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Assessment im Pflegebereich

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<strong>Assessment</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Pflegebereich</strong><br />

Assoc. Prof. E. Fritz<br />

2.07.09


<strong>Assessment</strong>s (Spirig et al., 2007, S. 182)<br />

„Grundlage für eine evidenzbasierte Praxis“<br />

ein multidisziplinärer, diagnostischer Prozess<br />

Umfassende <strong>Assessment</strong>s bestehen aus:<br />

klinischer Befragung<br />

Körperuntersuchung<br />

Labor- und sonstige Untersuchungen<br />

Verwendung von Instrumenten für eine vertiefte<br />

Abklärung


Pflegeassessment- Screening<br />

Pflegeassessment:<br />

kriterienorientiertes und strukturiertes Erhebungsverfahren,<br />

zur nachvollziehbaren Einschätzung eines Patientenzustandes,<br />

zur Ermittlung des individuellen Hilfebedarfs,<br />

Best<strong>im</strong>mung der notwendigen pflegerischen Unterstützung (Isfort,<br />

Weidner 2001)<br />

Screenings:<br />

erheben keine Diagnose, sondern stellen einen Risikofaktor fest,<br />

Screening erfordert eine individuelle Nachuntersuchung und<br />

Behandlung,<br />

In der Regel gesunde Personen<br />

Arten: Massenscreenings, mehrphasiges Screening, gezieltes<br />

Screening von Gruppen mit best<strong>im</strong>mten Belastungen (Bonita et al.,<br />

2008)


Definition: Pflegeassessment<br />

Die Sammlung u. Interpretation von klinischen<br />

Informationen oder die Bewertung des<br />

Gesundheitszustandes durch ein Mitglied eines<br />

Gesundheitsberufes (Georg, Frowein 1999)<br />

Pflegeassessment ist die Einschätzung<br />

pflegerelevanter Variablen und Phänomene<br />

zum Zweck der Bewertung und/oder der<br />

nachfolgenden Handlungsinitiierung<br />

(Reuschenbach, 2007)


Pflegerelevante Variablen<br />

(Reuschenbach, 2007)<br />

Erfassung pflegerelevanter Aspekte<br />

Ergebnisse des <strong>Assessment</strong>s sind für Pflege von<br />

Bedeutung<br />

Aspekte, die veränderbar, variabel sind<br />

Überschneidung der Verantwortung z.B. be<strong>im</strong><br />

Geriatrischen <strong>Assessment</strong> sind: Pflegende, Ärzte,<br />

Gerontologen, Pädagogen oder Psychologen evtl.<br />

zuständig<br />

Pflegebezogene <strong>Assessment</strong>-Verfahren müssen nicht<br />

<strong>im</strong>mer Konsequenzen <strong>im</strong> Sinne pflegerischer<br />

Maßnahmen haben - gehören zum Aufgaben- und<br />

Wissensfeld der Pflegenden


4 Phasen Prozess (WHO)


Systematik für <strong>Assessment</strong>instrumente<br />

(Reuschenbach, 2007)<br />

Zielobjekte:<br />

Zupflegende (z.B. Risikoskalen für Patienten,<br />

Bewohner)<br />

Pflegende (z.B. Messung der<br />

Arbeitszufriedenheit)<br />

Organisationen (z.B. Maße der<br />

Prozessqualität)<br />

Sonstige Personen (z.B. Auswahl von<br />

Bewerbern für die Pflege mittels <strong>Assessment</strong>-<br />

Center<br />

Durchführende:<br />

Selbstassessment: Zupflegende<br />

Fremdassessment:<br />

Pflegende<br />

Angehörige<br />

Mitglieder anderer Berufsgruppen<br />

Erhebungsort:<br />

<strong>im</strong> häuslichen Bereich)<br />

<strong>im</strong> ambulanten Kontext<br />

Zeitdauer:<br />

Einmaliges <strong>Assessment</strong><br />

Dauerhaftes <strong>Assessment</strong><br />

Adpatives <strong>Assessment</strong><br />

Rolle <strong>im</strong> diagnostischen Prozess:<br />

Anamnese<br />

Diagnose<br />

Zielbest<strong>im</strong>mung<br />

Intervention<br />

Sampling Strategie:<br />

Art des Erhebungsinstrumentes:<br />

Nutzung der <strong>Assessment</strong>-Daten:


Anforderungen an <strong>Assessment</strong>instrumente<br />

(Isfort, Weidner 2001, S. 47)<br />

Objektivität<br />

Validität<br />

Reliabilität<br />

Spezifität<br />

Sensitivität<br />

Praktikabilität<br />

Angemessenheit


Objektivität<br />

(Reuschenbach, 2007)<br />

Wenn Personen, die das Verfahren durchführen,<br />

auswerten oder interpretieren zu gleichen Ergebnissen<br />

kommen<br />

= Ergebnisse sind unabhängig von der Person<br />

Durchführungsobjektivität kann durch genaue Regeln:<br />

wann, wie und durch wen… erhöht werden<br />

Auswertungsobjektivität:<br />

Interpretationsobjektivität<br />

Beobachterschulungen und genaue<br />

Durchführungsrichtlinien können die Objektivität des<br />

<strong>Assessment</strong>s erhöhen


Validität - Gültigkeit<br />

(Isfort, Weidner 2001, Wolf-Osterman 2009)<br />

Misst das eingesetzte Instrument genau das, was es zu messen vorgibt<br />

Beispiel:<br />

Misst ein Instrument das Dekubitusrisiko (Was verursacht einen Dekubitus Druck,<br />

Zeit und Risikofaktoren)<br />

oder vielleicht nur die Mobilitätseinschränkungen<br />

Formen der Validität<br />

Inhaltsvalidität (= face validity oder Augenscheinvalidität:<br />

ist der angemessene inhaltliche Bereich abgedeckt<br />

beruht auf Einschätzungen von Experten, wird nicht numerisch berechnet<br />

Konstruktvalidität: Übereinst<strong>im</strong>mung zwischen Instrument und dem<br />

theoretischen Konstrukt, hohe Konstruktvalidität = Bestätigung der<br />

Hypothesen<br />

Kriteriumsvalidität: Übereinst<strong>im</strong>mung eines Messinstruments mit anderen<br />

relevanten Merkmalen (sog. Außenkriterien)<br />

Validitätskoeffizient: liegt zwischen 0,00 und 1,00, wünschenswert ist ein Wert<br />

über 0,70 (Polit et al. 2004)


Reliabiliät (Polit et al., 2004)<br />

= Messgenauigkeit, Präzision oder Zuverlässigkeit eines Verfahrens,<br />

bleibt das Messergebnis unabhängig von der messenden Person stabil Eine<br />

Waage die einmal 54 und dann 67 kg misst, ist nicht stabil!<br />

Interne Konsistenz : Ausmaß der Übereinst<strong>im</strong>mung zwischen den einzelnen Items<br />

eines Instrumentes und der Gesamtheit der übrigen Items,<br />

Berechnung mit Cronbachs-Alpha<br />

Paralleltest-Reliabilität: es wird geprüft, wie stark zwei Verfahren, die vorgeben<br />

gleiches zu messen, übereinst<strong>im</strong>men.<br />

Interrater-Reliabilität: Lässt man zwei Beurteilende mit dem gleichen Instrument<br />

den selben Patienten (möglichst zeitnah) einschätzen, dann sollte es bei einem<br />

fehlerfreien Messverfahren zu einer großen Übereinst<strong>im</strong>mung kommen.<br />

Reliabitätskoeffizient : liegt zwischen 0,00 und 1,00, je reliabler umso näher bei 1,<br />

über 0,70 ist zufrieden stellend


Sensitivität / Spezifität<br />

(Isfort, Weidner 2001, Bonita et al., 2008)<br />

Sensitivität (Empfindlichkeit, Richtig-positiv-Rate )<br />

= Wahrscheinlichkeit,<br />

dass eine Person mit der Diagnose (=Dekubitus) ein positives Testergebnis zur<br />

