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Schmerztherapie Visceral- Thorax- und Gefäßchirurgie

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Eingriffe<br />

Appendektomie<br />

Hernien<br />

Cholezystektomie<br />

Schilddrüse<br />

Laparoskopie<br />

Gefäß-OP, Aorta<br />

Laparotomie<br />

Thorakotomie<br />

Amputationen<br />

(siehe auch „<br />

Phantomschmerzstandard“)<br />

<strong>Schmerztherapie</strong> <strong>Visceral</strong>- <strong>Thorax</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gefäßchirurgie</strong><br />

Basistherapie<br />

- Stufe I -<br />

Novalgin* 4 x 40 Tropfen<br />

alternativ<br />

4x1g als Kurzinfusion<br />

Novalgin* 4 x 40 Tropfen /<br />

alternativ 1g als Kurzinfusion<br />

+<br />

PDK oder PCA<br />

Voltaren 3 x 50 mg +<br />

PDK oder PCA<br />

Voltaren 3 x 50 mg +<br />

Regionalanästhesie oder<br />

PCA<br />

Zusätzlich bei anhaltenden Schmerzen<br />

(VAS in Ruhe > 3)<br />

- Stufe II - - Stufe III -<br />

Ibuprofen 4 x 400 mg<br />

Ibuprofen 4 x 400 mg<br />

Novalgin*4 x 40<br />

Tropfen alternativ /<br />

4x1g als Kurzinfusion<br />

Novalgin* 4 x 40<br />

Tropfen / alternativ<br />

4x1g als Kurzinfusion<br />

Oxygesic**2x10 mg<br />

(ggf. steigern auf<br />

2 x 20, 2 x 30)<br />

Oxygesic 2 x 10 mg<br />

(ggf. steigern auf<br />

2 x 20, 2 x 30)<br />

Oxygesic 2 x 10 mg<br />

(ggf. steigern auf<br />

2 x 20, 2 x 30)<br />

Oxygesic 2 x 10 mg<br />

(ggf. steigern auf<br />

2 x 20, 2 x 30)<br />

Statt Voltaren 3x50 mg kann auch Voltaren Resinat 2x75 mg gegeben werden; bei Schluckstörungen Voltaren Supp (3 x 50 mg).<br />

Opiate Zur Einstellung Titration erforderlich<br />

Komedikation mit Laxans (z.B. Macrogol = Movicol),<br />

bei Übelkeit Bedarfsmedikation (z.B. MCP, Vomex etc.) oder Präparatwechsel<br />

Zusätzlich bei Bedarf<br />

(VAS bei Belastung > 7<br />

Sevredol 10 mg /<br />

Dipidolor 7,5 mg als<br />

Kurzinfusion<br />

Sevredol 10 mg /<br />

Dipidolor 7,5 mg als<br />

Kurzinfusion<br />

Sevredol 10 mg /<br />

Dipidolor 7,5 mg als<br />

Kurzinfusion<br />

Sevredol 10 mg /<br />

Dipidolor 7,5 mg als<br />

Kurzinfusion<br />

* Metamizolpräparate -sind kontraindiziert bei Patienten mit Zustand nach Nierentransplantation<br />

relative Kontraindikation bei Patienten mit allergischer Disposition<br />

alternativ kann hier kann Paracetamol entweder oral (4 x 500 mg) oder 4x1g als Kurzinfusion (Perfalgam) gegeben<br />

werden.<br />

-<br />

** Oxygesic: - Steigerung in 10 mg Schritte (..2x20 mg, 2 x 30 mg) bei Schmerzen innerhalb der ersten 8 St<strong>und</strong>en<br />

- Steigerung in der Abgabefrequenz (statt 2x 10 mg 3x 10 mg usw.) bei Patienten, die den Wirkstoff sehr schnell abbauen<br />

können (Fast-Metabolizer; 10% aller Patienten, Ultra-Fast-Metabolizer 1% aller Patienten))<br />

-<br />

Spätestens ab dem dritten postop. Tag ist die Schmerzmittelgabe bei der täglichen Visite zu evaluieren <strong>und</strong> ggf. zu reduzieren.!!


