Forschungskonzept Gesundheit 2013 - Ressortforschung des ...
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<strong>Forschungskonzept</strong><br />
<strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Inhalt<br />
Vorwort 5<br />
1 Einleitung 6<br />
2 Überblick Politikbereich 7<br />
2.1 Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung (<strong>Ressortforschung</strong>) 7<br />
2.2 Rolle und Aufgaben der <strong>Ressortforschung</strong> 9<br />
2.3 Gesetzlicher Auftrag 9<br />
2.4 Rückblick 2008 – 2011 9<br />
Finanzierung der <strong>Gesundheit</strong>sforschung 11<br />
2.5 Public-Health-Forschung in der Schweiz – aktueller Stand und Ausblick 15<br />
Aktueller Stand der Forschung 15<br />
Vorschläge zur Public-Health-Forschung 15<br />
2.6 Herausforderungen und Handlungsbedarf 19<br />
3 Forschungsschwerpunkte und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016 22<br />
3.1 Versorgungsforschung 22<br />
3.2 Evaluation KVG-Revision «Spitalfinanzierung» 26<br />
3.3 NFP 67 «Lebensende» 27<br />
3.4 NFP 69 «Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion» 27<br />
3.5 Übersicht der Themenschwerpunkte in der <strong>Ressortforschung</strong> BAG 27<br />
4 Finanzierung <strong>2013</strong> – 2016 29<br />
4.1 Soll-Entwicklung im Politikbereich generell 29<br />
4.2 Geplante Mittel direkte Finanzierung BAG <strong>2013</strong> – 2016 29<br />
4.3 Einsparungen im Rahmen der Aufgabenüberprüfung «Massnahme <strong>Ressortforschung</strong>» 30<br />
5 Akteure und Schnittstellen 31<br />
5.1 Beschreibung der wichtigsten Akteure 31<br />
5.2 Die Privatwirtschaft 32<br />
5.3 Schnittstellen zum Hochschulbereich 32<br />
5.4 Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) 32<br />
Herausforderungen und die Reaktionen <strong>des</strong> SNF 33<br />
Forschungsförderung im Bereich Biologie und Medizin 2012 – 2016 33<br />
Förderung der <strong>Gesundheit</strong>sforschung durch Nationale Forschungsprogramme (NFP)<br />
und Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) 35<br />
Fonds für Forschung zu globalen Fragen in und mit Entwicklungs- und Schwellenländern 36<br />
5.5 Die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) 37<br />
5.6 Die Akademien der Wissenschaften Schweiz 38<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 3
Inhalt<br />
5.7 Andere Bun<strong>des</strong>stellen 40<br />
<strong>Ressortforschung</strong>sschnittstellen <strong>des</strong> BAG zu anderen Bun<strong>des</strong>ämtern 40<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS) 40<br />
Das Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan) 43<br />
Das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF) und die so genannten<br />
«Art. 16-Institutionen» 45<br />
Der Tabakpräventionsfonds (TPF) 45<br />
5.8 Private Organisationen ohne Erwerbszweck 46<br />
5.9 Internationale Zusammenarbeit 47<br />
Forschungszusammenarbeit und -förderung auf europäischer Ebene 47<br />
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 49<br />
6 Organisation und Qualitätssicherung 50<br />
6.1 Interne Organisation 50<br />
6.2 Qualitätssicherung 50<br />
7 Exkurs «Globale <strong>Gesundheit</strong>sforschung» 54<br />
Anhang A1: Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung 56<br />
Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen 61<br />
4 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Vorwort<br />
Fragen zum <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />
der Bevölkerung, der Präven tion<br />
und <strong>Gesundheit</strong>sförderung sowie<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
erfordern schon heute Antworten,<br />
um künftigen Herausforderungen<br />
im <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
adäquat begegnen zu können.<br />
Dies ist keine leichte Aufgabe,<br />
zumal es sich bei unserem <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
nicht nur um ein kompliziertes, sondern<br />
auch um ein hochkomplexes gesellschaftliches<br />
System handelt. Politische Interventionen sind <strong>des</strong>halb<br />
aufgrund ihrer angestrebten «kausalen» Wirkung immer<br />
mit der Wahrscheinlichkeit behaftet, unbeabsichtigte<br />
Nebenwirkungen zu erzielen. Evaluation und Forschung<br />
haben in diesem Zusammenhang eine grosse<br />
Bedeutung für staatliches Handeln. Ihre Ergebnisse<br />
tragen zu evidenzbasierten Entscheiden bei.<br />
Dank gilt allen, die zu diesem <strong>Forschungskonzept</strong> beigetragen<br />
haben. Es liefert eine gute Übersicht über<br />
die vielfältigen Aktivitäten und Prioritäten in der Periode<br />
<strong>2013</strong> – 2016. Wir hoffen, dass dieses Konzept<br />
auch dazu beiträgt, qualitativ hochstehende Public-<br />
Health-Forschung zu betreiben, die grundlegend ist<br />
für evidenzbasierte Entscheide und infolge<strong>des</strong>sen die<br />
Entwicklung der Exzellenz in Politik, Praxis und Verwaltung<br />
<strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>s systems fördert.<br />
Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />
Der Direktor<br />
Pascal Strupler<br />
Im vorliegenden <strong>Forschungskonzept</strong> wird – nebst anderen<br />
Prioritäten – der Versorgungsforschung als Teil<br />
der <strong>Gesundheit</strong>ssystemforschung eine zentrale Bedeutung<br />
gegeben. Im Vergleich zum Ausland stellen<br />
wir in diesem Forschungsbereich einen Nachholbedarf<br />
fest. Ziel der Versorgungsforschung ist es, Erkenntnisse<br />
zu gewinnen, wie sich die Strukturen der Kranken-<br />
und <strong>Gesundheit</strong>sversorgung optimieren, die Versorgungsqualität<br />
und die Effizienz steigern, die Über-,<br />
Unter- und Fehlver sorgung reduzieren und mittel- bis<br />
langfristig die Patientenorientierung und -sicherheit erhöhen<br />
lassen.<br />
Was macht und hält Menschen gesund Eine Vertiefung<br />
<strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sverständnisses und der Faktoren,<br />
welche die Entwicklung und den Erhalt der <strong>Gesundheit</strong><br />
bestimmen, hat auf der Tagesordnung der<br />
Forschung auch in Zukunft Priorität. Angesichts der<br />
steigenden <strong>Gesundheit</strong>skosten erstaunt es aber nicht,<br />
dass die politisch Handelnden Antworten erwarten auf<br />
Fragen wie: «Wer soll für welche <strong>Gesundheit</strong>sleistungen<br />
bezahlen» und «Wo soll die Gesellschaft heute<br />
investieren, um in Zukunft höhere Krankheitsraten und<br />
-kosten zu vermeiden»<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 5
1. Einleitung<br />
Das <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
richtet sich an Fachleute und an Laien.<br />
Sein Hauptzweck ist es, den Leserinnen<br />
und Lesern einen Überblick zu<br />
verschaffen.<br />
Wie kann sichergestellt werden, dass durch Forschung<br />
erworbenes Wissen optimal genutzt wird<br />
Eine Hauptaufgabe der <strong>Ressortforschung</strong> ist es, der<br />
Lan<strong>des</strong>regierung und der Bun<strong>des</strong>verwaltung sowie<br />
Entscheidungsträgerinnen und -trägern auf kantonaler<br />
und kommunaler Ebene die bestmöglichen Grund-<br />
lagen zur Entwicklung wirksamer und kosteneffizienter<br />
Strategien zu liefern, mit denen die <strong>Gesundheit</strong><br />
und Wohlfahrt der Bevölkerung, sowohl heute als auch<br />
in der Zukunft, gesichert werden können. Die von der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung bereitgestellten Informationen<br />
müssen in zeitgerechte und praktische Lösungen zum<br />
Wohl der Bevölkerung umgesetzt werden.<br />
Dieses <strong>Forschungskonzept</strong> will dazu einen Beitrag leisten.<br />
Es besteht aus zwei Teilen: aus dem hier vorliegenden<br />
Konzept und aus einem Katalog zu den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen<br />
im Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong>. Der<br />
Katalog umfasst über 100 Seiten und steht im Internet<br />
zur Verfügung unter: www.bag.admin.ch/forschung.<br />
6 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
2. Überblick Politikbereich<br />
Gemeinsam handeln für eine<br />
optimale Vorsorge und eine optimale<br />
medizinische Versorgung der<br />
Bevölkerung zu tragbaren Kosten.<br />
Die <strong>Gesundheit</strong>spolitik bildet selbstverständlich einen<br />
relevanten Kontext für die Forschung im <strong>Gesundheit</strong>sbereich.<br />
Dies jedoch nicht ausschliesslich, da viele<br />
rele vante Forschungsbereiche nicht unmittelbar mit<br />
politischen Anliegen verknüpft sind. Im Folgenden ist<br />
der übergeordnete politisch-strategische Bezugsrahmen<br />
kurz dargestellt.<br />
Am 29. Juni 2011 verabschiedete der Bun<strong>des</strong>rat die<br />
Leitlinien und Ziele für die Legislaturplanung 2011–<br />
2015. Die Strategie <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates im <strong>Gesundheit</strong>sbereich<br />
hält fest:<br />
«Die Ansprüche gegenüber dem <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
und seinen Leistungen nehmen zu. Die damit im gesamten<br />
<strong>Gesundheit</strong>sbereich wie auch in der Krankenversicherung<br />
ansteigenden Kosten müssen stabilisiert<br />
werden. Reformen im <strong>Gesundheit</strong>sbereich müssen<br />
zielgenauer als bisher die Bedürfnisse einer sich wandelnden<br />
Gesellschaft befriedigen, gleichzeitig aber<br />
auch vermehrt Effizienz und Wettbewerb sowie Qualität<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen sicherstellen. Zur Sicherung<br />
einer leistungsfähigen <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
soll das Gewicht vermehrt auf die Prävention und die<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung verlagert werden. Das <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
soll für alle zugänglich sein. Zudem ist die<br />
finanzielle Tragbarkeit der <strong>Gesundheit</strong>skosten für alle<br />
Bevölkerungsschichten sicherzustellen.»<br />
Primäres Ziel ist es, das Kostenwachstum im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
einzudämmen. Dies soll unter anderem<br />
durch die Stärkung der Prävention erreicht werden.<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG) arbeitet als<br />
leitende und koordinierende Behörde glaubwürdig<br />
und vernetzt an der Weiterentwicklung <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems.<br />
Dadurch trägt es massgeblich zur Erreichung<br />
<strong>des</strong> bestmöglichen <strong>Gesundheit</strong>s zustan<strong>des</strong><br />
der Bevölkerung und eines effizienten und finanzierbaren<br />
<strong>Gesundheit</strong>sversorgungssystems bei (Vision BAG<br />
2015).<br />
In Bezug auf den Leistungsauftrag sowie Wirkung und<br />
Nutzen für die <strong>Gesundheit</strong>, orientiert sich das BAG an<br />
folgenden strategischen Zielen:<br />
• <strong>Gesundheit</strong>ssystem evidenzbasiert ausrichten<br />
• Rahmenbedingungen schaffen zur Sicherung und<br />
Weiterentwicklung einer qualitativ hochstehenden<br />
und für alle zugänglichen <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
• wesentliche Beiträge leisten zur Dämpfung der<br />
Kostenentwicklung der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung und<br />
damit für die finanzielle Tragbarkeit<br />
• <strong>Gesundheit</strong>sförderung sowie Prävention und Früherkennung<br />
festigen und weiterentwickeln sowie<br />
<strong>Gesundheit</strong>sdeterminanten positiv beeinflussen<br />
• <strong>Gesundheit</strong>s- und Verbraucherschutz risikobasiert<br />
und effizient auf einem international anerkannten<br />
Niveau sicherstellen<br />
• Zielgruppen zu <strong>Gesundheit</strong>sfragen, zum Verbraucherschutz<br />
und zu den Tätigkeiten <strong>des</strong> BAG verständlich<br />
und glaubwürdig informieren<br />
Die Ergebnisse der <strong>Ressortforschung</strong> sind für die Entwicklung<br />
und Umsetzung von Lösungen in der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
von grosser Bedeutung. Im Kapitel<br />
2.6 «Herausforderungen und Handlungs bedarf» wird<br />
näher darauf eingegangen.<br />
2.1 Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
(<strong>Ressortforschung</strong>)<br />
<strong>Ressortforschung</strong> ist aufgabenbezogen<br />
und steht im Dienst der<br />
Gesellschaft.<br />
Die Bun<strong>des</strong>verwaltung vertraut auf den Beitrag der<br />
Forschung bei der Bewältigung gesellschaftlicher Probleme<br />
und Herausforderungen. Aus diesem Grunde gibt<br />
sie Forschungsarbeiten in Auftrag oder fördert diese.<br />
Die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung wird gemeinhin<br />
<strong>Ressortforschung</strong> genannt und zielt auf den Erwerb<br />
und den Ausbau von Kenntnissen ab, auf denen die<br />
politischen Strategien <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> basieren. Sie umfasst<br />
Tätigkeiten in den Bereichen Forschung, Entwicklung,<br />
Evaluation und Erstellung von wissenschaftlichen<br />
Expertisen.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 7
2. Überblick Politikbereich<br />
Die <strong>Ressortforschung</strong> liefert Beobachtungsdaten, Analysen<br />
und Modelle und spielt eine zentrale Rolle bei der<br />
Konzeption politischer Strategien. Sie kann deren Wahl<br />
durch den Nachweis der Angemessenheit (Zweck mässigkeit),<br />
der Wirksamkeit und der Wirtschaftlichkeit<br />
staatlicher Massnahmen legitimieren. Mittelfristig hilft<br />
sie dem Bund bei der Festlegung seiner strategischen<br />
Ausrichtung und dient auch der Früherkennung, indem<br />
sie gesellschaftliche Probleme sondiert, zu deren Lösung<br />
staatliche Massnahmen nötig sind.<br />
Als politikorientierte, praxisnahe und in der Regel interdisziplinäre<br />
Forschung ist die <strong>Ressortforschung</strong><br />
herausgefordert, in einem komplexen Umfeld oftmals<br />
rasch Lösungen auf konkrete Fragen zu entwickeln.<br />
<strong>Ressortforschung</strong> beschafft primär<br />
bedarfsgerechtes Wissen für Politik<br />
und Verwaltung.<br />
Bei der <strong>Ressortforschung</strong> im BAG handelt es sich primär<br />
um Auftragsforschung und Beiträge an Dritte. Die<br />
<strong>Ressortforschung</strong> dient dabei der wissenschaftlichen<br />
oder technologischen Erkenntnisgewinnung und Meinungsbildung,<br />
deren Ergebnisse das BAG zur Bewältigung<br />
seiner Aufgaben benötigt.<br />
Evaluationen bezwecken hauptsächlich<br />
die Optimierung staatlichen<br />
Handelns und die Rechenschaftslegung<br />
gegenüber der Öffentlichkeit.<br />
Das Vertragsmanagement im BAG stellt sicher, dass jeder<br />
einzelne Vertrag darauf hin geprüft wird, ob es sich<br />
um <strong>Ressortforschung</strong> handelt oder nicht. Aus diesem<br />
Grund sind die Einträge <strong>des</strong> BAG in der Forschungsdatenbank<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> (ARAMIS) verlässlich und die<br />
Transparenz ist sichergestellt. <strong>Ressortforschung</strong> im<br />
BAG ist, im Gegensatz zu einigen anderen Bun<strong>des</strong>ämtern,<br />
keine eigene Aufgabe. Die Steuerung <strong>des</strong> BAG<br />
erfolgt über Ziele, Aufgaben und Ressourcen. Beplant<br />
und gesteuert werden die gemäss der BAG-Strategie<br />
festgelegten Aufgaben. In dieser Planung ist die <strong>Ressortforschung</strong>splanung<br />
ein integraler, aufgabenbezogener<br />
Teil.<br />
Funktion der <strong>Ressortforschung</strong> ist es, der Politik- und<br />
Strategieentwicklung sowie zur Aufgabenerfüllung<br />
Wissen zur Verfügung zu stellen. <strong>Ressortforschung</strong><br />
und Evaluation tragen zu evidenzbasierter und -in formierter<br />
Politikgestaltung und -umsetzung bei. Diese<br />
Funktion lässt sich schematisch wie in der Abbildung<br />
2.1 darstellen.<br />
<strong>Ressortforschung</strong> grenzt sich von der Beratertätigkeit<br />
ab. <strong>Ressortforschung</strong> generiert neues Wissen / neue Abb. 2.1 Evidenzinformierte Politikgestaltung<br />
Evidenz, während Beratertätigkeit meist auf bestehendem<br />
Evidenzinformierte Politikgestaltung und umsetzung und -umsetzung<br />
Wissen / bestehender praktischer Evidenz<br />
beruht.<br />
Die <strong>Ressortforschung</strong> im BAG ist dezentral organisiert.<br />
Die Geschäftsfeldverantwortlichen sind zugleich Forschungsverantwortliche.<br />
Direktionsbereichsübergreifende<br />
(Ressort-)Forschungs geschäfte werden durch<br />
die Fachstelle Evaluation und Forschung koordiniert.<br />
Diese ist unter anderem für den Einsatz von ARAMIS<br />
(Forschungsdatenbank <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>) im Amt sowie für<br />
die Erstellung der <strong>Forschungskonzept</strong>e verantwortlich.<br />
Das Evaluationsmanagement ist in der Fachstelle Evaluation<br />
und Forschung zentralisiert.<br />
Politik- und Strategieentwicklung,<br />
Aufgabenerfüllung<br />
Das BAG unterscheidet zwischen <strong>Ressortforschung</strong><br />
und Evaluation / Wirksamkeitsprüfung, wobei die elementarste<br />
Form der Wirksamkeitsprüfung – das Monitoring<br />
– der <strong>Ressortforschung</strong> zugerechnet wird.<br />
<strong>Ressortforschung</strong>;<br />
Monitoring<br />
Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />
Evaluation<br />
8 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
2.2 Rolle und Aufgaben<br />
der <strong>Ressortforschung</strong><br />
Die <strong>Ressortforschung</strong> im Bereich <strong>Gesundheit</strong> bearbeitet<br />
Fragen im Zusammenhang mit dem <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />
der Bevölkerung, der Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung.<br />
Das BAG identifiziert in seinen Aufgabenbereichen den<br />
Forschungsbedarf, setzt Forschungsschwerpunkte in<br />
seinen Geschäftsfeldern, beschafft Forschungswissen<br />
und vermittelt und nutzt dieses. Es ist vornehmlich mit<br />
externen Aufträgen in der Wissensproduktion engagiert,<br />
koordiniert und erstellt Synthesen der Produkte<br />
und nutzt mit seinen Partnern das erworbene Wissen.<br />
Die Abbildung 2.2 auf Seite 10 verdeutlicht – aus Sicht<br />
<strong>des</strong> BAG – seine Rolle in der <strong>Ressortforschung</strong>.<br />
Die wichtigsten Partner <strong>des</strong> BAG auf Stufe Bund sind<br />
das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF),<br />
der Schweizerische Nationalfonds (SNF), das Bun<strong>des</strong>amt<br />
für Statistik (BFS) sowie das Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium<br />
(Obsan). Alle diese Partner<br />
erfüllen in ihren spezifischen Kontexten ihre Aufgaben,<br />
welche auf Stufe Bund einen stetigen Informationsaustausch<br />
und hohe Koordinationsleistungen und Zusammenarbeit<br />
erfordern.<br />
2.3 Gesetzlicher Auftrag<br />
Das Engagement <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> in der Forschung und<br />
Forschungsförderung wird durch Art. 64 der Bun<strong>des</strong>verfassung<br />
(SR 101) legitimiert, indem der Bund die<br />
Aufgabe erhält, die wissenschaftliche Forschung und<br />
die Innovation zu fördern, bzw. die Kompetenz, Forschungsstätten<br />
zu errichten, zu übernehmen oder zu<br />
betreiben. Die Forschungsaktivitäten der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
werden im geltenden Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />
FIFG (SR 420.1) weiter präzisiert:<br />
Die Bun<strong>des</strong>verwaltung ist ein Forschungsorgan,<br />
soweit sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben selbst<br />
Forschung durchführt, Forschung in Auftrag gibt oder<br />
unmittelbar unterstützt oder weitere Forschungsmassnahmen<br />
trifft, bzw. Aufgaben der Innovationsförderung<br />
wahrnimmt (Art. 5, lit. c). Der Bund fördert<br />
die Forschung nach dem FIFG und Spezialgesetzen<br />
durch direkte Beiträge und andere Massnahmen der<br />
Bun<strong>des</strong>verwaltung (Art. 6, Abs. 1, lit. e). Die Departe-<br />
mente können für Aufgaben im öffentlichen Interesse<br />
Forschungsaufträge erteilen oder sich an den Kosten<br />
von Forschungsvorhaben beteiligen (Art. 16, Abs. 5).<br />
Nebst der übergeordneten Verankerung im FIFG ist<br />
die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung auf spezialgesetzliche<br />
Bestimmungen abgestützt. In diesen werden<br />
direkte Forschungsaufträge oder Finanzierungsverpflichtungen<br />
durch den Bund vorgegeben, bzw. direkte<br />
Evaluations-, Erhebungs-, oder Prüfungsaufträge formuliert,<br />
die entsprechende wissenschaftliche Arbeiten<br />
voraussetzen. Zudem werden Forschungsaufgaben in<br />
zahlreichen den Gesetzen zugehörigen und weiteren<br />
Verordnungen präzisiert.<br />
Darüber hinaus setzt selbst dort, wo kein expliziter gesetzlicher<br />
Auftrag zur Forschung besteht, die Anwendung<br />
und Umsetzung geltenden Rechts oft Fachwissen voraus,<br />
welches aktuell und <strong>des</strong>halb eng mit der Forschung verbunden<br />
sein muss (z. B. beim Erlass von Richtlinien und<br />
Verordnungen). Deshalb sind Forschungsverpflichtungen<br />
oft auch in departementalen Organisationsverordnungen<br />
für die verschiedenen Bun<strong>des</strong>ämter festgelegt.<br />
Die Organisationsverordnung für das Eidgenössische<br />
Departement <strong>des</strong> Innern (EDI) sieht in Art. 9 Abs. 3<br />
lit. b vor, dass das BAG die Forschung auf dem Gebiet<br />
der <strong>Gesundheit</strong> steuert. Auch die in der Organisationsverordnung<br />
aufgeführten Ziele <strong>des</strong> BAG sowie seine<br />
diesbezüglichen Funktionen beinhalten implizit, dass<br />
das BAG für die Erfüllung seiner Aufgaben allenfalls<br />
Forschung betreiben bzw. Forschungsaufträge mandatieren<br />
kann. Art. 9 Abs. 3 lit. e bildet einen allgemeinen<br />
Anker für Evaluationstätigkeiten: «Es [das Bun<strong>des</strong>amt<br />
für <strong>Gesundheit</strong>] überprüft die Wirkung rechtsetzender<br />
und anderer Massnahmen auf die <strong>Gesundheit</strong>.»<br />
Die für den Politikbereich <strong>Gesundheit</strong> massgebenden<br />
allgemeinen und spezialgesetzlichen Grundlagen für<br />
<strong>Ressortforschung</strong> und Evaluation sind im Anhang A2<br />
aufgeführt.<br />
2.4 Rückblick 2008 – 2011<br />
Die <strong>Ressortforschung</strong> im Bereich <strong>Gesundheit</strong> bearbeitet<br />
Fragen im Zusammenhang mit dem <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />
der Bevölkerung, der Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
sowie der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 9
2. Überblick Politikbereich<br />
Abb. 2.2<br />
Rolle und Aufgaben Aufgaben und Rollen <strong>des</strong> <strong>des</strong> BAG Bun<strong>des</strong>amtes im Rahmen für <strong>Gesundheit</strong> der <strong>Ressortforschung</strong><br />
(BAG) im Rahmen der <strong>Ressortforschung</strong><br />
Wissensproduktion<br />
Das BAG vergibt Forschungsaufträge<br />
und -beiträge an Dritte und betreibt<br />
zu einem sehr kleinen Teil eigene<br />
Forschung.<br />
Koordination und Synthese<br />
Das BAG steht im Rahmen <strong>des</strong><br />
<strong>Ressortforschung</strong>smanagements an der<br />
Nahtstelle zwischen Wissensproduktion<br />
und Wissensnutzung.<br />
Wissensnutzung<br />
Das BAG kommuniziert Forschungsresultate<br />
an die Öffentlichkeit und<br />
Institutionen der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung,<br />
nutzt selbst Forschungswissen<br />
und vermittelt Entscheidungsgrundlagen<br />
an Politik und Verwaltung.<br />
BAG beschafft Forschungswissen<br />
BAG vermittelt Wissen<br />
Hochschulen<br />
(Universitäten,<br />
FH, ETH)<br />
Private<br />
(Firmen, Institute<br />
und andere)<br />
Institutionen<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
Forschungsaufträge,<br />
Forschungs-<br />
beiträge<br />
Forschungs- <br />
ergebnisse<br />
BAG<br />
(Ressort -<br />
forschung)<br />
Informationen<br />
zu <strong>Gesundheit</strong> <br />
Besorgnis,<br />
Bedürfnisse<br />
Relevante<br />
Forschungsergebnisse<br />
<br />
Bedarf/<br />
Bedürfnisse<br />
aus Praxis<br />
Entscheidungsgrundlagen<br />
<br />
Bedarf<br />
Öffentlichkeit<br />
(Bevölkerung,<br />
Medien)<br />
Politikinstanzen<br />
(Bund, Kantone,<br />
Gemeinden)<br />
BAG<br />
(eigene<br />
Forschung)<br />
Bedarf<br />
Forschungs- <br />
ergebnisse<br />
Vollzugsrelevante<br />
Forschungsergebnisse<br />
<br />
Bedarf,<br />
Rahmenbedingungen<br />
Verwaltung<br />
(BAG<br />
und andere)<br />
BAG setzt Forschungsschwerpunkte<br />
BAG erkennt Forschungsbedarf<br />
SBF*, SNF**<br />
(und andere)<br />
BFS + ,<br />
Obsan ++<br />
*<br />
Das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF)<br />
leitet die Politikvorbereitung und -umsetzung im Bereich<br />
der natio nalen und internationalen Forschungspolitik der<br />
Schweiz. Es koordiniert die entsprechenden Tätigkeiten<br />
innerhalb der Bun<strong>des</strong>verwaltung und stellt die Zusammenarbeit<br />
mit den Kantonen sicher.<br />
**<br />
Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) fördert Forschung<br />
im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>: Freie Forschung (Projekte, Karrieren);<br />
Orientierte Forschung (Nationale Forschungsprogramme<br />
NFP; Nationale Forschungsschwerpunkte NFS).<br />
+<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS) ist die zentrale Insti -<br />
tution der öffentlichen Statistik. Es liefert statistische<br />
Informationen für die Dauerbeobachtung wichtiger<br />
Lebens bereiche wie z. B. <strong>Gesundheit</strong>. Diese Informa tionen<br />
dienen als Orientierungshilfe, Instrument für Planung und<br />
Entscheidung sowie als Grundlage für Prognosen.<br />
+ +<br />
Das Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan)<br />
ist eine von Bund und Kantonen getragene Institution.<br />
Das Obsan analysiert vorhandene <strong>Gesundheit</strong>sinformationen<br />
in der Schweiz. Es unterstützt Bund, Kantone und<br />
weitere Institutionen im <strong>Gesundheit</strong>swesen bei ihrer<br />
Planung, ihrer Entscheidfindung und in ihrem Handeln.<br />
Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />
10 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
In der Periode 2008 – 2011 wurden in diesen Bereichen<br />
viele Forschungsprojekte erfolgreich abgeschlossen.<br />
Deren Ergebnisse unterstützten das BAG und seine<br />
Partner unmittelbar bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.<br />
Exemplarisch sind einige wichtige Ergebnisse und deren<br />
Nutzung kurz aufgeführt: Eine Studie zum Kosten /<br />
Nutzen-Verhältnis von Präventionsmassnahmen in den<br />
Bereichen Alkohol, Tabak und Verkehrsunfälle zeigte,<br />
dass Prävention sich lohnt, respektive jeder in die<br />
Prävention investierte Franken eine positive Ren dite<br />
erzielt. Die Resultate bestätigen den Bund in seinen<br />
Präventionsaktivi täten.<br />
Eine Studie zur Wahrnehmung gefährlicher chemischer<br />
Produkte in Schweizer Haushalten zeigte unter anderem<br />
auf, dass mit jährlich 50 000 Unfällen ein relevantes<br />
Problem besteht. Die Studie dient als Grundlage<br />
für die Umsetzung zukünftiger Informationsmassnahmen<br />
<strong>des</strong> BAG.<br />
Im Rahmen der Vorbereitung der Bewältigung einer<br />
pandemischen Grippe konnten durch Forschungsmandate<br />
zu präpandemischen Impfstoffen Wissenslücken<br />
geschlossen werden. Zudem sind Resultate der Evaluation<br />
der H1N1-Impfstrategie 2009 / 2010 in die Revision<br />
<strong>des</strong> Epidemiengesetzes und in die Anpassung<br />
der nationalen und kantonalen Pandemiepläne eingeflossen.<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS) und das Nationale<br />
Institut für Krebsepidemiologie und -registrierung<br />
(NICER) wurden auf der Grundlage der BFI-Botschaft<br />
2008 – 2011 beauftragt, ein schweizerisches<br />
Krebs moni toring sicherzustellen. Ein erster Bericht<br />
ist im Jahr 2011 auf der Grundlage <strong>des</strong> Schweizer<br />
Kinderkrebs registers, der To<strong>des</strong>ursachenstatistik <strong>des</strong><br />
BFS und der 16 kantonalen Krebsregister erschienen.<br />
Die Daten schaffen die notwendige Grundlage für evidenzbasierte<br />
gesundheitspolitische Entscheidungen<br />
und Interventionen.<br />
Erfreulich sind die Lancierung und Weiterführung von<br />
Kohortenstudien und Nationalen Forschungsprogrammen<br />
durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF),<br />
die für die öffentliche <strong>Gesundheit</strong> relevant sind.<br />
Im Bereich der <strong>Gesundheit</strong>ssystemforschung, insbesondere<br />
in der Versorgungsforschung, wurden im internationalen<br />
Vergleich klare Defizite festgestellt. Eine<br />
Serie von Pilotstudien – basierend auf Routine daten<br />
der Krankenversicherer – hat das Potenzial einer umfassenden<br />
Datengrundlage hinsichtlich der Erstellung<br />
von Indikatoren, nicht zuletzt im Bereich der ambulanten<br />
Versorgung, aufgezeigt.<br />
Ein ausführlicher Themenrückblick ist im «Katalog zu<br />
den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen im Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong>»<br />
zu finden: www.bag.admin.ch/forschung<br />
Finanzierung der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
Die Privatwirtschaft bestreitet im Bereich <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
den grössten Teil der finanziellen Aufwendungen.<br />
Der Bund, die Kantone sowie nichtstaatliche<br />
Organisationen und die Europäische Kommission sind<br />
weitere wichtige Finanzierer. Nachfolgend findet sich<br />
ein Überblick über die finanziellen Aufwendungen für<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz, einschliesslich<br />
der Aus gaben der Bun<strong>des</strong>ämter in diesem Bereich.<br />
Forschungsausgaben und -aufwendungen<br />
im Bereich <strong>Gesundheit</strong> 2008<br />
Wie viel <strong>Gesundheit</strong>sforschung wird in der Schweiz<br />
betrieben Wie viel Geld wird in die <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
der Schweiz investiert Diese beiden Fragen<br />
können nicht genau beantwortet werden. Es ist nicht<br />
exakt definiert, was zur <strong>Gesundheit</strong>sforschung gehört<br />
und was nicht. Zudem ist die Datenbasis zu den<br />
Finanzflüssen in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung dürftig<br />
und uneinheitlich. Nicht alle Zahlen werden erhoben<br />
oder veröffentlicht (z. B. Beiträge von privaten Stiftungen)<br />
oder falls doch, nach uneinheitlichen Kategorien,<br />
die nicht immer weiter aufgeschlüsselt werden können<br />
(«Medizinwissenschaften» vs. «Pharma» vs. «Life<br />
Sciences»).<br />
Unter diesen Voraussetzungen bleiben alle gesammelten<br />
Zahlen lückenhaft. Auf der Grundlage der zur Zeit<br />
verfügbaren statistischen Angaben (2008) werden in<br />
der Abbildung 2.3 die finanziellen Aufwendungen für<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz nach Akteuren<br />
dargestellt, um zumin<strong>des</strong>t einen groben Eindruck von<br />
den Grössenverhältnissen zu vermitteln. Die Zusammenstellung<br />
kommt auf die Summe von 7.1 Mia. CHF,<br />
die für die <strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz im<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 11
2. Überblick Politikbereich<br />
Jahr 2008 aufgewendet wurde (aktuellere Zahlen sind<br />
nicht verfügbar). Die einzelnen Akteure, die in der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung eine Rolle spielen, werden in<br />
Kapitel 5 «Akteure und Schnittstellen» vorgestellt.<br />
Die Privatwirtschaft investiert am<br />
meisten in die <strong>Gesundheit</strong>sforschung.<br />
Der Beitrag der Öffentlichen Hand ist<br />
vergleichsweise gering.<br />
Die Privatwirtschaft gibt in der Schweiz, mit beinahe<br />
6 Mia. CHF, weitaus am meisten für <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
aus. Zentral ist dabei die pharmazeutische<br />
Industrie. Aber auch viele andere Unternehmen <strong>des</strong><br />
<strong>Gesundheit</strong>sbereichs betreiben Forschung, deren Aufwendungen<br />
in den 6 Mia. CHF ebenfalls enthalten<br />
sind, zum Beispiel in der Chemie- oder Lebensmittelindustrie.<br />
Die Kantone sind mit den universitären Hochschulen<br />
der Schweiz die zweitwichtigsten Investoren der <strong>Gesundheit</strong>sforschung.<br />
Ihre Investitionen betrugen im<br />
Jahr 2008 785 Mio. CHF. Dieser Betrag enthält die<br />
Intramuros-Aufwendungen (d. h. Lohnkosten der Forschenden<br />
eingerechnet) der kantonalen universitären<br />
Hochschulen im Bereich Medizin und Pharmazie. Daneben<br />
wird in vielen anderen Bereichen, zum Beispiel<br />
in den Life Sciences (u. a. Biologie, Chemie), in der<br />
Ökonomie und in der Psychologie an den universitären<br />
Hochschulen, den Fachhochschulen und auch an den<br />
