />

in die unter Vorschlag A erwähnten, Praktizierende<br />

und Forschende umfassenden Gruppen integriert<br />

werden.<br />

C<br />

Die<br />

Forschung über das<br />

<strong>Gesundheit</strong>sinformations system<br />

entwickeln<br />

Die Validität <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sinformationssystems<br />

in der Schweiz muss verbessert werden. In diesem<br />

Sinne sollte das BAG in Zusammenarbeit mit dem<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS) und dem Schweizerischen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan) spezifische<br />

Forschungsprogramme lancieren.<br />

16 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Diese Programme sollten vorrangig Arbeiten zur Entwicklung<br />

eines Informationssystems vorschlagen, das<br />

den ambulanten Sektor einschliesst. 5<br />

Weitere wünschenswerte Entwicklungsbereiche sind<br />

die Reform der To<strong>des</strong>ursachenstatistik und die Einführung<br />

von <strong>Gesundheit</strong>serhebungen, die nicht nur auf<br />

Befragungsdaten beruhen. Zu diesem letzten Punkt<br />

lässt sich vermerken, dass mehrere Forschergruppen<br />

mit für die allgemeine Bevölkerung repräsentativen Kohorten<br />

arbeiten, zum Beispiel im Rahmen der Studien<br />

CoLaus 6 oder SAPALDIA 7 . Diese Erfahrungen sollten<br />

für die Schaffung nationaler Projekte genutzt werden.<br />

D<br />

Die<br />

Public­Health­Forschung<br />

im Bereich der chronischen und<br />

degenerativen Erkrankungen<br />

fördern<br />

In der Public Health werden unter dem Begriff der<br />

chronischen und degenerativen Krankheiten Pathologien<br />

zusammengefasst, die eng mit dem Alter und<br />

degenerativen Erscheinungen verbunden sind. Hier ist<br />

ein starker Anstieg der absoluten Anzahl der betroffenen<br />

Personen vorherzusehen (vgl. Paccaud et al.,<br />

2010). Aufgrund ihres langsamen und progressiven,<br />

wenn auch manchmal durch akute Schübe gekennzeichneten<br />

Verlaufs haben die degenerativen Krankheiten<br />

auch chronischen Charakter.<br />

Es werden vier Gruppen chronischer und degenerativer<br />

Erkrankungen, die für die Public Health wichtig<br />

sind, unterschieden:<br />

• kardiovaskuläre, metabolische und Atemwegserkrankungen<br />

• Krebserkrankungen<br />

• neuropsychiatrische Erkrankungen<br />

• muskuloskelettale Krankheiten<br />

Für jede Gruppe dieser Krankheiten, die ein prioritäres<br />

Public-Health-Anliegen darstellen, werden drei Wege<br />

verfolgt, mit denen diesen begegnet werden soll:<br />

6<br />

www.colaus.ch<br />

7<br />

www.sapaldia.net/en<br />

• die Primärprävention, das heisst das Ausschalten<br />

oder das Verringern der Risikofaktoren dieser<br />

Krankheiten und die Förderung von Schutzfaktoren<br />

• die Sekundärprävention, das heisst die frühe Diagnose<br />

und Behandlung dieser Krankheiten, um die<br />

Prognose zu verbessern<br />

• die Organisation der Betreuung und Kranken pflege<br />

Trotz ihrer grundlegenden Ähnlichkeit weist jede der<br />

prioritären Pathologien hinsichtlich der Public-Health-<br />

Forschung Besonderheiten auf.<br />

Kardiovaskuläre, metabolische und Atemwegserkrankungen<br />

sowie Krebserkrankungen<br />

Diese beiden ersten Gruppen waren Gegenstand zahlreicher<br />

fruchtbarer Forschungsarbeiten, sowohl hinsichtlich<br />

der Diagnostik und Behandlung als auch der<br />

Prävention.<br />

Vom Public-Health-Standpunkt aus gesehen besteht<br />

ein bemerkenswertes Resultat der Präventionsforschung<br />

darin, die Rolle der folgenden vier entscheidenden<br />

und modifizierbaren Determinanten festzulegen:<br />

• der Tabakkonsum, der einen entscheidenden Faktor<br />

für das Auftreten und die schlechte Prognose<br />

praktisch aller kardiovaskulären, metabolischen und<br />

Atemwegs- und Krebserkrankungen darstellt<br />

• der übermässige Alkoholkonsum<br />

• mangelnde körperliche Bewegung<br />

• eine unausgewogene, das heisst anteilsmässig zu<br />

viele Fette tierischen Ursprungs und Salz sowie zu<br />

wenig Faserstoffe enthaltende Ernährung<br />

Alle epidemiologischen Modelle zeigen den bedeutenden<br />

Einfluss dieser vier Faktorengruppen auf die<br />

Häufigkeit und Schwere der kardiovaskulären Erkrankungen,<br />

der Nierenerkrankungen, <strong>des</strong> Diabetes, der<br />

Atemwegs erkrankungen sowie der häufigen Krebserkrankungen,<br />

die mit Tabak- und Alkoholkonsum verbunden<br />

sind. Die Primärprävention dieser vier Risikofaktoren<br />

ermöglicht es, die Häufigkeit und Schwere<br />

dieser Krankheiten zu reduzieren.<br />

Es mangelt noch immer an Wissen über effiziente<br />

Strategien zur Kontrolle dieser Risikofaktoren. Die <strong>Gesundheit</strong>serziehung<br />

(das heisst die Verbreitung von Informationen<br />

in der Gesamtbevölkerung) hat, was diese<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 17


2. Überblick Politikbereich<br />

vier Risikofaktoren angeht, wahrscheinlich ihre Grenzen<br />

erreicht. Im Rahmen von Forschungsprogrammen<br />

müssen neue Erkenntnisse zur so genannten strukturellen<br />

Prävention gewonnen werden, das heisst zu<br />

denjenigen Strategien, die das soziale, wirtschaftliche<br />

und kulturelle Umfeld dieser Risikofaktoren im Sinne<br />

von Prävention ändern.<br />

Forschungsprogramme sind ausserdem notwendig,<br />

um strukturelle und gesundheitserzieherische Massnahmen<br />

mit dem Ziel einer optimalen Er nährung zur<br />

Prävention chronischer und degene rativer Erkrankungen,<br />

zu untersuchen. Die Veränderung geschmacklicher<br />

Vorlieben mit Hilfe der <strong>Gesundheit</strong>serziehung oder der<br />

Einfluss der Besteuerung von Nahrungsmittelbestandteilen<br />

auf den Er nährungsstil sind noch weitgehend<br />

unerforscht. Hierzu müssen Untersuchungen und Experimente<br />

zu Interventionsprototypen durch geführt<br />

werden.<br />

Das Gleiche gilt für die Förderung körperlicher Aktivität,<br />

die sowohl von der persönlichen (durch <strong>Gesundheit</strong>serziehung<br />

beeinflussbaren) Einstellung, als auch<br />

vom strukturellen und insbesondere baulichen Umfeld<br />

(städtebauliche Massnahmen, interne Ausstattung,<br />

Verkehrsinfrastruktur) abhängt. Zu wenig ist noch über<br />

ein «bewegungsorientiertes» Umfeld bekannt, das die<br />

körperliche Aktivität aller fördert, einschliesslich betagter<br />

Personen, die einen grossen Anteil der Bevölkerung<br />

bilden.<br />

Die Früherkennung (Sekundärprävention) hat mit der<br />

Entwicklung neuer radiologischer und optischer Verfahren<br />

(Mammographie, Koloskopie) und Blutmarkern<br />

(z. B. Lipidbestimmung) sowie der Entwicklung wirksamer<br />

Medikamente (z. B. zur Senkung der Blutfette)<br />

oder Vorsorgeinterventionen, die den Verlauf der frühzeitig<br />

diagnostizierten Krankheit günstig beeinflussen,<br />

einen beträchtlichen Aufschwung erfahren. Nicht zuletzt<br />

aufgrund der sich rasant entwickelnden Genetik<br />

chronischer Krankheiten wird sich das Angebot an<br />

Früherkennungsmassnahmen künftig noch erhöhen.<br />

Es ist wichtig, dass Früherkennungsmassnahmen evidenzbasiert<br />

und angemessen sind, ihre positiven und<br />

negativen Folgen evaluiert werden und die Public-<br />

Health-Gemeinschaft an der Durchführung und Überwachung<br />

der Früherkennung beteiligt ist.<br />

In dieser Hinsicht muss in der Schweiz eine Politik<br />

der Sekundärprävention entwickelt werden, die unter<br />

anderem die geeigneten Instrumente zur effizienten<br />

Auswahl der Zielgruppen für die Vorsorgemassnahmen<br />

untersucht, die Wartezeiten zwischen Früherkennung<br />

und Diagnose sowie zwischen Diagnose und Behandlung<br />

reduziert und die besten Finanzierungsmodalitäten<br />

exploriert. Bisher wird die Früherkennung jeder<br />

einzelnen Pathologie unabhängig von ähnlichen Massnahmen<br />

durch geführt und abgerechnet. Diese Forschungstätigkeiten<br />

werden nicht nur den schon existierenden<br />

oder zukünftigen Vorsorgeuntersuchungen<br />

im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen und<br />

Krebs erkrankungen, sondern auch anderen chronischen<br />

oder genetischen Krankheiten zugutekommen.<br />

Die Betreuung der an kardiovaskulären, metabolischen<br />

und Atemwegserkrankungen sowie an Krebs leidenden<br />

Patienten und Patientinnen setzt schliesslich eine<br />

Umorientierung <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems zugunsten<br />

der Primärversorgung und der Pflegenetzwerke voraus.<br />

Die Pflege und die Entwicklung von Pflegemodellen<br />

muss verstärkt Gegenstand der Public-Health-<br />

Forschung und Evaluation werden.<br />

Neuropsychiatrische Erkrankungen<br />

Bei den neuropsychiatrischen Erkrankungen (v. a. Morbus<br />

Alzheimer und Depressionen) ist künftig ein starker<br />

Anstieg zu erwarten. Im Gegensatz zu den kardiovaskulären,<br />

metabolischen, Atemwegs- und Krebserkrankungen<br />

mangelt es weitgehend an epidemiologischen<br />

Kenntnissen zu den auslösenden oder erschwerenden<br />

Faktoren dieser Erkrankungen, zumin<strong>des</strong>t was die<br />

Ebene der Bevölkerung betrifft. Ebenso wenig liegen<br />

genügend Kenntnisse über die Zweckdienlichkeit von<br />

Früherkennungs- und Therapiemassnahmen vor.<br />

Der Grossteil der heute verfügbaren Kenntnisse fällt in<br />

den Bereich der klinischen Psychiatrie. Es ist dringend<br />

erforderlich, einen Public-Health-Schwerpunkt auf dem<br />

Gebiet der altersbedingten Krankheiten zu entwickeln,<br />

das heisst einen bevölkerungsmedizinischen Ansatz zu<br />

verfolgen.<br />

Die «Public-Mental-Health»-Forschungsprogramme sollten<br />

verstärkt und mit den Tätigkeiten der Forschungsinstitutionen<br />

verbunden werden.<br />

18 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Muskuloskelettale Krankheiten<br />

Rund 30 Prozent aller Arztkonsultationen in der<br />

Schweiz sind auf Beschwerden im Bewegungsapparat<br />

zurückzuführen. Erkrankungen <strong>des</strong> Bewegungsapparates<br />

gehören zu den häufigsten Ursachen der Frühinvalidisierung.<br />

Zu diesen Erkrankungen gehören die<br />

Osteoporose, die Arthritis, die Arthrose, aber auch<br />

Knochenbrüche, chronische Muskel- und Rückenschmerzen<br />

oder das Schleudertrauma. Das Nationale<br />

Forschungsprogramm NFP 53 «Muskuloskelettale <strong>Gesundheit</strong><br />

– Chronische Schmerzen» untersuchte Ursachen<br />

muskuloskelettaler Krankheiten und mögliche<br />

Massnahmen der Prävention und Therapie.<br />

Dennoch ist über die Häufigkeit der verschiedenen<br />

Formen der Arthrose, ihren Verlauf und die Risikofaktoren<br />

zu wenig bekannt.<br />

Es sind Massnahmen notwendig, um in der Schweiz<br />

eine oder mehrere Forschergruppen zu etablieren, um<br />

eines der Hauptleiden alternder Gesellschaften vertiefter<br />

zu untersuchen.<br />

In der Schweiz wurden seit den 1970er Jahren beträchtliche<br />

Anstrengungen unternommen, um die<br />

Hochschulinstitutionen – vor allem in den medizinischen<br />

Fakultäten – mit Lehr- und Forschungsstrukturen<br />

im Bereich der Public Health auszustatten.<br />

Jetzt sollten diese Anstrengungen im Rahmen sorgsam<br />

geplanter Programme mit den Anliegen der Public-Health-Praktiker<br />

in Einklang gebracht werden, wobei<br />

alle für die Public Health notwendigen Disziplinen<br />

berücksichtigt und die Interventionen auf die wichtigsten<br />

Public-Health-Probleme zugeschnitten und konzentriert<br />

werden müssen.<br />

Literatur<br />

Merrill R, Stern B. Demonstrating excellence in academic public<br />

health. Washington: The Association of schools of public<br />

health, Council of public health practice coordinators, 1999<br />

<strong>Ressortforschung</strong>skonzept <strong>Gesundheit</strong> 2008 – 2011. Bern: Bun<strong>des</strong>amt<br />

für <strong>Gesundheit</strong> (BAG), 2007<br />

Burnand B, Gutzwiller F, Paccaud F. [Clinical epidemio logy: definitions,<br />

uses and reasons for development in Switzerland].<br />

Schweiz. Med. Wochenschr. 1988; 118 (22): 849 – 55<br />

Paccaud F, Peytremann Bridevaux I, Heiniger M, Seematter-<br />

Bagnoud L. Vieillissement: Eléments pour une politique de<br />

santé publique. Un rapport préparé pour le Service de la<br />

santé publique du canton de Vaud par l’Institut universitaire<br />

de médecine sociale et préventive (IUMSP) de Lausanne. Lausanne:<br />

Institut universitaire de médecine sociale et préventive<br />

(IUMSP), 2010<br />

Barton P, Andronis L, Briggs A, McPherson K, Capewell S. Effectiveness<br />

and cost effectiveness of cardiovascular disease prevention<br />

in whole populations: modelling study. BMJ 2011; 343<br />

2.6 Herausforderungen und<br />

Handlungsbedarf<br />

Unter Beachtung der Sichtweise der Public-Health-<br />

For schung, einschliesslich der Forschung in der Bun<strong>des</strong>verwaltung,<br />

gilt es festzuhalten, dass für die<br />

Entwicklung und Umsetzung von Lösungen in der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

Forschung aus vier Gründen von herausragender<br />

Bedeutung ist:<br />

Beim <strong>Gesundheit</strong>ssystem, welches den <strong>Gesundheit</strong>sschutz,<br />

die Krankheitsvorsorge sowie die Krankheitsbehandlung<br />

umfasst, handelt es sich erstens nicht nur<br />

um ein kompliziertes, sondern auch um ein komplexes<br />

gesellschaftliches System. Die Komplexität zeichnet<br />

sich durch eine Vielfalt von Einflussfaktoren und durch<br />

häufig auftretende nicht-lineare Beziehungen zwischen<br />

den Faktoren aus. Die Wahrscheinlichkeit ist daher erhöht,<br />

dass politische Interventionen unbeabsichtigte<br />

Nebenwirkungen haben. Die <strong>Ressortforschung</strong> hat<br />

hier Beiträge zu leisten, damit politische Entscheidungen<br />

auf möglichst umfassenden und sicheren Grundlagen<br />

erfolgen können.<br />

In den kommenden Jahren werden zweitens gros se<br />

Herausforderungen auf das <strong>Gesundheit</strong>ssystem zukommen.<br />

Es wird mit eine Aufgabe der <strong>Ressortforschung</strong><br />

sein, politische Lösungen für diese Herausforderung<br />

zu entwickeln. Dazu gehören:<br />

• Demographie: Die Anzahl älterer Menschen wird<br />

in den kommenden Jahren absolut und prozentual<br />

zunehmen. Da ältere Menschen häufiger gesundheitliche<br />

Einschränkungen haben, oft nicht nur an<br />

einer Krankheit leiden (Multimorbidität) und häufiger<br />

von degenerativen Krankheiten betroffen sind<br />

(beispielsweise Demenz), werden die Versorgungsstrukturen<br />

angepasst werden müssen.<br />

• Chronische Krankheiten: Chronische Krankheiten<br />

wie zum Beispiel Diabetes, Osteoporose, Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen und Demenzerkrankungen<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 19


2. Überblick Politikbereich<br />

verursachen bereits heute rund 70 bis 80 Prozent<br />

der jährlichen <strong>Gesundheit</strong>skosten. Aufgrund der<br />

Tatsache, dass die Menschen länger leben, ist in<br />

Zukunft mit einer deutlichen Zunahme von Chronischkranken<br />

zu rechnen.<br />

• <strong>Gesundheit</strong>spersonal: Infolge der zunehmenden<br />

Nachfrage nach <strong>Gesundheit</strong>sleistungen und <strong>des</strong><br />

(teilweise) fehlenden Nachwuchses in den <strong>Gesundheit</strong>sberufen<br />

könnten sich ab 2020 regionale Versorgungsengpässe<br />

ergeben. Die starke Abhängigkeit<br />

von im Ausland ausgebildeten Arbeitskräften<br />

stellt ein grosses Risiko dar.<br />

• Medizinisch-technischer Fortschritt: Die hohe Innovationskraft<br />

der in- und ausländischen Pharma- und<br />

Medizintechnologie-Industrie wird zu neuen Möglichkeiten<br />

in der Früherkennung, der Diagnose und<br />

der Therapie führen. Technologische Entwicklungen<br />

beinhalten Chancen und Risiken.<br />

• Pflege durch Angehörige und Laien: Heute werden<br />

durch Angehörige, Freunde, Verwandte und Nachbarn<br />

kranker Menschen grosse und wichtige Unterstützungsleistungen<br />

erbracht. Der Pflegebedarf<br />

wird in den kommenden Jahren aufgrund der demographischen<br />

Verschiebungen zunehmen. Gleichzeitig<br />

verändert sich die Gesellschaft. Die Möglichkeiten<br />

der familiären Pflege werden – zum Teil<br />

durch die höhere Mobilität und die Zunahme der<br />

Frauenerwerbstätigkeit bedingt – geringer.<br />

• Europäisierung und Globalisierung: Der <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />

(z. B. Lebensmittelsicherheit, Chemikalien,<br />

Infektionskrankheiten) ist von den bilateralen<br />

Verhandlungen mit der EU stark betroffen.<br />

Ohne vertragliche Regelungen wird es zunehmend<br />

schwieriger werden, das hohe Schutzniveau der<br />

Bevölkerung zu erhalten und nicht-tarifäre Handelshemmnisse<br />

zu vermeiden. <strong>Gesundheit</strong> und <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

werden zunehmend global bestimmt.<br />

Die <strong>Gesundheit</strong>sgefahren (wie z. B. die Gefahr von<br />

Pandemien aufgrund der internationalen Mobilität)<br />

und der Markt für <strong>Gesundheit</strong>sgüter und Personal<br />

sind schon jetzt de facto weitgehend globalisiert.<br />

Obschon das schweizerische <strong>Gesundheit</strong>ssystem im<br />

internationalen Vergleich gut dasteht, gibt es drittens<br />

eindeutig identifizierten Verbesserungsbedarf. Die<br />

<strong>Ressortforschung</strong> wird hierzu Grundlagen zu erarbeiten<br />

haben:<br />

• Fehlanreize: Das schweizerische <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

ist laut OECD-Vergleich sehr effizient. Wie in-<br />

ternationale Studien aber belegen, besteht dennoch<br />

ein erhebliches Potenzial zur Effizienzsteigerung.<br />

• Qualitätssicherung: Die Qualität der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

wird weder systematisch erfasst noch<br />

einheitlich gemessen. Dadurch besteht zu wenig<br />

Aufschluss über das Verbesserungspotenzial und<br />

die tatsächlich erzielten Verbesserungen.<br />

• Effizienz der Prävention: Im Bereich der <strong>Gesundheit</strong>sförderung,<br />

der Prävention und der Früherkennung<br />

erzielt die Schweiz mit dem eingesetzten<br />

Geld suboptimalen Nutzen. Die Ursachen liegen in<br />

der Organisation <strong>des</strong> Tätigkeitsfel<strong>des</strong>, in der mangelnden<br />

Koordination und in der ungenügenden Abstimmung<br />

innerhalb der Versorgung.<br />

• Nationale gesundheitspolitische Strategie: In der<br />

Schweiz gibt es heute keine übergreifende nationale<br />

<strong>Gesundheit</strong>spolitik. Bund und Kantone haben<br />

ihre jeweiligen Kompetenzen im schweizerischen<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssystem und nehmen in diesem Rahmen<br />

Aufgaben wahr. Die Kompetenzverteilung zwischen<br />

Bund und Kantonen ist über alle Bereiche<br />

<strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems betrachtet komplex und<br />

erschwert die Transparenz.<br />

• Wirtschaftliche Sichtweise der <strong>Gesundheit</strong>: Die<br />

wichtigste Determinante der <strong>Gesundheit</strong> ist der<br />

Wohlstand. Gleichzeitig ist eine gesunde Bevölkerung<br />

ein wesentlicher Produktionsfaktor. Verschiedene<br />

Länder berücksichtigen diese wirtschaftliche<br />

Dimension der <strong>Gesundheit</strong> in zunehmendem Mass<br />

bei der Definition ihrer <strong>Gesundheit</strong>spolitik.<br />

Der vierte und letzte Grund für die grosse Bedeutung<br />

der <strong>Ressortforschung</strong> im <strong>Gesundheit</strong>ssystem in den<br />

kommenden Jahren liegt in der grossen Anzahl von<br />

Stakeholdern mit klar erkennbaren Interessenlagen.<br />

In solch einem Umfeld haben politische Lösungen nur<br />

dann Realisierungschancen, wenn sie auf möglichst<br />

objektiven und neutralen wissenschaftlichen Grundlagen<br />

basieren.<br />

Die vier genannten Gründe zeigen bereits ein breites<br />

Themenspektrum für die <strong>Ressortforschung</strong> der kommenden<br />

Jahre auf. Interessant ist nebst der thematischen<br />

Sichtweise aber auch eine forschungstypologische.<br />

Folgende Forschungstypen werden eine erhöhte<br />

Aufmerksamkeit erhalten müssen:<br />

• Monitorage: Es gibt bereits zahlreiche Monitoringsysteme.<br />

Sie sind aber noch wenig aufeinander<br />

abgestimmt und weisen Lücken auf. Eine erhöhte<br />

20 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Transparenz ist eines der vordringlichsten Anliegen<br />

einer evidenzbasierten <strong>Gesundheit</strong>s politik.<br />

• Versorgungsforschung: Eine Versorgungsforschung<br />

im eigentlichen Sinn <strong>des</strong> Wortes gibt es in der<br />

Schweiz noch nicht. Hier besteht dringend Nachholbedarf.<br />

• Wirksamkeitsforschung und Wirksamkeits prüfung<br />

(Evaluation): Zentral für jede <strong>Gesundheit</strong>spolitik ist<br />

die Wahl wirksamer Strategien und Massnahmen<br />

auf der Basis verfügbaren Wissens. Zudem muss<br />

staatliches Handeln zwecks Optimierung <strong>des</strong> Handelns<br />

und zwecks Rechtfertigung gegenüber der<br />

Öffentlichkeit evaluiert werden.<br />

• Vergleichende Forschung: Alle Länder haben unterschiedliche<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssysteme, und in der<br />

Schweiz gibt es grosse interkantonale Unterschiede.<br />

Länder und Kantone stellen daher ein grosses<br />

Erfahrungsreservoir dar.<br />

• System- und Regulierungsforschung: Das <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

braucht mehr Steuerbarkeit und Steuerung.<br />

Diese muss sich in die gewachsene Tradition<br />

<strong>des</strong> Föderalismus, der direkten Demokratie und der<br />

<strong>Gesundheit</strong>spolitik einordnen.<br />

Datengrundlagen sind für jede (Ressort-)Forschung<br />

von zentraler Bedeutung. Auch hier haben wir in der<br />

Schweiz noch Nachholbedarf. Gerade die Versorgungsforschung<br />

wird darauf angewiesen sein, dass die Datengrundlagen<br />

vollständiger und verknüpfbarer werden.<br />

Auf die <strong>Ressortforschung</strong> kommen im Bereich <strong>Gesundheit</strong><br />

in den kommenden Jahren somit grosse Herausforderungen<br />

zu. Allerdings steht sie nicht alleine:<br />

Sie wird unterstützt und begleitet von der Evaluationsund<br />

Wirksamkeitsforschung sowie von den Arbeiten<br />

zahlreicher weiterer Partner wie zum Beispiel dem<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS), dem Schweizerischen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan) sowie den Instituten<br />

der Hochschulen (vgl. Kapitel 5.3 und 5.7).<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 21


3. Forschungsschwerpunkte<br />

und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016<br />

Die Prioritätensetzung <strong>2013</strong> – 2016 fokussiert einerseits<br />

die Kontinuität relevanter <strong>Ressortforschung</strong>svorche<br />

Umsetzung ist die Anwendung von Erkenntnissen<br />

angepasst werden. Voraussetzung für eine erfolgreihaben,<br />

namentlich in den Bereichen übertragbare und aus der Versorgungsforschung.<br />

nichtübertragbare Krankheiten, Lebensmittelsicherheit,<br />

Sucht und Biomedizin.<br />

Was ist Versorgungsforschung<br />

Andererseits soll generell ein Beitrag zur Stärkung der<br />

Versorgungsforschung in der Schweiz erfolgen! Ein Ziel der Versorgungsforschung ist es, Erkenntnisse zu<br />

diesbezüglich bereits lanciertes Projekt ist das Nationale<br />

Forschungsprogramm NFP 67 «Lebensende», das <strong>Gesundheit</strong>sversorgung optimieren, die Versorgungs-<br />

gewinnen, wie sich die Strukturen der Kranken- und<br />

unter anderem auch Grundlagenwissen zum Thema qualität und die Effizienz steigern, die Über-, Unter-<br />

Palliative Care in der Schweiz erarbeiten soll.<br />

und Fehlversorgung reduzieren und mittel- bis langfristig<br />

die Patientenorientierung und -sicherheit erhöhen<br />

Im Bereich der Krankenversicherung wird im Auftrag lassen.<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats mit der Evaluation der KVG-Revision<br />

Spitalfinanzierung begonnen. Eine geplante Erweiterung<br />

der Erhebung von Einzelleistungsdaten bei Kranzentriert<br />

sich auf die konkrete Krankheits- und Ge-<br />

Versorgungsforschung ist patientenorientiert und konkenversicherern<br />

wird zudem Analysen im Bereich der sundheitsversorgung der Bevölkerung in Spitälern,<br />

Versorgungsforschung erleichtern.<br />

Arzt praxen und anderen <strong>Gesundheit</strong>seinrichtungen.<br />

Die Beziehungen zwischen den Leistungserbringern<br />

Im Bereich Ernährung soll nebst anderem das Nationale<br />

Forschungsprogramm NFP 69 «Gesunde Ernähforschung,<br />

sofern sie direkt die Versorgung betreffen.<br />

oder deren Finanzierung sind Thema der Versorgungsrung<br />

und nachhaltige Lebensmittelproduktion» zu gesundheitsfördernden<br />

Erkenntnissen beitragen. hinaus und befasst sich mit dem gesamten Gesund-<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssystemforschung geht hingegen darüber<br />

heitssystem, so also auch mit Fragen der <strong>Gesundheit</strong>spolitik,<br />

der Gesetzgebung, der Regulierung und<br />

Entsprechend dem strategischen Ziel Nr. 2 im Statistischen<br />

Mehrjahresprogramm «Statistisches Informationssystem<br />

<strong>Gesundheit</strong>» wird das BFS die Gesundsundheitswesens.<br />

Steuerung sowie der Finanzierung <strong>des</strong> gesamten Geheitsstatistik<br />

mit höchster Priorität weiterentwickeln<br />

(vgl. Kapitel 5.7). Die Themenschwerpunkte <strong>des</strong><br />

Schwei zerischen <strong>Gesundheit</strong>sobservatoriums (Obsan) Versorgungsforschung trägt dazu<br />

finden sich ebenfalls in Kapitel 5.7.<br />

bei, die Qualität, die Wirksamkeit<br />

und die Wirtschaftlichkeit unseres<br />

3.1 Versorgungsforschung<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssystems zu verbessern.<br />

Sie konzentriert sich auf die Versorgung<br />

der Bevölkerung in Spitälern,<br />

Das <strong>Gesundheit</strong>swesen in der Schweiz steht vor zahlreichen<br />

Herausforderungen. Ein zentrales Problem für<br />

Arztpraxen und anderen <strong>Gesundheit</strong>seinrichtungen.<br />

die <strong>Gesundheit</strong>spolitik ist, ob unser <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

auch in Zukunft bei hoher Qualität finanzierbar<br />

und für alle zugänglich bleibt. Die Zunahme der älteren<br />

Bevölkerung und der technisch-wissenschaftliche Auf welchen Ebenen und zu welchen Inhalten geforscht<br />

wird, zeigt Abbildung 3.1.<br />

Fortschritt führen zu einer verstärkten Nachfrage von<br />

<strong>Gesundheit</strong>sleistungen. Die demographische Entwicklung<br />

führt zudem dazu, dass sich das Angebot an Arbeitskräften<br />

verringert. Solche Veränderungen erfor-<br />

sich die Versorgungsforschung befasst:<br />

Die folgenden Beispiele zeigen, mit welchen Themen<br />

dern nachhaltige Reformen. Neue Versorgungs modelle • Untersuchungen der Angebotsstruktur und <strong>des</strong><br />

müssen entwickelt werden und das angebotene Leistungsspektrum<br />

muss den veränderten Bedürfnissen verschiedenen Leistungserbringer (Spitäler, Arzt-<br />

