aktuelle Ausgabe - starkewerbung
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|<br />
Mein Bild von Mainz! – 1. Mal- und<br />
Fotowettbewerb der MAINZ-Hefte<br />
MAINZ<br />
€<br />
4 | 09<br />
29. Jg. | 7,50 € | www.mainz-hefte.de<br />
Vierteljahreshefte für Kultur<br />
Politik | Wirtschaft | Geschichte<br />
„ | Wir haben als<br />
Kirche noch viele<br />
Chancen.<br />
Karl Kardinal Lehmann im<br />
Exklusiv-Interview<br />
| ab Seite 12
Für’s Leben gerne<br />
Blut spenden<br />
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz<br />
Transfusionszentrale<br />
Hochhaus Augustusplatz (Gebäude 905) · 55101 Mainz<br />
Telefon 06131/17-3216/-3217 · Fax 06131/17-6651<br />
Öffnungszeiten: Mo und Mi 8–16 Uhr; Di und Do 8–18 Uhr; Fr 8–15 Uhr; Sa 8–11 Uhr
I N EIG ENER S A C H E MAINZ 4|09 1<br />
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
die Idee für einen Mal- und Fotowettbewerb ist mir<br />
kürzlich bei einem Elternabend gekommen. Auf dem<br />
Weg in die Aula dachte ich zunächst, die Schule hätte<br />
einen namhaften Künstler für eine Ausstellung<br />
gewonnen. Aber die Gemälde und Fotos, die da an<br />
den Wänden hingen, waren alles Werke von Schülern.<br />
Was doch in den Köpfen unserer Kinder für ein<br />
Potenzial schlummert, dachte ich mir. So entstand<br />
die Idee, einen Mal- und Fotowettbewerb ins Leben<br />
zu rufen, um der Kreativität der noch unbekannten<br />
Künstler ein Forum anzubieten und die Werke einer<br />
größeren Öffentlichkeit präsentieren zu können.<br />
Ob Fotoapparat oder Zeichenblock, jede Schülerin und jeder Schüler der Oberstufe<br />
eines Mainzer Gymnasiums ist aufgerufen, sich ein Bild von Mainz zu<br />
machen! Der Schulweg, der Bahnhof, ein lauschiges Plätzchen, die schönste<br />
Straße oder das eigene Zuhause – alles ist denkbar. Wichtig ist nur, dass eine<br />
künstlerische Umsetzung erkennbar ist.<br />
Auch diesmal haben wieder – wie schon bei unserem Kurzgeschichtenwettbewerb<br />
vor einem Jahr – eine Reihe von Sponsoren spontan ihre Zusage erteilt:<br />
die Sparda-Bank Südwest, die Allgemeine Zeitung Mainz, das Novotel; mit weiteren<br />
Sponsoren sind wir noch im Gespräch. Wir versprechen in jedem Fall wieder<br />
höchst attraktive Preise, darunter eine Digitalkamera im Wert von 500 Euro.<br />
Bei entsprechendem Interesse möchten wir unsere Wettbewerbe im zweijährigen<br />
Turnus abwechseln. Das heißt, im kommenden Jahr dürfen Sie sich schon<br />
mal auf den 2. Kurzgeschichtenpreis der MAINZ-Hefte freuen.<br />
Erste Details zum diesjährigen Wettbewerb „Mein Bild von Mainz!“ finden Sie<br />
auf den kommenden Seiten.<br />
Lassen Sie mich noch auf die Titelgeschichte dieser <strong>Ausgabe</strong> hinweisen. Zum<br />
Abschluss des 1000-jährigen Domjubiläums beenden wir unsere Serie über die<br />
Geschichte des Mainzer Doms. Passend dazu wird sicher das Exklusiv-Interview<br />
mit Karl Kardinal Lehmann viele Leserinnen und Leser interessieren.<br />
Ansonsten wünsche ich Ihnen auch mit dieser <strong>Ausgabe</strong> wieder viel Spaß bei<br />
der Lektüre und empfehlen Sie uns weiter.<br />
Ihr Michael Bonewitz
2<br />
MAINZ 4|09<br />
INHALT<br />
Mein Bild von Mainz!<br />
4 1. Mal- und Fotowettbewerb der<br />
MAINZ Vierteljahreshefte<br />
7 Neu<br />
7 Neues aus dem Bocom –<br />
Verlag Bonewitz<br />
10 Panorama<br />
1000 Jahre Willigis-Dom<br />
10 GWC-Preisträger<br />
10 Tagebücher<br />
gesucht<br />
11 Gewinnerreise nach Málaga<br />
38 Stadtgeschichte<br />
Michael Bonewitz<br />
12 Die Lebendigkeit des Doms<br />
muss sichtbar werden<br />
Exklusiv-Interview mit dem Bischof<br />
von Mainz, Karl Kardinal Lehmann<br />
Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />
20 1000 Jahre Mainzer Dom<br />
Teil IV: Befestigt und saniert ins<br />
nächste Jahrtausend<br />
Hans Berkessel<br />
28 Und über all dem der Dom<br />
Elisabeth Langgässers „Reise in die kalte<br />
Fassenacht“ und der Mainzer Dom<br />
Joachim Buch<br />
34 „Glaube lebt durch die Liebe“<br />
Weihbischof Dr. Werner Guballa<br />
wurde 65 Jahre alt<br />
Gabriele Lambert<br />
38 Mit Notizbüchlein und<br />
Bleistift auf Orientreise<br />
Prälat Schneider begab sich vor<br />
125 Jahren auf große Reise<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim<br />
Koppitz<br />
46 Siebentageblatt<br />
Eine vergessene Mainzer<br />
Wochenzeitung<br />
Karl-Heinz Spittler und<br />
Karl Schumacher<br />
52 Schlaraffenland des Geistes<br />
Schlaraffia Aurea Moguntia:<br />
eine humorvolle Lebensauffassung<br />
Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />
58 Die Mainzer Adelshöfe<br />
Teil 6: Der Alte und der Neue<br />
Stadioner Hof<br />
Doris Braun-Wendeln<br />
64 Mainz vor 50 Jahren<br />
1. Oktober bis 31. Dezember 1959
INHALT MAINZ 4|09 3<br />
Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />
71 Stadtchronik<br />
Juni 2009 bis August 2009<br />
Herbert Bonewitz<br />
77 Sehnse, des is määnzerisch!<br />
Was bedeutet eigentlich<br />
„Kerschhofsjodler“<br />
78 Mein Mainz<br />
Werner Feldmann<br />
78 Norbert Banz<br />
Solokontrabassist am<br />
Staatstheater Mainz<br />
82 Kunst und<br />
Künstler<br />
82 Kulturtipps<br />
Birgit Lehr<br />
84 Kunst trotzt(t) Armut<br />
Ausstellung zwischen Würde<br />
und Bedürftigkeit<br />
91 Kulinarisches<br />
Stephan Siepker ll.d.<br />
91 Kochkunst<br />
111 Jahre Bund der Köche<br />
98 Sport<br />
Dr. Matthias<br />
Dietz-Lenssen<br />
98 Schaffe, schaffe,<br />
Sportstätte baue<br />
In der Mainzer Sportlandschaft<br />
wächst einiges<br />
104 Literatur<br />
Ingo Rüdiger<br />
104 Mehrere Fenster zur Welt<br />
Christian Pfarr im Interview<br />
107 Buchtipps<br />
110 Das besondere Buch<br />
Annelen Ottermann<br />
110 Die Heiligen Drei Könige<br />
aus dem Elsass<br />
112 Das alte<br />
Foto<br />
Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />
112 Schulstraße/<br />
Adam-Karrillon-Straße 4<br />
114 Autoren und Impressum<br />
96 Sponsoring<br />
96 Genossenschaftlicher<br />
Gedanke zahlt sich aus<br />
Mit sozialer Verantwortung<br />
und günstigen Preisen an die<br />
Spitze der Kundenzufriedenheit<br />
116 Jahresbibliografie<br />
Folge 26<br />
128 Frag-würdig<br />
12 Fragen an Franz Stoffl
4<br />
MAINZ 4|09<br />
1 . MAL- UND FO T O WETTBEWERB<br />
Mein Bild von<br />
Mainz!<br />
•<br />
„ | 1. Mal- und Fotowettbewerb der MAINZ Vierteljahreshefte<br />
Der Aufruf zum 1. Kurzgeschichtenpreis der MAINZ Vierteljahreshefte im vergangenen<br />
Jahr war ein voller Erfolg. Die rege Beteiligung war Grund genug,<br />
den Wettbewerb fortzusetzen. Allerdings wird dieses Mal nicht die beste Kurzgeschichte<br />
gesucht, sondern ein „Bild von Mainz“! Der Startschuss für den<br />
1. Mal- und Fotowettbewerb der MAINZ Vierteljahreshefte ist gefallen. Beteiligen<br />
dürfen sich Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe aller Mainzer<br />
Gymnasien. Einsendeschluss ist der 15. März 2010. Zu gewinnen gibt es eine<br />
Wochenendreise für zwei Personen, eine Digitalkamera im Wert von 500 Euro<br />
und viele weitere attraktive Sachpreise.<br />
Unter dem Motto „Mein Bild von<br />
Mainz“ rufen die MAINZ Vierteljahreshefte<br />
zum 1. Mal- und Fotowettbewerb<br />
auf, an dem alle Oberstufen-<br />
Schülerinnen und Schüler der Mainzer<br />
Gymnasien teilnehmen dürfen. Jeder<br />
sieht seine Stadt mit anderen Augen.<br />
Manche stehen bewundernd vor einem<br />
beachtlichen Gebäude wie dem Mainzer<br />
Hauptbahnhof oder dem Dom, andere<br />
achten mehr auf Details, schenken<br />
einem Herbstblatt am Boden Beachtung<br />
oder einer Person im Pausenhof.<br />
Jeder hat ein Bild seiner Stadt im Kopf.<br />
Bei der Umsetzung der Bilder darf<br />
es kunterbunt zugehen. Das heißt, der<br />
Fantasie werden wenig Grenzen gesetzt:<br />
Die kreativen Köpfe dürfen sowohl Fotografien<br />
als auch Bilder einreichen. Die<br />
Fotos können realistisch oder verfremdet<br />
sein, die Bilder gegenständlich oder<br />
abstrakt, mit dem Bleistift oder mit<br />
Kohle gezeichnet, mit Aquarell oder Öl<br />
gemalt oder eine Collage aus Fotos und<br />
Bildern sein. Einzige Einschränkung:<br />
Eine künstlerische Herangehensweise<br />
muss erkennbar sein und inhaltlich ein<br />
Bezug zu Mainz bestehen. Die eingereichten<br />
Werke bewertet eine kompetente<br />
Jury. Wobei Fotos und Bilder<br />
getrennt voneinander begutachtet und<br />
beurteilt werden.
MEIN BILD VON MAINZ! 5<br />
„Die Idee für einen Mal- und Fotowettbewerb<br />
ist mir kürzlich bei einem<br />
Elternabend gekommen“, erzählt Michael<br />
Bonewitz, Initiator des 1. Malund<br />
Fotowettbewerbs und Herausgeber<br />
der MAINZ Vierteljahreshefte.<br />
„Auf dem Weg in die Aula dachte ich<br />
zunächst, die Schule hätte einen namhaften<br />
Künstler für eine Ausstellung gewonnen.<br />
Aber die Gemälde und Fotos,<br />
die da an den Wänden hingen, das waren<br />
alles Werke von Schülerinnen und<br />
Schülern. Was doch in den Köpfen unserer<br />
Kinder für ein Potenzial schlummert.“<br />
Die Redaktion der MAINZ Vierteljahreshefte<br />
möchte der Kreativität<br />
der noch unbekannten Künstlerinnen<br />
und Künstler ein Forum bieten und die<br />
Werke einer größeren Öffentlichkeit<br />
präsentieren. Die Gewinnerbilder werden<br />
nicht nur in den MAINZ Vierteljahresheften<br />
abgedruckt, sondern auch<br />
••auch eine Ausstellung.<br />
•<br />
Mein Bild von Mainz!<br />
1. MAL- UND FOTOWETTBEWERB DER MAINZ-HEFTE<br />
EINSENDESCHLUSS: 15. MÄR•Z 2010<br />
im Online-Bereich unseres Kooperationspartners,<br />
der Allgemeine Zeitung<br />
Mainz, veröffentlicht. Angedacht ist<br />
•Schirmherrschaft für „Mein<br />
•Bild von Mainz!“ übernimmt das<br />
•Kulturdezernat der Landeshauptstadt<br />
Mainz. Tatkräftige Unterstützung bekommen<br />
die MAINZ Vierteljahreshefte<br />
– wie bereits im vergangenen Jahr beim<br />
1. Kurzgeschichtenwettbewerb – auch<br />
dieses Mal wieder von einer Reihe von<br />
Sponsoren, die spontan ihre Zusage<br />
erteilt haben. Mit im Boot sitzen die<br />
Sparda-Bank Südwest eG, die Allgemeine<br />
Zeitung Mainz und das Novotel.<br />
Weitere Sponsoren sind im Gespräch.<br />
In jedem Fall wird es wieder höchst<br />
attraktive Preise für die Gewinner ge-<br />
•<br />
ALLGEMEINE<br />
FUNKTAXIZENTRALE<br />
MAINZ E.G.<br />
NEU:<br />
Die Allgemeine Funktaxi-Zentrale in Mainz<br />
baut ihren Service aus. Ab Januar 2009 bieten<br />
viele unserer Mitglieder einen zusätzliche<br />
Service an, den insbesondere unsere älteren<br />
Mitbürger schätzen werden. Sie erkennen<br />
sie an der blauen Plakette an den Fahrgasttüren.<br />
Flughafentransfer zu Festpreisen<br />
Krankentransporte<br />
Kurierfahrten<br />
SENIOREN-SERVICE:<br />
• Nach Wunsch Fahrzeug mit höherem<br />
oder niedrigerem Einstieg<br />
• Fahrzeuge mit besonders bequemen<br />
Fahrgastraum<br />
• Unterstützung beim Tragen<br />
(z.B. von Gepäck und Einkäufen)<br />
• Begleitung bis zur Hauseingangstür<br />
(z.B. bei Dunkelheit)<br />
Auch Kurzfahrten, Besorgungs- und Apothekenfahrten sind willkommen!<br />
Fordern sie diesen Service gleich bei der Bestellung ihres Taxis an: Kostenlose Service-Nr. 0800 910 9130.<br />
Wir helfen ihnen weiter !<br />
TAXI 910 910<br />
ANZ EIGE<br />
An der Fahrt 7 · 55124 Mainz · Telefon 06131/910910 · Telefax 06131/910915-5 E-Mail<br />
info@taxi-mainz.de · internet www.taxi-mainz.de
6<br />
•<br />
MAINZ 4|09<br />
•<br />
Mein Bild von Mainz!<br />
1. MAL- UND FOTOWETTBEWERB DER MAINZ-HEFTE<br />
EINSENDESCHLUSS: 15. MÄ•RZ 2010<br />
ben, darunter eine Wochenendreise für<br />
zwei Personen, eine Digitalkamera im<br />
Wert von 500 Euro, gestiftet von der<br />
Sparda-Bank Südwest eG, und viele<br />
weitere Sachpreise.<br />
„Sollte die Beteiligung beim 1. Malund<br />
Fotowettbewerb „Mein Bild von<br />
Mainz!“ ebenso rege sein wie im vergangenen<br />
Jahr beim 1. Kurzgeschichtenpreis<br />
der MAINZ Vierteljahreshefte,<br />
werden wir die beiden Wettbewerbe<br />
im Wechsel jedes Jahr veranstalten“, so<br />
Michael Bonewitz.<br />
Weitere Informationen in der Allgemeine<br />
Zeitung Mainz sowie unter<br />
www.mainz-hefte.de. Die Schulen werden<br />
noch vor Weihnachten mit Flyern<br />
und Plakaten ausgestattet. Einsendeschluss<br />
ist der 15. März 2010.<br />
1 . MAL- UND FO T O WETTBEWERB<br />
Teilnahmebedingungen<br />
Teilnahmeberechtigt am 1. Malund<br />
Fotowettbewerb „Mein Bild<br />
von Mainz!“ sind alle Schülerinnen<br />
und Schüler, die die Oberstufe<br />
eines Gymnasiums in der rheinland-pfälzischen<br />
Hauptstadt<br />
besuchen.<br />
Es dürfen sowohl Fotos als auch<br />
Bilder eingereicht werden. Bei<br />
der Umsetzung sind der Fantasie<br />
keine Grenzen gesetzt – es wird<br />
aber eine künstlerische Umsetzung<br />
erwartet. Motiv ist Mainz im<br />
weitesten Sinn.<br />
Einsendeschluss: 15. März 2010<br />
Kontakt und Anschrift<br />
für Einsendungen:<br />
Bonewitz Communication GmbH<br />
Postfach 65<br />
55292 Bodenheim<br />
Tel. 06135.931662<br />
wettbewerb@bonewitz.de<br />
Zu gewinnen gibt es eine Wochenendreise<br />
für zwei Personen, eine<br />
Digitalkamera im Wert von 500<br />
Euro, gestiftet von der Sparda-Bank<br />
Südwest eG, und viele<br />
weitere attraktive Sachpreise. Die<br />
Gewinner des 1. Mal- und Fotowettbewerbs<br />
der MAINZ-Hefte werden<br />
in einer Feierstunde bekannt<br />
gegeben.<br />
Die Sieger kürt eine unabhängige<br />
Jury. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Weitere Informationen in der<br />
Allgemeine Zeitung Mainz,<br />
an den Gymnasien und unter<br />
www.mainz-hefte.de<br />
A N Z EIGE
NEU<br />
AUS DEM VERLAG BO NEWITZ MAINZ 4|09 7<br />
IM VERLAG<br />
BONEWITZ<br />
Die neuen Glocken<br />
für St. Stephan<br />
„ | Im Feuer zerstört, aus dem<br />
Feuer geboren<br />
Die Mainzer Bevölkerung hat die Anschaffung<br />
der neuen Glocken für St.<br />
Stephan mit großem Interesse verfolgt.<br />
Über die historischen Hintergründe und<br />
die <strong>aktuelle</strong>n Ereignisse informiert jetzt<br />
ein 80 Seiten starkes, reich bebildertes<br />
Werk, das im Bocom – Verlag Bonewitz<br />
erschienen ist: „Die neuen Glocken für<br />
St. Stephan. Im Feuer zerstört, aus dem<br />
Feuer geboren“. Herausgeber Jürgen<br />
Breier, stellvertretender Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />
bei SCHOTT: „Das<br />
Buch begleitet das einzigartige Projekt<br />
von der ersten Initiative der Pfarrgemeinde<br />
im Dezember 2006 bis zum ersten<br />
Läuten im Februar 2009.“<br />
Im Mittelpunkt der Darstellung<br />
steht das Projekt der neuen Glocken.<br />
Dabei bieten zahlreiche Texte interessante<br />
Einblicke: Etwa der Beitrag des in<br />
Mainz geborenen Künstlers Eberhard<br />
Münch, der die künstlerische Gestaltung<br />
der Glocken übernahm. Oder die<br />
Glockengießerei Bachert in Karlsruhe,<br />
die die neuen Glocken für St. Stephan<br />
gegossen hat. Sie vermitteln zugleich<br />
einen Eindruck eines alten Handwerks,<br />
das seit sieben Generationen in der Familie<br />
praktiziert wird. In einem erweiterten<br />
Kontext gibt der Architekt und<br />
Campanologe Alwin Bertram einen<br />
historischen Überblick zur Glockenkultur<br />
und Monsignore Klaus Mayer<br />
schildert die spannende Geschichte der<br />
weltberühmten Chagall-Fenster.<br />
Den Entstehungsprozess der neuen<br />
Glocken haben der Fotograf Alexander<br />
Sell und KEMWEB.TV, Agentur<br />
für Bewegtbild, mit Fotoapparat und<br />
Videokamera begleitet. Entstanden<br />
sind höchst eindrucksvolle Bilder und<br />
eine 30-minütige DVD, die dem Buch<br />
beiliegt. Ergänzt wird der Band durch<br />
zahlreiche historische Aufnahmen.<br />
Eine Spende des Mainzer Technologiekonzerns<br />
SCHOTT hat die Anschaffung<br />
der drei neuen Glocken für<br />
St. Stephan und die Sanierung der Glockenstube<br />
ermöglicht. In dem gut 50<br />
Meter hohen achtseitigen Turm versah<br />
nur eine einzige Glocke ihren Dienst,<br />
denn das ursprüngliche Geläut war<br />
einem Bombenangriff im Zweiten<br />
Weltkrieg zum Opfer gefallen. Jetzt hat<br />
die Kirche wieder ein Geläut, das ihrer<br />
Größe und Bedeutung entspricht.<br />
Verleger<br />
Michael<br />
Bonewitz (re.)<br />
überreicht<br />
Karl Kardinal<br />
Lehmann das<br />
erste Exemplar<br />
des neuen<br />
Glockenbuchs.<br />
© BONEWITZ<br />
COMMUNICATION<br />
Fotograf<br />
Alexander<br />
Sell (li.) und<br />
Herausgeber<br />
Jürgen Breier<br />
bei der Buchpräsentation<br />
© SCHOTT AG<br />
DIE NEUEN GLOCKEN FÜR ST. STEPHAN. IM FEUER<br />
ZERSTÖRT, AUS DEM FEUER GEBOREN | JÜRGEN<br />
BREIER (HG.) | BOCOM – VERLAG BONEWITZ,<br />
BODENHEIM, 2009 | 80 SEITEN + DVD | ISBN 978-<br />
3-9811590-7-3 | 14,90 EURO WWW.BONEWITZ.DE
8<br />
MAINZ 4|09<br />
N EUES<br />
NEU<br />
IM VERLAG<br />
BONEWITZ<br />
Gebrannte Möhre oder<br />
die Küche der Leidenschaft<br />
„ | Das neue Kochbuch von Dirk Maus<br />
Die Zeitschrift Rhein-Main geht aus fragt sich selbst:<br />
„Was macht die Küche von Dirk Maus aus“ und gibt<br />
gleich die passende Antwort: „Es beginnt mit<br />
perfektem Handwerk, gelernt in mehreren<br />
Sternerestaurants. Dazu kommt das Wichtigste<br />
überhaupt: ein eigener Stil, den man als innovativ und<br />
ästhetisch faszinierend bezeichnen kann.“<br />
Seit rund drei Jahren geben sich die<br />
bekanntesten Gastrokritiker aus ganz<br />
Deutschland im Restaurant „Maus im<br />
Mollers“ die Klinke in die Hand und<br />
überhäufen den Mainzer Spitzenkoch<br />
Dirk Maus mit reichlich Lob, Kochmützen<br />
und Bewertungspunkten. Und viele<br />
Gäste fragten immer wieder nach den so<br />
hoch gelobten Rezepten. Grund genug<br />
für Dirk Maus, jetzt sein Kochbuch herauszugeben:<br />
„Gebrannte Möhre oder<br />
die Küche der Leidenschaft“, erschienen<br />
im Bocom – Verlag Bonewitz.<br />
„Ein Kochbuch sollte vor allem<br />
Spaß machen, und das in mehrfacher<br />
Hinsicht – zunächst beim Anschauen<br />
und Durchblättern, dann beim Lesen<br />
der Texte und natürlich beim Nachkochen<br />
der Rezepte“, so Verleger Michael<br />
Bonewitz, der mit diesem farbenfrohen<br />
Prachtband zugleich sein erstes Kochbuch<br />
herausgibt und mit Dirk Maus<br />
einen innovativen und mehrfach ausgezeichneten<br />
Spitzenkoch gewonnen hat.<br />
Dabei weist „Gebrannte Möhre oder<br />
die Küche der Leidenschaft“ eine ganze<br />
Reihe von Besonderheiten auf: Voraussetzung<br />
für ein gutes Kochbuch sind in<br />
„Eine wahrlich meisterliche Höchstleistung<br />
– das ist große Schule“,<br />
jubelt der Schlemmer Atlas über<br />
Dirk Maus.
AUS DEM VERLAG BO NEWITZ MAINZ 4|09 9<br />
erster Linie spannende Gerichte, Tipps<br />
fürs Kochen und hervorragende Ausgangsprodukte,<br />
die Dirk Maus so zubereitet,<br />
dass sie einem ins Auge springen<br />
und dieses sprichwörtlich mitisst.<br />
Um zu Hause auf höchstem Niveau<br />
kochen zu können, verrät der Spitzenkoch<br />
zum ersten Mal seine Gargeheimnisse<br />
und lässt sich damit tiefer in seinen<br />
Ofen blicken als die meisten seiner Kollegen.<br />
Wie viele Gourmetköche musste<br />
auch er erst jahrelang Erfahrungen<br />
sammeln und unzählige Versuche unternehmen,<br />
bis er eine Methode entwickelt<br />
hatte, die garantiert funktioniert<br />
und nicht durch Zufall mal ein göttliches<br />
Stück Fleisch hervorbringt und<br />
dann wieder eine herbe Enttäuschung.<br />
Kein Wunder, dass die meisten Spitzenköche<br />
ihre Garmethoden wie ein Betriebsgeheimnis<br />
hüten und sich bei Erklärungsversuchen<br />
vornehmlich hinter<br />
Allgemeinbegriffen verstecken. Nicht<br />
so Dirk Maus in diesem Buch.<br />
Eine Augenweide sind auch die<br />
Fotografien. Der ungewöhnliche Blick<br />
des Fotografen Sascha Kopp lässt die<br />
Gerichte zu kleinen Kunstwerken werden.<br />
Dabei spielt er ganz bewusst mit<br />
der Spannung von scharf und unscharf<br />
gezeichneten Bereichen im Bild.<br />
Das „Sahnehäubchen“ ist das<br />
Druckverfahren. Als wahrscheinlich<br />
erstes Kochbuch überhaupt wurde dieser<br />
Band mit der Novaspace-Technik<br />
Für die besondere Küche wurde<br />
Dirk Maus mit dem Varta-Tipp<br />
Küche ausgezeichnet.<br />
Zwei Kochmützen gab es vom Gault Millau<br />
für Dirk Maus.<br />
gedruckt, die über 600.000 zusätzliche<br />
Farbnuancen ermöglicht, was gerade<br />
bei den fotografierten Rezepten eine<br />
hohe Brillanz erzeugt. Der Effekt der<br />
Für den Marcellino‘s Restaurant & Hotel Report<br />
ist Dirk Maus sogar die „Nummer 2 im<br />
Rhein-Main-Gebiet“, direkt hinter<br />
Drei-Sterne-Koch Amador. In den Kritiken heißt<br />
es unter anderem: „Ein Gipfel der Genüsse.<br />
Fazit: Nicht zu toppen.“<br />
Farbraumerweiterung wird unter anderem<br />
durch den Einsatz besonders reiner<br />
Farbpigmente erreicht. Das Resultat ist<br />
eine überraschend realistische Farbwiedergabe<br />
des Originals.<br />
GEBRANNTE MÖHRE ODER DIE KÜCHE DER LEIDENSCHAFT. EIN KOCHBUCH<br />
VON DIRK MAUS | MICHAEL BONEWITZ UND DIRK MAUS (HG.) | FOTOGRAF:<br />
SASCHA KOPP | BOCOM – VERLAG BONEWITZ, BODENHEIM, 2009 | 144 SEITEN,<br />
GEDRUCKT MIT DER NOVA<br />
SPACE-TECHNIK | ISBN: 978-3-9811590-5-9 | 39 EURO<br />
WWW.BONEWITZ.DE<br />
Haselnusssouflé<br />
von Dirk Maus<br />
© SASCHA KOPP<br />
linke Seite:<br />
(v.l.) Verleger<br />
Michael<br />
Bonewitz,<br />
Spitzenkoch<br />
Dirk Maus und<br />
Druckerei-<br />
Inhaber Jürgen<br />
Bödige<br />
© BONEWITZ<br />
COMMUNICATION
10<br />
MAINZ 4|09<br />
PANO RAM A<br />
Preisträger r „Best of Wine<br />
Tourism<br />
Award 2010“<br />
Eine unabhängige Fachjury unter Vorsitz von Landrat Claus Schick wählte im Mainzer Rathaus die<br />
Preisträger des „Best of Wine Tourism Award“ des Jahres 2010. Die renommierte Auszeichnung wird<br />
in Deutschland in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen, nachdem die Landeshauptstadt Mainz<br />
und die Region Rheinhessen im Juni 2008 in den Kreis des internationalen Netzwerks der Great<br />
Wine Capitals aufgenommen wurden.<br />
Der Best of Award umfasst sieben Kategorien rund um das Thema Wein und Tourismus und geht<br />
an jeweils einen herausragenden Betrieb, eine Interessensgemeinschaft oder an eine Institution.<br />
• WEINTOURISMUS & SERVICE: Jordan’s Untermühle, Köngernheim,<br />
www.jordans-untermuehle.de<br />
• INNOVATIVE WEINTOURISMUS-ERLEBNISSE: Interessensgemeinschaft der Gartenführer<br />
Rheinhessen, www.offene-gaerten-rheinhessen.dew<br />
• WEINGASTRONOMIE: Restaurant Kasematten im Novotel Mainz<br />
• KUNST UND KULTUR: Interessengemeinschaft Rheinhessische Weingewölbe,<br />
www.rheinhessen.de/ig_rheinhesseische_weingewoelbe.html<br />
• UNTERKUNFT: Weingut Peth, Flörsheim-Dalsheim, www.peth.de<br />
• ARCHITEKTUR, PARKS UND GÄRTEN<br />
: Weingut Domhof, Guntersblum,<br />
www.weingut-domhof.de<br />
• NACHHALTIG<br />
KEIT IM WEINTOURISMUS: Weingut Hemmes, Bingen-Kempten,<br />
www.weingut-hemmes.de<br />
Tagebücher<br />
gesucht<br />
Das Stadthistorische Museum Mainz auf der Zitadelle gründet das Mainzer Tagebuch-Archiv,<br />
das in den Räumlichkeiten des Museums seine Heimat finden wird. Dafür sucht es ab sofort<br />
Tagebücher von Mainzerinnen und Mainzern. Es ist geplant, die dem Archiv überlassenen Unterlagen<br />
nicht nur zu sammeln, auszuwerten und zu archivieren, sondern – allerdings immer<br />
nur in Absprache mit den Besitzern – auch in Auszügen einer interessierten Öffentlichkeit<br />
in Lesungen zugänglich zu machen oder für lokalgeschichtliche Forschungen zur Verfügung<br />
zu stellen. Auch kleine Ausstellungen oder auszugsweise gedruckte Veröffentlichungen sind<br />
denkbar. Vorbild für das Mainzer Tagebuch-Archiv ist das Deutsche Tagebuch-Archiv in Emmendingen<br />
im Schwarzwald, das 1998 gegründet wurde und inzwischen mit Tausenden von<br />
Dokumenten wertvolle Beiträge zur Geschichtsschreibung „von unten“ und zur Biographie-<br />
Arbeit leistet.<br />
Tagebücher können an jedem ersten Samstag im Monat von 14:00 bis 17:00 Uhr im<br />
Stadthistorischen Museum bei Sabine Lehmann (ehrenamtliche Betreuerin des Archivs)<br />
abgegeben werden oder zu den gängigen Öffnungszeiten des Museums (Freitag 14:00<br />
bis 17:00 Uhr, Samstag und Sonntag 11:00 bis 17:00 Uhr) oder nach Absprache (E-Mail:<br />
lehmann.mainz@gmx.de).
M E LDUN G EN MVJH 4|09 11<br />
Gewinnerreise nach Málaga<br />
Von Jana Petry | Durch meine Teilnahme<br />
am Kurzgeschichtenwettbewerb<br />
der MAINZ Vierteljahreshefte Anfang<br />
dieses Jahres und meine später folgende<br />
Erstplatzierung hatte ich eine<br />
Wochenendreise für zwei Personen ins<br />
spanische Málaga gewonnen. Abgesehen<br />
von der Tatsache, dass ich nicht<br />
mit einem Sieg gerechnet hatte, konnte<br />
ich peinlicherweise ebenfalls nicht<br />
von mir behaupten, viel mit Málaga<br />
assoziieren zu können.<br />
Nachdem dieses Defizit allerdings<br />
nachgeholt war und nach anfänglichem<br />
Terminchaos war auch irgendwann<br />
klar, dass ich mit einer Freundin<br />
die Reise in den Sommerferien antreten<br />
würde – an die heißen spanischen<br />
Sommerklimate hatten wir, trotz vorheriger<br />
Spanienurlaube, selbstverständlich<br />
nicht gedacht.<br />
Aber: Einmal mit Condor in Málaga gelandet, machten wir aus der spanischen<br />
Hitze das Beste und waren beide höchstmotiviert, ein unvergessliches<br />
Wochenende – und das auch noch ohne Eltern – zu verbringen. Dank Sarahs<br />
Spanischkenntnissen und der Verständigung mittels Händen und Füßen gelang<br />
es uns auch, uns soweit verständlich auszudrücken und – entgegen all der Befürchtungen<br />
unserer Eltern – sowohl wohlbehalten ins Hotel, als auch an den<br />
folgenden Tagen in die Innenstadt und den Strand zu kommen.<br />
Im Nachhinein betrachtet ist Málaga eine wirklich schöne, kulturreiche<br />
Stadt, die mit lauter schönen Plätzen aufbieten kann. Besonders im inneren<br />
Kern, der besonders durch die Fußgängerzone mit einem ganz unterschiedlichen<br />
Angebot an Geschäften, Restaurants und Boutiquen besticht, zudem<br />
ganz in Weiß gehalten sehr edel wirkt und uns durch riesige Sonnensegel<br />
einen Zufluchtsort vor der Mittagshitze bot.<br />
Dennoch stehen die Armut und die Wohngebiete außerhalb der Stadt in<br />
starkem Kontrast zu dem reichen und wohlhabenden Lebensstandard der Bewohner<br />
im Zentrum. Unser Hotel, das Novotel, lag etwas außerhalb des Stadtkerns,<br />
so kamen wir dazu, uns bei unseren täglichen (zum Glück klimatisierten)<br />
Busfahrten ein Bild von diesem anderen Leben zu machen. Diese bleibenden<br />
Eindrücke trüben etwas die restliche Erinnerung an ein wunderschönes, aufregendes<br />
Wochenende und die Feststellung, dass wir auch ohne Erwachsene<br />
zurechtkommen, was wiederum nach weiteren Urlauben alleine verlangt.<br />
Jana Petry,<br />
(re.), Gewinnerin<br />
des<br />
Kurzgeschichtenpreises<br />
der<br />
MAINZ Vierteljahreshefte,<br />
gewann eine<br />
Wochenendreise<br />
nach Málaga,<br />
die sie mit ihrer<br />
Freundin Sarah<br />
antrat.<br />
© PRIVAT
12<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
Alle Fotos © BONEWITZ COMMUNICATION<br />
Die Lebendigkeit<br />
des Doms muss<br />
sichtbar werden<br />
„ | Exklusiv-Interview mit dem Bischof von Mainz,<br />
Karl Kardinal Lehmann
K ARL K ARD INAL L EHM ANN MVJH 4|09 13<br />
V ON M I C HAEL B ONE W ITZ | Das Jahr 2009 stand in der rheinland-pfälzischen<br />
Landeshauptstadt und weit über ihre Grenzen hinaus im Zeichen des<br />
Mainzer Doms und seines 1.000-jährigen Jubiläums. In zahlreichen Veranstaltungen<br />
unterschiedlichster Couleur wurde das Gotteshaus gefeiert. Karl<br />
Kardinal Lehmann zieht ein Resümee.<br />
„ | Kardinal Lehmann, wenn Sie bilanzierend<br />
zurückschauen, was können wir<br />
aus 1.000 Jahre Mainzer Dom lernen<br />
Drei Dinge kann man lernen. Das erste<br />
ist, die enorme Chance zu sehen, die in<br />
einem solchen Ereignis steckt; nämlich<br />
die Chance – gerade mit Hilfe der Medien<br />
–, die Menschenauf ein Kulturgut<br />
aufmerksam zu machen, wie man es<br />
sonst mit allen Anstrengungen und guten<br />
Methoden kaum hinbekommt. Natürlich<br />
gibt es teilweise von kirchlicher<br />
Seite eine gewisse Skepsis. Viele halten<br />
nichts von einer auf einen Tag oder eine<br />
bestimmte Zeit begrenzte Eventkultur.<br />
Man befürchtet schnell, dies sei oberflächlich<br />
oder eine Eintagsfliege. Ich sehe<br />
solche punktuellen Ereignisse eher als<br />
Chance. Die Frageist ja, was man daraus<br />
macht, wie man die Impulse der zahlreichen<br />
Veranstaltungen weiterführt.<br />
Wir haben es selbst in der Hand, ob<br />
wir ein solches Ereignis wie das Jubiläumsjahr<br />
zum reinen Event verkommen<br />
lassen oder ob wir es gestalten und weiterwirken<br />
lassen.<br />
„ | Das heißt beispielsweise, den Event<br />
mit Leben zu füllen ...<br />
Ja natürlich, das ist der zweite Aspekt.<br />
Das ganze Ereignis muss ja sehr stark<br />
untermauert werden durch lebendige<br />
Menschen. Wenn wir sagen, wir bauen<br />
uns ein Haus Gottes aus lebendigen<br />
Steinen, dann muss von dieser Lebendigkeit<br />
auch etwas sichtbar werden. Es<br />
ist wichtig, dass viele Leute in den Dom<br />
kommen, nicht nur als Touristen, nicht<br />
nur bei den großen Veranstaltungen,<br />
sondern das ganze Jahr über. Die unterschiedlichsten<br />
Gruppen füllen und erfüllen<br />
den Dom mit Leben – Dekanate,<br />
Pfarreien, Kindergruppen und viele<br />
mehr. Der Dom ist kein Museum, kein<br />
Archiv, er ist und bleibt Gottes Haus von<br />
Anfang an bis heute. Das ist das Charakteristische<br />
und das ist meines Erachtens<br />
nach noch einmal deutlich geworden,<br />
dass die Gegenwart der vielen unterschiedlichen<br />
Menschen und Gruppen<br />
im Dom unverzichtbar dazugehört.<br />
„ | Verbinden Sie damit auch eine Botschaft<br />
Das ist das dritte, was wir aus dem Jubiläumsjahr<br />
lernen können: Gegen eine<br />
gesellschaftliche Oberflächlichkeit, gegen<br />
die Schnelllebigkeit unserer Zeit<br />
können wir ein wenig gegensteuern.<br />
Die 1.000 Jahre Dom zeigen eben auch,<br />
dass wir von etwas weiter herkommen,<br />
als uns oftmals bewusst ist. Wir sehen<br />
gerade im Dom historische Persönlichkeiten<br />
vor uns, die in den vergangenen<br />
Jahrhunderten große Aufgaben bewältigt<br />
und Großes geleistet haben. Insofern<br />
ist ein solches Jubiläum zugleich<br />
ein Hinweis auf den Ursprung unverfügbarer<br />
Werte, für deren Begründung<br />
ich dann eine absolute Instanz brauche,<br />
ob ich das nun Gott nenne oder nicht.<br />
„ | Sie meinen, es gibt eine Art Solidarität<br />
über die Jahrhunderte hinweg<br />
Nehmen Sie die vielen Gräber im<br />
Dom, es sind ja an die 100 Gräber oder<br />
Grabdenkmäler, von denen wir einige<br />
nicht einmal identifizieren können.<br />
Diese Gräber, die so genannte Memorie,<br />
das Gedächtnis – vielleicht würde
14<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
„ | Im Glauben<br />
gibt es<br />
eine große<br />
Solidarität,<br />
die über den<br />
Tod hinaus<br />
reicht.<br />
man heute die „lebendige Erinnerung“<br />
sagen – betrifft in der Tat Menschen,<br />
die früher gelebt haben. An die Lebenserfahrung<br />
und Lebensleistung dieser<br />
Menschen knüpfen wir an, wir stehen,<br />
um es im Bilde zu sagen, auf deren<br />
Schultern und können damit ein klein<br />
wenig weiter blicken als diese selbst. Im<br />
Glauben gibt es eine große Solidarität,<br />
die über den Tod hinaus reicht. Wir<br />
denken an unsere Toten, wir beten für<br />
sie und feiern Gottesdienst für sie. Diese<br />
Solidarität gilt allen, die uns vorangegangen<br />
sind, auch den Armen und<br />
Schwachen; wir beten an allen Gräbern<br />
und keineswegs nur an denen von bedeutenden<br />
Menschen.<br />
„ | Ist der Dom ein besonderes Wahrzeichen<br />
für Mainz<br />
Es ist kein Zufall, dass insbesondere der<br />
Dom ein Wahrzeichen für Mainz war<br />
und ist. Ein Wahrzeichen für Mainz<br />
könnte ja auch etwas anderes sein, zum<br />
Beispiel römische Wasserleitungen. Der<br />
Dom ist mehr, er diente von Anfang an<br />
der Gottesverehrung, dem Gotteslob,<br />
bis heute halten wir jeden Tag Gottesdienste.<br />
Über die Jahrhunderte<br />
hinweg hatte man den<br />
Mut dazu, immer wieder,<br />
unverdrossen. Selbst sieben<br />
Brände und Zerstörungen,<br />
die über den Dom hinweggegangen<br />
sind, konnten den<br />
Mut zum Wiederaufbau<br />
nicht brechen. Einen Dom<br />
über die Zeiten zu erhalten<br />
– das hat letzten Endes ja<br />
viele tiefere Motive, als ein<br />
Wahrzeichen denkmalpflegerisch<br />
zu konservieren.<br />
„ | Wie kehren Sie jetzt<br />
nach dem Domjubiläum<br />
zum Alltag zurück<br />
Im Grunde genommen haben<br />
wir den „Alltag“ ja nicht wirklich<br />
verlassen. Feste und das Gedächtnis<br />
von Jahrestagen gehören in den kirchlichen<br />
Jahresablauf hinein. Sicherlich<br />
wurde in diesem Jahr vieles bewusst<br />
und ausdrücklich und in besonderer<br />
Feierlichkeit begangen. Etwas kurz<br />
hingegen kam meiner Ansicht nach<br />
bislang die Rolle der Mainzer Heiligen.<br />
Besonders der Heilige Martinus,<br />
der ja im damaligen Frankenreich viele<br />
Patrozinien hatte, kann uns als Beispiel<br />
dienen. Diese Figur des Martinus, der<br />
seinen Mantel teilt und damit auch seine<br />
Lebenschancen, ist den Menschen<br />
aller Zeiten unglaublich im Gedächtnis<br />
geblieben. Wenn wir die Martinusumzüge<br />
mit den Kindern haben, sehen<br />
wir ganz deutlich: Das Christentum ist<br />
keine Utopie, keine Vision in der Ferne<br />
oder etwas Fiktives. Menschen aller<br />
Zeiten und Orte haben das Christentum<br />
gelebt, haben es vorbildlich gelebt,<br />
in allen Kontexten, die möglich sind<br />
– es gibt heilige Bettler, es gibt heilige<br />
Könige. In den Mainzer Heiligen haben<br />
wir eine Korona, in der man das<br />
sehr gut zeigen kann, etwa bei Hilde-
K ARL K ARD INAL L EHM ANN MVJH 4|09 15<br />
gard von Bingen oder der Heiligen Lioba,<br />
die den heiligen Bonifatius unterstützt<br />
hat.<br />
„ | Es gibt daneben auch bedeutende<br />
Menschen der Kirche, die nicht heiliggesprochen<br />
wurden ...<br />
Dazu gehört beispielsweise Bischof<br />
Ketteler. Er wurde ja – ähnlich übrigens<br />
wie Pfarrer Landvogt – von den<br />
Menschen ungeheuer verehrt. Es ist gar<br />
nicht so leicht zu sagen, warum ein<br />
solcher Mann nicht heiliggesprochen<br />
wurde. Ich kann dafür auch keine Begründung<br />
abgeben. Vielleicht hat man<br />
die Selig- und Heiligsprechung zu stark<br />
auf das Vorliegen von Wundern ausgerichtet.<br />
Und so wundersüchtig ist man<br />
in Gegenden nicht, in der die Hälfte<br />
der Menschen nicht katholisch ist, etwa<br />
im Vergleich zu rein katholischen Regionen.<br />
Aber<br />
es ist gar keine Frage, dass<br />
Bischof Ketteler ein großartiger Mann<br />
war, für mich sind Menschen wie er<br />
heiligmäßige Leute.<br />
„ | Werden Sie in den kommenden Jahren<br />
auch auf Bischof Ketteler ein stärkeres<br />
Augenmerk richten<br />
Wir feiern in der Tat sein 200-jähriges<br />
Geburtsjubiläum im Jahr 2011. Ketteler<br />
hat – was weniger bekannt ist – übrigens<br />
einen großen Anteil an der Domerhaltung<br />
und am Domaufbau Über 25<br />
Jahre etwa in der zweiten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts sind maßgebliche Dinge<br />
durch Bischof Ketteler initiiert worden.<br />
Unser Dom- und Diözesankonservator<br />
Dr. Hans-Jürgen Kotzur bereitet gerade<br />
eine Ausstellung über Ketteler vor. 2011<br />
ist zugleich auch das Todesjahr von Willigis,<br />
der 1011 gestorben ist. Insgesamt<br />
wird das Jahr 2011 natürlich nicht so ein<br />
kolossales Ereignis wie unser Domjubiläum,<br />
doch sollen einige ausgewählte<br />
Veranstaltungen an Willigis einerseits<br />
und Ketteler andererseits erinnern.<br />
„ | Lassen Sie uns noch mal kurz zum<br />
Heiligen Martinus zurück kommen,<br />
der nicht nur der Patron des Bistums,<br />
sondern auch des Doms ist ...<br />
Gerne, wir haben ja über 30 Darstellungen<br />
des Martinus am und im Dom.<br />
Eine der schönsten sieht man normalerweise<br />
nicht, sie ist in der Sakristei.<br />
Die berühmteste Darstellung ist sicher<br />
das Reiterbild oben auf dem Dach des<br />
Doms. Es gibt auch im Taufbrunnen<br />
eine wunderbare Martinusdarstellung.<br />
Gerade Martinus und die anderen von<br />
mir angesprochenen Heiligen zeigen<br />
das Christsein in einer exemplarischen,<br />
aber auch einmaligen Weise, die man<br />
nicht einfach kopieren kann. Dennoch<br />
ist ihr Vorbild Anreiz und Aufforderung<br />
für uns, christliche Werte zu leben.<br />
Diesen Gedanken würde ich gerne<br />
– getragen von der Begeisterung aus<br />
dem Domjubiläum heraus – sozusagen<br />
in die Normalität des kirchlichen Lebens<br />
übernehmen.<br />
„ | Hat der Dom auch heute noch eine<br />
besondere Bedeutung für die Menschen<br />
„ | Ich bin<br />
mir sicher,<br />
wir haben als<br />
Kirche noch<br />
viele Chancen.
16<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
„ | Der<br />
Mensch ist<br />
mehr als nur<br />
ein Unterhaltungstier.<br />
Neben der ganz alltäglichen, unthematischen,<br />
um nicht zu sagen selbstverständlichen<br />
Bedeutung kommen herausragende<br />
Ereignisse. Der Dom hat<br />
natürlich eine riesige Bedeutung, wenn<br />
Sie beispielsweise so erschütternde Geschehnisse<br />
nehmen wie den 11. September<br />
2001. Da war ich überrascht, wie<br />
bei verschiedenen Veranstaltungen, die<br />
teils Demonstrationscharakter hatten,<br />
viele Menschen plötzlich auf die Idee<br />
kamen: Jetzt gehen wir in den Dom.<br />
Mit größter Selbstverständlichkeit haben<br />
wir dort spontan einen Gebetsgottesdienst<br />
veranstaltet. Es muss aber<br />
nicht unbedingt so ein weltbewegendes<br />
Ereignis sein. Ein berühmter deutscher<br />
Archäologe, der in Rom lebt, hat mir<br />
mal einen Brief geschrieben. Auf die<br />
Details will ich nicht eingehen, nur so<br />
viel: Er ist 1942 katholisch geworden<br />
mit seiner Familie. Seit dieser Zeit geht<br />
er mindestens einmal im Jahr in den<br />
Dom, immer wenn er in Mainz ist. Ich<br />
weiß von Menschen, die jeden Samstag<br />
nach dem Marktbesuch in den Dom<br />
kommen, weil sie Ruhe und Besinnlichkeit<br />
suchen.<br />
„ | Spüren Sie denn durch die Wirtschaftskrise<br />
ein Zusammenrücken, zieht<br />
es die Menschen in der Krise auch in<br />
den Dom, vielleicht auch mehr zum<br />
Glauben hin<br />
Ja und Nein. Da darf man sich nicht täuschen.<br />
In unserer flüchtigen Gesellschaft<br />
ist das auf Augenblicke beschränkt.<br />
Beim Einzelnen ist<br />
das vielleicht nachdrücklicher,<br />
aber<br />
nicht so allgemein<br />
in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung.<br />
„ | Spüren Sie selbst<br />
Auswirkungen der<br />
Krise, etwa durch<br />
zurückgehende<br />
Spendenbereitschaft<br />
Die Bereitschaft<br />
der Menschen oder<br />
der Unternehmen<br />
zu spenden ist zumindest<br />
in diesem<br />
Jahr sehr hoch – sicher<br />
auch bedingt<br />
durch die mediale<br />
Präsenz aufgrund unseres Domjubiläums.<br />
Ich glaube, das Gefühl, die Wahrnehmung,<br />
die Sensibilität für Werte,<br />
die man nicht preisgeben darf, die man<br />
nicht ungestraft verletzt – Gier nach<br />
Geld, nach einseitigem Gewinn, usw.<br />
– das ist schon vorhanden. Vor ein paar<br />
Monaten habe ich die Doktorarbeit<br />
von keinem geringerem als Oswald von<br />
Nell-Breuning wieder in die Hand genommen,<br />
die 1929 erschienen ist – über<br />
die Börsenmoral. Er bringt Zitate von<br />
Thomas von Aquin, in denen über die<br />
Motive des Gewinnstrebens die Rede<br />
ist. Das hat eine unglaubliche Aktuali-
K ARL K ARD INAL L EHM ANN MVJH 4|09 17<br />
tät, die aber leider zum Teil wieder vergessen<br />
worden ist.<br />
„ | Trotz aller Leistungen und Erfolge<br />
leidet auch die katholische Kirche unter<br />
Austritten – müssen Sie mehr oder vielleicht<br />
anders kommunizieren<br />
Das Evangelium<br />
als eine absolut neue<br />
Botschaft zu verkünden ist früher vielleicht<br />
einfacher gewesen, als sie heute<br />
in eine Welt hinein zu geben, wo viele<br />
denken, das kenne ich doch schon alles.<br />
Da haben es Kontinuität, Treue und<br />
Verlässlichkeit über Jahrhunderte ein<br />
bisschen schwieriger. Denken Sie doch<br />
einmal daran, was so alles im Fernsehen<br />
am Abend gesendet wird. Da haben es<br />
alle seriösen Dinge schwer, vor 23:00<br />
Uhr überhaupt ausgestrahlt zu werden.<br />
Wenn ich mir anschaue, was daetwa als<br />
Kabarett über den Bildschirm kommt,<br />
muss ich feststellen, dass alles immer<br />
oberflächlicher wird. Andererseits kann<br />
man nicht alles zur Unterhaltung machen.<br />
Der Mensch ist mehr als nur ein<br />
Unterhaltungstier. ZurLebenserfahrung<br />
gehört hinzu, dass man gewisse Dinge<br />
selbst entdecken muss. Das kann einem<br />
niemand abnehmen, kein Lehrer, auch<br />
kein Pfarrer.<br />
„ | Sie bleiben auch in schwierigen<br />
Zeiten zuversichtlich<br />
Ich bin mir sicher, wir haben als Kirche<br />
noch viele Chancen, auch wenn das nicht<br />
immer etwas für die große Öffentlichkeit<br />
ist. Wir sind vielleicht präsenter, als<br />
manch einer denkt. Aber je nachdem,<br />
was berichtet wird, hat das Provozierende<br />
und etwas Geckenhafte meist mehr<br />
mediale Aufmerksamkeit, und wir finden<br />
unsere Veranstaltungen dann in<br />
einem kurzen Absatz wieder. Aber das<br />
stört mich nicht so sehr,<br />
denn es gibt<br />
so viele Leute, die wissen, was wir tun.<br />
Trotzdem ist mir natürlich bewusst, dass<br />
wir noch mehr kommunizieren müssen.<br />
„ | Aber es ist sicherlich nicht einfach,<br />
die Menschen wieder zur Rückkehr in<br />
die Kirche zu bewegen<br />
Wir haben auf vielen Ebenen Einrichtungen<br />
geschaffen, gerade für Menschen,<br />
die wieder in die Kirche eintreten<br />
wollen. Natürlich möchten wir so<br />
einen Schritt vereinfachen. Wir bieten<br />
beispielsweise eine Hotline an, die<br />
man auch anonym anrufen kann. In<br />
Darmstadt leiten wir beispielsweise einen<br />
Kirchenladen, gemeinsam mit der<br />
evangelischen Kirche. Hier kann man<br />
sich ohne weiteres erkundigen, wie eine<br />
Rückkehrin die Kirche möglich ist; wir<br />
geben Adressen und Ansprechpartner<br />
an die Hand. Aber man muss den Menschen<br />
auch die Zeit zum Nachdenken<br />
geben und nicht immer gleich mit der<br />
Türins Haus fallen.<br />
Bei jeder Verabschiedung des Bistumshaushalts<br />
sage ich: Ich möchte<br />
besonders auch denen danken, die im<br />
Augenblick vielleicht keinen lebendigen<br />
Bezug zur Kirche haben, aber<br />
nicht austreten, weil sie dadurch unser<br />
Engagement in Schulen, Kinder-<br />
„ | Das Christentum<br />
ist<br />
keine Utopie,<br />
keine Vision<br />
in der Ferne<br />
oder etwas<br />
Fiktives.
