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|<br />

Mein Bild von Mainz! – 1. Mal- und<br />

Fotowettbewerb der MAINZ-Hefte<br />

MAINZ<br />

€<br />

4 | 09<br />

29. Jg. | 7,50 € | www.mainz-hefte.de<br />

Vierteljahreshefte für Kultur<br />

Politik | Wirtschaft | Geschichte<br />

„ | Wir haben als<br />

Kirche noch viele<br />

Chancen.<br />

Karl Kardinal Lehmann im<br />

Exklusiv-Interview<br />

| ab Seite 12


Für’s Leben gerne<br />

Blut spenden<br />

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz<br />

Transfusionszentrale<br />

Hochhaus Augustusplatz (Gebäude 905) · 55101 Mainz<br />

Telefon 06131/17-3216/-3217 · Fax 06131/17-6651<br />

Öffnungszeiten: Mo und Mi 8–16 Uhr; Di und Do 8–18 Uhr; Fr 8–15 Uhr; Sa 8–11 Uhr


I N EIG ENER S A C H E MAINZ 4|09 1<br />

Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

die Idee für einen Mal- und Fotowettbewerb ist mir<br />

kürzlich bei einem Elternabend gekommen. Auf dem<br />

Weg in die Aula dachte ich zunächst, die Schule hätte<br />

einen namhaften Künstler für eine Ausstellung<br />

gewonnen. Aber die Gemälde und Fotos, die da an<br />

den Wänden hingen, waren alles Werke von Schülern.<br />

Was doch in den Köpfen unserer Kinder für ein<br />

Potenzial schlummert, dachte ich mir. So entstand<br />

die Idee, einen Mal- und Fotowettbewerb ins Leben<br />

zu rufen, um der Kreativität der noch unbekannten<br />

Künstler ein Forum anzubieten und die Werke einer<br />

größeren Öffentlichkeit präsentieren zu können.<br />

Ob Fotoapparat oder Zeichenblock, jede Schülerin und jeder Schüler der Oberstufe<br />

eines Mainzer Gymnasiums ist aufgerufen, sich ein Bild von Mainz zu<br />

machen! Der Schulweg, der Bahnhof, ein lauschiges Plätzchen, die schönste<br />

Straße oder das eigene Zuhause – alles ist denkbar. Wichtig ist nur, dass eine<br />

künstlerische Umsetzung erkennbar ist.<br />

Auch diesmal haben wieder – wie schon bei unserem Kurzgeschichtenwettbewerb<br />

vor einem Jahr – eine Reihe von Sponsoren spontan ihre Zusage erteilt:<br />

die Sparda-Bank Südwest, die Allgemeine Zeitung Mainz, das Novotel; mit weiteren<br />

Sponsoren sind wir noch im Gespräch. Wir versprechen in jedem Fall wieder<br />

höchst attraktive Preise, darunter eine Digitalkamera im Wert von 500 Euro.<br />

Bei entsprechendem Interesse möchten wir unsere Wettbewerbe im zweijährigen<br />

Turnus abwechseln. Das heißt, im kommenden Jahr dürfen Sie sich schon<br />

mal auf den 2. Kurzgeschichtenpreis der MAINZ-Hefte freuen.<br />

Erste Details zum diesjährigen Wettbewerb „Mein Bild von Mainz!“ finden Sie<br />

auf den kommenden Seiten.<br />

Lassen Sie mich noch auf die Titelgeschichte dieser <strong>Ausgabe</strong> hinweisen. Zum<br />

Abschluss des 1000-jährigen Domjubiläums beenden wir unsere Serie über die<br />

Geschichte des Mainzer Doms. Passend dazu wird sicher das Exklusiv-Interview<br />

mit Karl Kardinal Lehmann viele Leserinnen und Leser interessieren.<br />

Ansonsten wünsche ich Ihnen auch mit dieser <strong>Ausgabe</strong> wieder viel Spaß bei<br />

der Lektüre und empfehlen Sie uns weiter.<br />

Ihr Michael Bonewitz


2<br />

MAINZ 4|09<br />

INHALT<br />

Mein Bild von Mainz!<br />

4 1. Mal- und Fotowettbewerb der<br />

MAINZ Vierteljahreshefte<br />

7 Neu<br />

7 Neues aus dem Bocom –<br />

Verlag Bonewitz<br />

10 Panorama<br />

1000 Jahre Willigis-Dom<br />

10 GWC-Preisträger<br />

10 Tagebücher<br />

gesucht<br />

11 Gewinnerreise nach Málaga<br />

38 Stadtgeschichte<br />

Michael Bonewitz<br />

12 Die Lebendigkeit des Doms<br />

muss sichtbar werden<br />

Exklusiv-Interview mit dem Bischof<br />

von Mainz, Karl Kardinal Lehmann<br />

Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />

20 1000 Jahre Mainzer Dom<br />

Teil IV: Befestigt und saniert ins<br />

nächste Jahrtausend<br />

Hans Berkessel<br />

28 Und über all dem der Dom<br />

Elisabeth Langgässers „Reise in die kalte<br />

Fassenacht“ und der Mainzer Dom<br />

Joachim Buch<br />

34 „Glaube lebt durch die Liebe“<br />

Weihbischof Dr. Werner Guballa<br />

wurde 65 Jahre alt<br />

Gabriele Lambert<br />

38 Mit Notizbüchlein und<br />

Bleistift auf Orientreise<br />

Prälat Schneider begab sich vor<br />

125 Jahren auf große Reise<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim<br />

Koppitz<br />

46 Siebentageblatt<br />

Eine vergessene Mainzer<br />

Wochenzeitung<br />

Karl-Heinz Spittler und<br />

Karl Schumacher<br />

52 Schlaraffenland des Geistes<br />

Schlaraffia Aurea Moguntia:<br />

eine humorvolle Lebensauffassung<br />

Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />

58 Die Mainzer Adelshöfe<br />

Teil 6: Der Alte und der Neue<br />

Stadioner Hof<br />

Doris Braun-Wendeln<br />

64 Mainz vor 50 Jahren<br />

1. Oktober bis 31. Dezember 1959


INHALT MAINZ 4|09 3<br />

Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />

71 Stadtchronik<br />

Juni 2009 bis August 2009<br />

Herbert Bonewitz<br />

77 Sehnse, des is määnzerisch!<br />

Was bedeutet eigentlich<br />

„Kerschhofsjodler“<br />

78 Mein Mainz<br />

Werner Feldmann<br />

78 Norbert Banz<br />

Solokontrabassist am<br />

Staatstheater Mainz<br />

82 Kunst und<br />

Künstler<br />

82 Kulturtipps<br />

Birgit Lehr<br />

84 Kunst trotzt(t) Armut<br />

Ausstellung zwischen Würde<br />

und Bedürftigkeit<br />

91 Kulinarisches<br />

Stephan Siepker ll.d.<br />

91 Kochkunst<br />

111 Jahre Bund der Köche<br />

98 Sport<br />

Dr. Matthias<br />

Dietz-Lenssen<br />

98 Schaffe, schaffe,<br />

Sportstätte baue<br />

In der Mainzer Sportlandschaft<br />

wächst einiges<br />

104 Literatur<br />

Ingo Rüdiger<br />

104 Mehrere Fenster zur Welt<br />

Christian Pfarr im Interview<br />

107 Buchtipps<br />

110 Das besondere Buch<br />

Annelen Ottermann<br />

110 Die Heiligen Drei Könige<br />

aus dem Elsass<br />

112 Das alte<br />

Foto<br />

Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />

112 Schulstraße/<br />

Adam-Karrillon-Straße 4<br />

114 Autoren und Impressum<br />

96 Sponsoring<br />

96 Genossenschaftlicher<br />

Gedanke zahlt sich aus<br />

Mit sozialer Verantwortung<br />

und günstigen Preisen an die<br />

Spitze der Kundenzufriedenheit<br />

116 Jahresbibliografie<br />

Folge 26<br />

128 Frag-würdig<br />

12 Fragen an Franz Stoffl


4<br />

MAINZ 4|09<br />

1 . MAL- UND FO T O WETTBEWERB<br />

Mein Bild von<br />

Mainz!<br />

•<br />

„ | 1. Mal- und Fotowettbewerb der MAINZ Vierteljahreshefte<br />

Der Aufruf zum 1. Kurzgeschichtenpreis der MAINZ Vierteljahreshefte im vergangenen<br />

Jahr war ein voller Erfolg. Die rege Beteiligung war Grund genug,<br />

den Wettbewerb fortzusetzen. Allerdings wird dieses Mal nicht die beste Kurzgeschichte<br />

gesucht, sondern ein „Bild von Mainz“! Der Startschuss für den<br />

1. Mal- und Fotowettbewerb der MAINZ Vierteljahreshefte ist gefallen. Beteiligen<br />

dürfen sich Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe aller Mainzer<br />

Gymnasien. Einsendeschluss ist der 15. März 2010. Zu gewinnen gibt es eine<br />

Wochenendreise für zwei Personen, eine Digitalkamera im Wert von 500 Euro<br />

und viele weitere attraktive Sachpreise.<br />

Unter dem Motto „Mein Bild von<br />

Mainz“ rufen die MAINZ Vierteljahreshefte<br />

zum 1. Mal- und Fotowettbewerb<br />

auf, an dem alle Oberstufen-<br />

Schülerinnen und Schüler der Mainzer<br />

Gymnasien teilnehmen dürfen. Jeder<br />

sieht seine Stadt mit anderen Augen.<br />

Manche stehen bewundernd vor einem<br />

beachtlichen Gebäude wie dem Mainzer<br />

Hauptbahnhof oder dem Dom, andere<br />

achten mehr auf Details, schenken<br />

einem Herbstblatt am Boden Beachtung<br />

oder einer Person im Pausenhof.<br />

Jeder hat ein Bild seiner Stadt im Kopf.<br />

Bei der Umsetzung der Bilder darf<br />

es kunterbunt zugehen. Das heißt, der<br />

Fantasie werden wenig Grenzen gesetzt:<br />

Die kreativen Köpfe dürfen sowohl Fotografien<br />

als auch Bilder einreichen. Die<br />

Fotos können realistisch oder verfremdet<br />

sein, die Bilder gegenständlich oder<br />

abstrakt, mit dem Bleistift oder mit<br />

Kohle gezeichnet, mit Aquarell oder Öl<br />

gemalt oder eine Collage aus Fotos und<br />

Bildern sein. Einzige Einschränkung:<br />

Eine künstlerische Herangehensweise<br />

muss erkennbar sein und inhaltlich ein<br />

Bezug zu Mainz bestehen. Die eingereichten<br />

Werke bewertet eine kompetente<br />

Jury. Wobei Fotos und Bilder<br />

getrennt voneinander begutachtet und<br />

beurteilt werden.


MEIN BILD VON MAINZ! 5<br />

„Die Idee für einen Mal- und Fotowettbewerb<br />

ist mir kürzlich bei einem<br />

Elternabend gekommen“, erzählt Michael<br />

Bonewitz, Initiator des 1. Malund<br />

Fotowettbewerbs und Herausgeber<br />

der MAINZ Vierteljahreshefte.<br />

„Auf dem Weg in die Aula dachte ich<br />

zunächst, die Schule hätte einen namhaften<br />

Künstler für eine Ausstellung gewonnen.<br />

Aber die Gemälde und Fotos,<br />

die da an den Wänden hingen, das waren<br />

alles Werke von Schülerinnen und<br />

Schülern. Was doch in den Köpfen unserer<br />

Kinder für ein Potenzial schlummert.“<br />

Die Redaktion der MAINZ Vierteljahreshefte<br />

möchte der Kreativität<br />

der noch unbekannten Künstlerinnen<br />

und Künstler ein Forum bieten und die<br />

Werke einer größeren Öffentlichkeit<br />

präsentieren. Die Gewinnerbilder werden<br />

nicht nur in den MAINZ Vierteljahresheften<br />

abgedruckt, sondern auch<br />

••auch eine Ausstellung.<br />

•<br />

Mein Bild von Mainz!<br />

1. MAL- UND FOTOWETTBEWERB DER MAINZ-HEFTE<br />

EINSENDESCHLUSS: 15. MÄR•Z 2010<br />

im Online-Bereich unseres Kooperationspartners,<br />

der Allgemeine Zeitung<br />

Mainz, veröffentlicht. Angedacht ist<br />

•Schirmherrschaft für „Mein<br />

•Bild von Mainz!“ übernimmt das<br />

•Kulturdezernat der Landeshauptstadt<br />

Mainz. Tatkräftige Unterstützung bekommen<br />

die MAINZ Vierteljahreshefte<br />

– wie bereits im vergangenen Jahr beim<br />

1. Kurzgeschichtenwettbewerb – auch<br />

dieses Mal wieder von einer Reihe von<br />

Sponsoren, die spontan ihre Zusage<br />

erteilt haben. Mit im Boot sitzen die<br />

Sparda-Bank Südwest eG, die Allgemeine<br />

Zeitung Mainz und das Novotel.<br />

Weitere Sponsoren sind im Gespräch.<br />

In jedem Fall wird es wieder höchst<br />

attraktive Preise für die Gewinner ge-<br />

•<br />

ALLGEMEINE<br />

FUNKTAXIZENTRALE<br />

MAINZ E.G.<br />

NEU:<br />

Die Allgemeine Funktaxi-Zentrale in Mainz<br />

baut ihren Service aus. Ab Januar 2009 bieten<br />

viele unserer Mitglieder einen zusätzliche<br />

Service an, den insbesondere unsere älteren<br />

Mitbürger schätzen werden. Sie erkennen<br />

sie an der blauen Plakette an den Fahrgasttüren.<br />

Flughafentransfer zu Festpreisen<br />

Krankentransporte<br />

Kurierfahrten<br />

SENIOREN-SERVICE:<br />

• Nach Wunsch Fahrzeug mit höherem<br />

oder niedrigerem Einstieg<br />

• Fahrzeuge mit besonders bequemen<br />

Fahrgastraum<br />

• Unterstützung beim Tragen<br />

(z.B. von Gepäck und Einkäufen)<br />

• Begleitung bis zur Hauseingangstür<br />

(z.B. bei Dunkelheit)<br />

Auch Kurzfahrten, Besorgungs- und Apothekenfahrten sind willkommen!<br />

Fordern sie diesen Service gleich bei der Bestellung ihres Taxis an: Kostenlose Service-Nr. 0800 910 9130.<br />

Wir helfen ihnen weiter !<br />

TAXI 910 910<br />

ANZ EIGE<br />

An der Fahrt 7 · 55124 Mainz · Telefon 06131/910910 · Telefax 06131/910915-5 E-Mail<br />

info@taxi-mainz.de · internet www.taxi-mainz.de


6<br />

•<br />

MAINZ 4|09<br />

•<br />

Mein Bild von Mainz!<br />

1. MAL- UND FOTOWETTBEWERB DER MAINZ-HEFTE<br />

EINSENDESCHLUSS: 15. MÄ•RZ 2010<br />

ben, darunter eine Wochenendreise für<br />

zwei Personen, eine Digitalkamera im<br />

Wert von 500 Euro, gestiftet von der<br />

Sparda-Bank Südwest eG, und viele<br />

weitere Sachpreise.<br />

„Sollte die Beteiligung beim 1. Malund<br />

Fotowettbewerb „Mein Bild von<br />

Mainz!“ ebenso rege sein wie im vergangenen<br />

Jahr beim 1. Kurzgeschichtenpreis<br />

der MAINZ Vierteljahreshefte,<br />

werden wir die beiden Wettbewerbe<br />

im Wechsel jedes Jahr veranstalten“, so<br />

Michael Bonewitz.<br />

Weitere Informationen in der Allgemeine<br />

Zeitung Mainz sowie unter<br />

www.mainz-hefte.de. Die Schulen werden<br />

noch vor Weihnachten mit Flyern<br />

und Plakaten ausgestattet. Einsendeschluss<br />

ist der 15. März 2010.<br />

1 . MAL- UND FO T O WETTBEWERB<br />

Teilnahmebedingungen<br />

Teilnahmeberechtigt am 1. Malund<br />

Fotowettbewerb „Mein Bild<br />

von Mainz!“ sind alle Schülerinnen<br />

und Schüler, die die Oberstufe<br />

eines Gymnasiums in der rheinland-pfälzischen<br />

Hauptstadt<br />

besuchen.<br />

Es dürfen sowohl Fotos als auch<br />

Bilder eingereicht werden. Bei<br />

der Umsetzung sind der Fantasie<br />

keine Grenzen gesetzt – es wird<br />

aber eine künstlerische Umsetzung<br />

erwartet. Motiv ist Mainz im<br />

weitesten Sinn.<br />

Einsendeschluss: 15. März 2010<br />

Kontakt und Anschrift<br />

für Einsendungen:<br />

Bonewitz Communication GmbH<br />

Postfach 65<br />

55292 Bodenheim<br />

Tel. 06135.931662<br />

wettbewerb@bonewitz.de<br />

Zu gewinnen gibt es eine Wochenendreise<br />

für zwei Personen, eine<br />

Digitalkamera im Wert von 500<br />

Euro, gestiftet von der Sparda-Bank<br />

Südwest eG, und viele<br />

weitere attraktive Sachpreise. Die<br />

Gewinner des 1. Mal- und Fotowettbewerbs<br />

der MAINZ-Hefte werden<br />

in einer Feierstunde bekannt<br />

gegeben.<br />

Die Sieger kürt eine unabhängige<br />

Jury. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Weitere Informationen in der<br />

Allgemeine Zeitung Mainz,<br />

an den Gymnasien und unter<br />

www.mainz-hefte.de<br />

A N Z EIGE


NEU<br />

AUS DEM VERLAG BO NEWITZ MAINZ 4|09 7<br />

IM VERLAG<br />

BONEWITZ<br />

Die neuen Glocken<br />

für St. Stephan<br />

„ | Im Feuer zerstört, aus dem<br />

Feuer geboren<br />

Die Mainzer Bevölkerung hat die Anschaffung<br />

der neuen Glocken für St.<br />

Stephan mit großem Interesse verfolgt.<br />

Über die historischen Hintergründe und<br />

die <strong>aktuelle</strong>n Ereignisse informiert jetzt<br />

ein 80 Seiten starkes, reich bebildertes<br />

Werk, das im Bocom – Verlag Bonewitz<br />

erschienen ist: „Die neuen Glocken für<br />

St. Stephan. Im Feuer zerstört, aus dem<br />

Feuer geboren“. Herausgeber Jürgen<br />

Breier, stellvertretender Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />

bei SCHOTT: „Das<br />

Buch begleitet das einzigartige Projekt<br />

von der ersten Initiative der Pfarrgemeinde<br />

im Dezember 2006 bis zum ersten<br />

Läuten im Februar 2009.“<br />

Im Mittelpunkt der Darstellung<br />

steht das Projekt der neuen Glocken.<br />

Dabei bieten zahlreiche Texte interessante<br />

Einblicke: Etwa der Beitrag des in<br />

Mainz geborenen Künstlers Eberhard<br />

Münch, der die künstlerische Gestaltung<br />

der Glocken übernahm. Oder die<br />

Glockengießerei Bachert in Karlsruhe,<br />

die die neuen Glocken für St. Stephan<br />

gegossen hat. Sie vermitteln zugleich<br />

einen Eindruck eines alten Handwerks,<br />

das seit sieben Generationen in der Familie<br />

praktiziert wird. In einem erweiterten<br />

Kontext gibt der Architekt und<br />

Campanologe Alwin Bertram einen<br />

historischen Überblick zur Glockenkultur<br />

und Monsignore Klaus Mayer<br />

schildert die spannende Geschichte der<br />

weltberühmten Chagall-Fenster.<br />

Den Entstehungsprozess der neuen<br />

Glocken haben der Fotograf Alexander<br />

Sell und KEMWEB.TV, Agentur<br />

für Bewegtbild, mit Fotoapparat und<br />

Videokamera begleitet. Entstanden<br />

sind höchst eindrucksvolle Bilder und<br />

eine 30-minütige DVD, die dem Buch<br />

beiliegt. Ergänzt wird der Band durch<br />

zahlreiche historische Aufnahmen.<br />

Eine Spende des Mainzer Technologiekonzerns<br />

SCHOTT hat die Anschaffung<br />

der drei neuen Glocken für<br />

St. Stephan und die Sanierung der Glockenstube<br />

ermöglicht. In dem gut 50<br />

Meter hohen achtseitigen Turm versah<br />

nur eine einzige Glocke ihren Dienst,<br />

denn das ursprüngliche Geläut war<br />

einem Bombenangriff im Zweiten<br />

Weltkrieg zum Opfer gefallen. Jetzt hat<br />

die Kirche wieder ein Geläut, das ihrer<br />

Größe und Bedeutung entspricht.<br />

Verleger<br />

Michael<br />

Bonewitz (re.)<br />

überreicht<br />

Karl Kardinal<br />

Lehmann das<br />

erste Exemplar<br />

des neuen<br />

Glockenbuchs.<br />

© BONEWITZ<br />

COMMUNICATION<br />

Fotograf<br />

Alexander<br />

Sell (li.) und<br />

Herausgeber<br />

Jürgen Breier<br />

bei der Buchpräsentation<br />

© SCHOTT AG<br />

DIE NEUEN GLOCKEN FÜR ST. STEPHAN. IM FEUER<br />

ZERSTÖRT, AUS DEM FEUER GEBOREN | JÜRGEN<br />

BREIER (HG.) | BOCOM – VERLAG BONEWITZ,<br />

BODENHEIM, 2009 | 80 SEITEN + DVD | ISBN 978-<br />

3-9811590-7-3 | 14,90 EURO WWW.BONEWITZ.DE


8<br />

MAINZ 4|09<br />

N EUES<br />

NEU<br />

IM VERLAG<br />

BONEWITZ<br />

Gebrannte Möhre oder<br />

die Küche der Leidenschaft<br />

„ | Das neue Kochbuch von Dirk Maus<br />

Die Zeitschrift Rhein-Main geht aus fragt sich selbst:<br />

„Was macht die Küche von Dirk Maus aus“ und gibt<br />

gleich die passende Antwort: „Es beginnt mit<br />

perfektem Handwerk, gelernt in mehreren<br />

Sternerestaurants. Dazu kommt das Wichtigste<br />

überhaupt: ein eigener Stil, den man als innovativ und<br />

ästhetisch faszinierend bezeichnen kann.“<br />

Seit rund drei Jahren geben sich die<br />

bekanntesten Gastrokritiker aus ganz<br />

Deutschland im Restaurant „Maus im<br />

Mollers“ die Klinke in die Hand und<br />

überhäufen den Mainzer Spitzenkoch<br />

Dirk Maus mit reichlich Lob, Kochmützen<br />

und Bewertungspunkten. Und viele<br />

Gäste fragten immer wieder nach den so<br />

hoch gelobten Rezepten. Grund genug<br />

für Dirk Maus, jetzt sein Kochbuch herauszugeben:<br />

„Gebrannte Möhre oder<br />

die Küche der Leidenschaft“, erschienen<br />

im Bocom – Verlag Bonewitz.<br />

„Ein Kochbuch sollte vor allem<br />

Spaß machen, und das in mehrfacher<br />

Hinsicht – zunächst beim Anschauen<br />

und Durchblättern, dann beim Lesen<br />

der Texte und natürlich beim Nachkochen<br />

der Rezepte“, so Verleger Michael<br />

Bonewitz, der mit diesem farbenfrohen<br />

Prachtband zugleich sein erstes Kochbuch<br />

herausgibt und mit Dirk Maus<br />

einen innovativen und mehrfach ausgezeichneten<br />

Spitzenkoch gewonnen hat.<br />

Dabei weist „Gebrannte Möhre oder<br />

die Küche der Leidenschaft“ eine ganze<br />

Reihe von Besonderheiten auf: Voraussetzung<br />

für ein gutes Kochbuch sind in<br />

„Eine wahrlich meisterliche Höchstleistung<br />

– das ist große Schule“,<br />

jubelt der Schlemmer Atlas über<br />

Dirk Maus.


AUS DEM VERLAG BO NEWITZ MAINZ 4|09 9<br />

erster Linie spannende Gerichte, Tipps<br />

fürs Kochen und hervorragende Ausgangsprodukte,<br />

die Dirk Maus so zubereitet,<br />

dass sie einem ins Auge springen<br />

und dieses sprichwörtlich mitisst.<br />

Um zu Hause auf höchstem Niveau<br />

kochen zu können, verrät der Spitzenkoch<br />

zum ersten Mal seine Gargeheimnisse<br />

und lässt sich damit tiefer in seinen<br />

Ofen blicken als die meisten seiner Kollegen.<br />

Wie viele Gourmetköche musste<br />

auch er erst jahrelang Erfahrungen<br />

sammeln und unzählige Versuche unternehmen,<br />

bis er eine Methode entwickelt<br />

hatte, die garantiert funktioniert<br />

und nicht durch Zufall mal ein göttliches<br />

Stück Fleisch hervorbringt und<br />

dann wieder eine herbe Enttäuschung.<br />

Kein Wunder, dass die meisten Spitzenköche<br />

ihre Garmethoden wie ein Betriebsgeheimnis<br />

hüten und sich bei Erklärungsversuchen<br />

vornehmlich hinter<br />

Allgemeinbegriffen verstecken. Nicht<br />

so Dirk Maus in diesem Buch.<br />

Eine Augenweide sind auch die<br />

Fotografien. Der ungewöhnliche Blick<br />

des Fotografen Sascha Kopp lässt die<br />

Gerichte zu kleinen Kunstwerken werden.<br />

Dabei spielt er ganz bewusst mit<br />

der Spannung von scharf und unscharf<br />

gezeichneten Bereichen im Bild.<br />

Das „Sahnehäubchen“ ist das<br />

Druckverfahren. Als wahrscheinlich<br />

erstes Kochbuch überhaupt wurde dieser<br />

Band mit der Novaspace-Technik<br />

Für die besondere Küche wurde<br />

Dirk Maus mit dem Varta-Tipp<br />

Küche ausgezeichnet.<br />

Zwei Kochmützen gab es vom Gault Millau<br />

für Dirk Maus.<br />

gedruckt, die über 600.000 zusätzliche<br />

Farbnuancen ermöglicht, was gerade<br />

bei den fotografierten Rezepten eine<br />

hohe Brillanz erzeugt. Der Effekt der<br />

Für den Marcellino‘s Restaurant & Hotel Report<br />

ist Dirk Maus sogar die „Nummer 2 im<br />

Rhein-Main-Gebiet“, direkt hinter<br />

Drei-Sterne-Koch Amador. In den Kritiken heißt<br />

es unter anderem: „Ein Gipfel der Genüsse.<br />

Fazit: Nicht zu toppen.“<br />

Farbraumerweiterung wird unter anderem<br />

durch den Einsatz besonders reiner<br />

Farbpigmente erreicht. Das Resultat ist<br />

eine überraschend realistische Farbwiedergabe<br />

des Originals.<br />

GEBRANNTE MÖHRE ODER DIE KÜCHE DER LEIDENSCHAFT. EIN KOCHBUCH<br />

VON DIRK MAUS | MICHAEL BONEWITZ UND DIRK MAUS (HG.) | FOTOGRAF:<br />

SASCHA KOPP | BOCOM – VERLAG BONEWITZ, BODENHEIM, 2009 | 144 SEITEN,<br />

GEDRUCKT MIT DER NOVA<br />

SPACE-TECHNIK | ISBN: 978-3-9811590-5-9 | 39 EURO<br />

WWW.BONEWITZ.DE<br />

Haselnusssouflé<br />

von Dirk Maus<br />

© SASCHA KOPP<br />

linke Seite:<br />

(v.l.) Verleger<br />

Michael<br />

Bonewitz,<br />

Spitzenkoch<br />

Dirk Maus und<br />

Druckerei-<br />

Inhaber Jürgen<br />

Bödige<br />

© BONEWITZ<br />

COMMUNICATION


10<br />

MAINZ 4|09<br />

PANO RAM A<br />

Preisträger r „Best of Wine<br />

Tourism<br />

Award 2010“<br />

Eine unabhängige Fachjury unter Vorsitz von Landrat Claus Schick wählte im Mainzer Rathaus die<br />

Preisträger des „Best of Wine Tourism Award“ des Jahres 2010. Die renommierte Auszeichnung wird<br />

in Deutschland in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen, nachdem die Landeshauptstadt Mainz<br />

und die Region Rheinhessen im Juni 2008 in den Kreis des internationalen Netzwerks der Great<br />

Wine Capitals aufgenommen wurden.<br />

Der Best of Award umfasst sieben Kategorien rund um das Thema Wein und Tourismus und geht<br />

an jeweils einen herausragenden Betrieb, eine Interessensgemeinschaft oder an eine Institution.<br />

• WEINTOURISMUS & SERVICE: Jordan’s Untermühle, Köngernheim,<br />

www.jordans-untermuehle.de<br />

• INNOVATIVE WEINTOURISMUS-ERLEBNISSE: Interessensgemeinschaft der Gartenführer<br />

Rheinhessen, www.offene-gaerten-rheinhessen.dew<br />

• WEINGASTRONOMIE: Restaurant Kasematten im Novotel Mainz<br />

• KUNST UND KULTUR: Interessengemeinschaft Rheinhessische Weingewölbe,<br />

www.rheinhessen.de/ig_rheinhesseische_weingewoelbe.html<br />

• UNTERKUNFT: Weingut Peth, Flörsheim-Dalsheim, www.peth.de<br />

• ARCHITEKTUR, PARKS UND GÄRTEN<br />

: Weingut Domhof, Guntersblum,<br />

www.weingut-domhof.de<br />

• NACHHALTIG<br />

KEIT IM WEINTOURISMUS: Weingut Hemmes, Bingen-Kempten,<br />

www.weingut-hemmes.de<br />

Tagebücher<br />

gesucht<br />

Das Stadthistorische Museum Mainz auf der Zitadelle gründet das Mainzer Tagebuch-Archiv,<br />

das in den Räumlichkeiten des Museums seine Heimat finden wird. Dafür sucht es ab sofort<br />

Tagebücher von Mainzerinnen und Mainzern. Es ist geplant, die dem Archiv überlassenen Unterlagen<br />

nicht nur zu sammeln, auszuwerten und zu archivieren, sondern – allerdings immer<br />

nur in Absprache mit den Besitzern – auch in Auszügen einer interessierten Öffentlichkeit<br />

in Lesungen zugänglich zu machen oder für lokalgeschichtliche Forschungen zur Verfügung<br />

zu stellen. Auch kleine Ausstellungen oder auszugsweise gedruckte Veröffentlichungen sind<br />

denkbar. Vorbild für das Mainzer Tagebuch-Archiv ist das Deutsche Tagebuch-Archiv in Emmendingen<br />

im Schwarzwald, das 1998 gegründet wurde und inzwischen mit Tausenden von<br />

Dokumenten wertvolle Beiträge zur Geschichtsschreibung „von unten“ und zur Biographie-<br />

Arbeit leistet.<br />

Tagebücher können an jedem ersten Samstag im Monat von 14:00 bis 17:00 Uhr im<br />

Stadthistorischen Museum bei Sabine Lehmann (ehrenamtliche Betreuerin des Archivs)<br />

abgegeben werden oder zu den gängigen Öffnungszeiten des Museums (Freitag 14:00<br />

bis 17:00 Uhr, Samstag und Sonntag 11:00 bis 17:00 Uhr) oder nach Absprache (E-Mail:<br />

lehmann.mainz@gmx.de).


M E LDUN G EN MVJH 4|09 11<br />

Gewinnerreise nach Málaga<br />

Von Jana Petry | Durch meine Teilnahme<br />

am Kurzgeschichtenwettbewerb<br />

der MAINZ Vierteljahreshefte Anfang<br />

dieses Jahres und meine später folgende<br />

Erstplatzierung hatte ich eine<br />

Wochenendreise für zwei Personen ins<br />

spanische Málaga gewonnen. Abgesehen<br />

von der Tatsache, dass ich nicht<br />

mit einem Sieg gerechnet hatte, konnte<br />

ich peinlicherweise ebenfalls nicht<br />

von mir behaupten, viel mit Málaga<br />

assoziieren zu können.<br />

Nachdem dieses Defizit allerdings<br />

nachgeholt war und nach anfänglichem<br />

Terminchaos war auch irgendwann<br />

klar, dass ich mit einer Freundin<br />

die Reise in den Sommerferien antreten<br />

würde – an die heißen spanischen<br />

Sommerklimate hatten wir, trotz vorheriger<br />

Spanienurlaube, selbstverständlich<br />

nicht gedacht.<br />

Aber: Einmal mit Condor in Málaga gelandet, machten wir aus der spanischen<br />

Hitze das Beste und waren beide höchstmotiviert, ein unvergessliches<br />

Wochenende – und das auch noch ohne Eltern – zu verbringen. Dank Sarahs<br />

Spanischkenntnissen und der Verständigung mittels Händen und Füßen gelang<br />

es uns auch, uns soweit verständlich auszudrücken und – entgegen all der Befürchtungen<br />

unserer Eltern – sowohl wohlbehalten ins Hotel, als auch an den<br />

folgenden Tagen in die Innenstadt und den Strand zu kommen.<br />

Im Nachhinein betrachtet ist Málaga eine wirklich schöne, kulturreiche<br />

Stadt, die mit lauter schönen Plätzen aufbieten kann. Besonders im inneren<br />

Kern, der besonders durch die Fußgängerzone mit einem ganz unterschiedlichen<br />

Angebot an Geschäften, Restaurants und Boutiquen besticht, zudem<br />

ganz in Weiß gehalten sehr edel wirkt und uns durch riesige Sonnensegel<br />

einen Zufluchtsort vor der Mittagshitze bot.<br />

Dennoch stehen die Armut und die Wohngebiete außerhalb der Stadt in<br />

starkem Kontrast zu dem reichen und wohlhabenden Lebensstandard der Bewohner<br />

im Zentrum. Unser Hotel, das Novotel, lag etwas außerhalb des Stadtkerns,<br />

so kamen wir dazu, uns bei unseren täglichen (zum Glück klimatisierten)<br />

Busfahrten ein Bild von diesem anderen Leben zu machen. Diese bleibenden<br />

Eindrücke trüben etwas die restliche Erinnerung an ein wunderschönes, aufregendes<br />

Wochenende und die Feststellung, dass wir auch ohne Erwachsene<br />

zurechtkommen, was wiederum nach weiteren Urlauben alleine verlangt.<br />

Jana Petry,<br />

(re.), Gewinnerin<br />

des<br />

Kurzgeschichtenpreises<br />

der<br />

MAINZ Vierteljahreshefte,<br />

gewann eine<br />

Wochenendreise<br />

nach Málaga,<br />

die sie mit ihrer<br />

Freundin Sarah<br />

antrat.<br />

© PRIVAT


12<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

Alle Fotos © BONEWITZ COMMUNICATION<br />

Die Lebendigkeit<br />

des Doms muss<br />

sichtbar werden<br />

„ | Exklusiv-Interview mit dem Bischof von Mainz,<br />

Karl Kardinal Lehmann


K ARL K ARD INAL L EHM ANN MVJH 4|09 13<br />

V ON M I C HAEL B ONE W ITZ | Das Jahr 2009 stand in der rheinland-pfälzischen<br />

Landeshauptstadt und weit über ihre Grenzen hinaus im Zeichen des<br />

Mainzer Doms und seines 1.000-jährigen Jubiläums. In zahlreichen Veranstaltungen<br />

unterschiedlichster Couleur wurde das Gotteshaus gefeiert. Karl<br />

Kardinal Lehmann zieht ein Resümee.<br />

„ | Kardinal Lehmann, wenn Sie bilanzierend<br />

zurückschauen, was können wir<br />

aus 1.000 Jahre Mainzer Dom lernen<br />

Drei Dinge kann man lernen. Das erste<br />

ist, die enorme Chance zu sehen, die in<br />

einem solchen Ereignis steckt; nämlich<br />

die Chance – gerade mit Hilfe der Medien<br />

–, die Menschenauf ein Kulturgut<br />

aufmerksam zu machen, wie man es<br />

sonst mit allen Anstrengungen und guten<br />

Methoden kaum hinbekommt. Natürlich<br />

gibt es teilweise von kirchlicher<br />

Seite eine gewisse Skepsis. Viele halten<br />

nichts von einer auf einen Tag oder eine<br />

bestimmte Zeit begrenzte Eventkultur.<br />

Man befürchtet schnell, dies sei oberflächlich<br />

oder eine Eintagsfliege. Ich sehe<br />

solche punktuellen Ereignisse eher als<br />

Chance. Die Frageist ja, was man daraus<br />

macht, wie man die Impulse der zahlreichen<br />

Veranstaltungen weiterführt.<br />

Wir haben es selbst in der Hand, ob<br />

wir ein solches Ereignis wie das Jubiläumsjahr<br />

zum reinen Event verkommen<br />

lassen oder ob wir es gestalten und weiterwirken<br />

lassen.<br />

„ | Das heißt beispielsweise, den Event<br />

mit Leben zu füllen ...<br />

Ja natürlich, das ist der zweite Aspekt.<br />

Das ganze Ereignis muss ja sehr stark<br />

untermauert werden durch lebendige<br />

Menschen. Wenn wir sagen, wir bauen<br />

uns ein Haus Gottes aus lebendigen<br />

Steinen, dann muss von dieser Lebendigkeit<br />

auch etwas sichtbar werden. Es<br />

ist wichtig, dass viele Leute in den Dom<br />

kommen, nicht nur als Touristen, nicht<br />

nur bei den großen Veranstaltungen,<br />

sondern das ganze Jahr über. Die unterschiedlichsten<br />

Gruppen füllen und erfüllen<br />

den Dom mit Leben – Dekanate,<br />

Pfarreien, Kindergruppen und viele<br />

mehr. Der Dom ist kein Museum, kein<br />

Archiv, er ist und bleibt Gottes Haus von<br />

Anfang an bis heute. Das ist das Charakteristische<br />

und das ist meines Erachtens<br />

nach noch einmal deutlich geworden,<br />

dass die Gegenwart der vielen unterschiedlichen<br />

Menschen und Gruppen<br />

im Dom unverzichtbar dazugehört.<br />

„ | Verbinden Sie damit auch eine Botschaft<br />

Das ist das dritte, was wir aus dem Jubiläumsjahr<br />

lernen können: Gegen eine<br />

gesellschaftliche Oberflächlichkeit, gegen<br />

die Schnelllebigkeit unserer Zeit<br />

können wir ein wenig gegensteuern.<br />

Die 1.000 Jahre Dom zeigen eben auch,<br />

dass wir von etwas weiter herkommen,<br />

als uns oftmals bewusst ist. Wir sehen<br />

gerade im Dom historische Persönlichkeiten<br />

vor uns, die in den vergangenen<br />

Jahrhunderten große Aufgaben bewältigt<br />

und Großes geleistet haben. Insofern<br />

ist ein solches Jubiläum zugleich<br />

ein Hinweis auf den Ursprung unverfügbarer<br />

Werte, für deren Begründung<br />

ich dann eine absolute Instanz brauche,<br />

ob ich das nun Gott nenne oder nicht.<br />

„ | Sie meinen, es gibt eine Art Solidarität<br />

über die Jahrhunderte hinweg<br />

Nehmen Sie die vielen Gräber im<br />

Dom, es sind ja an die 100 Gräber oder<br />

Grabdenkmäler, von denen wir einige<br />

nicht einmal identifizieren können.<br />

Diese Gräber, die so genannte Memorie,<br />

das Gedächtnis – vielleicht würde


14<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

„ | Im Glauben<br />

gibt es<br />

eine große<br />

Solidarität,<br />

die über den<br />

Tod hinaus<br />

reicht.<br />

man heute die „lebendige Erinnerung“<br />

sagen – betrifft in der Tat Menschen,<br />

die früher gelebt haben. An die Lebenserfahrung<br />

und Lebensleistung dieser<br />

Menschen knüpfen wir an, wir stehen,<br />

um es im Bilde zu sagen, auf deren<br />

Schultern und können damit ein klein<br />

wenig weiter blicken als diese selbst. Im<br />

Glauben gibt es eine große Solidarität,<br />

die über den Tod hinaus reicht. Wir<br />

denken an unsere Toten, wir beten für<br />

sie und feiern Gottesdienst für sie. Diese<br />

Solidarität gilt allen, die uns vorangegangen<br />

sind, auch den Armen und<br />

Schwachen; wir beten an allen Gräbern<br />

und keineswegs nur an denen von bedeutenden<br />

Menschen.<br />

„ | Ist der Dom ein besonderes Wahrzeichen<br />

für Mainz<br />

Es ist kein Zufall, dass insbesondere der<br />

Dom ein Wahrzeichen für Mainz war<br />

und ist. Ein Wahrzeichen für Mainz<br />

könnte ja auch etwas anderes sein, zum<br />

Beispiel römische Wasserleitungen. Der<br />

Dom ist mehr, er diente von Anfang an<br />

der Gottesverehrung, dem Gotteslob,<br />

bis heute halten wir jeden Tag Gottesdienste.<br />

Über die Jahrhunderte<br />

hinweg hatte man den<br />

Mut dazu, immer wieder,<br />

unverdrossen. Selbst sieben<br />

Brände und Zerstörungen,<br />

die über den Dom hinweggegangen<br />

sind, konnten den<br />

Mut zum Wiederaufbau<br />

nicht brechen. Einen Dom<br />

über die Zeiten zu erhalten<br />

– das hat letzten Endes ja<br />

viele tiefere Motive, als ein<br />

Wahrzeichen denkmalpflegerisch<br />

zu konservieren.<br />

„ | Wie kehren Sie jetzt<br />

nach dem Domjubiläum<br />

zum Alltag zurück<br />

Im Grunde genommen haben<br />

wir den „Alltag“ ja nicht wirklich<br />

verlassen. Feste und das Gedächtnis<br />

von Jahrestagen gehören in den kirchlichen<br />

Jahresablauf hinein. Sicherlich<br />

wurde in diesem Jahr vieles bewusst<br />

und ausdrücklich und in besonderer<br />

Feierlichkeit begangen. Etwas kurz<br />

hingegen kam meiner Ansicht nach<br />

bislang die Rolle der Mainzer Heiligen.<br />

Besonders der Heilige Martinus,<br />

der ja im damaligen Frankenreich viele<br />

Patrozinien hatte, kann uns als Beispiel<br />

dienen. Diese Figur des Martinus, der<br />

seinen Mantel teilt und damit auch seine<br />

Lebenschancen, ist den Menschen<br />

aller Zeiten unglaublich im Gedächtnis<br />

geblieben. Wenn wir die Martinusumzüge<br />

mit den Kindern haben, sehen<br />

wir ganz deutlich: Das Christentum ist<br />

keine Utopie, keine Vision in der Ferne<br />

oder etwas Fiktives. Menschen aller<br />

Zeiten und Orte haben das Christentum<br />

gelebt, haben es vorbildlich gelebt,<br />

in allen Kontexten, die möglich sind<br />

– es gibt heilige Bettler, es gibt heilige<br />

Könige. In den Mainzer Heiligen haben<br />

wir eine Korona, in der man das<br />

sehr gut zeigen kann, etwa bei Hilde-


K ARL K ARD INAL L EHM ANN MVJH 4|09 15<br />

gard von Bingen oder der Heiligen Lioba,<br />

die den heiligen Bonifatius unterstützt<br />

hat.<br />

„ | Es gibt daneben auch bedeutende<br />

Menschen der Kirche, die nicht heiliggesprochen<br />

wurden ...<br />

Dazu gehört beispielsweise Bischof<br />

Ketteler. Er wurde ja – ähnlich übrigens<br />

wie Pfarrer Landvogt – von den<br />

Menschen ungeheuer verehrt. Es ist gar<br />

nicht so leicht zu sagen, warum ein<br />

solcher Mann nicht heiliggesprochen<br />

wurde. Ich kann dafür auch keine Begründung<br />

abgeben. Vielleicht hat man<br />

die Selig- und Heiligsprechung zu stark<br />

auf das Vorliegen von Wundern ausgerichtet.<br />

Und so wundersüchtig ist man<br />

in Gegenden nicht, in der die Hälfte<br />

der Menschen nicht katholisch ist, etwa<br />

im Vergleich zu rein katholischen Regionen.<br />

Aber<br />

es ist gar keine Frage, dass<br />

Bischof Ketteler ein großartiger Mann<br />

war, für mich sind Menschen wie er<br />

heiligmäßige Leute.<br />

„ | Werden Sie in den kommenden Jahren<br />

auch auf Bischof Ketteler ein stärkeres<br />

Augenmerk richten<br />

Wir feiern in der Tat sein 200-jähriges<br />

Geburtsjubiläum im Jahr 2011. Ketteler<br />

hat – was weniger bekannt ist – übrigens<br />

einen großen Anteil an der Domerhaltung<br />

und am Domaufbau Über 25<br />

Jahre etwa in der zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts sind maßgebliche Dinge<br />

durch Bischof Ketteler initiiert worden.<br />

Unser Dom- und Diözesankonservator<br />

Dr. Hans-Jürgen Kotzur bereitet gerade<br />

eine Ausstellung über Ketteler vor. 2011<br />

ist zugleich auch das Todesjahr von Willigis,<br />

der 1011 gestorben ist. Insgesamt<br />

wird das Jahr 2011 natürlich nicht so ein<br />

kolossales Ereignis wie unser Domjubiläum,<br />

doch sollen einige ausgewählte<br />

Veranstaltungen an Willigis einerseits<br />

und Ketteler andererseits erinnern.<br />

„ | Lassen Sie uns noch mal kurz zum<br />

Heiligen Martinus zurück kommen,<br />

der nicht nur der Patron des Bistums,<br />

sondern auch des Doms ist ...<br />

Gerne, wir haben ja über 30 Darstellungen<br />

des Martinus am und im Dom.<br />

Eine der schönsten sieht man normalerweise<br />

nicht, sie ist in der Sakristei.<br />

Die berühmteste Darstellung ist sicher<br />

das Reiterbild oben auf dem Dach des<br />

Doms. Es gibt auch im Taufbrunnen<br />

eine wunderbare Martinusdarstellung.<br />

Gerade Martinus und die anderen von<br />

mir angesprochenen Heiligen zeigen<br />

das Christsein in einer exemplarischen,<br />

aber auch einmaligen Weise, die man<br />

nicht einfach kopieren kann. Dennoch<br />

ist ihr Vorbild Anreiz und Aufforderung<br />

für uns, christliche Werte zu leben.<br />

Diesen Gedanken würde ich gerne<br />

– getragen von der Begeisterung aus<br />

dem Domjubiläum heraus – sozusagen<br />

in die Normalität des kirchlichen Lebens<br />

übernehmen.<br />

„ | Hat der Dom auch heute noch eine<br />

besondere Bedeutung für die Menschen<br />

„ | Ich bin<br />

mir sicher,<br />

wir haben als<br />

Kirche noch<br />

viele Chancen.


16<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

„ | Der<br />

Mensch ist<br />

mehr als nur<br />

ein Unterhaltungstier.<br />

Neben der ganz alltäglichen, unthematischen,<br />

um nicht zu sagen selbstverständlichen<br />

Bedeutung kommen herausragende<br />

Ereignisse. Der Dom hat<br />

natürlich eine riesige Bedeutung, wenn<br />

Sie beispielsweise so erschütternde Geschehnisse<br />

nehmen wie den 11. September<br />

2001. Da war ich überrascht, wie<br />

bei verschiedenen Veranstaltungen, die<br />

teils Demonstrationscharakter hatten,<br />

viele Menschen plötzlich auf die Idee<br />

kamen: Jetzt gehen wir in den Dom.<br />

Mit größter Selbstverständlichkeit haben<br />

wir dort spontan einen Gebetsgottesdienst<br />

veranstaltet. Es muss aber<br />

nicht unbedingt so ein weltbewegendes<br />

Ereignis sein. Ein berühmter deutscher<br />

Archäologe, der in Rom lebt, hat mir<br />

mal einen Brief geschrieben. Auf die<br />

Details will ich nicht eingehen, nur so<br />

viel: Er ist 1942 katholisch geworden<br />

mit seiner Familie. Seit dieser Zeit geht<br />

er mindestens einmal im Jahr in den<br />

Dom, immer wenn er in Mainz ist. Ich<br />

weiß von Menschen, die jeden Samstag<br />

nach dem Marktbesuch in den Dom<br />

kommen, weil sie Ruhe und Besinnlichkeit<br />

suchen.<br />

„ | Spüren Sie denn durch die Wirtschaftskrise<br />

ein Zusammenrücken, zieht<br />

es die Menschen in der Krise auch in<br />

den Dom, vielleicht auch mehr zum<br />

Glauben hin<br />

Ja und Nein. Da darf man sich nicht täuschen.<br />

In unserer flüchtigen Gesellschaft<br />

ist das auf Augenblicke beschränkt.<br />

Beim Einzelnen ist<br />

das vielleicht nachdrücklicher,<br />

aber<br />

nicht so allgemein<br />

in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung.<br />

„ | Spüren Sie selbst<br />

Auswirkungen der<br />

Krise, etwa durch<br />

zurückgehende<br />

Spendenbereitschaft<br />

Die Bereitschaft<br />

der Menschen oder<br />

der Unternehmen<br />

zu spenden ist zumindest<br />

in diesem<br />

Jahr sehr hoch – sicher<br />

auch bedingt<br />

durch die mediale<br />

Präsenz aufgrund unseres Domjubiläums.<br />

Ich glaube, das Gefühl, die Wahrnehmung,<br />

die Sensibilität für Werte,<br />

die man nicht preisgeben darf, die man<br />

nicht ungestraft verletzt – Gier nach<br />

Geld, nach einseitigem Gewinn, usw.<br />

– das ist schon vorhanden. Vor ein paar<br />

Monaten habe ich die Doktorarbeit<br />

von keinem geringerem als Oswald von<br />

Nell-Breuning wieder in die Hand genommen,<br />

die 1929 erschienen ist – über<br />

die Börsenmoral. Er bringt Zitate von<br />

Thomas von Aquin, in denen über die<br />

Motive des Gewinnstrebens die Rede<br />

ist. Das hat eine unglaubliche Aktuali-


K ARL K ARD INAL L EHM ANN MVJH 4|09 17<br />

tät, die aber leider zum Teil wieder vergessen<br />

worden ist.<br />

„ | Trotz aller Leistungen und Erfolge<br />

leidet auch die katholische Kirche unter<br />

Austritten – müssen Sie mehr oder vielleicht<br />

anders kommunizieren<br />

Das Evangelium<br />

als eine absolut neue<br />

Botschaft zu verkünden ist früher vielleicht<br />

einfacher gewesen, als sie heute<br />

in eine Welt hinein zu geben, wo viele<br />

denken, das kenne ich doch schon alles.<br />

Da haben es Kontinuität, Treue und<br />

Verlässlichkeit über Jahrhunderte ein<br />

bisschen schwieriger. Denken Sie doch<br />

einmal daran, was so alles im Fernsehen<br />

am Abend gesendet wird. Da haben es<br />

alle seriösen Dinge schwer, vor 23:00<br />

Uhr überhaupt ausgestrahlt zu werden.<br />

Wenn ich mir anschaue, was daetwa als<br />

Kabarett über den Bildschirm kommt,<br />

muss ich feststellen, dass alles immer<br />

oberflächlicher wird. Andererseits kann<br />

man nicht alles zur Unterhaltung machen.<br />

Der Mensch ist mehr als nur ein<br />

Unterhaltungstier. ZurLebenserfahrung<br />

gehört hinzu, dass man gewisse Dinge<br />

selbst entdecken muss. Das kann einem<br />

niemand abnehmen, kein Lehrer, auch<br />

kein Pfarrer.<br />

„ | Sie bleiben auch in schwierigen<br />

Zeiten zuversichtlich<br />

Ich bin mir sicher, wir haben als Kirche<br />

noch viele Chancen, auch wenn das nicht<br />

immer etwas für die große Öffentlichkeit<br />

ist. Wir sind vielleicht präsenter, als<br />

manch einer denkt. Aber je nachdem,<br />

was berichtet wird, hat das Provozierende<br />

und etwas Geckenhafte meist mehr<br />

mediale Aufmerksamkeit, und wir finden<br />

unsere Veranstaltungen dann in<br />

einem kurzen Absatz wieder. Aber das<br />

stört mich nicht so sehr,<br />

denn es gibt<br />

so viele Leute, die wissen, was wir tun.<br />

Trotzdem ist mir natürlich bewusst, dass<br />

wir noch mehr kommunizieren müssen.<br />

„ | Aber es ist sicherlich nicht einfach,<br />

die Menschen wieder zur Rückkehr in<br />

die Kirche zu bewegen<br />

Wir haben auf vielen Ebenen Einrichtungen<br />

geschaffen, gerade für Menschen,<br />

die wieder in die Kirche eintreten<br />

wollen. Natürlich möchten wir so<br />

einen Schritt vereinfachen. Wir bieten<br />

beispielsweise eine Hotline an, die<br />

man auch anonym anrufen kann. In<br />

Darmstadt leiten wir beispielsweise einen<br />

Kirchenladen, gemeinsam mit der<br />

evangelischen Kirche. Hier kann man<br />

sich ohne weiteres erkundigen, wie eine<br />

Rückkehrin die Kirche möglich ist; wir<br />

geben Adressen und Ansprechpartner<br />

an die Hand. Aber man muss den Menschen<br />

auch die Zeit zum Nachdenken<br />

geben und nicht immer gleich mit der<br />

Türins Haus fallen.<br />

Bei jeder Verabschiedung des Bistumshaushalts<br />

sage ich: Ich möchte<br />

besonders auch denen danken, die im<br />

Augenblick vielleicht keinen lebendigen<br />

Bezug zur Kirche haben, aber<br />

nicht austreten, weil sie dadurch unser<br />

Engagement in Schulen, Kinder-<br />

„ | Das Christentum<br />

ist<br />

keine Utopie,<br />

keine Vision<br />

in der Ferne<br />

oder etwas<br />

Fiktives.