Arbeitsangebots, zum Beispiel Anzahl und Art der<br />

22 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


praxen, weitere <strong>Gesundheit</strong>seinrichtungen), Anzahl<br />

und Qualifikation der in <strong>Gesundheit</strong>sberufen Tätigen,<br />

regionale Unterschiede in der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

(«Small Area Variations»), Beziehungen<br />

zwischen den Leistungserbringern (Konkurrenz –<br />

Koopera tion)<br />

• Inanspruchnahme- und Bedarfsforschung, Versorgungsepidemiologie,<br />

zum Beispiel die Nutzung <strong>des</strong><br />

<strong>Gesundheit</strong>ssystems nach Art der Erkrankungen,<br />

Diagnosen und Behandlungen und nach Merkmalen<br />

wie Alter, Geschlecht oder Region («Small Area<br />

Variations»), Versorgung mit Medikamenten, Versorgungsketten<br />

• Untersuchung ökonomischer Aspekte wie Finanzierung,<br />

Kosten und Nutzen der einzelnen Versorgungsleistungen<br />

• Untersuchung der Qualität der Versorgung, zum<br />

Beispiel anhand von Analysen zur Unter-, Fehl- oder<br />

Überversorgung, zu medizinischen Praxisvariationen<br />

(«Small Area Variations») und deren Ursachen<br />

sowie Verlaufsbeobachtung und vergleichende Analysen<br />

von Qualitätsindikatoren und zu Kennzahlen<br />

zur Patientensicherheit<br />

• Transfer von Erkenntnissen aus klinischen Stu dien<br />

zur Wirksamkeit («Efficacy») in die klinische Praxis<br />

(«Effectiveness»)<br />

Abb. 3.1<br />

Inhalte und Ebenen der Versorgungsforschung<br />

Rahmenbedingungen, z. B. wirtschaftliche Entwicklung, Wohlstand, Arbeit, soziale Sicherheit, Umwelt, Ernährung<br />

Versorgungssystem<br />

Input Throughput Output Outcome<br />

• Patientinnen /<br />

Patienten<br />

• Personal<br />

• Finanzen<br />

• Materielle<br />

Ressourcen<br />

• Organisationsstrukturen<br />

Einrichtungen und deren<br />

Beziehungen<br />

• Prozesse<br />

– Abläufe<br />

– Leistungserstellungsprozesse<br />

– Behandlungs verläufe<br />

• Konkret erbrachte<br />

Versorgungs leistungen<br />

– Erstellte Diagnose<br />

– Durchgeführte<br />

Beratung<br />

– Erbrachte<br />

Behandlung<br />

– Geleistete Pflege<br />

• <strong>Gesundheit</strong> der<br />

Bevölkerung<br />

• Wirkungen/Ergebnis<br />

– <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />

– Lebensqualität<br />

– Lebensjahre<br />

• Technologien<br />

– Medikamente<br />

– Eingriffe<br />

– Informationssysteme<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssystem und <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG). In Anlehnung an: Pfaff (2003), Versorgungsforschung – Begriffsbestimmung, Gegenstand und Aufgaben. In: H. Pfaff, M. Schrappe, K. W. Lauterbach,<br />

U. Engelmann, & M. Halber (Hrsg.), <strong>Gesundheit</strong>sversorgung und Disease Management. Grundlagen und Anwendungen der Versorgungsforschung (S. 13 – 23). Bern: Verlag Hans<br />

Huber<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 23


3. Forschungsschwerpunkte und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016<br />

• Health Technology Assessments (HTA), sofern sie<br />

die Wirksamkeit neuer Behandlungsverfahren unter<br />

Alltagsbedingungen untersuchen<br />

• Arzneimittel- und Medizinproduktestudien unter Alltagsbedingungen<br />

Versorgungsforschung ist eine multidisziplinäre Wissenschaft.<br />

Die vielfältigen Fragestellungen und die<br />

komplexen methodischen Anforderungen erfordern<br />

eine fächerübergreifende Herangehensweise zum Beispiel<br />

aus den Fächern Medizin, Pflegewissenschaften,<br />

Soziologie, Psychologie, Ökonomie, Managementwissenschaften,<br />

Biometrie und Statistik.<br />

Wie ist die aktuelle Situation der Versorgungsforschung<br />

in der Schweiz<br />

Versorgungsforschung bzw. «Health Services Research»<br />

ist in Ländern wie den USA, Grossbritannien,<br />

den Niederlanden oder Deutschland inzwischen gut<br />

institutionalisiert. Dort haben sich wissenschaftliche<br />

Fachgesellschaften etabliert und es existieren, ausser in<br />

Deutschland, staatlich geförderte Einrichtungen.<br />

In der Schweiz werden an verschiedenen Universitäten<br />

und Fachhochschulen sowie anderen Einrichtungen<br />

versorgungsforschungsrelevante Fragestellungen<br />

bearbeitet, vorrangig aus gesundheitsökonomischer<br />

Perspektive, aber auch ethische Fragen oder Versorgungsaspekte<br />

werden untersucht. Häufig werden<br />

diese Aktivitäten noch nicht explizit als «Versorgungsforschung»<br />

wahrgenommen. Dieser Begriff scheint<br />

sich erst allmählich zu etablieren. Eine neue Arbeitsgruppe<br />

am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der<br />

Universität Bern widmet sich ausdrücklich der akademischen<br />

Versorgungsforschung.<br />

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) fördert derzeit<br />

zwei grössere Vorhaben, in denen versorgungsforschungsrelevante<br />

Fragestellungen untersucht werden:<br />

Bei dem einen handelt es sich um ein «Sinergia»-Projekt<br />

8 unter der Leitung <strong>des</strong> Instituts für Medizinische<br />

Ethik der Universität Zürich (Laufzeit 2010 – 2012). In<br />

mehreren Teilprojekten werden insbesondere ethische<br />

Aspekte in der Patientenversorgung im Zusammen-<br />

hang mit der Einführung von SwissDRG untersucht.<br />

Das NFP 67 «Lebensende» befindet sich zur Zeit in<br />

der Startphase (Laufzeit 5 Jahre) (vgl. Kapitel 3.3). Ein<br />

Schwerpunkt soll sich der Versorgungssituation von<br />

Menschen am Lebensende widmen.<br />

Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften<br />

(SAMW) fördert unter anderem anwendungsbezogene<br />

Projekte in der Hausarzt medizin und<br />

aus dem Bereich der Ethik im Zusammenhang mit<br />

medizinischen Entwicklungen und deren gesellschaftlichen<br />

Auswirkungen. Weitere Institutionen sind ebenfalls<br />

aktiv in der Versorgungsforschung. Die Projekte<br />

orientieren sich an der Ausrichtung bzw. den Vorgaben<br />

der Auftraggeber. So führt beispielsweise die FMH aktuell<br />

Begleit forschungsuntersuchungen zur Einführung<br />

von SwissDRG durch.<br />

Insgesamt wirkt die Forschungslandschaft aber zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt fragmentiert und die Forschung<br />

wenig vernetzt. Eine übergeordnete Institution<br />

oder Forschungsnetzwerke, wie in den oben genannten<br />

Ländern, existieren hierzulande nicht, ebenso<br />

wenig eine übergeordnete Strategie. Eine systematische<br />

Forschungsförderung ist derzeit nicht erkennbar.<br />

Einen expliziten gesetzlichen Auftrag zur Versorgungsforschung<br />

gibt es in der Schweiz nicht.<br />

In der Versorgungsforschung hat<br />

die Schweiz im Vergleich zu anderen<br />

Ländern einen Nachholbedarf.<br />

Noch fehlen jedoch die Koordination<br />

der Aktivitäten, ebenso wie die<br />

Vernetzung der Akteure und eine<br />

umfassende Forschungsförderung.<br />

Eine Initiative der Forschungsförderung starten die<br />

Got tfried und Julia Bangerter-Rhyner-Stiftung (Bangerter-Stiftung)<br />

und die Schweizerische Akademie der<br />

Medizinischen Wissenschaften (SAMW): sie lancieren<br />

gemeinsam ein Förderprogramm «Versorgungsforschung<br />

im <strong>Gesundheit</strong>swesen». Für die Periode<br />

2012 – 2016 stellt die Bangerter-Stiftung zu diesem<br />

Zweck 1 Mio. CHF pro Jahr zur Verfügung.<br />

8<br />

www.snf.ch/D/foerderung/projekte/sinergia/Seiten/default.aspx<br />

24 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Welche Prioritäten setzt der Bund<br />

Versorgungsforschung ist keine unmittelbare Auf gabe<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Erkenntnisse aus der Versorgungsforschung<br />

fliessen jedoch in zahlreiche Vorhaben der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

ein. Der Bund kann über eine entsprechende<br />

Schwerpunktsetzung Versorgungsforschung<br />

fördern. Und er kann forschungsfördernde Rahmenbedingungen<br />

schaffen.<br />

Seitens der Politik wurden verschiedene Initiativen<br />

und Motionen eingereicht, die mehr oder weniger<br />

direkt die Förderung der Versorgungsforschung fordern,<br />

unter anderem im Zusammenhang mit Qualitätssicherung<br />

und Health Technology Assessment (HTA).<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat plant nebst kurzfristigen Massnahmen<br />

auch eine mittel- und langfristige Reform <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems.<br />

Mehrere dieser Vorhaben zielen darauf<br />

ab, eine qualitativ hochwertige und effiziente gesundheitliche<br />

Versorgung zu gewährleisten und Potenziale<br />

besser auszuschöpfen:<br />

• Mit Managed-Care-Modellen soll zum Beispiel<br />

eine bessere Integration der verschiedenen ambulanten<br />

und stationären Versorgungsangebote<br />

und eine bessere Führung der Patientinnen und<br />

Patienten durch das Leistungsgeschehen erreicht<br />

werden.<br />

• Versorgungsschwerpunkte wie die Palliative Care,<br />

also die Betreuung und Behandlung von Menschen<br />

mit unheilbaren, lebensbedrohlichen und / oder chronisch<br />

fortschreitenden Krankheiten, gewinnen an<br />

Bedeutung.<br />

• Geänderte Versorgungsformen und -bedürfnisse,<br />

veränderte Arbeitsbedingungen und Berufsbilder<br />

erfordern Anpassungen der Berufsprofile. In der<br />

ambulanten und stationären Versorgung stellt sich<br />

die Frage, welcher «Skill-Mix» der Professionen jeweils<br />

am besten geeignet ist. Weitere Anpassungen<br />

in den <strong>Gesundheit</strong>sberufen resultieren aus der<br />

sich ändernden demografischen Zusammensetzung<br />

und den Berufsvorstellungen der Beschäftigten<br />

(Stichwort «Feminisierung»).<br />

• Die KVG-Revision zur Spitalfinanzierung sieht vor,<br />

ab 2012 im ganzen Land Fallpauschalen (DRG) einzuführen,<br />

um Einsparpotenziale im Spitalbereich zu<br />

realisieren.<br />

• Verfahren wie Health Technology Assessments<br />

(HTA), die Förderung von eHealth oder die Umset-<br />

zung der Qualitätsstrategie können zu Verbesserungen<br />

von Effektivität, Effizienz und Produktivität beitragen<br />

bei gleichzeitiger Beibehaltung eines hohen<br />

Leistungsniveaus.<br />

Fortschritte in der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

sind ohne Versorgungsforschung<br />

nicht denkbar.<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat hat am 25. Mai 2011 den Bericht zur<br />

Konkretisierung der Qualitätsstrategie <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

gutgeheissen. Grundlage der Qualitätsstrategie ist<br />

das Krankenversicherungsgesetz (KVG). Der Hauptfokus<br />

der Qualitätsstrategie liegt auf dem Prozess<br />

der Leistungserbringung. Ihre Ziele sind, die Qualität<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung zu stärken und die<br />

Patientensicherheit zu erhöhen. In einer Übergangsphase<br />

von 2012 bis 2014 sollen Vorbereitungsarbeiten<br />

für ein natio nales Qualitätsinstitut und eine nationale<br />

Q-Plattform geleistet werden. Ebenso soll ein erstes<br />

nationales Qualitätsprogramm lanciert werden, das<br />

auf Verbesserungen im Spitalbereich abzielt. Ein weiterer<br />

Fokus liegt auf der Erarbeitung von Qualitätsindikatoren.<br />

Ab 2015, wenn die neue Finanzierungsbasis<br />

geschaffen ist, soll die Qualitätsstrategie in allen<br />

darin genannten neun Aktionsfeldern umgesetzt werden,<br />

wobei Versorgungs- und Begleitforschung als eines<br />

dieser Aktionsfelder genannt ist. Dazu soll ein Konzept<br />

erarbeitet werden. Es ist geplant, das zukünftige<br />

Qualitätsinstitut mit dem Bereich «Versorgungs- und<br />

Begleitforschung» zu beauftragen, welche diese teils<br />

eigenständig, teils über Mandate durchführen wird.<br />

Weiter ist vorgesehen, Forschungsprogramme der<br />

Versorgungsforschung auch über Gelder <strong>des</strong> Schweizerischen<br />

Nationalfonds (SNF) zu finanzieren.<br />

Mit der Konkretisierung und Umsetzung<br />

der Qualitätsstrategie leistet der<br />

Bund einen Beitrag zur Förderung der<br />

Versorgungsforschung.<br />

Die Kantone sind für die <strong>Gesundheit</strong>sversorgung der<br />

Bevölkerung zuständig. Der Bund nimmt keine eigentlichen<br />

Aufgaben in der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung wahr.<br />

Er ist nur für deren Rahmenbedingungen zuständig.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 25


3. Forschungsschwerpunkte und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> Projekts «Nationale <strong>Gesundheit</strong>sstrategie»<br />

<strong>des</strong> Dialogs Nationale <strong>Gesundheit</strong>spolitik sollen<br />

in Zusammenarbeit mit Bund und Kantonen Strategien<br />

entwickelt werden, die die Erreichung gesundheitspolitischer<br />

Ziele in den Bereichen Versorgung, Prävention<br />

und Systemsteuerung erleichtern können. Die thematischen<br />

Hauptpfeiler sind die Steuerung im <strong>Gesundheit</strong>ssystem,<br />

die dazu notwendigen Datengrundlagen<br />

sowie das System der Finanzierung und der Tarife.<br />

Die Aktivitäten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> berühren nur einen begrenzten<br />

Ausschnitt der möglichen Themen aus der<br />

Versorgungsforschung. Einige liegen ausserhalb seines<br />

Kompetenzbereichs, andere sind nicht unmittelbar<br />

für die <strong>Gesundheit</strong>spolitik relevant. Die Weiterentwicklung<br />

der Versorgungsforschung ist gleichwohl<br />

wünschenswert, wobei die Initiative von verschiedenen<br />

Akteuren zu ergreifen wäre, insbesondere aus<br />

der Wissenschaft und Forschung. Zu nennen sind beispielsweise:<br />

• Eine gezielte Forschungsförderung, zum Beispiel<br />

die Einrichtung eines Forschungsschwerpunktes<br />

beim SNF, wobei ausdrücklich die Interdisziplinarität<br />

und die Vernetzung der Forschenden gefördert werden<br />

sollte. Die Beteiligung der Schweiz an einem<br />

EU-Forschungsprogramm, um das Know-how via<br />

Kooperationen in die Schweiz zu holen, erscheint<br />

gegenwärtig als eine interessante und prüfenswerte<br />

Option.<br />

• Eine stärkere Vernetzung der politischen Entscheidungsträger,<br />

der Akteure <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>swesens<br />

und der Wissenschaft.<br />

• Und schliesslich eine stärkere Präsenz und Wahrnehmung<br />

der Versorgungsforschung in der Schweiz<br />

wie auch im Ausland, zum Beispiel über die Einrichtung<br />

von Netzwerken oder die Durchführung von<br />

speziellen Tagungen, wobei auch hier wieder die<br />

Interdisziplinarität anzustreben ist.<br />

3.2 Evaluation KVG­Revision<br />

«Spitalfinanzierung»<br />

Die Evaluation (Wirkungsanalyse) der KVG-Revision<br />

«Spitalfinanzierung» befasst sich mit den Auswirkungen<br />

der Revision <strong>des</strong> Krankenversicherungsgesetzes<br />

(KVG) im Bereich der Spitalfinanzierung und <strong>des</strong> verfeinerten<br />

Risikoausgleichs zwischen den Krankenversicherern.<br />

Die Revision KVG Spitalfinanzierung wurde<br />

im Dezember 2007 von den Eid genössischen Räten<br />

beschlossen und ist am 1. Januar 2009 in Kraft getreten.<br />

Einige Elemente, wie zum Beispiel die leistungsbezogenen<br />

Fallpauschalen (DRG) und die kantonale<br />

Spitalplanung, treten am 1. Januar 2012 in Kraft. Die<br />

im Dezember 2007 beschlossene Revision <strong>des</strong> Risikoausgleichs<br />

zwischen den Krankenversicherern wird<br />

ebenfalls per 1. Januar 2012 in Kraft treten.<br />

Die Hauptziele der Revision KVG «Spitalfinanzierung»<br />

sind:<br />

• Kostendämpfung (Spitalfinanzierung und<br />

Risikoausgleich)<br />

• Versorgungssicherheit (Spitalfinanzierung)<br />

• Solidarität (Risikoausgleich)<br />

Im Gesetz ist vorgesehen, dass das neue Regelwerk<br />

und <strong>des</strong>sen Auswirkungen wissenschaftlich untersucht<br />

werden. In dem am 25. Mai 2011 vom Bun<strong>des</strong>rat<br />

verabschiedeten Konzept zur Wirkungsanalyse der<br />

KVG-Revision «Spitalfinanzierung» werden zwischen<br />

2012 und 2018 im Rahmen von sechs Teilstudien folgende<br />

Aspekte untersucht:<br />

• Nutzungsgrad der leistungsbezogenen pauschalen<br />

Vergütungssysteme vor 2012<br />

• Einfluss der Revision auf die Kosten, die Organisation<br />

und die Finanzierung <strong>des</strong> Versorgungs systems<br />

• Einfluss der Revision auf die Qualität der stationären<br />

Versorgung<br />

• Einfluss der Revision auf die Spitallandschaft und<br />

Sicherstellung der Versorgung<br />

• Umgang der Spitäler mit erhöhtem Kostendruck<br />

aufgrund der vergleichbaren Leistungen<br />

• Neuer Risikoausgleich, Vergütung mittels Pauschalen<br />

und Risikoselektion<br />

Für die Jahre 2012 bis und mit 2015 wurden für die<br />

Evaluation vom Bun<strong>des</strong>rat insgesamt 894 000 CHF gesprochen.<br />

Für die Zeit nach 2015 werden der weitere<br />

Bedarf und die Umsetzungsmöglichkeiten neu geprüft<br />

werden.<br />

Die Evaluation startet mit der Teilstudie «Anteil der<br />

pauschalen Vergütungssysteme vor 2012» und einer<br />

Machbarkeitsstudie zum Thema «Einfluss der Revision<br />

auf die Qualität der stationären Versorgung».<br />

26 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


3.3 NFP 67 «Lebensende»<br />

Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) leisten<br />

wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Lösung dringender<br />

Probleme von nationaler Bedeutung. Die Themen<br />

werden vom Bun<strong>des</strong>rat vorgegeben.<br />

Das NFP 67 «Lebensende» will neue Erkenntnisse<br />

über die letzte Lebensphase von Menschen je<strong>des</strong><br />

Alters gewinnen, die aller Voraussicht nach nur noch<br />

kurze Zeit zu leben haben. Das NFP 67 verfügt über<br />

einen Finanzrahmen von 15 Mio. CHF. Die Forschungsdauer<br />

beträgt 5 Jahre. Die Forschungsarbeiten beginnen<br />

im Frühjahr 2012 und sollen bis im Sommer 2017<br />

abgeschlossen sein.<br />

Das NFP 67 erarbeitet für die Entscheidungsträgerinnen<br />

und -träger im <strong>Gesundheit</strong>swesen und in der<br />

Politik sowie für die betroffenen Berufsgruppen Handlungs-<br />

und Orientierungswissen für einen würdigen<br />

Umgang mit Menschen in der letzten Lebensphase.<br />

Konkret soll dieses Wissen dazu beitragen:<br />

• die Versorgungssituation für Menschen am Lebensende<br />

besser einschätzen und insbesondere Versorgungslücken<br />

oder problematische Versorgungssituationen<br />

identifizieren zu können<br />

• den Betroffenen sowie den Angehörigen der Behandlungsteams<br />

eine vertiefte Grundlage für angemessene<br />

Entscheidungen und Abläufe zur Verfügung<br />

zu stellen<br />

• Bedingungen einer gerechten und würdigen Ausgestaltung<br />

der gesundheitlichen Versorgung am<br />

Lebensende zu erkennen, notwendige rechtliche<br />

Regulierungen zu entwickeln und ethische Implikationen<br />

zu reflektieren<br />

• gesellschaftliche Entwicklungen besser zu verstehen<br />

und zukünftige Entwicklungen besser abschätzen<br />

zu können<br />

• die wissenschaftlichen Kompetenzen im Bereich<br />

der Lebensende- und Palliative-Care-Forschung zu<br />

stärken<br />

Das NFP 67 umfasst vier Schwerpunkte:<br />

• Sterbeverläufe und Versorgung: Gegenstand sind<br />

die heute in der Schweiz bestehende Versorgungssituation<br />

von Menschen am Lebensende, Sterbeverläufe<br />

und zugehörige Praktiken unter besonderer<br />

Beachtung der Palliative Care.<br />

• Entscheidungen, Motive und Haltungen: Hier geht<br />

es um Entscheidungen, die während <strong>des</strong> Sterbeprozesses<br />

getroffen werden sowie um diesen zugrunde<br />

liegende Beweggründe, Einstellungen und<br />

Haltungen.<br />

• Regelungen und Handlungsvorschläge: Gegenstand<br />

dieses Schwerpunkts sind normative Regelungen,<br />

etwa rechtliche Regelungen umstrittener<br />

Praktiken, ethische Richtlinien oder Fragen der Verteilungsgerechtigkeit.<br />

• Kulturelle Leitbilder und gesellschaftliche Ideale: In<br />

diesem Schwerpunkt sollen Fragen zur Sinn gebung<br />

von Sterben und Tod, zu kulturellen Leitbildern und<br />

gesellschaftlichen Normierungsprozessen untersucht<br />

werden.<br />

3.4 NFP 69 «Gesunde Ernährung<br />

und nachhaltige Lebensmittelproduktion»<br />

Das NFP 69 «Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion»<br />

zielt darauf ab, praxis orientierte<br />

Wissensgrundlagen bereitzustellen, wie in der Schweiz<br />

eine gesunde Ernährung gefördert werden kann und<br />

wie qualitativ hochwertige und sichere Lebensmittel in<br />

ausreichender Menge und zu erschwinglichen Preisen<br />

bei möglichst effizientem Ressourceneinsatz und geringer<br />

Umweltbelastung angeboten werden können.<br />

Das NFP 69 verfügt über einen Finanzrahmen von<br />

13 Mio. CHF. Das Projekt wird zur Zeit initiiert. Angaben<br />

zu den Zielen und Forschungsschwerpunkten, zur<br />

Organisation und zur Laufzeit liegen noch nicht vor.<br />

3.5 Übersicht der Themenschwerpunkte<br />

in der <strong>Ressortforschung</strong><br />

BAG<br />

Ein Gesamtüberblick über die <strong>Ressortforschung</strong>sthemen<br />

im BAG (Skizzen der Forschungsstrategien in<br />

den Geschäftsfeldern, Themenrückblicke und -ausblicke)<br />

findet sich im Katalog zu den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen<br />

im BAG. Der Katalog ist eine separate Publikation<br />

in Ergänzung zum vorliegenden <strong>Forschungskonzept</strong><br />

im Umfang von über 100 Seiten und ist zu finden unter:<br />

www.bag.admin.ch/forschung. Nachfolgend eine<br />

Übersicht über die <strong>Ressortforschung</strong>sthemen in den<br />

verschiedenen BAG-Geschäftsfeldern.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 27


3. Forschungsschwerpunkte und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016<br />

Lebensmittelsicherheit<br />

• Lebensmittelverzehr und Ernährungsstatus<br />

• Wasser<br />

Strahlenschutz<br />

• Nichtionisierende Strahlung und Schall<br />

• Monitoring der medizinischen Strahlendosen<br />

in der Schweiz<br />

Chemikaliensicherheit<br />

• Synthetische Nanomaterialien<br />

• Methoden für die Risikobeurteilung<br />

von Chemikalien<br />

• Schadstoffbelastung<br />

• Schadstoffe in der Innenraumluft<br />

Übertragbare Krankheiten<br />

• HIV und andere sexuell übertragbare<br />

Krank heiten bzw. Sexual Health<br />

• Referenzlaboratorien<br />

• Impfungen<br />

• Forschung im Rahmen <strong>des</strong> revidierten<br />

Epidemiengesetzes<br />

<strong>Gesundheit</strong>sberufe und Bildung<br />

• <strong>Gesundheit</strong>sberufe<br />

<strong>Gesundheit</strong>sstrategien<br />

• Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />

• Palliative Care<br />

<strong>Gesundheit</strong>saussenpolitik<br />

• keine <strong>Ressortforschung</strong>, jedoch stark in<br />

«Wissensarbeit» involviert<br />

<strong>Ressortforschung</strong>sthemen in den Funktionsfeldern:<br />

<strong>Gesundheit</strong>spolitische Grund lagen<br />

• Evaluation im Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />

• Projekt Nationale <strong>Gesundheit</strong>sstrategie<br />

Kommunikation und Kampagnen<br />

• Wirkungen von Kampagnen (Pre- und Posttests<br />

sowie Studien bezüglich Outcome und Impact)<br />

Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

• Alkohol<br />

• Tabak<br />

• Drogen<br />

• Ernährung und Bewegung<br />

Biomedizinische Forschung und Technologie<br />

• Biologische Sicherheit im Zusammenhang mit<br />

ESV 9 -relevanten Tätigkeiten und B-Ereignissen 10<br />

• Humanforschungsgesetz<br />

• Heilmittelrecht: Versorgungssicherheit und<br />

Anwendungssicherheit von Arzneimitteln<br />

• Tierarzneimittelverordnung<br />

• Transplantation<br />

Direktionsbereich Kranken- und Unfallversicherung<br />

• Kosten- / Leistungsstatistik<br />

• Krankenversicherung – Qualität und<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

• Inzidenzanalyse der Krankenversicherung<br />

9<br />

Verordnung vom 25. August 1999 über den Umgang mit Organismen in geschlossenen<br />

Systemen (Einschliessungsverordnung, ESV), die den Umgang mit pathogenen und gentechnisch<br />

veränderten Organismen im geschlossenen System regelt<br />

10<br />

Ereignisse mit biologischen Agenzien<br />

28 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


4. Finanzierung <strong>2013</strong> – 2016<br />

4.1 Soll­Entwicklung im<br />

Politik bereich generell<br />

Durch die Vielfalt der Akteure in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

kann kaum eine Prognose für die gesamthafte<br />

Entwicklung gemacht werden. Die beeinflussenden<br />

Faktoren für die Privatwirtschaft unterscheiden sich<br />

stark von denjenigen anderer Akteure wie der Bun<strong>des</strong>verwaltung.<br />

Man müsste zum Beispiel wissen, wie<br />

die Investitionsstrategien der Pharmaunternehmen für<br />

diese Periode aus sehen.<br />

Gleichzeitig kann angenommen werden, dass die<br />

Mehrzahl der Akteure weiterhin in etwa auf gleichem<br />

Niveau Mittel für oder in der <strong>Gesundheit</strong>s forschung<br />

aufwenden (vgl. Ausführungen in Kapitel 2.4).<br />

4.2 Geplante Mittel direkte<br />

Finanzierung BAG <strong>2013</strong> – 2016<br />

Gemäss der Botschaft <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates zu Bildung,<br />

Forschung und Innovation (BFI-Botschaft <strong>2013</strong> – 2016)<br />

betragen die Aufwendungen <strong>des</strong> BAG im Jahr <strong>2013</strong><br />

11 Mio. CHF und in den Folgejahren jeweils 10 Mio.<br />

CHF (vgl. Abbildung 4.1).<br />

Abb. 4.1<br />

Geplante Aufwendungen <strong>des</strong> BAG<br />

für <strong>Ressortforschung</strong><br />

in Mio. CHF, <strong>2013</strong> – 2016<br />

<strong>2013</strong> 2014 2015 2016 Total<br />

BAG 11 10 10 10 41<br />

Quelle: Angaben <strong>des</strong> BAG für die BFI-Botschaft <strong>2013</strong> – 2016<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 29