Eidgenössischen Technischen Hochschulen (Zürich und<br />
Lausanne) <strong>Gesundheit</strong>sforschung betrieben.<br />
Grösster Forschungsförderer der Öffentlichen Hand<br />
ist der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung<br />
der wissenschaftlichen Forschung (SNF) mit Beiträgen<br />
von 241 Mio. CHF im <strong>Gesundheit</strong>sbereich (2008). Die<br />
Kommission für Technologie und Innovation (KTI) investierte<br />
2008 21 Mio. CHF. Das Staatssekretariat für Bildung<br />
und Forschung (SBF) förderte, gestützt auf Art. 16<br />
<strong>des</strong> Forschungsförderungs- und Innovationsgesetzes<br />
(FIFG), verschiedenste Institutionen der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
ausserhalb der universitären Hochschulen<br />
mit Beiträgen in der Höhe von 19 Mio. CHF (2008).<br />
Die Bun<strong>des</strong>ämter haben im Jahr 2008 rund 14 Mio.<br />
CHF für die <strong>Ressortforschung</strong> im <strong>Gesundheit</strong>sbereich<br />
investiert. SNF, KTI, SBF und die Bun<strong>des</strong>ämter werden<br />
über den Bun<strong>des</strong>haushalt finanziert. Das macht insgesamt<br />
295 Mio. CHF im Öffentliche Jahr 2008. Hand<br />
1140<br />
Privatwirtschaft und Öffentliche Hand<br />
Eine weitere bedeutsame Finanzierungsquelle für<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz sind die EU-<br />
Abb. 2.3<br />
Privatwirtschaft<br />
Finanzielle Aufwendungen für <strong>Gesundheit</strong>sforschung in der Schweiz 5966 nach Akteuren,<br />
in Mio. CHF, 2008 (errechnetes Total: 7.1 Mia. CHF)<br />
irtschaft Privatwirtschaft und Öffentliche und Hand Öffentliche Hand<br />
Öffentliche Hand<br />
Öffentliche Hand<br />
1140<br />
Privatwirtschaft<br />
5966<br />
Öffentliche Hand<br />
Universitäre<br />
Hochschulen<br />
785<br />
SNF<br />
241<br />
EU-Forschungsrahmenprogramme<br />
58<br />
KTI 21<br />
SBF 19<br />
Bun<strong>des</strong>ämter 14<br />
Akademien 1<br />
Tabakpräventionsfonds 1<br />
Quelle: BFS, SBF, BAG-interne Zusammenstellung, August 2011<br />
che Hand<br />
SNF<br />
241<br />
EU-Forschungsrahmenprogramme<br />
<strong>2013</strong> – 2016<br />
12 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
58<br />
KTI 21<br />
SBF 19
Forschungsrahmenprogramme. Im Jahr 2008 flossen<br />
58 Mio. CHF an Schweizer Projekte.<br />
Welche Beiträge weitere Akteure wie zum Beispiel<br />
private Stiftungen und die Fachhochschulen in die <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
investieren, ist nicht bekannt.<br />
Der finanzielle Aufwand der <strong>Ressortforschung</strong> aller Bun<strong>des</strong>ämter<br />
im Bereich <strong>Gesundheit</strong> betrug wie erwähnt<br />
14 Mio. CHF. Als Hauptakteur gibt das BAG dabei den<br />
grössten Betrag aus, nämlich 11.91 Mio. CHF im Jahr<br />
2008 (vgl. Abbildung 2.4). In diesen Zahlen sind nur<br />
Forschungsprojekte enthalten, die vollumfänglich der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung zugerechnet werden können.<br />
Forschungs aufwendungen für Forschungsprojekte, die<br />
hauptsächlich anderen Themen zugerechnet werden,<br />
aber auch <strong>Gesundheit</strong>saspekte enthalten, sind nicht<br />
mitgerechnet. Das betrifft zum Beispiel Schnittstellenbereiche<br />
zur landwirtschaftlichen Forschung, zur<br />
Ernährungsforschung, zur Umweltforschung oder Forschung<br />
im Sportbereich (vgl. auch Kapitel 5.7 «Andere<br />
Bun<strong>des</strong>stellen»).<br />
Der im Jahr 2003 geäufnete Tabakpräventionsfonds<br />
(TPF), der administrativ dem BAG angegliedert ist, wird<br />
seit 2004 durch eine Fachstelle verwaltet und betrie-<br />
ben. Er ist hier als weiterer wichtiger Geld geber separat<br />
aufgeführt.<br />
Aufwendungen <strong>des</strong> BAG für <strong>Ressortforschung</strong><br />
im Bereich <strong>Gesundheit</strong> 2008 – 2011<br />
Das BAG unterscheidet zwischen <strong>Ressortforschung</strong><br />
und Evaluation / Wirksamkeitsprüfung. In übergeordnetem<br />
Zusammenhang – auf Stufe Bund – wird die<br />
Evaluation unter <strong>Ressortforschung</strong> subsumiert, jedoch<br />
klar als eigenständig ausgewiesen.<br />
Die finanziellen Aufwendungen <strong>des</strong> BAG sind zwischen<br />
2008 und 2010 um knapp 1.5 Mio. CHF gestiegen<br />
(vgl. Abbildung 2.5). Die Ausgaben für die <strong>Ressortforschung</strong><br />
sind um 2 Mio. CHF gestiegen, während sie<br />
im Bereich der Evaluation gesunken sind.<br />
Betrachtet man die Ausgaben <strong>des</strong> BAG für Forschung<br />
und Entwicklung nach Empfängern, fliesst der weitaus<br />
grösste Anteil in die Hochschulforschung (vgl. Abbildung<br />
2.6). Allerdings war die Entwicklung von 2009 auf<br />
2010 für die Hochschulen rückläufig. Mehr Geld ist dagegen<br />
in private Organisationen ohne Erwerbszweck<br />
und insbesondere in die Privatwirtschaft geflossen.<br />
Abb. 2.4<br />
Finanzielle Aufwendungen der Bun<strong>des</strong>ämter für <strong>Ressortforschung</strong> im Bereich <strong>Gesundheit</strong>,<br />
in Mio. CHF, 2008<br />
Forschungsstelle Intramuros Aufträge Beiträge Total<br />
BAG 1.63 9.14 1.14 11.91<br />
BASPO 0.09 0.70 0.79<br />
METAS 0.39 0.15 0.54<br />
BFS 0.37 0.37<br />
BVET 0.07 0.30 0.37<br />
Meteo Schweiz 0.25 0.25<br />
EAV 0.18 0.18<br />
Total 2.34 10.05 2.02 14.41<br />
Tabakpräventionsfonds 1 1.16<br />
Quelle: ARAMIS-Auswertung durch das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF) und Angaben <strong>des</strong> Tabakpräventionsfonds (TPF), (vgl. auch Kapitel 5.7)<br />
1<br />
Sondersteuer ausserhalb <strong>des</strong> regulären Bun<strong>des</strong>budgets<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 13
2. Überblick Politikbereich<br />
Abb. 2.5 Finanzielle Aufwendungen <strong>des</strong> BAG für Forschung und Entwicklung (F&E), 2008 – 2010 2<br />
CHF<br />
15 000 000<br />
12 000 000<br />
11 910 000<br />
10 662 588<br />
13 306 562<br />
12 338 440<br />
13 485 297<br />
12 657 380<br />
9 000 000<br />
6 000 000<br />
3 000 000<br />
0<br />
1 247 412<br />
968 122<br />
827 917<br />
2008 2009 2010<br />
<strong>Ressortforschung</strong> (exkl. Evaluation)<br />
Evaluation<br />
Evaluation<br />
Quelle: ARAMIS, BAG-interne Auswertung, März 2011<br />
<strong>Ressortforschung</strong> (exkl. Evaluation)<br />
Abb. 2.6<br />
in Mio.<br />
CHF<br />
Ausgaben (Aufträge und Beiträge) <strong>des</strong> BAG für Forschung und Entwicklung (F&E),<br />
aufgeteilt nach Empfängerkategorie, in Mio. CHF, 2008 – 2010<br />
7,0<br />
6,0<br />
5,0<br />
5,1<br />
6,6<br />
5,8<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0<br />
Hochschulen<br />
2,4<br />
2,9 3,1 1,6 1,7<br />
2,6<br />
Private<br />
Organisationen<br />
ohne Erwerbszweck<br />
Privatwirtschaft<br />
1,1<br />
0,4 0,3<br />
Kantonale und<br />
kommunale<br />
Forschungsstellen<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
Quelle: ARAMIS, BAG-interne Auswertung, August 2011<br />
2<br />
Zum Zeitpunkt der Redaktion <strong>des</strong> <strong>Forschungskonzept</strong>s verfügbare Zahlen der BFI-Periode 2008 – 2011<br />
14 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
2.5 PublicHealthForschung in<br />
der Schweiz – aktueller Stand<br />
und Ausblick<br />
Ein unabhängiger Beitrag von Prof. Dr. Fred Paccaud,<br />
IUMSP Lausanne und SSPH+ Zürich, der aus Sicht eines<br />
Public-Health-Experten eine Einschätzung über den<br />
Stand der Forschung, aktuelle <strong>Gesundheit</strong>spro bleme<br />
und Herausforderungen für die Forschung macht.<br />
Aktueller Stand der Forschung<br />
Definitionen: (i) Public Health ist die Wissenschaft und<br />
die Kunst, adäquate Antworten auf die <strong>Gesundheit</strong>sbedürfnisse<br />
der Bevölkerung zu erarbeiten, (ii) die<br />
Public-Health-Forschung schafft neues Wissen, und<br />
(iii) die Public-Health-Praxis wendet das ver fügbare<br />
Wissen und die Techniken an, um die Auf gaben der<br />
Public Health durchzuführen (vgl. Merrill & Stern, 1999).<br />
Der Public-Health-Forschung in der Schweiz geht es<br />
gut, der internationalen Sichtbarkeit, das heisst der<br />
Anzahl der Publikationen und deren Attraktivität nach<br />
zu urteilen. Dies gilt insbesondere für Bereiche wie<br />
zum Beispiel die Internationale <strong>Gesundheit</strong> (gewisse<br />
Tropenkrankheiten), die Epidemiologie von Krebs- und<br />
kardiovaskulären Erkrankungen, die Umweltmedizin<br />
und bestimmte Methoden der Biostatistik und Epidemiologie.<br />
Die wissenschaftliche Produktion wird hauptsächlich<br />
durch die Institute für Sozial- und Präventivmedizin<br />
sichergestellt, die jeweils den fünf medizinischen<br />
Fakul täten der Schweizer Universitäten angeschlossen<br />
sind und über akademisches Personal sowie natio nale<br />
und internationale Forschungsmittel verfügen. Das<br />
jährliche Budget der fünf Schweizer Institute beläuft<br />
sich schätzungsweise auf 100 bis 150 Mio. CHF.<br />
Diese positive Bilanz geht vor allem auf die Ausbildungsmassnahmen<br />
zugunsten der akademischen Führungskräfte<br />
zurück – meist durch Stipendien, die eine<br />
Weiterbildung im Ausland erlauben. Einige Programme<br />
ermöglichen zudem eine gute Integration junger<br />
Forschenden in die schweizerischen Hochschulstrukturen<br />
wie zum Beispiel das Programm PROSPER <strong>des</strong><br />
Schweizerischen Nationalfonds (SNF).<br />
Aufgrund einiger Probleme, die in der Schweiz die Zukunft<br />
der Public-Health-Forschung gefährden, muss<br />
diese insgesamt günstige Bewertung jedoch eingeschränkt<br />
werden. Vier Probleme sind zu nennen: (i)<br />
die unzureichende Interaktion zwischen Forschung<br />
und Praxis, (ii) die noch zu schaffende Interdisziplinarität<br />
der Public Health, (iii) ein neu zu definieren<strong>des</strong><br />
<strong>Gesundheit</strong>sinformationssystem und (iv) der Mangel<br />
an strategischen Public-Health-Zielen, insbesondere<br />
im Kampf gegen chronische und degenerative Krankheiten.<br />
Vorschläge zur PublicHealthForschung<br />
A<br />
Die<br />
Interaktionen zwischen<br />
Forschung und Praxis<br />
dynamischer gestalten:<br />
Förderung der translationalen<br />
PublicHealthForschung<br />
Als wichtigste nationale Public-Health-Institution muss<br />
das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG) an der Schnittstelle<br />
zwischen Forschung und Praxis tätig sein: Die<br />
Innovationen der Forschung sollen die Praxis leiten,<br />
während die Praxis die Projekte der Forscher inspirieren<br />
sollen. Dieser Brückenschlag wird häufig als<br />
«translationale Forschung» bezeichnet.<br />
Die translationale Forschung fördern heisst, dass alle<br />
Akteure der Public Health (vom Virologen in einem biomedizinischen<br />
Labor bis zum Animator einer Kampagne<br />
zur Prävention sexuell übertragbarer Infektionen)<br />
in der Lage sind, das Problem in seiner Gesamtheit zu<br />
begreifen.<br />
Mit dem Ziel einer solchen Professionalisierung der<br />
Public Health wurden die Institute für <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
in Kanada 3 oder die NICE-Gruppe (National<br />
Institute for Health and Clinical Excellence) in Grossbritannien<br />
4 eingerichtet. Diese nationalen Zentren bringen<br />
Forscher und Praktiker zusammen, um zur Lösung<br />
eines spezifischen Problems Forschungs- und Entwicklungsprogramme<br />
auszuarbeiten und durchzuführen.<br />
3<br />
www.cihr-irsc.gc.ca/f/193.html<br />
4<br />
www.nice.org.uk<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 15
2. Überblick Politikbereich<br />
Ein spezifischer Aspekt der translationalen Forschung<br />
im Bereich der Public Health betrifft die Entwicklung<br />
der klinischen Forschung, insbesondere die so genannte<br />
klinische Epidemiologie und Prävention. Es handelt<br />
sich um die Vernetzung zwischen den Daten der<br />
Patientinnen und Patienten (klinische Epidemiologie)<br />
und der Gesamtbevölkerung (Bevölkerungsepidemiologie).<br />
Dank der klinischen Epidemiologie lässt sich<br />
auch die Schnittstelle zwischen den therapeutischen<br />
Interven tionen bei Kranken und den entsprechenden<br />
Interventionen bei der Gesamtbevölkerung bestimmen.<br />
In den meisten medizinischen Fakultäten werden seit<br />
den 1980er Jahren die klinisch Forschenden in quantitativen<br />
Methoden ausgebildet und Studien entwickelt,<br />
die patientenorientierte Beobachtung und Versuche<br />
zum Gegenstand haben (vgl. Burnand, Gutzwiller &<br />
Paccaud, 1988). Mit der Einrichtung eines Netzwerkes<br />
für die klinische Forschung mit dem Namen «Swiss<br />
Clinical Trial Organization» (SCTO) unternahmen der<br />
SNF und die Schweizerische Akademie der Medizinischen<br />
Wissenschaften (SAMW) einen Schritt in die<br />
richtige Richtung. 5<br />
Neue Gruppen, die sich auf Initiative <strong>des</strong> BAG bilden<br />
könnten, sollten sich am Beispiel und den Erfahrungen<br />
der Entwicklung der klinischen Epi demiologie und der<br />
SCTO oder ausländischer Institutionen orientieren.<br />
B<br />
Alle<br />
PublicHealthBereiche<br />
entwickeln im Besonderen die<br />
Forschung im Bereich der<br />
Organisation <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems<br />
Die von der Public-Health-Forschung vernachlässigten<br />
Bereiche, wie die Soziologie oder die Biostatistik,<br />
müssen gefördert werden. Eine strategische Herausforderung<br />
bedeutet die Organisation <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems,<br />
ein Thema, das heute in den Forschungsinstitutionen<br />
weitgehend unberücksichtigt bleibt.<br />
Einer der Forschungsschwerpunkte im Bereich der<br />
Organisation <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems betrifft zum<br />
5<br />
www.scto.ch<br />
Beispiel die Demographie <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>spersonals.<br />
Das Phänomen <strong>des</strong> bereits bestehenden und sich<br />
zweifellos weiter zuspitzenden Mangels an Pflegepersonal<br />
hängt unmittelbar mit der demographischen Entwicklung<br />
in unserem Land zusammen, die zu einem<br />
Anstieg der Bedürfnisse (Erhöhung <strong>des</strong> Lebensalters)<br />
bei gleichzeitiger Verringerung <strong>des</strong> verfügbaren Personals<br />
(Geburtenrückgang) führt.<br />
Es müssen Public-Health-Programme lanciert werden,<br />
die Lösungen für das Problem dieser Personalknappheit<br />
finden, sei es durch den Ausbau der «informellen<br />
Pflege» (Pflege durch Personen ohne spezifische<br />
Ausbildung in diesem Bereich), durch Anpassungen<br />
<strong>des</strong> Kompetenzbereichs gewisser Berufsgruppen (z. B.<br />
Übertragung einer Reihe von Aufgaben von Arzt /Ärztin<br />
auf das Pflegepersonal oder anderes medizinisches<br />
Fachpersonal) oder auch durch eine wohlüberlegte Einwanderungspolitik.<br />
Eine Massnahme ist in diesem Zusammenhang besonders<br />
erforderlich. Sie besteht darin, ein vom Bund<br />
finanziertes Lehrstuhlprogramm zu lancieren, um die<br />
Forschung über die Organisation <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems<br />
weiterzuentwickeln. Dieses Programm würde<br />
dem im Rahmen der Swiss School of Public Health<br />
(SSPH+) und <strong>des</strong> SNF bereits existierenden Programm<br />
ähneln. Es müsste jedoch auf die wegen ihrer strategischen<br />
Bedeutung gewählte Disziplin ausgerichtet sein.<br />
Diese Lehrstühle könnten, mehr oder weniger vollständig,<br />
in die unter Vorschlag A erwähnten, Praktizierende<br />
und Forschende umfassenden Gruppen integriert<br />
werden.<br />
C<br />
Die<br />
Forschung über das<br />
<strong>Gesundheit</strong>sinformations system<br />
entwickeln<br />
Die Validität <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sinformationssystems<br />
in der Schweiz muss verbessert werden. In diesem<br />
Sinne sollte das BAG in Zusammenarbeit mit dem<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS) und dem Schweizerischen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan) spezifische<br />
Forschungsprogramme lancieren.<br />
16 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Diese Programme sollten vorrangig Arbeiten zur Entwicklung<br />
eines Informationssystems vorschlagen, das<br />
den ambulanten Sektor einschliesst. 5<br />
Weitere wünschenswerte Entwicklungsbereiche sind<br />
die Reform der To<strong>des</strong>ursachenstatistik und die Einführung<br />
von <strong>Gesundheit</strong>serhebungen, die nicht nur auf<br />
Befragungsdaten beruhen. Zu diesem letzten Punkt<br />
lässt sich vermerken, dass mehrere Forschergruppen<br />
mit für die allgemeine Bevölkerung repräsentativen Kohorten<br />
arbeiten, zum Beispiel im Rahmen der Studien<br />
CoLaus 6 oder SAPALDIA 7 . Diese Erfahrungen sollten<br />
für die Schaffung nationaler Projekte genutzt werden.<br />
D<br />
Die<br />
PublicHealthForschung<br />
im Bereich der chronischen und<br />
degenerativen Erkrankungen<br />
fördern<br />
In der Public Health werden unter dem Begriff der<br />
chronischen und degenerativen Krankheiten Pathologien<br />
zusammengefasst, die eng mit dem Alter und<br />
degenerativen Erscheinungen verbunden sind. Hier ist<br />
ein starker Anstieg der absoluten Anzahl der betroffenen<br />
Personen vorherzusehen (vgl. Paccaud et al.,<br />
2010). Aufgrund ihres langsamen und progressiven,<br />
wenn auch manchmal durch akute Schübe gekennzeichneten<br />
Verlaufs haben die degenerativen Krankheiten<br />
auch chronischen Charakter.<br />
Es werden vier Gruppen chronischer und degenerativer<br />
Erkrankungen, die für die Public Health wichtig<br />
sind, unterschieden:<br />
• kardiovaskuläre, metabolische und Atemwegserkrankungen<br />
• Krebserkrankungen<br />
• neuropsychiatrische Erkrankungen<br />
• muskuloskelettale Krankheiten<br />
Für jede Gruppe dieser Krankheiten, die ein prioritäres<br />
Public-Health-Anliegen darstellen, werden drei Wege<br />
verfolgt, mit denen diesen begegnet werden soll:<br />
6<br />
www.colaus.ch<br />
7<br />
www.sapaldia.net/en<br />
• die Primärprävention, das heisst das Ausschalten<br />
oder das Verringern der Risikofaktoren dieser<br />
Krankheiten und die Förderung von Schutzfaktoren<br />
• die Sekundärprävention, das heisst die frühe Diagnose<br />
und Behandlung dieser Krankheiten, um die<br />
Prognose zu verbessern<br />
• die Organisation der Betreuung und Kranken pflege<br />
Trotz ihrer grundlegenden Ähnlichkeit weist jede der<br />
prioritären Pathologien hinsichtlich der Public-Health-<br />
Forschung Besonderheiten auf.<br />
Kardiovaskuläre, metabolische und Atemwegserkrankungen<br />
sowie Krebserkrankungen<br />
Diese beiden ersten Gruppen waren Gegenstand zahlreicher<br />
fruchtbarer Forschungsarbeiten, sowohl hinsichtlich<br />
der Diagnostik und Behandlung als auch der<br />
Prävention.<br />
Vom Public-Health-Standpunkt aus gesehen besteht<br />
ein bemerkenswertes Resultat der Präventionsforschung<br />
darin, die Rolle der folgenden vier entscheidenden<br />
und modifizierbaren Determinanten festzulegen:<br />
• der Tabakkonsum, der einen entscheidenden Faktor<br />
für das Auftreten und die schlechte Prognose<br />
praktisch aller kardiovaskulären, metabolischen und<br />
Atemwegs- und Krebserkrankungen darstellt<br />
• der übermässige Alkoholkonsum<br />
• mangelnde körperliche Bewegung<br />
• eine unausgewogene, das heisst anteilsmässig zu<br />
viele Fette tierischen Ursprungs und Salz sowie zu<br />
wenig Faserstoffe enthaltende Ernährung<br />
Alle epidemiologischen Modelle zeigen den bedeutenden<br />
Einfluss dieser vier Faktorengruppen auf die<br />
Häufigkeit und Schwere der kardiovaskulären Erkrankungen,<br />
der Nierenerkrankungen, <strong>des</strong> Diabetes, der<br />
Atemwegs erkrankungen sowie der häufigen Krebserkrankungen,<br />
die mit Tabak- und Alkoholkonsum verbunden<br />
sind. Die Primärprävention dieser vier Risikofaktoren<br />
ermöglicht es, die Häufigkeit und Schwere<br />
dieser Krankheiten zu reduzieren.<br />
Es mangelt noch immer an Wissen über effiziente<br />
Strategien zur Kontrolle dieser Risikofaktoren. Die <strong>Gesundheit</strong>serziehung<br />
(das heisst die Verbreitung von Informationen<br />
in der Gesamtbevölkerung) hat, was diese<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 17
2. Überblick Politikbereich<br />
vier Risikofaktoren angeht, wahrscheinlich ihre Grenzen<br />
erreicht. Im Rahmen von Forschungsprogrammen<br />
müssen neue Erkenntnisse zur so genannten strukturellen<br />
Prävention gewonnen werden, das heisst zu<br />
denjenigen Strategien, die das soziale, wirtschaftliche<br />
und kulturelle Umfeld dieser Risikofaktoren im Sinne<br />
von Prävention ändern.<br />
Forschungsprogramme sind ausserdem notwendig,<br />
um strukturelle und gesundheitserzieherische Massnahmen<br />
mit dem Ziel einer optimalen Er nährung zur<br />
Prävention chronischer und degene rativer Erkrankungen,<br />
zu untersuchen. Die Veränderung geschmacklicher<br />
Vorlieben mit Hilfe der <strong>Gesundheit</strong>serziehung oder der<br />
Einfluss der Besteuerung von Nahrungsmittelbestandteilen<br />
auf den Er nährungsstil sind noch weitgehend<br />
unerforscht. Hierzu müssen Untersuchungen und Experimente<br />
zu Interventionsprototypen durch geführt<br />
werden.<br />
Das Gleiche gilt für die Förderung körperlicher Aktivität,<br />
die sowohl von der persönlichen (durch <strong>Gesundheit</strong>serziehung<br />
beeinflussbaren) Einstellung, als auch<br />
vom strukturellen und insbesondere baulichen Umfeld<br />
(städtebauliche Massnahmen, interne Ausstattung,<br />
Verkehrsinfrastruktur) abhängt. Zu wenig ist noch über<br />
ein «bewegungsorientiertes» Umfeld bekannt, das die<br />
körperliche Aktivität aller fördert, einschliesslich betagter<br />
Personen, die einen grossen Anteil der Bevölkerung<br />
bilden.<br />
Die Früherkennung (Sekundärprävention) hat mit der<br />
Entwicklung neuer radiologischer und optischer Verfahren<br />
(Mammographie, Koloskopie) und Blutmarkern<br />
(z. B. Lipidbestimmung) sowie der Entwicklung wirksamer<br />
Medikamente (z. B. zur Senkung der Blutfette)<br />
oder Vorsorgeinterventionen, die den Verlauf der frühzeitig<br />
diagnostizierten Krankheit günstig beeinflussen,<br />
einen beträchtlichen Aufschwung erfahren. Nicht zuletzt<br />
aufgrund der sich rasant entwickelnden Genetik<br />
chronischer Krankheiten wird sich das Angebot an<br />
Früherkennungsmassnahmen künftig noch erhöhen.<br />
Es ist wichtig, dass Früherkennungsmassnahmen evidenzbasiert<br />
und angemessen sind, ihre positiven und<br />
negativen Folgen evaluiert werden und die Public-<br />
Health-Gemeinschaft an der Durchführung und Überwachung<br />
der Früherkennung beteiligt ist.<br />
In dieser Hinsicht muss in der Schweiz eine Politik<br />
der Sekundärprävention entwickelt werden, die unter<br />
anderem die geeigneten Instrumente zur effizienten<br />
Auswahl der Zielgruppen für die Vorsorgemassnahmen<br />
untersucht, die Wartezeiten zwischen Früherkennung<br />
und Diagnose sowie zwischen Diagnose und Behandlung<br />
reduziert und die besten Finanzierungsmodalitäten<br />
exploriert. Bisher wird die Früherkennung jeder<br />
einzelnen Pathologie unabhängig von ähnlichen Massnahmen<br />
durch geführt und abgerechnet. Diese Forschungstätigkeiten<br />
werden nicht nur den schon existierenden<br />
oder zukünftigen Vorsorgeuntersuchungen<br />
im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen und<br />
Krebs erkrankungen, sondern auch anderen chronischen<br />
oder genetischen Krankheiten zugutekommen.<br />
Die Betreuung der an kardiovaskulären, metabolischen<br />
und Atemwegserkrankungen sowie an Krebs leidenden<br />
Patienten und Patientinnen setzt schliesslich eine<br />
Umorientierung <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems zugunsten<br />
der Primärversorgung und der Pflegenetzwerke voraus.<br />
Die Pflege und die Entwicklung von Pflegemodellen<br />
muss verstärkt Gegenstand der Public-Health-<br />
Forschung und Evaluation werden.<br />
Neuropsychiatrische Erkrankungen<br />
Bei den neuropsychiatrischen Erkrankungen (v. a. Morbus<br />
Alzheimer und Depressionen) ist künftig ein starker<br />
Anstieg zu erwarten. Im Gegensatz zu den kardiovaskulären,<br />
metabolischen, Atemwegs- und Krebserkrankungen<br />
mangelt es weitgehend an epidemiologischen<br />
Kenntnissen zu den auslösenden oder erschwerenden<br />
Faktoren dieser Erkrankungen, zumin<strong>des</strong>t was die<br />
Ebene der Bevölkerung betrifft. Ebenso wenig liegen<br />
genügend Kenntnisse über die Zweckdienlichkeit von<br />
Früherkennungs- und Therapiemassnahmen vor.<br />
Der Grossteil der heute verfügbaren Kenntnisse fällt in<br />
den Bereich der klinischen Psychiatrie. Es ist dringend<br />
erforderlich, einen Public-Health-Schwerpunkt auf dem<br />
Gebiet der altersbedingten Krankheiten zu entwickeln,<br />
das heisst einen bevölkerungsmedizinischen Ansatz zu<br />
verfolgen.<br />
Die «Public-Mental-Health»-Forschungsprogramme sollten<br />
verstärkt und mit den Tätigkeiten der Forschungsinstitutionen<br />
verbunden werden.<br />
18 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Muskuloskelettale Krankheiten<br />
Rund 30 Prozent aller Arztkonsultationen in der<br />
Schweiz sind auf Beschwerden im Bewegungsapparat<br />
zurückzuführen. Erkrankungen <strong>des</strong> Bewegungsapparates<br />
gehören zu den häufigsten Ursachen der Frühinvalidisierung.<br />
Zu diesen Erkrankungen gehören die<br />
Osteoporose, die Arthritis, die Arthrose, aber auch<br />
Knochenbrüche, chronische Muskel- und Rückenschmerzen<br />
oder das Schleudertrauma. Das Nationale<br />
Forschungsprogramm NFP 53 «Muskuloskelettale <strong>Gesundheit</strong><br />
– Chronische Schmerzen» untersuchte Ursachen<br />
muskuloskelettaler Krankheiten und mögliche<br />
Massnahmen der Prävention und Therapie.<br />
Dennoch ist über die Häufigkeit der verschiedenen<br />
Formen der Arthrose, ihren Verlauf und die Risikofaktoren<br />
zu wenig bekannt.<br />
Es sind Massnahmen notwendig, um in der Schweiz<br />
eine oder mehrere Forschergruppen zu etablieren, um<br />
eines der Hauptleiden alternder Gesellschaften vertiefter<br />
zu untersuchen.<br />
In der Schweiz wurden seit den 1970er Jahren beträchtliche<br />
Anstrengungen unternommen, um die<br />
Hochschulinstitutionen – vor allem in den medizinischen<br />
Fakultäten – mit Lehr- und Forschungsstrukturen<br />
im Bereich der Public Health auszustatten.<br />
Jetzt sollten diese Anstrengungen im Rahmen sorgsam<br />
geplanter Programme mit den Anliegen der Public-Health-Praktiker<br />
in Einklang gebracht werden, wobei<br />
alle für die Public Health notwendigen Disziplinen<br />
berücksichtigt und die Interventionen auf die wichtigsten<br />
Public-Health-Probleme zugeschnitten und konzentriert<br />
werden müssen.<br />
Literatur<br />
Merrill R, Stern B. Demonstrating excellence in academic public<br />
health. Washington: The Association of schools of public<br />
health, Council of public health practice coordinators, 1999<br />
<strong>Ressortforschung</strong>skonzept <strong>Gesundheit</strong> 2008 – 2011. Bern: Bun<strong>des</strong>amt<br />
für <strong>Gesundheit</strong> (BAG), 2007<br />
Burnand B, Gutzwiller F, Paccaud F. [Clinical epidemio logy: definitions,<br />
uses and reasons for development in Switzerland].<br />
Schweiz. Med. Wochenschr. 1988; 118 (22): 849 – 55<br />
Paccaud F, Peytremann Bridevaux I, Heiniger M, Seematter-<br />
Bagnoud L. Vieillissement: Eléments pour une politique de<br />
santé publique. Un rapport préparé pour le Service de la<br />
santé publique du canton de Vaud par l’Institut universitaire<br />
de médecine sociale et préventive (IUMSP) de Lausanne. Lausanne:<br />
Institut universitaire de médecine sociale et préventive<br />
(IUMSP), 2010<br />
Barton P, Andronis L, Briggs A, McPherson K, Capewell S. Effectiveness<br />
and cost effectiveness of cardiovascular disease prevention<br />
in whole populations: modelling study. BMJ 2011; 343<br />
2.6 Herausforderungen und<br />
Handlungsbedarf<br />
Unter Beachtung der Sichtweise der Public-Health-<br />
For schung, einschliesslich der Forschung in der Bun<strong>des</strong>verwaltung,<br />
gilt es festzuhalten, dass für die<br />
Entwicklung und Umsetzung von Lösungen in der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
Forschung aus vier Gründen von herausragender<br />
Bedeutung ist:<br />
Beim <strong>Gesundheit</strong>ssystem, welches den <strong>Gesundheit</strong>sschutz,<br />
die Krankheitsvorsorge sowie die Krankheitsbehandlung<br />
umfasst, handelt es sich erstens nicht nur<br />
um ein kompliziertes, sondern auch um ein komplexes<br />
gesellschaftliches System. Die Komplexität zeichnet<br />
sich durch eine Vielfalt von Einflussfaktoren und durch<br />
häufig auftretende nicht-lineare Beziehungen zwischen<br />
den Faktoren aus. Die Wahrscheinlichkeit ist daher erhöht,<br />
dass politische Interventionen unbeabsichtigte<br />
Nebenwirkungen haben. Die <strong>Ressortforschung</strong> hat<br />
hier Beiträge zu leisten, damit politische Entscheidungen<br />
auf möglichst umfassenden und sicheren Grundlagen<br />
erfolgen können.<br />
In den kommenden Jahren werden zweitens gros se<br />
Herausforderungen auf das <strong>Gesundheit</strong>ssystem zukommen.<br />
Es wird mit eine Aufgabe der <strong>Ressortforschung</strong><br />
sein, politische Lösungen für diese Herausforderung<br />
zu entwickeln. Dazu gehören:<br />
• Demographie: Die Anzahl älterer Menschen wird<br />
in den kommenden Jahren absolut und prozentual<br />
zunehmen. Da ältere Menschen häufiger gesundheitliche<br />
Einschränkungen haben, oft nicht nur an<br />
einer Krankheit leiden (Multimorbidität) und häufiger<br />
von degenerativen Krankheiten betroffen sind<br />
(beispielsweise Demenz), werden die Versorgungsstrukturen<br />
angepasst werden müssen.<br />
• Chronische Krankheiten: Chronische Krankheiten<br />
wie zum Beispiel Diabetes, Osteoporose, Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen und Demenzerkrankungen<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 19
2. Überblick Politikbereich<br />
verursachen bereits heute rund 70 bis 80 Prozent<br />
der jährlichen <strong>Gesundheit</strong>skosten. Aufgrund der<br />
Tatsache, dass die Menschen länger leben, ist in<br />
Zukunft mit einer deutlichen Zunahme von Chronischkranken<br />
zu rechnen.<br />
• <strong>Gesundheit</strong>spersonal: Infolge der zunehmenden<br />
Nachfrage nach <strong>Gesundheit</strong>sleistungen und <strong>des</strong><br />
(teilweise) fehlenden Nachwuchses in den <strong>Gesundheit</strong>sberufen<br />
könnten sich ab 2020 regionale Versorgungsengpässe<br />
ergeben. Die starke Abhängigkeit<br />
von im Ausland ausgebildeten Arbeitskräften<br />
stellt ein grosses Risiko dar.<br />
• Medizinisch-technischer Fortschritt: Die hohe Innovationskraft<br />
der in- und ausländischen Pharma- und<br />
Medizintechnologie-Industrie wird zu neuen Möglichkeiten<br />
in der Früherkennung, der Diagnose und<br />
der Therapie führen. Technologische Entwicklungen<br />
beinhalten Chancen und Risiken.<br />
• Pflege durch Angehörige und Laien: Heute werden<br />
durch Angehörige, Freunde, Verwandte und Nachbarn<br />
kranker Menschen grosse und wichtige Unterstützungsleistungen<br />
erbracht. Der Pflegebedarf<br />
wird in den kommenden Jahren aufgrund der demographischen<br />
Verschiebungen zunehmen. Gleichzeitig<br />
verändert sich die Gesellschaft. Die Möglichkeiten<br />
der familiären Pflege werden – zum Teil<br />
durch die höhere Mobilität und die Zunahme der<br />
Frauenerwerbstätigkeit bedingt – geringer.<br />
• Europäisierung und Globalisierung: Der <strong>Gesundheit</strong>sschutz<br />
(z. B. Lebensmittelsicherheit, Chemikalien,<br />
Infektionskrankheiten) ist von den bilateralen<br />
Verhandlungen mit der EU stark betroffen.<br />
Ohne vertragliche Regelungen wird es zunehmend<br />
schwieriger werden, das hohe Schutzniveau der<br />
Bevölkerung zu erhalten und nicht-tarifäre Handelshemmnisse<br />
zu vermeiden. <strong>Gesundheit</strong> und <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
werden zunehmend global bestimmt.<br />
Die <strong>Gesundheit</strong>sgefahren (wie z. B. die Gefahr von<br />
Pandemien aufgrund der internationalen Mobilität)<br />
und der Markt für <strong>Gesundheit</strong>sgüter und Personal<br />
sind schon jetzt de facto weitgehend globalisiert.<br />
Obschon das schweizerische <strong>Gesundheit</strong>ssystem im<br />
internationalen Vergleich gut dasteht, gibt es drittens<br />
eindeutig identifizierten Verbesserungsbedarf. Die<br />
<strong>Ressortforschung</strong> wird hierzu Grundlagen zu erarbeiten<br />
haben:<br />
• Fehlanreize: Das schweizerische <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