18<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

„ | Es ist<br />

wichtig, dass<br />

viele Leute in<br />

den Dom kommen,<br />

nicht nur<br />

als Touristen,<br />

nicht nur bei<br />

den großen<br />

Events, sondern<br />

das ganze<br />

Jahr über.<br />

gärten, in der Caritas, in der Seelsorge<br />

unterstützen.<br />

„ | Spüren Sie einen Rückgang im Ehrenamt<br />

Es gibt sehr viele Menschen, die sich engagieren,<br />

im Übrigen auch im Rahmen<br />

unseres Domjubiläums. Ich möchte an<br />

dieser Stelle die Gelegenheit nutzen,<br />

nicht nur unseren festangestellten Mitarbeitern<br />

zu danken, die sehr viel geleistet<br />

haben, sondern auch den vielen,<br />

vielen ungenannten Ehrenamtlichen.<br />

Ansonsten müssen wir uns auch im ehrenamtlichen<br />

Engagement unserer Mitmenschen<br />

an veränderte Situationen<br />

anpassen. Manche steigen erst wieder<br />

ein, wenn sie Kinder haben, andere<br />

müssen pausieren, weil sie beruflich<br />

angespannt sind. Viele haben eher ein<br />

Interesse an einem absehbaren Projekt<br />

und nicht so sehr an einer Dauerauf-<br />

gabe. Die Möglichkeiten sind vielfältig<br />

– ob Mission, Dritte Welt, im Kindergarten<br />

oder in einem der Gremien der<br />

Pfarreien – vieles existiert schon, vieles<br />

läuft seit Jahren und hoffentlich noch<br />

für lange.<br />

„ | Kardinal Lehmann, kommen wir<br />

abschließend noch einmal auf das<br />

Domjubiläum zurück: Was waren für<br />

Sie die herausragenden Ereignisse<br />

Wir haben ganz bewusst mehrere Höhepunkte<br />

angestrebt, weil viele Menschen<br />

ihr eigenes Verhältnis zum Dom<br />

haben, und diese unterschiedlichen<br />

Annäherungen sollten sich in unserem<br />

Programm auch wiederfinden. Das fängt<br />

bei kleineren Angeboten an, die nicht so<br />

eine große öffentliche Resonanz haben.<br />

Ich denke da an unsere wissenschaftlichen<br />

Vorträge<br />

zur Baugeschichte und<br />

zur Ausstattung des Doms, bei denen<br />

viele Zuschauer eine Reihe von Neuigkeiten<br />

über den Dom erfahren haben.<br />

Übrigens: Im Jahrbuch des Bistums<br />

werden wir im kommenden Jahr alle<br />

Vorträge in einem Band noch einmal<br />

zusammenfassen.<br />

„ | Wie waren die Vorträge besucht<br />

Sehr gut. Was<br />

mich besonders gefreut<br />

hat, war, dass bei fast allen Vorträgen<br />

eine Gruppe junger Stadtführer teilgenommen<br />

hat und interessiert zuhörte,<br />

um hier fundierte Informationen über<br />

den Dom zu erfahren. Das war schon<br />

ein sympathischer Nebeneffekt.<br />

„ | Spielt die Interaktion mit den Besuchern<br />

eine wichtige Rolle<br />

Natürlich, dabei ist vor allem die Mischung<br />

in diesem ganzen Jahr wichtig.


K ARL K ARD INAL L EHM ANN MVJH 4|09 19<br />

Denken Sie nur an das Benefizspiel<br />

Bayern München gegen Mainz 05 im<br />

Januar oder an die Fastnachtsveranstaltung<br />

bis hin zum offiziellen Eröffnungs-Gottesdienst<br />

im Dom. Das war<br />

insgesamt ein gelungener Auftakt. Es<br />

folgten weitere Höhepunkte: etwa die<br />

Übergabe der Dom-Sonderbriefmarke,<br />

die Pontifikalvesper mit Bundespräsident<br />

Horst Köhler und am 15. November<br />

das Grußwort des Papstes sozusagen<br />

zum Abschluss des Jubiläums.<br />

Zwischendurch gab es aus dem Bistum<br />

heraus viele, viele Begegnungen, die für<br />

mich zu den Kernstücken des Jubiläums<br />

gehören. Wir hatten zweimal 2.000<br />

Kindergartenkinder im Dom, 2.000<br />

Ministranten, einen Tag der pastoralen<br />

Berufe, eine Begegnung der Senioren,<br />

dazu kamen Dombesuche aus unzähligen<br />

Gemeinden. Nicht zuletzt<br />

erwähne ich die vielen Touristen,<br />

die das Domjubiläum zum Anlass<br />

genommen haben, um die Stadt<br />

Mainz zu besuchen.<br />

„ | Sind Sie denn mit den Reaktionen<br />

auf das Jubiläum zufrieden<br />

Absolut. Das war im Übrigen auch<br />

ein Erfolg unserer medialen Zusammenarbeit.<br />

Ich danke dem ZDF,<br />

dem SWR, der Allgemeine Zeitung<br />

Mainz und der Mainzer Rheinzeitung,<br />

unserer Kirchenzeitung, der<br />

Welt am Sonntag, aber auch Ihren<br />

MAINZ Vierteljahresheften, die uns<br />

ja das ganze Jahr über begleitet haben.<br />

Ich glaube, das ist auch im<br />

Rhythmus der Domjubiläen etwas<br />

Neues und Einzigartiges, auch wenn<br />

ich weiß, dass wir hier am Medienstandort<br />

Mainz gewisse Vorteile haben,<br />

was den Zugang zu all diesen<br />

Medien anbelangt.<br />

„ | Nicht zu vergessen, der Bildband<br />

über den Dom. Hier hatte ja Bundespräsident<br />

Köhler von Ihnen beim<br />

Gottesdienst im Oktober das erste Exemplar<br />

erhalten ...<br />

Oh ja, ein prächtiger Band. Dankenswerterweise<br />

hat ZDF Enterprises weitgehend<br />

die Kosten übernommen. Die<br />

wunderbaren Aufnahmen vom Dom<br />

stammen von den beiden Fotografen<br />

Martin Blume und Bernd Radtke. Es<br />

ist fantastisch, was die beiden geleistet<br />

haben. Der erste, der den Bildband<br />

offiziell erhalten hat, war übrigens unser<br />

Bundespräsident, aber das erste gedruckte<br />

Exemplar bekommt natürlich<br />

der Papst.<br />

Herr Kardinal, wir danken Ihnen für<br />

das Gespräch.<br />

ANZ EIGE


20<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E SCHIC HTE<br />

Ansicht des<br />

Doms mit der<br />

umstrittenen<br />

Mollerschen<br />

Kuppel; Repro<br />

eines Stahlstichs<br />

von<br />

H. Bibby | um<br />

1850<br />

© STAD<br />

TA<br />

RCHIV MAINZ<br />

1000 Jahre<br />

Mainzer Dom<br />

(1009 bis 2009)<br />

„ | Teil IV: Befestigt und saniert ins nächste Jahrtausend<br />

V ON D R . M A TTHIAS D IETZ - L ENSSE N | Nachdem der Dom in den ersten<br />

rund 850 Jahren seines Bestehens zahlreichen Beschädigungen und nicht<br />

immer sachgerechten Eingriffen ausgesetzt war, wurde den Verantwortlichen<br />

spätestens im ausgehenden 19. Jahrhundert klar, dass auch die Substanz des<br />

Gotteshauses gelitten hatte und, wie sich herausstellen sollte, fast irreparabel<br />

war. Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, auch mit Hilfe modernster<br />

Techniken, gehören seit dieser Zeit fast zum Alltagsbild des Jubilars.


1 000 J AHRE DOM MVJH 4|09 21<br />

, ein Jahr nach der verheerenden<br />

Pulverturm-<br />

1858<br />

explosion, begannen erneut umfangreiche<br />

Renovierungsarbeiten in und am<br />

Dom. Am augenfälligsten waren dabei<br />

die Arbeiten, die ab 1870 einsetzten:<br />

Georg Moller hatte der alten gotischen<br />

Glockenstube eine höchst umstrittene<br />

schmiedeeiserne Kuppel aufgesetzt.<br />

Diese wurde nun, mit Hinweis auf<br />

entstandene Risse im Mauerwerk, wieder<br />

entfernt. Es ist, aus heutiger Sicht,<br />

fragwürdig, ob diese Risse durch das<br />

Moller’sche Konstrukt, die Pulverturmexplosion<br />

oder andere Einwirkungen<br />

entstanden sind und ob sie wirklich statisch<br />

problematisch waren. Diese Entscheidung<br />

war zumindest sehr populär.<br />

Mit dem Abbruch verschwanden auch<br />

die gotische Glockenstube und alle Geschosse<br />

in den drei Osttürmen aus dieser<br />

Zeit. Sie wurden durch neu-romantische<br />

Nachfolgebauten ersetzt. 1875<br />

entstand im Rahmen dieser Arbeiten<br />

auch der neue östliche Vierungsturm,<br />

so wie wir ihn heute noch kennen. Der<br />

Dom änderte damit wieder sein Aussehen.<br />

Sicher gab es auch damals Stimmen,<br />

die eine neugotische Rekonstruktion<br />

vor-gezogen hätten, im Vergleich<br />

mit der Moller’schen Kuppel erschien<br />

aber auch diese Lösung akzeptabel.<br />

Für die Planung und Ausführung<br />

zeichnete der Architekt Petrus Josephus<br />

Hubertus Cuypers (1827 bis 1921) verantwortlich,<br />

der als Vertreter des historisierenden<br />

Stils galt. Es ist unklar,<br />

warum die Wahl auf einen Niederländer<br />

fiel, der bis dahin lediglich die<br />

Türme der Münsterkirche in seinem<br />

Geburtsort Roermond und eine neugotische<br />

Kirche in Eindhoven gebaut<br />

Der Dom mit<br />

dem neuen<br />

Vierungsturm<br />

im romanisierenden<br />

Stil;<br />

Postkarte<br />

| um 1900<br />

© STADTARCHIV MAINZ


22<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

Eindruck vom<br />

Innenraum des<br />

Gotteshauses;<br />

Repro einer<br />

Aufnahme von<br />

Carl Hertel | um<br />

1896<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

hatte. In Mainz entschied er sich für<br />

romanisierende Formen, die wohl einen<br />

Gegenpol zum Westturm schaffen<br />

sollten. Mit dieser Arbeit gelang ihm<br />

der Durchbruch. Zwei Jahre später begann<br />

er mit dem Bau des Rijksmuseums<br />

in Amsterdam, obwohl er bei dem<br />

vorangegangenen Wettbewerb nur den<br />

2. Platz belegt hatte. Bei diesem monumentalen<br />

Gebäude arbeite er vorwiegend<br />

mit gotischen und Renaissance-<br />

Elementen. Sein Inneres war jedoch<br />

überhaupt nicht zweckentsprechend,<br />

wie man auch heute noch bei einem<br />

Besuch schnell bemerken kann.<br />

Da der neue Mainzer Ostturm wesentlich<br />

leichter war, konnte man im<br />

Inneren auf den alten gotischen Stützpfeiler<br />

verzichten, der den Blick in den<br />

Ostchor behindert hatte. Er wurde<br />

abgerissen. In dieser Bauphase wurde<br />

auch die alte Krypta in diesem Bereich<br />

rekonstruiert – man verzichtete jedoch<br />

auf die ursprüngliche Höhe aus der Zeit<br />

Heinrichs IV. und legte sie niedriger an.<br />

Nazarenische Innengestaltung<br />

Im Inneren waren die Planer völlig<br />

neue Wege gegangen: Man verzichtete<br />

auf die bis dahin noch vorhandene barocke<br />

Farbgestaltung und ließ die Wände<br />

durch Künstler der nazarenischen<br />

Schule bunt gestalten. Initiator war der<br />

1856 gegründete Mainzer Dombauverein.<br />

In einer Sitzung unter Vorsitz von<br />

Bischof Ketteler formulierte Baurat Dr.<br />

Geier: „Wichtig für die Vollendung<br />

vom Inneren des Domes ist die Ausmalung<br />

desselben mit Fresken. Wenn<br />

in den religiösen Bauwerken die größte<br />

Monumentalität herrscht, so setzt sich<br />

die Malerei ihr erhabenes Ziel, indem<br />

sie auf diesen Charakter der Architektur<br />

eingeht und die Bedeutung des<br />

Kirchengebäudes weiter bildet. Keine<br />

Kunst vermag mehr als die Malerei, die<br />

christlichen Anschauungen durch Innerlichkeit<br />

und Tiefe zu beheben.“<br />

1859 schlug der Verein vor, den in<br />

Mainz ansässigen Künstler Philipp Veit<br />

(1793 bis 1877) mit einem Entwurf zu<br />

beauftragen. Veit verstand sich selbst als<br />

Nazarener; er verfolgte eine romantischreligiöse<br />

Kunstrichtung, die sich zum Ziel<br />

gesetzt hatte, die Kunst im Geist des Christentums<br />

aus der Wiederentdeckung alter<br />

italienischer und deutscher Kunst heraus<br />

zu erneuern. Veit hatte 1815 bis 1830 in<br />

Rom gearbeitet, wo er unter anderem in<br />

der Villa Massimo, in der Kirche Trinità<br />

dei Monti und im Vatikan tätig gewesen<br />

war. Er nahm dann einen Ruf auf die<br />

Direktorenstelle des Städelschen Instituts<br />

in Frankfurt an, legte diese aber 1843<br />

aus Protest nieder, weil die Verwaltung<br />

das Gemälde „Jan Hus vor dem Concil<br />

zu Konstanz“ von Carl Friedrich Lessing<br />

gekauft hatte. Dies konnte der strenge<br />

Katholik nicht akzeptieren.


1 000 J AHRE DOM MVJH 4|09 23<br />

Zehn Jahre später kam Veit nach<br />

Mainz und wurde hier Direktor der Gemäldesammlung.<br />

Er nahm den Dom-<br />

Auftrag an und entwarf die gewünschten<br />

Fresken. Ausgeführt wurden die<br />

Arbeiten von seinem Schwiegersohn<br />

Joseph Anton Nikolaus Settegast sowie<br />

von August Gustav Lasinsky und Karl<br />

Herrmann. Der Entwurf der Gewölbedekorationen<br />

stammte von Dombaumeister<br />

Joseph Laské (1816 bis 1865),<br />

der hauptberuflich von 1848 bis zu seinem<br />

Tod Stadtbaumeister war und das<br />

neu geschaffene kirchliche Amt von<br />

1856 an inne hatte.<br />

Für einen Teil der Innenausmalung<br />

stand die Ausmalung des Doms zu<br />

Speyer Pate. Gestaltung und Farbintensität<br />

können heute nicht genau nachvollzogen<br />

werden, da entsprechende<br />

Bilddokumente aus dieser Zeit fehlen.<br />

1866 wurden die Arbeiten vorläufig abgeschlossen,<br />

da man die Renovierung<br />

des Ostbaus abwarten musste. Hier<br />

konnten die Arbeiten erst 1877/78 weitergeführt<br />

werden.<br />

Zwischen Laské und Veit kam es immer<br />

wieder zu Auseinandersetzungen,<br />

weil der Dombaumeister auf Wunsch<br />

des Künstlers seine Farbgestaltungen<br />

heller fassen musste. Der Nazarener<br />

regte sich über „Farbenüberschwang“<br />

und Motiv-Überladungen auf.<br />

Auch die Inneneinrichtung des<br />

Doms wurde in dieser Phase überdacht,<br />

Denkmäler neu platziert, das Bodenniveau<br />

bearbeitet und die Chorschranken,<br />

trotz heftiger Proteste, in das neue<br />

Konzept integriert. Einige der barocken<br />

Altäre im Ostchor passten nicht mehr<br />

in das Gesamtbild und wurden ins<br />

Rheinhessische verkauft.<br />

Fundamentales in der ersten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

Nach diesen umfangreichen Arbeiten<br />

hatte der Dom etwa zwei Jahrzehnte<br />

Ruhe, dann schlugen die Statiker Alarm:<br />

Das Fundament des Gotteshauses war<br />

instabil geworden. Hintergrund war<br />

die so genannte „Rheinuferaufschüttung“<br />

– verschiedene Projekte, die zwischen<br />

1847 und 1888 durchgeführt wurden.<br />

Sie sollten einerseits, im Rahmen<br />

eines internationalen Plans, den Rhein<br />

begradigen und als Transportweg attraktiver<br />

machen, andererseits aber<br />

auch neues Bauland für die durch die<br />

Festungsanlagen in ihrer Ausdehnung<br />

stark behinderte Stadt schaffen. Die<br />

Stadtväter waren mit den Ergebnissen<br />

sehr zufrieden. Dem dadurch verursachten<br />

Absinken<br />

des Grundwasserspiegels<br />

schenkte man dabei offensichtlich<br />

nicht die nötige Betrachtung. Für den<br />

Dom waren die Folgen fatal: Die hölzernen<br />

Konstruktionen, auf denen das<br />

Domfundament rund 900 Jahre sicher<br />

lagerte, begannen zu faulen. Ein Pro-<br />

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24<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

Blick auf den<br />

eingerüsteten<br />

Westturm des<br />

Doms | 1926<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

zess, der durch die Verlegung von Regenrinnen<br />

noch beschleunigt wurde.<br />

Erste Sanierungsarbeiten wurden wohl<br />

schon 1909 begonnen, mussten aber<br />

am Ende des Ersten Weltkriegs eingestellt<br />

werden. Der Dom befand sich in<br />

einem äußerst bedrohlichen Zustand,<br />

da durch das instabile Fundament ständig<br />

neue Mauerschäden entstanden.<br />

Man ist sich heute einig, dass zu diesem<br />

Zeitpunkt der Bestand des Doms<br />

an sich gefährdet war. 1924/1928 führte<br />

man eine Radikalkur durch: Der gesamte<br />

Dom erhielt Betonfundamente<br />

– ein technisch sehr schwieriges Unterfangen,<br />

da das Gebäude ja schon<br />

stand und nicht einfach angehoben<br />

werden konnte. Zusätzlich wurden die<br />

Gewölbe sowie einige Turmaufbauten<br />

mit Beton und Stahlankern zusätzlich<br />

gesichert. Schließlich wurden die Obergadenwände,<br />

die Langhausmauern, die<br />

über die Seitendächer hinausragen und<br />

das Dach des Mittelschiffs tragen, torkretiert.<br />

Durch dieses damals noch<br />

neue Verfahren erhielten sie eine tragende<br />

Spritzbetonschicht und konnten<br />

den Dom zusätzlich stabilisieren. Leider<br />

wurden bei dieser Aktion auch alle<br />

Rüstlöcher verschlossen, die den Historikern<br />

bei der Datierung und Beschreibung<br />

historischer Bausituationen wichtige<br />

Hinweise hätten geben können.<br />

Parallel zu diesen Rettungsmaßnahmen<br />

wurde der Dom im Inneren<br />

noch einmal neu gestaltet. Besonders<br />

einschneidend waren dabei die Veränderung<br />

des Fußbodens und die neue<br />

Innenausmalung. Ursprünglich hatte<br />

man geplant, den Fußboden auf das<br />

ursprüngliche, romanische Niveau abzusenken.<br />

Dies war jedoch wegen des<br />

Gewölbes der Nassauer Kapelle nicht<br />

möglich, sodass man sich auf einen<br />

Kompromiss einigte, der dazu führte,<br />

dass die Treppenanlage in den Westchor<br />

um zwei Stufen verlängert werden<br />

musste. Der Sandsteinfußboden wurde<br />

durch gleichfarbigen, aber wesentlich<br />

stabileren rötlichen Marmor ersetzt. Unter<br />

dem östlichen Vierungsturm wurde<br />

der so genannte „Ketteler-Altar“ ausgetauscht.<br />

Der alte wurde der Pfarrgemeinde<br />

Bürstadt geschenkt und durch einen<br />

kleineren und schlichteren ersetzt. Auch<br />

der Hochaltar aus dem Jahre 1804 wurde<br />

durch einen Marmoraltar ausgetauscht.<br />

Die nazarenische Kunst und das Ornamentenspiel<br />

Laskés hatten sich ebenfa<br />

lls überlebt. 1926 wurden sie fast vollständig<br />

beseitigt, leider ohne sie vorher<br />

zu dokumentieren. So sind wir in Detailfragen<br />

auf Vermutungen angewiesen.<br />

Das völlig neue Farbkonzept basierte<br />

auf einem Entwurf von Prof. Paul<br />

Meyer-Speer, der den ausgeschriebenen


1 000 J AHRE DOM MVJH 4|09 25<br />

Wettbewerb gewonnen hatte. Diese<br />

Idee wurde von dem heutigen Domkonservator<br />

Dr. Hans-Jürgen Kotzur so<br />

beschrieben: „Sein Farbkonzept negiert<br />

zunächst den historischen Zustand,<br />

indem es nicht baugeschichtlichen Vorgaben<br />

folgt, sondern sich allein nach<br />

den architektonischen Besonderheiten<br />

des Bauwerks – wie Proportionen und<br />

Lichtführung – richtet. Meyer-Speer<br />

entwickelte ein raffiniertes Farbsystem<br />

aus der Farbskala des natürlichen Sandsteins.<br />

Wie<br />

bei einem großen Gemälde<br />

überzog er die Hausteinteile und Wandflächen<br />

mit Farben, stets im Wechsel<br />

und nach genau vorherbestimmter Abstufung.“<br />

Neu gebaut wurde 1927/28 die Lulluskrypta<br />

(benannt nach dem 786 verstorbenen<br />

Erzbischof Lullus) unter der<br />

westlichen Vierung. Sie dient seither als<br />

Grablege der Mainzer Bischöfe.<br />

Nachkriegs-Renovierungen<br />

Während des Zweiten Weltkriegs war<br />

Mainz mehrmals Ziel großer Luftangriffe.<br />

Im August 1942 erhielt der<br />

Dom mehrere Treffer. Dabei wurde das<br />

Obergeschoss des Kreuzgangs zerstört.<br />

Außerdem brannten die meisten Dächer<br />

des Gotteshauses ab. Das Gewölbe<br />

jedoch überstand alle Bombardements.<br />

Die notwendig gewordenen äußeren<br />

Restaurierungsarbeiten, bei denen auch<br />

Verwitterungsschäden beseitigt wurden,<br />

zogen sich bis in die 1970er Jahre hin,<br />

ebenso die Arbeiten an der Innenraumgestaltung,<br />

insbesondere der neuen<br />

Verglasung. 1959 wurde die Innenausmalung<br />

erneuert – und auch verändert:<br />

Einige Teile wurden nun weiß gelassen,<br />

kräftige Töne wurden durch hellere ersetzt.<br />

Allerdings gibt es heute wieder<br />

Pläne, auf die ursprüngliche Farbgestaltung<br />

Meyer-Speers im Zuge der aktu-<br />

So. 06.12.2009 | 19.30 Uhr | Cornelius-Saal<br />

anmeldung<br />

Peter-Cornelius-Konservatorium<br />

der Stadt Mainz<br />

Binger Straße 18, 55122 Mainz<br />

telefon 06131. 25008-0<br />

e-mail pck@stadt.mainz.de<br />

internet www.pckmainz.de<br />

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Konzert des PCK-Sinfonieorchesters<br />

Leitung: Gernot Sahler<br />

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Anmeldeformulare<br />

auch im Internet<br />

A N Z EIGE


26<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

rechts:<br />

Ostturm und<br />

Notdach über<br />

dem Mittelschiff,<br />

nachdem<br />

im August 1942<br />

auch der Dom<br />

von Luftangriffen<br />

getroffen<br />

wurde. |<br />

1942/43<br />

links:<br />

Sicherungsarbeiten<br />

am<br />

Nord-Ostturm<br />

des Doms |<br />

1952<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

ellen Domsanierung zurückzukommen.<br />

Rechtzeitig vor der „1.000 Jahrfeier“ 1975<br />

gelang es auch, einen Plan von Diözesankonservator<br />

Wilhelm Jung umzusetzen<br />

und den Dom außen mit Mineralfarben<br />

rot einzufärben. Vorher war er<br />

nicht vollständig verputzt und hatte ein<br />

„rein sandsteinfarbenes Erscheinungsbild.“<br />

Durch die Rot-Tönung sollte das<br />

Gotteshaus in der Farbgebung anderen<br />

historischen Gebäuden der Stadt angeglichen<br />

werden.<br />

Arbeiten und Pläne im<br />

21. Jahrhundert<br />

Im Jahr 2000 begann die nächste große<br />

Sanierungsphase des Mainzer Doms,<br />

deren Dauer zu Beginn der Baumaßnahmen<br />

auf zehn bis 15 Jahre veranschlagt<br />

wurde. Umfasst werden alle<br />

Teile des Doms, sowohl innen als auch<br />

außen.


1 000 J AHRE DOM MVJH 4|09 27<br />

Zumindest die äußere Farbgebung<br />

bleibt dabei unverändert, sie stößt<br />

überall auf hohe Akzeptanz. Wesentlich<br />

komplexer ist die Diskussion über den<br />

Innenraum, hier wird unter anderem<br />

überlegt, die Speer’schen Pläne von 1928<br />

noch einmal farbgetreu umzusetzen.<br />

Auch bei der Ausstattung ist das letzte<br />

Wort noch nicht gesprochen. So gibt<br />

es beispielsweise schon lange die Idee,<br />

eine Schwalbennest-Orgel im Langhaus<br />

aufzuhängen. Domkonservator Kotzur<br />

weist in diesem Zusammenhang auch<br />

auf die wachsende Bedeutung von Beschallungssystemen<br />

und Lichtinstallationen<br />

in der sakralen Kunst hin.<br />

2001 wurde der erste Bauabschnitt<br />

beendet: die Sanierung und Neugestaltung<br />

der Nassauer Unterkapelle.<br />

Inzwischen sind auch die Arbeiten an<br />

der Ostgruppe und die Neufassung<br />

der Obergaden abgeschlossen. Aktuell<br />

wird die Westgruppe saniert. 2007<br />

konnte Karl Kardinal Lehmann die<br />

Sakramentskapelle neu einweihen. Die<br />

Verglasung wurde von Johannes Schreiter<br />

gestaltet, das Altarbild stammt von<br />

Bernd Zimmer. Im August 2008 wurde<br />

mit der Sanierung der Gotthardt-Kapelle<br />

begonnen.<br />

Große Überraschungen blieben<br />

bisher aus, sieht man einmal von der<br />

Gruft des ehemaligen Erzbischofs Lothar<br />

Franz von Schönborn ab, die 2002<br />

zufällig bei Bauarbeiten im Westchor<br />

gefunden wurde. Richtig Staub wurde<br />

nur aufgewirbelt, als im Juni 2008 durch<br />

die Besatzung eines Hubschraubers im<br />

Tiefflug der westliche Vierungsturm<br />

und seine beiden Flankentürme photogrammetrisch<br />

vermessen wurden. Durch<br />

den Sog des Rotors kam es zu leichten<br />

Schäden an einigen Marktständen.<br />

Der Mainzer Dom hat im Sommer<br />

dieses Jahres sein zweites Jahrtausend<br />

begonnen. Ob er es vollenden und wie<br />

er dann aussehen wird, weiß keiner von<br />

uns heute zu sagen: Barock und Nazarener,<br />

Torkretieren und Photogrammetrie,<br />

das sind Begriffe, mit denen Willigis<br />

und seine Architekten vor 1.000 Jahren<br />

auch noch nichts anfangen konnten.<br />

Domkonservator, Dombauhütte,<br />

Dombauamt, Dombauverein, Dombaukommission<br />

und kirchliche Denkmalpflege<br />

– es gibt heute viele Personen<br />

und Institutionen, die um den Bau und<br />

seine Erhaltung bemüht und besorgt<br />

sind. Sie teilen mit allen Mainzern die<br />

Hoffnung, dass Dom und Stadt in den<br />

nächsten 1.000 Jahren vor Krieg und<br />

Zerstörung, Brandereignissen und Umweltzerstörungen<br />

bewahrt bleiben.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A N Z EIGE


28<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

Und über all dem<br />

der Dom!<br />

„ | Elisabeth Langgässers „Reise in die kalte Fassenacht“<br />

und der Mainzer Dom<br />

V ON H A NS BERKESSE L | Der literarische Bericht ihrer Reise nach Mainz<br />

im Frühjahr 1947, mit dem Elisabeth Langgässer ihr erstes Wiedersehen mit<br />

der rheinhessischen Heimat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der<br />

nationalsozialistischen Diktatur feierte, wurde zuerst in der Berliner Zeitung<br />

„Der Tagesspiegel“ am 16. März 1947 und dann im Mainz-Heft (3/1949) der<br />

legendären Merian-Hefte des Hamburger Verlags Hoffmann & Campe veröffentlicht.<br />

Wir dokumentieren im Folgenden Auszüge aus diesem Text, der den<br />

Mainzer Dom inmitten der Trümmerlandschaft des zerstörten Mainz als Symbol<br />

der Hoffnung imaginiert.<br />

Kalte Reise in die Fassenacht<br />

[...] Doch muß man geschieden sein,<br />

Jahr um Jahr, von der süßen dionysischen<br />

Heimat, um den unbegreiflichen Stoß zu<br />

ermessen, den das Herz erduldet, wenn<br />

Auge und Herz, als ob sie beide das gleiche<br />

Organ und nur in ihren Funktionen<br />

leicht unterschieden wären, wieder den<br />

ersten Rebstock erblicken; nicht erblicken,<br />

sondern assimilieren; wahrnehmen,<br />

wahrmachen in der Tiefe einer gültigen<br />

Wirklichkeit.<br />

Hier ist die Grenze, hier fährt die<br />

Klinge zwischen Osten und Westen hindurch.<br />

Was ist ein Rebstock im Frühling<br />

und im Sommer Eine Versprechung.<br />

Was ist er im Herbst Ein kultischer Gebrauch.<br />

Aber hier war Winter, und dieser<br />

Rebstock, den der Fremdling als ersten<br />

wieder erblickte, war weiter nichts als<br />

ein krummes Stück Holz; ein unendlich<br />

zähes, sehr dunkles Holz; eine heilige<br />

Schlange, aufgebäumt über der frostigen<br />

Erde mit zorniger Geduld. Ein Rebstock,<br />

vereinzelt wie dieser, ist nichts; eine Zeile<br />

von Rebstöcken ist schon mehr. Aber erst<br />

der Wingert, die Wingerte in ihrem Auf<br />

und Nieder! Nur wer die Monotonie erfaßt<br />

hat, weiß um die Größe archaischer<br />

Götter, die Größe der Fuge, die Größe<br />

einfacher dorischer Säulen, die Größe der<br />

Geduld. Und nur im Winter entblößt der<br />

Weinberg sein inneres Gesetz, seine eigentümliche<br />

Schönheit, die ebenso Schönheit<br />

der Form, wie Schönheit des Rhythmus‘<br />

ist. Er beginnt zu tönen wie Notenköpfe<br />

auf einer Partitur; anzuschwellen und<br />

abzusteigen, die gemauerten Treppchen<br />

herauf und herunter bis an den Himmel<br />

und an die Erde und wieder zum Himmel<br />

zurück. Der Fremdling, der Heimgekehrte,<br />

der Zonenwanderer träumt von<br />

ihm, wenn er die Augen schließt; er läßt<br />

sich wiegen von seiner Bewegung und beruhigen<br />

von seiner Ruhe. […]<br />

Zwischen dem Hoffen und Harren,<br />

das manchen zum Narren macht, wie<br />

man sagt, liegt die heilige Fassenacht.


E L I S A B ETH LANGGÄ SSER MVJH 4|09 29<br />

Am oberen<br />

linken Bildrand<br />

steht der<br />

Dom über der<br />

zerstörten Altstadt<br />

zwischen<br />

Rheinstraße<br />

und Rhein. |<br />

1945<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

„Nach den Feiertagen bleibt das Geschäft<br />

zwei Tage lang geschlossen“, bemerkt die<br />

kleine Friseuse in Mainz, und: „Wieso<br />

Feiertage“ fragt der perplexe Gast. Ach<br />

so, – die Fastnacht besinnt er sich, indem<br />

er zum Rheinufer geht.<br />

Zerstörte Anmut: kein Capitol mutet<br />

antiker an, kein Tempel zierlicher, keine<br />

Fassade hat größere Gewalt. Aber wenn<br />

andere Städte im Reich, moderne Großstädte<br />

[...] nichts weiter sind als schlechthin<br />

zerstört – mächtige Zahnstümpfe ihre<br />

Ruinen, geöffnete Mäuler alter Amphibien<br />

und zerbrochene Wirbelsäulen – gewinnt<br />

sich die Würde und die Bedeutung,<br />

das menschliche Maß und die geistige<br />

Freiheit einer römisch-barocken Stadt wie<br />

dieser erst in dem Untergang ganz zurück;<br />

sie legt noch einmal ihr Fundament<br />

und den Kern, aus dem sie gewachsen ist,<br />

bloß; das Organische und das Lapidare;<br />

das Samenkorn und den Stein. Wie klar<br />

die geschwungenen, leeren Giebel gegen<br />

den Himmel stehen, wie leicht die ausgefensterten<br />

Wände, die ohne Hintergrund<br />

sind! Hier ist ein zartes Blattornament<br />

und dort ein lieblicher Fries erhalten,<br />

und wenn der Fluß über Steine klettert,<br />

ist es, als ob er ein Quellchen freilegt, einen<br />

Obulus aus der Tiefe des Grabes, das<br />

Lächeln der Penaten. In diesen Ruinen,<br />

scheint nichts mehr zu leben außer Traum<br />

und Erinnerung. […]<br />

Und über all dem der Dom! Der<br />

Dom! Mutter und Grabmonument in<br />

einem: beide mit Nachkommenschaft für<br />

die Zeit und Nachkommenschaft für die<br />

Ewigkeit bis in ferne Tage erfüllt. Wenn<br />

nichts mehr wäre außer dem Dom, so<br />

könnte man, denkt der einsame Mensch,<br />

der über die Trümmer klettert, die ganze<br />

Stadt aus dem Anblick des Domes wieder<br />

von neuem erbauen; dieser Dom, dieser<br />

steinerne Schoß der Gottheit würde<br />

sie wieder gebären; und wenn von dem<br />

Dom selbst gar nichts mehr stünde als die<br />

Fundamente des Ostchors, so könnte sich<br />

aus ihrem Gefels der ganze Dom in die


30<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

Elisabeth<br />

Langgässer<br />

© FAMILIE GRÜTTNER<br />

Höhe atmen und mit dem Dom die zerstörte<br />

Stadt samt den anderen Gotteshäusern,<br />

dem Kurfürstlichen Schloß und dem<br />

Deutschhaus und den köstlichen Adelshöfen.<br />

Doch wird man sie nicht restaurieren<br />

– nein. Man wird sie transzendieren:<br />

die perlmutternen Seifenblasen der<br />

Rokokotürme St. Peters und die strenge<br />

und zarte Gotik der Karmeliterkirche;<br />

transzendieren in unvergleichlich realere<br />

Bezirke als diese, in welche die Bomben<br />

fielen. Wo die Wurzeln nicht zerstört worden<br />

sind, schlägt ein vom Blitzstrahl getroffener<br />

Baum aus der Kraft seiner Wurzeln<br />

aus: junge Sprößlinge von der gleichen<br />

Art, junge Nadeln, junges Laub. […]<br />

Als der Fremdling, der Heimgekehrte,<br />

das Stübchen und sein leises Lärmen<br />

verlassen hat, und wieder den Rhein entlanggeht,<br />

spielt das Abendrot über dem<br />

Strom. Das Wasser zieht rasch und stetig<br />

dahin und trägt die Eisschollen gleichmütig<br />

weiter, die sich fester zusammenbacken.<br />

Es wird wieder kälter, auch Matheis<br />

wird heuer das Eis nicht brechen, sondern<br />

noch neues machen, Fähre um Fähre, hört<br />

man bereits, stellt ihre Tätigkeit ein. Bald<br />

wird man bei Caub und Aßmannshausen<br />

über den Rhein gehen können, aber<br />

ein Eisfest, wie jenes, von welchem die<br />

Alten erzählen, ein Fest mit Salzbretzeln,<br />

Drehorgelmännern und einem gebratenen<br />

Ochsen am Spieß auf der Mitte des zugefrorenen<br />

Stromes wird sich, solange dieses<br />

Geschlecht noch Atem hat, nicht wiederholen.<br />

[...]<br />

Wie<br />

in einem Brennspiegel werden<br />

in dem hier abgedruckten Ausschnitt<br />

die frühen und nachhaltigen Prägungen<br />

gebündelt, die die Autorin Elisabeth<br />

Langgässer seit ihrer Jugend durch die<br />

rheinhessische Hügellandschaft mit ihren<br />

charakteris-tischen Weinbergen und<br />

dem Rhein, dem ewig dahin fließenden<br />

Strom erfahren hat, der Städte und<br />

Kernregionen Rheinhessens verbindet<br />

und die unverwechselbare Landschaft<br />

des Ried hervorgebracht hat. Daneben<br />

spielte die Grunderfahrung eines tief<br />

empfundenen und gelebten Glaubens<br />

in ihrem Elternhaus für ihr weiteres Leben<br />

wie für ihr literarisches Werk eine<br />

herausragende Rolle.<br />

Der Vater, Sohn einer alteingesessenen<br />

jüdischen Familie in Mainz, war<br />

Architekt und großherzoglicher Baurat<br />

in Alzey. Er war vom Judentum zum<br />

Katholizismus konvertiert und assimiliert;<br />

die Mutter stammte aus einer<br />

gutbürgerlich-katholischen Familie in<br />

Mainz. Hier in der rheinhessischen<br />

Kleinstadt Alzey wurde Elisabeth Langgässer<br />

am 23. Februar 1899 geboren.<br />

Hier verbrachte sie die ersten zehn Jahre<br />

ihrer Kindheit und besuchte die höhere<br />

Mädchenschule, bis die Familie nach<br />

dem Tod des Vaters nach Darmstadt<br />

übersiedelte. Am Darmstädter Victoria-<br />

Gymnasium legte sie 1918 ihr Abitur ab


E L I S A B ETH LANGGÄ SSER MVJH 4|09 31<br />

und bereitete sich am Lehrerinnenseminar<br />

auf den Lehrerberuf vor, den sie<br />

dann von 1921 bis zu ihrem Ausscheiden<br />

aus dem hessischen Staatsdienst<br />

(wegen der bevorstehenden Geburt ihrer<br />

unehelichen Tochter Cordelia) 1928 in<br />

Seligenstadt und Griesheim ausübte.<br />

Im Text „Kalte Reise in die Fassenacht“<br />

– wie in vielen ihrer Gedichte<br />

und Prosawerke von „Tryptichon des<br />

Teufels“ (1932), „Grenze: Besetztes Gebiet“<br />

(1932) über „Proserpina“ (1933)<br />

und „Gang durch das Ried“ (1936)<br />

bis hin zu „Rettung am Rhein“ (1938)<br />

und „Das unauslöschliche Siegel“<br />

(1947) – verbinden sich detaillierte<br />

metaphorisch-sinnhafte Landschaftsbeschreibungen<br />

mit naturmythischen<br />

Betrachtungen. Hinzu kommt eine<br />

geschichtsphilosophische Sicht, die geprägt<br />

vom katholischen und national<br />

eingestellten Umfeld ihrer Kindheit<br />

und Jugend, die liberalen Traditionen<br />

der Aufklärung und Französischen<br />

Revolution ablehnte, stattdessen alte<br />

matriarchalische und antike Mythen<br />

einbezog und wie viele andere die Gefahr<br />

des Nationalsozialismus anfangs<br />

unterschätzte.<br />

Ihr vielleicht wichtigstes Werk, den<br />

Roman „Das unauslöschliche Siegel“,<br />

den sie schon Ende 1936 begonnen<br />

hatte, nachdem sie vom nationalsozialistischen<br />

Regime<br />

nach Maßgabe der<br />

Nürnberger Rassegesetze als Halbjüdin<br />

mit einem Publikationsverbot belegt<br />

worden war, konnte sie daher erst<br />

1947 veröffentlichen. Darin geht es wie<br />

in vielen anderen ihrer Werke um „die<br />

Urereignisse von Sünde, Gnade und Erlösung“,<br />

ja um nicht weniger als „das<br />

Schicksal der Welt in der Geschichte<br />

schlechthin“, deren Verlauf als Teil<br />

eines göttlichen heilsgeschichtlichen<br />

Plans betrachtet wird. Dieser Roman,<br />

der wegen seines an James Joyce erinnernden<br />

Stils und des Verzichts auf<br />

eine geschlossene Handlung von der<br />

Kritik zu den wichtigen Beispielen des<br />

modernen europäischen Experimental-<br />

Romans gerechnet wurde, machte die<br />

Autorin mit einem Schlag bekannt. Die<br />

„Verruchtheit“, die die zeitgenössische<br />

ANZ EIGE<br />

Blick auf die<br />

zerstörte Kirche<br />

St. Peter<br />

| 1945/46<br />

© STADTARCHIV MAINZ


32<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

Kritik vor allem in den erotischen Episoden<br />

des Romans und in der Darstellung<br />

einer lesbischen Liebesbeziehung<br />

oder in der Schilderung eines Bordells<br />

zu erkennen glaubte, führte zu Zerwürfnissen<br />

mit der „offiziellen Amtskirche“,<br />

so dass das Buch beinahe auf den<br />

Index gesetzt worden wäre.<br />

Elisabeth Langgässer durfte sich<br />

also, in ihrer dichterischen Schaffenskraft<br />

bereits stark durch eine schwere<br />

Krankheit (Multiple Sklerose) beeinträchtigt,<br />

an der sie seit 1942 litt, berechtigte<br />

Hoffnungen machen, endlich<br />

die Anerkennung als Schriftstellerin zu<br />

erhalten, die sie als „katholische Stimme“<br />

der „Inneren Emigration“ zu finden<br />

hoffte. So hielt sie eines der Hauptreferate<br />

unter dem Titel „Schriftsteller<br />

unter der Hitlerdiktatur“ auf dem Ersten<br />

Deutschen Schriftstellerkongress<br />

1947 in Berlin. Darin verurteilte sie in<br />

Kenntnis des Schicksals ihrer unehelichen<br />

Tochter<br />

Cordelia (mit dem jüdischen<br />

Staatswissenschaftler Hermann<br />

Heller) – die mit drei jüdischen Großeltern<br />

als nach NS-Kriterien als „Volljüdin“<br />

1941 zunächst von der Familie<br />

getrennt, dann nach Theresienstadt<br />

und später nach Auschwitz deportiert<br />

wurde, die KZ-Haft überlebte und sich<br />

nach Schweden retten konnte – einerseits<br />

kompromisslos die Unverbindlichkeit<br />

der konventionellen Naturlyrik<br />

während der NS-Zeit „dieses anakreontische<br />

Tändeln mit Blumen und Blümchen<br />

über den scheußlichen, weit geöffneten,<br />

aber eben mit diesen Blümchen<br />

überdeckten Abgrund der Massengräber“<br />

(Ost und West, H. 4/1947, S. 36<br />

-41). Andererseits verteidigte sie die<br />

Schriftsteller der „Inneren Emigration“,<br />

» Wichtige Werke von Elisabeth Langgässer<br />

GRENZE: BESETZTES GEBIET. BALLADE EINES LANDES | [1932] 1983<br />

DER GANG DURCH DAS RIED | Roman | [1936] 1962<br />

DAS UNAUSLÖSCHLICHE SIEGEL | Roman | [1947] 1987<br />

PROSERPINA. EINE KINDHEITSMYTHE | [1949] 1982<br />

MÄRKISCHE ARGONAUTENFAHRT | Roman | [1950] 1966<br />

... SO VIEL BERAUSCHENDE VERGÄNGLICHKEIT. BRIEFE 1926-1950 |<br />

[1954] 1981<br />

GEDICHTE | Der Wendekreis des Lammes. Tierkreisgedichte. Der Laubmann und<br />

die Rose. Metamorphosen. Kölnische Elegie | [1959] 1981<br />

BRIEFE | 1924 bis 1950 | Hg. von Elisabeth Hoffmann | 1990<br />

Literatur über Elisabeth Langgässer (Auswahl)<br />

SONJA HILZINGER | Elisabeth Langgässer. Eine Biografie | Berlin: Verlag für<br />

Berlin-Brandenburg 2009<br />

HANS-CHRISTIAN KIRSCH | Elisabeth Langgässer. Literatur und Landschaft |<br />

[Köpfe der Region 2, hg. v. Hans Berkessel] | Ingelheim: Leinpfad Verlag 2004<br />