4. Finanzierung <strong>2013</strong> – 2016<br />

Der Berechnung dieser Angaben wurden die Durchschnittswerte<br />

der BAG-Ausgaben für die <strong>Ressortforschung</strong><br />

der letzten Jahre als Basis zugrunde gelegt;<br />

wegen verschiedener geplanter Sparmassnahmen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong> wurde ein leichter Rückgang angenommen.<br />

Die Ausgaben innerhalb der Themenbereiche <strong>des</strong><br />

BAG verlaufen sehr unterschiedlich und sind stark bedarfsabhängig.<br />

Die Angaben der obenstehenden Tabelle<br />

geben <strong>des</strong>halb nur einen groben Richtwert. Die<br />

Entwicklung kann aufgrund der Abhängigkeit von politischen<br />

Aufträgen und gesundheitlichen Krisen auch<br />

anders als geplant verlaufen.<br />

der <strong>Ressortforschung</strong> in den massgeblichen Politikbereichen<br />

durch die Priorisierungsmassnahmen nicht<br />

in Frage gestellt, sondern weiterhin erfüllt werden<br />

können.<br />

Ein Abbau der Forschung in der Bun<strong>des</strong>verwaltung,<br />

ohne Kompensationsmöglichkeiten im Rahmen der<br />

BFI-Kredite oder anderer Quellen, tangiert unmittelbar<br />

die Aufgabenerfüllung in vielen Bereichen. Der<br />

finanzielle Druck zwingt zu noch konsequenterer Priorisierung<br />

oder gar zu Verzichtsplanung im Rahmen der<br />

Wissensbeschaffung.<br />

4.3 Einsparungen im Rahmen<br />

der Aufgabenüberprüfung<br />

«Mass nahme <strong>Ressortforschung</strong>»<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat hat im Rahmen seiner an der Schuldenbremse<br />

orientierten Finanzpolitik nebst dem Konsolidierungsprogramm<br />

2012 – <strong>2013</strong> (KOP 12 / 13) ein<br />

Massnahmenpaket zur Aufgabenüberprüfung (AÜP)<br />

verabschiedet. Bei dieser zweiten Gruppe von knapp<br />

30 Massnahmen hat der Bun<strong>des</strong>rat die federführenden<br />

Departemente beauftragt, die notwendigen<br />

Vorbereitungsarbeiten in Angriff zu nehmen. Die Federführung<br />

der Aufgabenüberprüfung in der <strong>Ressortforschung</strong><br />

obliegt gemäss Bun<strong>des</strong>ratsentscheid dem<br />

Eidgenössischen Departement <strong>des</strong> Inneren (Planung<br />

und Durchführung durch das Staatsekretariat für Bildung<br />

und Forschung SBF).<br />

Im Bereich der <strong>Ressortforschung</strong> soll – im Rahmen<br />

der strategischen Planung – eine Priorisierung bezüglich<br />

der Schwerpunkte und Programme vorgenommen<br />

und die <strong>Ressortforschung</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> insgesamt so<br />

gestrafft werden, dass der Bun<strong>des</strong>haushalt ab 2014<br />

jährlich um 30 Mio. CHF entlastet werden kann.<br />

Mit dieser Priorisierung soll die <strong>Ressortforschung</strong> insgesamt<br />

besser auf die Forschung der Hochschulen,<br />

die Forschungsförderung <strong>des</strong> Schweizerischen Nationalfonds<br />

(SNF) sowie auf die Tätigkeit der Kommission<br />

für Technologie und Innovation (KTI) abgestimmt werden.<br />

Den geltenden spezialgesetzlichen Grundlagen<br />

ist hierbei Rechnung zu tragen, wobei – je nach Prüfergebnis<br />

– auch entsprechende Rechtsanpassungen<br />

nicht ausgeschlossen sind. In<strong>des</strong> soll der Grundauftrag<br />

30 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


5. Akteure und Schnittstellen<br />

Viele Institutionen und Akteure<br />

sind an der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

beteiligt. Koordination und<br />

Zusammen arbeit ist der Schlüssel<br />

zum Erfolg.<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung wird in der Schweiz von verschiedensten<br />

Institutionen betrieben und finanziert.<br />

Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Akteure in<br />

der Forschungslandschaft im Bereich <strong>Gesundheit</strong> und<br />

beleuchtet die wichtigsten Schnitt- und Nahtstellen,<br />

wobei einige dieser Akteure hauptsächlich Forschung<br />

finanzieren (z. B. SNF, KTI, private Stiftungen), einzelne<br />

nur forschen (z. B. private und staatliche Forschungsstellen)<br />

und viele bei<strong>des</strong> machen (z. B. Bun<strong>des</strong> ämter<br />

und private Unternehmen).<br />

5.1 Beschreibung der<br />

wichtigsten Akteure<br />

Die Ausführungen zu den Ausgaben und Aufwendungen<br />

in Kapitel 2.4 haben gezeigt, dass die Privatwirtschaft,<br />

die Kantone mit ihren Hochschulen und der Bund (über<br />

den SNF, die KTI und die <strong>Ressortforschung</strong>) die grössten<br />

Beiträge zur <strong>Gesundheit</strong>sforschung leisten.<br />

Der Bund hat in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung auch die<br />

wichtige Rolle <strong>des</strong> Regulierers, indem er mit verschiedenen<br />

Gesetzgebungen die Rahmenbedingungen für<br />

die private und staatliche (<strong>Gesundheit</strong>s-)Forschung<br />

setzt. Nebst dem Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />

(FIFG) und der Gesetzgebung im Hochschulbereich<br />

sind spezifische Gesetze <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sbereichs<br />

zu nennen wie zum Beispiel der<br />

Ver fassungsartikel zur Forschung am Menschen mit<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 31


5. Akteure und Schnittstellen<br />

Die strategische Planung 2012 – 2016 hat zum Ziel, die<br />

Forschung zu stärken und zum Ausbau <strong>des</strong> Spitzenplatzes<br />

der Schweiz in der Forschung beizutragen. Mit<br />

seiner Forschungspolitik will der SNF die Rahmenbedingungen<br />

der Forschenden in der Schweiz optimieren.<br />

Zu diesem Zweck pflegt er die Zusammenarbeit<br />

und Koordination mit allen Partnerorganisationen<br />

und den politischen Behörden. Durch eine effiziente<br />

nationale Förderung möchte er die Konkurrenzfähigkeit<br />

der Schweizer Forschenden stärken und durch<br />

vertiefte internationale Zusammenarbeit die Gestalder<br />

dazugehörigen Gesetzgebung, das Heilmittelgesetz,<br />

die Lebensmittelgesetzgebung, die Kranken-,<br />

Un fall- und Militärversicherungsgesetzgebung usw.<br />

(vgl. auch Kapitel 2.3 und Anhang A2).<br />

5.2 Die Privatwirtschaft<br />

<strong>Gesundheit</strong> ist ein äusserst interessanter Markt und<br />

ein wirtschaftlich bedeuten<strong>des</strong> Produkt. Dementsprechend<br />

sind in diesem Bereich die privaten Investitionen<br />

für Forschung und Entwicklung rund 20 Mal höher<br />

als jene <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Wichtige Ak teure sind die Unternehmen<br />

<strong>des</strong> Verbands «Interpharma», <strong>des</strong> Zusammenschlusses<br />

der forschenden pharmazeutischen Firmen<br />

der Schweiz. Dazu gehören zum Beispiel Novartis,<br />

Roche und sechs weitere Pharmaunternehmen. Aber<br />

auch Unternehmen in anderen Branchen <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sbereichs,<br />

von der Medizintechnologie über die<br />

Lebensmittelindustrie oder Privatspitäler bis zur «Wellness»,<br />

investieren in die Forschung.<br />

Auf die <strong>Gesundheit</strong>sforschung der Privatwirtschaft<br />

wird hier nicht weiter eingegangen. Die Unternehmen<br />

handeln nach eigenen strategischen Über legungen.<br />

Sie sind an guten Rahmenbedingungen für <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

interessiert. Bei deren Festlegung<br />

(z. B. im Rahmen der Gesetzesformulierung zur Forschung<br />

am Menschen) werden sie den staatspolitischen<br />

Regeln entsprechend wie die anderen Akteure<br />

einbezogen.<br />

5.3 Schnittstellen zum<br />

Hochschul bereich<br />

Die Hochschulen in der Schweiz sind ein wichtiger Akteur<br />

in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung.<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung im engeren Sinn wird an den<br />

human- und veterinärmedizinischen Fakultäten in<br />

Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich sowie an den<br />

Fachhochschulen <strong>Gesundheit</strong> in der West- und Nordwestschweiz,<br />

in Bern, im Tessin, in Zürich und in der<br />

Ostschweiz betrieben. Dies beinhaltet sowohl (bio-)<br />

medizinische Forschung als auch Forschung im Bereich<br />

Öffentliche <strong>Gesundheit</strong> (z. B. an den Instituten für<br />

Sozial- und Präventivmedizin und Instituten für Hausarztmedizin).<br />

Die Hochschulen kümmern sich auch um<br />

Forschungsgebiete, die nicht von der Privatwirtschaft<br />

abgedeckt sind.<br />

Daneben wird in vielen anderen Bereichen, zum Beispiel<br />

den Life Sciences (u. a. Biologie, Chemie) und<br />

in der Psychologie, Soziologie oder Ökonomie an den<br />

universitären Hochschulen, den Fachhochschulen und<br />

auch an den ETH in Zürich und Lausanne <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

im weiteren Sinn betrieben.<br />

Verschiedene Hochschulen haben Schwerpunkte in der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung gesetzt. Am unmittelbarsten<br />

zeigt sich dies bei den Nationalen Forschungsschwerpunkten<br />

(NFS) <strong>des</strong> Schweizerischen Nationalfonds<br />

(SNF) (vgl. Kapitel 5.4), in die die beteiligten Forschungsinstitutionen<br />

beträchtliche Eigenmittel einbringen.<br />

5.4 Der Schweizerische Nationalfonds<br />

zur Förderung der wissenschaftlichen<br />

Forschung (SNF)<br />

Der SNF fördert im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> die Forschung<br />

in der Schweiz. Er verfügt über eine breite Palette von<br />

Instrumenten zur Förderung der wissenschaftlichen<br />

Forschung, die grundsätzlich allen in der Schweiz tätigen<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, unabhängig<br />

von ihrer Staats angehörigkeit, offen stehen.<br />

Thema und Rahmen der Forschungsvorhaben sind<br />

mit wenigen Ausnahmen (v. a. Programme) frei bestimmbar.<br />

Im Zentrum seiner Tätigkeit steht die wissenschaftliche<br />

Begutachtung der von den Forschenden<br />

eingereichten Projekte (zwei Einreichungstermine pro<br />

Jahr). Die Besten werden vom SNF mit insgesamt rund<br />

700 Mio. CHF jährlich unterstützt. Detaillierte Informationen<br />

zu den verschiedenen Förderinstrumenten finden<br />

sich auf: www.snf.ch.<br />

32 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


tungsmöglichkeiten der Schweiz bei internationalen<br />

Forschungsaktivi täten sichern.<br />

Herausforderungen und die Reaktionen <strong>des</strong> SNF<br />

Der SNF sieht sich vor folgende Herausforderungen<br />

gestellt:<br />

• steigende Nachfrage nach Förderungsmitteln von<br />

Seiten der Forschenden<br />

• schwindende Attraktivität akademischer Karrieren<br />

für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler<br />

in der Schweiz<br />

• zunehmend vielseitige Bedürfnisse der Forschung,<br />

insbesondere der anwendungsorientierten Grundlagenforschung<br />

• wachsender Anspruch von Gesellschaft und Politik<br />

auf vorweisbare wissenschaftliche Ergebnisse, die<br />

Erfassung ihres Nutzens und ihre Kommunikation<br />

Im Mehrjahresprogramm 2012 – 2016 legt der SNF<br />

seine strategischen Leitlinien und Vorhaben dar, mit<br />

denen er diese Herausforderungen meistern will:<br />

• Die derzeitige hohe Dynamik <strong>des</strong> Forschungsplatzes<br />

Schweiz manifestiert sich in einer erhöhten<br />

Nachfrage nach Förderungsmitteln und damit einer<br />

sinkenden Erfolgsquote. Gemäss Prognosen werden<br />

die Gesuchszahlen und die beantragten Forschungssummen<br />

in der Projektförderung weiter<br />

steigen. Daher setzt der SNF einen Schwerpunkt<br />

bei der Projektförderung und sieht ein jährliches<br />

Wachstum der Neuzusprachen von sechs Prozent<br />

vor.<br />

• Um die Attraktivität wissenschaftlicher Karrieren<br />

in der Schweiz zu erhöhen, möchte der SNF in Absprache<br />

mit den Hochschulen und der Rektorenkonferenz<br />

der Schweizer Universitäten (CRUS) die Arbeitsbedingungen<br />

für Forschende verbessern, die<br />

über Forschungsprojekte finanziert werden. Dazu<br />

sieht er die Erhöhung der Doktorandenansätze, die<br />

Förderung der Mobilität auf Doktoratsstufe, Entlastungsmassnahmen<br />

für Nachwuchsforschende<br />

mit Kindern sowie einen flexiblen Gleichstellungsbeitrag<br />

für Forschungsprojekte vor. In der medizinischen<br />

Forschung erfolgt die Unterstützung durch<br />

partielle Freistellung der klinisch tätigen Forschenden.<br />

• Um den zunehmend vielseitigen Bedürfnissen der<br />

Forschenden adäquat begegnen zu können will<br />

der SNF insbesondere der anwendungsorientierten<br />

Grundlagenforschung geeignete Förderungsmöglichkeiten<br />

bieten und integriert daher sein<br />

Programm DORE sowie andere Bereiche der anwendungsorientierten<br />

Grundlagenforschung in die<br />

allgemeine Projektförderung. Er entwickelt neue<br />

Beurteilungskriterien und verstärkt die Zusammenarbeit<br />

mit der Kommission für Technologie und<br />

Innovation (KTI). Er achtet zudem darauf, durch<br />

eine adäquate Evaluation die Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Forschung in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung zu<br />

stärken.<br />

Forschungsförderung im Bereich Biologie<br />

und Medizin 2012 – 2016 11<br />

Mit der verstärkten Förderung der translationalen Medizin<br />

und der «Investigator-Driven Clinical Research»,<br />

der Unterstützung von Longitudinalstudien und Anreizen<br />

für die Vernetzung von Biobanken setzt der SNF<br />

mit insgesamt 204 Mio. CHF einen weiteren Schwerpunkt<br />

im Bereich der biomedizinischen Forschung (zusätzlich<br />

zur Standard-, Projekt- und Karriereförderung).<br />

Der SNF hat sich in den letzten Jahren an Anstrengungen<br />

beteiligt, die klinische Forschung in der Schweiz<br />

auf ein international kompetitives Niveau zu bringen.<br />

Mit der Unterstützung von Kohorten, der Schaffung<br />

und Vernetzung von Clinical Trial Units (CTU) und dem<br />

Spezialprogramm Universitäre Medizin (SPUM) wurden<br />

wichtige Infrastrukturen aufgebaut und Initiativen<br />

gestartet. Eine wichtige Herausforderung in den<br />

nächsten Jahren besteht <strong>des</strong>halb darin, diese Instrumente<br />

wo nötig auszubauen, weiter zu optimieren und<br />

gegenseitig aufeinander abzustimmen.<br />

Der Optimierungsbedarf zeigt sich insbesondere in der<br />

Übertragung der Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung<br />

in die medizinische Forschung, dem Aufbau<br />

eines klinischen Forschungsnachwuchses und der<br />

Unterstützung von klinischen Studien. Auf der Basis<br />

bestehender nationaler und internationaler Initiativen,<br />

11<br />

Themen der Abteilung III (Biologie und Medizin). Anmerkung: Daneben können auch in<br />

der Abteilung I (Geistes- und Sozialwissenschaften) und der Abteilung II (Mathematik,<br />

Natur- und Ingenieurwissenschaften) Projekte eingereicht werden, die zum Gebiet der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung im weiteren Sinne gerechnet werden können (vgl. auch Ausführungen<br />

zur <strong>Gesundheit</strong>sforschung an den Hochschulen der Schweiz). Insbesondere<br />

Public-Health-Forschung ist häufig interdisziplinäre Forschung an den Schnittstellen verschiedener<br />

Abteilungen.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 33


5. Akteure und Schnittstellen<br />

der Ergebnisse nationaler Workshops und in Ergänzung<br />

zu seinen bisherigen Förderinitiativen möchte<br />

der SNF in der kommenden Mehrjahresperiode für den<br />

Bereich «Medizinische Forschung» mehrere Massnahmen<br />

umsetzen:<br />

• Die Einzelprojektförderung bleibt Grundlage und<br />

Ausgangspunkt weiterer Förderungsinitiativen. Sie<br />

wird insbesondere auf die optimale finanzielle Unterstützung<br />

von qualitativ sehr hochstehenden Projekten<br />

ausgerichtet und soll gleichzeitig vermehrt<br />

Einstiegschancen für Erstgesuchstellende bieten.<br />

• Die translationale Forschung versucht, Forschungsfragen<br />

in enger Zusammenarbeit von Grundlagenforschung<br />

und Klinik anzugehen. Der gegenseitige<br />

Austausch dieser Forschungsfelder ist zentral<br />

für das Aufgreifen neuer Fragestellungen in der<br />

Grundlagen forschung, gleichzeitig aber auch von<br />

unschätz barem Wert bei der Überführung von Erkenntnissen<br />

aus der Grundlagenforschung in medizinisch<br />

relevante Anwendungen. Auch in der<br />

kommenden Beitragsperiode soll der translationalen<br />

medizinischen Forschung besonderes Gewicht<br />

zugemessen werden. In Fortsetzung <strong>des</strong> SPUM<br />

sollen ohne thematische Vorgaben multizentrische,<br />

mehrjährige Studien für den Wissenstransfer von<br />

der Grundlagenforschung in die medizinische Forschung<br />

unterstützt werden.<br />

• Investigator-Driven Clinical Research (IDCR) bezeichnet<br />

klinische Forschungsprojekte, die durch<br />

Forschende initiiert und durchgeführt werden. Im<br />

Unterschied zu den von Unternehmen gesponserten,<br />

meist unter der Leitung profes sioneller Clinical<br />

Research Organizations (CRO) durchgeführten<br />

Studien, kann sich IDCR auch diagnostischen oder<br />

therapeutischen Innovationen widmen, die für die<br />

kommerzielle Forschung nicht interessant sind oder<br />

kommerziellen Interessen zuwiderlaufen. IDCR ist<br />

ein wichtiger Teil der patientenorientierten klinischen<br />

Forschung und Voraussetzung für eine kontinuierliche<br />

Verbesserung der Medizin. Für multizentrisch<br />

angelegte klinische Studien von grösseren<br />

Konsortien, die bis anhin aufgrund ihrer hohen Kosten<br />

in den seltensten Fällen durch den SNF kostendeckend<br />

gefördert werden konnten, wird neu ein<br />

Budget ausserhalb der freien Projektförderung bereitgestellt.<br />

Kleinere klinische Forschungsprojekte<br />

werden weiterhin über die Einzelprojektförderung<br />

eingereicht. In den Jahren 2012 bis 2016 sollen<br />

mehrere klinische Studien ohne Beteiligung der<br />

Pharma industrie durch den SNF unterstützt werden.<br />

Die finanziellen Zusprachen <strong>des</strong> SNF können<br />

durch nicht-profitorientierte Beiträge der Pharmaindustrie<br />

oder mit Beiträgen von Bun<strong>des</strong>behörden<br />

aufgestockt werden.<br />

• Um die nachhaltige Etablierung von Karrieren in der<br />

medizinischen Forschung zusätzlich zu unterstützen,<br />

will der SNF die partielle Freistellung klinisch tätiger<br />

Forschender («Protected Time») einführen. Mit<br />

dieser Massnahme können Projektleitende, aber<br />

auch Projektmitarbeitende einen Teil ihrer Arbeitszeit<br />

für Forschung reservieren. Der SNF finanziert<br />

15 Prozent, sofern der Arbeitgeber mit weiteren<br />

15 Prozent eine partielle Freistellung von insgesamt<br />

30 Prozent garantiert. In den speziellen Förderlinien<br />

für die translationale und klinische Forschung sind<br />

diese «Protected Time»-Beiträge bereits integriert.<br />

• In der <strong>Gesundheit</strong>sforschung (Pflege- und Therapiewissenschaften)<br />

lassen sich in Bezug auf den theoretischen<br />

Referenzrahmen und die Methodologie<br />

verschiedene Forschungsansätze unterscheiden:<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung mit sozial- und geisteswissenschaftlicher<br />

Ausrichtung sowie klinisch-medizinische<br />

Forschung. Im Unterschied zu anderen Ländern<br />

ist die Forschung über <strong>Gesundheit</strong>sberufe in<br />

der Schweiz erst seit einigen Jahren an den Hochschulen<br />

institutionalisiert. Sie ist dabei, sich als eigenständige<br />

Disziplin zu entwickeln und sich von<br />

der medizinischen Forschung zu emanzipieren. Ein<br />

Ziel <strong>des</strong> SNF in der kommenden Mehrjahresperiode<br />

ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Forschung in<br />

den zwei genannten Bereichen bei der Vergabe von<br />

kompetitiven Förderungsmitteln zu verbessern. Er<br />

wird <strong>des</strong>halb verstärkt darauf achten, Gesuche aus<br />

beiden Bereichen adäquat zu evaluieren.<br />

• Der SNF will die Unterstützung von Forschungsinfrastrukturen<br />

zugunsten der biomedizinischen<br />

Forschung – abgestimmt auf seine übrigen Massnahmen<br />

in diesem Bereich – fortsetzen und ausbauen.<br />

Die Förderung der bestehenden Kohortenstudien,<br />

die der Erfassung und Auswertung<br />

spezifischer Krankheitsdaten über einen langen<br />

Zeitraum hinweg dienen, wird er fortsetzen, sofern<br />

die verlangten Qualitätsstandards erreicht werden.<br />

Mit dieser Förderung schafft der SNF eine national<br />

und international stark vernetzte Datenbasis von<br />

hohem Nutzen für Forschung und Gesellschaft. In<br />

diesem Sinne möchte er dieses Konzept spätestens<br />

ab 2014 auf Longitudinalstudien mit humanen und<br />

34 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Abb. 5.1<br />

Finanzübersicht 2012 – 2016 <strong>des</strong> SNF, gemäss Mehrjahresprogramm, in Mio. CHF<br />

Finanzübersicht gemäss SNF­Mehrjahresprogramm 2012 – 2016 2012 <strong>2013</strong> 2014 2015 2016<br />

Projektförderung Abteilung Biologie und Medizin 138 152 161 169 178<br />

Investigator-Driven Clinical Research – 8 8 8 8<br />

Freistellung von Medizinerinnen und Medizinern für klinische Forschung – 4.2 4.2 4.2 4.2<br />

Karriereförderung im biomedizinischen Bereich<br />

(inkl. Stipendien, Ambizione, Ambizione_SCORE, Ambizione_PROSPER, MD-PhD, MHV,<br />

SNF-Förderprofessuren 54 67.6 70.1 72.2 72.7<br />

Translationale Medizin (inkl. Servicekosten an CTU) 10 10 10 20 20<br />

Bestehende Kohorten 12 13.4 16.6 10 10 10<br />

Neue Longitudinalstudien – – 6 6 6<br />

Biobanken 0.7 1.4 1.4 1.4 1.4<br />

Clinical Trial Units (CTU) 0.7 – – – –<br />

Quelle: SNF-Mehrjahresprogramm 2012–2016 (vgl. www.snf.ch)<br />

nicht-humanen Populationen erweitern. Zudem beabsichtigt<br />

er, ab 2012 breit vernetzte und allgemein<br />

zugängliche Biobanken zu fördern, indem er Beiträge<br />

für «Data Linkage» gewährt. Solche Biobanken<br />

müssen einem definierten Forschungsziel dienen<br />

und von einem Konsortium getragen werden. Der<br />

SNF ist bereit, sein finanzielles Engagement bis<br />

2016 auf rund 18 Mio. CHF jährlich zu erhöhen. Da<br />

Longitudinalstudien und Biobanken auch der Qualitätssicherung<br />

in der medizinischen Forschung<br />

und der Datenvernetzung und -transparenz dienen,<br />

geht der SNF davon aus, dass von öffentlicher oder<br />

privater Seite zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt<br />

werden. Die in der aktuellen Beitragsperiode<br />

gewährte Anschub finanzierung für den Aufbau von<br />

Clinical Trial Units (CTU) wird der SNF gestützt auf<br />

eine Evaluation differenziert auslaufen lassen und<br />

sukzessive durch eine Abgeltung der Servicekosten<br />

über die Projektbeiträge ersetzen.<br />

Der SNF zählt auf die Zusammenarbeit mit Forschenden<br />

und weiteren Forschungsförderern. Im Mehrjahresprogramm<br />

2012 – 2016 sieht er im Bereich Bio-<br />

12<br />

Acht laufende Kohortenstudien und Hauptgesuchsteller: Cardiovascular diseases and<br />

psychiatric disorders in the general population: a prospective follow-up study (PsyCo-<br />

Laus, Preisig); The Swiss Venous Thromboembolism Cohort 65+ (SwiTo-65+, Aujesky);<br />

Cohort study on substance use risk factors (C-SURF, Gmel); The Swiss National Cohort:<br />

a platform for longitudinal research in Switzerland (SNC, Gutzwiller); Swiss Cohort<br />

Study on Air Pollution and Lung and Heart Diseases in Adults (SAPALDIA, Rochat); Swiss<br />

transplant cohort study (STCS, Steiger); Swiss inflammatory bowel disease cohort study<br />