ist laut OECD-Vergleich sehr effizient. Wie in-<br />
ternationale Studien aber belegen, besteht dennoch<br />
ein erhebliches Potenzial zur Effizienzsteigerung.<br />
• Qualitätssicherung: Die Qualität der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
wird weder systematisch erfasst noch<br />
einheitlich gemessen. Dadurch besteht zu wenig<br />
Aufschluss über das Verbesserungspotenzial und<br />
die tatsächlich erzielten Verbesserungen.<br />
• Effizienz der Prävention: Im Bereich der <strong>Gesundheit</strong>sförderung,<br />
der Prävention und der Früherkennung<br />
erzielt die Schweiz mit dem eingesetzten<br />
Geld suboptimalen Nutzen. Die Ursachen liegen in<br />
der Organisation <strong>des</strong> Tätigkeitsfel<strong>des</strong>, in der mangelnden<br />
Koordination und in der ungenügenden Abstimmung<br />
innerhalb der Versorgung.<br />
• Nationale gesundheitspolitische Strategie: In der<br />
Schweiz gibt es heute keine übergreifende nationale<br />
<strong>Gesundheit</strong>spolitik. Bund und Kantone haben<br />
ihre jeweiligen Kompetenzen im schweizerischen<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssystem und nehmen in diesem Rahmen<br />
Aufgaben wahr. Die Kompetenzverteilung zwischen<br />
Bund und Kantonen ist über alle Bereiche<br />
<strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems betrachtet komplex und<br />
erschwert die Transparenz.<br />
• Wirtschaftliche Sichtweise der <strong>Gesundheit</strong>: Die<br />
wichtigste Determinante der <strong>Gesundheit</strong> ist der<br />
Wohlstand. Gleichzeitig ist eine gesunde Bevölkerung<br />
ein wesentlicher Produktionsfaktor. Verschiedene<br />
Länder berücksichtigen diese wirtschaftliche<br />
Dimension der <strong>Gesundheit</strong> in zunehmendem Mass<br />
bei der Definition ihrer <strong>Gesundheit</strong>spolitik.<br />
Der vierte und letzte Grund für die grosse Bedeutung<br />
der <strong>Ressortforschung</strong> im <strong>Gesundheit</strong>ssystem in den<br />
kommenden Jahren liegt in der grossen Anzahl von<br />
Stakeholdern mit klar erkennbaren Interessenlagen.<br />
In solch einem Umfeld haben politische Lösungen nur<br />
dann Realisierungschancen, wenn sie auf möglichst<br />
objektiven und neutralen wissenschaftlichen Grundlagen<br />
basieren.<br />
Die vier genannten Gründe zeigen bereits ein breites<br />
Themenspektrum für die <strong>Ressortforschung</strong> der kommenden<br />
Jahre auf. Interessant ist nebst der thematischen<br />
Sichtweise aber auch eine forschungstypologische.<br />
Folgende Forschungstypen werden eine erhöhte<br />
Aufmerksamkeit erhalten müssen:<br />
• Monitorage: Es gibt bereits zahlreiche Monitoringsysteme.<br />
Sie sind aber noch wenig aufeinander<br />
abgestimmt und weisen Lücken auf. Eine erhöhte<br />
20 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Transparenz ist eines der vordringlichsten Anliegen<br />
einer evidenzbasierten <strong>Gesundheit</strong>s politik.<br />
• Versorgungsforschung: Eine Versorgungsforschung<br />
im eigentlichen Sinn <strong>des</strong> Wortes gibt es in der<br />
Schweiz noch nicht. Hier besteht dringend Nachholbedarf.<br />
• Wirksamkeitsforschung und Wirksamkeits prüfung<br />
(Evaluation): Zentral für jede <strong>Gesundheit</strong>spolitik ist<br />
die Wahl wirksamer Strategien und Massnahmen<br />
auf der Basis verfügbaren Wissens. Zudem muss<br />
staatliches Handeln zwecks Optimierung <strong>des</strong> Handelns<br />
und zwecks Rechtfertigung gegenüber der<br />
Öffentlichkeit evaluiert werden.<br />
• Vergleichende Forschung: Alle Länder haben unterschiedliche<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssysteme, und in der<br />
Schweiz gibt es grosse interkantonale Unterschiede.<br />
Länder und Kantone stellen daher ein grosses<br />
Erfahrungsreservoir dar.<br />
• System- und Regulierungsforschung: Das <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
braucht mehr Steuerbarkeit und Steuerung.<br />
Diese muss sich in die gewachsene Tradition<br />
<strong>des</strong> Föderalismus, der direkten Demokratie und der<br />
<strong>Gesundheit</strong>spolitik einordnen.<br />
Datengrundlagen sind für jede (Ressort-)Forschung<br />
von zentraler Bedeutung. Auch hier haben wir in der<br />
Schweiz noch Nachholbedarf. Gerade die Versorgungsforschung<br />
wird darauf angewiesen sein, dass die Datengrundlagen<br />
vollständiger und verknüpfbarer werden.<br />
Auf die <strong>Ressortforschung</strong> kommen im Bereich <strong>Gesundheit</strong><br />
in den kommenden Jahren somit grosse Herausforderungen<br />
zu. Allerdings steht sie nicht alleine:<br />
Sie wird unterstützt und begleitet von der Evaluationsund<br />
Wirksamkeitsforschung sowie von den Arbeiten<br />
zahlreicher weiterer Partner wie zum Beispiel dem<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS), dem Schweizerischen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan) sowie den Instituten<br />
der Hochschulen (vgl. Kapitel 5.3 und 5.7).<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 21
3. Forschungsschwerpunkte<br />
und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016<br />
Die Prioritätensetzung <strong>2013</strong> – 2016 fokussiert einerseits<br />
die Kontinuität relevanter <strong>Ressortforschung</strong>svorche<br />
Umsetzung ist die Anwendung von Erkenntnissen<br />
angepasst werden. Voraussetzung für eine erfolgreihaben,<br />
namentlich in den Bereichen übertragbare und aus der Versorgungsforschung.<br />
nichtübertragbare Krankheiten, Lebensmittelsicherheit,<br />
Sucht und Biomedizin.<br />
Was ist Versorgungsforschung<br />
Andererseits soll generell ein Beitrag zur Stärkung der<br />
Versorgungsforschung in der Schweiz erfolgen! Ein Ziel der Versorgungsforschung ist es, Erkenntnisse zu<br />
diesbezüglich bereits lanciertes Projekt ist das Nationale<br />
Forschungsprogramm NFP 67 «Lebensende», das <strong>Gesundheit</strong>sversorgung optimieren, die Versorgungs-<br />
gewinnen, wie sich die Strukturen der Kranken- und<br />
unter anderem auch Grundlagenwissen zum Thema qualität und die Effizienz steigern, die Über-, Unter-<br />
Palliative Care in der Schweiz erarbeiten soll.<br />
und Fehlversorgung reduzieren und mittel- bis langfristig<br />
die Patientenorientierung und -sicherheit erhöhen<br />
Im Bereich der Krankenversicherung wird im Auftrag lassen.<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats mit der Evaluation der KVG-Revision<br />
Spitalfinanzierung begonnen. Eine geplante Erweiterung<br />
der Erhebung von Einzelleistungsdaten bei Kranzentriert<br />
sich auf die konkrete Krankheits- und Ge-<br />
Versorgungsforschung ist patientenorientiert und konkenversicherern<br />
wird zudem Analysen im Bereich der sundheitsversorgung der Bevölkerung in Spitälern,<br />
Versorgungsforschung erleichtern.<br />
Arzt praxen und anderen <strong>Gesundheit</strong>seinrichtungen.<br />
Die Beziehungen zwischen den Leistungserbringern<br />
Im Bereich Ernährung soll nebst anderem das Nationale<br />
Forschungsprogramm NFP 69 «Gesunde Ernähforschung,<br />
sofern sie direkt die Versorgung betreffen.<br />
oder deren Finanzierung sind Thema der Versorgungsrung<br />
und nachhaltige Lebensmittelproduktion» zu gesundheitsfördernden<br />
Erkenntnissen beitragen. hinaus und befasst sich mit dem gesamten Gesund-<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssystemforschung geht hingegen darüber<br />
heitssystem, so also auch mit Fragen der <strong>Gesundheit</strong>spolitik,<br />
der Gesetzgebung, der Regulierung und<br />
Entsprechend dem strategischen Ziel Nr. 2 im Statistischen<br />
Mehrjahresprogramm «Statistisches Informationssystem<br />
<strong>Gesundheit</strong>» wird das BFS die Gesundsundheitswesens.<br />
Steuerung sowie der Finanzierung <strong>des</strong> gesamten Geheitsstatistik<br />
mit höchster Priorität weiterentwickeln<br />
(vgl. Kapitel 5.7). Die Themenschwerpunkte <strong>des</strong><br />
Schwei zerischen <strong>Gesundheit</strong>sobservatoriums (Obsan) Versorgungsforschung trägt dazu<br />
finden sich ebenfalls in Kapitel 5.7.<br />
bei, die Qualität, die Wirksamkeit<br />
und die Wirtschaftlichkeit unseres<br />
3.1 Versorgungsforschung<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssystems zu verbessern.<br />
Sie konzentriert sich auf die Versorgung<br />
der Bevölkerung in Spitälern,<br />
Das <strong>Gesundheit</strong>swesen in der Schweiz steht vor zahlreichen<br />
Herausforderungen. Ein zentrales Problem für<br />
Arztpraxen und anderen <strong>Gesundheit</strong>seinrichtungen.<br />
die <strong>Gesundheit</strong>spolitik ist, ob unser <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
auch in Zukunft bei hoher Qualität finanzierbar<br />
und für alle zugänglich bleibt. Die Zunahme der älteren<br />
Bevölkerung und der technisch-wissenschaftliche Auf welchen Ebenen und zu welchen Inhalten geforscht<br />
wird, zeigt Abbildung 3.1.<br />
Fortschritt führen zu einer verstärkten Nachfrage von<br />
<strong>Gesundheit</strong>sleistungen. Die demographische Entwicklung<br />
führt zudem dazu, dass sich das Angebot an Arbeitskräften<br />
verringert. Solche Veränderungen erfor-<br />
sich die Versorgungsforschung befasst:<br />
Die folgenden Beispiele zeigen, mit welchen Themen<br />
dern nachhaltige Reformen. Neue Versorgungs modelle • Untersuchungen der Angebotsstruktur und <strong>des</strong><br />
müssen entwickelt werden und das angebotene Leistungsspektrum<br />
muss den veränderten Bedürfnissen verschiedenen Leistungserbringer (Spitäler, Arzt-<br />
Arbeitsangebots, zum Beispiel Anzahl und Art der<br />
22 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
praxen, weitere <strong>Gesundheit</strong>seinrichtungen), Anzahl<br />
und Qualifikation der in <strong>Gesundheit</strong>sberufen Tätigen,<br />
regionale Unterschiede in der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
(«Small Area Variations»), Beziehungen<br />
zwischen den Leistungserbringern (Konkurrenz –<br />
Koopera tion)<br />
• Inanspruchnahme- und Bedarfsforschung, Versorgungsepidemiologie,<br />
zum Beispiel die Nutzung <strong>des</strong><br />
<strong>Gesundheit</strong>ssystems nach Art der Erkrankungen,<br />
Diagnosen und Behandlungen und nach Merkmalen<br />
wie Alter, Geschlecht oder Region («Small Area<br />
Variations»), Versorgung mit Medikamenten, Versorgungsketten<br />
• Untersuchung ökonomischer Aspekte wie Finanzierung,<br />
Kosten und Nutzen der einzelnen Versorgungsleistungen<br />
• Untersuchung der Qualität der Versorgung, zum<br />
Beispiel anhand von Analysen zur Unter-, Fehl- oder<br />
Überversorgung, zu medizinischen Praxisvariationen<br />
(«Small Area Variations») und deren Ursachen<br />
sowie Verlaufsbeobachtung und vergleichende Analysen<br />
von Qualitätsindikatoren und zu Kennzahlen<br />
zur Patientensicherheit<br />
• Transfer von Erkenntnissen aus klinischen Stu dien<br />
zur Wirksamkeit («Efficacy») in die klinische Praxis<br />
(«Effectiveness»)<br />
Abb. 3.1<br />
Inhalte und Ebenen der Versorgungsforschung<br />
Rahmenbedingungen, z. B. wirtschaftliche Entwicklung, Wohlstand, Arbeit, soziale Sicherheit, Umwelt, Ernährung<br />
Versorgungssystem<br />
Input Throughput Output Outcome<br />
• Patientinnen /<br />
Patienten<br />
• Personal<br />
• Finanzen<br />
• Materielle<br />
Ressourcen<br />
• Organisationsstrukturen<br />
Einrichtungen und deren<br />
Beziehungen<br />
• Prozesse<br />
– Abläufe<br />
– Leistungserstellungsprozesse<br />
– Behandlungs verläufe<br />
• Konkret erbrachte<br />
Versorgungs leistungen<br />
– Erstellte Diagnose<br />
– Durchgeführte<br />
Beratung<br />
– Erbrachte<br />
Behandlung<br />
– Geleistete Pflege<br />
• <strong>Gesundheit</strong> der<br />
Bevölkerung<br />
• Wirkungen/Ergebnis<br />
– <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />
– Lebensqualität<br />
– Lebensjahre<br />
• Technologien<br />
– Medikamente<br />
– Eingriffe<br />
– Informationssysteme<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssystem und <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG). In Anlehnung an: Pfaff (2003), Versorgungsforschung – Begriffsbestimmung, Gegenstand und Aufgaben. In: H. Pfaff, M. Schrappe, K. W. Lauterbach,<br />
U. Engelmann, & M. Halber (Hrsg.), <strong>Gesundheit</strong>sversorgung und Disease Management. Grundlagen und Anwendungen der Versorgungsforschung (S. 13 – 23). Bern: Verlag Hans<br />
Huber<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 23
3. Forschungsschwerpunkte und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016<br />
• Health Technology Assessments (HTA), sofern sie<br />
die Wirksamkeit neuer Behandlungsverfahren unter<br />
Alltagsbedingungen untersuchen<br />
• Arzneimittel- und Medizinproduktestudien unter Alltagsbedingungen<br />
Versorgungsforschung ist eine multidisziplinäre Wissenschaft.<br />
Die vielfältigen Fragestellungen und die<br />
komplexen methodischen Anforderungen erfordern<br />
eine fächerübergreifende Herangehensweise zum Beispiel<br />
aus den Fächern Medizin, Pflegewissenschaften,<br />
Soziologie, Psychologie, Ökonomie, Managementwissenschaften,<br />
Biometrie und Statistik.<br />
Wie ist die aktuelle Situation der Versorgungsforschung<br />
in der Schweiz<br />
Versorgungsforschung bzw. «Health Services Research»<br />
ist in Ländern wie den USA, Grossbritannien,<br />
den Niederlanden oder Deutschland inzwischen gut<br />
institutionalisiert. Dort haben sich wissenschaftliche<br />
Fachgesellschaften etabliert und es existieren, ausser in<br />
Deutschland, staatlich geförderte Einrichtungen.<br />
In der Schweiz werden an verschiedenen Universitäten<br />
und Fachhochschulen sowie anderen Einrichtungen<br />
versorgungsforschungsrelevante Fragestellungen<br />
bearbeitet, vorrangig aus gesundheitsökonomischer<br />
Perspektive, aber auch ethische Fragen oder Versorgungsaspekte<br />
werden untersucht. Häufig werden<br />
diese Aktivitäten noch nicht explizit als «Versorgungsforschung»<br />
wahrgenommen. Dieser Begriff scheint<br />
sich erst allmählich zu etablieren. Eine neue Arbeitsgruppe<br />
am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der<br />
Universität Bern widmet sich ausdrücklich der akademischen<br />
Versorgungsforschung.<br />
Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) fördert derzeit<br />
zwei grössere Vorhaben, in denen versorgungsforschungsrelevante<br />
Fragestellungen untersucht werden:<br />
Bei dem einen handelt es sich um ein «Sinergia»-Projekt<br />
8 unter der Leitung <strong>des</strong> Instituts für Medizinische<br />
Ethik der Universität Zürich (Laufzeit 2010 – 2012). In<br />
mehreren Teilprojekten werden insbesondere ethische<br />
Aspekte in der Patientenversorgung im Zusammen-<br />
hang mit der Einführung von SwissDRG untersucht.<br />
Das NFP 67 «Lebensende» befindet sich zur Zeit in<br />
der Startphase (Laufzeit 5 Jahre) (vgl. Kapitel 3.3). Ein<br />
Schwerpunkt soll sich der Versorgungssituation von<br />
Menschen am Lebensende widmen.<br />
Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften<br />
(SAMW) fördert unter anderem anwendungsbezogene<br />
Projekte in der Hausarzt medizin und<br />
aus dem Bereich der Ethik im Zusammenhang mit<br />
medizinischen Entwicklungen und deren gesellschaftlichen<br />
Auswirkungen. Weitere Institutionen sind ebenfalls<br />
aktiv in der Versorgungsforschung. Die Projekte<br />
orientieren sich an der Ausrichtung bzw. den Vorgaben<br />
der Auftraggeber. So führt beispielsweise die FMH aktuell<br />
Begleit forschungsuntersuchungen zur Einführung<br />
von SwissDRG durch.<br />
Insgesamt wirkt die Forschungslandschaft aber zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt fragmentiert und die Forschung<br />
wenig vernetzt. Eine übergeordnete Institution<br />
oder Forschungsnetzwerke, wie in den oben genannten<br />
Ländern, existieren hierzulande nicht, ebenso<br />
wenig eine übergeordnete Strategie. Eine systematische<br />
Forschungsförderung ist derzeit nicht erkennbar.<br />
Einen expliziten gesetzlichen Auftrag zur Versorgungsforschung<br />
gibt es in der Schweiz nicht.<br />
In der Versorgungsforschung hat<br />
die Schweiz im Vergleich zu anderen<br />
Ländern einen Nachholbedarf.<br />
Noch fehlen jedoch die Koordination<br />
der Aktivitäten, ebenso wie die<br />
Vernetzung der Akteure und eine<br />
umfassende Forschungsförderung.<br />
Eine Initiative der Forschungsförderung starten die<br />
Got tfried und Julia Bangerter-Rhyner-Stiftung (Bangerter-Stiftung)<br />
und die Schweizerische Akademie der<br />
Medizinischen Wissenschaften (SAMW): sie lancieren<br />
gemeinsam ein Förderprogramm «Versorgungsforschung<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen». Für die Periode<br />
2012 – 2016 stellt die Bangerter-Stiftung zu diesem<br />
Zweck 1 Mio. CHF pro Jahr zur Verfügung.<br />
8<br />
www.snf.ch/D/foerderung/projekte/sinergia/Seiten/default.aspx<br />
24 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Welche Prioritäten setzt der Bund<br />
Versorgungsforschung ist keine unmittelbare Auf gabe<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Erkenntnisse aus der Versorgungsforschung<br />
fliessen jedoch in zahlreiche Vorhaben der <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
ein. Der Bund kann über eine entsprechende<br />
Schwerpunktsetzung Versorgungsforschung<br />
fördern. Und er kann forschungsfördernde Rahmenbedingungen<br />
schaffen.<br />
Seitens der Politik wurden verschiedene Initiativen<br />
und Motionen eingereicht, die mehr oder weniger<br />
direkt die Förderung der Versorgungsforschung fordern,<br />
unter anderem im Zusammenhang mit Qualitätssicherung<br />
und Health Technology Assessment (HTA).<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat plant nebst kurzfristigen Massnahmen<br />
auch eine mittel- und langfristige Reform <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>ssystems.<br />
Mehrere dieser Vorhaben zielen darauf<br />
ab, eine qualitativ hochwertige und effiziente gesundheitliche<br />
Versorgung zu gewährleisten und Potenziale<br />
besser auszuschöpfen:<br />
• Mit Managed-Care-Modellen soll zum Beispiel<br />
eine bessere Integration der verschiedenen ambulanten<br />
und stationären Versorgungsangebote<br />
und eine bessere Führung der Patientinnen und<br />
Patienten durch das Leistungsgeschehen erreicht<br />
werden.<br />
• Versorgungsschwerpunkte wie die Palliative Care,<br />
also die Betreuung und Behandlung von Menschen<br />
mit unheilbaren, lebensbedrohlichen und / oder chronisch<br />
fortschreitenden Krankheiten, gewinnen an<br />
Bedeutung.<br />
• Geänderte Versorgungsformen und -bedürfnisse,<br />
veränderte Arbeitsbedingungen und Berufsbilder<br />
erfordern Anpassungen der Berufsprofile. In der<br />
ambulanten und stationären Versorgung stellt sich<br />
die Frage, welcher «Skill-Mix» der Professionen jeweils<br />
am besten geeignet ist. Weitere Anpassungen<br />
in den <strong>Gesundheit</strong>sberufen resultieren aus der<br />
sich ändernden demografischen Zusammensetzung<br />
und den Berufsvorstellungen der Beschäftigten<br />
(Stichwort «Feminisierung»).<br />
• Die KVG-Revision zur Spitalfinanzierung sieht vor,<br />
ab 2012 im ganzen Land Fallpauschalen (DRG) einzuführen,<br />
um Einsparpotenziale im Spitalbereich zu<br />
realisieren.<br />
• Verfahren wie Health Technology Assessments<br />
(HTA), die Förderung von eHealth oder die Umset-<br />
zung der Qualitätsstrategie können zu Verbesserungen<br />
von Effektivität, Effizienz und Produktivität beitragen<br />
bei gleichzeitiger Beibehaltung eines hohen<br />
Leistungsniveaus.<br />
Fortschritte in der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
sind ohne Versorgungsforschung<br />
nicht denkbar.<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat hat am 25. Mai 2011 den Bericht zur<br />
Konkretisierung der Qualitätsstrategie <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />
gutgeheissen. Grundlage der Qualitätsstrategie ist<br />
das Krankenversicherungsgesetz (KVG). Der Hauptfokus<br />
der Qualitätsstrategie liegt auf dem Prozess<br />
der Leistungserbringung. Ihre Ziele sind, die Qualität<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung zu stärken und die<br />
Patientensicherheit zu erhöhen. In einer Übergangsphase<br />
von 2012 bis 2014 sollen Vorbereitungsarbeiten<br />
für ein natio nales Qualitätsinstitut und eine nationale<br />
Q-Plattform geleistet werden. Ebenso soll ein erstes<br />
nationales Qualitätsprogramm lanciert werden, das<br />
auf Verbesserungen im Spitalbereich abzielt. Ein weiterer<br />
Fokus liegt auf der Erarbeitung von Qualitätsindikatoren.<br />
Ab 2015, wenn die neue Finanzierungsbasis<br />
geschaffen ist, soll die Qualitätsstrategie in allen<br />
darin genannten neun Aktionsfeldern umgesetzt werden,<br />
wobei Versorgungs- und Begleitforschung als eines<br />
dieser Aktionsfelder genannt ist. Dazu soll ein Konzept<br />
erarbeitet werden. Es ist geplant, das zukünftige<br />
Qualitätsinstitut mit dem Bereich «Versorgungs- und<br />
Begleitforschung» zu beauftragen, welche diese teils<br />
eigenständig, teils über Mandate durchführen wird.<br />
Weiter ist vorgesehen, Forschungsprogramme der<br />
Versorgungsforschung auch über Gelder <strong>des</strong> Schweizerischen<br />
Nationalfonds (SNF) zu finanzieren.<br />
Mit der Konkretisierung und Umsetzung<br />
der Qualitätsstrategie leistet der<br />
Bund einen Beitrag zur Förderung der<br />
Versorgungsforschung.<br />
Die Kantone sind für die <strong>Gesundheit</strong>sversorgung der<br />
Bevölkerung zuständig. Der Bund nimmt keine eigentlichen<br />
Aufgaben in der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung wahr.<br />
Er ist nur für deren Rahmenbedingungen zuständig.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 25
3. Forschungsschwerpunkte und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> Projekts «Nationale <strong>Gesundheit</strong>sstrategie»<br />
<strong>des</strong> Dialogs Nationale <strong>Gesundheit</strong>spolitik sollen<br />
in Zusammenarbeit mit Bund und Kantonen Strategien<br />
entwickelt werden, die die Erreichung gesundheitspolitischer<br />
Ziele in den Bereichen Versorgung, Prävention<br />
und Systemsteuerung erleichtern können. Die thematischen<br />
Hauptpfeiler sind die Steuerung im <strong>Gesundheit</strong>ssystem,<br />
die dazu notwendigen Datengrundlagen<br />
sowie das System der Finanzierung und der Tarife.<br />
Die Aktivitäten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> berühren nur einen begrenzten<br />
Ausschnitt der möglichen Themen aus der<br />
Versorgungsforschung. Einige liegen ausserhalb seines<br />
Kompetenzbereichs, andere sind nicht unmittelbar<br />
für die <strong>Gesundheit</strong>spolitik relevant. Die Weiterentwicklung<br />
der Versorgungsforschung ist gleichwohl<br />
wünschenswert, wobei die Initiative von verschiedenen<br />
Akteuren zu ergreifen wäre, insbesondere aus<br />
der Wissenschaft und Forschung. Zu nennen sind beispielsweise:<br />
• Eine gezielte Forschungsförderung, zum Beispiel<br />
die Einrichtung eines Forschungsschwerpunktes<br />
beim SNF, wobei ausdrücklich die Interdisziplinarität<br />
und die Vernetzung der Forschenden gefördert werden<br />
sollte. Die Beteiligung der Schweiz an einem<br />
EU-Forschungsprogramm, um das Know-how via<br />
Kooperationen in die Schweiz zu holen, erscheint<br />
gegenwärtig als eine interessante und prüfenswerte<br />
Option.<br />
• Eine stärkere Vernetzung der politischen Entscheidungsträger,<br />
der Akteure <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>swesens<br />
und der Wissenschaft.<br />
• Und schliesslich eine stärkere Präsenz und Wahrnehmung<br />
der Versorgungsforschung in der Schweiz<br />
wie auch im Ausland, zum Beispiel über die Einrichtung<br />
von Netzwerken oder die Durchführung von<br />
speziellen Tagungen, wobei auch hier wieder die<br />
Interdisziplinarität anzustreben ist.<br />
3.2 Evaluation KVGRevision<br />
«Spitalfinanzierung»<br />
Die Evaluation (Wirkungsanalyse) der KVG-Revision<br />
«Spitalfinanzierung» befasst sich mit den Auswirkungen<br />
der Revision <strong>des</strong> Krankenversicherungsgesetzes<br />
(KVG) im Bereich der Spitalfinanzierung und <strong>des</strong> verfeinerten<br />
Risikoausgleichs zwischen den Krankenversicherern.<br />
Die Revision KVG Spitalfinanzierung wurde<br />
im Dezember 2007 von den Eid genössischen Räten<br />
beschlossen und ist am 1. Januar 2009 in Kraft getreten.<br />
Einige Elemente, wie zum Beispiel die leistungsbezogenen<br />
Fallpauschalen (DRG) und die kantonale<br />
Spitalplanung, treten am 1. Januar 2012 in Kraft. Die<br />
im Dezember 2007 beschlossene Revision <strong>des</strong> Risikoausgleichs<br />
zwischen den Krankenversicherern wird<br />
ebenfalls per 1. Januar 2012 in Kraft treten.<br />
Die Hauptziele der Revision KVG «Spitalfinanzierung»<br />
sind:<br />
• Kostendämpfung (Spitalfinanzierung und<br />
Risikoausgleich)<br />
• Versorgungssicherheit (Spitalfinanzierung)<br />
• Solidarität (Risikoausgleich)<br />
Im Gesetz ist vorgesehen, dass das neue Regelwerk<br />
und <strong>des</strong>sen Auswirkungen wissenschaftlich untersucht<br />
werden. In dem am 25. Mai 2011 vom Bun<strong>des</strong>rat<br />
verabschiedeten Konzept zur Wirkungsanalyse der<br />
KVG-Revision «Spitalfinanzierung» werden zwischen<br />
2012 und 2018 im Rahmen von sechs Teilstudien folgende<br />
Aspekte untersucht:<br />
• Nutzungsgrad der leistungsbezogenen pauschalen<br />
Vergütungssysteme vor 2012<br />
• Einfluss der Revision auf die Kosten, die Organisation<br />
und die Finanzierung <strong>des</strong> Versorgungs systems<br />
• Einfluss der Revision auf die Qualität der stationären<br />
Versorgung<br />
• Einfluss der Revision auf die Spitallandschaft und<br />
Sicherstellung der Versorgung<br />
• Umgang der Spitäler mit erhöhtem Kostendruck<br />
aufgrund der vergleichbaren Leistungen<br />
• Neuer Risikoausgleich, Vergütung mittels Pauschalen<br />
und Risikoselektion<br />
Für die Jahre 2012 bis und mit 2015 wurden für die<br />
Evaluation vom Bun<strong>des</strong>rat insgesamt 894 000 CHF gesprochen.<br />
Für die Zeit nach 2015 werden der weitere<br />
Bedarf und die Umsetzungsmöglichkeiten neu geprüft<br />
werden.<br />
Die Evaluation startet mit der Teilstudie «Anteil der<br />
pauschalen Vergütungssysteme vor 2012» und einer<br />
Machbarkeitsstudie zum Thema «Einfluss der Revision<br />
auf die Qualität der stationären Versorgung».<br />
26 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
3.3 NFP 67 «Lebensende»<br />
Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) leisten<br />
wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Lösung dringender<br />
Probleme von nationaler Bedeutung. Die Themen<br />
werden vom Bun<strong>des</strong>rat vorgegeben.<br />
Das NFP 67 «Lebensende» will neue Erkenntnisse<br />
über die letzte Lebensphase von Menschen je<strong>des</strong><br />
Alters gewinnen, die aller Voraussicht nach nur noch<br />
kurze Zeit zu leben haben. Das NFP 67 verfügt über<br />
einen Finanzrahmen von 15 Mio. CHF. Die Forschungsdauer<br />
beträgt 5 Jahre. Die Forschungsarbeiten beginnen<br />
im Frühjahr 2012 und sollen bis im Sommer 2017<br />
abgeschlossen sein.<br />
Das NFP 67 erarbeitet für die Entscheidungsträgerinnen<br />
und -träger im <strong>Gesundheit</strong>swesen und in der<br />
Politik sowie für die betroffenen Berufsgruppen Handlungs-<br />
und Orientierungswissen für einen würdigen<br />
Umgang mit Menschen in der letzten Lebensphase.<br />
Konkret soll dieses Wissen dazu beitragen:<br />
• die Versorgungssituation für Menschen am Lebensende<br />
besser einschätzen und insbesondere Versorgungslücken<br />
oder problematische Versorgungssituationen<br />
identifizieren zu können<br />
• den Betroffenen sowie den Angehörigen der Behandlungsteams<br />
eine vertiefte Grundlage für angemessene<br />
Entscheidungen und Abläufe zur Verfügung<br />
zu stellen<br />
• Bedingungen einer gerechten und würdigen Ausgestaltung<br />
der gesundheitlichen Versorgung am<br />
Lebensende zu erkennen, notwendige rechtliche<br />
Regulierungen zu entwickeln und ethische Implikationen<br />
zu reflektieren<br />
• gesellschaftliche Entwicklungen besser zu verstehen<br />
und zukünftige Entwicklungen besser abschätzen<br />
zu können<br />
• die wissenschaftlichen Kompetenzen im Bereich<br />
der Lebensende- und Palliative-Care-Forschung zu<br />
stärken<br />
Das NFP 67 umfasst vier Schwerpunkte:<br />
• Sterbeverläufe und Versorgung: Gegenstand sind<br />
die heute in der Schweiz bestehende Versorgungssituation<br />
von Menschen am Lebensende, Sterbeverläufe<br />
und zugehörige Praktiken unter besonderer<br />
Beachtung der Palliative Care.<br />
• Entscheidungen, Motive und Haltungen: Hier geht<br />
es um Entscheidungen, die während <strong>des</strong> Sterbeprozesses<br />
getroffen werden sowie um diesen zugrunde<br />
liegende Beweggründe, Einstellungen und<br />
Haltungen.<br />
• Regelungen und Handlungsvorschläge: Gegenstand<br />
dieses Schwerpunkts sind normative Regelungen,<br />
etwa rechtliche Regelungen umstrittener<br />
Praktiken, ethische Richtlinien oder Fragen der Verteilungsgerechtigkeit.<br />
• Kulturelle Leitbilder und gesellschaftliche Ideale: In<br />
diesem Schwerpunkt sollen Fragen zur Sinn gebung<br />
von Sterben und Tod, zu kulturellen Leitbildern und<br />
gesellschaftlichen Normierungsprozessen untersucht<br />
werden.<br />
3.4 NFP 69 «Gesunde Ernährung<br />
und nachhaltige Lebensmittelproduktion»<br />
Das NFP 69 «Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion»<br />
zielt darauf ab, praxis orientierte<br />
Wissensgrundlagen bereitzustellen, wie in der Schweiz<br />
eine gesunde Ernährung gefördert werden kann und<br />
wie qualitativ hochwertige und sichere Lebensmittel in<br />
ausreichender Menge und zu erschwinglichen Preisen<br />
bei möglichst effizientem Ressourceneinsatz und geringer<br />
Umweltbelastung angeboten werden können.<br />
Das NFP 69 verfügt über einen Finanzrahmen von<br />
13 Mio. CHF. Das Projekt wird zur Zeit initiiert. Angaben<br />
zu den Zielen und Forschungsschwerpunkten, zur<br />
Organisation und zur Laufzeit liegen noch nicht vor.<br />
3.5 Übersicht der Themenschwerpunkte<br />
in der <strong>Ressortforschung</strong><br />
BAG<br />
Ein Gesamtüberblick über die <strong>Ressortforschung</strong>sthemen<br />
im BAG (Skizzen der Forschungsstrategien in<br />
den Geschäftsfeldern, Themenrückblicke und -ausblicke)<br />
findet sich im Katalog zu den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen<br />
im BAG. Der Katalog ist eine separate Publikation<br />
in Ergänzung zum vorliegenden <strong>Forschungskonzept</strong><br />
im Umfang von über 100 Seiten und ist zu finden unter:<br />
www.bag.admin.ch/forschung. Nachfolgend eine<br />
Übersicht über die <strong>Ressortforschung</strong>sthemen in den<br />
verschiedenen BAG-Geschäftsfeldern.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 27
3. Forschungsschwerpunkte und prioritäre Themen <strong>2013</strong> – 2016<br />
Lebensmittelsicherheit<br />
• Lebensmittelverzehr und Ernährungsstatus<br />
• Wasser<br />
Strahlenschutz<br />
• Nichtionisierende Strahlung und Schall<br />
• Monitoring der medizinischen Strahlendosen<br />
in der Schweiz<br />
Chemikaliensicherheit<br />
• Synthetische Nanomaterialien<br />
• Methoden für die Risikobeurteilung<br />
von Chemikalien<br />
• Schadstoffbelastung<br />
• Schadstoffe in der Innenraumluft<br />
Übertragbare Krankheiten<br />
• HIV und andere sexuell übertragbare<br />
Krank heiten bzw. Sexual Health<br />
• Referenzlaboratorien<br />
• Impfungen<br />
• Forschung im Rahmen <strong>des</strong> revidierten<br />
Epidemiengesetzes<br />
<strong>Gesundheit</strong>sberufe und Bildung<br />
• <strong>Gesundheit</strong>sberufe<br />
<strong>Gesundheit</strong>sstrategien<br />
• Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />
• Palliative Care<br />
<strong>Gesundheit</strong>saussenpolitik<br />
• keine <strong>Ressortforschung</strong>, jedoch stark in<br />
«Wissensarbeit» involviert<br />
<strong>Ressortforschung</strong>sthemen in den Funktionsfeldern:<br />
<strong>Gesundheit</strong>spolitische Grund lagen<br />
• Evaluation im Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />
• Projekt Nationale <strong>Gesundheit</strong>sstrategie<br />
Kommunikation und Kampagnen<br />
• Wirkungen von Kampagnen (Pre- und Posttests<br />
sowie Studien bezüglich Outcome und Impact)<br />
Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
• Alkohol<br />
• Tabak<br />
• Drogen<br />
• Ernährung und Bewegung<br />
Biomedizinische Forschung und Technologie<br />
• Biologische Sicherheit im Zusammenhang mit<br />