18<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
„ | Es ist<br />
wichtig, dass<br />
viele Leute in<br />
den Dom kommen,<br />
nicht nur<br />
als Touristen,<br />
nicht nur bei<br />
den großen<br />
Events, sondern<br />
das ganze<br />
Jahr über.<br />
gärten, in der Caritas, in der Seelsorge<br />
unterstützen.<br />
„ | Spüren Sie einen Rückgang im Ehrenamt<br />
Es gibt sehr viele Menschen, die sich engagieren,<br />
im Übrigen auch im Rahmen<br />
unseres Domjubiläums. Ich möchte an<br />
dieser Stelle die Gelegenheit nutzen,<br />
nicht nur unseren festangestellten Mitarbeitern<br />
zu danken, die sehr viel geleistet<br />
haben, sondern auch den vielen,<br />
vielen ungenannten Ehrenamtlichen.<br />
Ansonsten müssen wir uns auch im ehrenamtlichen<br />
Engagement unserer Mitmenschen<br />
an veränderte Situationen<br />
anpassen. Manche steigen erst wieder<br />
ein, wenn sie Kinder haben, andere<br />
müssen pausieren, weil sie beruflich<br />
angespannt sind. Viele haben eher ein<br />
Interesse an einem absehbaren Projekt<br />
und nicht so sehr an einer Dauerauf-<br />
gabe. Die Möglichkeiten sind vielfältig<br />
– ob Mission, Dritte Welt, im Kindergarten<br />
oder in einem der Gremien der<br />
Pfarreien – vieles existiert schon, vieles<br />
läuft seit Jahren und hoffentlich noch<br />
für lange.<br />
„ | Kardinal Lehmann, kommen wir<br />
abschließend noch einmal auf das<br />
Domjubiläum zurück: Was waren für<br />
Sie die herausragenden Ereignisse<br />
Wir haben ganz bewusst mehrere Höhepunkte<br />
angestrebt, weil viele Menschen<br />
ihr eigenes Verhältnis zum Dom<br />
haben, und diese unterschiedlichen<br />
Annäherungen sollten sich in unserem<br />
Programm auch wiederfinden. Das fängt<br />
bei kleineren Angeboten an, die nicht so<br />
eine große öffentliche Resonanz haben.<br />
Ich denke da an unsere wissenschaftlichen<br />
Vorträge<br />
zur Baugeschichte und<br />
zur Ausstattung des Doms, bei denen<br />
viele Zuschauer eine Reihe von Neuigkeiten<br />
über den Dom erfahren haben.<br />
Übrigens: Im Jahrbuch des Bistums<br />
werden wir im kommenden Jahr alle<br />
Vorträge in einem Band noch einmal<br />
zusammenfassen.<br />
„ | Wie waren die Vorträge besucht<br />
Sehr gut. Was<br />
mich besonders gefreut<br />
hat, war, dass bei fast allen Vorträgen<br />
eine Gruppe junger Stadtführer teilgenommen<br />
hat und interessiert zuhörte,<br />
um hier fundierte Informationen über<br />
den Dom zu erfahren. Das war schon<br />
ein sympathischer Nebeneffekt.<br />
„ | Spielt die Interaktion mit den Besuchern<br />
eine wichtige Rolle<br />
Natürlich, dabei ist vor allem die Mischung<br />
in diesem ganzen Jahr wichtig.
K ARL K ARD INAL L EHM ANN MVJH 4|09 19<br />
Denken Sie nur an das Benefizspiel<br />
Bayern München gegen Mainz 05 im<br />
Januar oder an die Fastnachtsveranstaltung<br />
bis hin zum offiziellen Eröffnungs-Gottesdienst<br />
im Dom. Das war<br />
insgesamt ein gelungener Auftakt. Es<br />
folgten weitere Höhepunkte: etwa die<br />
Übergabe der Dom-Sonderbriefmarke,<br />
die Pontifikalvesper mit Bundespräsident<br />
Horst Köhler und am 15. November<br />
das Grußwort des Papstes sozusagen<br />
zum Abschluss des Jubiläums.<br />
Zwischendurch gab es aus dem Bistum<br />
heraus viele, viele Begegnungen, die für<br />
mich zu den Kernstücken des Jubiläums<br />
gehören. Wir hatten zweimal 2.000<br />
Kindergartenkinder im Dom, 2.000<br />
Ministranten, einen Tag der pastoralen<br />
Berufe, eine Begegnung der Senioren,<br />
dazu kamen Dombesuche aus unzähligen<br />
Gemeinden. Nicht zuletzt<br />
erwähne ich die vielen Touristen,<br />
die das Domjubiläum zum Anlass<br />
genommen haben, um die Stadt<br />
Mainz zu besuchen.<br />
„ | Sind Sie denn mit den Reaktionen<br />
auf das Jubiläum zufrieden<br />
Absolut. Das war im Übrigen auch<br />
ein Erfolg unserer medialen Zusammenarbeit.<br />
Ich danke dem ZDF,<br />
dem SWR, der Allgemeine Zeitung<br />
Mainz und der Mainzer Rheinzeitung,<br />
unserer Kirchenzeitung, der<br />
Welt am Sonntag, aber auch Ihren<br />
MAINZ Vierteljahresheften, die uns<br />
ja das ganze Jahr über begleitet haben.<br />
Ich glaube, das ist auch im<br />
Rhythmus der Domjubiläen etwas<br />
Neues und Einzigartiges, auch wenn<br />
ich weiß, dass wir hier am Medienstandort<br />
Mainz gewisse Vorteile haben,<br />
was den Zugang zu all diesen<br />
Medien anbelangt.<br />
„ | Nicht zu vergessen, der Bildband<br />
über den Dom. Hier hatte ja Bundespräsident<br />
Köhler von Ihnen beim<br />
Gottesdienst im Oktober das erste Exemplar<br />
erhalten ...<br />
Oh ja, ein prächtiger Band. Dankenswerterweise<br />
hat ZDF Enterprises weitgehend<br />
die Kosten übernommen. Die<br />
wunderbaren Aufnahmen vom Dom<br />
stammen von den beiden Fotografen<br />
Martin Blume und Bernd Radtke. Es<br />
ist fantastisch, was die beiden geleistet<br />
haben. Der erste, der den Bildband<br />
offiziell erhalten hat, war übrigens unser<br />
Bundespräsident, aber das erste gedruckte<br />
Exemplar bekommt natürlich<br />
der Papst.<br />
Herr Kardinal, wir danken Ihnen für<br />
das Gespräch.<br />
ANZ EIGE
20<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E SCHIC HTE<br />
Ansicht des<br />
Doms mit der<br />
umstrittenen<br />
Mollerschen<br />
Kuppel; Repro<br />
eines Stahlstichs<br />
von<br />
H. Bibby | um<br />
1850<br />
© STAD<br />
TA<br />
RCHIV MAINZ<br />
1000 Jahre<br />
Mainzer Dom<br />
(1009 bis 2009)<br />
„ | Teil IV: Befestigt und saniert ins nächste Jahrtausend<br />
V ON D R . M A TTHIAS D IETZ - L ENSSE N | Nachdem der Dom in den ersten<br />
rund 850 Jahren seines Bestehens zahlreichen Beschädigungen und nicht<br />
immer sachgerechten Eingriffen ausgesetzt war, wurde den Verantwortlichen<br />
spätestens im ausgehenden 19. Jahrhundert klar, dass auch die Substanz des<br />
Gotteshauses gelitten hatte und, wie sich herausstellen sollte, fast irreparabel<br />
war. Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, auch mit Hilfe modernster<br />
Techniken, gehören seit dieser Zeit fast zum Alltagsbild des Jubilars.
1 000 J AHRE DOM MVJH 4|09 21<br />
, ein Jahr nach der verheerenden<br />
Pulverturm-<br />
1858<br />
explosion, begannen erneut umfangreiche<br />
Renovierungsarbeiten in und am<br />
Dom. Am augenfälligsten waren dabei<br />
die Arbeiten, die ab 1870 einsetzten:<br />
Georg Moller hatte der alten gotischen<br />
Glockenstube eine höchst umstrittene<br />
schmiedeeiserne Kuppel aufgesetzt.<br />
Diese wurde nun, mit Hinweis auf<br />
entstandene Risse im Mauerwerk, wieder<br />
entfernt. Es ist, aus heutiger Sicht,<br />
fragwürdig, ob diese Risse durch das<br />
Moller’sche Konstrukt, die Pulverturmexplosion<br />
oder andere Einwirkungen<br />
entstanden sind und ob sie wirklich statisch<br />
problematisch waren. Diese Entscheidung<br />
war zumindest sehr populär.<br />
Mit dem Abbruch verschwanden auch<br />
die gotische Glockenstube und alle Geschosse<br />
in den drei Osttürmen aus dieser<br />
Zeit. Sie wurden durch neu-romantische<br />
Nachfolgebauten ersetzt. 1875<br />
entstand im Rahmen dieser Arbeiten<br />
auch der neue östliche Vierungsturm,<br />
so wie wir ihn heute noch kennen. Der<br />
Dom änderte damit wieder sein Aussehen.<br />
Sicher gab es auch damals Stimmen,<br />
die eine neugotische Rekonstruktion<br />
vor-gezogen hätten, im Vergleich<br />
mit der Moller’schen Kuppel erschien<br />
aber auch diese Lösung akzeptabel.<br />
Für die Planung und Ausführung<br />
zeichnete der Architekt Petrus Josephus<br />
Hubertus Cuypers (1827 bis 1921) verantwortlich,<br />
der als Vertreter des historisierenden<br />
Stils galt. Es ist unklar,<br />
warum die Wahl auf einen Niederländer<br />
fiel, der bis dahin lediglich die<br />
Türme der Münsterkirche in seinem<br />
Geburtsort Roermond und eine neugotische<br />
Kirche in Eindhoven gebaut<br />
Der Dom mit<br />
dem neuen<br />
Vierungsturm<br />
im romanisierenden<br />
Stil;<br />
Postkarte<br />
| um 1900<br />
© STADTARCHIV MAINZ
22<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
Eindruck vom<br />
Innenraum des<br />
Gotteshauses;<br />
Repro einer<br />
Aufnahme von<br />
Carl Hertel | um<br />
1896<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
hatte. In Mainz entschied er sich für<br />
romanisierende Formen, die wohl einen<br />
Gegenpol zum Westturm schaffen<br />
sollten. Mit dieser Arbeit gelang ihm<br />
der Durchbruch. Zwei Jahre später begann<br />
er mit dem Bau des Rijksmuseums<br />
in Amsterdam, obwohl er bei dem<br />
vorangegangenen Wettbewerb nur den<br />
2. Platz belegt hatte. Bei diesem monumentalen<br />
Gebäude arbeite er vorwiegend<br />
mit gotischen und Renaissance-<br />
Elementen. Sein Inneres war jedoch<br />
überhaupt nicht zweckentsprechend,<br />
wie man auch heute noch bei einem<br />
Besuch schnell bemerken kann.<br />
Da der neue Mainzer Ostturm wesentlich<br />
leichter war, konnte man im<br />
Inneren auf den alten gotischen Stützpfeiler<br />
verzichten, der den Blick in den<br />
Ostchor behindert hatte. Er wurde<br />
abgerissen. In dieser Bauphase wurde<br />
auch die alte Krypta in diesem Bereich<br />
rekonstruiert – man verzichtete jedoch<br />
auf die ursprüngliche Höhe aus der Zeit<br />
Heinrichs IV. und legte sie niedriger an.<br />
Nazarenische Innengestaltung<br />
Im Inneren waren die Planer völlig<br />
neue Wege gegangen: Man verzichtete<br />
auf die bis dahin noch vorhandene barocke<br />
Farbgestaltung und ließ die Wände<br />
durch Künstler der nazarenischen<br />
Schule bunt gestalten. Initiator war der<br />
1856 gegründete Mainzer Dombauverein.<br />
In einer Sitzung unter Vorsitz von<br />
Bischof Ketteler formulierte Baurat Dr.<br />
Geier: „Wichtig für die Vollendung<br />
vom Inneren des Domes ist die Ausmalung<br />
desselben mit Fresken. Wenn<br />
in den religiösen Bauwerken die größte<br />
Monumentalität herrscht, so setzt sich<br />
die Malerei ihr erhabenes Ziel, indem<br />
sie auf diesen Charakter der Architektur<br />
eingeht und die Bedeutung des<br />
Kirchengebäudes weiter bildet. Keine<br />
Kunst vermag mehr als die Malerei, die<br />
christlichen Anschauungen durch Innerlichkeit<br />
und Tiefe zu beheben.“<br />
1859 schlug der Verein vor, den in<br />
Mainz ansässigen Künstler Philipp Veit<br />
(1793 bis 1877) mit einem Entwurf zu<br />
beauftragen. Veit verstand sich selbst als<br />
Nazarener; er verfolgte eine romantischreligiöse<br />
Kunstrichtung, die sich zum Ziel<br />
gesetzt hatte, die Kunst im Geist des Christentums<br />
aus der Wiederentdeckung alter<br />
italienischer und deutscher Kunst heraus<br />
zu erneuern. Veit hatte 1815 bis 1830 in<br />
Rom gearbeitet, wo er unter anderem in<br />
der Villa Massimo, in der Kirche Trinità<br />
dei Monti und im Vatikan tätig gewesen<br />
war. Er nahm dann einen Ruf auf die<br />
Direktorenstelle des Städelschen Instituts<br />
in Frankfurt an, legte diese aber 1843<br />
aus Protest nieder, weil die Verwaltung<br />
das Gemälde „Jan Hus vor dem Concil<br />
zu Konstanz“ von Carl Friedrich Lessing<br />
gekauft hatte. Dies konnte der strenge<br />
Katholik nicht akzeptieren.
1 000 J AHRE DOM MVJH 4|09 23<br />
Zehn Jahre später kam Veit nach<br />
Mainz und wurde hier Direktor der Gemäldesammlung.<br />
Er nahm den Dom-<br />
Auftrag an und entwarf die gewünschten<br />
Fresken. Ausgeführt wurden die<br />
Arbeiten von seinem Schwiegersohn<br />
Joseph Anton Nikolaus Settegast sowie<br />
von August Gustav Lasinsky und Karl<br />
Herrmann. Der Entwurf der Gewölbedekorationen<br />
stammte von Dombaumeister<br />
Joseph Laské (1816 bis 1865),<br />
der hauptberuflich von 1848 bis zu seinem<br />
Tod Stadtbaumeister war und das<br />
neu geschaffene kirchliche Amt von<br />
1856 an inne hatte.<br />
Für einen Teil der Innenausmalung<br />
stand die Ausmalung des Doms zu<br />
Speyer Pate. Gestaltung und Farbintensität<br />
können heute nicht genau nachvollzogen<br />
werden, da entsprechende<br />
Bilddokumente aus dieser Zeit fehlen.<br />
1866 wurden die Arbeiten vorläufig abgeschlossen,<br />
da man die Renovierung<br />
des Ostbaus abwarten musste. Hier<br />
konnten die Arbeiten erst 1877/78 weitergeführt<br />
werden.<br />
Zwischen Laské und Veit kam es immer<br />
wieder zu Auseinandersetzungen,<br />
weil der Dombaumeister auf Wunsch<br />
des Künstlers seine Farbgestaltungen<br />
heller fassen musste. Der Nazarener<br />
regte sich über „Farbenüberschwang“<br />
und Motiv-Überladungen auf.<br />
Auch die Inneneinrichtung des<br />
Doms wurde in dieser Phase überdacht,<br />
Denkmäler neu platziert, das Bodenniveau<br />
bearbeitet und die Chorschranken,<br />
trotz heftiger Proteste, in das neue<br />
Konzept integriert. Einige der barocken<br />
Altäre im Ostchor passten nicht mehr<br />
in das Gesamtbild und wurden ins<br />
Rheinhessische verkauft.<br />
Fundamentales in der ersten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
Nach diesen umfangreichen Arbeiten<br />
hatte der Dom etwa zwei Jahrzehnte<br />
Ruhe, dann schlugen die Statiker Alarm:<br />
Das Fundament des Gotteshauses war<br />
instabil geworden. Hintergrund war<br />
die so genannte „Rheinuferaufschüttung“<br />
– verschiedene Projekte, die zwischen<br />
1847 und 1888 durchgeführt wurden.<br />
Sie sollten einerseits, im Rahmen<br />
eines internationalen Plans, den Rhein<br />
begradigen und als Transportweg attraktiver<br />
machen, andererseits aber<br />
auch neues Bauland für die durch die<br />
Festungsanlagen in ihrer Ausdehnung<br />
stark behinderte Stadt schaffen. Die<br />
Stadtväter waren mit den Ergebnissen<br />
sehr zufrieden. Dem dadurch verursachten<br />
Absinken<br />
des Grundwasserspiegels<br />
schenkte man dabei offensichtlich<br />
nicht die nötige Betrachtung. Für den<br />
Dom waren die Folgen fatal: Die hölzernen<br />
Konstruktionen, auf denen das<br />
Domfundament rund 900 Jahre sicher<br />
lagerte, begannen zu faulen. Ein Pro-<br />
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MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
Blick auf den<br />
eingerüsteten<br />
Westturm des<br />
Doms | 1926<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
zess, der durch die Verlegung von Regenrinnen<br />
noch beschleunigt wurde.<br />
Erste Sanierungsarbeiten wurden wohl<br />
schon 1909 begonnen, mussten aber<br />
am Ende des Ersten Weltkriegs eingestellt<br />
werden. Der Dom befand sich in<br />
einem äußerst bedrohlichen Zustand,<br />
da durch das instabile Fundament ständig<br />
neue Mauerschäden entstanden.<br />
Man ist sich heute einig, dass zu diesem<br />
Zeitpunkt der Bestand des Doms<br />
an sich gefährdet war. 1924/1928 führte<br />
man eine Radikalkur durch: Der gesamte<br />
Dom erhielt Betonfundamente<br />
– ein technisch sehr schwieriges Unterfangen,<br />
da das Gebäude ja schon<br />
stand und nicht einfach angehoben<br />
werden konnte. Zusätzlich wurden die<br />
Gewölbe sowie einige Turmaufbauten<br />
mit Beton und Stahlankern zusätzlich<br />
gesichert. Schließlich wurden die Obergadenwände,<br />
die Langhausmauern, die<br />
über die Seitendächer hinausragen und<br />
das Dach des Mittelschiffs tragen, torkretiert.<br />
Durch dieses damals noch<br />
neue Verfahren erhielten sie eine tragende<br />
Spritzbetonschicht und konnten<br />
den Dom zusätzlich stabilisieren. Leider<br />
wurden bei dieser Aktion auch alle<br />
Rüstlöcher verschlossen, die den Historikern<br />
bei der Datierung und Beschreibung<br />
historischer Bausituationen wichtige<br />
Hinweise hätten geben können.<br />
Parallel zu diesen Rettungsmaßnahmen<br />
wurde der Dom im Inneren<br />
noch einmal neu gestaltet. Besonders<br />
einschneidend waren dabei die Veränderung<br />
des Fußbodens und die neue<br />
Innenausmalung. Ursprünglich hatte<br />
man geplant, den Fußboden auf das<br />
ursprüngliche, romanische Niveau abzusenken.<br />
Dies war jedoch wegen des<br />
Gewölbes der Nassauer Kapelle nicht<br />
möglich, sodass man sich auf einen<br />
Kompromiss einigte, der dazu führte,<br />
dass die Treppenanlage in den Westchor<br />
um zwei Stufen verlängert werden<br />
musste. Der Sandsteinfußboden wurde<br />
durch gleichfarbigen, aber wesentlich<br />
stabileren rötlichen Marmor ersetzt. Unter<br />
dem östlichen Vierungsturm wurde<br />
der so genannte „Ketteler-Altar“ ausgetauscht.<br />
Der alte wurde der Pfarrgemeinde<br />
Bürstadt geschenkt und durch einen<br />
kleineren und schlichteren ersetzt. Auch<br />
der Hochaltar aus dem Jahre 1804 wurde<br />
durch einen Marmoraltar ausgetauscht.<br />
Die nazarenische Kunst und das Ornamentenspiel<br />
Laskés hatten sich ebenfa<br />
lls überlebt. 1926 wurden sie fast vollständig<br />
beseitigt, leider ohne sie vorher<br />
zu dokumentieren. So sind wir in Detailfragen<br />
auf Vermutungen angewiesen.<br />
Das völlig neue Farbkonzept basierte<br />
auf einem Entwurf von Prof. Paul<br />
Meyer-Speer, der den ausgeschriebenen
1 000 J AHRE DOM MVJH 4|09 25<br />
Wettbewerb gewonnen hatte. Diese<br />
Idee wurde von dem heutigen Domkonservator<br />
Dr. Hans-Jürgen Kotzur so<br />
beschrieben: „Sein Farbkonzept negiert<br />
zunächst den historischen Zustand,<br />
indem es nicht baugeschichtlichen Vorgaben<br />
folgt, sondern sich allein nach<br />
den architektonischen Besonderheiten<br />
des Bauwerks – wie Proportionen und<br />
Lichtführung – richtet. Meyer-Speer<br />
entwickelte ein raffiniertes Farbsystem<br />
aus der Farbskala des natürlichen Sandsteins.<br />
Wie<br />
bei einem großen Gemälde<br />
überzog er die Hausteinteile und Wandflächen<br />
mit Farben, stets im Wechsel<br />
und nach genau vorherbestimmter Abstufung.“<br />
Neu gebaut wurde 1927/28 die Lulluskrypta<br />
(benannt nach dem 786 verstorbenen<br />
Erzbischof Lullus) unter der<br />
westlichen Vierung. Sie dient seither als<br />
Grablege der Mainzer Bischöfe.<br />
Nachkriegs-Renovierungen<br />
Während des Zweiten Weltkriegs war<br />
Mainz mehrmals Ziel großer Luftangriffe.<br />
Im August 1942 erhielt der<br />
Dom mehrere Treffer. Dabei wurde das<br />
Obergeschoss des Kreuzgangs zerstört.<br />
Außerdem brannten die meisten Dächer<br />
des Gotteshauses ab. Das Gewölbe<br />
jedoch überstand alle Bombardements.<br />
Die notwendig gewordenen äußeren<br />
Restaurierungsarbeiten, bei denen auch<br />
Verwitterungsschäden beseitigt wurden,<br />
zogen sich bis in die 1970er Jahre hin,<br />
ebenso die Arbeiten an der Innenraumgestaltung,<br />
insbesondere der neuen<br />
Verglasung. 1959 wurde die Innenausmalung<br />
erneuert – und auch verändert:<br />
Einige Teile wurden nun weiß gelassen,<br />
kräftige Töne wurden durch hellere ersetzt.<br />
Allerdings gibt es heute wieder<br />
Pläne, auf die ursprüngliche Farbgestaltung<br />
Meyer-Speers im Zuge der aktu-<br />
So. 06.12.2009 | 19.30 Uhr | Cornelius-Saal<br />
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26<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
rechts:<br />
Ostturm und<br />
Notdach über<br />
dem Mittelschiff,<br />
nachdem<br />
im August 1942<br />
auch der Dom<br />
von Luftangriffen<br />
getroffen<br />
wurde. |<br />
1942/43<br />
links:<br />
Sicherungsarbeiten<br />
am<br />
Nord-Ostturm<br />
des Doms |<br />
1952<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
ellen Domsanierung zurückzukommen.<br />
Rechtzeitig vor der „1.000 Jahrfeier“ 1975<br />
gelang es auch, einen Plan von Diözesankonservator<br />
Wilhelm Jung umzusetzen<br />
und den Dom außen mit Mineralfarben<br />
rot einzufärben. Vorher war er<br />
nicht vollständig verputzt und hatte ein<br />
„rein sandsteinfarbenes Erscheinungsbild.“<br />
Durch die Rot-Tönung sollte das<br />
Gotteshaus in der Farbgebung anderen<br />
historischen Gebäuden der Stadt angeglichen<br />
werden.<br />
Arbeiten und Pläne im<br />
21. Jahrhundert<br />
Im Jahr 2000 begann die nächste große<br />
Sanierungsphase des Mainzer Doms,<br />
deren Dauer zu Beginn der Baumaßnahmen<br />
auf zehn bis 15 Jahre veranschlagt<br />
wurde. Umfasst werden alle<br />
Teile des Doms, sowohl innen als auch<br />
außen.
1 000 J AHRE DOM MVJH 4|09 27<br />
Zumindest die äußere Farbgebung<br />
bleibt dabei unverändert, sie stößt<br />
überall auf hohe Akzeptanz. Wesentlich<br />
komplexer ist die Diskussion über den<br />
Innenraum, hier wird unter anderem<br />
überlegt, die Speer’schen Pläne von 1928<br />
noch einmal farbgetreu umzusetzen.<br />
Auch bei der Ausstattung ist das letzte<br />
Wort noch nicht gesprochen. So gibt<br />
es beispielsweise schon lange die Idee,<br />
eine Schwalbennest-Orgel im Langhaus<br />
aufzuhängen. Domkonservator Kotzur<br />
weist in diesem Zusammenhang auch<br />
auf die wachsende Bedeutung von Beschallungssystemen<br />
und Lichtinstallationen<br />
in der sakralen Kunst hin.<br />
2001 wurde der erste Bauabschnitt<br />
beendet: die Sanierung und Neugestaltung<br />
der Nassauer Unterkapelle.<br />
Inzwischen sind auch die Arbeiten an<br />
der Ostgruppe und die Neufassung<br />
der Obergaden abgeschlossen. Aktuell<br />
wird die Westgruppe saniert. 2007<br />
konnte Karl Kardinal Lehmann die<br />
Sakramentskapelle neu einweihen. Die<br />
Verglasung wurde von Johannes Schreiter<br />
gestaltet, das Altarbild stammt von<br />
Bernd Zimmer. Im August 2008 wurde<br />
mit der Sanierung der Gotthardt-Kapelle<br />
begonnen.<br />
Große Überraschungen blieben<br />
bisher aus, sieht man einmal von der<br />
Gruft des ehemaligen Erzbischofs Lothar<br />
Franz von Schönborn ab, die 2002<br />
zufällig bei Bauarbeiten im Westchor<br />
gefunden wurde. Richtig Staub wurde<br />
nur aufgewirbelt, als im Juni 2008 durch<br />
die Besatzung eines Hubschraubers im<br />
Tiefflug der westliche Vierungsturm<br />
und seine beiden Flankentürme photogrammetrisch<br />
vermessen wurden. Durch<br />
den Sog des Rotors kam es zu leichten<br />
Schäden an einigen Marktständen.<br />
Der Mainzer Dom hat im Sommer<br />
dieses Jahres sein zweites Jahrtausend<br />
begonnen. Ob er es vollenden und wie<br />
er dann aussehen wird, weiß keiner von<br />
uns heute zu sagen: Barock und Nazarener,<br />
Torkretieren und Photogrammetrie,<br />
das sind Begriffe, mit denen Willigis<br />
und seine Architekten vor 1.000 Jahren<br />
auch noch nichts anfangen konnten.<br />
Domkonservator, Dombauhütte,<br />
Dombauamt, Dombauverein, Dombaukommission<br />
und kirchliche Denkmalpflege<br />
– es gibt heute viele Personen<br />
und Institutionen, die um den Bau und<br />
seine Erhaltung bemüht und besorgt<br />
sind. Sie teilen mit allen Mainzern die<br />
Hoffnung, dass Dom und Stadt in den<br />
nächsten 1.000 Jahren vor Krieg und<br />
Zerstörung, Brandereignissen und Umweltzerstörungen<br />
bewahrt bleiben.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A N Z EIGE
28<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
Und über all dem<br />
der Dom!<br />
„ | Elisabeth Langgässers „Reise in die kalte Fassenacht“<br />
und der Mainzer Dom<br />
V ON H A NS BERKESSE L | Der literarische Bericht ihrer Reise nach Mainz<br />
im Frühjahr 1947, mit dem Elisabeth Langgässer ihr erstes Wiedersehen mit<br />
der rheinhessischen Heimat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der<br />
nationalsozialistischen Diktatur feierte, wurde zuerst in der Berliner Zeitung<br />
„Der Tagesspiegel“ am 16. März 1947 und dann im Mainz-Heft (3/1949) der<br />
legendären Merian-Hefte des Hamburger Verlags Hoffmann & Campe veröffentlicht.<br />
Wir dokumentieren im Folgenden Auszüge aus diesem Text, der den<br />
Mainzer Dom inmitten der Trümmerlandschaft des zerstörten Mainz als Symbol<br />
der Hoffnung imaginiert.<br />
Kalte Reise in die Fassenacht<br />
[...] Doch muß man geschieden sein,<br />
Jahr um Jahr, von der süßen dionysischen<br />
Heimat, um den unbegreiflichen Stoß zu<br />
ermessen, den das Herz erduldet, wenn<br />
Auge und Herz, als ob sie beide das gleiche<br />
Organ und nur in ihren Funktionen<br />
leicht unterschieden wären, wieder den<br />
ersten Rebstock erblicken; nicht erblicken,<br />
sondern assimilieren; wahrnehmen,<br />
wahrmachen in der Tiefe einer gültigen<br />
Wirklichkeit.<br />
Hier ist die Grenze, hier fährt die<br />
Klinge zwischen Osten und Westen hindurch.<br />
Was ist ein Rebstock im Frühling<br />
und im Sommer Eine Versprechung.<br />
Was ist er im Herbst Ein kultischer Gebrauch.<br />
Aber hier war Winter, und dieser<br />
Rebstock, den der Fremdling als ersten<br />
wieder erblickte, war weiter nichts als<br />
ein krummes Stück Holz; ein unendlich<br />
zähes, sehr dunkles Holz; eine heilige<br />
Schlange, aufgebäumt über der frostigen<br />
Erde mit zorniger Geduld. Ein Rebstock,<br />
vereinzelt wie dieser, ist nichts; eine Zeile<br />
von Rebstöcken ist schon mehr. Aber erst<br />
der Wingert, die Wingerte in ihrem Auf<br />
und Nieder! Nur wer die Monotonie erfaßt<br />
hat, weiß um die Größe archaischer<br />
Götter, die Größe der Fuge, die Größe<br />
einfacher dorischer Säulen, die Größe der<br />
Geduld. Und nur im Winter entblößt der<br />
Weinberg sein inneres Gesetz, seine eigentümliche<br />
Schönheit, die ebenso Schönheit<br />
der Form, wie Schönheit des Rhythmus‘<br />
ist. Er beginnt zu tönen wie Notenköpfe<br />
auf einer Partitur; anzuschwellen und<br />
abzusteigen, die gemauerten Treppchen<br />
herauf und herunter bis an den Himmel<br />
und an die Erde und wieder zum Himmel<br />
zurück. Der Fremdling, der Heimgekehrte,<br />
der Zonenwanderer träumt von<br />
ihm, wenn er die Augen schließt; er läßt<br />
sich wiegen von seiner Bewegung und beruhigen<br />
von seiner Ruhe. […]<br />
Zwischen dem Hoffen und Harren,<br />
das manchen zum Narren macht, wie<br />
man sagt, liegt die heilige Fassenacht.
E L I S A B ETH LANGGÄ SSER MVJH 4|09 29<br />
Am oberen<br />
linken Bildrand<br />
steht der<br />
Dom über der<br />
zerstörten Altstadt<br />
zwischen<br />
Rheinstraße<br />
und Rhein. |<br />
1945<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
„Nach den Feiertagen bleibt das Geschäft<br />
zwei Tage lang geschlossen“, bemerkt die<br />
kleine Friseuse in Mainz, und: „Wieso<br />
Feiertage“ fragt der perplexe Gast. Ach<br />
so, – die Fastnacht besinnt er sich, indem<br />
er zum Rheinufer geht.<br />
Zerstörte Anmut: kein Capitol mutet<br />
antiker an, kein Tempel zierlicher, keine<br />
Fassade hat größere Gewalt. Aber wenn<br />
andere Städte im Reich, moderne Großstädte<br />
[...] nichts weiter sind als schlechthin<br />
zerstört – mächtige Zahnstümpfe ihre<br />
Ruinen, geöffnete Mäuler alter Amphibien<br />
und zerbrochene Wirbelsäulen – gewinnt<br />
sich die Würde und die Bedeutung,<br />
das menschliche Maß und die geistige<br />
Freiheit einer römisch-barocken Stadt wie<br />
dieser erst in dem Untergang ganz zurück;<br />
sie legt noch einmal ihr Fundament<br />
und den Kern, aus dem sie gewachsen ist,<br />
bloß; das Organische und das Lapidare;<br />
das Samenkorn und den Stein. Wie klar<br />
die geschwungenen, leeren Giebel gegen<br />
den Himmel stehen, wie leicht die ausgefensterten<br />
Wände, die ohne Hintergrund<br />
sind! Hier ist ein zartes Blattornament<br />
und dort ein lieblicher Fries erhalten,<br />
und wenn der Fluß über Steine klettert,<br />
ist es, als ob er ein Quellchen freilegt, einen<br />
Obulus aus der Tiefe des Grabes, das<br />
Lächeln der Penaten. In diesen Ruinen,<br />
scheint nichts mehr zu leben außer Traum<br />
und Erinnerung. […]<br />
Und über all dem der Dom! Der<br />
Dom! Mutter und Grabmonument in<br />
einem: beide mit Nachkommenschaft für<br />
die Zeit und Nachkommenschaft für die<br />
Ewigkeit bis in ferne Tage erfüllt. Wenn<br />
nichts mehr wäre außer dem Dom, so<br />
könnte man, denkt der einsame Mensch,<br />
der über die Trümmer klettert, die ganze<br />
Stadt aus dem Anblick des Domes wieder<br />
von neuem erbauen; dieser Dom, dieser<br />
steinerne Schoß der Gottheit würde<br />
sie wieder gebären; und wenn von dem<br />
Dom selbst gar nichts mehr stünde als die<br />
Fundamente des Ostchors, so könnte sich<br />
aus ihrem Gefels der ganze Dom in die
30<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
Elisabeth<br />
Langgässer<br />
© FAMILIE GRÜTTNER<br />
Höhe atmen und mit dem Dom die zerstörte<br />
Stadt samt den anderen Gotteshäusern,<br />
dem Kurfürstlichen Schloß und dem<br />
Deutschhaus und den köstlichen Adelshöfen.<br />
Doch wird man sie nicht restaurieren<br />
– nein. Man wird sie transzendieren:<br />
die perlmutternen Seifenblasen der<br />
Rokokotürme St. Peters und die strenge<br />
und zarte Gotik der Karmeliterkirche;<br />
transzendieren in unvergleichlich realere<br />
Bezirke als diese, in welche die Bomben<br />
fielen. Wo die Wurzeln nicht zerstört worden<br />
sind, schlägt ein vom Blitzstrahl getroffener<br />
Baum aus der Kraft seiner Wurzeln<br />
aus: junge Sprößlinge von der gleichen<br />
Art, junge Nadeln, junges Laub. […]<br />
Als der Fremdling, der Heimgekehrte,<br />
das Stübchen und sein leises Lärmen<br />
verlassen hat, und wieder den Rhein entlanggeht,<br />
spielt das Abendrot über dem<br />
Strom. Das Wasser zieht rasch und stetig<br />
dahin und trägt die Eisschollen gleichmütig<br />
weiter, die sich fester zusammenbacken.<br />
Es wird wieder kälter, auch Matheis<br />
wird heuer das Eis nicht brechen, sondern<br />
noch neues machen, Fähre um Fähre, hört<br />
man bereits, stellt ihre Tätigkeit ein. Bald<br />
wird man bei Caub und Aßmannshausen<br />
über den Rhein gehen können, aber<br />
ein Eisfest, wie jenes, von welchem die<br />
Alten erzählen, ein Fest mit Salzbretzeln,<br />
Drehorgelmännern und einem gebratenen<br />
Ochsen am Spieß auf der Mitte des zugefrorenen<br />
Stromes wird sich, solange dieses<br />
Geschlecht noch Atem hat, nicht wiederholen.<br />
[...]<br />
Wie<br />
in einem Brennspiegel werden<br />
in dem hier abgedruckten Ausschnitt<br />
die frühen und nachhaltigen Prägungen<br />
gebündelt, die die Autorin Elisabeth<br />
Langgässer seit ihrer Jugend durch die<br />
rheinhessische Hügellandschaft mit ihren<br />
charakteris-tischen Weinbergen und<br />
dem Rhein, dem ewig dahin fließenden<br />
Strom erfahren hat, der Städte und<br />
Kernregionen Rheinhessens verbindet<br />
und die unverwechselbare Landschaft<br />
des Ried hervorgebracht hat. Daneben<br />
spielte die Grunderfahrung eines tief<br />
empfundenen und gelebten Glaubens<br />
in ihrem Elternhaus für ihr weiteres Leben<br />
wie für ihr literarisches Werk eine<br />
herausragende Rolle.<br />
Der Vater, Sohn einer alteingesessenen<br />
jüdischen Familie in Mainz, war<br />
Architekt und großherzoglicher Baurat<br />
in Alzey. Er war vom Judentum zum<br />
Katholizismus konvertiert und assimiliert;<br />
die Mutter stammte aus einer<br />
gutbürgerlich-katholischen Familie in<br />
Mainz. Hier in der rheinhessischen<br />
Kleinstadt Alzey wurde Elisabeth Langgässer<br />
am 23. Februar 1899 geboren.<br />
Hier verbrachte sie die ersten zehn Jahre<br />
ihrer Kindheit und besuchte die höhere<br />
Mädchenschule, bis die Familie nach<br />
dem Tod des Vaters nach Darmstadt<br />
übersiedelte. Am Darmstädter Victoria-<br />
Gymnasium legte sie 1918 ihr Abitur ab
E L I S A B ETH LANGGÄ SSER MVJH 4|09 31<br />
und bereitete sich am Lehrerinnenseminar<br />
auf den Lehrerberuf vor, den sie<br />
dann von 1921 bis zu ihrem Ausscheiden<br />
aus dem hessischen Staatsdienst<br />
(wegen der bevorstehenden Geburt ihrer<br />
unehelichen Tochter Cordelia) 1928 in<br />
Seligenstadt und Griesheim ausübte.<br />
Im Text „Kalte Reise in die Fassenacht“<br />
– wie in vielen ihrer Gedichte<br />
und Prosawerke von „Tryptichon des<br />
Teufels“ (1932), „Grenze: Besetztes Gebiet“<br />
(1932) über „Proserpina“ (1933)<br />
und „Gang durch das Ried“ (1936)<br />
bis hin zu „Rettung am Rhein“ (1938)<br />
und „Das unauslöschliche Siegel“<br />
(1947) – verbinden sich detaillierte<br />
metaphorisch-sinnhafte Landschaftsbeschreibungen<br />
mit naturmythischen<br />
Betrachtungen. Hinzu kommt eine<br />
geschichtsphilosophische Sicht, die geprägt<br />
vom katholischen und national<br />
eingestellten Umfeld ihrer Kindheit<br />
und Jugend, die liberalen Traditionen<br />
der Aufklärung und Französischen<br />
Revolution ablehnte, stattdessen alte<br />
matriarchalische und antike Mythen<br />
einbezog und wie viele andere die Gefahr<br />
des Nationalsozialismus anfangs<br />
unterschätzte.<br />
Ihr vielleicht wichtigstes Werk, den<br />
Roman „Das unauslöschliche Siegel“,<br />
den sie schon Ende 1936 begonnen<br />
hatte, nachdem sie vom nationalsozialistischen<br />
Regime<br />
nach Maßgabe der<br />
Nürnberger Rassegesetze als Halbjüdin<br />
mit einem Publikationsverbot belegt<br />
worden war, konnte sie daher erst<br />
1947 veröffentlichen. Darin geht es wie<br />
in vielen anderen ihrer Werke um „die<br />
Urereignisse von Sünde, Gnade und Erlösung“,<br />
ja um nicht weniger als „das<br />
Schicksal der Welt in der Geschichte<br />
schlechthin“, deren Verlauf als Teil<br />
eines göttlichen heilsgeschichtlichen<br />
Plans betrachtet wird. Dieser Roman,<br />
der wegen seines an James Joyce erinnernden<br />
Stils und des Verzichts auf<br />
eine geschlossene Handlung von der<br />
Kritik zu den wichtigen Beispielen des<br />
modernen europäischen Experimental-<br />
Romans gerechnet wurde, machte die<br />
Autorin mit einem Schlag bekannt. Die<br />
„Verruchtheit“, die die zeitgenössische<br />
ANZ EIGE<br />
Blick auf die<br />
zerstörte Kirche<br />
St. Peter<br />
| 1945/46<br />
© STADTARCHIV MAINZ
32<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
Kritik vor allem in den erotischen Episoden<br />
des Romans und in der Darstellung<br />
einer lesbischen Liebesbeziehung<br />
oder in der Schilderung eines Bordells<br />
zu erkennen glaubte, führte zu Zerwürfnissen<br />
mit der „offiziellen Amtskirche“,<br />
so dass das Buch beinahe auf den<br />
Index gesetzt worden wäre.<br />
Elisabeth Langgässer durfte sich<br />
also, in ihrer dichterischen Schaffenskraft<br />
bereits stark durch eine schwere<br />
Krankheit (Multiple Sklerose) beeinträchtigt,<br />
an der sie seit 1942 litt, berechtigte<br />
Hoffnungen machen, endlich<br />
die Anerkennung als Schriftstellerin zu<br />
erhalten, die sie als „katholische Stimme“<br />
der „Inneren Emigration“ zu finden<br />
hoffte. So hielt sie eines der Hauptreferate<br />
unter dem Titel „Schriftsteller<br />
unter der Hitlerdiktatur“ auf dem Ersten<br />
Deutschen Schriftstellerkongress<br />
1947 in Berlin. Darin verurteilte sie in<br />
Kenntnis des Schicksals ihrer unehelichen<br />
Tochter<br />
Cordelia (mit dem jüdischen<br />
Staatswissenschaftler Hermann<br />
Heller) – die mit drei jüdischen Großeltern<br />
als nach NS-Kriterien als „Volljüdin“<br />
1941 zunächst von der Familie<br />
getrennt, dann nach Theresienstadt<br />
und später nach Auschwitz deportiert<br />
wurde, die KZ-Haft überlebte und sich<br />
nach Schweden retten konnte – einerseits<br />
kompromisslos die Unverbindlichkeit<br />
der konventionellen Naturlyrik<br />
während der NS-Zeit „dieses anakreontische<br />
Tändeln mit Blumen und Blümchen<br />
über den scheußlichen, weit geöffneten,<br />
aber eben mit diesen Blümchen<br />
überdeckten Abgrund der Massengräber“<br />
(Ost und West, H. 4/1947, S. 36<br />
-41). Andererseits verteidigte sie die<br />
Schriftsteller der „Inneren Emigration“,<br />
» Wichtige Werke von Elisabeth Langgässer<br />
GRENZE: BESETZTES GEBIET. BALLADE EINES LANDES | [1932] 1983<br />
DER GANG DURCH DAS RIED | Roman | [1936] 1962<br />
DAS UNAUSLÖSCHLICHE SIEGEL | Roman | [1947] 1987<br />
PROSERPINA. EINE KINDHEITSMYTHE | [1949] 1982<br />
MÄRKISCHE ARGONAUTENFAHRT | Roman | [1950] 1966<br />
... SO VIEL BERAUSCHENDE VERGÄNGLICHKEIT. BRIEFE 1926-1950 |<br />
[1954] 1981<br />
GEDICHTE | Der Wendekreis des Lammes. Tierkreisgedichte. Der Laubmann und<br />
die Rose. Metamorphosen. Kölnische Elegie | [1959] 1981<br />
BRIEFE | 1924 bis 1950 | Hg. von Elisabeth Hoffmann | 1990<br />
Literatur über Elisabeth Langgässer (Auswahl)<br />
SONJA HILZINGER | Elisabeth Langgässer. Eine Biografie | Berlin: Verlag für<br />
Berlin-Brandenburg 2009<br />
HANS-CHRISTIAN KIRSCH | Elisabeth Langgässer. Literatur und Landschaft |<br />
[Köpfe der Region 2, hg. v. Hans Berkessel] | Ingelheim: Leinpfad Verlag 2004<br />
CORDELIA EDVARDSON | Gebranntes Kind sucht das Feuer | Roman | Aus dem<br />
Schwedischen von Anne-Liese Kornitzky [1986] | München: Carl Hanser Verlag<br />
1989<br />
URSULA EL-AKRAMY | Wotans Rabe. Elisabeth Langgässer, ihre Tochter Cordelia<br />
und die Feuer von Auschwitz | Frankfurt/Main: Verlag Neue Kritik 1997<br />
www.langgaesser.de
E L I S A B ETH LANGGÄ SSER MVJH 4|09 33<br />
die während der NS-Diktatur nicht<br />
emigriert, sondern in Deutschland geblieben<br />
waren.<br />
Ihr letztes Buch, den Roman „Märkische<br />
Argonautenfahrt“ (1950), hatte<br />
Elisabeth Langgässer der immer schneller<br />
fortschreitenden Krankheit buchstäblich<br />
abgetrotzt: „[...] die ‚Märkische<br />
Argonautenfahrt‘ ist gestern fertig geworden.<br />
Das letzte Kapitel habe ich auf<br />
dem Rücken geschrieben – vollkommen<br />
erledigt und total knock out.“ (Brief an<br />
Cordelia Edvardson am 7. Juni 1950).<br />
Sie war inzwischen mit ihrer Familie<br />
von Berlin nach Rheinzabern/Pfalz<br />
umgezogen und hatte weitere Anerkennung<br />
für ihr literarisches Werk erfahren.<br />
Auch dieses letzte große Werk, dessen<br />
Fabel im Kern als „christliche Parallelgeschichte<br />
zur antik-heidnischen Sage<br />
der Argonauten“ die Pilgerfahrt einer<br />
Personengruppe nach 1945 auf der<br />
Suche nach Gnade und Erlösung von<br />
(Mit-)Schuld (an der deutschen Katastrophe)<br />
beschreibt, erscheint heute<br />
merkwürdig ambivalent. Da die Autorin<br />
den Holocaust und das im Roman<br />
erkennbar verarbeitete Schicksal<br />
der eigenen Tochter in einen größeren<br />
heilsgeschichtlichen Prozess einordnet,<br />
an dessen Ende der Glaube siegt, kann<br />
zumindest der Eindruck entstehen, als ob<br />
dem grauenhaften Morden des NS-Regimes<br />
ein tieferer metaphysischer Sinn<br />
unterlegt werden könnte.<br />
Am 25. Juli 1950 starb Elisabeth<br />
Langgässer in einem Karlsruher Krankenhaus;<br />
im gleichen Jahr wurde ihr<br />
posthum der Georg-Büchner-Preis verliehen.<br />
In ihrem gesamten Werk wird<br />
die enge Bindung an die rheinhessische<br />
Landschaft ihrer Jugendjahre deutlich.<br />
Wie stark die Sehnsucht nach dieser<br />
„als existentielle Heimat verstandenen<br />
Landschaft des Rheintals“ auch aus der<br />
Entfernung gewesen ist, bezeugt unter<br />
anderem ein Brief, den sie am 5. Mai<br />
1947 in Berlin schreibt: „Ach ich sehne<br />
mich wieder nach dem Südwesten<br />
zurück und weiß genau, dass irgendwo<br />
bei der Wurzel irgendeines zähen krummen<br />
Rebstocks meine eigene liegt.“<br />
ANZ EIGE
34<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
» Weihbischof Dr. Werner Guballa – Kerndaten<br />
1944 am 30. Oktober geboren in Marienborn<br />
bei Mainz<br />
1970 am 10. Oktober Empfang der Priesterweihe<br />
durch Kardinal Jan Willebrands in Rom<br />
1975 Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit<br />
über den Dominikaner Melchior Cano<br />
1975-77 Kaplan in Bensheim<br />
1977-82 Subregens am Priesterseminar des Bistums<br />
Mainz<br />
1982-91 Pfarrer an der Katholischen Hochschulgemeinde<br />
(KHG) St. Albertus in Mainz<br />
1991-96 Pfarrer in St. Ludwig in Darmstadt<br />
seit 1996 Domkapitular in Mainz<br />
2003 am 20. Februar Ernennung zum Weihbischof<br />
durch Papst Johannes Paul II.<br />
(Bischofsweihe am 21. April)<br />
„ | Weihbischof Dr. Werner<br />
Guballa wurde 65 Jahre alt<br />
V ON J O A C H I M B UCH | 65 ist für einen<br />
„Laien“ (im theologischen Sinn)<br />
trotz aller tagespolitischer Diskussionen<br />
noch das „klassische“ Rentenalter.<br />
Bischöfe haben da noch einige<br />
Jahre vor sich. Mit 75 müsse ein Bischof<br />
in den Ruhestand gehen, sagt<br />
der Mainzer Weihbischof Dr. Werner<br />
Guballa, schränkt aber ein: „Bei gesundheitlichen<br />
Problemen kann man<br />
den Heiligen Vater um Entpflichtung<br />
bitten.“
W EIHB I S CHOF D R . W E RNER G UBA LLA MVJH 4|09 35<br />
on solchen Problemen merkt man<br />
Vbeim<br />
Weihbischof Dr. Werner Guballa<br />
derzeit nichts, aber im Urlaub<br />
sei Ruhe für ihn sehr wichtig. Zwar<br />
schnuppere er ganz gern italienische<br />
Luft, aber dies sei schon „ein Land, das<br />
sehr laut ist.“ Der Autor dieser Zeilen<br />
hat den Weihbischof in den 80er Jahren<br />
als Hochschulpfarrer in der Pfarrei<br />
St. Albertus Magnus als ruhigen und<br />
bedächtigen, aber in seiner Gestik und<br />
Sprache doch sehr motivierenden und<br />
mitreißenden Menschen kennen gelernt.<br />
Daran hat sich auch heute kaum<br />
etwas geändert und man merkt nach wie<br />
vor, dass er gerne Seelsorger ist. Wenn er<br />
spüre, dass er als Priester in schwierigen<br />
Situationen, aber auch bei freudigen Lebensumständen<br />
am richtigen Platz sei,<br />
wenn Leute dankbar sind, einen Priester<br />
in der Nähe zu haben, dann weiß er:<br />
„Genau dafür bin ich’s geworden.“<br />
Erste Sympathien für den Priesterberuf<br />
hatte Guballa schon in der<br />
Schulzeit. Zwar sei der Gedanke zwischenzeitlich<br />
auch einmal in den Hintergrund<br />
getreten, „aber er wurde immer<br />
konkreter, je näher es aufs Abitur<br />
zuging.“ Viele Mentoren hätten ihn auf<br />
seinem Weg begleitet, vom Heimatpfarrer<br />
in Marienborn bis zum ehemaligen<br />
Weihbischof Josef Maria Reuss, der<br />
während Guballas Studentenzeit Regens<br />
im Mainzer Priesterseminar war.<br />
Nach drei Semestern in Mainz setzte<br />
Guballa sein Studium an der Päpstlichen<br />
Universität Gregoriana in Rom<br />
fort und wurde dort 1970 von Kardinal<br />
Jan Willebrands zum Priester geweiht.<br />
Von der theologischen Ausrichtung her<br />
(Dogmatik) habe es sich angeboten,<br />
im Anschluss an die Weihe gleich eine<br />
Promotion anzuschließen. Die Arbeit<br />
über den Dominikaner Melchior Cano<br />
wurde 1975 abgeschlossen und noch im<br />
gleichen Jahr wurde Guballa Kaplan in<br />
Bensheim.<br />
Von<br />
1977 an war er fünf Jahre als<br />
Subregens und Ökonom am Bischöflichen<br />
Priesterseminar in Mainz tätig.<br />
In ökonomischen Fragen habe er sich<br />
einarbeiten müssen. Fachlich näher<br />
lagen ihm da schon die Aufgaben im<br />
Zusammenhang mit der Studienbegleitung.<br />
Dort leitete er theologische Begleitkurse<br />
zur Entlastung der Universität<br />
und begleitete die Diplomarbeiten<br />
der angehenden Priester.<br />
Im Februar 1982 beauftragte ihn<br />
Kardinal Hermann Volk mit der Leitung<br />
der Katholischen Hochschulgemeinde<br />
(KHG) St. Albertus in Mainz.<br />
Aufgrund einiger Probleme im Zusammenhang<br />
mit der Abberufung des bisherigen<br />
Hochschulpfarrers traf Guballa<br />
dort eine Gemeindean, die sich damals<br />
„sehr überrumpelt“ gefühlt habe. „Da<br />
hatte ich, als ich neu kam, natürlich<br />
einen schweren Stand. Ich musste erst<br />
einmal Vertrauen gewinnen, um in diese<br />