(SIBDCS, Rogler); Swiss HIV Cohort Study (SHCS, Francioli).<br />

medizin Förderinitiativen vor, die auch der Qualitätssicherung<br />

in der medizinischen Forschung und der<br />

Datenvernetzung und -transparenz dienen. Er geht davon<br />

aus, dass seine Initiativen von öffentlicher und privater<br />

Seite mitgetragen werden. Je geringer die Beiträge<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> in den Jahren <strong>2013</strong> – 2016 ausfallen,<br />

umso mehr wird der SNF für die Umsetzung dieser im<br />

öffentlichen Interesse stehenden Förderaktivitäten auf<br />

die Zusammenarbeit mit Bun<strong>des</strong>behörden und privaten<br />

Organisationen angewiesen sein.<br />

Förderung der <strong>Gesundheit</strong>sforschung durch<br />

Nationale Forschungsprogramme (NFP) und<br />

Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) 12<br />

Die Programme <strong>des</strong> SNF sind Förderungsgefässe,<br />

bei denen thematische oder konzeptionell-organisatorische<br />

Rahmenbedingungen vorgegeben sind. Sie<br />

sind durch Forschende oder ihre Heiminstitutionen angeregt<br />

und durch die Politik eingerichtet worden. 13<br />

Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) leisten<br />

wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Lösung<br />

dringender Probleme von nationaler Bedeutung. Die<br />

Themen werden vom Bun<strong>des</strong>rat vorgegeben. Die<br />

13<br />

Durch Auswahl aus einer Reihe von Vorschlägen, die im Rahmen von offenen Ausschreibungsverfahren<br />

eingereicht wurden<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 35


5. Akteure und Schnittstellen<br />

Aus einandersetzung mit wichtigen Gegenwartsproblemen<br />

erfordert meist interdisziplinäre Forschungsansätze<br />

und einen direkten Bezug der Forschenden<br />

zur Praxis. NFP dauern vier bis fünf Jahre. Sie sind mit<br />

5 bis 20 Mio. CHF dotiert. Die NFP zeichnen sich<br />

durch folgende Merkmale aus: Sie sind problemorientiert;<br />

sie haben eine inter- und transdiziplinäre<br />

Ausrichtung; in ihnen werden einzelne Forschungsprojekte<br />

und -gruppen im Hinblick auf ein definiertes<br />

Gesamtziel hin koordiniert. Der Wissenstransfer der<br />

Resultate (Forschung-Praxis) hat dabei einen hohen<br />

Stellenwert.<br />

In der Periode seit 2008 sind folgende NFP für den<br />

<strong>Gesundheit</strong>sbereich relevant:<br />

• NFP 50 «Hormonaktive Stoffe: Bedeutung für<br />

Menschen, Tiere und Ökosysteme» (2002 – 2008)<br />

• NFP 53 «Muskuloskelettale <strong>Gesundheit</strong> –<br />

Chronische Schmerzen» (2004 – 2009)<br />

• NFP 57 «Nichtionisierende Strahlung – Umwelt<br />

und <strong>Gesundheit</strong>» (2006 – 2009)<br />

• NFP 59 «Nutzen und Risiken der Freisetzung<br />

gentechnisch veränderter Pflanzen» (seit 2009)<br />

• NFP 63 «Stammzellen und regenerative Medizin»<br />

(seit 2009)<br />

• NFP 64 «Chancen und Risiken von<br />

Nanomaterialien» (seit 2010)<br />

• NFP 67 «Lebensende» (seit 2011, vgl. Kapitel 3.3)<br />

• NFP 69 «Gesunde Ernährung und<br />

nachhaltige Lebensmittelproduktion»<br />

(seit 2011, vgl. Kapitel 3.4)<br />

Die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) oder<br />

National Centres of Competence in Research (NCCR)<br />

fördern langfristig angelegte Forschungsvorhaben zu<br />

Themen von strategischer Bedeutung für die Zukunft<br />

der schweizerischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Das Management der NFS ist jeweils an<br />

einer Hochschule oder einer anderen profilierten Forschungsinstitution<br />

ange siedelt.<br />

Nebst den Forschungsgruppen dieser Heiminstitution<br />

verfügt ein NFS auch über ein Netzwerk, in das weitere<br />

Teams aus der ganzen Schweiz eingebunden sind.<br />

Drei Hauptaspekte prägen die NFS: exzellente und international<br />

sichtbare Forschung, Wissens- und Technologietransfer<br />

sowie Ausbildung und Frauenförderung.<br />

Zudem sollen die NFS zur besseren Strukturierung der<br />

schweizerischen Forschungslandschaft beitragen.<br />

Die Bun<strong>des</strong>beiträge an die NFS werden vom Par lament<br />

bestimmt (z.B. 2010 45 Mio. CHF). Zusätzlich werden<br />

sie durch Eigenmittel der Hochschulen und durch Drittmittel<br />

finanziert. Das seit 2001 bestehende Instrument<br />

umfasst zurzeit 27 NFS.<br />

In der Periode seit 2008 sind folgende NFS für den<br />

<strong>Gesundheit</strong>sbereich relevant:<br />

• CO-ME – Computergestützte und bildgeführte<br />

medizinische Eingriffe<br />

• Genetics – Grenzen in der Genetik – Gene,<br />

Chromosomen und Entwicklung<br />

• Molekulare Onkologie – Von der Grundlagenforschung<br />

bis zur therapeutischen Anwendung<br />

• Neuro – Plastizität und Reparatur <strong>des</strong><br />

Nerven systems<br />

• Strukturbiologie – Molekulare Lebenswissenschaften:<br />

Dreidimensionale Struktur, Faltung und<br />

Interaktionen<br />

• Chemische Biologie – Biologische Prozesse<br />

mittels chemischer Verfahren visualisieren und<br />

kontrollieren<br />

• Kidney.CH / Nieren – Kontrolle der Homöostase<br />

durch die Nieren<br />

• SYNAPSY – Synaptische Grundlagen psychischer<br />

Krankheiten<br />

• TransCure – Von der Transportphysiologie zu<br />

therapeutischen Ansätzen<br />

Fonds für Forschung zu globalen Fragen in<br />

und mit Entwicklungs­ und Schwellenländern<br />

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit<br />

(DEZA) und der SNF schaffen ab 2012 gemeinsam<br />

einen Fonds für Forschung zu globalen Fragen («Global<br />

Issues») in und mit Entwicklungs- und Schwellenländern.<br />

Für acht Jahre ist der Fonds mit rund 100 Mio.<br />

CHF dotiert.<br />

Der neu errichtete Fonds will mit wissenschaftlich<br />

exzellenter, partnerschaftlicher, interdisziplinärer und<br />

transdisziplinärer Forschung in und mit Entwicklungsund<br />

Schwellenländern in Afrika, Asien und Lateinamerika<br />

Erkenntnisse und innovative Lösungs ansätze<br />

entwickeln und diese für eine globale nachhaltige<br />

Entwicklung in armen Ländern nutzbar machen. Das<br />

neue Förderungsinstrument besteht aus einem Mo dul<br />

mit vorgegebenen thematischen Schwerpunkten und<br />

36 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


einem zweiten Modul, bei dem die Themen der Projekte<br />

von den Forschenden frei gewählt werden<br />

können.<br />

Mit dem Ziel, die nachhaltige globale Entwicklung zur<br />

Reduktion der Armut und zur Erhaltung globaler öffentlicher<br />

Güter in Entwicklungsländern zu fördern, hat die<br />

DEZA folgende fünf Forschungs themen festgelegt:<br />

• Armutsreduktion durch Beschäftigung sowie durch<br />

günstige gesellschaftliche und staatliche Rahmenbedingungen<br />

• Ursachen und Lösungsmechanismen für gesellschaftliche<br />

Konflikte unter schwachen staatlichen<br />

Institutionen<br />

• Landwirtschaftliche Produktionssysteme und Ernährungssicherheit<br />

• Nachhaltige Nutzung von Ökosystemen<br />

• Versorgungssysteme und Finanzierungsmechanismen<br />

im <strong>Gesundheit</strong>sbereich<br />

Pro Thema stehen für Forschung, wissenschaftliche<br />

Synthesen und Umsetzungsarbeiten jährlich rund<br />

2.2 Mio. CHF zur Verfügung. Damit können für je<strong>des</strong><br />

Thema mehrere Verbundprojekte realisiert werden. Für<br />

die thematisch freie Forschung werden ebenfalls rund<br />

2.2 Mio. CHF pro Jahr bereitgestellt. Die DEZA wird<br />

die bisherigen Mittel für Nord-Süd-Forschung bündeln<br />

und in den neuen Fonds investieren. Sie steuert rund<br />

drei Viertel <strong>des</strong> gesamten Finanzvolumens in der Höhe<br />

von 100 Mio. CHF für acht Jahre bei, der SNF rund<br />

einen Viertel.<br />

5.5 Die Kommission für Technologie<br />

und Innovation (KTI)<br />

Die KTI ist die Förderagentur <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> für forschungsbasierte<br />

Innovationen. Sie fördert den Wissens-<br />

und Technologietransfer zwischen Unternehmen<br />

und Hochschulen. Die Fördergelder <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> fliessen<br />

ausschliesslich an die Hochschulen. Unternehmen<br />

erarbeiten gemeinsam mit den Hochschulen neues<br />

Wissen für Produkte und Dienstleistungen und setzen<br />

dieses im Markt um. Ausschlaggebend für die Förderung<br />

sind der innovative Gehalt und die Aussicht auf<br />

eine erfolgreiche Umsetzung im Markt, die nachweisbare<br />

Wissenschaftlichkeit und schliesslich die Qualität<br />

<strong>des</strong> Projektteams. In Einzelfällen werden Projekte von<br />

Hochschulpartnern mit nicht gewinnorientierten Um-<br />

setzungspartnern, etwa in der öffentlichen <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

(z. B. Spitäler), gefördert.<br />

Ferner verhilft die KTI in Form eines Qualifikationsverfahrens<br />

Startup-Unternehmen zum Erfolg und<br />

betreibt thematische Netzwerke im Support von<br />

Wissenschafts- und Technologie-Transfer (WTT),<br />

um die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und<br />

öffent licher Forschung zu intensivieren. Innovativen<br />

Schweizer Unternehmen und Forschenden sollen<br />

zudem Entwicklungschancen durch den Zugang zu<br />

internationalen Programmen und Netzwerken, wie<br />

zum Beispiel EUREKA, ERANet und EU-FP7 oder den<br />

Europäischen Technologieplattformen (ETP) geboten<br />

werden (vgl. auch Kapitel 5.9 zur internationalen<br />

Zusammenarbeit).<br />

Die Unternehmen profitieren in zweierlei Hinsicht: von<br />

den Projektresultaten und vom Nachwuchs an marktorientiert<br />

ausgebildetem Kader für Forschung und Entwicklung<br />

(F&E). Insbesondere KMU mit begrenzten<br />

Forschungsressourcen können F&E-Leistungen und<br />

-Infrastrukturen der Hochschulen nutzen, um ihre eigenen<br />

Innova tionen rascher zu realisieren.<br />

Aktuelle Beschlüsse <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates werden bei der<br />

Projektförderung berücksichtigt.<br />

Projektgesuche werden nach dem Bottom-up-Prinzip<br />

eingereicht. Dies ist jederzeit möglich. Die KTI unterstützt<br />

innovative Projekte aus allen wissenschaftlichen<br />

Disziplinen und teilt eingehende Projekte aus organisatorischen<br />

Gründen in verschiedene Förderbereiche<br />

ein. Die Gesuche werden durch die KTI-Expertinnen<br />

und -Experten der Förderbereiche begutachtet und in<br />

monatlichen Evaluationssitzungen diskutiert. In Kommissionssitzungen<br />

der KTI wird anschliessend auf Antrag<br />

der Experten hin entschieden. Details zur KTI und<br />

zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten finden sich<br />

unter: www.kti.admin.ch.<br />

Von den bewilligten Gesuchen in den Jahren 2008<br />

bis 2010 können rund 20 Prozent zur <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

gezählt werden. 2008 wurden Projekte zu <strong>Gesundheit</strong>sthemen<br />

mit 21 Mio. CHF unterstützt, im Jahr<br />

2010 mit 18 Mio. CHF.<br />

Im Förderbereich Life Sciences handelt es sich um<br />

Projekte in den Bereichen Lebensmittel, Medizin oder<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 37


5. Akteure und Schnittstellen<br />

Biotechnologie. Die Bereiche Mikro- und Nanotechnologie,<br />

die Ingenieurwissenschaften sowie der Förderbereich<br />

«Enabling Sciences» sind in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

ebenfalls tangiert. Insbesondere bei den<br />

«Enabling Sciences» werden Projektgesuche aus dem<br />

Bereich der Pflegeforschung evaluiert.<br />

Die Schweiz gehört seit Jahren weltweit zu den Staaten<br />

mit höchster Innovationsleistung.<br />

5.6 Die Akademien der Wissen schaften<br />

Schweiz<br />

Das Forschungsgesetz bezeichnet die Akademien<br />

in Art. 5 als Institutionen der Forschungsförderung,<br />

gleich wie den Schweizerischen Nationalfonds (SNF).<br />

Die Akademien verstehen dabei ihre Aufgabe als komplementär<br />

zu jener <strong>des</strong> SNF: Während der SNF die<br />

Forschung primär durch die Vergabe substanzieller<br />

finanzieller Mittel fördert (vgl. Kapitel 5.4), begleiten<br />

und ebnen die Akademien die Entwicklung weniger<br />

unterstützter Forschungsbereiche, weisen auf Lücken<br />

hin und initiieren spezifische Projekte.<br />

Einem offenen und pluralistischen Wissenschaftsverständnis<br />

verpflichtet, vertreten die vier Akademien der<br />

Schweiz die Wissenschaften in ihrer ganzen Breite. In<br />

ihrer inter- und transdisziplinären Orientierung binden<br />

sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Expertinnen<br />

und Experten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung<br />

sowie interessierte Laien in ihre Arbeit ein. Zum<br />

Verbund gehören zudem die beiden Kompetenzzentren<br />

TA-SWISS sowie Science et Cité.<br />

Die vier Akademien und die beiden Kompetenzzentren<br />

bearbeiten im Verbund Akademien der Wissenschaften<br />

Schweiz – www.akademien-schweiz.ch – gemäss<br />

Forschungsgesetz folgende Aufgaben:<br />

• Früherkennung und Kommunikation gesellschaftlich<br />

relevanter Entwicklungen im Bereich Bildung, Forschung<br />

und Technologie sowie ihrer wesentlichen<br />

Konsequenzen<br />

• Wahrnehmung ethisch begründeter Verantwortung<br />

in Gewinnung und Anwendung wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse<br />

• Pflege <strong>des</strong> partnerschaftlichen Dialoges zwischen<br />

Wissenschaft und Gesellschaft mit dem Ziel, das<br />

gegenseitige Verständnis zu fördern<br />

Im Bereich <strong>Gesundheit</strong> und <strong>Gesundheit</strong>sforschung beschäftigte<br />

sich der Akademienverbund in der Periode<br />

2008 – 2011 im Rahmen <strong>des</strong> Schwerpunktthemas «Medizin<br />

im Umbruch» mit folgenden Projekten:<br />

• eHealth: Empfehlungen zur Umsetzung in der<br />

Schweiz<br />

• Wandel der Berufsbilder im <strong>Gesundheit</strong>swesen:<br />

Be richt und Tagung<br />

• Bedeutung von Medical Humanities in der<br />

Medizin: Workshops und Bericht<br />

• Nachhaltiges <strong>Gesundheit</strong>ssystem: Studie,<br />

Posi tions papier, Publifocus<br />

• Human Enhancement: TA-SWISS-Studie, Studie<br />

«Neuro-Enhancement», Positionspapier<br />

• Soziokulturelle Bedingtheit von <strong>Gesundheit</strong> und<br />

Krankheit: Tagungen, Publikationen<br />

• Ökonomisierung der Medizin: Tagungen,<br />

Publikationen<br />

Das Thema «Medizin im Umbruch» wird auch in der<br />

Periode 2012 – 2016 einen der nunmehr vier Schwerpunkte<br />

bilden, welche der Verbund bearbeiten wird.<br />

Die bisherigen Projekte werden mehrheitlich weitergeführt.<br />

Die vier Akademien und die Kompetenz zentren haben<br />

im Bereich <strong>Gesundheit</strong> bzw. <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

auch jeweils selbst Projekte realisiert und werden dies<br />

auch in Zukunft tun.<br />

Mit ihren beiden Hauptprogrammen «Medizin und<br />

Gesellschaft» und «Medizinische Wissenschaft und<br />

Praxis» setzt die Schweizerische Akademie der Medizinischen<br />

Wissenschaften (SAMW) – www.samw.ch –<br />

folgende Schwerpunkte:<br />

• Klärung ethischer Fragen im Zusammenhang mit<br />

medizinischen Entwicklungen und deren Auswirkungen<br />

auf die Gesellschaft<br />

• umfassende Reflexion über die Zukunft der Medizin<br />

• Engagement in der Hochschul-, Wissenschafts- und<br />

Bildungspolitik, verbunden mit einer Experten- bzw.<br />

Beratungstätigkeit zuhanden von Politik und Behörden<br />

• Förderung <strong>des</strong> wissenschaftlichen Nachwuchses,<br />

insbesondere in der klinischen Forschung<br />

• Unterstützung der hohen Forschungsqualität in der<br />

biomedizinischen und klinischen Forschung<br />

• Verbindung der wissenschaftlichen Medizin mit der<br />

Praxis<br />

38 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Die SAMW ist bei den meisten <strong>Gesundheit</strong>sprojekten<br />

<strong>des</strong> Verbun<strong>des</strong> federführend beteiligt. Daneben setzt<br />

sie sich mittels Ausarbeitung von Stellungnahmen bzw.<br />

Positionspapieren, Erteilung von Studien aufträgen sowie<br />

Organisation von Tagungen mit folgenden Themen<br />

auseinander:<br />

• Medizin als Wissenschaft<br />

• Hochspezialisierte klinische Forschung<br />

• Translationale Forschung<br />

• Swiss Clinical Trial Organisation (SCTO)<br />

• Klinische Forschung in der Pädiatrie<br />

• Biobanken<br />

• Umsetzung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes über die<br />

Forschung am Menschen<br />

• Wissenschaftliche Integrität<br />

Ausserdem gewährt die SAMW in ausgewählten Bereichen<br />

(Grundversorgung, Medizinische Ethik, Neurosciences)<br />

zahlreichen Forschungsprojekten finanzielle<br />

Unterstützung, und zwar in der Grössenordnung von<br />

rund 600 000 CHF bis 700 000 CHF pro Jahr.<br />

Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz<br />

(SCNAT) – www.scnat.ch – vereint als Dachorganisation<br />

von 46 nationalen Fachgesellschaften die Naturwissenschaftlerinnen<br />

und Naturwissenschaftler der<br />

Schweiz. In vier disziplinär ausgerichteten Plattformen<br />

(Biology; Chemistry; Geosciences; Mathematics,<br />

Astro nomy and Physics) arbeiten Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler für die langfristige Entwicklung<br />

der Naturwissenschaften. Zwei weitere Plattformen<br />

stehen im Zeichen <strong>des</strong> Dialogs mit Gesellschaft<br />

und Politik (Platform Science and Policy) bzw. der regionalen<br />

Verankerung der Naturwissenschaften (Plattform<br />

Naturwissenschaften und Region). In ihren thematischen<br />

Schwerpunkten (Ressourcen-Rohstoffe,<br />

Ernährung, Lebensraum Schweiz, Biodiversität, Klima,<br />

Energie, Genforschung, Forschungszusammenarbeit<br />

Nord-Süd) greift die SCNAT regelmässig gesundheitsrelevante<br />

Themen auf. Über die Plattform «Biologie»<br />

sind verschiedene Gesellschaften vereint, die im Bereich<br />

<strong>Gesundheit</strong> und <strong>Gesundheit</strong>sforschung tätig sind<br />

(Gesellschaft für Anatomie, Histologie und Embryologie;<br />

Gesellschaft für Biochemie, Gesellschaft für<br />

Ernährung, Gesellschaft für Mikrobiologie u. a.). Die<br />

Gesellschaften werden von der SCNAT mit Beiträgen<br />

für Projekte in folgenden Bereichen unterstützt: Früherkennung<br />

und Kommunikation gesellschaftlich relevanter<br />

Themen in Bildung, Forschung und Technologie;<br />

ethische Verantwortung; Dialog mit der Gesellschaft<br />

und Nachwuchsförderung.<br />

Die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

(SAGW) – www.sagw.ch – befasst<br />

sich, in enger Zusammenarbeit mit der SAMW, mit<br />

zwei Schwerpunktthemen in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung:<br />

«Medical Humanities» sowie «Soziokulturelle<br />

Bedingtheit von Krankheit und <strong>Gesundheit</strong>». Im<br />

Bereich der «Medical Humanities» wurden zu den<br />

Themen «La médecine comme science culturelle – les<br />

sciences culturelles de la médecine» und «Médecine et<br />

sciences humaines. Sciences humaines en médecine:<br />

formation et collaboration» je ein gut besuchtes Kolloquium<br />

durchgeführt und deren Unterlagen publiziert.<br />

Dabei zeigten sich zwei Schwierigkeiten: Stark wissenschaftssoziologisch<br />

und wissenschaftshistorisch<br />

orientiert, bedienten diese beiden Ver anstaltungen die<br />

praktischen Interessen der Mediziner erstens nur bedingt.<br />

Zweitens zeigte sich, dass sich ausserhalb der<br />

«Science and Technology Studies (STS)» nur wenige<br />

Geistes- und Sozialwissenschaftler mit <strong>Gesundheit</strong><br />

und Medizin befassen bzw. dass diejenigen, die sich<br />

mit diesen Fragen befassen, im Rahmen von medizinisch<br />

geleiteten Projekten, vornehmlich im Bereich der<br />

Sozial- und Präventivmedizin, tätig sind.<br />

Im Jahr 2011 hat die SAGW eine Studie zum Stand der<br />

«genuinen» sozialwissenschaftlichen Forschung im<br />

Bereich <strong>Gesundheit</strong> in der Schweiz in Auftrag gegeben,<br />

deren Ergebnisse noch im gleichen Jahr vorliegen<br />

sollten. Untersucht wird der Grad der Institutionalisierung<br />

in Forschung und Lehre sowie die in den letzten<br />

fünf Jahren bearbeiteten Themenfelder. Gestützt auf<br />

diese Standortbestimmung will die SAGW in den<br />

Jahren <strong>2013</strong> bis 2016 Massnahmen zur Förderung<br />

und Stärkung dieses Forschungsbereichs in die Wege<br />

leiten.<br />

Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften<br />

(SATW) – www.satw.ch – vertritt als natio nale<br />

Akademie die Technikwissenschaften in der Schweiz<br />

und im Ausland und berät Politik und Gesellschaft in<br />

technikbezogenen Zukunftsfragen. Sie vereinigt, nebst<br />

den Einzelmitgliedern, auch Institutionen und Fachgesellschaften<br />

in der Schweiz, die in den technischen Wissenschaften,<br />

deren Anwendung und deren Förderung<br />

tätig sind. Die SATW verfügt über eine Themenplattform<br />

«Medizinische Technik» (Medizintechnik, Medizin infor-<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 39


5. Akteure und Schnittstellen<br />

matik, <strong>Gesundheit</strong>stechnologien) und ist daneben auf<br />

anderen Themenplattformen mit Fragen der eHealth,<br />

<strong>des</strong> Tissue Engineering und der gesundheitlichen Folgen<br />

der Entwicklungen in der Lebensmittel-Technologie aktiv.<br />

Sie hat in den vergangenen Jahren die Entwicklung<br />

dieser Bereiche intensiv verfolgt und kommentiert. Zudem<br />

greift sie regelmässig Themen an der Schnittstelle<br />

von <strong>Gesundheit</strong> und Technik auf; so führte sie zum Beispiel<br />

im Jahr 2011 ein Transferkolleg zum Thema «Microand<br />

Nanotechnologies for Health» durch.<br />

Die Technologiefolgen-Abschätzung (TA) ist eine im<br />

Forschungsgesetz verankerte Aufgabe. Sie obliegt seit<br />

2007 den Akademien der Wissenschaften Schweiz.<br />

In der Folge wurde das Zentrum für Technologiefolgen-<br />

Abschätzung (TA-SWISS) – www.ta-swiss.ch – per<br />

1. Januar 2008 zu einem Kompetenzzentrum der Akademien<br />

der Wissenschaften Schweiz. Technolo giefolgen-Abschätzung,<br />

die TA-SWISS seit 1992 betreibt,<br />

dient dazu, möglichst frühzeitig die Folgen neuer<br />

Technologien zu erkennen. Die aus den TA-Projekten<br />

resultierenden Empfehlungen dienen Parlament und<br />

Bun<strong>des</strong>rat als Hilfsmittel bei Entscheidungen – besonders<br />

auch bei kontrovers diskutierten Technologiethemen.<br />

Darüber hinaus werden die Projektresultate interessierten<br />

Politikerinnen und Politikern, Fachleuten<br />

aus Wissenschaft und Verwaltung sowie den Medien<br />

und interessierten Bürgerinnen und Bürgern kommuniziert.<br />

Einer der Schwerpunktbereiche von TA-SWISS ist «Biotechnologie<br />

und Medizin». In diesem Bereich wurden<br />

in den vergangenen Jahren die folgenden Studien bzw.<br />

Projekte durchgeführt:<br />

• Anti-Aging-Medizin – Mythos und Chancen<br />

• Publifocus «eHealth»<br />

• Human Enhancement<br />

5.7 Andere Bun<strong>des</strong>stellen<br />

<strong>Ressortforschung</strong> im Bereich <strong>Gesundheit</strong> wird – nebst<br />

derjenigen <strong>des</strong> BAG – auch von anderen Bun<strong>des</strong> stellen<br />

betrieben. Die wichtigsten Schnitt- und Nahtstellen<br />

zwischen diesen Partnern werden aufgeführt. Auf das<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS), das Schweizerische<br />

<strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan), das Staatssekretariat<br />

für Bildung und Forschung (SBF) und den Tabakpräventionsfonds<br />

(TPF) wird wegen ihrer besonderen<br />

Rollen ausführlicher eingegangen, wobei das Obsan<br />

keine eigentliche Bun<strong>des</strong>stelle ist. Es wird von Bund<br />

und Kantonen gemeinsam getragen und ist administrativ<br />

Teil <strong>des</strong> BFS.<br />

<strong>Ressortforschung</strong>sschnittstellen <strong>des</strong> BAG<br />

zu anderen Bun<strong>des</strong>ämtern<br />

Durch die Vielfalt der im Zuständigkeitsbereich <strong>des</strong> BAG<br />

liegenden Themen ergeben sich zahlreiche Schnitt- bzw.<br />

Nahtstellen mit anderen Bun<strong>des</strong>ämtern. In Abbildung<br />

5.2 werden die wichtigsten Schnittstellen <strong>des</strong> BAG aufgeführt<br />

und beschrieben. Das Spektrum der Zusammenarbeit<br />

reicht von periodischem Informationsaustausch<br />

bis zu enger Zusammenarbeit mit gemeinsamer<br />

Planung und Finanzierung von Projekten.<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS)<br />

Um dem Informationsbedarf der Gesellschaft gerecht zu<br />

werden, hat das System der Bun<strong>des</strong>statistik verschiedene<br />

Anforderungen zu erfüllen. Es soll aussagekräftig<br />

und konsistent sein, Doppelspurigkeiten vermeiden sowie<br />

regional und international vergleichbare Werte liefern.<br />

Zudem soll es Querschnittanalysen ermöglichen,<br />

welche die Zusammenhänge zwischen verschiedenen<br />

Entwicklungen beschreiben und analysieren. Das System<br />

der Bun<strong>des</strong>statistik hat offen und flexibel für Veränderungen<br />

zu sein, um den, sich im Zuge <strong>des</strong> wirtschaftlichen,<br />

sozialen und politischen Wandels ändernden<br />

Informationsbedürfnissen der Gesellschaft zeitgerecht<br />

genügen zu können. Dies stellt für alle Mitarbeitenden<br />

im BFS eine grosse Herausforderung dar.<br />

Das BFS handelt im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates und <strong>des</strong><br />

Parlaments. Die vom BFS erarbeiteten Daten werden<br />

in der politischen Welt, der Wirtschaft, der Forschung,<br />

den Medien und im breiten Publikum als Entscheidungsgrundlage<br />

verwendet und integriert. Das BFS<br />

achtet dabei auf die Bedürfnisse der Datenverarbeitenden<br />

und Nutzerinnen und Nutzer.<br />

Um die Effizienz <strong>des</strong> BFS und die Nutzbarkeit der<br />

Daten zu steigern, werden folgende Punkte besonders<br />

beachtet:<br />

• Systematische Nutzung von harmonisierten administrativen<br />

Registern<br />

40 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Abb. 5.2<br />

<strong>Ressortforschung</strong>sschnittstellen <strong>des</strong> BAG zu anderen Bun<strong>des</strong>ämtern<br />

Amt<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Umwelt (BAFU)<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Schutz vor Nichtionisierender<br />

Strahlung (NIS), Lärm<br />

Biosicherheit, Schadstoffe,<br />

Umwelttechnologie, Abfälle<br />

und Altlasten – Generell<br />

Sicherheit im Umgang mit<br />

Chemikalien – z. B. Nanopartikel<br />

BAG<br />

Art der<br />

Zusammen arbeit<br />

Informationsaustausch und<br />

Koordination im Allgemeinen;<br />

enger Kontakt im Rahmen <strong>des</strong><br />

Themenbereichs «Nichtionisierende<br />

Strahlung – Umwelt und<br />

<strong>Gesundheit</strong>» (NFP 57)<br />

Informationsaustausch<br />

Informationsaus tausch und<br />

Koordination, teils über Einsitz in<br />

Arbeitsgruppen, z. B. im Rahmen<br />

<strong>des</strong> «Aktionsplans synthetische<br />

Nanomaterialien» und <strong>des</strong> NFP<br />

64 «Chancen und Risiken von<br />

Nanomaterialien»<br />

BAG<br />

Amt Bun<strong>des</strong>amt für Veterinärwesen (BVET) 14<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Art der<br />

Zusammen arbeit<br />

Lebensmittelsicherheit Bekämpfung von Zoonosen Tierarzneimittel (Evaluation und<br />

Voll zugskoordination) 15 ; Antibiotika<br />

(Resistenz, Reduktion <strong>des</strong><br />

Einsatzes)<br />

Informationsaustausch und<br />

Koordination<br />

Informationsaustausch und<br />

Erarbeitung gemeinsamer<br />

Projekte und Bekämpfungsstrategien<br />

Informationsaustausch und<br />

Koordination; teils über Einsitz in<br />

Arbeitsgruppen, die jedoch nicht<br />

forschungsspezifisch, sondern auf<br />

den Gesetzesvollzug ausgerichtet<br />

sind<br />

Amt<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Landwirtschaft (BLW)<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Qualität, Sicherheit, <strong>Gesundheit</strong><br />

pflanzlicher und tierischer<br />

Produkte<br />

Ernährung<br />

Mehrjähriger Nationaler<br />

Kontrollplan (NKP)<br />

BAG<br />

Art der<br />

Zusammen arbeit<br />

Informationsaustausch und<br />

Koordination im Allgemeinen;<br />

enge Zusammenarbeit im<br />

Rahmen <strong>des</strong> NFP 69 «Gesunde<br />

Ernährung und nachhaltige<br />

Lebensmittelproduktion»<br />

Informationsaustausch; enge<br />

Zusammenarbeit im Rahmen<br />

<strong>des</strong> NFP 69 «Gesunde Ernährung<br />

und nachhaltige Lebensmittelproduktion»<br />

Informationsaustausch; Erarbeiten<br />

gemeinsamer Strategien und<br />

Forschungsprojekte entlang der<br />

Lebensmittelkette<br />

Amt<br />

Agroscope ACW<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Markttoleranzen Pflanzenschutzmittel<br />

Marktkontrolle Pflanzenschutzmittel<br />

Qualität, Sicherheit, <strong>Gesundheit</strong><br />

pflanzlicher und tierischer<br />

Produkte<br />

BAG<br />

Art der<br />

Zusammen arbeit<br />

Zusammenarbeit mit ACW-<br />

Forschungsgruppe Pflanzenschutzchemie<br />

(PCH) im Rahmen<br />

der Markttoleranzbe sprechungen<br />

(Pflanzenschutzmittel prüfung)<br />

Im Rahmen der Koordinationsplattform<br />

«Vollzug Chemikalienrecht»<br />

wirkt die Forschungsgruppe<br />

Pflanzenschutzchemie<br />

bei der Marktüberwachung von<br />

Pflanzenschutzmitteln mit.<br />

Mitarbeit in der Expertengruppe<br />

«Cerealien» <strong>des</strong> Schweizerischen<br />

Lebensmittelbuches<br />

14<br />

Ein ausführlicher Beitrag zur <strong>Ressortforschung</strong> <strong>des</strong> BVET im <strong>Gesundheit</strong>sbereich findet sich im «Katalog zu den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen im BAG»: www.bag.admin.ch/forschung<br />