<strong>Schmerztherapie</strong> bei relevanten Nebendiagnosen<br />

mit Nicht-Opioiden Analgetika (NOA) Stand: Oktober 2006<br />

Begleiterkrankung<br />

Schlecht eingestelltes<br />

Asthma bronchiale<br />

Atopiker,<br />

Allergische<br />

Diathese<br />

Gastrointestinale<br />

Ulzera<br />

Vermeiden Bemerkung Alternative Bemerkung<br />

Diclofenac<br />

Ibuprofen<br />

ASS<br />

Metamizol<br />

Gefahr des Auslösens<br />

eines akuten Anfalls<br />

(Leukotrien-vermittelt oder<br />

direkt allergisch)<br />

Metamizol Therapieresistenter<br />

Bronchospasmus<br />

Diclofenac <strong>und</strong><br />

Ibuprofen<br />

Niereninsuffizienz Diclofenac<br />

Ibuprofen<br />

COX II-Hemmer<br />

Hypovolämie,<br />

Exsikkose<br />

Diclofenac,<br />

Ibuprofen<br />

COX II-Hemmer<br />

Metamizol<br />

möglich<br />

Generell Ulkusprophylaxe<br />

sinnvoll<br />

Kontraindiziert bei GFR <<br />

30 ml/min, sowie wenn der<br />

Patient hypovoläm oder<br />

exsikkiert ist<br />

Potentiell nephrotoxisch<br />

Paracetamol<br />

(evtl. Celecoxib u.a.<br />

COX II-Hemmer)<br />

Paracetamol<br />

Metamizol,<br />

Paracetamol,<br />

COX II-Hemmer<br />

Paracetamol<br />

(Metamizol)<br />

Perfalgan®, Paracetamol oral<br />

oder als Supp.<br />

Adäquate Hydratation<br />

Supp. = Suppositorium<br />

Paracetamol Ausreichende Hydratation<br />

Leukopenie Metamizol<br />

Blutdruckabfall, Schock<br />

Agranulozytose Paracetamol<br />

Leberinsuffizienz, Paracetamol In höheren Dosen Metamizol Anpassung der Dosierung<br />

chronischer<br />

hepatotoxisch<br />

Alkoholismus<br />

(Antidot: NAC)<br />

Erhöhtes kardio- COX II-Hemmer (?) Erhöhen auch bei Metamizol,<br />

vaskuläres Risiko (nachgewiesen für Kurzzeitanwendung Paracetamol<br />

(KHK, CVI, pAVK) Rofecoxib <strong>und</strong><br />

Parecoxib),<br />

Diclofenac,<br />

(evtl. Ibuprofen)<br />

Herzinfarkt- <strong>und</strong><br />

Schlaganfallrisiko<br />

Celecoxib erhöht vermutlich nicht die Rate an<br />

kardiovaskulären Komplikationen<br />

Allen NOA wohnt im Rahmen der Dauertherapie ein hohes Nebenwirkungspotential inne: Im Jahr 1997 starben in den USA 16500 Menschen an der<br />

gastrointestinalen NSAR-Toxizität (Diclofenac, Ibuprofen u.a.), gleichviel wie an der Immunschwächekrankheit AIDS. Es wird geschätzt, dass 80 % aller<br />

tödlichen Ulkuskomplikationen <strong>und</strong> 3 % aller Fälle akuten Nierenversagens NSAR-induziert sind. NSAR sind für 2 Drittel aller medikamentenbedingter<br />

Todesfälle bei Patienten mit chronischer Polyarthritis verantwortlich. Opioiden fehlt dieses ausgeprägte organtoxische Potential.