ESV 9 -relevanten Tätigkeiten und B-Ereignissen 10<br />
• Humanforschungsgesetz<br />
• Heilmittelrecht: Versorgungssicherheit und<br />
Anwendungssicherheit von Arzneimitteln<br />
• Tierarzneimittelverordnung<br />
• Transplantation<br />
Direktionsbereich Kranken- und Unfallversicherung<br />
• Kosten- / Leistungsstatistik<br />
• Krankenversicherung – Qualität und<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
• Inzidenzanalyse der Krankenversicherung<br />
9<br />
Verordnung vom 25. August 1999 über den Umgang mit Organismen in geschlossenen<br />
Systemen (Einschliessungsverordnung, ESV), die den Umgang mit pathogenen und gentechnisch<br />
veränderten Organismen im geschlossenen System regelt<br />
10<br />
Ereignisse mit biologischen Agenzien<br />
28 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
4. Finanzierung <strong>2013</strong> – 2016<br />
4.1 SollEntwicklung im<br />
Politik bereich generell<br />
Durch die Vielfalt der Akteure in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
kann kaum eine Prognose für die gesamthafte<br />
Entwicklung gemacht werden. Die beeinflussenden<br />
Faktoren für die Privatwirtschaft unterscheiden sich<br />
stark von denjenigen anderer Akteure wie der Bun<strong>des</strong>verwaltung.<br />
Man müsste zum Beispiel wissen, wie<br />
die Investitionsstrategien der Pharmaunternehmen für<br />
diese Periode aus sehen.<br />
Gleichzeitig kann angenommen werden, dass die<br />
Mehrzahl der Akteure weiterhin in etwa auf gleichem<br />
Niveau Mittel für oder in der <strong>Gesundheit</strong>s forschung<br />
aufwenden (vgl. Ausführungen in Kapitel 2.4).<br />
4.2 Geplante Mittel direkte<br />
Finanzierung BAG <strong>2013</strong> – 2016<br />
Gemäss der Botschaft <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates zu Bildung,<br />
Forschung und Innovation (BFI-Botschaft <strong>2013</strong> – 2016)<br />
betragen die Aufwendungen <strong>des</strong> BAG im Jahr <strong>2013</strong><br />
11 Mio. CHF und in den Folgejahren jeweils 10 Mio.<br />
CHF (vgl. Abbildung 4.1).<br />
Abb. 4.1<br />
Geplante Aufwendungen <strong>des</strong> BAG<br />
für <strong>Ressortforschung</strong><br />
in Mio. CHF, <strong>2013</strong> – 2016<br />
<strong>2013</strong> 2014 2015 2016 Total<br />
BAG 11 10 10 10 41<br />
Quelle: Angaben <strong>des</strong> BAG für die BFI-Botschaft <strong>2013</strong> – 2016<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 29
4. Finanzierung <strong>2013</strong> – 2016<br />
Der Berechnung dieser Angaben wurden die Durchschnittswerte<br />
der BAG-Ausgaben für die <strong>Ressortforschung</strong><br />
der letzten Jahre als Basis zugrunde gelegt;<br />
wegen verschiedener geplanter Sparmassnahmen <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong> wurde ein leichter Rückgang angenommen.<br />
Die Ausgaben innerhalb der Themenbereiche <strong>des</strong><br />
BAG verlaufen sehr unterschiedlich und sind stark bedarfsabhängig.<br />
Die Angaben der obenstehenden Tabelle<br />
geben <strong>des</strong>halb nur einen groben Richtwert. Die<br />
Entwicklung kann aufgrund der Abhängigkeit von politischen<br />
Aufträgen und gesundheitlichen Krisen auch<br />
anders als geplant verlaufen.<br />
der <strong>Ressortforschung</strong> in den massgeblichen Politikbereichen<br />
durch die Priorisierungsmassnahmen nicht<br />
in Frage gestellt, sondern weiterhin erfüllt werden<br />
können.<br />
Ein Abbau der Forschung in der Bun<strong>des</strong>verwaltung,<br />
ohne Kompensationsmöglichkeiten im Rahmen der<br />
BFI-Kredite oder anderer Quellen, tangiert unmittelbar<br />
die Aufgabenerfüllung in vielen Bereichen. Der<br />
finanzielle Druck zwingt zu noch konsequenterer Priorisierung<br />
oder gar zu Verzichtsplanung im Rahmen der<br />
Wissensbeschaffung.<br />
4.3 Einsparungen im Rahmen<br />
der Aufgabenüberprüfung<br />
«Mass nahme <strong>Ressortforschung</strong>»<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat hat im Rahmen seiner an der Schuldenbremse<br />
orientierten Finanzpolitik nebst dem Konsolidierungsprogramm<br />
2012 – <strong>2013</strong> (KOP 12 / 13) ein<br />
Massnahmenpaket zur Aufgabenüberprüfung (AÜP)<br />
verabschiedet. Bei dieser zweiten Gruppe von knapp<br />
30 Massnahmen hat der Bun<strong>des</strong>rat die federführenden<br />
Departemente beauftragt, die notwendigen<br />
Vorbereitungsarbeiten in Angriff zu nehmen. Die Federführung<br />
der Aufgabenüberprüfung in der <strong>Ressortforschung</strong><br />
obliegt gemäss Bun<strong>des</strong>ratsentscheid dem<br />
Eidgenössischen Departement <strong>des</strong> Inneren (Planung<br />
und Durchführung durch das Staatsekretariat für Bildung<br />
und Forschung SBF).<br />
Im Bereich der <strong>Ressortforschung</strong> soll – im Rahmen<br />
der strategischen Planung – eine Priorisierung bezüglich<br />
der Schwerpunkte und Programme vorgenommen<br />
und die <strong>Ressortforschung</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> insgesamt so<br />
gestrafft werden, dass der Bun<strong>des</strong>haushalt ab 2014<br />
jährlich um 30 Mio. CHF entlastet werden kann.<br />
Mit dieser Priorisierung soll die <strong>Ressortforschung</strong> insgesamt<br />
besser auf die Forschung der Hochschulen,<br />
die Forschungsförderung <strong>des</strong> Schweizerischen Nationalfonds<br />
(SNF) sowie auf die Tätigkeit der Kommission<br />
für Technologie und Innovation (KTI) abgestimmt werden.<br />
Den geltenden spezialgesetzlichen Grundlagen<br />
ist hierbei Rechnung zu tragen, wobei – je nach Prüfergebnis<br />
– auch entsprechende Rechtsanpassungen<br />
nicht ausgeschlossen sind. In<strong>des</strong> soll der Grundauftrag<br />
30 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
5. Akteure und Schnittstellen<br />
Viele Institutionen und Akteure<br />
sind an der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
beteiligt. Koordination und<br />
Zusammen arbeit ist der Schlüssel<br />
zum Erfolg.<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung wird in der Schweiz von verschiedensten<br />
Institutionen betrieben und finanziert.<br />
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Akteure in<br />
der Forschungslandschaft im Bereich <strong>Gesundheit</strong> und<br />
beleuchtet die wichtigsten Schnitt- und Nahtstellen,<br />
wobei einige dieser Akteure hauptsächlich Forschung<br />
finanzieren (z. B. SNF, KTI, private Stiftungen), einzelne<br />
nur forschen (z. B. private und staatliche Forschungsstellen)<br />
und viele bei<strong>des</strong> machen (z. B. Bun<strong>des</strong> ämter<br />
und private Unternehmen).<br />
5.1 Beschreibung der<br />
wichtigsten Akteure<br />
Die Ausführungen zu den Ausgaben und Aufwendungen<br />
in Kapitel 2.4 haben gezeigt, dass die Privatwirtschaft,<br />
die Kantone mit ihren Hochschulen und der Bund (über<br />
den SNF, die KTI und die <strong>Ressortforschung</strong>) die grössten<br />
Beiträge zur <strong>Gesundheit</strong>sforschung leisten.<br />
Der Bund hat in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung auch die<br />
wichtige Rolle <strong>des</strong> Regulierers, indem er mit verschiedenen<br />
Gesetzgebungen die Rahmenbedingungen für<br />
die private und staatliche (<strong>Gesundheit</strong>s-)Forschung<br />
setzt. Nebst dem Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />
(FIFG) und der Gesetzgebung im Hochschulbereich<br />
sind spezifische Gesetze <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sbereichs<br />
zu nennen wie zum Beispiel der<br />
Ver fassungsartikel zur Forschung am Menschen mit<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 31
5. Akteure und Schnittstellen<br />
Die strategische Planung 2012 – 2016 hat zum Ziel, die<br />
Forschung zu stärken und zum Ausbau <strong>des</strong> Spitzenplatzes<br />
der Schweiz in der Forschung beizutragen. Mit<br />
seiner Forschungspolitik will der SNF die Rahmenbedingungen<br />
der Forschenden in der Schweiz optimieren.<br />
Zu diesem Zweck pflegt er die Zusammenarbeit<br />
und Koordination mit allen Partnerorganisationen<br />
und den politischen Behörden. Durch eine effiziente<br />
nationale Förderung möchte er die Konkurrenzfähigkeit<br />
der Schweizer Forschenden stärken und durch<br />
vertiefte internationale Zusammenarbeit die Gestalder<br />
dazugehörigen Gesetzgebung, das Heilmittelgesetz,<br />
die Lebensmittelgesetzgebung, die Kranken-,<br />
Un fall- und Militärversicherungsgesetzgebung usw.<br />
(vgl. auch Kapitel 2.3 und Anhang A2).<br />
5.2 Die Privatwirtschaft<br />
<strong>Gesundheit</strong> ist ein äusserst interessanter Markt und<br />
ein wirtschaftlich bedeuten<strong>des</strong> Produkt. Dementsprechend<br />
sind in diesem Bereich die privaten Investitionen<br />
für Forschung und Entwicklung rund 20 Mal höher<br />
als jene <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Wichtige Ak teure sind die Unternehmen<br />
<strong>des</strong> Verbands «Interpharma», <strong>des</strong> Zusammenschlusses<br />
der forschenden pharmazeutischen Firmen<br />
der Schweiz. Dazu gehören zum Beispiel Novartis,<br />
Roche und sechs weitere Pharmaunternehmen. Aber<br />
auch Unternehmen in anderen Branchen <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sbereichs,<br />
von der Medizintechnologie über die<br />
Lebensmittelindustrie oder Privatspitäler bis zur «Wellness»,<br />
investieren in die Forschung.<br />
Auf die <strong>Gesundheit</strong>sforschung der Privatwirtschaft<br />
wird hier nicht weiter eingegangen. Die Unternehmen<br />
handeln nach eigenen strategischen Über legungen.<br />
Sie sind an guten Rahmenbedingungen für <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
interessiert. Bei deren Festlegung<br />
(z. B. im Rahmen der Gesetzesformulierung zur Forschung<br />
am Menschen) werden sie den staatspolitischen<br />
Regeln entsprechend wie die anderen Akteure<br />
einbezogen.<br />
5.3 Schnittstellen zum<br />
Hochschul bereich<br />
Die Hochschulen in der Schweiz sind ein wichtiger Akteur<br />
in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung.<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung im engeren Sinn wird an den<br />
human- und veterinärmedizinischen Fakultäten in<br />
Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich sowie an den<br />
Fachhochschulen <strong>Gesundheit</strong> in der West- und Nordwestschweiz,<br />
in Bern, im Tessin, in Zürich und in der<br />
Ostschweiz betrieben. Dies beinhaltet sowohl (bio-)<br />
medizinische Forschung als auch Forschung im Bereich<br />
Öffentliche <strong>Gesundheit</strong> (z. B. an den Instituten für<br />
Sozial- und Präventivmedizin und Instituten für Hausarztmedizin).<br />
Die Hochschulen kümmern sich auch um<br />
Forschungsgebiete, die nicht von der Privatwirtschaft<br />
abgedeckt sind.<br />
Daneben wird in vielen anderen Bereichen, zum Beispiel<br />
den Life Sciences (u. a. Biologie, Chemie) und<br />
in der Psychologie, Soziologie oder Ökonomie an den<br />
universitären Hochschulen, den Fachhochschulen und<br />
auch an den ETH in Zürich und Lausanne <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
im weiteren Sinn betrieben.<br />
Verschiedene Hochschulen haben Schwerpunkte in der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung gesetzt. Am unmittelbarsten<br />
zeigt sich dies bei den Nationalen Forschungsschwerpunkten<br />
(NFS) <strong>des</strong> Schweizerischen Nationalfonds<br />
(SNF) (vgl. Kapitel 5.4), in die die beteiligten Forschungsinstitutionen<br />
beträchtliche Eigenmittel einbringen.<br />
5.4 Der Schweizerische Nationalfonds<br />
zur Förderung der wissenschaftlichen<br />
Forschung (SNF)<br />
Der SNF fördert im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> die Forschung<br />
in der Schweiz. Er verfügt über eine breite Palette von<br />
Instrumenten zur Förderung der wissenschaftlichen<br />
Forschung, die grundsätzlich allen in der Schweiz tätigen<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, unabhängig<br />
von ihrer Staats angehörigkeit, offen stehen.<br />
Thema und Rahmen der Forschungsvorhaben sind<br />
mit wenigen Ausnahmen (v. a. Programme) frei bestimmbar.<br />
Im Zentrum seiner Tätigkeit steht die wissenschaftliche<br />
Begutachtung der von den Forschenden<br />
eingereichten Projekte (zwei Einreichungstermine pro<br />
Jahr). Die Besten werden vom SNF mit insgesamt rund<br />
700 Mio. CHF jährlich unterstützt. Detaillierte Informationen<br />
zu den verschiedenen Förderinstrumenten finden<br />
sich auf: www.snf.ch.<br />
32 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
tungsmöglichkeiten der Schweiz bei internationalen<br />
Forschungsaktivi täten sichern.<br />
Herausforderungen und die Reaktionen <strong>des</strong> SNF<br />
Der SNF sieht sich vor folgende Herausforderungen<br />
gestellt:<br />
• steigende Nachfrage nach Förderungsmitteln von<br />
Seiten der Forschenden<br />
• schwindende Attraktivität akademischer Karrieren<br />
für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler<br />
in der Schweiz<br />
• zunehmend vielseitige Bedürfnisse der Forschung,<br />
insbesondere der anwendungsorientierten Grundlagenforschung<br />
• wachsender Anspruch von Gesellschaft und Politik<br />
auf vorweisbare wissenschaftliche Ergebnisse, die<br />
Erfassung ihres Nutzens und ihre Kommunikation<br />
Im Mehrjahresprogramm 2012 – 2016 legt der SNF<br />
seine strategischen Leitlinien und Vorhaben dar, mit<br />
denen er diese Herausforderungen meistern will:<br />
• Die derzeitige hohe Dynamik <strong>des</strong> Forschungsplatzes<br />
Schweiz manifestiert sich in einer erhöhten<br />
Nachfrage nach Förderungsmitteln und damit einer<br />
sinkenden Erfolgsquote. Gemäss Prognosen werden<br />
die Gesuchszahlen und die beantragten Forschungssummen<br />
in der Projektförderung weiter<br />
steigen. Daher setzt der SNF einen Schwerpunkt<br />
bei der Projektförderung und sieht ein jährliches<br />
Wachstum der Neuzusprachen von sechs Prozent<br />
vor.<br />
• Um die Attraktivität wissenschaftlicher Karrieren<br />
in der Schweiz zu erhöhen, möchte der SNF in Absprache<br />
mit den Hochschulen und der Rektorenkonferenz<br />
der Schweizer Universitäten (CRUS) die Arbeitsbedingungen<br />
für Forschende verbessern, die<br />
über Forschungsprojekte finanziert werden. Dazu<br />
sieht er die Erhöhung der Doktorandenansätze, die<br />
Förderung der Mobilität auf Doktoratsstufe, Entlastungsmassnahmen<br />
für Nachwuchsforschende<br />
mit Kindern sowie einen flexiblen Gleichstellungsbeitrag<br />
für Forschungsprojekte vor. In der medizinischen<br />
Forschung erfolgt die Unterstützung durch<br />
partielle Freistellung der klinisch tätigen Forschenden.<br />
• Um den zunehmend vielseitigen Bedürfnissen der<br />
Forschenden adäquat begegnen zu können will<br />
der SNF insbesondere der anwendungsorientierten<br />
Grundlagenforschung geeignete Förderungsmöglichkeiten<br />
bieten und integriert daher sein<br />
Programm DORE sowie andere Bereiche der anwendungsorientierten<br />
Grundlagenforschung in die<br />
allgemeine Projektförderung. Er entwickelt neue<br />
Beurteilungskriterien und verstärkt die Zusammenarbeit<br />
mit der Kommission für Technologie und<br />
Innovation (KTI). Er achtet zudem darauf, durch<br />
eine adäquate Evaluation die Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Forschung in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung zu<br />
stärken.<br />
Forschungsförderung im Bereich Biologie<br />
und Medizin 2012 – 2016 11<br />
Mit der verstärkten Förderung der translationalen Medizin<br />
und der «Investigator-Driven Clinical Research»,<br />
der Unterstützung von Longitudinalstudien und Anreizen<br />
für die Vernetzung von Biobanken setzt der SNF<br />
mit insgesamt 204 Mio. CHF einen weiteren Schwerpunkt<br />
im Bereich der biomedizinischen Forschung (zusätzlich<br />
zur Standard-, Projekt- und Karriereförderung).<br />
Der SNF hat sich in den letzten Jahren an Anstrengungen<br />
beteiligt, die klinische Forschung in der Schweiz<br />
auf ein international kompetitives Niveau zu bringen.<br />
Mit der Unterstützung von Kohorten, der Schaffung<br />
und Vernetzung von Clinical Trial Units (CTU) und dem<br />
Spezialprogramm Universitäre Medizin (SPUM) wurden<br />
wichtige Infrastrukturen aufgebaut und Initiativen<br />
gestartet. Eine wichtige Herausforderung in den<br />
nächsten Jahren besteht <strong>des</strong>halb darin, diese Instrumente<br />
wo nötig auszubauen, weiter zu optimieren und<br />
gegenseitig aufeinander abzustimmen.<br />
Der Optimierungsbedarf zeigt sich insbesondere in der<br />
Übertragung der Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung<br />
in die medizinische Forschung, dem Aufbau<br />
eines klinischen Forschungsnachwuchses und der<br />
Unterstützung von klinischen Studien. Auf der Basis<br />
bestehender nationaler und internationaler Initiativen,<br />
11<br />
Themen der Abteilung III (Biologie und Medizin). Anmerkung: Daneben können auch in<br />
der Abteilung I (Geistes- und Sozialwissenschaften) und der Abteilung II (Mathematik,<br />
Natur- und Ingenieurwissenschaften) Projekte eingereicht werden, die zum Gebiet der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung im weiteren Sinne gerechnet werden können (vgl. auch Ausführungen<br />
zur <strong>Gesundheit</strong>sforschung an den Hochschulen der Schweiz). Insbesondere<br />
Public-Health-Forschung ist häufig interdisziplinäre Forschung an den Schnittstellen verschiedener<br />
Abteilungen.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 33
5. Akteure und Schnittstellen<br />
der Ergebnisse nationaler Workshops und in Ergänzung<br />
zu seinen bisherigen Förderinitiativen möchte<br />
der SNF in der kommenden Mehrjahresperiode für den<br />
Bereich «Medizinische Forschung» mehrere Massnahmen<br />
umsetzen:<br />
• Die Einzelprojektförderung bleibt Grundlage und<br />
Ausgangspunkt weiterer Förderungsinitiativen. Sie<br />
wird insbesondere auf die optimale finanzielle Unterstützung<br />
von qualitativ sehr hochstehenden Projekten<br />
ausgerichtet und soll gleichzeitig vermehrt<br />
Einstiegschancen für Erstgesuchstellende bieten.<br />
• Die translationale Forschung versucht, Forschungsfragen<br />
in enger Zusammenarbeit von Grundlagenforschung<br />
und Klinik anzugehen. Der gegenseitige<br />
Austausch dieser Forschungsfelder ist zentral<br />
für das Aufgreifen neuer Fragestellungen in der<br />
Grundlagen forschung, gleichzeitig aber auch von<br />
unschätz barem Wert bei der Überführung von Erkenntnissen<br />
aus der Grundlagenforschung in medizinisch<br />
relevante Anwendungen. Auch in der<br />
kommenden Beitragsperiode soll der translationalen<br />
medizinischen Forschung besonderes Gewicht<br />
zugemessen werden. In Fortsetzung <strong>des</strong> SPUM<br />
sollen ohne thematische Vorgaben multizentrische,<br />
mehrjährige Studien für den Wissenstransfer von<br />
der Grundlagenforschung in die medizinische Forschung<br />
unterstützt werden.<br />
• Investigator-Driven Clinical Research (IDCR) bezeichnet<br />
klinische Forschungsprojekte, die durch<br />
Forschende initiiert und durchgeführt werden. Im<br />
Unterschied zu den von Unternehmen gesponserten,<br />
meist unter der Leitung profes sioneller Clinical<br />
Research Organizations (CRO) durchgeführten<br />
Studien, kann sich IDCR auch diagnostischen oder<br />
therapeutischen Innovationen widmen, die für die<br />
kommerzielle Forschung nicht interessant sind oder<br />
kommerziellen Interessen zuwiderlaufen. IDCR ist<br />
ein wichtiger Teil der patientenorientierten klinischen<br />
Forschung und Voraussetzung für eine kontinuierliche<br />
Verbesserung der Medizin. Für multizentrisch<br />
angelegte klinische Studien von grösseren<br />
Konsortien, die bis anhin aufgrund ihrer hohen Kosten<br />
in den seltensten Fällen durch den SNF kostendeckend<br />
gefördert werden konnten, wird neu ein<br />
Budget ausserhalb der freien Projektförderung bereitgestellt.<br />
Kleinere klinische Forschungsprojekte<br />
werden weiterhin über die Einzelprojektförderung<br />
eingereicht. In den Jahren 2012 bis 2016 sollen<br />
mehrere klinische Studien ohne Beteiligung der<br />
Pharma industrie durch den SNF unterstützt werden.<br />
Die finanziellen Zusprachen <strong>des</strong> SNF können<br />
durch nicht-profitorientierte Beiträge der Pharmaindustrie<br />
oder mit Beiträgen von Bun<strong>des</strong>behörden<br />
aufgestockt werden.<br />
• Um die nachhaltige Etablierung von Karrieren in der<br />
medizinischen Forschung zusätzlich zu unterstützen,<br />
will der SNF die partielle Freistellung klinisch tätiger<br />
Forschender («Protected Time») einführen. Mit<br />
dieser Massnahme können Projektleitende, aber<br />
auch Projektmitarbeitende einen Teil ihrer Arbeitszeit<br />
für Forschung reservieren. Der SNF finanziert<br />
15 Prozent, sofern der Arbeitgeber mit weiteren<br />
15 Prozent eine partielle Freistellung von insgesamt<br />
30 Prozent garantiert. In den speziellen Förderlinien<br />
für die translationale und klinische Forschung sind<br />
diese «Protected Time»-Beiträge bereits integriert.<br />
• In der <strong>Gesundheit</strong>sforschung (Pflege- und Therapiewissenschaften)<br />
lassen sich in Bezug auf den theoretischen<br />
Referenzrahmen und die Methodologie<br />
verschiedene Forschungsansätze unterscheiden:<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung mit sozial- und geisteswissenschaftlicher<br />
Ausrichtung sowie klinisch-medizinische<br />
Forschung. Im Unterschied zu anderen Ländern<br />
ist die Forschung über <strong>Gesundheit</strong>sberufe in<br />
der Schweiz erst seit einigen Jahren an den Hochschulen<br />
institutionalisiert. Sie ist dabei, sich als eigenständige<br />
Disziplin zu entwickeln und sich von<br />
der medizinischen Forschung zu emanzipieren. Ein<br />
Ziel <strong>des</strong> SNF in der kommenden Mehrjahresperiode<br />
ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Forschung in<br />
den zwei genannten Bereichen bei der Vergabe von<br />
kompetitiven Förderungsmitteln zu verbessern. Er<br />
wird <strong>des</strong>halb verstärkt darauf achten, Gesuche aus<br />
beiden Bereichen adäquat zu evaluieren.<br />
• Der SNF will die Unterstützung von Forschungsinfrastrukturen<br />
zugunsten der biomedizinischen<br />
Forschung – abgestimmt auf seine übrigen Massnahmen<br />
in diesem Bereich – fortsetzen und ausbauen.<br />
Die Förderung der bestehenden Kohortenstudien,<br />
die der Erfassung und Auswertung<br />
spezifischer Krankheitsdaten über einen langen<br />
Zeitraum hinweg dienen, wird er fortsetzen, sofern<br />
die verlangten Qualitätsstandards erreicht werden.<br />
Mit dieser Förderung schafft der SNF eine national<br />
und international stark vernetzte Datenbasis von<br />
hohem Nutzen für Forschung und Gesellschaft. In<br />
diesem Sinne möchte er dieses Konzept spätestens<br />
ab 2014 auf Longitudinalstudien mit humanen und<br />
34 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Abb. 5.1<br />
Finanzübersicht 2012 – 2016 <strong>des</strong> SNF, gemäss Mehrjahresprogramm, in Mio. CHF<br />
Finanzübersicht gemäss SNFMehrjahresprogramm 2012 – 2016 2012 <strong>2013</strong> 2014 2015 2016<br />
Projektförderung Abteilung Biologie und Medizin 138 152 161 169 178<br />
Investigator-Driven Clinical Research – 8 8 8 8<br />
Freistellung von Medizinerinnen und Medizinern für klinische Forschung – 4.2 4.2 4.2 4.2<br />
Karriereförderung im biomedizinischen Bereich<br />
(inkl. Stipendien, Ambizione, Ambizione_SCORE, Ambizione_PROSPER, MD-PhD, MHV,<br />
SNF-Förderprofessuren 54 67.6 70.1 72.2 72.7<br />
Translationale Medizin (inkl. Servicekosten an CTU) 10 10 10 20 20<br />
Bestehende Kohorten 12 13.4 16.6 10 10 10<br />
Neue Longitudinalstudien – – 6 6 6<br />
Biobanken 0.7 1.4 1.4 1.4 1.4<br />
Clinical Trial Units (CTU) 0.7 – – – –<br />
Quelle: SNF-Mehrjahresprogramm 2012–2016 (vgl. www.snf.ch)<br />
nicht-humanen Populationen erweitern. Zudem beabsichtigt<br />
er, ab 2012 breit vernetzte und allgemein<br />
zugängliche Biobanken zu fördern, indem er Beiträge<br />
für «Data Linkage» gewährt. Solche Biobanken<br />
müssen einem definierten Forschungsziel dienen<br />
und von einem Konsortium getragen werden. Der<br />
SNF ist bereit, sein finanzielles Engagement bis<br />
2016 auf rund 18 Mio. CHF jährlich zu erhöhen. Da<br />
Longitudinalstudien und Biobanken auch der Qualitätssicherung<br />
in der medizinischen Forschung<br />
und der Datenvernetzung und -transparenz dienen,<br />
geht der SNF davon aus, dass von öffentlicher oder<br />
privater Seite zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt<br />
werden. Die in der aktuellen Beitragsperiode<br />
gewährte Anschub finanzierung für den Aufbau von<br />
Clinical Trial Units (CTU) wird der SNF gestützt auf<br />
eine Evaluation differenziert auslaufen lassen und<br />
sukzessive durch eine Abgeltung der Servicekosten<br />
über die Projektbeiträge ersetzen.<br />
Der SNF zählt auf die Zusammenarbeit mit Forschenden<br />
und weiteren Forschungsförderern. Im Mehrjahresprogramm<br />
2012 – 2016 sieht er im Bereich Bio-<br />
12<br />
Acht laufende Kohortenstudien und Hauptgesuchsteller: Cardiovascular diseases and<br />
psychiatric disorders in the general population: a prospective follow-up study (PsyCo-<br />
Laus, Preisig); The Swiss Venous Thromboembolism Cohort 65+ (SwiTo-65+, Aujesky);<br />
Cohort study on substance use risk factors (C-SURF, Gmel); The Swiss National Cohort:<br />
a platform for longitudinal research in Switzerland (SNC, Gutzwiller); Swiss Cohort<br />
Study on Air Pollution and Lung and Heart Diseases in Adults (SAPALDIA, Rochat); Swiss<br />
transplant cohort study (STCS, Steiger); Swiss inflammatory bowel disease cohort study<br />
(SIBDCS, Rogler); Swiss HIV Cohort Study (SHCS, Francioli).<br />
medizin Förderinitiativen vor, die auch der Qualitätssicherung<br />
in der medizinischen Forschung und der<br />
Datenvernetzung und -transparenz dienen. Er geht davon<br />
aus, dass seine Initiativen von öffentlicher und privater<br />
Seite mitgetragen werden. Je geringer die Beiträge<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> in den Jahren <strong>2013</strong> – 2016 ausfallen,<br />
umso mehr wird der SNF für die Umsetzung dieser im<br />
öffentlichen Interesse stehenden Förderaktivitäten auf<br />
die Zusammenarbeit mit Bun<strong>des</strong>behörden und privaten<br />
Organisationen angewiesen sein.<br />
Förderung der <strong>Gesundheit</strong>sforschung durch<br />
Nationale Forschungsprogramme (NFP) und<br />
Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) 12<br />
Die Programme <strong>des</strong> SNF sind Förderungsgefässe,<br />
bei denen thematische oder konzeptionell-organisatorische<br />
Rahmenbedingungen vorgegeben sind. Sie<br />
sind durch Forschende oder ihre Heiminstitutionen angeregt<br />
und durch die Politik eingerichtet worden. 13<br />
Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) leisten<br />
wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Lösung<br />
dringender Probleme von nationaler Bedeutung. Die<br />
Themen werden vom Bun<strong>des</strong>rat vorgegeben. Die<br />
13<br />
Durch Auswahl aus einer Reihe von Vorschlägen, die im Rahmen von offenen Ausschreibungsverfahren<br />
eingereicht wurden<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 35
5. Akteure und Schnittstellen<br />
Aus einandersetzung mit wichtigen Gegenwartsproblemen<br />
erfordert meist interdisziplinäre Forschungsansätze<br />
und einen direkten Bezug der Forschenden<br />
zur Praxis. NFP dauern vier bis fünf Jahre. Sie sind mit<br />
5 bis 20 Mio. CHF dotiert. Die NFP zeichnen sich<br />
durch folgende Merkmale aus: Sie sind problemorientiert;<br />
sie haben eine inter- und transdiziplinäre<br />
Ausrichtung; in ihnen werden einzelne Forschungsprojekte<br />
und -gruppen im Hinblick auf ein definiertes<br />
Gesamtziel hin koordiniert. Der Wissenstransfer der<br />
Resultate (Forschung-Praxis) hat dabei einen hohen<br />
Stellenwert.<br />
In der Periode seit 2008 sind folgende NFP für den<br />
<strong>Gesundheit</strong>sbereich relevant:<br />
• NFP 50 «Hormonaktive Stoffe: Bedeutung für<br />
Menschen, Tiere und Ökosysteme» (2002 – 2008)<br />
• NFP 53 «Muskuloskelettale <strong>Gesundheit</strong> –<br />
Chronische Schmerzen» (2004 – 2009)<br />
• NFP 57 «Nichtionisierende Strahlung – Umwelt<br />
und <strong>Gesundheit</strong>» (2006 – 2009)<br />
• NFP 59 «Nutzen und Risiken der Freisetzung<br />
gentechnisch veränderter Pflanzen» (seit 2009)<br />
• NFP 63 «Stammzellen und regenerative Medizin»<br />
(seit 2009)<br />
• NFP 64 «Chancen und Risiken von<br />
Nanomaterialien» (seit 2010)<br />
• NFP 67 «Lebensende» (seit 2011, vgl. Kapitel 3.3)<br />
• NFP 69 «Gesunde Ernährung und<br />
nachhaltige Lebensmittelproduktion»<br />
(seit 2011, vgl. Kapitel 3.4)<br />
Die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) oder<br />
National Centres of Competence in Research (NCCR)<br />
fördern langfristig angelegte Forschungsvorhaben zu<br />
Themen von strategischer Bedeutung für die Zukunft<br />
der schweizerischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Das Management der NFS ist jeweils an<br />
einer Hochschule oder einer anderen profilierten Forschungsinstitution<br />
ange siedelt.<br />
Nebst den Forschungsgruppen dieser Heiminstitution<br />
verfügt ein NFS auch über ein Netzwerk, in das weitere<br />
Teams aus der ganzen Schweiz eingebunden sind.<br />
Drei Hauptaspekte prägen die NFS: exzellente und international<br />
sichtbare Forschung, Wissens- und Technologietransfer<br />
sowie Ausbildung und Frauenförderung.<br />
Zudem sollen die NFS zur besseren Strukturierung der<br />
schweizerischen Forschungslandschaft beitragen.<br />
Die Bun<strong>des</strong>beiträge an die NFS werden vom Par lament<br />
bestimmt (z.B. 2010 45 Mio. CHF). Zusätzlich werden<br />
sie durch Eigenmittel der Hochschulen und durch Drittmittel<br />
finanziert. Das seit 2001 bestehende Instrument<br />
umfasst zurzeit 27 NFS.<br />
In der Periode seit 2008 sind folgende NFS für den<br />
<strong>Gesundheit</strong>sbereich relevant:<br />
• CO-ME – Computergestützte und bildgeführte<br />
medizinische Eingriffe<br />
• Genetics – Grenzen in der Genetik – Gene,<br />
Chromosomen und Entwicklung<br />
• Molekulare Onkologie – Von der Grundlagenforschung<br />
bis zur therapeutischen Anwendung<br />
• Neuro – Plastizität und Reparatur <strong>des</strong><br />
Nerven systems<br />
• Strukturbiologie – Molekulare Lebenswissenschaften:<br />
Dreidimensionale Struktur, Faltung und<br />
Interaktionen<br />
• Chemische Biologie – Biologische Prozesse<br />
mittels chemischer Verfahren visualisieren und<br />
kontrollieren<br />
• Kidney.CH / Nieren – Kontrolle der Homöostase<br />
durch die Nieren<br />
• SYNAPSY – Synaptische Grundlagen psychischer<br />
Krankheiten<br />
• TransCure – Von der Transportphysiologie zu<br />
therapeutischen Ansätzen<br />
Fonds für Forschung zu globalen Fragen in<br />
und mit Entwicklungs und Schwellenländern<br />
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit<br />
(DEZA) und der SNF schaffen ab 2012 gemeinsam<br />
einen Fonds für Forschung zu globalen Fragen («Global<br />
Issues») in und mit Entwicklungs- und Schwellenländern.<br />
Für acht Jahre ist der Fonds mit rund 100 Mio.<br />
CHF dotiert.<br />
Der neu errichtete Fonds will mit wissenschaftlich<br />
exzellenter, partnerschaftlicher, interdisziplinärer und<br />
transdisziplinärer Forschung in und mit Entwicklungsund<br />
Schwellenländern in Afrika, Asien und Lateinamerika<br />
Erkenntnisse und innovative Lösungs ansätze<br />
entwickeln und diese für eine globale nachhaltige<br />
Entwicklung in armen Ländern nutzbar machen. Das<br />
neue Förderungsinstrument besteht aus einem Mo dul<br />
mit vorgegebenen thematischen Schwerpunkten und<br />
36 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
einem zweiten Modul, bei dem die Themen der Projekte<br />
von den Forschenden frei gewählt werden<br />
können.<br />
Mit dem Ziel, die nachhaltige globale Entwicklung zur<br />
Reduktion der Armut und zur Erhaltung globaler öffentlicher<br />
Güter in Entwicklungsländern zu fördern, hat die<br />
DEZA folgende fünf Forschungs themen festgelegt:<br />
• Armutsreduktion durch Beschäftigung sowie durch<br />
günstige gesellschaftliche und staatliche Rahmenbedingungen<br />
• Ursachen und Lösungsmechanismen für gesellschaftliche<br />
Konflikte unter schwachen staatlichen<br />
Institutionen<br />
• Landwirtschaftliche Produktionssysteme und Ernährungssicherheit<br />
• Nachhaltige Nutzung von Ökosystemen<br />
• Versorgungssysteme und Finanzierungsmechanismen<br />
im <strong>Gesundheit</strong>sbereich<br />