15<br />

Die Zulassung der Tierarzneimittel erfolgt über Swissmedic. Immunologische Arzneimittel werden vom IVI / BVET zugelassen.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 41


5. Akteure und Schnittstellen<br />

BAG<br />

Amt<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Art der<br />

Zusammen arbeit<br />

Agroscope ALP­Haras<br />

Qualität, Sicherheit, <strong>Gesundheit</strong><br />

pflanzlicher und tierischer Produkte<br />

Informationsaustausch und Koordination<br />

im Allgemeinen; enge<br />

Zusammenarbeit im Rahmen <strong>des</strong><br />

NFP 69 «Gesunde Ernährung und<br />

nachhaltige Lebensmittelproduktion»;<br />

Arbeitsgruppe SLMB Milch<br />

und Milchprodukte; Expertisen in<br />

toxikologischen Fragestellungen<br />

Ernährungs forschung im Bereich<br />

der tierischen Lebensmittel<br />

Informationsaustausch und<br />

Koordination, insbesondere<br />

durch Einsitz <strong>des</strong> BAG in der<br />

Begleitgruppe von ALP und<br />

durch direkte Kontakte im<br />

Rahmen von Projekten<br />

Nationales Referenzlabor für<br />

Milch und Milchprodukte<br />

Die ALP unterhält das Nationale<br />

Referenzlabor «Milch und Milchprodukte».<br />

Eine Klärung ist mit<br />

dem neuen Lebensmittelgesetz<br />

notwendig.<br />

Amt<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Sozialversicherungen (BSV)<br />

BAG<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Art der<br />

Zusammen arbeit<br />

Kranken- und Unfallversicherung /<br />

Invalidenversicherung<br />

Informationsaustausch und Koordination<br />

Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />

Zusammenarbeit im Rahmen <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>smonito<br />

rings Migration (GMM2); weitere beteiligte<br />

Ämter: BFS, BFM<br />

Amt<br />

Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)<br />

BAG<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Art der<br />

Zusammen arbeit<br />

Regulierungsfolgenabschätzungen<br />

Vertiefte Regulierungsfolgenabschätzungen<br />

werden in der Regel als gemeinsame Projekte<br />

mit Kofinanzierung organisiert.<br />

Arbeit und <strong>Gesundheit</strong><br />

Informationsaustausch<br />

BAG<br />

Amt<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Art der<br />

Zu sammen arbeit<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Sport (BASPO)<br />

Sport / Bewegung (als Teil von Ernährung und Bewegung)<br />

Informationsaustausch und Koordination; Einsitz in Kommissionen, zum Beispiel im Rahmen <strong>des</strong><br />

Monitoringsystems Ernährung und Bewegung (MOSEB)<br />

BAG<br />

Amt<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Art der<br />

Zusammen arbeit<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS)<br />

<strong>Gesundheit</strong>sstatistik<br />

Austausch und Koordination im Rahmen von Fe<strong>des</strong>tat (Koordinationsgremium der Bun<strong>des</strong>statistik);<br />

weitergehende Koordination in einzelnen Projekten, zum Beispiel «Ambulante Statistik» sowie<br />

«Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sbefragung» (Federführung der beiden Projekte beim BFS)<br />

BAG<br />

Amt<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Art der<br />

Zu sammen arbeit<br />

Schweizerisches <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan)<br />

<strong>Gesundheit</strong>sstatistik / <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

Informationsaustausch und Koordination, insbesondere durch Einsitz <strong>des</strong> BAG im Steuerungskomitee<br />

und in der Begleitgruppe <strong>des</strong> Obsan sowie durch direkten Kontakt im Rahmen von Projekten<br />

BAG<br />

Amt<br />

Themen/<br />

Schnittstellen<br />

Art der<br />

Zu sammen arbeit<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Metrologie (METAS)<br />

Referenzwerte für die Labormedizin / Strahlenmedizin<br />

Sporadischer Informationsaustausch, Koordinationsbedarf nur bei der Ausarbeitung gesetzlicher<br />

Regelungen<br />

Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />

42 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


• Permanenter Dialog mit Vertretern von Nutzergruppen;<br />

Prioritäten werden gemeinsam gesetzt<br />

• Zugänglichkeit der Daten via Internet-Portal<br />

• Kontakte mit ausländischen Partnern werden intensiviert<br />

und die Zusammenarbeit gestärkt<br />

Das BFS muss den aktuellen und zukünftigen Themen<br />

– insbesondere jenen der <strong>Gesundheit</strong> – Rechnung tragen.<br />

Die statistischen Informationen müssen nach Bedürfnis<br />

und Möglichkeit regionalisiert werden – dies<br />

in Anbetracht der föderalistischen Schweiz und der<br />

grossen regionalen Disparitäten. Somit ist eine Priorisierung<br />

bei der Vertiefung der zu analysierenden Themen<br />

unverzichtbar.<br />

<strong>Gesundheit</strong>sstatistik<br />

Das BFS erhebt und analysiert Daten in den Bereichen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sversorgung und <strong>Gesundheit</strong> der Bevölkerung.<br />

Im Bereich der stationären <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

sind die Datenerhebungen umfassend und<br />

gut koordiniert. Zu Forschungszwecken können diese<br />

unter der Garantie <strong>des</strong> Datenschutzes auch verknüpft<br />

werden. Fragen nach dem <strong>Gesundheit</strong>szustand der Allgemeinbevölkerung<br />

und den Determinanten werden<br />

mit Hilfe der Schweizerischen <strong>Gesundheit</strong>sbefragung<br />

(SGB) ausführlich beantwortet.<br />

Zurzeit werden im Rahmen der Nationalen <strong>Gesundheit</strong>sstrategie<br />

(NGS) Datenlücken evaluiert. Dabei<br />

zeichnen sich Lücken bei Daten zu chronischen Krankheiten,<br />

zu den ambulanten Behandlungen, zum Personal<br />

im ambulanten Bereich sowie zu Outcomes ab. Mit<br />

dem Aufbau einer Statistik zur ambulanten Versorgung<br />

und der Erweiterung der <strong>Gesundheit</strong>sbefragung auf<br />

bis anhin nicht befragte Gruppen wird das BFS einige<br />

dieser Lücken in Zukunft schliessen können. Entsprechend<br />

dem strategischen Ziel Nr. 2 im Statistischen<br />

Mehrjahresprogramm «Statistisches Informationssystem<br />

<strong>Gesundheit</strong>» wird das BFS die <strong>Gesundheit</strong>sstatistik<br />

mit oberster Priorität weiterentwickeln.<br />

Für Forschungszwecke sind verschiedene Projekte <strong>des</strong><br />

BFS besonders interessant, so zum Beispiel – nebst<br />

der Verwendung eines entsprechenden Identifikators<br />

für Verknüpfungen – die Daten zur Krebsepidemiologie,<br />

zu den To<strong>des</strong>ursachen, zu Fortpflanzung und Neugeborenen<br />

oder zu den medizinischen Daten.<br />

Das Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium<br />

(Obsan)<br />

Das Obsan ist eine von Bund und Kantonen getragene<br />

Institution. Es ist administrativ dem Bun<strong>des</strong>amt für<br />

Statistik angegliedert. Das Obsan analysiert bestehende<br />

<strong>Gesundheit</strong>sinformationen in der Schweiz. Es<br />

unterstützt Bund, Kantone und weitere Institutionen<br />

im <strong>Gesundheit</strong>swesen bei deren Planung, Entscheidungsfindung<br />

und Handeln. Nebst einer kontinuierlichen<br />

Überwachung von <strong>Gesundheit</strong> und <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

(<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung und Monitoring)<br />

bearbeitet das <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium fünf Kompetenzbereiche:<br />

«Kosten, Finanzierung, Wettbewerb»,<br />

«Demographie und Inanspruchnahme», «<strong>Gesundheit</strong>sberufe<br />

und Versorgung», «Psychische <strong>Gesundheit</strong>,<br />

Krankheit und Behinderung» sowie «<strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

und Prävention». Das Obsan stellt Bund, Kantonen<br />

und weiteren Institutionen im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

seine Resultate zur Verfügung. Es führt für diese<br />

Partner auch massgeschneiderte Analysen und Beratungen<br />

auf Anfrage durch.<br />

Aufgaben <strong>des</strong> Obsan<br />

• Vorhandene Daten und Informationen über die <strong>Gesundheit</strong><br />

der Bevölkerung und über das <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />

werden aufbereitet und evaluiert.<br />

• Wissenschaftlich zuverlässige und relevante <strong>Gesundheit</strong>sdaten<br />

und -informationen werden benutzerfreundlich<br />

verfügbar gemacht.<br />

• Die <strong>Gesundheit</strong>sdaten und -informationen werden<br />

verknüpft, analysiert und präsentiert, um gesundheitspolitische<br />

Planung und Entscheidungen zu unterstützen,<br />

um Massnahmen, <strong>Gesundheit</strong>sdienste<br />

und Versorgungsstrukturen evaluieren zu können<br />

und um <strong>Gesundheit</strong>sprobleme der Bevölkerung<br />

aufzuzeigen.<br />

• Bei Lücken und Mängeln der vorhandenen <strong>Gesundheit</strong>sdaten<br />

werden Verbesserungen und Neuerungen<br />

der Datenerhebungen und -register vorgeschlagen.<br />

Das Obsan führt selber keine Erhebungen durch. Es<br />

konzentriert sich auf die Nutzung vorhandener Daten.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 43


5. Akteure und Schnittstellen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sberichte<br />

Die Publikation eines Nationalen <strong>Gesundheit</strong>sberichtes<br />

ist für 2014 / 2015 vorgesehen. <strong>Gesundheit</strong>sberichte<br />

stellen eine umfassende Gesamtübersicht zum <strong>Gesundheit</strong>sgeschehen<br />

dar. Deutlich ausgeprägter als bei<br />

anderen Methoden der <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />

(z. B. dem Monitoring) zeichnet sich ein <strong>Gesundheit</strong>sbericht<br />

durch eine komplexe Vernetzung der Information<br />

zu <strong>Gesundheit</strong> und Krankheit aus.<br />

Nebst dem Nationalen <strong>Gesundheit</strong>sbericht bietet das<br />

Obsan den kantonalen Partnern die Erstellung von<br />

kantonalen <strong>Gesundheit</strong>sberichten in unterschiedlicher<br />

Ausführlichkeit an. Ziel dieser Berichte ist – nebst der<br />

breiten Information von Behörden und interessierten<br />

Bevölkerungsteilen – die Identifikation von diversen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sproblemen verschiedener Bevölkerungsgruppen,<br />

das Aufzeigen von gesundheitsförderndem<br />

und gesundheitsschädigendem Verhalten, die Beschreibung<br />

von gesundheitlichen Belastungen im Arbeits- und<br />

Wohnbereich sowie die Abbildung der Inanspruchnahme<br />

von medizinischen Leistungen bzw. deren Kosten.<br />

Einzelindikatoren-Monitoring<br />

Das Einzelindikatoren-Monitoring umfasst aktuell über<br />

50 Indikatoren zu folgenden Themenbereichen: <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />

der Bevölkerung, individuelle Determinanten<br />

/ Risikofaktoren der <strong>Gesundheit</strong>, gesundheitliche<br />

Determinanten in der physikalischen Umwelt,<br />

Ressourcen und Ressourcennutzung der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung,<br />

Inanspruchnahme der <strong>Gesundheit</strong>sdienste<br />

sowie <strong>Gesundheit</strong>sausgaben. Die Daten werden<br />

auf nationaler und kantonaler Ebene dargestellt.<br />

Die Indikatoren werden je nach Datenverfügbarkeit<br />

jährlich oder alle drei bis fünf Jahre aktualisiert.<br />

Themenschwerpunkte<br />

Das Obsan sieht sich als Kompetenzzentrum in Abstimmung<br />

und in Kooperation mit den Partnern bei<br />

Bund, Kantonen, Wissenschaft und in internationaler<br />

Vernetzung in ausgewählten Themen der <strong>Gesundheit</strong>spolitik.<br />

Gemäss aktuellem Leistungsauftrag werden<br />

in den Jahren 2011 bis 2015 folgende fünf Themenschwerpunkte<br />

abgedeckt:<br />

1. Kosten, Finanzierung, Wettbewerb<br />

Im Bereich «Kosten, Finanzierung und Wettbewerb»<br />

werden als zentraler Grundauftrag die Kosten <strong>des</strong><br />

schweizerischen <strong>Gesundheit</strong>swesens dargestellt und<br />

analysiert. Dies bezieht sich auf den aktuellen Stand<br />

der Kosten, die Kostenentwicklung sowie die Erklärung<br />

der interregionalen, interkantonalen und internationalen<br />

Kostenunterschiede. Dabei sollen die Kosten<br />

nach Bereichen (z. B. ambulant, stationär, Medikamente)<br />

differenziert ausgewiesen und untersucht werden.<br />

Das Obsan berücksichtigt die Aktivitäten anderer<br />

Schweizer Partner im Bereich, speziell <strong>des</strong> BAG und<br />

der Konferenz der kantonalen <strong>Gesundheit</strong>sdirektorinnen<br />

und -direktoren (GDK). Insbesondere beachtet es,<br />

dass das BAG die Verantwortung für die Evaluation<br />

bzw. die Wirkungsanalyse von Gesetzen trägt. Ergänzend<br />

werden drei weitere Themen vertieft behandelt:<br />

Anreize / Wettbewerb, Beeinflussung der Inanspruchnahme<br />

und soziale Ungleichheit / Solidarität.<br />

2. Demographie und Inanspruchnahme<br />

Es sollen Informationen zu aktuellen Versorgungsproblemen<br />

wie zum Beispiel Über-, Unter- und Fehlversorgung,<br />

Spitalplanung, soziale Selektivität, Rationalisierung<br />

/ Umgang mit begrenzten Ressourcen zur<br />

Verfügung gestellt werden. Die demographische Herausforderung,<br />

vor allem die zunehmende Alterung der<br />

Bevölkerung in der Schweiz stellt das <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />

vor grosse Herausforderungen. Verschiedene<br />

Bereiche wie zum Beispiel die Verbesserung der Autonomie<br />

und die Optimierung der Betreuung spielen hier<br />

eine Rolle.<br />

3. <strong>Gesundheit</strong>sberufe und Versorgung<br />

Im Themenschwerpunkt «<strong>Gesundheit</strong>sberufe und Versorgung»<br />

sollen insbesondere die heutigen und die<br />

zukünftigen Strukturen der ambulanten und der akutstationären<br />

Versorgung sowie im Langzeitpflegebereich<br />

die stationären und die ambulanten Versorgungsstrukturen<br />

untersucht werden. Es lassen sich unter<br />

anderem die folgenden Themenfelder hervorheben:<br />

• Veränderungen in den Angebotsstrukturen (z. B.<br />

Démographie médicale, Managed-Care-Modelle)<br />

• Entwicklungen und Prognosen im Bereich der <strong>Gesundheit</strong>sberufe,<br />

der Spitalplanung, der Heime sowie<br />

der Spitex, Kostenentwicklung in allen Bereichen<br />

• Migrationsproblematik <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sper sonals,<br />

Rolle der pflegenden Angehörigen / der sozialen<br />

Netzwerke<br />

44 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


4. Psychische <strong>Gesundheit</strong>, Krankheit und Behinderung<br />

Der zentrale Grundauftrag <strong>des</strong> Obsan im Themenbereich<br />

«Psychische <strong>Gesundheit</strong>, Krankheit und Behinderung»<br />

beinhaltet eine Beschreibung, Analyse und<br />

Publikation der wichtigsten empirischen Fakten zur Situation<br />

und zur Entwicklung der psychischen <strong>Gesundheit</strong>,<br />

der psychischen Erkrankungen und deren Behandlung<br />

durch das Versorgungssystem in der Schweiz,<br />

unter Berücksichtigung von sozio demografischen und<br />

-ökonomischen Determinanten. Konkret stehen Informationsbeiträge<br />

zu folgenden Fragestellungen im Vordergrund:<br />

• Psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung: Verlagerung<br />

von stationärer zu ambulanter Versorgung,<br />

Integration der Versorgung, neue Entschädigungsformen,<br />

Psychiatrie und Alterspflege<br />

• Epidemiologie der psychischen Erkrankungen und<br />

der <strong>Gesundheit</strong> der Bevölkerung: Depressionen,<br />

Burnout, Stress, Demenz, Schmerzstörungen, Invalidisierungen<br />

aus psychischen Gründen<br />

• <strong>Gesundheit</strong>spolitik in der psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Versorgung: KVG / KLV: Leistungskatalog,<br />

Kostensenkung, <strong>Gesundheit</strong> am Arbeitsplatz,<br />

Prävention, IV-Revision<br />

• Gesellschaft und Mental Health<br />

5. <strong>Gesundheit</strong>sförderung und Prävention<br />

Das Schwerpunktthema «<strong>Gesundheit</strong>sförderung und<br />

Prävention» wurde aufgrund einer Anregung <strong>des</strong> BAG<br />

im Leistungsauftrag 2006 – 2010 als Themenbereich<br />

neu aufgenommen. Damit sollten im Bereich der vorgesehenen<br />

gesetzlichen Neuregelung durch das Bun<strong>des</strong>gesetz<br />

zur Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

(PGF 2010) Grundlagen erarbeitet werden können. Bisher<br />

standen dem Obsan keine Mittel zur Verfügung,<br />

um in diesem Bereich Aktivitäten aus eigener Initiative<br />

aufzu nehmen, jedoch erfolgten einige Drittmittelaufträge.<br />

Das Staatssekretariat für Bildung und<br />

Forschung (SBF) und die so genannten<br />

«Art. 16­Institutionen»<br />

Das SBF leitet die Politikvorbereitung und -umsetzung<br />

im Bereich der nationalen und internationalen<br />

Forschungspolitik der Schweiz. Es koordiniert die entsprechenden<br />

Tätigkeiten innerhalb der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

und stellt die Zusammenarbeit mit den Kantonen<br />

sicher. Daneben hat es noch andere Aufgaben, die auch<br />

für die <strong>Gesundheit</strong>sforschung von Bedeutung sind.<br />

Das Bun<strong>des</strong>gesetz über die Forschungs- und Innovationsförderung<br />

(FIFG) ermöglicht in Art. 16 unter anderem<br />

die Unterstützung von Forschungseinrichtungen<br />

und anderen wissenschaftlichen Hilfsdiensten ausserhalb<br />

<strong>des</strong> Hochschulbereichs. Von diesen Institutionen<br />

erwartet der Bund wertvolle wissenschaftliche Impulse<br />

in Bereichen, für welche an den schweizerischen<br />

Hochschulen keine geeigneten Forschungsmöglichkeiten<br />

bestehen. Durch die Unterstützung wissenschaftlicher<br />

Hilfsdienste sollen qualitativ hochstehende<br />

Dienstleistungen langfristig gesichert werden, die<br />

für Forschung und Bildung auf nationaler Ebene von<br />

herausragender Bedeutung sind.<br />

Die Umsetzung dieser Unterstützung liegt beim<br />

Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF). Die<br />

folgenden Institutionen der <strong>Gesundheit</strong>sforschung haben<br />

im Jahr 2008 Beiträge in der Höhe von insgesamt<br />

19 Mio. CHF erhalten.<br />

• SIB – Swiss Institute of Bioinformatics<br />

• BITg – Biotechnologie Institut Thurgau<br />

• IRB – Institute for Research in Biomedicine<br />

• IRO – Institut de Recherches en Ophtalmologie<br />

• ISRV – Institut Suisse pour la Recherche sur le<br />

Vaccin<br />

• SIAF – Schweizerisches Institut für Allergieund<br />

Asthmaforschung<br />

• SPF – Schweizer Paraplegiker-Forschung<br />

• Swiss TPH – Schweizerisches Tropen- und<br />

Public-Health-Institut<br />

• SAKK – Schweizerische Arbeitsgemeinschaft<br />

für Klinische Krebsforschung<br />

• SPOG – Schweizerische Pädiatrische<br />

Onkologie Gruppe<br />

• SCAHT – Schweizerisches Zentrum für Angewandte<br />

Humantoxikologie (Beiträge ab 2009)<br />

Der Tabakpräventionsfonds (TPF)<br />

Der im Jahr 2003 geäufnete TPF, der administrativ dem<br />

Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> angegliedert ist, wird seit<br />

2004 durch eine Fachstelle betrieben und verwaltet.<br />

Die gesetzlichen Grundlagen finden sich im Bun<strong>des</strong>gesetz<br />

über die Tabakbesteuerung sowie in den Ausführungsbestimmungen<br />

der Verordnung über den TPF. Der<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 45


5. Akteure und Schnittstellen<br />

TPF wird finanziert durch eine Abgabe von 0.13 Rappen<br />

pro verkaufte Zigarette in der Schweiz (2.6 Rappen pro<br />

Schachtel). Beim aktuellen Tabakkonsum belaufen sich<br />

die Einnahmen auf rund 14.5 Mio. CHF pro Jahr.<br />

Der TPF finanziert auf Gesuchs- und Mandatsbasis<br />

Präventionsmassnahmen, die den Einstieg in den<br />

Tabak konsum verhindern, den Ausstieg fördern oder<br />

die Bevölkerung vor Passivrauch schützen. Er fördert<br />

aus serdem die Forschung. Gestützt auf seine strategischen<br />

Grundlagen sind rund 5 Prozent der Gelder <strong>des</strong><br />

TPF für Forschungsprojekte vorgesehen.<br />

Der TPF finanziert gezielt Forschungsprojekte, die für<br />

die nationale Tabakpräventionsstrategie von hoher<br />

strategischer Bedeutung sind und / oder für die Tabakpräventionspraxis<br />

konkrete und relevante Forschungsfragen<br />

bearbeiten. In den letzten Jahren waren dies<br />

insbesondere Erhebungen zum Tabakkonsumverhalten<br />

der schweizerischen Wohnbevölkerung (Tabakmonitoring),<br />

Wirksamkeitsstudien zu spezifischen Präventionsmassnahmen,<br />

Untersuchungen zum Rauchverhalten<br />

einzelner Zielgruppen der Tabakprävention, zur<br />

<strong>Gesundheit</strong>sschädigung von Rauchen und Passivrauchexposition<br />

sowie zur Wirkung von gesetzgeberischen<br />

Massnahmen.<br />

Weitere Informationen zum TPF sowie detaillierte Informationen<br />

aller vom TPF finanziell unterstützten Projekte<br />

sind auf der Webseite www.tabak-praevention.ch in der<br />

Rubrik «Projektdatenbank» zu finden.<br />

5.8 Private Organisationen<br />

ohne Erwerbszweck<br />

Private Organisationen ohne Erwerbszweck sind sowohl<br />

als Forschende als auch als Finanzierende in der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sforschung aktiv.<br />

Verschiedenste Forschungsinstitute sind als private Organisationen<br />

ohne Erwerbszweck oder als Stiftung organisiert.<br />

Diese Institute arbeiten in der Regel unabhängig,<br />

sind aber häufig Auftragnehmer <strong>des</strong> BAG im Rahmen<br />

von <strong>Ressortforschung</strong>smandaten. Beispiele sind die<br />

Sucht Info Schweiz (www.sucht-info.ch), das Schweizerische<br />

Tropen- und Public-Health-Institut (SwissTPH,<br />

www.swisstph.ch), das Institut für Sucht- und <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

(www.suchtforschung.ch), NICER (Nationales<br />

Institut für Krebsepidemiologie und -registrierung,<br />

www.nicer-swiss.ch) oder die Stiftung Krebsforschung<br />

Schweiz (KFS, www.krebsforschung.ch).<br />

Häufig bestehen enge Verbindungen mit den universitären<br />

Hochschulen. Das Schweizerische Forum für<br />

Migrations- und Bevölkerungsstudien (SFM, www.<br />

migration-population.ch) ist beispielweise ein Institut<br />

der Universität Neuenburg. Ein Teil dieser Institute<br />

Abb. 5.3<br />

Beiträge <strong>des</strong> Tabakpräventionsfonds an Forschungsprojekte<br />

1 200 000<br />

1000 000<br />

1158 897<br />

Gesprochene Beträge in CHF<br />

800 000<br />

600 000<br />

400 000<br />

200 000<br />

866 539<br />

826 727<br />

0<br />

2008<br />

2009 2010<br />

Quelle: Tabakpräventionsfonds (TPF)<br />

46 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


wird über Art. 16 <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes über die Forschungs-<br />

und Innovationsförderung (FIFG) unterstützt<br />

(vgl. Kapitel 5.7).<br />

Privatrechtliche Stiftungen betätigen sich in erheblichem<br />

Mass als Forschungsförderer. Zahlen sind jedoch keine<br />

bekannt. Gerade beim Fundraising von universitären<br />

Hochschulen werden gezielt Stiftungen angegangen.<br />

Im Weiterbildungsstudiengang «CAS Forschungsmanagement»<br />

der Universität Bern (www.forschungsmanagement.ch)<br />

werden die Teilnehmenden explizit<br />

auf diese Möglichkeit der Forschungsfinanzierung aufmerksam<br />

gemacht. Als Ausgangspunkt für die Suche<br />

nach Stiftungen können das Eidgenössische Stiftungsverzeichnis<br />

(www.edi.admin.ch/esv/00475/00698/index.htmllang=de)<br />

oder der zentrale Firmenindex <strong>des</strong><br />

Handelsregisters (www.zefix.ch) dienen.<br />

5.9 Internationale Zusammenarbeit<br />

Internationale Zusammenarbeit ist in vielen Bereichen<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sforschung unabdingbar: Epidemien<br />

und Pandemien halten sich nicht an Staatsgrenzen;<br />

Probleme mit Übergewicht und Drogen sind in vielen<br />

Ländern ein Thema; trotz grosser Unterschiede in den<br />

nationalen <strong>Gesundheit</strong>sversorgungssystemen können<br />

die einzelnen Länder voneinander lernen («Good Practices»).<br />

In den verschiedenen Unterthemen der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

(vom Strahlenschutz über Lebensmittelsicherheit<br />

bis zur psychischen <strong>Gesundheit</strong> oder Aidsforschung)<br />

besteht eine Vielzahl von internationalen<br />

Gremien, Initiativen und Kooperationen (vgl. dazu z. B.<br />

die Angaben pro Thema im «Katalog zu den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen<br />

im BAG»). Bei vielen spielt die<br />

WHO eine wichtige koordinierende Rolle, die je nach<br />

Thema sehr unterschiedlich sein kann (von reinem<br />

Ideen lieferant über Normensetzung bis zu Federführung<br />

in Krisen).<br />

Für die Schweiz von höchster Wichtigkeit sind die Verbindungen<br />

zur Forschung im europäischen Raum. Darüber<br />

hinaus ist für die Gestaltung <strong>des</strong> schweizerischen<br />

<strong>Gesundheit</strong>ssystems die internationale Zusammenarbeit<br />

im Rahmen der OECD eine relevante Quelle für<br />

neue Impulse.<br />

Forschungszusammenarbeit und ­förderung<br />

auf europäischer Ebene<br />

Im europäischen Raum gibt es etliche forschungspolitische<br />

Initiativen, sowohl von der Europäischen<br />

Kommission direkt verwaltete, wie auch davon unabhängige<br />

zwischenstaatliche. Zentrale Initiative der EU<br />

selbst sind die Rahmenprogramme für Forschung und<br />

technologische Entwicklung, kurz Forschungsrahmenprogramme<br />

(FRP). Auf von der EU formal unabhängigen,<br />

zwischenstaatlichen Verträgen beruhen die European<br />

Cooperation in Science and Technology (COST)<br />

– www.cost.esf.org – und EUREKA – www.eurekanetwork.org.<br />

COST ist ein zwischenstaatliches Koordinationsforum<br />

von heute 35 europäischen Mitgliedstaaten und einem<br />

kooperierenden Staat (Israel), das national finanzierte<br />

(Grundlagen-)Forschung auf europäischer Ebene koordiniert.<br />

Der Schweizer Einsitz wird durch das Staatssekretariat<br />

für Bildung und Forschung (SBF) wahrgenommen.<br />

EUREKA ist das europaweite Netzwerk für industrienahe<br />

Forschung und Entwicklung (F+E). Die Zusammenarbeit<br />

zwischen den heute 33 Mitgliedstaaten und der<br />

Europäischen Kommission basiert auf voller Gleichberechtigung.<br />

Die Finanzierung erfolgt durch die teilnehmenden<br />

Staaten gemäss den im jeweiligen Land gültigen<br />

Richt linien. In der Schweiz übernimmt dies die KTI<br />

nach ihrem eigenen Reglement (vgl. auch Kapitel 5.5).<br />

Daneben gibt es auf europäischer Ebene weitere Koordinationsinitiativen<br />

der verschiedenen Ak teure. Zu<br />

nennen ist vor allem die European Science Foundation<br />

(ESF) – www.esf.org. Sie ist eine Ver einigung von mittlerweile<br />

78 nationalen Organis ationen aus 30 Ländern<br />

zur Finanzierung und Koordination von Grundlagenforschung.<br />

Die administrative Schlüsselfunktion in der<br />

Schweiz hat der SNF inne.<br />

Die Forschungsrahmenprogramme (FRP) sind die<br />

Hauptinstrumente der Europäischen Union zur Umsetzung<br />

ihrer gemeinschaftlichen Wissenschafts- und<br />

Technologiepolitik. Diese Politik ist in den Verträgen<br />

von Maastricht und von Amsterdam angelegt und hat<br />

zum Ziel, die Forschung in den Ländern Europas überall<br />

dort transnational zu bündeln, wo es sinnvoll ist,<br />

sei es wegen der Kosten und der Dimension der Forschungsarbeiten<br />

oder weil es sich um die Lösung von<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 47