CORDELIA EDVARDSON | Gebranntes Kind sucht das Feuer | Roman | Aus dem<br />

Schwedischen von Anne-Liese Kornitzky [1986] | München: Carl Hanser Verlag<br />

1989<br />

URSULA EL-AKRAMY | Wotans Rabe. Elisabeth Langgässer, ihre Tochter Cordelia<br />

und die Feuer von Auschwitz | Frankfurt/Main: Verlag Neue Kritik 1997<br />

www.langgaesser.de


E L I S A B ETH LANGGÄ SSER MVJH 4|09 33<br />

die während der NS-Diktatur nicht<br />

emigriert, sondern in Deutschland geblieben<br />

waren.<br />

Ihr letztes Buch, den Roman „Märkische<br />

Argonautenfahrt“ (1950), hatte<br />

Elisabeth Langgässer der immer schneller<br />

fortschreitenden Krankheit buchstäblich<br />

abgetrotzt: „[...] die ‚Märkische<br />

Argonautenfahrt‘ ist gestern fertig geworden.<br />

Das letzte Kapitel habe ich auf<br />

dem Rücken geschrieben – vollkommen<br />

erledigt und total knock out.“ (Brief an<br />

Cordelia Edvardson am 7. Juni 1950).<br />

Sie war inzwischen mit ihrer Familie<br />

von Berlin nach Rheinzabern/Pfalz<br />

umgezogen und hatte weitere Anerkennung<br />

für ihr literarisches Werk erfahren.<br />

Auch dieses letzte große Werk, dessen<br />

Fabel im Kern als „christliche Parallelgeschichte<br />

zur antik-heidnischen Sage<br />

der Argonauten“ die Pilgerfahrt einer<br />

Personengruppe nach 1945 auf der<br />

Suche nach Gnade und Erlösung von<br />

(Mit-)Schuld (an der deutschen Katastrophe)<br />

beschreibt, erscheint heute<br />

merkwürdig ambivalent. Da die Autorin<br />

den Holocaust und das im Roman<br />

erkennbar verarbeitete Schicksal<br />

der eigenen Tochter in einen größeren<br />

heilsgeschichtlichen Prozess einordnet,<br />

an dessen Ende der Glaube siegt, kann<br />

zumindest der Eindruck entstehen, als ob<br />

dem grauenhaften Morden des NS-Regimes<br />

ein tieferer metaphysischer Sinn<br />

unterlegt werden könnte.<br />

Am 25. Juli 1950 starb Elisabeth<br />

Langgässer in einem Karlsruher Krankenhaus;<br />

im gleichen Jahr wurde ihr<br />

posthum der Georg-Büchner-Preis verliehen.<br />

In ihrem gesamten Werk wird<br />

die enge Bindung an die rheinhessische<br />

Landschaft ihrer Jugendjahre deutlich.<br />

Wie stark die Sehnsucht nach dieser<br />

„als existentielle Heimat verstandenen<br />

Landschaft des Rheintals“ auch aus der<br />

Entfernung gewesen ist, bezeugt unter<br />

anderem ein Brief, den sie am 5. Mai<br />

1947 in Berlin schreibt: „Ach ich sehne<br />

mich wieder nach dem Südwesten<br />

zurück und weiß genau, dass irgendwo<br />

bei der Wurzel irgendeines zähen krummen<br />

Rebstocks meine eigene liegt.“<br />

ANZ EIGE


34<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

» Weihbischof Dr. Werner Guballa – Kerndaten<br />

1944 am 30. Oktober geboren in Marienborn<br />

bei Mainz<br />

1970 am 10. Oktober Empfang der Priesterweihe<br />

durch Kardinal Jan Willebrands in Rom<br />

1975 Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit<br />

über den Dominikaner Melchior Cano<br />

1975-77 Kaplan in Bensheim<br />

1977-82 Subregens am Priesterseminar des Bistums<br />

Mainz<br />

1982-91 Pfarrer an der Katholischen Hochschulgemeinde<br />

(KHG) St. Albertus in Mainz<br />

1991-96 Pfarrer in St. Ludwig in Darmstadt<br />

seit 1996 Domkapitular in Mainz<br />

2003 am 20. Februar Ernennung zum Weihbischof<br />

durch Papst Johannes Paul II.<br />

(Bischofsweihe am 21. April)<br />

„ | Weihbischof Dr. Werner<br />

Guballa wurde 65 Jahre alt<br />

V ON J O A C H I M B UCH | 65 ist für einen<br />

„Laien“ (im theologischen Sinn)<br />

trotz aller tagespolitischer Diskussionen<br />

noch das „klassische“ Rentenalter.<br />

Bischöfe haben da noch einige<br />

Jahre vor sich. Mit 75 müsse ein Bischof<br />

in den Ruhestand gehen, sagt<br />

der Mainzer Weihbischof Dr. Werner<br />

Guballa, schränkt aber ein: „Bei gesundheitlichen<br />

Problemen kann man<br />

den Heiligen Vater um Entpflichtung<br />

bitten.“


W EIHB I S CHOF D R . W E RNER G UBA LLA MVJH 4|09 35<br />

on solchen Problemen merkt man<br />

Vbeim<br />

Weihbischof Dr. Werner Guballa<br />

derzeit nichts, aber im Urlaub<br />

sei Ruhe für ihn sehr wichtig. Zwar<br />

schnuppere er ganz gern italienische<br />

Luft, aber dies sei schon „ein Land, das<br />

sehr laut ist.“ Der Autor dieser Zeilen<br />

hat den Weihbischof in den 80er Jahren<br />

als Hochschulpfarrer in der Pfarrei<br />

St. Albertus Magnus als ruhigen und<br />

bedächtigen, aber in seiner Gestik und<br />

Sprache doch sehr motivierenden und<br />

mitreißenden Menschen kennen gelernt.<br />

Daran hat sich auch heute kaum<br />

etwas geändert und man merkt nach wie<br />

vor, dass er gerne Seelsorger ist. Wenn er<br />

spüre, dass er als Priester in schwierigen<br />

Situationen, aber auch bei freudigen Lebensumständen<br />

am richtigen Platz sei,<br />

wenn Leute dankbar sind, einen Priester<br />

in der Nähe zu haben, dann weiß er:<br />

„Genau dafür bin ich’s geworden.“<br />

Erste Sympathien für den Priesterberuf<br />

hatte Guballa schon in der<br />

Schulzeit. Zwar sei der Gedanke zwischenzeitlich<br />

auch einmal in den Hintergrund<br />

getreten, „aber er wurde immer<br />

konkreter, je näher es aufs Abitur<br />

zuging.“ Viele Mentoren hätten ihn auf<br />

seinem Weg begleitet, vom Heimatpfarrer<br />

in Marienborn bis zum ehemaligen<br />

Weihbischof Josef Maria Reuss, der<br />

während Guballas Studentenzeit Regens<br />

im Mainzer Priesterseminar war.<br />

Nach drei Semestern in Mainz setzte<br />

Guballa sein Studium an der Päpstlichen<br />

Universität Gregoriana in Rom<br />

fort und wurde dort 1970 von Kardinal<br />

Jan Willebrands zum Priester geweiht.<br />

Von der theologischen Ausrichtung her<br />

(Dogmatik) habe es sich angeboten,<br />

im Anschluss an die Weihe gleich eine<br />

Promotion anzuschließen. Die Arbeit<br />

über den Dominikaner Melchior Cano<br />

wurde 1975 abgeschlossen und noch im<br />

gleichen Jahr wurde Guballa Kaplan in<br />

Bensheim.<br />

Von<br />

1977 an war er fünf Jahre als<br />

Subregens und Ökonom am Bischöflichen<br />

Priesterseminar in Mainz tätig.<br />

In ökonomischen Fragen habe er sich<br />

einarbeiten müssen. Fachlich näher<br />

lagen ihm da schon die Aufgaben im<br />

Zusammenhang mit der Studienbegleitung.<br />

Dort leitete er theologische Begleitkurse<br />

zur Entlastung der Universität<br />

und begleitete die Diplomarbeiten<br />

der angehenden Priester.<br />

Im Februar 1982 beauftragte ihn<br />

Kardinal Hermann Volk mit der Leitung<br />

der Katholischen Hochschulgemeinde<br />

(KHG) St. Albertus in Mainz.<br />

Aufgrund einiger Probleme im Zusammenhang<br />

mit der Abberufung des bisherigen<br />

Hochschulpfarrers traf Guballa<br />

dort eine Gemeindean, die sich damals<br />

„sehr überrumpelt“ gefühlt habe. „Da<br />

hatte ich, als ich neu kam, natürlich<br />

einen schweren Stand. Ich musste erst<br />

einmal Vertrauen gewinnen, um in diese<br />

gespannte Atmosphäre auch eintreten<br />

zu können.“<br />

Der Wechsel in die größte Darmstädter<br />

Innenstadtpfarrei St. Ludwig sei<br />

eine große Umstellung für Guballa gewesen.<br />

In der KHG habe eine Überfülle<br />

an Angeboten geherrscht. „Es gab so<br />

viele Ideen. Ich musste mich eigentlich<br />

immer nur überraschen lassen.“ Das sei<br />

in einer Ortsgemeinde wie in Darmstadt<br />

so nicht gewesen. „Man muss<br />

die Menschen aufsuchen. Sie kommen<br />

nicht von selbst, sind nicht so beweglich.“<br />

Die Mehrheit habe der mittleren<br />

und älteren Generation angehört.<br />

Schnell kommt die Frage nach der Jugend<br />

auf.<br />

„Die hat sich überhaupt nicht<br />

für den Pfarrer interessiert“ so Guballa.<br />

„Da hieß es: Wir haben ja den Kaplan!“<br />

Mit dieser neuen Situation habe er sich<br />

erst zurechtfinden müssen.<br />

Als Nachfolger von Martin Luley<br />

wurde Guballa 1996 zum Generalvikar<br />

im Bistum Mainz berufen. In dieser<br />

Weihbischof<br />

Werner Guballa<br />

ist begeisterter<br />

Radfahrer.<br />

© WERNER FELDMANN


36<br />

MAINZ 4|09<br />

DOM G E S C HIC HTE<br />

in Christus nicht darauf ankomme, ob<br />

man beschnitten sei oder nicht, sondern<br />

auf den Glauben, der in der Liebe<br />

wirksam werde.<br />

Guballa ist regelmäßig als „Visitator“<br />

im Auftrag des Kardinals unterwegs,<br />

bis zum Jahresende noch in den<br />

Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen<br />

des Dekanats Darmstadt. „Ich<br />

Lebensstation:<br />

Von 1982<br />

bis 1991 war<br />

Werner Guballa<br />

Studentenpfarrer<br />

in<br />

St. Albertus<br />

Magnus (KHG);<br />

außerdem engagierte<br />

er sich<br />

im Jugendtreff<br />

am Stahlberg.<br />

© WERNER FELDMANN<br />

Funktion war er „die rechte Hand des<br />

Bischofs“ in Fragen wie Verwaltung und<br />

Leitung des Bistums. Da ein Generalvikar,<br />

sobald ein Sitz im Domkapitel frei<br />

wird, auch in dieses Gremium gehört,<br />

fiel beim nächsten frei werdenden Sitz<br />

die Wahl auf Guballa. „Das Domkapitel<br />

hat keine unmittelbaren pastoralen<br />

Aufgaben“ umschreibt er dessen Aktivitäten.<br />

Es habe Sorge für den Dom und<br />

sei quasi „Eigentümer des Doms“.<br />

Als Weihbischof Wolfgang Rolly<br />

aus Altersgründen um die Versetzung<br />

in den Ruhestand bat und auch dessen<br />

Amtskollege Franziskus Eisenbach aus<br />

dem Amt ausgeschieden ist, machte<br />

Kardinal Lehmann von seinem Vorschlagsrecht<br />

Gebrauch und nannte für<br />

jede der zu besetzenden Stellen drei<br />

Kandidaten, darunter neben Guballa<br />

auch sein jetziger Amtskollege Dr. Ulrich<br />

Neymeyr. „Ein sehr langer und<br />

sehr sensibler Vorgang“ so Guballa.<br />

Wie jeder Bischof hat auch Guballa<br />

einen Wahlspruch, der auch Teil des Bischofswappens<br />

ist: „Fides per caritatem<br />

– Glaube lebt durch die Liebe“ ist eine<br />

Kurzform des 6. Verses aus Kapitel 5<br />

des Galaterbriefes. Dieser besagt, dass es<br />

führe Gespräche und mache mir ein<br />

Bild über die Lage der Kirche vor Ort<br />

im Blick auf die Gesamtlage des Bistums.“<br />

Außerdem sei er als Bischofsvikar<br />

für die Geistlichen und Diakone<br />

quasi deren Personalchef und als Bischofsvikar<br />

für die Caritas für die mehr<br />

als 10.000 hauptamtlichen Mitarbeiter<br />

im Bistum zuständig. In der Deutschen<br />

Bischofskonferenz arbeitet er in drei<br />

Kommissionen mit: Wissenschaft und<br />

Kultur („Als ehemaliger Studentenpfarrer<br />

betreue ich dort den Schwerpunkt<br />

Hochschulpastoral.“), Ehe und Familie<br />

sowie Weltkirche, wo er für die Kontakte<br />

zu Lateinamerika zuständig ist.<br />

Beim Thema Lateinamerika kommt<br />

man natürlich auch auf die heutige Rolle<br />

der lange umstrittenen „Theologie der<br />

Befreiung“ zu sprechen. Deren Thesen


W EIHB I S CHOF D R . W E RNER G UBA LLA MVJH 4|09 37<br />

seien heute auch außerhalb Südamerikas<br />

in die Praxis eingeflossen, sagt der<br />

Bischof. Die Frage „Wie gestalten wir<br />

Gerechtigkeit für die Armen und Unterdrückten“<br />

stelle sich angesichts der<br />

Globalisierung weltweit. Sowohl der<br />

theologische Ansatz Lateinamerikas als<br />

auch die Sozialenzykliken des Papstes<br />

hätten da „große Gedanken freigesetzt.<br />

aber ein: „Das Maß der Aufgaben, die<br />

mir im Bistum anvertraut sind, macht<br />

es nicht möglich, einfach woanders<br />

hinzugehen.“<br />

Guballa schärft seinen klaren Blick<br />

für die Fragen der Zeit gerne durch die<br />

Lektüre moderner Literatur, die ihm oft<br />

einen Zugang zu den wirklichen Nöten<br />

der Menschen verschafft. Als Ausgleich<br />

dazu fährt er gerne Fahrrad. „Bewegung<br />

zu haben ist für mich ganz wichtig.“<br />

Die müssen aber auch durch die Praxis<br />

eingelöst werden!“<br />

Vor ähnlichen Herausforderungen<br />

stehe heute auch die kirchliche Friedenspolitik.<br />

Sie sei dezidierter geworden,<br />

„weil das Globale durch die Vernetzung,<br />

in der wir leben, so präsent ist“,<br />

sagt der Bischof, der auch Mitglied in<br />

der katholischen Friedensbewegung Pax<br />

Christi ist. Politische Konflikte stünden<br />

nicht mehr so sehr im Mittelpunkt wie<br />

zu Zeiten des Kalten Krieges. Wichtiger<br />

sei viel mehr, dass der Mensch gegenüber<br />

dem wirtschaftlichen Geschehen<br />

nicht auf der Strecke bleibe.<br />

Ob er nach seiner stringent verlaufenen<br />

Karriere rein theoretisch auch<br />

Diözesanbischof werden könne, möchte<br />

ich von ihm wissen. „Theoretisch ist<br />

vieles möglich“ antwortet er, schränkt<br />

A N Z EIGE


38<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Mit Notizbüchlein und<br />

Bleistift auf Orientreise<br />

„ | Der Mainzer Prälat Dr. Friedrich Schneider begab sich<br />

vor 125 Jahren auf eine große Reise<br />

V ON G A B R IELE L A M B E R T | Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, zu der<br />

Zeit, als Schliemann seine Ausgrabungen in Troja und Mykenae durchführte und<br />

Wilhelm von Bode Erwerbungen in Kleinasien und Ägypten für seine Berliner<br />

Museen tätigte, brach ein Mainzer Geistlicher zu einer Reise in den Vorderen<br />

Orient auf: Prälat Dr. Friedrich Schneider. Schneider, damals 45 Jahre alt, ausgewiesener<br />

Kenner, Ratgeber und unermüdlicher Mahner auf dem Gebiet der<br />

Kunstgeschichte und der Denkmalpflege, bereiste Athen, Istanbul (das damalige<br />

Constantinopel), Izmir (damals noch Smyrna), Alexandria, Kairo und die<br />

Pyramiden und kehrte dann über Sizilien und Rom nach Mainz zurück. Die Reise<br />

dauerte zweieinhalb Monate, vom 3. Februar bis zum 20. April 1882.<br />

Friedrich<br />

Schneider mit<br />

seiner Schwester<br />

Mathilde<br />

© FAMILIENBESITZ<br />

rechte<br />

Seite, oben:<br />

Frühlingsboten,<br />

Bleistiftzeichnung<br />

unten:<br />

Dardanellen,<br />

Bleistiftzeichnung<br />

| 28.<br />

Februar 1882<br />

© MARTINUS-<br />

BIBLIOTHEK


O RIENTREIS E MVJH 4|09 39<br />

ußer einem kurzen Bericht über<br />

Aden<br />

Ätna (Vom Aetna, Mainz 1890,<br />

Druck von Carl Wallau) hat sich Prälat<br />

Dr. Friedrich Schneider nirgends über<br />

seine Reise durch den Vorderen Orient<br />

geäußert; erstaunlich genug angesichts<br />

der Tatsache, dass es etwa 400 Veröffentlichungen<br />

aus seiner Feder gibt.<br />

Fünf Jahre nach der Reise verfasst er<br />

nach seinen Notizen ein Tagebuch, das<br />

er, schön gebunden, seiner Schwester<br />

Mathilde zu Weihnachten 1887 widmet.<br />

In klarer Schrift und mit vielen Zeichnungen<br />

hat er die Erinnerungen aus seinen<br />

Notizbüchlein hervorgezogen, sie<br />

sprachlich geformt und auf 255 Seiten<br />

mit 113 Abbildungen niedergelegt.<br />

Aus Mathildes Erinnerungen ist bekannt,<br />

dass ihr Bruder die Reise zusammen<br />

mit dem Mainzer Lederfabrikanten<br />

Karl Franz Deninger, dem Schwiegervater<br />

des Druckers Heinrich Wallau, unternommen<br />

hat. Schneider hatte schon<br />

vorher Rom, Belgien, Holland und<br />

Frankreich bereist, aber nun ist es für ihn<br />

der Aufbruch in eine fremde Welt, faszinierend<br />

und bewegend für den geistlichen<br />

Gelehrten aus Mainz, dessen Heimatstadt<br />

im 19. Jahrhundert zur engen<br />

Provinzstadt herabgesunken war.<br />

Im 21. Jahrhundert mit Camcorder,<br />

Flugzeug und All inclusive ist es nicht<br />

ohne Reiz, eine Reise ohne unsere modernen<br />

Errungenschaften mitzuverfolgen.<br />

Verkehrsmittel<br />

gab es damals<br />

durchaus schon: mit dem Zug nach<br />

Triest, mit Segeldampfern an Korfu und<br />

Kap Matapan vorbei (der Isthmus von<br />

Korinth war noch nicht durchstochen)<br />

nach Athen, Constantinopel, Smyrna<br />

und Alexandria, mit dem Zug von dort<br />

nach Kairo und zurück,und wieder mit<br />

dem Schiff nach Sizilien und von dort<br />

nach Neapel. Am Ort selbst gab es Kutschen,<br />

Pferde und Esel zum Reiten. Die<br />

Bequemlichkeit ließ allerdings manchmal<br />

zu wünschen übrig: Der Esel „war<br />

nicht voranzubringen und strauchelte“,<br />

bei der Bahnrückfahrt von<br />

Kairo waren sie „untergebracht<br />

wie in einem Schafspferg“,<br />

dazu<br />

„brach plötzlich das ganze Reff<br />

mit den schweren Gepäckstücken<br />

aus der Wand“ und „namentlich<br />

mir auf den Kopf“; das Schiff<br />

nach Sizilien war ungenügend<br />

geladen und „so machte das<br />

Schiff ... mit dem Vordertheil


40<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

seiner Zeit. Aufmerksam, wach beobachtend<br />

und für einen Mann seines<br />

Standes weitgehend unvoreingenommen<br />

sieht er Neues, Unbekanntes. Ab<br />

Korfu ist eine bunte Völkerschar mit an<br />

Bord: „hinter Haufen von Teppichen kauerten<br />

spanische Juden, edle, schöne Köpfe,<br />

in schwarzem Kaftan und als Pilger durch<br />

eine grüne Binde um den Turban gekennzeichnet.<br />

An Ausrüstung trugen Armenier<br />

und Montenegriner ein ganzes Arsenal bei<br />

sich: zwei Pistolen, den Handschar und<br />

eine lange Flinte, dazu die Feuerzeuge …<br />

Der Gürtel, welcher die Handwaffen und<br />

das ganze Vermögen des Mannes birgt,<br />

mit Silberbuckeln von Filigran besetzt …<br />

Am Abend sangen sie näselnd ihre Weisen<br />

… tanzten im Kreise sich drehend, die<br />

Hände gegenseitig auf die Schultern gelegt,<br />

alles gemessen, wohlanständig …“ In<br />

Istanbul fasziniert ihn die Straßenszene:<br />

Es „wird Brod … auf dreifüßigen Tischchen<br />

feilgeboten; im nächsten Augenblick<br />

hebt der Mann seinen ganzen Stand auf<br />

den Kopf und trägt seinen Kram weiter.<br />

Kohlenträger keuchen unter riesigen Ballen<br />

von Holzkohle, Fischer bieten schön<br />

ausgelegte Seefische, Spinnen, Muscheln …<br />

aus. Dann kommen armenische Lastträger<br />

oben:<br />

An Bord der<br />

Ceres, Bleistiftzeichnung<br />

| 12.<br />

Februar 1882<br />

rechts:<br />

An Bord der<br />

India, Captain<br />

Lindesay Brine,<br />

Bleistiftzeichnung<br />

| 21. März<br />

1882<br />

© MARTINUS-<br />

BIBLIOTHEK<br />

… die kleinsten Bewegungen der<br />

See mit: ein äußerst unerfreulicher<br />

Umstand … ich kam nur<br />

durch Vorsicht am Übel vorbei“<br />

schreibt Schneider diskret. Auf<br />

einer Wagenfahrt in Sizilien<br />

gerieten zwei Partien der anderen<br />

Insassen „ob des Trinkgeldes“<br />

in „wüthenden Streit“,<br />

aber er kommt „schließlich<br />

mit heiler Haut davon“.<br />

Schneiders Blick ist der<br />

des gebildeten Europäers


O RIENTREIS E MVJH 4|09 41<br />

… bald zu vier und sechs an einem Hebebaum<br />

die schwersten Fässer, Kisten, Ballen<br />

schleppend; Esel mit Doppelkörben … aber<br />

auch „unergründlicher Koth!“<br />

In Kairo macht zuerst der Eingang<br />

zu seinem Hôtel du Nil ihn „schaudern“:<br />

„… der Weg führt in ein enges Gässchen<br />

… abschüssig in eine dunkle Tiefe. Rechts<br />

und links ... merkwürdige Bauten; immense<br />

Untergeschosse mit großen dunklen<br />

Warenlagern ... auf mächtigen Balken die<br />

oberen Stockwerke vorgekragt ... in dem<br />

engen Zugang drängen sich Menschen aller<br />

Farben, Esel, Hunde, Schafe und Hühner<br />

… über dem Thorweg eines alten prächtigen<br />

Hauses der Balg eines ganzen, jungen<br />

Elephanten gegen bösen Blick. Über dem<br />

winkligen Thorweg des Hotels als Wirthsschild<br />

das altägyptische Welt-Ei mit der<br />

Uräusschlange. Ein Riesenkrokodil über<br />

dem Thor …“ Ab<br />

er dann „sieht man sich<br />

über einen reinlichen Vorplatz in einen<br />

wundervollen Palmengarten versetzt“, darin<br />

„ein Kiosk als Lesesaal“ … die Zimmer<br />

„freundlich und luftig“ und eine „prächtige<br />

Aussicht auf hochliegende Gärten“<br />

– er ist versöhnt mit der Örtlichkeit.<br />

Wo immer es möglich ist, hält<br />

Schneider Gottesdienst, in Alexandrien<br />

bei den Franziskanern, in Kairo ebenfalls;<br />

in Sizilien „celebriert“ er im Dom<br />

von Syrakus, in Girgenti und Palermo,<br />

und später natürlich in Neapel und<br />

Rom. Überall beobachtet er die Kirchgänger.<br />

In Kairo besucht er Kirchen von<br />

christlichen Orientalen und bemerkt:<br />

„es ging allenthalben sehr schlotterig zu<br />

... kaum Theilnehmer“ und „was ich<br />

hörte, ... bewies mir nur den kläglichen<br />

Verfall in diesen Kreisen.“ In Catania,<br />

wo er in der Kathedrale selbst die Messe<br />

liest, geht es „etwas sizilianisch zu,…<br />

im Ganzen etwas loderich“. In Girgenti<br />

in San Alfonso jedoch knien „zahlreiche<br />

Andächtige … still und sehr erbaulich in<br />

dem weiten Raum … milde weihrauchdurchzogene<br />

Luft füllt die stattliche Kirche.<br />

Der Organist spielte fortwährend<br />

und variierte Themata’s (sic) aus – Lucia<br />

von Lammermoor! … Alles war … in<br />

Andacht versunken und gewiegt in den<br />

einschmeichelnden Akkorden eines seelenvollen<br />

Orgelspiels. Einer der merkwürdigsten<br />

Eindrücke, die ich je gehabt und<br />

ein Beweis, was nicht alles zur Andacht<br />

und stimmungsvollen Sammlung dienen<br />

kann.“ In Rom<br />

vermerkt er zum Ostersonntag:<br />

„zum Hochamt ging ich nach<br />

St. Peter. Unermessliche Menschenmenge.<br />

Ausdehnung des Hochamtes bis zur Unerträglichkeit.“<br />

So unbefangen der Prälat aus Mainz<br />

christliche Glaubensausübung sieht, so<br />

unverstellt gilt sein Blick den Andersgläubigen.<br />

Schon auf der Fahrt von<br />

Istanbul nach Izmir lernte er „die See<br />

auch im Sturm kennen … Mitten im<br />

Sturm gaben ein paar Türken ein (mir<br />

wenigstens!) ergreifendes Schauspiel, indem<br />

sie sich zum Abendgebet anschickten.<br />

Sie nahmen ihr Oberkleid ab, breiteten<br />

es aus, legten die Schuhe ab … und begannen,<br />

achtlos gegen alles, was um sie<br />

vorging, ihr Gebet ... Nichts fügte sie an,<br />

nicht Sturm ... nicht unsere Nachbarschaft!<br />

In dieser Einfachheit und in der<br />

wirklich andächtigen Haltung sind sie<br />

mir wahrhaft erbaulich gewesen und gaben<br />

der ganzen Gesellschaft zu denken.“<br />

In der Gama el Azhar, der islamischen<br />

Hochschule von Kairo, erlebt er „ein<br />

Meer von bunten Turbanen über bärtigen<br />

Gesichtern, die wie Mohnköpfe sich<br />

neigten und wiegten.“ Er fürchtet, den<br />

Unwillen der eifrig Studierenden zu<br />

erregen. „Sie alle waren aber gleichgültig<br />

gegen den lästigen Besucher, vielleicht<br />

auch voll Verachtung gegen den Giaur.“<br />

Schneider sucht Kontakt zu Mitreisenden<br />

und – allerdings meist europäischen<br />

– Ortsansässigen. In Athen<br />

besucht er Schliemann in dessen Haus,<br />

der sich „bedauerlich“ über den Mainzer<br />

Altertumsforscher Lindenschmit


42<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

äußert, und findet das „Hausinnere<br />

nicht eben harmonisch, recht gewöhnlich<br />

und unfein“. In Kairo begegnet er unerwartet<br />

dem Kulturhistoriker Ferdinand<br />

Gregorovius, der ihm „mit seiner derben<br />

… Gestalt und seiner nichts weniger als<br />

gewinnenden Art, die jedes weltmännischen<br />

Zugs entbehrt, einen nicht eben<br />

erfreulichen Eindruck“ macht, und auch<br />

dem Besitzer der Frankfurter Zeitung,<br />

Leopold Sonnemann. Er mag nicht,<br />

wenn die Unterhaltung „banal“ ist, erfreut<br />

sich aber der zufälligen Bekanntschaft<br />

mit einem Ehepaar Garney aus<br />

New York in Kairo und eines Gesprächs<br />

mit Bischof Timoni in Smyrna, einer<br />

„hervorragenden Persönlichkeit“, die ihm<br />

„höchst interessante Äußerungen über die<br />

Wichtigkeit der Pflege der religiösen Frage<br />

seitens der europäischen Großmächte“ im<br />

Vorderen<br />

Orient vermittelt. In Kairo<br />

knüpft er Freundschaft mit dem Franziskanerbruder<br />

Placidus, der ihn durch<br />

die Stadt führt. Im Zug nach Alexandrien<br />

ist ein englischer Seeoffizier im<br />

Abteil, der ebenfalls die Überfahrt nach<br />

Sizilien macht. Die Gesellschaft der<br />

Schiffspassagiere, zu der auch ein Ehepaar<br />

Wellesley<br />

gehört, vergnügt sich<br />

mit einem Wettbewerb im Dichten.<br />

Zwei der Gedichte gibt Schneider wieder:<br />

sein eigenes Sonett und eine sehr<br />

zierliche Poesie Capt. Brines, des englischen<br />

Seeoffiziers. Das handgeschriebene<br />

Blatt Brines mit dem Gedicht,<br />

seiner Adresse in England und ein Bleistiftkonterfei<br />

von ihm aus der Hand<br />

Schneiders sind im Reisetagebuch eingefügt.<br />

Der Prälat spricht offensichtlich<br />

Englisch mit Brine, den Wellesleys und<br />

Garneys, Latein dient ihm in Girgenti<br />

zur Verständigung mit den „Canonices“,<br />

wie er schreibt, und er beichtet auf<br />

französisch in Messina!<br />

Es gab schon „Photographien“ zur<br />

damaligen Zeit (auch Schneider hat einige<br />

während dieser Reise erworben),<br />

nicht aberimTagebuch.Vielmehr findet<br />

man dort neben ein paar wohl aus Zeitschriften<br />

ausgeschnittenen Gravuren an<br />

die 100 Bleistift- und Federzeichnungen<br />

des Autors. Seinem zeichnerischen Talent<br />

verdanken wir einen wirkungsvollen<br />

Eindruck dessen, was sein Auge<br />

erfasst hat: Landschaften, Schiffe, Vögel,<br />

Esel und Kamele, Menschen, Altertümer,<br />

r auch Teile von Gebäuden, die<br />

er erwähnt wegen ihrer Schönheit oder<br />

Besonderheit der Funktion. So kann<br />

man auch anhand der Zeichnungen die<br />

Reise mitverfolgen. Fast ausschließlich<br />

sind dies herausgelöste Seiten seiner ursprünglichen<br />

Notizbüchlein.<br />

Von Schneider, dem Kunstkenner,<br />

würde man annehmen, dass er sich<br />

überwiegend mit der Kunst der Gegenden<br />

beschäftigt hat, die er bereiste,<br />

aber sein Interesse für Natur und Landschaft,<br />

sowohl was ihre Nutzung wie<br />

ihre Schönheit anbetrifft, ist ebenso intensiv<br />

und umfangreich. „… Wundervoller,<br />

sonniger Tag! … Die Bahn windet<br />

sich durch die Stadt und zieht nach dem<br />

rechten Ufer des Meles bis an den Strand.<br />

Die Bucht lag grünschimmernd im Sonnenlicht.<br />

Die einsame Strandgegend war<br />

nur von einigen Fischern, Weibern und<br />

Kindern belebt, die, im Wasser wadend,<br />

Muscheln suchten: an einem Schilffeuer<br />

trockneten sie ihre nassen Kleider, ein<br />

Bild so einfach und typisch zugleich,<br />

dass es ebenso gut in die Zeiten Homers<br />

gehören könnte. Bräunliche Ziegen mit<br />

Schlappohren trieben sich in dem dürftigen<br />

Gestrüpp umher. Auf dem bebauten<br />

Lande standen Artischocken in großer<br />

Menge. Die Feigenbäume mit ihren grauweißen<br />

Ästen zeigten noch kein Laub,<br />

kaum erst die Knospen; sie machen mit<br />

ihrem gewaltsam verzerrten Astwerk einen<br />

unerfreulichen, fast skelettartigen<br />

Eindruck. Auf den Wiesengründen brach<br />

überall das Grün durch; wilde Hyazinthen,<br />

Tagethen und Sternblumen standen


O RIENTREIS E MVJH 4|09 43<br />

in Menge da. Kein unbebautes Land. …<br />

Oliven, Cypressen und Pappeln wechseln<br />

mit Orangenbäumen, diese aber waren<br />

sichtlich von Frost gedrückt…“ schreibt<br />

er am 3. März auf der Bahnfahrt von<br />

Smyrna nach Magnesia/Manissa. Am<br />

13. März zur Wagenfahrt von Kairo nach<br />

Gizeh notiert er: „Schwankenden Hügeln<br />

glichen … die futtertragenden Kamele:<br />

die Wiesen und Felder Ägyptens<br />

kamen daher … Von den mächtigen Sykomoren<br />

… fielen schwere Thautropfen<br />

herab. Staub und thauige Luft mischten<br />

sich miteinander und regten Haut und<br />

Geruchsnerven stimmend an. Das Flachland<br />

war satt grün; der Klee stand kniehoch,<br />

theilweise reich in dunkelbraun-violetter<br />

Blüthe, dazwischen gelbblühender<br />

Raps von seltener Mächtigkeit: ein Bild<br />

üppigen Segens. Pferde, Schafe und lichtbraune<br />

Rinder weideten in der grünenden<br />

Saat; die Kuhreiher gingen schwänzelnd<br />

und vertraut dazwischen umher…“ Un<br />

d<br />

schon einmal in Smyrna am 1. März:<br />

„Allenthalben Spuren von fleißiger Bearbeitung<br />

der Felder; der Wein in niederen<br />

Stöcken dicht am Boden gehalten, die<br />

Weingärten gut ausgereinigt und die Reben<br />

ordentlich geschnitten“ – Schneiders<br />

rheinhessische Herkunft lässt ihn genau<br />

hinsehen.<br />

Manchmal bricht sich auch helle<br />

Begeisterung Bahn. Bei der Überfahrt<br />

nach Smyrna passieren sie die griechische<br />

Inselwelt; er schreibt dazu:<br />

„Nächst Leros auf der Weiterfahrt die Ufer<br />

der Inseln zum Greifen, da wir bei völlig<br />

ruhiger See die engsten<br />

Inselstraßen durchfahren<br />

konnten. Es waren Stellen,<br />

wo man durch das<br />

lichtgrüne Wasser den<br />

Meeresgrund auf 40’<br />

Tiefe sehen konnte …<br />

Die Inseln durchweg<br />

von schroffen, malerischen<br />

Formen; bläulicher<br />

Duft umfloß<br />

die scharf geschnittenen<br />

Felseilande, dazu<br />

die tiefblaue See, die<br />

Gestade bräunlich<br />

und stellenweise<br />

leicht grün ange-<br />

Garten des Nil-<br />

Hotels in Cairo<br />

und Panorama-<br />

Postkarte von<br />

Constantinopel<br />

© STADTARCHIV MAINZ


44<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Triest,<br />

S. Justo, Federzeichnung<br />

|<br />

8. Februar 1882<br />

© MARTINUS-<br />

BIBLIOTHEK<br />

haucht, in den Schrunden lagerten tiefe<br />

Schatten – die unvergleichliche Schönheit<br />

des griechischen Inselreiches im herrlichsten<br />

Lichte! Sehen, bewundern, genießen, was<br />

in raschem Flug unwiederbringlich vorüberzog<br />

– das kann man, nicht aber schildern,<br />

nicht mit ein paar dürren Strichen<br />

festhalten …“.<br />

Der Kunstkenner und -bewunderer<br />

kommt auf dieser Reise natürlich nicht<br />

zu kurz: Überall besucht er Museen,<br />

bekannte und weniger bekannte Bauwerke,<br />

gut und weniger gut erhaltene.<br />

Schneider, der sich in seiner Heimatstadt<br />

vehement für Erhalt und Restauration<br />

von deren historischen Bau- und<br />

Kunstwerken eingesetzt hat (eine Tradition,<br />

die sein Großneffe Fritz Arens<br />

Jahrzehnte später erfolgreich fortführt),<br />

bedauert mehrfach den Verfall und die<br />

Vernachlässigung wertvoller Kunstdenkmäler.<br />

In Athen besucht er die bekannten<br />

Stätten: das Theater des Herodes<br />

Atticus, den Areopag und die Akropolis:<br />

„Das Erechtheion an der Nordseite nicht<br />

erfreulich, ... eine der stützenden Mädchenfiguren<br />

in Terracotta erneuert, eine<br />

andere stark restauriert! Schmerzlicher<br />

Eindruck!“ In Istanbul gelangt er nach<br />

Schwierigkeiten ins Museum: „Wollen<br />

eine kunstgewerbliche Sammlung anlegen;<br />

auch eine Abtheilung für ältere christliche<br />

Alterthümer in Aussicht!“ Aber<br />

zunächst<br />

liegt alles „über dem Haufen; ob je wieder<br />

eine Aufstellung erlangt wird“ Es<br />

langweilt ihn „unsäglich die gequälte Copie<br />

eines europäischen Fürstensitzes“ im<br />

Park Gezireh bei Kairo, ihn ekelt dessen<br />

„sinnlose Verschwendung und die ganze<br />

verlogene Pracht gründlich an.“ Beim<br />

Ritt zum Pyramidenfeld bei Memphis<br />

kommen sie an einem Wassertümpel<br />

vorbei, „in dessen Tiefe die Riesenstatue<br />

des Königs rettungslos im Morast lag. Ob<br />

die Absicht, ihn zu heben und nach Europa<br />

zu überführen, ausgeführt werden<br />

wird Wünschenwerth wäre es schon, da<br />

er dorten …sicher durch Rohheit und<br />

Unverstand, trotz seiner riesigen Maße,<br />

zerstört oder doch schwer beschädigt werden<br />

wird.“<br />

Den gut erhaltenen und interessanten<br />

Objekten widmet er ausgedehnte<br />

Beschreibungen. Hier ein Beispiel:<br />

das Hospital Murishan-Kalaun<br />

in Kairo, eine „riesige, jetzt dem Verfall<br />

preisgegebene Anlage, in der jetzt theilweise<br />

Kupferschmiede und Kesselflicker<br />

sich eingenistet haben. … der Centralbau,<br />

viereckig von Grundriß mit mittlerem<br />

Achteckbau, der von 4 im Rechteck<br />

gestellten viereckigen Pfeilern und vier in<br />

der N-S-Achse - liegenden Säulen gebildet<br />

wird, eine höchst eigenartige Anlage …<br />

Die Pfeiler sind durch Hufeisenbogen verbunden,<br />

die Säulenstämme sind mächtige<br />

Monolithen mit korinthisierendem<br />

(byzantinisch-mittelalterl.) Kapitell und<br />

kolossalem weitausladendem Aufleger<br />

darüber. An den Pfeilern sind Ecksäulen<br />

angelehnt. Der Mittelraum ist, ...<br />

mit prächtiger Holzdecke, geschnittenem<br />

Gebälk und reich bemalten und vergoldeten<br />

Feldern versehen. Der Fußboden<br />

ist mit alexandrinischer Marmormosaik<br />

belegt, … der Mimbhar, die Kanzel mit<br />

schönen Incrustationen von Perlmutter<br />

ausgestattet.“ Oft interessieren ihn auch<br />

bauliche Details: bei Girgenti bemerkt<br />

er am Concordientempel „die seltsame


O RIENTREIS E MVJH 4|09 45<br />

Form der Oberschwelle der Eingangsthüre,<br />

welche aus einem riesigen Block hergestellt<br />

und derart geschnitten war, dass sie sich<br />

mit jeder zweiten Schicht zur Seite verzahnte“,<br />

an der Mauer einer Moschee<br />

in Kairo „haben die Quadern Randschlag<br />

und schräg geflächten Spiegel; die Kanten<br />

sind gebrochen mit mittels sorgfältig aufgetragenen<br />

Putzes vierkantig geschlossen“.<br />

Der Höhepunkt der Reise sind für<br />

ihn die Pyramiden mit der Sphinx.<br />

„Was eigentlich mich im Anblick dieser<br />

gewaltigsten aller Denkmale erfüllte und<br />

bewegte, weiß ich kaum wiederzugeben.<br />

Es war still, todtenstill, um uns her …<br />

Stumm still konnte ich mich am ehesten<br />

neben diesen großen Todtenmalen denken<br />

– … so zogen wir ernst und wortlos von<br />

der hehren Stätte ab, auf Nimmerwiedersehen.<br />

So weit der Blick frei war, wendete<br />

ich mich immer wieder um, um den Eindruck<br />

nochmals zu genießen, um ihn festzuhalten.<br />

Nichts störte die Empfindung.“<br />

– Heute schier unvorstellbar.<br />

Die ganz große Empfindung stellt<br />

sich in Italien, bei aller Bewunderung<br />

für die sizilianische Antike, nicht mehr<br />

ein. Die Stimmung wird<br />

trüber, Neapel wird zu seinem<br />

Ärger seinen Begleitern<br />

zuliebe fast ohne Besichtigung<br />

durchrast; ausgerechnet<br />

in dem ihm schon bekannten<br />

Rom,<br />

mit einem<br />

ihm bekannten deutschen<br />

Begleiter, erlebt er sein gefährlichstes<br />

Abenteuer:<br />

Sie<br />

verlaufen sich in den Katakomben!<br />

„Zum Glück<br />

hielten die Lichter vor und<br />

nach langem Suchen (die Zeit<br />

erschien peinlich lang, obwohl<br />

wahrscheinlich keine Besorgnis<br />

vorhanden)“ treffen sie<br />

auf einen offen stehenden<br />

Ausgang, „schweißtriefend“<br />

fahren sie zurück zur Stadt.<br />

A N Z EIGE<br />

Zwei Wochen später kommt er wohlbehalten<br />

in Mainz an und wird„mit Jubel<br />

empfangen“. „Mit Dank gegen Gott schloß<br />

ich … die Reise“ schreibt er als Letztes.<br />

Das Tagebuch hat ohne bedeutende<br />

Schäden 120 Jahre überdauert. Es blieb,<br />

weitgehend unerschlossen, in Familienbesitz<br />

und wurde 2007, 100 Jahre nach<br />

Schneiders Tod, aus der Verborgenheit<br />

geholt und im Philipp von Zabern Verlag<br />

veröffentlicht . Es befindet sich heute<br />

in der Mainzer Martinus-Bibliothek.<br />

Schneiders Grabplatte liegt unversehrt,<br />

aber heute unbeachtet, seit 100<br />

Jahren auf dem Mainzer Hauptfriedhof.<br />

Sein Buch über den „Dom zu<br />

Mainz, Geschichte und Beschreibung<br />

des Baues und seiner Wiederherstellung“<br />

aus dem Jahre 1886 gilt heute<br />

noch als eines der Standardwerke über<br />

dessen Baugeschichte.<br />

» TEXTGRUNDLAGE<br />

FRIEDRICH SCHNEIDER | ORIENTREISE | GABRIELE LAMBERT<br />

(TRANSKRIPTION) | HELMUT HINKEL (HG.) | VERLAG PHILIPP<br />

VON ZABERN, MAINZ, 2008 | ISBN: 978-3-8053-3926-1<br />

Christoph Sticht<br />

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46<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

„ | Eine vergessene Mainzer Wochenzeitung aus dem Jahr 1948<br />

V ON P ROF. D R . H ANS -JO A C H I M K O P P I TZ | In den ersten Jahren nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg musste das deutsche Pressewesen von Grund auf neu<br />

gestaltet werden. Eine der ersten Zeitungen, die erschien, war der „Tagesspiegel“<br />

in Berlin. Einer der Herausgeber war Heinrich von Schweinichen, Besitzer<br />

einer der größten Papiergroßhandlungen in Deutschland in der Nazizeit. Er<br />

hatte es ermöglicht, dass eine große Anzahl von Büchern „unerwünschter“<br />

Schriftsteller erscheinen konnte. Von Schweinichen, der eng mit Reinhold<br />

Schneider befreundet war, verstand und wagte es, Joseph Rosse, dem Direktor<br />

des Alsatia Verlags im elsässischen Colmar, tonnenweise Papier für Schriften<br />

zu liefern, die den inneren Widerstand gegen das Regime unterstützten. Broschüren<br />

und Bücher wurden in Hunderttausenden von Exemplaren gedruckt,<br />

die insbesondere für Front- und andere Soldatenbuchhandlungen und für zuverlässige<br />

Sortimenter bestimmt waren.<br />

Heinrich von Schweinichen, der<br />

nach dem Krieg weiterhin als Papiergroßhändler<br />

in Berlin und Wiesbaden<br />

tätig war, wurde 1945 einer der<br />

Begründer und Herausgeber des Berliner<br />

„Tagesspiegels“,<br />

der heute noch<br />

erscheint. Nach wenigen Monaten verdrängte<br />

ihn aus nicht mehr genauer<br />

festzustellenden Gründen die amerikanische<br />

Besatzungsmacht aus dem<br />

Herausgebergremium, wahrscheinlich<br />

wegen seiner konservativ-katholischen<br />

Haltung, die auch den anderen Herausgebern<br />

nicht willkommen war. Mit<br />

Unterstützung Reinhold Schneiders<br />

versuchte er es mehrfach, einen christlich<br />

ausgerichteten Verlag<br />

zu gründen<br />

– ohne Erfolg.<br />

Schließlich gelang es ihm, 1948 in<br />

Mainz ein katholisch geprägtes „Siebentageblatt<br />

Wochenzeitung<br />

für Kultur<br />

und Frieden“ mit Genehmigung der<br />

französischen Militärregierung herauszubringen.<br />

Dazu schreibt er in einem Brief<br />

vom 23. April des Jahres an Reinhold<br />

Schneider (vorhanden im Schneider-


S IEB E NTAGEBLATT MVJH 4|09 47<br />

Nachlass der Badischen Landesbibliothek<br />

in Karlsruhe): „Also, die Lizenz<br />

für die katholische Wochenzeitung<br />

für Kultur und Frieden mit dem Titel<br />

„Siebentageblatt“ ist dem prachtvollen<br />

Geschäftsführer des Schrifttums- und<br />

Pressereferates der Fuldaer Bischofskonferenz,<br />

Theodor Hüpgens, mit dem<br />

mich eine Freundschaft verbindet, erteilt.<br />

Während<br />

er die Chefredaktion<br />

hat, werde ich den organisatorischen<br />

Teil übernehmen. Wir wollen nach<br />

Möglichkeit mit der ersten Nummer<br />

am 1. August herauskommen, spätestens<br />

soll die erste Nummer zum Katholikentag<br />

(Anfang September in Mainz)<br />

da sein. Der Umfang der Zeitung soll<br />

8 Seiten betragen, und wir hoffen, mit<br />

einer Auflage von 150.000 beginnen zu<br />

können.“ Am 3. Mai 1948 unterrichtete<br />

er Schneider über den Fortgang seiner<br />

Bemühungen: „Ich schrieb Ihnen zuletzt<br />

unter dem 23.4. und teilte Ihnen<br />

mit, dass die Lizenz für die katholische<br />

Wochenzeitung fürKultur und Frieden<br />

„Siebentageblatt“ durch die Französische<br />

Militärregierung erteilt worden<br />

ist. Die erste Nummer erschien tatsächlich<br />

mit 16 Seiten am 1. August, also<br />

wenige Wochen nach der Währungsreform<br />

(21. Juni). Im Impressum wird als<br />

Herausgeber und Chefredakteur Theodor<br />

Hüpgens genannt, mit dem Zusatz:<br />

„Verantwortlich Hugo V. Selb“, offensichtlich<br />

gegenüber der Besatzungsmacht.<br />

Als Verlag wird die Siebentageblatt<br />

GmbH Mainz, als Anschrift:<br />

Karlsruhe, Ludwig Wilhelm-Straße 12,<br />

als Druckerei die Badenia AG in Karlsruhe<br />

angegeben.“<br />

Der monatliche Postbezugspreis<br />

betrug 1,70 Mark. Leider erschien das<br />

Wochenblatt nur bis zur Nummer 10<br />

im Oktober. Wahrscheinlich hatte es<br />

von Anfang an zu wenige Abnehmer.<br />

Eine Startauflage von 150.000 war<br />

zweifellos zu hoch. Außerdem kamen<br />

sicher Schwierigkeiten beim Vertrieb<br />

auf Grund der Teilung Deutschlands in<br />

Besatzungszonen hinzu. Und die Bundesrepublik<br />

war noch nicht gegründet!<br />

Hätte die Fuldaer Bischofskonferenz<br />

eine nennenswerte Unterstützung gewährt,<br />

hätte die Zeitung wahrscheinlich<br />

weiter erscheinen können. Theodor<br />

Hüpgens konnte die Unterstützung<br />

der Bischofkonferenz nicht erreichen.<br />

Besonders misslich war es, mit dem<br />

ebenfalls katholisch ausgerichteten<br />

Rheinischen Merkur, der seit 1945 in<br />

Koblenz erschien, konkurrieren zu wollen.<br />

Außerdem erschien in Mainz die<br />

„Allgemeine Zeitung“ seit Kriegsende<br />

1945 bis 1948 unter dem Titel „Neuer<br />

Mainzer Anzeiger“. Ein weiterer Grund<br />

für die Erfolglosigkeit war das geringe<br />

Anzeigenaufkommen.<br />

Heinrich von<br />

Schweinichen<br />

© PRIVAT


48<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Siebentageblatt,<br />

<strong>Ausgabe</strong> 1 |<br />

1. August 1948<br />

© BADISCHE LANDESBI-<br />

BLIOTHEK, KARLSRUHE<br />

Inhalte<br />

Der Inhalt des Blattes war nicht immer<br />

klar gegliedert. Einen Leitartikel in gewohnter<br />

Weise<br />

fand man nicht. Allgemeine,<br />

Kultur<br />

und Kirche betreffende<br />

Artikel enthielt oft die erste Seite, religiöse,<br />

insbesondere das kirchlich-katholische<br />

Leben betreffende Beiträge,<br />

fand man vorwiegend aus süd- und<br />

westdeutschen Gebieten. Ausführlich<br />

wurde, wie zu erwarten, über den Katholikentag<br />

in Mainz Anfang September<br />

berichtet. Berichte aus dem Kulturleben<br />

und Aufsätze zur Literatur und<br />

Rezensionen erschienen hauptsächlich<br />

unter der Überschrift „Das Literaturblatt“,<br />

beispielsweise über<br />

„Novalis und das Christentum“<br />

(22. August; ohne nähere<br />

Autorangabe ), allgemeine<br />

Betrachtungen wie<br />

„Über Abendländische Besinnung“<br />

(unter anderem<br />

am 22. August; Dr. Franz<br />

A. Hoyer) erschienen häufig.<br />

Über Theaterpremieren<br />

in großen Städten<br />

wurde regelmäßig berichtet,<br />

gelegentlich über<br />

moderne Musik. Über<br />

neue Bücher erschienen<br />

Rezensionen, ohne dass<br />

bestimmte Seiten dafür<br />

vorgesehen waren. Fragen<br />

und Ereignisse der<br />

„großen Politik“ und<br />

der Tagespolitik wurden<br />

relativ selten behandelt.<br />

Historischen Themen<br />

wurde dagegen nicht<br />

wenig Platz eingeräumt.<br />

So erschien<br />

eine Folge von Artikeln<br />

über „Köpfe aus<br />

der Paulskirche“ von<br />

Annemarie von Puttkarner.<br />

Dazu passend<br />

Artikel wie „Arbeitstreffen christlicher<br />

Historiker“ (19. September). Neonazistische<br />

Strömungen wurden bei Namen<br />

genannt („Sollen wir wieder Nazis<br />

werden“; 19. September). Die soziale<br />

Frage wurde immer wieder behandelt,<br />

das Thema Gewerkschaften nicht umgangen.<br />

Ein Artikel auf der ersten Seite<br />

(26. September) mahnte „Caritas allein<br />

genügt nicht“ und wies auf die oft katastrophale<br />

Lage armer Schichten hin.<br />

Während über das Ausland wenig berichtet<br />

wurde, erschienen nicht selten<br />

Berichte über lokale Dinge des Rhein-<br />

Main-Gebiets. Illustrationen findet<br />

man selten.


S IEB E NTAGEBLATT MVJH 4|09 49<br />

Autoren<br />

An damals bekannten Mitarbeitern<br />

fehlte es keinesfalls, was der folgende<br />

Überblick zeigt: Die Zeitung trat nachdrücklich<br />

– entsprechend dem Titel des<br />

Blattes – für die Friedensbewegungen<br />

ein: durch entsprechende Berichte, so<br />

etwa über päpstliche Schreiben, die an<br />

die Weltöffentlichkeit gerichtet waren.<br />

Einer der bekanntesten katholischen<br />

Friedenskämpfer war der Dominikaner<br />

Franziskus Maria Stratmann (1883<br />

bis 1971), der keinen Krieg, welcher<br />

Art auch immer, als gerechtfertigt ansah.<br />

Bereits vor 1933 kämpfte er publizistisch<br />

gegen die nationalistischen<br />

Strömungen, wurde allgemein bekannt<br />

durch seinBuch „Weltkircheund Weltfrieden“<br />

(1924), gründete 1930 die „Arbeitsgemeinschaft<br />

der Konfessionen<br />

für den Frieden“. Kein Wunder, dass<br />

er 1933 für Monate in „Schutzhaft“<br />

genommen wurde. Ende des Jahres<br />

konnte er nach Rom, Holland und<br />

Belgien emigrieren und fand schließlich<br />

Zuflucht in einem Dominikanerkloster<br />

in Bethanien (Holland). Nach<br />

dem Krieg versuchte er an seine pazifistischen<br />

Aktivitäten anzuknüpfen. Im<br />

„Siebentageblatt“ erschien sein Appell<br />

„Die Verantwortung der Kirche für den<br />

Völkerfrieden“ mit der Aufforderung,<br />

die päpstlichen Aufrufe zu einem allgemeinen<br />

Frieden ernst zu nehmen (19.<br />

September). Anders als vor 1933 fand er<br />

aber kein größeres Echo mehr für seine<br />

Veröffentlichungen.<br />

Schon in der ersten Nummer erschienen<br />

bemerkenswerte Beiträge von<br />

Hans Peters; so veröffentlichte er einen<br />

grundsätzlichen Artikel über „Die<br />

Ethik des deutschen Parteilebens“, der<br />

auch heute noch lesenswert ist. Peters<br />

hatte 1940 den Vorsitz der Görres-Gesellschaft<br />

übernommen, die bald darauf<br />

verboten wurde, und gehörte dem Kreisauer<br />

Kreis des Grafen Helmut James<br />

von Moltke und einer Berliner Widerstandsgruppe<br />

an. 1945 trat er als Mitbegründer<br />

der CDU in Hamburg hervor.<br />

Bekannt wurde er nach dem Krieg vor<br />

allem als ordentlicher Professor an der<br />

Juristischen Fakultät der Berliner Universität<br />

(1946) und der Kölner Universität,<br />

deren Rektor er 1964 bis 1965 war.<br />

Den Vorsitz der 1949 wiedergegründeten<br />

Görres-Gesellschaft hatte er bereits<br />

1949 übernommen. Seine Publikationen<br />

fanden viel Anerkennung.<br />

Weithin bekannt war in den ersten<br />

Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts<br />

Franz Thierfelder (1896 bis 1963), der<br />

vor allem als Kulturpolitiker hervortrat.<br />

In der NS-Zeit spielte er eine (heute<br />

nicht unumstrittene) Rolle als Anwalt<br />

der deutschen Sprache im Ausland.<br />

1930 wurde er Generalsekretär der<br />

Münchener „Akademie zur wissenschaftliche<br />

Erforschung und Pflege des<br />

Deutschtums“, die von den Nazis als<br />

„Deutsche Akademie“ zunehmend politisiert<br />

wurde, um das Deutschtum im<br />

Ausland im Sinne der NS-Ideologie zu<br />

beeinflussen. Nach Konflikten mit dem<br />

regimetreuen Präsidenten der Akademie,<br />

Karl Haushofer, mit dessen Politik<br />

er nicht einverstanden war, wurde er<br />

entlassen. Nach dem Krieg und nach<br />

ANZ EIGE


50<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

der Entnazifizierung erhielt er einen<br />

Ruf als Referent im Hessischen Kulturministerium<br />

(1949 bis 1950). Daran<br />

schloss sich seine Tätigkeit als Generalsekretär<br />

des Instituts für Auslandsbeziehungen<br />

(1951 bis 1960) an. Außerdem<br />

wurde er 1952 von der Kultusministerkonferenz<br />

zum Leiter der „Arbeitsgemeinschaft<br />

für Sprachpflege“ ernannt,<br />

die die Rechtschreibeform vorbereiten<br />

sollte. Im „Siebentageblatt“ veröffentlichte<br />

er mehrere Artikel über Alexcander<br />

I. von Jugoslawien (unter anderem<br />

am 12. September).<br />

Bei der Gründung der Bundesrepublik<br />

und in den folgenden Jahrzehnten<br />

spielte Heinrich Krone (1895 bis 1989)<br />

eine wichtige Rolle, legitimiert durch<br />

seine politischen Aktivitäten in der<br />

Weimarer Republik und in der NS-<br />

Zeit, so im „Verein zur Abwehr des<br />

Antisemitismus“ und 1934 bis 1935<br />

als Geschäftsführer des „Caritas-Notwerkes“.<br />

Nach dem Attentat auf Hitler<br />

am 20. Juli 1944 wurde er einige Wochen<br />

inhaftiert. Nach dem Krieg war er<br />

von 1949 bis 1969 einer der wichtigsten<br />

CDU-Politiker und war 1961 bis 1965<br />

Bundesminister für besondere Aufgaben<br />

und (ab) 1964 für Angelegenheiten<br />

des Bundesverteidigungsrates. Für das<br />

„Siebentageblatt“ schrieb er den mahnenden,<br />

heute noch lesenswerten Artikel<br />

„Volk ohne Gott“ (12. September).<br />

Gemäß dem Untertitel „Wochenzeitung<br />

fürKultur und Frieden“ fanden<br />

Gedichte und Aufsätze von bekannten<br />

DichternAufnahme.Derprominenteste<br />

unter ihnen war Alfred Döblin (1878 bis<br />

1957), der 1941 zur katholischen Kirche<br />

konvertiert war. Er veröffentlichte den<br />

Auszug aus einer Rede unter dem Titel<br />

„Christus der König der Menschheit“<br />

(8. August) und ein Gedicht „Gottes<br />

Wille“ (15. August). Über das Elend<br />

der Millionen Vertriebener erschien in<br />

derselben Nummer ein Gedicht von<br />

dem in Liegnitz 1891 geborenen Kurt<br />

Heynicke (gestorben 1985) „Wir Flüchtlinge“<br />

mit den Anfangszeilen: Sind wir<br />

Bettler oder Gast / Und willkommen oder<br />

Last Und dem Bekenntnis am Ende:<br />

Flüchtlinge sind wir allzumal. l Heynicke<br />

war angesehen seitdem er 1919 den renommierten<br />

Kleist-Preis erhalten hatte,<br />

dem weitere Preise folgten (bis zum Eichendorff-Preis<br />

1972). Weniger bekannt<br />

ist heute die 1924 zum Katholizismus<br />

konvertierte Ruth Schaumann (1988 bis<br />

1975), die mit dem Redakteur der alles<br />

anderen als NS-konformen Zeitschrift<br />

„Hochland“, Fr. Fuchs, verheiratet war.<br />

Von ihr erschien im „Siebentageblatt“<br />

die Erzählung „Das gestohlene Vermächtnis“<br />

(5. September).<br />

Fazit<br />

Das „Siebentageblatt“ hat keine Zeitungsgeschichte<br />

geschrieben. Heute ist<br />

es so gut wie vergessen. Es stellt aber ein<br />

Zeugnis für das kirchliche und kulturelle<br />

Leben in den ersten Monaten der<br />

Bundesrepublik dar.<br />

Eine Reihe von Aufsätzen und Berichten<br />

ist auch heute noch lesenswert,<br />

etwa von Heinrich Krone oder von<br />

Hans Peters. Manche aufschlussreiche<br />

Beiträge sind singulär, ähnliche kaum<br />

in anderen Zeitungen und Wochenblättern<br />

zu finden. Keineswegs darf das<br />

Blatt als Quelle für Darstellungen der<br />

Anfangszeit der Bundesrepublik unbeachtet<br />

bleiben.<br />

Das „Siebentageblatt“ ist nur in<br />

wenigen Bibliotheken, beispielsweise<br />

in der Karlsruher Badischen Landesbibliothek<br />

und zum Teil in der Staatsbibliothek<br />

in Berlin, vorhanden. In den<br />

Mainzer Bibliotheken sucht man es<br />

vergebens. Es wäre zu wünschen, dass<br />

sich wenigstens eine der wissenschaftlichen<br />

Bibliotheken in Mainz eine Kopie<br />

dieser Wochenzeitung beschaffen<br />

sollte.