gespannte Atmosphäre auch eintreten<br />
zu können.“<br />
Der Wechsel in die größte Darmstädter<br />
Innenstadtpfarrei St. Ludwig sei<br />
eine große Umstellung für Guballa gewesen.<br />
In der KHG habe eine Überfülle<br />
an Angeboten geherrscht. „Es gab so<br />
viele Ideen. Ich musste mich eigentlich<br />
immer nur überraschen lassen.“ Das sei<br />
in einer Ortsgemeinde wie in Darmstadt<br />
so nicht gewesen. „Man muss<br />
die Menschen aufsuchen. Sie kommen<br />
nicht von selbst, sind nicht so beweglich.“<br />
Die Mehrheit habe der mittleren<br />
und älteren Generation angehört.<br />
Schnell kommt die Frage nach der Jugend<br />
auf.<br />
„Die hat sich überhaupt nicht<br />
für den Pfarrer interessiert“ so Guballa.<br />
„Da hieß es: Wir haben ja den Kaplan!“<br />
Mit dieser neuen Situation habe er sich<br />
erst zurechtfinden müssen.<br />
Als Nachfolger von Martin Luley<br />
wurde Guballa 1996 zum Generalvikar<br />
im Bistum Mainz berufen. In dieser<br />
Weihbischof<br />
Werner Guballa<br />
ist begeisterter<br />
Radfahrer.<br />
© WERNER FELDMANN
36<br />
MAINZ 4|09<br />
DOM G E S C HIC HTE<br />
in Christus nicht darauf ankomme, ob<br />
man beschnitten sei oder nicht, sondern<br />
auf den Glauben, der in der Liebe<br />
wirksam werde.<br />
Guballa ist regelmäßig als „Visitator“<br />
im Auftrag des Kardinals unterwegs,<br />
bis zum Jahresende noch in den<br />
Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen<br />
des Dekanats Darmstadt. „Ich<br />
Lebensstation:<br />
Von 1982<br />
bis 1991 war<br />
Werner Guballa<br />
Studentenpfarrer<br />
in<br />
St. Albertus<br />
Magnus (KHG);<br />
außerdem engagierte<br />
er sich<br />
im Jugendtreff<br />
am Stahlberg.<br />
© WERNER FELDMANN<br />
Funktion war er „die rechte Hand des<br />
Bischofs“ in Fragen wie Verwaltung und<br />
Leitung des Bistums. Da ein Generalvikar,<br />
sobald ein Sitz im Domkapitel frei<br />
wird, auch in dieses Gremium gehört,<br />
fiel beim nächsten frei werdenden Sitz<br />
die Wahl auf Guballa. „Das Domkapitel<br />
hat keine unmittelbaren pastoralen<br />
Aufgaben“ umschreibt er dessen Aktivitäten.<br />
Es habe Sorge für den Dom und<br />
sei quasi „Eigentümer des Doms“.<br />
Als Weihbischof Wolfgang Rolly<br />
aus Altersgründen um die Versetzung<br />
in den Ruhestand bat und auch dessen<br />
Amtskollege Franziskus Eisenbach aus<br />
dem Amt ausgeschieden ist, machte<br />
Kardinal Lehmann von seinem Vorschlagsrecht<br />
Gebrauch und nannte für<br />
jede der zu besetzenden Stellen drei<br />
Kandidaten, darunter neben Guballa<br />
auch sein jetziger Amtskollege Dr. Ulrich<br />
Neymeyr. „Ein sehr langer und<br />
sehr sensibler Vorgang“ so Guballa.<br />
Wie jeder Bischof hat auch Guballa<br />
einen Wahlspruch, der auch Teil des Bischofswappens<br />
ist: „Fides per caritatem<br />
– Glaube lebt durch die Liebe“ ist eine<br />
Kurzform des 6. Verses aus Kapitel 5<br />
des Galaterbriefes. Dieser besagt, dass es<br />
führe Gespräche und mache mir ein<br />
Bild über die Lage der Kirche vor Ort<br />
im Blick auf die Gesamtlage des Bistums.“<br />
Außerdem sei er als Bischofsvikar<br />
für die Geistlichen und Diakone<br />
quasi deren Personalchef und als Bischofsvikar<br />
für die Caritas für die mehr<br />
als 10.000 hauptamtlichen Mitarbeiter<br />
im Bistum zuständig. In der Deutschen<br />
Bischofskonferenz arbeitet er in drei<br />
Kommissionen mit: Wissenschaft und<br />
Kultur („Als ehemaliger Studentenpfarrer<br />
betreue ich dort den Schwerpunkt<br />
Hochschulpastoral.“), Ehe und Familie<br />
sowie Weltkirche, wo er für die Kontakte<br />
zu Lateinamerika zuständig ist.<br />
Beim Thema Lateinamerika kommt<br />
man natürlich auch auf die heutige Rolle<br />
der lange umstrittenen „Theologie der<br />
Befreiung“ zu sprechen. Deren Thesen
W EIHB I S CHOF D R . W E RNER G UBA LLA MVJH 4|09 37<br />
seien heute auch außerhalb Südamerikas<br />
in die Praxis eingeflossen, sagt der<br />
Bischof. Die Frage „Wie gestalten wir<br />
Gerechtigkeit für die Armen und Unterdrückten“<br />
stelle sich angesichts der<br />
Globalisierung weltweit. Sowohl der<br />
theologische Ansatz Lateinamerikas als<br />
auch die Sozialenzykliken des Papstes<br />
hätten da „große Gedanken freigesetzt.<br />
aber ein: „Das Maß der Aufgaben, die<br />
mir im Bistum anvertraut sind, macht<br />
es nicht möglich, einfach woanders<br />
hinzugehen.“<br />
Guballa schärft seinen klaren Blick<br />
für die Fragen der Zeit gerne durch die<br />
Lektüre moderner Literatur, die ihm oft<br />
einen Zugang zu den wirklichen Nöten<br />
der Menschen verschafft. Als Ausgleich<br />
dazu fährt er gerne Fahrrad. „Bewegung<br />
zu haben ist für mich ganz wichtig.“<br />
Die müssen aber auch durch die Praxis<br />
eingelöst werden!“<br />
Vor ähnlichen Herausforderungen<br />
stehe heute auch die kirchliche Friedenspolitik.<br />
Sie sei dezidierter geworden,<br />
„weil das Globale durch die Vernetzung,<br />
in der wir leben, so präsent ist“,<br />
sagt der Bischof, der auch Mitglied in<br />
der katholischen Friedensbewegung Pax<br />
Christi ist. Politische Konflikte stünden<br />
nicht mehr so sehr im Mittelpunkt wie<br />
zu Zeiten des Kalten Krieges. Wichtiger<br />
sei viel mehr, dass der Mensch gegenüber<br />
dem wirtschaftlichen Geschehen<br />
nicht auf der Strecke bleibe.<br />
Ob er nach seiner stringent verlaufenen<br />
Karriere rein theoretisch auch<br />
Diözesanbischof werden könne, möchte<br />
ich von ihm wissen. „Theoretisch ist<br />
vieles möglich“ antwortet er, schränkt<br />
A N Z EIGE
38<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
Mit Notizbüchlein und<br />
Bleistift auf Orientreise<br />
„ | Der Mainzer Prälat Dr. Friedrich Schneider begab sich<br />
vor 125 Jahren auf eine große Reise<br />
V ON G A B R IELE L A M B E R T | Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, zu der<br />
Zeit, als Schliemann seine Ausgrabungen in Troja und Mykenae durchführte und<br />
Wilhelm von Bode Erwerbungen in Kleinasien und Ägypten für seine Berliner<br />
Museen tätigte, brach ein Mainzer Geistlicher zu einer Reise in den Vorderen<br />
Orient auf: Prälat Dr. Friedrich Schneider. Schneider, damals 45 Jahre alt, ausgewiesener<br />
Kenner, Ratgeber und unermüdlicher Mahner auf dem Gebiet der<br />
Kunstgeschichte und der Denkmalpflege, bereiste Athen, Istanbul (das damalige<br />
Constantinopel), Izmir (damals noch Smyrna), Alexandria, Kairo und die<br />
Pyramiden und kehrte dann über Sizilien und Rom nach Mainz zurück. Die Reise<br />
dauerte zweieinhalb Monate, vom 3. Februar bis zum 20. April 1882.<br />
Friedrich<br />
Schneider mit<br />
seiner Schwester<br />
Mathilde<br />
© FAMILIENBESITZ<br />
rechte<br />
Seite, oben:<br />
Frühlingsboten,<br />
Bleistiftzeichnung<br />
unten:<br />
Dardanellen,<br />
Bleistiftzeichnung<br />
| 28.<br />
Februar 1882<br />
© MARTINUS-<br />
BIBLIOTHEK
O RIENTREIS E MVJH 4|09 39<br />
ußer einem kurzen Bericht über<br />
Aden<br />
Ätna (Vom Aetna, Mainz 1890,<br />
Druck von Carl Wallau) hat sich Prälat<br />
Dr. Friedrich Schneider nirgends über<br />
seine Reise durch den Vorderen Orient<br />
geäußert; erstaunlich genug angesichts<br />
der Tatsache, dass es etwa 400 Veröffentlichungen<br />
aus seiner Feder gibt.<br />
Fünf Jahre nach der Reise verfasst er<br />
nach seinen Notizen ein Tagebuch, das<br />
er, schön gebunden, seiner Schwester<br />
Mathilde zu Weihnachten 1887 widmet.<br />
In klarer Schrift und mit vielen Zeichnungen<br />
hat er die Erinnerungen aus seinen<br />
Notizbüchlein hervorgezogen, sie<br />
sprachlich geformt und auf 255 Seiten<br />
mit 113 Abbildungen niedergelegt.<br />
Aus Mathildes Erinnerungen ist bekannt,<br />
dass ihr Bruder die Reise zusammen<br />
mit dem Mainzer Lederfabrikanten<br />
Karl Franz Deninger, dem Schwiegervater<br />
des Druckers Heinrich Wallau, unternommen<br />
hat. Schneider hatte schon<br />
vorher Rom, Belgien, Holland und<br />
Frankreich bereist, aber nun ist es für ihn<br />
der Aufbruch in eine fremde Welt, faszinierend<br />
und bewegend für den geistlichen<br />
Gelehrten aus Mainz, dessen Heimatstadt<br />
im 19. Jahrhundert zur engen<br />
Provinzstadt herabgesunken war.<br />
Im 21. Jahrhundert mit Camcorder,<br />
Flugzeug und All inclusive ist es nicht<br />
ohne Reiz, eine Reise ohne unsere modernen<br />
Errungenschaften mitzuverfolgen.<br />
Verkehrsmittel<br />
gab es damals<br />
durchaus schon: mit dem Zug nach<br />
Triest, mit Segeldampfern an Korfu und<br />
Kap Matapan vorbei (der Isthmus von<br />
Korinth war noch nicht durchstochen)<br />
nach Athen, Constantinopel, Smyrna<br />
und Alexandria, mit dem Zug von dort<br />
nach Kairo und zurück,und wieder mit<br />
dem Schiff nach Sizilien und von dort<br />
nach Neapel. Am Ort selbst gab es Kutschen,<br />
Pferde und Esel zum Reiten. Die<br />
Bequemlichkeit ließ allerdings manchmal<br />
zu wünschen übrig: Der Esel „war<br />
nicht voranzubringen und strauchelte“,<br />
bei der Bahnrückfahrt von<br />
Kairo waren sie „untergebracht<br />
wie in einem Schafspferg“,<br />
dazu<br />
„brach plötzlich das ganze Reff<br />
mit den schweren Gepäckstücken<br />
aus der Wand“ und „namentlich<br />
mir auf den Kopf“; das Schiff<br />
nach Sizilien war ungenügend<br />
geladen und „so machte das<br />
Schiff ... mit dem Vordertheil
40<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
seiner Zeit. Aufmerksam, wach beobachtend<br />
und für einen Mann seines<br />
Standes weitgehend unvoreingenommen<br />
sieht er Neues, Unbekanntes. Ab<br />
Korfu ist eine bunte Völkerschar mit an<br />
Bord: „hinter Haufen von Teppichen kauerten<br />
spanische Juden, edle, schöne Köpfe,<br />
in schwarzem Kaftan und als Pilger durch<br />
eine grüne Binde um den Turban gekennzeichnet.<br />
An Ausrüstung trugen Armenier<br />
und Montenegriner ein ganzes Arsenal bei<br />
sich: zwei Pistolen, den Handschar und<br />
eine lange Flinte, dazu die Feuerzeuge …<br />
Der Gürtel, welcher die Handwaffen und<br />
das ganze Vermögen des Mannes birgt,<br />
mit Silberbuckeln von Filigran besetzt …<br />
Am Abend sangen sie näselnd ihre Weisen<br />
… tanzten im Kreise sich drehend, die<br />
Hände gegenseitig auf die Schultern gelegt,<br />
alles gemessen, wohlanständig …“ In<br />
Istanbul fasziniert ihn die Straßenszene:<br />
Es „wird Brod … auf dreifüßigen Tischchen<br />
feilgeboten; im nächsten Augenblick<br />
hebt der Mann seinen ganzen Stand auf<br />
den Kopf und trägt seinen Kram weiter.<br />
Kohlenträger keuchen unter riesigen Ballen<br />
von Holzkohle, Fischer bieten schön<br />
ausgelegte Seefische, Spinnen, Muscheln …<br />
aus. Dann kommen armenische Lastträger<br />
oben:<br />
An Bord der<br />
Ceres, Bleistiftzeichnung<br />
| 12.<br />
Februar 1882<br />
rechts:<br />
An Bord der<br />
India, Captain<br />
Lindesay Brine,<br />
Bleistiftzeichnung<br />
| 21. März<br />
1882<br />
© MARTINUS-<br />
BIBLIOTHEK<br />
… die kleinsten Bewegungen der<br />
See mit: ein äußerst unerfreulicher<br />
Umstand … ich kam nur<br />
durch Vorsicht am Übel vorbei“<br />
schreibt Schneider diskret. Auf<br />
einer Wagenfahrt in Sizilien<br />
gerieten zwei Partien der anderen<br />
Insassen „ob des Trinkgeldes“<br />
in „wüthenden Streit“,<br />
aber er kommt „schließlich<br />
mit heiler Haut davon“.<br />
Schneiders Blick ist der<br />
des gebildeten Europäers
O RIENTREIS E MVJH 4|09 41<br />
… bald zu vier und sechs an einem Hebebaum<br />
die schwersten Fässer, Kisten, Ballen<br />
schleppend; Esel mit Doppelkörben … aber<br />
auch „unergründlicher Koth!“<br />
In Kairo macht zuerst der Eingang<br />
zu seinem Hôtel du Nil ihn „schaudern“:<br />
„… der Weg führt in ein enges Gässchen<br />
… abschüssig in eine dunkle Tiefe. Rechts<br />
und links ... merkwürdige Bauten; immense<br />
Untergeschosse mit großen dunklen<br />
Warenlagern ... auf mächtigen Balken die<br />
oberen Stockwerke vorgekragt ... in dem<br />
engen Zugang drängen sich Menschen aller<br />
Farben, Esel, Hunde, Schafe und Hühner<br />
… über dem Thorweg eines alten prächtigen<br />
Hauses der Balg eines ganzen, jungen<br />
Elephanten gegen bösen Blick. Über dem<br />
winkligen Thorweg des Hotels als Wirthsschild<br />
das altägyptische Welt-Ei mit der<br />
Uräusschlange. Ein Riesenkrokodil über<br />
dem Thor …“ Ab<br />
er dann „sieht man sich<br />
über einen reinlichen Vorplatz in einen<br />
wundervollen Palmengarten versetzt“, darin<br />
„ein Kiosk als Lesesaal“ … die Zimmer<br />
„freundlich und luftig“ und eine „prächtige<br />
Aussicht auf hochliegende Gärten“<br />
– er ist versöhnt mit der Örtlichkeit.<br />
Wo immer es möglich ist, hält<br />
Schneider Gottesdienst, in Alexandrien<br />
bei den Franziskanern, in Kairo ebenfalls;<br />
in Sizilien „celebriert“ er im Dom<br />
von Syrakus, in Girgenti und Palermo,<br />
und später natürlich in Neapel und<br />
Rom. Überall beobachtet er die Kirchgänger.<br />
In Kairo besucht er Kirchen von<br />
christlichen Orientalen und bemerkt:<br />
„es ging allenthalben sehr schlotterig zu<br />
... kaum Theilnehmer“ und „was ich<br />
hörte, ... bewies mir nur den kläglichen<br />
Verfall in diesen Kreisen.“ In Catania,<br />
wo er in der Kathedrale selbst die Messe<br />
liest, geht es „etwas sizilianisch zu,…<br />
im Ganzen etwas loderich“. In Girgenti<br />
in San Alfonso jedoch knien „zahlreiche<br />
Andächtige … still und sehr erbaulich in<br />
dem weiten Raum … milde weihrauchdurchzogene<br />
Luft füllt die stattliche Kirche.<br />
Der Organist spielte fortwährend<br />
und variierte Themata’s (sic) aus – Lucia<br />
von Lammermoor! … Alles war … in<br />
Andacht versunken und gewiegt in den<br />
einschmeichelnden Akkorden eines seelenvollen<br />
Orgelspiels. Einer der merkwürdigsten<br />
Eindrücke, die ich je gehabt und<br />
ein Beweis, was nicht alles zur Andacht<br />
und stimmungsvollen Sammlung dienen<br />
kann.“ In Rom<br />
vermerkt er zum Ostersonntag:<br />
„zum Hochamt ging ich nach<br />
St. Peter. Unermessliche Menschenmenge.<br />
Ausdehnung des Hochamtes bis zur Unerträglichkeit.“<br />
So unbefangen der Prälat aus Mainz<br />
christliche Glaubensausübung sieht, so<br />
unverstellt gilt sein Blick den Andersgläubigen.<br />
Schon auf der Fahrt von<br />
Istanbul nach Izmir lernte er „die See<br />
auch im Sturm kennen … Mitten im<br />
Sturm gaben ein paar Türken ein (mir<br />
wenigstens!) ergreifendes Schauspiel, indem<br />
sie sich zum Abendgebet anschickten.<br />
Sie nahmen ihr Oberkleid ab, breiteten<br />
es aus, legten die Schuhe ab … und begannen,<br />
achtlos gegen alles, was um sie<br />
vorging, ihr Gebet ... Nichts fügte sie an,<br />
nicht Sturm ... nicht unsere Nachbarschaft!<br />
In dieser Einfachheit und in der<br />
wirklich andächtigen Haltung sind sie<br />
mir wahrhaft erbaulich gewesen und gaben<br />
der ganzen Gesellschaft zu denken.“<br />
In der Gama el Azhar, der islamischen<br />
Hochschule von Kairo, erlebt er „ein<br />
Meer von bunten Turbanen über bärtigen<br />
Gesichtern, die wie Mohnköpfe sich<br />
neigten und wiegten.“ Er fürchtet, den<br />
Unwillen der eifrig Studierenden zu<br />
erregen. „Sie alle waren aber gleichgültig<br />
gegen den lästigen Besucher, vielleicht<br />
auch voll Verachtung gegen den Giaur.“<br />
Schneider sucht Kontakt zu Mitreisenden<br />
und – allerdings meist europäischen<br />
– Ortsansässigen. In Athen<br />
besucht er Schliemann in dessen Haus,<br />
der sich „bedauerlich“ über den Mainzer<br />
Altertumsforscher Lindenschmit
42<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
äußert, und findet das „Hausinnere<br />
nicht eben harmonisch, recht gewöhnlich<br />
und unfein“. In Kairo begegnet er unerwartet<br />
dem Kulturhistoriker Ferdinand<br />
Gregorovius, der ihm „mit seiner derben<br />
… Gestalt und seiner nichts weniger als<br />
gewinnenden Art, die jedes weltmännischen<br />
Zugs entbehrt, einen nicht eben<br />
erfreulichen Eindruck“ macht, und auch<br />
dem Besitzer der Frankfurter Zeitung,<br />
Leopold Sonnemann. Er mag nicht,<br />
wenn die Unterhaltung „banal“ ist, erfreut<br />
sich aber der zufälligen Bekanntschaft<br />
mit einem Ehepaar Garney aus<br />
New York in Kairo und eines Gesprächs<br />
mit Bischof Timoni in Smyrna, einer<br />
„hervorragenden Persönlichkeit“, die ihm<br />
„höchst interessante Äußerungen über die<br />
Wichtigkeit der Pflege der religiösen Frage<br />
seitens der europäischen Großmächte“ im<br />
Vorderen<br />
Orient vermittelt. In Kairo<br />
knüpft er Freundschaft mit dem Franziskanerbruder<br />
Placidus, der ihn durch<br />
die Stadt führt. Im Zug nach Alexandrien<br />
ist ein englischer Seeoffizier im<br />
Abteil, der ebenfalls die Überfahrt nach<br />
Sizilien macht. Die Gesellschaft der<br />
Schiffspassagiere, zu der auch ein Ehepaar<br />
Wellesley<br />
gehört, vergnügt sich<br />
mit einem Wettbewerb im Dichten.<br />
Zwei der Gedichte gibt Schneider wieder:<br />
sein eigenes Sonett und eine sehr<br />
zierliche Poesie Capt. Brines, des englischen<br />
Seeoffiziers. Das handgeschriebene<br />
Blatt Brines mit dem Gedicht,<br />
seiner Adresse in England und ein Bleistiftkonterfei<br />
von ihm aus der Hand<br />
Schneiders sind im Reisetagebuch eingefügt.<br />
Der Prälat spricht offensichtlich<br />
Englisch mit Brine, den Wellesleys und<br />
Garneys, Latein dient ihm in Girgenti<br />
zur Verständigung mit den „Canonices“,<br />
wie er schreibt, und er beichtet auf<br />
französisch in Messina!<br />
Es gab schon „Photographien“ zur<br />
damaligen Zeit (auch Schneider hat einige<br />
während dieser Reise erworben),<br />
nicht aberimTagebuch.Vielmehr findet<br />
man dort neben ein paar wohl aus Zeitschriften<br />
ausgeschnittenen Gravuren an<br />
die 100 Bleistift- und Federzeichnungen<br />
des Autors. Seinem zeichnerischen Talent<br />
verdanken wir einen wirkungsvollen<br />
Eindruck dessen, was sein Auge<br />
erfasst hat: Landschaften, Schiffe, Vögel,<br />
Esel und Kamele, Menschen, Altertümer,<br />
r auch Teile von Gebäuden, die<br />
er erwähnt wegen ihrer Schönheit oder<br />
Besonderheit der Funktion. So kann<br />
man auch anhand der Zeichnungen die<br />
Reise mitverfolgen. Fast ausschließlich<br />
sind dies herausgelöste Seiten seiner ursprünglichen<br />
Notizbüchlein.<br />
Von Schneider, dem Kunstkenner,<br />
würde man annehmen, dass er sich<br />
überwiegend mit der Kunst der Gegenden<br />
beschäftigt hat, die er bereiste,<br />
aber sein Interesse für Natur und Landschaft,<br />
sowohl was ihre Nutzung wie<br />
ihre Schönheit anbetrifft, ist ebenso intensiv<br />
und umfangreich. „… Wundervoller,<br />
sonniger Tag! … Die Bahn windet<br />
sich durch die Stadt und zieht nach dem<br />
rechten Ufer des Meles bis an den Strand.<br />
Die Bucht lag grünschimmernd im Sonnenlicht.<br />
Die einsame Strandgegend war<br />
nur von einigen Fischern, Weibern und<br />
Kindern belebt, die, im Wasser wadend,<br />
Muscheln suchten: an einem Schilffeuer<br />
trockneten sie ihre nassen Kleider, ein<br />
Bild so einfach und typisch zugleich,<br />
dass es ebenso gut in die Zeiten Homers<br />
gehören könnte. Bräunliche Ziegen mit<br />
Schlappohren trieben sich in dem dürftigen<br />
Gestrüpp umher. Auf dem bebauten<br />
Lande standen Artischocken in großer<br />
Menge. Die Feigenbäume mit ihren grauweißen<br />
Ästen zeigten noch kein Laub,<br />
kaum erst die Knospen; sie machen mit<br />
ihrem gewaltsam verzerrten Astwerk einen<br />
unerfreulichen, fast skelettartigen<br />
Eindruck. Auf den Wiesengründen brach<br />
überall das Grün durch; wilde Hyazinthen,<br />
Tagethen und Sternblumen standen
O RIENTREIS E MVJH 4|09 43<br />
in Menge da. Kein unbebautes Land. …<br />
Oliven, Cypressen und Pappeln wechseln<br />
mit Orangenbäumen, diese aber waren<br />
sichtlich von Frost gedrückt…“ schreibt<br />
er am 3. März auf der Bahnfahrt von<br />
Smyrna nach Magnesia/Manissa. Am<br />
13. März zur Wagenfahrt von Kairo nach<br />
Gizeh notiert er: „Schwankenden Hügeln<br />
glichen … die futtertragenden Kamele:<br />
die Wiesen und Felder Ägyptens<br />
kamen daher … Von den mächtigen Sykomoren<br />
… fielen schwere Thautropfen<br />
herab. Staub und thauige Luft mischten<br />
sich miteinander und regten Haut und<br />
Geruchsnerven stimmend an. Das Flachland<br />
war satt grün; der Klee stand kniehoch,<br />
theilweise reich in dunkelbraun-violetter<br />
Blüthe, dazwischen gelbblühender<br />
Raps von seltener Mächtigkeit: ein Bild<br />
üppigen Segens. Pferde, Schafe und lichtbraune<br />
Rinder weideten in der grünenden<br />
Saat; die Kuhreiher gingen schwänzelnd<br />
und vertraut dazwischen umher…“ Un<br />
d<br />
schon einmal in Smyrna am 1. März:<br />
„Allenthalben Spuren von fleißiger Bearbeitung<br />
der Felder; der Wein in niederen<br />
Stöcken dicht am Boden gehalten, die<br />
Weingärten gut ausgereinigt und die Reben<br />
ordentlich geschnitten“ – Schneiders<br />
rheinhessische Herkunft lässt ihn genau<br />
hinsehen.<br />
Manchmal bricht sich auch helle<br />
Begeisterung Bahn. Bei der Überfahrt<br />
nach Smyrna passieren sie die griechische<br />
Inselwelt; er schreibt dazu:<br />
„Nächst Leros auf der Weiterfahrt die Ufer<br />
der Inseln zum Greifen, da wir bei völlig<br />
ruhiger See die engsten<br />
Inselstraßen durchfahren<br />
konnten. Es waren Stellen,<br />
wo man durch das<br />
lichtgrüne Wasser den<br />
Meeresgrund auf 40’<br />
Tiefe sehen konnte …<br />
Die Inseln durchweg<br />
von schroffen, malerischen<br />
Formen; bläulicher<br />
Duft umfloß<br />
die scharf geschnittenen<br />
Felseilande, dazu<br />
die tiefblaue See, die<br />
Gestade bräunlich<br />
und stellenweise<br />
leicht grün ange-<br />
Garten des Nil-<br />
Hotels in Cairo<br />
und Panorama-<br />
Postkarte von<br />
Constantinopel<br />
© STADTARCHIV MAINZ
44<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
Triest,<br />
S. Justo, Federzeichnung<br />
|<br />
8. Februar 1882<br />
© MARTINUS-<br />
BIBLIOTHEK<br />
haucht, in den Schrunden lagerten tiefe<br />
Schatten – die unvergleichliche Schönheit<br />
des griechischen Inselreiches im herrlichsten<br />
Lichte! Sehen, bewundern, genießen, was<br />
in raschem Flug unwiederbringlich vorüberzog<br />
– das kann man, nicht aber schildern,<br />
nicht mit ein paar dürren Strichen<br />
festhalten …“.<br />
Der Kunstkenner und -bewunderer<br />
kommt auf dieser Reise natürlich nicht<br />
zu kurz: Überall besucht er Museen,<br />
bekannte und weniger bekannte Bauwerke,<br />
gut und weniger gut erhaltene.<br />
Schneider, der sich in seiner Heimatstadt<br />
vehement für Erhalt und Restauration<br />
von deren historischen Bau- und<br />
Kunstwerken eingesetzt hat (eine Tradition,<br />
die sein Großneffe Fritz Arens<br />
Jahrzehnte später erfolgreich fortführt),<br />
bedauert mehrfach den Verfall und die<br />
Vernachlässigung wertvoller Kunstdenkmäler.<br />
In Athen besucht er die bekannten<br />
Stätten: das Theater des Herodes<br />
Atticus, den Areopag und die Akropolis:<br />
„Das Erechtheion an der Nordseite nicht<br />
erfreulich, ... eine der stützenden Mädchenfiguren<br />
in Terracotta erneuert, eine<br />
andere stark restauriert! Schmerzlicher<br />
Eindruck!“ In Istanbul gelangt er nach<br />
Schwierigkeiten ins Museum: „Wollen<br />
eine kunstgewerbliche Sammlung anlegen;<br />
auch eine Abtheilung für ältere christliche<br />
Alterthümer in Aussicht!“ Aber<br />
zunächst<br />
liegt alles „über dem Haufen; ob je wieder<br />
eine Aufstellung erlangt wird“ Es<br />
langweilt ihn „unsäglich die gequälte Copie<br />
eines europäischen Fürstensitzes“ im<br />
Park Gezireh bei Kairo, ihn ekelt dessen<br />
„sinnlose Verschwendung und die ganze<br />
verlogene Pracht gründlich an.“ Beim<br />
Ritt zum Pyramidenfeld bei Memphis<br />
kommen sie an einem Wassertümpel<br />
vorbei, „in dessen Tiefe die Riesenstatue<br />
des Königs rettungslos im Morast lag. Ob<br />
die Absicht, ihn zu heben und nach Europa<br />
zu überführen, ausgeführt werden<br />
wird Wünschenwerth wäre es schon, da<br />
er dorten …sicher durch Rohheit und<br />
Unverstand, trotz seiner riesigen Maße,<br />
zerstört oder doch schwer beschädigt werden<br />
wird.“<br />
Den gut erhaltenen und interessanten<br />
Objekten widmet er ausgedehnte<br />
Beschreibungen. Hier ein Beispiel:<br />
das Hospital Murishan-Kalaun<br />
in Kairo, eine „riesige, jetzt dem Verfall<br />
preisgegebene Anlage, in der jetzt theilweise<br />
Kupferschmiede und Kesselflicker<br />
sich eingenistet haben. … der Centralbau,<br />
viereckig von Grundriß mit mittlerem<br />
Achteckbau, der von 4 im Rechteck<br />
gestellten viereckigen Pfeilern und vier in<br />
der N-S-Achse - liegenden Säulen gebildet<br />
wird, eine höchst eigenartige Anlage …<br />
Die Pfeiler sind durch Hufeisenbogen verbunden,<br />
die Säulenstämme sind mächtige<br />
Monolithen mit korinthisierendem<br />
(byzantinisch-mittelalterl.) Kapitell und<br />
kolossalem weitausladendem Aufleger<br />
darüber. An den Pfeilern sind Ecksäulen<br />
angelehnt. Der Mittelraum ist, ...<br />
mit prächtiger Holzdecke, geschnittenem<br />
Gebälk und reich bemalten und vergoldeten<br />
Feldern versehen. Der Fußboden<br />
ist mit alexandrinischer Marmormosaik<br />
belegt, … der Mimbhar, die Kanzel mit<br />
schönen Incrustationen von Perlmutter<br />
ausgestattet.“ Oft interessieren ihn auch<br />
bauliche Details: bei Girgenti bemerkt<br />
er am Concordientempel „die seltsame
O RIENTREIS E MVJH 4|09 45<br />
Form der Oberschwelle der Eingangsthüre,<br />
welche aus einem riesigen Block hergestellt<br />
und derart geschnitten war, dass sie sich<br />
mit jeder zweiten Schicht zur Seite verzahnte“,<br />
an der Mauer einer Moschee<br />
in Kairo „haben die Quadern Randschlag<br />
und schräg geflächten Spiegel; die Kanten<br />
sind gebrochen mit mittels sorgfältig aufgetragenen<br />
Putzes vierkantig geschlossen“.<br />
Der Höhepunkt der Reise sind für<br />
ihn die Pyramiden mit der Sphinx.<br />
„Was eigentlich mich im Anblick dieser<br />
gewaltigsten aller Denkmale erfüllte und<br />
bewegte, weiß ich kaum wiederzugeben.<br />
Es war still, todtenstill, um uns her …<br />
Stumm still konnte ich mich am ehesten<br />
neben diesen großen Todtenmalen denken<br />
– … so zogen wir ernst und wortlos von<br />
der hehren Stätte ab, auf Nimmerwiedersehen.<br />
So weit der Blick frei war, wendete<br />
ich mich immer wieder um, um den Eindruck<br />
nochmals zu genießen, um ihn festzuhalten.<br />
Nichts störte die Empfindung.“<br />
– Heute schier unvorstellbar.<br />
Die ganz große Empfindung stellt<br />
sich in Italien, bei aller Bewunderung<br />
für die sizilianische Antike, nicht mehr<br />
ein. Die Stimmung wird<br />
trüber, Neapel wird zu seinem<br />
Ärger seinen Begleitern<br />
zuliebe fast ohne Besichtigung<br />
durchrast; ausgerechnet<br />
in dem ihm schon bekannten<br />
Rom,<br />
mit einem<br />
ihm bekannten deutschen<br />
Begleiter, erlebt er sein gefährlichstes<br />
Abenteuer:<br />
Sie<br />
verlaufen sich in den Katakomben!<br />
„Zum Glück<br />
hielten die Lichter vor und<br />
nach langem Suchen (die Zeit<br />
erschien peinlich lang, obwohl<br />
wahrscheinlich keine Besorgnis<br />
vorhanden)“ treffen sie<br />
auf einen offen stehenden<br />
Ausgang, „schweißtriefend“<br />
fahren sie zurück zur Stadt.<br />
A N Z EIGE<br />
Zwei Wochen später kommt er wohlbehalten<br />
in Mainz an und wird„mit Jubel<br />
empfangen“. „Mit Dank gegen Gott schloß<br />
ich … die Reise“ schreibt er als Letztes.<br />
Das Tagebuch hat ohne bedeutende<br />
Schäden 120 Jahre überdauert. Es blieb,<br />
weitgehend unerschlossen, in Familienbesitz<br />
und wurde 2007, 100 Jahre nach<br />
Schneiders Tod, aus der Verborgenheit<br />
geholt und im Philipp von Zabern Verlag<br />
veröffentlicht . Es befindet sich heute<br />
in der Mainzer Martinus-Bibliothek.<br />
Schneiders Grabplatte liegt unversehrt,<br />
aber heute unbeachtet, seit 100<br />
Jahren auf dem Mainzer Hauptfriedhof.<br />
Sein Buch über den „Dom zu<br />
Mainz, Geschichte und Beschreibung<br />
des Baues und seiner Wiederherstellung“<br />
aus dem Jahre 1886 gilt heute<br />
noch als eines der Standardwerke über<br />
dessen Baugeschichte.<br />
» TEXTGRUNDLAGE<br />
FRIEDRICH SCHNEIDER | ORIENTREISE | GABRIELE LAMBERT<br />
(TRANSKRIPTION) | HELMUT HINKEL (HG.) | VERLAG PHILIPP<br />
VON ZABERN, MAINZ, 2008 | ISBN: 978-3-8053-3926-1<br />
Christoph Sticht<br />
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46<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
„ | Eine vergessene Mainzer Wochenzeitung aus dem Jahr 1948<br />
V ON P ROF. D R . H ANS -JO A C H I M K O P P I TZ | In den ersten Jahren nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg musste das deutsche Pressewesen von Grund auf neu<br />
gestaltet werden. Eine der ersten Zeitungen, die erschien, war der „Tagesspiegel“<br />
in Berlin. Einer der Herausgeber war Heinrich von Schweinichen, Besitzer<br />
einer der größten Papiergroßhandlungen in Deutschland in der Nazizeit. Er<br />
hatte es ermöglicht, dass eine große Anzahl von Büchern „unerwünschter“<br />
Schriftsteller erscheinen konnte. Von Schweinichen, der eng mit Reinhold<br />
Schneider befreundet war, verstand und wagte es, Joseph Rosse, dem Direktor<br />
des Alsatia Verlags im elsässischen Colmar, tonnenweise Papier für Schriften<br />
zu liefern, die den inneren Widerstand gegen das Regime unterstützten. Broschüren<br />
und Bücher wurden in Hunderttausenden von Exemplaren gedruckt,<br />
die insbesondere für Front- und andere Soldatenbuchhandlungen und für zuverlässige<br />
Sortimenter bestimmt waren.<br />
Heinrich von Schweinichen, der<br />
nach dem Krieg weiterhin als Papiergroßhändler<br />
in Berlin und Wiesbaden<br />
tätig war, wurde 1945 einer der<br />
Begründer und Herausgeber des Berliner<br />
„Tagesspiegels“,<br />
der heute noch<br />
erscheint. Nach wenigen Monaten verdrängte<br />
ihn aus nicht mehr genauer<br />
festzustellenden Gründen die amerikanische<br />
Besatzungsmacht aus dem<br />
Herausgebergremium, wahrscheinlich<br />
wegen seiner konservativ-katholischen<br />
Haltung, die auch den anderen Herausgebern<br />
nicht willkommen war. Mit<br />
Unterstützung Reinhold Schneiders<br />
versuchte er es mehrfach, einen christlich<br />
ausgerichteten Verlag<br />
zu gründen<br />
– ohne Erfolg.<br />
Schließlich gelang es ihm, 1948 in<br />
Mainz ein katholisch geprägtes „Siebentageblatt<br />
Wochenzeitung<br />
für Kultur<br />
und Frieden“ mit Genehmigung der<br />
französischen Militärregierung herauszubringen.<br />
Dazu schreibt er in einem Brief<br />
vom 23. April des Jahres an Reinhold<br />
Schneider (vorhanden im Schneider-
S IEB E NTAGEBLATT MVJH 4|09 47<br />
Nachlass der Badischen Landesbibliothek<br />
in Karlsruhe): „Also, die Lizenz<br />
für die katholische Wochenzeitung<br />
für Kultur und Frieden mit dem Titel<br />
„Siebentageblatt“ ist dem prachtvollen<br />
Geschäftsführer des Schrifttums- und<br />
Pressereferates der Fuldaer Bischofskonferenz,<br />
Theodor Hüpgens, mit dem<br />
mich eine Freundschaft verbindet, erteilt.<br />
Während<br />
er die Chefredaktion<br />
hat, werde ich den organisatorischen<br />
Teil übernehmen. Wir wollen nach<br />
Möglichkeit mit der ersten Nummer<br />
am 1. August herauskommen, spätestens<br />
soll die erste Nummer zum Katholikentag<br />
(Anfang September in Mainz)<br />
da sein. Der Umfang der Zeitung soll<br />
8 Seiten betragen, und wir hoffen, mit<br />
einer Auflage von 150.000 beginnen zu<br />
können.“ Am 3. Mai 1948 unterrichtete<br />
er Schneider über den Fortgang seiner<br />
Bemühungen: „Ich schrieb Ihnen zuletzt<br />
unter dem 23.4. und teilte Ihnen<br />
mit, dass die Lizenz für die katholische<br />
Wochenzeitung fürKultur und Frieden<br />
„Siebentageblatt“ durch die Französische<br />
Militärregierung erteilt worden<br />
ist. Die erste Nummer erschien tatsächlich<br />
mit 16 Seiten am 1. August, also<br />
wenige Wochen nach der Währungsreform<br />
(21. Juni). Im Impressum wird als<br />
Herausgeber und Chefredakteur Theodor<br />
Hüpgens genannt, mit dem Zusatz:<br />
„Verantwortlich Hugo V. Selb“, offensichtlich<br />
gegenüber der Besatzungsmacht.<br />
Als Verlag wird die Siebentageblatt<br />
GmbH Mainz, als Anschrift:<br />
Karlsruhe, Ludwig Wilhelm-Straße 12,<br />
als Druckerei die Badenia AG in Karlsruhe<br />
angegeben.“<br />
Der monatliche Postbezugspreis<br />
betrug 1,70 Mark. Leider erschien das<br />
Wochenblatt nur bis zur Nummer 10<br />
im Oktober. Wahrscheinlich hatte es<br />
von Anfang an zu wenige Abnehmer.<br />
Eine Startauflage von 150.000 war<br />
zweifellos zu hoch. Außerdem kamen<br />
sicher Schwierigkeiten beim Vertrieb<br />
auf Grund der Teilung Deutschlands in<br />
Besatzungszonen hinzu. Und die Bundesrepublik<br />
war noch nicht gegründet!<br />
Hätte die Fuldaer Bischofskonferenz<br />
eine nennenswerte Unterstützung gewährt,<br />
hätte die Zeitung wahrscheinlich<br />
weiter erscheinen können. Theodor<br />
Hüpgens konnte die Unterstützung<br />
der Bischofkonferenz nicht erreichen.<br />
Besonders misslich war es, mit dem<br />
ebenfalls katholisch ausgerichteten<br />
Rheinischen Merkur, der seit 1945 in<br />
Koblenz erschien, konkurrieren zu wollen.<br />
Außerdem erschien in Mainz die<br />
„Allgemeine Zeitung“ seit Kriegsende<br />
1945 bis 1948 unter dem Titel „Neuer<br />
Mainzer Anzeiger“. Ein weiterer Grund<br />
für die Erfolglosigkeit war das geringe<br />
Anzeigenaufkommen.<br />
Heinrich von<br />
Schweinichen<br />
© PRIVAT
48<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
Siebentageblatt,<br />
<strong>Ausgabe</strong> 1 |<br />
1. August 1948<br />
© BADISCHE LANDESBI-<br />
BLIOTHEK, KARLSRUHE<br />
Inhalte<br />
Der Inhalt des Blattes war nicht immer<br />
klar gegliedert. Einen Leitartikel in gewohnter<br />
Weise<br />
fand man nicht. Allgemeine,<br />
Kultur<br />
und Kirche betreffende<br />
Artikel enthielt oft die erste Seite, religiöse,<br />
insbesondere das kirchlich-katholische<br />
Leben betreffende Beiträge,<br />
fand man vorwiegend aus süd- und<br />
westdeutschen Gebieten. Ausführlich<br />
wurde, wie zu erwarten, über den Katholikentag<br />
in Mainz Anfang September<br />
berichtet. Berichte aus dem Kulturleben<br />
und Aufsätze zur Literatur und<br />
Rezensionen erschienen hauptsächlich<br />
unter der Überschrift „Das Literaturblatt“,<br />
beispielsweise über<br />
„Novalis und das Christentum“<br />
(22. August; ohne nähere<br />
Autorangabe ), allgemeine<br />
Betrachtungen wie<br />
„Über Abendländische Besinnung“<br />
(unter anderem<br />
am 22. August; Dr. Franz<br />
A. Hoyer) erschienen häufig.<br />
Über Theaterpremieren<br />
in großen Städten<br />
wurde regelmäßig berichtet,<br />
gelegentlich über<br />
moderne Musik. Über<br />
neue Bücher erschienen<br />
Rezensionen, ohne dass<br />
bestimmte Seiten dafür<br />
vorgesehen waren. Fragen<br />
und Ereignisse der<br />
„großen Politik“ und<br />
der Tagespolitik wurden<br />
relativ selten behandelt.<br />
Historischen Themen<br />
wurde dagegen nicht<br />
wenig Platz eingeräumt.<br />
So erschien<br />
eine Folge von Artikeln<br />
über „Köpfe aus<br />
der Paulskirche“ von<br />
Annemarie von Puttkarner.<br />
Dazu passend<br />
Artikel wie „Arbeitstreffen christlicher<br />
Historiker“ (19. September). Neonazistische<br />
Strömungen wurden bei Namen<br />
genannt („Sollen wir wieder Nazis<br />
werden“; 19. September). Die soziale<br />
Frage wurde immer wieder behandelt,<br />
das Thema Gewerkschaften nicht umgangen.<br />
Ein Artikel auf der ersten Seite<br />
(26. September) mahnte „Caritas allein<br />
genügt nicht“ und wies auf die oft katastrophale<br />
Lage armer Schichten hin.<br />
Während über das Ausland wenig berichtet<br />
wurde, erschienen nicht selten<br />
Berichte über lokale Dinge des Rhein-<br />
Main-Gebiets. Illustrationen findet<br />
man selten.
S IEB E NTAGEBLATT MVJH 4|09 49<br />
Autoren<br />
An damals bekannten Mitarbeitern<br />
fehlte es keinesfalls, was der folgende<br />
Überblick zeigt: Die Zeitung trat nachdrücklich<br />
– entsprechend dem Titel des<br />
Blattes – für die Friedensbewegungen<br />
ein: durch entsprechende Berichte, so<br />
etwa über päpstliche Schreiben, die an<br />
die Weltöffentlichkeit gerichtet waren.<br />
Einer der bekanntesten katholischen<br />
Friedenskämpfer war der Dominikaner<br />
Franziskus Maria Stratmann (1883<br />
bis 1971), der keinen Krieg, welcher<br />
Art auch immer, als gerechtfertigt ansah.<br />
Bereits vor 1933 kämpfte er publizistisch<br />
gegen die nationalistischen<br />
Strömungen, wurde allgemein bekannt<br />
durch seinBuch „Weltkircheund Weltfrieden“<br />
(1924), gründete 1930 die „Arbeitsgemeinschaft<br />
der Konfessionen<br />
für den Frieden“. Kein Wunder, dass<br />
er 1933 für Monate in „Schutzhaft“<br />
genommen wurde. Ende des Jahres<br />
konnte er nach Rom, Holland und<br />
Belgien emigrieren und fand schließlich<br />
Zuflucht in einem Dominikanerkloster<br />
in Bethanien (Holland). Nach<br />
dem Krieg versuchte er an seine pazifistischen<br />
Aktivitäten anzuknüpfen. Im<br />
„Siebentageblatt“ erschien sein Appell<br />
„Die Verantwortung der Kirche für den<br />
Völkerfrieden“ mit der Aufforderung,<br />
die päpstlichen Aufrufe zu einem allgemeinen<br />
Frieden ernst zu nehmen (19.<br />
September). Anders als vor 1933 fand er<br />
aber kein größeres Echo mehr für seine<br />
Veröffentlichungen.<br />
Schon in der ersten Nummer erschienen<br />
bemerkenswerte Beiträge von<br />
Hans Peters; so veröffentlichte er einen<br />
grundsätzlichen Artikel über „Die<br />
Ethik des deutschen Parteilebens“, der<br />
auch heute noch lesenswert ist. Peters<br />
hatte 1940 den Vorsitz der Görres-Gesellschaft<br />
übernommen, die bald darauf<br />
verboten wurde, und gehörte dem Kreisauer<br />
Kreis des Grafen Helmut James<br />
von Moltke und einer Berliner Widerstandsgruppe<br />
an. 1945 trat er als Mitbegründer<br />
der CDU in Hamburg hervor.<br />
Bekannt wurde er nach dem Krieg vor<br />
allem als ordentlicher Professor an der<br />
Juristischen Fakultät der Berliner Universität<br />
(1946) und der Kölner Universität,<br />
deren Rektor er 1964 bis 1965 war.<br />
Den Vorsitz der 1949 wiedergegründeten<br />
Görres-Gesellschaft hatte er bereits<br />
1949 übernommen. Seine Publikationen<br />
fanden viel Anerkennung.<br />
Weithin bekannt war in den ersten<br />
Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts<br />
Franz Thierfelder (1896 bis 1963), der<br />
vor allem als Kulturpolitiker hervortrat.<br />
In der NS-Zeit spielte er eine (heute<br />
nicht unumstrittene) Rolle als Anwalt<br />
der deutschen Sprache im Ausland.<br />
1930 wurde er Generalsekretär der<br />
Münchener „Akademie zur wissenschaftliche<br />
Erforschung und Pflege des<br />
Deutschtums“, die von den Nazis als<br />
„Deutsche Akademie“ zunehmend politisiert<br />
wurde, um das Deutschtum im<br />
Ausland im Sinne der NS-Ideologie zu<br />
beeinflussen. Nach Konflikten mit dem<br />
regimetreuen Präsidenten der Akademie,<br />
Karl Haushofer, mit dessen Politik<br />
er nicht einverstanden war, wurde er<br />
entlassen. Nach dem Krieg und nach<br />
ANZ EIGE
50<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
der Entnazifizierung erhielt er einen<br />
Ruf als Referent im Hessischen Kulturministerium<br />
(1949 bis 1950). Daran<br />
schloss sich seine Tätigkeit als Generalsekretär<br />
des Instituts für Auslandsbeziehungen<br />
(1951 bis 1960) an. Außerdem<br />
wurde er 1952 von der Kultusministerkonferenz<br />
zum Leiter der „Arbeitsgemeinschaft<br />
für Sprachpflege“ ernannt,<br />
die die Rechtschreibeform vorbereiten<br />
sollte. Im „Siebentageblatt“ veröffentlichte<br />
er mehrere Artikel über Alexcander<br />
I. von Jugoslawien (unter anderem<br />
am 12. September).<br />
Bei der Gründung der Bundesrepublik<br />
und in den folgenden Jahrzehnten<br />
spielte Heinrich Krone (1895 bis 1989)<br />
eine wichtige Rolle, legitimiert durch<br />
seine politischen Aktivitäten in der<br />
Weimarer Republik und in der NS-<br />
Zeit, so im „Verein zur Abwehr des<br />
Antisemitismus“ und 1934 bis 1935<br />
als Geschäftsführer des „Caritas-Notwerkes“.<br />
Nach dem Attentat auf Hitler<br />
am 20. Juli 1944 wurde er einige Wochen<br />
inhaftiert. Nach dem Krieg war er<br />
von 1949 bis 1969 einer der wichtigsten<br />
CDU-Politiker und war 1961 bis 1965<br />
Bundesminister für besondere Aufgaben<br />
und (ab) 1964 für Angelegenheiten<br />
des Bundesverteidigungsrates. Für das<br />
„Siebentageblatt“ schrieb er den mahnenden,<br />
heute noch lesenswerten Artikel<br />
„Volk ohne Gott“ (12. September).<br />
Gemäß dem Untertitel „Wochenzeitung<br />
fürKultur und Frieden“ fanden<br />
Gedichte und Aufsätze von bekannten<br />
DichternAufnahme.Derprominenteste<br />
unter ihnen war Alfred Döblin (1878 bis<br />
1957), der 1941 zur katholischen Kirche<br />
konvertiert war. Er veröffentlichte den<br />
Auszug aus einer Rede unter dem Titel<br />
„Christus der König der Menschheit“<br />
(8. August) und ein Gedicht „Gottes<br />
Wille“ (15. August). Über das Elend<br />
der Millionen Vertriebener erschien in<br />
derselben Nummer ein Gedicht von<br />
dem in Liegnitz 1891 geborenen Kurt<br />
Heynicke (gestorben 1985) „Wir Flüchtlinge“<br />
mit den Anfangszeilen: Sind wir<br />
Bettler oder Gast / Und willkommen oder<br />
Last Und dem Bekenntnis am Ende:<br />
Flüchtlinge sind wir allzumal. l Heynicke<br />
war angesehen seitdem er 1919 den renommierten<br />
Kleist-Preis erhalten hatte,<br />
dem weitere Preise folgten (bis zum Eichendorff-Preis<br />
1972). Weniger bekannt<br />
ist heute die 1924 zum Katholizismus<br />
konvertierte Ruth Schaumann (1988 bis<br />
1975), die mit dem Redakteur der alles<br />
anderen als NS-konformen Zeitschrift<br />
„Hochland“, Fr. Fuchs, verheiratet war.<br />
Von ihr erschien im „Siebentageblatt“<br />
die Erzählung „Das gestohlene Vermächtnis“<br />
(5. September).<br />
Fazit<br />
Das „Siebentageblatt“ hat keine Zeitungsgeschichte<br />
geschrieben. Heute ist<br />
es so gut wie vergessen. Es stellt aber ein<br />
Zeugnis für das kirchliche und kulturelle<br />
Leben in den ersten Monaten der<br />
Bundesrepublik dar.<br />
Eine Reihe von Aufsätzen und Berichten<br />
ist auch heute noch lesenswert,<br />
etwa von Heinrich Krone oder von<br />
Hans Peters. Manche aufschlussreiche<br />
Beiträge sind singulär, ähnliche kaum<br />
in anderen Zeitungen und Wochenblättern<br />
zu finden. Keineswegs darf das<br />
Blatt als Quelle für Darstellungen der<br />
Anfangszeit der Bundesrepublik unbeachtet<br />
bleiben.<br />
Das „Siebentageblatt“ ist nur in<br />
wenigen Bibliotheken, beispielsweise<br />
in der Karlsruher Badischen Landesbibliothek<br />
und zum Teil in der Staatsbibliothek<br />
in Berlin, vorhanden. In den<br />
Mainzer Bibliotheken sucht man es<br />
vergebens. Es wäre zu wünschen, dass<br />
sich wenigstens eine der wissenschaftlichen<br />
Bibliotheken in Mainz eine Kopie<br />
dieser Wochenzeitung beschaffen<br />
sollte.