5. Akteure und Schnittstellen<br />

Problemen handelt, die für ganz Europa von zentraler<br />

Bedeutung sind.<br />

Die Teilnahme an den Forschungsrahmenprogrammen<br />

der EU, die von Brüssel aus verwaltet werden,<br />

gehört zu den wichtigsten Prioritäten der schweizerischen<br />

Wissenschaftspolitik. Schweizer Forschende aus<br />

den Hochschulen und der Privatwirtschaft beteiligen<br />

sich seit 1987 an den Rahmenprogrammen. Seither<br />

hat sich das Feld der Teilnehmenden laufend erweitert:<br />

während <strong>des</strong> Dritten FRP (1990 – 1994) wurden<br />

500 Schweizer Projektteilnehmende mit insgesamt<br />

127 Mio. CHF unterstützt, im Sechsten FRP (2003 – 2006)<br />

dagegen waren es bereits 1900 Teilnehmende und eine<br />

Fördersumme in der Höhe von 793 Mio. CHF.<br />

Der Schweizer Beitrag an das Gesamtbudget <strong>des</strong><br />

Siebten FRP in der Höhe von 54,6 Mia. € berechnet<br />

sich aufgrund <strong>des</strong> Bruttoinlandprodukts (BIP) und beläuft<br />

sich auf insgesamt rund 2.4 Mia. CHF, verteilt auf<br />

sieben Jahre (2007 – <strong>2013</strong>). Der entsprechende Kredit<br />

wurde von den Eidgenössischen Räten am 14. Dezember<br />

2006 genehmigt. Analysen der Finanzflüsse zeigen<br />

regelmässig einen positiven Rückfluss der Mittel, das<br />

heisst, dass Schweizer Forschende mehr Mittel aus<br />

Brüssel erhalten, als die Schweiz an die Forschungsrahmenprogramme<br />

zahlt (vgl. www.sbf.admin.ch/htm/<br />

themen/international/6frp_de.html).<br />

Das Staatsekretariat für Bildung und Forschung (SBF)<br />

nimmt die Vertretung der Schweiz in den europäischen<br />

Programmkomitees wahr, in welchen die Arbeitspro-<br />

gramme und Ausschreibungen diskutiert und die<br />

Evaluationsverfahren der Forschungsrahmenprogramme<br />

überwacht werden. Als assoziiertes Land hat die<br />

Schweiz in diesen Gremien Beobachterstatus. Sie wird<br />

von den Programmdelegierten <strong>des</strong> SBF und weiteren<br />

Bun<strong>des</strong>experten vertreten, welche sich von einer<br />

natio nalen Begleitgruppe unterstützen lassen.<br />

Um die Voraussetzungen für die Schweizer Beteiligung<br />

an den EU-FRP weiter zu verbessern, mandatiert das<br />

SBF das Informationsnetz Euresearch (www.euresearch.ch),<br />

welches die Forschenden, die sich für eine<br />

Teilnahme an der europäischen Forschungszusammenarbeit<br />

interessieren, informiert und berät.<br />

Für die <strong>Gesundheit</strong>sforschung am bedeutendsten sind<br />

die Ausschreibungen im Rahmen <strong>des</strong> Schwerpunktthemas<br />

«<strong>Gesundheit</strong>». Daneben gibt es auch <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

in den Schwerpunktthemen «Lebensmittel,<br />

Landwirtschaft und Biotechnologie», «Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien» (z. B. eHealth) und<br />

«Nanowissenschaften, Nanotechnologien, Werkstoffe<br />

und neue Produktionstechnologien». Wie in Abbildung<br />

5.4 ersichtlich, werden in den Ausschreibungen die<br />

Forschungsthemen durch die Europäische Kommission<br />

vorgegeben (Top-down-Prozess, nach An hörungen und<br />

Vernehmlassungen bei den teilnehmenden Staaten).<br />

Die Ausschreibungen beinhalten viel Grund lagen-, aber<br />

auch anwendungsorientierte Forschung. Die Teilnahme<br />

für Forschende ist administrativ sehr aufwändig, gilt<br />

aber bei Gelingen als guter Leistungsausweis in der<br />

Forschungsgemeinschaft.<br />

Abb. 5.4<br />

COST, FRP und EUREKA im Vergleich<br />

<br />

COST FRP EUREKA<br />

Grundlagenforschung Grundlagen- und angewandte Forschung «Marktorientierte» angewandte Forschung<br />

Bottom-up-Ansatz Top-down-Ansatz Bottom-up-Ansatz<br />

Seit 1971 Seit 1984 Seit 1985<br />

36 Staaten 27 EU-Staaten und 13 assoziierte Staaten 33 Staaten<br />

Nationale Finanzierung Finanzierung durch die EU Nationale Finanzierung<br />

Quelle: Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF)<br />

48 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Auf EU-Ebene gibt es noch eine Vielzahl von weiteren<br />

Forschungsinitiativen und -förderinstrumenten, die<br />

entweder Teil der Forschungsrahmenprogramme oder<br />

formal davon unabhängig sind. Zu nennen sind zum<br />

Beispiel der European Research Council (ERC), das<br />

Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation<br />

(Competitiveness and Innovation Framework<br />

Programme CIP), das European Institute of Innovation<br />

and Technology (EIT), die Joint Programming Initiatives<br />

(JPI), die Joint Technology Initiatives (JTI), Innovative<br />

Medicine Initiative (IMI), die Vernetzungsprojekte ERA-<br />

NET und ERA-NET PLUS, European and Developing<br />

Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP), Ambient<br />

Assisted Living (AAL) und andere. Ausschreibungen innerhalb<br />

dieser Initiativen sind zum Teil weniger oder gar<br />

nicht Top-down organisiert (thematisch freie Ausschreibungen),<br />

zum Beispiel diejenigen <strong>des</strong> ERC.<br />

Diese komplexe Forschungsförderungslandschaft auf<br />

EU-Ebene soll für die kommende Periode 2014 – 2020<br />

zumin<strong>des</strong>t teilweise harmonisiert und die Teilnahme<br />

für Forschende administrativ vereinfacht werden. Es<br />

ist geplant die wichtigsten Forschungs- und Innovationsförderungsprojekte<br />

unter einem Dach zu vereinen:<br />

Horizon 2020 (Arbeits titel). Dadurch sollen die<br />

Forschungsrahmenprogramme (FRP), das Rahmenprogramm<br />

für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP)<br />

und die Europäischen Innovations- und Technologieinstitute<br />

(EIT) zusammengeführt werden. Die Konzeption<br />

von Horizon 2020 stützt sich auf drei «Pfeiler»:<br />

Stärkung der Wissenschaftsbasis, Bewältigung gesellschaftlicher<br />

Herausforderungen und Stärkung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit durch mehr Innovation. Horizon<br />

2020 wird wohl vermehrt extern verwaltet werden,<br />

das heisst nicht mehr durch die Europäische Kommission<br />

selbst, sondern durch Agenturen. Die Finanzen<br />

werden ähnlich wie jetzt zum Schluss <strong>des</strong> Siebten FRP<br />

sein, das heisst 9 bis 10 Mia. € pro Jahr insgesamt.<br />

Wie gross der Anteil für <strong>Gesundheit</strong>sthemen sein<br />

wird, ist noch offen. <strong>Gesundheit</strong>sforschung bleibt aber<br />

ein wichtiger Schwerpunkt.<br />

balisierung der Weltwirtschaft verbundenen Herausforderungen<br />

im Wirtschafts-, Sozial-, Umwelt- und<br />

Governance-Bereich anzugehen und die daraus<br />

erwachsenden Chancen zu nutzen. Die Organisation<br />

bietet den Mitgliedstaaten einen Rahmen, nach<br />

Lösungsansätzen für gemeinsame Probleme zu<br />

suchen und die nationalen Politiken zu koordinieren.<br />

Die OECD unterstützt die Regierungen bei der Förderung<br />

von Wohlstand und bei der Bekämpfung von<br />

Armut durch wirtschaftliches Wachstum, finanzielle<br />

Stabilität, Handel und In vestitionen, Technologie, Innovation<br />

und Entwicklungszusammenarbeit.<br />

<strong>Gesundheit</strong> ist für die OECD ein wichtiges Thema, mit<br />

dem sie sich aus verschiedenen Blickwinkeln beschäftigt.<br />

Folgen<strong>des</strong> Zitat beschreibt die Grundhaltung der<br />

OECD: «Good health is necessary for individuals to<br />

flourish as citizens, workers and consumers. OECD<br />

countries devote on average 8 – 10 % of their GDP<br />

to health care. However, as the costs and benefits<br />

of health systems are coming under scrutiny, policy<br />

makers need evidence-based analysis to support their<br />

decisions.» (www.oecd.org)<br />

Die OECD sammelt einheitliche Daten und führt vergleichende<br />

Studien zu den <strong>Gesundheit</strong>ssystemen der<br />

Mitgliedstaaten durch, um so den zwischenstaatlichen<br />

Austausch in den Bereichen der Finanzierung, der<br />

Leistungserbringung und der Systemgestaltung zu ermöglichen.<br />

1415<br />

Von grosser Bedeutung für die Schweiz sind auch<br />

die Länderberichte, welche die OECD auf Bestellung<br />

und in Zusammenarbeit mit der WHO verfasst. Der<br />

erste Länderbericht aus dem Jahr 2006 wurde im Jahr<br />

2011 aktualisiert. 16 Er liefert wiederum Impulse für die<br />

Weiterentwicklung der schweizerischen <strong>Gesundheit</strong>spolitik.<br />

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD)<br />

Die OECD ist eine internationale Organisation, in der<br />

die Regierungen von über 30 Industrienationen zusammenarbeiten.<br />

Sie hat zum Ziel, die mit der Glo-<br />

16<br />

OECD Reviews of Health Systems – Switzerland<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 49


6. Organisation und Qualitätssicherung<br />

Der Wert der Forschung in der<br />

As pekt der Wissensschaffung trägt das Modell der<br />

«Communities of Practice» Rechnung.<br />

Bun<strong>des</strong>verwaltung wird nach der<br />

Das BAG ist aufgrund seiner zentralen Position im<br />

wissenschaftlichen Qualität und<br />

Public-Health-Netzwerk Mitglied unterschiedlicher<br />

der Brauchbarkeit ihrer Resultate<br />

«Communities of Practice» oder Wissensnutzergruppen.<br />

Diese Gruppen weisen bestimmte Voraussetzun-<br />

beurteilt.<br />

gen, Ziele und Rahmenbedingungen auf. Dabei spielt<br />

Der Nutzen und die Nützlichkeit von Forschungsresultaten<br />

hängen von einer Reihe von Faktoren ab, die mit<br />

Qualitätsfragen in Zusammenhang gebracht werden<br />

können. Nachfolgend geht es darum zu zeigen, wie im<br />

BAG Qualität sichergestellt wird, um die Wirkung der<br />

Forschung zu erhöhen.<br />

die Grösse oder die organisationale Ebene keine Rolle;<br />

Wissensnutzergruppen können sich zwischen dem<br />

BAG und anderen Bun<strong>des</strong>ämtern, zwischen einer<br />

politischen Kommission und den Mitarbeitenden <strong>des</strong><br />

BAG, oder zwischen Mitarbeitenden <strong>des</strong> BAG bilden.<br />

Wissensnutzergruppen sind von drei Komponenten<br />

geprägt: von einer gemeinsamen Wissensdomäne<br />

(Wissensthema), einer Gemeinschaft – «Community»<br />

6.1 Interne Organisation<br />

– und einer gemeinsamen Praxis – «Practice». Ab-<br />

bildung 6.1 illustriert die Kontextarten, in denen sich<br />

Die <strong>Ressortforschung</strong> im BAG ist dezentral organisiert.<br />

Die Geschäftsfeldverantwortlichen sind zugleich Forschungsverantwortliche.<br />

«Communities of Practice» bilden und zeigt die kollaborative<br />

Wissensarbeit, die das BAG im Dialog mit den<br />

Direktionsbereichsübergrei-<br />

Teilnehmenden dieser Wissensnutzergruppen leistet,<br />

fende (Ressort-)Forschungsgeschäfte werden durch schematisch anhand eines Beispiels.<br />

die Fachstelle Evaluation und Forschung koordiniert.<br />

Diese zeichnet – nebst anderem – für den Einsatz von<br />

ARAMIS (Forschungsdatenbank <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>) im Amt<br />

sowie für die Erstellung der <strong>Forschungskonzept</strong>e verantwortlich.<br />

Das Evaluationsmanagement ist in der<br />

Fachstelle Evaluation und Forschung zentralisiert.<br />

Das BAG unterscheidet zwischen <strong>Ressortforschung</strong><br />

und Evaluation / Wirksamkeitsprüfung, wobei die elementarste<br />

Form der Wirksamkeitsprüfung – das Monitoring<br />

– der <strong>Ressortforschung</strong> zugerechnet wird. In<br />

übergeordnetem Zusammenhang auf Stufe Bund wird<br />

die Evaluation unter <strong>Ressortforschung</strong> subsumiert, jedoch<br />

klar als eigenständig ausgewiesen.<br />

Die kollaborative Wissensarbeit findet in der Regel in<br />

Form von Projekten statt. Die BAG-Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter orientieren sich dabei an einem Projektzyklus,<br />

der sich in acht Phasen unterteilt (vgl. Abbildung<br />

6.2).<br />

Folgende Qualitätsmerkmale sind Massstab für die<br />

BAG-internen Qualitätssicherungs massnahmen:<br />

• Rechtmässigkeit: Die Forschungstätigkeiten im öffentlichen<br />

Sektor basieren auf einer gesetzlichen<br />

Grundlage.<br />

• Zweckmässigkeit: Forschungsaktivitäten erzeugen<br />

Wissen, das im Zusammenhang steht mit politischen<br />

und / oder strategischen Zielsetzungen.<br />

Die Fachstelle Evaluation und Forschung unterstützt die<br />

Geschäftsfelder bei der Umsetzung ihrer Qualitätssicherungsmassnahmen,<br />

die in der Regel Bestandteil eines<br />

direktionsinternen Qualitätsmanagementsystems sind.<br />

• Wirksamkeit: Forschung muss die politischen Prozesse<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> unterstützen und dem Bedarf der<br />

Ver waltung entsprechen. Zu diesem Zweck muss<br />

die Forschung die wissenschaftlichen und ethischen<br />

6.2 Qualitätssicherung<br />

Standards von Qualitätsforschung erfüllen.<br />

• Wirtschaftlichkeit: Die für die Forschungstätigkeiten<br />

notwendigen Mittel werden überprüft, um sicherzustellen,<br />

dass sie bedarfsgerecht, zweckmässig und<br />

Positive soziokulturelle und organisationale Faktoren<br />

können den Wissensprozess unterstützen und beschleunigen.<br />

Ein weniger förderliches Umfeld hemmt<br />

und verlangsamt den Kreislauf. Diesem sozialen<br />

kostenbewusst verwendet werden.<br />

• Rechtzeitigkeit: Das durch <strong>Ressortforschung</strong> gewonnene<br />

Wissen muss zeitgerecht zur Verfügung<br />

gestellt werden, damit Entscheidungsträger im


Moment ihrer Entschlussfassung über die grösstmögliche<br />

Evidenz in Bezug auf einen Sachverhalt<br />

verfügen.<br />

• Wissensübersetzung: <strong>Ressortforschung</strong> verlangt<br />

nach angemessener Verbreitung, Diskussion und<br />

Umsetzung <strong>des</strong> erworbenen Wissens. Die Formen<br />

der Verbreitung und Diskussion können je nach Zielgruppe<br />

variieren, zum Beispiel wissenschaft liche<br />

Publikationen, Experten-Hearings, Vorträge bei<br />

Forschungskommissionen, Sitzungen und Work-<br />

shops mit Praxisvertretern, Pressekonferenzen und<br />

-mitteilungen. Diese Formen der Verbreitung richten<br />

sich sowohl an Kreise innerhalb als auch ausserhalb<br />

der Bun<strong>des</strong>verwaltung.<br />

• Transparenz der Forschung: Forschungsresultate<br />

der Bun<strong>des</strong>ämter sind öffentlich zugänglich. ARA-<br />

MIS ist die Forschungsdatenbank <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Sie<br />

enthält Details zu Forschung, Evaluation und anderen<br />

auf die Forschung bezogenen Projekten, die von<br />

der Bun<strong>des</strong>verwaltung direkt oder indirekt finanziert<br />

Abb. 6.1 Kollaborative Wissensarbeit<br />

Kollaborative Wissensarbeit – vom Bedarf zur Nutzung<br />

Im Dialog mit anderen Akteuren …<br />

… erkennt das BAG Forschungsbedarf,<br />

… vermittelt das BAG Forschungswissen,<br />

… gewinnt das BAG Aufschluss über die Nutzung <strong>des</strong> Wissens.<br />

Institutionen<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

Öffentlichkeit<br />

(Bevölkerung, Medien)<br />

Politik<br />

(Bund, Kantone,<br />

Gemeinden)<br />

Community<br />

of Practice:<br />

«richtig<br />

impfen»<br />

Bun<strong>des</strong>amt für<br />

<strong>Gesundheit</strong><br />

Forschungsakteure<br />

Schweiz<br />

Verwaltung<br />

(BAG und andere)<br />

Forschungsakteure<br />

international<br />

= Kollaborative<br />

Wissensarbeit im<br />

Dialog zwischen<br />

BAG und anderen<br />

Akteuren<br />

Organisationales Wissensverständnis<br />

Der Dialog mit anderen Akteuren dient dem BAG als<br />

Basis für die Erarbeitung von Zielen und Werten, die<br />

den Umgang mit Wissen bestimmen.<br />

= «Communities<br />

of Practice» bilden<br />

sich zu einer spezifischen<br />

Wissensdomäne,<br />

z. B.<br />

«richtig impfen».<br />

Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 51


6. Organisation und Qualitätssicherung<br />

• Ethik: Die ethischen Grundsätze der Schweizerischen<br />

Akademie der Medizinischen Wissenschaften<br />

(SAMW) dienen als generelle Richtlinien für<br />

Forschende wie auch für finanzierende Organisationen.<br />

Zusätzlich gibt es nationale und kantonale<br />

Ethikkommissionen, die für die Genehmigung und<br />

Überwachung spezifischer Forschungsprojekte zuständig<br />

sind.<br />

• Durchführbarkeit, Korrektheit, Genauigkeit, Nützlichkeit:<br />

In Bezug auf die Durchführung von Eva luationsund<br />

durchgeführt werden. Die Datenbank wird regelmässig<br />

aufdatiert. Die Datenbank ist im Internet<br />

unter www.aramis.admin.ch zu finden.<br />

• Reporting: Dem Staatssekretariat für Bildung und<br />

Forschung (SBF) werden regelmässig Berichte über<br />

die <strong>Ressortforschung</strong>stätigkeiten aus dem <strong>Gesundheit</strong>ssektor<br />

vorgelegt. Die Berichte enthalten Daten<br />

zu Forschungsausgaben und zur Anzahl <strong>des</strong> beteiligten<br />

Personals sowie Faktenblätter zu ausgewählten<br />

Forschungsprojekten.<br />

Projektzyklus in der <strong>Ressortforschung</strong><br />

Abb. 6.2 Der Projektzyklus in der <strong>Ressortforschung</strong><br />

<br />

8<br />

Forschungsbedarf<br />

Wissensziele<br />

Evaluation<br />

Daten und Evidenz<br />

3<br />

2<br />

4<br />

Analyse<br />

<strong>des</strong> Wissensstan<strong>des</strong><br />

Wissensbewahrung<br />

Wissensnutzung<br />

Wissenssynthese,<br />

Wis sensentwicklung<br />

Wissensverteilung<br />

7<br />

5<br />

Wissenserwerb,<br />

Wissensgenerierung<br />

6<br />

Umsetzung<br />

in die Praxis<br />

Nutzung <strong>des</strong><br />

Forschungswissens<br />

in Politik,<br />

Öffentlichkeit<br />

und <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

wird<br />

durch Interaktion<br />

und Kommunikation<br />

in<br />

«Communities<br />

of Prac tice»<br />

gefördert.<br />

Organisationales Wissensverständnis<br />

Die Ziele und Werte, die das BAG in Bezug auf die Wissensarbeit<br />

festlegt, bestimmen die Qualitätsstandards, nach<br />

denen die Schritte <strong>des</strong> Projektzyklus vollzogen werden.<br />

Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG). In Anlehnung an: Probst, G. et al. (Hrsg.) (2006), Wissen managen. Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen.<br />

Gabler, Wiesbaden<br />

52 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


studien gelten die Qualitätsstandards der Schweizerischen<br />

Evaluationsgesellschaft (SEVAL).<br />

• Gender / Geschlecht: Forschungsthematisch relevan<br />

te Variablen müssen konsequent nach Geschlecht<br />

analysiert werden. Gender muss in allen<br />

Phasen <strong>des</strong> Forschungsprozesses angemessen<br />

berücksichtigt werden, insbesondere in den theoretischen<br />

Konzepten und Begriffen, dem Forschungs<strong>des</strong>ign,<br />

den Forschungsmethoden, der<br />

Dateninterpretation, den Schluss folgerungen und<br />

der Sprache. Damit werden geschlechtsbezogene<br />

Verzerrungseffekte vermieden.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 53


7. Exkurs «Globale <strong>Gesundheit</strong>sforschung»<br />

Das Feld der Globalen <strong>Gesundheit</strong>sforschung ist noch Weil der Begriff Globale <strong>Gesundheit</strong> sehr unterschiedlich<br />

interpretiert wird, ist die Spanne der For-<br />

relativ neu und wird häufig – und fälschlicherweise –<br />

fast synonym mit Forschung zur <strong>Gesundheit</strong> für und schungsfelder sehr breit: Sie beinhaltet die medizinische<br />

Grundlagenforschung auf der Suche nach neuen<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern verwendet.<br />

Bisher galt in Bezug auf die medizinisch ausgerichtete<br />

Forschung die «10 / 90-Faustregel». Man ging da-<br />

Forschung zur Umsetzung von Strategien zur Bekämp-<br />

Impfstoffen und Medikamenten, die Public-Healthvon<br />

aus, dass «lediglich zehn Prozent der weltweiten fung von Infektionskrankheiten wie auch zunehmend<br />

Forschungsgelder in jene Krankheiten investiert werden,<br />

unter denen 90 Prozent der kranken Menschen nach inno vativen Behandlungsmethoden und integ-<br />

von nichtübertragbaren Krankheiten, die Forschung<br />

leiden». Diese Auffassung muss aber angesichts der rierten Versorgungssystemen, die den Bedingungen<br />

enormen Zunahme an nichtübertragbaren Krankheiten in den Entwicklungs- und Schwellenländern entsprechen,<br />

sowie die vergleichende <strong>Gesundheit</strong>ssystemfor-<br />

in den Entwicklungs- und Schwellenländern radikal<br />

überdacht werden – so gilt es heute beispielsweise schung und die Forschung zur Finanzierung und den<br />

als dringliche Herausforderung an die Forschung, bezahlbare<br />

Therapien für chronische Krankheiten wie Diabeit<br />

und der globalen <strong>Gesundheit</strong>spolitik. Neuerdings<br />

Kooperationsformen in der Entwicklungszusammenarbetes<br />

und Herz-Kreislauf-Insuffizienz zu entwickeln. werden vermehrt die Zusammenhänge zwischen an-<br />

54 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


deren Politikbereichen – so der Handelspolitik und der<br />

Aussen politik – und der globalen <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

analysiert. Besonderes Augenmerk gilt hier den Auswirkungen<br />

der Globalisierungsprozesse auf die <strong>Gesundheit</strong>.<br />

In der globalen <strong>Gesundheit</strong>sforschung haben ökonomische<br />

Fragestellungen sehr viel Bedeutung erlangt: so<br />

zum Beispiel die Folgen der enormen ökonomischen<br />

Kosten der Krankheitslast in den ärmsten Ländern –<br />

aber zunehmend auch in den Schwellenländern – als<br />

Gegenstand der Forschung. Laut WHO gehen durch<br />

vernachlässigte Krankheiten weltweit je<strong>des</strong> Jahr<br />

57 Millionen gesunde Lebensjahre verloren. Das bedeutet<br />

hohe Verluste an Produktivität, die den Entwicklungsfortschritt<br />

verlangsamen. Neuerdings widmet<br />

sich die Forschung zunehmend den Fragen der Effektivität<br />

und Effizienz der geleisteten Entwicklungshilfe<br />

und ihrer Verteilung. Detailliert wird auch die Einhaltung<br />

einmal geleisteter Zusagen sowie der Prinzipien<br />

– DAC Paris Declaration – im Entwicklungsbereich dokumentiert.<br />

Die Bedeutung interdisziplinärer globaler <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />

wird zunehmend anerkannt, insbesondere<br />

die Erforschung der sozialen und politischen<br />

Determinanten von <strong>Gesundheit</strong> – also beispielsweise<br />

das Aufzeigen der Zusammenhänge zwischen Armut<br />

und <strong>Gesundheit</strong>, sozialer und kultureller sowie<br />

geschlechtsspezifischer Faktoren und <strong>Gesundheit</strong>szustand.<br />

Schon die HIV/ Aids-Forschung der letzen<br />

20 Jahre hat wichtige soziale Aspekte, wie etwa das<br />

Stigma, in die <strong>Gesundheit</strong>sforschung integriert. Gender<br />

ist ein besonders bedeutender Aspekt der sozialen<br />

Ungleichheit und hat durch die Schwerpunktsetzung<br />

der Millenniumsentwicklungsziele wieder an Bedeutung<br />

gewonnen.<br />

sucht. Es wird die Frage nach tragfähigen Mechanismen<br />

der globalen Gouvernanz gestellt und einzelne<br />

Handlungsträger – wie Stiftungen, Firmen oder nichtstaatliche<br />

Organisatio nen – werden genauer erforscht.<br />

Während in der Vergangenheit die Rolle der Geberländer<br />

im Vordergrund der Forschung stand, so entwickelt<br />

sich derzeit ein Interesse an der Rolle der Schwellenländer<br />

in der globalen <strong>Gesundheit</strong>sgouvernanz, verbunden<br />

mit der Frage, wie sich die Machtverschiebung<br />

in der multi polaren Welt auch auf die globale <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

auswirkt. Auch die Rolle etablierter Organisationen,<br />

wie zum Beispiel der WHO, im neuen<br />

Umfeld oder die neue Rolle der Europäischen Union<br />

im Bereich globale <strong>Gesundheit</strong> werden zum Thema.<br />

Schliesslich widmet sich die Forschung zunehmend<br />

den Fragen der globalen Entscheidungsfindung – auch<br />

als globale <strong>Gesundheit</strong>sdiplomatie bezeichnet – und<br />

den Fragen <strong>des</strong> internationalen Rechts.<br />

Der Begriff Globale <strong>Gesundheit</strong><br />

wird unterschiedlich interpretiert.<br />

Das macht die Spanne der<br />

Forschungsfelder sehr breit.<br />

Die Bedeutung interdisziplinärer<br />

globaler <strong>Gesundheit</strong>sforschung findet<br />

zunehmend Anerkennung.<br />

Ein sich schnell entwickelnder Forschungsschwerpunkt<br />

ist die «Global Governance» und die Frage nach<br />

der Steuerung komplexer globaler Systeme. Das Bild<br />

der Organisationsformen der globalen <strong>Gesundheit</strong><br />

verändert sich grundlegend – besonders hervorzuheben<br />

ist die Vielzahl der neuen Organisationen und<br />

die sich daraus ergebende Frage der Diffusion von<br />

Entscheidungsfindung, Macht und Einfluss. Die Effizienz<br />

der neuen Organisationsformen wie der «Public<br />

Private Partnerships» und unterschiedlicher «Multi-<br />

Stakeholder»-Foren wird politikwissenschaftlich unter-<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 55


Anhang A1:<br />

Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

Definition der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung nahmen trifft, bzw. Aufgaben der Innovationsförderung<br />

wahrnimmt (Art. 5, lit. c). Der Bund fördert die Forschung<br />

Die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung wird gemeinhin nach dem FIFG und Spezialgesetzen durch direkte Beiträge<br />

und an dere Massnahmen der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

als «<strong>Ressortforschung</strong>» bezeichnet. Es handelt sich<br />

dabei um Forschung, deren Ergebnisse von der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

bzw. der Bun<strong>des</strong>politik für die Erfüllung gaben im öffent lichen Interesse Forschungsaufträge er-<br />

(Art. 6, Abs. 1, lit. e). Die Departemente können für Auf-<br />

ihrer Aufgaben benötigt werden oder die sie initiiert, teilen oder sich an den Kosten von Forschungsvorhaben<br />

weil sie im öffentlichen Interesse liegt. Sie umfasst im beteiligen (Art. 16, Abs. 5). Mit Art. 24 werden die Forschungsorgane<br />

verpflichtet, Mehrjahresprogramme zu<br />

Einzelnen:<br />

1. Forschung intramuros der Bun<strong>des</strong>verwaltung, bzw. erstellen, in welchen sie Auskunft über die beabsichtigten<br />