52<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Schlaraffenland<br />

des Geistes<br />

„ | Schlaraffia Aurea Moguntia: eine humorvolle Lebensauffassung<br />

V ON K A R L H EINZ S P ITTLER A LIAS R ITTER C A N A LLERO UND H O R S T<br />

K A R L S C HUMAC HER ALIAS R I TTE R BENG EL | Das Editorial dieses<br />

Heftes trägt – wie stets – das Foto des Herausgebers<br />

Michael Bonewitz. Dieser Beitrag zeigt ein Foto des<br />

Kaufmanns Josef Bonewitz, Großvater des Herausgebers<br />

dieser Vierteljahresschrift. Seit 1947 bis zu seinem<br />

Tode kurz nach seinem 80. Geburtsstag im Jahre<br />

1981 war Josef Bonewitz Schlaraffe und ist hier in<br />

seiner „Rüstung“ als Ritter Tabakino der Vielsaitige zu<br />

sehen. Er trägt eine Kopfbedeckung, die die Schlaraffen<br />

Helm nennen und zu der sich nicht nur Schlaraffia<br />

Aurea Moguntia, in Erinnerung an die französische<br />

Zeit in Mainz, die Jakobinermütze als Vorbild genommen<br />

hat. Sein Rittername Tabakino deutet auf seinen<br />

profanen Beruf als Tabakgroßhändler und den Besitz<br />

eines Kinos hin. Der Beiname der Vielsaitige verrät etwas<br />

über seine musischen Fähigkeiten, wozu das Spielen<br />

auf den Saiten einer Geige gehörte. In Schlaraffia<br />

Aurea Moguntia bediente er über lange Jahre auch das<br />

Clavicimbel (Klavier/Flügel) als Zinkenmeister.<br />

Josef Bonewitz,<br />

Ritter Tabakino<br />

der Vielsaitige<br />

© SCHLARAFFIA AUREA<br />

MOGUNTIA<br />

So wie Josef Bonewitz gab und gibt<br />

es zahlreiche Mainzer Bürger, die<br />

dem Bund Schlaraffia angehörten und<br />

angehören. Die Liste derer ist lang. Zu<br />

lang, um hier vollständig wiedergegeben<br />

zu werden. Aber heute wie damals<br />

erzeugt ein Schnitt durch den Mitgliederbestand<br />

des Reyches Schlaraffia<br />

Aurea Moguntia ein Spiegelbild der<br />

Mainzer Gesellschaft: Da findet sich<br />

der Kaufmann mit dem Angestellten,<br />

der Uhrmacher mit dem Arzt, der Professor<br />

mit dem Ministerialbeamten, der<br />

Konzertmeister mit dem Handwerker,<br />

der Architekt mit dem Ingenieur und<br />

der Studienrat mit dem Prokuristen zu


S CHL ARAFFIA MVJH 4|09 53<br />

frohem Tun zusammen. Dieser Querschnitt<br />

durch die Mainzer Bürgerschaft<br />

sollte eigentlich vermuten lassen, dass<br />

Schlaraffia Aurea Moguntia für die<br />

Mainzer ein gängiger Begriff ist, was<br />

aber nur in beschränktem Maße zutrifft.<br />

Das mag daran liegen, dass der<br />

schlaraffische Bund in der schwärzesten<br />

Zeit Deutschlands durch das damalige<br />

Regime<br />

in den Geruch einer Loge<br />

mit düsteren Heimlichkeiten gebracht<br />

und verboten wurde. Davon ist nichts<br />

wahr. Schlaraffia ist weder eine Loge,<br />

noch gibt es Heimlichkeiten. Schlaraf-<br />

fia ist weltoffen im wahrsten Sinne des<br />

Wortes. Und so ist es an dieser Stelle<br />

angebracht, zunächst zu erläutern was<br />

Schlaraffia ist. Dazu ist ein kurzer Gang<br />

in die schlaraffische Geschichte unvermeidlich.<br />

Die Anfänge in Prag: Arcadia,<br />

Proletarierclub und Schlaraffia<br />

Schlaraffia entstand 1859 in Prag. Das<br />

Umfeld war wie geschaffen für das<br />

schlaraffische Gedankengut. Die Habsburger<br />

verhalfen dort der deutschen<br />

Sprache zum Durchbruch, die deutsche<br />

Romantik<br />

fand Eingang in Universitäten<br />

und Literatur. In jener Ära<br />

der niedergehenden Macht des Adels<br />

und dem sich entwickelnden Bürgertum<br />

entstanden Vereine, Sozietäten,<br />

die dieses Gedankengut mit hohem<br />

Anspruch und Exklusivität, aber auch<br />

mit einem Schuss gehörigen Standesdünkel<br />

pflegten. Ein solcher Verein war<br />

die Arcadia, jenes Schäferland, in dem<br />

es sich sorgenfrei lebte. Mitglied des<br />

Vereins war unter anderem der damalige<br />

Direktor des Prager Ständetheaters,<br />

Franz Thomé. Einem seiner Ensemble-<br />

Mitglieder, dem Bassisten Eilers, wurde<br />

allerdings der Eintritt in die Arcadia<br />

mit dem Hinweis auf ungesicherte Verhältnisse<br />

verweigert; er wurde als Proletarier<br />

bezeichnet. Diese Behandlung<br />

eines Kollegen veranlasste Thomé und<br />

einige andere Künstler aus der Arcadia<br />

auszutreten.<br />

Sie gründeten in einer benachbarten<br />

Kneipe den Proletarierclub, eine<br />

Künstlervereinigung, die sich den Leitsatz<br />

„Kunst,<br />

Humor und Freundschaft“<br />

gab. Mit großem Prunk und übertriebenem<br />

Ceremoniale wurden die hohlen<br />

Formen menschlicher Eitelkeiten und<br />

Unzulänglichkeiten persifliert. Man<br />

förderte den Grad der Selbsterkenntnis,<br />

der erst eine verletzungsfreie Persiflage<br />

ermöglicht und trennte bewusst<br />

die Profanei vom schlaraffischen Spiel.<br />

Man gab sich entsprechende Namen:<br />

Kapellmeister Jahn beispielsweise wurde<br />

zum Taktstockproletarier<br />

, der Kaufmann<br />

Allram zum Mehlproletarier.<br />

Die Wirren der Revolution von<br />

1849 und die wachsende böhmische<br />

Eigenständigkeit machten den Begriff<br />

Proletarier, der den von der Gesellschaft<br />

ausgeschlossenen Menschen bezeichnet<br />

und mit dem sich auch das kommunistische<br />

Manifest befasste, unangebracht<br />

und politisch suspekt; er gab eine falsche<br />

Richtung an. Deshalb nannte man sich<br />

fortan Schlaraffia und wählte das Ritterspiel<br />

als Handlungsrahmen.<br />

An dieser Stelle der Geschichte<br />

Schlaraffias kann am besten klargemacht<br />

werden, dass Schlaraffia nichts<br />

Wappenwand<br />

im Vereinslokal<br />

der Schlaraffia<br />

Aurea Moguntia<br />

© SCHLARAFFIA AUREA<br />

MOGUNTIA


54<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Sippung der<br />

Mainzer Schlaraffen<br />

im Vereinslokal,<br />

der<br />

Gutenberg-Burg<br />

im Heilig-Geist<br />

© SCHLARAFFIA AUREA<br />

MOGUNTIA<br />

mit Karneval zu tun hat, obwohl auch<br />

einige Schlaraffen hervorragende Fastnachter<br />

waren (so Philipp Kepplinger,<br />

Ritter Gift der Sturzflieger oder Ernst<br />

Neger, Ritter Negus der Daag- und<br />

Nachtdecker).<br />

Es gibt jedoch keine<br />

Verbindung. Interessant ist auch zu<br />

wissen, dass Schlaraffia Aurea Moguntia,<br />

gegründet 1882 in Mainz, eine<br />

der ältesten Gesellschaften ist. Nahe<br />

liegend wird allgemein auch angenommen,<br />

dass es sich bei Schlaraffia um<br />

das Schlaraffenland, das Märchenland<br />

des Sebastian Brandt handelt, in dem<br />

faulen Menschen die gebratenen Tauben<br />

in den Mund fliegen. Auch dem ist<br />

nicht so. Schlaraffia bezeichnet sich als<br />

das „Schlaraffenland des Geistes“. Die<br />

Forschung hat ergeben, dass der Name<br />

Schlaraffia selbst seinen Ursprung in<br />

Mainz hat. Der vorerwähnte Direktor<br />

des Prager Ständetheaters Thomé war<br />

nämlich von 1849 bis 1853 am Mainzer<br />

Theater, wo er Kontakt mit dem Journalisten<br />

Ludwig Kalisch hatte, der das<br />

„Buch der Narrheit“ geschrieben hatte,<br />

in dem der Name Schlaraffia erstmals<br />

erwähnt worden ist.<br />

Narrheit steht von Alters her, so auch<br />

im pressezensierten preußisch besetzten<br />

Mainz, für Freiheit. Kalisch schrieb seinen<br />

Kritikern unter dieser Überschrift, was zu<br />

seiner Verurteilung zum Tode führte. Der<br />

Urteilsvollstreckung konnte er sich durch<br />

Flucht nach Frankreich entziehen.<br />

Da die Mitglieder Schlaraffias meist<br />

Angehörige des Theaters mit wechselnden<br />

Engagements waren, wanderte<br />

die Idee Schlaraffias in die Welt und<br />

trug die Maximen Kunst, Humor und<br />

Freundschaft unter dem Banner des In<br />

Arte voluptas zuerst nach Berlin, dann<br />

nach Leipzig, Graz und bald auch nach<br />

Übersee bis Asien, Australien, Nordund<br />

Südamerika und Südafrika. Und<br />

dies alles unter der bis heute gültigen<br />

Prämisse, dass die Sprache Schlaraffias<br />

in der ganzen Welt Deutsch ist. Und<br />

alle versammeln sich nach dem gleichen<br />

Gesetzbuch, dem seit 150 Jahren nahezu<br />

unveränderten Schlaraffen-Spiegel. Auf<br />

diese Weise wurden bis 2008 428 Reyche<br />

gebildet, von denen heute noch 282 mit<br />

rund 11.000 Mitgliedern existieren.<br />

Von den vielen schlaraffischen Einrichtungen<br />

sollen nur einige erwähnt


S CHL ARAFFIA MVJH 4|09 55<br />

werden, so das Schlaraffen-Archiv in<br />

Bern, „Der Schlaraffia Zeyttungen“,<br />

das Hilfswerk für bedürftige Schlaraf-<br />

fen, die Patenschaft für zwei SOS-Kinderdörfer<br />

und die Sterbekasse. Außerdem<br />

erfreut sich Schlaraffia auch eines<br />

circa 100 Musiker starken weltweit auftretenden<br />

Symphonie-Orchesters.<br />

Schlaraffische Leitsätze<br />

Der Humor ist in Schlaraffia eine der<br />

großen Zielsetzungen. Er wird als Herzenswärme<br />

verstanden. Keinesfalls hat<br />

er etwas mit dem Erzählen von Witzen<br />

zu tun. Für Schlaraffen ist der Humor<br />

das verständnisvolle Lächeln über<br />

menschliche Schwächen, vornehmlich<br />

der eigenen, er ist lebensbejahend und<br />

Lebensfreude spendend.<br />

Freundschaft ist die Krönung der<br />

Gemeinschaft. Nicht im Sinne einer<br />

Blutsbrüderschaft, sondern im Sinne<br />

einer offenen einander zugewandten<br />

Gemeinschaft, was sich im täglichen<br />

Beisammensein zeigt.<br />

Nicht jeder kann auf dem Gebiet<br />

der Kunst Beiträge leisten. Aber<br />

in Schlaraffia können auch die stillen<br />

Schlaraffen den sanfteren Teil ihres<br />

Ichs zeigen, ohne Benachteiligung oder<br />

Häme befürchten zu müssen.<br />

Politik, Religion und Geschäft sind<br />

in den Versammlungen tabu.<br />

Wahrzeichen: Uhu<br />

und Rolandnadel<br />

Das Wahrzeichen<br />

der Schlaraffia ist<br />

der Uhu, ausgewählt<br />

als das<br />

Symbol der Weisheit,<br />

nach der<br />

die Schlaraffen<br />

streben. Seit<br />

Athenes Zeiten<br />

taucht der Uhu immer<br />

auf,<br />

wenn es um Künste<br />

und Eulenspiegeleien geht – bei Schlaraffia<br />

immer mit einem zwinkernden<br />

Auge. Erkennungszeichen der Schlaraf-<br />

fen ist die weißePerle am Revers, die so<br />

genannte Rolandnadel. Entdecken sich<br />

zwei Schlaraffen irgendwo auf diesem<br />

Erdball durch diese Nadel, begrüßen sie<br />

sich mit einem leisen „Lulu“ und liegen<br />

sich wahrscheinlich in den Armen.<br />

Die Mainzer Schlaraffen residieren<br />

in den ehrwürdigen Mauern des<br />

„Heilig-Geist“-Hospitals, das 1236 im<br />

romanischen Stil erbaut und 200 Jahre<br />

später gotisch ergänzt worden ist. Das<br />

Heilig-Geist ist wahrscheinlich das älteste<br />

erhaltene städtische Krankenhaus<br />

Deutschlands. Es war vom 15. Jahrhundert<br />

an zur „Einpfründung alter Leute<br />

und alter Kammerjungfern“ bestimmt.<br />

Seit 1860 war es unter anderem eine<br />

Gaststätte, die auch im Untergeschoss<br />

jetzt noch, allerdings in moderner Form,<br />

erhalten ist. Das Vereinslokal der Schlaraffen,<br />

die Gutenberg-Burg, befindet<br />

sich im oberen Stockwerk, zu dem eine<br />

in der dicken ehemaligen Stadtmauer<br />

integrierte schmale Treppe führt. Zuvor<br />

tritt man durch eine kleine Pforte<br />

in der Mailandsgasse 1 in das Gebäude<br />

ein. Die Heimat der Mainzer Schlaraffen<br />

ist seit 1963 die seit 1400 profanierte<br />

Kapelle des Hospitals. Ihr Charakteristikum<br />

ist eine Apsis mit romanischem<br />

Bogen und gotischen Fenstern.<br />

Wahrzeichen<br />

der Schlaraffia:<br />

der augenzwinkernde<br />

Uhu<br />

© SCHLARAFFIA AUREA<br />

MOGUNTIA


56<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

v.l.: Schlaraffia<br />

Aurea Moguntia<br />

unterstützt<br />

„Jugend<br />

musiziert“;<br />

Einladung zum<br />

schlarfaffischen<br />

Gutenbergfest<br />

im Jahr 2000;<br />

Ernst Neger,<br />

Ritter Negus<br />

der Daag- und<br />

Nachtdecker<br />

© SCHLARAFFIA AUREA<br />

MOGUNTIA<br />

Burgfrauen, Burgwonnen und<br />

Burgschreck<br />

Schlaraffen bedienen sich teilweise eigener<br />

Begriffe, so werden ihre Ehefrauen<br />

Burgfrauen genannt, die nicht durch<br />

Gesetz verbundenen Partnerinnen Burgwonnen.<br />

Die Schwiegermutter ist der<br />

Burgschreck. Da die Burgfrauen mit<br />

einigen Ausnahmen nicht an den Sippungen<br />

teilnehmen dürfen, könnte<br />

man annehmen, dass der Männerbund<br />

Schlaraffia diese ausschlösse, was jedoch<br />

nicht der Fall ist, denn ohne die<br />

Damen, ihre Hilfe und ihr Verständnis<br />

wäre Schlaraffia kaum denkbar. Viele<br />

Burgfrauen erwarten ihren Ritter nach<br />

ihren Treffen, Sippungen genannt, die<br />

in der Zeit von Oktober bis EndeApril<br />

wöchentlich stattfinden, und lassen sich<br />

vom fröhlichen Treiben berichten. Im<br />

Sommer finden alle Treffen mit den<br />

Damen statt. Es gibt so genannte Ausritte<br />

in andere Reyche mit Damenprogramm,<br />

auch Reisen in andere Länder.<br />

Es gibt Matineen und Feste und nicht<br />

zuletzt einen Burgfrauenstammtisch.<br />

Der gesellschaftliche Kreis erweitert sich<br />

durch Schlaraffia naturgemäß und davon<br />

profitieren vor allem die Burgfrauen.<br />

Schlaraffia Aurea Moguntia genießt<br />

das mit vielen Vorzügen gesegnete Goldene<br />

Mainz ganz allgemein als Standort<br />

und seine mittelalterliche Burg im Besonderen.<br />

Für die Mainzer und speziell<br />

für die Leser dieses Heftes ist es daher<br />

interessant zu erfahren, welchen Nutzen<br />

Mainz von der Existenz Schlaraffia<br />

Aurea Moguntias in seinen Mauern<br />

hat. Schlaraffia Aurea Moguntia bringt<br />

durch viele Veranstaltungen Gäste aus<br />

der ganzen Welt nach Mainz und verbreitet<br />

so den guten Ruf der Stadt.<br />

Stadtführungen für die Gäste machen<br />

die Mainzer Sehenswürdigkeiten bekannt.<br />

Hier einige Veranstaltungen:<br />

• Alle fünf Jahre findet das Gutenbergtourney<br />

statt, ein Wettstreit in Wortbeiträgen<br />

zum Thema „42 Zeilen, die<br />

die Welt veränderten“. Zur letzten Veranstaltung<br />

im Jahre 2005 im Kurfürstlichen<br />

Schloss kamen 750 Teilnehmer<br />

und Zuschauer aus aller Welt.<br />

• Beim schlaraffischen Gutenbergfest<br />

im Kurfürstlichen Schloss im Jahre<br />

2000 zu Ehren des „Man of the Millenium“<br />

kamen ebenso viele Gäste.<br />

• Das 125-jährige Jubiläum feierte<br />

Schlaraffia Aurea Moguntia 2007 mit<br />

einer Festvorstellung in neun Bildern<br />

über Schlaraffia Aurea Moguntia und<br />

die Stadtgeschichte mit 750 Gästen im<br />

Schloss einschließlich einer Matinee am<br />

folgenden Tag mit dem hervorragenden<br />

Allschlaraffischen Sinfonieorchester.


S CHL ARAFFIA MVJH 4|09 57<br />

• Im Winterhalbjahr gibt es wöchentlich<br />

eine Veranstaltung mit durchschnittlich<br />

25 Gästen, vornehmlich<br />

aus Deutschland.<br />

• Seit 1950 findet alle zwei Jahre das<br />

Rhein-Main-Freundschaftstourney<br />

satt, ein Wettstreit der Schlaraffen aus<br />

Aschaffenburg, Frankfurt, Bad Orb,<br />

Darmstadt, Worms, Wiesbaden, Ingelheim<br />

und Mainz mit einer Beteiligung<br />

von meist 250 Personen.<br />

• An einigen Sonntagen im Jahr wird<br />

in einer Matinee jungen Künstlern<br />

der Mainzer Sprach-, Schauspiel- und<br />

Musikschulen Gelegenheit gegeben,<br />

ihre Lernfortschritte zu präsentieren<br />

oder sich auf entscheidende Prüfungen<br />

wie Jugend musiziert vorzubereiten.<br />

• Zusätzlich plant Schlaraffia Aurea<br />

Moguntia eine Stiftung zur Ausbildungsunterstützung<br />

junger Künstler.<br />

• Im Rahmen der Veranstaltungen zur<br />

Pflege von Sprache und Kultur<br />

pflegt<br />

Schlaraffia Aurea Moguntia das Andenken<br />

an Geistesgrößen, darunter<br />

auch an die Mainzer Frauenlob, Peter<br />

Cornelius, Carl Zuckmayer und Johannes<br />

Gutenberg.<br />

• In diesem Jahr ist eine Veranstaltung<br />

zum 700-jährigen Jubiläum der Mainzer<br />

Meistersingerschule geplant, zu der<br />

erneut viele Gäste erwartet werden.<br />

»<br />

Mainzer Schlaraffen – eine Auswahl<br />

• Philipp Alexander ( 1904 bis 1971) oder Ritter<br />

Olifant aus der harmonischen Blechschmiede, Fabrikant<br />

und Geschäftsführer der Blechblasinstrumenten-<br />

Fabrik Gebr. Alexander.<br />

• Dr. Karl Schramm (1906 bis 1969) oder Ritter Guckemol<br />

for´n Kligger, Theaterdramaturg und Schrift-<br />

steller. Von ihm stammt das „Mainzer Wörterbuch“.<br />

• Ernst Neger ( 1909 bis 1989) oder Ritter Negus der<br />

Daag- und Nachtdecker, Fastnachter und singender<br />

Dachdeckermeister.<br />

• Dr. Ing. Armin Gruber (1892 bis 1979) oder Ritter<br />

Luginsland der Burgfechser, r Architekt bedeutender<br />

Bauwerke in Mainz, auch der Burg der Schlaraffen.<br />

• Walter Zickwolff f ( 1905 bis 1962) oder Ritter Tataroß<br />

der Profilierte, Geschäftsführer der Firma Friedrich<br />

Otto Zickwolff, Eisen- und Röhrengroßhandlung.<br />

• Reichbanksekretär Georg Müller Emden (1890<br />

bis 1963) oder Ritter Monetos der Emden-Fahrer. Der<br />

Namenszusatz wurde ihm vom Deutschen Reich als<br />

Überlebender des Untergangs der „Emden“ verliehen.<br />

• Heinz Freiherr von Schilling (1918 bis 2007)<br />

oder Ritter Goldperl vom kupfernen Berge, Gesellschafter<br />

der Sektkellerei Kupferberg.<br />

• Christian Musel ( 1880 bis 1963) oder Ritter Vitruv<br />

der Burgenbauer, r Architekt, Baurat und Professor an<br />

der Kunstgewerbeschule.<br />

• Hanns Franken (1923 bis 2003) oder Ritter Bluntschli<br />

die späte Rhein-Auster, Schauspieler am Mainzer<br />

Theater.<br />

• Erwin Amend (1919 bis 1997) oder Ritter Octavio<br />

in Tönen, 1. Geiger und Kapellmeister am Mainzer<br />

Theater.<br />

• Dr. Werner Klose (1920 bis 2006) oder Ritter<br />

Glosserich von Filz und Gonsbach, Arzt. Der gebürtige<br />

Görlitzer studierte in Mainz, das für immer seine<br />

Heimat wurde. Er schrieb unter anderem das kleine<br />

Büchlein „Ici Mayence“ und ein Gedicht mit demselben<br />

Namen, das Hans Jörg Jacobi vertonte.<br />

• Dr. Hans Kersting (1924 bis 2007) oder Ritter<br />

Jour von der blauen Blume, Historiker und Journalist.<br />

Tausende Touristen haben Mainz anhand seines jährlich<br />

neu aufgelegten Stadtführers kennen gelernt.<br />

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58<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Der „Bickenbau“,<br />

die<br />

Stadtwohnung<br />

der Familie von<br />

Bicken, wurde<br />

1709 an die<br />

Familie von<br />

Stadion veräußert<br />

und ab<br />

1798 als Flachsmarktkaserne<br />

genutzt.<br />

| 1879<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

DIE MAINZER<br />

Adelshöfe<br />

„ | Zur Geschichte der Stadtpalais und ihrer Bewohner<br />

Teil 6: Der Alte und der Neue Stadioner Hof<br />

V ON D R . M ATTHIAS D IETZ- L E NSSE N<br />

Vom Bickenbau zum Alten<br />

Stadioner Hof<br />

In der Stadtaufnahme von 1568 ist mit<br />

dem Kurmainzer Ratsherr und Marschall<br />

Philipp von Bicken der älteste<br />

Besitzerdes so genannten „Bickenhofs“<br />

oder „Bickenbaus“ in der Affengasse<br />

(heute: Stadionerhofstraße, Areal des<br />

Kaufhof-Parkhauses) genannt. Gemeinsam<br />

mit seiner Frau Anna Brendel von<br />

Homburg, einer Schwester des Kurfürsten<br />

Daniel Brendel von Homburg,<br />

ließ er hier bis 1574 die Stadtwohnung<br />

seiner Familie errichten. Stammsitz der<br />

von Bicken war Burg Hainchen im Siegerland,<br />

auf der Philipp auch geboren<br />

wurde. Sein Sohn Johann Adam von<br />

Bicken (1564 bis 1604) wurde schon als<br />

kleines Kind von seinem Onkel mütterlicherseits,<br />

dem Mainzer Kurfürst-<br />

Erzbischof Daniel Brendel von Homburg,<br />

protegiert. Er erhielt im Alter von<br />

zehn Jahren ein Kanonikat am Mainzer<br />

Dom, arbeitete seit 1590 in der Kurfürstlichen<br />

Kanzlei und wurde bereits<br />

1601 selbst Kurfürst-Erzbischof. Nach


S TA D I O NER H ÖFE MVJH 4|09 59<br />

seiner Ernennung kaufte er unter anderem<br />

das dem Bickenbau benachbarte<br />

Grundstück „Ehrenberg“ hinzu und erweiterte<br />

das Anwesen.<br />

Der Kirchenfürst war wegen der<br />

unter ihm forcierten Hexenverfolgung<br />

überaus umstritten. Über seinen frühen<br />

Tod schrieb später ein Chronist: „UnserRheingau<br />

mit dem übrigen Erzstifte<br />

(mochte) die göttliche Vorsicht preisen,<br />

dass sie Erzbischofs Johann Adam Regierungs-Tage<br />

gekürzt hat, bey deren<br />

Verlängerung sicherlich zwey Drittheile<br />

seiner Unterthanen als angebliche Zauberer<br />

und Unholde des Feuertodes gestorben<br />

sey würden.“<br />

Am Anfang des 18. Jahrhunderts war<br />

die Familie von Bicken praktisch verarmt.<br />

1711 verkauften sie ihre Burg an<br />

den Fürsten von Nassau-Siegen; bereits<br />

zwei Jahre vorher hatte man schon den<br />

Johann Philipp I. Joseph von Stadion-<br />

Warthausen-Thannhausen(1652bis1742).<br />

Christoph Rudolf von Stadion begann<br />

seine kirchliche Karriere als Domizellar<br />

und Domkapitular (ab 1664) und wurde<br />

1695 Dompropst. 1672 kaufte er den<br />

vor Mainz gelegenen Garten des Stiftes<br />

St. Alban, legte ihn 20 Jahre später mit<br />

dem ebenfalls erworbenen Abteigarten<br />

zusammen und begann mit dem Auf-<br />

bau eines großen barocken Lustgartens.<br />

Nach seinem Tod<br />

erwarb Kurfürst-Erzbischof<br />

Lothar Franz von Schönborn<br />

das Areal und machte es zum Kernland<br />

seines Lustschlosses Favorite. Christoph<br />

Rudolfs<br />

jüngerer Bruder Johann<br />

Philipp I. Joseph war kurmainzischer<br />

Großhofmeister. Er wurde 1686 in den<br />

Freiherren- und 1705 in den Reichsgrafenstand<br />

erhoben. Man darf vermuten,<br />

dass die schnellen „Mainzer Karrieren“<br />

Mainzer Stadtbesitz veräußert: an die<br />

Familie von Stadion.<br />

Alter Stadioner Hof<br />

Die ältesten nachweisbaren Mitglieder<br />

der Familie von Stadion in Mainz waren<br />

zwei Söhne des Johann Christoph<br />

von Stadion (1610 bis 1660): Christoph<br />

Rudolf von Stadion (1638 bis 1700) und<br />

der beiden Brüder mit ihrer Mutter<br />

Maria Magdalena (Agnes) von Ostein<br />

(† 1610) zusammenhingen. Sie hatte<br />

mehrere Neffen in hohen geistlichen<br />

und kurfürstlichen Ämtern, so den Kurmainzer<br />

Geheimen Rat und Kämmerer<br />

Johann Franz Sebastian Freiherr von<br />

Ostein (1652 bis 1718), der in das Haus<br />

von Schönborn eingeheiratet hatte und<br />

Die Flachsmarktkaserne<br />

mit der<br />

östrreichischen<br />

Hauptwache<br />

kurz vor ihrem<br />

Abriss im Jahr<br />

1903/4<br />

© STADTARCHIV MAINZ


Der Neue Stadioner<br />

Hof – mit<br />

Ladeneinbauten<br />

im Erdgeschoss<br />

– an der Großen<br />

Bleiche 15 | um<br />

1900<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

der Vater des späteren Kurfürst-Erzbischofs<br />

Johann Friedrich Carl Reichsgraf<br />

von Ostein (1689 bis 1763) war.<br />

Johann Philipp I. war drei Mal verheiratet<br />

und hatte insgesamt 24 eheliche<br />

Kinder,<br />

von denen 16 das Erwachsenenalter<br />

erreichten. Wir dürfen also<br />

davon ausgehen, dass die Familie einen<br />

entsprechend großen standesgemäßen<br />

Platzbedarf hatte. Der Kurmainzer<br />

Großhofmeister erwarb daher 1709 den<br />

alten „Bickenbau“, der wohl bis 1789<br />

in Familienbesitz blieb. Anschließend,<br />

ab 1798, wurde er als „Flachsmarktkaserne“<br />

benutzt und von 1816 bis 1866<br />

befand sich in einem Anbau die österreichische<br />

Hauptwache.<br />

1903/04 wurde der alte Stadioner Hof<br />

abgerissen, um Platz für den Bau der<br />

Kleiderfabrik Scheuer & Plaut zu erhalten.<br />

Das hessische Denkmalschutzamt<br />

gestattete den Abriss des historischen<br />

Gebäudes nur mit der Auflage, alle<br />

kunstgeschichtlich wertvollen Teile zu<br />

retten – trotzdem wurde bei den Abrissarbeiten<br />

viel zerstört. Erhalten geblieben<br />

sind noch das alte Eingangsportal, das<br />

sich heute am Haus „Zum Sautanz“<br />

(Deutschhausplatz 8) befindet, der am<br />

Naturhistorischen Museum verbaute<br />

Erker mit dem Allianzwappen von Bicken-Brendel<br />

von Homburg und zwei<br />

Säulen im Hof der Anne-Frank-Schule.<br />

Seit einigen Jahren gehen Archäologen<br />

davon aus, dass sich auf dem<br />

Gelände des alten Stadioner Hofs ursprünglich<br />

eine Pfalz Karls des Großen<br />

befand.Als Scheuer & Plaut 1911 einen<br />

Anbau errichten ließen, wurde hier ein<br />

Stein gefunden, der schon ziemlich bald<br />

in einem Museumsmagazin verschwand.<br />

1940 kam die Vermutung auf, es könne<br />

sich um einen Teil eines Karolinger-<br />

Throns handeln. Weitere 60 Jahre später<br />

erinnerte man sich an den Fund – und<br />

bestätigte die ältere Einschätzung.<br />

Der Neue Stadioner Hof<br />

Der Kurmainzer Geheime Rat, Oberstallmeister<br />

und Kommandant der Leibgarde<br />

zu Pferd, Lothar Friedrich Freiherr<br />

von Rollingen, lies sich 1728 bis<br />

1733 an der Großen Bleiche ein standesgemäßes<br />

Palais errichten. Das Bleichenviertel,<br />

bis Anfang des 18. Jahrhunderts<br />

ein Wiesen- und Weidengebiet, sollte<br />

nach Ansicht der damals amtierenden<br />

Kurfürsten und ihrer Berater zueinem


S TA D I O NER H ÖFE MVJH 4|09 61<br />

modernen, nach den Regeln des Barock<br />

ausgerichteten Wohngebiet für die adlige<br />

Oberschicht von Mainz werden.<br />

Man hatte das Areal daher schachbrettartig<br />

aufgeteilt. Es wurde vondrei (für<br />

die damalige Zeit) überdurchschnittlich<br />

breiten Längsachsen geprägt, von denen<br />

die Große Bleiche als Prachtstraße angelegt<br />

war. Nachdem das Gebiet trocken<br />

gelegt worden war, ließ Kurfürst Lothar<br />

Franz von Schönborn die Wasserversorgung<br />

neu regeln und von Bretzenheim<br />

aus eine Wasserleitung („Schönborngalerie“)<br />

legen, die hier in zwei Brunnen<br />

endete: Einer lag in der Mittleren Bleiche<br />

und diente zum Wasserholen für<br />

die dortige Bevölkerung beziehungsweise<br />

deren Dienstboten, der andere lag<br />

direkt an der Großen Bleiche und hatte<br />

primär repräsentativen Charakter. Dieser<br />

„Neue Brunnen“, eine klassische barocke<br />

Selbstdarstellung des Kurfürsten, ist<br />

auch heute noch erhalten. Nachdem die<br />

Wasserversorgung so modernisiert worden<br />

war,<br />

stand einer Bebauung nichts<br />

mehr im Wege. Trotzdem schienen die<br />

potenziellen Interessenten noch zu zögern.<br />

Der „Rollinger Hof“ war das erste<br />

Gebäude, das schließlich in Angriff<br />

genommen wurde. Ein Grund: Der<br />

Bauherr erhielt „auf seinen kostbaren<br />

neuen Hausbau zu besonderer Zier und<br />

Ansehen der Stadt“ Steuerfreiheiten.<br />

Ob der ursprünglich dreiflügelig<br />

angelegte Komplex 1733 fertig war, ist<br />

nicht eindeutig belegt. Einige Quellen<br />

gehen davon aus, dass er bei seiner Versteigerung<br />

noch „unvollendet“ war. Sicher<br />

ist, dass sein Auftraggeber, Lothar<br />

Friedrich Freiherr von Rollingen, 1736<br />

verstarb. Bereits zehn Jahre vorher hatte<br />

er einen großen Teil seines Besitzes<br />

verkauft – er gilt in der Literatur als<br />

„Verschwender“. Ob sein neuer Mainzer<br />

Hof ausschlaggebend für den Ruin<br />

war – einige Autoren schreiben, er habe<br />

sich an ihm „zu Todegebaut“ – ist Spekulation.<br />

Immerhin standen bei seinem<br />

Tod aber Rechnungen über 8.000 Gulden<br />

aus diesem Projekt offen. (Über<br />

seine Ehefrau, Helena Charlotte Freiin<br />

von Thüngen, und seinen Sohn Carl<br />

Heinrich, mit dem der Mannesstamm<br />

wohl ausstarb, ist nur wenig bekannt.)<br />

Sicher ist, dass der Komplex an der<br />

Großen Bleiche 1737 versteigert wurde.<br />

Heinrich Friedrich Graf von Stadion,<br />

Großhofmeister und erster Minister am<br />

Kurfürstlichen Hof, erhielt den Zuschlag<br />

für 26.000 Gulden. Das Gebäude<br />

trug seither den Namen „Neuer Stadioner<br />

Hof“.<br />

Der Architekt des Neuen Stadioner<br />

Hofs ist unbekannt. Vieles deutet jedoch<br />

darauf hin, dass auch hier Anselm<br />

Franz Reichsfreiherr von Ritter zu Groenesteyn<br />

(1692 bis 1765) verantwortlich<br />

zeichnete. (Über ihn wurde in dieser<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ANZ EIGE


62<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Im Zweiten<br />

Weltkrieg wurde<br />

der Neue Stadioner<br />

Hof schwer<br />

getroffen.<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

Serie schon ausführlich berichtet.)<br />

Wieder entstand ein idealtypischer Barockpalast<br />

nach französischem Vorbild<br />

– dieses Mal auf noch engerem Raum.<br />

Die symmetrische Front bestand aus<br />

elf Fensterachsen: drei davon im nur<br />

leicht vorstehenden Mittelrisalit, der<br />

sich allerdings farblich deutlich absetzte.<br />

Er wurde komplett mit roten Hausteinen<br />

verkleidet. Das Hauptgebäude umfasste<br />

zwei Vollgeschosse und ein deutlich<br />

niedrigeres Mezzaningeschoss. Es wurde<br />

von einem Mansardendach abgeschlossen.<br />

Die Ecken des Hauses wurden<br />

durch eine rote Lisenenquaderung<br />

optisch verstärkt. Wie dem Mainzer<br />

Stadtplan von 1753 zu entnehmen ist,<br />

wurde parallel zum Hauptgebäude ein<br />

zweiter Flügel an der Mittleren Bleiche<br />

errichtet. Sie wurden durch einen dritten<br />

Flügel entlang der Gärtnergasse (die<br />

im 18. Jahrhundert zeitweise auch „Am<br />

Stadioner Hof“ hieß) verbunden.<br />

Heinrich Friedrich von Stadion<br />

Der neue Besitzer des Hofes an der Großen<br />

Bleiche hatte bis zu diesem Zeitpunkt<br />

die klassische Karriere durchlaufen: Er<br />

studierte Jura, ging anschließend auf<br />

Kavalierstour durch Frankreich und<br />

nahm dann 1718 eine Tätigkeit am<br />

Kurfürstlichen Hof auf, wo er zunächst<br />

unter seinem Onkel Lothar Franz von<br />

Schönborn (1695 bis 1729) und später<br />

auch unter dessen Nachfolgern Franz<br />

Ludwig von Pfalz-Neuburg (1729 bis<br />

1732) und Philipp Karl von Eltz-Kempenich<br />

(1732 bis 1743) immer weiter<br />

aufstieg. Unter Johann Friedrich Carl<br />

von Ostein (1743 bis 1763) war er<br />

schließlich Großhofmeister.<br />

1761 gelang es seinen Gegnern<br />

– offiziell wegen seiner anti-klerikalen<br />

Einstellung – ihn zu entmachten. Er<br />

zog sich auf seinen Besitz Schloss Warthausen<br />

zurück. Mit ihm zog auch seine<br />

Gesellschafterin und Schwiegertochter<br />

Sophie von La Roche. Die Schriftstellerin<br />

hatte 1753 einen Sohn des Großhofmeisters<br />

geheiratet, der aus einer<br />

Affäre mit der französischen Tänzerin<br />

Catharina La Roche stammte. Heinrich<br />

Friedrich Graf von Stadion verheiratete<br />

daraufhin seine Geliebte, doch der<br />

schnell gesuchte Gatte, der Kurmainzerische<br />

Senator und Chirurg Frank, verstarb<br />

noch vor der Geburt des Kindes.<br />

Friedrich nahm daraufhin den Knaben,


S TA D I O NER H ÖFE MVJH 4|09 63<br />

den er Georg Michael Fran(c)k von La<br />

Roche (1720 bis 1788) nennen lies, im<br />

Stadioner Hof auf und ließ ihn dort<br />

erziehen. Eines der Kinder von Georg<br />

Michael und Sophie war die spätere<br />

Goethe-Freundin Maximiliane Euphrosine<br />

de La Roche (1756 bis 1793),<br />

die Peter Anton Brentano heiratete. Da<br />

Maximiliane im Neuen Stadioner Hof<br />

geboren wurde, wird dieser von vielen<br />

Autoren auch gerne als eine „Wiege der<br />

deutschen Literatur“ bezeichnet. Nach<br />

Ansicht vieler Literaturwissenschaftler<br />

hat Sophie in ihrem 1771 erschienenen<br />

Erstlingswerk „Geschichte des Fräuleins<br />

von Sternheim“ viele Eindrücke verarbeitet,<br />

die sie in ihrer Zeit an der Großen<br />

Bleiche in Mainz erworben hatte.<br />

Militärische und bürgerliche<br />

Umwidmungen<br />

Der Neue Stadioner Hof wurde 1792<br />

von französischen Truppen beschlagnahmt.<br />

Es gibt Hinweise, dass die Familie<br />

von Stadion das Anwesen aber<br />

bereits 1787 verkauft hatte. Der neue<br />

Besitzer ist nicht bekannt. Über das<br />

Schicksal des Hofs in den nächsten<br />

wirren Jahren wissen wir wenig. Erst<br />

1798 klären sich die Verhältnisse: Der<br />

Komplex wurde am 11. Januar Sitz von<br />

François Joseph Rudler, dem französischen<br />

Generalkommissar für die vier<br />

linksrheinischen Départements und<br />

von 1802 bis 1814 Palais de Justice des<br />

Départements du Mont Tonnerre. Als<br />

Mainz 1814 eine Festung des Deutschen<br />

Bundes wurde, beschlagnahmte man<br />

den Hof erneut. Er wurde formal dem<br />

Hessischen Großherzog zugesprochen,<br />

dieser trat ihn aber an die Festungsverwaltung<br />

ab. Das Militär bestimmte ihn<br />

zum Wohnsitz des jeweiligen Vizegouverneurs<br />

beziehungsweise Kommandanten.<br />

Nach 1871 befand sich in ihm<br />

nur noch das „Regimentsbureau“ des<br />

Infanterie-Regiments 117.<br />

1890 wurde der Hof Privatbesitz und<br />

umgebaut. Im Erdgeschoss befanden<br />

sich jetzt mehrere Läden, ein Kino, ein<br />

Weinrestaurant, ein Billardsaal und ab<br />

circa 1910 das äußerst elegante Konzertcafé<br />

„Kurfürst“. 1920 verkaufte ihn<br />

seine Pariser Besitzerin Madame Broussain<br />

an die Dresdner Bank. Diese bauten<br />

ihn zu einem modernen Bankhaus<br />

aus, was aber auch bedeutete, dass die<br />

prunkvolle Haupttreppe des Gebäudes<br />

abgerissen wurde. „Historisch bedeutsame<br />

und kunsthandwerklich wertvolle<br />

Teile“, so die Bank in einer Broschüre,<br />

wurden dem Mainzer Altertumsverein<br />

übergeben und wohl im Krieg vernichtet.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hof<br />

stark beschädigt und ab 1949 „unter Wahrung<br />

der Barock-Fassade“ wieder modern<br />

aufgebaut. 1994 wurden umfangreiche<br />

Restaurierungsarbeiten abgeschlossen.<br />

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64<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Mainz vor<br />

50 Jahren<br />

Am 10. November<br />

1959 wurde<br />

der 200. Geburtstag<br />

Schillers<br />

gefeiert. In<br />

Mainz brachte<br />

man dafür das<br />

Denkmal auf<br />

Hochglanz.<br />

© ERWIN BÖHM/<br />

STADTARCHIV MAINZ<br />

„ | 1. Oktober bis 31. Dezember 1959<br />

V ON D O RIS B RAUN- W ENDE LN | Es war ein heißer und trockener Sommer<br />

gewesen und auch der Herbst gab sein Bestes. Bereits Anfang September<br />

wurde mit der Weinernte begonnen und hohe Mostgewichte erzielt. Kein Wunder,<br />

dass man von einem „goldenen Weinjahr“ sprach und der 59er Wein ein<br />

Jahrhundertwein wurde; auch wegen seines Taufnamens „Friedenswedler“,<br />

aufgrund der Reise des russischen Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow<br />

in die USA im September 1959.<br />

In Mainz begann der Oktober mit der<br />

„Nacht der hunderttausend Blumen“<br />

im Kurfürstlichen Schloss. Auch in diesem<br />

Jahr hatten der Verband der Erwerbsgärtner,<br />

der Mainzer Gartenbau-<br />

Verein und das städtische Gartenamt<br />

das Schloss wieder in einen Zaubergarten<br />

verwandelt mit 9.000 Dahlien,<br />

8.000 Astern, 2.000 Chrysanthemen,<br />

3.000 Nelken, 2.000 Rosen, 100 Birken,<br />

200 Kiefern, 5.000 Beerensträuchern<br />

und mehr als 2.000 Kübelpflanzen. Am<br />

Samstag, den 3. Oktober, führten Karl-<br />

Otto Brocker und Karl Schwan durch<br />

das bunte Programm auf den Bühnen<br />

im Großen und Neuen Saal.<br />

Seit 1931 wird am 4. Oktober<br />

der Welttierschutztag begangen. Der<br />

Mainzer Tierschutzverein nutzte dieses<br />

Datum für einen Tag der offenen Tür<br />

im neuen Tierheim. Im Jahr 1954 hatte<br />

der Mainzer Tierschutzverein das voll-


M AINZ VOR 50 J AHREN MVJH 4|09 65<br />

kommen verwahrloste Tierheim am<br />

Bruchweg übernommen, es komplett<br />

neu- und wiederaufgebaut und konnte<br />

nun ein neues Haus präsentieren.<br />

Mitte Oktober wurde der Mainzer<br />

Hauptbahnhof 75 Jahre alt. In den Jahren<br />

1882 bis 1884 wurde er nach den<br />

Plänen des Mainzer Architekten Philipp<br />

Johann Berdellé als Centralbahnhof errichtet<br />

und löste den am Rhein in der<br />

Nähe des Holzturms gelegenen alten<br />

Bahnhof der Hessischen Ludwigsbahn<br />

ab. Die festliche Einweihung war am<br />

15. Oktober 1884. Das Hauptbahnhof-<br />

Jubiläum fand 1959 keine allzu große<br />

Beachtung. Vermutlich hing dies mit<br />

den immer noch andauernden Wiederaufbauarbeiten<br />

zusammen. Gerade<br />

war der Rohbau für die neue Expressguthalle<br />

am Südflügel fertig gestellt, an<br />

den sich ein Erweiterungsbau für die<br />

Bahnhofsmission, das Rote Kreuz und<br />

die Bahnpolizei anschloss. Zwei Monate<br />

später feierte die Bahn ein weiteres<br />

Jubiläum: Es jährte sich zum 100. Mal<br />

die Eröffnung der Bahnstrecke Mainz-<br />

Köln.<br />

Eine neue Attraktion gab es in der<br />

Kaiserstraße vor der Bundesbahndirektion.<br />

Der Brunnen auf der Rasenfläche<br />

zwischen den Fahrbahnen der Kaiserstraße<br />

wurde mit einer neuen Strahlanlage<br />

ausgestattet. Das Wasser wurde in 13 Fontänen<br />

ausgestoßen und in den Abendstunden<br />

war der Brunnen illuminiert.<br />

Am letzten Oktoberwochenende<br />

konnte Kammerpräsident Dr. Kalkhof-<br />

Rose in einem musikalisch umrahmten<br />

Festakt an historischer Stätte zahlreiche<br />

Vertreter aus Wirtschaft, Politik und<br />

Wissenschaft begrüßen und das wieder<br />

hergestellte Gebäude der Industrieund<br />

Handelskammer für Rheinhessen<br />

am Schillerplatz 7 seiner Bestimmung<br />

übergeben. Im Oktober 1958 wurdemit<br />

dem Umbau begonnen, nachdem das<br />

rheinland-pfälzische Kultusministerium<br />

in seine neuen Räume übergesiedelt<br />

Der Brunnen auf<br />

dem Mittelstreifen<br />

der<br />

Kaiserstraße<br />

bekam eine<br />

neue Strahlanlage.<br />

Abends<br />

wurde er sogar<br />

illuminiert.<br />

© STADTARCHIV MAINZ


66<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Dijons Altbürgermeister<br />