Interventionsbedingte <strong>Schmerztherapie</strong> September 2006<br />

Maßnahme Nicht<br />

pharmakologische<br />

Legen einer Pleura-/<br />

<strong>Thorax</strong>drainage<br />

Ziehen einer Pleura-/<br />

<strong>Thorax</strong>drainage<br />

Punktion von Aszites,<br />

Pleura <strong>und</strong> Perikard<br />

Anlage eines<br />

arteriellen Katheters<br />

Maßnahme<br />

Information an den<br />

Patienten,<br />

entspannte Lagerung<br />

Information an den<br />

Patienten<br />

Information an den<br />

Patienten<br />

Information an den<br />

Patienten<br />

Anlage eines ZVK Information an den<br />

Patienten,<br />

Anlage eines PVK ><br />

1,3 mm ø( „grün“)<br />

Anlage eines PVK bei<br />

Kindern;<br />

Punktion eines Shunt<br />

zur Dialyse<br />

Lumbalpunktion /<br />

Lumbaldrainage,<br />

Anlage eines<br />

Epiduralkatheters<br />

entspannte Lagerung<br />

Information an den<br />

Patienten<br />

Lokale<br />

Analgesie<br />

Infiltration der Cutis,<br />

des subcutanen <strong>und</strong><br />

möglichst des<br />

viszeraleren Gewebes<br />

mit Mepivacain 1%*<br />

bei liegendem PDK:<br />

Bolusgabe mind. 15<br />

min vorher (bei PCEA<br />

Pat. informieren)<br />

Lokale (oberflächliche<br />

<strong>und</strong> tiefe) Infiltration mit<br />

Mepivacain 1%* wird<br />

dringend empfohlen<br />

Lokale Infiltration mit<br />

Mepivacain 1%* wird<br />

dringend empfohlen<br />

Infiltration mit<br />

Mepivacain 1%*<br />

Lokale Infiltration mit<br />

Mepivacain 1%* wird<br />

dringend empfohlen<br />

EMLA-Pflaster<br />

Zur Beachtung:<br />

Das Pflaster unbedingt<br />

60-75 min vor geplanter<br />

Punktion anbringen <strong>und</strong><br />

mind. 15 Minuten vor<br />

Punktion entfernen!!!<br />

Lokale Infiltration mit<br />

Mepivacain 1%* wird<br />

dringend empfohlen<br />

Zur Beachtung: eine<br />

Infiltration der Bänder<br />

sollte unterbleiben, da<br />

dies sehr schmerzhaft ist.<br />

Beckenstanze Lokale Infiltration des<br />

subkutanen Gewebes<br />

<strong>und</strong> des Periosts mit<br />

Anlegen einer<br />

W<strong>und</strong>naht<br />

Entfernen eines<br />

V.A.C.-Verbandes<br />

Information an den<br />

Patienten<br />

Anfeuchten des<br />

Verbandmaterials mit<br />

steriler Ringerlösung<br />

W<strong>und</strong>debridement Information an den<br />

Patienten<br />

Mepivacain 1%*<br />

Infiltration mit<br />

Mepivacain 1% *<br />

Lokale Infiltration des<br />

Verbandmaterials mit<br />

Mepivacain 1%*<br />

EMLA-Salbe auf die<br />

W<strong>und</strong>fläche auftragen,<br />

Systemische<br />

Analgesie<br />

15 min vor<br />

Eingriffbeginn 10 mg<br />

Sevredol® p.o.<br />

2.Wahl:<br />

7,5 mg Dipidolor® in<br />

50ml NaCl 0,9% als Kurzinfusion<br />

(max.<br />

Infusionszeit: 15 min.)<br />

Mögliche Atemdepression<br />

bei Dipidolor®<br />

beachten -<br />

Überwachung nötig.<br />

evtl. 15 min vor<br />

Eingriffbeginn 10 mg<br />

Sevredol® p.o.<br />

15 min vor<br />

Eingriffbeginn 10 mg


Ausgeprägtes<br />

W<strong>und</strong>debridement<br />

Information an den<br />

Patienten<br />