Forschungstätigkeiten geben (vgl. Forschungs- und<br />

den Betrieb von bun<strong>des</strong>eigenen Forschungsanstalten,<br />

Innovationsförderungsverordnung V-FIFG, Art. 12).<br />

2. die Durchführung eigener Forschungsprogramme,<br />

namentlich in Zusammenarbeit mit Hochschulforschungsstätten,<br />

Forschungsförderungsinstitutionen, Spezialgesetzliche Grundlagen<br />

der Kommission für Technologie und Innovation (KTI)<br />

oder weiteren Förderorganisationen,<br />

Nebst der übergeordneten Verankerung im FIFG ist die<br />

3. Beiträge an Hochschulforschungsstätten für die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung auf rund 40 spezialgesetzliche<br />

Bestimmungen abgestützt. In diesen wer-<br />

Durchführung von Forschungsprogrammen, soweit<br />

diese der Erfüllung der Aufgaben der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

dienen, sowie<br />

verpflichtungen durch den Bund vorgegeben, bzw.<br />

den direkte Forschungsaufträge oder Finanzierungs-<br />

4. Aufträge der Bun<strong>des</strong>verwaltung an Dritte.<br />

direkte Evaluations-, Erhebungs- oder Prüfungsaufträge<br />

formuliert, die entsprechende wissenschaft liche<br />

Nicht zur <strong>Ressortforschung</strong> gehören die Ausgaben der Arbeiten voraussetzen.<br />

vom Bund finanzierten Hochschulen und deren Annexanstalten,<br />

Beiträge <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> an den Schweizerischen<br />

Nationalfonds (SNF), die Kommission für Tech-<br />

den Gesetzen zugehörigen und weiteren Verordnun-<br />

Zudem werden Forschungsaufgaben in zahlreichen<br />

nologie und Innovation (KTI) und an wissenschaftliche gen präzisiert. Darüber hinaus setzt selbst dort, wo<br />

Institutionen gemäss Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />

FIFG (SR 420.1) (Akademien, wissteht,<br />

die Anwendung und Umsetzung geltenden<br />

kein expliziter gesetzlicher Auftrag zur Forschung besenschaftliche<br />

Hilfsdienste usw.) sowie Beiträge an Rechts oft Fachwissen voraus, welches aktuell sein<br />

internationale wissenschaftliche Institutionen und Organisationen.<br />

muss (z. B. beim Erlass von Richtlinien und Verordnun-<br />

soll und daher mittels Forschung erarbeitet werden<br />

gen). Deshalb sind Forschungsverpflichtungen auch oft<br />

Teil <strong>des</strong> Leistungsauftrags von FLAG-Ämtern oder sie<br />

Gesetzlicher Auftrag<br />

werden in departementalen Organisationsverordnungen<br />

für die verschiedenen Ämter festgelegt.<br />

Das Engagement <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> in der Forschung und<br />

Forschungsförderung wird durch Art. 64 der Bun<strong>des</strong>verfassung<br />

(SR 101) legitimiert, indem der Bund die Verpflichtungen aus internationalen Vereinbarungen<br />

und parlamentarischen Aufträgen<br />

wissenschaftliche Forschung und die Innovation fördert<br />

bzw. Forschungsstätten errichten, übernehmen oder<br />

betreiben kann. Die Forschungsaktivitäten der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

werden im geltenden Forschungs- und halten oder implizieren auch rund 90 internationale<br />

Nebst den spezialgesetzlichen Bestimmungen ent-<br />

Innovations förderungsgesetz FIFG (SR 420.1) weiter Verträge, Konventionen oder Mitgliedschaften Verpflichtungen<br />

zur Forschung oder zu nationalen For-<br />

präzisiert: Die Bun<strong>des</strong>verwaltung ist ein Forschungsorgan,<br />

soweit sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben selbst schungsanstrengungen in den jeweils relevanten Themenfeldern.<br />

Aber auch in Fällen, wo keine expliziten<br />

Forschung durchführt, Forschung in Auftrag gibt oder<br />

unmittelbar unterstützt oder weitere Forschungsmass- Forschungsverpflichtungen aus Verträgen existieren,<br />

56 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


ist die in Auftrag gegebene Forschung für einige Ämter<br />

zentral, um notwendige internationale Kontakte<br />

aufrechterhalten zu können. Die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

ermöglicht so einen Austausch auf gleicher<br />

«Augenhöhe», dem die eigenen aktuellen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse zugrunde liegen.<br />

Vom Parlament selbst werden durch parlamentarische<br />

Initiativen, Motionen, Postulate, Interpellationen oder<br />

Anfragen Aufträge zur Erarbeitung von Entwürfen für<br />

Erlasse, zur Erarbeitung von Prüfungsberichten und<br />

Auskünften erteilt, deren Behandlung eine mehr oder<br />

weniger grosse Aktivität in der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

nach sich ziehen kann.<br />

Eine Übersicht über die Spezialgesetze, die internationalen<br />

Verpflichtungen und die parlamentarischen<br />

Aufträge ist im Bericht <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-<br />

BFT «<strong>Ressortforschung</strong>: Finanzielle Gesamt lage<br />

2004 – 2007 und spezialgesetzliche Voraussetzungen»<br />

aus dem Jahr 2008 enthalten.<br />

Koordination der Forschung<br />

der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

Steuerungsausschuss Bildung, Forschung<br />

und Technologie<br />

Der Steuerungsausschuss Bildung, Forschung und<br />

Technologie (Steuerungsausschuss-BFT) wurde im<br />

Zuge der Reorganisation <strong>des</strong> Bereichs «Bildung, Forschung<br />

und Technologie» 1997 durch den Bun<strong>des</strong>rat<br />

eingesetzt. Das Präsidium <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />

wird durch den Direktor <strong>des</strong> Staatssekretariates<br />

für Bildung und Forschung (SBF) und die Direktorin<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes für Berufsbildung und Technologie<br />

(BBT) gebildet. Es nimmt für den Bun<strong>des</strong>rat allgemeine<br />

Steuerungsaufgaben in Zusammenhang mit der<br />

Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung wahr, namentlich<br />

bei der Koordination der <strong>Forschungskonzept</strong>e 17 sowie<br />

bei Fragen der Qualitätssicherung. 18 Es unterstützt die<br />

Bun<strong>des</strong>ämter bei der Umsetzung der Qualitätssicherungsrichtlinien<br />

und kann Evaluationen initiieren.<br />

17<br />

«Grundsätze für die Erstellung der Konzepte <strong>2013</strong> – 2016 betreffend die Forschungsaktivitäten<br />

der Bun<strong>des</strong>verwaltung in den 11 Politikbereichen», Steuerungsausschuss-BFT, Mai<br />

2011<br />

18<br />

«Qualitätssicherung in der <strong>Ressortforschung</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>», Richtlinien <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT,<br />

November 2005 (www.ressortforschung.admin.ch/html/dokumentation/<br />

publikationen/richtlinien_qs-d.pdf)<br />

Die Mitglieder <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT sind<br />

die Direktorinnen und die Direktoren der Bun<strong>des</strong> ämter<br />

mit eigener Forschung, der Bun<strong>des</strong>kanzlei und der<br />

Eidgenössischen Finanzverwaltung sowie je eine Vertretung<br />

<strong>des</strong> Schweizerischen Nationalfonds (SNF), der<br />

Kommission für Technologie und Innovation (KTI) und<br />

<strong>des</strong> Rates der Eidgenössischen Technischen Hochschulen<br />

(ETH-Rat). Der Steuerungsausschuss-BFT stellt die<br />

strategische Koordination der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

sicher und unterstützt das Präsidium in der<br />

Wahrnehmung der Verantwortung für das Gesamtsystem.<br />

Er verabschiedet Richtlinien auf Vorschlag <strong>des</strong><br />

Präsidiums, nimmt Aufgaben wahr bei der Auswahl<br />

von Nationalen Forschungsprogrammen (NFP) und Nationalen<br />

Forschungsschwerpunkten (NFS) und erhebt<br />

jährlich den Forschungsaufwand und den Budgetrahmen<br />

der Forschungskredite der Bun<strong>des</strong>verwaltung für<br />

die Berichterstattung an den Bun<strong>des</strong>rat. Zudem informiert<br />

er den Bun<strong>des</strong>rat über laufende und geplante<br />

Massnahmen im Bereich der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

wie Evaluationen und Aktivitäten im Zusammenhang<br />

mit parlamentarischen Vorstössen usw.<br />

Die ämter- und departementsübergreifende Steuerung<br />

der finanziellen Ressourcen der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

fällt allerdings nicht in den Aufgabenbereich<br />

<strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT. Letztmals<br />

wurde im Jahr 2006 eine entsprechende Empfehlung<br />

der Geschäftsprüfungskommission <strong>des</strong> Nationalrates<br />

GPK-N zur Steuerung der Ressourcen in der Forschung<br />

der Bun<strong>des</strong>verwaltung durch den Bun<strong>des</strong>rat abgelehnt.<br />

19 Diese Steuerung muss in letzter Verantwortung<br />

durch das Parlament über die Genehmigung der<br />

jeweiligen spezifischen Forschungskredite der Ämter<br />

erfolgen und kann mit dem heutigen Verfahren vom<br />

Parlament im Rahmen der jährlichen Budgetentscheide<br />

effizient wahrgenommen werden.<br />

Koordinationsgruppe, Sekretariat<br />

<strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />

Für die Vorbereitung seiner Geschäfte unterhält der<br />

Steuerungsausschuss-BFT eine Koordinationsgruppe, in<br />

der die Forschungsverantwortlichen der Bun<strong>des</strong>ämter<br />

Einsitz nehmen. Die Koordinationsgruppe wird durch<br />

19<br />

BBl 2007 847 (www.admin.ch/ch/d/ff/2007/847.pdf)<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 57


Anhang A1: Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

das Sekretariat <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT geleitet,<br />

welches beim Staatssekretariat für Bildung und Forschung<br />

(SBF) angesiedelt ist. Das Sekretariat wiederum<br />

sichert den Informationsfluss zwischen den Mitgliedern<br />

und dem Präsidium <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />

und betreut <strong>des</strong>sen Geschäfte. Es ist zuständig für die<br />

Webseite – www.ressortforschung.admin.ch – auf der<br />

Kurzinformationen zu Schwerpunkten der Forschung in<br />

den Politikbereichen, die aktuellen <strong>Forschungskonzept</strong>e,<br />

Links zu den Forschungsseiten der Bun<strong>des</strong>ämter und<br />

die Dokumentation über die rechtliche Abstützung der<br />

Forschung zu finden sind. Die Webseite enthält auch<br />

standardisierte und jährlich von den in den Politikbereichen<br />

federführenden Ämtern aufdatierte Faktenblätter,<br />

welche die Öffentlichkeit über erfolgreich verlaufene<br />

Forschungstätigkeiten («success stories») sowie über<br />

die finanziellen Ressourcen informieren.<br />

Datenbank ARAMIS<br />

Das Informationssystem ARAMIS (www.aramis.admin.ch)<br />

enthält Informationen über Forschungsprojekte<br />

und Evaluationen, die der Bund selber durchführt<br />

oder finanziert. Eingeführt wurde das System 1997 als<br />

Folge von mehreren parlamentarischen Vorstössen,<br />

die mehr Transparenz und eine Verbesserung der Kooperation<br />

in der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung verlangten.<br />

Die Ziele und Aufgaben <strong>des</strong> Systems werden<br />

in der Verordnung über das Informationssystem ARA-<br />

MIS betreffend Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> (SR 420.31) beschrieben: 1) Sichtbarmachen<br />

der Forschungstätigkeiten und der Evaluationen<br />

der Bun<strong>des</strong>verwaltung (Transparenz), 2) Vermeidung<br />

von Doppelspurigkeiten und 3) Werkzeug für die Bun<strong>des</strong>stellen<br />

zur einfachen Verwaltung von Forschungsprojekten<br />

(Managementinstrument).<br />

Abb. A1<br />

Übersicht zur Zusammenarbeit der Bun<strong>des</strong>ämter in der <strong>Ressortforschung</strong><br />

Matrix: geplante Zusammenarbeit erfolgte Zusammenarbeit 2008 – 2011 Einsitz Kommissionen usw.<br />

Federführend 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Politikbereich<br />

<strong>Gesundheit</strong><br />

Soziale<br />

Sicherheit<br />

Umwelt<br />

Landwirtschaft<br />

Energie<br />

Nachhaltige<br />

Raumentwicklung<br />

& Mobilität<br />

Amt<br />

BAG <br />

BSV <br />

BAFU <br />

BLW / Agroscope <br />

BFE <br />

ARE <br />

DEZA <br />

armasuisse<br />

<br />

BABS <br />

ASIK<br />

<br />

BBT <br />

BASPO <br />

ASTRA <br />

Quelle: Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF)<br />

Entwicklung und<br />

Zusammenarbeit<br />

Sicherheits­ und<br />

Friedenspolitik<br />

Berufsbildung<br />

Sport und<br />

Bewegung<br />

Nachhaltiger<br />

Verkehr<br />

Ausserhalb <strong>Forschungskonzept</strong><br />

58 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Das Informationssystem funktioniert als eine einfache<br />

Datenbankanwendung, in welcher alle Forschungsvorhaben<br />

und Wirksamkeitsüberprüfungen / Evaluationen<br />

der Bun<strong>des</strong>verwaltung als einzelne oder miteinander<br />

verknüpfte Projekte abgebildet werden. ARAMIS dient<br />

daher als ein Pfeiler der Qualitätssicherung in der Forschung<br />

der Bun<strong>des</strong>verwaltung und ist entsprechend in<br />

den Richtlinien <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT über<br />

die Qualitätssicherung verankert. Für die Koordination<br />

der Forschung unter den Bun<strong>des</strong>stellen werden auf der<br />

Basis von ARAMIS jährlich detaillierte Informationen<br />

über die Art der Forschung (intramuros, Forschungsaufträge<br />

und -beiträge), die Auftragsnehmer sowie<br />

die Aufwände der Ämter im Rahmen der <strong>Forschungskonzept</strong>e<br />

zuhanden <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />

zusammengestellt. Damit wird garantiert, dass dieser<br />

jährlich über die Mittelentwicklung und den Mitteleinsatz<br />

bei den einzelnen Ämtern informiert ist, und<br />

dass er die Forschungsplanung und den effizienten<br />

Mittelein satz unterstützen kann.<br />

Gliederung der Forschung der Bun<strong>des</strong> verwaltung<br />

in Politikbereiche zur verbesserten Koordination<br />

Die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung ist im Interesse<br />

der guten Koordination und Zusammenarbeit zwischen<br />

den beteiligten Bun<strong>des</strong>stellen nach politischen Bereichen<br />

gegliedert. Die Politikbereiche, für die eine strategische<br />

Forschungsplanung zu erstellen ist, werden<br />

vom Bun<strong>des</strong>rat im Rahmen der jeweiligen Botschaft<br />

über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation<br />

festgelegt (vgl. FIFG Art. 24). Dazu erarbeiten<br />

die betroffenen Bun<strong>des</strong>stellen unter der Leitung eines<br />

federführenden Bun<strong>des</strong>amtes vierjährige <strong>Forschungskonzept</strong>e<br />

unter Einbezug von externen Fachexperten,<br />

bzw. von wissenschaftlichen Begleitkommissionen.<br />

Seit der BFI-Periode 2004 – 2007 wurden für die<br />

folgenden 11 Politikbereiche <strong>Forschungskonzept</strong>e erstellt:<br />

1. <strong>Gesundheit</strong> (Federführung BAG)<br />

2. Soziale Sicherheit (BSV)<br />

3. Umwelt (BAFU)<br />

4. Landwirtschaft (BLW)<br />

5. Energie (BFE)<br />

6. Nachhaltige Raumentwicklung und Mobilität (ARE)<br />

7. Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)<br />

8. Sicherheits- und Friedenspolitik (W+T, BABS,<br />

EDA /PD)<br />

9. Berufsbildung (BBT)<br />

10. Sport und Bewegung (BASPO)<br />

11. Nachhaltiger Verkehr (ASTRA)<br />

Im Rahmen der Erarbeitung der <strong>Forschungskonzept</strong>e<br />

<strong>2013</strong> – 2016 hat die Koordinations gruppe <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />

1) die geplante Zusammenarbeit<br />

bei den Forschungsschwerpunkten in der<br />

Periode <strong>2013</strong> – 2016 identifiziert sowie 2), rückblickend,<br />

die erfolgten Kooperationen und 3) die gegenseitige<br />

Vertretung in Leistungs-, Steuerungs- und Projektgruppen<br />

/Kommissionen in der Periode 2008 – 2011 eruiert.<br />

Die Resultate der Erhebung sind in der Abbildung A1<br />

abgebildet (Details vgl. Kapitel 5.7). Der Überblick<br />

zeigt, dass Kooperationen unter den Bun<strong>des</strong>stellen<br />

mannigfach erfolgen.<br />

Einige Bun<strong>des</strong>ämter haben bei der Erhebung nur rückblickend<br />

die Periode 2008 – 2011, bzw. zukunftsgerichtet<br />

die Periode <strong>2013</strong> – 2016 berücksichtigt. Es besteht<br />

daher keine Gewähr auf Vollständigkeit.<br />

Evaluation der Qualitätssicherung und Nutzung<br />

der Ergebnisse in der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

Die Geschäftsprüfungskommission <strong>des</strong> Nationalrates<br />

(GPK-N) empfahl im Bericht «Steuerung der <strong>Ressortforschung</strong><br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>» vom 23. August 2006, 20 die Umsetzung<br />

der vom Steuerungsausschuss-BFT im Jahr<br />

2005 erlassenen Qualitätssicherungsrichtlinien 21 in der<br />

Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung zu evaluieren, wozu<br />

der Bun<strong>des</strong>rat in seiner Antwort vom 15. Dezember<br />

2006 zusagte. 22 Der Steuerungsausschuss-BFT hat die<br />

beiden Evaluationsobjekte «Umsetzung der Qualitätssicherungsrichtlinien<br />

der Forschung bei den Ämtern» und<br />

«Nutzung der Forschungsergebnisse der Forschung der<br />

Bun<strong>des</strong>verwaltung in den jeweiligen Kontexten» festgelegt<br />

und entschieden, die Evaluation entsprechend<br />

den internationalen Standards in Form einer internen<br />

Selbstevaluation und einer externen Evaluation durchzuführen.<br />

Der Schweizerische Wissenschafts- und Technologierat<br />

(SWTR) wurde vom Steuerungsausschuss-BFT<br />

mit der Durchführung der externen Evalua tion unter Einbezug<br />

internationaler Experten mandatiert.<br />

20<br />

BBl 2007 771 (www.admin.ch/ch/d/ff/2007/771.pdf)<br />

21<br />

vgl. Fussnote 18<br />

22<br />

vgl. Fussnote 19<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 59


Anhang A1: Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />

Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Qualitätssicherung<br />

in den Ämtern, welche zusammen mehr als<br />

90 Prozent der Forschungsinvestitionen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

tätigen, nach Grundsätzen erfolgt, die in den Richtlinien<br />

<strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT festgehalten<br />

sind. 23 Verbesserungsbedarf ist bei denjenigen Bun<strong>des</strong>stellen<br />

gegeben, die nur gelegentlich und mit geringem<br />

finanziellem Aufwand Forschung betreiben. Die<br />

vom Steuerungsausschuss-BFT erlassenen Richt linien<br />

für die Qualitätssicherung haben sich in der Praxis bewährt,<br />

insbesondere in denjenigen Fällen, in denen<br />

die Qualitätssicherung auf Stufe Bun<strong>des</strong>stellen noch<br />

wenig entwickelt war. Der Nutzung der Forschungsresultate<br />

wird in der Praxis von den Bun<strong>des</strong>stellen eine<br />

grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Das Wissen über<br />

die tatsächliche Nutzung in einzelnen Projekten und<br />

Programmen ist bei den Verantwortlichen gross. Ebenso<br />

kennen sie die Voraussetzungen zur Schaffung optimaler<br />

Nutzungsbedingungen sehr gut. Jedoch wird<br />

nur in seltenen Fällen das Wissen über die Nutzung<br />

der Resultate konzeptgeleitet und systematisch erhoben<br />

und ausgewertet.<br />

Der SWTR empfiehlt abgestützt auf die Expertenmeinung,<br />

1) die spezifische Qualitätssicherung innerhalb<br />

der Bun<strong>des</strong>stellen unter Einbezug <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />

weiter voranzutreiben und zu konsolidieren,<br />

2) die Qualitätssicherung explizit und mit konkreten<br />

Zielen für die jeweilige Planungsperiode in die<br />

<strong>Forschungskonzept</strong>e aufzunehmen, 3) den vermehrten<br />

Einsatz von wissenschaftlichen Begleitgruppen, 4) den<br />

Aufbau eines Systems für Berichterstattung und das<br />

Controlling der Ergebnisnutzung sowie 5) das verstärkte<br />

Zusammenwirken mit Forschenden an Hochschulen<br />

und die Gelegenheit zur Weiterbildung zu nutzen. Der<br />

Steuerungsausschuss-BFT hat in seinem Abschlussbericht<br />

zur Evaluation Massnahmen zur Umsetzung der<br />

Empfehlungen vorgeschlagen.<br />

23<br />

Abschlussbericht <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT «Evaluation der Umsetzung der Qualitätssicherungsrichtlinien<br />

und der Nutzung der Forschungsergebnisse in der <strong>Ressortforschung</strong>»<br />

vom April 2010 (www.ressortforschung.admin.ch/html/dokumentation/publikationen/Evaluation_Qualitaetssicherung_Resultatenutzung_d.pdf)<br />

60 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen<br />

Einleitung<br />

Im Folgenden sind allgemein- und spezialgesetz liche<br />

Grundlagen im Bereich Forschung und Evaluation aufgeführt,<br />

die für die Arbeiten / Tätigkeiten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes<br />

für <strong>Gesundheit</strong> (BAG) relevant sind.<br />

Es gibt Themenbereiche (z. B. Heilmittel), die keine explizite<br />

spezialgesetzliche Grundlage für die <strong>Ressortforschung</strong><br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> besitzen. Diese Bereiche stützen<br />

sich auf allgemeingesetzliche Grundlagen:<br />

Das Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />

(FIFG) ist die allgemeine Grundlage für die <strong>Ressortforschung</strong>.<br />

Gemäss Art. 4 gilt das Gesetz für die Forschungsorgane,<br />

soweit sie Bun<strong>des</strong>mittel verwenden.<br />

Die Bun<strong>des</strong>ämter gelten gemäss Art. 5 lit. c <strong>des</strong> FIFG<br />

als Forschungsorgane, soweit sie für die Erfüllung ihrer<br />

Aufgaben selbst Forschung durchführen, Forschung in<br />

Auftrag geben oder unmittelbar unterstützen oder weitere<br />

Forschungsmassnahmen treffen.<br />

Die Organisationsverordnung für das EDI sieht in Art. 9<br />

Abs. 3 lit. b vor, dass das BAG die Forschung auf dem<br />

Gebiet der <strong>Gesundheit</strong> steuert. Auch die in dieser<br />

Verordnung aufgeführten Ziele <strong>des</strong> BAG sowie seine<br />

diesbezüglichen Funktionen beinhalten implizit, dass<br />

das BAG für die Erfüllung seiner Aufgaben allenfalls<br />

Forschung betreiben bzw. Forschungsaufträge mandatieren<br />

kann.<br />

Alle geltenden gesetzlichen Grundlagen sind in der<br />

Systematischen Sammlung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechts (SR) unter<br />

ihrer SR-Nummer zu finden: www.admin.ch/ch/d/sr/<br />

sr.html.<br />

1. Allgemeingesetzliche Grundlagen<br />

Bun<strong>des</strong>verfassung – Forschungsartikel, SR 101<br />

Art. 64 Forschung<br />

1<br />

Der Bund fördert die wissenschaftliche Forschung.<br />

2<br />

Er kann die Förderung insbesondere davon abhängig machen, dass<br />

die Koordination sichergestellt ist.<br />

3<br />

Er kann Forschungsstätten errichten, übernehmen oder betreiben.<br />

Bun<strong>des</strong>verfassung – Wirksamkeitsüberprüfung (Evaluation),<br />

SR 101<br />

Art. 170 Überprüfung der Wirksamkeit<br />

Die Bun<strong>des</strong>versammlung sorgt dafür, dass die Massnahmen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong> auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.<br />

Bun<strong>des</strong>verfassung – Statistikartikel, SR 101<br />

Art. 65 Statistik<br />

1<br />

Der Bund erhebt die notwendigen statistischen Daten über den<br />

Zustand und die Entwicklung von Bevölkerung, Wirtschaft, Gesellschaft,<br />

Raum und Umwelt in der Schweiz.<br />

2<br />

Er kann Vorschriften über die Harmonisierung und Führung amtlicher<br />

Register erlassen, um den Erhebungsaufwand möglichst gering<br />

zu halten.<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz über die Förderung der Forschung und<br />

der Innovation (Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />

[FIFG]), SR 420.1. Der Bun<strong>des</strong>rat hat am<br />

9. November 2011 die Botschaft und den Entwurf zur<br />

Totalrevision <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes über die Förderung<br />

der Forschung und Innovation (FIFG) verabschiedet und<br />

dem Parlament zur Beratung überwiesen – Link Internet<br />

SBF: www.sbf.admin.ch/htm/aktuell/fifg_de.html.<br />

Art. 4 Geltungsbereich<br />

1<br />

Dieses Gesetz gilt für die Forschungsorgane, soweit sie für die<br />

Forschung und Innovation Bun<strong>des</strong>mittel verwenden.<br />

Art. 5 Forschungsorgane<br />

Forschungsorgane sind:<br />

c. die Bun<strong>des</strong>verwaltung, soweit sie:<br />

1. für die Erfüllung ihrer Aufgabe selbst Forschung durchführt,<br />

2. Forschung in Auftrag gibt oder unmittelbar unterstützt oder<br />

weitere Forschungsmassnahmen trifft,<br />

3. Aufgaben der Innovationsförderung wahrnimmt<br />

Bun<strong>des</strong>statistikgesetz (BStatG), SR 431.01<br />

Verordnung zum Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />

(Forschungs- und Innovationsförderungsverordnung<br />

[V-FIFG]), SR 420.11<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 61


Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen<br />

Verordnung über das Informationssystem ARAMIS<br />

betreffend Forschungs- und Entwicklungsprojekte <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong> (ARAMIS-Verordnung), SR 420.31<br />

Verordnung über die Durchführung von statistischen<br />

Erhebungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, SR 431.012.1<br />

Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung<br />

und Innovation in den Jahren 2008 – 2011, 07.012<br />

(www.admin.ch/ch/d/ff/2007/1223.pdf) und im Jahr<br />

2012, 10.109 (www.admin.ch/ch/d/ff/2011/757.pdf)<br />

Entscheide <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats vom 3. November 2004<br />

zur Verstärkung der Wirksamkeitsüberprüfungen bei<br />

Bun<strong>des</strong>rat und Bun<strong>des</strong>verwaltung, BRB IDEKOWI<br />

(www.bj.admin.ch/content/bj/de/home/themen/staat_<br />

und_buerger/evaluation/umsetzung_art_170.html)<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat hat am 3. November 2004 verschiedene Massnahmen<br />

beschlossen, mit denen die Tätigkeiten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> besser<br />

auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Er will damit die Wirkungsorientierung<br />

in der Bun<strong>des</strong>verwaltung verstärken, die Transparenz<br />

entsprechender Überprüfungen und deren Qualität verbessern sowie<br />

die Wirtschaftlichkeit stärker gewichten.<br />

Organisationsverordnung vom 28. Juni 2000 für das<br />

Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern, OV-EDI, SR<br />

172.212.1 – Evaluation<br />

Art. 9 Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />

3<br />

Zur Verfolgung dieser Ziele nimmt das BAG folgende Funktionen<br />

wahr:<br />

e. Es überprüft die Wirkung rechtsetzender und anderer Massnahmen<br />

auf die <strong>Gesundheit</strong>.<br />

Organisationsverordnung vom 28. Juni 2000 für das<br />

Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern, OV-EDI, SR<br />

172.212.1 – Forschung<br />

Art. 9 Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />

3<br />

Zur Verfolgung dieser Ziele nimmt das BAG folgende Funktionen wahr:<br />

b. Es steuert die Forschung auf dem Gebiet der <strong>Gesundheit</strong>, der<br />

Kranken-, Unfall- und Militärversicherung und der Aus-, Weiterund<br />

Fortbildung in den akademischen Medizinalberufen.<br />

c. Es wirkt mit bei der Steuerung von wichtigen gesundheits- und<br />

sozialpolitischen Prozessen und bei der Erarbeitung der dafür<br />

notwendigen Grundlagen.<br />

2. Spezialgesetzliche Grundlagen<br />

2.1 Kranken- und Unfallversicherung<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz über die Krankenversicherung (KVG),<br />

SR 832.10<br />

Art. 32 Voraussetzungen<br />

1<br />

Die Leistungen nach den Artikeln 25 – 31 müssen wirksam, zweckmässig<br />

und wirtschaftlich sein. Die Wirksamkeit muss nach wissenschaftlichen<br />

Methoden nachgewiesen sein.<br />

2<br />

Die Wirksamkeit, die Zweckmässigkeit und die Wirtschaftlichkeit<br />

der Leistungen werden periodisch überprüft.<br />

Art. 49 Tarifverträge mit Spitälern<br />

8<br />

In Zusammenarbeit mit den Kantonen ordnet der Bun<strong>des</strong>rat<br />

schweizweit Betriebsvergleiche zwischen Spitälern an, insbesondere<br />

zu Kosten und medizinischer Ergebnisqualität. Die Spitäler<br />

und die Kantone müssen dafür die nötigen Unterlagen liefern. Der<br />

Bun<strong>des</strong>rat veröffentlicht die Betriebsvergleiche.<br />

Verordnung über die Krankenversicherung (KVV), SR<br />

832.102<br />

Art. 28 Daten der Versicherer<br />

1<br />

Die Daten, die von den Versicherern nach Artikel 21 Absatz 4 <strong>des</strong><br />