Felix Kir mit<br />

dem Mainzer OB<br />

Franz Stein<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

Juwelier<br />

Knewitz am<br />

Markt beging<br />

1959 sein<br />

125-jähriges<br />

Firmenjubiläum.<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

Die Gleisbergschule<br />

im Gonsbachtal,<br />

eine<br />

der modernsten<br />

Schulen ihrer<br />

Zeit, wurde<br />

1959 ihrer<br />

Bestimmung<br />

übergeben.<br />

© KARIN ECKERT/<br />

STADTARCHIV MAINZ<br />

war. Als verantwortlicher Architekt für<br />

Pläne und Bauleitung hatte Diplom-Ingenieur<br />

und Stadtbaumeister a.D. Karl<br />

Schneppendahl die Arbeiten übernommen.<br />

Das historische Gebäude war Anfang<br />

des 18. Jahrhunderts zwischen Emmerich-Josef-Straße<br />

und Münsterstraße<br />

als „Gästehaus“ des Weißfrauenklosters<br />

entstanden. Seit 1931 diente es als Sitz<br />

der Industrie- und Handelskammer.<br />

1942 war es fast völlig ausgebrannt.<br />

Am Allerheiligen-Fest 1959 läuteten<br />

die Domglocken seit 150 Jahren, denn<br />

Allerheiligen 1809 läuteten sie das erste<br />

Mal wieder seit der Belagerung von<br />

1793. 1793 bei der Beschießung von<br />

Mainz war der altehrwürdige Dom sehr<br />

stark beschädigt worden und seine Glocken<br />

waren bei der enormen Hitze des<br />

Brandes zerschmolzen. Bischof Joseph<br />

Ludwig Colmar ist es zu verdanken,<br />

dass er sowohl die Abbruchpläne des<br />

Präfekten Jeanbon St. André verhinderte<br />

als auch seine Hartnäckigkeit für die<br />

Wiederbeschaffung neuer Glocken für<br />

den Dom einsetzte. Nach 16 Jahren war<br />

es geschafft, die neuen Glocken läuteten<br />

zum Allerheiligen-Fest. Vier neue Glocken<br />

hatte der Mainzer Meister Joseph<br />

Zechbauer aus der Augustinerstraße gegossen:<br />

Martin mit 71 Zentnern, Maria<br />

mit 40 Zentnern, Joseph mit 21 Zentnern<br />

und Bonfatius mit 11 Zentnern.<br />

Der 1. November war auch ein Tag<br />

der Jubiläen: Die Bäckerei Heller („Gebäck<br />

von Heller – auf Tisch und Teller“)<br />

feierte, das Haus Neutorstraße 19<br />

war seit über 300 Jahren im Besitz von<br />

Bäckern; Juwelier Knewitz am Markt<br />

schaute auf ein 125-jähriges Geschäftsjubiläum<br />

zurück. EinenTag später wurde<br />

die erste Notrufsäule am Graben in<br />

Betrieb genommen.<br />

Das erste Novemberwochenende<br />

(6. bis 8. November) war beherrscht<br />

von der Partnerschaft mit Dijon. Auf<br />

Einladung des Präsidenten des „Amicale<br />

Bourgogne – Rhenanie/Palatinat“,<br />

Altbürgermeister Kir, besuchten Vertreter<br />

der Landesregierung und der Stadtverwaltung<br />

die Stadt Dijon. Am ersten<br />

Besuchstag führten 175 ebenfalls angereiste<br />

Mitglieder des Mainzer Stadttheaters<br />

unter der Leitung von Generalmusikdirektor<br />

Carl Maria Zwißler den<br />

„Rosenkavalier“ von Richard Strauss auf.<br />

Am nächsten Tag gab es einen offiziellen<br />

Empfang und eine Stadtführung, der<br />

Tag wurde beendet miteinem festlichen<br />

Essen im „Cellier de Clairvaux“. Auch


M AINZ VOR 50 J AHREN MVJH 4|09 67<br />

am Sonntag gab es offizielle Empfänge<br />

und viele Gespräche. Die burgundischrheinland-pfälzischen<br />

Freundschaftstage<br />

waren geprägt von vielen Höhepunkten:<br />

Ministerpräsident Altmeier bekam<br />

das Kommandeurkreuz der Ehrenlegion<br />

verliehen, OB Franz Stein wurde zum<br />

Ehrenbürger von Dijon ernannt und die<br />

Städtepartnerschaft zwischen Mainz und<br />

Dijon wurde feierlich proklamiert.<br />

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„ Ein Hauch von Luxus“<br />

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... ein Traum von Dessous


68<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Der neue<br />

Bücherbus der<br />

Stadtbibliothek<br />

im Einsatz<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

Die Mainzer Berufsfeuerwehr brachte<br />

das Schillerdenkmal auf Hochglanz,<br />

denn am 10. November wurde der 200.<br />

Geburtstag von Friedrich Schiller gefeiert.<br />

Im Theater wurde „Maria Stuart“<br />

aufgeführt. Jeder Theaterbesucher<br />

erhielt an diesem Abend der Festvorstellung<br />

auf zweiseitigem Büttenpapier<br />

handschriftlich nummeriert einen<br />

Theaterzettel als Erinnerungsblatt. Am<br />

Schluss des letzten Aktes, nach dem<br />

ersten heftigen Beifall, wurde der Vorhang<br />

noch einmal zur Seite gezogen<br />

und gab den Blick auf die leere, graue<br />

Spielfläche frei, auf der die beleuchtete<br />

Büste Schillers stand.<br />

Einen Tag später veranstaltete der<br />

MCV im Schloss seinen närrischen Auftakt<br />

mit 1.100 Gästen in die neue Kampagne.<br />

Bereits seit Mitte Oktober stand<br />

der Sieger des Fastnacht-Plakat-Wettbewerbs<br />

fest. Es war Hermann Roch<br />

(Werbeagentur Frenz, Mainz) mit seinem<br />

Motto: „Warum denn uff de Mond<br />

enuff Komm doch nach Määnz.“ Am<br />

folgenden Wochenende startete der<br />

MCC in die neue Kampagne.<br />

Am 13. November, einem Freitag,<br />

wurde die Gleisbergschule im Gonsbachtal<br />

in Gonsenheim eingeweiht.<br />

Planung und Entwurf oblagen dem<br />

städtischen Hochbauamt, für den Entwurf<br />

war Dipl.-Ing. Runge, für die weitere<br />

Planung Architekt Krämer und für<br />

die Bauleitung Stadtbau-Oberinspektor<br />

Osswald eingesetzt. Die Gesamtkosten<br />

für den Bau betrugen rund 2,6 Millionen<br />

Mark. Sie war für die damalige Zeit<br />

eine der modernsten Volksschulen. Sie<br />

war im Pavillonstil gebaut und hatte 20<br />

Klassenräume, verschiedene Fachklassenräume,<br />

ein Lehrschwimmbecken, eine<br />

Turnhalle, einen Gymnastiksaal und<br />

die entsprechenden Nebenräume. Die<br />

einzelnen Häuser bekamen Namen: So<br />

hieß das Hauptgebäude der Unterstufe<br />

„Brüder-Grimm-Haus“, das Haus der<br />

Mädchen „Möricke-Haus“, das der<br />

Jungen „Eichendorff-Haus“ und das<br />

der Sonderklassen „Mozart-Haus“ . Das<br />

neue Schulgebäude nahm zunächst 13<br />

Klassen der Gonsenheimer Simultanschule,<br />

drei Klassen der Gonsenheimer<br />

Konfessionsschule sowie vier E-Klassen<br />

auf – insgesamt rund 800 Schüler, die<br />

am 16. November ihre neue Schule bezogen.<br />

Zur gleichen Zeit wurde auch der<br />

Verwaltungsbau der „GmbH zur Errichtung<br />

von Kleinwohnungen in der<br />

Stadt Mainz“ in der Kaiserstraße 92<br />

eingeweiht. Bisher waren die einzelnen<br />

Abteilungen der Kleinwohnungsbau<br />

GmbH an mehreren Stellen in der Stadt<br />

untergebracht. Nun waren endlich alle<br />

Abteilungen in dem sechsgeschossigen<br />

Bürohaus. Planung und Bau hatte die<br />

GmbH in eigener Regie durchgeführt.<br />

Außer den eigenen Büroräumen bot<br />

das Gebäude im 4. Obergeschoss auch<br />

Platz für die Verkaufsdirektion Mainz<br />

der deutschen Nestlé-Aktiengesellschaft<br />

und für den Treuhandfonds für Grundpfandrechte.<br />

Im 5. Obergeschoss gab es<br />

zusätzlich Raum für acht kleine Appartements<br />

mit ein bis zwei Zimmern.<br />

Am 27. November kam der neu<br />

angeschaffte Bücherbus der Mainzer<br />

Stadtbibliothek zum ersten Mal zum


M AINZ VOR 50 J AHREN MVJH 4|09 69<br />

Einsatz. Die fahrbare Autobücherei<br />

war 20 m lang und 2,50 m breit und bot<br />

im Inneren Platz für 3.000 bis 4.000 Bücher.<br />

Zunächst wurden nur die Vororte<br />

Mombach (Kirmesplatz) und Bretzenheim<br />

(Endhaltestelle der Straßenbahn)<br />

angefahren. Die Benutzungsgebühr<br />

betrug 20 Pfennig und berechtigte zur<br />

Ausleihe eines Buchs für den Zeitraum<br />

von zwei Wochen. Richtige Leseratten<br />

entschieden sich natürlich eher für die<br />

MAINZ Vierteljahreskarte für 3 Mark<br />

oder die Halbjahreskarte für 5 Mark.<br />

Der im Juli gewählte neue Bundespräsident<br />

Heinrich Lübke machte<br />

Anfang Dezember seinen Antrittsbesuch<br />

in der Landeshauptstadt Mainz.<br />

Er traf am 1. Dezember um 10:00 Uhr<br />

auf Gleis 1a des festlich geschmückten<br />

Bahnhofs mit einem Sonderzug ein.<br />

In einem Autokonvoi fuhr er zur<br />

Staatskanzlei am Schillerplatz und anschließend<br />

zum Landtagsgebäude am<br />

Deutschhausplatz. Tausende Menschen<br />

säumten die Mainzer Straßen und bereiteten<br />

dem Bundespräsidenten einen<br />

herzlichen Empfang. Am nächsten Tag<br />

sah das Protokoll die Besichtigung der<br />

Katharinenkirche in Oppenheim und<br />

des Mainzer Doms vor. Trotz eines engen<br />

Terminkalenders<br />

lies Lübke es sich<br />

nicht nehmen, auch den 500 Bewohnern<br />

des städtischen Altersheims einen<br />

Besuch abzustatten. Hier trug sich<br />

Lübke in das goldene Buch der Stadt<br />

Mainz und das Gästebuch des Altersheims<br />

ein. Bei einem kurzen Besuch an<br />

der Mainzer Universität wurde Lübke<br />

von dem neuen Universitätspräsidenten<br />

Professor Dr. Kurt Voit (Rektoratsübergabe<br />

war am 26. November 1959) begrüßt.<br />

Am Abend verlies Bundespräsident<br />

Lübke die Stadt mit dem Zug in<br />

Richtung Bonn.<br />

Noch ein anderes Großereignis<br />

brachte am 1. Dezember viele Menschen<br />

auf die Straße. Am Markt eröffnete das<br />

Kaufhaus Jakob & Co. Bauherr Gustav<br />

Jakob und seinem Architekten Loebermann<br />

aus Nürnberg war es gelungen,<br />

einen einheitlichen Gebäudekomplex<br />

zu schaffen, der ursprünglich aus sechs<br />

Häusern bestand. Nun gab es ein Kauf-<br />

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Das neu eröffnete<br />

Kaufhaus<br />

Jakob & Co am<br />

Markt<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag – Samstag ab 18 Uhr, Sonntag Ruhetag<br />

© STADTARCHIV MAINZ


70<br />

MAINZ 4|09<br />

S TAD T G E S C HIC HTE<br />

Nach langem<br />

Provisorium<br />

konnten die<br />

Mitarbeiter der<br />

Sparkasse 1959<br />

in das moderne<br />

Hauptverwaltungsgebäude<br />

am Münsterplatz<br />

ziehen.<br />

© STADTARCHIV MAINZ<br />

haus, das mit seinen verschiedenen Abteilungen<br />

die ganze Familie ansprach.<br />

Es gab Textilien, Haushaltswaren und<br />

Porzellan, Spielwaren, Schmuck und<br />

Parfümerien, Leder- und Schreibwaren,<br />

Elektroartikel und Süßwaren. Ein großer<br />

Anziehungspunkt war das Café im<br />

zweiten Obergeschoss, das einen herrlichen<br />

Blick auf den Dom, das Höfchen<br />

und die Ludwigstraße bot. Gustav Jakob<br />

hatte die Anzahl seiner Mitarbeiter<br />

in kurzer Zeit von zehn auf 242 erhöht.<br />

In Mainz gab es nach langen Jahren<br />

wieder einen Hausfrauenverein. Bereits<br />

vor dem Krieg hatte es einen solchen<br />

unter der Leitung von Frau Altendorf<br />

gegeben. Der Verein hatte ursprünglich<br />

über 2.000 Mitglieder. Das erste Treffen<br />

von Interessentinnen fand am 9. Dezember<br />

im Nebenzimmer der Rhein-<br />

Main-Gaststätte am Hauptbahnhof statt.<br />

Viele Anwesende trugen sich in die<br />

Mitgliederlisten ein. Der Verein diente<br />

der Weiterbildung zu Themen der<br />

Hauswirtschaft, der Erziehung, Rechtsfragen<br />

und Warenkunde. Den vorläufigen<br />

Vorsitz<br />

führte Elisabeth Vogel.<br />

Kurz vor Weihnachten beendete die<br />

Sparkasse ein fast 15 Jahre dauerndes<br />

Provisorium und zog am 21. Dezember<br />

in ihr modernes Hauptverwaltungsgebäude<br />

Ecke Münsterplatz/Bahnhofstraße.<br />

Gleichzeitig begann auch der Publikumsverkehr.<br />

Die Architekten Hugo<br />

Becker und Emil Dyrauf hatten das aus<br />

dem Jahr 1896 stammende Gebäude innen<br />

vollkommen umgebaut und nach<br />

neuzeitlichen Gesichtspunkten eingerichtet.<br />

Auch in diesem Jahr herrschte an<br />

den verkaufsoffenen Sonntagen Hochbetrieb<br />

in der Mainzer Innenstadt. Am<br />

13. Dezember, dem Silbernen Sonntag,<br />

waren die Parkplätze überfüllt und<br />

Menschenmengen drängten sich durch<br />

die Geschäfte. Besonders starken Andrang<br />

gab es in den Textil- und Schuhgeschäften.<br />

Auch Spielwaren fanden<br />

reißenden Absatz. Am 20. Dezember,<br />

dem Goldenen Sonntag, war der zweite<br />

verkaufsoffene Sonntag. Die Geschäftsleute<br />

waren mit den Umsätzen<br />

zufrieden, aber das eigentliche Weihnachtsgeschäft<br />

war bereits am Silbernen<br />

Sonntag gelaufen.<br />

Weihnachtsgeschenke aus Kunststoff<br />

waren der große Renner beim<br />

Weihnachtsgeschäft. Kegelspiele aus<br />

Plastik, Autos und Bälle, Butterdosen<br />

und Eimer: Plastik beherrschte die<br />

Spiel- und die Haushaltswarenabteilungen.<br />

Groß in Mode waren auch<br />

Modellbausätze für Groß und Klein<br />

und das Gesellschaftsspiel „Scrabble“.<br />

Auch Bücher wie „Dr. Schiwago“, „Die<br />

Buddenbrooks“, „Die Fastnachtsbeichte“,<br />

„Billard um halb 10“ und „Serengeti<br />

darf nicht sterben“ wurden für den<br />

Gabentisch gekauft.<br />

Überall riefen in der Heiligen Nacht<br />

die Glocken zur Christmette. Die Nacht<br />

war mild. Am zweiten Weihnachtsfeiertag<br />

kam ein starker Sturm auf, der in der<br />

Nacht zum Sonntag mit Windstärke 10<br />

bis 11 durch die Stadt fegte und sogar<br />

Scheiben eines Mainzer Kaufhauses am<br />

Markt eindrückte.


C HRO NIK MVJH 4|09 71<br />

„| WELCHE EREIGNISSE,<br />

WELCHE MENSCHEN haben die Mainzer in den<br />

vergangenen Monaten in Atem gehalten Wer hat sie zum Schmunzeln, Kopfschütteln,<br />

Protestieren gebracht Was bot Gesprächsstoff am Rhein oder in den Dämmerschoppen in der<br />

Augustinerstraße In der Stadtchronik erinnert unser Redakteur Dr. Matthias Dietz-Lenssen an<br />

Wichtiges und Witziges, das für Schlagzeilen gesorgt hat.<br />

Stadtchronik<br />

AB 6|09<br />

Dienstag, 2. Juni 2009<br />

Ministerin Doris Ahnen überreicht Hans-Jürgen Kotzur einen Scheck der „Stiftung<br />

Rheinland-Pfalz für Kultur“ in Höhe von 200.000 Euro. Die Summe dient der für<br />

2011 geplanten Sonderausstellung „Der verschwundene Dom“.<br />

Mittwoch, 3. Juni 2009<br />

Der Stadtrat stimmt mit großer Mehrheit der Umstrukturierung der Wohnbau Mainz<br />

zu, die nun zwei weitere Tochterunternehmen erhält. Wiesbaden wird die 2.800<br />

AKK-Wohnungen für 150 Mio. Euro übernehmen – und gleichzeitig aus dem Unternehmen<br />

aussteigen.<br />

Donnerstag, 4. Juni 2009<br />

Werner Sticksel, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Mainz, teilt mit, dass sein<br />

Unternehmen neun neue Niederflurstraßenbahnen kaufen wird. Damit ist die Zeit<br />

der Hochbordbahnen in der Landeshauptstadt bald zu Ende.<br />

Freitag, 5. Juni 2009<br />

Stadtwerke-Vorstand Detlev Höhne und Bürgermeister Norbert Schüler schalten die<br />

Ampel zur neuen Auebrücke frei. Die Gaßnerallee, alte Zufahrt zur Ingelheimer Aue,<br />

wird wegen Bauarbeiten gesperrt und teilweise für den Verkehr entwidmet.<br />

Sonntag, 6. Juni 2009<br />

Die Kommunalwahlen wirbeln den Stadtrat kräftig durcheinander. Sitzverteilung:<br />

CDU: 18 (-5), SPD: 14 (-3), Grüne: 13 (+4), FDP: 6 (+1), ÖDP/Freie Wähler: 4 (+2),<br />

Republikaner: 3 (-1), Die Linke: 2 (+2). Als erste Reaktion legt Andrea Litzenburger<br />

ihr Amt als CDU-Kreisvorsitzende nieder.


72<br />

MAINZ 4|09<br />

S TADT G E S C HIC HTE<br />

Dienstag, 9. Juni 2009<br />

Die Erzieherinnen der städtischen Kitas legen wieder die Arbeit nieder. Da die Stadt<br />

für die Dauer des Ausstands nur 600 Notfallplätze zur Verfügung stellen kann,<br />

müssen über 200 Anträge abgelehnt werden.<br />

Mittwoch, 10. Juni 2009<br />

Der Laubenheimer Campingplatz am Rheinufer feiert seinen 75. Geburtstag.<br />

Donnerstag, 11. Juni 2009<br />

Bürgermeister Norbert Schüler zieht, als Aufsichtsratvorsitzender der MVG, ein positives<br />

Fazit für das Geschäftsjahr 2008. Der Kostendeckungsgrad konnte auf 76,6<br />

Prozent gesteigert werden. Trotzdem muss das Unternehmen zum 13. Dezember die<br />

Tarife erhöhen.<br />

Freitag, 12. Juni 2009<br />

Die Rufmordkampagne in der Stadt geht weiter. Wieder geht ein anonymes Schreiben<br />

an die Medien der Stadt, in denen angebliche Verfehlungen des OBs aufgezählt<br />

werden. Beweise werden keine genannt.<br />

Dienstag, 16. Juni 2009<br />

Die Staatsanwaltschaft durchsucht in Sachen Wohnbau die Wohn- und Geschäftsräume<br />

von OB Jens Beutel (Aufsichtsratvorsitzender), Rainer Laub (ehemaliger<br />

Wohnbau-Geschäftsführer) und Robert Graßl (Geschäftsführer der Messegesellschaft<br />

Mainz). Am gleichen Tag stellen die neuen Geschäftsführer Thomas Will und<br />

Michael Albertz ihre Restrukturierungspläne vor.<br />

Zeitgleich wird das Motto für die Fastnachtskampagne 2010 bekannt gegeben: „Bei<br />

uns in Meenz gilt die Devise: Die Fassenacht kennt keine Krise.“<br />

Mittwoch, 17. Juni 2009<br />

Rund 3.000 Schüler und Studenten demonstrieren in Mainz für bessere Bildung.<br />

Donnerstag, 18. Juni 2009<br />

Erhard Grom, seit 15 Jahren „Protokoller“ beim MCC, legt überraschend seine Rolle<br />

nieder und wird zukünftig nicht mehr als Aktiver zur Verfügung stehen.


C HRO NIK MVJH 4|09 73<br />

Freitag, 19. Juni 2009<br />

Die 42. Johannisnacht wird eröffnet.<br />

Sonntag, 20. Juni 2009<br />

Stichwahl bei den Ortsvorstehern. Bei teilweise kläglicher Wahlbeteiligung (Altstadt:<br />

18 Prozent) kommt es zu überraschenden Ergebnissen: Nico Klomann (Grüne) gewinnt<br />

in der Neustadt gegen Amtsinhaber Gerhard Walter-Bornemann (SPD) und<br />

Helgi Schwedass (FDP) siegt in Ebersheim gegen Udo Hammen (CDU).<br />

Donnerstag, 25. Juni 2009<br />

OB Jens Beutel teilt mit, dass er dem neuen Aufsichtsrat der Wohnbau nicht mehr<br />

angehören wird. Er wird seinen Stellvertreter, Finanzdezernent Kurt Merkator, in<br />

das Gremium entsenden.<br />

Freitag, 26. Juni 2009<br />

Gourmet-Koch Dirk Maus teilt mit, dass die Gespräche mit der Stadt über eine Übergangslösung<br />

gescheitert sind. Daher wird das Restaurant Mollers, das einer Wohnbau-Tochter<br />

gehört, zum 13. Juli geschlossen und das Personal entlassen.<br />

A NZE I G E


74<br />

MAINZ 4|09<br />

S TADT G E S C HIC HTE<br />

Montag, 29. Juni 2009<br />

Richtungsweisende Stadtratsitzung: Das Gremium stimmt für die Restrukturierung der<br />

Wohnbau und den Verkauf der AKK-Wohnungen. Die Erhöhung der Grundsteuer B scheitert<br />

an den Stimmen der CDU, deren Dezernenten für eine Anhebung waren.<br />

Dienstag, 30. Juni 2009<br />

Die Reaktion der Aufsichtsbehörde lässt nicht lange auf sich warten: Sie lehnt die<br />

Beschlüsse des Stadtrats als unzureichend ab.<br />

Freitag, 3. Juli 2009<br />

Mit dem „ersten Meißelschlag“ durch Erika Friderichs (Mainzer Denk!mal-Netzwerk)<br />

beginnen offiziell die Renovierungsarbeiten am Kurfürstlichen Schloss.<br />

Mittwoch, 8. Juli 2009<br />

Der Bretzenheimer Feuerteufel ist gefasst: Es ist ein junger Mann aus dem Stadtteil,<br />

der auch weitere Anschläge zugibt.<br />

Donnerstag, 9. Juli 2009<br />

Die Auseinandersetzung zwischen Aufsichtsbehörde und Stadtrat wird härter: Jetzt<br />

verlangt die ADD eine Anhebung der Grundsteuer B um 80 Punkte. Im Stadtrat war<br />

bereits die von Finanzdezernent Kurt Merkator vorgeschlagene Erhöhung um 40<br />

Punkte nicht mehrheitsfähig.<br />

Donnerstag, 16. Juli 2009<br />

Wegen eines defekten Stellwerks kommt der Bahnverkehr auf und um den Hauptbahnhof<br />

für 90 Minuten zum völligen Erliegen. Besonders erregt sind viele Urlauber,<br />

die ihre Flieger auf dem Frankfurter Flughafen erreichen müssen.<br />

Donnerstag, 17. Juli 2009<br />

Die 11. Mainzer Bierbörse öffnet ihre Tore am Rheinufer. Rund 100 Fass- und 200<br />

Flaschenbiere können von den Gästen probiert werden.<br />

Dienstag, 21. Juli 2009<br />

Lebensgefährliches Privatrennen in der Mainzer Innenstadt, bei dem ein Wagen<br />

auf der Theodor-Heuss-Brücke völlig geschrottet wird. Wie durch ein Wunder wird<br />

niemand bei dieser Wahnsinnstat verletzt.


C HRO NIK MVJH 4|09 75<br />

Mittwoch, 22. Juli 2009<br />

Großer Erfolg für Robin Balser, Sören Götz, Marc Ottenthal (alle Frauenlob-Gymnasium),<br />

Hannah Ehses, Anna-Lisa Heinz, Jennifer Leonard (alle Maria-Ward-Schule), Julian<br />

Pontus Schirmer (RaMa) und Marie-Christin Herzog (Herzog-Johann-Gymnasium,<br />

Simmern) – sie belegen beim internationalen Wirtschaftswettbewerb „The Global<br />

Enterprise Challenge“ in Glasgow den 2. Platz.<br />

Donnerstag, 23. Juli 2009<br />

Wolfgang Reichel wird mit 91,3 Prozent der Stimmen zum neuen CDU-Kreisvorsitzenden<br />

gewählt.<br />

Freitag, 24. Juli 2009<br />

Das Laubenheimer JuZ wird vom Jugendamt wegen „gefährlicher baulicher Mängel“<br />

mit sofortiger Wirkung geschlossen.<br />

Montag, 27. Juli 2009<br />

Das Feuer in einer Lagerhalle der Firma Werner & Mertz ist offensichtlich auf Brandstiftung<br />

zurückzuführen.<br />

A N ZEI G E


76<br />

MAINZ 4|09<br />

S TADT G E S C HIC HTE<br />

Dienstag, 4. August 2009<br />

Die Stadtverwaltung teilt mit, dass 38 Bewerbungen für die Nachfolge von Bürgermeister<br />

Schüler den formalen Kriterien der Ausschreibung genügen.<br />

Samstag, 8. August 2009<br />

Mainz 05 spielt nach zwei Jahren Abstinenz wieder in der 1. Bundesliga. Beim<br />

Eröffnungsspiel der neuen Saison gibt es vor (natürlich) ausverkauftem Haus ein<br />

2:2 gegen Leverkusen.<br />

Freitag, 14. August 2009<br />

Staatssekretär Karl Diller überreicht Karl Kardinal Lehmann die ersten <strong>Ausgabe</strong>n der<br />

neuen Sonderbriefmarke „1.000 Jahre Weihetag Mainzer Dom“.<br />

Donnerstag, 27. August 2009<br />

Der 77. Mainzer Weinmarkt wird eröffnet – mit afrikanischer Musik und Springbock-<br />

Bratwurst. Hintergrund: In jedem Jahr soll eine Region der Great Wine Capitals<br />

vorgestellt werden. Den Anfang macht Südafrika.<br />

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Mittwoch, 26. August 2009<br />

Die (politische) Sommerpause ist vorbei – und viele Themen warten auf ihre Lösung:<br />

Der Eissportverband befürchtet, dass die Eissportsaison gefährdet ist, da sich die<br />

Stadt und der neue Bewerber für die Halle noch nicht geeinigt haben. In Sachen<br />

Kohlekraft gibt es auch nichts Neues. Erfreulich: Dirk Maus und die Verwaltung kamen<br />

zu einer Übereinkunft. Das Mollers wird bis Jahresende wieder geöffnet.<br />

Montag, 31. August 2009<br />

Und noch eine erfreuliche Nachricht zum Monatsende: Der Weinmarkt verzeichnet<br />

bei bestem Wetter einen Besucherrekord. Jürgen Schmidt von der Touristik<br />

Centrale Mainz (TCM) geht von 180.000 Weinfreunden aus, die am ersten<br />

Wochenende kamen.<br />

Was bedeutet eigentlich:<br />

„Kerschhofsjodler“<br />

Auf hochdeutsch: „Friedhofshusten“<br />

En „Jodler“ is normalerweis<br />

Gesungenes – mal laut, mal leis,<br />

was von de Stimmbänder gekippt<br />

im Kehlkopp ruff unn runner hippt.<br />

Mer kann des hörn uff Bergeshöhn,<br />

von weitem klingt’s besonders schön,<br />

mit Echo – stereo – kann’s halle,<br />

bis in die tiefste Täler schalle.<br />

Das Jodeln gibt es auch zum Glick<br />

für Anhänger der Volksmusik<br />

weit weg von<br />

Bergen – dann und wann,<br />

wozu mer klatschend schunkele kann.<br />

Als „Kerschhofsjodler“ wird genennt,<br />

was mer als „Raucherhuste“ kennt,<br />

weil mer bei dem Gekrächze spürt,<br />

wohin die Qualmerei einst führt.<br />

Denn Rauche<br />

is en schlimme Brauch,<br />

mer schadet sich – unn annern auch.<br />

Wer nit mehr raucht – als Überwinder –<br />

der sterbt zwar auch, doch viel gesünder.


78<br />

MAINZ 4|09<br />

M EIN M AINZ<br />

Hechtsheim, Reitplatz: „Musikalischer Überflieger<br />

– auch beim Musizieren ist der Kontrabass<br />

als solches schon ein Hindernis.“<br />

Mein Mainz<br />

„ | Norbert Banz,<br />

1. Solokontrabassist am Staatstheater Mainz<br />

V ON W E RNE R F E L D M ANN | Klang des Lebens – Lebensklang. Norbert Banz<br />

liebt die Musik, aber nicht nur die der komponierten Noten. Genauso wichtig<br />

sind ihm die alltäglichen Klänge an den verschiedenen Orten in Mainz: Hufgetrappel,<br />

Wasserplätschern, der Klang des Weinglases, 05-Schlachtgesänge,<br />

„Handkäs mit Musik“, Stille ...


N O R B ERT B ANZ MAINZ 4|09 79<br />

Staatstheater Mainz, Probensaal des<br />

Staatsorchesters: „Der schönste Arbeitsplatz<br />

der Welt.“<br />

(rechts) Kästrich, Wohnanlage altes St.<br />

Vincent Hospital: „Idyllischer geht es nicht<br />

mitten in der Stadt.“


80<br />

MAINZ 4|09<br />

M EIN M AINZ<br />

Ballplatz, Maria-Ward-Schule: „Barockes<br />

und Pariser Flair – Garten des Osteiner<br />

Hofs.“<br />

Kästrich, Säulenhalle: „Dieser Ausblick<br />

erinnert mich ein wenig an den Pariser<br />

Montmartre.“<br />

Drususstraße:<br />

„Einer der<br />

herrlichen,<br />

im Hinterhof<br />

versteckten<br />

Gärten in<br />

Mainz.“


Koblenzer Straße: „Seit 15 Jahren bin ich die Feuerwehrpfarrerin von Mainz.“<br />

Laubenheimer Höhe: „Im Galopp mit Rundblick auf Rhein und<br />

Reben.“<br />

Hechtsheim, Hechtbrunnen: „Ich genieße<br />

die familiäre Atmosphäre in Hechtsheim.“<br />

Liebfrauenplatz:<br />

„Beim Marktfrühstück<br />

der<br />

Mainzer Winzer<br />

treffen wir uns<br />

und stimmen<br />

uns aufs Spiel<br />

der 05er ein.“


82<br />

MAINZ 4|09<br />

K ULT U R<br />

Internationale Pianisten in Mainz<br />

Die Sonate, die Urform der klassischen<br />

und romantischen Musik, zieht sich<br />

als roter Faden durch die Klavierreihe<br />

2009/2010. Im Kontrast mit anderen<br />

Gattungen und freien Formen entstehen<br />

facettenreiche Werkfolgen. Übrigens:<br />

Im Schnitt schalten 40.000 Hörer<br />

das Radio an und lauschen der SWR2-<br />

Aufzeichnung der Internationalen Pianisten<br />

aus dem Frankfurter Hof.<br />

Zeit: 4. Dezember 2009 – B ARRY DO U G L A S<br />

Peter Tschaikowsky:<br />

Aus „Die Jahreszeiten” op. 37a: „Mai“ D-Dur, „Juni“ g-moll | Sergej<br />

Rachmaninow: Six Moments musixaux op. 16 | Robert Schumann: Sonate Nr. 1 fis-moll<br />

op. 11 | Modest Mussorgsky: „Bilder ener Ausstellung“<br />

Zeit: 29. Januar 2010 – D UO G ENO VA & DIM ITRO V<br />

Camille Saint Saëns: Variationen über ein Thema von Beethoven E-Dur op. 25 | Frédéric<br />

Chopin: Sonate Nr. 2 b-moll op. 35, bearbeitet für zwei Klaviere von Camille Saint-Saëns<br />

George Gershwin: „Cuban Ouverture“, bearbeitet für zwei Klaviere von Gregory Stone<br />

Aaron Copland: „El Salón México”, bearbeitet für zwei Klaviere von Leonard Bernstein<br />

Marcel Bergmann: „Urban Pulse“<br />

Zeit: 26. Februar 2010 – K I RILL G E R S TEIN<br />

Johann Sebastian Bach: Toccata fis-moll BWV 910 | Ferruccio Busoni: Sonatine Nr. 5 K<br />

280 “Sonatine brevis in signo Joanni Sebastiani magni”; Toccata K 287 | Robert Schumann:<br />

Toccata C-Dur op. 7 | Franz Liszt: Sonate h-moll R 21<br />

Zeit: 23. April 2010 – A N D R E A S H AEFLI G E R<br />

Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate C-Dur KV 330 | Richard Wagner: „Isoldens Liebestod“,<br />

bearbeitet für Klavier von Franz Liszt | Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate A-Dur KV 331<br />

Johannes Brahms: Sonate Nr. 3 f-moll op. 5<br />

Zeit: Konzertbeginn ist jeweils um 20:00 Uhr.<br />

Ort: Alle Konzerte finden im Frankfurter Hof statt.<br />

Dorothea van der Koelen mit Jubiläumsausstellung<br />

zum 30-jährigen Bestehen der Galerie<br />

Das, was 1979 dem Enthusiasmus einer<br />

19-jährigen Abiturientin in Mainz-Bretzenheimentsprang,istindenvergangenen<br />

drei Jahrzehnten zu Beruf und Berufung<br />

geworden. Längst gehört die alteingesessene<br />

Galerie in Mainz zu den wichtigsten<br />

Adressen im Bereich Gegenwartskunst,<br />

hat sich die seinerzeit jüngste deutsche<br />

Kunstvermittlerin Dorothea van der Koelen<br />

zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau<br />

und einer international renommierten<br />

Galeristin entwickelt. Seit neustem gehört<br />

sie auch dem Kreis der „Femmes<br />

Chef d’Entreprises Mondiales“ an.


TIPPS MVJH 4|09 83<br />

Jubiläumsausstellung: „ WHEN IDEAS B ECO M E FO R M “ M IT A I W EIW EI<br />

L O R E BERT | DANIE L B U R EN | H EINZ G A P PMAYR | GOT T F R I E D H O NEGGE R<br />

M O HAMME D KAZ E M | J O S E P H K OSU TH | FRAN K MAIB IER | JEN S J. MEYER<br />

PATRIC K MIM RAN | FRANC O I S M O RELLET | KIS H O M W K AIYA M A | JAN VA N<br />

M U N S TER | FA B R I Z I O P L E SSI | MARI O R E I S | VERA B Ö H M | R Ú R Í | KARIN<br />

SAN D ER | YUKO S HIRAIS H I | T I MM U L RICHS | BERNAR VENET | MICHE L<br />

VER JUX | LAW R E NCE WEINER | MARTIN WIL L ING | GUA N G YA O W U<br />

Zeit: bis 26. Februar 2010<br />

Ort: Mainz, Galerie Dorothea van der Koelen, Hinter der Kapelle 54 und Halle Dammweg,<br />

Dammweg 7a sowie in Venedig, La Galleria, San Marco 2566, Calle Calegheri<br />

Weitere Informationen: www.galerie.vanderkoelen.de oder Telefon 06131.34664<br />

25 Jahre Mainzer Meisterkonzerte<br />

25 Jahre Mainzer Meisterkonzerte<br />

– das ist der Erfolg einer großartigen<br />

Konzertreihe. In der Saison 2009/2010<br />

versammeln sich auf der Bühne der<br />

Rheingoldhalle neben den renommierten<br />

Orchestern wieder viele hervorragende<br />

internationale Dirigenten<br />

und Solisten, die sich alle vorgenommen<br />

haben, große Musik zu interpretieren.<br />

Schwerpunkt der Saison ist: die<br />

deutschen Klassiker von Haydn bis<br />

Bruckner.<br />

Zeit: 20. Dezember 2009 – PAS T O R E L L O<br />

Daniel Müller-Schott Violoncello | Daniel Raiskin Dirigent | Staatsorchester Rheinische<br />

Philharmonie<br />

Michael Haydn: Pastorello C-Dur (Salzburger Weihnachtsmusik | Joseph Haydn: Cellokonzert<br />

D-Dur Hob. Vllb:2 | Erich Korngold: Cellokonzert C-Dur op. 37 | Mendelssohn<br />

Bartholdy: Sinfoni<br />

e Nr. 3 a-Moll „Schottische<br />

Zeit: 22. Februar 2010 – „KL ANG T ÜRM E“<br />

Nicolaus Boewer Violine | Rainer Schick Oboe |Karl-Heinz Steffens Dirigent | Deutsche<br />

Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz<br />

Johann Sebastian Bach: Fuga (Ricercata) aus dem Musikalischen Opfer BWV 1079<br />

(Orchesterfassung von Anton Webern) | Johann Sebastian Bach: Dopplekonzert für<br />

Violine und Oboe | Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 7 E-Dur<br />

Zeit: 21. März 2010 – K L A SSI K ER 1<br />

Lise de la Salle Klavier | Christoph Poppen Dirigent |Deutsche Radio Philharmonie<br />

Saarbrücken Kaiserslautern<br />

Ludwig van Beethoven: Die Weihe des Hauses, Ouvertüre | Wolfgang<br />

Amadeus Mozart:<br />

Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll | Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 104 D-Dur „Salomon“<br />

Zeit: Konzertbeginn ist jeweils um 19:30 Uhr.<br />

Ort: Alle Konzerte finden in der Rheingoldhalle statt.<br />

Weitere Informationen: www.mainz-klassik.de oder Telefon 06133.5799991


84<br />

MAINZ 4|09<br />

KUN S T U N D K ÜNS T L ER<br />

Kunst trotz(t) Armut<br />

„ | Ausstellung zwischen Würde und Bedürftigkeit<br />

V ON B I R G IT L EHR | Seit 2007 tourt die Ausstellung „Kunst trotz(t) Armut“<br />

der Evangelischen Obdachlosenhilfe e.V. durch Deutschland. Im Oktober<br />

machte die ergreifende Schau in Mainz in der Christuskirche und im Rathaus-<br />

Foyer halt. Gemälde, Skulpturen und ein breites Begleitprogramm thematisierten<br />

Armut und warfen einen Blick auf die Situation in Mainz.<br />

Alle Fotos ©EVANGELISCHE OBDACHLOSENHILFE E.V.


KUN S T TRO T Z ( T ) AR MUT MVJH 4|09 85<br />

» JÖRG IMMENDORFF,<br />

DAS IST MEIN STEIN<br />

Jörg Immendorff war eine der<br />

bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten<br />

der Nachkriegsgeneration.<br />

Seine Arbeiten hatten häufig politische<br />

und gesellschaftskritische<br />

Inhalte. In der Wanderausstellung<br />

„Kunst trotz(t) Armut“ ist Immendorff<br />

mit vier Siebdrucken, die er<br />

für die Düsseldorfer Obdachloseninitiative<br />

„fiftyfifty“ schuf, und<br />

einer Bronzeskulptur, dem „Oskar<br />

der Obdachlosen“ vertreten.<br />

(Hubert Ostendorf)<br />

» KARIN POWSER,<br />

MENSCHEN AUF DER STRASSE<br />

Karin Powser war selbst zwischen<br />

1971 und 1984 wohnungslos und<br />

hat in dieser Zeit auf der Straße<br />

gelebt. Seit 1994 fotografiert sie<br />

für das Hannoversche Obdachlosenmagazin<br />

„asphalt“. Ohne<br />

fotografische Ausbildung und<br />

große Vorkenntnisse hat sie sich<br />

in den letzten Jahren in Hannover<br />

mit ihrer Art zu fotografieren<br />

einen Namen gemacht. Ihre<br />

Bilder, Motive und Perspektiven<br />

unterscheiden sich oftmals<br />

vom herkömmlichen Blick des<br />

Pressefotografen. Darüber hinaus<br />

engagiert sie sich seit vielen<br />

Jahren im Kontaktladen „Mecki“,<br />

einer Beratungsstelle des<br />

Diakonischen Werkes Hannover,<br />

und arbeitet dort ehrenamtlich<br />

bei der Versorgung und Beratung<br />

wohnungsloser Menschen mit.<br />

(Andras Pitz)<br />

Herr X führt ein intaktes Leben:<br />

Er ist glücklich verheiratet, stolzer<br />

Vater, besitzt ein Eigenheim und<br />

ein Mercedes steht in der Garage. Bis<br />

das Schicksal zuschlägt: Er verliert seine<br />

Arbeit, die Ehe geht in die Brüche,<br />

der Mercedes muss verkauft werden,<br />

schlussendlich wird das Haus zwangsversteigert.<br />

Herr X bekommt einen<br />

Stempel in seinen Pass gedrückt: „ofW“<br />

– ohne festen Wohnsitz. Schätzungen<br />

gehen davon aus, dass rund 250.000<br />

Personen in Deutschland ohne festen<br />

Wohnsitz sind. Die Geschichte des<br />

Herrn X ist also bei weitem kein Einzelfall<br />

– und seine Situation ist „nur“<br />

die Spitze des Eisbergs. Obdachlosigkeit,<br />

Armut und sozialer Missstand<br />

sind auch in Deutschland weit verbreitet<br />

und haben viele Formen. In der<br />

Denkschrift der Evangelischen Kirche<br />

Deutschland ist dazu Folgendes zu lesen:<br />

„Armut in einem reichen Land ist<br />

mehr als nur eine Herausforderung, sie


86<br />

MAINZ 4|09<br />

KUN S T U N D K ÜNS T L ER<br />

ist ein Skandal. Die Möglichkeiten, die<br />

unserem Land zur Verfügung stehen,<br />

um nachhaltig vor Armut zu schützen,<br />

sind historisch gesehen enorm. Trotzdem<br />

steigt die Anzahl der Armen in<br />

unserer Gesellschaft. Die evangelische<br />

Kirche nimmt auf vielfältige Weise Anteil<br />

an dem Schicksal einer wachsenden<br />

Anzahl von Menschen, die unter materieller<br />

Not leiden. Gleichzeitig registrieren<br />

wir mit Besorgnis das Ansteigen<br />

versteckter Formen von Armut, die ein<br />

weiteres „Armutsrisiko“ produzierten.<br />

Nach jüngsten Statistiken betrifft dies<br />

beinah jede siebte Person in Deutschland.<br />

Ursache mangelnder Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen Leben ist vor allem<br />

Arbeitslosigkeit.“<br />

Das Schicksal des Herrn X konnte<br />

man auf einer Schautafel in der Mainzer<br />

Christuskirche lesen. Diese war Teil<br />

der Wanderausstellung „Kunst trotz(t)<br />

Armut“, die im Oktober in Mainz Station<br />

machte und Besucher aus allen sozialen<br />

Schichten anzog. Verantwortlich<br />

dafür zeichnet die Evangelische Obdachlosenhilfe<br />

e.V.,<br />

in Mainz durch das<br />

Kulturdezernat der Stadt unterstützt,<br />

die das dringende Bedürfnis sah, in<br />

neuen Wegen auf die Themen Obdachlosigkeit,<br />

Armut und sozialer Missstand<br />

aufmerksam zu machen. Andreas Pitz,<br />

Kurator der Ausstellung, weiß, dass<br />

die Konfrontation mit diesen Themen<br />

schwierig und alles andere als selbstverständlich<br />

ist: „Kunst ist ein ideales<br />

Medium, um auf unkonventionelle Art<br />

und Weise gesellschaftliche Missstände<br />

und soziale Ausgrenzung sichtbar werden<br />

zu lassen.“ Unermüdlich suchte<br />

und kontaktierte er Künstler, die sich in<br />

ihren Werken mit Armut beschäftigen.<br />

Schnell stellte er fest: „Die Kunst grenzt<br />

diese Themen nicht aus.“ Er konnte<br />

renommierte zeitgenössische Künstlerpersönlichkeiten<br />

ebenso für sein Projekt<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

€<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ANZ EIGE


KUN S T TRO T Z ( T ) AR MUT MVJH 4|09 87<br />

» MIRIAM KILALI,<br />

HOTEL MARFINO<br />

Die in Mainz geborene<br />

Künstlerin Miriam Kilali<br />

entwickelt einen neuen<br />

Kunstansatz: REICHTUM.<br />

So provokant dieser Titel<br />

klingt, so einfach und<br />

überzeugend ist die Idee:<br />

Kunst kann verkrustete<br />

Strukturen verändern.<br />

Miriam Kilalis Arbeiten<br />

sind eine Einladung, neue<br />

Realitäten zu erschaffen.<br />

Sie sind auch eine Antwort<br />

auf gesellschaftliche Erscheinungen,<br />

ein Impuls,<br />

die Welt so zu gestalten,<br />

dass alle Menschen<br />

verantwortungsvoll ihre<br />

Lebensträume verwirklichen.<br />

REICHTUM ist eine<br />

künstlerische Vision.<br />

Die Künstlerin hat sie zum<br />

ersten Mal in der Millionenmetropole<br />

Moskau verwirklicht.<br />

Im Norden der<br />

russischen Hauptstadt entstand<br />

das erste schönste<br />

Obdachlosenheim der Welt.<br />

Aus einem heruntergekommenen<br />

Wohnheim schuf<br />

sie mit rein künstlerischen<br />

Mitteln ein ästhetisches<br />

Schmuckstück – Hotel Marfino.<br />

Das Kunstwerk wurde<br />

zu einem großen Erfolg.<br />

Kurz danach entstand in<br />

Berlin REICHTUM 2 – Haus<br />

Schöneweide, das zweite<br />

schönste Obdachlosenheim<br />

der Welt. Beide Werke<br />

vermitteln ein Gefühl von<br />

Würde und Respekt. (Arno<br />

Schmidt)


88<br />

MAINZ 4|09<br />

KUN S T U N D K ÜNS T L ER<br />

gewinnen wie Betroffene: Werke von<br />

Jörg Immendorf oder Sigmar Polke,<br />

aber auch von Erle Herzfeld oder Karin<br />

Powser. Mehr als 100 Gemälde und<br />

Skulpturen von 28 Künstlern, darunter<br />

auch Dorél Dobocan, Elke Heydecke,<br />

Miriam Kilali und Liesel Metten aus<br />

Mainz und Umgebung, brachte Pitz<br />

zusammen.<br />

Zum ersten Mal öffnete die Ausstellung<br />

„Kunst<br />

trotz(t) Armut“, deren<br />

Name, so der Kurator, nicht von einer<br />

teuren Werbeagentur stamme, sondern<br />

von Betroffenen selbst, am 31. Oktober<br />

2007 in Berlin ihre Pforten. Seitdem<br />

wandert sie unaufhörlich durch<br />

Deutschland: Nach Potsdam, Frankfurt,<br />

Hannover, Heidelberg, Köln, Bremen,<br />

Nürnberg, Speyer, Leipzig, Minden,<br />

Oppenheim und Passau machte sie nun<br />

auch in Mainz Station, und hier in der<br />

Christuskirche und im Foyer des Rathauses.<br />

Andreas Pitz war es ein besonderes<br />

Anliegen in der rheinland-pfälzischen<br />

Landeshauptstadt auszustellen,<br />

da er früher hier selbst in der Obdach-<br />

» ERLE HERZFELD, STELLA<br />

Durch den Tod der Eltern, dem damit<br />

einhergehenden Zerfall des Familiengefüges<br />

und schließlich dem Verlust<br />

ihrer Arbeit rutscht Erle Herzfeld in eine<br />

schwere psychische Krise, die letztendlich<br />

zu einer Zwangsräumung führt. Sie<br />

wird in der ICKLACK, Wohnen für Frauen,<br />

in Düsseldorf aufgenommen.<br />

Ihre ersten Schritte im Kunstprojekt<br />

der Einrichtung sind sehr unsicher und<br />

ängstlich. Wochenlang beschäftigt sie<br />

sich ausschließlich mit dem Ausmalen<br />

vorgegebener Mandalas. Durch kontinuierliches<br />

Arbeiten in einer Gruppe, in<br />

der sie mit ihren Ängsten und Wünschen<br />

akzeptiert und respektiert wurde,<br />

lernt sie endlich, ihrem eigenen längst<br />

vergessenen Lebenswunsch, kreativ<br />

zu arbeiten, Raum zu geben. Ihren<br />

eigentlichen künstlerischen Prozess<br />

beginnt Erle Herzfeld nach einer Zeit<br />

des Experimentierens mit dem Kopieren<br />

anerkannter Künstler wie Franz Marc und<br />

Picasso. Daraus entwickelt sie schließlich<br />

ihren eigenen unverkennbaren Stil.<br />

Dabei ist sie stets bemüht, klassische<br />

Elemente mit der Moderne zu verbinden.<br />

Motiviert sind die Bilder durchweg von<br />

persönlichen Erlebnissen mit Menschen,<br />

Tieren und der Natur. (Gabriele Jauering)


KUN S T TRO T Z ( T ) AR MUT MVJH 4|09 89<br />

» HARALD BIRCK,<br />

AUF AUGENHÖHE<br />

So wie Harald Birck die künstlerische<br />

Baubegleitung des Martin-Gropius-<br />

Baus der ehemaligen Landesklinik<br />

Eberswalde oblag, hielt er als Maler<br />

und Bildhauer auch andernorts<br />

Zwischenstationen fest. Renovierte<br />

Bauten sind für ihn wie geschönte<br />

Gesichter nicht interessant.<br />

Beide Motive verbanden sich zu der<br />

Idee, Gäste der City-Station, einer<br />

Speisegaststätte für wohnungslose<br />

Menschen, nicht im Atelier, sondern<br />

vor Ort zu portraitieren. Auf einen<br />

vorgeformten Papierkopf kommt<br />

der Ton und dann läuft die Uhr.<br />

Etwa vier Stunden hat Harald Birck<br />

Zeit, den Kopf zu formen. Zeit, im<br />

Gespräch und durch Betrachten mehr<br />

als einen oberflächlichen Eindruck<br />

zu gewinnen. Keine glatten Flächen,<br />

keine ästhetisierten Mienen, die für die Ewigkeit in einen Ausdruck gegossen werden. Die Oberfläche<br />

ist rau, die Epidermis aufgerissen, einzelne Partien ragen hervor, andere treten zurück.<br />

Der Betrachter sieht die Büste eines Menschen und kann die soziale Rolle des Modells frei assoziieren.<br />

Erstaunen entsteht, weil die Plastik, die zu einem Millionär wie zu einem Musiker, zu einer geschichtlichen<br />

wie zu einer heutigen berühmten Person gehören könnte, einen obdachlosen Menschen<br />

darstellt. Ohne die Spuren der Straße zu verdecken, wird nämlich nicht die Bedürftigkeit, sondern die<br />