52<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
Schlaraffenland<br />
des Geistes<br />
„ | Schlaraffia Aurea Moguntia: eine humorvolle Lebensauffassung<br />
V ON K A R L H EINZ S P ITTLER A LIAS R ITTER C A N A LLERO UND H O R S T<br />
K A R L S C HUMAC HER ALIAS R I TTE R BENG EL | Das Editorial dieses<br />
Heftes trägt – wie stets – das Foto des Herausgebers<br />
Michael Bonewitz. Dieser Beitrag zeigt ein Foto des<br />
Kaufmanns Josef Bonewitz, Großvater des Herausgebers<br />
dieser Vierteljahresschrift. Seit 1947 bis zu seinem<br />
Tode kurz nach seinem 80. Geburtsstag im Jahre<br />
1981 war Josef Bonewitz Schlaraffe und ist hier in<br />
seiner „Rüstung“ als Ritter Tabakino der Vielsaitige zu<br />
sehen. Er trägt eine Kopfbedeckung, die die Schlaraffen<br />
Helm nennen und zu der sich nicht nur Schlaraffia<br />
Aurea Moguntia, in Erinnerung an die französische<br />
Zeit in Mainz, die Jakobinermütze als Vorbild genommen<br />
hat. Sein Rittername Tabakino deutet auf seinen<br />
profanen Beruf als Tabakgroßhändler und den Besitz<br />
eines Kinos hin. Der Beiname der Vielsaitige verrät etwas<br />
über seine musischen Fähigkeiten, wozu das Spielen<br />
auf den Saiten einer Geige gehörte. In Schlaraffia<br />
Aurea Moguntia bediente er über lange Jahre auch das<br />
Clavicimbel (Klavier/Flügel) als Zinkenmeister.<br />
Josef Bonewitz,<br />
Ritter Tabakino<br />
der Vielsaitige<br />
© SCHLARAFFIA AUREA<br />
MOGUNTIA<br />
So wie Josef Bonewitz gab und gibt<br />
es zahlreiche Mainzer Bürger, die<br />
dem Bund Schlaraffia angehörten und<br />
angehören. Die Liste derer ist lang. Zu<br />
lang, um hier vollständig wiedergegeben<br />
zu werden. Aber heute wie damals<br />
erzeugt ein Schnitt durch den Mitgliederbestand<br />
des Reyches Schlaraffia<br />
Aurea Moguntia ein Spiegelbild der<br />
Mainzer Gesellschaft: Da findet sich<br />
der Kaufmann mit dem Angestellten,<br />
der Uhrmacher mit dem Arzt, der Professor<br />
mit dem Ministerialbeamten, der<br />
Konzertmeister mit dem Handwerker,<br />
der Architekt mit dem Ingenieur und<br />
der Studienrat mit dem Prokuristen zu
S CHL ARAFFIA MVJH 4|09 53<br />
frohem Tun zusammen. Dieser Querschnitt<br />
durch die Mainzer Bürgerschaft<br />
sollte eigentlich vermuten lassen, dass<br />
Schlaraffia Aurea Moguntia für die<br />
Mainzer ein gängiger Begriff ist, was<br />
aber nur in beschränktem Maße zutrifft.<br />
Das mag daran liegen, dass der<br />
schlaraffische Bund in der schwärzesten<br />
Zeit Deutschlands durch das damalige<br />
Regime<br />
in den Geruch einer Loge<br />
mit düsteren Heimlichkeiten gebracht<br />
und verboten wurde. Davon ist nichts<br />
wahr. Schlaraffia ist weder eine Loge,<br />
noch gibt es Heimlichkeiten. Schlaraf-<br />
fia ist weltoffen im wahrsten Sinne des<br />
Wortes. Und so ist es an dieser Stelle<br />
angebracht, zunächst zu erläutern was<br />
Schlaraffia ist. Dazu ist ein kurzer Gang<br />
in die schlaraffische Geschichte unvermeidlich.<br />
Die Anfänge in Prag: Arcadia,<br />
Proletarierclub und Schlaraffia<br />
Schlaraffia entstand 1859 in Prag. Das<br />
Umfeld war wie geschaffen für das<br />
schlaraffische Gedankengut. Die Habsburger<br />
verhalfen dort der deutschen<br />
Sprache zum Durchbruch, die deutsche<br />
Romantik<br />
fand Eingang in Universitäten<br />
und Literatur. In jener Ära<br />
der niedergehenden Macht des Adels<br />
und dem sich entwickelnden Bürgertum<br />
entstanden Vereine, Sozietäten,<br />
die dieses Gedankengut mit hohem<br />
Anspruch und Exklusivität, aber auch<br />
mit einem Schuss gehörigen Standesdünkel<br />
pflegten. Ein solcher Verein war<br />
die Arcadia, jenes Schäferland, in dem<br />
es sich sorgenfrei lebte. Mitglied des<br />
Vereins war unter anderem der damalige<br />
Direktor des Prager Ständetheaters,<br />
Franz Thomé. Einem seiner Ensemble-<br />
Mitglieder, dem Bassisten Eilers, wurde<br />
allerdings der Eintritt in die Arcadia<br />
mit dem Hinweis auf ungesicherte Verhältnisse<br />
verweigert; er wurde als Proletarier<br />
bezeichnet. Diese Behandlung<br />
eines Kollegen veranlasste Thomé und<br />
einige andere Künstler aus der Arcadia<br />
auszutreten.<br />
Sie gründeten in einer benachbarten<br />
Kneipe den Proletarierclub, eine<br />
Künstlervereinigung, die sich den Leitsatz<br />
„Kunst,<br />
Humor und Freundschaft“<br />
gab. Mit großem Prunk und übertriebenem<br />
Ceremoniale wurden die hohlen<br />
Formen menschlicher Eitelkeiten und<br />
Unzulänglichkeiten persifliert. Man<br />
förderte den Grad der Selbsterkenntnis,<br />
der erst eine verletzungsfreie Persiflage<br />
ermöglicht und trennte bewusst<br />
die Profanei vom schlaraffischen Spiel.<br />
Man gab sich entsprechende Namen:<br />
Kapellmeister Jahn beispielsweise wurde<br />
zum Taktstockproletarier<br />
, der Kaufmann<br />
Allram zum Mehlproletarier.<br />
Die Wirren der Revolution von<br />
1849 und die wachsende böhmische<br />
Eigenständigkeit machten den Begriff<br />
Proletarier, der den von der Gesellschaft<br />
ausgeschlossenen Menschen bezeichnet<br />
und mit dem sich auch das kommunistische<br />
Manifest befasste, unangebracht<br />
und politisch suspekt; er gab eine falsche<br />
Richtung an. Deshalb nannte man sich<br />
fortan Schlaraffia und wählte das Ritterspiel<br />
als Handlungsrahmen.<br />
An dieser Stelle der Geschichte<br />
Schlaraffias kann am besten klargemacht<br />
werden, dass Schlaraffia nichts<br />
Wappenwand<br />
im Vereinslokal<br />
der Schlaraffia<br />
Aurea Moguntia<br />
© SCHLARAFFIA AUREA<br />
MOGUNTIA
54<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
Sippung der<br />
Mainzer Schlaraffen<br />
im Vereinslokal,<br />
der<br />
Gutenberg-Burg<br />
im Heilig-Geist<br />
© SCHLARAFFIA AUREA<br />
MOGUNTIA<br />
mit Karneval zu tun hat, obwohl auch<br />
einige Schlaraffen hervorragende Fastnachter<br />
waren (so Philipp Kepplinger,<br />
Ritter Gift der Sturzflieger oder Ernst<br />
Neger, Ritter Negus der Daag- und<br />
Nachtdecker).<br />
Es gibt jedoch keine<br />
Verbindung. Interessant ist auch zu<br />
wissen, dass Schlaraffia Aurea Moguntia,<br />
gegründet 1882 in Mainz, eine<br />
der ältesten Gesellschaften ist. Nahe<br />
liegend wird allgemein auch angenommen,<br />
dass es sich bei Schlaraffia um<br />
das Schlaraffenland, das Märchenland<br />
des Sebastian Brandt handelt, in dem<br />
faulen Menschen die gebratenen Tauben<br />
in den Mund fliegen. Auch dem ist<br />
nicht so. Schlaraffia bezeichnet sich als<br />
das „Schlaraffenland des Geistes“. Die<br />
Forschung hat ergeben, dass der Name<br />
Schlaraffia selbst seinen Ursprung in<br />
Mainz hat. Der vorerwähnte Direktor<br />
des Prager Ständetheaters Thomé war<br />
nämlich von 1849 bis 1853 am Mainzer<br />
Theater, wo er Kontakt mit dem Journalisten<br />
Ludwig Kalisch hatte, der das<br />
„Buch der Narrheit“ geschrieben hatte,<br />
in dem der Name Schlaraffia erstmals<br />
erwähnt worden ist.<br />
Narrheit steht von Alters her, so auch<br />
im pressezensierten preußisch besetzten<br />
Mainz, für Freiheit. Kalisch schrieb seinen<br />
Kritikern unter dieser Überschrift, was zu<br />
seiner Verurteilung zum Tode führte. Der<br />
Urteilsvollstreckung konnte er sich durch<br />
Flucht nach Frankreich entziehen.<br />
Da die Mitglieder Schlaraffias meist<br />
Angehörige des Theaters mit wechselnden<br />
Engagements waren, wanderte<br />
die Idee Schlaraffias in die Welt und<br />
trug die Maximen Kunst, Humor und<br />
Freundschaft unter dem Banner des In<br />
Arte voluptas zuerst nach Berlin, dann<br />
nach Leipzig, Graz und bald auch nach<br />
Übersee bis Asien, Australien, Nordund<br />
Südamerika und Südafrika. Und<br />
dies alles unter der bis heute gültigen<br />
Prämisse, dass die Sprache Schlaraffias<br />
in der ganzen Welt Deutsch ist. Und<br />
alle versammeln sich nach dem gleichen<br />
Gesetzbuch, dem seit 150 Jahren nahezu<br />
unveränderten Schlaraffen-Spiegel. Auf<br />
diese Weise wurden bis 2008 428 Reyche<br />
gebildet, von denen heute noch 282 mit<br />
rund 11.000 Mitgliedern existieren.<br />
Von den vielen schlaraffischen Einrichtungen<br />
sollen nur einige erwähnt
S CHL ARAFFIA MVJH 4|09 55<br />
werden, so das Schlaraffen-Archiv in<br />
Bern, „Der Schlaraffia Zeyttungen“,<br />
das Hilfswerk für bedürftige Schlaraf-<br />
fen, die Patenschaft für zwei SOS-Kinderdörfer<br />
und die Sterbekasse. Außerdem<br />
erfreut sich Schlaraffia auch eines<br />
circa 100 Musiker starken weltweit auftretenden<br />
Symphonie-Orchesters.<br />
Schlaraffische Leitsätze<br />
Der Humor ist in Schlaraffia eine der<br />
großen Zielsetzungen. Er wird als Herzenswärme<br />
verstanden. Keinesfalls hat<br />
er etwas mit dem Erzählen von Witzen<br />
zu tun. Für Schlaraffen ist der Humor<br />
das verständnisvolle Lächeln über<br />
menschliche Schwächen, vornehmlich<br />
der eigenen, er ist lebensbejahend und<br />
Lebensfreude spendend.<br />
Freundschaft ist die Krönung der<br />
Gemeinschaft. Nicht im Sinne einer<br />
Blutsbrüderschaft, sondern im Sinne<br />
einer offenen einander zugewandten<br />
Gemeinschaft, was sich im täglichen<br />
Beisammensein zeigt.<br />
Nicht jeder kann auf dem Gebiet<br />
der Kunst Beiträge leisten. Aber<br />
in Schlaraffia können auch die stillen<br />
Schlaraffen den sanfteren Teil ihres<br />
Ichs zeigen, ohne Benachteiligung oder<br />
Häme befürchten zu müssen.<br />
Politik, Religion und Geschäft sind<br />
in den Versammlungen tabu.<br />
Wahrzeichen: Uhu<br />
und Rolandnadel<br />
Das Wahrzeichen<br />
der Schlaraffia ist<br />
der Uhu, ausgewählt<br />
als das<br />
Symbol der Weisheit,<br />
nach der<br />
die Schlaraffen<br />
streben. Seit<br />
Athenes Zeiten<br />
taucht der Uhu immer<br />
auf,<br />
wenn es um Künste<br />
und Eulenspiegeleien geht – bei Schlaraffia<br />
immer mit einem zwinkernden<br />
Auge. Erkennungszeichen der Schlaraf-<br />
fen ist die weißePerle am Revers, die so<br />
genannte Rolandnadel. Entdecken sich<br />
zwei Schlaraffen irgendwo auf diesem<br />
Erdball durch diese Nadel, begrüßen sie<br />
sich mit einem leisen „Lulu“ und liegen<br />
sich wahrscheinlich in den Armen.<br />
Die Mainzer Schlaraffen residieren<br />
in den ehrwürdigen Mauern des<br />
„Heilig-Geist“-Hospitals, das 1236 im<br />
romanischen Stil erbaut und 200 Jahre<br />
später gotisch ergänzt worden ist. Das<br />
Heilig-Geist ist wahrscheinlich das älteste<br />
erhaltene städtische Krankenhaus<br />
Deutschlands. Es war vom 15. Jahrhundert<br />
an zur „Einpfründung alter Leute<br />
und alter Kammerjungfern“ bestimmt.<br />
Seit 1860 war es unter anderem eine<br />
Gaststätte, die auch im Untergeschoss<br />
jetzt noch, allerdings in moderner Form,<br />
erhalten ist. Das Vereinslokal der Schlaraffen,<br />
die Gutenberg-Burg, befindet<br />
sich im oberen Stockwerk, zu dem eine<br />
in der dicken ehemaligen Stadtmauer<br />
integrierte schmale Treppe führt. Zuvor<br />
tritt man durch eine kleine Pforte<br />
in der Mailandsgasse 1 in das Gebäude<br />
ein. Die Heimat der Mainzer Schlaraffen<br />
ist seit 1963 die seit 1400 profanierte<br />
Kapelle des Hospitals. Ihr Charakteristikum<br />
ist eine Apsis mit romanischem<br />
Bogen und gotischen Fenstern.<br />
Wahrzeichen<br />
der Schlaraffia:<br />
der augenzwinkernde<br />
Uhu<br />
© SCHLARAFFIA AUREA<br />
MOGUNTIA
56<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
v.l.: Schlaraffia<br />
Aurea Moguntia<br />
unterstützt<br />
„Jugend<br />
musiziert“;<br />
Einladung zum<br />
schlarfaffischen<br />
Gutenbergfest<br />
im Jahr 2000;<br />
Ernst Neger,<br />
Ritter Negus<br />
der Daag- und<br />
Nachtdecker<br />
© SCHLARAFFIA AUREA<br />
MOGUNTIA<br />
Burgfrauen, Burgwonnen und<br />
Burgschreck<br />
Schlaraffen bedienen sich teilweise eigener<br />
Begriffe, so werden ihre Ehefrauen<br />
Burgfrauen genannt, die nicht durch<br />
Gesetz verbundenen Partnerinnen Burgwonnen.<br />
Die Schwiegermutter ist der<br />
Burgschreck. Da die Burgfrauen mit<br />
einigen Ausnahmen nicht an den Sippungen<br />
teilnehmen dürfen, könnte<br />
man annehmen, dass der Männerbund<br />
Schlaraffia diese ausschlösse, was jedoch<br />
nicht der Fall ist, denn ohne die<br />
Damen, ihre Hilfe und ihr Verständnis<br />
wäre Schlaraffia kaum denkbar. Viele<br />
Burgfrauen erwarten ihren Ritter nach<br />
ihren Treffen, Sippungen genannt, die<br />
in der Zeit von Oktober bis EndeApril<br />
wöchentlich stattfinden, und lassen sich<br />
vom fröhlichen Treiben berichten. Im<br />
Sommer finden alle Treffen mit den<br />
Damen statt. Es gibt so genannte Ausritte<br />
in andere Reyche mit Damenprogramm,<br />
auch Reisen in andere Länder.<br />
Es gibt Matineen und Feste und nicht<br />
zuletzt einen Burgfrauenstammtisch.<br />
Der gesellschaftliche Kreis erweitert sich<br />
durch Schlaraffia naturgemäß und davon<br />
profitieren vor allem die Burgfrauen.<br />
Schlaraffia Aurea Moguntia genießt<br />
das mit vielen Vorzügen gesegnete Goldene<br />
Mainz ganz allgemein als Standort<br />
und seine mittelalterliche Burg im Besonderen.<br />
Für die Mainzer und speziell<br />
für die Leser dieses Heftes ist es daher<br />
interessant zu erfahren, welchen Nutzen<br />
Mainz von der Existenz Schlaraffia<br />
Aurea Moguntias in seinen Mauern<br />
hat. Schlaraffia Aurea Moguntia bringt<br />
durch viele Veranstaltungen Gäste aus<br />
der ganzen Welt nach Mainz und verbreitet<br />
so den guten Ruf der Stadt.<br />
Stadtführungen für die Gäste machen<br />
die Mainzer Sehenswürdigkeiten bekannt.<br />
Hier einige Veranstaltungen:<br />
• Alle fünf Jahre findet das Gutenbergtourney<br />
statt, ein Wettstreit in Wortbeiträgen<br />
zum Thema „42 Zeilen, die<br />
die Welt veränderten“. Zur letzten Veranstaltung<br />
im Jahre 2005 im Kurfürstlichen<br />
Schloss kamen 750 Teilnehmer<br />
und Zuschauer aus aller Welt.<br />
• Beim schlaraffischen Gutenbergfest<br />
im Kurfürstlichen Schloss im Jahre<br />
2000 zu Ehren des „Man of the Millenium“<br />
kamen ebenso viele Gäste.<br />
• Das 125-jährige Jubiläum feierte<br />
Schlaraffia Aurea Moguntia 2007 mit<br />
einer Festvorstellung in neun Bildern<br />
über Schlaraffia Aurea Moguntia und<br />
die Stadtgeschichte mit 750 Gästen im<br />
Schloss einschließlich einer Matinee am<br />
folgenden Tag mit dem hervorragenden<br />
Allschlaraffischen Sinfonieorchester.
S CHL ARAFFIA MVJH 4|09 57<br />
• Im Winterhalbjahr gibt es wöchentlich<br />
eine Veranstaltung mit durchschnittlich<br />
25 Gästen, vornehmlich<br />
aus Deutschland.<br />
• Seit 1950 findet alle zwei Jahre das<br />
Rhein-Main-Freundschaftstourney<br />
satt, ein Wettstreit der Schlaraffen aus<br />
Aschaffenburg, Frankfurt, Bad Orb,<br />
Darmstadt, Worms, Wiesbaden, Ingelheim<br />
und Mainz mit einer Beteiligung<br />
von meist 250 Personen.<br />
• An einigen Sonntagen im Jahr wird<br />
in einer Matinee jungen Künstlern<br />
der Mainzer Sprach-, Schauspiel- und<br />
Musikschulen Gelegenheit gegeben,<br />
ihre Lernfortschritte zu präsentieren<br />
oder sich auf entscheidende Prüfungen<br />
wie Jugend musiziert vorzubereiten.<br />
• Zusätzlich plant Schlaraffia Aurea<br />
Moguntia eine Stiftung zur Ausbildungsunterstützung<br />
junger Künstler.<br />
• Im Rahmen der Veranstaltungen zur<br />
Pflege von Sprache und Kultur<br />
pflegt<br />
Schlaraffia Aurea Moguntia das Andenken<br />
an Geistesgrößen, darunter<br />
auch an die Mainzer Frauenlob, Peter<br />
Cornelius, Carl Zuckmayer und Johannes<br />
Gutenberg.<br />
• In diesem Jahr ist eine Veranstaltung<br />
zum 700-jährigen Jubiläum der Mainzer<br />
Meistersingerschule geplant, zu der<br />
erneut viele Gäste erwartet werden.<br />
»<br />
Mainzer Schlaraffen – eine Auswahl<br />
• Philipp Alexander ( 1904 bis 1971) oder Ritter<br />
Olifant aus der harmonischen Blechschmiede, Fabrikant<br />
und Geschäftsführer der Blechblasinstrumenten-<br />
Fabrik Gebr. Alexander.<br />
• Dr. Karl Schramm (1906 bis 1969) oder Ritter Guckemol<br />
for´n Kligger, Theaterdramaturg und Schrift-<br />
steller. Von ihm stammt das „Mainzer Wörterbuch“.<br />
• Ernst Neger ( 1909 bis 1989) oder Ritter Negus der<br />
Daag- und Nachtdecker, Fastnachter und singender<br />
Dachdeckermeister.<br />
• Dr. Ing. Armin Gruber (1892 bis 1979) oder Ritter<br />
Luginsland der Burgfechser, r Architekt bedeutender<br />
Bauwerke in Mainz, auch der Burg der Schlaraffen.<br />
• Walter Zickwolff f ( 1905 bis 1962) oder Ritter Tataroß<br />
der Profilierte, Geschäftsführer der Firma Friedrich<br />
Otto Zickwolff, Eisen- und Röhrengroßhandlung.<br />
• Reichbanksekretär Georg Müller Emden (1890<br />
bis 1963) oder Ritter Monetos der Emden-Fahrer. Der<br />
Namenszusatz wurde ihm vom Deutschen Reich als<br />
Überlebender des Untergangs der „Emden“ verliehen.<br />
• Heinz Freiherr von Schilling (1918 bis 2007)<br />
oder Ritter Goldperl vom kupfernen Berge, Gesellschafter<br />
der Sektkellerei Kupferberg.<br />
• Christian Musel ( 1880 bis 1963) oder Ritter Vitruv<br />
der Burgenbauer, r Architekt, Baurat und Professor an<br />
der Kunstgewerbeschule.<br />
• Hanns Franken (1923 bis 2003) oder Ritter Bluntschli<br />
die späte Rhein-Auster, Schauspieler am Mainzer<br />
Theater.<br />
• Erwin Amend (1919 bis 1997) oder Ritter Octavio<br />
in Tönen, 1. Geiger und Kapellmeister am Mainzer<br />
Theater.<br />
• Dr. Werner Klose (1920 bis 2006) oder Ritter<br />
Glosserich von Filz und Gonsbach, Arzt. Der gebürtige<br />
Görlitzer studierte in Mainz, das für immer seine<br />
Heimat wurde. Er schrieb unter anderem das kleine<br />
Büchlein „Ici Mayence“ und ein Gedicht mit demselben<br />
Namen, das Hans Jörg Jacobi vertonte.<br />
• Dr. Hans Kersting (1924 bis 2007) oder Ritter<br />
Jour von der blauen Blume, Historiker und Journalist.<br />
Tausende Touristen haben Mainz anhand seines jährlich<br />
neu aufgelegten Stadtführers kennen gelernt.<br />
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Der „Bickenbau“,<br />
die<br />
Stadtwohnung<br />
der Familie von<br />
Bicken, wurde<br />
1709 an die<br />
Familie von<br />
Stadion veräußert<br />
und ab<br />
1798 als Flachsmarktkaserne<br />
genutzt.<br />
| 1879<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
DIE MAINZER<br />
Adelshöfe<br />
„ | Zur Geschichte der Stadtpalais und ihrer Bewohner<br />
Teil 6: Der Alte und der Neue Stadioner Hof<br />
V ON D R . M ATTHIAS D IETZ- L E NSSE N<br />
Vom Bickenbau zum Alten<br />
Stadioner Hof<br />
In der Stadtaufnahme von 1568 ist mit<br />
dem Kurmainzer Ratsherr und Marschall<br />
Philipp von Bicken der älteste<br />
Besitzerdes so genannten „Bickenhofs“<br />
oder „Bickenbaus“ in der Affengasse<br />
(heute: Stadionerhofstraße, Areal des<br />
Kaufhof-Parkhauses) genannt. Gemeinsam<br />
mit seiner Frau Anna Brendel von<br />
Homburg, einer Schwester des Kurfürsten<br />
Daniel Brendel von Homburg,<br />
ließ er hier bis 1574 die Stadtwohnung<br />
seiner Familie errichten. Stammsitz der<br />
von Bicken war Burg Hainchen im Siegerland,<br />
auf der Philipp auch geboren<br />
wurde. Sein Sohn Johann Adam von<br />
Bicken (1564 bis 1604) wurde schon als<br />
kleines Kind von seinem Onkel mütterlicherseits,<br />
dem Mainzer Kurfürst-<br />
Erzbischof Daniel Brendel von Homburg,<br />
protegiert. Er erhielt im Alter von<br />
zehn Jahren ein Kanonikat am Mainzer<br />
Dom, arbeitete seit 1590 in der Kurfürstlichen<br />
Kanzlei und wurde bereits<br />
1601 selbst Kurfürst-Erzbischof. Nach
S TA D I O NER H ÖFE MVJH 4|09 59<br />
seiner Ernennung kaufte er unter anderem<br />
das dem Bickenbau benachbarte<br />
Grundstück „Ehrenberg“ hinzu und erweiterte<br />
das Anwesen.<br />
Der Kirchenfürst war wegen der<br />
unter ihm forcierten Hexenverfolgung<br />
überaus umstritten. Über seinen frühen<br />
Tod schrieb später ein Chronist: „UnserRheingau<br />
mit dem übrigen Erzstifte<br />
(mochte) die göttliche Vorsicht preisen,<br />
dass sie Erzbischofs Johann Adam Regierungs-Tage<br />
gekürzt hat, bey deren<br />
Verlängerung sicherlich zwey Drittheile<br />
seiner Unterthanen als angebliche Zauberer<br />
und Unholde des Feuertodes gestorben<br />
sey würden.“<br />
Am Anfang des 18. Jahrhunderts war<br />
die Familie von Bicken praktisch verarmt.<br />
1711 verkauften sie ihre Burg an<br />
den Fürsten von Nassau-Siegen; bereits<br />
zwei Jahre vorher hatte man schon den<br />
Johann Philipp I. Joseph von Stadion-<br />
Warthausen-Thannhausen(1652bis1742).<br />
Christoph Rudolf von Stadion begann<br />
seine kirchliche Karriere als Domizellar<br />
und Domkapitular (ab 1664) und wurde<br />
1695 Dompropst. 1672 kaufte er den<br />
vor Mainz gelegenen Garten des Stiftes<br />
St. Alban, legte ihn 20 Jahre später mit<br />
dem ebenfalls erworbenen Abteigarten<br />
zusammen und begann mit dem Auf-<br />
bau eines großen barocken Lustgartens.<br />
Nach seinem Tod<br />
erwarb Kurfürst-Erzbischof<br />
Lothar Franz von Schönborn<br />
das Areal und machte es zum Kernland<br />
seines Lustschlosses Favorite. Christoph<br />
Rudolfs<br />
jüngerer Bruder Johann<br />
Philipp I. Joseph war kurmainzischer<br />
Großhofmeister. Er wurde 1686 in den<br />
Freiherren- und 1705 in den Reichsgrafenstand<br />
erhoben. Man darf vermuten,<br />
dass die schnellen „Mainzer Karrieren“<br />
Mainzer Stadtbesitz veräußert: an die<br />
Familie von Stadion.<br />
Alter Stadioner Hof<br />
Die ältesten nachweisbaren Mitglieder<br />
der Familie von Stadion in Mainz waren<br />
zwei Söhne des Johann Christoph<br />
von Stadion (1610 bis 1660): Christoph<br />
Rudolf von Stadion (1638 bis 1700) und<br />
der beiden Brüder mit ihrer Mutter<br />
Maria Magdalena (Agnes) von Ostein<br />
(† 1610) zusammenhingen. Sie hatte<br />
mehrere Neffen in hohen geistlichen<br />
und kurfürstlichen Ämtern, so den Kurmainzer<br />
Geheimen Rat und Kämmerer<br />
Johann Franz Sebastian Freiherr von<br />
Ostein (1652 bis 1718), der in das Haus<br />
von Schönborn eingeheiratet hatte und<br />
Die Flachsmarktkaserne<br />
mit der<br />
östrreichischen<br />
Hauptwache<br />
kurz vor ihrem<br />
Abriss im Jahr<br />
1903/4<br />
© STADTARCHIV MAINZ
Der Neue Stadioner<br />
Hof – mit<br />
Ladeneinbauten<br />
im Erdgeschoss<br />
– an der Großen<br />
Bleiche 15 | um<br />
1900<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
der Vater des späteren Kurfürst-Erzbischofs<br />
Johann Friedrich Carl Reichsgraf<br />
von Ostein (1689 bis 1763) war.<br />
Johann Philipp I. war drei Mal verheiratet<br />
und hatte insgesamt 24 eheliche<br />
Kinder,<br />
von denen 16 das Erwachsenenalter<br />
erreichten. Wir dürfen also<br />
davon ausgehen, dass die Familie einen<br />
entsprechend großen standesgemäßen<br />
Platzbedarf hatte. Der Kurmainzer<br />
Großhofmeister erwarb daher 1709 den<br />
alten „Bickenbau“, der wohl bis 1789<br />
in Familienbesitz blieb. Anschließend,<br />
ab 1798, wurde er als „Flachsmarktkaserne“<br />
benutzt und von 1816 bis 1866<br />
befand sich in einem Anbau die österreichische<br />
Hauptwache.<br />
1903/04 wurde der alte Stadioner Hof<br />
abgerissen, um Platz für den Bau der<br />
Kleiderfabrik Scheuer & Plaut zu erhalten.<br />
Das hessische Denkmalschutzamt<br />
gestattete den Abriss des historischen<br />
Gebäudes nur mit der Auflage, alle<br />
kunstgeschichtlich wertvollen Teile zu<br />
retten – trotzdem wurde bei den Abrissarbeiten<br />
viel zerstört. Erhalten geblieben<br />
sind noch das alte Eingangsportal, das<br />
sich heute am Haus „Zum Sautanz“<br />
(Deutschhausplatz 8) befindet, der am<br />
Naturhistorischen Museum verbaute<br />
Erker mit dem Allianzwappen von Bicken-Brendel<br />
von Homburg und zwei<br />
Säulen im Hof der Anne-Frank-Schule.<br />
Seit einigen Jahren gehen Archäologen<br />
davon aus, dass sich auf dem<br />
Gelände des alten Stadioner Hofs ursprünglich<br />
eine Pfalz Karls des Großen<br />
befand.Als Scheuer & Plaut 1911 einen<br />
Anbau errichten ließen, wurde hier ein<br />
Stein gefunden, der schon ziemlich bald<br />
in einem Museumsmagazin verschwand.<br />
1940 kam die Vermutung auf, es könne<br />
sich um einen Teil eines Karolinger-<br />
Throns handeln. Weitere 60 Jahre später<br />
erinnerte man sich an den Fund – und<br />
bestätigte die ältere Einschätzung.<br />
Der Neue Stadioner Hof<br />
Der Kurmainzer Geheime Rat, Oberstallmeister<br />
und Kommandant der Leibgarde<br />
zu Pferd, Lothar Friedrich Freiherr<br />
von Rollingen, lies sich 1728 bis<br />
1733 an der Großen Bleiche ein standesgemäßes<br />
Palais errichten. Das Bleichenviertel,<br />
bis Anfang des 18. Jahrhunderts<br />
ein Wiesen- und Weidengebiet, sollte<br />
nach Ansicht der damals amtierenden<br />
Kurfürsten und ihrer Berater zueinem
S TA D I O NER H ÖFE MVJH 4|09 61<br />
modernen, nach den Regeln des Barock<br />
ausgerichteten Wohngebiet für die adlige<br />
Oberschicht von Mainz werden.<br />
Man hatte das Areal daher schachbrettartig<br />
aufgeteilt. Es wurde vondrei (für<br />
die damalige Zeit) überdurchschnittlich<br />
breiten Längsachsen geprägt, von denen<br />
die Große Bleiche als Prachtstraße angelegt<br />
war. Nachdem das Gebiet trocken<br />
gelegt worden war, ließ Kurfürst Lothar<br />
Franz von Schönborn die Wasserversorgung<br />
neu regeln und von Bretzenheim<br />
aus eine Wasserleitung („Schönborngalerie“)<br />
legen, die hier in zwei Brunnen<br />
endete: Einer lag in der Mittleren Bleiche<br />
und diente zum Wasserholen für<br />
die dortige Bevölkerung beziehungsweise<br />
deren Dienstboten, der andere lag<br />
direkt an der Großen Bleiche und hatte<br />
primär repräsentativen Charakter. Dieser<br />
„Neue Brunnen“, eine klassische barocke<br />
Selbstdarstellung des Kurfürsten, ist<br />
auch heute noch erhalten. Nachdem die<br />
Wasserversorgung so modernisiert worden<br />
war,<br />
stand einer Bebauung nichts<br />
mehr im Wege. Trotzdem schienen die<br />
potenziellen Interessenten noch zu zögern.<br />
Der „Rollinger Hof“ war das erste<br />
Gebäude, das schließlich in Angriff<br />
genommen wurde. Ein Grund: Der<br />
Bauherr erhielt „auf seinen kostbaren<br />
neuen Hausbau zu besonderer Zier und<br />
Ansehen der Stadt“ Steuerfreiheiten.<br />
Ob der ursprünglich dreiflügelig<br />
angelegte Komplex 1733 fertig war, ist<br />
nicht eindeutig belegt. Einige Quellen<br />
gehen davon aus, dass er bei seiner Versteigerung<br />
noch „unvollendet“ war. Sicher<br />
ist, dass sein Auftraggeber, Lothar<br />
Friedrich Freiherr von Rollingen, 1736<br />
verstarb. Bereits zehn Jahre vorher hatte<br />
er einen großen Teil seines Besitzes<br />
verkauft – er gilt in der Literatur als<br />
„Verschwender“. Ob sein neuer Mainzer<br />
Hof ausschlaggebend für den Ruin<br />
war – einige Autoren schreiben, er habe<br />
sich an ihm „zu Todegebaut“ – ist Spekulation.<br />
Immerhin standen bei seinem<br />
Tod aber Rechnungen über 8.000 Gulden<br />
aus diesem Projekt offen. (Über<br />
seine Ehefrau, Helena Charlotte Freiin<br />
von Thüngen, und seinen Sohn Carl<br />
Heinrich, mit dem der Mannesstamm<br />
wohl ausstarb, ist nur wenig bekannt.)<br />
Sicher ist, dass der Komplex an der<br />
Großen Bleiche 1737 versteigert wurde.<br />
Heinrich Friedrich Graf von Stadion,<br />
Großhofmeister und erster Minister am<br />
Kurfürstlichen Hof, erhielt den Zuschlag<br />
für 26.000 Gulden. Das Gebäude<br />
trug seither den Namen „Neuer Stadioner<br />
Hof“.<br />
Der Architekt des Neuen Stadioner<br />
Hofs ist unbekannt. Vieles deutet jedoch<br />
darauf hin, dass auch hier Anselm<br />
Franz Reichsfreiherr von Ritter zu Groenesteyn<br />
(1692 bis 1765) verantwortlich<br />
zeichnete. (Über ihn wurde in dieser<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ANZ EIGE
62<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
Im Zweiten<br />
Weltkrieg wurde<br />
der Neue Stadioner<br />
Hof schwer<br />
getroffen.<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
Serie schon ausführlich berichtet.)<br />
Wieder entstand ein idealtypischer Barockpalast<br />
nach französischem Vorbild<br />
– dieses Mal auf noch engerem Raum.<br />
Die symmetrische Front bestand aus<br />
elf Fensterachsen: drei davon im nur<br />
leicht vorstehenden Mittelrisalit, der<br />
sich allerdings farblich deutlich absetzte.<br />
Er wurde komplett mit roten Hausteinen<br />
verkleidet. Das Hauptgebäude umfasste<br />
zwei Vollgeschosse und ein deutlich<br />
niedrigeres Mezzaningeschoss. Es wurde<br />
von einem Mansardendach abgeschlossen.<br />
Die Ecken des Hauses wurden<br />
durch eine rote Lisenenquaderung<br />
optisch verstärkt. Wie dem Mainzer<br />
Stadtplan von 1753 zu entnehmen ist,<br />
wurde parallel zum Hauptgebäude ein<br />
zweiter Flügel an der Mittleren Bleiche<br />
errichtet. Sie wurden durch einen dritten<br />
Flügel entlang der Gärtnergasse (die<br />
im 18. Jahrhundert zeitweise auch „Am<br />
Stadioner Hof“ hieß) verbunden.<br />
Heinrich Friedrich von Stadion<br />
Der neue Besitzer des Hofes an der Großen<br />
Bleiche hatte bis zu diesem Zeitpunkt<br />
die klassische Karriere durchlaufen: Er<br />
studierte Jura, ging anschließend auf<br />
Kavalierstour durch Frankreich und<br />
nahm dann 1718 eine Tätigkeit am<br />
Kurfürstlichen Hof auf, wo er zunächst<br />
unter seinem Onkel Lothar Franz von<br />
Schönborn (1695 bis 1729) und später<br />
auch unter dessen Nachfolgern Franz<br />
Ludwig von Pfalz-Neuburg (1729 bis<br />
1732) und Philipp Karl von Eltz-Kempenich<br />
(1732 bis 1743) immer weiter<br />
aufstieg. Unter Johann Friedrich Carl<br />
von Ostein (1743 bis 1763) war er<br />
schließlich Großhofmeister.<br />
1761 gelang es seinen Gegnern<br />
– offiziell wegen seiner anti-klerikalen<br />
Einstellung – ihn zu entmachten. Er<br />
zog sich auf seinen Besitz Schloss Warthausen<br />
zurück. Mit ihm zog auch seine<br />
Gesellschafterin und Schwiegertochter<br />
Sophie von La Roche. Die Schriftstellerin<br />
hatte 1753 einen Sohn des Großhofmeisters<br />
geheiratet, der aus einer<br />
Affäre mit der französischen Tänzerin<br />
Catharina La Roche stammte. Heinrich<br />
Friedrich Graf von Stadion verheiratete<br />
daraufhin seine Geliebte, doch der<br />
schnell gesuchte Gatte, der Kurmainzerische<br />
Senator und Chirurg Frank, verstarb<br />
noch vor der Geburt des Kindes.<br />
Friedrich nahm daraufhin den Knaben,
S TA D I O NER H ÖFE MVJH 4|09 63<br />
den er Georg Michael Fran(c)k von La<br />
Roche (1720 bis 1788) nennen lies, im<br />
Stadioner Hof auf und ließ ihn dort<br />
erziehen. Eines der Kinder von Georg<br />
Michael und Sophie war die spätere<br />
Goethe-Freundin Maximiliane Euphrosine<br />
de La Roche (1756 bis 1793),<br />
die Peter Anton Brentano heiratete. Da<br />
Maximiliane im Neuen Stadioner Hof<br />
geboren wurde, wird dieser von vielen<br />
Autoren auch gerne als eine „Wiege der<br />
deutschen Literatur“ bezeichnet. Nach<br />
Ansicht vieler Literaturwissenschaftler<br />
hat Sophie in ihrem 1771 erschienenen<br />
Erstlingswerk „Geschichte des Fräuleins<br />
von Sternheim“ viele Eindrücke verarbeitet,<br />
die sie in ihrer Zeit an der Großen<br />
Bleiche in Mainz erworben hatte.<br />
Militärische und bürgerliche<br />
Umwidmungen<br />
Der Neue Stadioner Hof wurde 1792<br />
von französischen Truppen beschlagnahmt.<br />
Es gibt Hinweise, dass die Familie<br />
von Stadion das Anwesen aber<br />
bereits 1787 verkauft hatte. Der neue<br />
Besitzer ist nicht bekannt. Über das<br />
Schicksal des Hofs in den nächsten<br />
wirren Jahren wissen wir wenig. Erst<br />
1798 klären sich die Verhältnisse: Der<br />
Komplex wurde am 11. Januar Sitz von<br />
François Joseph Rudler, dem französischen<br />
Generalkommissar für die vier<br />
linksrheinischen Départements und<br />
von 1802 bis 1814 Palais de Justice des<br />
Départements du Mont Tonnerre. Als<br />
Mainz 1814 eine Festung des Deutschen<br />
Bundes wurde, beschlagnahmte man<br />
den Hof erneut. Er wurde formal dem<br />
Hessischen Großherzog zugesprochen,<br />
dieser trat ihn aber an die Festungsverwaltung<br />
ab. Das Militär bestimmte ihn<br />
zum Wohnsitz des jeweiligen Vizegouverneurs<br />
beziehungsweise Kommandanten.<br />
Nach 1871 befand sich in ihm<br />
nur noch das „Regimentsbureau“ des<br />
Infanterie-Regiments 117.<br />
1890 wurde der Hof Privatbesitz und<br />
umgebaut. Im Erdgeschoss befanden<br />
sich jetzt mehrere Läden, ein Kino, ein<br />
Weinrestaurant, ein Billardsaal und ab<br />
circa 1910 das äußerst elegante Konzertcafé<br />
„Kurfürst“. 1920 verkaufte ihn<br />
seine Pariser Besitzerin Madame Broussain<br />
an die Dresdner Bank. Diese bauten<br />
ihn zu einem modernen Bankhaus<br />
aus, was aber auch bedeutete, dass die<br />
prunkvolle Haupttreppe des Gebäudes<br />
abgerissen wurde. „Historisch bedeutsame<br />
und kunsthandwerklich wertvolle<br />
Teile“, so die Bank in einer Broschüre,<br />
wurden dem Mainzer Altertumsverein<br />
übergeben und wohl im Krieg vernichtet.<br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hof<br />
stark beschädigt und ab 1949 „unter Wahrung<br />
der Barock-Fassade“ wieder modern<br />
aufgebaut. 1994 wurden umfangreiche<br />
Restaurierungsarbeiten abgeschlossen.<br />
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Mainz vor<br />
50 Jahren<br />
Am 10. November<br />
1959 wurde<br />
der 200. Geburtstag<br />
Schillers<br />
gefeiert. In<br />
Mainz brachte<br />
man dafür das<br />
Denkmal auf<br />
Hochglanz.<br />
© ERWIN BÖHM/<br />
STADTARCHIV MAINZ<br />
„ | 1. Oktober bis 31. Dezember 1959<br />
V ON D O RIS B RAUN- W ENDE LN | Es war ein heißer und trockener Sommer<br />
gewesen und auch der Herbst gab sein Bestes. Bereits Anfang September<br />
wurde mit der Weinernte begonnen und hohe Mostgewichte erzielt. Kein Wunder,<br />
dass man von einem „goldenen Weinjahr“ sprach und der 59er Wein ein<br />
Jahrhundertwein wurde; auch wegen seines Taufnamens „Friedenswedler“,<br />
aufgrund der Reise des russischen Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow<br />
in die USA im September 1959.<br />
In Mainz begann der Oktober mit der<br />
„Nacht der hunderttausend Blumen“<br />
im Kurfürstlichen Schloss. Auch in diesem<br />
Jahr hatten der Verband der Erwerbsgärtner,<br />
der Mainzer Gartenbau-<br />
Verein und das städtische Gartenamt<br />
das Schloss wieder in einen Zaubergarten<br />
verwandelt mit 9.000 Dahlien,<br />
8.000 Astern, 2.000 Chrysanthemen,<br />
3.000 Nelken, 2.000 Rosen, 100 Birken,<br />
200 Kiefern, 5.000 Beerensträuchern<br />
und mehr als 2.000 Kübelpflanzen. Am<br />
Samstag, den 3. Oktober, führten Karl-<br />
Otto Brocker und Karl Schwan durch<br />
das bunte Programm auf den Bühnen<br />
im Großen und Neuen Saal.<br />
Seit 1931 wird am 4. Oktober<br />
der Welttierschutztag begangen. Der<br />
Mainzer Tierschutzverein nutzte dieses<br />
Datum für einen Tag der offenen Tür<br />
im neuen Tierheim. Im Jahr 1954 hatte<br />
der Mainzer Tierschutzverein das voll-
M AINZ VOR 50 J AHREN MVJH 4|09 65<br />
kommen verwahrloste Tierheim am<br />
Bruchweg übernommen, es komplett<br />
neu- und wiederaufgebaut und konnte<br />
nun ein neues Haus präsentieren.<br />
Mitte Oktober wurde der Mainzer<br />
Hauptbahnhof 75 Jahre alt. In den Jahren<br />
1882 bis 1884 wurde er nach den<br />
Plänen des Mainzer Architekten Philipp<br />
Johann Berdellé als Centralbahnhof errichtet<br />
und löste den am Rhein in der<br />
Nähe des Holzturms gelegenen alten<br />
Bahnhof der Hessischen Ludwigsbahn<br />
ab. Die festliche Einweihung war am<br />
15. Oktober 1884. Das Hauptbahnhof-<br />
Jubiläum fand 1959 keine allzu große<br />
Beachtung. Vermutlich hing dies mit<br />
den immer noch andauernden Wiederaufbauarbeiten<br />
zusammen. Gerade<br />
war der Rohbau für die neue Expressguthalle<br />
am Südflügel fertig gestellt, an<br />
den sich ein Erweiterungsbau für die<br />
Bahnhofsmission, das Rote Kreuz und<br />
die Bahnpolizei anschloss. Zwei Monate<br />
später feierte die Bahn ein weiteres<br />
Jubiläum: Es jährte sich zum 100. Mal<br />
die Eröffnung der Bahnstrecke Mainz-<br />
Köln.<br />
Eine neue Attraktion gab es in der<br />
Kaiserstraße vor der Bundesbahndirektion.<br />
Der Brunnen auf der Rasenfläche<br />
zwischen den Fahrbahnen der Kaiserstraße<br />
wurde mit einer neuen Strahlanlage<br />
ausgestattet. Das Wasser wurde in 13 Fontänen<br />
ausgestoßen und in den Abendstunden<br />
war der Brunnen illuminiert.<br />
Am letzten Oktoberwochenende<br />
konnte Kammerpräsident Dr. Kalkhof-<br />
Rose in einem musikalisch umrahmten<br />
Festakt an historischer Stätte zahlreiche<br />
Vertreter aus Wirtschaft, Politik und<br />
Wissenschaft begrüßen und das wieder<br />
hergestellte Gebäude der Industrieund<br />
Handelskammer für Rheinhessen<br />
am Schillerplatz 7 seiner Bestimmung<br />
übergeben. Im Oktober 1958 wurdemit<br />
dem Umbau begonnen, nachdem das<br />
rheinland-pfälzische Kultusministerium<br />
in seine neuen Räume übergesiedelt<br />
Der Brunnen auf<br />
dem Mittelstreifen<br />
der<br />
Kaiserstraße<br />
bekam eine<br />
neue Strahlanlage.<br />
Abends<br />
wurde er sogar<br />
illuminiert.<br />
© STADTARCHIV MAINZ
66<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
Dijons Altbürgermeister<br />
Felix Kir mit<br />
dem Mainzer OB<br />
Franz Stein<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
Juwelier<br />
Knewitz am<br />
Markt beging<br />
1959 sein<br />
125-jähriges<br />
Firmenjubiläum.<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
Die Gleisbergschule<br />
im Gonsbachtal,<br />
eine<br />
der modernsten<br />
Schulen ihrer<br />
Zeit, wurde<br />
1959 ihrer<br />
Bestimmung<br />
übergeben.<br />
© KARIN ECKERT/<br />
STADTARCHIV MAINZ<br />
war. Als verantwortlicher Architekt für<br />
Pläne und Bauleitung hatte Diplom-Ingenieur<br />
und Stadtbaumeister a.D. Karl<br />
Schneppendahl die Arbeiten übernommen.<br />
Das historische Gebäude war Anfang<br />
des 18. Jahrhunderts zwischen Emmerich-Josef-Straße<br />
und Münsterstraße<br />
als „Gästehaus“ des Weißfrauenklosters<br />
entstanden. Seit 1931 diente es als Sitz<br />
der Industrie- und Handelskammer.<br />
1942 war es fast völlig ausgebrannt.<br />
Am Allerheiligen-Fest 1959 läuteten<br />
die Domglocken seit 150 Jahren, denn<br />
Allerheiligen 1809 läuteten sie das erste<br />
Mal wieder seit der Belagerung von<br />
1793. 1793 bei der Beschießung von<br />
Mainz war der altehrwürdige Dom sehr<br />
stark beschädigt worden und seine Glocken<br />
waren bei der enormen Hitze des<br />
Brandes zerschmolzen. Bischof Joseph<br />
Ludwig Colmar ist es zu verdanken,<br />
dass er sowohl die Abbruchpläne des<br />
Präfekten Jeanbon St. André verhinderte<br />
als auch seine Hartnäckigkeit für die<br />
Wiederbeschaffung neuer Glocken für<br />
den Dom einsetzte. Nach 16 Jahren war<br />
es geschafft, die neuen Glocken läuteten<br />
zum Allerheiligen-Fest. Vier neue Glocken<br />
hatte der Mainzer Meister Joseph<br />
Zechbauer aus der Augustinerstraße gegossen:<br />
Martin mit 71 Zentnern, Maria<br />
mit 40 Zentnern, Joseph mit 21 Zentnern<br />
und Bonfatius mit 11 Zentnern.<br />
Der 1. November war auch ein Tag<br />
der Jubiläen: Die Bäckerei Heller („Gebäck<br />
von Heller – auf Tisch und Teller“)<br />
feierte, das Haus Neutorstraße 19<br />
war seit über 300 Jahren im Besitz von<br />
Bäckern; Juwelier Knewitz am Markt<br />
schaute auf ein 125-jähriges Geschäftsjubiläum<br />
zurück. EinenTag später wurde<br />
die erste Notrufsäule am Graben in<br />
Betrieb genommen.<br />
Das erste Novemberwochenende<br />
(6. bis 8. November) war beherrscht<br />
von der Partnerschaft mit Dijon. Auf<br />
Einladung des Präsidenten des „Amicale<br />
Bourgogne – Rhenanie/Palatinat“,<br />
Altbürgermeister Kir, besuchten Vertreter<br />
der Landesregierung und der Stadtverwaltung<br />
die Stadt Dijon. Am ersten<br />
Besuchstag führten 175 ebenfalls angereiste<br />
Mitglieder des Mainzer Stadttheaters<br />
unter der Leitung von Generalmusikdirektor<br />
Carl Maria Zwißler den<br />
„Rosenkavalier“ von Richard Strauss auf.<br />
Am nächsten Tag gab es einen offiziellen<br />
Empfang und eine Stadtführung, der<br />
Tag wurde beendet miteinem festlichen<br />
Essen im „Cellier de Clairvaux“. Auch
M AINZ VOR 50 J AHREN MVJH 4|09 67<br />
am Sonntag gab es offizielle Empfänge<br />
und viele Gespräche. Die burgundischrheinland-pfälzischen<br />
Freundschaftstage<br />
waren geprägt von vielen Höhepunkten:<br />
Ministerpräsident Altmeier bekam<br />
das Kommandeurkreuz der Ehrenlegion<br />
verliehen, OB Franz Stein wurde zum<br />
Ehrenbürger von Dijon ernannt und die<br />
Städtepartnerschaft zwischen Mainz und<br />
Dijon wurde feierlich proklamiert.<br />
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„ Ein Hauch von Luxus“<br />
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68<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
Der neue<br />
Bücherbus der<br />
Stadtbibliothek<br />
im Einsatz<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
Die Mainzer Berufsfeuerwehr brachte<br />
das Schillerdenkmal auf Hochglanz,<br />
denn am 10. November wurde der 200.<br />
Geburtstag von Friedrich Schiller gefeiert.<br />
Im Theater wurde „Maria Stuart“<br />
aufgeführt. Jeder Theaterbesucher<br />
erhielt an diesem Abend der Festvorstellung<br />
auf zweiseitigem Büttenpapier<br />
handschriftlich nummeriert einen<br />
Theaterzettel als Erinnerungsblatt. Am<br />
Schluss des letzten Aktes, nach dem<br />
ersten heftigen Beifall, wurde der Vorhang<br />
noch einmal zur Seite gezogen<br />
und gab den Blick auf die leere, graue<br />
Spielfläche frei, auf der die beleuchtete<br />
Büste Schillers stand.<br />
Einen Tag später veranstaltete der<br />
MCV im Schloss seinen närrischen Auftakt<br />
mit 1.100 Gästen in die neue Kampagne.<br />
Bereits seit Mitte Oktober stand<br />
der Sieger des Fastnacht-Plakat-Wettbewerbs<br />
fest. Es war Hermann Roch<br />
(Werbeagentur Frenz, Mainz) mit seinem<br />
Motto: „Warum denn uff de Mond<br />
enuff Komm doch nach Määnz.“ Am<br />
folgenden Wochenende startete der<br />
MCC in die neue Kampagne.<br />
Am 13. November, einem Freitag,<br />
wurde die Gleisbergschule im Gonsbachtal<br />
in Gonsenheim eingeweiht.<br />
Planung und Entwurf oblagen dem<br />
städtischen Hochbauamt, für den Entwurf<br />
war Dipl.-Ing. Runge, für die weitere<br />
Planung Architekt Krämer und für<br />
die Bauleitung Stadtbau-Oberinspektor<br />
Osswald eingesetzt. Die Gesamtkosten<br />
für den Bau betrugen rund 2,6 Millionen<br />
Mark. Sie war für die damalige Zeit<br />
eine der modernsten Volksschulen. Sie<br />
war im Pavillonstil gebaut und hatte 20<br />
Klassenräume, verschiedene Fachklassenräume,<br />
ein Lehrschwimmbecken, eine<br />
Turnhalle, einen Gymnastiksaal und<br />
die entsprechenden Nebenräume. Die<br />
einzelnen Häuser bekamen Namen: So<br />
hieß das Hauptgebäude der Unterstufe<br />
„Brüder-Grimm-Haus“, das Haus der<br />
Mädchen „Möricke-Haus“, das der<br />
Jungen „Eichendorff-Haus“ und das<br />
der Sonderklassen „Mozart-Haus“ . Das<br />
neue Schulgebäude nahm zunächst 13<br />
Klassen der Gonsenheimer Simultanschule,<br />
drei Klassen der Gonsenheimer<br />
Konfessionsschule sowie vier E-Klassen<br />
auf – insgesamt rund 800 Schüler, die<br />
am 16. November ihre neue Schule bezogen.<br />
Zur gleichen Zeit wurde auch der<br />
Verwaltungsbau der „GmbH zur Errichtung<br />
von Kleinwohnungen in der<br />
Stadt Mainz“ in der Kaiserstraße 92<br />
eingeweiht. Bisher waren die einzelnen<br />
Abteilungen der Kleinwohnungsbau<br />
GmbH an mehreren Stellen in der Stadt<br />
untergebracht. Nun waren endlich alle<br />
Abteilungen in dem sechsgeschossigen<br />
Bürohaus. Planung und Bau hatte die<br />
GmbH in eigener Regie durchgeführt.<br />
Außer den eigenen Büroräumen bot<br />
das Gebäude im 4. Obergeschoss auch<br />
Platz für die Verkaufsdirektion Mainz<br />
der deutschen Nestlé-Aktiengesellschaft<br />
und für den Treuhandfonds für Grundpfandrechte.<br />
Im 5. Obergeschoss gab es<br />
zusätzlich Raum für acht kleine Appartements<br />
mit ein bis zwei Zimmern.<br />
Am 27. November kam der neu<br />
angeschaffte Bücherbus der Mainzer<br />
Stadtbibliothek zum ersten Mal zum
M AINZ VOR 50 J AHREN MVJH 4|09 69<br />
Einsatz. Die fahrbare Autobücherei<br />
war 20 m lang und 2,50 m breit und bot<br />
im Inneren Platz für 3.000 bis 4.000 Bücher.<br />
Zunächst wurden nur die Vororte<br />
Mombach (Kirmesplatz) und Bretzenheim<br />
(Endhaltestelle der Straßenbahn)<br />
angefahren. Die Benutzungsgebühr<br />
betrug 20 Pfennig und berechtigte zur<br />
Ausleihe eines Buchs für den Zeitraum<br />
von zwei Wochen. Richtige Leseratten<br />
entschieden sich natürlich eher für die<br />
MAINZ Vierteljahreskarte für 3 Mark<br />
oder die Halbjahreskarte für 5 Mark.<br />
Der im Juli gewählte neue Bundespräsident<br />
Heinrich Lübke machte<br />
Anfang Dezember seinen Antrittsbesuch<br />
in der Landeshauptstadt Mainz.<br />
Er traf am 1. Dezember um 10:00 Uhr<br />
auf Gleis 1a des festlich geschmückten<br />
Bahnhofs mit einem Sonderzug ein.<br />
In einem Autokonvoi fuhr er zur<br />
Staatskanzlei am Schillerplatz und anschließend<br />
zum Landtagsgebäude am<br />
Deutschhausplatz. Tausende Menschen<br />
säumten die Mainzer Straßen und bereiteten<br />
dem Bundespräsidenten einen<br />
herzlichen Empfang. Am nächsten Tag<br />
sah das Protokoll die Besichtigung der<br />
Katharinenkirche in Oppenheim und<br />
des Mainzer Doms vor. Trotz eines engen<br />
Terminkalenders<br />
lies Lübke es sich<br />
nicht nehmen, auch den 500 Bewohnern<br />
des städtischen Altersheims einen<br />
Besuch abzustatten. Hier trug sich<br />
Lübke in das goldene Buch der Stadt<br />
Mainz und das Gästebuch des Altersheims<br />
ein. Bei einem kurzen Besuch an<br />
der Mainzer Universität wurde Lübke<br />
von dem neuen Universitätspräsidenten<br />
Professor Dr. Kurt Voit (Rektoratsübergabe<br />
war am 26. November 1959) begrüßt.<br />
Am Abend verlies Bundespräsident<br />
Lübke die Stadt mit dem Zug in<br />
Richtung Bonn.<br />
Noch ein anderes Großereignis<br />
brachte am 1. Dezember viele Menschen<br />
auf die Straße. Am Markt eröffnete das<br />
Kaufhaus Jakob & Co. Bauherr Gustav<br />
Jakob und seinem Architekten Loebermann<br />
aus Nürnberg war es gelungen,<br />
einen einheitlichen Gebäudekomplex<br />
zu schaffen, der ursprünglich aus sechs<br />
Häusern bestand. Nun gab es ein Kauf-<br />
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Das neu eröffnete<br />
Kaufhaus<br />
Jakob & Co am<br />
Markt<br />
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Montag – Samstag ab 18 Uhr, Sonntag Ruhetag<br />
© STADTARCHIV MAINZ
70<br />
MAINZ 4|09<br />
S TAD T G E S C HIC HTE<br />
Nach langem<br />
Provisorium<br />
konnten die<br />
Mitarbeiter der<br />
Sparkasse 1959<br />
in das moderne<br />
Hauptverwaltungsgebäude<br />
am Münsterplatz<br />
ziehen.<br />
© STADTARCHIV MAINZ<br />
haus, das mit seinen verschiedenen Abteilungen<br />
die ganze Familie ansprach.<br />
Es gab Textilien, Haushaltswaren und<br />
Porzellan, Spielwaren, Schmuck und<br />
Parfümerien, Leder- und Schreibwaren,<br />
Elektroartikel und Süßwaren. Ein großer<br />
Anziehungspunkt war das Café im<br />
zweiten Obergeschoss, das einen herrlichen<br />
Blick auf den Dom, das Höfchen<br />
und die Ludwigstraße bot. Gustav Jakob<br />
hatte die Anzahl seiner Mitarbeiter<br />
in kurzer Zeit von zehn auf 242 erhöht.<br />
In Mainz gab es nach langen Jahren<br />
wieder einen Hausfrauenverein. Bereits<br />
vor dem Krieg hatte es einen solchen<br />
unter der Leitung von Frau Altendorf<br />
gegeben. Der Verein hatte ursprünglich<br />
über 2.000 Mitglieder. Das erste Treffen<br />
von Interessentinnen fand am 9. Dezember<br />
im Nebenzimmer der Rhein-<br />
Main-Gaststätte am Hauptbahnhof statt.<br />
Viele Anwesende trugen sich in die<br />
Mitgliederlisten ein. Der Verein diente<br />
der Weiterbildung zu Themen der<br />
Hauswirtschaft, der Erziehung, Rechtsfragen<br />
und Warenkunde. Den vorläufigen<br />
Vorsitz<br />
führte Elisabeth Vogel.<br />
Kurz vor Weihnachten beendete die<br />
Sparkasse ein fast 15 Jahre dauerndes<br />
Provisorium und zog am 21. Dezember<br />
in ihr modernes Hauptverwaltungsgebäude<br />
Ecke Münsterplatz/Bahnhofstraße.<br />
Gleichzeitig begann auch der Publikumsverkehr.<br />
Die Architekten Hugo<br />
Becker und Emil Dyrauf hatten das aus<br />
dem Jahr 1896 stammende Gebäude innen<br />
vollkommen umgebaut und nach<br />
neuzeitlichen Gesichtspunkten eingerichtet.<br />
Auch in diesem Jahr herrschte an<br />
den verkaufsoffenen Sonntagen Hochbetrieb<br />
in der Mainzer Innenstadt. Am<br />
13. Dezember, dem Silbernen Sonntag,<br />
waren die Parkplätze überfüllt und<br />
Menschenmengen drängten sich durch<br />
die Geschäfte. Besonders starken Andrang<br />
gab es in den Textil- und Schuhgeschäften.<br />
Auch Spielwaren fanden<br />
reißenden Absatz. Am 20. Dezember,<br />
dem Goldenen Sonntag, war der zweite<br />
verkaufsoffene Sonntag. Die Geschäftsleute<br />
waren mit den Umsätzen<br />
zufrieden, aber das eigentliche Weihnachtsgeschäft<br />
war bereits am Silbernen<br />
Sonntag gelaufen.<br />
Weihnachtsgeschenke aus Kunststoff<br />
waren der große Renner beim<br />
Weihnachtsgeschäft. Kegelspiele aus<br />
Plastik, Autos und Bälle, Butterdosen<br />
und Eimer: Plastik beherrschte die<br />
Spiel- und die Haushaltswarenabteilungen.<br />
Groß in Mode waren auch<br />
Modellbausätze für Groß und Klein<br />
und das Gesellschaftsspiel „Scrabble“.<br />
Auch Bücher wie „Dr. Schiwago“, „Die<br />
Buddenbrooks“, „Die Fastnachtsbeichte“,<br />
„Billard um halb 10“ und „Serengeti<br />
darf nicht sterben“ wurden für den<br />
Gabentisch gekauft.<br />
Überall riefen in der Heiligen Nacht<br />
die Glocken zur Christmette. Die Nacht<br />
war mild. Am zweiten Weihnachtsfeiertag<br />
kam ein starker Sturm auf, der in der<br />
Nacht zum Sonntag mit Windstärke 10<br />
bis 11 durch die Stadt fegte und sogar<br />
Scheiben eines Mainzer Kaufhauses am<br />
Markt eindrückte.