Risikoeinschätzung (=Dekubitusrisiko erkannt) hat.<br />

Sensitivität: …“Fähigkeit, wirklich „Kranke“ als „krank“ zu erkennen“ (Mayer et al. 2007)<br />

Spezifität (Richtig-negativ-Rate)<br />

<br />

Wahrscheinlichkeit,<br />

dass eine Person ohne Diagnose (kein Dekubitus)<br />

ein negatives Testergebnis zur Risikoeinschätzung<br />

(= kein Dekubitusrisiko) hat<br />

Spezifität: „Fähigkeit, wirklich „Gesunde“ als „gesund“ zu identifizieren“ (Mayer et al. 200/)<br />

Es gibt keinen Test, der 100% aufweist (Behrens, Langer 2004)<br />

Soll = 80%


Dekubitusrisikoeinschätzung mittels Norton-<br />

Skala und tatsächliche Dekubitusfälle<br />

(Brandenburg, Panfil, Mayer 2007, S. 113)<br />

Tatsächlicher Sachverhalt<br />

Testergebnis<br />

(originale<br />

Norton-<br />

Skala)<br />

Dekubitusrisiko<br />

(positiv)<br />

Kein Dekubitusrisiko<br />

(negativ)<br />

Dekubitus<br />

vorhanden<br />

(positiv)<br />

richtig positiv<br />

40<br />

falsch negativ<br />

4<br />

Kein<br />

Dekubitus<br />

(negativ)<br />

falsch positiv<br />

85<br />

richtig negativ<br />

17<br />

Gesamt<br />

125<br />

21<br />

Gesamt<br />

44<br />

102<br />

146<br />

Sensitivität: 40/44 = 0,909 oder 90,9% Spezifität: 17/102 = 0,167 oder 16,7%<br />

Sensitivität: a/(a+c)<br />

Spezifität: d/(b+d)


US der Norton-Skala <strong>im</strong> Altenhe<strong>im</strong>bereich<br />

(Halek et al., 2002)<br />

Ergebnisse Original- und modifizierte Version:<br />

hohe Sensitivitätswerte (91-95%),<br />

niedrige Spezifitätswerte (6,2 bis 20,6%),<br />

beide Skalen neigen zur Überschätzung des<br />

Dekubitusrisikos,<br />

Trend: Original Skala schätzt die dekubitusfreien<br />

Bewohner besser ein,<br />

Anwendung der Dekubitusskalen in der Praxis<br />

ist durch die fachliche Expertise zu ergänzen!


Ergebnisse zur Validität der Norton-Skala<br />

aus internationalen Studien (Gehrlach, 2008)