Pro Thema stehen für Forschung, wissenschaftliche<br />
Synthesen und Umsetzungsarbeiten jährlich rund<br />
2.2 Mio. CHF zur Verfügung. Damit können für je<strong>des</strong><br />
Thema mehrere Verbundprojekte realisiert werden. Für<br />
die thematisch freie Forschung werden ebenfalls rund<br />
2.2 Mio. CHF pro Jahr bereitgestellt. Die DEZA wird<br />
die bisherigen Mittel für Nord-Süd-Forschung bündeln<br />
und in den neuen Fonds investieren. Sie steuert rund<br />
drei Viertel <strong>des</strong> gesamten Finanzvolumens in der Höhe<br />
von 100 Mio. CHF für acht Jahre bei, der SNF rund<br />
einen Viertel.<br />
5.5 Die Kommission für Technologie<br />
und Innovation (KTI)<br />
Die KTI ist die Förderagentur <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> für forschungsbasierte<br />
Innovationen. Sie fördert den Wissens-<br />
und Technologietransfer zwischen Unternehmen<br />
und Hochschulen. Die Fördergelder <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> fliessen<br />
ausschliesslich an die Hochschulen. Unternehmen<br />
erarbeiten gemeinsam mit den Hochschulen neues<br />
Wissen für Produkte und Dienstleistungen und setzen<br />
dieses im Markt um. Ausschlaggebend für die Förderung<br />
sind der innovative Gehalt und die Aussicht auf<br />
eine erfolgreiche Umsetzung im Markt, die nachweisbare<br />
Wissenschaftlichkeit und schliesslich die Qualität<br />
<strong>des</strong> Projektteams. In Einzelfällen werden Projekte von<br />
Hochschulpartnern mit nicht gewinnorientierten Um-<br />
setzungspartnern, etwa in der öffentlichen <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
(z. B. Spitäler), gefördert.<br />
Ferner verhilft die KTI in Form eines Qualifikationsverfahrens<br />
Startup-Unternehmen zum Erfolg und<br />
betreibt thematische Netzwerke im Support von<br />
Wissenschafts- und Technologie-Transfer (WTT),<br />
um die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und<br />
öffent licher Forschung zu intensivieren. Innovativen<br />
Schweizer Unternehmen und Forschenden sollen<br />
zudem Entwicklungschancen durch den Zugang zu<br />
internationalen Programmen und Netzwerken, wie<br />
zum Beispiel EUREKA, ERANet und EU-FP7 oder den<br />
Europäischen Technologieplattformen (ETP) geboten<br />
werden (vgl. auch Kapitel 5.9 zur internationalen<br />
Zusammenarbeit).<br />
Die Unternehmen profitieren in zweierlei Hinsicht: von<br />
den Projektresultaten und vom Nachwuchs an marktorientiert<br />
ausgebildetem Kader für Forschung und Entwicklung<br />
(F&E). Insbesondere KMU mit begrenzten<br />
Forschungsressourcen können F&E-Leistungen und<br />
-Infrastrukturen der Hochschulen nutzen, um ihre eigenen<br />
Innova tionen rascher zu realisieren.<br />
Aktuelle Beschlüsse <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates werden bei der<br />
Projektförderung berücksichtigt.<br />
Projektgesuche werden nach dem Bottom-up-Prinzip<br />
eingereicht. Dies ist jederzeit möglich. Die KTI unterstützt<br />
innovative Projekte aus allen wissenschaftlichen<br />
Disziplinen und teilt eingehende Projekte aus organisatorischen<br />
Gründen in verschiedene Förderbereiche<br />
ein. Die Gesuche werden durch die KTI-Expertinnen<br />
und -Experten der Förderbereiche begutachtet und in<br />
monatlichen Evaluationssitzungen diskutiert. In Kommissionssitzungen<br />
der KTI wird anschliessend auf Antrag<br />
der Experten hin entschieden. Details zur KTI und<br />
zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten finden sich<br />
unter: www.kti.admin.ch.<br />
Von den bewilligten Gesuchen in den Jahren 2008<br />
bis 2010 können rund 20 Prozent zur <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
gezählt werden. 2008 wurden Projekte zu <strong>Gesundheit</strong>sthemen<br />
mit 21 Mio. CHF unterstützt, im Jahr<br />
2010 mit 18 Mio. CHF.<br />
Im Förderbereich Life Sciences handelt es sich um<br />
Projekte in den Bereichen Lebensmittel, Medizin oder<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 37
5. Akteure und Schnittstellen<br />
Biotechnologie. Die Bereiche Mikro- und Nanotechnologie,<br />
die Ingenieurwissenschaften sowie der Förderbereich<br />
«Enabling Sciences» sind in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
ebenfalls tangiert. Insbesondere bei den<br />
«Enabling Sciences» werden Projektgesuche aus dem<br />
Bereich der Pflegeforschung evaluiert.<br />
Die Schweiz gehört seit Jahren weltweit zu den Staaten<br />
mit höchster Innovationsleistung.<br />
5.6 Die Akademien der Wissen schaften<br />
Schweiz<br />
Das Forschungsgesetz bezeichnet die Akademien<br />
in Art. 5 als Institutionen der Forschungsförderung,<br />
gleich wie den Schweizerischen Nationalfonds (SNF).<br />
Die Akademien verstehen dabei ihre Aufgabe als komplementär<br />
zu jener <strong>des</strong> SNF: Während der SNF die<br />
Forschung primär durch die Vergabe substanzieller<br />
finanzieller Mittel fördert (vgl. Kapitel 5.4), begleiten<br />
und ebnen die Akademien die Entwicklung weniger<br />
unterstützter Forschungsbereiche, weisen auf Lücken<br />
hin und initiieren spezifische Projekte.<br />
Einem offenen und pluralistischen Wissenschaftsverständnis<br />
verpflichtet, vertreten die vier Akademien der<br />
Schweiz die Wissenschaften in ihrer ganzen Breite. In<br />
ihrer inter- und transdisziplinären Orientierung binden<br />
sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Expertinnen<br />
und Experten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung<br />
sowie interessierte Laien in ihre Arbeit ein. Zum<br />
Verbund gehören zudem die beiden Kompetenzzentren<br />
TA-SWISS sowie Science et Cité.<br />
Die vier Akademien und die beiden Kompetenzzentren<br />
bearbeiten im Verbund Akademien der Wissenschaften<br />
Schweiz – www.akademien-schweiz.ch – gemäss<br />
Forschungsgesetz folgende Aufgaben:<br />
• Früherkennung und Kommunikation gesellschaftlich<br />
relevanter Entwicklungen im Bereich Bildung, Forschung<br />
und Technologie sowie ihrer wesentlichen<br />
Konsequenzen<br />
• Wahrnehmung ethisch begründeter Verantwortung<br />
in Gewinnung und Anwendung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse<br />
• Pflege <strong>des</strong> partnerschaftlichen Dialoges zwischen<br />
Wissenschaft und Gesellschaft mit dem Ziel, das<br />
gegenseitige Verständnis zu fördern<br />
Im Bereich <strong>Gesundheit</strong> und <strong>Gesundheit</strong>sforschung beschäftigte<br />
sich der Akademienverbund in der Periode<br />
2008 – 2011 im Rahmen <strong>des</strong> Schwerpunktthemas «Medizin<br />
im Umbruch» mit folgenden Projekten:<br />
• eHealth: Empfehlungen zur Umsetzung in der<br />
Schweiz<br />
• Wandel der Berufsbilder im <strong>Gesundheit</strong>swesen:<br />
Be richt und Tagung<br />
• Bedeutung von Medical Humanities in der<br />
Medizin: Workshops und Bericht<br />
• Nachhaltiges <strong>Gesundheit</strong>ssystem: Studie,<br />
Posi tions papier, Publifocus<br />
• Human Enhancement: TA-SWISS-Studie, Studie<br />
«Neuro-Enhancement», Positionspapier<br />
• Soziokulturelle Bedingtheit von <strong>Gesundheit</strong> und<br />
Krankheit: Tagungen, Publikationen<br />
• Ökonomisierung der Medizin: Tagungen,<br />
Publikationen<br />
Das Thema «Medizin im Umbruch» wird auch in der<br />
Periode 2012 – 2016 einen der nunmehr vier Schwerpunkte<br />
bilden, welche der Verbund bearbeiten wird.<br />
Die bisherigen Projekte werden mehrheitlich weitergeführt.<br />
Die vier Akademien und die Kompetenz zentren haben<br />
im Bereich <strong>Gesundheit</strong> bzw. <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
auch jeweils selbst Projekte realisiert und werden dies<br />
auch in Zukunft tun.<br />
Mit ihren beiden Hauptprogrammen «Medizin und<br />
Gesellschaft» und «Medizinische Wissenschaft und<br />
Praxis» setzt die Schweizerische Akademie der Medizinischen<br />
Wissenschaften (SAMW) – www.samw.ch –<br />
folgende Schwerpunkte:<br />
• Klärung ethischer Fragen im Zusammenhang mit<br />
medizinischen Entwicklungen und deren Auswirkungen<br />
auf die Gesellschaft<br />
• umfassende Reflexion über die Zukunft der Medizin<br />
• Engagement in der Hochschul-, Wissenschafts- und<br />
Bildungspolitik, verbunden mit einer Experten- bzw.<br />
Beratungstätigkeit zuhanden von Politik und Behörden<br />
• Förderung <strong>des</strong> wissenschaftlichen Nachwuchses,<br />
insbesondere in der klinischen Forschung<br />
• Unterstützung der hohen Forschungsqualität in der<br />
biomedizinischen und klinischen Forschung<br />
• Verbindung der wissenschaftlichen Medizin mit der<br />
Praxis<br />
38 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Die SAMW ist bei den meisten <strong>Gesundheit</strong>sprojekten<br />
<strong>des</strong> Verbun<strong>des</strong> federführend beteiligt. Daneben setzt<br />
sie sich mittels Ausarbeitung von Stellungnahmen bzw.<br />
Positionspapieren, Erteilung von Studien aufträgen sowie<br />
Organisation von Tagungen mit folgenden Themen<br />
auseinander:<br />
• Medizin als Wissenschaft<br />
• Hochspezialisierte klinische Forschung<br />
• Translationale Forschung<br />
• Swiss Clinical Trial Organisation (SCTO)<br />
• Klinische Forschung in der Pädiatrie<br />
• Biobanken<br />
• Umsetzung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes über die<br />
Forschung am Menschen<br />
• Wissenschaftliche Integrität<br />
Ausserdem gewährt die SAMW in ausgewählten Bereichen<br />
(Grundversorgung, Medizinische Ethik, Neurosciences)<br />
zahlreichen Forschungsprojekten finanzielle<br />
Unterstützung, und zwar in der Grössenordnung von<br />
rund 600 000 CHF bis 700 000 CHF pro Jahr.<br />
Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz<br />
(SCNAT) – www.scnat.ch – vereint als Dachorganisation<br />
von 46 nationalen Fachgesellschaften die Naturwissenschaftlerinnen<br />
und Naturwissenschaftler der<br />
Schweiz. In vier disziplinär ausgerichteten Plattformen<br />
(Biology; Chemistry; Geosciences; Mathematics,<br />
Astro nomy and Physics) arbeiten Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler für die langfristige Entwicklung<br />
der Naturwissenschaften. Zwei weitere Plattformen<br />
stehen im Zeichen <strong>des</strong> Dialogs mit Gesellschaft<br />
und Politik (Platform Science and Policy) bzw. der regionalen<br />
Verankerung der Naturwissenschaften (Plattform<br />
Naturwissenschaften und Region). In ihren thematischen<br />
Schwerpunkten (Ressourcen-Rohstoffe,<br />
Ernährung, Lebensraum Schweiz, Biodiversität, Klima,<br />
Energie, Genforschung, Forschungszusammenarbeit<br />
Nord-Süd) greift die SCNAT regelmässig gesundheitsrelevante<br />
Themen auf. Über die Plattform «Biologie»<br />
sind verschiedene Gesellschaften vereint, die im Bereich<br />
<strong>Gesundheit</strong> und <strong>Gesundheit</strong>sforschung tätig sind<br />
(Gesellschaft für Anatomie, Histologie und Embryologie;<br />
Gesellschaft für Biochemie, Gesellschaft für<br />
Ernährung, Gesellschaft für Mikrobiologie u. a.). Die<br />
Gesellschaften werden von der SCNAT mit Beiträgen<br />
für Projekte in folgenden Bereichen unterstützt: Früherkennung<br />
und Kommunikation gesellschaftlich relevanter<br />
Themen in Bildung, Forschung und Technologie;<br />
ethische Verantwortung; Dialog mit der Gesellschaft<br />
und Nachwuchsförderung.<br />
Die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
(SAGW) – www.sagw.ch – befasst<br />
sich, in enger Zusammenarbeit mit der SAMW, mit<br />
zwei Schwerpunktthemen in der <strong>Gesundheit</strong>sforschung:<br />
«Medical Humanities» sowie «Soziokulturelle<br />
Bedingtheit von Krankheit und <strong>Gesundheit</strong>». Im<br />
Bereich der «Medical Humanities» wurden zu den<br />
Themen «La médecine comme science culturelle – les<br />
sciences culturelles de la médecine» und «Médecine et<br />
sciences humaines. Sciences humaines en médecine:<br />
formation et collaboration» je ein gut besuchtes Kolloquium<br />
durchgeführt und deren Unterlagen publiziert.<br />
Dabei zeigten sich zwei Schwierigkeiten: Stark wissenschaftssoziologisch<br />
und wissenschaftshistorisch<br />
orientiert, bedienten diese beiden Ver anstaltungen die<br />
praktischen Interessen der Mediziner erstens nur bedingt.<br />
Zweitens zeigte sich, dass sich ausserhalb der<br />
«Science and Technology Studies (STS)» nur wenige<br />
Geistes- und Sozialwissenschaftler mit <strong>Gesundheit</strong><br />
und Medizin befassen bzw. dass diejenigen, die sich<br />
mit diesen Fragen befassen, im Rahmen von medizinisch<br />
geleiteten Projekten, vornehmlich im Bereich der<br />
Sozial- und Präventivmedizin, tätig sind.<br />
Im Jahr 2011 hat die SAGW eine Studie zum Stand der<br />
«genuinen» sozialwissenschaftlichen Forschung im<br />
Bereich <strong>Gesundheit</strong> in der Schweiz in Auftrag gegeben,<br />
deren Ergebnisse noch im gleichen Jahr vorliegen<br />
sollten. Untersucht wird der Grad der Institutionalisierung<br />
in Forschung und Lehre sowie die in den letzten<br />
fünf Jahren bearbeiteten Themenfelder. Gestützt auf<br />
diese Standortbestimmung will die SAGW in den<br />
Jahren <strong>2013</strong> bis 2016 Massnahmen zur Förderung<br />
und Stärkung dieses Forschungsbereichs in die Wege<br />
leiten.<br />
Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften<br />
(SATW) – www.satw.ch – vertritt als natio nale<br />
Akademie die Technikwissenschaften in der Schweiz<br />
und im Ausland und berät Politik und Gesellschaft in<br />
technikbezogenen Zukunftsfragen. Sie vereinigt, nebst<br />
den Einzelmitgliedern, auch Institutionen und Fachgesellschaften<br />
in der Schweiz, die in den technischen Wissenschaften,<br />
deren Anwendung und deren Förderung<br />
tätig sind. Die SATW verfügt über eine Themenplattform<br />
«Medizinische Technik» (Medizintechnik, Medizin infor-<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 39
5. Akteure und Schnittstellen<br />
matik, <strong>Gesundheit</strong>stechnologien) und ist daneben auf<br />
anderen Themenplattformen mit Fragen der eHealth,<br />
<strong>des</strong> Tissue Engineering und der gesundheitlichen Folgen<br />
der Entwicklungen in der Lebensmittel-Technologie aktiv.<br />
Sie hat in den vergangenen Jahren die Entwicklung<br />
dieser Bereiche intensiv verfolgt und kommentiert. Zudem<br />
greift sie regelmässig Themen an der Schnittstelle<br />
von <strong>Gesundheit</strong> und Technik auf; so führte sie zum Beispiel<br />
im Jahr 2011 ein Transferkolleg zum Thema «Microand<br />
Nanotechnologies for Health» durch.<br />
Die Technologiefolgen-Abschätzung (TA) ist eine im<br />
Forschungsgesetz verankerte Aufgabe. Sie obliegt seit<br />
2007 den Akademien der Wissenschaften Schweiz.<br />
In der Folge wurde das Zentrum für Technologiefolgen-<br />
Abschätzung (TA-SWISS) – www.ta-swiss.ch – per<br />
1. Januar 2008 zu einem Kompetenzzentrum der Akademien<br />
der Wissenschaften Schweiz. Technolo giefolgen-Abschätzung,<br />
die TA-SWISS seit 1992 betreibt,<br />
dient dazu, möglichst frühzeitig die Folgen neuer<br />
Technologien zu erkennen. Die aus den TA-Projekten<br />
resultierenden Empfehlungen dienen Parlament und<br />
Bun<strong>des</strong>rat als Hilfsmittel bei Entscheidungen – besonders<br />
auch bei kontrovers diskutierten Technologiethemen.<br />
Darüber hinaus werden die Projektresultate interessierten<br />
Politikerinnen und Politikern, Fachleuten<br />
aus Wissenschaft und Verwaltung sowie den Medien<br />
und interessierten Bürgerinnen und Bürgern kommuniziert.<br />
Einer der Schwerpunktbereiche von TA-SWISS ist «Biotechnologie<br />
und Medizin». In diesem Bereich wurden<br />
in den vergangenen Jahren die folgenden Studien bzw.<br />
Projekte durchgeführt:<br />
• Anti-Aging-Medizin – Mythos und Chancen<br />
• Publifocus «eHealth»<br />
• Human Enhancement<br />
5.7 Andere Bun<strong>des</strong>stellen<br />
<strong>Ressortforschung</strong> im Bereich <strong>Gesundheit</strong> wird – nebst<br />
derjenigen <strong>des</strong> BAG – auch von anderen Bun<strong>des</strong> stellen<br />
betrieben. Die wichtigsten Schnitt- und Nahtstellen<br />
zwischen diesen Partnern werden aufgeführt. Auf das<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS), das Schweizerische<br />
<strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan), das Staatssekretariat<br />
für Bildung und Forschung (SBF) und den Tabakpräventionsfonds<br />
(TPF) wird wegen ihrer besonderen<br />
Rollen ausführlicher eingegangen, wobei das Obsan<br />
keine eigentliche Bun<strong>des</strong>stelle ist. Es wird von Bund<br />
und Kantonen gemeinsam getragen und ist administrativ<br />
Teil <strong>des</strong> BFS.<br />
<strong>Ressortforschung</strong>sschnittstellen <strong>des</strong> BAG<br />
zu anderen Bun<strong>des</strong>ämtern<br />
Durch die Vielfalt der im Zuständigkeitsbereich <strong>des</strong> BAG<br />
liegenden Themen ergeben sich zahlreiche Schnitt- bzw.<br />
Nahtstellen mit anderen Bun<strong>des</strong>ämtern. In Abbildung<br />
5.2 werden die wichtigsten Schnittstellen <strong>des</strong> BAG aufgeführt<br />
und beschrieben. Das Spektrum der Zusammenarbeit<br />
reicht von periodischem Informationsaustausch<br />
bis zu enger Zusammenarbeit mit gemeinsamer<br />
Planung und Finanzierung von Projekten.<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS)<br />
Um dem Informationsbedarf der Gesellschaft gerecht zu<br />
werden, hat das System der Bun<strong>des</strong>statistik verschiedene<br />
Anforderungen zu erfüllen. Es soll aussagekräftig<br />
und konsistent sein, Doppelspurigkeiten vermeiden sowie<br />
regional und international vergleichbare Werte liefern.<br />
Zudem soll es Querschnittanalysen ermöglichen,<br />
welche die Zusammenhänge zwischen verschiedenen<br />
Entwicklungen beschreiben und analysieren. Das System<br />
der Bun<strong>des</strong>statistik hat offen und flexibel für Veränderungen<br />
zu sein, um den, sich im Zuge <strong>des</strong> wirtschaftlichen,<br />
sozialen und politischen Wandels ändernden<br />
Informationsbedürfnissen der Gesellschaft zeitgerecht<br />
genügen zu können. Dies stellt für alle Mitarbeitenden<br />
im BFS eine grosse Herausforderung dar.<br />
Das BFS handelt im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates und <strong>des</strong><br />
Parlaments. Die vom BFS erarbeiteten Daten werden<br />
in der politischen Welt, der Wirtschaft, der Forschung,<br />
den Medien und im breiten Publikum als Entscheidungsgrundlage<br />
verwendet und integriert. Das BFS<br />
achtet dabei auf die Bedürfnisse der Datenverarbeitenden<br />
und Nutzerinnen und Nutzer.<br />
Um die Effizienz <strong>des</strong> BFS und die Nutzbarkeit der<br />
Daten zu steigern, werden folgende Punkte besonders<br />
beachtet:<br />
• Systematische Nutzung von harmonisierten administrativen<br />
Registern<br />
40 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Abb. 5.2<br />
<strong>Ressortforschung</strong>sschnittstellen <strong>des</strong> BAG zu anderen Bun<strong>des</strong>ämtern<br />
Amt<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Umwelt (BAFU)<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Schutz vor Nichtionisierender<br />
Strahlung (NIS), Lärm<br />
Biosicherheit, Schadstoffe,<br />
Umwelttechnologie, Abfälle<br />
und Altlasten – Generell<br />
Sicherheit im Umgang mit<br />
Chemikalien – z. B. Nanopartikel<br />
BAG<br />
Art der<br />
Zusammen arbeit<br />
Informationsaustausch und<br />
Koordination im Allgemeinen;<br />
enger Kontakt im Rahmen <strong>des</strong><br />
Themenbereichs «Nichtionisierende<br />
Strahlung – Umwelt und<br />
<strong>Gesundheit</strong>» (NFP 57)<br />
Informationsaustausch<br />
Informationsaus tausch und<br />
Koordination, teils über Einsitz in<br />
Arbeitsgruppen, z. B. im Rahmen<br />
<strong>des</strong> «Aktionsplans synthetische<br />
Nanomaterialien» und <strong>des</strong> NFP<br />
64 «Chancen und Risiken von<br />
Nanomaterialien»<br />
BAG<br />
Amt Bun<strong>des</strong>amt für Veterinärwesen (BVET) 14<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Art der<br />
Zusammen arbeit<br />
Lebensmittelsicherheit Bekämpfung von Zoonosen Tierarzneimittel (Evaluation und<br />
Voll zugskoordination) 15 ; Antibiotika<br />
(Resistenz, Reduktion <strong>des</strong><br />
Einsatzes)<br />
Informationsaustausch und<br />
Koordination<br />
Informationsaustausch und<br />
Erarbeitung gemeinsamer<br />
Projekte und Bekämpfungsstrategien<br />
Informationsaustausch und<br />
Koordination; teils über Einsitz in<br />
Arbeitsgruppen, die jedoch nicht<br />
forschungsspezifisch, sondern auf<br />
den Gesetzesvollzug ausgerichtet<br />
sind<br />
Amt<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Landwirtschaft (BLW)<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Qualität, Sicherheit, <strong>Gesundheit</strong><br />
pflanzlicher und tierischer<br />
Produkte<br />
Ernährung<br />
Mehrjähriger Nationaler<br />
Kontrollplan (NKP)<br />
BAG<br />
Art der<br />
Zusammen arbeit<br />
Informationsaustausch und<br />
Koordination im Allgemeinen;<br />
enge Zusammenarbeit im<br />
Rahmen <strong>des</strong> NFP 69 «Gesunde<br />
Ernährung und nachhaltige<br />
Lebensmittelproduktion»<br />
Informationsaustausch; enge<br />
Zusammenarbeit im Rahmen<br />
<strong>des</strong> NFP 69 «Gesunde Ernährung<br />
und nachhaltige Lebensmittelproduktion»<br />
Informationsaustausch; Erarbeiten<br />
gemeinsamer Strategien und<br />
Forschungsprojekte entlang der<br />
Lebensmittelkette<br />
Amt<br />
Agroscope ACW<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Markttoleranzen Pflanzenschutzmittel<br />
Marktkontrolle Pflanzenschutzmittel<br />
Qualität, Sicherheit, <strong>Gesundheit</strong><br />
pflanzlicher und tierischer<br />
Produkte<br />
BAG<br />
Art der<br />
Zusammen arbeit<br />
Zusammenarbeit mit ACW-<br />
Forschungsgruppe Pflanzenschutzchemie<br />
(PCH) im Rahmen<br />
der Markttoleranzbe sprechungen<br />
(Pflanzenschutzmittel prüfung)<br />
Im Rahmen der Koordinationsplattform<br />
«Vollzug Chemikalienrecht»<br />
wirkt die Forschungsgruppe<br />
Pflanzenschutzchemie<br />
bei der Marktüberwachung von<br />
Pflanzenschutzmitteln mit.<br />
Mitarbeit in der Expertengruppe<br />
«Cerealien» <strong>des</strong> Schweizerischen<br />
Lebensmittelbuches<br />
14<br />
Ein ausführlicher Beitrag zur <strong>Ressortforschung</strong> <strong>des</strong> BVET im <strong>Gesundheit</strong>sbereich findet sich im «Katalog zu den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen im BAG»: www.bag.admin.ch/forschung<br />
15<br />
Die Zulassung der Tierarzneimittel erfolgt über Swissmedic. Immunologische Arzneimittel werden vom IVI / BVET zugelassen.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 41
5. Akteure und Schnittstellen<br />
BAG<br />
Amt<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Art der<br />
Zusammen arbeit<br />
Agroscope ALPHaras<br />
Qualität, Sicherheit, <strong>Gesundheit</strong><br />
pflanzlicher und tierischer Produkte<br />
Informationsaustausch und Koordination<br />
im Allgemeinen; enge<br />
Zusammenarbeit im Rahmen <strong>des</strong><br />
NFP 69 «Gesunde Ernährung und<br />
nachhaltige Lebensmittelproduktion»;<br />
Arbeitsgruppe SLMB Milch<br />
und Milchprodukte; Expertisen in<br />
toxikologischen Fragestellungen<br />
Ernährungs forschung im Bereich<br />
der tierischen Lebensmittel<br />
Informationsaustausch und<br />
Koordination, insbesondere<br />
durch Einsitz <strong>des</strong> BAG in der<br />
Begleitgruppe von ALP und<br />
durch direkte Kontakte im<br />
Rahmen von Projekten<br />
Nationales Referenzlabor für<br />
Milch und Milchprodukte<br />
Die ALP unterhält das Nationale<br />
Referenzlabor «Milch und Milchprodukte».<br />
Eine Klärung ist mit<br />
dem neuen Lebensmittelgesetz<br />
notwendig.<br />
Amt<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Sozialversicherungen (BSV)<br />
BAG<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Art der<br />
Zusammen arbeit<br />
Kranken- und Unfallversicherung /<br />
Invalidenversicherung<br />
Informationsaustausch und Koordination<br />
Migration und <strong>Gesundheit</strong><br />
Zusammenarbeit im Rahmen <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>smonito<br />
rings Migration (GMM2); weitere beteiligte<br />
Ämter: BFS, BFM<br />
Amt<br />
Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)<br />
BAG<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Art der<br />
Zusammen arbeit<br />
Regulierungsfolgenabschätzungen<br />
Vertiefte Regulierungsfolgenabschätzungen<br />
werden in der Regel als gemeinsame Projekte<br />
mit Kofinanzierung organisiert.<br />
Arbeit und <strong>Gesundheit</strong><br />
Informationsaustausch<br />
BAG<br />
Amt<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Art der<br />
Zu sammen arbeit<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Sport (BASPO)<br />
Sport / Bewegung (als Teil von Ernährung und Bewegung)<br />
Informationsaustausch und Koordination; Einsitz in Kommissionen, zum Beispiel im Rahmen <strong>des</strong><br />
Monitoringsystems Ernährung und Bewegung (MOSEB)<br />
BAG<br />
Amt<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Art der<br />
Zusammen arbeit<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Statistik (BFS)<br />
<strong>Gesundheit</strong>sstatistik<br />
Austausch und Koordination im Rahmen von Fe<strong>des</strong>tat (Koordinationsgremium der Bun<strong>des</strong>statistik);<br />
weitergehende Koordination in einzelnen Projekten, zum Beispiel «Ambulante Statistik» sowie<br />
«Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sbefragung» (Federführung der beiden Projekte beim BFS)<br />
BAG<br />
Amt<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Art der<br />
Zu sammen arbeit<br />
Schweizerisches <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium (Obsan)<br />
<strong>Gesundheit</strong>sstatistik / <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
Informationsaustausch und Koordination, insbesondere durch Einsitz <strong>des</strong> BAG im Steuerungskomitee<br />
und in der Begleitgruppe <strong>des</strong> Obsan sowie durch direkten Kontakt im Rahmen von Projekten<br />
BAG<br />
Amt<br />
Themen/<br />
Schnittstellen<br />
Art der<br />
Zu sammen arbeit<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Metrologie (METAS)<br />
Referenzwerte für die Labormedizin / Strahlenmedizin<br />
Sporadischer Informationsaustausch, Koordinationsbedarf nur bei der Ausarbeitung gesetzlicher<br />
Regelungen<br />
Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />
42 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
• Permanenter Dialog mit Vertretern von Nutzergruppen;<br />
Prioritäten werden gemeinsam gesetzt<br />
• Zugänglichkeit der Daten via Internet-Portal<br />
• Kontakte mit ausländischen Partnern werden intensiviert<br />
und die Zusammenarbeit gestärkt<br />
Das BFS muss den aktuellen und zukünftigen Themen<br />
– insbesondere jenen der <strong>Gesundheit</strong> – Rechnung tragen.<br />
Die statistischen Informationen müssen nach Bedürfnis<br />
und Möglichkeit regionalisiert werden – dies<br />
in Anbetracht der föderalistischen Schweiz und der<br />
grossen regionalen Disparitäten. Somit ist eine Priorisierung<br />
bei der Vertiefung der zu analysierenden Themen<br />
unverzichtbar.<br />
<strong>Gesundheit</strong>sstatistik<br />
Das BFS erhebt und analysiert Daten in den Bereichen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sversorgung und <strong>Gesundheit</strong> der Bevölkerung.<br />
Im Bereich der stationären <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
sind die Datenerhebungen umfassend und<br />
gut koordiniert. Zu Forschungszwecken können diese<br />
unter der Garantie <strong>des</strong> Datenschutzes auch verknüpft<br />
werden. Fragen nach dem <strong>Gesundheit</strong>szustand der Allgemeinbevölkerung<br />
und den Determinanten werden<br />
mit Hilfe der Schweizerischen <strong>Gesundheit</strong>sbefragung<br />
(SGB) ausführlich beantwortet.<br />
Zurzeit werden im Rahmen der Nationalen <strong>Gesundheit</strong>sstrategie<br />
(NGS) Datenlücken evaluiert. Dabei<br />
zeichnen sich Lücken bei Daten zu chronischen Krankheiten,<br />
zu den ambulanten Behandlungen, zum Personal<br />
im ambulanten Bereich sowie zu Outcomes ab. Mit<br />
dem Aufbau einer Statistik zur ambulanten Versorgung<br />
und der Erweiterung der <strong>Gesundheit</strong>sbefragung auf<br />
bis anhin nicht befragte Gruppen wird das BFS einige<br />
dieser Lücken in Zukunft schliessen können. Entsprechend<br />
dem strategischen Ziel Nr. 2 im Statistischen<br />
Mehrjahresprogramm «Statistisches Informationssystem<br />
<strong>Gesundheit</strong>» wird das BFS die <strong>Gesundheit</strong>sstatistik<br />
mit oberster Priorität weiterentwickeln.<br />
Für Forschungszwecke sind verschiedene Projekte <strong>des</strong><br />
BFS besonders interessant, so zum Beispiel – nebst<br />
der Verwendung eines entsprechenden Identifikators<br />
für Verknüpfungen – die Daten zur Krebsepidemiologie,<br />
zu den To<strong>des</strong>ursachen, zu Fortpflanzung und Neugeborenen<br />
oder zu den medizinischen Daten.<br />
Das Schweizerische <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium<br />
(Obsan)<br />
Das Obsan ist eine von Bund und Kantonen getragene<br />
Institution. Es ist administrativ dem Bun<strong>des</strong>amt für<br />
Statistik angegliedert. Das Obsan analysiert bestehende<br />
<strong>Gesundheit</strong>sinformationen in der Schweiz. Es<br />
unterstützt Bund, Kantone und weitere Institutionen<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen bei deren Planung, Entscheidungsfindung<br />
und Handeln. Nebst einer kontinuierlichen<br />
Überwachung von <strong>Gesundheit</strong> und <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
(<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung und Monitoring)<br />
bearbeitet das <strong>Gesundheit</strong>sobservatorium fünf Kompetenzbereiche:<br />
«Kosten, Finanzierung, Wettbewerb»,<br />
«Demographie und Inanspruchnahme», «<strong>Gesundheit</strong>sberufe<br />
und Versorgung», «Psychische <strong>Gesundheit</strong>,<br />
Krankheit und Behinderung» sowie «<strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Prävention». Das Obsan stellt Bund, Kantonen<br />
und weiteren Institutionen im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
seine Resultate zur Verfügung. Es führt für diese<br />
Partner auch massgeschneiderte Analysen und Beratungen<br />
auf Anfrage durch.<br />
Aufgaben <strong>des</strong> Obsan<br />
• Vorhandene Daten und Informationen über die <strong>Gesundheit</strong><br />
der Bevölkerung und über das <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
werden aufbereitet und evaluiert.<br />
• Wissenschaftlich zuverlässige und relevante <strong>Gesundheit</strong>sdaten<br />
und -informationen werden benutzerfreundlich<br />
verfügbar gemacht.<br />
• Die <strong>Gesundheit</strong>sdaten und -informationen werden<br />
verknüpft, analysiert und präsentiert, um gesundheitspolitische<br />
Planung und Entscheidungen zu unterstützen,<br />
um Massnahmen, <strong>Gesundheit</strong>sdienste<br />
und Versorgungsstrukturen evaluieren zu können<br />
und um <strong>Gesundheit</strong>sprobleme der Bevölkerung<br />
aufzuzeigen.<br />
• Bei Lücken und Mängeln der vorhandenen <strong>Gesundheit</strong>sdaten<br />
werden Verbesserungen und Neuerungen<br />
der Datenerhebungen und -register vorgeschlagen.<br />
Das Obsan führt selber keine Erhebungen durch. Es<br />
konzentriert sich auf die Nutzung vorhandener Daten.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 43
5. Akteure und Schnittstellen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sberichte<br />
Die Publikation eines Nationalen <strong>Gesundheit</strong>sberichtes<br />
ist für 2014 / 2015 vorgesehen. <strong>Gesundheit</strong>sberichte<br />
stellen eine umfassende Gesamtübersicht zum <strong>Gesundheit</strong>sgeschehen<br />
dar. Deutlich ausgeprägter als bei<br />
anderen Methoden der <strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung<br />
(z. B. dem Monitoring) zeichnet sich ein <strong>Gesundheit</strong>sbericht<br />
durch eine komplexe Vernetzung der Information<br />
zu <strong>Gesundheit</strong> und Krankheit aus.<br />
Nebst dem Nationalen <strong>Gesundheit</strong>sbericht bietet das<br />
Obsan den kantonalen Partnern die Erstellung von<br />
kantonalen <strong>Gesundheit</strong>sberichten in unterschiedlicher<br />
Ausführlichkeit an. Ziel dieser Berichte ist – nebst der<br />
breiten Information von Behörden und interessierten<br />
Bevölkerungsteilen – die Identifikation von diversen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sproblemen verschiedener Bevölkerungsgruppen,<br />