C HRO NIK MVJH 4|09 71<br />
„| WELCHE EREIGNISSE,<br />
WELCHE MENSCHEN haben die Mainzer in den<br />
vergangenen Monaten in Atem gehalten Wer hat sie zum Schmunzeln, Kopfschütteln,<br />
Protestieren gebracht Was bot Gesprächsstoff am Rhein oder in den Dämmerschoppen in der<br />
Augustinerstraße In der Stadtchronik erinnert unser Redakteur Dr. Matthias Dietz-Lenssen an<br />
Wichtiges und Witziges, das für Schlagzeilen gesorgt hat.<br />
Stadtchronik<br />
AB 6|09<br />
Dienstag, 2. Juni 2009<br />
Ministerin Doris Ahnen überreicht Hans-Jürgen Kotzur einen Scheck der „Stiftung<br />
Rheinland-Pfalz für Kultur“ in Höhe von 200.000 Euro. Die Summe dient der für<br />
2011 geplanten Sonderausstellung „Der verschwundene Dom“.<br />
Mittwoch, 3. Juni 2009<br />
Der Stadtrat stimmt mit großer Mehrheit der Umstrukturierung der Wohnbau Mainz<br />
zu, die nun zwei weitere Tochterunternehmen erhält. Wiesbaden wird die 2.800<br />
AKK-Wohnungen für 150 Mio. Euro übernehmen – und gleichzeitig aus dem Unternehmen<br />
aussteigen.<br />
Donnerstag, 4. Juni 2009<br />
Werner Sticksel, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Mainz, teilt mit, dass sein<br />
Unternehmen neun neue Niederflurstraßenbahnen kaufen wird. Damit ist die Zeit<br />
der Hochbordbahnen in der Landeshauptstadt bald zu Ende.<br />
Freitag, 5. Juni 2009<br />
Stadtwerke-Vorstand Detlev Höhne und Bürgermeister Norbert Schüler schalten die<br />
Ampel zur neuen Auebrücke frei. Die Gaßnerallee, alte Zufahrt zur Ingelheimer Aue,<br />
wird wegen Bauarbeiten gesperrt und teilweise für den Verkehr entwidmet.<br />
Sonntag, 6. Juni 2009<br />
Die Kommunalwahlen wirbeln den Stadtrat kräftig durcheinander. Sitzverteilung:<br />
CDU: 18 (-5), SPD: 14 (-3), Grüne: 13 (+4), FDP: 6 (+1), ÖDP/Freie Wähler: 4 (+2),<br />
Republikaner: 3 (-1), Die Linke: 2 (+2). Als erste Reaktion legt Andrea Litzenburger<br />
ihr Amt als CDU-Kreisvorsitzende nieder.
72<br />
MAINZ 4|09<br />
S TADT G E S C HIC HTE<br />
Dienstag, 9. Juni 2009<br />
Die Erzieherinnen der städtischen Kitas legen wieder die Arbeit nieder. Da die Stadt<br />
für die Dauer des Ausstands nur 600 Notfallplätze zur Verfügung stellen kann,<br />
müssen über 200 Anträge abgelehnt werden.<br />
Mittwoch, 10. Juni 2009<br />
Der Laubenheimer Campingplatz am Rheinufer feiert seinen 75. Geburtstag.<br />
Donnerstag, 11. Juni 2009<br />
Bürgermeister Norbert Schüler zieht, als Aufsichtsratvorsitzender der MVG, ein positives<br />
Fazit für das Geschäftsjahr 2008. Der Kostendeckungsgrad konnte auf 76,6<br />
Prozent gesteigert werden. Trotzdem muss das Unternehmen zum 13. Dezember die<br />
Tarife erhöhen.<br />
Freitag, 12. Juni 2009<br />
Die Rufmordkampagne in der Stadt geht weiter. Wieder geht ein anonymes Schreiben<br />
an die Medien der Stadt, in denen angebliche Verfehlungen des OBs aufgezählt<br />
werden. Beweise werden keine genannt.<br />
Dienstag, 16. Juni 2009<br />
Die Staatsanwaltschaft durchsucht in Sachen Wohnbau die Wohn- und Geschäftsräume<br />
von OB Jens Beutel (Aufsichtsratvorsitzender), Rainer Laub (ehemaliger<br />
Wohnbau-Geschäftsführer) und Robert Graßl (Geschäftsführer der Messegesellschaft<br />
Mainz). Am gleichen Tag stellen die neuen Geschäftsführer Thomas Will und<br />
Michael Albertz ihre Restrukturierungspläne vor.<br />
Zeitgleich wird das Motto für die Fastnachtskampagne 2010 bekannt gegeben: „Bei<br />
uns in Meenz gilt die Devise: Die Fassenacht kennt keine Krise.“<br />
Mittwoch, 17. Juni 2009<br />
Rund 3.000 Schüler und Studenten demonstrieren in Mainz für bessere Bildung.<br />
Donnerstag, 18. Juni 2009<br />
Erhard Grom, seit 15 Jahren „Protokoller“ beim MCC, legt überraschend seine Rolle<br />
nieder und wird zukünftig nicht mehr als Aktiver zur Verfügung stehen.
C HRO NIK MVJH 4|09 73<br />
Freitag, 19. Juni 2009<br />
Die 42. Johannisnacht wird eröffnet.<br />
Sonntag, 20. Juni 2009<br />
Stichwahl bei den Ortsvorstehern. Bei teilweise kläglicher Wahlbeteiligung (Altstadt:<br />
18 Prozent) kommt es zu überraschenden Ergebnissen: Nico Klomann (Grüne) gewinnt<br />
in der Neustadt gegen Amtsinhaber Gerhard Walter-Bornemann (SPD) und<br />
Helgi Schwedass (FDP) siegt in Ebersheim gegen Udo Hammen (CDU).<br />
Donnerstag, 25. Juni 2009<br />
OB Jens Beutel teilt mit, dass er dem neuen Aufsichtsrat der Wohnbau nicht mehr<br />
angehören wird. Er wird seinen Stellvertreter, Finanzdezernent Kurt Merkator, in<br />
das Gremium entsenden.<br />
Freitag, 26. Juni 2009<br />
Gourmet-Koch Dirk Maus teilt mit, dass die Gespräche mit der Stadt über eine Übergangslösung<br />
gescheitert sind. Daher wird das Restaurant Mollers, das einer Wohnbau-Tochter<br />
gehört, zum 13. Juli geschlossen und das Personal entlassen.<br />
A NZE I G E
74<br />
MAINZ 4|09<br />
S TADT G E S C HIC HTE<br />
Montag, 29. Juni 2009<br />
Richtungsweisende Stadtratsitzung: Das Gremium stimmt für die Restrukturierung der<br />
Wohnbau und den Verkauf der AKK-Wohnungen. Die Erhöhung der Grundsteuer B scheitert<br />
an den Stimmen der CDU, deren Dezernenten für eine Anhebung waren.<br />
Dienstag, 30. Juni 2009<br />
Die Reaktion der Aufsichtsbehörde lässt nicht lange auf sich warten: Sie lehnt die<br />
Beschlüsse des Stadtrats als unzureichend ab.<br />
Freitag, 3. Juli 2009<br />
Mit dem „ersten Meißelschlag“ durch Erika Friderichs (Mainzer Denk!mal-Netzwerk)<br />
beginnen offiziell die Renovierungsarbeiten am Kurfürstlichen Schloss.<br />
Mittwoch, 8. Juli 2009<br />
Der Bretzenheimer Feuerteufel ist gefasst: Es ist ein junger Mann aus dem Stadtteil,<br />
der auch weitere Anschläge zugibt.<br />
Donnerstag, 9. Juli 2009<br />
Die Auseinandersetzung zwischen Aufsichtsbehörde und Stadtrat wird härter: Jetzt<br />
verlangt die ADD eine Anhebung der Grundsteuer B um 80 Punkte. Im Stadtrat war<br />
bereits die von Finanzdezernent Kurt Merkator vorgeschlagene Erhöhung um 40<br />
Punkte nicht mehrheitsfähig.<br />
Donnerstag, 16. Juli 2009<br />
Wegen eines defekten Stellwerks kommt der Bahnverkehr auf und um den Hauptbahnhof<br />
für 90 Minuten zum völligen Erliegen. Besonders erregt sind viele Urlauber,<br />
die ihre Flieger auf dem Frankfurter Flughafen erreichen müssen.<br />
Donnerstag, 17. Juli 2009<br />
Die 11. Mainzer Bierbörse öffnet ihre Tore am Rheinufer. Rund 100 Fass- und 200<br />
Flaschenbiere können von den Gästen probiert werden.<br />
Dienstag, 21. Juli 2009<br />
Lebensgefährliches Privatrennen in der Mainzer Innenstadt, bei dem ein Wagen<br />
auf der Theodor-Heuss-Brücke völlig geschrottet wird. Wie durch ein Wunder wird<br />
niemand bei dieser Wahnsinnstat verletzt.
C HRO NIK MVJH 4|09 75<br />
Mittwoch, 22. Juli 2009<br />
Großer Erfolg für Robin Balser, Sören Götz, Marc Ottenthal (alle Frauenlob-Gymnasium),<br />
Hannah Ehses, Anna-Lisa Heinz, Jennifer Leonard (alle Maria-Ward-Schule), Julian<br />
Pontus Schirmer (RaMa) und Marie-Christin Herzog (Herzog-Johann-Gymnasium,<br />
Simmern) – sie belegen beim internationalen Wirtschaftswettbewerb „The Global<br />
Enterprise Challenge“ in Glasgow den 2. Platz.<br />
Donnerstag, 23. Juli 2009<br />
Wolfgang Reichel wird mit 91,3 Prozent der Stimmen zum neuen CDU-Kreisvorsitzenden<br />
gewählt.<br />
Freitag, 24. Juli 2009<br />
Das Laubenheimer JuZ wird vom Jugendamt wegen „gefährlicher baulicher Mängel“<br />
mit sofortiger Wirkung geschlossen.<br />
Montag, 27. Juli 2009<br />
Das Feuer in einer Lagerhalle der Firma Werner & Mertz ist offensichtlich auf Brandstiftung<br />
zurückzuführen.<br />
A N ZEI G E
76<br />
MAINZ 4|09<br />
S TADT G E S C HIC HTE<br />
Dienstag, 4. August 2009<br />
Die Stadtverwaltung teilt mit, dass 38 Bewerbungen für die Nachfolge von Bürgermeister<br />
Schüler den formalen Kriterien der Ausschreibung genügen.<br />
Samstag, 8. August 2009<br />
Mainz 05 spielt nach zwei Jahren Abstinenz wieder in der 1. Bundesliga. Beim<br />
Eröffnungsspiel der neuen Saison gibt es vor (natürlich) ausverkauftem Haus ein<br />
2:2 gegen Leverkusen.<br />
Freitag, 14. August 2009<br />
Staatssekretär Karl Diller überreicht Karl Kardinal Lehmann die ersten <strong>Ausgabe</strong>n der<br />
neuen Sonderbriefmarke „1.000 Jahre Weihetag Mainzer Dom“.<br />
Donnerstag, 27. August 2009<br />
Der 77. Mainzer Weinmarkt wird eröffnet – mit afrikanischer Musik und Springbock-<br />
Bratwurst. Hintergrund: In jedem Jahr soll eine Region der Great Wine Capitals<br />
vorgestellt werden. Den Anfang macht Südafrika.<br />
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Mittwoch, 26. August 2009<br />
Die (politische) Sommerpause ist vorbei – und viele Themen warten auf ihre Lösung:<br />
Der Eissportverband befürchtet, dass die Eissportsaison gefährdet ist, da sich die<br />
Stadt und der neue Bewerber für die Halle noch nicht geeinigt haben. In Sachen<br />
Kohlekraft gibt es auch nichts Neues. Erfreulich: Dirk Maus und die Verwaltung kamen<br />
zu einer Übereinkunft. Das Mollers wird bis Jahresende wieder geöffnet.<br />
Montag, 31. August 2009<br />
Und noch eine erfreuliche Nachricht zum Monatsende: Der Weinmarkt verzeichnet<br />
bei bestem Wetter einen Besucherrekord. Jürgen Schmidt von der Touristik<br />
Centrale Mainz (TCM) geht von 180.000 Weinfreunden aus, die am ersten<br />
Wochenende kamen.<br />
Was bedeutet eigentlich:<br />
„Kerschhofsjodler“<br />
Auf hochdeutsch: „Friedhofshusten“<br />
En „Jodler“ is normalerweis<br />
Gesungenes – mal laut, mal leis,<br />
was von de Stimmbänder gekippt<br />
im Kehlkopp ruff unn runner hippt.<br />
Mer kann des hörn uff Bergeshöhn,<br />
von weitem klingt’s besonders schön,<br />
mit Echo – stereo – kann’s halle,<br />
bis in die tiefste Täler schalle.<br />
Das Jodeln gibt es auch zum Glick<br />
für Anhänger der Volksmusik<br />
weit weg von<br />
Bergen – dann und wann,<br />
wozu mer klatschend schunkele kann.<br />
Als „Kerschhofsjodler“ wird genennt,<br />
was mer als „Raucherhuste“ kennt,<br />
weil mer bei dem Gekrächze spürt,<br />
wohin die Qualmerei einst führt.<br />
Denn Rauche<br />
is en schlimme Brauch,<br />
mer schadet sich – unn annern auch.<br />
Wer nit mehr raucht – als Überwinder –<br />
der sterbt zwar auch, doch viel gesünder.
78<br />
MAINZ 4|09<br />
M EIN M AINZ<br />
Hechtsheim, Reitplatz: „Musikalischer Überflieger<br />
– auch beim Musizieren ist der Kontrabass<br />
als solches schon ein Hindernis.“<br />
Mein Mainz<br />
„ | Norbert Banz,<br />
1. Solokontrabassist am Staatstheater Mainz<br />
V ON W E RNE R F E L D M ANN | Klang des Lebens – Lebensklang. Norbert Banz<br />
liebt die Musik, aber nicht nur die der komponierten Noten. Genauso wichtig<br />
sind ihm die alltäglichen Klänge an den verschiedenen Orten in Mainz: Hufgetrappel,<br />
Wasserplätschern, der Klang des Weinglases, 05-Schlachtgesänge,<br />
„Handkäs mit Musik“, Stille ...
N O R B ERT B ANZ MAINZ 4|09 79<br />
Staatstheater Mainz, Probensaal des<br />
Staatsorchesters: „Der schönste Arbeitsplatz<br />
der Welt.“<br />
(rechts) Kästrich, Wohnanlage altes St.<br />
Vincent Hospital: „Idyllischer geht es nicht<br />
mitten in der Stadt.“
80<br />
MAINZ 4|09<br />
M EIN M AINZ<br />
Ballplatz, Maria-Ward-Schule: „Barockes<br />
und Pariser Flair – Garten des Osteiner<br />
Hofs.“<br />
Kästrich, Säulenhalle: „Dieser Ausblick<br />
erinnert mich ein wenig an den Pariser<br />
Montmartre.“<br />
Drususstraße:<br />
„Einer der<br />
herrlichen,<br />
im Hinterhof<br />
versteckten<br />
Gärten in<br />
Mainz.“
Koblenzer Straße: „Seit 15 Jahren bin ich die Feuerwehrpfarrerin von Mainz.“<br />
Laubenheimer Höhe: „Im Galopp mit Rundblick auf Rhein und<br />
Reben.“<br />
Hechtsheim, Hechtbrunnen: „Ich genieße<br />
die familiäre Atmosphäre in Hechtsheim.“<br />
Liebfrauenplatz:<br />
„Beim Marktfrühstück<br />
der<br />
Mainzer Winzer<br />
treffen wir uns<br />
und stimmen<br />
uns aufs Spiel<br />
der 05er ein.“
82<br />
MAINZ 4|09<br />
K ULT U R<br />
Internationale Pianisten in Mainz<br />
Die Sonate, die Urform der klassischen<br />
und romantischen Musik, zieht sich<br />
als roter Faden durch die Klavierreihe<br />
2009/2010. Im Kontrast mit anderen<br />
Gattungen und freien Formen entstehen<br />
facettenreiche Werkfolgen. Übrigens:<br />
Im Schnitt schalten 40.000 Hörer<br />
das Radio an und lauschen der SWR2-<br />
Aufzeichnung der Internationalen Pianisten<br />
aus dem Frankfurter Hof.<br />
Zeit: 4. Dezember 2009 – B ARRY DO U G L A S<br />
Peter Tschaikowsky:<br />
Aus „Die Jahreszeiten” op. 37a: „Mai“ D-Dur, „Juni“ g-moll | Sergej<br />
Rachmaninow: Six Moments musixaux op. 16 | Robert Schumann: Sonate Nr. 1 fis-moll<br />
op. 11 | Modest Mussorgsky: „Bilder ener Ausstellung“<br />
Zeit: 29. Januar 2010 – D UO G ENO VA & DIM ITRO V<br />
Camille Saint Saëns: Variationen über ein Thema von Beethoven E-Dur op. 25 | Frédéric<br />
Chopin: Sonate Nr. 2 b-moll op. 35, bearbeitet für zwei Klaviere von Camille Saint-Saëns<br />
George Gershwin: „Cuban Ouverture“, bearbeitet für zwei Klaviere von Gregory Stone<br />
Aaron Copland: „El Salón México”, bearbeitet für zwei Klaviere von Leonard Bernstein<br />
Marcel Bergmann: „Urban Pulse“<br />
Zeit: 26. Februar 2010 – K I RILL G E R S TEIN<br />
Johann Sebastian Bach: Toccata fis-moll BWV 910 | Ferruccio Busoni: Sonatine Nr. 5 K<br />
280 “Sonatine brevis in signo Joanni Sebastiani magni”; Toccata K 287 | Robert Schumann:<br />
Toccata C-Dur op. 7 | Franz Liszt: Sonate h-moll R 21<br />
Zeit: 23. April 2010 – A N D R E A S H AEFLI G E R<br />
Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate C-Dur KV 330 | Richard Wagner: „Isoldens Liebestod“,<br />
bearbeitet für Klavier von Franz Liszt | Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate A-Dur KV 331<br />
Johannes Brahms: Sonate Nr. 3 f-moll op. 5<br />
Zeit: Konzertbeginn ist jeweils um 20:00 Uhr.<br />
Ort: Alle Konzerte finden im Frankfurter Hof statt.<br />
Dorothea van der Koelen mit Jubiläumsausstellung<br />
zum 30-jährigen Bestehen der Galerie<br />
Das, was 1979 dem Enthusiasmus einer<br />
19-jährigen Abiturientin in Mainz-Bretzenheimentsprang,istindenvergangenen<br />
drei Jahrzehnten zu Beruf und Berufung<br />
geworden. Längst gehört die alteingesessene<br />
Galerie in Mainz zu den wichtigsten<br />
Adressen im Bereich Gegenwartskunst,<br />
hat sich die seinerzeit jüngste deutsche<br />
Kunstvermittlerin Dorothea van der Koelen<br />
zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau<br />
und einer international renommierten<br />
Galeristin entwickelt. Seit neustem gehört<br />
sie auch dem Kreis der „Femmes<br />
Chef d’Entreprises Mondiales“ an.
TIPPS MVJH 4|09 83<br />
Jubiläumsausstellung: „ WHEN IDEAS B ECO M E FO R M “ M IT A I W EIW EI<br />
L O R E BERT | DANIE L B U R EN | H EINZ G A P PMAYR | GOT T F R I E D H O NEGGE R<br />
M O HAMME D KAZ E M | J O S E P H K OSU TH | FRAN K MAIB IER | JEN S J. MEYER<br />
PATRIC K MIM RAN | FRANC O I S M O RELLET | KIS H O M W K AIYA M A | JAN VA N<br />
M U N S TER | FA B R I Z I O P L E SSI | MARI O R E I S | VERA B Ö H M | R Ú R Í | KARIN<br />
SAN D ER | YUKO S HIRAIS H I | T I MM U L RICHS | BERNAR VENET | MICHE L<br />
VER JUX | LAW R E NCE WEINER | MARTIN WIL L ING | GUA N G YA O W U<br />
Zeit: bis 26. Februar 2010<br />
Ort: Mainz, Galerie Dorothea van der Koelen, Hinter der Kapelle 54 und Halle Dammweg,<br />
Dammweg 7a sowie in Venedig, La Galleria, San Marco 2566, Calle Calegheri<br />
Weitere Informationen: www.galerie.vanderkoelen.de oder Telefon 06131.34664<br />
25 Jahre Mainzer Meisterkonzerte<br />
25 Jahre Mainzer Meisterkonzerte<br />
– das ist der Erfolg einer großartigen<br />
Konzertreihe. In der Saison 2009/2010<br />
versammeln sich auf der Bühne der<br />
Rheingoldhalle neben den renommierten<br />
Orchestern wieder viele hervorragende<br />
internationale Dirigenten<br />
und Solisten, die sich alle vorgenommen<br />
haben, große Musik zu interpretieren.<br />
Schwerpunkt der Saison ist: die<br />
deutschen Klassiker von Haydn bis<br />
Bruckner.<br />
Zeit: 20. Dezember 2009 – PAS T O R E L L O<br />
Daniel Müller-Schott Violoncello | Daniel Raiskin Dirigent | Staatsorchester Rheinische<br />
Philharmonie<br />
Michael Haydn: Pastorello C-Dur (Salzburger Weihnachtsmusik | Joseph Haydn: Cellokonzert<br />
D-Dur Hob. Vllb:2 | Erich Korngold: Cellokonzert C-Dur op. 37 | Mendelssohn<br />
Bartholdy: Sinfoni<br />
e Nr. 3 a-Moll „Schottische<br />
Zeit: 22. Februar 2010 – „KL ANG T ÜRM E“<br />
Nicolaus Boewer Violine | Rainer Schick Oboe |Karl-Heinz Steffens Dirigent | Deutsche<br />
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz<br />
Johann Sebastian Bach: Fuga (Ricercata) aus dem Musikalischen Opfer BWV 1079<br />
(Orchesterfassung von Anton Webern) | Johann Sebastian Bach: Dopplekonzert für<br />
Violine und Oboe | Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 7 E-Dur<br />
Zeit: 21. März 2010 – K L A SSI K ER 1<br />
Lise de la Salle Klavier | Christoph Poppen Dirigent |Deutsche Radio Philharmonie<br />
Saarbrücken Kaiserslautern<br />
Ludwig van Beethoven: Die Weihe des Hauses, Ouvertüre | Wolfgang<br />
Amadeus Mozart:<br />
Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll | Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 104 D-Dur „Salomon“<br />
Zeit: Konzertbeginn ist jeweils um 19:30 Uhr.<br />
Ort: Alle Konzerte finden in der Rheingoldhalle statt.<br />
Weitere Informationen: www.mainz-klassik.de oder Telefon 06133.5799991
84<br />
MAINZ 4|09<br />
KUN S T U N D K ÜNS T L ER<br />
Kunst trotz(t) Armut<br />
„ | Ausstellung zwischen Würde und Bedürftigkeit<br />
V ON B I R G IT L EHR | Seit 2007 tourt die Ausstellung „Kunst trotz(t) Armut“<br />
der Evangelischen Obdachlosenhilfe e.V. durch Deutschland. Im Oktober<br />
machte die ergreifende Schau in Mainz in der Christuskirche und im Rathaus-<br />
Foyer halt. Gemälde, Skulpturen und ein breites Begleitprogramm thematisierten<br />
Armut und warfen einen Blick auf die Situation in Mainz.<br />
Alle Fotos ©EVANGELISCHE OBDACHLOSENHILFE E.V.