Einfach in<br />

Praktischer Einsatz von<br />

<strong>Assessment</strong>instrumenten<br />

(Isfort, Weidner, 2001)<br />

der Durchführung,<br />

Auswertung und<br />

Sprache<br />

Wer arbeitet mit dem <strong>Assessment</strong>instrument<br />

mit welchem Ausbildungsniveau<br />

Welche Pflegepersonen haben Erfahrung mit<br />

dem Einsatz von <strong>Assessment</strong>instrumenten


ADL und IADL-Skalen<br />

(Halek, 2003)<br />

Zur Einschätzung von Selbständigkeit und<br />

Funktionsfähigkeit<br />

• ADL-Index (Activities of Daily Living) nach Katz (1963)<br />

• Barthel Index (1965) (Selbständigkeitsindex), erfasst die<br />

physischen Aspekte, nicht die individuellen Faktoren,<br />

Bei der Einstufung der Pflegebedürftigkeit nicht als einziges<br />

Verfahren anwenden.<br />

• IADL-Skala (Instrumental Activities of Daily Living) Index<br />

nach Lawton, nur in Verbindung mit anderen Skalen<br />

einsetzbar


Vergleich der ADL-/IADL- Aktivitäten<br />

(Halek 2003, S. 28)<br />

ADL-Modell nach Katz<br />

Baden<br />

Waschen<br />

Ankleiden<br />

Kontinenz<br />

Urinkontrolle<br />

Toilettengang<br />

Transfer<br />

Barthel Index<br />

Baden<br />

Essenszubereitung<br />

Kleiden<br />

Stuhlkontrolle<br />

Verkehrsmittelbenutzung<br />

Toilette<br />

Bett/Stuhltransfer<br />

Bewegung<br />

Treppensteigen<br />

Essen<br />

IADL nach Lawton<br />

Einkaufen<br />

Leichte Hausarbeit<br />

Wäsche waschen<br />

Umgehen mit Geld<br />

Einnehmen von<br />

Medikamenten<br />

Fähigkeit zu telefonieren<br />

Essen


Gütekriterien Barthel-Index<br />

(Isfort, Weidner 2001, S. 84)


IADL nach Lawton (1)


IADL nach Lawton (2)


Pflegemessinstrumente<br />

(Isfort, Weidner, 2001)<br />

Zustandsbezogene Pflegemessinstrumente<br />

Resident <strong>Assessment</strong> Instrument (RAI)®<br />

FIM® (Functional Independence Measure)<br />

Geriatrisches Basisassessment (GBA)<br />

Handlungsbezogene Pflegemessinstrumente<br />

Nursing Min<strong>im</strong>um Data Set NMDS (Belgien)<br />

Leistungserfassung in der Pflege (LEP®)<br />

Plaisir®


Resident <strong>Assessment</strong> Instrument (RAI)®<br />

(Isfort, Weidner, 2001)<br />

Wird in Altenpflege eingesetzt<br />

Für Langzeitversorgte konzipiert - Mindestverweildauer von 14 Tage<br />

In Deutsch übersetzt in zweiten, überarbeiteten Fassung<br />

Beinhaltet umfangreiches Handbuch mit Beispielen für korrektes<br />

Ausfüllen der Formulare<br />

RAI® gibt es in zwei verschiedenen Formen<br />

Formblattversion - von Hand ausgefüllt<br />

Softwareversion – Schweiz Q-Sys AG<br />

Teile des RAI®<br />

MDS<br />

Abklärungshilfen (RAPs)<br />

Kostensystem (RUG III)


MDS (Min<strong>im</strong>um Data Set – 2.0 for nursing<br />

home resident assessment) (Isfort, Weidner, 2001)<br />

strukturierte Formulare,<br />

werden von einer Pflegekraft ausgefüllt werden,<br />

vollständige Bewohnereinschätzung mittels des MDS<br />

Protokolls,<br />

verkürzte Beurteilungsprotokolle für:<br />

für eine vierteljährliche Überprüfung,<br />

bei erneuter Aufnahme<br />

nach einem Klinikaufenthalt<br />

umfassende Erstbeurteilung sollte am 14. Tag nach<br />

der Aufnahme des Bewohners erfolgt und ausgefüllt<br />

vorliegen


Erfassungsbereiche des MDS (250 Fragen, 430<br />

Ankreuzmöglichkeiten) (Isfort, Weidner 2001)<br />

Erfassungsbereiche<br />

A) Angaben zur Person und Hintergrundinformation<br />

B) Kognitive Fähigkeiten<br />

C) Kommunikative Fähigkeiten / Hören<br />

D) Sehfähigkeit<br />

E) St<strong>im</strong>mungslage und Verhalten<br />

F) Psychosoziales Wohlbefinden<br />

G) Körperliche Funktionstüchtigkeit / ADL<br />

H) Kontinenz in den letzten 14 Tagen<br />

I) Krankheitsdiagnosen<br />

J) Gesundheitszustand<br />

K) Ernährungsstatus<br />

L) Mund / Zahnstatus<br />

M) Zustand der Haut<br />

N) Beschäftigungsmuster<br />

O) Medikation<br />

P) Spezielle Behandlungen<br />

Q) Entlassungspotential<br />

R) <strong>Assessment</strong>information<br />

Gesamt<br />

Anzahl der<br />

Subkategorien<br />

10<br />

6<br />

7<br />

3<br />

5<br />

3<br />

9<br />

4<br />

3<br />

5<br />

6<br />

1<br />

6<br />

5<br />

4<br />

9<br />

2<br />

2<br />

90


Schweizer MDS-Version – RAI -H C (2004)