Menschlichkeit in den Vordergrund gestellt. Manch einer hat es erstmals wieder gespürt, was einer<br />

ausdrückte: „Wir sehen aus wie Könige.“ (Pfarrer Ralf Döbbeling)<br />

losen-Hilfe tätig war. Der Evangelische<br />

Stadtkirchenpfarrer Rainer Beier, der<br />

das Projekt seitens der Kirche betreute,<br />

stemmte ein umfangreiches Begleitprogramm<br />

mit Gottesdiensten und PolitischemForum,mitKünstlergesprächen<br />

und Aktionen, mit Bildbetrachtungen<br />

und ermutigenden Vorträgen aus dem<br />

Boden. „Besonders wichtig war uns“,<br />

sagt er, „Betroffene einzubeziehen und<br />

auf die konkrete Situation vor Ort hier<br />

in Mainz einzugehen.“ So gelang es,<br />

zahlreiche Einrichtungen in Mainz, die<br />

sich dem Thema Armut widmen, mit<br />

ins Boot zu holen, um so „Obdachlosen<br />

auch eine praktischeHilfe an die Hand<br />

zu geben.“ Außerdem spielte zur Eröff-<br />

nung das Kölner Menschensinfonie-<br />

Orchester, ein Ensemble aus obdachlosen<br />

und nicht-obdachlosen Musikern,<br />

die, so der Stadtkirchenpfarrer, „mein<br />

in Worten gefasstes programmatisches<br />

Grund-Interesse – „Betroffene sind<br />

nicht Objekte von Kunst beziehungsweise<br />

Politik, sondern Subjekte in Würde“<br />

– erlebbare Gestalt werden ließen.“<br />

Daneben stellte er einen besonderen<br />

Bezug zur Künstlerin Käthe Kollwitz


90<br />

MAINZ 4|09<br />

KUN S T U N D K ÜNS T L ER<br />

her, sozusagen der Vorreiterin dieses<br />

„Genres“. „Man denke an die Werke<br />

von ihr oder Heinrich Zille, die Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts schonungslos<br />

auf soziales Elend und gesellschaftliche<br />

Ungerechtigkeit aufmerksam gemacht<br />

haben und an das soziale Gewissen ihrer<br />

Zeitgenossen appellierten“, erinnert<br />

er. Sein Wunsch: „Mit Fantasie und<br />

Engagement können wir in vielfältiger<br />

Weise gegen das Über-sehen und Wegsehen<br />

hier in diesen künstlerischen Arbeiten<br />

das Hin-sehen neu lernen und<br />

einüben. Eine neue Sicht, die sich zu<br />

solidarischem Handeln bewegen lässt.“<br />

Und Kurator Andreas Pitz: „Uns ist mit<br />

dieser Kunstausstellung gelungen, dass<br />

sich Menschen mit Obdachlosigkeit<br />

beschäftigen, die sich aus eigenem Antrieb<br />

nie mit dem Thema befasst hätten.<br />

Die Kunst zwingt sie zum Nachdenken.<br />

Sie sensibilisiert.“<br />

Essen. Trinken. Feiern.<br />

Geniessen Sie das Leben auf italienisch.<br />

www.alcortile.de<br />

Kartäuserstraße 14 · 55116 Mainz<br />

Reservierungen 0 61 31/61 78 78<br />

Mo-So von 11.45-15.00 & 18.00-24.00 Uhr<br />

A N Z EIGE<br />

Die Wanderausstellung „Kunst<br />

trotz(t) Armut“ geht weiter auf Tour.<br />

Sie ist bereits das ganze kommende<br />

Jahr gebucht. Nächste Station wird<br />

Wiesbaden sein. Zur Ausstellung ist ein<br />

Katalog bei edition chrismon erschienen.<br />

Weitere<br />

vertiefende Literatur bietet<br />

„Arme habt ihr allezeit. Vom Leben<br />

obdachloser Menschen in einem wohlhabenden<br />

Land“, ebenfalls bei edition<br />

chrismon herausgegeben.<br />

» WICHTIGE EINRICHTUNGEN<br />

• Evangelische Wohnungslosenhilfe<br />

Mainz, Tel. 06131.5702112<br />

– Psychosoziale Beratungsstelle,<br />

Wallstraße 13<br />

– Heinrich-Egli-Haus,<br />

Fritz-Kohl-Straße 14<br />

– Mobile Schlafstelle (Container),<br />

Am Fort Hauptstein<br />

– Haus für Frauen in Wohnungsnot<br />

– Wendepunkt, Nahestraße 7 (nur<br />

für Frauen), Tel. 06131.275550<br />

• Start-Hilfe – Beratungsstelle<br />

für Menschen ohne Wohnung<br />

der Pfarrer-Landvogt-Hilfe e.V.,<br />

Adolf-Kolping-Straße 15,<br />

Te<br />

l. 06131.227774<br />

• Pfarrer-Landvogt-Hilfe e.V.,<br />

Dagobertstraße 20,<br />

Te<br />

l. 06131.224422<br />

• Thaddäusheim, An der Goldgrube<br />

13, Tel. 06131.530100<br />

• ESD – Verein für Erziehungshilfen<br />

und Sozialpädagogische<br />

Dienste e.V., Adolf-Kolping-<br />

Straße 15, Tel. 06131.144910<br />

• Wohnungsgruppe Ikarus,<br />

Opfer- und Täterhilfe RHH e.V.,<br />

Turnerstraße 43,<br />

Te<br />

l. 06131.688828 und Nerobergstraße<br />

4, Tel. 06131.690549<br />

• Café Balance, Augustusstraße<br />

29a (nur für Drogenkonsumenten),<br />

Tel. 06131.574784


BUN D D ER KÖ C HE MVJH 4|09 91<br />

Kochkunst<br />

„ | 111 Jahre Bund der<br />

Köche Mainz<br />

V ON S T E P H AN S IEP KER L L . D . |<br />

Wohl nicht ganz zu Unrecht wird<br />

das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts<br />

als „Gründerzeit“ bezeichnet.<br />

Nicht nur bedeutende Industrieunternehmen<br />

(von denen viele zwar<br />

zwei Weltkriege, nicht aber die Globalisierung<br />

überlebten) wurden in<br />

der Zeit zwischen der Gründung des<br />

Deutschen Kaiserreichs und der Jahrhundertwende<br />

gegründet, sondern<br />

auch viele Vereine und Verbände. So<br />

ist es auch für den Berufsstand der<br />

Köche nur logisch, dass sich nach der<br />

erfolgreichen Kochkunstausstellung<br />

1894 in Frankfurt am Main die Stimmen<br />

mehrten, dass auch für die sie<br />

eine einheitliche Berufsvertretung<br />

erstrebenswert sei.<br />

Neben dem bereits als Zusammenschluss<br />

mehrerer Lokalvereine bestehenden<br />

„Verband<br />

Deutscher Köche“<br />

(mit Sitz in Berlin) gründete sich am<br />

11. Dezember 1895 in Frankfurt der<br />

„Internationale Verband der Köche“.<br />

Bereits zweieinhalb Jahre später fanden<br />

sich auch in Mainz Köche zusammen:<br />

Am 11. Mai 1898 gründete sich auf Be-<br />

Der <strong>aktuelle</strong><br />

Vorstand des<br />

Bunds der<br />

Köche Mainz:<br />

(hinten v.l.)<br />

Norbert Luckas,<br />

Maria Fohr,<br />

Lothar Wirbelauer,<br />

(unten<br />

v.l.) Jörg<br />

Schaberger und<br />

Stephan Siepker<br />

© BUND DER<br />

KÖCHE MAINZ


92<br />

MAINZ 4|09<br />

K U L INARIS C HES<br />

Großes Aufgebot<br />

beim<br />

Laurentiustag<br />

zu Ehren des<br />

Schutzpatrons<br />

der Köche:<br />

Vertreter des<br />

Verbands der<br />

Köche zeigen<br />

ihr Können im<br />

ZDF-Fernsehgarten.<br />

| 2008<br />

© BUND DER<br />

KÖCHE MAINZ<br />

treiben von Franz Gutmann und Josef<br />

Schneider der Zweigverein Mainz des<br />

Internationalen Verbands. Über die<br />

Einzelheiten und insbesondere das Vereinsleben<br />

sowie über die Entwicklung<br />

der Mitgliederzahlen liegen offensichtlich<br />

so gut wie keine Unterlagen mehr<br />

vor, so dass wir auf zufällige Erwähnungen<br />

angewiesen sind. Beispielsweise<br />

tauchen unter den Preisrichtern für die<br />

Internationale Kochkunst-Ausstellung<br />

1900 in Frankfurt am Main immerhin<br />

drei Mainzer auf: der Hofbäckermeister<br />

Franz Köberich, Carl Walz vom Hotel<br />

Landsberg und schließlich ein Julius<br />

Schneider, der bei W. J. Möller & Cie,<br />

Spezialgeschäft für Glas- und Porzellanwaren,<br />

tätig war; wobei allerdings fraglich<br />

ist, ob es sich um „Honoratioren“<br />

oder um Mitglieder des Zweigvereins<br />

handelt.<br />

Erste nähere Nachrichten über die<br />

Aktivitäten des Mainzer Zweigvereins,<br />

der sich als „Verein der Köche Mainz“<br />

bezeichnet, haben wir dadurch, dass für<br />

den Januar 1902 auch für Mainz eine<br />

Kochkunstausstellung geplant wurde.<br />

Umschauend und rührig kümmerte<br />

sich der Vorsitzende Franz Gutmann<br />

um Einzelfragen. So wusste er nicht nur<br />

die (großherzogliche) Stadtverwaltung<br />

Mainz zu bewegen, einen Ehrenpreis<br />

(von 100 Mark) zu stiften, sondern erreichteauchnoch,dassderEnergiebezug<br />

(also Strom und Gas) verbilligt wurde;<br />

selbst um die Errichtung von Fahnenmasten<br />

und Transparenten kümmerte<br />

sich der Vorstand. Trotzdem scheint<br />

die Kochkunstausstellung, die vom 8.<br />

bis 12. Januar 1902 stattfand, nicht so<br />

der rechte Erfolg gewesen zu sein: „Im<br />

Jahre 1902 veranstaltete der Verein eine<br />

Kochkunstausstellung in Mainz, die in<br />

allen Teilen recht gut verlief, aber leider<br />

keinen finanziellen Erfolg brachte“,<br />

berichtet der Internationale Verband<br />

in seinem Rechenschaftsbericht 1906.<br />

Darin wird zugleich aber gerühmt, dass<br />

sich die Mainzer Köche an der 1905 in<br />

Frankfurt am Main durchgeführten<br />

Kochkunstausstellung beteiligt hätten,<br />

„auf der ihm mit Verleihung der höchs-


BUN D D ER KÖ C HE MVJH 4|09 93<br />

ten Auszeichnung eine wohlverdiente<br />

und äußerst ehrenvolle Prämierung zuteil<br />

wurde. Im übrigen hat die Vereinsleitung<br />

von jeher ihr Bestreben darauf<br />

gerichtet, durch belehrende Vorträge und<br />

gemeinschaftliche Besichtigung von Etablissements<br />

in den Kreis der Kollegen<br />

belehrend und erzieherisch zu wirken,“<br />

so der Jahresbericht weiter.<br />

Offensichtlich lagen Kochkunstausstellungen<br />

im Zeitgeschmack, denn<br />

1907 kam es noch einmal zu einer „Ausstellung<br />

für Kochkunst, Hotel- und<br />

Wirtschaftswesen“ in Mainz. Dieser<br />

Kochkunstausstellung vom 5. bis 13.<br />

Oktober 1907 in der Mainzer Stadthalle<br />

war – wenn man den „Auftrieb“<br />

an Honoratioren im Ehren- und Ausstellung-Komitee<br />

als Maßstab nimmt<br />

– wesentlich mehr Erfolg beschieden.<br />

Freilich wurde das damit erkauft, dass<br />

sich der „Verein der Köche“ zu Mainz<br />

lediglich als Mitwirkende für die Gruppe<br />

Kochkunst<br />

dieser von dem „Mainzer<br />

Gastwirteverein 1884“ veranstalteten<br />

Leistungsschau betrachten durfte, und<br />

dies zusammen mit dem (ansonsten<br />

nicht nachweisbaren) „Klub der Köche<br />

Gastera“ zu Mainz. Trotzdem muss es<br />

sich für die Mainzer Köche gelohnt haben,<br />

denn spätere Jahresberichte des Internationalen<br />

Verbands vermerken, dass<br />

der Verein der Köche Mainz „den Charakter<br />

als stiftendes Mitglied durch die<br />

selbstlose Betätigung und die Wahrung<br />

der Verbandsinteressen bei der Mainzer<br />

Kochkunstausstellung im Jahre 1907,<br />

wodurch den Wohlfahrtskassen des<br />

Verbandes ein Betrag von 2.500 Mark<br />

zufiel“, erwarb. Auch ansonsten hatten<br />

die Mainzer Köche beim Internationalen<br />

Verband in Frankfurt offensichtlich<br />

einiges zu bestellen. Im Protokoll der<br />

„Zehnten ordentlichen Generalversammlung<br />

des Internationalen Verbandes“ (am<br />

24. April 1907 in Nürnberg) stoßen<br />

wir auf die Nachricht, dass Franz Gutmann<br />

mitteilt, dass er „nicht erschei-<br />

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94<br />

MAINZ 4|09<br />

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nen kann“ und darum bittet, die ihm<br />

übertragenen Stimmen an einen anderen<br />

Teilnehmer (und zwar aus Wiesbaden)<br />

weitergeben zu dürfen. Im Laufe<br />

der Diskussion kam zur Sprache, dass<br />

es offensichtlich Spannungen gab: „Es<br />

heißt, man habe den Vorsitzenden des<br />

Zweigvereins Mainz, Herrn Gutmann,<br />

nicht zum Delegierten gewählt, weil<br />

er zu gut mit dem Verbandsvorstande<br />

stände.“ Und in der Tat wurde Mainz<br />

durch einen Herrn Roth vertreten, der<br />

sich auch auf dieser Generalversammlung<br />

mehrmals zu Wort meldete.<br />

Der Internationale Verband war unter<br />

anderem deshalb gegründet worden,<br />

um die Stellenvermittlung den Agenten<br />

aus der Hand zu nehmen und als Selbsthilfeeinrichtung<br />

zu fungieren. So haben<br />

wir die Nachricht für das Jahr 1908, dass<br />

es dem Zweigverein<br />

Mainz gelungen<br />

ist, sechs<br />

feste Stellen und<br />

immerhin 78 mal<br />

eine Aushilfstätigkeit<br />

zu vermitteln.<br />

Damit liegt<br />

er zwar nicht an<br />

der Spitze, sondern<br />

etwa in einer<br />

Ebene mit den<br />

Zweigvereinen<br />

in Baden-Baden,<br />

ColmarundMetz.<br />

Vorstand war<br />

1908 immer noch<br />

der Mitgründer<br />

Franz Gutmann,<br />

der als Küchenchef<br />

im „Hof von<br />

Holland“ tätig<br />

war; und in dieser<br />

Funktion ist<br />

er auch für 1910<br />

und 1913 in den<br />

Jahresberichten<br />

des Verbands erwähnt. War 1908 und<br />

1910 das „Weiße Roß“ als Vereinslokal<br />

benannt, so erscheint 1913 in dieser<br />

Funktion die „dem Kollegen K. Faatz“<br />

gehörende Gaststätte „Zur Jägerlust“<br />

(in der Rosengasse).<br />

Im Jahre 1910 hat der Zweigverein<br />

Mainz es noch einmal unternommen<br />

eine Kochkunstausstellung durchzuführen<br />

– allerdings in deutlich kleinerem<br />

Rahmen: am 4. Januar im Konzerthaus<br />

der Liedertafel. Bemerkenswert ist an<br />

dem Ausstellungskatalog, dass er neben<br />

zahlreichen Inseraten von Lieferanten<br />

auch Anzeigen der örtlichen Gastronomie<br />

sowie (als fortlaufenden Text) Kochrezepte<br />

enthält.<br />

Auf der „13. Ordentlichen Generalversammlung<br />

des Internationalen<br />

Verbands der Köche“ (am 8. und 9.<br />

April 1913 in Hamburg) nahm dann<br />

auch Franz Gutmann als Delegierter<br />

aus Mainz, der 23 Stimmabtretungen auf<br />

sich vereinigte, teil. Leider kann man<br />

daraus nicht auf die Mitgliederzahl in<br />

Mainz schließen, denn nach der Satzung<br />

konnte jedes Mitglied entweder<br />

persönlich teilnehmen oder einem beliebigen<br />

anderen Mitglied seine Stimme<br />

übertragen.<br />

Mitten im Ersten Weltkrieg schlossen<br />

sich dann zum 1. Oktober 1917 der<br />

„Verband Deutscher Köche“ und der<br />

„Internationale Verband der Köche“<br />

zusammen. Im Frühjahr 1919 verstand<br />

sich der Köcheverband als Arbeitnehmerorganisation<br />

und schloss sich dem<br />

Freien Gewerkschaftsbund an; was 1920<br />

wieder aufgegeben wurde.<br />

Über das Schicksal des Mainzer<br />

Zweigvereins im Ersten Weltkrieg und<br />

der nachfolgenden französischen Besetzung<br />

sind kaum Informationen vorhanden;<br />

lediglich in einer Übersicht zum 1.<br />

November 1921 über die Verteilung der<br />

Mitglieder im Internationalen Verband<br />

erscheint wiederum ein Zweigverein<br />

in


BUN D D ER KÖ C HE MVJH 4|09 95<br />

Mainz, dessen Stärke<br />

mit 42 Mitgliedern<br />

angegeben wird. Die<br />

nächsten greifbaren<br />

Nachrichten stammen<br />

aus dem Jahre 1926:<br />

Gottlob Bräuniger aus<br />

Mainz ist Ersatzmann<br />

für den Revisionsausschuss<br />

des Internationalen<br />

Verbands<br />

und<br />

im Rechenschaftsbericht<br />

für 1926 wird Anton<br />

Marx (Eisgrubweg<br />

1) als Vorsitzender angegeben;<br />

Vereinslokal<br />

ist nun das Restaurant<br />

„Kötherhof“ des Kollegen Hartz.<br />

Nach dem Ende der französischen<br />

Rheinlandbesetzung fand vom 3. bis 12.<br />

Mai 1930 in Mainz die „3. Süddeutsche<br />

Gastwirtsmesse“ statt, veranstaltet von<br />

den Landesverbänden Bayern, Württemberg,<br />

Hessen und Baden der Hotelund<br />

Gaststättenvereinigung. Die gastronomische<br />

Sonderschau wurde vom<br />

Zweigverein Mainz gemeinsam mit der<br />

Gastwirteinnung betreut.<br />

Die Hitlersche „Machterschleichung“<br />

am 30. Januar 1933 brachte sehr schnell<br />

für den Internationalen Verband wie für<br />

seine Zweigvereine die Gleichschaltung<br />

und die Umstellung auf das Führerprinzip,<br />

also die Eingliederung in die „NationalsozialistischeBetriebs-organisation“<br />

(NSBO) mit sich. Im Kompetenzwirrwar<br />

der NS-Kampfspiele mischte sich unter<br />

anderem auch der Reichsnährstand zunehmend<br />

in die Vereinsaktivitäten ein.<br />

Das Kriegsende bedeutete gleichzeitig<br />

auch die Auflösung der NS-Zwangsgemeinschaften,<br />

was allerdings damit<br />

einherging, dass die gesamten Vermögenswerte<br />

wie auch viele schriftliche<br />

Überlieferungen untergingen.<br />

Nach dem Zusammenbruch und<br />

der fortwährenden französischen Einmischung<br />

dauerte es bis zum 1. Juni<br />

1950, bis wieder ein Zweigverein in<br />

Mainz entstand. Dieser Zweigverein<br />

konstituierte sich dann am 10. Dezember<br />

1971 unter dem Vorsitzenden Wolfgang<br />

Trch<br />

und dem stellvertretenden<br />

Vorsitzenden Eberhard Barth als eingetragener<br />

Verein.<br />

Die Mitgliederversammlung vom 2.<br />

April 1985 wählte Horst Schadow zum<br />

Vorsitzenden und Pierre Pfister zum<br />

Stellvertreter. Mit der Mitgliederversammlung<br />

am 14. März 1989 übernahm<br />

Hans-Jürgen Ziegler das Amt des 1.<br />

Vorsitzenden und Rudolf Jahraus wurde<br />

2. Vorsitzender; Horst Schadow wurde<br />

zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Nach<br />

der Mitgliederversammlung am 25. Mai<br />

2002 übernahmen Jörg Schaberger als 1.<br />

Vorsitzender und Norbert Luckas als 2.<br />

Vorsitzender die Vereinsführung. Nach<br />

einer Überarbeitung der inzwischen 35<br />

Jahre alten Satzung, beschlossen in der<br />

Mitgliederversammlung am 19. Februar<br />

2008, setzt sich der Geschäftsführende<br />

Vorstand erstmals aus dem Vorsitzenden<br />

(Jörg Schaberger), seinen beiden<br />

Stellvertretern (Maria Fohr und Norbert<br />

Luckas) sowie einem Geschäftsführer<br />

zusammen.<br />

Stadtjugendmeisterschaft,<br />

veranstaltet<br />

vom Bund der<br />

Köche | 2006<br />

© BUND DER<br />

KÖCHE MAINZ


96<br />

MAINZ 4|09<br />

S P O N SOR ING<br />

Genossenschaftlicher<br />

Grundsatz zahlt sich aus<br />

„ | Mit sozialer Verantwortung und<br />

günstigen Produkten an die<br />

Spitze der Kundenzufriedenheit<br />

Die Sparda-Bank Südwest eG mit Sitz in Mainz gehört<br />

zur Bankengruppe mit den zufriedensten Kunden. Das<br />

zumindest bestätigt der Deutsche Kundenmonitor in<br />

der bundesweit größten Umfrage zu diesem Thema.<br />

Und nicht zum ersten Mal geht dieser Titel auch nach<br />

Mainz. Denn bereits zum 17. Mal in Folge konnten die<br />

Sparda-Banken diese Spitzenplatzierung behaupten.<br />

Woher stammt solcher Erfolg Dazu einige Fragen an<br />

Andreas Manthe. Der Bretzenheimer ist Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Unternehmens.<br />

Andreas<br />

Manthe, Leiter<br />

der Öffentlichkeitsarbeit<br />

bei<br />

der Sparda-Bank<br />

in Mainz<br />

© SPARDA-BANK<br />

SÜDWEST EG<br />

„ | Wie begründet sich der Geschäftserfolg<br />

der Sparda-Bank in und um<br />

Mainz<br />

Die Sparda-Bank ist eine besondere Bank,<br />

denn sie hat sich auf private Kunden<br />

spezialisiert. 1899 in Mainz als genossenschaftliche<br />

Bank von Eisenbahnern<br />

für Eisenbahner gegründet, hat sie sich<br />

schon frühfür Kunden aus dem öffentlichen<br />

Dienst und für Beamte geöffnet.<br />

Heute steht sie für alle Privatkunden,<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

sowie Rentenempfänger offen. Diesen<br />

Kundengruppen finanzieren wir gerne<br />

und häufig das private Wohneigentum.<br />

„ | Weshalb verzichten Sie auf umsatzstarkes<br />

Firmenkundengeschäft<br />

Die Gründer unserer Bank haben das in<br />

der Satzung damals ausgeschlossen, um<br />

sich ganz auf die Belange der privaten<br />

Kunden zu konzentrieren. „Wie lege ich<br />

am besten mein Geld sicher an“ oder<br />

„Wie kann ich mir den Traum von den<br />

eigenen vier Wänden realisieren“, das<br />

sind auch heute noch die Kernfragen.<br />

Wir freuen uns über jeden Privatkunden,<br />

der sich für die Sparda-Bank entscheidet.<br />

Denn diesen Kunden bieten<br />

wir neben dem kostenlosen Girokonto<br />

ein speziell ausgerichtetes Produktangebot<br />

im Anlage- und Kreditbereich. Wir<br />

haben unsere Arbeitsabläufe so weiterentwickelt,<br />

dass wir diese Vorteile an<br />

unsere Kunden weitergeben können.<br />

Außerdem gibt es ja in Mainz mehrere<br />

genossenschaftliche Institute, die sich<br />

sehr gut um Firmenkunden kümmern.<br />

„ | Sehen Sie in Mainz noch Möglichkeiten<br />

für weiteres Wachstum<br />

Wir sind am Bankplatz Mainz gut<br />

aufgestellt und etabliert. In den vergangenen<br />

Monaten konnten wir auch<br />

viele Direktbank-Kunden gewinnen.<br />

Mit der iGiro-Familie unter www.spar-


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da-sw.de haben wir das Angebot einer<br />

echten Direktbank. Das ist besonders<br />

attraktiv für Kunden, die nach der<br />

Bankenkrise wieder einen persönlichen<br />

Kontakt zu ihren Beratern suchen. Wir<br />

können da beides bieten: die attraktiven<br />

Konditionen einer Direktbank<br />

und die persönliche Betreuung in den<br />

drei Mainzer Geschäftsstellen.<br />

„ | Die Sparda-Bank ist auch sozial<br />

stark in der Region engagiert. Warum<br />

tun sie das<br />

Etwas vom Unternehmenserfolg an die<br />

Kunden zurückzugeben, ist nicht nur<br />

bei den Konditionen unser genossenschaftlicher<br />

Grundsatz. Auch auf andere<br />

Weise zu helfen, gehört zu unserer<br />

Unternehmenskultur. Wir sind hier in<br />

vielen Bereichen tätig. Möglich macht<br />

dies unsere Stiftung für Kunst, Kultur<br />

und Soziales und unser Gewinnsparverein,<br />

über dessen Zweckerträge Spenden<br />

ausgeschüttet werden können.<br />

„ | Aktuell bringen Sie ja gerade<br />

Grundschüler in Bewegung ...<br />

Ja, das ist eine tolle Kooperation<br />

mit<br />

dem Landessportbund, der ja auch in<br />

Mainz beheimatet ist. In unserer gemeinsamen<br />

Aktion „Bewegte Köpfe<br />

denken schneller“ haben wir in ganz<br />

Rheinland-Pfalz die Kooperationen<br />

zwischen Grundschulen und Sportvereinen<br />

gefördert. Die Schulen erhielten<br />

so genannte Bewegungssäcke mit Spielund<br />

Therapiegeräten, die Vereine erhalten<br />

für Übungsleiter eine finanzielle<br />

Unterstützung. Für diese Aktion konnten<br />

wir insgesamt 250.000 Euro zur Verfügung<br />

stellen.<br />

„ | Wie waren die Reaktionen der<br />

Schulen und Vereine<br />

Sehr positiv! Bei der Übergabe der Säcke<br />

an die beteiligten Grundschulen in<br />

Mainz ergriffen Vereins- und Schulvertreter<br />

das Wort und berichteten über<br />

die Notwendigkeit der Bewegungsförderung.<br />

Hier wird ganz klar der positive<br />

Zusammenhang zwischen körperlicher<br />

Bewegung und einer besseren Konzentrations-<br />

und Lernfähigkeit gesehen.<br />

Oft fehlt aber in der Schule das Personal.<br />

Die Investition in diese Kooperationen<br />

von Schulen und Verein ist der<br />

richtige Weg.<br />

„ | Kinder scheinen Ihnen wichtig zu<br />

sein. Die Sparda-Bank ist ja auch Mitglied<br />

des Vereins „Herzenssache“.<br />

Kinder sind unsere Zukunft – auch<br />

als Bank. Junge Familien mit Kindern<br />

sind für die Sparda-Bank eine besondere<br />

Zielgruppe. Mit dem Verein „Herzenssache“,<br />

der Kinderhilfsaktion von<br />

SWR und Sparda-Bank, unterstützen<br />

wir die Hilfe zur Selbsthilfe. Hier stellt<br />

die Sparda-Bank durch ihr Engagement<br />

sicher, dass jeder Spendeneuro bei benachteiligten<br />

Kindern ankommt.<br />

„ | Hier steht am 18. Dezember eine große<br />

Livesendung des SWR in Mainz an ...<br />

Ja, am 18. Dezember wird um 20:15<br />

Uhr live aus der Lokhalle in Mainz eine<br />

Sendung rund um die „Herzenssache“<br />

gesendet. Aber schon den ganzen Tag<br />

wird es Aktionen in allen Programmen<br />

des SWR, aber auch in der Stadt geben.<br />

So soll auf dem Weihnachtsmarkt das<br />

größte Blockflöten-Weihnachtslieder-<br />

Spielen stattfinden, das es je gab. Die<br />

Sparda-Bank wird diesen Rekordversuch<br />

unterstützen und für jeden Mitspieler<br />

eine Geldspende an die „Herzenssache“<br />

geben. Zusammen etwas zu<br />

schaffen, was vor Ort hilft, ist die große<br />

Idee dabei. Aus dieser genossenschaftlichen<br />

Idee heraus ist auch die Sparda-<br />

Bank entstanden.<br />

Herr Manthe, wir danken Ihnen für<br />

das Gespräch.


98<br />

MAINZ 4|09<br />

S P O RT<br />

Schaffe, schaffe,<br />

Sportstätte baue …<br />

„ | In der Mainzer Sportlandschaft wächst einiges<br />

Verein und Fans<br />

im Freudentaumel<br />

nach<br />

dem Sieg über<br />

Bayern München<br />

© SASCHA KOPP<br />

V ON D R . MATTHIAS D I ETZ- L ENSSE N | Wer freut sich nicht, wenn irgendwo<br />

die Schlagzeile erscheint: Mainz ist deutscher Mainzer! Große Siege und<br />

Titel sind die eine Sache, die notwendige Infrastruktur eine andere. Wenn es<br />

um den Bau oder die Renovierung von Sportanlagen geht, schlägt die Empörung<br />

manchmal hohe Wellen: Die einen wollen alles, die anderen nichts. Und<br />

die Kommunalpolitiker, allen voran der Stadtvorstand, haben die undankbare<br />

Aufgabe hier einen Mittelweg zu finden – und im Zweifel von allen Seiten<br />

Prügel einzustecken. Die MAINZ Vierteljahreshefte haben sich auf einigen<br />

Sport-Baustellen umgesehen.


KOMMENTAR MAINZ 4|09 99<br />

Eines muss man den Gegner des Stadionneubaus<br />

in Bretzenheim lassen:<br />

Sie geben nicht auf. So ist es rein theoretisch<br />

immer noch möglich, dass ein juristisches<br />

„Aus“ für das Projekt kommt,<br />

denn vieles ist nur vorläufig und gebaut<br />

werden darf im Moment nur, was auch<br />

wieder rückbaubar ist.<br />

Den Spielern ist das offensichtlich<br />

völlig egal: Sie kickeninder 1. Liga mit,<br />

als würden sie schon immer dazu gehören<br />

und halten sich in der oberen Tabellenhälfte<br />

auf.<br />

Erfolgsmeldung über<br />

Erfolgsmeldung: Sieg über Hertha, Sieg<br />

über Hoffenheim und (Fanfaren bitte!)<br />

Sieg über Bayern München. (Kommentar<br />

vieler 05-Fans: „Egal was in dieser Saison<br />

noch passiert: „Das kann uns keiner<br />

nehmen!“). Mit einem solchen furiosen<br />

Start haben die Wenigsten gerechnet<br />

– auch die Stadiongegner nicht. Von ihnen<br />

war im letzten Jahr noch zu hören<br />

„Die steigen eher in die 3. Liga ab und<br />

dann steht die Stadt mit den Schulden<br />

da, wenn die Arena leer bleibt.“ Dann<br />

kam der Aufstieg und die Argumente<br />

wurden variiert: „Die werden doch<br />

zum Prügelknaben da oben, steigen<br />

direkt wieder ab und werden dann in<br />

der 2. Liga durchgereicht. Und dann<br />

steht die Stadt …“ (siehe oben). Auch<br />

danach sieht es heute nicht aus – ganz<br />

und gar nicht. Und deshalb fühlen sich<br />

einige bemüßigt, die Diskussion auf die<br />

politische Stammtischebene herunterzuziehen.<br />

Ob Wohnbau, marodes Rathaus<br />

oder sanierungsbedürftige Schulen, alles<br />

wird gegen das Stadion aufgerechnet.<br />

Und einen „Universalschuldigen“<br />

hat man auch schon gefunden: Den<br />

Oberbürgermeister. Während dieser<br />

also ständig mehr oder weniger unmotivierte<br />

Tiefschläge einstecken muss,<br />

wird der neue Trainer gefeiert: Thomas<br />

Tuchel. Vor gut drei Monaten war sein<br />

Bekanntheitsgrad so groß wie der der<br />

diesjährigen Literaturnobelpreisträgerin<br />

– nur Christian Heidel hatte ihn wohl<br />

schon länger auf der Rechnung und<br />

darf sich auf seiner privaten „Volltref-<br />

fer-Liste“ einen weiteren dicken Punkt<br />

eintragen.<br />

Apr<br />

opos Volltreffer: Das Sportmagazin<br />

Kicker hat die 97 Neuzugänge der<br />

1. Bundesliga unter die Lupe genommen<br />

und bewertet. Nur sechs davon haben<br />

die Höchstwertung (=„Volltreffer“) erhalten,<br />

zwei davon kommen aus Mainz:<br />

Andreas Ivanschitz und Torwart Heinz<br />

Müller. Letzterer ist auch für den „Satz<br />

der Saison“ verantwortlich, der den Fans<br />

im Stadion und vor dem TV ständig<br />

von den Lippen kommt: „Beim Wache<br />

hätt’ ich jetzt gezittert!“ Wesentlich härter<br />

gehen die Kollegen vom Kicker mit<br />

Gamal Hamza um („bisher Fehlgriff“),<br />

während Eugen Polanski und Filip Trojan<br />

wegen ihrer Verletzungen „nicht zu<br />

bewerten“ sind. Das bringt die 05er auf<br />

Platz 4 der Top-Liste „Wer hat gut eingekauft“<br />

Tuchel<br />

setzt auch auf die Jugend.<br />

Die meisten Spieler kennt er ja von seiner<br />

Arbeit mit der Mainzer A-Jugend:<br />

Mit André Schürrle (2 Tore gegen Bochum,<br />

danach Profivertrag) und Adri-<br />

Gelobt und<br />

gefeiert: der<br />

neue Mainz 05-<br />

Trainer Thomas<br />

Tuchel.<br />

© SASCHA KOPP


100<br />

MAINZ 4|09<br />

S P O RT<br />

Der Bau der<br />

neuen Anlage<br />

für die Mainz<br />

Athletics am<br />

Hartmühlenweg<br />

ist genehmigt.<br />

© HBZ/<br />

STEFAN S. SÄMMER<br />

ano Grimaldi (Scorerpunkt beim 1.<br />

Bundesligaeinsatz gegen Hertha) hat er<br />

auch hier schon Akzente gesetzt. Tenor<br />

der Fans: „So kann es weiter gehen.“<br />

Baugenehmigung für neue<br />

Base- und Softballanlage erteilt<br />

Am Schluss wurde Michael Hartmann,<br />

Bundestagsabgeordneter und Präsident<br />

des in Mainz ansässigen Deutschen<br />

Baseball- und Softball-Verbandes deutlich.<br />

In einem offenen Brief an die Verantwortlichen<br />

sprach er Klartext: „Ich<br />

kann und will mich nicht zum Richter<br />

zwischen den Stadtwerken und der<br />

Stadt aufschwingen, stelle allerdings die<br />

Frage, warum es erkennbar an gutem<br />

Willen fehlt und immer wieder Hindernisse<br />

aufgebaut werden, die bei gutem<br />

Miteinander leicht vermieden werden<br />

könnten.“ Hintergrund: Die Stadtwerke<br />

haben das alte Baseballstadion der<br />

Mainz Athletics an den Gonsbachterrassen<br />

schon an einen Investor verkauft<br />

– und der versprochene rechtzeitige Bau<br />

des neuen Geländes zog sich immer wieder<br />

in die Länge. Im Sommer weigerten<br />

sich dann die Stadtwerke, ein von der<br />

Stadt gefordertes Gutachten über die<br />

Unschädlichkeit der Fangzäune für Vögel<br />

nachzuliefern. Nun scheint der Brief<br />

gewirkt zu haben: Rund 14 Tage später<br />

konnte man auf der Homepage der „A’s“<br />

nachlesen: „Die Mainz Athletics haben<br />

eine entscheidende Hürde beim Bau<br />

der neuen Baseball- und Softballanlage<br />

genommen. Am Mittwoch (22. Juli)<br />

erhielten die Stadtwerke Mainz AG von<br />

Bürgermeister Schüler die Baugenehmigung<br />

für die Sportanlage am Hartmühlenweg.<br />

Es besteht damit endlich<br />

Baurecht, das heißt, mit dem Bau der<br />

neuen Anlage am Hartmühlenweg kann<br />

endlich begonnen werden. Bevor wirklich<br />

die Bagger anrollen, wird es technisch<br />

bedingt einige Wochen dauern.<br />

So ist eine kurze Prüfung erforderlich,<br />

ob in der Baugenehmigung Punkte enthalten<br />

sind, die in der Ausschreibung<br />

berücksichtigt werden müssen. Anschließend<br />

wird die Ausschreibung an<br />

eine Reihe von ausführenden Firmen<br />

verschickt. Diese benötigen natürlich<br />

auch etwas Zeit für ihre Angebotsabgabe.<br />

Wenn<br />

man dies alles zusammenrechnet,<br />

wird der eigentliche Bau der<br />

Anlage im Herbst 2009 beginnen.“<br />

Die Eissporthalle – eine fast endlose<br />

Geschichte (mit Happy End)<br />

Im Spätsommer erhitzte noch eine weitere<br />

Sportanlage die Mainzer Gemüter:<br />

die Eissporthalle. Ende 2008 hatte der<br />

Stadtrat überraschend beschlossen, sein<br />

Vorkaufsrecht wahrzunehmen und die<br />

Mainzer Eissporthalle für (auf den ersten<br />

Blick günstige) 100.000 Euro zu<br />

erwerben. Man wolle, so verlautete,<br />

damit die Entwicklung rund um das<br />

alte Bruchwegstadion mit beeinflussen<br />

können. Auch die bisherige Betreibergesellschaft<br />

hatte Interesse am Erwerb<br />

der Immobilie gezeigt. Zunächst war<br />

noch unklar, inwieweit die Anlage re-


KOMMENTAR MAINZ 4|09 101<br />

noviert oder saniert werden musste. Im<br />

April sprach „Noch-Betreiber Ulrich<br />

H. Drechsler“ plötzlich von einem „Investitionsstau<br />

von 600.000 Euro“; über<br />

die Hälfte davon sei für die Renovierung<br />

des Dachs notwendig. Die Stadt,<br />

so Drechsler, habe wohl gar nicht genau<br />

gewusst, was sie da kaufe. Wenige Tage<br />

später schloss er die Halle zum Saisonende<br />

und teilte der Presse mit, dass<br />

er nun noch mit der Stadt über den<br />

Verkauf des Inventars verhandeln würde.<br />

Am 29. Juli sollte dann im Stadtrat<br />

die Entscheidung über den neuen Betreiber<br />

fallen. Von ursprünglich 18 Interessenten<br />

waren noch drei übrig geblieben:<br />

der Mainzer Nils-Oliver Freimuth,<br />

der Betreiber einer Eissporthalle in<br />

Neuwied und Milan Nosek, Manager<br />

des Eishockeyteams „Mainzer Wölfe“<br />

des TSV Schott. Der Beschluss wurde<br />

jedoch vertagt, weil plötzlich noch Informationsbedarf<br />

in Sachen „Finanzen“<br />

bestand. Außerdem wurde nun klar,<br />

dass Drechsler das Inventar (das ihm<br />

gehörte) privat verkauft hatte sowie<br />

eine Renovierung der Bar und auch die<br />

Sanierung des Hallendachs anstanden.<br />

Die Verzögerung war besonders für die<br />

„Wölfe“ ärgerlich, da sie plötzlich keine<br />

Trainings- und Spielmöglichkeiten für<br />

die neue Saison mehr sahen. Vier Wochen<br />

später krachte es dann endgültig:<br />

Die Entscheidung wurde erneut vertagt.<br />

Sicher war jetzt nur, dass die genannten<br />

notwendigen Investitionskosten<br />

realistisch waren, die Stadt sie aber<br />

nicht aufbringen konnte. Nun wurde<br />

die Verwaltung beauftragt, schnellstmöglich<br />

mit den beiden verbliebenen<br />

Interessenten (Freimuth und Nosek)<br />

über die Übernahme der Investitionen<br />

zu verhandeln. Stadträtin Dr. Christine<br />

Pohl gegenüber der Allgemeine Zeitung<br />

Mainz: „Nur mit großer Mühe konnte<br />

der Stadtrat die ganz große Katastrophe<br />

für den Mainzer Eissport geradeso noch<br />

einmal verhindern.“ Hintergrund:<br />

Wirtschaftsdezernent Franz Ringhof-<br />

fer hatte dem Stadtvorstand im August<br />

mitgeteilt, dass kurzfristig 200.000 Euro<br />

benötigt würden und weitere 2.000.000<br />

Euro für Sanierungsarbeiten sowie weitere<br />

350.000 Euro für eine neue Eismaschine<br />

bereitgehalten werden müssten.<br />

Die Fraktionssprecher lehnten dies ab.<br />

Keine Partei war auch nur bereit die<br />

unbedingt notwendigen 200.000 Euro<br />

zu bewilligen. Klar war damit auch: Der<br />

Öffnungstermin 15. September konnte<br />

Im Sommer lag<br />

der Verkauf der<br />

Eissporthalle<br />

auf Eis – zum<br />

Leidwesen der<br />

Vereine und<br />

Sportler.<br />

© SASCHA KOPP


102<br />

MAINZ 4|09<br />

S P O RT<br />

nicht mehr gehalten werden – und damit<br />

gingen dem zukünftigen Betreiber<br />

Einnahmen aus dem Herbstgeschäft<br />

verloren. Die Frage tauchte auf (und<br />

wird so beispielsweise auch im SWR formuliert),<br />

ob die Stadt an einem neuen<br />

Betreiber überhaupt Interesse hat oder<br />

ob die plötzliche Wahrnehmung des<br />

Vorkaufsrechts durch die Kommune<br />

primär im Zusammenhang mit dem<br />

späteren Schicksal des benachbarten<br />

Bruchweg-Stadions zu sehen ist. Am 9.<br />

September gab Ringhoffer dann gegenüber<br />

der AZ Entwarnung: Ein Betreiber<br />

seigefunden und würde in wenigen Tagen<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt. Für<br />

Insider war es zu diesem Zeitpunkt kein<br />

Kältetechnik sind zur Zeit im Gange.<br />

Das Bistro wird komplett renoviert und<br />

wird künftig von einem neuen Betreiber<br />

in Zusammenarbeit mit der Eishalle am<br />

Bruchweg GmbHgeführt. Sollte nichts<br />

unerwartetes mehr geschehen, rechnen<br />

wir damit in der KW 43 das Eis bereiten<br />

zu können, auch einer Eröffnung zum<br />

Wochenende 24/25.10 steht dann nichts<br />

im Wege – die geplante Eröffnungsfeier<br />

schieben wir jedoch auf den 31.10. um<br />

Planungssicherheit zu ermöglichen.“<br />

Zwei weitere Events wurden für den<br />

Oktober schon festgesetzt: Am 24. steht<br />

„Disco on Ice“ an und am nächsten Tag<br />

bestreiten die Mainzer Wölfe ihr erstes<br />

Heimspiel gegen die EG Diez-Limburg.<br />

Das neue Bootshaus<br />

des Mainzer<br />

Rudervereins.<br />

In Zukunft<br />

wird Sternekoch<br />

Frank Buchholz<br />

hier gastronomisch<br />

verwöhnen.<br />

© MAINZER RUDER-<br />

VEREIN<br />

Geheimnis mehr, dass Nosek das Rennen<br />

machen würde. Noch im Septemberübernahm<br />

seine Eishalle am Bruchweg<br />

GmbH die Immobilie und begann<br />

sofort mit den Renovierungsarbeiten.<br />

Mitte Oktober konnte auf der neuen<br />

Homepage (www.eishalleambruchweg.<br />

de) ein erstes Zwischenfazit gezogen<br />

werden: „Aktueller Stand der Arbeiten:<br />

Es wurde bereits sehr viel geschafft!<br />

Unter anderem wurde das Dach der<br />

Eishalle abgedichtet, brennbares Material<br />

und Altlasten wurden entsorgt.<br />

Wartungsarbeiten an der Klima- und<br />

Die „Wölfe“ im Liga-Betrieb<br />

Wer<br />

sich „unterhalb“ der drei großen<br />

Ligen für den deutschen Eishockeysport<br />

interessiert, wird auf eine harte Probe<br />

gestellt. Bedingt durch wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten, aber auch oft durch<br />

das allzu amateurhafte Verhalten einiger<br />

Funktionäre kommt es immer wieder zu<br />

Rückzügen aus Ligen, die so ein völlig<br />

schiefes Bild erzeugen. Dazu kommt,<br />

dass die Liga-Bezeichnungen und Aufbeziehungsweise<br />

Abstiegsregeln alles<br />

andere als eindeutig sind. Schauen wir<br />

uns einmal die Mainzer Wölfe an: Sie


KOMMENTAR MAINZ 4|09 103<br />

spielen in der neu gegründeten „Hessenliga“<br />

– nach der DEL (1. Bundesliga),<br />

der 2. Bundesliga, der nach der<br />

nächsten Saison zur Disposition stehenden<br />

Oberliga und den „Regionalligen“<br />

also in der 5. höchsten Klasse.<br />

Die beiden Mannschaften, die nach der<br />

Vorrunde auf Platz 1 und 2 stehen, spielen<br />

um den Aufstieg in die Regionalliga<br />

West. Die verbliebenen 4 Teams treten<br />

gegen die Erstplatzierten aus der Landesliga<br />

Hessen an.<br />

Die 2. Mannschaft der Wölfe tritt<br />

in der Regionalliga Rheinland-Pfalz,<br />

der ehemaligen Landesliga-Rheinland-<br />

Pfalz an. Sie wird vom Rheinland-Pfälzischen<br />

Eis- und Rollsportverband, dem<br />

als Gastverein auch ein Luxemburger<br />

Team angehört, organisiert und in einer<br />

Einfach-Runde ausgetragen. Der<br />

Erstplatzierte der Runde ist dann Meister<br />

der Regionalliga Rheinland-Pfalz.<br />

Über einen eventuellen Ligenwechsel<br />

wird dann wohl am „Grünen Tisch“<br />

entschieden.<br />

Übrigens: Kurz vor Saisonauftakt<br />

konnte die 1. Mannschaft noch einen<br />

weiteren Neuzugang verbuchen: John<br />

Kraiss. Er spielte zuletzt bei den Harzer<br />

Wölfen vom EHC Braunlage und wurde<br />

mit ihnen Meister der Regionalliga Nord.<br />

Dem 21 Jahre alten Stürmer, der auch<br />

schon in der U 18-Nationalmannschaft<br />

spielte, wird großes Talent nachgesagt.<br />

Sternekoch im neuen Bootshaus<br />

Am 18. September wartete der Mainzer<br />

Ruderverein MRV mit einer Überraschung<br />

auf: Der Mainzer Sternekoch<br />

Frank Buchholz soll die Gastronomie<br />

im neuen Bootshaus am Winterhafen<br />

übernehmen, ein Vorvertrag wurde bereits<br />

abgeschlossen. Das gastronomische<br />

Konzept ist für den Koch, der in Gonsenheim<br />

ein Sternerestaurant betreibt,<br />

schon klar. „Ich will dem Verein eine<br />

moderne Gastronomie mit guter deutscher<br />

Küche<br />

anbieten.“ Dabei werde,<br />

so Buchholz, das Angebot eher weinals<br />

bierlastig sein, und – nicht ganz<br />

unwichtig für die Kundschaft – „in<br />

einem ganz anderen Preissegment“ als<br />

das noble Gonsenheimer Etablissement<br />

angesiedelt sein. „Dabei muss natürlich<br />

die Qualität stimmen“, sagt Buchholz.<br />

Er setze ganz auf regionale Produkte,<br />

habe sogar mit Rheinfischern schon<br />

verhandelt, um Angebote machen zu<br />

können, wie es sie sonst nicht gebe.<br />

Vom „Gurkensalat wie bei Muttern“<br />

bis zur „Rinderroulade mit Rotkraut“<br />

werde es alles geben, was deutsche Küche<br />

auszeichne, aber auch hier sollten<br />

die Zutaten zum größten Teil aus dem<br />

Lande kommen.<br />

Ihr Partner im Rhein Main-Gebiet<br />

Fahrzeugumrüstung für<br />

mobilitätseingeschränkte<br />

Personen<br />

Gas und Bremse mit der Hand<br />

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ANZ EIGE


104<br />

MAINZ 4|09<br />

L ITERATU R<br />

Mehrere Fenster<br />

zur Welt<br />

Christian Pfarr<br />

© BONEWITZ<br />

COMMUNICATION<br />

„ | Christian Pfarr im Interview<br />

V ON I N G O R Ü D I G ER | Krimi, Libretti, Internetliteratur und Short Stories;<br />

Jazz, Rock, Blues und Klassik; während sich die Mehrzahl der Schreibenden<br />

auf eine Gattung beziehungsweise auf einen Musikstil abonniert haben, ist<br />

der Autor Christian Pfarr sozusagen multi-parkettsicher – Anlass genug also,<br />

einmal nachzufragen …<br />

„ | Nur mal angenommen, die natürliche<br />

Person Christian Pfarr wäre ein<br />

börsennotiertes Unternehmen, dann müsste<br />

man sagen: breit aufgestellt. Sie sind<br />

Hörfunk-Journalist, Dramsatiker, Krimi-<br />

und Sachbuchautor, schreibender<br />

Jazz- und Bluesfan etc., waren Uni-<br />

Dozent ... Wie schaffen Sie das alles<br />

Es ist vielleicht vergleichbar mit der<br />

Arbeit am PC: Man hat alle möglichen<br />

Fenster geöffnet, konzentriert sich aber<br />

in der Regel nur auf ein bestimmtes.<br />

Die anderen bleiben allerdings im Hintergrund<br />

aktiv, und man kann sich zu<br />

gegebener Zeit hinbeamen. Außerdem<br />

gibt es innerhalb der angesprochenen


C HRIS TIAN PFARR MVJH 4|09 105<br />

Felder Bündelungen: einmal Literatur<br />

im engeren Sinn und dann natürlich<br />

die Musik – beim Journalismus überschneidet<br />

sich das dann meistens.<br />

„ | In der Anthologie „Rock Stories“<br />

schreiben Sie – unter anderem mit Eva<br />

Demski, Bodo Kirchhoff und Josef Haslinger<br />

– über die Bedeutung, die Rockmusik<br />

auf ihre Sozialisation hatte. Aber gerade<br />

in Zeiten der „Neuen Ernsthaftigkeit“ gilt<br />

es wieder, nach dem Popliteraturhype der<br />

90er, als unfein, sich zu Spielarten der populären<br />

Kultur überhaupt zu bekennen.<br />

Wie sehen Sie dies<br />

Also, für meine Generation, die gelegentlich<br />

so genannten 78er, spielte die<br />

Musik eine zentrale Rolle als Medium<br />

der Selbstvergewisserung. Die entscheidenden<br />

politischen und gesellschaftspolitischen<br />

Schlachten waren im Wesentlichen<br />

von der vorausgegangenen<br />

68er-Generation geschlagen worden.<br />

Wir haben uns im liberalen Klima der<br />

70er Jahre vorrangig über den Musikgeschmack<br />

definiert und kulturell<br />

sozialisiert – überspitzt gesagt: Deep<br />

Purple statt Dutschke, Pink Floyd statt<br />

Adorno. Für die zeitlich nachfolgenden<br />

„Popliteraten“ wie Stuckrad-Barre war<br />

die Musik wiederum eher Accessoire,<br />

während beispielsweise eine Band wie<br />

Santana auch heute noch – das war<br />

beim diesjährigen Konzert im Mainzer<br />

Volkspark zu beobachten – wenigstens<br />

für ein paar Stunden Tausende von<br />

Menschen zu einer großen, andächtigen,<br />

auch idealistischen Familie zusammenschweißt.<br />

„ | Im Gegensatz zur Musik ist die Produktion<br />

und die Rezeption von Literatur<br />

ein einsames Vergnügen – obwohl ich hier<br />

die These aufstellen würde, dass gerade der<br />

Regionalkrimi zumindest bei den Lesern<br />

ein ähnlich wohliges Gemeinschaftsgefühl<br />

hinauf beschwört wie ein Konzert. Ihr<br />

Debüt in dieser Richtung, „Zaubernuss“,<br />

geht dieses Genre aber eher spielerisch an.<br />

Wie stehen Sie selbst zu dem Regionalkrimi-Boom<br />

Ambivalent. Nach meiner Einschätzung<br />

gibt es insgesamt zu viele und unterm<br />

Strich zu wenig gute Regionalkrimis. Andererseits:<br />

Kommissar Maigret ermittelt<br />

in Pariser Regionalkrimis, und „Durch<br />

das Land der Skipetaren“ von Karl May<br />

ist ein historischer Regionalkrimi, der<br />

im Kosovo spielt. Letztlich kommt es<br />

auf die literarische Qualität an, und die<br />

steigt in der Regel, je weiter man sich von<br />

gattungstypischen Klischees und dem<br />

ohnehin Erwartbaren entfernt. Insofern<br />

liegt mir in der Tat der spielerisch-humoristische<br />

Umgang mit dem Genre.<br />

Inwieweit sich da allerdings an skandinavischen<br />

Nacht-und-Nebel-Thrillern<br />

geschulte Krimifans angesprochen fühlen,<br />

steht auf einemanderen Blatt.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo – Fr 10.00 Uhr – 19.00 Uhr<br />