KUN S T TRO T Z ( T ) AR MUT MVJH 4|09 85<br />
» JÖRG IMMENDORFF,<br />
DAS IST MEIN STEIN<br />
Jörg Immendorff war eine der<br />
bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten<br />
der Nachkriegsgeneration.<br />
Seine Arbeiten hatten häufig politische<br />
und gesellschaftskritische<br />
Inhalte. In der Wanderausstellung<br />
„Kunst trotz(t) Armut“ ist Immendorff<br />
mit vier Siebdrucken, die er<br />
für die Düsseldorfer Obdachloseninitiative<br />
„fiftyfifty“ schuf, und<br />
einer Bronzeskulptur, dem „Oskar<br />
der Obdachlosen“ vertreten.<br />
(Hubert Ostendorf)<br />
» KARIN POWSER,<br />
MENSCHEN AUF DER STRASSE<br />
Karin Powser war selbst zwischen<br />
1971 und 1984 wohnungslos und<br />
hat in dieser Zeit auf der Straße<br />
gelebt. Seit 1994 fotografiert sie<br />
für das Hannoversche Obdachlosenmagazin<br />
„asphalt“. Ohne<br />
fotografische Ausbildung und<br />
große Vorkenntnisse hat sie sich<br />
in den letzten Jahren in Hannover<br />
mit ihrer Art zu fotografieren<br />
einen Namen gemacht. Ihre<br />
Bilder, Motive und Perspektiven<br />
unterscheiden sich oftmals<br />
vom herkömmlichen Blick des<br />
Pressefotografen. Darüber hinaus<br />
engagiert sie sich seit vielen<br />
Jahren im Kontaktladen „Mecki“,<br />
einer Beratungsstelle des<br />
Diakonischen Werkes Hannover,<br />
und arbeitet dort ehrenamtlich<br />
bei der Versorgung und Beratung<br />
wohnungsloser Menschen mit.<br />
(Andras Pitz)<br />
Herr X führt ein intaktes Leben:<br />
Er ist glücklich verheiratet, stolzer<br />
Vater, besitzt ein Eigenheim und<br />
ein Mercedes steht in der Garage. Bis<br />
das Schicksal zuschlägt: Er verliert seine<br />
Arbeit, die Ehe geht in die Brüche,<br />
der Mercedes muss verkauft werden,<br />
schlussendlich wird das Haus zwangsversteigert.<br />
Herr X bekommt einen<br />
Stempel in seinen Pass gedrückt: „ofW“<br />
– ohne festen Wohnsitz. Schätzungen<br />
gehen davon aus, dass rund 250.000<br />
Personen in Deutschland ohne festen<br />
Wohnsitz sind. Die Geschichte des<br />
Herrn X ist also bei weitem kein Einzelfall<br />
– und seine Situation ist „nur“<br />
die Spitze des Eisbergs. Obdachlosigkeit,<br />
Armut und sozialer Missstand<br />
sind auch in Deutschland weit verbreitet<br />
und haben viele Formen. In der<br />
Denkschrift der Evangelischen Kirche<br />
Deutschland ist dazu Folgendes zu lesen:<br />
„Armut in einem reichen Land ist<br />
mehr als nur eine Herausforderung, sie
86<br />
MAINZ 4|09<br />
KUN S T U N D K ÜNS T L ER<br />
ist ein Skandal. Die Möglichkeiten, die<br />
unserem Land zur Verfügung stehen,<br />
um nachhaltig vor Armut zu schützen,<br />
sind historisch gesehen enorm. Trotzdem<br />
steigt die Anzahl der Armen in<br />
unserer Gesellschaft. Die evangelische<br />
Kirche nimmt auf vielfältige Weise Anteil<br />
an dem Schicksal einer wachsenden<br />
Anzahl von Menschen, die unter materieller<br />
Not leiden. Gleichzeitig registrieren<br />
wir mit Besorgnis das Ansteigen<br />
versteckter Formen von Armut, die ein<br />
weiteres „Armutsrisiko“ produzierten.<br />
Nach jüngsten Statistiken betrifft dies<br />
beinah jede siebte Person in Deutschland.<br />
Ursache mangelnder Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Leben ist vor allem<br />
Arbeitslosigkeit.“<br />
Das Schicksal des Herrn X konnte<br />
man auf einer Schautafel in der Mainzer<br />
Christuskirche lesen. Diese war Teil<br />
der Wanderausstellung „Kunst trotz(t)<br />
Armut“, die im Oktober in Mainz Station<br />
machte und Besucher aus allen sozialen<br />
Schichten anzog. Verantwortlich<br />
dafür zeichnet die Evangelische Obdachlosenhilfe<br />
e.V.,<br />
in Mainz durch das<br />
Kulturdezernat der Stadt unterstützt,<br />
die das dringende Bedürfnis sah, in<br />
neuen Wegen auf die Themen Obdachlosigkeit,<br />
Armut und sozialer Missstand<br />
aufmerksam zu machen. Andreas Pitz,<br />
Kurator der Ausstellung, weiß, dass<br />
die Konfrontation mit diesen Themen<br />
schwierig und alles andere als selbstverständlich<br />
ist: „Kunst ist ein ideales<br />
Medium, um auf unkonventionelle Art<br />
und Weise gesellschaftliche Missstände<br />
und soziale Ausgrenzung sichtbar werden<br />
zu lassen.“ Unermüdlich suchte<br />
und kontaktierte er Künstler, die sich in<br />
ihren Werken mit Armut beschäftigen.<br />
Schnell stellte er fest: „Die Kunst grenzt<br />
diese Themen nicht aus.“ Er konnte<br />
renommierte zeitgenössische Künstlerpersönlichkeiten<br />
ebenso für sein Projekt<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
€<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ANZ EIGE
KUN S T TRO T Z ( T ) AR MUT MVJH 4|09 87<br />
» MIRIAM KILALI,<br />
HOTEL MARFINO<br />
Die in Mainz geborene<br />
Künstlerin Miriam Kilali<br />
entwickelt einen neuen<br />
Kunstansatz: REICHTUM.<br />
So provokant dieser Titel<br />
klingt, so einfach und<br />
überzeugend ist die Idee:<br />
Kunst kann verkrustete<br />
Strukturen verändern.<br />
Miriam Kilalis Arbeiten<br />
sind eine Einladung, neue<br />
Realitäten zu erschaffen.<br />
Sie sind auch eine Antwort<br />
auf gesellschaftliche Erscheinungen,<br />
ein Impuls,<br />
die Welt so zu gestalten,<br />
dass alle Menschen<br />
verantwortungsvoll ihre<br />
Lebensträume verwirklichen.<br />
REICHTUM ist eine<br />
künstlerische Vision.<br />
Die Künstlerin hat sie zum<br />
ersten Mal in der Millionenmetropole<br />
Moskau verwirklicht.<br />
Im Norden der<br />
russischen Hauptstadt entstand<br />
das erste schönste<br />
Obdachlosenheim der Welt.<br />
Aus einem heruntergekommenen<br />
Wohnheim schuf<br />
sie mit rein künstlerischen<br />
Mitteln ein ästhetisches<br />
Schmuckstück – Hotel Marfino.<br />
Das Kunstwerk wurde<br />
zu einem großen Erfolg.<br />
Kurz danach entstand in<br />
Berlin REICHTUM 2 – Haus<br />
Schöneweide, das zweite<br />
schönste Obdachlosenheim<br />
der Welt. Beide Werke<br />
vermitteln ein Gefühl von<br />
Würde und Respekt. (Arno<br />
Schmidt)
88<br />
MAINZ 4|09<br />
KUN S T U N D K ÜNS T L ER<br />
gewinnen wie Betroffene: Werke von<br />
Jörg Immendorf oder Sigmar Polke,<br />
aber auch von Erle Herzfeld oder Karin<br />
Powser. Mehr als 100 Gemälde und<br />
Skulpturen von 28 Künstlern, darunter<br />
auch Dorél Dobocan, Elke Heydecke,<br />
Miriam Kilali und Liesel Metten aus<br />
Mainz und Umgebung, brachte Pitz<br />
zusammen.<br />
Zum ersten Mal öffnete die Ausstellung<br />
„Kunst<br />
trotz(t) Armut“, deren<br />
Name, so der Kurator, nicht von einer<br />
teuren Werbeagentur stamme, sondern<br />
von Betroffenen selbst, am 31. Oktober<br />
2007 in Berlin ihre Pforten. Seitdem<br />
wandert sie unaufhörlich durch<br />
Deutschland: Nach Potsdam, Frankfurt,<br />
Hannover, Heidelberg, Köln, Bremen,<br />
Nürnberg, Speyer, Leipzig, Minden,<br />
Oppenheim und Passau machte sie nun<br />
auch in Mainz Station, und hier in der<br />
Christuskirche und im Foyer des Rathauses.<br />
Andreas Pitz war es ein besonderes<br />
Anliegen in der rheinland-pfälzischen<br />
Landeshauptstadt auszustellen,<br />
da er früher hier selbst in der Obdach-<br />
» ERLE HERZFELD, STELLA<br />
Durch den Tod der Eltern, dem damit<br />
einhergehenden Zerfall des Familiengefüges<br />
und schließlich dem Verlust<br />
ihrer Arbeit rutscht Erle Herzfeld in eine<br />
schwere psychische Krise, die letztendlich<br />
zu einer Zwangsräumung führt. Sie<br />
wird in der ICKLACK, Wohnen für Frauen,<br />
in Düsseldorf aufgenommen.<br />
Ihre ersten Schritte im Kunstprojekt<br />
der Einrichtung sind sehr unsicher und<br />
ängstlich. Wochenlang beschäftigt sie<br />
sich ausschließlich mit dem Ausmalen<br />
vorgegebener Mandalas. Durch kontinuierliches<br />
Arbeiten in einer Gruppe, in<br />
der sie mit ihren Ängsten und Wünschen<br />
akzeptiert und respektiert wurde,<br />
lernt sie endlich, ihrem eigenen längst<br />
vergessenen Lebenswunsch, kreativ<br />
zu arbeiten, Raum zu geben. Ihren<br />
eigentlichen künstlerischen Prozess<br />
beginnt Erle Herzfeld nach einer Zeit<br />
des Experimentierens mit dem Kopieren<br />
anerkannter Künstler wie Franz Marc und<br />
Picasso. Daraus entwickelt sie schließlich<br />
ihren eigenen unverkennbaren Stil.<br />
Dabei ist sie stets bemüht, klassische<br />
Elemente mit der Moderne zu verbinden.<br />
Motiviert sind die Bilder durchweg von<br />
persönlichen Erlebnissen mit Menschen,<br />
Tieren und der Natur. (Gabriele Jauering)
KUN S T TRO T Z ( T ) AR MUT MVJH 4|09 89<br />
» HARALD BIRCK,<br />
AUF AUGENHÖHE<br />
So wie Harald Birck die künstlerische<br />
Baubegleitung des Martin-Gropius-<br />
Baus der ehemaligen Landesklinik<br />
Eberswalde oblag, hielt er als Maler<br />
und Bildhauer auch andernorts<br />
Zwischenstationen fest. Renovierte<br />
Bauten sind für ihn wie geschönte<br />
Gesichter nicht interessant.<br />
Beide Motive verbanden sich zu der<br />
Idee, Gäste der City-Station, einer<br />
Speisegaststätte für wohnungslose<br />
Menschen, nicht im Atelier, sondern<br />
vor Ort zu portraitieren. Auf einen<br />
vorgeformten Papierkopf kommt<br />
der Ton und dann läuft die Uhr.<br />
Etwa vier Stunden hat Harald Birck<br />
Zeit, den Kopf zu formen. Zeit, im<br />
Gespräch und durch Betrachten mehr<br />
als einen oberflächlichen Eindruck<br />
zu gewinnen. Keine glatten Flächen,<br />
keine ästhetisierten Mienen, die für die Ewigkeit in einen Ausdruck gegossen werden. Die Oberfläche<br />
ist rau, die Epidermis aufgerissen, einzelne Partien ragen hervor, andere treten zurück.<br />
Der Betrachter sieht die Büste eines Menschen und kann die soziale Rolle des Modells frei assoziieren.<br />
Erstaunen entsteht, weil die Plastik, die zu einem Millionär wie zu einem Musiker, zu einer geschichtlichen<br />
wie zu einer heutigen berühmten Person gehören könnte, einen obdachlosen Menschen<br />
darstellt. Ohne die Spuren der Straße zu verdecken, wird nämlich nicht die Bedürftigkeit, sondern die<br />
Menschlichkeit in den Vordergrund gestellt. Manch einer hat es erstmals wieder gespürt, was einer<br />
ausdrückte: „Wir sehen aus wie Könige.“ (Pfarrer Ralf Döbbeling)<br />
losen-Hilfe tätig war. Der Evangelische<br />
Stadtkirchenpfarrer Rainer Beier, der<br />
das Projekt seitens der Kirche betreute,<br />
stemmte ein umfangreiches Begleitprogramm<br />
mit Gottesdiensten und PolitischemForum,mitKünstlergesprächen<br />
und Aktionen, mit Bildbetrachtungen<br />
und ermutigenden Vorträgen aus dem<br />
Boden. „Besonders wichtig war uns“,<br />
sagt er, „Betroffene einzubeziehen und<br />
auf die konkrete Situation vor Ort hier<br />
in Mainz einzugehen.“ So gelang es,<br />
zahlreiche Einrichtungen in Mainz, die<br />
sich dem Thema Armut widmen, mit<br />
ins Boot zu holen, um so „Obdachlosen<br />
auch eine praktischeHilfe an die Hand<br />
zu geben.“ Außerdem spielte zur Eröff-<br />
nung das Kölner Menschensinfonie-<br />
Orchester, ein Ensemble aus obdachlosen<br />
und nicht-obdachlosen Musikern,<br />
die, so der Stadtkirchenpfarrer, „mein<br />
in Worten gefasstes programmatisches<br />
Grund-Interesse – „Betroffene sind<br />
nicht Objekte von Kunst beziehungsweise<br />
Politik, sondern Subjekte in Würde“<br />
– erlebbare Gestalt werden ließen.“<br />
Daneben stellte er einen besonderen<br />
Bezug zur Künstlerin Käthe Kollwitz
90<br />
MAINZ 4|09<br />
KUN S T U N D K ÜNS T L ER<br />
her, sozusagen der Vorreiterin dieses<br />
„Genres“. „Man denke an die Werke<br />
von ihr oder Heinrich Zille, die Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts schonungslos<br />
auf soziales Elend und gesellschaftliche<br />
Ungerechtigkeit aufmerksam gemacht<br />
haben und an das soziale Gewissen ihrer<br />
Zeitgenossen appellierten“, erinnert<br />
er. Sein Wunsch: „Mit Fantasie und<br />
Engagement können wir in vielfältiger<br />
Weise gegen das Über-sehen und Wegsehen<br />
hier in diesen künstlerischen Arbeiten<br />
das Hin-sehen neu lernen und<br />
einüben. Eine neue Sicht, die sich zu<br />
solidarischem Handeln bewegen lässt.“<br />
Und Kurator Andreas Pitz: „Uns ist mit<br />
dieser Kunstausstellung gelungen, dass<br />
sich Menschen mit Obdachlosigkeit<br />
beschäftigen, die sich aus eigenem Antrieb<br />
nie mit dem Thema befasst hätten.<br />
Die Kunst zwingt sie zum Nachdenken.<br />
Sie sensibilisiert.“<br />
Essen. Trinken. Feiern.<br />
Geniessen Sie das Leben auf italienisch.<br />
www.alcortile.de<br />
Kartäuserstraße 14 · 55116 Mainz<br />
Reservierungen 0 61 31/61 78 78<br />
Mo-So von 11.45-15.00 & 18.00-24.00 Uhr<br />
A N Z EIGE<br />
Die Wanderausstellung „Kunst<br />
trotz(t) Armut“ geht weiter auf Tour.<br />
Sie ist bereits das ganze kommende<br />
Jahr gebucht. Nächste Station wird<br />
Wiesbaden sein. Zur Ausstellung ist ein<br />
Katalog bei edition chrismon erschienen.<br />
Weitere<br />
vertiefende Literatur bietet<br />
„Arme habt ihr allezeit. Vom Leben<br />
obdachloser Menschen in einem wohlhabenden<br />
Land“, ebenfalls bei edition<br />
chrismon herausgegeben.<br />
» WICHTIGE EINRICHTUNGEN<br />
• Evangelische Wohnungslosenhilfe<br />
Mainz, Tel. 06131.5702112<br />
– Psychosoziale Beratungsstelle,<br />
Wallstraße 13<br />
– Heinrich-Egli-Haus,<br />
Fritz-Kohl-Straße 14<br />
– Mobile Schlafstelle (Container),<br />
Am Fort Hauptstein<br />
– Haus für Frauen in Wohnungsnot<br />
– Wendepunkt, Nahestraße 7 (nur<br />
für Frauen), Tel. 06131.275550<br />
• Start-Hilfe – Beratungsstelle<br />
für Menschen ohne Wohnung<br />
der Pfarrer-Landvogt-Hilfe e.V.,<br />
Adolf-Kolping-Straße 15,<br />
Te<br />
l. 06131.227774<br />
• Pfarrer-Landvogt-Hilfe e.V.,<br />
Dagobertstraße 20,<br />
Te<br />
l. 06131.224422<br />
• Thaddäusheim, An der Goldgrube<br />
13, Tel. 06131.530100<br />
• ESD – Verein für Erziehungshilfen<br />
und Sozialpädagogische<br />
Dienste e.V., Adolf-Kolping-<br />
Straße 15, Tel. 06131.144910<br />
• Wohnungsgruppe Ikarus,<br />
Opfer- und Täterhilfe RHH e.V.,<br />
Turnerstraße 43,<br />
Te<br />
l. 06131.688828 und Nerobergstraße<br />
4, Tel. 06131.690549<br />
• Café Balance, Augustusstraße<br />
29a (nur für Drogenkonsumenten),<br />
Tel. 06131.574784
BUN D D ER KÖ C HE MVJH 4|09 91<br />
Kochkunst<br />
„ | 111 Jahre Bund der<br />
Köche Mainz<br />
V ON S T E P H AN S IEP KER L L . D . |<br />
Wohl nicht ganz zu Unrecht wird<br />
das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts<br />
als „Gründerzeit“ bezeichnet.<br />
Nicht nur bedeutende Industrieunternehmen<br />
(von denen viele zwar<br />
zwei Weltkriege, nicht aber die Globalisierung<br />
überlebten) wurden in<br />
der Zeit zwischen der Gründung des<br />
Deutschen Kaiserreichs und der Jahrhundertwende<br />
gegründet, sondern<br />
auch viele Vereine und Verbände. So<br />
ist es auch für den Berufsstand der<br />
Köche nur logisch, dass sich nach der<br />
erfolgreichen Kochkunstausstellung<br />
1894 in Frankfurt am Main die Stimmen<br />
mehrten, dass auch für die sie<br />
eine einheitliche Berufsvertretung<br />
erstrebenswert sei.<br />
Neben dem bereits als Zusammenschluss<br />
mehrerer Lokalvereine bestehenden<br />
„Verband<br />
Deutscher Köche“<br />
(mit Sitz in Berlin) gründete sich am<br />
11. Dezember 1895 in Frankfurt der<br />
„Internationale Verband der Köche“.<br />
Bereits zweieinhalb Jahre später fanden<br />
sich auch in Mainz Köche zusammen:<br />
Am 11. Mai 1898 gründete sich auf Be-<br />
Der <strong>aktuelle</strong><br />
Vorstand des<br />
Bunds der<br />
Köche Mainz:<br />
(hinten v.l.)<br />
Norbert Luckas,<br />
Maria Fohr,<br />
Lothar Wirbelauer,<br />
(unten<br />
v.l.) Jörg<br />
Schaberger und<br />
Stephan Siepker<br />
© BUND DER<br />
KÖCHE MAINZ
92<br />
MAINZ 4|09<br />
K U L INARIS C HES<br />
Großes Aufgebot<br />
beim<br />
Laurentiustag<br />
zu Ehren des<br />
Schutzpatrons<br />
der Köche:<br />
Vertreter des<br />
Verbands der<br />
Köche zeigen<br />
ihr Können im<br />
ZDF-Fernsehgarten.<br />
| 2008<br />
© BUND DER<br />
KÖCHE MAINZ<br />
treiben von Franz Gutmann und Josef<br />
Schneider der Zweigverein Mainz des<br />
Internationalen Verbands. Über die<br />
Einzelheiten und insbesondere das Vereinsleben<br />
sowie über die Entwicklung<br />
der Mitgliederzahlen liegen offensichtlich<br />
so gut wie keine Unterlagen mehr<br />
vor, so dass wir auf zufällige Erwähnungen<br />
angewiesen sind. Beispielsweise<br />
tauchen unter den Preisrichtern für die<br />
Internationale Kochkunst-Ausstellung<br />
1900 in Frankfurt am Main immerhin<br />
drei Mainzer auf: der Hofbäckermeister<br />
Franz Köberich, Carl Walz vom Hotel<br />
Landsberg und schließlich ein Julius<br />
Schneider, der bei W. J. Möller & Cie,<br />
Spezialgeschäft für Glas- und Porzellanwaren,<br />
tätig war; wobei allerdings fraglich<br />
ist, ob es sich um „Honoratioren“<br />
oder um Mitglieder des Zweigvereins<br />
handelt.<br />
Erste nähere Nachrichten über die<br />
Aktivitäten des Mainzer Zweigvereins,<br />
der sich als „Verein der Köche Mainz“<br />
bezeichnet, haben wir dadurch, dass für<br />
den Januar 1902 auch für Mainz eine<br />
Kochkunstausstellung geplant wurde.<br />
Umschauend und rührig kümmerte<br />
sich der Vorsitzende Franz Gutmann<br />
um Einzelfragen. So wusste er nicht nur<br />
die (großherzogliche) Stadtverwaltung<br />
Mainz zu bewegen, einen Ehrenpreis<br />
(von 100 Mark) zu stiften, sondern erreichteauchnoch,dassderEnergiebezug<br />
(also Strom und Gas) verbilligt wurde;<br />
selbst um die Errichtung von Fahnenmasten<br />
und Transparenten kümmerte<br />
sich der Vorstand. Trotzdem scheint<br />
die Kochkunstausstellung, die vom 8.<br />
bis 12. Januar 1902 stattfand, nicht so<br />
der rechte Erfolg gewesen zu sein: „Im<br />
Jahre 1902 veranstaltete der Verein eine<br />
Kochkunstausstellung in Mainz, die in<br />
allen Teilen recht gut verlief, aber leider<br />
keinen finanziellen Erfolg brachte“,<br />
berichtet der Internationale Verband<br />
in seinem Rechenschaftsbericht 1906.<br />
Darin wird zugleich aber gerühmt, dass<br />
sich die Mainzer Köche an der 1905 in<br />
Frankfurt am Main durchgeführten<br />
Kochkunstausstellung beteiligt hätten,<br />
„auf der ihm mit Verleihung der höchs-
BUN D D ER KÖ C HE MVJH 4|09 93<br />
ten Auszeichnung eine wohlverdiente<br />
und äußerst ehrenvolle Prämierung zuteil<br />
wurde. Im übrigen hat die Vereinsleitung<br />
von jeher ihr Bestreben darauf<br />
gerichtet, durch belehrende Vorträge und<br />
gemeinschaftliche Besichtigung von Etablissements<br />
in den Kreis der Kollegen<br />
belehrend und erzieherisch zu wirken,“<br />
so der Jahresbericht weiter.<br />
Offensichtlich lagen Kochkunstausstellungen<br />
im Zeitgeschmack, denn<br />
1907 kam es noch einmal zu einer „Ausstellung<br />
für Kochkunst, Hotel- und<br />
Wirtschaftswesen“ in Mainz. Dieser<br />
Kochkunstausstellung vom 5. bis 13.<br />
Oktober 1907 in der Mainzer Stadthalle<br />
war – wenn man den „Auftrieb“<br />
an Honoratioren im Ehren- und Ausstellung-Komitee<br />
als Maßstab nimmt<br />
– wesentlich mehr Erfolg beschieden.<br />
Freilich wurde das damit erkauft, dass<br />
sich der „Verein der Köche“ zu Mainz<br />
lediglich als Mitwirkende für die Gruppe<br />
Kochkunst<br />
dieser von dem „Mainzer<br />
Gastwirteverein 1884“ veranstalteten<br />
Leistungsschau betrachten durfte, und<br />
dies zusammen mit dem (ansonsten<br />
nicht nachweisbaren) „Klub der Köche<br />
Gastera“ zu Mainz. Trotzdem muss es<br />
sich für die Mainzer Köche gelohnt haben,<br />
denn spätere Jahresberichte des Internationalen<br />
Verbands vermerken, dass<br />
der Verein der Köche Mainz „den Charakter<br />
als stiftendes Mitglied durch die<br />
selbstlose Betätigung und die Wahrung<br />
der Verbandsinteressen bei der Mainzer<br />
Kochkunstausstellung im Jahre 1907,<br />
wodurch den Wohlfahrtskassen des<br />
Verbandes ein Betrag von 2.500 Mark<br />
zufiel“, erwarb. Auch ansonsten hatten<br />
die Mainzer Köche beim Internationalen<br />
Verband in Frankfurt offensichtlich<br />
einiges zu bestellen. Im Protokoll der<br />
„Zehnten ordentlichen Generalversammlung<br />
des Internationalen Verbandes“ (am<br />
24. April 1907 in Nürnberg) stoßen<br />
wir auf die Nachricht, dass Franz Gutmann<br />
mitteilt, dass er „nicht erschei-<br />
ANZ EIGE<br />
» WH<br />
EN<br />
IDE<br />
DEAS<br />
BEC<br />
ECOM<br />
E FORM<br />
«<br />
›3<br />
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nen kann“ und darum bittet, die ihm<br />
übertragenen Stimmen an einen anderen<br />
Teilnehmer (und zwar aus Wiesbaden)<br />
weitergeben zu dürfen. Im Laufe<br />
der Diskussion kam zur Sprache, dass<br />
es offensichtlich Spannungen gab: „Es<br />
heißt, man habe den Vorsitzenden des<br />
Zweigvereins Mainz, Herrn Gutmann,<br />
nicht zum Delegierten gewählt, weil<br />
er zu gut mit dem Verbandsvorstande<br />
stände.“ Und in der Tat wurde Mainz<br />
durch einen Herrn Roth vertreten, der<br />
sich auch auf dieser Generalversammlung<br />
mehrmals zu Wort meldete.<br />
Der Internationale Verband war unter<br />
anderem deshalb gegründet worden,<br />
um die Stellenvermittlung den Agenten<br />
aus der Hand zu nehmen und als Selbsthilfeeinrichtung<br />
zu fungieren. So haben<br />
wir die Nachricht für das Jahr 1908, dass<br />
es dem Zweigverein<br />
Mainz gelungen<br />
ist, sechs<br />
feste Stellen und<br />
immerhin 78 mal<br />
eine Aushilfstätigkeit<br />
zu vermitteln.<br />
Damit liegt<br />
er zwar nicht an<br />
der Spitze, sondern<br />
etwa in einer<br />
Ebene mit den<br />
Zweigvereinen<br />
in Baden-Baden,<br />
ColmarundMetz.<br />
Vorstand war<br />
1908 immer noch<br />
der Mitgründer<br />
Franz Gutmann,<br />
der als Küchenchef<br />
im „Hof von<br />
Holland“ tätig<br />
war; und in dieser<br />
Funktion ist<br />
er auch für 1910<br />
und 1913 in den<br />
Jahresberichten<br />
des Verbands erwähnt. War 1908 und<br />
1910 das „Weiße Roß“ als Vereinslokal<br />
benannt, so erscheint 1913 in dieser<br />
Funktion die „dem Kollegen K. Faatz“<br />
gehörende Gaststätte „Zur Jägerlust“<br />
(in der Rosengasse).<br />
Im Jahre 1910 hat der Zweigverein<br />
Mainz es noch einmal unternommen<br />
eine Kochkunstausstellung durchzuführen<br />
– allerdings in deutlich kleinerem<br />
Rahmen: am 4. Januar im Konzerthaus<br />
der Liedertafel. Bemerkenswert ist an<br />
dem Ausstellungskatalog, dass er neben<br />
zahlreichen Inseraten von Lieferanten<br />
auch Anzeigen der örtlichen Gastronomie<br />
sowie (als fortlaufenden Text) Kochrezepte<br />
enthält.<br />
Auf der „13. Ordentlichen Generalversammlung<br />
des Internationalen<br />
Verbands der Köche“ (am 8. und 9.<br />
April 1913 in Hamburg) nahm dann<br />
auch Franz Gutmann als Delegierter<br />
aus Mainz, der 23 Stimmabtretungen auf<br />
sich vereinigte, teil. Leider kann man<br />
daraus nicht auf die Mitgliederzahl in<br />
Mainz schließen, denn nach der Satzung<br />
konnte jedes Mitglied entweder<br />
persönlich teilnehmen oder einem beliebigen<br />
anderen Mitglied seine Stimme<br />
übertragen.<br />
Mitten im Ersten Weltkrieg schlossen<br />
sich dann zum 1. Oktober 1917 der<br />
„Verband Deutscher Köche“ und der<br />
„Internationale Verband der Köche“<br />
zusammen. Im Frühjahr 1919 verstand<br />
sich der Köcheverband als Arbeitnehmerorganisation<br />
und schloss sich dem<br />
Freien Gewerkschaftsbund an; was 1920<br />
wieder aufgegeben wurde.<br />
Über das Schicksal des Mainzer<br />
Zweigvereins im Ersten Weltkrieg und<br />
der nachfolgenden französischen Besetzung<br />
sind kaum Informationen vorhanden;<br />
lediglich in einer Übersicht zum 1.<br />
November 1921 über die Verteilung der<br />
Mitglieder im Internationalen Verband<br />
erscheint wiederum ein Zweigverein<br />
in
BUN D D ER KÖ C HE MVJH 4|09 95<br />
Mainz, dessen Stärke<br />
mit 42 Mitgliedern<br />
angegeben wird. Die<br />
nächsten greifbaren<br />
Nachrichten stammen<br />
aus dem Jahre 1926:<br />
Gottlob Bräuniger aus<br />
Mainz ist Ersatzmann<br />
für den Revisionsausschuss<br />
des Internationalen<br />
Verbands<br />
und<br />
im Rechenschaftsbericht<br />
für 1926 wird Anton<br />
Marx (Eisgrubweg<br />
1) als Vorsitzender angegeben;<br />
Vereinslokal<br />
ist nun das Restaurant<br />
„Kötherhof“ des Kollegen Hartz.<br />
Nach dem Ende der französischen<br />
Rheinlandbesetzung fand vom 3. bis 12.<br />
Mai 1930 in Mainz die „3. Süddeutsche<br />
Gastwirtsmesse“ statt, veranstaltet von<br />
den Landesverbänden Bayern, Württemberg,<br />
Hessen und Baden der Hotelund<br />
Gaststättenvereinigung. Die gastronomische<br />
Sonderschau wurde vom<br />
Zweigverein Mainz gemeinsam mit der<br />
Gastwirteinnung betreut.<br />
Die Hitlersche „Machterschleichung“<br />
am 30. Januar 1933 brachte sehr schnell<br />
für den Internationalen Verband wie für<br />
seine Zweigvereine die Gleichschaltung<br />
und die Umstellung auf das Führerprinzip,<br />
also die Eingliederung in die „NationalsozialistischeBetriebs-organisation“<br />
(NSBO) mit sich. Im Kompetenzwirrwar<br />
der NS-Kampfspiele mischte sich unter<br />
anderem auch der Reichsnährstand zunehmend<br />
in die Vereinsaktivitäten ein.<br />
Das Kriegsende bedeutete gleichzeitig<br />
auch die Auflösung der NS-Zwangsgemeinschaften,<br />
was allerdings damit<br />
einherging, dass die gesamten Vermögenswerte<br />
wie auch viele schriftliche<br />
Überlieferungen untergingen.<br />
Nach dem Zusammenbruch und<br />
der fortwährenden französischen Einmischung<br />
dauerte es bis zum 1. Juni<br />
1950, bis wieder ein Zweigverein in<br />
Mainz entstand. Dieser Zweigverein<br />
konstituierte sich dann am 10. Dezember<br />
1971 unter dem Vorsitzenden Wolfgang<br />
Trch<br />
und dem stellvertretenden<br />
Vorsitzenden Eberhard Barth als eingetragener<br />
Verein.<br />
Die Mitgliederversammlung vom 2.<br />
April 1985 wählte Horst Schadow zum<br />
Vorsitzenden und Pierre Pfister zum<br />
Stellvertreter. Mit der Mitgliederversammlung<br />
am 14. März 1989 übernahm<br />
Hans-Jürgen Ziegler das Amt des 1.<br />
Vorsitzenden und Rudolf Jahraus wurde<br />
2. Vorsitzender; Horst Schadow wurde<br />
zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Nach<br />
der Mitgliederversammlung am 25. Mai<br />
2002 übernahmen Jörg Schaberger als 1.<br />
Vorsitzender und Norbert Luckas als 2.<br />
Vorsitzender die Vereinsführung. Nach<br />
einer Überarbeitung der inzwischen 35<br />
Jahre alten Satzung, beschlossen in der<br />
Mitgliederversammlung am 19. Februar<br />
2008, setzt sich der Geschäftsführende<br />
Vorstand erstmals aus dem Vorsitzenden<br />
(Jörg Schaberger), seinen beiden<br />
Stellvertretern (Maria Fohr und Norbert<br />
Luckas) sowie einem Geschäftsführer<br />
zusammen.<br />
Stadtjugendmeisterschaft,<br />
veranstaltet<br />
vom Bund der<br />
Köche | 2006<br />
© BUND DER<br />
KÖCHE MAINZ
96<br />
MAINZ 4|09<br />
S P O N SOR ING<br />
Genossenschaftlicher<br />
Grundsatz zahlt sich aus<br />
„ | Mit sozialer Verantwortung und<br />
günstigen Produkten an die<br />
Spitze der Kundenzufriedenheit<br />
Die Sparda-Bank Südwest eG mit Sitz in Mainz gehört<br />
zur Bankengruppe mit den zufriedensten Kunden. Das<br />
zumindest bestätigt der Deutsche Kundenmonitor in<br />
der bundesweit größten Umfrage zu diesem Thema.<br />
Und nicht zum ersten Mal geht dieser Titel auch nach<br />
Mainz. Denn bereits zum 17. Mal in Folge konnten die<br />
Sparda-Banken diese Spitzenplatzierung behaupten.<br />
Woher stammt solcher Erfolg Dazu einige Fragen an<br />
Andreas Manthe. Der Bretzenheimer ist Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />
des Unternehmens.<br />
Andreas<br />
Manthe, Leiter<br />
der Öffentlichkeitsarbeit<br />
bei<br />
der Sparda-Bank<br />
in Mainz<br />
© SPARDA-BANK<br />
SÜDWEST EG<br />
„ | Wie begründet sich der Geschäftserfolg<br />
der Sparda-Bank in und um<br />
Mainz<br />
Die Sparda-Bank ist eine besondere Bank,<br />
denn sie hat sich auf private Kunden<br />
spezialisiert. 1899 in Mainz als genossenschaftliche<br />
Bank von Eisenbahnern<br />
für Eisenbahner gegründet, hat sie sich<br />
schon frühfür Kunden aus dem öffentlichen<br />
Dienst und für Beamte geöffnet.<br />
Heute steht sie für alle Privatkunden,<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
sowie Rentenempfänger offen. Diesen<br />
Kundengruppen finanzieren wir gerne<br />
und häufig das private Wohneigentum.<br />
„ | Weshalb verzichten Sie auf umsatzstarkes<br />
Firmenkundengeschäft<br />
Die Gründer unserer Bank haben das in<br />
der Satzung damals ausgeschlossen, um<br />
sich ganz auf die Belange der privaten<br />
Kunden zu konzentrieren. „Wie lege ich<br />
am besten mein Geld sicher an“ oder<br />
„Wie kann ich mir den Traum von den<br />
eigenen vier Wänden realisieren“, das<br />
sind auch heute noch die Kernfragen.<br />
Wir freuen uns über jeden Privatkunden,<br />
der sich für die Sparda-Bank entscheidet.<br />
Denn diesen Kunden bieten<br />
wir neben dem kostenlosen Girokonto<br />
ein speziell ausgerichtetes Produktangebot<br />
im Anlage- und Kreditbereich. Wir<br />
haben unsere Arbeitsabläufe so weiterentwickelt,<br />
dass wir diese Vorteile an<br />
unsere Kunden weitergeben können.<br />
Außerdem gibt es ja in Mainz mehrere<br />
genossenschaftliche Institute, die sich<br />
sehr gut um Firmenkunden kümmern.<br />
„ | Sehen Sie in Mainz noch Möglichkeiten<br />
für weiteres Wachstum<br />
Wir sind am Bankplatz Mainz gut<br />
aufgestellt und etabliert. In den vergangenen<br />
Monaten konnten wir auch<br />
viele Direktbank-Kunden gewinnen.<br />
Mit der iGiro-Familie unter www.spar-
KUN D ENZUFRIED ENHEIT MAINZ 4|09 97<br />
da-sw.de haben wir das Angebot einer<br />
echten Direktbank. Das ist besonders<br />
attraktiv für Kunden, die nach der<br />
Bankenkrise wieder einen persönlichen<br />
Kontakt zu ihren Beratern suchen. Wir<br />
können da beides bieten: die attraktiven<br />
Konditionen einer Direktbank<br />
und die persönliche Betreuung in den<br />
drei Mainzer Geschäftsstellen.<br />
„ | Die Sparda-Bank ist auch sozial<br />
stark in der Region engagiert. Warum<br />
tun sie das<br />
Etwas vom Unternehmenserfolg an die<br />
Kunden zurückzugeben, ist nicht nur<br />
bei den Konditionen unser genossenschaftlicher<br />
Grundsatz. Auch auf andere<br />
Weise zu helfen, gehört zu unserer<br />
Unternehmenskultur. Wir sind hier in<br />
vielen Bereichen tätig. Möglich macht<br />
dies unsere Stiftung für Kunst, Kultur<br />
und Soziales und unser Gewinnsparverein,<br />
über dessen Zweckerträge Spenden<br />
ausgeschüttet werden können.<br />
„ | Aktuell bringen Sie ja gerade<br />
Grundschüler in Bewegung ...<br />
Ja, das ist eine tolle Kooperation<br />
mit<br />
dem Landessportbund, der ja auch in<br />
Mainz beheimatet ist. In unserer gemeinsamen<br />
Aktion „Bewegte Köpfe<br />
denken schneller“ haben wir in ganz<br />
Rheinland-Pfalz die Kooperationen<br />
zwischen Grundschulen und Sportvereinen<br />
gefördert. Die Schulen erhielten<br />
so genannte Bewegungssäcke mit Spielund<br />
Therapiegeräten, die Vereine erhalten<br />
für Übungsleiter eine finanzielle<br />
Unterstützung. Für diese Aktion konnten<br />
wir insgesamt 250.000 Euro zur Verfügung<br />
stellen.<br />
„ | Wie waren die Reaktionen der<br />
Schulen und Vereine<br />
Sehr positiv! Bei der Übergabe der Säcke<br />
an die beteiligten Grundschulen in<br />
Mainz ergriffen Vereins- und Schulvertreter<br />
das Wort und berichteten über<br />
die Notwendigkeit der Bewegungsförderung.<br />
Hier wird ganz klar der positive<br />
Zusammenhang zwischen körperlicher<br />
Bewegung und einer besseren Konzentrations-<br />
und Lernfähigkeit gesehen.<br />
Oft fehlt aber in der Schule das Personal.<br />
Die Investition in diese Kooperationen<br />
von Schulen und Verein ist der<br />
richtige Weg.<br />
„ | Kinder scheinen Ihnen wichtig zu<br />
sein. Die Sparda-Bank ist ja auch Mitglied<br />
des Vereins „Herzenssache“.<br />
Kinder sind unsere Zukunft – auch<br />
als Bank. Junge Familien mit Kindern<br />
sind für die Sparda-Bank eine besondere<br />
Zielgruppe. Mit dem Verein „Herzenssache“,<br />
der Kinderhilfsaktion von<br />
SWR und Sparda-Bank, unterstützen<br />
wir die Hilfe zur Selbsthilfe. Hier stellt<br />
die Sparda-Bank durch ihr Engagement<br />
sicher, dass jeder Spendeneuro bei benachteiligten<br />
Kindern ankommt.<br />
„ | Hier steht am 18. Dezember eine große<br />
Livesendung des SWR in Mainz an ...<br />
Ja, am 18. Dezember wird um 20:15<br />
Uhr live aus der Lokhalle in Mainz eine<br />
Sendung rund um die „Herzenssache“<br />
gesendet. Aber schon den ganzen Tag<br />
wird es Aktionen in allen Programmen<br />
des SWR, aber auch in der Stadt geben.<br />
So soll auf dem Weihnachtsmarkt das<br />
größte Blockflöten-Weihnachtslieder-<br />
Spielen stattfinden, das es je gab. Die<br />
Sparda-Bank wird diesen Rekordversuch<br />
unterstützen und für jeden Mitspieler<br />
eine Geldspende an die „Herzenssache“<br />
geben. Zusammen etwas zu<br />
schaffen, was vor Ort hilft, ist die große<br />
Idee dabei. Aus dieser genossenschaftlichen<br />
Idee heraus ist auch die Sparda-<br />
Bank entstanden.<br />
Herr Manthe, wir danken Ihnen für<br />
das Gespräch.
98<br />
MAINZ 4|09<br />
S P O RT<br />
Schaffe, schaffe,<br />
Sportstätte baue …<br />
„ | In der Mainzer Sportlandschaft wächst einiges<br />
Verein und Fans<br />
im Freudentaumel<br />
nach<br />
dem Sieg über<br />
Bayern München<br />
© SASCHA KOPP<br />
V ON D R . MATTHIAS D I ETZ- L ENSSE N | Wer freut sich nicht, wenn irgendwo<br />
die Schlagzeile erscheint: Mainz ist deutscher Mainzer! Große Siege und<br />
Titel sind die eine Sache, die notwendige Infrastruktur eine andere. Wenn es<br />
um den Bau oder die Renovierung von Sportanlagen geht, schlägt die Empörung<br />
manchmal hohe Wellen: Die einen wollen alles, die anderen nichts. Und<br />
die Kommunalpolitiker, allen voran der Stadtvorstand, haben die undankbare<br />
Aufgabe hier einen Mittelweg zu finden – und im Zweifel von allen Seiten<br />
Prügel einzustecken. Die MAINZ Vierteljahreshefte haben sich auf einigen<br />
Sport-Baustellen umgesehen.
KOMMENTAR MAINZ 4|09 99<br />
Eines muss man den Gegner des Stadionneubaus<br />
in Bretzenheim lassen:<br />
Sie geben nicht auf. So ist es rein theoretisch<br />
immer noch möglich, dass ein juristisches<br />
„Aus“ für das Projekt kommt,<br />
denn vieles ist nur vorläufig und gebaut<br />
werden darf im Moment nur, was auch<br />
wieder rückbaubar ist.<br />
Den Spielern ist das offensichtlich<br />
völlig egal: Sie kickeninder 1. Liga mit,<br />
als würden sie schon immer dazu gehören<br />
und halten sich in der oberen Tabellenhälfte<br />
auf.<br />
Erfolgsmeldung über<br />
Erfolgsmeldung: Sieg über Hertha, Sieg<br />
über Hoffenheim und (Fanfaren bitte!)<br />
Sieg über Bayern München. (Kommentar<br />
vieler 05-Fans: „Egal was in dieser Saison<br />
noch passiert: „Das kann uns keiner<br />
nehmen!“). Mit einem solchen furiosen<br />
Start haben die Wenigsten gerechnet<br />
– auch die Stadiongegner nicht. Von ihnen<br />
war im letzten Jahr noch zu hören<br />
„Die steigen eher in die 3. Liga ab und<br />
dann steht die Stadt mit den Schulden<br />
da, wenn die Arena leer bleibt.“ Dann<br />
kam der Aufstieg und die Argumente<br />
wurden variiert: „Die werden doch<br />
zum Prügelknaben da oben, steigen<br />
direkt wieder ab und werden dann in<br />
der 2. Liga durchgereicht. Und dann<br />
steht die Stadt …“ (siehe oben). Auch<br />
danach sieht es heute nicht aus – ganz<br />
und gar nicht. Und deshalb fühlen sich<br />
einige bemüßigt, die Diskussion auf die<br />
politische Stammtischebene herunterzuziehen.<br />
Ob Wohnbau, marodes Rathaus<br />
oder sanierungsbedürftige Schulen, alles<br />
wird gegen das Stadion aufgerechnet.<br />
Und einen „Universalschuldigen“<br />
hat man auch schon gefunden: Den<br />
Oberbürgermeister. Während dieser<br />
also ständig mehr oder weniger unmotivierte<br />
Tiefschläge einstecken muss,<br />
wird der neue Trainer gefeiert: Thomas<br />
Tuchel. Vor gut drei Monaten war sein<br />
Bekanntheitsgrad so groß wie der der<br />
diesjährigen Literaturnobelpreisträgerin<br />
– nur Christian Heidel hatte ihn wohl<br />
schon länger auf der Rechnung und<br />
darf sich auf seiner privaten „Volltref-<br />
fer-Liste“ einen weiteren dicken Punkt<br />
eintragen.<br />
Apr<br />
opos Volltreffer: Das Sportmagazin<br />
Kicker hat die 97 Neuzugänge der<br />
1. Bundesliga unter die Lupe genommen<br />
und bewertet. Nur sechs davon haben<br />
die Höchstwertung (=„Volltreffer“) erhalten,<br />
zwei davon kommen aus Mainz:<br />
Andreas Ivanschitz und Torwart Heinz<br />
Müller. Letzterer ist auch für den „Satz<br />
der Saison“ verantwortlich, der den Fans<br />
im Stadion und vor dem TV ständig<br />
von den Lippen kommt: „Beim Wache<br />
hätt’ ich jetzt gezittert!“ Wesentlich härter<br />
gehen die Kollegen vom Kicker mit<br />
Gamal Hamza um („bisher Fehlgriff“),<br />
während Eugen Polanski und Filip Trojan<br />
wegen ihrer Verletzungen „nicht zu<br />
bewerten“ sind. Das bringt die 05er auf<br />
Platz 4 der Top-Liste „Wer hat gut eingekauft“<br />
Tuchel<br />
setzt auch auf die Jugend.<br />
Die meisten Spieler kennt er ja von seiner<br />
Arbeit mit der Mainzer A-Jugend:<br />
Mit André Schürrle (2 Tore gegen Bochum,<br />
danach Profivertrag) und Adri-<br />
Gelobt und<br />
gefeiert: der<br />
neue Mainz 05-<br />
Trainer Thomas<br />
Tuchel.<br />
© SASCHA KOPP
100<br />
MAINZ 4|09<br />
S P O RT<br />
Der Bau der<br />
neuen Anlage<br />
für die Mainz<br />
Athletics am<br />
Hartmühlenweg<br />
ist genehmigt.<br />
© HBZ/<br />
STEFAN S. SÄMMER<br />
ano Grimaldi (Scorerpunkt beim 1.<br />
Bundesligaeinsatz gegen Hertha) hat er<br />
auch hier schon Akzente gesetzt. Tenor<br />
der Fans: „So kann es weiter gehen.“<br />
Baugenehmigung für neue<br />
Base- und Softballanlage erteilt<br />
Am Schluss wurde Michael Hartmann,<br />
Bundestagsabgeordneter und Präsident<br />
des in Mainz ansässigen Deutschen<br />
Baseball- und Softball-Verbandes deutlich.<br />
In einem offenen Brief an die Verantwortlichen<br />
sprach er Klartext: „Ich<br />
kann und will mich nicht zum Richter<br />
zwischen den Stadtwerken und der<br />
Stadt aufschwingen, stelle allerdings die<br />
Frage, warum es erkennbar an gutem<br />
Willen fehlt und immer wieder Hindernisse<br />
aufgebaut werden, die bei gutem<br />
Miteinander leicht vermieden werden<br />
könnten.“ Hintergrund: Die Stadtwerke<br />
haben das alte Baseballstadion der<br />
Mainz Athletics an den Gonsbachterrassen<br />
schon an einen Investor verkauft<br />
– und der versprochene rechtzeitige Bau<br />
des neuen Geländes zog sich immer wieder<br />
in die Länge. Im Sommer weigerten<br />
sich dann die Stadtwerke, ein von der<br />
Stadt gefordertes Gutachten über die<br />
Unschädlichkeit der Fangzäune für Vögel<br />
nachzuliefern. Nun scheint der Brief<br />
gewirkt zu haben: Rund 14 Tage später<br />
konnte man auf der Homepage der „A’s“<br />
nachlesen: „Die Mainz Athletics haben<br />
eine entscheidende Hürde beim Bau<br />
der neuen Baseball- und Softballanlage<br />
genommen. Am Mittwoch (22. Juli)<br />
erhielten die Stadtwerke Mainz AG von<br />
Bürgermeister Schüler die Baugenehmigung<br />
für die Sportanlage am Hartmühlenweg.<br />
Es besteht damit endlich<br />
Baurecht, das heißt, mit dem Bau der<br />
neuen Anlage am Hartmühlenweg kann<br />
endlich begonnen werden. Bevor wirklich<br />
die Bagger anrollen, wird es technisch<br />
bedingt einige Wochen dauern.<br />
So ist eine kurze Prüfung erforderlich,<br />
ob in der Baugenehmigung Punkte enthalten<br />
sind, die in der Ausschreibung<br />
berücksichtigt werden müssen. Anschließend<br />
wird die Ausschreibung an<br />
eine Reihe von ausführenden Firmen<br />
verschickt. Diese benötigen natürlich<br />
auch etwas Zeit für ihre Angebotsabgabe.<br />
Wenn<br />
man dies alles zusammenrechnet,<br />
wird der eigentliche Bau der<br />
Anlage im Herbst 2009 beginnen.“<br />
Die Eissporthalle – eine fast endlose<br />
Geschichte (mit Happy End)<br />
Im Spätsommer erhitzte noch eine weitere<br />
Sportanlage die Mainzer Gemüter:<br />
die Eissporthalle. Ende 2008 hatte der<br />
Stadtrat überraschend beschlossen, sein<br />
Vorkaufsrecht wahrzunehmen und die<br />
Mainzer Eissporthalle für (auf den ersten<br />
Blick günstige) 100.000 Euro zu<br />
erwerben. Man wolle, so verlautete,<br />
damit die Entwicklung rund um das<br />
alte Bruchwegstadion mit beeinflussen<br />
können. Auch die bisherige Betreibergesellschaft<br />
hatte Interesse am Erwerb<br />
der Immobilie gezeigt. Zunächst war<br />
noch unklar, inwieweit die Anlage re-
KOMMENTAR MAINZ 4|09 101<br />
noviert oder saniert werden musste. Im<br />
April sprach „Noch-Betreiber Ulrich<br />
H. Drechsler“ plötzlich von einem „Investitionsstau<br />
von 600.000 Euro“; über<br />
die Hälfte davon sei für die Renovierung<br />
des Dachs notwendig. Die Stadt,<br />
so Drechsler, habe wohl gar nicht genau<br />
gewusst, was sie da kaufe. Wenige Tage<br />
später schloss er die Halle zum Saisonende<br />
und teilte der Presse mit, dass<br />
er nun noch mit der Stadt über den<br />
Verkauf des Inventars verhandeln würde.<br />
Am 29. Juli sollte dann im Stadtrat<br />
die Entscheidung über den neuen Betreiber<br />
fallen. Von ursprünglich 18 Interessenten<br />
waren noch drei übrig geblieben:<br />
der Mainzer Nils-Oliver Freimuth,<br />
der Betreiber einer Eissporthalle in<br />
Neuwied und Milan Nosek, Manager<br />
des Eishockeyteams „Mainzer Wölfe“<br />
des TSV Schott. Der Beschluss wurde<br />
jedoch vertagt, weil plötzlich noch Informationsbedarf<br />
in Sachen „Finanzen“<br />
bestand. Außerdem wurde nun klar,<br />
dass Drechsler das Inventar (das ihm<br />
gehörte) privat verkauft hatte sowie<br />
eine Renovierung der Bar und auch die<br />
Sanierung des Hallendachs anstanden.<br />
Die Verzögerung war besonders für die<br />
„Wölfe“ ärgerlich, da sie plötzlich keine<br />
Trainings- und Spielmöglichkeiten für<br />
die neue Saison mehr sahen. Vier Wochen<br />
später krachte es dann endgültig:<br />
Die Entscheidung wurde erneut vertagt.<br />
Sicher war jetzt nur, dass die genannten<br />
notwendigen Investitionskosten<br />
realistisch waren, die Stadt sie aber<br />
nicht aufbringen konnte. Nun wurde<br />
die Verwaltung beauftragt, schnellstmöglich<br />
mit den beiden verbliebenen<br />
Interessenten (Freimuth und Nosek)<br />
über die Übernahme der Investitionen<br />
zu verhandeln. Stadträtin Dr. Christine<br />
Pohl gegenüber der Allgemeine Zeitung<br />
Mainz: „Nur mit großer Mühe konnte<br />
der Stadtrat die ganz große Katastrophe<br />
für den Mainzer Eissport geradeso noch<br />
einmal verhindern.“ Hintergrund:<br />
Wirtschaftsdezernent Franz Ringhof-<br />
fer hatte dem Stadtvorstand im August<br />
mitgeteilt, dass kurzfristig 200.000 Euro<br />
benötigt würden und weitere 2.000.000<br />
Euro für Sanierungsarbeiten sowie weitere<br />
350.000 Euro für eine neue Eismaschine<br />
bereitgehalten werden müssten.<br />
Die Fraktionssprecher lehnten dies ab.<br />
Keine Partei war auch nur bereit die<br />
unbedingt notwendigen 200.000 Euro<br />
zu bewilligen. Klar war damit auch: Der<br />
Öffnungstermin 15. September konnte<br />
Im Sommer lag<br />
der Verkauf der<br />
Eissporthalle<br />
auf Eis – zum<br />
Leidwesen der<br />
Vereine und<br />
Sportler.<br />
© SASCHA KOPP
102<br />
MAINZ 4|09<br />
S P O RT<br />
nicht mehr gehalten werden – und damit<br />
gingen dem zukünftigen Betreiber<br />
Einnahmen aus dem Herbstgeschäft<br />
verloren. Die Frage tauchte auf (und<br />
wird so beispielsweise auch im SWR formuliert),<br />
ob die Stadt an einem neuen<br />
Betreiber überhaupt Interesse hat oder<br />
ob die plötzliche Wahrnehmung des<br />
Vorkaufsrechts durch die Kommune<br />
primär im Zusammenhang mit dem<br />
späteren Schicksal des benachbarten<br />
Bruchweg-Stadions zu sehen ist. Am 9.<br />
September gab Ringhoffer dann gegenüber<br />
der AZ Entwarnung: Ein Betreiber<br />
seigefunden und würde in wenigen Tagen<br />
der Öffentlichkeit vorgestellt. Für<br />
Insider war es zu diesem Zeitpunkt kein<br />