Gesetzes weitergegeben werden müssen, dienen dazu:<br />

a. die einheitliche Anwendung <strong>des</strong> Gesetzes zu über wachen;<br />

b. die Kostenentwicklung zu verfolgen;<br />

c. die Wirtschaftlichkeit der erbrachten Leistungen zu kontrollieren<br />

(statistische Kontrolle der Kosten nach Geschlecht, Alter, Wohnort,<br />

Leistungserbringer);<br />

d. die Gleichbehandlung der Versicherten sicherzustellen;<br />

e. sicherzustellen, dass die Prämienunterschiede den kantonalen<br />

und regionalen Kostenunterschieden entsprechen und die Mittel<br />

der Sozialversicherung ausschliesslich zu deren Zwecken<br />

eingesetzt werden;<br />

f. die Entscheidungsgrundlagen für die Durchführung von gesetzlich<br />

vorgesehenen ordentlichen oder ausser ordentlichen Massnahmen<br />

zur Eindämmung der Kostenentwicklung vorzubereiten;<br />

g. die Wirkungen <strong>des</strong> Gesetzes zu verfolgen und Entscheidungsgrundlagen<br />

für allfällig notwendige Gesetzes- und Gesetzesvollzugsänderungen<br />

bereitzustellen.<br />

Art. 32 Wirkungsanalyse<br />

1<br />

Das BAG führt in Zusammenarbeit mit den Versicherern, Leistungserbringern<br />

und Kantonen sowie Vertretern der Wissenschaft<br />

wissenschaftliche Untersuchungen über die Durchführung und die<br />

Wirkungen <strong>des</strong> Gesetzes durch.<br />

2<br />

Diese Untersuchungen haben den Einfluss <strong>des</strong> Gesetzes auf die<br />

Situation und das Verhalten der Versicherten, der Leistungserbringer<br />

und der Versicherer zum Gegenstand. Insbesondere ist zu untersuchen,<br />

ob die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Grundversorgung<br />

gewährleistet ist und die sozial- und wettbewerbspolitischen<br />

Zielsetzungen <strong>des</strong> Gesetzes erreicht werden.<br />

3<br />

Das BAG kann für die Durchführung der Untersuchungen wissenschaftliche<br />

Institute beiziehen und Expertengruppen einsetzen.<br />

Verordnung vom 12. April 1995 über den Risiko aus gleich<br />

in der Krankenversicherung (VORA), SR 832. 112.1<br />

Art. 8 Wirkungsanalyse<br />

Das BAG führt mit den Fachkreisen der Krankenversicherung eine<br />

begleitende wissenschaftliche Untersuchung durch. Zu untersuchen<br />

sind insbesondere die Wirkungen <strong>des</strong> Risikoausgleiches in Bezug<br />

auf die Kostenentwicklung bei den einzelnen Versicherern und in Be-<br />

62 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


zug auf das Recht der Versicherten, den Versicherer zu wechseln.<br />

Das BAG bestimmt die technischen Einzelheiten der Untersuchung.<br />

Für die Erhebungsarbeiten und die Auswertung der Ergebnisse kann<br />

es ein wissenschaftliches Institut beiziehen.<br />

2.2 Lebensmittel<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz vom 9. Oktober 1992 über Lebensmittel<br />

und Gebrauchsgegenstände (Lebensmittelgesetz,<br />

LMG), SR 817.0<br />

Art. 34 Forschung und Ausbildung<br />

Der Bund:<br />

a. erforscht und beschafft die für die Anwendung dieses Gesetzes<br />

erforderlichen wissenschaftlichen Grund lagen;<br />

b. kann Erhebungen selber oder in Zusammenarbeit mit den Kantonen<br />

durchführen;<br />

c. wirkt an der Aus- und Weiterbildung der Kontroll organe mit.<br />

Der Entwurf <strong>des</strong> totalrevidierten LMG vom 25. Mai 2011<br />

enthält keinen spezifischen Forschungsartikel mehr;<br />

ent sprechende Aktivitäten werden sich auf die allgemeingesetzlichen<br />

Grundlagen (insbesondere <strong>des</strong> Forschungs-<br />

und Innovationsförderungsgesetzes) stützen.<br />

2.3 Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

Entwurf Bun<strong>des</strong>gesetz über Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

(Präventionsgesetz, PrävG). Der Bun<strong>des</strong>rat<br />

hat am 30. September 2009 den Entwurf zum Bun<strong>des</strong>gesetz<br />

über Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

(Präventionsgesetz) und die dazugehörende Botschaft<br />

zuhanden <strong>des</strong> Parlaments verabschiedet – Link Internet<br />

BAG: www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/<br />

07492/index.htmllang=de<br />

Art. 15 Forschungsförderung<br />

Die zuständigen Bun<strong>des</strong>stellen können im Rahmen der Forschungsförderung<br />

die Forschung in den Bereichen Prävention, <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

und Früherkennung unterstützen.<br />

Art. 20 Controlling und Wirksamkeitsüberprüfung<br />

1<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat und die Kantone überprüfen auf der Grundlage der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung nach Artikel 19 regelmässig den<br />

Stand der Erreichung der nationalen Ziele und ergreifen bei Bedarf<br />

entsprechende Massnahmen.<br />

2<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat evaluiert die Umsetzung der bun<strong>des</strong>rätlichen Strategie.<br />

3<br />

Das Institut evaluiert Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

der nationalen Programme.<br />

Art. 38 Evaluation<br />

1<br />

Das BAG sorgt dafür, dass Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und<br />

Wirtschaftlichkeit der Massnahmen nach diesem Gesetz periodisch<br />

evaluiert werden. Es lässt dabei namentlich überprüfen:<br />

a. inwieweit sich aufgrund <strong>des</strong> Gesetzes die Koordination und die<br />

Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Dritten verbessert<br />

haben;<br />

b. wie die von Bund und Kantonen eingesetzten Finanzmittel verwendet<br />

werden und wirken.<br />

2<br />

Das Institut stellt dem BAG dafür die Ergebnisse der Wirksamkeitsüberprüfungen<br />

nach Artikel 20 Absatz 3 zur Verfügung.<br />

3<br />

Das EDI erstattet nach Abschluss der Evaluation dem Bun<strong>des</strong>rat<br />

Bericht über die Resultate und unterbreitet ihm einen Vorschlag für<br />

das weitere Vorgehen.<br />

2.4 eHealth<br />

Vorentwurf vom 16. September 2011 eines Bun<strong>des</strong>gesetzes<br />

über das elektronische Patienten dossier<br />

(EPDG). Der Bun<strong>des</strong>rat hat am 3. Dezember 2010 das<br />

EDI beauftragt, bis im Herbst 2011 einen Vorentwurf<br />

für gesetzliche Grundlagen zur Einführung eines elektronischen<br />

Patientendossiers auszuarbeiten.<br />

Art. 18 Evaluation<br />

1<br />

Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern sorgt dafür, dass<br />

Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Massnahmen<br />

nach diesem Gesetz periodisch evaluiert werden.<br />

2<br />

Es erstattet dem Bun<strong>des</strong>rat nach Abschluss der Evaluation Bericht<br />

über die Resultate und kann ihm Vorschläge für das weitere Vorgehen<br />

unterbreiten.<br />

2.5 Drogen<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz vom 3. Oktober 1951 über die Betäubungsmittel<br />

und die psychotropen Stoffe (Betäubungsmittelgesetz,<br />

BetmG), SR 812.121<br />

Art. 3e Betäubungsmittelgestützte Behandlung<br />

3<br />

Für die heroingestützte Behandlung braucht es eine Bewilligung<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Der Bun<strong>des</strong>rat erlässt besondere Bestimmungen. Er<br />

sorgt insbesondere dafür, dass:<br />

c. Durchführung und Verlauf der heroingestützten Behandlungen<br />

periodisch überprüft werden.<br />

Art. 3f Datenbearbeitung<br />

1<br />

Die für den Vollzug dieses Gesetzes zuständigen Behörden und Institutionen<br />

sind berechtigt, Personendaten, besonders schützenswerte<br />

Personendaten und Persönlichkeitsprofile zur Überprüfung<br />

der Voraussetzungen und <strong>des</strong> Verlaufs der Behandlung von betäubungsmittelabhängigen<br />

Personen zu bearbeiten.<br />

2<br />

Sie gewährleisten durch technische und organisatorische Massnahmen<br />

den Schutz der Daten nach Absatz 1.<br />

3<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat legt die Einzelheiten fest, insbesondere:<br />

a. die für die Datenbearbeitung zuständigen Behörden und Institutionen;<br />

b. die zu bearbeitenden Daten;<br />

c. die Datenflüsse;<br />

d. die Zugriffsberechtigungen.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 63


Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen<br />

Art. 3j Forschungsförderung<br />

Der Bund kann im Rahmen <strong>des</strong> Forschungsgesetzes vom 7. Oktober<br />

1983 wissenschaftliche Forschung namentlich in folgenden Bereichen<br />

fördern:<br />

a Wirkungsweise abhängigkeitserzeugender Stoffe;<br />

b. Ursachen und Auswirkungen suchtbedingter Störungen;<br />

c. präventive und therapeutische Massnahmen;<br />

d. Verhinderung oder Verminderung suchtbedingter Störungen;<br />

e. Wirksamkeit von Wiedereingliederungsmassnahmen.<br />

Art. 29a<br />

1<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> sorgt für die wissenschaftliche Evaluation<br />

der Massnahmen nach diesem Gesetz. Es kann die nach Artikel<br />

3f beschafften Daten in anonymisierter Form dem Bun<strong>des</strong>amt<br />

für Statistik zur Auswertung und Veröffentlichung übermitteln.<br />

2<br />

Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern erstattet nach Abschluss<br />

wichtiger Evaluationen dem Bun<strong>des</strong>rat und den zuständigen<br />

Kommissionen der Bun<strong>des</strong>versammlung Bericht über die Resultate<br />

und unterbreitet Vorschläge für das weitere Vorgehen.<br />

Art. 29c<br />

1<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat bezeichnet ein nationales Referenzlabor; dieses<br />

forscht, informiert und koordiniert im analytischen, pharmazeutischen<br />

und klinisch-pharmakologischen Bereich der Betäubungsmittel<br />

und der Stoffe nach den Artikeln 2, 3 Absatz 1 und 7 Absatz 3.<br />

2<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat bezeichnet eine nationale Beobachtungsstelle zur<br />

Überwachung der Suchtproblematik. Diese sammelt, analysiert<br />

und interpretiert statistische Daten. Sie arbeitet mit den Kantonen<br />

und den internationalen Organisationen zusammen.<br />

3<br />

Der Bund kann Dritte mit einzelnen Aufgaben zur Erforschung, Information<br />

und Koordination und zur Überwachung der Suchtproblematik<br />

nach den Absätzen 1 und 2 betrauen.<br />

Art. 29e<br />

1<br />

Die Kantonsregierungen berichten dem Bun<strong>des</strong>rat regelmässig über<br />

die Ausführung <strong>des</strong> Gesetzes und die dabei gemachten Beobachtungen<br />

und stellen die benötigten Daten (Art. 29c Abs. 2) zur Verfügung.<br />

2<br />

Die Kantone haben dem Bun<strong>des</strong>amt für Polizei gemäss den<br />

Bestimmungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes vom 7. Oktober 1994 über<br />

kriminalpolizeiliche Zentralstellen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> über jede wegen<br />

Widerhandlung gegen dieses Gesetz eingeleitete Strafverfolgung<br />

rechtzeitig Mitteilung zu machen. Die entsprechenden Informationen<br />

werden grundsätzlich auf dem elektronischen Weg übermittelt<br />

oder direkt in die Datenverarbeitungssysteme <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes<br />

für Polizei eingegeben. Der Bun<strong>des</strong>rat regelt die Einzelheiten.<br />

Verordnung vom 25. Mai 2011 über Betäubungsmittelsucht<br />

und andere suchtbedingte Störungen (Betäubungsmittelsuchtverordnung,<br />

BetmSV), SR 812.121.6<br />

Art. 31 Empfehlungen zur Qualitätssicherung<br />

Das BAG erarbeitet namentlich mit Behörden und Fachorganisationen<br />

Empfehlungen zur Qualitätssicherung in den Bereichen Prävention,<br />

Therapie und Schadenminderung. Es berücksichtigt dabei<br />

Ergebnisse und Empfehlungen aus Forschung und Praxis.<br />

2.6 Humanforschung<br />

Entwurf Bun<strong>des</strong>gesetz über die Forschung am Menschen<br />

(Humanforschungsgesetz, HFG). Am 21. Okto-<br />

ber 2009 überwies der Bun<strong>des</strong>rat dem Parlament die<br />

Botschaft und den Entwurf eines Bun<strong>des</strong>gesetzes<br />

über die Forschung am Menschen zur Beratung –<br />

Link Internet BAG: www.bag.admin.ch/themen/medizin/00701/00702/07558/index.htmllang=de<br />

Art. 60 Evaluation<br />

1<br />

Das BAG sorgt für die Überprüfung der Wirksamkeit dieses Gesetzes.<br />

2<br />

Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern erstattet dem Bun<strong>des</strong>rat<br />

Bericht über die Ergebnisse der Evaluation und unterbreitet<br />

Vorschläge für das weitere Vorgehen.<br />

2.7 Stammzellen<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz über die Forschung an embryonalen<br />

Stammzellen (Stammzellenforschungsgesetz, StFG),<br />

SR 810.31<br />

Art. 23 Evaluation<br />

1<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt sorgt für die Evaluation der Wirksamkeit dieses<br />

Gesetzes.<br />

2<br />

Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern erstattet dem Bun<strong>des</strong>rat<br />

nach Abschluss der Evaluation, spätestens aber fünf Jahre<br />

nach Inkrafttreten dieses Gesetzes Bericht und unterbreitet Vorschläge<br />

für das weitere Vorgehen.<br />

2.8 Transplantation<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz über die Transplantation von Organen, Geweben<br />

und Zellen (Transplantationsgesetz), SR 810.21<br />

Art. 55 Evaluation<br />

1<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt sorgt für wissenschaftliche Evaluationen über den<br />

Vollzug und die Wirkungen dieses Gesetzes.<br />

2<br />

Diese Evaluationen haben namentlich zum Gegenstand:<br />

a. den Einfluss <strong>des</strong> Gesetzes auf die Situation, die Einstellung und<br />

das Verhalten der Bevölkerung sowie <strong>des</strong> medizinischen Personals;<br />

b. die Praxis der Zuteilung von Organen, die Qualität der Transplantationen<br />

und die Verfügbarkeit von Organen, Geweben und<br />

Zellen zur Transplantation.<br />

3<br />

Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern erstattet nach Abschluss<br />

von wichtigen Evaluationen dem Bun<strong>des</strong>rat Bericht über<br />

die Resultate und unterbreitet ihm einen Vorschlag für das weitere<br />

Vorgehen.<br />

2.9 Heilmittel<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz über Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

(Heilmittelgesetz, HMG), SR 812.21<br />

Art. 1 Zweck<br />

3<br />

Beim Vollzug dieses Gesetzes, insbesondere beim Erlass von Verordnungen<br />

und bei der Anwendung im Einzelfall, ist darauf zu achten,<br />

dass:<br />

b. für die Forschung und Entwicklung im Heilmittel bereich günstige<br />

Rahmenbedingungen bestehen<br />

64 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


2.10 Chemikalien<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz über den Schutz vor gefährlichen Stoffen<br />

und Zubereitungen (Chemikaliengesetz, ChemG),<br />

SR 813.1<br />

Art. 37 Grundlagenbeschaffung, Forschung<br />

1<br />

Der Bund beschafft die für die Anwendung dieses Gesetzes erforderlichen<br />

wissenschaftlichen Grundlagen.<br />

2<br />

Er kann Erhebungen selber oder in Zusammenarbeit mit den Kantonen,<br />

mit geeigneten Institutionen oder Fachleuten durchführen.<br />

3<br />

Er kann im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit Untersuchungen<br />

von Stoffen und Zubereitungen ganz oder teilweise finanzieren.<br />

4<br />

Er fördert die wissenschaftliche Lehre und Forschung über gefährliche<br />

Eigenschaften von Stoffen und Zubereitungen.<br />

Bemerkung: Diverse Artikel der Verordnungen im Chemikalienbereich,<br />

wo von «Forschung und Entwicklung» die Rede ist, sind hier<br />

nicht erwähnt, da dort Stoffe oder Produkte behandelt werden, die<br />

für die Forschung und Entwicklung in den Verkehr gebracht werden.<br />

2.11 Strahlenschutz – Ionisierende Strahlung<br />

Strahlenschutzgesetz (StSG), SR 814.50<br />

Art. 5 Forschung, Entwicklung, Ausbildung<br />

1<br />

Der Bund fördert die wissenschaftliche Forschung über Strahlenwirkungen<br />

und Strahlenschutz sowie die Ausbildung auf dem Gebiet<br />

<strong>des</strong> Strahlenschutzes.<br />

2<br />

Er kann:<br />

a. Entwicklungsarbeiten auf diesen Gebieten fördern;<br />

b. Fachleute ausbilden;<br />

c. sich an Unternehmen beteiligen, die der Forschung oder Ausbildung<br />

dienen.<br />

Strahlenschutzverordnung (StSV), SR 814.501<br />

Art. 8 Forschung<br />

1<br />

Die Aufsichtsbehörden können Forschungsprojekte über Strahlenwirkungen<br />

und Strahlenschutz in Auftrag geben oder sich an Forschungsprojekten<br />

beteiligen.<br />

2<br />

Das Paul Scherrer-Institut (PSI) und andere Stellen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

stehen den Aufsichtsbehörden im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur<br />

Durchführung von Forschungsaufträgen über Strahlenwirkungen<br />

und Strahlenschutz zur Verfügung.<br />

3<br />

Die Aufsichtsbehörden sprechen sich untereinander ab, bevor sie<br />

einen Forschungsauftrag vergeben.<br />

2.12 Strahlenschutz – Radon<br />

Strahlenschutzverordnung (StSV), SR 814.501<br />

Art. 118 Fach- und Informationsstelle Radon<br />

2<br />

Es [das BAG] nimmt dabei folgende Aufgaben wahr:<br />

e. es evaluiert regelmässig die Auswirkungen der Massnahmen<br />

f. es kann Untersuchungen über die Herkunft und Wirkung <strong>des</strong><br />

Radons durchführen<br />

2.13 Strahlenschutz – Nichtionisierende<br />

Strahlung und Schall<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz über den Umweltschutz (Umweltschutzgesetz,<br />

USG), SR 814.01<br />

Art. 49 Ausbildung und Forschung<br />

1<br />

Der Bund kann die Aus- und Weiterbildung der mit Aufgaben nach<br />

diesem Gesetz betrauten Personen fördern.<br />

2<br />

Er kann Forschungsarbeiten und Technologiefolgen-Abschätzungen<br />

in Auftrag geben oder unterstützen.<br />

3<br />

Er kann die Entwicklung von Anlagen und Verfahren fördern, mit<br />

denen die Umweltbelastung im öffentlichen Interesse vermindert<br />

werden kann. Die Finanzhilfen dürfen in der Regel 50 Prozent der<br />

Kosten nicht überschreiten. Sie müssen bei einer kommerziellen<br />

Verwertung der Entwicklungsergebnisse nach Massgabe der erzielten<br />

Erträge zurückerstattet werden. Im Rhythmus von fünf Jahren<br />

beurteilt der Bun<strong>des</strong>rat generell die Wirkung der Förderung und erstattet<br />

den eidgenössischen Räten über die Ergebnisse Bericht.<br />

2.14 Übertragbare Krankheiten<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz über die Bekämpfung übertragbarer<br />

Krankheiten <strong>des</strong> Menschen (Epidemiengesetz), SR<br />

818.101 – Hinweis: das Epidemiengesetz (BG vom<br />

18. Dezember 1970) befindet sich zurzeit in Totalrevision,<br />

die neue Fassung soll voraussichtlich im Jahre<br />

2014 in Kraft treten.<br />

Art. 5 Laboratorien<br />

1<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong>swesen anerkennt unter den vom<br />

Bun<strong>des</strong>rat festzulegenden Bedingungen und auf Vorschlag <strong>des</strong> zuständigen<br />

Kantons Laboratorien, die mikrobiologische oder serologische<br />

Untersuchungen zur Erkennung übertragbarer Krankheiten<br />

durchführen.<br />

1bis<br />

Laboratorien, die solche Untersuchungen an Blut, Blutprodukten<br />

oder Transplantaten im Hinblick auf eine Transfusion, Transplantation<br />

oder Verarbeitung durchführen, benötigen eine Bewilligung<br />

<strong>des</strong> Schweizerischen Heilmittelinstituts.<br />

1ter<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat erlässt Vorschriften über die Voraussetzungen und<br />

das Verfahren für die Erteilung der Bewilligung und umschreibt die<br />

Pflichten <strong>des</strong> Inhabers oder der Inhaberin der Bewilligung.<br />

2<br />

Das Schweizerische Heilmittelinstitut überprüft periodisch die Bewilligungsvoraussetzungen<br />

und das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />

zusammen mit den Kantonen die Anerkennungsberechtigung.<br />

3<br />

Es kann einzelne Laboratorien als nationale Zentren für besondere<br />

Aufgaben bezeichnen.<br />

Art.29c Einschliessungsmassnahmen<br />

1. Wer mit Erregern umgeht, die er weder im Versuch freisetzen,<br />

noch in Verkehr bringen darf (Art. 29a), muss alle Einschliessungsmassnahmen<br />

treffen, die aufgrund der Gefährlichkeit der Erreger<br />

notwendig sind.<br />

Art. 32 Bun<strong>des</strong>beiträge<br />

2<br />

Der Bund gewährt Beiträge an die als nationale Zentren bezeichneten<br />

Laboratorien (Art. 5 Abs. 3) für die Ausgaben, die ihnen im<br />

Rahmen ihrer Sonderaufgaben erwachsen.<br />

<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 65


Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen<br />

Entwurf revidiertes Epidemiengesetz (am 3. Dezember<br />

2010 verabschiedete der Bun<strong>des</strong>rat den Entwurf<br />

<strong>des</strong> Epidemiengesetzes und die dazugehörige Botschaft<br />

zuhanden <strong>des</strong> Parlaments, vgl. Kommentar<br />

oben). Link Internet BAG: www.bag.admin.ch/themen/<br />

medizin/03030/03209/03210/index.htmllang=de<br />

Art. 17 Nationale Referenzzentren<br />

Das BAG kann einzelne Laboratorien als nationale Referenzzentren<br />

oder als Bestätigungslaboratorien bezeichnen und diese mit besonderen<br />

Untersuchungen und weiteren Sonderaufgaben betrauen.<br />

Art. 24 Überwachung und Evaluation<br />

1<br />

Die zuständigen Bun<strong>des</strong>behörden überprüfen unter Einbezug der<br />

Kantone regelmässig die Zweckmässigkeit und Wirksamkeit der<br />

Impfmassnahmen.<br />

2<br />

Die zuständigen kantonalen Behörden erheben den Anteil der geimpften<br />

Personen und berichten dem BAG regelmässig über die<br />

Impfungsrate und über die Massnahmen, die zu deren Erhöhung<br />

getroffen wurden.<br />

3<br />

Das BAG verfasst regelmässig Berichte zur Überwachung und Evaluation<br />

und veröffentlicht diese in geeigneter Form.<br />

Art. 26 Umgang mit Krankheitserregern in geschlossenen Systemen<br />

1<br />

Bei Tätigkeiten in geschlossenen Systemen mit Krankheitserregern<br />

sind alle Einschliessungsmassnahmen zu treffen, die zur Verhütung<br />

einer Gefährdung <strong>des</strong> Menschen oder der Umwelt notwendig<br />

sind.<br />

Art. 52 Abgeltungen an Laboratorien<br />

Der Bund gewährt Abgeltungen an die als nationale Referenzzentren<br />

bezeichneten Laboratorien für die Ausgaben, die ihnen im Rahmen<br />

ihrer Sonderaufgaben erwachsen.<br />

Art. 81 Evaluation<br />

Der Bun<strong>des</strong>rat überprüft periodisch die Wirksamkeit, Zweckmässigkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit der Massnahmen nach diesem Gesetz.<br />

Das revidierte Epidemiengesetz definiert keine expliziten thematischen<br />

Forschungsschwerpunkte, aber es steckt den Rahmen ab<br />

für die Erarbeitung einer <strong>Ressortforschung</strong>sstrategie. Das Gesetz<br />

fordert die Vollzugsbehörden auf, Grundlagenwissen aufzubereiten<br />

(Art. 2 E-EpG), Ziele und Strategien zur Verhütung- und Bekämpfung<br />

zu erarbeiten (Art. 4 E-EpG), entsprechende Massnahmen umzusetzen<br />

und deren Wirksamkeit, Zweckmäs sigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

periodisch zu evaluieren (Art. 81 E-EpG).<br />

2.15 Übertragbare Krankheiten – Meldewesen<br />

Verordnung über die Meldung übertragbarer Krankheiten<br />

<strong>des</strong> Menschen (Melde-Verordnung), SR 818.141.1<br />

Art. 20 Epidemiologische Forschung<br />

1<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt kann epidemiologische Forschungen planen und<br />

durchführen.<br />

2<br />

Es kann dazu mit Kantonsärztinnen und Kantonsärzten zusammenarbeiten.<br />

3<br />

Es kann Dritte mit der Durchführung beauftragen.<br />

2.16 Übertragbare Krankheiten – Influenza-Pandemie<br />

Verordnung über Massnahmen zur Bekämpfung einer<br />

Influenza-Pandemie (Influenza-Pandemieverordnung,<br />

IPV), SR 818.101.23<br />

Art. 17 Berichterstattung<br />

Nach der Pandemiebedrohung oder Pandemie erstellt das Departement<br />

in Zusammenarbeit mit den Kantonen zuhanden <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats<br />

einen Bericht über die Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und<br />

Wirtschaftlichkeit der getroffenen Massnahmen.<br />

2.17 Übertragbare Krankheiten –<br />

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit<br />

Verordnung über die Prävention der Creutzfeldt-Jakob-<br />

Krankheit bei chirurgischen und medizinischen Eingriffen<br />

(CJKV), SR 818.101.21<br />

Art. 5 Vollzug<br />

3<br />

Das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> überwacht die Einhaltung <strong>des</strong> Verbots<br />

nach Artikel 3.<br />

4<br />

Es verfolgt den Stand der Wissenschaft und informiert die betroffenen<br />

Kreise.<br />

2.18 Übertragbare Krankheiten –<br />

HIV-Studienverordnung<br />

Verordnung über epidemiologische Studien zur Erfassung<br />

von Daten über das Human Immunodeficiency<br />

Virus (HIV-Studienverordnung), SR 818.116<br />

2.19 Rheuma<br />

Bun<strong>des</strong>gesetz über Bun<strong>des</strong>beiträge an die Bekämpfung<br />

der rheumatischen Krankheiten, SR 818.21<br />

Art. 2 Geltungsbereich<br />

1<br />

Der Bund kann an wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gesamtgebiete<br />

der Rheumatologie und an die Verbreitung der dabei gewonnenen<br />

Erkenntnisse Beiträge leisten.<br />

2<br />

An Erwerbsunternehmen werden keine Beiträge ausgerichtet.<br />

3<br />

Der Bund kann gemeinnützigen privaten Dachorganisationen für<br />

Massnahmen von gesamtschweizerischer Bedeutung zur Rheumabekämpfung<br />

Beiträge gewähren.<br />

2.20 Tabakpräventionsfonds<br />

Verordnung über den Tabakpräventionsfonds (TPFV),<br />

SR 641.316<br />

Art. 2 Zweck<br />

2<br />

Die Prävention soll insbesondere ausgerichtet sein auf:<br />

e. die Förderung der Forschung.<br />

66 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

© Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG), Bern<br />

Publikationszeitpunkt: Januar 2012<br />

Kontakt:<br />

Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />

Direktionsbereich <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />

Fachstelle Evaluation und Forschung (E+F)<br />

CH-3003 Bern<br />

Tel. +41 (0)31 323 50 00<br />

Fax +41 (0)31 323 40 59<br />

www.bag.admin.ch/forschung<br />

forschung@bag.admin.ch<br />

www.bag.admin.ch/evaluation<br />

evaluation@bag.admin.ch<br />

Dieses <strong>Forschungskonzept</strong> steht als PDF-Dokument<br />

zur Verfügung unter:<br />

www.bag.admin.ch/forschung<br />

www.ressortforschung.admin.ch<br />

Lektorat / Korrektorat:<br />

Wolfgang Wettstein, PR-Berater BR / SPRV, Zürich<br />

Layout und Infografiken:<br />

keen pr, Bern<br />

BAG-Publikationsnummer:<br />

BAG GP 12.11 800 d 30EXT1113<br />

Diese Publikation erscheint auch in französischer Sprache.<br />

Cette publication est également disponible en français.<br />

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