Bronchoskopie Information an den<br />

Patienten<br />

Portanlage<br />

Hickmananlage<br />

Information an den<br />

Patienten.<br />

mit Folie abdecken <strong>und</strong><br />

30-60 min einwirken<br />

lassen!<br />

Anästhesie der<br />

Nasenschleimhaut:<br />

je 1ml Lidocain 1%;<br />

Rachen- <strong>und</strong><br />

Kehlkopfanästhesie:<br />

Sprühanalgesie mit<br />

Lidocain-Spray<br />

(max. 3mg/kgKG)<br />

®<br />

Sevredol® p.o.<br />

2.Wahl:7,5 mg<br />

Dipidolor® in 50ml NaCl<br />

0,9% als Kurzinfusion<br />

(Infusionszeit: 15 min),<br />

Mögliche Atemdepression<br />

beachten - Überwachung<br />

nötig.<br />

Analgesie:<br />

15 min vor Eingriffbeginn<br />

mind. 10 mg<br />

Sevredol® p.o.<br />

2.Wahl:7,5 mg<br />

Dipidolor® in 50ml NaCl<br />

0,9% als Kurzinfusion<br />

(max. Infusionszeit: 15<br />

min) Mögliche<br />

Atemdepression beachten<br />

- Überwachung nötig.<br />

Sedierung<br />

(wenn nötig):<br />

Midazolam 1-2 mg<br />

fraktioniert i.v. oder<br />

7,5 mg p.o.<br />

Kodein s.c.,<br />

Atropin s.c.<br />

bei Problemen ggf.:<br />

Tracheal-Anästhesie<br />

(4ml Lidocain 4%<br />

intratracheal durch<br />

Cricothyreoid-<br />

Membran)<br />

oder Blockade des<br />

N. laryngeus superior<br />

vorher:<br />

½ - 1 Amp.<br />

Dipidolor® i.v als<br />

Kurzinfusion<br />

nachher:<br />

bei Bed.: 20-30°<br />

Novamin®<br />

oder 10mg Sevredol<br />

Lokale Infiltration mit<br />

Knochenmarkpunktion<br />

Ultracain® 2%<br />

* Statt Mepivacain (Scandicain® 1%) kann auch Bupivacain (Carbostesin® 0,5%) oder alternativ dazu<br />

Ropivacain (Naropin® 0,75%) verwendet werden. Der Wirkungseintritt ist langsamer (bis zu 10 min), dafür<br />

hält die Wirkungsdauer länger an (3-10 St<strong>und</strong>en). Eine Kombination aus beiden Substanzklassengruppen<br />

ist nicht unüblich.<br />

PCEA = Patienten-kontrollierte epidurale Analgesie


EMLA = eutectic mixture of local anesthetics, Mischung aus Lidocain <strong>und</strong> Prilocain, 1-2 ml<br />

Creme pro 10 cm² Hautareal unter einem Okklusionsverband, mittlere Einwirkzeit 60 min<br />

(manchmal bis zu 120 min notwendig, dickes Depot effektiver); Höchstdosis: 10 g beim<br />

Erwachsenen, 2 g beim Kleinkind unter 12 Monaten; Gefahr: Methämoglobinämie (erhöhte<br />

Gefahr bei Kindern unter 3 Monaten wg. verminderter MetHb-Reduktase-Aktivität); KI:<br />

kongenitale <strong>und</strong> idiopathische Methämoglobinämie, Einnahme von Medikamenten, die eine<br />

Methämoglobinämie induzieren<br />

Unabhängig dieser Empfehlungen sollte bei jeder subjektiv schmerzhaft empf<strong>und</strong>enen<br />

Intervention diese abgebrochen werden. Dann sollten zusätzliche analgetische Verfahren<br />

eingesetzt werden.<br />

Empfehlung: 1. Wahl 10 mg Sevredol® (unretardiertes orales Morphin) p.o.<br />

2. Wahl 7,5 mg Dipidolor® als Kurzinfusion<br />

Der Eingriff kann dann nach entsprechender Wartezeit fortgesetzt werden. Bei weiterhin<br />

bestehenden starken Schmerzen wird der Eingriff abgebrochen <strong>und</strong> später unter<br />

anästhesiologischem Standby bzw. unter adäquater Analgosedierung durchgeführt.