Schweizer MDS- Version des RAI 2,0 (2004)<br />

Bereich K: Ernährungsstatus


Schweizer MDS- Version des RAI 2,0 (2004)<br />

Bereich K: Ernährungsstatus


Anwendungsbereiche des RAI<br />

(Bartholomeyzcik et al., 2004)<br />

Pflegepraxis<br />

Institution<br />

Kostenträger<br />

Gesundheitspolitik<br />

Pflegeforschung<br />

Anwendungsbereich<br />

Pflegeplanung<br />

Schulung<br />

Interne Verbesserungen<br />

Benchmarking<br />

Internes QM<br />

Transparenz für Kostenträger<br />

Leistungs- und<br />

Qualitätsvereinbarung<br />

Nationale<br />

Pflegehe<strong>im</strong>vergleiche<br />

Epidemiologische Studien<br />

Datengrundlage<br />

MDS-Daten und RAPs<br />

Qualitätsindikatoren und RAPs<br />

Qualitätsindikatoren<br />

Alle Module<br />

RUGs<br />

Qualitätsindikatoren und RUGs<br />

Qualitätsindikatoren<br />

MDS Daten<br />

MDS Daten<br />

Kunden<br />

Qualitätstransparenz<br />

Qualitätsindikatoren


Functional Independence Measure (FIM)<br />

(Isfort, Weidner, 2001)<br />

ist aus Bereich der Rehabilitation, vor allem<br />

Reha von Schädel-Hirrn- Patienten.<br />

misst, was die Person tatsächlich macht (Isfort<br />

2004)<br />

FIM® erfasst strukturiert Aktivitäten des<br />

täglichen Lebens,<br />

insgesamt werden 18 Items in 7 Bereichen<br />

erhoben,<br />

Items werden auf einer siebenstufigen Skala<br />

beurteilt,<br />

umfasst Stufen zwischen völliger Selbständigkeit<br />

und völliger Unselbständigkeit.<br />

Gesamt-Punktescore: zwischen 18 und 126


Selbständigkeitspunktwerte be<strong>im</strong><br />

FIM<br />

Selbständigkeitsgrad<br />

Keine Hilfsperson erforderlich<br />

Eingeschränkte<br />

Unselbständigkeit<br />

Punktwerte und Beschreibung<br />

7 völlige Selbständigkeit<br />

6 Eingeschränkte Selbstständigkeit<br />

(Hilfsvorrichtung oder<br />

Sicherheitsbedenken)<br />

5 Beaufsichtigung / Vorbereitung<br />

4 Kontakthilfe / geringe Hilfestellung<br />

Eingeschränkte Unselbständigkeit<br />

3 mäßige Hilfestellung<br />

Völlige Unselbstständigkeit<br />

2 ausgeprägte Hilfestellung<br />

1 totale Hilfestellung


FIM (Schulz et al. 2000)