das Aufzeigen von gesundheitsförderndem<br />
und gesundheitsschädigendem Verhalten, die Beschreibung<br />
von gesundheitlichen Belastungen im Arbeits- und<br />
Wohnbereich sowie die Abbildung der Inanspruchnahme<br />
von medizinischen Leistungen bzw. deren Kosten.<br />
Einzelindikatoren-Monitoring<br />
Das Einzelindikatoren-Monitoring umfasst aktuell über<br />
50 Indikatoren zu folgenden Themenbereichen: <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />
der Bevölkerung, individuelle Determinanten<br />
/ Risikofaktoren der <strong>Gesundheit</strong>, gesundheitliche<br />
Determinanten in der physikalischen Umwelt,<br />
Ressourcen und Ressourcennutzung der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung,<br />
Inanspruchnahme der <strong>Gesundheit</strong>sdienste<br />
sowie <strong>Gesundheit</strong>sausgaben. Die Daten werden<br />
auf nationaler und kantonaler Ebene dargestellt.<br />
Die Indikatoren werden je nach Datenverfügbarkeit<br />
jährlich oder alle drei bis fünf Jahre aktualisiert.<br />
Themenschwerpunkte<br />
Das Obsan sieht sich als Kompetenzzentrum in Abstimmung<br />
und in Kooperation mit den Partnern bei<br />
Bund, Kantonen, Wissenschaft und in internationaler<br />
Vernetzung in ausgewählten Themen der <strong>Gesundheit</strong>spolitik.<br />
Gemäss aktuellem Leistungsauftrag werden<br />
in den Jahren 2011 bis 2015 folgende fünf Themenschwerpunkte<br />
abgedeckt:<br />
1. Kosten, Finanzierung, Wettbewerb<br />
Im Bereich «Kosten, Finanzierung und Wettbewerb»<br />
werden als zentraler Grundauftrag die Kosten <strong>des</strong><br />
schweizerischen <strong>Gesundheit</strong>swesens dargestellt und<br />
analysiert. Dies bezieht sich auf den aktuellen Stand<br />
der Kosten, die Kostenentwicklung sowie die Erklärung<br />
der interregionalen, interkantonalen und internationalen<br />
Kostenunterschiede. Dabei sollen die Kosten<br />
nach Bereichen (z. B. ambulant, stationär, Medikamente)<br />
differenziert ausgewiesen und untersucht werden.<br />
Das Obsan berücksichtigt die Aktivitäten anderer<br />
Schweizer Partner im Bereich, speziell <strong>des</strong> BAG und<br />
der Konferenz der kantonalen <strong>Gesundheit</strong>sdirektorinnen<br />
und -direktoren (GDK). Insbesondere beachtet es,<br />
dass das BAG die Verantwortung für die Evaluation<br />
bzw. die Wirkungsanalyse von Gesetzen trägt. Ergänzend<br />
werden drei weitere Themen vertieft behandelt:<br />
Anreize / Wettbewerb, Beeinflussung der Inanspruchnahme<br />
und soziale Ungleichheit / Solidarität.<br />
2. Demographie und Inanspruchnahme<br />
Es sollen Informationen zu aktuellen Versorgungsproblemen<br />
wie zum Beispiel Über-, Unter- und Fehlversorgung,<br />
Spitalplanung, soziale Selektivität, Rationalisierung<br />
/ Umgang mit begrenzten Ressourcen zur<br />
Verfügung gestellt werden. Die demographische Herausforderung,<br />
vor allem die zunehmende Alterung der<br />
Bevölkerung in der Schweiz stellt das <strong>Gesundheit</strong>ssystem<br />
vor grosse Herausforderungen. Verschiedene<br />
Bereiche wie zum Beispiel die Verbesserung der Autonomie<br />
und die Optimierung der Betreuung spielen hier<br />
eine Rolle.<br />
3. <strong>Gesundheit</strong>sberufe und Versorgung<br />
Im Themenschwerpunkt «<strong>Gesundheit</strong>sberufe und Versorgung»<br />
sollen insbesondere die heutigen und die<br />
zukünftigen Strukturen der ambulanten und der akutstationären<br />
Versorgung sowie im Langzeitpflegebereich<br />
die stationären und die ambulanten Versorgungsstrukturen<br />
untersucht werden. Es lassen sich unter<br />
anderem die folgenden Themenfelder hervorheben:<br />
• Veränderungen in den Angebotsstrukturen (z. B.<br />
Démographie médicale, Managed-Care-Modelle)<br />
• Entwicklungen und Prognosen im Bereich der <strong>Gesundheit</strong>sberufe,<br />
der Spitalplanung, der Heime sowie<br />
der Spitex, Kostenentwicklung in allen Bereichen<br />
• Migrationsproblematik <strong>des</strong> <strong>Gesundheit</strong>sper sonals,<br />
Rolle der pflegenden Angehörigen / der sozialen<br />
Netzwerke<br />
44 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
4. Psychische <strong>Gesundheit</strong>, Krankheit und Behinderung<br />
Der zentrale Grundauftrag <strong>des</strong> Obsan im Themenbereich<br />
«Psychische <strong>Gesundheit</strong>, Krankheit und Behinderung»<br />
beinhaltet eine Beschreibung, Analyse und<br />
Publikation der wichtigsten empirischen Fakten zur Situation<br />
und zur Entwicklung der psychischen <strong>Gesundheit</strong>,<br />
der psychischen Erkrankungen und deren Behandlung<br />
durch das Versorgungssystem in der Schweiz,<br />
unter Berücksichtigung von sozio demografischen und<br />
-ökonomischen Determinanten. Konkret stehen Informationsbeiträge<br />
zu folgenden Fragestellungen im Vordergrund:<br />
• Psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung: Verlagerung<br />
von stationärer zu ambulanter Versorgung,<br />
Integration der Versorgung, neue Entschädigungsformen,<br />
Psychiatrie und Alterspflege<br />
• Epidemiologie der psychischen Erkrankungen und<br />
der <strong>Gesundheit</strong> der Bevölkerung: Depressionen,<br />
Burnout, Stress, Demenz, Schmerzstörungen, Invalidisierungen<br />
aus psychischen Gründen<br />
• <strong>Gesundheit</strong>spolitik in der psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />
Versorgung: KVG / KLV: Leistungskatalog,<br />
Kostensenkung, <strong>Gesundheit</strong> am Arbeitsplatz,<br />
Prävention, IV-Revision<br />
• Gesellschaft und Mental Health<br />
5. <strong>Gesundheit</strong>sförderung und Prävention<br />
Das Schwerpunktthema «<strong>Gesundheit</strong>sförderung und<br />
Prävention» wurde aufgrund einer Anregung <strong>des</strong> BAG<br />
im Leistungsauftrag 2006 – 2010 als Themenbereich<br />
neu aufgenommen. Damit sollten im Bereich der vorgesehenen<br />
gesetzlichen Neuregelung durch das Bun<strong>des</strong>gesetz<br />
zur Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
(PGF 2010) Grundlagen erarbeitet werden können. Bisher<br />
standen dem Obsan keine Mittel zur Verfügung,<br />
um in diesem Bereich Aktivitäten aus eigener Initiative<br />
aufzu nehmen, jedoch erfolgten einige Drittmittelaufträge.<br />
Das Staatssekretariat für Bildung und<br />
Forschung (SBF) und die so genannten<br />
«Art. 16Institutionen»<br />
Das SBF leitet die Politikvorbereitung und -umsetzung<br />
im Bereich der nationalen und internationalen<br />
Forschungspolitik der Schweiz. Es koordiniert die entsprechenden<br />
Tätigkeiten innerhalb der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
und stellt die Zusammenarbeit mit den Kantonen<br />
sicher. Daneben hat es noch andere Aufgaben, die auch<br />
für die <strong>Gesundheit</strong>sforschung von Bedeutung sind.<br />
Das Bun<strong>des</strong>gesetz über die Forschungs- und Innovationsförderung<br />
(FIFG) ermöglicht in Art. 16 unter anderem<br />
die Unterstützung von Forschungseinrichtungen<br />
und anderen wissenschaftlichen Hilfsdiensten ausserhalb<br />
<strong>des</strong> Hochschulbereichs. Von diesen Institutionen<br />
erwartet der Bund wertvolle wissenschaftliche Impulse<br />
in Bereichen, für welche an den schweizerischen<br />
Hochschulen keine geeigneten Forschungsmöglichkeiten<br />
bestehen. Durch die Unterstützung wissenschaftlicher<br />
Hilfsdienste sollen qualitativ hochstehende<br />
Dienstleistungen langfristig gesichert werden, die<br />
für Forschung und Bildung auf nationaler Ebene von<br />
herausragender Bedeutung sind.<br />
Die Umsetzung dieser Unterstützung liegt beim<br />
Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF). Die<br />
folgenden Institutionen der <strong>Gesundheit</strong>sforschung haben<br />
im Jahr 2008 Beiträge in der Höhe von insgesamt<br />
19 Mio. CHF erhalten.<br />
• SIB – Swiss Institute of Bioinformatics<br />
• BITg – Biotechnologie Institut Thurgau<br />
• IRB – Institute for Research in Biomedicine<br />
• IRO – Institut de Recherches en Ophtalmologie<br />
• ISRV – Institut Suisse pour la Recherche sur le<br />
Vaccin<br />
• SIAF – Schweizerisches Institut für Allergieund<br />
Asthmaforschung<br />
• SPF – Schweizer Paraplegiker-Forschung<br />
• Swiss TPH – Schweizerisches Tropen- und<br />
Public-Health-Institut<br />
• SAKK – Schweizerische Arbeitsgemeinschaft<br />
für Klinische Krebsforschung<br />
• SPOG – Schweizerische Pädiatrische<br />
Onkologie Gruppe<br />
• SCAHT – Schweizerisches Zentrum für Angewandte<br />
Humantoxikologie (Beiträge ab 2009)<br />
Der Tabakpräventionsfonds (TPF)<br />
Der im Jahr 2003 geäufnete TPF, der administrativ dem<br />
Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> angegliedert ist, wird seit<br />
2004 durch eine Fachstelle betrieben und verwaltet.<br />
Die gesetzlichen Grundlagen finden sich im Bun<strong>des</strong>gesetz<br />
über die Tabakbesteuerung sowie in den Ausführungsbestimmungen<br />
der Verordnung über den TPF. Der<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 45
5. Akteure und Schnittstellen<br />
TPF wird finanziert durch eine Abgabe von 0.13 Rappen<br />
pro verkaufte Zigarette in der Schweiz (2.6 Rappen pro<br />
Schachtel). Beim aktuellen Tabakkonsum belaufen sich<br />
die Einnahmen auf rund 14.5 Mio. CHF pro Jahr.<br />
Der TPF finanziert auf Gesuchs- und Mandatsbasis<br />
Präventionsmassnahmen, die den Einstieg in den<br />
Tabak konsum verhindern, den Ausstieg fördern oder<br />
die Bevölkerung vor Passivrauch schützen. Er fördert<br />
aus serdem die Forschung. Gestützt auf seine strategischen<br />
Grundlagen sind rund 5 Prozent der Gelder <strong>des</strong><br />
TPF für Forschungsprojekte vorgesehen.<br />
Der TPF finanziert gezielt Forschungsprojekte, die für<br />
die nationale Tabakpräventionsstrategie von hoher<br />
strategischer Bedeutung sind und / oder für die Tabakpräventionspraxis<br />
konkrete und relevante Forschungsfragen<br />
bearbeiten. In den letzten Jahren waren dies<br />
insbesondere Erhebungen zum Tabakkonsumverhalten<br />
der schweizerischen Wohnbevölkerung (Tabakmonitoring),<br />
Wirksamkeitsstudien zu spezifischen Präventionsmassnahmen,<br />
Untersuchungen zum Rauchverhalten<br />
einzelner Zielgruppen der Tabakprävention, zur<br />
<strong>Gesundheit</strong>sschädigung von Rauchen und Passivrauchexposition<br />
sowie zur Wirkung von gesetzgeberischen<br />
Massnahmen.<br />
Weitere Informationen zum TPF sowie detaillierte Informationen<br />
aller vom TPF finanziell unterstützten Projekte<br />
sind auf der Webseite www.tabak-praevention.ch in der<br />
Rubrik «Projektdatenbank» zu finden.<br />
5.8 Private Organisationen<br />
ohne Erwerbszweck<br />
Private Organisationen ohne Erwerbszweck sind sowohl<br />
als Forschende als auch als Finanzierende in der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sforschung aktiv.<br />
Verschiedenste Forschungsinstitute sind als private Organisationen<br />
ohne Erwerbszweck oder als Stiftung organisiert.<br />
Diese Institute arbeiten in der Regel unabhängig,<br />
sind aber häufig Auftragnehmer <strong>des</strong> BAG im Rahmen<br />
von <strong>Ressortforschung</strong>smandaten. Beispiele sind die<br />
Sucht Info Schweiz (www.sucht-info.ch), das Schweizerische<br />
Tropen- und Public-Health-Institut (SwissTPH,<br />
www.swisstph.ch), das Institut für Sucht- und <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
(www.suchtforschung.ch), NICER (Nationales<br />
Institut für Krebsepidemiologie und -registrierung,<br />
www.nicer-swiss.ch) oder die Stiftung Krebsforschung<br />
Schweiz (KFS, www.krebsforschung.ch).<br />
Häufig bestehen enge Verbindungen mit den universitären<br />
Hochschulen. Das Schweizerische Forum für<br />
Migrations- und Bevölkerungsstudien (SFM, www.<br />
migration-population.ch) ist beispielweise ein Institut<br />
der Universität Neuenburg. Ein Teil dieser Institute<br />
Abb. 5.3<br />
Beiträge <strong>des</strong> Tabakpräventionsfonds an Forschungsprojekte<br />
1 200 000<br />
1000 000<br />
1158 897<br />
Gesprochene Beträge in CHF<br />
800 000<br />
600 000<br />
400 000<br />
200 000<br />
866 539<br />
826 727<br />
0<br />
2008<br />
2009 2010<br />
Quelle: Tabakpräventionsfonds (TPF)<br />
46 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
wird über Art. 16 <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes über die Forschungs-<br />
und Innovationsförderung (FIFG) unterstützt<br />
(vgl. Kapitel 5.7).<br />
Privatrechtliche Stiftungen betätigen sich in erheblichem<br />
Mass als Forschungsförderer. Zahlen sind jedoch keine<br />
bekannt. Gerade beim Fundraising von universitären<br />
Hochschulen werden gezielt Stiftungen angegangen.<br />
Im Weiterbildungsstudiengang «CAS Forschungsmanagement»<br />
der Universität Bern (www.forschungsmanagement.ch)<br />
werden die Teilnehmenden explizit<br />
auf diese Möglichkeit der Forschungsfinanzierung aufmerksam<br />
gemacht. Als Ausgangspunkt für die Suche<br />
nach Stiftungen können das Eidgenössische Stiftungsverzeichnis<br />
(www.edi.admin.ch/esv/00475/00698/index.htmllang=de)<br />
oder der zentrale Firmenindex <strong>des</strong><br />
Handelsregisters (www.zefix.ch) dienen.<br />
5.9 Internationale Zusammenarbeit<br />
Internationale Zusammenarbeit ist in vielen Bereichen<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sforschung unabdingbar: Epidemien<br />
und Pandemien halten sich nicht an Staatsgrenzen;<br />
Probleme mit Übergewicht und Drogen sind in vielen<br />
Ländern ein Thema; trotz grosser Unterschiede in den<br />
nationalen <strong>Gesundheit</strong>sversorgungssystemen können<br />
die einzelnen Länder voneinander lernen («Good Practices»).<br />
In den verschiedenen Unterthemen der <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
(vom Strahlenschutz über Lebensmittelsicherheit<br />
bis zur psychischen <strong>Gesundheit</strong> oder Aidsforschung)<br />
besteht eine Vielzahl von internationalen<br />
Gremien, Initiativen und Kooperationen (vgl. dazu z. B.<br />
die Angaben pro Thema im «Katalog zu den <strong>Ressortforschung</strong>sthemen<br />
im BAG»). Bei vielen spielt die<br />
WHO eine wichtige koordinierende Rolle, die je nach<br />
Thema sehr unterschiedlich sein kann (von reinem<br />
Ideen lieferant über Normensetzung bis zu Federführung<br />
in Krisen).<br />
Für die Schweiz von höchster Wichtigkeit sind die Verbindungen<br />
zur Forschung im europäischen Raum. Darüber<br />
hinaus ist für die Gestaltung <strong>des</strong> schweizerischen<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssystems die internationale Zusammenarbeit<br />
im Rahmen der OECD eine relevante Quelle für<br />
neue Impulse.<br />
Forschungszusammenarbeit und förderung<br />
auf europäischer Ebene<br />
Im europäischen Raum gibt es etliche forschungspolitische<br />
Initiativen, sowohl von der Europäischen<br />
Kommission direkt verwaltete, wie auch davon unabhängige<br />
zwischenstaatliche. Zentrale Initiative der EU<br />
selbst sind die Rahmenprogramme für Forschung und<br />
technologische Entwicklung, kurz Forschungsrahmenprogramme<br />
(FRP). Auf von der EU formal unabhängigen,<br />
zwischenstaatlichen Verträgen beruhen die European<br />
Cooperation in Science and Technology (COST)<br />
– www.cost.esf.org – und EUREKA – www.eurekanetwork.org.<br />
COST ist ein zwischenstaatliches Koordinationsforum<br />
von heute 35 europäischen Mitgliedstaaten und einem<br />
kooperierenden Staat (Israel), das national finanzierte<br />
(Grundlagen-)Forschung auf europäischer Ebene koordiniert.<br />
Der Schweizer Einsitz wird durch das Staatssekretariat<br />
für Bildung und Forschung (SBF) wahrgenommen.<br />
EUREKA ist das europaweite Netzwerk für industrienahe<br />
Forschung und Entwicklung (F+E). Die Zusammenarbeit<br />
zwischen den heute 33 Mitgliedstaaten und der<br />
Europäischen Kommission basiert auf voller Gleichberechtigung.<br />
Die Finanzierung erfolgt durch die teilnehmenden<br />
Staaten gemäss den im jeweiligen Land gültigen<br />
Richt linien. In der Schweiz übernimmt dies die KTI<br />
nach ihrem eigenen Reglement (vgl. auch Kapitel 5.5).<br />
Daneben gibt es auf europäischer Ebene weitere Koordinationsinitiativen<br />
der verschiedenen Ak teure. Zu<br />
nennen ist vor allem die European Science Foundation<br />
(ESF) – www.esf.org. Sie ist eine Ver einigung von mittlerweile<br />
78 nationalen Organis ationen aus 30 Ländern<br />
zur Finanzierung und Koordination von Grundlagenforschung.<br />
Die administrative Schlüsselfunktion in der<br />
Schweiz hat der SNF inne.<br />
Die Forschungsrahmenprogramme (FRP) sind die<br />
Hauptinstrumente der Europäischen Union zur Umsetzung<br />
ihrer gemeinschaftlichen Wissenschafts- und<br />
Technologiepolitik. Diese Politik ist in den Verträgen<br />
von Maastricht und von Amsterdam angelegt und hat<br />
zum Ziel, die Forschung in den Ländern Europas überall<br />
dort transnational zu bündeln, wo es sinnvoll ist,<br />
sei es wegen der Kosten und der Dimension der Forschungsarbeiten<br />
oder weil es sich um die Lösung von<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 47
5. Akteure und Schnittstellen<br />
Problemen handelt, die für ganz Europa von zentraler<br />
Bedeutung sind.<br />
Die Teilnahme an den Forschungsrahmenprogrammen<br />
der EU, die von Brüssel aus verwaltet werden,<br />
gehört zu den wichtigsten Prioritäten der schweizerischen<br />
Wissenschaftspolitik. Schweizer Forschende aus<br />
den Hochschulen und der Privatwirtschaft beteiligen<br />
sich seit 1987 an den Rahmenprogrammen. Seither<br />
hat sich das Feld der Teilnehmenden laufend erweitert:<br />
während <strong>des</strong> Dritten FRP (1990 – 1994) wurden<br />
500 Schweizer Projektteilnehmende mit insgesamt<br />
127 Mio. CHF unterstützt, im Sechsten FRP (2003 – 2006)<br />
dagegen waren es bereits 1900 Teilnehmende und eine<br />
Fördersumme in der Höhe von 793 Mio. CHF.<br />
Der Schweizer Beitrag an das Gesamtbudget <strong>des</strong><br />
Siebten FRP in der Höhe von 54,6 Mia. € berechnet<br />
sich aufgrund <strong>des</strong> Bruttoinlandprodukts (BIP) und beläuft<br />
sich auf insgesamt rund 2.4 Mia. CHF, verteilt auf<br />
sieben Jahre (2007 – <strong>2013</strong>). Der entsprechende Kredit<br />
wurde von den Eidgenössischen Räten am 14. Dezember<br />
2006 genehmigt. Analysen der Finanzflüsse zeigen<br />
regelmässig einen positiven Rückfluss der Mittel, das<br />
heisst, dass Schweizer Forschende mehr Mittel aus<br />
Brüssel erhalten, als die Schweiz an die Forschungsrahmenprogramme<br />
zahlt (vgl. www.sbf.admin.ch/htm/<br />
themen/international/6frp_de.html).<br />
Das Staatsekretariat für Bildung und Forschung (SBF)<br />
nimmt die Vertretung der Schweiz in den europäischen<br />
Programmkomitees wahr, in welchen die Arbeitspro-<br />
gramme und Ausschreibungen diskutiert und die<br />
Evaluationsverfahren der Forschungsrahmenprogramme<br />
überwacht werden. Als assoziiertes Land hat die<br />
Schweiz in diesen Gremien Beobachterstatus. Sie wird<br />
von den Programmdelegierten <strong>des</strong> SBF und weiteren<br />
Bun<strong>des</strong>experten vertreten, welche sich von einer<br />
natio nalen Begleitgruppe unterstützen lassen.<br />
Um die Voraussetzungen für die Schweizer Beteiligung<br />
an den EU-FRP weiter zu verbessern, mandatiert das<br />
SBF das Informationsnetz Euresearch (www.euresearch.ch),<br />
welches die Forschenden, die sich für eine<br />
Teilnahme an der europäischen Forschungszusammenarbeit<br />
interessieren, informiert und berät.<br />
Für die <strong>Gesundheit</strong>sforschung am bedeutendsten sind<br />
die Ausschreibungen im Rahmen <strong>des</strong> Schwerpunktthemas<br />
«<strong>Gesundheit</strong>». Daneben gibt es auch <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
in den Schwerpunktthemen «Lebensmittel,<br />
Landwirtschaft und Biotechnologie», «Informationsund<br />
Kommunikationstechnologien» (z. B. eHealth) und<br />
«Nanowissenschaften, Nanotechnologien, Werkstoffe<br />
und neue Produktionstechnologien». Wie in Abbildung<br />
5.4 ersichtlich, werden in den Ausschreibungen die<br />
Forschungsthemen durch die Europäische Kommission<br />
vorgegeben (Top-down-Prozess, nach An hörungen und<br />
Vernehmlassungen bei den teilnehmenden Staaten).<br />
Die Ausschreibungen beinhalten viel Grund lagen-, aber<br />
auch anwendungsorientierte Forschung. Die Teilnahme<br />
für Forschende ist administrativ sehr aufwändig, gilt<br />
aber bei Gelingen als guter Leistungsausweis in der<br />
Forschungsgemeinschaft.<br />
Abb. 5.4<br />
COST, FRP und EUREKA im Vergleich<br />
<br />
COST FRP EUREKA<br />
Grundlagenforschung Grundlagen- und angewandte Forschung «Marktorientierte» angewandte Forschung<br />
Bottom-up-Ansatz Top-down-Ansatz Bottom-up-Ansatz<br />
Seit 1971 Seit 1984 Seit 1985<br />
36 Staaten 27 EU-Staaten und 13 assoziierte Staaten 33 Staaten<br />
Nationale Finanzierung Finanzierung durch die EU Nationale Finanzierung<br />
Quelle: Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF)<br />
48 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Auf EU-Ebene gibt es noch eine Vielzahl von weiteren<br />
Forschungsinitiativen und -förderinstrumenten, die<br />
entweder Teil der Forschungsrahmenprogramme oder<br />
formal davon unabhängig sind. Zu nennen sind zum<br />
Beispiel der European Research Council (ERC), das<br />
Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation<br />
(Competitiveness and Innovation Framework<br />
Programme CIP), das European Institute of Innovation<br />
and Technology (EIT), die Joint Programming Initiatives<br />
(JPI), die Joint Technology Initiatives (JTI), Innovative<br />
Medicine Initiative (IMI), die Vernetzungsprojekte ERA-<br />
NET und ERA-NET PLUS, European and Developing<br />
Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP), Ambient<br />
Assisted Living (AAL) und andere. Ausschreibungen innerhalb<br />
dieser Initiativen sind zum Teil weniger oder gar<br />
nicht Top-down organisiert (thematisch freie Ausschreibungen),<br />
zum Beispiel diejenigen <strong>des</strong> ERC.<br />
Diese komplexe Forschungsförderungslandschaft auf<br />
EU-Ebene soll für die kommende Periode 2014 – 2020<br />
zumin<strong>des</strong>t teilweise harmonisiert und die Teilnahme<br />
für Forschende administrativ vereinfacht werden. Es<br />
ist geplant die wichtigsten Forschungs- und Innovationsförderungsprojekte<br />
unter einem Dach zu vereinen:<br />
Horizon 2020 (Arbeits titel). Dadurch sollen die<br />
Forschungsrahmenprogramme (FRP), das Rahmenprogramm<br />
für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP)<br />
und die Europäischen Innovations- und Technologieinstitute<br />
(EIT) zusammengeführt werden. Die Konzeption<br />
von Horizon 2020 stützt sich auf drei «Pfeiler»:<br />
Stärkung der Wissenschaftsbasis, Bewältigung gesellschaftlicher<br />
Herausforderungen und Stärkung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit durch mehr Innovation. Horizon<br />
2020 wird wohl vermehrt extern verwaltet werden,<br />
das heisst nicht mehr durch die Europäische Kommission<br />
selbst, sondern durch Agenturen. Die Finanzen<br />
werden ähnlich wie jetzt zum Schluss <strong>des</strong> Siebten FRP<br />
sein, das heisst 9 bis 10 Mia. € pro Jahr insgesamt.<br />
Wie gross der Anteil für <strong>Gesundheit</strong>sthemen sein<br />
wird, ist noch offen. <strong>Gesundheit</strong>sforschung bleibt aber<br />
ein wichtiger Schwerpunkt.<br />
balisierung der Weltwirtschaft verbundenen Herausforderungen<br />
im Wirtschafts-, Sozial-, Umwelt- und<br />
Governance-Bereich anzugehen und die daraus<br />
erwachsenden Chancen zu nutzen. Die Organisation<br />
bietet den Mitgliedstaaten einen Rahmen, nach<br />
Lösungsansätzen für gemeinsame Probleme zu<br />
suchen und die nationalen Politiken zu koordinieren.<br />
Die OECD unterstützt die Regierungen bei der Förderung<br />
von Wohlstand und bei der Bekämpfung von<br />
Armut durch wirtschaftliches Wachstum, finanzielle<br />
Stabilität, Handel und In vestitionen, Technologie, Innovation<br />
und Entwicklungszusammenarbeit.<br />
<strong>Gesundheit</strong> ist für die OECD ein wichtiges Thema, mit<br />
dem sie sich aus verschiedenen Blickwinkeln beschäftigt.<br />
Folgen<strong>des</strong> Zitat beschreibt die Grundhaltung der<br />
OECD: «Good health is necessary for individuals to<br />
flourish as citizens, workers and consumers. OECD<br />
countries devote on average 8 – 10 % of their GDP<br />
to health care. However, as the costs and benefits<br />
of health systems are coming under scrutiny, policy<br />
makers need evidence-based analysis to support their<br />
decisions.» (www.oecd.org)<br />
Die OECD sammelt einheitliche Daten und führt vergleichende<br />
Studien zu den <strong>Gesundheit</strong>ssystemen der<br />
Mitgliedstaaten durch, um so den zwischenstaatlichen<br />
Austausch in den Bereichen der Finanzierung, der<br />
Leistungserbringung und der Systemgestaltung zu ermöglichen.<br />
1415<br />
Von grosser Bedeutung für die Schweiz sind auch<br />
die Länderberichte, welche die OECD auf Bestellung<br />
und in Zusammenarbeit mit der WHO verfasst. Der<br />
erste Länderbericht aus dem Jahr 2006 wurde im Jahr<br />
2011 aktualisiert. 16 Er liefert wiederum Impulse für die<br />
Weiterentwicklung der schweizerischen <strong>Gesundheit</strong>spolitik.<br />
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (OECD)<br />
Die OECD ist eine internationale Organisation, in der<br />
die Regierungen von über 30 Industrienationen zusammenarbeiten.<br />
Sie hat zum Ziel, die mit der Glo-<br />
16<br />
OECD Reviews of Health Systems – Switzerland<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 49
6. Organisation und Qualitätssicherung<br />
Der Wert der Forschung in der<br />
As pekt der Wissensschaffung trägt das Modell der<br />
«Communities of Practice» Rechnung.<br />
Bun<strong>des</strong>verwaltung wird nach der<br />
Das BAG ist aufgrund seiner zentralen Position im<br />
wissenschaftlichen Qualität und<br />
Public-Health-Netzwerk Mitglied unterschiedlicher<br />
der Brauchbarkeit ihrer Resultate<br />
«Communities of Practice» oder Wissensnutzergruppen.<br />
Diese Gruppen weisen bestimmte Voraussetzun-<br />
beurteilt.<br />
gen, Ziele und Rahmenbedingungen auf. Dabei spielt<br />
Der Nutzen und die Nützlichkeit von Forschungsresultaten<br />
hängen von einer Reihe von Faktoren ab, die mit<br />
Qualitätsfragen in Zusammenhang gebracht werden<br />
können. Nachfolgend geht es darum zu zeigen, wie im<br />
BAG Qualität sichergestellt wird, um die Wirkung der<br />
Forschung zu erhöhen.<br />
die Grösse oder die organisationale Ebene keine Rolle;<br />
Wissensnutzergruppen können sich zwischen dem<br />
BAG und anderen Bun<strong>des</strong>ämtern, zwischen einer<br />
politischen Kommission und den Mitarbeitenden <strong>des</strong><br />
BAG, oder zwischen Mitarbeitenden <strong>des</strong> BAG bilden.<br />
Wissensnutzergruppen sind von drei Komponenten<br />
geprägt: von einer gemeinsamen Wissensdomäne<br />
(Wissensthema), einer Gemeinschaft – «Community»<br />
6.1 Interne Organisation<br />
– und einer gemeinsamen Praxis – «Practice». Ab-<br />
bildung 6.1 illustriert die Kontextarten, in denen sich<br />
Die <strong>Ressortforschung</strong> im BAG ist dezentral organisiert.<br />
Die Geschäftsfeldverantwortlichen sind zugleich Forschungsverantwortliche.<br />
«Communities of Practice» bilden und zeigt die kollaborative<br />
Wissensarbeit, die das BAG im Dialog mit den<br />
Direktionsbereichsübergrei-<br />
Teilnehmenden dieser Wissensnutzergruppen leistet,<br />
fende (Ressort-)Forschungsgeschäfte werden durch schematisch anhand eines Beispiels.<br />
die Fachstelle Evaluation und Forschung koordiniert.<br />
Diese zeichnet – nebst anderem – für den Einsatz von<br />
ARAMIS (Forschungsdatenbank <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>) im Amt<br />
sowie für die Erstellung der <strong>Forschungskonzept</strong>e verantwortlich.<br />
Das Evaluationsmanagement ist in der<br />
Fachstelle Evaluation und Forschung zentralisiert.<br />
Das BAG unterscheidet zwischen <strong>Ressortforschung</strong><br />
und Evaluation / Wirksamkeitsprüfung, wobei die elementarste<br />
Form der Wirksamkeitsprüfung – das Monitoring<br />
– der <strong>Ressortforschung</strong> zugerechnet wird. In<br />
übergeordnetem Zusammenhang auf Stufe Bund wird<br />
die Evaluation unter <strong>Ressortforschung</strong> subsumiert, jedoch<br />
klar als eigenständig ausgewiesen.<br />
Die kollaborative Wissensarbeit findet in der Regel in<br />
Form von Projekten statt. Die BAG-Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter orientieren sich dabei an einem Projektzyklus,<br />
der sich in acht Phasen unterteilt (vgl. Abbildung<br />
6.2).<br />
Folgende Qualitätsmerkmale sind Massstab für die<br />
BAG-internen Qualitätssicherungs massnahmen:<br />
• Rechtmässigkeit: Die Forschungstätigkeiten im öffentlichen<br />
Sektor basieren auf einer gesetzlichen<br />
Grundlage.<br />
• Zweckmässigkeit: Forschungsaktivitäten erzeugen<br />
Wissen, das im Zusammenhang steht mit politischen<br />
und / oder strategischen Zielsetzungen.<br />
Die Fachstelle Evaluation und Forschung unterstützt die<br />
Geschäftsfelder bei der Umsetzung ihrer Qualitätssicherungsmassnahmen,<br />
die in der Regel Bestandteil eines<br />
direktionsinternen Qualitätsmanagementsystems sind.<br />
• Wirksamkeit: Forschung muss die politischen Prozesse<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> unterstützen und dem Bedarf der<br />
Ver waltung entsprechen. Zu diesem Zweck muss<br />
die Forschung die wissenschaftlichen und ethischen<br />
6.2 Qualitätssicherung<br />
Standards von Qualitätsforschung erfüllen.<br />
• Wirtschaftlichkeit: Die für die Forschungstätigkeiten<br />
notwendigen Mittel werden überprüft, um sicherzustellen,<br />
dass sie bedarfsgerecht, zweckmässig und<br />
Positive soziokulturelle und organisationale Faktoren<br />
können den Wissensprozess unterstützen und beschleunigen.<br />
Ein weniger förderliches Umfeld hemmt<br />
und verlangsamt den Kreislauf. Diesem sozialen<br />
kostenbewusst verwendet werden.<br />
• Rechtzeitigkeit: Das durch <strong>Ressortforschung</strong> gewonnene<br />
Wissen muss zeitgerecht zur Verfügung<br />
gestellt werden, damit Entscheidungsträger im
Moment ihrer Entschlussfassung über die grösstmögliche<br />
Evidenz in Bezug auf einen Sachverhalt<br />
verfügen.<br />
• Wissensübersetzung: <strong>Ressortforschung</strong> verlangt<br />
nach angemessener Verbreitung, Diskussion und<br />
Umsetzung <strong>des</strong> erworbenen Wissens. Die Formen<br />
der Verbreitung und Diskussion können je nach Zielgruppe<br />
variieren, zum Beispiel wissenschaft liche<br />
Publikationen, Experten-Hearings, Vorträge bei<br />
Forschungskommissionen, Sitzungen und Work-<br />
shops mit Praxisvertretern, Pressekonferenzen und<br />
-mitteilungen. Diese Formen der Verbreitung richten<br />
sich sowohl an Kreise innerhalb als auch ausserhalb<br />
der Bun<strong>des</strong>verwaltung.<br />
• Transparenz der Forschung: Forschungsresultate<br />
der Bun<strong>des</strong>ämter sind öffentlich zugänglich. ARA-<br />
MIS ist die Forschungsdatenbank <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Sie<br />
enthält Details zu Forschung, Evaluation und anderen<br />
auf die Forschung bezogenen Projekten, die von<br />
der Bun<strong>des</strong>verwaltung direkt oder indirekt finanziert<br />
Abb. 6.1 Kollaborative Wissensarbeit<br />
Kollaborative Wissensarbeit – vom Bedarf zur Nutzung<br />
Im Dialog mit anderen Akteuren …<br />
… erkennt das BAG Forschungsbedarf,<br />
… vermittelt das BAG Forschungswissen,<br />
… gewinnt das BAG Aufschluss über die Nutzung <strong>des</strong> Wissens.<br />
Institutionen<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
Öffentlichkeit<br />
(Bevölkerung, Medien)<br />
Politik<br />
(Bund, Kantone,<br />
Gemeinden)<br />
Community<br />
of Practice:<br />
«richtig<br />
impfen»<br />
Bun<strong>des</strong>amt für<br />
<strong>Gesundheit</strong><br />
Forschungsakteure<br />
Schweiz<br />
Verwaltung<br />
(BAG und andere)<br />
Forschungsakteure<br />
international<br />
= Kollaborative<br />
Wissensarbeit im<br />
Dialog zwischen<br />
BAG und anderen<br />
Akteuren<br />
Organisationales Wissensverständnis<br />
Der Dialog mit anderen Akteuren dient dem BAG als<br />
Basis für die Erarbeitung von Zielen und Werten, die<br />
den Umgang mit Wissen bestimmen.<br />
= «Communities<br />
of Practice» bilden<br />
sich zu einer spezifischen<br />
Wissensdomäne,<br />
z. B.<br />
«richtig impfen».<br />
Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 51