Prinzipien der <strong>Schmerztherapie</strong>: Stand: Oktober 2006<br />

1) Schneller Wirkeintritt erwünscht: parenterale Gabe<br />

Ausnahme: kein i.v.-Zugang vorhanden, dann wirkt die orale Gabe eines<br />

nicht-retardierten Präparates (z.B. Sevredol®) meist schneller, da sonst eine<br />

zu lange Verzögerung eintritt, bis ein i.v.-Zugang installiert wurde;<br />

Wirkeintritt bei rektaler Gabe: oft erst nach 1 bis 2 St<strong>und</strong>en<br />

(Alternative, falls keine orale Applikation möglich ist oder bei Dauertherapie)<br />

2) Beginn einer <strong>Schmerztherapie</strong>: i.v.-Titration (bis Patient schmerzfrei bzw.<br />

VAS � 3) ist am effektivsten, danach noch mind. für 10 min überwachen.<br />

Eine kontinuierliche Opioid-Infusion (z.B. über Perfusor) auf Normalstation ohne<br />

kontinuierliche Überwachung ist obsolet (Alternative: PCA)!<br />

Bei Gabe eines Opioids als Kurzinfusion muss eine Überwachung über die<br />

Infusionsgesamtdauer <strong>und</strong> darüber hinaus (mind. 10 min) gewährleistet sein.<br />

3) Eine Schmerzmessung (NRS/VAS 0-10) muss initial <strong>und</strong> im Verlauf erfolgen;<br />

bei Schmerzen VAS > 3 bereits in Ruhe trotz Stufe I - Basisanalgesie mit NOA ist<br />

i.d.R. die Gabe eines Opioids (meist WHO-Stufe III, z.B. Piritramid = Dipidolor®,<br />

Morphin, Oxycodon = Oxygesic®) indiziert<br />

4) Initial sind Maximaldosierungen von Nicht-Opioid-Analgetika anzustreben<br />

Kontraindikationen beachten! Bei NSAID baldige Dosisreduktion anstreben wegen gastrointestinaler<br />

Nebenwirkungen. Die NNT (Number needed to treat) korreliert mit der Dosis des<br />

Analgetikums:<br />

Wirkstoff Max. Tagesdosis<br />

Applikationswege<br />

Beispiel<br />

Ibuprofen 2400 mg<br />

4 x tgl. 600 mg,<br />

p.o., Supp.<br />

d.h. je 1 ½ Tabletten<br />

Diclofenac 150 mg tgl.<br />

Voltaren® 3 x 50 mg<br />

p.o., Supp., i.m. Voltaren resinat® 2 x 75 mg<br />

Celecoxib* 400 mg (p.o.) initial Celebrex® 2 Tabletten<br />

Metamizol 5g tgl.<br />

Novalgin, Novaminsulfon u.a.<br />

p.o., rektal, intravenös 4 x 40 Tropfen oder 4 x 1 g<br />

Kurzinfusion über 30 min!<br />

Paracetamol #<br />

(=PCM)<br />

bei Koliken initial oft 2,5 g als<br />

KI notwendig<br />

p.o., rektal, intravenös<br />

Höchstdosis:<br />

100 mg/kg KG tgl.<br />

z.B. Benuron®, Perfalgan®<br />

Initialdosis: 35-40 mg/kg KG<br />

Repetitionsdosis: 15 mg/kg KG<br />

Muskuloskeletale<br />

Schmerzen<br />

Viszerale<br />

Schmerzen<br />

* Celecoxib (Celebrex®) ist neuerdings in den USA (Stand Sept. 06) zur Akutschmerztherapie<br />

zugelassen: einmalig 400 mg p.o. (d.h. 2 Tabletten), nach früh. 6 St<strong>und</strong>en erneut 200 mg p.o.<br />

Alternativ: Parecoxib (Dynastat®) 40 mg i.v. (einziger parenteraler COX-II-Hemmer; im Uniklinikum<br />