Anmerkungen zu FIM<br />

(Halek, 2003, Isfort, Weidner, 2001)<br />

FIM bietet eine gute Alternative zur Einschätzung der<br />

Pflegebedürftigkeit, wenn die pflegerelevanten<br />

Bereiche wie: Schlaf, Arbeiten, Spielen und Sterben<br />

ergänzt werden.<br />

Haas et al. (2002) weisen für FIM eine mittlere bis hohe<br />

Interrater Reliabilität nach, Instrument kann zur<br />

Einschätzung Schädel-Hirn Verletzter durch Pflegende<br />

eingesetzt werden.<br />

Einfach zu handhabendes Instrument mit einem<br />

geringen Aufwand in der Erhebung,<br />

20-30 Minuten Anwendungs- und Auswertungszeit


Pflegeabhängigkeitsskala (PAS)<br />

(Lohrmann, 2004)<br />

zur Einschätzung der Pflegeabhängigkeit in<br />

Niederlande von Dijkstra (1996) entwickelt,<br />

für demente und geistig behinderte Menschen,<br />

misst „die psychische und physische<br />

Funktionsfähigkeit, die Selbständigkeit, den<br />

Behandlungsbedarf und die<br />

Pflegebedürftigkeit geriatrischer Patienten“<br />

besteht aus den 15 Items,<br />

nach Grundbedürfnissen von Virginia<br />

Henderson


PAS - Pflegeabhägigkeitsskala<br />

5 Einschätzungskriterien zu den Items (Lohrmann, 2004)<br />

1. völlig abhängig,<br />

2. überwiegend abhängig,<br />

3. teilweise abhängig,<br />

4. überwiegend unabhängig,<br />

5. völlig unabhängig<br />

= Je kleiner der Wert desto pflegeabhängiger ist der Klient<br />

Laut Halek (2004)<br />

einfach anzuwendendes Instrument<br />

gibt nur wenig differenzierte Informationen,<br />

nicht zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit oder als<br />

Grundlage der Pflegeplanung,<br />

ein geeignetes Screeninginstrument für die Praxis<br />

Werte zwischen 15 und 75 werden erreicht (Halek, 2003)


Geriatrisches Basisassessment<br />

(GBA) (Isfort, Weidner, 2001)<br />

1993 in Heidelberg eine deutsch-schweizerische<br />

Expertengruppe,<br />

Vorschläge für eine <strong>Assessment</strong>verfahren entwickeln,<br />

Gruppe (AGAST = Arbeitsgruppe Geriatrisches<br />

<strong>Assessment</strong>)<br />

Stellte 1995 das Geriatrische Basisassessment vor,<br />

Bereich der stationären Geriatrie,<br />

Papierform - keine EDV-gestützte Version,<br />

GBA ist ein komplexes Verfahren, mit dem auf<br />

verschiedenen Ebenen Informationen über einen<br />

Patienten gewonnen werden können.