Sa 10.00 Uhr – 18.00 Uhr<br />

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Schöfferstraße 2 · Tel (0 61 31) 22 32 57 · Fax (0 61 31) 90 83 89<br />

A N Z EIGE


106<br />

MAINZ 4|09<br />

L ITERATU R<br />

„ | Das nenne ich Understatement pur.<br />

Schließlich hat Jacques Berndorf, der Pate<br />

des Regionalkrimis, „Zaubernuss“ in den<br />

höchsten Tönen gelobt. Aber Stichwort<br />

Humor: Wie kommt jemand, der aus<br />

dem fränkischen Winkel des erweiterten<br />

Rhein-Main-Gebiets stammt, mit der<br />

hier in Mainz doch manchmal wie befohlen<br />

wirkenden Witzigkeit zurecht Bei<br />

Ihnen herrscht doch eher ein subtilerer<br />

Unterton ...<br />

Nun, ein eingefleischter Fassenachter<br />

bin ich tatsächlich nicht, und die Ironie,<br />

zumal die romantische, ist mir<br />

näher als krachlederner Kokolores.<br />

Aber ich glaube, das ist eine Frage des<br />

Temperaments und des persönlichen<br />

Geschmacks, weniger eine der geografischen<br />

Herkunft. Ich fühlemich schon<br />

als Kind des Rhein-Main-Gebiets und<br />

sehe – bei allen spezifischen Akzenten<br />

– doch so etwas wie eine gemeinsame<br />

Erzählen Sie Ihr Leben,<br />

ich schreibe Ihre Biografie.<br />

Mentalität. Und ab einem gewissen Niveau<br />

wird Humor in Mainz, Frankfurt,<br />

Darmstadt oder eben der Aschaffenburger<br />

Ecke ganz ähnlich verstanden. Das<br />

mag in Köln oder Berlin schon ganz<br />

anders aussehen.<br />

„ | Zum Abschluss muss die Frage nach<br />

der Werkstatt gestellt werden. Was haben<br />

Sie in der Schublade beziehungsweise im<br />

Rechner<br />

Wie üblich mehrere Sachen, die parallel<br />

laufen. Die Vorstellung, nichts vorzuhaben,<br />

ist für mich beinahe deprimierend<br />

– ehrlich, ich hab‘s versucht!<br />

Zunächst steht ein weiterer Regionalkrimi<br />

an, quasi eine Fortsetzung von<br />

„Zaubernuss“ und „Königsweg“. Außerdem<br />

sind verschiedene musikalische<br />

Projekte in der Pipeline, unter anderem<br />

eine CD-Produktion mit neuen Kompositionen.<br />

Und dann verfolge ich den<br />

Traum, in Mainz neben dem Stadtschreiber<br />

und dem Stadtdrucker schon<br />

der Vollständigkeit halber noch einen<br />

Stadtmusikanten zu installieren – mal<br />

sehen, was mir dazu einfällt.<br />

Halten Sie Ihr Leben fest!<br />

Rufen Sie mich einfach an:<br />

06131-9716850<br />

Biografiewerkstatt Otto<br />

Inhaberin Anja Otto<br />

55124 Mainz-Gonsenheim<br />

Breite Straße 8<br />

Biografiewerkstatt-otto.de<br />

Wer in der Zukunft lesen will,<br />

muss in der Vergangenheit blättern.<br />

André Malraux<br />

» CHRISTIAN PFARR, geboren<br />

1959 in Hanau, lebt seit 1980 in<br />

Mainz. Nach dem Studium der<br />

Musikwissenschaft, Kunstgeschichte<br />

und Publizistik an der Johannes<br />

Gutenberg-Universität arbeitete<br />

er zunächst bei Tageszeitungen,<br />

seit 1989 beim Hörfunk, derzeit als<br />

Musikredakteur mit Schwerpunkt<br />

Internet bei SWR1.<br />

Neben Sachliteraturveröffentlichungen<br />

zu musikalischen Themen<br />

verfasste Christian Pfarr Songtexte,<br />

Musical-Libretti und Bühnenstücke,<br />

seit rund zehn Jahren auch<br />

Erzählungen und Romane, darunter<br />

mehrere Krimis.<br />

Christian Pfarr ist verheiratet und<br />

hat zwei Töchter.<br />

ANZ EIGE


REZ ENS I O NEN MVJH 4|09 107<br />

Der Dom zu Mainz. Eine Kathedrale in Bildern<br />

gesehen von Martin Blume und Bernd Radtke<br />

Bücher aus Mainz, über Mainz, von (Wahl-)Mainzern: Das Angebot ist vielfältig.<br />

Wir sichten, lesen, lassen kundige Kritiker zu Wort kommen, um Ihnen die Wahl zu<br />

erleichtern. Sei es ein vergnüglicher Weinführer, ein Mainz-Krimi, eine belletristische Entdeckung<br />

oder das Sachbuch aus einem Mainzer Verlag – wir möchten Ihnen Anregungen geben.<br />

Vor-gelesen<br />

Buchtipps<br />

Das Domjubiläum mit zahlreichen<br />

Veranstaltungen zur 1.000-jährigen Feier<br />

des Willigis-Baus hat sich dem Ende<br />

zugeneigt. Zum Abschluss hat nun die<br />

Stiftung Hoher Dom zu Mainz einen<br />

Bildband zu dem gefeierten Gottes-<br />

„ |<br />

haus herausgebracht mit dem Titel<br />

„Der Dom zuMainz. Bilder einer Kathedrale“.<br />

Das erste gebundene Exemplar,<br />

vom dem es eine Sonderauflage in<br />

Leinen gebunden von 150 Exemplaren<br />

gibt, erhielt Papst Benedikt in Rom.<br />

Die zweite Person, die ein Exemplar<br />

überreicht bekam, war Bundespräsident<br />

Horst Köhler während der Pontifikalvesper<br />

im Oktober.<br />

Wie der Titel verdeutlicht, handelt<br />

es sich bei dem Buch um einen Bildband,<br />

großformatig und gut 160 Seiten<br />

stark. Damit verzichtete man darauf,<br />

ein text-lastiges Werk herauszugeben,<br />

in dem die wechselvolle Geschichte des<br />

Gotteshauses, seine Architektur, seine<br />

kunsthistorische Bedeutung oder viele<br />

andere möglichen Themen beschrieben<br />

würden. Einzige Texte in dem vorliegenden<br />

Band sind das Geleitwort des<br />

Bischofs von Mainz, Karl Kardinal Lehmann,<br />

ein kurzer historischer Abriss zur<br />

Baugeschichte und zur künstlerischen<br />

Vielfalt verfasst vom Domkonservator<br />

Dr. Hans-Jürgen Kotzur und ein Nachwort<br />

von Prof. Markus Schächter, Vorsitzender<br />

des Herausgebers und Intendant<br />

des ZDF. Die Fernsehanstalt hat<br />

das Jubiläumsjahr medial begleitet und<br />

die ZDF Enterprises GmbH hat nun zu<br />

guter Letzt die Produktion des Buchs<br />

finanziell unterstützt.<br />

So wie schon viele Worte über den<br />

Dom geschrieben wurden, so oft war<br />

er auch schon Gegenstand von Abbildungen.<br />

Man denke nur an den Bestand<br />

im Stadtarchiv Mainz, der im<br />

Vorfeld des Jubiläums digitalisiert wurde.<br />

3.000 historische Abbildungen der<br />

Kathedrale liegen hier vor. Außerdem:<br />

Wir nehmen ihn jeden Tag wahr und<br />

glauben, ihn von allen Seiten zu kennen,<br />

daer, wie auch der Kardinal in seinem<br />

Geleitwort betont, von fast überall<br />

sichtbar ist, mitten in der Stadt steht<br />

und „integriert“ ist. Wahrnehmen ja,<br />

aber sehen wir ihn auch wirklich „Ge-


108<br />

MAINZ 4|09<br />

B Ü CHER<br />

sehen von Martin Blume und Bernd<br />

Radtke“ ist im Untertitel auf dem Titel<br />

des Bildbands zu lesen. Zu erwarten<br />

wäre gewesen: „Fotografiert von Martin<br />

Blume und Bernd Radtke“, da es sich<br />

bei den beiden genannten Herren um<br />

Fotografen handelt. Aber sie haben die<br />

Kathedrale tatsächlich nicht nur fotografiert,<br />

sie haben sie gesehen, ihr nachgespürt<br />

und sie dann mit der Kamera<br />

abgelichtet.<br />

Wichtigste Voraussetzung für ihre<br />

sensible Herangehensweise war vor<br />

allem Zeit, die sie sich ein Jahr lang<br />

genommen haben, ein außergewöhnliches<br />

Einfühlungsvermögen, ein<br />

künstlerischer Blick und handwerkliche<br />

Präzision.<br />

In völligem Vertrauen auf die Wirkung<br />

des natürlichen Lichts verzichteten<br />

sie bei ihren Fotografien<br />

bewusst<br />

Unsere Delikatessen!<br />

auf den Einsatz<br />

von künstlichem<br />

Licht. Gerade die<br />

Innenaufnahmen<br />

erhielten dadurch<br />

eine Klarheit<br />

und Wahrheit,<br />

wie sie sonst<br />

nur die Malerei<br />

– unbehelligt von<br />

z.B. Aceto Balsamico di Modena<br />

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55116 Mainz · Klarastraße 5<br />

Tel. 06131-231825<br />

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A N Z EIGE<br />

Brennweite und<br />

Belichtungszeit<br />

– hervorbringen<br />

kann. Mehr noch:<br />

Den Fotografen<br />

ist es gelungen,<br />

die vermeintlich<br />

allzu bekannten<br />

Ansichten neu erscheinen<br />

zu lassen<br />

– sie so zu zeigen,<br />

wie sie sind und<br />

uns zu verblüf-<br />

fen, indem sie<br />

es schaffen, uns<br />

„unseren Dom“ so vorzustellen, als ob<br />

wir ihn zum ersten Mal sähen. Darüber<br />

hinaus zeigt der fotografische „Rundgang“<br />

vieles, was dem Kirchenbesucher<br />

üblicherweise verborgen bleibt – sei es,<br />

da es im Verborgenen ist oder aber von<br />

einer Stelle aufgenommen wurde, die<br />

normalerweise nicht zugänglich ist.<br />

Der prächtigeBildband fesselt – den<br />

Fremden, der das Gotteshaus zum ersten<br />

Mal betrachtet aber auch vor allem<br />

den Mainzer, der eine andere, eine neue<br />

Seite, vielleicht die wahre, des Doms<br />

darin entdecken kann. Selbst nach<br />

mehrmaligem Betrachten der Aufnahmen<br />

ist man erstaunt, da einem jedes<br />

Mal die Augen geöffnet werden. Und:<br />

Wenn wir wieder einmal am Dom vorbeigehen,<br />

vor ihm stehen oder in ihm<br />

sind, sehen wir ihn mit neuen Augen.<br />

» STIFTUNG HOHER DOM ZU MAINZ<br />

(HG.) DER DOM ZU MAINZ. BILDER<br />

EINER KATHEDRALE GESEHEN VON<br />

MARTIN BLUME UND BERND RADTKE<br />

| 164 SEITEN | ISBN 978-3-935647-<br />

46-5 | 39,80 EURO


REZ ENS I O NEN MVJH 4|09 109<br />

Vom Glaslabor zum Technologiekonzern:<br />

SCHOTT-Chronik zum 125-jährigen Firmenjubiläum<br />

Am 1. September und damit auf den<br />

Tag genau 125 Jahre nachdem im Glastechnischen<br />

Laboratorium Schott &<br />

Genossen in Jena der erste Glasschmelzofen<br />

entzündet wurde, gab die SCHOTT<br />

AG eine umfassende Chronik heraus<br />

mit dem Titel „SCHOTT 1884-2009.<br />

Vom Glaslabor zum Technologiekonzern“.<br />

Hauptautor ist Dieter Kappler,<br />

langjähriger Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />

im Unternehmen, Co-Autor der<br />

Mitarbeiter der SCHOTT PR-Abteilung<br />

Jürgen Steiner.<br />

Die Chronik spannt den Bogen<br />

von den Anfängen in Jena unter Otto<br />

Schott, der als Begründer der modernen<br />

Glastechnik gilt, bis zu dem Modernisierungsprozess<br />

der letzten Jahre.<br />

Das Buch stellt die bewegte Firmengeschichte<br />

über 125 Jahre mit all ihren<br />

Aspekten und Facetten erstmals im Gesamtzusammenhang<br />

dar. Dabei wird<br />

deutlich, dass Spitzenprodukte von<br />

SCHOTT immer wieder Fortschritte in<br />

den verschiedensten Lebensbereichen<br />

ermöglicht haben.<br />

Das Unternehmen mit Hauptsitz in<br />

Mainz spricht mit der Chronik einen<br />

breiten Leserkreis an: Das 263 Seiten<br />

starke Buch ist nicht als wissenschaftliche<br />

Abhandlung<br />

konzipiert, sondern<br />

als lebendig erzählte, im journalistischen<br />

Stil geschriebene Publikation.<br />

Sie ist angereichert mit vielen Bildern<br />

und Zitaten, interessanten Anekdoten<br />

und Hintergrundinformationen. Zudem<br />

wird die historische Entwicklung des<br />

Unternehmens immer im Zusammenhang<br />

mit dem jeweils <strong>aktuelle</strong>n Zeitgeschehen<br />

dargestellt. Dieser Ansatz war<br />

nahe liegend, denn die Unternehmensgeschichte<br />

von SCHOTT spiegelt in weiten<br />

Teilen die industrielleund politische<br />

Entwicklung. Beispielhaft dafür stehen<br />

die beiden Weltkriege, die deutsche Teilung,<br />

der Kalte Krieg und die deutsche<br />

Wiedervereinigung.<br />

Etwas ganz Besonderes zeichnet außerdem<br />

die SCHOTT-Chronik aus: Sie<br />

ist das erste Buch der Welt mit einem<br />

Einband aus Glaskeramik, einem Material,<br />

das von dem Technologiekonzern<br />

für den Einsatz in Glaskeramik-<br />

Kochflächen und zur Erforschung des<br />

Weltraums entwickelt wurde.<br />

» DIETER KAPPLER UND JÜRGEN<br />

STEINER | SCHOTTT<br />

1884-2009. VOM<br />

GLASLABOR ZUM TECHNOLOGIEKON-<br />

ZERN | UNIVERSITÄTSDRUCKEREI H.<br />

SCHMIDT, MAINZ, 2009 | 263 SEITEN,<br />

EINBAND AUS GLASKERAMIK<br />

ISBN 978-3-935647-45-8 | 50 EURO


110<br />

MAINZ 4|09<br />

D A S B E SON D ERE BUC H<br />

Das besondere Buch [10]<br />

„ | Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz:<br />

Die Heiligen Drei Könige aus dem Elsass<br />

V ON A NNELEN O T TER M ANN | Also die lieben heiligen drye kunige zuo<br />

marien und irme kinde koment und im sin opfer brohtent etc.<br />

Josef schaut skeptisch aus dem Holzverschlag<br />

hervor und beobachtet,<br />

was da passiert: Die Heiligen Drei Könige<br />

sind in Bethlehem angekommen –<br />

der Stern hat sie geführt und steht nun<br />

über dem Stall. Einer nach dem anderen<br />

kommen sie mit ihren Geschenken,<br />

legen ihre Krone ab und knien nieder<br />

vor Maria mit dem Jesuskind, das es gar<br />

nicht abwarten kann und ungeduldigneugierig<br />

in die Geschenkkiste greift.<br />

Mit roter Tinte hat der Schreiber<br />

das Thema des Bildes festgehalten – in<br />

elsässischer Mundart und inspätmittelalterlicher<br />

Bastardaschrift.<br />

Wir versetzen uns 580 Jahre zurück:<br />

neue Bevölkerungsschichten werden<br />

des Lesens kundig, die Bedeutung der<br />

Schriftlichkeit innerhalb der Gesellschaft<br />

nimmt rasant zu, die Nachfrage<br />

nach Literatur steigt. Wir versetzen uns<br />

nach Hagenau im Elsass: Hier existierte<br />

seit den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts<br />

ein Unternehmen, das überwiegend<br />

bebilderte volkssprachige Papierhandschriften<br />

produzierte, im Unterschied<br />

zu illuminierten Prachthandschriften<br />

billig und für größere Käuferschichten<br />

bezahlbar. Benannt wurde es nach dem<br />

Schreiber und Unternehmer Diebolt<br />

(Diebold) Lauber, der die Arbeitsweise<br />

und den Stil der Werkstatt maßgeblich<br />

prägte, ihr seinen Stempel aufdrückte,<br />

ihre Produkte unverwechselbar machte.<br />

Eine Ausnahmeerscheinung waren der<br />

Unternehmer selber und seine Werkstatt,<br />

von der eine der breitesten Produktionen<br />

illustrierter Handschriften<br />

im 15. Jahrhundert ausging.<br />

Mehr als 70 Handschriften lassen<br />

sich heute der Lauber-Werkstatt zuweisen:<br />

Hier entstanden religiöse und<br />

Erbauungsliteratur, Heiligenlegenden,<br />

geistliche und weltliche Lehrdichtung,<br />

höfische Epik, Unterhaltungs- und<br />

Gebrauchsliteratur, juristische und naturwissenschaftliche<br />

Texte und Bibeln<br />

in Übersetzungen und Bearbeitungen.<br />

Mehr als ein Drittel der Handschriftenproduktion<br />

machen die so genannten<br />

Historienbibeln aus, freie Prosabearbeitungen<br />

der biblischen Erzählungen mit<br />

Erweiterungen und Auslassungen, die<br />

sich als Lehrbuch für die religiöse Erziehung<br />

und die Vermittlung biblischer<br />

Kenntnisse großer Beliebtheit und Verbreitung<br />

erfreuten.<br />

Das Bild mit den Heiligen Drei<br />

Königen stammt aus einer solchen Historienbibel.<br />

Der schwergewichtige Foliant,<br />

der zu den bekanntesten Handschriften<br />

der Mainzer Stadtbibliothek<br />

gehört, wurde zwischen 1421 und 1430<br />

geschrieben und befand sich bis zur Säkularisierung<br />

im Vorbesitz des Mainzer<br />

Kapuzinerklosters.<br />

Durch ihre genormte Ausstattung<br />

und Text-Bild-Gliederung wurden die


Produkte der Lauber-Werkstatt zu Markenartikeln<br />

mit hohem Wiedererkennungswert.<br />

Typisch sind halbseitige Illustrationen,<br />

meist ohne Hintergrund,<br />

Raumdarstellung und Rahmen und<br />

rubrizierte Bildüberschriften. Typisch<br />

sind grobe lavierte Federzeichnungen<br />

wie die hier abgebildete, die Handlung<br />

und Bewegung ins Bild setzen. Mit ihrer<br />

Herstellung beschäftigt waren eine<br />

größere Zahl von Lohnschreibern und<br />

mehr als 16 Maler, die von Lauber geschult<br />

wurden und für ihn arbeiteten.<br />

Bei der Auswahl seiner Texte wie<br />

auch bei der Gestaltung der Handschriften<br />

orientierte sich Lauber an der<br />

Nachfrage seines Kundenkreises. Mit der<br />

marktorientierten Arbeit seiner Werkstatt,<br />

der Ausweitung der reinen Auftragsarbeit<br />

hin zur Vorratsfertigung von<br />

Handschriften und der Absatzsteuerung<br />

durch Werbeanzeigen in Handschriften<br />

markierte Diebolt Lauber einen Umbruch<br />

in der Geschichte des Buchwesens<br />

und nahm bereits Vertriebsformen<br />

des Buchdrucks voraus.<br />

Wer waren die Abnehmer dieser<br />

Handschriften, die nach Inhalt und<br />

Form so unverwechselbar sind Immer<br />

wieder wurde behauptet, Lauber habe<br />

populäre Bilderbücher für die breite<br />

Masse hergestellt. Nicht zuletzt die groben<br />

Schriftzüge und die flüchtigen, mit<br />

Wasserfarben kolorierten Federzeichnungen<br />

hatten zu dieser Einschätzung<br />

geführt. Gerade die Art der Illustration<br />

aber ist als Reflex auf den Geschmack<br />

der eher konservativ orientierten vornehmen<br />

Gesellschaft zu verstehen, die<br />

zu Laubers Kundenkreis gehörte: die<br />

schmale Schicht des Adels und des gehobenen<br />

Bürgertums, Geistliche und<br />

Klöster im städtischen Milieu.<br />

Vielleicht wurde die Mainzer Historienbibel<br />

von einem Bruder bei Eintritt<br />

in den Bettelorden mitgebracht und<br />

der Klosterbibliothek überlassen Die<br />

Handschrift gibt darüber keinerlei Auskunft<br />

mehr,<br />

aber die Stadtbibliothek ist<br />

stolz darauf, heute eine Handschrift aus<br />

der berühmten Lauber-Werkstatt zu besitzen.<br />

In der ersten Reihe des ehrwürdigen<br />

Lesesaals und unter besonderen Sicherheitsvorschriften<br />

kann der restaurierte<br />

Codex benutzt werden.<br />

Historienbibel,<br />

2. Viertel 15.<br />

Jahrhundert<br />

| Sign.: Hs II 64<br />

fol. 244 verso<br />

© INGO OTTERMANN


112<br />

MAINZ 4|09<br />

D A S A LTE F O T O<br />

Das alte Foto [116]<br />

„ | Schulstraße/Adam-Karrillon-Straße Nr. 4<br />

(Weingroßhandlung Julius Pennrich)<br />

V ON D R . MATTHIAS D I ETZ- L E NSSE N<br />

Im Jahre 1883 wurde in der Schulstraße<br />

– gegenüber der damals schon zehn<br />

Jahre alten Kunstgewerbeschule – ein<br />

symmetrischer Gebäudekomplex, bestehend<br />

aus den Häusern Nr. 4, 6 und<br />

8, errichtet. Sie bildeten ein architektonisches<br />

Gegengewicht zu der Lehranstalt<br />

und das Zentrum der Straßenfront zwischen<br />

Bopp- und Gartenfeldstraße. Die<br />

beiden Eckgrundstücke<br />

wurden erst<br />

später bebaut.<br />

Bauherr des<br />

Hauses Nr. 4 war<br />

Julius Johann Baptist<br />

Pennrich. Der<br />

in Bingen geborene<br />

Weingroßhändler<br />

kam um 1850 mit<br />

seinen Eltern nach<br />

Mainz. Sein Vater<br />

war Kaufmann und<br />

Buchhalter, von seiner<br />

Mutter berichtet<br />

das Mainzer Adressbuch<br />

1857/58: „Die<br />

Frau besitzt eine<br />

Dampfreinigungsund<br />

Neu-Appretiranstalt.“<br />

Julius Pennrich<br />

heiratete 1871<br />

Anna Maria We-<br />

Adam-Karrillon-<br />

Straße 4 | heute<br />

© BONEWITZ<br />

COMMUNICATION<br />

stenburger, Tochter des aus Kaub stammenden<br />

Johann Martin Westenburger,<br />

der in Mainz ein eingesessenes Unternehmen<br />

übernommen hatte und aus<br />

ihm die „Fa. Westenburger-Hellmeister,<br />

Südfrüchte-, Delikatessen-, Colonialwaarenhandlung“<br />

gemacht hatte.<br />

Nach seiner Hochzeit arbeitete Julius<br />

Pennrich zunächst im Unternehmen<br />

seiner verwitweten Schwiegermutter. Als<br />

seine Frau jedoch schon 1875 bei der<br />

Geburt ihres dritten Kindes verstarb,<br />

machte er sich selbstständig und gründete<br />

die „Weingroßhandlung Julius<br />

Pennrich“. Zwischen 1876 und 1878 war<br />

sie in der Gymnasiumsstraße 8 (damaliger<br />

Besitzer: Mainzer Volksbank) und<br />

von 1880 bis 1883 in der Boppstraße 6.<br />

Die Weingroßhandlung war wohl<br />

im Erdgeschoss und im kleinen Hinterhaus<br />

des Neubaus in der Schulstraße 4<br />

untergebracht, die Familie lebte in der 1.<br />

Etage. Dies war von circa 1893 bis 1903<br />

auch die Adresse von Therese Pennrich,<br />

die bis dahin in der Stadthausstraße 27<br />

eine Mode- und Strumpfwarenhandlung<br />

geführt hatte und wohl eine enge<br />

Verwandte war.<br />

1902 verstarb Julius Johann Baptist<br />

Pennrich im Alter von 59 Jahren und<br />

sein ältester Sohn Alfred Adam Julius<br />

Pennrich (oft auch nur „Julius jun.“


A D A M - K ARRIL L O N-S TRASSE 4 MAINZ 4|09 113<br />

genannt) übernahm das Familienunternehmen.<br />

Ab<br />

1907 ist die Schulstraße 4<br />

nicht nur Sitz der „Weingroßhandlung<br />

Julius Pennrich“, sondern auch von<br />

„Carle Frères“, einem „Spezialisten für<br />

ausländische Weine“. Carle Frères war<br />

in dieser Zeit ein Spirituosenabfüller in<br />

Brüssel, dessen leere Flaschen heute begehrte<br />

Sammelobjekte sind. Vermutlich<br />

führte Pennrich Junior zusätzlich eine<br />

Filiale dieses Unternehmens in seinem<br />

Haus. 1935 verstarb auch er. Dies bedeutete<br />

das Ende der Weingroßhandlung.<br />

Sie wurde aufgekauft und als<br />

„Julius Pennrich – Weingroßhandlung,<br />

Inhaber Georg Vallendar“ noch bis<br />

zum Zweiten Weltkrieg in der Großen<br />

Bleiche 26 E fortgeführt. Das Haus<br />

in der Schulstraße war nun ein reines<br />

Wohnhaus, in dem Julius Witwe Emilie<br />

mit ihren Kindern Alfred und Aenne<br />

lebte. Alfred war Verwaltungsangestellter,<br />

seine Schwester arbeitete als Hebamme.<br />

Es scheint, dass die Räumlichkeiten<br />

imParterre und der Keller bis<br />

zum Kriegsende nicht mehr genutzt<br />

wurden.<br />

Bis Anfang der 50er Jahre lag das<br />

Haus in Trümmern, dann wurde es<br />

wieder neu aufgebaut. Seine Bewohner<br />

lebten in der Übergangszeit in der Gartenfeldstraße<br />

3; Besitzer waren Alfred<br />

und Aenne Pennrich.<br />

In den 70er und 80er Jahren zog die<br />

Familie nach und nach aus Mainz fort,<br />

1990 taucht der Name zum letzten Mal<br />

im Mainzer Adressbuch auf. Ab 1992<br />

lebte unter anderem der Schauspieler<br />

Marco Sepe in dem Haus. Dann erwarb<br />

Marcus Landenberger den Komplex<br />

um die Jahrtausendwende, um sich<br />

einen alten Jugendtraum zu erfüllen: Er<br />

ließ das alte Haupthaus niederreißen<br />

und unter Bewahrung der Bausubstanz<br />

ein neues Gebäude errichten, ein Entwurf,<br />

der inzwischen mehrere Preise<br />

erhalten hat. In dem alten Keller, der<br />

beide Kriege überdauert hat, lagert nun<br />

wieder Wein. Landenberger hat sich<br />

hier, mitten in der Stadt, ein kleines<br />

Weingut eingerichtet.<br />

Das heutige Ambiente von Haus,<br />

Hof, Hinterhaus und Keller ist einzigartig.<br />

Bei einem Besuch des Weinverkaufs<br />

(Montag bis Freitag zwischen 17:00 und<br />

19:00 Uhr) oder einer der wenigen Veranstaltungen,<br />

die hier im Jahr stattfinden,<br />

haben Besucher die Gelegenheit,<br />

sich selbst einen Eindruck von dem Gesamtkomplex<br />

zu verschaffen.<br />

Schulstraße<br />

(heute: Adam-<br />

Karrillon-<br />

Straße) 4<br />

| um 1907<br />

© PRIVAT


114<br />

MAINZ 4|09<br />

A U T O REN<br />

Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

Hans Berkessel, *1955 Montabaur/<br />

Westerwald, Pädagoge und Historiker,<br />

r arbeitet als Lehrer an der IGS<br />

Kurt Schumacher Ingelheim und ist<br />

Regionaler Fachberater Geschichte<br />

für Rheinhessen; zahlreiche Veröffentlichungen<br />

zur Sozial- und Kulturgeschichte<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts<br />

und zur politischen Bildung.<br />

Herbert Bonewitz, *1933 Mainz,<br />

Kabarettist, Journalist, Karikaturist,<br />

Komponist, Publizist, Dialektübersetzer;<br />

Autor von Kabarettprogrammen,<br />

Glossen und Kommentaren für<br />

Zeitungen und Zeitschriften; Beiträge<br />

in Hörfunk und Fernsehen.<br />

Michael Bonewitz, *1961 Mainz,<br />

Geschäftsführer der Bonewitz Communication<br />

GmbH, einer Agentur für<br />

interne und externe Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Journalist und Autor; Buchveröffentlichungen<br />

unter anderem „Ein Fall<br />

für Mr. X“, „Mainz und Rheinhessen“,<br />

„Der Aufstieg“, „Historische Gasthäuser<br />

in Rheinland-Pfalz“.<br />

Joachim Buch, *1960 Boppard, studierte<br />

Musikwissenschaft, Germanistik<br />

und Buchwesen in Mainz; freier Musikjournalist<br />

und Arrangeur in Deutschland<br />

und Südtirol, von 1992 bis 2002<br />

verantwortlicher Redakteur des internationalen<br />

Musikmagazins „CLARINO<br />

– Bläsermusik international“.<br />

Doris Braun-Wendeln, *1958<br />

Oberwesel, seit 1979 in Mainz, bis<br />

2002 Amtfrau Stadtarchiv.<br />

Dr. phil. Matthias Dietz-Lenssen,<br />

M.A., *1954 Trier, seit 1973 in Mainz,<br />

Redakteur, Journalist und Ethnologe;<br />

Forschungsarbeiten u.a. über Mainzer<br />

und Rheinhessische Auswanderer nach<br />

Texas. Buchveröffentlichungen: „Die<br />

Mainzer Texas-Germans“, „Mainz und<br />

Rheinhessen“, Co-Autor „Historische<br />

Gasthäuser in Rheinland-Pfalz“.<br />

Werner<br />

Feldmann, *1952 Colgenstein,<br />

Pfalz. Redakteur und Fotograf.<br />

Seit 1990 Studio für Fotokommunikation<br />

in Bodenheim. Internationale<br />

Werbeproduktionen, Künstlerportraits,<br />

Auslandsreportagen und Entwickler<br />

von „Face it – das nonverbale Interview“<br />

sowie „Corporate Imagery“<br />

der konzeptionellen, künstlerischen<br />

Bildsprache.<br />

Dr.<br />

phil. Michael Kläger, *1947<br />

Worms, Studiendirektor. Veröffentlichungen<br />

u.a. „Die Mainzer Stadtund<br />

Festungserweiterung“. Seit 1984<br />

Bearbeiter der Jahresbibliografie in den<br />

MAINZ Vierteljahresheften.<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Koppitz,<br />

em. Professor; Gutenberg-Lehrstuhl,<br />

Mainz; ehemaliger Herausgeber des<br />

Gutenberg-Jahrbuchs.<br />

Gabriele Lambert, *1929, lebt in<br />

Mainz. Nach den Studium (Musik,<br />

Französisch) Tätigkeit am Mainzer Frauenlob-Gymnasium,<br />

später als Dozentin<br />

(Musikalische Früherziehung) am Peter-<br />

Cornelius-Konservatorium. Sie ist die<br />

Großnichte von Prälat Schneider.


I MPRESSUM MAINZ 4|09 115<br />

Birgit Lehr, M.A.,*1972 Eberbach<br />

am Neckar, Studium der Romanischen<br />

Philologie, Anglistik, Kunstgeschichte<br />

in Mainz und Dijon/Frankreich.<br />

Redakteurin bei der Bonewitz Communication<br />

GmbH.<br />

Annelen Ottermann, M.A., *1954<br />

Hameln, Studium Alte Geschichte,<br />

Geschichte und Philosophie in Hannover;<br />

Oberbibliotheksrätin, Leiterin<br />

der Abteilung Handschriften, Rara,<br />

Alte Drucke und Bestandserhaltung<br />

an der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek<br />

Mainz seit 1985; zahlreiche<br />

Veröffentlichungen zu den historischen<br />

Hand- und Druckschriftenbeständen<br />

der Stadtbibliothek Mainz und zur<br />

Bibliotheksgeschichte.<br />

Ingo Rüdiger, *1966 Kassel, Studium<br />

der Kommunikationswissenschaft und<br />

Germanistik in Münster, Westfalen;<br />

seit 1994 in Mainz im Bereich Kultur-,<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, im<br />

wissenschaftlichen Beirat des Literatur-<br />

Büro Mainz e.V.<br />

Horst Karl Schumacher, *1934, seit<br />

29 Jahren Schlaraffe, Ritter Bengel.<br />

Stephan Siepker LL.D., *1953<br />

Frankfurt-Höchst; Rechtshistoriker;<br />

seit mehr als 20 Jahren in Mainz als<br />

Unternehmensberater und Fachjournalist<br />

tätig.<br />

Karl Heinz Spittler, *1925 Bottrop,<br />

seit 40 Jahren Schlaraffe, Ritter Canallero.<br />

Impressum<br />

MAINZ<br />

Vierteljahreshefte für Kultur | Politik |<br />

Wirtschaft | Geschichte<br />

Gründungsherausgeber Jockel Fuchs<br />

29. Jahrgang | November 2009 | Heft IV<br />

ISSN 0720-5945<br />

Verlag Bonewitz Communication GmbH<br />

Herausgeber und Chefredakteur<br />

Michael Bonewitz<br />

Chefin vom Dienst Birgit Lehr<br />

Redaktion Herbert Bonewitz,<br />

Dr. Matthias Dietz-Lenssen<br />

Gestaltung & Layout<br />

Bonewitz Communication GmbH<br />

Abonnementverwaltung, Anzeigenverwaltung,<br />

Herstellung & Versand<br />

gzm – Grafisches Zentrum Mainz<br />

Bödige GmbH<br />

Dekan-Laist-Straße 38 | 55129 Mainz<br />

Tel. 06131.5804-0 | Fax 06131.5804-15<br />

E-Mail info@gzm-mainz.de<br />

Kontakt<br />

Bonewitz Communication GmbH,<br />

Postfach 65 | 55292 Bodenheim<br />

Tel. 06135.931662 | Fax 06135.3983<br />

E-Mail Mainzhefte@bonewitz.de<br />

www.mainz-hefte.de<br />

Erscheinungsweise vierteljährlich<br />

Auflage 5.500 Exemplare<br />

Preis pro Heft 7,50 Euro<br />

Jahresabonnement 25 Euro<br />

Das Abonnement gilt als verlängert, wenn<br />

nicht spätestens bis zum 30. September eines<br />

Jahres gekündigt wird. Die Rechte an den<br />

Texten liegen bei den Autoren, ein Nachdruck<br />

und jegliche Reproduktion bedarf<br />

der Genehmigung des Autors. Namentlich<br />

gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung<br />

der Verfasser wieder. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte besteht kein<br />

Anspruch auf Veröffentlichung und wird<br />

keine Haftung übernommen. Rücksendung<br />

erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Leserbriefe<br />

sind willkommen. Die Redaktion behält<br />

sich jedoch die Entscheidung über Veröffentlichung<br />

und Kürzung vor.<br />

Titelfoto Stiftung Hoher Dom zu Mainz


116<br />

MAINZ 4|09<br />

J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />

Wer schrieb was über Mainz<br />

„ | Jahresbibliografie 2008 zu Geschichte und Gegenwart<br />

der Stadt, Folge 26<br />

V ON D R . M ICHAEL K L Ä G ER | Dass die Sammlung der Mainz-Titel zum Jahr<br />

2008 umfangreicher geworden ist, liegt daran, dass im Berichtzeitraum mehrere<br />

Sammelbände erschienen sind, nicht an dem einen Nachtrag (Nr. 83 zum Frauenlob-Gymnasium)<br />

zum Jahr 2007. Zu den traditionell wichtigen Publikationen,<br />

wie die Mainzer Zeitschrift (Z 17) und die Veröffentlichungen des Vereins für<br />

Sozialgeschichte (Nr. 52 und 161), kamen 2008 mehrere Jubiläumsschriften,<br />

125 Jahre ÖPNV in Mainz (Nr. 5), aus Kirchengemeinden, wie Laubenheim (Nr.<br />

80), oder weltlichen Gemeinden wie Finthen (Nr. 44) oder Drais (Nr. 91 und<br />

93). Immer umfangreicher wird das Jahrbuch des Landkreises Mainz-Bingen<br />

(2008 waren es schon 352 Seiten mit über 70 Aufsätzen), immer mehr Titel<br />

davon tauchen in unserer Mainzer Jahresbibliographie auf. Langzeitwirkung<br />

haben sicher der Ausstellungskatalog „Der Nationalsozialismus in Mainz“ (Nr.<br />

43), Helmut Lehrs Buch über historische Mainzer Wirtshäuser (Nr. 159), die<br />

jetzt gedruckten Vorträge zu den Mainzer (Erz-) Bischöfen (Nr. 162) und Jürgen<br />