Kältetechnik sind zur Zeit im Gange.<br />
Das Bistro wird komplett renoviert und<br />
wird künftig von einem neuen Betreiber<br />
in Zusammenarbeit mit der Eishalle am<br />
Bruchweg GmbHgeführt. Sollte nichts<br />
unerwartetes mehr geschehen, rechnen<br />
wir damit in der KW 43 das Eis bereiten<br />
zu können, auch einer Eröffnung zum<br />
Wochenende 24/25.10 steht dann nichts<br />
im Wege – die geplante Eröffnungsfeier<br />
schieben wir jedoch auf den 31.10. um<br />
Planungssicherheit zu ermöglichen.“<br />
Zwei weitere Events wurden für den<br />
Oktober schon festgesetzt: Am 24. steht<br />
„Disco on Ice“ an und am nächsten Tag<br />
bestreiten die Mainzer Wölfe ihr erstes<br />
Heimspiel gegen die EG Diez-Limburg.<br />
Das neue Bootshaus<br />
des Mainzer<br />
Rudervereins.<br />
In Zukunft<br />
wird Sternekoch<br />
Frank Buchholz<br />
hier gastronomisch<br />
verwöhnen.<br />
© MAINZER RUDER-<br />
VEREIN<br />
Geheimnis mehr, dass Nosek das Rennen<br />
machen würde. Noch im Septemberübernahm<br />
seine Eishalle am Bruchweg<br />
GmbH die Immobilie und begann<br />
sofort mit den Renovierungsarbeiten.<br />
Mitte Oktober konnte auf der neuen<br />
Homepage (www.eishalleambruchweg.<br />
de) ein erstes Zwischenfazit gezogen<br />
werden: „Aktueller Stand der Arbeiten:<br />
Es wurde bereits sehr viel geschafft!<br />
Unter anderem wurde das Dach der<br />
Eishalle abgedichtet, brennbares Material<br />
und Altlasten wurden entsorgt.<br />
Wartungsarbeiten an der Klima- und<br />
Die „Wölfe“ im Liga-Betrieb<br />
Wer<br />
sich „unterhalb“ der drei großen<br />
Ligen für den deutschen Eishockeysport<br />
interessiert, wird auf eine harte Probe<br />
gestellt. Bedingt durch wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten, aber auch oft durch<br />
das allzu amateurhafte Verhalten einiger<br />
Funktionäre kommt es immer wieder zu<br />
Rückzügen aus Ligen, die so ein völlig<br />
schiefes Bild erzeugen. Dazu kommt,<br />
dass die Liga-Bezeichnungen und Aufbeziehungsweise<br />
Abstiegsregeln alles<br />
andere als eindeutig sind. Schauen wir<br />
uns einmal die Mainzer Wölfe an: Sie
KOMMENTAR MAINZ 4|09 103<br />
spielen in der neu gegründeten „Hessenliga“<br />
– nach der DEL (1. Bundesliga),<br />
der 2. Bundesliga, der nach der<br />
nächsten Saison zur Disposition stehenden<br />
Oberliga und den „Regionalligen“<br />
also in der 5. höchsten Klasse.<br />
Die beiden Mannschaften, die nach der<br />
Vorrunde auf Platz 1 und 2 stehen, spielen<br />
um den Aufstieg in die Regionalliga<br />
West. Die verbliebenen 4 Teams treten<br />
gegen die Erstplatzierten aus der Landesliga<br />
Hessen an.<br />
Die 2. Mannschaft der Wölfe tritt<br />
in der Regionalliga Rheinland-Pfalz,<br />
der ehemaligen Landesliga-Rheinland-<br />
Pfalz an. Sie wird vom Rheinland-Pfälzischen<br />
Eis- und Rollsportverband, dem<br />
als Gastverein auch ein Luxemburger<br />
Team angehört, organisiert und in einer<br />
Einfach-Runde ausgetragen. Der<br />
Erstplatzierte der Runde ist dann Meister<br />
der Regionalliga Rheinland-Pfalz.<br />
Über einen eventuellen Ligenwechsel<br />
wird dann wohl am „Grünen Tisch“<br />
entschieden.<br />
Übrigens: Kurz vor Saisonauftakt<br />
konnte die 1. Mannschaft noch einen<br />
weiteren Neuzugang verbuchen: John<br />
Kraiss. Er spielte zuletzt bei den Harzer<br />
Wölfen vom EHC Braunlage und wurde<br />
mit ihnen Meister der Regionalliga Nord.<br />
Dem 21 Jahre alten Stürmer, der auch<br />
schon in der U 18-Nationalmannschaft<br />
spielte, wird großes Talent nachgesagt.<br />
Sternekoch im neuen Bootshaus<br />
Am 18. September wartete der Mainzer<br />
Ruderverein MRV mit einer Überraschung<br />
auf: Der Mainzer Sternekoch<br />
Frank Buchholz soll die Gastronomie<br />
im neuen Bootshaus am Winterhafen<br />
übernehmen, ein Vorvertrag wurde bereits<br />
abgeschlossen. Das gastronomische<br />
Konzept ist für den Koch, der in Gonsenheim<br />
ein Sternerestaurant betreibt,<br />
schon klar. „Ich will dem Verein eine<br />
moderne Gastronomie mit guter deutscher<br />
Küche<br />
anbieten.“ Dabei werde,<br />
so Buchholz, das Angebot eher weinals<br />
bierlastig sein, und – nicht ganz<br />
unwichtig für die Kundschaft – „in<br />
einem ganz anderen Preissegment“ als<br />
das noble Gonsenheimer Etablissement<br />
angesiedelt sein. „Dabei muss natürlich<br />
die Qualität stimmen“, sagt Buchholz.<br />
Er setze ganz auf regionale Produkte,<br />
habe sogar mit Rheinfischern schon<br />
verhandelt, um Angebote machen zu<br />
können, wie es sie sonst nicht gebe.<br />
Vom „Gurkensalat wie bei Muttern“<br />
bis zur „Rinderroulade mit Rotkraut“<br />
werde es alles geben, was deutsche Küche<br />
auszeichne, aber auch hier sollten<br />
die Zutaten zum größten Teil aus dem<br />
Lande kommen.<br />
Ihr Partner im Rhein Main-Gebiet<br />
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ANZ EIGE
104<br />
MAINZ 4|09<br />
L ITERATU R<br />
Mehrere Fenster<br />
zur Welt<br />
Christian Pfarr<br />
© BONEWITZ<br />
COMMUNICATION<br />
„ | Christian Pfarr im Interview<br />
V ON I N G O R Ü D I G ER | Krimi, Libretti, Internetliteratur und Short Stories;<br />
Jazz, Rock, Blues und Klassik; während sich die Mehrzahl der Schreibenden<br />
auf eine Gattung beziehungsweise auf einen Musikstil abonniert haben, ist<br />
der Autor Christian Pfarr sozusagen multi-parkettsicher – Anlass genug also,<br />
einmal nachzufragen …<br />
„ | Nur mal angenommen, die natürliche<br />
Person Christian Pfarr wäre ein<br />
börsennotiertes Unternehmen, dann müsste<br />
man sagen: breit aufgestellt. Sie sind<br />
Hörfunk-Journalist, Dramsatiker, Krimi-<br />
und Sachbuchautor, schreibender<br />
Jazz- und Bluesfan etc., waren Uni-<br />
Dozent ... Wie schaffen Sie das alles<br />
Es ist vielleicht vergleichbar mit der<br />
Arbeit am PC: Man hat alle möglichen<br />
Fenster geöffnet, konzentriert sich aber<br />
in der Regel nur auf ein bestimmtes.<br />
Die anderen bleiben allerdings im Hintergrund<br />
aktiv, und man kann sich zu<br />
gegebener Zeit hinbeamen. Außerdem<br />
gibt es innerhalb der angesprochenen
C HRIS TIAN PFARR MVJH 4|09 105<br />
Felder Bündelungen: einmal Literatur<br />
im engeren Sinn und dann natürlich<br />
die Musik – beim Journalismus überschneidet<br />
sich das dann meistens.<br />
„ | In der Anthologie „Rock Stories“<br />
schreiben Sie – unter anderem mit Eva<br />
Demski, Bodo Kirchhoff und Josef Haslinger<br />
– über die Bedeutung, die Rockmusik<br />
auf ihre Sozialisation hatte. Aber gerade<br />
in Zeiten der „Neuen Ernsthaftigkeit“ gilt<br />
es wieder, nach dem Popliteraturhype der<br />
90er, als unfein, sich zu Spielarten der populären<br />
Kultur überhaupt zu bekennen.<br />
Wie sehen Sie dies<br />
Also, für meine Generation, die gelegentlich<br />
so genannten 78er, spielte die<br />
Musik eine zentrale Rolle als Medium<br />
der Selbstvergewisserung. Die entscheidenden<br />
politischen und gesellschaftspolitischen<br />
Schlachten waren im Wesentlichen<br />
von der vorausgegangenen<br />
68er-Generation geschlagen worden.<br />
Wir haben uns im liberalen Klima der<br />
70er Jahre vorrangig über den Musikgeschmack<br />
definiert und kulturell<br />
sozialisiert – überspitzt gesagt: Deep<br />
Purple statt Dutschke, Pink Floyd statt<br />
Adorno. Für die zeitlich nachfolgenden<br />
„Popliteraten“ wie Stuckrad-Barre war<br />
die Musik wiederum eher Accessoire,<br />
während beispielsweise eine Band wie<br />
Santana auch heute noch – das war<br />
beim diesjährigen Konzert im Mainzer<br />
Volkspark zu beobachten – wenigstens<br />
für ein paar Stunden Tausende von<br />
Menschen zu einer großen, andächtigen,<br />
auch idealistischen Familie zusammenschweißt.<br />
„ | Im Gegensatz zur Musik ist die Produktion<br />
und die Rezeption von Literatur<br />
ein einsames Vergnügen – obwohl ich hier<br />
die These aufstellen würde, dass gerade der<br />
Regionalkrimi zumindest bei den Lesern<br />
ein ähnlich wohliges Gemeinschaftsgefühl<br />
hinauf beschwört wie ein Konzert. Ihr<br />
Debüt in dieser Richtung, „Zaubernuss“,<br />
geht dieses Genre aber eher spielerisch an.<br />
Wie stehen Sie selbst zu dem Regionalkrimi-Boom<br />
Ambivalent. Nach meiner Einschätzung<br />
gibt es insgesamt zu viele und unterm<br />
Strich zu wenig gute Regionalkrimis. Andererseits:<br />
Kommissar Maigret ermittelt<br />
in Pariser Regionalkrimis, und „Durch<br />
das Land der Skipetaren“ von Karl May<br />
ist ein historischer Regionalkrimi, der<br />
im Kosovo spielt. Letztlich kommt es<br />
auf die literarische Qualität an, und die<br />
steigt in der Regel, je weiter man sich von<br />
gattungstypischen Klischees und dem<br />
ohnehin Erwartbaren entfernt. Insofern<br />
liegt mir in der Tat der spielerisch-humoristische<br />
Umgang mit dem Genre.<br />
Inwieweit sich da allerdings an skandinavischen<br />
Nacht-und-Nebel-Thrillern<br />
geschulte Krimifans angesprochen fühlen,<br />
steht auf einemanderen Blatt.<br />
Öffnungszeiten:<br />
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A N Z EIGE
106<br />
MAINZ 4|09<br />
L ITERATU R<br />
„ | Das nenne ich Understatement pur.<br />
Schließlich hat Jacques Berndorf, der Pate<br />
des Regionalkrimis, „Zaubernuss“ in den<br />
höchsten Tönen gelobt. Aber Stichwort<br />
Humor: Wie kommt jemand, der aus<br />
dem fränkischen Winkel des erweiterten<br />
Rhein-Main-Gebiets stammt, mit der<br />
hier in Mainz doch manchmal wie befohlen<br />
wirkenden Witzigkeit zurecht Bei<br />
Ihnen herrscht doch eher ein subtilerer<br />
Unterton ...<br />
Nun, ein eingefleischter Fassenachter<br />
bin ich tatsächlich nicht, und die Ironie,<br />
zumal die romantische, ist mir<br />
näher als krachlederner Kokolores.<br />
Aber ich glaube, das ist eine Frage des<br />
Temperaments und des persönlichen<br />
Geschmacks, weniger eine der geografischen<br />
Herkunft. Ich fühlemich schon<br />
als Kind des Rhein-Main-Gebiets und<br />
sehe – bei allen spezifischen Akzenten<br />
– doch so etwas wie eine gemeinsame<br />
Erzählen Sie Ihr Leben,<br />
ich schreibe Ihre Biografie.<br />
Mentalität. Und ab einem gewissen Niveau<br />
wird Humor in Mainz, Frankfurt,<br />
Darmstadt oder eben der Aschaffenburger<br />
Ecke ganz ähnlich verstanden. Das<br />
mag in Köln oder Berlin schon ganz<br />
anders aussehen.<br />
„ | Zum Abschluss muss die Frage nach<br />
der Werkstatt gestellt werden. Was haben<br />
Sie in der Schublade beziehungsweise im<br />
Rechner<br />
Wie üblich mehrere Sachen, die parallel<br />
laufen. Die Vorstellung, nichts vorzuhaben,<br />
ist für mich beinahe deprimierend<br />
– ehrlich, ich hab‘s versucht!<br />
Zunächst steht ein weiterer Regionalkrimi<br />
an, quasi eine Fortsetzung von<br />
„Zaubernuss“ und „Königsweg“. Außerdem<br />
sind verschiedene musikalische<br />
Projekte in der Pipeline, unter anderem<br />
eine CD-Produktion mit neuen Kompositionen.<br />
Und dann verfolge ich den<br />
Traum, in Mainz neben dem Stadtschreiber<br />
und dem Stadtdrucker schon<br />
der Vollständigkeit halber noch einen<br />
Stadtmusikanten zu installieren – mal<br />
sehen, was mir dazu einfällt.<br />
Halten Sie Ihr Leben fest!<br />
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Wer in der Zukunft lesen will,<br />
muss in der Vergangenheit blättern.<br />
André Malraux<br />
» CHRISTIAN PFARR, geboren<br />
1959 in Hanau, lebt seit 1980 in<br />
Mainz. Nach dem Studium der<br />
Musikwissenschaft, Kunstgeschichte<br />
und Publizistik an der Johannes<br />
Gutenberg-Universität arbeitete<br />
er zunächst bei Tageszeitungen,<br />
seit 1989 beim Hörfunk, derzeit als<br />
Musikredakteur mit Schwerpunkt<br />
Internet bei SWR1.<br />
Neben Sachliteraturveröffentlichungen<br />
zu musikalischen Themen<br />
verfasste Christian Pfarr Songtexte,<br />
Musical-Libretti und Bühnenstücke,<br />
seit rund zehn Jahren auch<br />
Erzählungen und Romane, darunter<br />
mehrere Krimis.<br />
Christian Pfarr ist verheiratet und<br />
hat zwei Töchter.<br />
ANZ EIGE
REZ ENS I O NEN MVJH 4|09 107<br />
Der Dom zu Mainz. Eine Kathedrale in Bildern<br />
gesehen von Martin Blume und Bernd Radtke<br />
Bücher aus Mainz, über Mainz, von (Wahl-)Mainzern: Das Angebot ist vielfältig.<br />
Wir sichten, lesen, lassen kundige Kritiker zu Wort kommen, um Ihnen die Wahl zu<br />
erleichtern. Sei es ein vergnüglicher Weinführer, ein Mainz-Krimi, eine belletristische Entdeckung<br />
oder das Sachbuch aus einem Mainzer Verlag – wir möchten Ihnen Anregungen geben.<br />
Vor-gelesen<br />
Buchtipps<br />
Das Domjubiläum mit zahlreichen<br />
Veranstaltungen zur 1.000-jährigen Feier<br />
des Willigis-Baus hat sich dem Ende<br />
zugeneigt. Zum Abschluss hat nun die<br />
Stiftung Hoher Dom zu Mainz einen<br />
Bildband zu dem gefeierten Gottes-<br />
„ |<br />
haus herausgebracht mit dem Titel<br />
„Der Dom zuMainz. Bilder einer Kathedrale“.<br />
Das erste gebundene Exemplar,<br />
vom dem es eine Sonderauflage in<br />
Leinen gebunden von 150 Exemplaren<br />
gibt, erhielt Papst Benedikt in Rom.<br />
Die zweite Person, die ein Exemplar<br />
überreicht bekam, war Bundespräsident<br />
Horst Köhler während der Pontifikalvesper<br />
im Oktober.<br />
Wie der Titel verdeutlicht, handelt<br />
es sich bei dem Buch um einen Bildband,<br />
großformatig und gut 160 Seiten<br />
stark. Damit verzichtete man darauf,<br />
ein text-lastiges Werk herauszugeben,<br />
in dem die wechselvolle Geschichte des<br />
Gotteshauses, seine Architektur, seine<br />
kunsthistorische Bedeutung oder viele<br />
andere möglichen Themen beschrieben<br />
würden. Einzige Texte in dem vorliegenden<br />
Band sind das Geleitwort des<br />
Bischofs von Mainz, Karl Kardinal Lehmann,<br />
ein kurzer historischer Abriss zur<br />
Baugeschichte und zur künstlerischen<br />
Vielfalt verfasst vom Domkonservator<br />
Dr. Hans-Jürgen Kotzur und ein Nachwort<br />
von Prof. Markus Schächter, Vorsitzender<br />
des Herausgebers und Intendant<br />
des ZDF. Die Fernsehanstalt hat<br />
das Jubiläumsjahr medial begleitet und<br />
die ZDF Enterprises GmbH hat nun zu<br />
guter Letzt die Produktion des Buchs<br />
finanziell unterstützt.<br />
So wie schon viele Worte über den<br />
Dom geschrieben wurden, so oft war<br />
er auch schon Gegenstand von Abbildungen.<br />
Man denke nur an den Bestand<br />
im Stadtarchiv Mainz, der im<br />
Vorfeld des Jubiläums digitalisiert wurde.<br />
3.000 historische Abbildungen der<br />
Kathedrale liegen hier vor. Außerdem:<br />
Wir nehmen ihn jeden Tag wahr und<br />
glauben, ihn von allen Seiten zu kennen,<br />
daer, wie auch der Kardinal in seinem<br />
Geleitwort betont, von fast überall<br />
sichtbar ist, mitten in der Stadt steht<br />
und „integriert“ ist. Wahrnehmen ja,<br />
aber sehen wir ihn auch wirklich „Ge-
108<br />
MAINZ 4|09<br />
B Ü CHER<br />
sehen von Martin Blume und Bernd<br />
Radtke“ ist im Untertitel auf dem Titel<br />
des Bildbands zu lesen. Zu erwarten<br />
wäre gewesen: „Fotografiert von Martin<br />
Blume und Bernd Radtke“, da es sich<br />
bei den beiden genannten Herren um<br />
Fotografen handelt. Aber sie haben die<br />
Kathedrale tatsächlich nicht nur fotografiert,<br />
sie haben sie gesehen, ihr nachgespürt<br />
und sie dann mit der Kamera<br />
abgelichtet.<br />
Wichtigste Voraussetzung für ihre<br />
sensible Herangehensweise war vor<br />
allem Zeit, die sie sich ein Jahr lang<br />
genommen haben, ein außergewöhnliches<br />
Einfühlungsvermögen, ein<br />
künstlerischer Blick und handwerkliche<br />
Präzision.<br />
In völligem Vertrauen auf die Wirkung<br />
des natürlichen Lichts verzichteten<br />
sie bei ihren Fotografien<br />
bewusst<br />
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auf den Einsatz<br />
von künstlichem<br />
Licht. Gerade die<br />
Innenaufnahmen<br />
erhielten dadurch<br />
eine Klarheit<br />
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nur die Malerei<br />
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– hervorbringen<br />
kann. Mehr noch:<br />
Den Fotografen<br />
ist es gelungen,<br />
die vermeintlich<br />
allzu bekannten<br />
Ansichten neu erscheinen<br />
zu lassen<br />
– sie so zu zeigen,<br />
wie sie sind und<br />
uns zu verblüf-<br />
fen, indem sie<br />
es schaffen, uns<br />
„unseren Dom“ so vorzustellen, als ob<br />
wir ihn zum ersten Mal sähen. Darüber<br />
hinaus zeigt der fotografische „Rundgang“<br />
vieles, was dem Kirchenbesucher<br />
üblicherweise verborgen bleibt – sei es,<br />
da es im Verborgenen ist oder aber von<br />
einer Stelle aufgenommen wurde, die<br />
normalerweise nicht zugänglich ist.<br />
Der prächtigeBildband fesselt – den<br />
Fremden, der das Gotteshaus zum ersten<br />
Mal betrachtet aber auch vor allem<br />
den Mainzer, der eine andere, eine neue<br />
Seite, vielleicht die wahre, des Doms<br />
darin entdecken kann. Selbst nach<br />
mehrmaligem Betrachten der Aufnahmen<br />
ist man erstaunt, da einem jedes<br />
Mal die Augen geöffnet werden. Und:<br />
Wenn wir wieder einmal am Dom vorbeigehen,<br />
vor ihm stehen oder in ihm<br />
sind, sehen wir ihn mit neuen Augen.<br />
» STIFTUNG HOHER DOM ZU MAINZ<br />
(HG.) DER DOM ZU MAINZ. BILDER<br />
EINER KATHEDRALE GESEHEN VON<br />
MARTIN BLUME UND BERND RADTKE<br />
| 164 SEITEN | ISBN 978-3-935647-<br />
46-5 | 39,80 EURO
REZ ENS I O NEN MVJH 4|09 109<br />
Vom Glaslabor zum Technologiekonzern:<br />
SCHOTT-Chronik zum 125-jährigen Firmenjubiläum<br />
Am 1. September und damit auf den<br />
Tag genau 125 Jahre nachdem im Glastechnischen<br />
Laboratorium Schott &<br />
Genossen in Jena der erste Glasschmelzofen<br />
entzündet wurde, gab die SCHOTT<br />
AG eine umfassende Chronik heraus<br />
mit dem Titel „SCHOTT 1884-2009.<br />
Vom Glaslabor zum Technologiekonzern“.<br />
Hauptautor ist Dieter Kappler,<br />
langjähriger Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />
im Unternehmen, Co-Autor der<br />
Mitarbeiter der SCHOTT PR-Abteilung<br />
Jürgen Steiner.<br />
Die Chronik spannt den Bogen<br />
von den Anfängen in Jena unter Otto<br />
Schott, der als Begründer der modernen<br />
Glastechnik gilt, bis zu dem Modernisierungsprozess<br />
der letzten Jahre.<br />
Das Buch stellt die bewegte Firmengeschichte<br />
über 125 Jahre mit all ihren<br />
Aspekten und Facetten erstmals im Gesamtzusammenhang<br />
dar. Dabei wird<br />
deutlich, dass Spitzenprodukte von<br />
SCHOTT immer wieder Fortschritte in<br />
den verschiedensten Lebensbereichen<br />
ermöglicht haben.<br />
Das Unternehmen mit Hauptsitz in<br />
Mainz spricht mit der Chronik einen<br />
breiten Leserkreis an: Das 263 Seiten<br />
starke Buch ist nicht als wissenschaftliche<br />
Abhandlung<br />
konzipiert, sondern<br />
als lebendig erzählte, im journalistischen<br />
Stil geschriebene Publikation.<br />
Sie ist angereichert mit vielen Bildern<br />
und Zitaten, interessanten Anekdoten<br />
und Hintergrundinformationen. Zudem<br />
wird die historische Entwicklung des<br />
Unternehmens immer im Zusammenhang<br />
mit dem jeweils <strong>aktuelle</strong>n Zeitgeschehen<br />
dargestellt. Dieser Ansatz war<br />
nahe liegend, denn die Unternehmensgeschichte<br />
von SCHOTT spiegelt in weiten<br />
Teilen die industrielleund politische<br />
Entwicklung. Beispielhaft dafür stehen<br />
die beiden Weltkriege, die deutsche Teilung,<br />
der Kalte Krieg und die deutsche<br />
Wiedervereinigung.<br />
Etwas ganz Besonderes zeichnet außerdem<br />
die SCHOTT-Chronik aus: Sie<br />
ist das erste Buch der Welt mit einem<br />
Einband aus Glaskeramik, einem Material,<br />
das von dem Technologiekonzern<br />
für den Einsatz in Glaskeramik-<br />
Kochflächen und zur Erforschung des<br />
Weltraums entwickelt wurde.<br />
» DIETER KAPPLER UND JÜRGEN<br />
STEINER | SCHOTTT<br />
1884-2009. VOM<br />
GLASLABOR ZUM TECHNOLOGIEKON-<br />
ZERN | UNIVERSITÄTSDRUCKEREI H.<br />
SCHMIDT, MAINZ, 2009 | 263 SEITEN,<br />
EINBAND AUS GLASKERAMIK<br />
ISBN 978-3-935647-45-8 | 50 EURO
110<br />
MAINZ 4|09<br />
D A S B E SON D ERE BUC H<br />
Das besondere Buch [10]<br />
„ | Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz:<br />
Die Heiligen Drei Könige aus dem Elsass<br />
V ON A NNELEN O T TER M ANN | Also die lieben heiligen drye kunige zuo<br />
marien und irme kinde koment und im sin opfer brohtent etc.<br />
Josef schaut skeptisch aus dem Holzverschlag<br />
hervor und beobachtet,<br />
was da passiert: Die Heiligen Drei Könige<br />
sind in Bethlehem angekommen –<br />
der Stern hat sie geführt und steht nun<br />
über dem Stall. Einer nach dem anderen<br />
kommen sie mit ihren Geschenken,<br />
legen ihre Krone ab und knien nieder<br />
vor Maria mit dem Jesuskind, das es gar<br />
nicht abwarten kann und ungeduldigneugierig<br />
in die Geschenkkiste greift.<br />
Mit roter Tinte hat der Schreiber<br />
das Thema des Bildes festgehalten – in<br />
elsässischer Mundart und inspätmittelalterlicher<br />
Bastardaschrift.<br />
Wir versetzen uns 580 Jahre zurück:<br />
neue Bevölkerungsschichten werden<br />
des Lesens kundig, die Bedeutung der<br />
Schriftlichkeit innerhalb der Gesellschaft<br />
nimmt rasant zu, die Nachfrage<br />
nach Literatur steigt. Wir versetzen uns<br />
nach Hagenau im Elsass: Hier existierte<br />
seit den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts<br />
ein Unternehmen, das überwiegend<br />
bebilderte volkssprachige Papierhandschriften<br />
produzierte, im Unterschied<br />
zu illuminierten Prachthandschriften<br />
billig und für größere Käuferschichten<br />
bezahlbar. Benannt wurde es nach dem<br />
Schreiber und Unternehmer Diebolt<br />
(Diebold) Lauber, der die Arbeitsweise<br />
und den Stil der Werkstatt maßgeblich<br />
prägte, ihr seinen Stempel aufdrückte,<br />
ihre Produkte unverwechselbar machte.<br />
Eine Ausnahmeerscheinung waren der<br />
Unternehmer selber und seine Werkstatt,<br />
von der eine der breitesten Produktionen<br />
illustrierter Handschriften<br />
im 15. Jahrhundert ausging.<br />
Mehr als 70 Handschriften lassen<br />
sich heute der Lauber-Werkstatt zuweisen:<br />
Hier entstanden religiöse und<br />
Erbauungsliteratur, Heiligenlegenden,<br />
geistliche und weltliche Lehrdichtung,<br />
höfische Epik, Unterhaltungs- und<br />
Gebrauchsliteratur, juristische und naturwissenschaftliche<br />
Texte und Bibeln<br />
in Übersetzungen und Bearbeitungen.<br />
Mehr als ein Drittel der Handschriftenproduktion<br />
machen die so genannten<br />
Historienbibeln aus, freie Prosabearbeitungen<br />
der biblischen Erzählungen mit<br />
Erweiterungen und Auslassungen, die<br />
sich als Lehrbuch für die religiöse Erziehung<br />
und die Vermittlung biblischer<br />
Kenntnisse großer Beliebtheit und Verbreitung<br />
erfreuten.<br />
Das Bild mit den Heiligen Drei<br />
Königen stammt aus einer solchen Historienbibel.<br />
Der schwergewichtige Foliant,<br />
der zu den bekanntesten Handschriften<br />
der Mainzer Stadtbibliothek<br />
gehört, wurde zwischen 1421 und 1430<br />
geschrieben und befand sich bis zur Säkularisierung<br />
im Vorbesitz des Mainzer<br />
Kapuzinerklosters.<br />
Durch ihre genormte Ausstattung<br />
und Text-Bild-Gliederung wurden die
Produkte der Lauber-Werkstatt zu Markenartikeln<br />
mit hohem Wiedererkennungswert.<br />
Typisch sind halbseitige Illustrationen,<br />
meist ohne Hintergrund,<br />
Raumdarstellung und Rahmen und<br />
rubrizierte Bildüberschriften. Typisch<br />
sind grobe lavierte Federzeichnungen<br />
wie die hier abgebildete, die Handlung<br />
und Bewegung ins Bild setzen. Mit ihrer<br />
Herstellung beschäftigt waren eine<br />
größere Zahl von Lohnschreibern und<br />
mehr als 16 Maler, die von Lauber geschult<br />
wurden und für ihn arbeiteten.<br />
Bei der Auswahl seiner Texte wie<br />
auch bei der Gestaltung der Handschriften<br />
orientierte sich Lauber an der<br />
Nachfrage seines Kundenkreises. Mit der<br />
marktorientierten Arbeit seiner Werkstatt,<br />
der Ausweitung der reinen Auftragsarbeit<br />
hin zur Vorratsfertigung von<br />
Handschriften und der Absatzsteuerung<br />
durch Werbeanzeigen in Handschriften<br />
markierte Diebolt Lauber einen Umbruch<br />
in der Geschichte des Buchwesens<br />
und nahm bereits Vertriebsformen<br />
des Buchdrucks voraus.<br />
Wer waren die Abnehmer dieser<br />
Handschriften, die nach Inhalt und<br />
Form so unverwechselbar sind Immer<br />
wieder wurde behauptet, Lauber habe<br />
populäre Bilderbücher für die breite<br />
Masse hergestellt. Nicht zuletzt die groben<br />
Schriftzüge und die flüchtigen, mit<br />
Wasserfarben kolorierten Federzeichnungen<br />
hatten zu dieser Einschätzung<br />
geführt. Gerade die Art der Illustration<br />
aber ist als Reflex auf den Geschmack<br />
der eher konservativ orientierten vornehmen<br />
Gesellschaft zu verstehen, die<br />
zu Laubers Kundenkreis gehörte: die<br />
schmale Schicht des Adels und des gehobenen<br />
Bürgertums, Geistliche und<br />
Klöster im städtischen Milieu.<br />
Vielleicht wurde die Mainzer Historienbibel<br />
von einem Bruder bei Eintritt<br />
in den Bettelorden mitgebracht und<br />
der Klosterbibliothek überlassen Die<br />
Handschrift gibt darüber keinerlei Auskunft<br />
mehr,<br />
aber die Stadtbibliothek ist<br />
stolz darauf, heute eine Handschrift aus<br />
der berühmten Lauber-Werkstatt zu besitzen.<br />
In der ersten Reihe des ehrwürdigen<br />
Lesesaals und unter besonderen Sicherheitsvorschriften<br />
kann der restaurierte<br />
Codex benutzt werden.<br />
Historienbibel,<br />
2. Viertel 15.<br />
Jahrhundert<br />
| Sign.: Hs II 64<br />
fol. 244 verso<br />
© INGO OTTERMANN
112<br />
MAINZ 4|09<br />
D A S A LTE F O T O<br />
Das alte Foto [116]<br />
„ | Schulstraße/Adam-Karrillon-Straße Nr. 4<br />
(Weingroßhandlung Julius Pennrich)<br />
V ON D R . MATTHIAS D I ETZ- L E NSSE N<br />
Im Jahre 1883 wurde in der Schulstraße<br />
– gegenüber der damals schon zehn<br />
Jahre alten Kunstgewerbeschule – ein<br />
symmetrischer Gebäudekomplex, bestehend<br />
aus den Häusern Nr. 4, 6 und<br />
8, errichtet. Sie bildeten ein architektonisches<br />
Gegengewicht zu der Lehranstalt<br />
und das Zentrum der Straßenfront zwischen<br />
Bopp- und Gartenfeldstraße. Die<br />
beiden Eckgrundstücke<br />
wurden erst<br />
später bebaut.<br />
Bauherr des<br />
Hauses Nr. 4 war<br />
Julius Johann Baptist<br />
Pennrich. Der<br />
in Bingen geborene<br />
Weingroßhändler<br />
kam um 1850 mit<br />
seinen Eltern nach<br />
Mainz. Sein Vater<br />
war Kaufmann und<br />
Buchhalter, von seiner<br />
Mutter berichtet<br />
das Mainzer Adressbuch<br />
1857/58: „Die<br />
Frau besitzt eine<br />
Dampfreinigungsund<br />
Neu-Appretiranstalt.“<br />
Julius Pennrich<br />
heiratete 1871<br />
Anna Maria We-<br />
Adam-Karrillon-<br />
Straße 4 | heute<br />
© BONEWITZ<br />
COMMUNICATION<br />
stenburger, Tochter des aus Kaub stammenden<br />
Johann Martin Westenburger,<br />
der in Mainz ein eingesessenes Unternehmen<br />
übernommen hatte und aus<br />
ihm die „Fa. Westenburger-Hellmeister,<br />
Südfrüchte-, Delikatessen-, Colonialwaarenhandlung“<br />
gemacht hatte.<br />
Nach seiner Hochzeit arbeitete Julius<br />
Pennrich zunächst im Unternehmen<br />
seiner verwitweten Schwiegermutter. Als<br />
seine Frau jedoch schon 1875 bei der<br />
Geburt ihres dritten Kindes verstarb,<br />
machte er sich selbstständig und gründete<br />
die „Weingroßhandlung Julius<br />
Pennrich“. Zwischen 1876 und 1878 war<br />
sie in der Gymnasiumsstraße 8 (damaliger<br />
Besitzer: Mainzer Volksbank) und<br />
von 1880 bis 1883 in der Boppstraße 6.<br />
Die Weingroßhandlung war wohl<br />
im Erdgeschoss und im kleinen Hinterhaus<br />
des Neubaus in der Schulstraße 4<br />
untergebracht, die Familie lebte in der 1.<br />
Etage. Dies war von circa 1893 bis 1903<br />
auch die Adresse von Therese Pennrich,<br />
die bis dahin in der Stadthausstraße 27<br />
eine Mode- und Strumpfwarenhandlung<br />
geführt hatte und wohl eine enge<br />
Verwandte war.<br />
1902 verstarb Julius Johann Baptist<br />
Pennrich im Alter von 59 Jahren und<br />
sein ältester Sohn Alfred Adam Julius<br />
Pennrich (oft auch nur „Julius jun.“
A D A M - K ARRIL L O N-S TRASSE 4 MAINZ 4|09 113<br />
genannt) übernahm das Familienunternehmen.<br />
Ab<br />
1907 ist die Schulstraße 4<br />
nicht nur Sitz der „Weingroßhandlung<br />
Julius Pennrich“, sondern auch von<br />
„Carle Frères“, einem „Spezialisten für<br />
ausländische Weine“. Carle Frères war<br />
in dieser Zeit ein Spirituosenabfüller in<br />
Brüssel, dessen leere Flaschen heute begehrte<br />
Sammelobjekte sind. Vermutlich<br />
führte Pennrich Junior zusätzlich eine<br />
Filiale dieses Unternehmens in seinem<br />
Haus. 1935 verstarb auch er. Dies bedeutete<br />
das Ende der Weingroßhandlung.<br />
Sie wurde aufgekauft und als<br />
„Julius Pennrich – Weingroßhandlung,<br />
Inhaber Georg Vallendar“ noch bis<br />
zum Zweiten Weltkrieg in der Großen<br />
Bleiche 26 E fortgeführt. Das Haus<br />
in der Schulstraße war nun ein reines<br />
Wohnhaus, in dem Julius Witwe Emilie<br />
mit ihren Kindern Alfred und Aenne<br />
lebte. Alfred war Verwaltungsangestellter,<br />
seine Schwester arbeitete als Hebamme.<br />
Es scheint, dass die Räumlichkeiten<br />
imParterre und der Keller bis<br />
zum Kriegsende nicht mehr genutzt<br />
wurden.<br />
Bis Anfang der 50er Jahre lag das<br />
Haus in Trümmern, dann wurde es<br />
wieder neu aufgebaut. Seine Bewohner<br />
lebten in der Übergangszeit in der Gartenfeldstraße<br />
3; Besitzer waren Alfred<br />
und Aenne Pennrich.<br />
In den 70er und 80er Jahren zog die<br />
Familie nach und nach aus Mainz fort,<br />
1990 taucht der Name zum letzten Mal<br />
im Mainzer Adressbuch auf. Ab 1992<br />
lebte unter anderem der Schauspieler<br />
Marco Sepe in dem Haus. Dann erwarb<br />
Marcus Landenberger den Komplex<br />
um die Jahrtausendwende, um sich<br />
einen alten Jugendtraum zu erfüllen: Er<br />
ließ das alte Haupthaus niederreißen<br />
und unter Bewahrung der Bausubstanz<br />
ein neues Gebäude errichten, ein Entwurf,<br />
der inzwischen mehrere Preise<br />
erhalten hat. In dem alten Keller, der<br />
beide Kriege überdauert hat, lagert nun<br />
wieder Wein. Landenberger hat sich<br />
hier, mitten in der Stadt, ein kleines<br />
Weingut eingerichtet.<br />
Das heutige Ambiente von Haus,<br />
Hof, Hinterhaus und Keller ist einzigartig.<br />
Bei einem Besuch des Weinverkaufs<br />
(Montag bis Freitag zwischen 17:00 und<br />
19:00 Uhr) oder einer der wenigen Veranstaltungen,<br />
die hier im Jahr stattfinden,<br />
haben Besucher die Gelegenheit,<br />
sich selbst einen Eindruck von dem Gesamtkomplex<br />
zu verschaffen.<br />
Schulstraße<br />
(heute: Adam-<br />
Karrillon-<br />
Straße) 4<br />
| um 1907<br />
© PRIVAT
114<br />
MAINZ 4|09<br />
A U T O REN<br />
Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
Hans Berkessel, *1955 Montabaur/<br />
Westerwald, Pädagoge und Historiker,<br />
r arbeitet als Lehrer an der IGS<br />
Kurt Schumacher Ingelheim und ist<br />
Regionaler Fachberater Geschichte<br />
für Rheinhessen; zahlreiche Veröffentlichungen<br />
zur Sozial- und Kulturgeschichte<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts<br />
und zur politischen Bildung.<br />
Herbert Bonewitz, *1933 Mainz,<br />
Kabarettist, Journalist, Karikaturist,<br />
Komponist, Publizist, Dialektübersetzer;<br />
Autor von Kabarettprogrammen,<br />
Glossen und Kommentaren für<br />
Zeitungen und Zeitschriften; Beiträge<br />
in Hörfunk und Fernsehen.<br />
Michael Bonewitz, *1961 Mainz,<br />
Geschäftsführer der Bonewitz Communication<br />
GmbH, einer Agentur für<br />
interne und externe Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Journalist und Autor; Buchveröffentlichungen<br />
unter anderem „Ein Fall<br />
für Mr. X“, „Mainz und Rheinhessen“,<br />
„Der Aufstieg“, „Historische Gasthäuser<br />
in Rheinland-Pfalz“.<br />
Joachim Buch, *1960 Boppard, studierte<br />
Musikwissenschaft, Germanistik<br />
und Buchwesen in Mainz; freier Musikjournalist<br />
und Arrangeur in Deutschland<br />
und Südtirol, von 1992 bis 2002<br />
verantwortlicher Redakteur des internationalen<br />
Musikmagazins „CLARINO<br />
– Bläsermusik international“.<br />
Doris Braun-Wendeln, *1958<br />
Oberwesel, seit 1979 in Mainz, bis<br />
2002 Amtfrau Stadtarchiv.<br />
Dr. phil. Matthias Dietz-Lenssen,<br />
M.A., *1954 Trier, seit 1973 in Mainz,<br />
Redakteur, Journalist und Ethnologe;<br />
Forschungsarbeiten u.a. über Mainzer<br />
und Rheinhessische Auswanderer nach<br />
Texas. Buchveröffentlichungen: „Die<br />
Mainzer Texas-Germans“, „Mainz und<br />
Rheinhessen“, Co-Autor „Historische<br />
Gasthäuser in Rheinland-Pfalz“.<br />
Werner<br />
Feldmann, *1952 Colgenstein,<br />
Pfalz. Redakteur und Fotograf.<br />
Seit 1990 Studio für Fotokommunikation<br />
in Bodenheim. Internationale<br />
Werbeproduktionen, Künstlerportraits,<br />
Auslandsreportagen und Entwickler<br />
von „Face it – das nonverbale Interview“<br />
sowie „Corporate Imagery“<br />
der konzeptionellen, künstlerischen<br />
Bildsprache.<br />
Dr.<br />
phil. Michael Kläger, *1947<br />
Worms, Studiendirektor. Veröffentlichungen<br />
u.a. „Die Mainzer Stadtund<br />
Festungserweiterung“. Seit 1984<br />
Bearbeiter der Jahresbibliografie in den<br />
MAINZ Vierteljahresheften.<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Koppitz,<br />
em. Professor; Gutenberg-Lehrstuhl,<br />
Mainz; ehemaliger Herausgeber des<br />
Gutenberg-Jahrbuchs.<br />
Gabriele Lambert, *1929, lebt in<br />
Mainz. Nach den Studium (Musik,<br />
Französisch) Tätigkeit am Mainzer Frauenlob-Gymnasium,<br />
später als Dozentin<br />
(Musikalische Früherziehung) am Peter-<br />
Cornelius-Konservatorium. Sie ist die<br />
Großnichte von Prälat Schneider.
I MPRESSUM MAINZ 4|09 115<br />
Birgit Lehr, M.A.,*1972 Eberbach<br />
am Neckar, Studium der Romanischen<br />
Philologie, Anglistik, Kunstgeschichte<br />
in Mainz und Dijon/Frankreich.<br />
Redakteurin bei der Bonewitz Communication<br />
GmbH.<br />
Annelen Ottermann, M.A., *1954<br />
Hameln, Studium Alte Geschichte,<br />
Geschichte und Philosophie in Hannover;<br />
Oberbibliotheksrätin, Leiterin<br />
der Abteilung Handschriften, Rara,<br />
Alte Drucke und Bestandserhaltung<br />
an der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek<br />
Mainz seit 1985; zahlreiche<br />
Veröffentlichungen zu den historischen<br />
Hand- und Druckschriftenbeständen<br />
der Stadtbibliothek Mainz und zur<br />
Bibliotheksgeschichte.<br />
Ingo Rüdiger, *1966 Kassel, Studium<br />
der Kommunikationswissenschaft und<br />
Germanistik in Münster, Westfalen;<br />
seit 1994 in Mainz im Bereich Kultur-,<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, im<br />
wissenschaftlichen Beirat des Literatur-<br />
Büro Mainz e.V.<br />
Horst Karl Schumacher, *1934, seit<br />
29 Jahren Schlaraffe, Ritter Bengel.<br />
Stephan Siepker LL.D., *1953<br />
Frankfurt-Höchst; Rechtshistoriker;<br />
seit mehr als 20 Jahren in Mainz als<br />
Unternehmensberater und Fachjournalist<br />
tätig.<br />
Karl Heinz Spittler, *1925 Bottrop,<br />
seit 40 Jahren Schlaraffe, Ritter Canallero.<br />
Impressum<br />
MAINZ<br />
Vierteljahreshefte für Kultur | Politik |<br />
Wirtschaft | Geschichte<br />
Gründungsherausgeber Jockel Fuchs<br />
29. Jahrgang | November 2009 | Heft IV<br />
ISSN 0720-5945<br />
Verlag Bonewitz Communication GmbH<br />
Herausgeber und Chefredakteur<br />
Michael Bonewitz<br />
Chefin vom Dienst Birgit Lehr<br />
Redaktion Herbert Bonewitz,<br />
Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />
Gestaltung & Layout<br />
Bonewitz Communication GmbH<br />
Abonnementverwaltung, Anzeigenverwaltung,<br />
Herstellung & Versand<br />
gzm – Grafisches Zentrum Mainz<br />
Bödige GmbH<br />
Dekan-Laist-Straße 38 | 55129 Mainz<br />
Tel. 06131.5804-0 | Fax 06131.5804-15<br />
E-Mail info@gzm-mainz.de<br />
Kontakt<br />
Bonewitz Communication GmbH,<br />
Postfach 65 | 55292 Bodenheim<br />
Tel. 06135.931662 | Fax 06135.3983<br />
E-Mail Mainzhefte@bonewitz.de<br />
www.mainz-hefte.de<br />
Erscheinungsweise vierteljährlich<br />
Auflage 5.500 Exemplare<br />
Preis pro Heft 7,50 Euro<br />
Jahresabonnement 25 Euro<br />
Das Abonnement gilt als verlängert, wenn<br />
nicht spätestens bis zum 30. September eines<br />
Jahres gekündigt wird. Die Rechte an den<br />
Texten liegen bei den Autoren, ein Nachdruck<br />
und jegliche Reproduktion bedarf<br />
der Genehmigung des Autors. Namentlich<br />
gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung<br />
der Verfasser wieder. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte besteht kein<br />
Anspruch auf Veröffentlichung und wird<br />
keine Haftung übernommen. Rücksendung<br />
erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Leserbriefe<br />
sind willkommen. Die Redaktion behält<br />
sich jedoch die Entscheidung über Veröffentlichung<br />
und Kürzung vor.<br />
Titelfoto Stiftung Hoher Dom zu Mainz
116<br />
MAINZ 4|09<br />
J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />
Wer schrieb was über Mainz<br />
„ | Jahresbibliografie 2008 zu Geschichte und Gegenwart<br />
der Stadt, Folge 26<br />
V ON D R . M ICHAEL K L Ä G ER | Dass die Sammlung der Mainz-Titel zum Jahr<br />
2008 umfangreicher geworden ist, liegt daran, dass im Berichtzeitraum mehrere<br />
Sammelbände erschienen sind, nicht an dem einen Nachtrag (Nr. 83 zum Frauenlob-Gymnasium)<br />
zum Jahr 2007. Zu den traditionell wichtigen Publikationen,<br />
wie die Mainzer Zeitschrift (Z 17) und die Veröffentlichungen des Vereins für<br />
Sozialgeschichte (Nr. 52 und 161), kamen 2008 mehrere Jubiläumsschriften,<br />
125 Jahre ÖPNV in Mainz (Nr. 5), aus Kirchengemeinden, wie Laubenheim (Nr.<br />
80), oder weltlichen Gemeinden wie Finthen (Nr. 44) oder Drais (Nr. 91 und<br />
93). Immer umfangreicher wird das Jahrbuch des Landkreises Mainz-Bingen<br />
(2008 waren es schon 352 Seiten mit über 70 Aufsätzen), immer mehr Titel<br />
davon tauchen in unserer Mainzer Jahresbibliographie auf. Langzeitwirkung<br />
haben sicher der Ausstellungskatalog „Der Nationalsozialismus in Mainz“ (Nr.<br />
43), Helmut Lehrs Buch über historische Mainzer Wirtshäuser (Nr. 159), die<br />
jetzt gedruckten Vorträge zu den Mainzer (Erz-) Bischöfen (Nr. 162) und Jürgen<br />
Blänsdorfs Buch über die lateinischen Inschriften von Mainz (Nr. 215).<br />
Z 1 Allgemeine Zeitung Mainz,<br />
158. Jahrgang 2008<br />
Z 2 Antike Welt,<br />
Jahrgang 39, 2008<br />
Z 3 Archiv für hessische Geschichte und<br />
Altertumskunde NF 66, Band 2008, Hrsg.:<br />
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt in<br />
Verbindung mit dem Historischen Verein<br />
für Hessen, Redaktion: J. Friedrich<br />
Battenberg<br />
Z 4 Archiv für mittelrheinische<br />
Kirchengeschichte nebst Berichten zur<br />
kirchlichen Denkmalpflege. Im Auftrag<br />
der Gesellschaft für mittelrheinische<br />
Kirchengeschichte in Verbindung mit<br />
H. Ammerich, M.-L. Crone, J. Mötsch,<br />
W. Seibrich, R.E. Schwerdtfeger, W.<br />
Weber. Hrsg. von Friedhelm Jürgensmeier,<br />
60. Jahrgang, Mainz 2008<br />
Z 5 Consens – Das Seniorenmagazin<br />
der Stadt Mainz, 4 Hefte, Mainz-Bretzenheim<br />
2008<br />
Z 6 Domblätter – Forum des Dombauvereins<br />
Mainz e.V.,<br />
Heft 10, Bodenheim<br />
2008<br />
Z 7 Glaube und Leben – Kirchenzeitung<br />
für das Bistum Mainz, Mainz 2008<br />
Z 8 Gymnasium Moguntinum: Blätter<br />
des Freundes- und Förderkreises des<br />
Rabanus-Maurus-Gymnasiums Mainz,<br />
Nr. 71, Juni 2007, 56. Jahrgang, Koordination:<br />
Markus Reinbold, Mainz 2008<br />
Z 9 Gonsenheimer Jahrbuch, 15. Jahrgang<br />
2007, Mainz-Gonsenheim 2008<br />
Z 10 Gutenberg-Jahrbuch 2008, 83.<br />
Jahrgang. Im Auftrag der Gutenberg-Gesellschaft,<br />
hrsg. von Stephan Füssel, Redak-
J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 117<br />
tion: Dr. Cornelia Fischer, Mainz 2008<br />
Z 11 JOGU – Zeitung der Johannes<br />
Gutenberg-Universität, t Hefte 203-206,<br />
Hrsg.: Der Präsident der Johannes<br />
Gutenberg-Universität Mainz, verantwortlich:<br />
Petra Giegerich, Redaktion:<br />
Annette Spohn-Hofmann, Mainz 2008<br />
Z 12 MAINZ<br />
– Vierteljahreshefte für<br />
Kultur – Politik – Wirtschaft – Geschichte,<br />
28. Jahrgang, Mainz 2008<br />
Z 13 Mainz-Bingen: Heimat-Jahrbuch,<br />
52. Jahrgang, Hrsg.: Landkreis<br />
Mainz-Bingen unter Mitwirkung der<br />
„Vereinigung der Heimatfreunde am<br />
Mittelrhein e. V.“, Redaktion: Günter<br />
F. Hattemer, Bad Kreuznach 2008<br />
Z 14 Der Mainzer. Die Stadtillustrierte.<br />
19. Jahrgang, 2008<br />
Z 15 Mainzer Philatelistenspiegel, l<br />
28. Jahrgang, 2008<br />
Z 16 Mainzer Rheinzeitung,<br />
22. Jahrgang, 2008<br />
Z 17 Mainzer Wochenblatt, t<br />
45. Jahrgang, 2008<br />
Z 18 Mainzer Zeitschrift – Mittelrheinisches<br />
Jahrbuch für Archäologie,<br />
Kunst und Geschichte, hrsg. vom Altertumsverein,<br />
dem Landesmuseum, der<br />
archäologischen Denkmalpflege, dem<br />
Stadtarchiv und der Stadtbibliothek,<br />
Jahrgang 103, Mainz 2008<br />
Z 19 Narrhalla 2008, 57. Jahrgang,<br />
hrsg. vom Mainzer Carneval-Verein<br />
1838, Mainz 2008<br />
Z 20 Nassauische Annalen. Jahrbuch<br />
des<br />
Vereins für Nassauische Altertumskunde<br />
und Geschichtsforschung, Schriftleitung:<br />
Dr. Hans-Joachim Häbel, Band 119, 2008<br />
Z 21 Natur und Geist – Das Forschungsmagazin<br />
der Johannes Gutenberg-<br />
Universität Mainz, 24. Jahrgang 2008<br />
Z22Schriftenreihe des Vereins<br />
Hechtsheimer Ortsgeschichte, 13, 2008<br />
Z 23 TOP MAGAZIN Mainz Rheinhessen<br />
Nahe, 2. Jahrgang, 4 Hefte, 2008<br />
Z 24 Wirtschafts-News regional, <strong>Ausgabe</strong><br />
Mainz, 4 Hefte, Nieder-Olm 2008<br />
Z 25 Wirtschaftsreport Rheinhessen,<br />
Hrsg.: Industrie- und Handelskammer<br />
Rheinhessen: Schriftleitung: Hauptgeschäftsführer<br />
Richard Patzke, Redaktion:<br />
Stefan Linden<br />
1 ... daß ich fast mehr mit bildender<br />
Kunst gelebt habe als mit Literatur – Anna<br />
Seghers in der bildenden Kunst/h<br />
rsg.von<br />
der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und<br />
Mainz e.V., Berlin [u.a.] 2008<br />
2 Fußball- und Sportverein Mainz<br />
05: 05er-Jahrbuch ..., Mainz 2008<br />
3 25 soziale Projekte in Mainz<br />
2007/2008: gefördert durch Lokales<br />
Kapital für soziale Zwecke [Red. Christiane<br />
Faust ...], [Mainz] 2008<br />
4 100 Jahre Blinden- und Sehbehindertenverein<br />
Rheinhessen e.V. [Elektronische<br />
Ressource]: 1908-2008, Festschrift<br />
und Chronik, [Mainz] 2008<br />
5 125 Jahre Öffentlicher Personennahverkehr<br />
(ÖPNV)<br />
in Mainz: 1883-<br />
2008, eine Sonderpublikation der Mainzer<br />
Verkehrsgesellschaft mbH anlässlich<br />
des Jubiläums im September 2008/[Autoren:<br />
Jens Beutel ...], Bodenheim 2008<br />
6 FRANCESCA ALDRIGHETTI: Die<br />
Vereinigung der „Heimatfreunde am<br />
Mittelrhein“ und der Landkreis Mainz-<br />
Bingen im Spiegel des „Heimatjahrbuchs“<br />
, Bingen 2008<br />
7 HANS GÜNTER ALTENHOFEN:<br />
Heimatliteratur im Landkreis Mainz-<br />
Bingen: eine Übersicht. In: Z 13, S.<br />
343-345<br />
8 Am Ball bleiben: Rheinland-Pfalz<br />
– Mainz – Bingen. In: Lernende Regionen<br />
– Förderung von Netzwerken,<br />
Berlin 2008, S. 46-47<br />
9 WINFRIED ARNOLD: Erinnerungen<br />
an die „arme Zeit“ nach dem<br />
2. Weltkrieg. In: Z 13, S. 51-54<br />
10 Auferstehungsgemeinde Mainz.<br />
In: Analysen von Gemeinden, mit denen<br />
es aufwärts geht/Wilfried Härle ... (Hg.),<br />
Leipzig 2008, S. 214-221<br />
11 Ausstellung 90 Jahre Frauenwahlrecht:<br />
Frauen im Mainzer Stadtrat<br />
Begleitheft zur Ausstellung 90 Jahre<br />
Frauenwahlrecht: Frauen im Mainzer<br />
Stadtrat: 14. Januar bis 8. Februar 2009,<br />
Rathaus Mainz, Mainz 2008<br />
12 HILDEGARD BACHMANN:<br />
Draaser Feierwehrgeschichte. In: Nr. 93,<br />
S. 27-29<br />
13 HILDEGARD BACHMANN:<br />
Heilichobend dehaam: Weihnachtliches
118<br />
MAINZ 4|09<br />
J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />
uff Rhoihessisch, Ingelheim 2008<br />