Giessen-Marburg derzeit nicht gelistet); eine Erhöhung des kardiovaskulären Risikos ist bisher nur<br />

für Rofecoxib nachgewiesen<br />

# Paracetamol ist insgesamt sehr nebenwirkungsarm, erreicht aber oft erst bei einer Initialdosis von<br />

ca. 40 mg/kg KG einen ausreichend analgetisch wirksamen Blutspiegel, dieser muss durch 6-8 stdl.<br />

Gabe von 15 mg/kg KG aufrechterhalten werden (d.h. eine Gabe nur als Bedarfsmedikation ist<br />

wenig effektiv);<br />

die Bioverfügbarkeit von Paracetamol rektal schwankt zw. 30-70%, bei oraler Applikation liegt sie<br />

deutlich höher; bei Überdosierung besteht die Gefahr einer Lebernekrose v.a. bei vorbestehender<br />

Leberinsuffizienz <strong>und</strong> bei chronischem Alkoholismus (Antidot: N-Acetyl-Cystein)<br />

Empfehlenswert im Rahmen der Akutschmerztherapie ist die i.v.-Gabe von Perfalgan® mit einer<br />

Infusionsdauer von 15 min, damit die Bluthirnschranke durch den hohen Spitzenspiegel schnell<br />

penetriert wird


5) Metamizol <strong>und</strong> Paracetamol wirken im Allgemeinen bei viszeralen Schmerzen<br />

besser; saure Antiphlogistika (sog. NSAID) wie Ibuprofen, Diclofenac <strong>und</strong><br />

Celecoxib sind dagegen bei muskuloskeletalen Schmerzen sehr effektiv<br />

(„Knochenchirurgie“).<br />

6) Kurzinfusion: 50 ml NaCl 0,9% in 15 min (Ausnahme: Metamizol über 30 min)<br />

7) Die Kombination zweier NSAID (z.B. Diclofenac mit Ibuprofen) erhöht nur die<br />

Nebenwirkungsrate; die Kombination eines eher zentral wirkenden NOA<br />

(Metamizol / PCM) mit einem NSAID kann u.U. von Vorteil sein zur Dosisreduktion<br />

des NSAID.<br />

8) Kontraindikationen v.a. der NSAID beachten!<br />

V.a. gastrointestinal, d.h. Gefahr von Magen- <strong>und</strong> Duodenalgeschwüren mit GI-Blutung<br />

siehe Tabelle <strong>Schmerztherapie</strong> bei relevanten Nebendiagnosen<br />

9) Opioide besitzen im Gegensatz zu den NOA keine organtoxischen Eigenschaften,<br />

daher sind sie bei einem potentiell geringeren Nebenwirkungsspektrum auch als<br />

alleinige Alternative zu NOA in Erwägung zu ziehen!<br />

NW: Obstipation (bleibend), Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen, Schwindel (vorübergehend);<br />

Bewusstseinstrübung <strong>und</strong> Ateminsuffizienz treten meist erst bei deutlicher<br />

Überdosierung nach Eintritt der Schmerzfreiheit auf<br />

10) Dauertherapie mit NSAID: Pantoprazol als Ulkusprophylaxe; keinen Schutz vor<br />

Magenulcera bieten H2-Antagonisten wie Ranitidin, Antazida oder Sucralfat<br />

11) Dauertherapie: oral vor parenteral<br />

d.h. die orale Applikation, bevorzugt eines retardierten Präparates<br />

(z.B. Oxygesic®), ist einer parenteralen Gabe vorzuziehen<br />

12) Durchbruchschmerzen (bei chronischen Schmerzpatienten unter Dauertherapie):<br />

Zusätzlich zur Basisanalgesie erhält der Patient gegen Schmerzspitzen ein<br />

nicht-retardiertes potentes Analgetikum verordnet: z.B.<br />

§ Stufe I: 4x 600 mg Ibuprofen (oder 4x 40 Tropfen Novalgin) fix <strong>und</strong><br />