6. Organisation und Qualitätssicherung<br />
• Ethik: Die ethischen Grundsätze der Schweizerischen<br />
Akademie der Medizinischen Wissenschaften<br />
(SAMW) dienen als generelle Richtlinien für<br />
Forschende wie auch für finanzierende Organisationen.<br />
Zusätzlich gibt es nationale und kantonale<br />
Ethikkommissionen, die für die Genehmigung und<br />
Überwachung spezifischer Forschungsprojekte zuständig<br />
sind.<br />
• Durchführbarkeit, Korrektheit, Genauigkeit, Nützlichkeit:<br />
In Bezug auf die Durchführung von Eva luationsund<br />
durchgeführt werden. Die Datenbank wird regelmässig<br />
aufdatiert. Die Datenbank ist im Internet<br />
unter www.aramis.admin.ch zu finden.<br />
• Reporting: Dem Staatssekretariat für Bildung und<br />
Forschung (SBF) werden regelmässig Berichte über<br />
die <strong>Ressortforschung</strong>stätigkeiten aus dem <strong>Gesundheit</strong>ssektor<br />
vorgelegt. Die Berichte enthalten Daten<br />
zu Forschungsausgaben und zur Anzahl <strong>des</strong> beteiligten<br />
Personals sowie Faktenblätter zu ausgewählten<br />
Forschungsprojekten.<br />
Projektzyklus in der <strong>Ressortforschung</strong><br />
Abb. 6.2 Der Projektzyklus in der <strong>Ressortforschung</strong><br />
<br />
8<br />
Forschungsbedarf<br />
Wissensziele<br />
Evaluation<br />
Daten und Evidenz<br />
3<br />
2<br />
4<br />
Analyse<br />
<strong>des</strong> Wissensstan<strong>des</strong><br />
Wissensbewahrung<br />
Wissensnutzung<br />
Wissenssynthese,<br />
Wis sensentwicklung<br />
Wissensverteilung<br />
7<br />
5<br />
Wissenserwerb,<br />
Wissensgenerierung<br />
6<br />
Umsetzung<br />
in die Praxis<br />
Nutzung <strong>des</strong><br />
Forschungswissens<br />
in Politik,<br />
Öffentlichkeit<br />
und <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />
wird<br />
durch Interaktion<br />
und Kommunikation<br />
in<br />
«Communities<br />
of Prac tice»<br />
gefördert.<br />
Organisationales Wissensverständnis<br />
Die Ziele und Werte, die das BAG in Bezug auf die Wissensarbeit<br />
festlegt, bestimmen die Qualitätsstandards, nach<br />
denen die Schritte <strong>des</strong> Projektzyklus vollzogen werden.<br />
Quelle: Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG). In Anlehnung an: Probst, G. et al. (Hrsg.) (2006), Wissen managen. Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen.<br />
Gabler, Wiesbaden<br />
52 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
studien gelten die Qualitätsstandards der Schweizerischen<br />
Evaluationsgesellschaft (SEVAL).<br />
• Gender / Geschlecht: Forschungsthematisch relevan<br />
te Variablen müssen konsequent nach Geschlecht<br />
analysiert werden. Gender muss in allen<br />
Phasen <strong>des</strong> Forschungsprozesses angemessen<br />
berücksichtigt werden, insbesondere in den theoretischen<br />
Konzepten und Begriffen, dem Forschungs<strong>des</strong>ign,<br />
den Forschungsmethoden, der<br />
Dateninterpretation, den Schluss folgerungen und<br />
der Sprache. Damit werden geschlechtsbezogene<br />
Verzerrungseffekte vermieden.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 53
7. Exkurs «Globale <strong>Gesundheit</strong>sforschung»<br />
Das Feld der Globalen <strong>Gesundheit</strong>sforschung ist noch Weil der Begriff Globale <strong>Gesundheit</strong> sehr unterschiedlich<br />
interpretiert wird, ist die Spanne der For-<br />
relativ neu und wird häufig – und fälschlicherweise –<br />
fast synonym mit Forschung zur <strong>Gesundheit</strong> für und schungsfelder sehr breit: Sie beinhaltet die medizinische<br />
Grundlagenforschung auf der Suche nach neuen<br />
in Entwicklungs- und Schwellenländern verwendet.<br />
Bisher galt in Bezug auf die medizinisch ausgerichtete<br />
Forschung die «10 / 90-Faustregel». Man ging da-<br />
Forschung zur Umsetzung von Strategien zur Bekämp-<br />
Impfstoffen und Medikamenten, die Public-Healthvon<br />
aus, dass «lediglich zehn Prozent der weltweiten fung von Infektionskrankheiten wie auch zunehmend<br />
Forschungsgelder in jene Krankheiten investiert werden,<br />
unter denen 90 Prozent der kranken Menschen nach inno vativen Behandlungsmethoden und integ-<br />
von nichtübertragbaren Krankheiten, die Forschung<br />
leiden». Diese Auffassung muss aber angesichts der rierten Versorgungssystemen, die den Bedingungen<br />
enormen Zunahme an nichtübertragbaren Krankheiten in den Entwicklungs- und Schwellenländern entsprechen,<br />
sowie die vergleichende <strong>Gesundheit</strong>ssystemfor-<br />
in den Entwicklungs- und Schwellenländern radikal<br />
überdacht werden – so gilt es heute beispielsweise schung und die Forschung zur Finanzierung und den<br />
als dringliche Herausforderung an die Forschung, bezahlbare<br />
Therapien für chronische Krankheiten wie Diabeit<br />
und der globalen <strong>Gesundheit</strong>spolitik. Neuerdings<br />
Kooperationsformen in der Entwicklungszusammenarbetes<br />
und Herz-Kreislauf-Insuffizienz zu entwickeln. werden vermehrt die Zusammenhänge zwischen an-<br />
54 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
deren Politikbereichen – so der Handelspolitik und der<br />
Aussen politik – und der globalen <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
analysiert. Besonderes Augenmerk gilt hier den Auswirkungen<br />
der Globalisierungsprozesse auf die <strong>Gesundheit</strong>.<br />
In der globalen <strong>Gesundheit</strong>sforschung haben ökonomische<br />
Fragestellungen sehr viel Bedeutung erlangt: so<br />
zum Beispiel die Folgen der enormen ökonomischen<br />
Kosten der Krankheitslast in den ärmsten Ländern –<br />
aber zunehmend auch in den Schwellenländern – als<br />
Gegenstand der Forschung. Laut WHO gehen durch<br />
vernachlässigte Krankheiten weltweit je<strong>des</strong> Jahr<br />
57 Millionen gesunde Lebensjahre verloren. Das bedeutet<br />
hohe Verluste an Produktivität, die den Entwicklungsfortschritt<br />
verlangsamen. Neuerdings widmet<br />
sich die Forschung zunehmend den Fragen der Effektivität<br />
und Effizienz der geleisteten Entwicklungshilfe<br />
und ihrer Verteilung. Detailliert wird auch die Einhaltung<br />
einmal geleisteter Zusagen sowie der Prinzipien<br />
– DAC Paris Declaration – im Entwicklungsbereich dokumentiert.<br />
Die Bedeutung interdisziplinärer globaler <strong>Gesundheit</strong>sforschung<br />
wird zunehmend anerkannt, insbesondere<br />
die Erforschung der sozialen und politischen<br />
Determinanten von <strong>Gesundheit</strong> – also beispielsweise<br />
das Aufzeigen der Zusammenhänge zwischen Armut<br />
und <strong>Gesundheit</strong>, sozialer und kultureller sowie<br />
geschlechtsspezifischer Faktoren und <strong>Gesundheit</strong>szustand.<br />
Schon die HIV/ Aids-Forschung der letzen<br />
20 Jahre hat wichtige soziale Aspekte, wie etwa das<br />
Stigma, in die <strong>Gesundheit</strong>sforschung integriert. Gender<br />
ist ein besonders bedeutender Aspekt der sozialen<br />
Ungleichheit und hat durch die Schwerpunktsetzung<br />
der Millenniumsentwicklungsziele wieder an Bedeutung<br />
gewonnen.<br />
sucht. Es wird die Frage nach tragfähigen Mechanismen<br />
der globalen Gouvernanz gestellt und einzelne<br />
Handlungsträger – wie Stiftungen, Firmen oder nichtstaatliche<br />
Organisatio nen – werden genauer erforscht.<br />
Während in der Vergangenheit die Rolle der Geberländer<br />
im Vordergrund der Forschung stand, so entwickelt<br />
sich derzeit ein Interesse an der Rolle der Schwellenländer<br />
in der globalen <strong>Gesundheit</strong>sgouvernanz, verbunden<br />
mit der Frage, wie sich die Machtverschiebung<br />
in der multi polaren Welt auch auf die globale <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
auswirkt. Auch die Rolle etablierter Organisationen,<br />
wie zum Beispiel der WHO, im neuen<br />
Umfeld oder die neue Rolle der Europäischen Union<br />
im Bereich globale <strong>Gesundheit</strong> werden zum Thema.<br />
Schliesslich widmet sich die Forschung zunehmend<br />
den Fragen der globalen Entscheidungsfindung – auch<br />
als globale <strong>Gesundheit</strong>sdiplomatie bezeichnet – und<br />
den Fragen <strong>des</strong> internationalen Rechts.<br />
Der Begriff Globale <strong>Gesundheit</strong><br />
wird unterschiedlich interpretiert.<br />
Das macht die Spanne der<br />
Forschungsfelder sehr breit.<br />
Die Bedeutung interdisziplinärer<br />
globaler <strong>Gesundheit</strong>sforschung findet<br />
zunehmend Anerkennung.<br />
Ein sich schnell entwickelnder Forschungsschwerpunkt<br />
ist die «Global Governance» und die Frage nach<br />
der Steuerung komplexer globaler Systeme. Das Bild<br />
der Organisationsformen der globalen <strong>Gesundheit</strong><br />
verändert sich grundlegend – besonders hervorzuheben<br />
ist die Vielzahl der neuen Organisationen und<br />
die sich daraus ergebende Frage der Diffusion von<br />
Entscheidungsfindung, Macht und Einfluss. Die Effizienz<br />
der neuen Organisationsformen wie der «Public<br />
Private Partnerships» und unterschiedlicher «Multi-<br />
Stakeholder»-Foren wird politikwissenschaftlich unter-<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 55
Anhang A1:<br />
Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
Definition der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung nahmen trifft, bzw. Aufgaben der Innovationsförderung<br />
wahrnimmt (Art. 5, lit. c). Der Bund fördert die Forschung<br />
Die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung wird gemeinhin nach dem FIFG und Spezialgesetzen durch direkte Beiträge<br />
und an dere Massnahmen der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
als «<strong>Ressortforschung</strong>» bezeichnet. Es handelt sich<br />
dabei um Forschung, deren Ergebnisse von der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
bzw. der Bun<strong>des</strong>politik für die Erfüllung gaben im öffent lichen Interesse Forschungsaufträge er-<br />
(Art. 6, Abs. 1, lit. e). Die Departemente können für Auf-<br />
ihrer Aufgaben benötigt werden oder die sie initiiert, teilen oder sich an den Kosten von Forschungsvorhaben<br />
weil sie im öffentlichen Interesse liegt. Sie umfasst im beteiligen (Art. 16, Abs. 5). Mit Art. 24 werden die Forschungsorgane<br />
verpflichtet, Mehrjahresprogramme zu<br />
Einzelnen:<br />
1. Forschung intramuros der Bun<strong>des</strong>verwaltung, bzw. erstellen, in welchen sie Auskunft über die beabsichtigten<br />
Forschungstätigkeiten geben (vgl. Forschungs- und<br />
den Betrieb von bun<strong>des</strong>eigenen Forschungsanstalten,<br />
Innovationsförderungsverordnung V-FIFG, Art. 12).<br />
2. die Durchführung eigener Forschungsprogramme,<br />
namentlich in Zusammenarbeit mit Hochschulforschungsstätten,<br />
Forschungsförderungsinstitutionen, Spezialgesetzliche Grundlagen<br />
der Kommission für Technologie und Innovation (KTI)<br />
oder weiteren Förderorganisationen,<br />
Nebst der übergeordneten Verankerung im FIFG ist die<br />
3. Beiträge an Hochschulforschungsstätten für die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung auf rund 40 spezialgesetzliche<br />
Bestimmungen abgestützt. In diesen wer-<br />
Durchführung von Forschungsprogrammen, soweit<br />
diese der Erfüllung der Aufgaben der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
dienen, sowie<br />
verpflichtungen durch den Bund vorgegeben, bzw.<br />
den direkte Forschungsaufträge oder Finanzierungs-<br />
4. Aufträge der Bun<strong>des</strong>verwaltung an Dritte.<br />
direkte Evaluations-, Erhebungs- oder Prüfungsaufträge<br />
formuliert, die entsprechende wissenschaft liche<br />
Nicht zur <strong>Ressortforschung</strong> gehören die Ausgaben der Arbeiten voraussetzen.<br />
vom Bund finanzierten Hochschulen und deren Annexanstalten,<br />
Beiträge <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> an den Schweizerischen<br />
Nationalfonds (SNF), die Kommission für Tech-<br />
den Gesetzen zugehörigen und weiteren Verordnun-<br />
Zudem werden Forschungsaufgaben in zahlreichen<br />
nologie und Innovation (KTI) und an wissenschaftliche gen präzisiert. Darüber hinaus setzt selbst dort, wo<br />
Institutionen gemäss Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />
FIFG (SR 420.1) (Akademien, wissteht,<br />
die Anwendung und Umsetzung geltenden<br />
kein expliziter gesetzlicher Auftrag zur Forschung besenschaftliche<br />
Hilfsdienste usw.) sowie Beiträge an Rechts oft Fachwissen voraus, welches aktuell sein<br />
internationale wissenschaftliche Institutionen und Organisationen.<br />
muss (z. B. beim Erlass von Richtlinien und Verordnun-<br />
soll und daher mittels Forschung erarbeitet werden<br />
gen). Deshalb sind Forschungsverpflichtungen auch oft<br />
Teil <strong>des</strong> Leistungsauftrags von FLAG-Ämtern oder sie<br />
Gesetzlicher Auftrag<br />
werden in departementalen Organisationsverordnungen<br />
für die verschiedenen Ämter festgelegt.<br />
Das Engagement <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> in der Forschung und<br />
Forschungsförderung wird durch Art. 64 der Bun<strong>des</strong>verfassung<br />
(SR 101) legitimiert, indem der Bund die Verpflichtungen aus internationalen Vereinbarungen<br />
und parlamentarischen Aufträgen<br />
wissenschaftliche Forschung und die Innovation fördert<br />
bzw. Forschungsstätten errichten, übernehmen oder<br />
betreiben kann. Die Forschungsaktivitäten der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
werden im geltenden Forschungs- und halten oder implizieren auch rund 90 internationale<br />
Nebst den spezialgesetzlichen Bestimmungen ent-<br />
Innovations förderungsgesetz FIFG (SR 420.1) weiter Verträge, Konventionen oder Mitgliedschaften Verpflichtungen<br />
zur Forschung oder zu nationalen For-<br />
präzisiert: Die Bun<strong>des</strong>verwaltung ist ein Forschungsorgan,<br />
soweit sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben selbst schungsanstrengungen in den jeweils relevanten Themenfeldern.<br />
Aber auch in Fällen, wo keine expliziten<br />
Forschung durchführt, Forschung in Auftrag gibt oder<br />
unmittelbar unterstützt oder weitere Forschungsmass- Forschungsverpflichtungen aus Verträgen existieren,<br />
56 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
ist die in Auftrag gegebene Forschung für einige Ämter<br />
zentral, um notwendige internationale Kontakte<br />
aufrechterhalten zu können. Die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
ermöglicht so einen Austausch auf gleicher<br />
«Augenhöhe», dem die eigenen aktuellen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse zugrunde liegen.<br />
Vom Parlament selbst werden durch parlamentarische<br />
Initiativen, Motionen, Postulate, Interpellationen oder<br />
Anfragen Aufträge zur Erarbeitung von Entwürfen für<br />
Erlasse, zur Erarbeitung von Prüfungsberichten und<br />
Auskünften erteilt, deren Behandlung eine mehr oder<br />
weniger grosse Aktivität in der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
nach sich ziehen kann.<br />
Eine Übersicht über die Spezialgesetze, die internationalen<br />
Verpflichtungen und die parlamentarischen<br />
Aufträge ist im Bericht <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-<br />
BFT «<strong>Ressortforschung</strong>: Finanzielle Gesamt lage<br />
2004 – 2007 und spezialgesetzliche Voraussetzungen»<br />
aus dem Jahr 2008 enthalten.<br />
Koordination der Forschung<br />
der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
Steuerungsausschuss Bildung, Forschung<br />
und Technologie<br />
Der Steuerungsausschuss Bildung, Forschung und<br />
Technologie (Steuerungsausschuss-BFT) wurde im<br />
Zuge der Reorganisation <strong>des</strong> Bereichs «Bildung, Forschung<br />
und Technologie» 1997 durch den Bun<strong>des</strong>rat<br />
eingesetzt. Das Präsidium <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />
wird durch den Direktor <strong>des</strong> Staatssekretariates<br />
für Bildung und Forschung (SBF) und die Direktorin<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes für Berufsbildung und Technologie<br />
(BBT) gebildet. Es nimmt für den Bun<strong>des</strong>rat allgemeine<br />
Steuerungsaufgaben in Zusammenhang mit der<br />
Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung wahr, namentlich<br />
bei der Koordination der <strong>Forschungskonzept</strong>e 17 sowie<br />
bei Fragen der Qualitätssicherung. 18 Es unterstützt die<br />
Bun<strong>des</strong>ämter bei der Umsetzung der Qualitätssicherungsrichtlinien<br />
und kann Evaluationen initiieren.<br />
17<br />
«Grundsätze für die Erstellung der Konzepte <strong>2013</strong> – 2016 betreffend die Forschungsaktivitäten<br />
der Bun<strong>des</strong>verwaltung in den 11 Politikbereichen», Steuerungsausschuss-BFT, Mai<br />
2011<br />
18<br />
«Qualitätssicherung in der <strong>Ressortforschung</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>», Richtlinien <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT,<br />
November 2005 (www.ressortforschung.admin.ch/html/dokumentation/<br />
publikationen/richtlinien_qs-d.pdf)<br />
Die Mitglieder <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT sind<br />
die Direktorinnen und die Direktoren der Bun<strong>des</strong> ämter<br />
mit eigener Forschung, der Bun<strong>des</strong>kanzlei und der<br />
Eidgenössischen Finanzverwaltung sowie je eine Vertretung<br />
<strong>des</strong> Schweizerischen Nationalfonds (SNF), der<br />
Kommission für Technologie und Innovation (KTI) und<br />
<strong>des</strong> Rates der Eidgenössischen Technischen Hochschulen<br />
(ETH-Rat). Der Steuerungsausschuss-BFT stellt die<br />
strategische Koordination der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
sicher und unterstützt das Präsidium in der<br />
Wahrnehmung der Verantwortung für das Gesamtsystem.<br />
Er verabschiedet Richtlinien auf Vorschlag <strong>des</strong><br />
Präsidiums, nimmt Aufgaben wahr bei der Auswahl<br />
von Nationalen Forschungsprogrammen (NFP) und Nationalen<br />
Forschungsschwerpunkten (NFS) und erhebt<br />
jährlich den Forschungsaufwand und den Budgetrahmen<br />
der Forschungskredite der Bun<strong>des</strong>verwaltung für<br />
die Berichterstattung an den Bun<strong>des</strong>rat. Zudem informiert<br />
er den Bun<strong>des</strong>rat über laufende und geplante<br />
Massnahmen im Bereich der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
wie Evaluationen und Aktivitäten im Zusammenhang<br />
mit parlamentarischen Vorstössen usw.<br />
Die ämter- und departementsübergreifende Steuerung<br />
der finanziellen Ressourcen der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
fällt allerdings nicht in den Aufgabenbereich<br />
<strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT. Letztmals<br />
wurde im Jahr 2006 eine entsprechende Empfehlung<br />
der Geschäftsprüfungskommission <strong>des</strong> Nationalrates<br />
GPK-N zur Steuerung der Ressourcen in der Forschung<br />
der Bun<strong>des</strong>verwaltung durch den Bun<strong>des</strong>rat abgelehnt.<br />
19 Diese Steuerung muss in letzter Verantwortung<br />
durch das Parlament über die Genehmigung der<br />
jeweiligen spezifischen Forschungskredite der Ämter<br />
erfolgen und kann mit dem heutigen Verfahren vom<br />
Parlament im Rahmen der jährlichen Budgetentscheide<br />
effizient wahrgenommen werden.<br />
Koordinationsgruppe, Sekretariat<br />
<strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />
Für die Vorbereitung seiner Geschäfte unterhält der<br />
Steuerungsausschuss-BFT eine Koordinationsgruppe, in<br />
der die Forschungsverantwortlichen der Bun<strong>des</strong>ämter<br />
Einsitz nehmen. Die Koordinationsgruppe wird durch<br />
19<br />
BBl 2007 847 (www.admin.ch/ch/d/ff/2007/847.pdf)<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 57
Anhang A1: Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
das Sekretariat <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT geleitet,<br />
welches beim Staatssekretariat für Bildung und Forschung<br />
(SBF) angesiedelt ist. Das Sekretariat wiederum<br />
sichert den Informationsfluss zwischen den Mitgliedern<br />
und dem Präsidium <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />
und betreut <strong>des</strong>sen Geschäfte. Es ist zuständig für die<br />
Webseite – www.ressortforschung.admin.ch – auf der<br />
Kurzinformationen zu Schwerpunkten der Forschung in<br />
den Politikbereichen, die aktuellen <strong>Forschungskonzept</strong>e,<br />
Links zu den Forschungsseiten der Bun<strong>des</strong>ämter und<br />
die Dokumentation über die rechtliche Abstützung der<br />
Forschung zu finden sind. Die Webseite enthält auch<br />
standardisierte und jährlich von den in den Politikbereichen<br />
federführenden Ämtern aufdatierte Faktenblätter,<br />
welche die Öffentlichkeit über erfolgreich verlaufene<br />
Forschungstätigkeiten («success stories») sowie über<br />
die finanziellen Ressourcen informieren.<br />
Datenbank ARAMIS<br />
Das Informationssystem ARAMIS (www.aramis.admin.ch)<br />
enthält Informationen über Forschungsprojekte<br />
und Evaluationen, die der Bund selber durchführt<br />
oder finanziert. Eingeführt wurde das System 1997 als<br />
Folge von mehreren parlamentarischen Vorstössen,<br />
die mehr Transparenz und eine Verbesserung der Kooperation<br />
in der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung verlangten.<br />
Die Ziele und Aufgaben <strong>des</strong> Systems werden<br />
in der Verordnung über das Informationssystem ARA-<br />
MIS betreffend Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> (SR 420.31) beschrieben: 1) Sichtbarmachen<br />
der Forschungstätigkeiten und der Evaluationen<br />
der Bun<strong>des</strong>verwaltung (Transparenz), 2) Vermeidung<br />
von Doppelspurigkeiten und 3) Werkzeug für die Bun<strong>des</strong>stellen<br />
zur einfachen Verwaltung von Forschungsprojekten<br />
(Managementinstrument).<br />
Abb. A1<br />
Übersicht zur Zusammenarbeit der Bun<strong>des</strong>ämter in der <strong>Ressortforschung</strong><br />
Matrix: geplante Zusammenarbeit erfolgte Zusammenarbeit 2008 – 2011 Einsitz Kommissionen usw.<br />
Federführend 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
Politikbereich<br />
<strong>Gesundheit</strong><br />
Soziale<br />
Sicherheit<br />
Umwelt<br />
Landwirtschaft<br />
Energie<br />
Nachhaltige<br />
Raumentwicklung<br />
& Mobilität<br />
Amt<br />
BAG <br />
BSV <br />
BAFU <br />
BLW / Agroscope <br />
BFE <br />
ARE <br />
DEZA <br />
armasuisse<br />
<br />
BABS <br />
ASIK<br />
<br />
BBT <br />
BASPO <br />
ASTRA <br />
Quelle: Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF)<br />
Entwicklung und<br />
Zusammenarbeit<br />
Sicherheits und<br />
Friedenspolitik<br />
Berufsbildung<br />
Sport und<br />
Bewegung<br />
Nachhaltiger<br />
Verkehr<br />
Ausserhalb <strong>Forschungskonzept</strong><br />
58 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Das Informationssystem funktioniert als eine einfache<br />
Datenbankanwendung, in welcher alle Forschungsvorhaben<br />
und Wirksamkeitsüberprüfungen / Evaluationen<br />
der Bun<strong>des</strong>verwaltung als einzelne oder miteinander<br />
verknüpfte Projekte abgebildet werden. ARAMIS dient<br />
daher als ein Pfeiler der Qualitätssicherung in der Forschung<br />
der Bun<strong>des</strong>verwaltung und ist entsprechend in<br />
den Richtlinien <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT über<br />
die Qualitätssicherung verankert. Für die Koordination<br />
der Forschung unter den Bun<strong>des</strong>stellen werden auf der<br />
Basis von ARAMIS jährlich detaillierte Informationen<br />
über die Art der Forschung (intramuros, Forschungsaufträge<br />
und -beiträge), die Auftragsnehmer sowie<br />
die Aufwände der Ämter im Rahmen der <strong>Forschungskonzept</strong>e<br />
zuhanden <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />
zusammengestellt. Damit wird garantiert, dass dieser<br />
jährlich über die Mittelentwicklung und den Mitteleinsatz<br />
bei den einzelnen Ämtern informiert ist, und<br />
dass er die Forschungsplanung und den effizienten<br />
Mittelein satz unterstützen kann.<br />
Gliederung der Forschung der Bun<strong>des</strong> verwaltung<br />
in Politikbereiche zur verbesserten Koordination<br />
Die Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung ist im Interesse<br />
der guten Koordination und Zusammenarbeit zwischen<br />
den beteiligten Bun<strong>des</strong>stellen nach politischen Bereichen<br />
gegliedert. Die Politikbereiche, für die eine strategische<br />
Forschungsplanung zu erstellen ist, werden<br />
vom Bun<strong>des</strong>rat im Rahmen der jeweiligen Botschaft<br />
über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation<br />
festgelegt (vgl. FIFG Art. 24). Dazu erarbeiten<br />
die betroffenen Bun<strong>des</strong>stellen unter der Leitung eines<br />
federführenden Bun<strong>des</strong>amtes vierjährige <strong>Forschungskonzept</strong>e<br />
unter Einbezug von externen Fachexperten,<br />
bzw. von wissenschaftlichen Begleitkommissionen.<br />
Seit der BFI-Periode 2004 – 2007 wurden für die<br />
folgenden 11 Politikbereiche <strong>Forschungskonzept</strong>e erstellt:<br />
1. <strong>Gesundheit</strong> (Federführung BAG)<br />
2. Soziale Sicherheit (BSV)<br />
3. Umwelt (BAFU)<br />
4. Landwirtschaft (BLW)<br />
5. Energie (BFE)<br />
6. Nachhaltige Raumentwicklung und Mobilität (ARE)<br />
7. Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)<br />
8. Sicherheits- und Friedenspolitik (W+T, BABS,<br />
EDA /PD)<br />
9. Berufsbildung (BBT)<br />
10. Sport und Bewegung (BASPO)<br />
11. Nachhaltiger Verkehr (ASTRA)<br />
Im Rahmen der Erarbeitung der <strong>Forschungskonzept</strong>e<br />
<strong>2013</strong> – 2016 hat die Koordinations gruppe <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />
1) die geplante Zusammenarbeit<br />
bei den Forschungsschwerpunkten in der<br />
Periode <strong>2013</strong> – 2016 identifiziert sowie 2), rückblickend,<br />
die erfolgten Kooperationen und 3) die gegenseitige<br />
Vertretung in Leistungs-, Steuerungs- und Projektgruppen<br />
/Kommissionen in der Periode 2008 – 2011 eruiert.<br />
Die Resultate der Erhebung sind in der Abbildung A1<br />
abgebildet (Details vgl. Kapitel 5.7). Der Überblick<br />
zeigt, dass Kooperationen unter den Bun<strong>des</strong>stellen<br />
mannigfach erfolgen.<br />
Einige Bun<strong>des</strong>ämter haben bei der Erhebung nur rückblickend<br />
die Periode 2008 – 2011, bzw. zukunftsgerichtet<br />
die Periode <strong>2013</strong> – 2016 berücksichtigt. Es besteht<br />
daher keine Gewähr auf Vollständigkeit.<br />
Evaluation der Qualitätssicherung und Nutzung<br />
der Ergebnisse in der Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
Die Geschäftsprüfungskommission <strong>des</strong> Nationalrates<br />
(GPK-N) empfahl im Bericht «Steuerung der <strong>Ressortforschung</strong><br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>» vom 23. August 2006, 20 die Umsetzung<br />
der vom Steuerungsausschuss-BFT im Jahr<br />
2005 erlassenen Qualitätssicherungsrichtlinien 21 in der<br />
Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung zu evaluieren, wozu<br />
der Bun<strong>des</strong>rat in seiner Antwort vom 15. Dezember<br />
2006 zusagte. 22 Der Steuerungsausschuss-BFT hat die<br />
beiden Evaluationsobjekte «Umsetzung der Qualitätssicherungsrichtlinien<br />
der Forschung bei den Ämtern» und<br />
«Nutzung der Forschungsergebnisse der Forschung der<br />
Bun<strong>des</strong>verwaltung in den jeweiligen Kontexten» festgelegt<br />
und entschieden, die Evaluation entsprechend<br />
den internationalen Standards in Form einer internen<br />
Selbstevaluation und einer externen Evaluation durchzuführen.<br />
Der Schweizerische Wissenschafts- und Technologierat<br />
(SWTR) wurde vom Steuerungsausschuss-BFT<br />
mit der Durchführung der externen Evalua tion unter Einbezug<br />
internationaler Experten mandatiert.<br />
20<br />
BBl 2007 771 (www.admin.ch/ch/d/ff/2007/771.pdf)<br />
21<br />
vgl. Fussnote 18<br />
22<br />
vgl. Fussnote 19<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 59
Anhang A1: Forschung der Bun<strong>des</strong>verwaltung<br />
Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Qualitätssicherung<br />
in den Ämtern, welche zusammen mehr als<br />
90 Prozent der Forschungsinvestitionen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />
tätigen, nach Grundsätzen erfolgt, die in den Richtlinien<br />
<strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT festgehalten<br />
sind. 23 Verbesserungsbedarf ist bei denjenigen Bun<strong>des</strong>stellen<br />
gegeben, die nur gelegentlich und mit geringem<br />
finanziellem Aufwand Forschung betreiben. Die<br />
vom Steuerungsausschuss-BFT erlassenen Richt linien<br />
für die Qualitätssicherung haben sich in der Praxis bewährt,<br />
insbesondere in denjenigen Fällen, in denen<br />
die Qualitätssicherung auf Stufe Bun<strong>des</strong>stellen noch<br />
wenig entwickelt war. Der Nutzung der Forschungsresultate<br />
wird in der Praxis von den Bun<strong>des</strong>stellen eine<br />
grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Das Wissen über<br />
die tatsächliche Nutzung in einzelnen Projekten und<br />
Programmen ist bei den Verantwortlichen gross. Ebenso<br />
kennen sie die Voraussetzungen zur Schaffung optimaler<br />
Nutzungsbedingungen sehr gut. Jedoch wird<br />
nur in seltenen Fällen das Wissen über die Nutzung<br />
der Resultate konzeptgeleitet und systematisch erhoben<br />
und ausgewertet.<br />
Der SWTR empfiehlt abgestützt auf die Expertenmeinung,<br />
1) die spezifische Qualitätssicherung innerhalb<br />
der Bun<strong>des</strong>stellen unter Einbezug <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT<br />
weiter voranzutreiben und zu konsolidieren,<br />
2) die Qualitätssicherung explizit und mit konkreten<br />
Zielen für die jeweilige Planungsperiode in die<br />
<strong>Forschungskonzept</strong>e aufzunehmen, 3) den vermehrten<br />
Einsatz von wissenschaftlichen Begleitgruppen, 4) den<br />
Aufbau eines Systems für Berichterstattung und das<br />
Controlling der Ergebnisnutzung sowie 5) das verstärkte<br />
Zusammenwirken mit Forschenden an Hochschulen<br />
und die Gelegenheit zur Weiterbildung zu nutzen. Der<br />
Steuerungsausschuss-BFT hat in seinem Abschlussbericht<br />
zur Evaluation Massnahmen zur Umsetzung der<br />
Empfehlungen vorgeschlagen.<br />
23<br />
Abschlussbericht <strong>des</strong> Steuerungsausschusses-BFT «Evaluation der Umsetzung der Qualitätssicherungsrichtlinien<br />
und der Nutzung der Forschungsergebnisse in der <strong>Ressortforschung</strong>»<br />
vom April 2010 (www.ressortforschung.admin.ch/html/dokumentation/publikationen/Evaluation_Qualitaetssicherung_Resultatenutzung_d.pdf)<br />
60 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen<br />
Einleitung<br />
Im Folgenden sind allgemein- und spezialgesetz liche<br />
Grundlagen im Bereich Forschung und Evaluation aufgeführt,<br />
die für die Arbeiten / Tätigkeiten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes<br />
für <strong>Gesundheit</strong> (BAG) relevant sind.<br />
Es gibt Themenbereiche (z. B. Heilmittel), die keine explizite<br />
spezialgesetzliche Grundlage für die <strong>Ressortforschung</strong><br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> besitzen. Diese Bereiche stützen<br />
sich auf allgemeingesetzliche Grundlagen:<br />
Das Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />
(FIFG) ist die allgemeine Grundlage für die <strong>Ressortforschung</strong>.<br />
Gemäss Art. 4 gilt das Gesetz für die Forschungsorgane,<br />
soweit sie Bun<strong>des</strong>mittel verwenden.<br />
Die Bun<strong>des</strong>ämter gelten gemäss Art. 5 lit. c <strong>des</strong> FIFG<br />
als Forschungsorgane, soweit sie für die Erfüllung ihrer<br />
Aufgaben selbst Forschung durchführen, Forschung in<br />
Auftrag geben oder unmittelbar unterstützen oder weitere<br />
Forschungsmassnahmen treffen.<br />
Die Organisationsverordnung für das EDI sieht in Art. 9<br />
Abs. 3 lit. b vor, dass das BAG die Forschung auf dem<br />
Gebiet der <strong>Gesundheit</strong> steuert. Auch die in dieser<br />
Verordnung aufgeführten Ziele <strong>des</strong> BAG sowie seine<br />
diesbezüglichen Funktionen beinhalten implizit, dass<br />
das BAG für die Erfüllung seiner Aufgaben allenfalls<br />
Forschung betreiben bzw. Forschungsaufträge mandatieren<br />
kann.<br />
Alle geltenden gesetzlichen Grundlagen sind in der<br />
Systematischen Sammlung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechts (SR) unter<br />
ihrer SR-Nummer zu finden: www.admin.ch/ch/d/sr/<br />
sr.html.<br />
1. Allgemeingesetzliche Grundlagen<br />
Bun<strong>des</strong>verfassung – Forschungsartikel, SR 101<br />