Geriatrisches Basisassessment (GBA)<br />

(Isfort, Weidner, 2001)<br />

GBA der AGAST ist Verbindung verschiedener Instrumente<br />

1. Stufe: Strukturierte Geriatrische Anamnese<br />

2. Stufe: kein <strong>Assessment</strong>, Barthel-Index, Mini Mental State<br />

Examination, Geriatric Depression Scale, Sozialfragebogen<br />

(SOS), Handkrafttest, Geldzähltest, T<strong>im</strong>ed “Up & Go”,<br />

Motilitätstest, Clock Completion (Nigg et al. 2005)<br />

Teststatistischen Kriterien müssen für die einzelnen Elemente<br />

des GBA jeweils einzeln (teilweise Angaben zur Validität,<br />

Reliabilität, Sensivität und Spezifität bei: Isfort S. 83-84)<br />

3. Stufe: weitere differenzierte und spezifische Testverfahren<br />

GBA wird in Hochzirl verwendet, wird zurzeit in ca. 50-60<br />

Kliniken in Deutschland eingesetzt


Nursing Min<strong>im</strong>um Data Set NMDS<br />

(Belgien) (Isfort, Weidner, 2001)<br />

1983 Beginn der Entwicklung,<br />

spezielles System für Belgien - NMDS,<br />

systematisches Erfassungsinstrument zur Darstellung<br />

pflegerischer Tätigkeiten in Akutpflege,<br />

Auslöser für Entwicklung war politische Überlegung<br />

(Finanzierung für Krankenhäuser verändern, Leistungen des<br />

Krankenhauses sollen als Grundlage der Bemessung sein),<br />

für veränderten Abrechnungssystem mussten pflegerische<br />

Tätigkeiten sichtbar gemacht u. systematisch erfasst werden,<br />

Belgisches Sozialministerium beauftragte 1985 zwei<br />

universitäre Forschungszentren mit der Erstellung eines<br />

geeigneten Erfassungsinstrumentes


Nursing Min<strong>im</strong>um Data Set NMDS<br />

(Belgien) (Isfort, Weidner, 2001)<br />

Seit 1987 Erhebung mit NMDS für Krankenhäuser in<br />

ganz Belgien verpflichtend,<br />

Resultat: einheitliche und systematische Erfassung von<br />

pflegerischen Daten,<br />

Vergleichbarkeit verschiedener Einrichtungen,<br />

Belgien ist Vorreiter in der systematischen und<br />

standardisierten Erfassung von Pflegedaten,<br />

mittlerweile Datenmaterial seit 1988<br />

Welche pflegerelevanten Daten liegen für Österreich vor


Erfassungsbereich NMDS<br />

(Isfort, Weidner, 2001)<br />

Kodierungsnummern (Einrichtung, Abteilung und jeder<br />

Patient bekommt Nummer, Patienten bleiben durch<br />

Codierung anonym)<br />

Patientenbezogene Daten (Geburtsjahr und Geschlecht<br />

werden registriert. Wohnort und Geburtstag werden nicht<br />

erhoben wegen Rückverfolgung<br />

Pflegehandlungsbezogene Daten<br />

23 pflegehandlungsbezogene Items<br />

Pflegekraftbezogene Daten<br />

Anzahl der Pflegekräfte in der Abteilung, Qualifikation<br />

der Mitarbeiter, geleistete Arbeitszeit und Bettenzahl der<br />

Station werden erhoben<br />

Pflegebedarfsbezogene Daten (in Form der ATLs nach<br />

Katz können Patientenfähigkeiten erhoben werden).


Erhebung Pflegehandlungsbezogener<br />

Daten NMDS (Isfort, Weidner, 2001)<br />

Angabe, ob der Patient diese Pflegeintervention erhielt,<br />

Häufigkeit der Pflegeintervention,<br />

Grad an Pflegehilfe (4 mögliche Abstufungen)<br />

Datensammlung in fünf pflegerischen Kernbereichen<br />

Bedürfnisorientierter <strong>Pflegebereich</strong>,<br />

klinisch- technischer <strong>Pflegebereich</strong>,<br />

psychoszialer <strong>Pflegebereich</strong>,<br />

Krankenbeobachtung und Bereich der Überwachung,<br />

Prophylaxen und Pflegeprävention<br />

(Isfort et al. S. 105-107)


Durchführung Erhebung - NMDS<br />

(Isfort, Weidner, 2001)<br />

Daten werden an 15 aufeinander folgenden Tagen,<br />

vier mal <strong>im</strong> Jahr in ganz Belgien erhoben,<br />

60 von 352 Tagen werden systematisch erfasst<br />

Menge an Datenmaterial,<br />

Teile werden stichprobenartig ausgewählt,<br />

Während der Erhebung weiß keine Einrichtung, welche<br />

Tagesdaten in die tatsächliche Berechnung einfließen.<br />

Fünf der 15 erhobenen Tage werden in Berechnung<br />

aufgenommen, insgesamt liegen repräsentative Daten<br />

für 20 Tage der stationären Patientenversorgung pro<br />

Jahr aus den jeweiligen Einrichtungen vor


Auswertung der Daten – NMDS<br />

(Isfort, Weidner, 2001)<br />

Daten werden in verschiedener Art und Weise<br />

aufbereitet und an Einrichtungen zurückgegeben<br />

Auswertungsformen<br />

Fingerprint<br />

Histogramm,<br />

ausgehend von Referenzwert Null wird eine Skalierung<br />

von +0,5 bis –0,5 vorgenommen,<br />

Referenzwert - beliebige Vergleichsdaten z.B. der<br />

landesweite Durchschnitt einer Station der gleichen<br />

Fachrichtung<br />

National Map<br />

Graphical NMDS projection per patient day


Fingerprint<br />

(Isfort, Weidner, 2001, S. 108)