§ Stufe III: 2x 10 mg Oxygesic® fix <strong>und</strong><br />

§ 10 mg Sevredol® p.o. bei Bedarf (bis zu 6-8x tgl. in mind. 1stündigem Abstand)<br />

13) Opioide der WHO-Stufe II (z.B. Tramadol, Tilidin N, DHC) können u.U. bei<br />

geringer Schmerzstärke (sog. kleine Chirurgie wie Metallentfernung) oder bei<br />

abklingenden postoperativen Schmerzen (erst ab dem 2.-3. postoperativen<br />

Tag) indiziert sein.<br />

Direkt postoperativ sind sie selten ausreichend wirksam, außerdem unterliegen sie<br />

einem Ceiling-Effekt!<br />

14) Schmerzen v.a. im postoperativen Bereich sind etwas dynamisches,<br />

d.h. die Notwendigkeit einer <strong>Schmerztherapie</strong> muss nach spät. 3 Tagen<br />

überprüft <strong>und</strong> die Dosis der Medikamente entsprechend angepasst werden<br />

(bzw. ab- oder umgesetzt werden).<br />

15) Dauertherapie mit Opioiden der WHO-Stufe III: dauerhafte Obstipationsprophylaxe<br />

(z.B. Movicol®) <strong>und</strong> bedarfsweise antiemetische Stufentherapie<br />

v.a. in der Einstellungsphase (siehe dort)


Abkürzungen<br />

COX II Cyclooxygenase Typ II<br />

kg KG Kilogramm Körpergewicht<br />

KI Kurzinfusion oder<br />

Kontraindikation<br />

NaCl Natrium-Chlorid-Lösung<br />

NOA Nicht-Opioid-Analgetikum<br />

NSAID non steroidal anti-inflammatory drug<br />

NNT Number needed to treat<br />

NRS Numerische Rating-Skala<br />

NW Nebenwirkung<br />

PCA Patienten-kontrollierte Analgesie<br />

(mittels eines Pumpensystems)<br />

PCM Paracetamol<br />

PDK Periduralkatheter<br />

Supp. Suppositorium<br />

VAS Visuelle Analogskala


Übelkeit, Erbrechen Stand: Oktober 2006<br />

Postoperativ <strong>und</strong> als Nebenwirkung von Opioiden<br />

Bei bis zu 20 % aller Opiatmedikationen treten Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen auf<br />

(bei Gabe von unretardiertem Tramadol z.B. als Tropfen bei bis zu 80%!),<br />

diese Nebenwirkung sistiert im Rahmen einer Dauermedikation.<br />

Folgendes Therapieschema wird für Erwachsene empfohlen:<br />

Nach Ausschluss von pathologischen Ursachen (z. B. Blutung, Ileus):<br />

Dolasetron 12,5 mg i.v.<br />

(Anemet®) falls Zugang<br />

vorhanden, erneute Injektion<br />

nach frühestens 6 St<strong>und</strong>en.<br />

Alternativ: andere 5HT3-Antagonisten<br />

Granisetron 3 mg i.v. (Kevatril®)<br />

Dimenhydrinat 62 mg i.v.<br />

(1 Amp. Vomex A®)<br />

ca. 1mg/kg KG;<br />

NW: Sedierung<br />

Alternativ: 1 Supp. 150 mg<br />

Metoclopramid (Paspertin®) 10-40 mg i.v. oder p.o.<br />

Indikation: Motilitätssteigerung bei Magenatonie, sowie bei Singultus <strong>und</strong> akuter Refluxsymptomatik<br />

Alternative: Domperidon (Motilium®), verursacht keine zentralnervösen Nebenwirkungen<br />

Kontraindikationen: Parkinson, Kinder < 2 Jahren, nicht in Kombination mit Neuroleptika wegen Gefahr<br />

einer Dyskinesie<br />

MCP ist v.a. gegen postoperative Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen (PONV) nur schwach wirksam (NNT > 10 bei<br />

einer Dosis von � 40 mg); Haloperidol ist sehr viel effektiver – beide Substanzen nicht kombinieren!<br />