14 JÜRGEN BÄRSCH: Spätbarocke<br />
Fronleichnamsfeier im Mainzer Dom.<br />
Das Zeugnis eines handschriftlichen<br />
Prozessionales von 1758 in der Universitätsbibliothek<br />
Eichstätt (Cod. Sm 221).<br />
In: Z 4, S. 173-192<br />
15 THOMAS BERGER: Kardinal Karl<br />
Lehmann: vor 40 Jahren zum Professor<br />
ernannt. In: Z 11, Nr. 206, S. 31<br />
16 THOMAS BERGER: <br />
Katholisch-Theologische Fakultät<br />
der Johannes Gutenberg-Universität<br />
Mainz. In: Z 4, S. 429-434<br />
17 JENS BEUTEL: Die Bedeutung des<br />
Nahverkehrs für Mainz. In: Nr. 5, S. 4-7<br />
18 Bevölkerungsprognose 2007-<br />
- 20200<br />
/<br />
Landeshauptstadt Mainz. Stand: 12/2008,<br />
Mainz 2008<br />
19 NICOLE BEYER: Eine Johannes<br />
Nepomuk-Skulptur im Mainzer Priesterseminar:<br />
Mainzer Bildhauer im Dienste<br />
der Bruderschaft des hl. Johannes von<br />
Nepomuk am Mainzer Dom. In: Z 18,<br />
S. 167-186<br />
20 JÜRGEN BLÄNSDORF: Die<br />
Verfluchungstäfelchen des Mainzer<br />
Isis- und Mater-Magna-Heiligtums. In:<br />
Der altsprachliche Unterricht Latein,<br />
Griechisch, 51 (2, 2008), S. 68-70<br />
21 SINA BLESSING: „Wir bauen<br />
mit Menschen für Menschen“: ob die<br />
Einkaufsgalerie Römerpassage, das Peter<br />
Cornelius Konservatorium oder – wie<br />
aktuell – das Stadtwerke Hochhaus und<br />
der Südbahnhof: das Ingelheimer Familienunternehmen<br />
Karl Gemünden GmbH<br />
& Co. KG baut mit! In: Z 14, 1, S. 32-33<br />
22 SIGRID BOCK: Der Weg führt<br />
nach St. Barbara: die Verwandlung der<br />
Netty Reiling in Anna Seghers, Berlin 2008<br />
23 BIANCO BOLAND: Alles unter<br />
einem Dach: das Konzeptist einmalig:<br />
die räumliche und inhaltliche Verbindung<br />
zwischen Universität, Fachhochschule<br />
und Medienwirtschaft. In: Z 14, 2, S. 8-9<br />
24 HERBERT BONEWITZ:Mein<br />
Kabarett-Menü: pikante Leckerbissen und<br />
regionale Spezialitäten, Bodenheim 2008<br />
25 MICHAEL BORGOLTE: Christen<br />
und Juden im Disput: mittelalterliche<br />
Religionsgespräche im „spatial turn“.<br />
In: Historische Zeitschrift. 286 (2008), S.<br />
359-402<br />
26 ULRIKE BRANDENBURG: Alter<br />
schützt vor Weisheit nicht: beglückendes<br />
Studium. In: Z 11, (Mai 2008), S. 8-9<br />
27 ULRIKE BRANDENBURG:<br />
Forschen für die Zukunft: MAIFOR<br />
– Mainzer Forschungsförderung.<br />
In: Z 11, (Februar 2008), S. 15-16<br />
28 HERMANN JOSEF BRAUN:<br />
Albrecht vonBrandenburg (1490-1545):<br />
Erzbischof und Kurfürst in einer Epoche<br />
des Umbruchs. In: Nr. 162, S. 59-83<br />
29 Breite Straße: eine künstlerische<br />
Annäherung,<br />
ein Projekt der Fachhochschule<br />
Wiesbaden<br />
und der VR-Bank<br />
Mainz. Wiesbaden 2008<br />
30 Bretzenheimer Geschichte aus dem<br />
Kochtopf/hrsg.<br />
vom Verein für Heimatgeschichte<br />
Bretzenheim und Zahlbach.<br />
Zusammen getragen und kommentiert<br />
von Helga Wittkopf. Mainz: Verein für<br />
Heimatgeschichte Bretzenheim und<br />
Zahlbach, 2008 (Bretzenheimer Beiträge<br />
zur Geschichte, 3)<br />
31 HOLGER BRÜLLS: Lüpertz,<br />
Richter, Schreiter: große Glasmalereiprojekte<br />
2007 in Köln und Mainz/mit einem<br />
Beitrag von Holger Brülls. Hrsg. von<br />
Wilhelm Derix, Taunusstein-Wehen 2008<br />
32 SUSANNE BUCHINGER: Als<br />
wär’s ein Stück von mir. Carl Zuckmayer<br />
und seine Haltung zu Krieg und Revolution.<br />
In: Nr. 161, S. 165-176<br />
33 Builderingführer Mainz, Wiesbaden:<br />
Klettermöglichkeiten<br />
im städtischen Raum<br />
[Kletter- & Boulderspots, Wanderrouten,<br />
Kletterhallen & Anlagen, Campingguide]/<br />
Tim Jacobs, Immenstadt 2008<br />
34 FRIEDHELM BURGARD:<br />
Balduin von Luxemburg (um 1285-<br />
1354): Kurfürst, Bischof und Landesherr.<br />
In: Nr. 162, S. 35-58<br />
35 STEFAN BURKHARDT: Mit<br />
Stab und Schwert: Bilder, Träger und<br />
Funktionen erzbischöflicher Herrschaft<br />
zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas;<br />
die Erzbistümer Köln und Mainz im<br />
Vergleich/Stefan Burkhardt, Ostfildern<br />
2008 (Mittelalter-Forschungen, 22)<br />
36 UTE CHARISSÉ: Vom „Englischen<br />
Fräulein“ zur Mainzer Fern-
J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 119<br />
sehfastnacht. In: Maria-Ward-Schule<br />
: Jahrbuch der Schule und<br />
Mitteilungen des Fördervereins der<br />
Eltern, Ehemaligen und Freunde der<br />
Maria-Ward-Schule. 2008, S. 94-95<br />
37 Chronik: 125 Jahre ÖPNV in<br />
Mainz (1883( bis 2008)<br />
.In: Nr. 5, S. 68-74<br />
38 MARIA COLOMBO: Brustzentrum<br />
bündelt Expertenwissen: Universitätsklinik<br />
Mainz erfüllt höchste Ansprüche. In: Z 11,<br />
Nr. 204 (Mai 2008), S. 17-20<br />
39 Corporate design: das visuelle<br />
Erscheinungsbild;<br />
ein Leitfaden/Landeshautstadt<br />
Mainz, Mainz 2008<br />
40 GUNTER DARMSTADT: Besondere<br />
Einsätze und Brände. In: Gott zur<br />
Ehr, dem nächsten zur Wehr/[Hrsg.:<br />
Förderverein Freiwillige Feuerwehr Drais<br />
e. V.], [Mainz-Drais] 2008, S. 118-121<br />
41 GUNTER DARMSTADT:<br />
Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Drais: die ersten hundert Jahre 1883 bis<br />
1983. In: Gott zur Ehr, dem nächsten zur<br />
Wehr/[Hrsg.: Förderverein Freiwillige<br />
Feuerwehr Drais e.V.], [Mainz-Drais]<br />
2008, S. 34-49<br />
42 „Das Heim von Hehith“: 1200<br />
Jahre Hechtsheim, von der fränkischen<br />
Siedlung zum Wirtschaftspark. In: Z 14,<br />
Nr. 212 (Mai 2008), S. 10-11<br />
43 Der Nationalsozialismus in Mainz<br />
1933-45: Terror und Alltag:<br />
[Katalog zur<br />
Ausstellung des Stadtarchivs Mainz im<br />
Mainzer Rathaus 6.3. bis 26.4.2008]/hrsg.<br />
von der Stadt Mainz. Red.: Wolfgang<br />
Dobras, Mainz 2008. (Beiträge zur Geschichte<br />
der Stadt Mainz, 36)<br />
44 Deutsches Rotes Kreuz. Ortsverein<br />
: 75 Jahre DRK OV<br />
Mainz-Finthen e. V.: Jubiläumsschrift/<br />
[Red.: Marcus Kopp], Mainz-Finthen 2008<br />
45 Deutsches Rotes Kreuz. Ortsverein<br />
: Festschrift aus Anlaß<br />
des 50jährigen Bestehens/ Deutsches<br />
Rotes Kreuz, Ortsverein Mainz-Finthen<br />
e.V.: 1933-1983; Jubiläumsveranstaltungen<br />
vom 23.-25.9.1983/[Verantw. für<br />
den Inhalt ... Albert Schell], Mainz-Finthen<br />
2008<br />
46 Die ältesten Urkunden der Erzbischöfe<br />
von Mainz (888-1109( )/in Zusammenarbeit<br />
mit Harald Winkel, hrsg. von<br />
Irmgard Fees und Francesco Roberg,<br />
Leipzig 2008 (DigitaleUrkundenbilder, 3)<br />
47 Die Anfänge des ÖPNV in Mainz.<br />
In: Nr. 5, S. 16-25<br />
48 Die Geschichte des katholischen Gesangbuchs:<br />
ein Studientag informierte über<br />
Ergebnisse der Mainzer Gesangbuchforschung.<br />
In: Kirchenmusik im Bistum<br />
Mainz, Nr. 14 (Dez. 2008), S. 41-43<br />
49 Die Grundsteinurkunde von 1907.<br />
In: Nr. 80, S. 31-33<br />
50 Die Jugendberufsagentur Mainz:<br />
die Kompetenzen dreier Institutionen bündeln.<br />
Beratung für junge Menschen unter<br />
25 Jahren unter einem Dach vernetzen.<br />
Dokumentation Fachtagung des „Forum<br />
Pro Ausbildung“, 15. November 2007 im<br />
Haus der Jugend der Stadt Mainz/Stadt<br />
Mainz ... [Projektleitung und Red.:<br />
Horst Maus], Mainz 2008<br />
51 Die Katholischen Pfarrer von<br />
Laubenheim. In: Nr. 80, S. 73-75<br />
52 Die Mainzer Synagogen: ein<br />
Überblick über die Mainzer Synagogenbauwerke<br />
mit ergänzenden Beiträgen<br />
über bedeutende Mainzer Rabbiner, das<br />
alte Judenviertel und die Bibliotheken der<br />
jüdischen Gemeinden/mit Beiträgen von<br />
Dieter Krienke ... Hrsg. von Hedwig Brüchert<br />
im Auftrag des Vereins für Sozialgeschichte<br />
Mainz e. V., Mainz 2008 (Mainzer<br />
Geschichtsblätter. Sonderheft 2008)<br />
53 Die Melchers und die MVG: eine fiktive<br />
Familiengeschichte. In: Nr. 5, S. 32-39<br />
54 MARION DIEHL: Ein ertragsstarkes<br />
Unternehmen zum Wohle der<br />
Bürger: Stadtwerke Mainz. In: Z 14<br />
(Jan. 2008), S. 16-17<br />
55 UTE DIEHL: Schott Music – ein<br />
Mainzer Traditions-Unternehmen: ein<br />
Weltmarktführer in Mainz und eine fast<br />
240-jährige Unternehmensgeschichte. In:<br />
Z 14 (Feb. 2008), S. 10-11<br />
56 HORST DIPPEL: Georg Forster<br />
und die angebliche Reichsacht. In: Georg-<br />
Forster-Studien, 13 (2008), S. 235-255<br />
57 WOLFGANG DOBRAS: In<br />
memoriam Friedrich Schütz (21.9.1936-<br />
5.4.2007). In: Z 18, S. V-VI<br />
58 BARBARA DOLCH: Außerschulische<br />
Lernorte: das NaTa -Lab/Barbara<br />
Dolch. In: Pädagogische Beiträge, 2008,
120<br />
MAINZ 4|09<br />
J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />
1, S. 23-25<br />
59 Dommuseum Mainz: Führer durch<br />
die Sammlung/hrsg.<br />
von Hans-Jürgen<br />
Kotzur. Bearbeitet von Alexandra König<br />
... Mainz am Rhein 2008<br />
60 WOLFGANG DREWELLO: Gemeinsam:<br />
Ökumene in Laubenheim. In:<br />
Nr. 80, S. 114-117<br />
61 „Du zeigst mir den Pfad zum Leben“:<br />
das Silberne Bischofsjubiläum von<br />
Karl Kardinal Lehmann, das 40-jährige<br />
Bestehen von Pfarrgemeinderäten im<br />
Bistum Mainz und das Mainzer Bistumsfest<br />
2008: Berichte, Texte, Bilder/hrsg.<br />
von Barbara Nichtweiß. Mainz: Publikationen<br />
Bistum Mainz, 2008 (Mainzer<br />
Perspektiven: Wort des Bischofs, 4)<br />
62 HEINZ DUCHHARDT: Friedrich<br />
Karl Joseph von Erthal (1719-1802), Karl<br />
Theodor von Dalberg (1744-1817) und<br />
das Ende von Reichskirche und Reich.<br />
In: Nr. 162, S. 103-121<br />
63 HEINZ DUCHHARDT: Martin<br />
Göhring und seine Beziehungen zur<br />
französischen Geschichtswissenschaft.<br />
In: Die Rückkehr der deutschen Geschichtswissenschaft<br />
in die „Ökumene<br />
der Historiker“/hrsg. von Ulrich Pfeil.<br />
München 2008 (Pariser historische Studien,<br />
89), S. 255-263<br />
64 FRANZ DUMONT: Poeta ante<br />
portas: zu einer Neuausgabe von Goethes<br />
„Belagerung von Mainz“. In: Z 18,<br />
S. 277-282<br />
65 DIANA ECKER: Das Mainzer<br />
Dom-Museum: Geschichte und Geschichten,<br />
Mainz 2008<br />
66 DIANA ECKER: Der Drehtabernakel<br />
aus dem Mainzer Altmünsterkloster:<br />
ein Werk der Neuwieder Roentgen-<br />
Manufaktur/von Diana Ecker und Paul<br />
Engelmann. In: Z 18, S. 187-200<br />
67 GOTTFRIED EDEL: Vierzig Jahre<br />
Akademie für Weltkultur: 1967-2007,<br />
Werkstatt des Denkens, Lehrhaus des<br />
Lebens, Ort des Begegnens, Mainz 2008<br />
68 Ein Amerikaner in Frankfurt am<br />
Main:Charles Hallgarten (1838-1908).<br />
Bankier, Mäzen, Sozialreformer/Ein Projekt<br />
der Charles-Hallgarten-Schule. Texte:<br />
Gudrun Flügge, Hans-Otto Schembs,<br />
Frankfurt am Main 2008<br />
69 Ein neues Wohnkonzept für die<br />
Stadt Mainz: Erschließung der Gonsbachterrassen<br />
in vier individuelleWohnquartiere.<br />
In: Bauen + Wirtschaft/Rheinland-Pfalz,<br />
2008, S. 150-151<br />
70 HARTMUT ELLRICH: Öffentliches,<br />
privates und privatwirtschaftliches<br />
Engagement – Schlösser als Prestigeobjekte<br />
im 19. und frühen 20. Jahrhundert,<br />
dargestellt am Beispiel von Saarbrücken,<br />
Mainz und Waghäusel. In: Repräsentation<br />
im Wandel/hrsg. von Wolfgang Wiese<br />
..., Ostfildern 2008 (Oberrheinische<br />
Studien, 26)<br />
71 HANS-MICHAEL EMPELL:<br />
Gutenberg vor Gericht: der Mainzer<br />
Prozess um die erste gedruckte Bibel,<br />
Frankfurt am Main [u.a.] 2008 (Rechtshistorische<br />
Reihe, 372)<br />
72 Energiekonzept Mainz 2005-2015:<br />
Energie und Verkehr, Endbericht/Im<br />
Auftrag der Stadt Mainz Hans Hertle<br />
(Projektleitung) ... Ifeu-Institut, Institut<br />
für Energie und Umweltforschung<br />
gGmbH Heidelberg, Heidelberg 2008<br />
73 CHRISTOPH ENGELS: Die<br />
Merowingischen Grabfunde von<br />
Mainz-Finthen/Christoph Engels. Das<br />
Fränkische Gräberfeld von Badenheim/<br />
Gudula Zeller. Mainz Generaldirektion<br />
Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion<br />
Landesarchäologie, 2008 (Mainzer<br />
archäologische Schriften, 8)<br />
74 Erarbeitung eines Gleichstellungsaktionsplanes<br />
für die Stadt Mainz. Sachstandsbericht<br />
September 2008/Frauenbüro,<br />
Landeshauptstadt Mainz, Mainz 2008<br />
75 EVANGELISCHE PAULUSGE-<br />
MEINDE : 50 Jahre Evangelische<br />
Paulusgemeinde in Mainz:<br />
Festschrift, [Feiern mit Paulus, Jubiläumswoche<br />
8.-15. Juni 2008], Mainz 2008<br />
76 Fahrrad Spezial: „mobil und<br />
gesund sein in der Region“. Rad-Ratgeber<br />
für Alltag, Verkehr, Gesundheit<br />
und mehr; an Beispielen im Landkreis<br />
Mainz-Bingen/Kreisverwaltung Mainz-<br />
Bingen (UEBZ). [Red.: Astrid Johann],<br />
Ingelheim 2008<br />
77 DIETER FARNUNG: Emanuel<br />
Joseph von Herigoyen und das Schulhaus<br />
von 1792 in Schwalbach am Tau-
J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 121<br />
nus. In: Zwischen Main und Taunus.<br />
16 (2008), S. 63-67<br />
78 ROMY FELDMANN: Rheinland-<br />
Pfalz regional: Mainz. In: Rheinland-<br />
Pfalz: Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz.<br />
61 (2008), S. 507-521<br />
79 FRANZ J. FELTEN: Rabanus<br />
Maurus (um 780-856) : Diener seiner<br />
Zeit – Vermittler zwischen den Zeiten.<br />
In: Nr. 162, S. 11-34<br />
80 Festschrift 1000<br />
Jahre Kirchenerweiterung<br />
Katholische Pfarrkirche Mariä<br />
Heimsuchung Mainz-Laubenheim/[Hrsg.:<br />
KatholischePfarrgemeinde Mariä<br />
Heimsuchung, Mainz-Laubenheim. Red.<br />
Ulrich Frings ...]. Mainz-Laubenheim,<br />
2008 (Schriftenreihe zur Ortsgeschichte<br />
von Mainz-Laubenheim, 2)<br />
81 Fieber tief in den Taschen: eine<br />
Ausstellung aus dem Umfeld der Klasse<br />
Virnich der Akademie für Bildende<br />
Künste an der Johannes Gutenberg-<br />
Universität Mainz in der Sparkassenakademie<br />
Schloß Waldthausen, 24. April<br />
2008-21. Mai 2008/mit Texten von Angelica<br />
Horn, Stephan Engelke und Michael<br />
Heym, Mainz 2008<br />
82 MICHAEL FISCHER: Gelungene<br />
oder misslungene Anpassung an die<br />
Lebenswelt Sterbe- und Begräbnislieder<br />
in Mainzer Diözesangesangbüchern<br />
1787 bis 1865. In: Liturgie und Lebenswelt/Jürgen<br />
Bärsch; Bernhard Schneider<br />
(Hg.). Münster 2006 (Liturgiewissenschaftliche<br />
Quellen und Forschungen,<br />
9), S. 373-390<br />
83 MICHAEL A. FÖRSTER: Ein<br />
Mainzer Schulgebäude erzählt seine<br />
Geschichte: eine Jubiläumsschrift für das<br />
Hauptgebäude des Frauenlob-Gymnasiums,<br />
1906-2006/erstellt von Michael<br />
A. Förster und Thomas Mayer. Mainz<br />
Frauenlob-Gymnasium, 2007<br />
84 LORENZ FRANK: Die Architektur<br />
der Universität Mainz – ein studentisches<br />
Ausstellungsprojekt. In: Nr. 231,<br />
S. 9-12<br />
85 Friedrich Schneider: ein Mainzer<br />
Kulturprälat 1836-1907/hrsg.<br />
von<br />
Helmut Hinkel. Mit Beiträgen von<br />
Claus Arnold ... – Mainz, Publikationen<br />
Bistum Mainz, 2008 (Neues Jahrbuch für<br />
das Bistum Mainz, 2008)<br />
86 Gedenkfeier zum 100. Geburtstag<br />
Ludwig Petrys (1908-1991) in Mainz<br />
(3. Juni 2008)/Matthias Schnettger ...<br />
[Mainz] 2008<br />
87 AXEL GEERLINGS-DIEL:<br />
Ambulante soziale Hilfen mit neuer<br />
Struktur: Caritaszentren im Sozialraum<br />
für Menschen in unterschiedlichen<br />
sozialen Problemlagen ... In: Caritas:<br />
Jahrbuch des Deutschen Caritasverbandes<br />
2008, S. 276-280<br />
88 ALOIS GERLICH: Ludwig Petry als<br />
akademischer Lehrer. In: Nr. 86, S. 27-35<br />
89 Gewusst wo! – wissen schafft<br />
Räume: die Verortung des Denkens im<br />
Spiegel der Druckgraphik; Ausstellung,<br />
31. Oktober 2008 bis 29. März 2009 im<br />
Gutenberg-Museum Mainz, Taschenführer<br />
für den Ausstellungsbesuch/Hrsg.:<br />
Cornelia Schneider ... Mainz 2008<br />
90 JOACHIM GLATZ: „... eine unabweisbare<br />
Pflicht ...“: Friedrich Schneider<br />
und die Denkmalpflege. In: Nr. 85,<br />
S. 127-148<br />
91 MARC ANDRÉ GLÖCKNER:<br />
Die Freiwillige Feuerwehr Drais nach<br />
1983/Marc André Glöckner; Thomas<br />
Bockius. In: Nr. 93, S. 80-81<br />
92 STEFAN GÖRGES: Naturwissenschaftliche<br />
Fakultät. In: Nr. 231, S. 63-69<br />
93 Gott zur Ehr, dem Nächsten zur<br />
Wehr: Festbuch – 125 Jahre Freiwillige<br />
Feuerwehr Drais/[Hrsg.: Förderverein<br />
Freiwillige Feuerwehr Drais e.V.]<br />
[Mainz-Drais] 2008<br />
94 FELIX GRIGAT: Wirbel um Graduate<br />
Center in Mainz. In: Forschung &<br />
Lehre. (15, 2008), S. 72-73<br />
95 MATHILDE GRÜNEWALD: Die<br />
Briefe Friedrich Schneiders an Maximilian<br />
(von) Heyl im Stadtarchiv Worms:<br />
Dokumentation. In: Nr. 85, S. 163-190<br />
96 MATHILDE GRÜNEWALD:<br />
Maximilian (von) Heyl und Friedrich<br />
Schneider: eine ökumenische Freundschaft.<br />
In: Nr. 85, S. 149-162<br />
97 CHRISTINE HARTWIG-THÜR-<br />
MER: Frauen in der Rüstungsproduktion<br />
im Ersten Weltkrieg – eine quellenkritische<br />
Betrachtung eines Textes aus dem<br />
M.A.N.-Werk Mainz-Gustavsburg aus
122<br />
MAINZ 4|09<br />
J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />
dem Jahr 1940. In: Nr. 161, S. 140-146<br />
98 CHRISTINE HAUG: „Diese Arbeit<br />
unterhält mich, ohne mich zu<br />
ermüden“ – Georg Forsters Übersetzungsmanufaktur<br />
in Mainz in den<br />
1790er Jahren. In: Georg-Forster-Studien<br />
(13, 2008), S. 99-128<br />
99 LAURA HEEG: Hochschule für<br />
Musik und Institut für Kunstgeschichte/<br />
Laura Heeg, Marion Singer. In: Nr. 231,<br />
S. 23-32<br />
100 PAUL HEIDE: Zwischen zwei<br />
Bundesländern: der siegreiche Entwurf<br />
für die Schiersteiner Rheinbrücke. In:<br />
Umrisse (4, 2008), S. 29-31<br />
101 JÜRGEN HEIMBACH: Johannes‘<br />
Nacht: ein Mainzer Detektivroman,<br />
Frankfurt am Main 2008<br />
102 STEFAN HEINZ: Rom in Trier<br />
und Mainz: die Brunnen der Schönborn.<br />
In: ... zum allgemeinen statt nutzen/hrsg.<br />
von Dorothee Rippmann ... Trier 2008,<br />
S. 207-230<br />
103 ALEXANDER HEISING: Die<br />
römische Stadtmauer von Mogontiacum<br />
– Mainz: archäologische, historische und<br />
numismatische Aspekte zum 3. und 4.<br />
Jahrhundert n. Chr., Bonn 2008<br />
104 WALTER HELL: Andreas Joseph<br />
Hofmann – ein harter Republikaner im<br />
Rheingau. In: Nr. 108, S. 35-45<br />
105 WALTER HELL: Der Radikaldemokrat<br />
Germain Metternich und die<br />
freisinnigen Rheingauer. In: Nr. 108,<br />
S. 71-74<br />
106 WALTER HELL: Jakobiner im<br />
Rheingau und ihre Sympathisanten.<br />
In: Nr. 108, S. 46-55<br />
107 WALTER HELL: Johann Georg<br />
Forster – einWeltreisender am Mittelrhein.<br />
In: Nr. 108, S. 65-70<br />
108 WALTER HELL: Vom Mainzer<br />
Rad zum Hessischen Löwen: Aufsätze<br />
zur Rheingauer Geschichte, Erfurt 2008<br />
109 RUDI HENKEL: Die Meenzer<br />
Schwellköpp. [Hrsg.: Mainzer Carneval-<br />
Verein 1838 e.V. (MCV)], V Mainz 2008<br />
110 GÜNTHER HERBST: Mainzer<br />
Straßenbahn: 125 Jahre Mainzer Straßenbahn<br />
1883-2008; die letzten 14 Jahre<br />
1994-2008, Mainz 2008<br />
111 RITA HEUSER: Namen der<br />
Mainzer Straßen und Örtlichkeiten:<br />
Sammlung, Deutung, sprach- und motivgeschichtliche<br />
Auswertung, Stuttgart 2008<br />
112 HELMUT HINKEL: Die<br />
Johannes Nepomuk-Bruderschaft am<br />
Mainzer Dom. In: Z 18, S. 117-165<br />
113 HANNS-DETLEV HÖHNE: Die<br />
Geschichte des Nahverkehrs im Konzern.<br />
In: Nr. 5, S. 12-15<br />
114 HAUKE HORN: Philosophicum.<br />
In: Nr. 231, S. 53-62<br />
115 MARLENE HÜBEL: Im Schatten<br />
Napoleons: Frauen um Napoleon in<br />
Mainz, Ingelheim 2008<br />
116 INGEBORG HULD-ZETSCHE:<br />
Der Mithraskult in Mainz und das<br />
Mithräum am Ballplatz. Mainz: Generaldirektion<br />
Kulturelles Erbe Rheinland-<br />
Pfalz, 2008 (Mainzer Archäologische<br />
Schriften, 7)<br />
117 HANS HUMMER: A family cartulary<br />
of Hrabanus Maurus Hessisches<br />
Staatsarchiv Marburg, Ms. K 424, folios<br />
75-82v. In: Nomen et fraternitas/hrsg. von<br />
Uwe Ludwig ... Berlin [u.a.], 2008 (Reallexikon<br />
der germanischen Altertumskunde,<br />
Ergänzungsbände, 62), S. 645-664<br />
118 Christoph Hust: Die Musiktheorie-Kompilation<br />
Hs. II 375 der Stadtbibliothek<br />
Mainz: zur Rezeption der musica<br />
theorica im spätmittelalterlichen Kloster/<br />
Christoph Hust. 2008, S. [249]-277<br />
119 MICHAEL HUYER: Der mittelalterliche<br />
Turm<br />
der katholischen Pfarrkirche<br />
St. Pankratius in Mainz-Hechtsheim.<br />
In: Z 18, S. 255-259<br />
120 MICHAEL IMHOF: Mainz,<br />
Dom St. Martin und Stephan/Michael<br />
Imhof und Tobias Kunz. In: Imhof:<br />
Deutschlands Kathedralen/von Michael<br />
Imhof und Tobias Kunz. Petersberg<br />
2008, S. 244-253<br />
121 In Andacht leben, humanistisch<br />
wirken: das Gebetbuch des Mainzer Kardinals<br />
Albrecht von Brandenburg/[Autoren:<br />
Helmut Hinkel, Armin Sinnwell, Claus<br />
Weinert. Red.: David Richardt, Donata<br />
Conte], Heidelberg [2008]<br />
122 FRIEDHELM JÜRGENSMEIER:<br />
Johann Philipp von Schönborn (1605-<br />
1673): Erzbischof – Kurfürst – Erzkanzler<br />
des Reiches. In: Nr. 162, S. 85-102
J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 123<br />
123 STEFANIE JUNG: Mainz zu Fuß:<br />
die schönsten Sehenswürdigkeiten zu Fuß<br />
entdecken, Frankfurt am Main 2008<br />
124 VIKTORIA KACZMAREK: Neue<br />
Literatur zu Georg Forster. In: Georg-<br />
Forster-Studien, (13, 2008), S. 313-318<br />
125 CHRISTIAN KARN: 1. FSV<br />
Mainz 05 – von Jahr zu Jahr: [1925-2008:<br />
72 Saisons, 2.365 Spiele, 1.023 Siege, 4.328<br />
Tore, 544 Spieler], Bad Hersfeld 2008<br />
126 GEORG PETER KARN: Die<br />
Gruft der Grafen zu Eltz. In: Pfarrei St.<br />
Peter, St. Emmeran : Sankt-<br />
Peter-Report.<br />
2008, Weihnachten, S. 7-9<br />
127 ANTON MARIA KEIM: Meine<br />
Hechtsheimer Jahre: Erinnerungen<br />
1928-1954, Ingelheim 2008<br />
128 Kinder sehen Hechtsheim: das<br />
Buchprojekt zur 1200-Jahr-Feier/[Hrsg.<br />
Ursula Groden-Kranich], Mainz 2008<br />
129 MICHAEL KIßENER: Wilhelm<br />
Emmanuel von Ketteler (1811-1877): Bischof<br />
der Moderne. In: Nr. 162, S. 123-141<br />
130 BIRGIT KITA: Neubau Chemie.<br />
In: Nr. 231, S. 115-123<br />
131 BIRGIT KITA: St. Christoph in<br />
Mainz und die Bettelsordensarchitektur.<br />
In: Magister operis/hrsg. von Gabriel<br />
Dette ..., Regensburg 2008, S. 53-78<br />
132 MICHAEL KLEEBERG: Aufgehoben:<br />
kleines Mainzer Brevier, Mainz 2008<br />
133 ALMUTH KLEIN: Forum. In:<br />
Nr. 231, S. 13-22<br />
134 MICHAEL J. KLEIN: Jahresbericht<br />
2007 des Mainzer Altertumsvereins.<br />
In: Z 18, S. 285-287<br />
135 GOTTFRIED KNEIB: Das Mainzer<br />
Lehnsgericht tagte in Nieder-Olm.<br />
In: Z 13, S. 152-154<br />
136 RENATE KNIGGE-TESCHE: Die<br />
„Ehrenchronik“ der Gemeinde Hechtsheim<br />
1914-1918. In: Nr. 161, S. 121-139<br />
137 BENEDIKT KOEHLER: Chronik<br />
50 Jahre LRP. In: Nr. 152, S. 52-90<br />
138 BENEDIKT KOEHLER: Ein<br />
Mainzer Bürger und revolutionärer<br />
Bankier [Ludwig Bamberger]. In: Nr.<br />
152, S. 38-51<br />
139 ALEXANDER KÖNIG: <br />
Kirchliche Denkmalpflege im<br />
Bistum Mainz. In: Z 4, S. 349-359<br />
140 WALTER KONRAD: Partnerschaft<br />
von der Basis her – Städtepartnerschaft<br />
Mainz-Dijon. In: Z 5. 2008, 3, S. 42-43<br />
141 HANS-JÜRGEN KOTZUR:<br />
Friedrich Schneider und der Mainzer<br />
Dom. In: Nr. 85, S. 79-98<br />
142 UTE KREBBER: Ehrenbürgerinnen<br />
und Ehrenbürger im Landkreis<br />
Mainz-Bingen. In: Z 13, S. 217-221<br />
143 DIETER KRIENKE: Die Synagogen<br />
der Mainzer Vororte Bretzenheim,<br />
Ebersheim, Hechstheim und Kastel. In:<br />
Nr. 52, S. 137-143<br />
144 DIETER KRIENKE „Eine Zierde<br />
unserer geliebten Vaterstadt“ – die<br />
Mainzer Hauptsynagoge von Willy Graf<br />
(1912). In: Nr. 52, S. 89-117<br />
145 DIETER KRIENKE: Weisenau<br />
– Synagoge und Mikwen – „Wiederentdeckung“<br />
und Rettung der Weisenauer<br />
Synagoge. In: Nr. 52, S. 119-136<br />
146 ULLI KULKE: Die Reise ans Ende<br />
der Welt: Georg Forster war 17 Jahre alt,<br />
als er mit James Cook in den Pazifik aufbrach<br />
... In: NATIONAL GEOGRAPHIC/<br />
Deutschland, (Feb. 2008), S. 28-56<br />
147 Kunst direkt 2008: Katalog zur<br />
8. Rheinland-Pfälzischen Kunstmesse<br />
2008, Rheingoldhalle Mainz/[Veranst.:<br />
Ministerium für Bildung, Wissenschaft,<br />
Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz ...<br />
Hrsg.: August Moderer] Mainz 2008<br />
148 GEBHARD KURZ: Die Katholische<br />
Pfarrkirche „Mariä Heimsuchung“<br />
in Mainz-Laubenheim. In: Nr. 80, S. 50-60<br />
149 GEBHARD KURZ: Die Kirchenerweiterung<br />
von 1907/08. In: Nr. 80,<br />
S. 15-29<br />
150 GEBHARD KURZ: Glocken und<br />
Orgel der Laubenheimer Pfarrkirche. In:<br />
Nr. 80, S. 66-72<br />
151 GABRIELE LAMBERT: Eine<br />
Mainzer Familie. In: Nr. 85, S. 37-48<br />
152 LANDESBANK RHEINLAND-<br />
PFALZ : 50 Jahre LRP Landesbank<br />
Rheinland-Pfalz und die drei<br />
Säulen des deutschen Bankensystems/<br />
[Verantw. für den Inhalt Jürgen Pitzer]<br />
Mainz 2008 (Lebendiges Rheinland-<br />
Pfalz, Jg. 45, H. 1)<br />
153 ALEXANDER LANG: Renaissance<br />
des Judentums: in den ehemaligen<br />
mittelalterlichen jüdischen Zentren
124<br />
MAINZ 4|09<br />
J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />
Speyer und Mainz werden neue Synagogen<br />
gebaut/von Alexander Lang<br />
und Karsten Packeiser. In: Evangelische<br />
Sonntags-Zeitung. 2008, 45, S. 14-15<br />
154 THOMAS LANGE: Mobilisierung<br />
vor dem Krieg. Wilhelminische<br />
Jugendpolitik als Kriegsvorbereitung.<br />
In: Nr. 161, S. 33-44<br />
155 KARL LEHMANN: „Dominus<br />
fortitudo – Der Herr ist meine Stärke“:<br />
Bischof Dr. Albert Stohr (1890-1961)<br />
– Hirte in schwieriger Zeit. In: Nr. 162,<br />
S. 143-165<br />
156 ANDREAS LEHNARDT: Die Bibliotheken<br />
in den jüdischen Gemeinden<br />
von Mainz. In: Nr. 52, S. 163-177<br />
157 ANDREAS LEHNARDT: Hebräische<br />
und aramäische Einbandfragmente<br />
in Mainz und Trier: Zwischenbericht<br />
eines Forschungsprojekts. In: Rekonstruktion<br />
und Erschließung mittelalterlicher<br />
Bibliotheken/hrsg. von Andrea<br />
Rapp ... Berlin 2008<br />
158 ANDREAS LEHNARDT: Hebräische<br />
und aramäische Handschriftenfragmente<br />
in Mainzer Bibliotheken. In:<br />
Z 18, S. 15-28<br />
159 HELMUT LEHR: Vom Birnbaum<br />
zum Gebirg: historische Wirtshäuser in<br />
Mainz, Alzey 2008<br />
160 HEINZ LEIWIG: Deckname:<br />
Limonade: der Nachtjagdeinsatzhafen<br />
Finthen bei Mainz 1937-1945, Mainz 2008<br />
161 Mainz und der Erste Weltkrieg,<br />
Mainz 2008 (= Mainzer Geschichtsblätter,<br />
Heft 14 – Veröffentlichungen des<br />
Vereins für Sozialgeschichte Mainz e.V.)<br />
162 Mainzer (Erz-)Bischöfe in ihrer<br />
Zeit/Franz<br />
J. Felten (Hg.), Stuttgart 2008<br />
163 Mainzer Hausmadonnen: auf<br />
den Spuren von 60 Bildwerken/Annette<br />
Wöhrlin (Hg.), Ingelheim 2008<br />
164 Mainzer Unterwelten: Entdeckungen<br />
des Untergründigen/Wolfgang<br />
Balzer u. Klaus Benz. 2. erw. Aufl.,<br />
Mainz 2008<br />
165 ERHARD MISCHKE: Das Mainzer<br />
Rad auf einer alten Bierflasche. In:<br />
Z 5. (2008, 1), S. 22-23<br />
166 ERHARD MISCHKE: Eine rätselhafte<br />
Beziehung: schwarzer Bär und Mainzer<br />
Holzturm. In: Z 5. (2008, 2), S. 22-23<br />
167 ERHARD MISCHKE: Garnisonsmuseum<br />
in der Mainzer Zitadelle. In:<br />
Z 5. (2008, 4), S. 22-23<br />
168 Mit Bussen, Bahnen und Familie<br />
Thomas. In: Nr. 5, S. 40-44<br />
169 Mit dem Alfa Romeo durch<br />
Mainz: die kurze Ära der Obusse. In:<br />
Nr. 5, S. 26-30<br />
170 ALFONS MOLITOR: Die organisierte<br />
Fastnacht. In: Z 13, S. 323-327<br />
171 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />
70 Jahre Eingemeindung – 70 Jahre<br />
Mainz-Gonsenheim. In: Z 9, S. 49-81<br />
172 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />
Das schönste Mainzer Rathaus steht in<br />
Gonsenheim. In: Z 9, S. 116-118<br />
173 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />
Der HGG – seit 15 Jahren aktiv: ein<br />
Rückblick zum 15. Geburtstag des<br />
Gonsenheimer Geschichtsvereins.<br />
In: Z 9 S. 126-131<br />
174 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />
Der Werdegang eines jungen Mannes im<br />
NS-Staat oder: ein hoffnungsvoller Gonsenheimer<br />
Student, aufgewachsen im Geist<br />
des Nationalsozialismus – an der russischen<br />
Front verheizt. In: Z 9, S. 82-115<br />
175 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />
Vom Napoleonverein zum 60-jährigen<br />
VdK: eine Geschichte der Gonsenheimer<br />
Veteranenvereine und Kriegsopferverbände.<br />
In: Z 9, S. 10-23<br />
176 KARL MÜLLER: Die Geschichte<br />
der Evangelischen in Mainz: mit besonderem<br />
Blick auf die Paulusgemeinde,<br />
zum 50jährigen Jubiläum, Mainz 2008<br />
177 CHRISTOPHER NAUMANN:<br />
Zwei Bischofsstäbe des Historismus im<br />
Domschatz von Mainz. In: Z 18, S. 201-214<br />
178 HELMUT NEUBACH: Parteien<br />
und Politiker der „ersten Stunde“ im Landkreis<br />
Mainz-Bingen. In: Z 13, S. 63-67<br />
179 BEATRIX NIERING: Küster – Im<br />
Dienste der Kirche. In: Nr. 80, S. 81-90<br />
180 EBERHARD J. NIKITSCH:<br />
Ein neuer Grabmalstyp für Kleriker im<br />
Rhein/Main/Mosel-Gebiet zwischen<br />
Spätgotik und Renaissance: Import, Innovation<br />
oder Variation In: Traditionen,<br />
Zäsuren, Umbrüche/hrsg. von Christine<br />
Magin ... Wiesbaden 2008, S. 263-276<br />
181 EBERHARD J. NIKITSCH: Fritz
J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 125<br />
V. Arens als Mainzer Inschriftensammler<br />
und Epigraphiker. In: Z 18, S. 231-243<br />
182 ANNELEN OTTERMANN: Ein<br />
unbekanntes „Rennewart“-Fragment<br />
in Mainz/von Annelen Ottermann und<br />
Klaus Klein. In: Zeitschrift für deutsches<br />
Altertum und deutsche Literatur (137,<br />
2008), S. 370-376<br />
183 ANNELEN OTTERMANN:<br />
Qui non addid, amittit: vom Wachsen<br />
einer Rarasammlung. In: Wolfenbütteler<br />
Notizen zur Buchgeschichte. 33 (2008),<br />
S. 95-107<br />
184 DAVID PAISEY. The woodcut<br />
figures of the „Messeflugblatt”, their<br />
proof impressions and some later uses<br />
und derivates. In: Buchwesen in Spätmittelalter<br />
und Früher Neuzeit/hrsg. von<br />
Ulman Weiß, Epfendorf/Neckar 2008,<br />
S. 109-148<br />
185 STEPHAN PELGEN: Zur Innenausstattung<br />
des Mainzer Schlosses:<br />
Edition eines Inventars der kurfürstlichen<br />
Hofmöbel aus dem Jahr 1780, In:<br />
Z 18, S. 261-275<br />
186 ANETTE PELIZAEUS: Räume<br />
des Wissens: Integration und Autonomie<br />
von Bauformen in der Stadt: ein<br />
vergleichende Analyse. In: Magister operis/hrsg.<br />
von Gabriel Dette, Regensburg<br />
2008, S. 101-126<br />
187 LUDOLF PELIZAEUS: Wissen in<br />
Buchform: Rekonstruktionsversuch der<br />
Politik Georg Forsters als Bibliothekar in<br />
Mainz. In: Georg-Forster-Studien. (13,<br />
2008), S. 73-97<br />
188 RASSEGEFLÜGELZUCHTVER-<br />
EIN 1908 :<br />
Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum<br />
Rassegeflügelzuchtverein 1908 Mainz-<br />
Bretzenheim e. V.: Festakt am 19. April<br />
2008 im Haus St. Georg; Jubiläumsausstellung<br />
am 15./16. November 2008 im<br />
Vereinsheim. Mainz-Bretzenheim 2008<br />
189 ZARA RECKERMANN: Rechtsund<br />
Wirtschaftswissenschaften ReWi II.<br />
In: Nr. 231, S. 105-114<br />
190 REINHARD REHBERG: Karneval<br />
am Bruchweg: die großen Jahre von<br />
Mainz 05, Göttingen 2008<br />
191 KATHARINA REIDEL: Ludwig<br />
Petry und die rheinische Geschichtsforschung.<br />
In: Nr. 86, S. 15-26<br />
192 MARTIN REIHL: Universitätsbibliothek.<br />
In: Nr. 231, S. 43-52<br />
193 GEROLD REINBOTT: Bischof<br />
Georg Heinrich Kirstein. In: Nr. 80,<br />
S. 44-46<br />
194 HERMANN-JOSEF REUDEN-<br />
BACH: Friedrich Schneider und die<br />
Buchkunst: Wissensstand und offene<br />
Fragen. In: Nr. 85, S. 191-230<br />
195 HANS RICHTSCHEID: Mainzer<br />
Kindheit 1907-1920. Mit einem Epilog:<br />
Mein Weg zur Philosophie, Ingelheim<br />
2008<br />
196 MANFRED RÖßLE: Geschichte<br />
und Vorgeschichte der Pfarrkirche St.<br />
Pankratius in Mainz-Hechtsheim: Frankenzeit<br />
– 1758 – 2008, Dokumentation<br />
der Jubiläumsausstellung 1. August bis<br />
19. November 2008, 250 Jahre Pfarrkiche<br />
St Pankratius 2008, Hechtsheim 2008<br />
197 MARTINA ROMMEL: Ein Aufenthalt<br />
Josephs II. in Mainz (1777) – ein<br />
Brief als Beginn einer Legende. In: Z 18,<br />
S. 95-115<br />
198 MICHAEL ROTH: Muschel. In:<br />
Nr. 231, S. 71-78<br />
199 ANDREAS SCHEIDGEN: Mainz<br />
– Würzburg – Bamberg –Fulda – Trier<br />
– Limburg – Luxemburg. In: Geschichte<br />
des katholischen Gesangbuchs/hrsg.<br />
von Dominik Fugger ... Tübingen 2008<br />
(Mainzer Hymnologische Studien, 21),<br />
S. 84-104<br />
200 PETER SCHICKE: Napoleons<br />
Staatskirche im Bistum Mainz. In: Vom<br />
Doppeladler zur Trikolore/hrsg. vom<br />
Historischen Verein Ingelheim e.V. ... Ingelheim<br />
2008 (Beiträge zur Ingelheimer<br />
Geschichte, 49), S. 73-94<br />
201 SCHLARAFFIA : 125<br />
Jahre Aurea Moguntia: a. U. 23 – a. U.<br />
148/Hrsg. im Auftrag der Schlaraffia<br />
Moguntia e.V. ... [Mainz] 2008<br />
202 DIETER SCHMIDT: FSV oder<br />
FCK [Mainzer Fußballkrimi mit Karl<br />
Napp und dem FSV Meenz Nullfümf,<br />
König Kurt und dem FC Chaos Kaiserslautern],<br />
Mainz 2008<br />
203 SEBASTIAN SCHMIDT: Kinderarmut,<br />
Fürsorgemaßnahmen und<br />
Lebenslaufperspektiven in den geist-
126<br />
MAINZ 4|09<br />
J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />
lichen Kurfürstentümern. In: Arme und<br />
ihre Lebensperspektiven in der frühen<br />
Neuzeit/Sebastian Schmidt (Hrsg.).<br />
Frankfurt am Main [u.a.] 2008 (Inklusion,<br />
Exklusion, 10), S. 51-84<br />
204 ADAM J. SCHMITT: Tätigkeitsbericht<br />
der „Vereinigung der Heimatfreunde<br />
am Mittelrhein“ für die Zeit<br />
vom 1. Juli 2006 bis zum 30. Juni 2007.<br />
In: Z 13, S. 346-351<br />
205 HANS-MARTIN SCHMITZ:<br />
Weiter ... auf dem Bruchweg: drei Jahre<br />
Geschenk Erste Liga, Ingelheim am<br />
Rhein 2008<br />
206 BARBARA SCHNEIDER: Älter<br />
werden in Mainz: Bericht zur Pflegestruktur,<br />
r Mainz 2008<br />
207 CHRISTIAN ERDMANN<br />
SCHOTT: Die evangelische Gemeinde<br />
Gonsenheim und das Gustav-Adolf-<br />
Werk. In: Z 9, S. 24-37<br />
208 NORBERT SCHÜLER: 125 Jahre<br />
Nahverkehr und 125 Jahre bauliche Entwicklung<br />
in Mainz. In: Nr. 5, S. 8-11<br />
209 FRIEDRICH SCHÜTZ: Mainz:<br />
23. Juni 1933 auf dem Hallplatz, 24. Juni<br />
auf dem Großen Sand in Gonsenheim.<br />
In: Orte der Bücherverbrennungen in<br />
Deutschland 1933/Julius H. Schoeps ...<br />
(Hg.). Hildesheim [u.a.] 2008, S. 597-609<br />
210 WINFRIED SCHULZE: Zwischen<br />
Abendland und Westeuropa: die<br />
Gründung des Instituts für Europäische<br />
Geschichte in Mainz im Jahre 1950. In:<br />
Die Rückkehr der deutschen Geschichtswissenschaft<br />
in die „Ökumene der Historiker“/hrsg.<br />
von Ulrich Pfeil. München<br />
2008 (Pariser historische Studien, 89),<br />
S. 239-254<br />
211 ROBERT SCHUMANN: Briefwechsel<br />
Robert Schumanns mit dem<br />
Verlag B. Schott‘s Söhne in Mainz/<br />
Brüssel. In: Schumann: Schumann-<br />
Briefedition. Köln, Ser. 3, Verlegerbriefwechsel<br />
(5, 2008), S. 311-344<br />
212 HEINO SCHWARZ: Der Verein<br />
– Für ein lebenswertes Mainz und<br />
Rheinhessen e.V. – gegen Fluglärm und<br />
den Ausbau des Frankfurter Flughafens:<br />
gegründet mit Unterstützung der Stadt<br />
Mainz, dokumentarischer Bericht 2006-<br />
2008, [Mainz] 2008<br />
213 SCHWIMM-SPORT-VER-<br />
EIN UNDINE 08 :100 Jahre<br />
Schwimm-Sport-Verein Undine 08 e.V.:<br />
1908-2008/[Red.: Wolfgang Heyne ...].<br />
Mainz 2008<br />
214 JULIANE SCHWOCH: Locus<br />
Memoriae – zum Kapitelsaal des Mainzer<br />
Domes. In: Magister operis/hrsg. von Gabriel<br />
Dette ... Regensburg 2008, S. 79-100<br />
215 Siste viator et lege – Bleib stehen,<br />
Wanderer, und lies: die lateinischen Inschriften<br />
der Stadt Mainz von der Antike<br />
bis zur Neuzeit, Texte mit Übersetzungen<br />
und kurzen Erläuterungen/hrsg.<br />
von Jürgen Blänsdorf, Mainz 2008<br />
216 Stadtführungen und Kulturspaziergänge<br />
2008: Mainz, die Kulturhauptstadt<br />
am Rhein [Touristik Centrale<br />
Mainz, Verkehrsverein Mainz e. V. ...],<br />
Mainz 2008<br />
217 STADTJUGENDRING<br />
: Aktiv für Kinder- und<br />
Jugendarbeit in Mainz: unsere Aufgaben<br />
und unser Engagement/Stadtjugendring<br />
Mainz. Stand: Januar 2008, Mainz 2008<br />
218 Starke Partner: die MVG ist Partner<br />
in drei Verbünden, die das Fahren mit<br />
Bus und Bahn erheblich erleichtern.<br />
In: Nr. 5, S. 56-60<br />
219 RUDOLF STEFFENS: Das<br />
„Mainzer Friedgebot“ vom Jahre 1437:<br />
Neuedition. In: Z 18, S. 29-59<br />
220 Studieren an der Talentschmiede:<br />
Publizistik (BA), A Journalismus (MA), A<br />
Kommunikationswissenschaft (MA), A Medienmanagement<br />
(MA), A Unternehmenskommunikation<br />
(MA)<br />
ander Johannes<br />
Gutenberg-Universität Mainz/Institut für<br />
Publizistik. Hrsg. Hans Mathias Kepplinger.<br />
Stand: August 2008, Mainz 2008<br />
221 WOLFGANG STUMME: Kriegsbeginn<br />
und „Augusterlebnis“ im Spiegel<br />
der Mainzer Presse. In: Nr. 161, S. 45-60<br />
222 INGO SWOBODA: Frank Buchholz:<br />
[Rhein-Main] Text: Ingo Swoboda,<br />
Fotografien: Bernd Grundmann. München<br />
2008 (Bibliothek der Köche, 11)<br />
223 RENATE SWOBODA: Genießen<br />
unter freiem Himmel – Mainz und Umgebung:<br />
die 75 schönsten Restaurants<br />
und Lokale für den Sommer, Frankfurt/<br />
Main 2008
J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 127<br />
224 FRANK TESKE: Die Nagelsäule<br />
– zur Geschichte eines Mainzer Denkmals.<br />
In: 161, S. 79-90<br />
225 URSULA THIEL: Figürliche<br />
Epitaphien des Adels und der Geistlichkeit.<br />
Wege in die frühe Neuzeit. In: Traditionen,<br />
Zäsuren, Umbrüche/hrsg. von Christine<br />
Magin ... Wiesbaden 2008, S. 231-261<br />
226 LEO TREPP: Ein Mainzer der<br />
Vergangenheit und der Gegenwart/Leo<br />
Trepp sprach ... mit Ursula Breitbart. In:<br />
Z 5 (2008, 2), S. 20-21<br />
227 LEO TREPP: Ein vernichtetes<br />
und vergessenes Heiligtum in Mainz: die<br />
Synagoge inder Flachsmarktstraße. In:<br />
Nr. 52, S. 63-73<br />
228 LEO TREPP: Mainzer Rabbiner<br />
in Mittelalter und Neuzeit. In: Nr. 52,<br />
S. 15-32<br />
229 Trotz alledem! ein Porträt des<br />
Widerstandes im Rhein-Main-Gebiet<br />
1933-1945, Dokumentation einer Kunstausstellung<br />
im Mainzer Rathaus/Hrsg.<br />
von: Werkstatt uah! ... Linoldrucke<br />
von Thilo Weckmüller. [Text: Mathias<br />
Meyers], Mainz 2008<br />
230 TURNVEREIN LAUBENHEIM<br />
1883: 125 Jahre Turnverein Laubenheim<br />
1883 e.V.: Festschrift zum Jubiläum,<br />
Mainz 2008<br />
231 Von der Flak-Kaserne zum Glashaus:<br />
Mainzer Universitätsarchitektur 1938-<br />
1998/Birgit8 Kita ... (Hrsg.). Stuttgart 2008<br />
(Beiträge zur Geschichte der Johannes<br />
Gutenberg-Universität Mainz, N.F. 6)<br />
232 JOHANNES WADLE: Human<br />
factors in der Stadionsicherheit: am<br />
Beispiel des 1. FSV Mainz 05, <br />
Mainz 2008<br />
233 HEINRICH WAGNER: Die<br />
Mainzer Bilihild-Urkunde vom 22. April<br />
734. In: Z 18, S. 3-14<br />
234 FRANZ-RUDOLF WEINERT:<br />
Die Karwoche im alten Mainz: wie man<br />
vor 500 Jahren im Mainzer Dom die<br />
Heilige Woche feierte. In: Z 18, S. 61-68<br />
235 FRANZ-RUDOLF WEINERT:<br />
Mainzer Domliturgie zu Beginn des<br />
16. Jahrhunderts: der liber ordinarius<br />
der Mainzer Domkirche/Franz-Rudolf<br />
Weinert, Tübingen [u.a.] 2008<br />
236 GERLINDE WEIS: Aufgewachsen<br />
in Mainz in den 60er und 70er<br />
Jahren/[Gerlinde Weis], Gudensberg-<br />
Gleichen 2008<br />
237 INGRID WESTERHOFF: Die<br />
orthodoxe Synagoge in der Flachsmarktstraße<br />
von Stadtbaumeister Eduard<br />
Kreyßig. In: Nr. 52, S. 75-87<br />
238 INGRID WESTERHOFF: Die<br />
Synagoge von Ignaz Opfermann von<br />
1853. In: Nr. 52, S. 49-61<br />
239 INGRID WESTERHOFF:<br />
Jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge:<br />
das Neubauprojekt von Manuel<br />
Herz. In: Nr. 52, S. 153-161<br />
240 INGRID WESTERHOFF: Provisorien<br />
nach 1945: die Betsäle in der<br />
Turnhalle der Feldbergschule und im<br />
Gemeindezentrum in der Forsterstraße<br />
2. In: Nr. 52, S. 145-151<br />
241 MICHAEL WIEDERSPAHN:<br />
Interpretation von Geschichte: die<br />
Neubebauung am Markt in Mainz. In:<br />
Umrisse (2008, 3), S. 19-23<br />
242 WINFRIED WILHELMY:<br />
„Gründlich ansehen und sorglich behüten<br />
...“: Friedrich Schneider und die<br />
Kunst. In: Nr. 85, S. 99-126<br />
243 Wissenschaft, Forschung,<br />
Technologietransfer: das Forschungsprofil<br />
der Johannes Gutenberg-Universität<br />
Mainz/[Hrsg.: Der Präsident der<br />
Johannes Gutenberg-Universität, Georg<br />
Krausch], Mainz 2008<br />
244 HELGA WITTKOPF: Die großherzogliche<br />
Gemeinde Bretzenheim bei<br />
Mainz im Ersten Weltkrieg. In: Nr. 161,<br />
S. 91-120<br />
245 WOLFRAM ZIEGLER: Erzbischof<br />
Adalbert II. von Mainz (1138-<br />
1141). In: Ziegler: König Konrad III.<br />
(1138-1152). Wien [u.a.] 2008 (Forschungen<br />
zur Kaiser- und Papstgeschichte<br />
des Mittelalters, 26), S. 68-78<br />
246 WOLFRAM ZIEGLER: Erzbischof<br />
Heinrich I. von Mainz (1142-<br />
1153). In: Ziegler: König Konrad III.<br />
(1138-1152). Wien [u.a.] 2008 (Forschungen<br />
zur Kaiser- und Papstgeschichte<br />
des Mittelalters, 26), S. 78-83<br />
247 GABRIELE ZIETHEN: Leben<br />
im Umfeld der Synagoge – das Mainzer<br />
Judenviertel. In: Nr. 52, S. 33-47
128<br />
MAINZ 4|09<br />
F R A G - W Ü R D IG<br />
| 12 Fragen an ...<br />
„ | Franz Stoffl<br />
Statt auf Wühltische und Bestseller setzte Franz Stoffl<br />
stets auf eine qualifizierte literarische Buchauswahl,<br />
Mainz-Literatur und bibliophile Schätze. Der Büchernarr<br />
führte über 30 Jahre lang mit Leib und Seele die<br />
Dom-Buchhandlung. Heute tragen seine Kinder die<br />
Verantwortung für das Geschäft. Aber: Seine Begeisterung<br />
für Bücher vermittelt Franz Stoffl noch jeden Tag<br />
über die Mittagszeit an seine Kunden.<br />
Wie lautet Ihre persönliche Lebensweisheit<br />
Faulheit ist überwundener Fleiß.<br />
Franz Stoffl,<br />
Buchhändler<br />
aus Leidenschaft<br />
© BONEWITZ<br />
COMMUNICATION<br />
Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen<br />
Wunsch frei. Was würden Sie ändern<br />
Ich würde alle Kriege in der Welt<br />
beenden und für ein harmonisches<br />
Zusammenleben aller Völker eintreten.<br />
Mit meiner Heimat verbinde ich ...<br />
einen Ort, an dem ich mich durch<br />
ständigen Aufenthalt zu Hause fühle.<br />
Das Lustigste, das mir passiert ist, ...<br />
war, als ein Schriftsteller mir sein<br />
neues Buch schenkte mit der Widmung<br />
„verkaufen Sie 1 ½ Exemplare“!<br />
Was gibt es bei Ihnen zum Frühstück<br />
Ich frühstücke ausgiebig mit<br />
Kaffee, Brötchen, Honig, Ei und<br />
Müsli.<br />
Wem würden Sie einen Orden verleihen<br />
Meiner Frau für ihre selbstlose<br />
Tätigkeit.<br />
Als Kind wollten Sie sein wie ...<br />
Ich war als Kind Marathonleser<br />
und wollte immer eine Figur sein aus<br />
dem gerade gelesenen Buch.<br />
In wessen Haut würden Sie gerne für<br />
einen Monat schlüpfen<br />
In die von Bill Gates. Ich möchte<br />
herausfinden, wer fundierter in<br />
Zusammenhängen denken kann: der<br />
Mensch oder der Computer<br />
Wer ist Ihre Lieblingsfigur in der<br />
Geschichte<br />
Theodor Heuss. Er hat uns in die<br />
Völkergemeinschaft zurück geführt.<br />
Wer ist Ihr Vorbild in der Gegenwart<br />
Dr. Ruth Pfau, Ärztin und Ordensfrau.<br />
Sie hat in Pakistan seit über<br />
50 Jahren ihr Leben in den Dienst der<br />
Menschen gestellt.<br />
Wie heißt Ihr liebster Rheinhessenwein<br />
Sulzheimer Schildberg, Grüner<br />
Sylvaner und Gau Algesheimer Blauer<br />
Portugieser.<br />
Wie lautet Ihr persönlicher Ausgehtipp<br />
Johannisberg: In einer gemütlichen<br />
Straußwirtschaft bei einem guten<br />
Tropfen sitzen und dabei die Rheingauer<br />
und Rheinhessische Kulturlandschaft<br />
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Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz<br />
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Hochhaus Augustusplatz (Gebäude 905) · 55101 Mainz<br />
Telefon 06131/17-3216/-3217 · Fax 06131/17-6651<br />
Öffnungszeiten: Mo und Mi 8–16 Uhr; Di und Do 8–18 Uhr; Fr 8–15 Uhr; Sa 8–11 Uhr