Art. 64 Forschung<br />
1<br />
Der Bund fördert die wissenschaftliche Forschung.<br />
2<br />
Er kann die Förderung insbesondere davon abhängig machen, dass<br />
die Koordination sichergestellt ist.<br />
3<br />
Er kann Forschungsstätten errichten, übernehmen oder betreiben.<br />
Bun<strong>des</strong>verfassung – Wirksamkeitsüberprüfung (Evaluation),<br />
SR 101<br />
Art. 170 Überprüfung der Wirksamkeit<br />
Die Bun<strong>des</strong>versammlung sorgt dafür, dass die Massnahmen <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong> auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.<br />
Bun<strong>des</strong>verfassung – Statistikartikel, SR 101<br />
Art. 65 Statistik<br />
1<br />
Der Bund erhebt die notwendigen statistischen Daten über den<br />
Zustand und die Entwicklung von Bevölkerung, Wirtschaft, Gesellschaft,<br />
Raum und Umwelt in der Schweiz.<br />
2<br />
Er kann Vorschriften über die Harmonisierung und Führung amtlicher<br />
Register erlassen, um den Erhebungsaufwand möglichst gering<br />
zu halten.<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz über die Förderung der Forschung und<br />
der Innovation (Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />
[FIFG]), SR 420.1. Der Bun<strong>des</strong>rat hat am<br />
9. November 2011 die Botschaft und den Entwurf zur<br />
Totalrevision <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes über die Förderung<br />
der Forschung und Innovation (FIFG) verabschiedet und<br />
dem Parlament zur Beratung überwiesen – Link Internet<br />
SBF: www.sbf.admin.ch/htm/aktuell/fifg_de.html.<br />
Art. 4 Geltungsbereich<br />
1<br />
Dieses Gesetz gilt für die Forschungsorgane, soweit sie für die<br />
Forschung und Innovation Bun<strong>des</strong>mittel verwenden.<br />
Art. 5 Forschungsorgane<br />
Forschungsorgane sind:<br />
c. die Bun<strong>des</strong>verwaltung, soweit sie:<br />
1. für die Erfüllung ihrer Aufgabe selbst Forschung durchführt,<br />
2. Forschung in Auftrag gibt oder unmittelbar unterstützt oder<br />
weitere Forschungsmassnahmen trifft,<br />
3. Aufgaben der Innovationsförderung wahrnimmt<br />
Bun<strong>des</strong>statistikgesetz (BStatG), SR 431.01<br />
Verordnung zum Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz<br />
(Forschungs- und Innovationsförderungsverordnung<br />
[V-FIFG]), SR 420.11<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 61
Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen<br />
Verordnung über das Informationssystem ARAMIS<br />
betreffend Forschungs- und Entwicklungsprojekte <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong> (ARAMIS-Verordnung), SR 420.31<br />
Verordnung über die Durchführung von statistischen<br />
Erhebungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, SR 431.012.1<br />
Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung<br />
und Innovation in den Jahren 2008 – 2011, 07.012<br />
(www.admin.ch/ch/d/ff/2007/1223.pdf) und im Jahr<br />
2012, 10.109 (www.admin.ch/ch/d/ff/2011/757.pdf)<br />
Entscheide <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats vom 3. November 2004<br />
zur Verstärkung der Wirksamkeitsüberprüfungen bei<br />
Bun<strong>des</strong>rat und Bun<strong>des</strong>verwaltung, BRB IDEKOWI<br />
(www.bj.admin.ch/content/bj/de/home/themen/staat_<br />
und_buerger/evaluation/umsetzung_art_170.html)<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat hat am 3. November 2004 verschiedene Massnahmen<br />
beschlossen, mit denen die Tätigkeiten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> besser<br />
auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Er will damit die Wirkungsorientierung<br />
in der Bun<strong>des</strong>verwaltung verstärken, die Transparenz<br />
entsprechender Überprüfungen und deren Qualität verbessern sowie<br />
die Wirtschaftlichkeit stärker gewichten.<br />
Organisationsverordnung vom 28. Juni 2000 für das<br />
Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern, OV-EDI, SR<br />
172.212.1 – Evaluation<br />
Art. 9 Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />
3<br />
Zur Verfolgung dieser Ziele nimmt das BAG folgende Funktionen<br />
wahr:<br />
e. Es überprüft die Wirkung rechtsetzender und anderer Massnahmen<br />
auf die <strong>Gesundheit</strong>.<br />
Organisationsverordnung vom 28. Juni 2000 für das<br />
Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern, OV-EDI, SR<br />
172.212.1 – Forschung<br />
Art. 9 Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />
3<br />
Zur Verfolgung dieser Ziele nimmt das BAG folgende Funktionen wahr:<br />
b. Es steuert die Forschung auf dem Gebiet der <strong>Gesundheit</strong>, der<br />
Kranken-, Unfall- und Militärversicherung und der Aus-, Weiterund<br />
Fortbildung in den akademischen Medizinalberufen.<br />
c. Es wirkt mit bei der Steuerung von wichtigen gesundheits- und<br />
sozialpolitischen Prozessen und bei der Erarbeitung der dafür<br />
notwendigen Grundlagen.<br />
2. Spezialgesetzliche Grundlagen<br />
2.1 Kranken- und Unfallversicherung<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz über die Krankenversicherung (KVG),<br />
SR 832.10<br />
Art. 32 Voraussetzungen<br />
1<br />
Die Leistungen nach den Artikeln 25 – 31 müssen wirksam, zweckmässig<br />
und wirtschaftlich sein. Die Wirksamkeit muss nach wissenschaftlichen<br />
Methoden nachgewiesen sein.<br />
2<br />
Die Wirksamkeit, die Zweckmässigkeit und die Wirtschaftlichkeit<br />
der Leistungen werden periodisch überprüft.<br />
Art. 49 Tarifverträge mit Spitälern<br />
8<br />
In Zusammenarbeit mit den Kantonen ordnet der Bun<strong>des</strong>rat<br />
schweizweit Betriebsvergleiche zwischen Spitälern an, insbesondere<br />
zu Kosten und medizinischer Ergebnisqualität. Die Spitäler<br />
und die Kantone müssen dafür die nötigen Unterlagen liefern. Der<br />
Bun<strong>des</strong>rat veröffentlicht die Betriebsvergleiche.<br />
Verordnung über die Krankenversicherung (KVV), SR<br />
832.102<br />
Art. 28 Daten der Versicherer<br />
1<br />
Die Daten, die von den Versicherern nach Artikel 21 Absatz 4 <strong>des</strong><br />
Gesetzes weitergegeben werden müssen, dienen dazu:<br />
a. die einheitliche Anwendung <strong>des</strong> Gesetzes zu über wachen;<br />
b. die Kostenentwicklung zu verfolgen;<br />
c. die Wirtschaftlichkeit der erbrachten Leistungen zu kontrollieren<br />
(statistische Kontrolle der Kosten nach Geschlecht, Alter, Wohnort,<br />
Leistungserbringer);<br />
d. die Gleichbehandlung der Versicherten sicherzustellen;<br />
e. sicherzustellen, dass die Prämienunterschiede den kantonalen<br />
und regionalen Kostenunterschieden entsprechen und die Mittel<br />
der Sozialversicherung ausschliesslich zu deren Zwecken<br />
eingesetzt werden;<br />
f. die Entscheidungsgrundlagen für die Durchführung von gesetzlich<br />
vorgesehenen ordentlichen oder ausser ordentlichen Massnahmen<br />
zur Eindämmung der Kostenentwicklung vorzubereiten;<br />
g. die Wirkungen <strong>des</strong> Gesetzes zu verfolgen und Entscheidungsgrundlagen<br />
für allfällig notwendige Gesetzes- und Gesetzesvollzugsänderungen<br />
bereitzustellen.<br />
Art. 32 Wirkungsanalyse<br />
1<br />
Das BAG führt in Zusammenarbeit mit den Versicherern, Leistungserbringern<br />
und Kantonen sowie Vertretern der Wissenschaft<br />
wissenschaftliche Untersuchungen über die Durchführung und die<br />
Wirkungen <strong>des</strong> Gesetzes durch.<br />
2<br />
Diese Untersuchungen haben den Einfluss <strong>des</strong> Gesetzes auf die<br />
Situation und das Verhalten der Versicherten, der Leistungserbringer<br />
und der Versicherer zum Gegenstand. Insbesondere ist zu untersuchen,<br />
ob die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Grundversorgung<br />
gewährleistet ist und die sozial- und wettbewerbspolitischen<br />
Zielsetzungen <strong>des</strong> Gesetzes erreicht werden.<br />
3<br />
Das BAG kann für die Durchführung der Untersuchungen wissenschaftliche<br />
Institute beiziehen und Expertengruppen einsetzen.<br />
Verordnung vom 12. April 1995 über den Risiko aus gleich<br />
in der Krankenversicherung (VORA), SR 832. 112.1<br />
Art. 8 Wirkungsanalyse<br />
Das BAG führt mit den Fachkreisen der Krankenversicherung eine<br />
begleitende wissenschaftliche Untersuchung durch. Zu untersuchen<br />
sind insbesondere die Wirkungen <strong>des</strong> Risikoausgleiches in Bezug<br />
auf die Kostenentwicklung bei den einzelnen Versicherern und in Be-<br />
62 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
zug auf das Recht der Versicherten, den Versicherer zu wechseln.<br />
Das BAG bestimmt die technischen Einzelheiten der Untersuchung.<br />
Für die Erhebungsarbeiten und die Auswertung der Ergebnisse kann<br />
es ein wissenschaftliches Institut beiziehen.<br />
2.2 Lebensmittel<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz vom 9. Oktober 1992 über Lebensmittel<br />
und Gebrauchsgegenstände (Lebensmittelgesetz,<br />
LMG), SR 817.0<br />
Art. 34 Forschung und Ausbildung<br />
Der Bund:<br />
a. erforscht und beschafft die für die Anwendung dieses Gesetzes<br />
erforderlichen wissenschaftlichen Grund lagen;<br />
b. kann Erhebungen selber oder in Zusammenarbeit mit den Kantonen<br />
durchführen;<br />
c. wirkt an der Aus- und Weiterbildung der Kontroll organe mit.<br />
Der Entwurf <strong>des</strong> totalrevidierten LMG vom 25. Mai 2011<br />
enthält keinen spezifischen Forschungsartikel mehr;<br />
ent sprechende Aktivitäten werden sich auf die allgemeingesetzlichen<br />
Grundlagen (insbesondere <strong>des</strong> Forschungs-<br />
und Innovationsförderungsgesetzes) stützen.<br />
2.3 Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
Entwurf Bun<strong>des</strong>gesetz über Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
(Präventionsgesetz, PrävG). Der Bun<strong>des</strong>rat<br />
hat am 30. September 2009 den Entwurf zum Bun<strong>des</strong>gesetz<br />
über Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
(Präventionsgesetz) und die dazugehörende Botschaft<br />
zuhanden <strong>des</strong> Parlaments verabschiedet – Link Internet<br />
BAG: www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/<br />
07492/index.htmllang=de<br />
Art. 15 Forschungsförderung<br />
Die zuständigen Bun<strong>des</strong>stellen können im Rahmen der Forschungsförderung<br />
die Forschung in den Bereichen Prävention, <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Früherkennung unterstützen.<br />
Art. 20 Controlling und Wirksamkeitsüberprüfung<br />
1<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat und die Kantone überprüfen auf der Grundlage der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sberichterstattung nach Artikel 19 regelmässig den<br />
Stand der Erreichung der nationalen Ziele und ergreifen bei Bedarf<br />
entsprechende Massnahmen.<br />
2<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat evaluiert die Umsetzung der bun<strong>des</strong>rätlichen Strategie.<br />
3<br />
Das Institut evaluiert Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
der nationalen Programme.<br />
Art. 38 Evaluation<br />
1<br />
Das BAG sorgt dafür, dass Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit der Massnahmen nach diesem Gesetz periodisch<br />
evaluiert werden. Es lässt dabei namentlich überprüfen:<br />
a. inwieweit sich aufgrund <strong>des</strong> Gesetzes die Koordination und die<br />
Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Dritten verbessert<br />
haben;<br />
b. wie die von Bund und Kantonen eingesetzten Finanzmittel verwendet<br />
werden und wirken.<br />
2<br />
Das Institut stellt dem BAG dafür die Ergebnisse der Wirksamkeitsüberprüfungen<br />
nach Artikel 20 Absatz 3 zur Verfügung.<br />
3<br />
Das EDI erstattet nach Abschluss der Evaluation dem Bun<strong>des</strong>rat<br />
Bericht über die Resultate und unterbreitet ihm einen Vorschlag für<br />
das weitere Vorgehen.<br />
2.4 eHealth<br />
Vorentwurf vom 16. September 2011 eines Bun<strong>des</strong>gesetzes<br />
über das elektronische Patienten dossier<br />
(EPDG). Der Bun<strong>des</strong>rat hat am 3. Dezember 2010 das<br />
EDI beauftragt, bis im Herbst 2011 einen Vorentwurf<br />
für gesetzliche Grundlagen zur Einführung eines elektronischen<br />
Patientendossiers auszuarbeiten.<br />
Art. 18 Evaluation<br />
1<br />
Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern sorgt dafür, dass<br />
Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Massnahmen<br />
nach diesem Gesetz periodisch evaluiert werden.<br />
2<br />
Es erstattet dem Bun<strong>des</strong>rat nach Abschluss der Evaluation Bericht<br />
über die Resultate und kann ihm Vorschläge für das weitere Vorgehen<br />
unterbreiten.<br />
2.5 Drogen<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz vom 3. Oktober 1951 über die Betäubungsmittel<br />
und die psychotropen Stoffe (Betäubungsmittelgesetz,<br />
BetmG), SR 812.121<br />
Art. 3e Betäubungsmittelgestützte Behandlung<br />
3<br />
Für die heroingestützte Behandlung braucht es eine Bewilligung<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Der Bun<strong>des</strong>rat erlässt besondere Bestimmungen. Er<br />
sorgt insbesondere dafür, dass:<br />
c. Durchführung und Verlauf der heroingestützten Behandlungen<br />
periodisch überprüft werden.<br />
Art. 3f Datenbearbeitung<br />
1<br />
Die für den Vollzug dieses Gesetzes zuständigen Behörden und Institutionen<br />
sind berechtigt, Personendaten, besonders schützenswerte<br />
Personendaten und Persönlichkeitsprofile zur Überprüfung<br />
der Voraussetzungen und <strong>des</strong> Verlaufs der Behandlung von betäubungsmittelabhängigen<br />
Personen zu bearbeiten.<br />
2<br />
Sie gewährleisten durch technische und organisatorische Massnahmen<br />
den Schutz der Daten nach Absatz 1.<br />
3<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat legt die Einzelheiten fest, insbesondere:<br />
a. die für die Datenbearbeitung zuständigen Behörden und Institutionen;<br />
b. die zu bearbeitenden Daten;<br />
c. die Datenflüsse;<br />
d. die Zugriffsberechtigungen.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 63
Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen<br />
Art. 3j Forschungsförderung<br />
Der Bund kann im Rahmen <strong>des</strong> Forschungsgesetzes vom 7. Oktober<br />
1983 wissenschaftliche Forschung namentlich in folgenden Bereichen<br />
fördern:<br />
a Wirkungsweise abhängigkeitserzeugender Stoffe;<br />
b. Ursachen und Auswirkungen suchtbedingter Störungen;<br />
c. präventive und therapeutische Massnahmen;<br />
d. Verhinderung oder Verminderung suchtbedingter Störungen;<br />
e. Wirksamkeit von Wiedereingliederungsmassnahmen.<br />
Art. 29a<br />
1<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> sorgt für die wissenschaftliche Evaluation<br />
der Massnahmen nach diesem Gesetz. Es kann die nach Artikel<br />
3f beschafften Daten in anonymisierter Form dem Bun<strong>des</strong>amt<br />
für Statistik zur Auswertung und Veröffentlichung übermitteln.<br />
2<br />
Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern erstattet nach Abschluss<br />
wichtiger Evaluationen dem Bun<strong>des</strong>rat und den zuständigen<br />
Kommissionen der Bun<strong>des</strong>versammlung Bericht über die Resultate<br />
und unterbreitet Vorschläge für das weitere Vorgehen.<br />
Art. 29c<br />
1<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat bezeichnet ein nationales Referenzlabor; dieses<br />
forscht, informiert und koordiniert im analytischen, pharmazeutischen<br />
und klinisch-pharmakologischen Bereich der Betäubungsmittel<br />
und der Stoffe nach den Artikeln 2, 3 Absatz 1 und 7 Absatz 3.<br />
2<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat bezeichnet eine nationale Beobachtungsstelle zur<br />
Überwachung der Suchtproblematik. Diese sammelt, analysiert<br />
und interpretiert statistische Daten. Sie arbeitet mit den Kantonen<br />
und den internationalen Organisationen zusammen.<br />
3<br />
Der Bund kann Dritte mit einzelnen Aufgaben zur Erforschung, Information<br />
und Koordination und zur Überwachung der Suchtproblematik<br />
nach den Absätzen 1 und 2 betrauen.<br />
Art. 29e<br />
1<br />
Die Kantonsregierungen berichten dem Bun<strong>des</strong>rat regelmässig über<br />
die Ausführung <strong>des</strong> Gesetzes und die dabei gemachten Beobachtungen<br />
und stellen die benötigten Daten (Art. 29c Abs. 2) zur Verfügung.<br />
2<br />
Die Kantone haben dem Bun<strong>des</strong>amt für Polizei gemäss den<br />
Bestimmungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesetzes vom 7. Oktober 1994 über<br />
kriminalpolizeiliche Zentralstellen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> über jede wegen<br />
Widerhandlung gegen dieses Gesetz eingeleitete Strafverfolgung<br />
rechtzeitig Mitteilung zu machen. Die entsprechenden Informationen<br />
werden grundsätzlich auf dem elektronischen Weg übermittelt<br />
oder direkt in die Datenverarbeitungssysteme <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes<br />
für Polizei eingegeben. Der Bun<strong>des</strong>rat regelt die Einzelheiten.<br />
Verordnung vom 25. Mai 2011 über Betäubungsmittelsucht<br />
und andere suchtbedingte Störungen (Betäubungsmittelsuchtverordnung,<br />
BetmSV), SR 812.121.6<br />
Art. 31 Empfehlungen zur Qualitätssicherung<br />
Das BAG erarbeitet namentlich mit Behörden und Fachorganisationen<br />
Empfehlungen zur Qualitätssicherung in den Bereichen Prävention,<br />
Therapie und Schadenminderung. Es berücksichtigt dabei<br />
Ergebnisse und Empfehlungen aus Forschung und Praxis.<br />
2.6 Humanforschung<br />
Entwurf Bun<strong>des</strong>gesetz über die Forschung am Menschen<br />
(Humanforschungsgesetz, HFG). Am 21. Okto-<br />
ber 2009 überwies der Bun<strong>des</strong>rat dem Parlament die<br />
Botschaft und den Entwurf eines Bun<strong>des</strong>gesetzes<br />
über die Forschung am Menschen zur Beratung –<br />
Link Internet BAG: www.bag.admin.ch/themen/medizin/00701/00702/07558/index.htmllang=de<br />
Art. 60 Evaluation<br />
1<br />
Das BAG sorgt für die Überprüfung der Wirksamkeit dieses Gesetzes.<br />
2<br />
Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern erstattet dem Bun<strong>des</strong>rat<br />
Bericht über die Ergebnisse der Evaluation und unterbreitet<br />
Vorschläge für das weitere Vorgehen.<br />
2.7 Stammzellen<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz über die Forschung an embryonalen<br />
Stammzellen (Stammzellenforschungsgesetz, StFG),<br />
SR 810.31<br />
Art. 23 Evaluation<br />
1<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt sorgt für die Evaluation der Wirksamkeit dieses<br />
Gesetzes.<br />
2<br />
Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern erstattet dem Bun<strong>des</strong>rat<br />
nach Abschluss der Evaluation, spätestens aber fünf Jahre<br />
nach Inkrafttreten dieses Gesetzes Bericht und unterbreitet Vorschläge<br />
für das weitere Vorgehen.<br />
2.8 Transplantation<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz über die Transplantation von Organen, Geweben<br />
und Zellen (Transplantationsgesetz), SR 810.21<br />
Art. 55 Evaluation<br />
1<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt sorgt für wissenschaftliche Evaluationen über den<br />
Vollzug und die Wirkungen dieses Gesetzes.<br />
2<br />
Diese Evaluationen haben namentlich zum Gegenstand:<br />
a. den Einfluss <strong>des</strong> Gesetzes auf die Situation, die Einstellung und<br />
das Verhalten der Bevölkerung sowie <strong>des</strong> medizinischen Personals;<br />
b. die Praxis der Zuteilung von Organen, die Qualität der Transplantationen<br />
und die Verfügbarkeit von Organen, Geweben und<br />
Zellen zur Transplantation.<br />
3<br />
Das Eidgenössische Departement <strong>des</strong> Innern erstattet nach Abschluss<br />
von wichtigen Evaluationen dem Bun<strong>des</strong>rat Bericht über<br />
die Resultate und unterbreitet ihm einen Vorschlag für das weitere<br />
Vorgehen.<br />
2.9 Heilmittel<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz über Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
(Heilmittelgesetz, HMG), SR 812.21<br />
Art. 1 Zweck<br />
3<br />
Beim Vollzug dieses Gesetzes, insbesondere beim Erlass von Verordnungen<br />
und bei der Anwendung im Einzelfall, ist darauf zu achten,<br />
dass:<br />
b. für die Forschung und Entwicklung im Heilmittel bereich günstige<br />
Rahmenbedingungen bestehen<br />
64 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
2.10 Chemikalien<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz über den Schutz vor gefährlichen Stoffen<br />
und Zubereitungen (Chemikaliengesetz, ChemG),<br />
SR 813.1<br />
Art. 37 Grundlagenbeschaffung, Forschung<br />
1<br />
Der Bund beschafft die für die Anwendung dieses Gesetzes erforderlichen<br />
wissenschaftlichen Grundlagen.<br />
2<br />
Er kann Erhebungen selber oder in Zusammenarbeit mit den Kantonen,<br />
mit geeigneten Institutionen oder Fachleuten durchführen.<br />
3<br />
Er kann im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit Untersuchungen<br />
von Stoffen und Zubereitungen ganz oder teilweise finanzieren.<br />
4<br />
Er fördert die wissenschaftliche Lehre und Forschung über gefährliche<br />
Eigenschaften von Stoffen und Zubereitungen.<br />
Bemerkung: Diverse Artikel der Verordnungen im Chemikalienbereich,<br />
wo von «Forschung und Entwicklung» die Rede ist, sind hier<br />
nicht erwähnt, da dort Stoffe oder Produkte behandelt werden, die<br />
für die Forschung und Entwicklung in den Verkehr gebracht werden.<br />
2.11 Strahlenschutz – Ionisierende Strahlung<br />
Strahlenschutzgesetz (StSG), SR 814.50<br />
Art. 5 Forschung, Entwicklung, Ausbildung<br />
1<br />
Der Bund fördert die wissenschaftliche Forschung über Strahlenwirkungen<br />
und Strahlenschutz sowie die Ausbildung auf dem Gebiet<br />
<strong>des</strong> Strahlenschutzes.<br />
2<br />
Er kann:<br />
a. Entwicklungsarbeiten auf diesen Gebieten fördern;<br />
b. Fachleute ausbilden;<br />
c. sich an Unternehmen beteiligen, die der Forschung oder Ausbildung<br />
dienen.<br />
Strahlenschutzverordnung (StSV), SR 814.501<br />
Art. 8 Forschung<br />
1<br />
Die Aufsichtsbehörden können Forschungsprojekte über Strahlenwirkungen<br />
und Strahlenschutz in Auftrag geben oder sich an Forschungsprojekten<br />
beteiligen.<br />
2<br />
Das Paul Scherrer-Institut (PSI) und andere Stellen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />
stehen den Aufsichtsbehörden im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur<br />
Durchführung von Forschungsaufträgen über Strahlenwirkungen<br />
und Strahlenschutz zur Verfügung.<br />
3<br />
Die Aufsichtsbehörden sprechen sich untereinander ab, bevor sie<br />
einen Forschungsauftrag vergeben.<br />
2.12 Strahlenschutz – Radon<br />
Strahlenschutzverordnung (StSV), SR 814.501<br />
Art. 118 Fach- und Informationsstelle Radon<br />
2<br />
Es [das BAG] nimmt dabei folgende Aufgaben wahr:<br />
e. es evaluiert regelmässig die Auswirkungen der Massnahmen<br />
f. es kann Untersuchungen über die Herkunft und Wirkung <strong>des</strong><br />
Radons durchführen<br />
2.13 Strahlenschutz – Nichtionisierende<br />
Strahlung und Schall<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz über den Umweltschutz (Umweltschutzgesetz,<br />
USG), SR 814.01<br />
Art. 49 Ausbildung und Forschung<br />
1<br />
Der Bund kann die Aus- und Weiterbildung der mit Aufgaben nach<br />
diesem Gesetz betrauten Personen fördern.<br />
2<br />
Er kann Forschungsarbeiten und Technologiefolgen-Abschätzungen<br />
in Auftrag geben oder unterstützen.<br />
3<br />
Er kann die Entwicklung von Anlagen und Verfahren fördern, mit<br />
denen die Umweltbelastung im öffentlichen Interesse vermindert<br />
werden kann. Die Finanzhilfen dürfen in der Regel 50 Prozent der<br />
Kosten nicht überschreiten. Sie müssen bei einer kommerziellen<br />
Verwertung der Entwicklungsergebnisse nach Massgabe der erzielten<br />
Erträge zurückerstattet werden. Im Rhythmus von fünf Jahren<br />
beurteilt der Bun<strong>des</strong>rat generell die Wirkung der Förderung und erstattet<br />
den eidgenössischen Räten über die Ergebnisse Bericht.<br />
2.14 Übertragbare Krankheiten<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz über die Bekämpfung übertragbarer<br />
Krankheiten <strong>des</strong> Menschen (Epidemiengesetz), SR<br />
818.101 – Hinweis: das Epidemiengesetz (BG vom<br />
18. Dezember 1970) befindet sich zurzeit in Totalrevision,<br />
die neue Fassung soll voraussichtlich im Jahre<br />
2014 in Kraft treten.<br />
Art. 5 Laboratorien<br />
1<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong>swesen anerkennt unter den vom<br />
Bun<strong>des</strong>rat festzulegenden Bedingungen und auf Vorschlag <strong>des</strong> zuständigen<br />
Kantons Laboratorien, die mikrobiologische oder serologische<br />
Untersuchungen zur Erkennung übertragbarer Krankheiten<br />
durchführen.<br />
1bis<br />
Laboratorien, die solche Untersuchungen an Blut, Blutprodukten<br />
oder Transplantaten im Hinblick auf eine Transfusion, Transplantation<br />
oder Verarbeitung durchführen, benötigen eine Bewilligung<br />
<strong>des</strong> Schweizerischen Heilmittelinstituts.<br />
1ter<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat erlässt Vorschriften über die Voraussetzungen und<br />
das Verfahren für die Erteilung der Bewilligung und umschreibt die<br />
Pflichten <strong>des</strong> Inhabers oder der Inhaberin der Bewilligung.<br />
2<br />
Das Schweizerische Heilmittelinstitut überprüft periodisch die Bewilligungsvoraussetzungen<br />
und das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong><br />
zusammen mit den Kantonen die Anerkennungsberechtigung.<br />
3<br />
Es kann einzelne Laboratorien als nationale Zentren für besondere<br />
Aufgaben bezeichnen.<br />
Art.29c Einschliessungsmassnahmen<br />
1. Wer mit Erregern umgeht, die er weder im Versuch freisetzen,<br />
noch in Verkehr bringen darf (Art. 29a), muss alle Einschliessungsmassnahmen<br />
treffen, die aufgrund der Gefährlichkeit der Erreger<br />
notwendig sind.<br />
Art. 32 Bun<strong>des</strong>beiträge<br />
2<br />
Der Bund gewährt Beiträge an die als nationale Zentren bezeichneten<br />
Laboratorien (Art. 5 Abs. 3) für die Ausgaben, die ihnen im<br />
Rahmen ihrer Sonderaufgaben erwachsen.<br />
<strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016 | 65
Anhang A2: Gesetzliche Grundlagen<br />
Entwurf revidiertes Epidemiengesetz (am 3. Dezember<br />
2010 verabschiedete der Bun<strong>des</strong>rat den Entwurf<br />
<strong>des</strong> Epidemiengesetzes und die dazugehörige Botschaft<br />
zuhanden <strong>des</strong> Parlaments, vgl. Kommentar<br />
oben). Link Internet BAG: www.bag.admin.ch/themen/<br />
medizin/03030/03209/03210/index.htmllang=de<br />
Art. 17 Nationale Referenzzentren<br />
Das BAG kann einzelne Laboratorien als nationale Referenzzentren<br />
oder als Bestätigungslaboratorien bezeichnen und diese mit besonderen<br />
Untersuchungen und weiteren Sonderaufgaben betrauen.<br />
Art. 24 Überwachung und Evaluation<br />
1<br />
Die zuständigen Bun<strong>des</strong>behörden überprüfen unter Einbezug der<br />
Kantone regelmässig die Zweckmässigkeit und Wirksamkeit der<br />
Impfmassnahmen.<br />
2<br />
Die zuständigen kantonalen Behörden erheben den Anteil der geimpften<br />
Personen und berichten dem BAG regelmässig über die<br />
Impfungsrate und über die Massnahmen, die zu deren Erhöhung<br />
getroffen wurden.<br />
3<br />
Das BAG verfasst regelmässig Berichte zur Überwachung und Evaluation<br />
und veröffentlicht diese in geeigneter Form.<br />
Art. 26 Umgang mit Krankheitserregern in geschlossenen Systemen<br />
1<br />
Bei Tätigkeiten in geschlossenen Systemen mit Krankheitserregern<br />
sind alle Einschliessungsmassnahmen zu treffen, die zur Verhütung<br />
einer Gefährdung <strong>des</strong> Menschen oder der Umwelt notwendig<br />
sind.<br />
Art. 52 Abgeltungen an Laboratorien<br />
Der Bund gewährt Abgeltungen an die als nationale Referenzzentren<br />
bezeichneten Laboratorien für die Ausgaben, die ihnen im Rahmen<br />
ihrer Sonderaufgaben erwachsen.<br />
Art. 81 Evaluation<br />
Der Bun<strong>des</strong>rat überprüft periodisch die Wirksamkeit, Zweckmässigkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit der Massnahmen nach diesem Gesetz.<br />
Das revidierte Epidemiengesetz definiert keine expliziten thematischen<br />
Forschungsschwerpunkte, aber es steckt den Rahmen ab<br />
für die Erarbeitung einer <strong>Ressortforschung</strong>sstrategie. Das Gesetz<br />
fordert die Vollzugsbehörden auf, Grundlagenwissen aufzubereiten<br />
(Art. 2 E-EpG), Ziele und Strategien zur Verhütung- und Bekämpfung<br />
zu erarbeiten (Art. 4 E-EpG), entsprechende Massnahmen umzusetzen<br />
und deren Wirksamkeit, Zweckmäs sigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
periodisch zu evaluieren (Art. 81 E-EpG).<br />
2.15 Übertragbare Krankheiten – Meldewesen<br />
Verordnung über die Meldung übertragbarer Krankheiten<br />
<strong>des</strong> Menschen (Melde-Verordnung), SR 818.141.1<br />
Art. 20 Epidemiologische Forschung<br />
1<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt kann epidemiologische Forschungen planen und<br />
durchführen.<br />
2<br />
Es kann dazu mit Kantonsärztinnen und Kantonsärzten zusammenarbeiten.<br />
3<br />
Es kann Dritte mit der Durchführung beauftragen.<br />
2.16 Übertragbare Krankheiten – Influenza-Pandemie<br />
Verordnung über Massnahmen zur Bekämpfung einer<br />
Influenza-Pandemie (Influenza-Pandemieverordnung,<br />
IPV), SR 818.101.23<br />
Art. 17 Berichterstattung<br />
Nach der Pandemiebedrohung oder Pandemie erstellt das Departement<br />
in Zusammenarbeit mit den Kantonen zuhanden <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats<br />
einen Bericht über die Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit der getroffenen Massnahmen.<br />
2.17 Übertragbare Krankheiten –<br />
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit<br />
Verordnung über die Prävention der Creutzfeldt-Jakob-<br />
Krankheit bei chirurgischen und medizinischen Eingriffen<br />
(CJKV), SR 818.101.21<br />
Art. 5 Vollzug<br />
3<br />
Das Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> überwacht die Einhaltung <strong>des</strong> Verbots<br />
nach Artikel 3.<br />
4<br />
Es verfolgt den Stand der Wissenschaft und informiert die betroffenen<br />
Kreise.<br />
2.18 Übertragbare Krankheiten –<br />
HIV-Studienverordnung<br />
Verordnung über epidemiologische Studien zur Erfassung<br />
von Daten über das Human Immunodeficiency<br />
Virus (HIV-Studienverordnung), SR 818.116<br />
2.19 Rheuma<br />
Bun<strong>des</strong>gesetz über Bun<strong>des</strong>beiträge an die Bekämpfung<br />
der rheumatischen Krankheiten, SR 818.21<br />
Art. 2 Geltungsbereich<br />
1<br />
Der Bund kann an wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gesamtgebiete<br />
der Rheumatologie und an die Verbreitung der dabei gewonnenen<br />
Erkenntnisse Beiträge leisten.<br />
2<br />
An Erwerbsunternehmen werden keine Beiträge ausgerichtet.<br />
3<br />
Der Bund kann gemeinnützigen privaten Dachorganisationen für<br />
Massnahmen von gesamtschweizerischer Bedeutung zur Rheumabekämpfung<br />
Beiträge gewähren.<br />
2.20 Tabakpräventionsfonds<br />
Verordnung über den Tabakpräventionsfonds (TPFV),<br />
SR 641.316<br />
Art. 2 Zweck<br />
2<br />
Die Prävention soll insbesondere ausgerichtet sein auf:<br />
e. die Förderung der Forschung.<br />
66 | <strong>Forschungskonzept</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>2013</strong> – 2016
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
© Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG), Bern<br />
Publikationszeitpunkt: Januar 2012<br />
Kontakt:<br />
Bun<strong>des</strong>amt für <strong>Gesundheit</strong> (BAG)<br />
Direktionsbereich <strong>Gesundheit</strong>spolitik<br />
Fachstelle Evaluation und Forschung (E+F)<br />
CH-3003 Bern<br />
Tel. +41 (0)31 323 50 00<br />
Fax +41 (0)31 323 40 59<br />
www.bag.admin.ch/forschung<br />
forschung@bag.admin.ch<br />
www.bag.admin.ch/evaluation<br />
evaluation@bag.admin.ch<br />
Dieses <strong>Forschungskonzept</strong> steht als PDF-Dokument<br />
zur Verfügung unter:<br />
www.bag.admin.ch/forschung<br />
www.ressortforschung.admin.ch<br />
Lektorat / Korrektorat:<br />
Wolfgang Wettstein, PR-Berater BR / SPRV, Zürich<br />
Layout und Infografiken:<br />
keen pr, Bern<br />
BAG-Publikationsnummer:<br />
BAG GP 12.11 800 d 30EXT1113<br />
Diese Publikation erscheint auch in französischer Sprache.<br />
Cette publication est également disponible en français.<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.