Beachte:<br />

Haloperidol 1 mg 8 - 12 stdl.<br />

(Tropfen, Tabl., i.v.)<br />

in dieser Dosis sind neuroleptische<br />

NW extrem selten,<br />

KI: Parkinson, Kinder<br />

Dexamethason 4-8 mg i.v.<br />

(z.B. Fortecortin®)<br />

KI: Diabetes mellitus<br />

§ Die Präparate der 4 Gruppen sind in der Wirkung gleichwertig<br />

(bei unterschiedlichen Wirkansätzen).<br />

§ Für Kinder eignen sich Antihistaminika (z.B. Dimenhydrinat, zentraler<br />

H1-Antagonist), Corticoide (z.B. Dexamethason) <strong>und</strong> Serotonin-Antagonisten<br />

(sog. -setrone, 5-HT3- Antagonisten); Dosisanpassung!<br />

§ Für einen schnellen Wirkungseintritt ist die i.v.-Gabe vorzuziehen!<br />

Bei Verwendung von Kurzinfusionen werden die Medikamente in<br />

50 ml NaCl 0,9% in max. 15 min verabreicht (eine Kurzinfusion bietet<br />

gegenüber einer direkten intravenösen Injektion keinerlei Vorteil)<br />

§ Bei fehlender Wirkung eines Präparates soll als nächstes ein Präparat<br />

einer anderen Gruppe verwendet werden. Bei postoperativen Patienten im<br />

Anästhesieprotokoll nachschauen, was der Patient bereits erhalten hat.<br />

§ Bei postoperativem Erbrechen werden mindestens 2 Präparaten<br />

gleichzeitig gegeben. In Einzelfällen kann es nötig sein Medikamente<br />

aus allen 4 Gruppen zu applizieren!<br />

Alle Substanzen sind gleichwertig,<br />

am effektivsten ist eine Kombination


Obstipation: Stand: Oktober 2006<br />

u.a. als Nebenwirkung von Opioiden<br />

Mit dem Auftreten einer Obstipation ist unter der Therapie mit Opioiden der<br />

WHO-Stufe III (z.B. Morphin, Oxygesic®, usw.) immer zu rechnen, daher muss<br />

schon beim Verordnen dieser Medikamente mit einer Obstipationsprophylaxe<br />

begonnen werden.<br />

Diese Prophylaxe ist bei Opioiden der WHO-Stufe II i.d.R. nicht notwendig<br />

z.B. Tramadol <strong>und</strong> insbesondere Tilidin N (das N steht für Naloxon).<br />

Laxantientherapie<br />

1. Diätetische Maßnahmen: ballaststoffreiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />

2. Frühzeitige Mobilisierung<br />

3. Osmotische Laxantien: Macrogol 3350 plus Elektrolyte (Movicol®)<br />

1-3 Beutel / Tag (mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr!!)<br />

4. Natriumpicosulfat (10 - 30 Trpf. / Tag)<br />

5. Physikalische Maßnahmen:<br />

Digitale Ausräumung, feuchtwarme Bauchwickel, Kolonmassage<br />

Zusätzliche Maßnahmen<br />

§ Paraffin 1-2 Esslöffel tgl.<br />

§ Paraffin + Senosid (Laxoberal®, Liquidepur®) 1-2 Esslöffel tgl.<br />

§ Bisacodyl (Dulcolax®) Supp. <strong>und</strong>/oder Klysma<br />

Anmerkung:<br />

§ Lactulose führt durch enzymatische Spaltung im Darm häufig zu unangenehmen<br />

Blähungen.<br />

§ Bei hartnäckigen Obstipationen ist durch entsprechende Diagnostik eine andere<br />

Ursache auszuschließen.<br />

§ Nicht eingegangen wird hier auf differenzierte intensivmedizinische Maßnahmen wie<br />

z.B. Erythromycin-Gabe, PDK-Anlage, enterale Naloxon-Therapie.

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