Leistungserfassung in der Pflege (LEP)<br />

(Isfort, Weidner, 2001)<br />

LEP® entstand in der Schweiz<br />

1995 Arbeitsgruppe Leistungserfassung (ARGE-LEP),<br />

LEP ist ein Erfassungsinstrument für zeitlichen<br />

Pflegeaufwand – der direkten Pflege eines Patienten<br />

zugeordnet,<br />

zur Darstellung des Pflegeaufwandes<br />

Erhebung des Pflegeaufwandes mit LEP® wird einmal<br />

pro 24h für jede/n Patienten von zuständigen<br />

Pflegenden durchgeführt,<br />

Praktikabilität ist gut,<br />

Menge der Daten für geringe Erhebungszeit ist groß,<br />

eignet sich für Akutkliniken zur Darstellung der<br />

Tätigkeiten, Version für Erwachsenen u.<br />

Kinderkrankenpflege


Pflegevariablen des LEP 1.1 ®<br />

(Isfort, Weidner 2001)


Pflegevariablen des LEP 1.1 ®<br />

(Isfort, Weidner 2001)


Berechnungsunterschiede gewichtete Personalzeit<br />

Pflegekategorisierung in LEP (Isfort, Weidner 2001, S. 99)


Weitere <strong>Assessment</strong>instrumente –<br />

Sturzgefahr (Schiemann et al., 2005, S. 55)<br />

Laut Deutschem Expertenstandard :<br />

Kann keines der bisher entwickelten<br />

<strong>Assessment</strong>instrumente zur Bewertung des<br />

Sturzrisikos empfohlen werden<br />

Empfohlen wird: einzelne, individuelle<br />

vorhandene Risikofaktoren identifizieren,<br />

daraus zielgerichtet Interventionen einleiten.<br />

Liste mit den häufigsten Risikofaktoren


Bradenskala<br />

Dekubitusrisikoeinschätzung<br />

ist die in unterschiedlichen Settings am häufigsten<br />

getestet (Lubatsch 2004),<br />

24 Punkte können erreicht werden,<br />

Dekubitusgefährdung besteht bis zu einem Wert von 16<br />

Punkten (DNQP, Deutsches Netzwerk für<br />

Qualitätssicherung in der Pflege 2000)<br />

Laut DNQP wird die Verwendung eines<br />

<strong>Assessment</strong>instrumentes zur<br />

Dekubitusrisikoeinschätzung empfohlen,<br />

jedoch wird kein best<strong>im</strong>mtes Instrument empfohlen, da<br />

es keine ausreichenden Belege für Validität und<br />

Reliabilität gibt


<strong>Assessment</strong> der Demenz<br />

Mini-Mental-Status-Test (MMST)<br />

1975 von Folstein entwickelt,<br />

Hilfsmittel zur Erfassung von kognitiven<br />

Beeinträchtigungen <strong>im</strong> Bereich der leichten<br />

und mittelschweren Demenz,<br />

eignet sich zur Schweregradmessung bei einem<br />

mittleren bis schwerem Grad der Demenz,<br />

Validität: „gut“<br />

reliabel,<br />

Sensitivität und Spezifität sind ebenso gegeben,<br />

Dauer: 10-15 Min. (Isfort, Weidner 2001),


Schmerzassessment<br />

• Prävalenz chronischer Schmerzen in Pflegehe<strong>im</strong>en: 45 % und 83 %,<br />

• Schmerzen bei älteren Menschen in Langzeitbereichen häufig<br />

unbehandelt (American Geriatrics Society, 2002),<br />

• Empfehlung: Implementierung eines institutionalisierten<br />

Schmerzmanagements<br />

Auswahl der Schmerzeinschätzungsinstrumente bei:<br />

„Kognitiv intakten Klienten“<br />

• Verbale Ratingskala: kein Schmerz, wenig Schmerz, mäßiger<br />

Schmerz, starker Schmerz<br />

• Visuelle Analogskala: Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (höchst<br />

vorstellbarer Schmerz)<br />

„Kognitiv nicht intakten Klienten“<br />

• aufgrund Beobachtung Schmerzintensität durch betreuende<br />

Pflegeperson einschätzen,<br />

• zurzeit liegen keine validen Schmerzeinschätzungsinstrumente vor


Prüfungsrelevant sind die Folien


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(Stand: 9.6.2009)

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