Blänsdorfs Buch über die lateinischen Inschriften von Mainz (Nr. 215).<br />

Z 1 Allgemeine Zeitung Mainz,<br />

158. Jahrgang 2008<br />

Z 2 Antike Welt,<br />

Jahrgang 39, 2008<br />

Z 3 Archiv für hessische Geschichte und<br />

Altertumskunde NF 66, Band 2008, Hrsg.:<br />

Hessisches Staatsarchiv Darmstadt in<br />

Verbindung mit dem Historischen Verein<br />

für Hessen, Redaktion: J. Friedrich<br />

Battenberg<br />

Z 4 Archiv für mittelrheinische<br />

Kirchengeschichte nebst Berichten zur<br />

kirchlichen Denkmalpflege. Im Auftrag<br />

der Gesellschaft für mittelrheinische<br />

Kirchengeschichte in Verbindung mit<br />

H. Ammerich, M.-L. Crone, J. Mötsch,<br />

W. Seibrich, R.E. Schwerdtfeger, W.<br />

Weber. Hrsg. von Friedhelm Jürgensmeier,<br />

60. Jahrgang, Mainz 2008<br />

Z 5 Consens – Das Seniorenmagazin<br />

der Stadt Mainz, 4 Hefte, Mainz-Bretzenheim<br />

2008<br />

Z 6 Domblätter – Forum des Dombauvereins<br />

Mainz e.V.,<br />

Heft 10, Bodenheim<br />

2008<br />

Z 7 Glaube und Leben – Kirchenzeitung<br />

für das Bistum Mainz, Mainz 2008<br />

Z 8 Gymnasium Moguntinum: Blätter<br />

des Freundes- und Förderkreises des<br />

Rabanus-Maurus-Gymnasiums Mainz,<br />

Nr. 71, Juni 2007, 56. Jahrgang, Koordination:<br />

Markus Reinbold, Mainz 2008<br />

Z 9 Gonsenheimer Jahrbuch, 15. Jahrgang<br />

2007, Mainz-Gonsenheim 2008<br />

Z 10 Gutenberg-Jahrbuch 2008, 83.<br />

Jahrgang. Im Auftrag der Gutenberg-Gesellschaft,<br />

hrsg. von Stephan Füssel, Redak-


J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 117<br />

tion: Dr. Cornelia Fischer, Mainz 2008<br />

Z 11 JOGU – Zeitung der Johannes<br />

Gutenberg-Universität, t Hefte 203-206,<br />

Hrsg.: Der Präsident der Johannes<br />

Gutenberg-Universität Mainz, verantwortlich:<br />

Petra Giegerich, Redaktion:<br />

Annette Spohn-Hofmann, Mainz 2008<br />

Z 12 MAINZ<br />

– Vierteljahreshefte für<br />

Kultur – Politik – Wirtschaft – Geschichte,<br />

28. Jahrgang, Mainz 2008<br />

Z 13 Mainz-Bingen: Heimat-Jahrbuch,<br />

52. Jahrgang, Hrsg.: Landkreis<br />

Mainz-Bingen unter Mitwirkung der<br />

„Vereinigung der Heimatfreunde am<br />

Mittelrhein e. V.“, Redaktion: Günter<br />

F. Hattemer, Bad Kreuznach 2008<br />

Z 14 Der Mainzer. Die Stadtillustrierte.<br />

19. Jahrgang, 2008<br />

Z 15 Mainzer Philatelistenspiegel, l<br />

28. Jahrgang, 2008<br />

Z 16 Mainzer Rheinzeitung,<br />

22. Jahrgang, 2008<br />

Z 17 Mainzer Wochenblatt, t<br />

45. Jahrgang, 2008<br />

Z 18 Mainzer Zeitschrift – Mittelrheinisches<br />

Jahrbuch für Archäologie,<br />

Kunst und Geschichte, hrsg. vom Altertumsverein,<br />

dem Landesmuseum, der<br />

archäologischen Denkmalpflege, dem<br />

Stadtarchiv und der Stadtbibliothek,<br />

Jahrgang 103, Mainz 2008<br />

Z 19 Narrhalla 2008, 57. Jahrgang,<br />

hrsg. vom Mainzer Carneval-Verein<br />

1838, Mainz 2008<br />

Z 20 Nassauische Annalen. Jahrbuch<br />

des<br />

Vereins für Nassauische Altertumskunde<br />

und Geschichtsforschung, Schriftleitung:<br />

Dr. Hans-Joachim Häbel, Band 119, 2008<br />

Z 21 Natur und Geist – Das Forschungsmagazin<br />

der Johannes Gutenberg-<br />

Universität Mainz, 24. Jahrgang 2008<br />

Z22Schriftenreihe des Vereins<br />

Hechtsheimer Ortsgeschichte, 13, 2008<br />

Z 23 TOP MAGAZIN Mainz Rheinhessen<br />

Nahe, 2. Jahrgang, 4 Hefte, 2008<br />

Z 24 Wirtschafts-News regional, <strong>Ausgabe</strong><br />

Mainz, 4 Hefte, Nieder-Olm 2008<br />

Z 25 Wirtschaftsreport Rheinhessen,<br />

Hrsg.: Industrie- und Handelskammer<br />

Rheinhessen: Schriftleitung: Hauptgeschäftsführer<br />

Richard Patzke, Redaktion:<br />

Stefan Linden<br />

1 ... daß ich fast mehr mit bildender<br />

Kunst gelebt habe als mit Literatur – Anna<br />

Seghers in der bildenden Kunst/h<br />

rsg.von<br />

der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und<br />

Mainz e.V., Berlin [u.a.] 2008<br />

2 Fußball- und Sportverein Mainz<br />

05: 05er-Jahrbuch ..., Mainz 2008<br />

3 25 soziale Projekte in Mainz<br />

2007/2008: gefördert durch Lokales<br />

Kapital für soziale Zwecke [Red. Christiane<br />

Faust ...], [Mainz] 2008<br />

4 100 Jahre Blinden- und Sehbehindertenverein<br />

Rheinhessen e.V. [Elektronische<br />

Ressource]: 1908-2008, Festschrift<br />

und Chronik, [Mainz] 2008<br />

5 125 Jahre Öffentlicher Personennahverkehr<br />

(ÖPNV)<br />

in Mainz: 1883-<br />

2008, eine Sonderpublikation der Mainzer<br />

Verkehrsgesellschaft mbH anlässlich<br />

des Jubiläums im September 2008/[Autoren:<br />

Jens Beutel ...], Bodenheim 2008<br />

6 FRANCESCA ALDRIGHETTI: Die<br />

Vereinigung der „Heimatfreunde am<br />

Mittelrhein“ und der Landkreis Mainz-<br />

Bingen im Spiegel des „Heimatjahrbuchs“<br />

, Bingen 2008<br />

7 HANS GÜNTER ALTENHOFEN:<br />

Heimatliteratur im Landkreis Mainz-<br />

Bingen: eine Übersicht. In: Z 13, S.<br />

343-345<br />

8 Am Ball bleiben: Rheinland-Pfalz<br />

– Mainz – Bingen. In: Lernende Regionen<br />

– Förderung von Netzwerken,<br />

Berlin 2008, S. 46-47<br />

9 WINFRIED ARNOLD: Erinnerungen<br />

an die „arme Zeit“ nach dem<br />

2. Weltkrieg. In: Z 13, S. 51-54<br />

10 Auferstehungsgemeinde Mainz.<br />

In: Analysen von Gemeinden, mit denen<br />

es aufwärts geht/Wilfried Härle ... (Hg.),<br />

Leipzig 2008, S. 214-221<br />

11 Ausstellung 90 Jahre Frauenwahlrecht:<br />

Frauen im Mainzer Stadtrat<br />

Begleitheft zur Ausstellung 90 Jahre<br />

Frauenwahlrecht: Frauen im Mainzer<br />

Stadtrat: 14. Januar bis 8. Februar 2009,<br />

Rathaus Mainz, Mainz 2008<br />

12 HILDEGARD BACHMANN:<br />

Draaser Feierwehrgeschichte. In: Nr. 93,<br />

S. 27-29<br />

13 HILDEGARD BACHMANN:<br />

Heilichobend dehaam: Weihnachtliches


118<br />

MAINZ 4|09<br />

J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />

uff Rhoihessisch, Ingelheim 2008<br />

14 JÜRGEN BÄRSCH: Spätbarocke<br />

Fronleichnamsfeier im Mainzer Dom.<br />

Das Zeugnis eines handschriftlichen<br />

Prozessionales von 1758 in der Universitätsbibliothek<br />

Eichstätt (Cod. Sm 221).<br />

In: Z 4, S. 173-192<br />

15 THOMAS BERGER: Kardinal Karl<br />

Lehmann: vor 40 Jahren zum Professor<br />

ernannt. In: Z 11, Nr. 206, S. 31<br />

16 THOMAS BERGER: <br />

Katholisch-Theologische Fakultät<br />

der Johannes Gutenberg-Universität<br />

Mainz. In: Z 4, S. 429-434<br />

17 JENS BEUTEL: Die Bedeutung des<br />

Nahverkehrs für Mainz. In: Nr. 5, S. 4-7<br />

18 Bevölkerungsprognose 2007-<br />

- 20200<br />

/<br />

Landeshauptstadt Mainz. Stand: 12/2008,<br />

Mainz 2008<br />

19 NICOLE BEYER: Eine Johannes<br />

Nepomuk-Skulptur im Mainzer Priesterseminar:<br />

Mainzer Bildhauer im Dienste<br />

der Bruderschaft des hl. Johannes von<br />

Nepomuk am Mainzer Dom. In: Z 18,<br />

S. 167-186<br />

20 JÜRGEN BLÄNSDORF: Die<br />

Verfluchungstäfelchen des Mainzer<br />

Isis- und Mater-Magna-Heiligtums. In:<br />

Der altsprachliche Unterricht Latein,<br />

Griechisch, 51 (2, 2008), S. 68-70<br />

21 SINA BLESSING: „Wir bauen<br />

mit Menschen für Menschen“: ob die<br />

Einkaufsgalerie Römerpassage, das Peter<br />

Cornelius Konservatorium oder – wie<br />

aktuell – das Stadtwerke Hochhaus und<br />

der Südbahnhof: das Ingelheimer Familienunternehmen<br />

Karl Gemünden GmbH<br />

& Co. KG baut mit! In: Z 14, 1, S. 32-33<br />

22 SIGRID BOCK: Der Weg führt<br />

nach St. Barbara: die Verwandlung der<br />

Netty Reiling in Anna Seghers, Berlin 2008<br />

23 BIANCO BOLAND: Alles unter<br />

einem Dach: das Konzeptist einmalig:<br />

die räumliche und inhaltliche Verbindung<br />

zwischen Universität, Fachhochschule<br />

und Medienwirtschaft. In: Z 14, 2, S. 8-9<br />

24 HERBERT BONEWITZ:Mein<br />

Kabarett-Menü: pikante Leckerbissen und<br />

regionale Spezialitäten, Bodenheim 2008<br />

25 MICHAEL BORGOLTE: Christen<br />

und Juden im Disput: mittelalterliche<br />

Religionsgespräche im „spatial turn“.<br />

In: Historische Zeitschrift. 286 (2008), S.<br />

359-402<br />

26 ULRIKE BRANDENBURG: Alter<br />

schützt vor Weisheit nicht: beglückendes<br />

Studium. In: Z 11, (Mai 2008), S. 8-9<br />

27 ULRIKE BRANDENBURG:<br />

Forschen für die Zukunft: MAIFOR<br />

– Mainzer Forschungsförderung.<br />

In: Z 11, (Februar 2008), S. 15-16<br />

28 HERMANN JOSEF BRAUN:<br />

Albrecht vonBrandenburg (1490-1545):<br />

Erzbischof und Kurfürst in einer Epoche<br />

des Umbruchs. In: Nr. 162, S. 59-83<br />

29 Breite Straße: eine künstlerische<br />

Annäherung,<br />

ein Projekt der Fachhochschule<br />

Wiesbaden<br />

und der VR-Bank<br />

Mainz. Wiesbaden 2008<br />

30 Bretzenheimer Geschichte aus dem<br />

Kochtopf/hrsg.<br />

vom Verein für Heimatgeschichte<br />

Bretzenheim und Zahlbach.<br />

Zusammen getragen und kommentiert<br />

von Helga Wittkopf. Mainz: Verein für<br />

Heimatgeschichte Bretzenheim und<br />

Zahlbach, 2008 (Bretzenheimer Beiträge<br />

zur Geschichte, 3)<br />

31 HOLGER BRÜLLS: Lüpertz,<br />

Richter, Schreiter: große Glasmalereiprojekte<br />

2007 in Köln und Mainz/mit einem<br />

Beitrag von Holger Brülls. Hrsg. von<br />

Wilhelm Derix, Taunusstein-Wehen 2008<br />

32 SUSANNE BUCHINGER: Als<br />

wär’s ein Stück von mir. Carl Zuckmayer<br />

und seine Haltung zu Krieg und Revolution.<br />

In: Nr. 161, S. 165-176<br />

33 Builderingführer Mainz, Wiesbaden:<br />

Klettermöglichkeiten<br />

im städtischen Raum<br />

[Kletter- & Boulderspots, Wanderrouten,<br />

Kletterhallen & Anlagen, Campingguide]/<br />

Tim Jacobs, Immenstadt 2008<br />

34 FRIEDHELM BURGARD:<br />

Balduin von Luxemburg (um 1285-<br />

1354): Kurfürst, Bischof und Landesherr.<br />

In: Nr. 162, S. 35-58<br />

35 STEFAN BURKHARDT: Mit<br />

Stab und Schwert: Bilder, Träger und<br />

Funktionen erzbischöflicher Herrschaft<br />

zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas;<br />

die Erzbistümer Köln und Mainz im<br />

Vergleich/Stefan Burkhardt, Ostfildern<br />

2008 (Mittelalter-Forschungen, 22)<br />

36 UTE CHARISSÉ: Vom „Englischen<br />

Fräulein“ zur Mainzer Fern-


J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 119<br />

sehfastnacht. In: Maria-Ward-Schule<br />

: Jahrbuch der Schule und<br />

Mitteilungen des Fördervereins der<br />

Eltern, Ehemaligen und Freunde der<br />

Maria-Ward-Schule. 2008, S. 94-95<br />

37 Chronik: 125 Jahre ÖPNV in<br />

Mainz (1883( bis 2008)<br />

.In: Nr. 5, S. 68-74<br />

38 MARIA COLOMBO: Brustzentrum<br />

bündelt Expertenwissen: Universitätsklinik<br />

Mainz erfüllt höchste Ansprüche. In: Z 11,<br />

Nr. 204 (Mai 2008), S. 17-20<br />

39 Corporate design: das visuelle<br />

Erscheinungsbild;<br />

ein Leitfaden/Landeshautstadt<br />

Mainz, Mainz 2008<br />

40 GUNTER DARMSTADT: Besondere<br />

Einsätze und Brände. In: Gott zur<br />

Ehr, dem nächsten zur Wehr/[Hrsg.:<br />

Förderverein Freiwillige Feuerwehr Drais<br />

e. V.], [Mainz-Drais] 2008, S. 118-121<br />

41 GUNTER DARMSTADT:<br />

Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr<br />

Drais: die ersten hundert Jahre 1883 bis<br />

1983. In: Gott zur Ehr, dem nächsten zur<br />

Wehr/[Hrsg.: Förderverein Freiwillige<br />

Feuerwehr Drais e.V.], [Mainz-Drais]<br />

2008, S. 34-49<br />

42 „Das Heim von Hehith“: 1200<br />

Jahre Hechtsheim, von der fränkischen<br />

Siedlung zum Wirtschaftspark. In: Z 14,<br />

Nr. 212 (Mai 2008), S. 10-11<br />

43 Der Nationalsozialismus in Mainz<br />

1933-45: Terror und Alltag:<br />

[Katalog zur<br />

Ausstellung des Stadtarchivs Mainz im<br />

Mainzer Rathaus 6.3. bis 26.4.2008]/hrsg.<br />

von der Stadt Mainz. Red.: Wolfgang<br />

Dobras, Mainz 2008. (Beiträge zur Geschichte<br />

der Stadt Mainz, 36)<br />

44 Deutsches Rotes Kreuz. Ortsverein<br />

: 75 Jahre DRK OV<br />

Mainz-Finthen e. V.: Jubiläumsschrift/<br />

[Red.: Marcus Kopp], Mainz-Finthen 2008<br />

45 Deutsches Rotes Kreuz. Ortsverein<br />

: Festschrift aus Anlaß<br />

des 50jährigen Bestehens/ Deutsches<br />

Rotes Kreuz, Ortsverein Mainz-Finthen<br />

e.V.: 1933-1983; Jubiläumsveranstaltungen<br />

vom 23.-25.9.1983/[Verantw. für<br />

den Inhalt ... Albert Schell], Mainz-Finthen<br />

2008<br />

46 Die ältesten Urkunden der Erzbischöfe<br />

von Mainz (888-1109( )/in Zusammenarbeit<br />

mit Harald Winkel, hrsg. von<br />

Irmgard Fees und Francesco Roberg,<br />

Leipzig 2008 (DigitaleUrkundenbilder, 3)<br />

47 Die Anfänge des ÖPNV in Mainz.<br />

In: Nr. 5, S. 16-25<br />

48 Die Geschichte des katholischen Gesangbuchs:<br />

ein Studientag informierte über<br />

Ergebnisse der Mainzer Gesangbuchforschung.<br />

In: Kirchenmusik im Bistum<br />

Mainz, Nr. 14 (Dez. 2008), S. 41-43<br />

49 Die Grundsteinurkunde von 1907.<br />

In: Nr. 80, S. 31-33<br />

50 Die Jugendberufsagentur Mainz:<br />

die Kompetenzen dreier Institutionen bündeln.<br />

Beratung für junge Menschen unter<br />

25 Jahren unter einem Dach vernetzen.<br />

Dokumentation Fachtagung des „Forum<br />

Pro Ausbildung“, 15. November 2007 im<br />

Haus der Jugend der Stadt Mainz/Stadt<br />

Mainz ... [Projektleitung und Red.:<br />

Horst Maus], Mainz 2008<br />

51 Die Katholischen Pfarrer von<br />

Laubenheim. In: Nr. 80, S. 73-75<br />

52 Die Mainzer Synagogen: ein<br />

Überblick über die Mainzer Synagogenbauwerke<br />

mit ergänzenden Beiträgen<br />

über bedeutende Mainzer Rabbiner, das<br />

alte Judenviertel und die Bibliotheken der<br />

jüdischen Gemeinden/mit Beiträgen von<br />

Dieter Krienke ... Hrsg. von Hedwig Brüchert<br />

im Auftrag des Vereins für Sozialgeschichte<br />

Mainz e. V., Mainz 2008 (Mainzer<br />

Geschichtsblätter. Sonderheft 2008)<br />

53 Die Melchers und die MVG: eine fiktive<br />

Familiengeschichte. In: Nr. 5, S. 32-39<br />

54 MARION DIEHL: Ein ertragsstarkes<br />

Unternehmen zum Wohle der<br />

Bürger: Stadtwerke Mainz. In: Z 14<br />

(Jan. 2008), S. 16-17<br />

55 UTE DIEHL: Schott Music – ein<br />

Mainzer Traditions-Unternehmen: ein<br />

Weltmarktführer in Mainz und eine fast<br />

240-jährige Unternehmensgeschichte. In:<br />

Z 14 (Feb. 2008), S. 10-11<br />

56 HORST DIPPEL: Georg Forster<br />

und die angebliche Reichsacht. In: Georg-<br />

Forster-Studien, 13 (2008), S. 235-255<br />

57 WOLFGANG DOBRAS: In<br />

memoriam Friedrich Schütz (21.9.1936-<br />

5.4.2007). In: Z 18, S. V-VI<br />

58 BARBARA DOLCH: Außerschulische<br />

Lernorte: das NaTa -Lab/Barbara<br />

Dolch. In: Pädagogische Beiträge, 2008,


120<br />

MAINZ 4|09<br />

J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />

1, S. 23-25<br />

59 Dommuseum Mainz: Führer durch<br />

die Sammlung/hrsg.<br />

von Hans-Jürgen<br />

Kotzur. Bearbeitet von Alexandra König<br />

... Mainz am Rhein 2008<br />

60 WOLFGANG DREWELLO: Gemeinsam:<br />

Ökumene in Laubenheim. In:<br />

Nr. 80, S. 114-117<br />

61 „Du zeigst mir den Pfad zum Leben“:<br />

das Silberne Bischofsjubiläum von<br />

Karl Kardinal Lehmann, das 40-jährige<br />

Bestehen von Pfarrgemeinderäten im<br />

Bistum Mainz und das Mainzer Bistumsfest<br />

2008: Berichte, Texte, Bilder/hrsg.<br />

von Barbara Nichtweiß. Mainz: Publikationen<br />

Bistum Mainz, 2008 (Mainzer<br />

Perspektiven: Wort des Bischofs, 4)<br />

62 HEINZ DUCHHARDT: Friedrich<br />

Karl Joseph von Erthal (1719-1802), Karl<br />

Theodor von Dalberg (1744-1817) und<br />

das Ende von Reichskirche und Reich.<br />

In: Nr. 162, S. 103-121<br />

63 HEINZ DUCHHARDT: Martin<br />

Göhring und seine Beziehungen zur<br />

französischen Geschichtswissenschaft.<br />

In: Die Rückkehr der deutschen Geschichtswissenschaft<br />

in die „Ökumene<br />

der Historiker“/hrsg. von Ulrich Pfeil.<br />

München 2008 (Pariser historische Studien,<br />

89), S. 255-263<br />

64 FRANZ DUMONT: Poeta ante<br />

portas: zu einer Neuausgabe von Goethes<br />

„Belagerung von Mainz“. In: Z 18,<br />

S. 277-282<br />

65 DIANA ECKER: Das Mainzer<br />

Dom-Museum: Geschichte und Geschichten,<br />

Mainz 2008<br />

66 DIANA ECKER: Der Drehtabernakel<br />

aus dem Mainzer Altmünsterkloster:<br />

ein Werk der Neuwieder Roentgen-<br />

Manufaktur/von Diana Ecker und Paul<br />

Engelmann. In: Z 18, S. 187-200<br />

67 GOTTFRIED EDEL: Vierzig Jahre<br />

Akademie für Weltkultur: 1967-2007,<br />

Werkstatt des Denkens, Lehrhaus des<br />

Lebens, Ort des Begegnens, Mainz 2008<br />

68 Ein Amerikaner in Frankfurt am<br />

Main:Charles Hallgarten (1838-1908).<br />

Bankier, Mäzen, Sozialreformer/Ein Projekt<br />

der Charles-Hallgarten-Schule. Texte:<br />

Gudrun Flügge, Hans-Otto Schembs,<br />

Frankfurt am Main 2008<br />

69 Ein neues Wohnkonzept für die<br />

Stadt Mainz: Erschließung der Gonsbachterrassen<br />

in vier individuelleWohnquartiere.<br />

In: Bauen + Wirtschaft/Rheinland-Pfalz,<br />

2008, S. 150-151<br />

70 HARTMUT ELLRICH: Öffentliches,<br />

privates und privatwirtschaftliches<br />

Engagement – Schlösser als Prestigeobjekte<br />

im 19. und frühen 20. Jahrhundert,<br />

dargestellt am Beispiel von Saarbrücken,<br />

Mainz und Waghäusel. In: Repräsentation<br />

im Wandel/hrsg. von Wolfgang Wiese<br />

..., Ostfildern 2008 (Oberrheinische<br />

Studien, 26)<br />

71 HANS-MICHAEL EMPELL:<br />

Gutenberg vor Gericht: der Mainzer<br />

Prozess um die erste gedruckte Bibel,<br />

Frankfurt am Main [u.a.] 2008 (Rechtshistorische<br />

Reihe, 372)<br />

72 Energiekonzept Mainz 2005-2015:<br />

Energie und Verkehr, Endbericht/Im<br />

Auftrag der Stadt Mainz Hans Hertle<br />

(Projektleitung) ... Ifeu-Institut, Institut<br />

für Energie und Umweltforschung<br />

gGmbH Heidelberg, Heidelberg 2008<br />

73 CHRISTOPH ENGELS: Die<br />

Merowingischen Grabfunde von<br />

Mainz-Finthen/Christoph Engels. Das<br />

Fränkische Gräberfeld von Badenheim/<br />

Gudula Zeller. Mainz Generaldirektion<br />

Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion<br />

Landesarchäologie, 2008 (Mainzer<br />

archäologische Schriften, 8)<br />

74 Erarbeitung eines Gleichstellungsaktionsplanes<br />

für die Stadt Mainz. Sachstandsbericht<br />

September 2008/Frauenbüro,<br />

Landeshauptstadt Mainz, Mainz 2008<br />

75 EVANGELISCHE PAULUSGE-<br />

MEINDE : 50 Jahre Evangelische<br />

Paulusgemeinde in Mainz:<br />

Festschrift, [Feiern mit Paulus, Jubiläumswoche<br />

8.-15. Juni 2008], Mainz 2008<br />

76 Fahrrad Spezial: „mobil und<br />

gesund sein in der Region“. Rad-Ratgeber<br />

für Alltag, Verkehr, Gesundheit<br />

und mehr; an Beispielen im Landkreis<br />

Mainz-Bingen/Kreisverwaltung Mainz-<br />

Bingen (UEBZ). [Red.: Astrid Johann],<br />

Ingelheim 2008<br />

77 DIETER FARNUNG: Emanuel<br />

Joseph von Herigoyen und das Schulhaus<br />

von 1792 in Schwalbach am Tau-


J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 121<br />

nus. In: Zwischen Main und Taunus.<br />

16 (2008), S. 63-67<br />

78 ROMY FELDMANN: Rheinland-<br />

Pfalz regional: Mainz. In: Rheinland-<br />

Pfalz: Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz.<br />

61 (2008), S. 507-521<br />

79 FRANZ J. FELTEN: Rabanus<br />

Maurus (um 780-856) : Diener seiner<br />

Zeit – Vermittler zwischen den Zeiten.<br />

In: Nr. 162, S. 11-34<br />

80 Festschrift 1000<br />

Jahre Kirchenerweiterung<br />

Katholische Pfarrkirche Mariä<br />

Heimsuchung Mainz-Laubenheim/[Hrsg.:<br />

KatholischePfarrgemeinde Mariä<br />

Heimsuchung, Mainz-Laubenheim. Red.<br />

Ulrich Frings ...]. Mainz-Laubenheim,<br />

2008 (Schriftenreihe zur Ortsgeschichte<br />

von Mainz-Laubenheim, 2)<br />

81 Fieber tief in den Taschen: eine<br />

Ausstellung aus dem Umfeld der Klasse<br />

Virnich der Akademie für Bildende<br />

Künste an der Johannes Gutenberg-<br />

Universität Mainz in der Sparkassenakademie<br />

Schloß Waldthausen, 24. April<br />

2008-21. Mai 2008/mit Texten von Angelica<br />

Horn, Stephan Engelke und Michael<br />

Heym, Mainz 2008<br />

82 MICHAEL FISCHER: Gelungene<br />

oder misslungene Anpassung an die<br />

Lebenswelt Sterbe- und Begräbnislieder<br />

in Mainzer Diözesangesangbüchern<br />

1787 bis 1865. In: Liturgie und Lebenswelt/Jürgen<br />

Bärsch; Bernhard Schneider<br />

(Hg.). Münster 2006 (Liturgiewissenschaftliche<br />

Quellen und Forschungen,<br />

9), S. 373-390<br />

83 MICHAEL A. FÖRSTER: Ein<br />

Mainzer Schulgebäude erzählt seine<br />

Geschichte: eine Jubiläumsschrift für das<br />

Hauptgebäude des Frauenlob-Gymnasiums,<br />

1906-2006/erstellt von Michael<br />

A. Förster und Thomas Mayer. Mainz<br />

Frauenlob-Gymnasium, 2007<br />

84 LORENZ FRANK: Die Architektur<br />

der Universität Mainz – ein studentisches<br />

Ausstellungsprojekt. In: Nr. 231,<br />

S. 9-12<br />

85 Friedrich Schneider: ein Mainzer<br />

Kulturprälat 1836-1907/hrsg.<br />

von<br />

Helmut Hinkel. Mit Beiträgen von<br />

Claus Arnold ... – Mainz, Publikationen<br />

Bistum Mainz, 2008 (Neues Jahrbuch für<br />

das Bistum Mainz, 2008)<br />

86 Gedenkfeier zum 100. Geburtstag<br />

Ludwig Petrys (1908-1991) in Mainz<br />

(3. Juni 2008)/Matthias Schnettger ...<br />

[Mainz] 2008<br />

87 AXEL GEERLINGS-DIEL:<br />

Ambulante soziale Hilfen mit neuer<br />

Struktur: Caritaszentren im Sozialraum<br />

für Menschen in unterschiedlichen<br />

sozialen Problemlagen ... In: Caritas:<br />

Jahrbuch des Deutschen Caritasverbandes<br />

2008, S. 276-280<br />

88 ALOIS GERLICH: Ludwig Petry als<br />

akademischer Lehrer. In: Nr. 86, S. 27-35<br />

89 Gewusst wo! – wissen schafft<br />

Räume: die Verortung des Denkens im<br />

Spiegel der Druckgraphik; Ausstellung,<br />

31. Oktober 2008 bis 29. März 2009 im<br />

Gutenberg-Museum Mainz, Taschenführer<br />

für den Ausstellungsbesuch/Hrsg.:<br />

Cornelia Schneider ... Mainz 2008<br />

90 JOACHIM GLATZ: „... eine unabweisbare<br />

Pflicht ...“: Friedrich Schneider<br />

und die Denkmalpflege. In: Nr. 85,<br />

S. 127-148<br />

91 MARC ANDRÉ GLÖCKNER:<br />

Die Freiwillige Feuerwehr Drais nach<br />

1983/Marc André Glöckner; Thomas<br />

Bockius. In: Nr. 93, S. 80-81<br />

92 STEFAN GÖRGES: Naturwissenschaftliche<br />

Fakultät. In: Nr. 231, S. 63-69<br />

93 Gott zur Ehr, dem Nächsten zur<br />

Wehr: Festbuch – 125 Jahre Freiwillige<br />

Feuerwehr Drais/[Hrsg.: Förderverein<br />

Freiwillige Feuerwehr Drais e.V.]<br />

[Mainz-Drais] 2008<br />

94 FELIX GRIGAT: Wirbel um Graduate<br />

Center in Mainz. In: Forschung &<br />

Lehre. (15, 2008), S. 72-73<br />

95 MATHILDE GRÜNEWALD: Die<br />

Briefe Friedrich Schneiders an Maximilian<br />

(von) Heyl im Stadtarchiv Worms:<br />

Dokumentation. In: Nr. 85, S. 163-190<br />

96 MATHILDE GRÜNEWALD:<br />

Maximilian (von) Heyl und Friedrich<br />

Schneider: eine ökumenische Freundschaft.<br />

In: Nr. 85, S. 149-162<br />

97 CHRISTINE HARTWIG-THÜR-<br />

MER: Frauen in der Rüstungsproduktion<br />

im Ersten Weltkrieg – eine quellenkritische<br />

Betrachtung eines Textes aus dem<br />

M.A.N.-Werk Mainz-Gustavsburg aus


122<br />

MAINZ 4|09<br />

J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />

dem Jahr 1940. In: Nr. 161, S. 140-146<br />

98 CHRISTINE HAUG: „Diese Arbeit<br />

unterhält mich, ohne mich zu<br />

ermüden“ – Georg Forsters Übersetzungsmanufaktur<br />

in Mainz in den<br />

1790er Jahren. In: Georg-Forster-Studien<br />

(13, 2008), S. 99-128<br />

99 LAURA HEEG: Hochschule für<br />

Musik und Institut für Kunstgeschichte/<br />

Laura Heeg, Marion Singer. In: Nr. 231,<br />

S. 23-32<br />

100 PAUL HEIDE: Zwischen zwei<br />

Bundesländern: der siegreiche Entwurf<br />

für die Schiersteiner Rheinbrücke. In:<br />

Umrisse (4, 2008), S. 29-31<br />

101 JÜRGEN HEIMBACH: Johannes‘<br />

Nacht: ein Mainzer Detektivroman,<br />

Frankfurt am Main 2008<br />

102 STEFAN HEINZ: Rom in Trier<br />

und Mainz: die Brunnen der Schönborn.<br />

In: ... zum allgemeinen statt nutzen/hrsg.<br />

von Dorothee Rippmann ... Trier 2008,<br />

S. 207-230<br />

103 ALEXANDER HEISING: Die<br />

römische Stadtmauer von Mogontiacum<br />

– Mainz: archäologische, historische und<br />

numismatische Aspekte zum 3. und 4.<br />

Jahrhundert n. Chr., Bonn 2008<br />

104 WALTER HELL: Andreas Joseph<br />

Hofmann – ein harter Republikaner im<br />

Rheingau. In: Nr. 108, S. 35-45<br />

105 WALTER HELL: Der Radikaldemokrat<br />

Germain Metternich und die<br />

freisinnigen Rheingauer. In: Nr. 108,<br />

S. 71-74<br />

106 WALTER HELL: Jakobiner im<br />

Rheingau und ihre Sympathisanten.<br />

In: Nr. 108, S. 46-55<br />

107 WALTER HELL: Johann Georg<br />

Forster – einWeltreisender am Mittelrhein.<br />

In: Nr. 108, S. 65-70<br />

108 WALTER HELL: Vom Mainzer<br />

Rad zum Hessischen Löwen: Aufsätze<br />

zur Rheingauer Geschichte, Erfurt 2008<br />

109 RUDI HENKEL: Die Meenzer<br />

Schwellköpp. [Hrsg.: Mainzer Carneval-<br />

Verein 1838 e.V. (MCV)], V Mainz 2008<br />

110 GÜNTHER HERBST: Mainzer<br />

Straßenbahn: 125 Jahre Mainzer Straßenbahn<br />

1883-2008; die letzten 14 Jahre<br />

1994-2008, Mainz 2008<br />

111 RITA HEUSER: Namen der<br />

Mainzer Straßen und Örtlichkeiten:<br />

Sammlung, Deutung, sprach- und motivgeschichtliche<br />

Auswertung, Stuttgart 2008<br />

112 HELMUT HINKEL: Die<br />

Johannes Nepomuk-Bruderschaft am<br />

Mainzer Dom. In: Z 18, S. 117-165<br />

113 HANNS-DETLEV HÖHNE: Die<br />

Geschichte des Nahverkehrs im Konzern.<br />

In: Nr. 5, S. 12-15<br />

114 HAUKE HORN: Philosophicum.<br />

In: Nr. 231, S. 53-62<br />

115 MARLENE HÜBEL: Im Schatten<br />

Napoleons: Frauen um Napoleon in<br />

Mainz, Ingelheim 2008<br />

116 INGEBORG HULD-ZETSCHE:<br />

Der Mithraskult in Mainz und das<br />

Mithräum am Ballplatz. Mainz: Generaldirektion<br />

Kulturelles Erbe Rheinland-<br />

Pfalz, 2008 (Mainzer Archäologische<br />

Schriften, 7)<br />

117 HANS HUMMER: A family cartulary<br />

of Hrabanus Maurus Hessisches<br />

Staatsarchiv Marburg, Ms. K 424, folios<br />

75-82v. In: Nomen et fraternitas/hrsg. von<br />

Uwe Ludwig ... Berlin [u.a.], 2008 (Reallexikon<br />

der germanischen Altertumskunde,<br />

Ergänzungsbände, 62), S. 645-664<br />

118 Christoph Hust: Die Musiktheorie-Kompilation<br />

Hs. II 375 der Stadtbibliothek<br />

Mainz: zur Rezeption der musica<br />

theorica im spätmittelalterlichen Kloster/<br />

Christoph Hust. 2008, S. [249]-277<br />

119 MICHAEL HUYER: Der mittelalterliche<br />

Turm<br />

der katholischen Pfarrkirche<br />

St. Pankratius in Mainz-Hechtsheim.<br />

In: Z 18, S. 255-259<br />

120 MICHAEL IMHOF: Mainz,<br />

Dom St. Martin und Stephan/Michael<br />

Imhof und Tobias Kunz. In: Imhof:<br />

Deutschlands Kathedralen/von Michael<br />

Imhof und Tobias Kunz. Petersberg<br />

2008, S. 244-253<br />

121 In Andacht leben, humanistisch<br />

wirken: das Gebetbuch des Mainzer Kardinals<br />

Albrecht von Brandenburg/[Autoren:<br />

Helmut Hinkel, Armin Sinnwell, Claus<br />

Weinert. Red.: David Richardt, Donata<br />

Conte], Heidelberg [2008]<br />

122 FRIEDHELM JÜRGENSMEIER:<br />

Johann Philipp von Schönborn (1605-<br />

1673): Erzbischof – Kurfürst – Erzkanzler<br />

des Reiches. In: Nr. 162, S. 85-102


J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 123<br />

123 STEFANIE JUNG: Mainz zu Fuß:<br />

die schönsten Sehenswürdigkeiten zu Fuß<br />

entdecken, Frankfurt am Main 2008<br />

124 VIKTORIA KACZMAREK: Neue<br />

Literatur zu Georg Forster. In: Georg-<br />

Forster-Studien, (13, 2008), S. 313-318<br />

125 CHRISTIAN KARN: 1. FSV<br />

Mainz 05 – von Jahr zu Jahr: [1925-2008:<br />

72 Saisons, 2.365 Spiele, 1.023 Siege, 4.328<br />

Tore, 544 Spieler], Bad Hersfeld 2008<br />

126 GEORG PETER KARN: Die<br />

Gruft der Grafen zu Eltz. In: Pfarrei St.<br />

Peter, St. Emmeran : Sankt-<br />

Peter-Report.<br />

2008, Weihnachten, S. 7-9<br />

127 ANTON MARIA KEIM: Meine<br />

Hechtsheimer Jahre: Erinnerungen<br />

1928-1954, Ingelheim 2008<br />

128 Kinder sehen Hechtsheim: das<br />

Buchprojekt zur 1200-Jahr-Feier/[Hrsg.<br />

Ursula Groden-Kranich], Mainz 2008<br />

129 MICHAEL KIßENER: Wilhelm<br />

Emmanuel von Ketteler (1811-1877): Bischof<br />

der Moderne. In: Nr. 162, S. 123-141<br />

130 BIRGIT KITA: Neubau Chemie.<br />

In: Nr. 231, S. 115-123<br />

131 BIRGIT KITA: St. Christoph in<br />

Mainz und die Bettelsordensarchitektur.<br />

In: Magister operis/hrsg. von Gabriel<br />

Dette ..., Regensburg 2008, S. 53-78<br />

132 MICHAEL KLEEBERG: Aufgehoben:<br />

kleines Mainzer Brevier, Mainz 2008<br />

133 ALMUTH KLEIN: Forum. In:<br />

Nr. 231, S. 13-22<br />

134 MICHAEL J. KLEIN: Jahresbericht<br />

2007 des Mainzer Altertumsvereins.<br />

In: Z 18, S. 285-287<br />

135 GOTTFRIED KNEIB: Das Mainzer<br />

Lehnsgericht tagte in Nieder-Olm.<br />

In: Z 13, S. 152-154<br />

136 RENATE KNIGGE-TESCHE: Die<br />

„Ehrenchronik“ der Gemeinde Hechtsheim<br />

1914-1918. In: Nr. 161, S. 121-139<br />

137 BENEDIKT KOEHLER: Chronik<br />

50 Jahre LRP. In: Nr. 152, S. 52-90<br />

138 BENEDIKT KOEHLER: Ein<br />

Mainzer Bürger und revolutionärer<br />

Bankier [Ludwig Bamberger]. In: Nr.<br />

152, S. 38-51<br />

139 ALEXANDER KÖNIG: <br />

Kirchliche Denkmalpflege im<br />

Bistum Mainz. In: Z 4, S. 349-359<br />

140 WALTER KONRAD: Partnerschaft<br />

von der Basis her – Städtepartnerschaft<br />

Mainz-Dijon. In: Z 5. 2008, 3, S. 42-43<br />

141 HANS-JÜRGEN KOTZUR:<br />

Friedrich Schneider und der Mainzer<br />

Dom. In: Nr. 85, S. 79-98<br />

142 UTE KREBBER: Ehrenbürgerinnen<br />

und Ehrenbürger im Landkreis<br />

Mainz-Bingen. In: Z 13, S. 217-221<br />

143 DIETER KRIENKE: Die Synagogen<br />

der Mainzer Vororte Bretzenheim,<br />

Ebersheim, Hechstheim und Kastel. In:<br />

Nr. 52, S. 137-143<br />

144 DIETER KRIENKE „Eine Zierde<br />

unserer geliebten Vaterstadt“ – die<br />

Mainzer Hauptsynagoge von Willy Graf<br />

(1912). In: Nr. 52, S. 89-117<br />

145 DIETER KRIENKE: Weisenau<br />

– Synagoge und Mikwen – „Wiederentdeckung“<br />

und Rettung der Weisenauer<br />

Synagoge. In: Nr. 52, S. 119-136<br />

146 ULLI KULKE: Die Reise ans Ende<br />

der Welt: Georg Forster war 17 Jahre alt,<br />

als er mit James Cook in den Pazifik aufbrach<br />

... In: NATIONAL GEOGRAPHIC/<br />

Deutschland, (Feb. 2008), S. 28-56<br />

147 Kunst direkt 2008: Katalog zur<br />

8. Rheinland-Pfälzischen Kunstmesse<br />

2008, Rheingoldhalle Mainz/[Veranst.:<br />

Ministerium für Bildung, Wissenschaft,<br />

Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz ...<br />

Hrsg.: August Moderer] Mainz 2008<br />

148 GEBHARD KURZ: Die Katholische<br />

Pfarrkirche „Mariä Heimsuchung“<br />

in Mainz-Laubenheim. In: Nr. 80, S. 50-60<br />

149 GEBHARD KURZ: Die Kirchenerweiterung<br />

von 1907/08. In: Nr. 80,<br />

S. 15-29<br />

150 GEBHARD KURZ: Glocken und<br />

Orgel der Laubenheimer Pfarrkirche. In:<br />

Nr. 80, S. 66-72<br />

151 GABRIELE LAMBERT: Eine<br />

Mainzer Familie. In: Nr. 85, S. 37-48<br />

152 LANDESBANK RHEINLAND-<br />

PFALZ : 50 Jahre LRP Landesbank<br />

Rheinland-Pfalz und die drei<br />

Säulen des deutschen Bankensystems/<br />

[Verantw. für den Inhalt Jürgen Pitzer]<br />

Mainz 2008 (Lebendiges Rheinland-<br />

Pfalz, Jg. 45, H. 1)<br />

153 ALEXANDER LANG: Renaissance<br />

des Judentums: in den ehemaligen<br />

mittelalterlichen jüdischen Zentren


124<br />

MAINZ 4|09<br />

J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />

Speyer und Mainz werden neue Synagogen<br />

gebaut/von Alexander Lang<br />

und Karsten Packeiser. In: Evangelische<br />

Sonntags-Zeitung. 2008, 45, S. 14-15<br />

154 THOMAS LANGE: Mobilisierung<br />

vor dem Krieg. Wilhelminische<br />

Jugendpolitik als Kriegsvorbereitung.<br />

In: Nr. 161, S. 33-44<br />

155 KARL LEHMANN: „Dominus<br />

fortitudo – Der Herr ist meine Stärke“:<br />

Bischof Dr. Albert Stohr (1890-1961)<br />

– Hirte in schwieriger Zeit. In: Nr. 162,<br />

S. 143-165<br />

156 ANDREAS LEHNARDT: Die Bibliotheken<br />

in den jüdischen Gemeinden<br />

von Mainz. In: Nr. 52, S. 163-177<br />

157 ANDREAS LEHNARDT: Hebräische<br />

und aramäische Einbandfragmente<br />

in Mainz und Trier: Zwischenbericht<br />

eines Forschungsprojekts. In: Rekonstruktion<br />

und Erschließung mittelalterlicher<br />

Bibliotheken/hrsg. von Andrea<br />

Rapp ... Berlin 2008<br />

158 ANDREAS LEHNARDT: Hebräische<br />

und aramäische Handschriftenfragmente<br />

in Mainzer Bibliotheken. In:<br />

Z 18, S. 15-28<br />

159 HELMUT LEHR: Vom Birnbaum<br />

zum Gebirg: historische Wirtshäuser in<br />

Mainz, Alzey 2008<br />

160 HEINZ LEIWIG: Deckname:<br />

Limonade: der Nachtjagdeinsatzhafen<br />

Finthen bei Mainz 1937-1945, Mainz 2008<br />

161 Mainz und der Erste Weltkrieg,<br />

Mainz 2008 (= Mainzer Geschichtsblätter,<br />

Heft 14 – Veröffentlichungen des<br />

Vereins für Sozialgeschichte Mainz e.V.)<br />

162 Mainzer (Erz-)Bischöfe in ihrer<br />

Zeit/Franz<br />

J. Felten (Hg.), Stuttgart 2008<br />

163 Mainzer Hausmadonnen: auf<br />

den Spuren von 60 Bildwerken/Annette<br />

Wöhrlin (Hg.), Ingelheim 2008<br />

164 Mainzer Unterwelten: Entdeckungen<br />

des Untergründigen/Wolfgang<br />

Balzer u. Klaus Benz. 2. erw. Aufl.,<br />

Mainz 2008<br />

165 ERHARD MISCHKE: Das Mainzer<br />

Rad auf einer alten Bierflasche. In:<br />

Z 5. (2008, 1), S. 22-23<br />

166 ERHARD MISCHKE: Eine rätselhafte<br />

Beziehung: schwarzer Bär und Mainzer<br />

Holzturm. In: Z 5. (2008, 2), S. 22-23<br />

167 ERHARD MISCHKE: Garnisonsmuseum<br />

in der Mainzer Zitadelle. In:<br />

Z 5. (2008, 4), S. 22-23<br />

168 Mit Bussen, Bahnen und Familie<br />

Thomas. In: Nr. 5, S. 40-44<br />

169 Mit dem Alfa Romeo durch<br />

Mainz: die kurze Ära der Obusse. In:<br />

Nr. 5, S. 26-30<br />

170 ALFONS MOLITOR: Die organisierte<br />

Fastnacht. In: Z 13, S. 323-327<br />

171 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />

70 Jahre Eingemeindung – 70 Jahre<br />

Mainz-Gonsenheim. In: Z 9, S. 49-81<br />

172 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />

Das schönste Mainzer Rathaus steht in<br />

Gonsenheim. In: Z 9, S. 116-118<br />

173 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />

Der HGG – seit 15 Jahren aktiv: ein<br />

Rückblick zum 15. Geburtstag des<br />

Gonsenheimer Geschichtsvereins.<br />

In: Z 9 S. 126-131<br />

174 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />

Der Werdegang eines jungen Mannes im<br />

NS-Staat oder: ein hoffnungsvoller Gonsenheimer<br />

Student, aufgewachsen im Geist<br />

des Nationalsozialismus – an der russischen<br />

Front verheizt. In: Z 9, S. 82-115<br />

175 HERMANN-DIETER MÜLLER:<br />

Vom Napoleonverein zum 60-jährigen<br />

VdK: eine Geschichte der Gonsenheimer<br />

Veteranenvereine und Kriegsopferverbände.<br />

In: Z 9, S. 10-23<br />

176 KARL MÜLLER: Die Geschichte<br />

der Evangelischen in Mainz: mit besonderem<br />

Blick auf die Paulusgemeinde,<br />

zum 50jährigen Jubiläum, Mainz 2008<br />

177 CHRISTOPHER NAUMANN:<br />

Zwei Bischofsstäbe des Historismus im<br />

Domschatz von Mainz. In: Z 18, S. 201-214<br />

178 HELMUT NEUBACH: Parteien<br />

und Politiker der „ersten Stunde“ im Landkreis<br />

Mainz-Bingen. In: Z 13, S. 63-67<br />

179 BEATRIX NIERING: Küster – Im<br />

Dienste der Kirche. In: Nr. 80, S. 81-90<br />

180 EBERHARD J. NIKITSCH:<br />

Ein neuer Grabmalstyp für Kleriker im<br />

Rhein/Main/Mosel-Gebiet zwischen<br />

Spätgotik und Renaissance: Import, Innovation<br />

oder Variation In: Traditionen,<br />

Zäsuren, Umbrüche/hrsg. von Christine<br />

Magin ... Wiesbaden 2008, S. 263-276<br />

181 EBERHARD J. NIKITSCH: Fritz


J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 125<br />

V. Arens als Mainzer Inschriftensammler<br />

und Epigraphiker. In: Z 18, S. 231-243<br />

182 ANNELEN OTTERMANN: Ein<br />

unbekanntes „Rennewart“-Fragment<br />

in Mainz/von Annelen Ottermann und<br />

Klaus Klein. In: Zeitschrift für deutsches<br />

Altertum und deutsche Literatur (137,<br />

2008), S. 370-376<br />

183 ANNELEN OTTERMANN:<br />

Qui non addid, amittit: vom Wachsen<br />

einer Rarasammlung. In: Wolfenbütteler<br />

Notizen zur Buchgeschichte. 33 (2008),<br />

S. 95-107<br />

184 DAVID PAISEY. The woodcut<br />

figures of the „Messeflugblatt”, their<br />

proof impressions and some later uses<br />

und derivates. In: Buchwesen in Spätmittelalter<br />

und Früher Neuzeit/hrsg. von<br />

Ulman Weiß, Epfendorf/Neckar 2008,<br />

S. 109-148<br />

185 STEPHAN PELGEN: Zur Innenausstattung<br />

des Mainzer Schlosses:<br />

Edition eines Inventars der kurfürstlichen<br />

Hofmöbel aus dem Jahr 1780, In:<br />

Z 18, S. 261-275<br />

186 ANETTE PELIZAEUS: Räume<br />

des Wissens: Integration und Autonomie<br />

von Bauformen in der Stadt: ein<br />

vergleichende Analyse. In: Magister operis/hrsg.<br />

von Gabriel Dette, Regensburg<br />

2008, S. 101-126<br />

187 LUDOLF PELIZAEUS: Wissen in<br />

Buchform: Rekonstruktionsversuch der<br />

Politik Georg Forsters als Bibliothekar in<br />

Mainz. In: Georg-Forster-Studien. (13,<br />

2008), S. 73-97<br />

188 RASSEGEFLÜGELZUCHTVER-<br />

EIN 1908 :<br />

Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum<br />

Rassegeflügelzuchtverein 1908 Mainz-<br />

Bretzenheim e. V.: Festakt am 19. April<br />

2008 im Haus St. Georg; Jubiläumsausstellung<br />

am 15./16. November 2008 im<br />

Vereinsheim. Mainz-Bretzenheim 2008<br />

189 ZARA RECKERMANN: Rechtsund<br />

Wirtschaftswissenschaften ReWi II.<br />

In: Nr. 231, S. 105-114<br />

190 REINHARD REHBERG: Karneval<br />

am Bruchweg: die großen Jahre von<br />

Mainz 05, Göttingen 2008<br />

191 KATHARINA REIDEL: Ludwig<br />

Petry und die rheinische Geschichtsforschung.<br />

In: Nr. 86, S. 15-26<br />

192 MARTIN REIHL: Universitätsbibliothek.<br />

In: Nr. 231, S. 43-52<br />

193 GEROLD REINBOTT: Bischof<br />

Georg Heinrich Kirstein. In: Nr. 80,<br />

S. 44-46<br />

194 HERMANN-JOSEF REUDEN-<br />

BACH: Friedrich Schneider und die<br />

Buchkunst: Wissensstand und offene<br />

Fragen. In: Nr. 85, S. 191-230<br />

195 HANS RICHTSCHEID: Mainzer<br />

Kindheit 1907-1920. Mit einem Epilog:<br />

Mein Weg zur Philosophie, Ingelheim<br />

2008<br />

196 MANFRED RÖßLE: Geschichte<br />

und Vorgeschichte der Pfarrkirche St.<br />

Pankratius in Mainz-Hechtsheim: Frankenzeit<br />

– 1758 – 2008, Dokumentation<br />

der Jubiläumsausstellung 1. August bis<br />

19. November 2008, 250 Jahre Pfarrkiche<br />

St Pankratius 2008, Hechtsheim 2008<br />

197 MARTINA ROMMEL: Ein Aufenthalt<br />

Josephs II. in Mainz (1777) – ein<br />

Brief als Beginn einer Legende. In: Z 18,<br />

S. 95-115<br />

198 MICHAEL ROTH: Muschel. In:<br />

Nr. 231, S. 71-78<br />

199 ANDREAS SCHEIDGEN: Mainz<br />

– Würzburg – Bamberg –Fulda – Trier<br />

– Limburg – Luxemburg. In: Geschichte<br />

des katholischen Gesangbuchs/hrsg.<br />

von Dominik Fugger ... Tübingen 2008<br />

(Mainzer Hymnologische Studien, 21),<br />

S. 84-104<br />

200 PETER SCHICKE: Napoleons<br />

Staatskirche im Bistum Mainz. In: Vom<br />

Doppeladler zur Trikolore/hrsg. vom<br />

Historischen Verein Ingelheim e.V. ... Ingelheim<br />

2008 (Beiträge zur Ingelheimer<br />

Geschichte, 49), S. 73-94<br />

201 SCHLARAFFIA : 125<br />

Jahre Aurea Moguntia: a. U. 23 – a. U.<br />

148/Hrsg. im Auftrag der Schlaraffia<br />

Moguntia e.V. ... [Mainz] 2008<br />

202 DIETER SCHMIDT: FSV oder<br />

FCK [Mainzer Fußballkrimi mit Karl<br />

Napp und dem FSV Meenz Nullfümf,<br />

König Kurt und dem FC Chaos Kaiserslautern],<br />

Mainz 2008<br />

203 SEBASTIAN SCHMIDT: Kinderarmut,<br />

Fürsorgemaßnahmen und<br />

Lebenslaufperspektiven in den geist-


126<br />

MAINZ 4|09<br />

J AHRESBI BLI O G RAF IE<br />

lichen Kurfürstentümern. In: Arme und<br />

ihre Lebensperspektiven in der frühen<br />

Neuzeit/Sebastian Schmidt (Hrsg.).<br />

Frankfurt am Main [u.a.] 2008 (Inklusion,<br />

Exklusion, 10), S. 51-84<br />

204 ADAM J. SCHMITT: Tätigkeitsbericht<br />

der „Vereinigung der Heimatfreunde<br />

am Mittelrhein“ für die Zeit<br />

vom 1. Juli 2006 bis zum 30. Juni 2007.<br />

In: Z 13, S. 346-351<br />

205 HANS-MARTIN SCHMITZ:<br />

Weiter ... auf dem Bruchweg: drei Jahre<br />

Geschenk Erste Liga, Ingelheim am<br />

Rhein 2008<br />

206 BARBARA SCHNEIDER: Älter<br />

werden in Mainz: Bericht zur Pflegestruktur,<br />

r Mainz 2008<br />

207 CHRISTIAN ERDMANN<br />

SCHOTT: Die evangelische Gemeinde<br />

Gonsenheim und das Gustav-Adolf-<br />

Werk. In: Z 9, S. 24-37<br />

208 NORBERT SCHÜLER: 125 Jahre<br />

Nahverkehr und 125 Jahre bauliche Entwicklung<br />

in Mainz. In: Nr. 5, S. 8-11<br />

209 FRIEDRICH SCHÜTZ: Mainz:<br />

23. Juni 1933 auf dem Hallplatz, 24. Juni<br />

auf dem Großen Sand in Gonsenheim.<br />

In: Orte der Bücherverbrennungen in<br />

Deutschland 1933/Julius H. Schoeps ...<br />

(Hg.). Hildesheim [u.a.] 2008, S. 597-609<br />

210 WINFRIED SCHULZE: Zwischen<br />

Abendland und Westeuropa: die<br />

Gründung des Instituts für Europäische<br />

Geschichte in Mainz im Jahre 1950. In:<br />

Die Rückkehr der deutschen Geschichtswissenschaft<br />

in die „Ökumene der Historiker“/hrsg.<br />

von Ulrich Pfeil. München<br />

2008 (Pariser historische Studien, 89),<br />

S. 239-254<br />

211 ROBERT SCHUMANN: Briefwechsel<br />

Robert Schumanns mit dem<br />

Verlag B. Schott‘s Söhne in Mainz/<br />

Brüssel. In: Schumann: Schumann-<br />

Briefedition. Köln, Ser. 3, Verlegerbriefwechsel<br />

(5, 2008), S. 311-344<br />

212 HEINO SCHWARZ: Der Verein<br />

– Für ein lebenswertes Mainz und<br />

Rheinhessen e.V. – gegen Fluglärm und<br />

den Ausbau des Frankfurter Flughafens:<br />

gegründet mit Unterstützung der Stadt<br />

Mainz, dokumentarischer Bericht 2006-<br />

2008, [Mainz] 2008<br />

213 SCHWIMM-SPORT-VER-<br />

EIN UNDINE 08 :100 Jahre<br />

Schwimm-Sport-Verein Undine 08 e.V.:<br />

1908-2008/[Red.: Wolfgang Heyne ...].<br />

Mainz 2008<br />

214 JULIANE SCHWOCH: Locus<br />

Memoriae – zum Kapitelsaal des Mainzer<br />

Domes. In: Magister operis/hrsg. von Gabriel<br />

Dette ... Regensburg 2008, S. 79-100<br />

215 Siste viator et lege – Bleib stehen,<br />

Wanderer, und lies: die lateinischen Inschriften<br />

der Stadt Mainz von der Antike<br />

bis zur Neuzeit, Texte mit Übersetzungen<br />

und kurzen Erläuterungen/hrsg.<br />

von Jürgen Blänsdorf, Mainz 2008<br />

216 Stadtführungen und Kulturspaziergänge<br />

2008: Mainz, die Kulturhauptstadt<br />

am Rhein [Touristik Centrale<br />

Mainz, Verkehrsverein Mainz e. V. ...],<br />

Mainz 2008<br />

217 STADTJUGENDRING<br />

: Aktiv für Kinder- und<br />

Jugendarbeit in Mainz: unsere Aufgaben<br />

und unser Engagement/Stadtjugendring<br />

Mainz. Stand: Januar 2008, Mainz 2008<br />

218 Starke Partner: die MVG ist Partner<br />

in drei Verbünden, die das Fahren mit<br />

Bus und Bahn erheblich erleichtern.<br />

In: Nr. 5, S. 56-60<br />

219 RUDOLF STEFFENS: Das<br />

„Mainzer Friedgebot“ vom Jahre 1437:<br />

Neuedition. In: Z 18, S. 29-59<br />

220 Studieren an der Talentschmiede:<br />

Publizistik (BA), A Journalismus (MA), A<br />

Kommunikationswissenschaft (MA), A Medienmanagement<br />

(MA), A Unternehmenskommunikation<br />

(MA)<br />

ander Johannes<br />

Gutenberg-Universität Mainz/Institut für<br />

Publizistik. Hrsg. Hans Mathias Kepplinger.<br />

Stand: August 2008, Mainz 2008<br />

221 WOLFGANG STUMME: Kriegsbeginn<br />

und „Augusterlebnis“ im Spiegel<br />

der Mainzer Presse. In: Nr. 161, S. 45-60<br />

222 INGO SWOBODA: Frank Buchholz:<br />

[Rhein-Main] Text: Ingo Swoboda,<br />

Fotografien: Bernd Grundmann. München<br />

2008 (Bibliothek der Köche, 11)<br />

223 RENATE SWOBODA: Genießen<br />

unter freiem Himmel – Mainz und Umgebung:<br />

die 75 schönsten Restaurants<br />

und Lokale für den Sommer, Frankfurt/<br />

Main 2008


J AHRESBI BLI O G R A F IE MVJH 4|09 127<br />

224 FRANK TESKE: Die Nagelsäule<br />

– zur Geschichte eines Mainzer Denkmals.<br />

In: 161, S. 79-90<br />

225 URSULA THIEL: Figürliche<br />

Epitaphien des Adels und der Geistlichkeit.<br />

Wege in die frühe Neuzeit. In: Traditionen,<br />

Zäsuren, Umbrüche/hrsg. von Christine<br />

Magin ... Wiesbaden 2008, S. 231-261<br />

226 LEO TREPP: Ein Mainzer der<br />

Vergangenheit und der Gegenwart/Leo<br />

Trepp sprach ... mit Ursula Breitbart. In:<br />

Z 5 (2008, 2), S. 20-21<br />

227 LEO TREPP: Ein vernichtetes<br />

und vergessenes Heiligtum in Mainz: die<br />

Synagoge inder Flachsmarktstraße. In:<br />

Nr. 52, S. 63-73<br />

228 LEO TREPP: Mainzer Rabbiner<br />

in Mittelalter und Neuzeit. In: Nr. 52,<br />

S. 15-32<br />

229 Trotz alledem! ein Porträt des<br />

Widerstandes im Rhein-Main-Gebiet<br />

1933-1945, Dokumentation einer Kunstausstellung<br />

im Mainzer Rathaus/Hrsg.<br />

von: Werkstatt uah! ... Linoldrucke<br />

von Thilo Weckmüller. [Text: Mathias<br />

Meyers], Mainz 2008<br />

230 TURNVEREIN LAUBENHEIM<br />

1883: 125 Jahre Turnverein Laubenheim<br />

1883 e.V.: Festschrift zum Jubiläum,<br />

Mainz 2008<br />

231 Von der Flak-Kaserne zum Glashaus:<br />

Mainzer Universitätsarchitektur 1938-<br />

1998/Birgit8 Kita ... (Hrsg.). Stuttgart 2008<br />

(Beiträge zur Geschichte der Johannes<br />

Gutenberg-Universität Mainz, N.F. 6)<br />

232 JOHANNES WADLE: Human<br />

factors in der Stadionsicherheit: am<br />

Beispiel des 1. FSV Mainz 05, <br />

Mainz 2008<br />

233 HEINRICH WAGNER: Die<br />

Mainzer Bilihild-Urkunde vom 22. April<br />

734. In: Z 18, S. 3-14<br />

234 FRANZ-RUDOLF WEINERT:<br />

Die Karwoche im alten Mainz: wie man<br />

vor 500 Jahren im Mainzer Dom die<br />

Heilige Woche feierte. In: Z 18, S. 61-68<br />

235 FRANZ-RUDOLF WEINERT:<br />

Mainzer Domliturgie zu Beginn des<br />

16. Jahrhunderts: der liber ordinarius<br />

der Mainzer Domkirche/Franz-Rudolf<br />

Weinert, Tübingen [u.a.] 2008<br />

236 GERLINDE WEIS: Aufgewachsen<br />

in Mainz in den 60er und 70er<br />

Jahren/[Gerlinde Weis], Gudensberg-<br />

Gleichen 2008<br />

237 INGRID WESTERHOFF: Die<br />

orthodoxe Synagoge in der Flachsmarktstraße<br />

von Stadtbaumeister Eduard<br />

Kreyßig. In: Nr. 52, S. 75-87<br />

238 INGRID WESTERHOFF: Die<br />

Synagoge von Ignaz Opfermann von<br />

1853. In: Nr. 52, S. 49-61<br />

239 INGRID WESTERHOFF:<br />

Jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge:<br />

das Neubauprojekt von Manuel<br />

Herz. In: Nr. 52, S. 153-161<br />

240 INGRID WESTERHOFF: Provisorien<br />

nach 1945: die Betsäle in der<br />

Turnhalle der Feldbergschule und im<br />

Gemeindezentrum in der Forsterstraße<br />

2. In: Nr. 52, S. 145-151<br />

241 MICHAEL WIEDERSPAHN:<br />

Interpretation von Geschichte: die<br />

Neubebauung am Markt in Mainz. In:<br />

Umrisse (2008, 3), S. 19-23<br />

242 WINFRIED WILHELMY:<br />

„Gründlich ansehen und sorglich behüten<br />

...“: Friedrich Schneider und die<br />

Kunst. In: Nr. 85, S. 99-126<br />

243 Wissenschaft, Forschung,<br />

Technologietransfer: das Forschungsprofil<br />

der Johannes Gutenberg-Universität<br />

Mainz/[Hrsg.: Der Präsident der<br />

Johannes Gutenberg-Universität, Georg<br />

Krausch], Mainz 2008<br />

244 HELGA WITTKOPF: Die großherzogliche<br />

Gemeinde Bretzenheim bei<br />

Mainz im Ersten Weltkrieg. In: Nr. 161,<br />

S. 91-120<br />

245 WOLFRAM ZIEGLER: Erzbischof<br />

Adalbert II. von Mainz (1138-<br />

1141). In: Ziegler: König Konrad III.<br />

(1138-1152). Wien [u.a.] 2008 (Forschungen<br />

zur Kaiser- und Papstgeschichte<br />

des Mittelalters, 26), S. 68-78<br />

246 WOLFRAM ZIEGLER: Erzbischof<br />

Heinrich I. von Mainz (1142-<br />

1153). In: Ziegler: König Konrad III.<br />

(1138-1152). Wien [u.a.] 2008 (Forschungen<br />

zur Kaiser- und Papstgeschichte<br />

des Mittelalters, 26), S. 78-83<br />

247 GABRIELE ZIETHEN: Leben<br />

im Umfeld der Synagoge – das Mainzer<br />

Judenviertel. In: Nr. 52, S. 33-47


128<br />

MAINZ 4|09<br />

F R A G - W Ü R D IG<br />

| 12 Fragen an ...<br />

„ | Franz Stoffl<br />

Statt auf Wühltische und Bestseller setzte Franz Stoffl<br />

stets auf eine qualifizierte literarische Buchauswahl,<br />

Mainz-Literatur und bibliophile Schätze. Der Büchernarr<br />

führte über 30 Jahre lang mit Leib und Seele die<br />

Dom-Buchhandlung. Heute tragen seine Kinder die<br />

Verantwortung für das Geschäft. Aber: Seine Begeisterung<br />

für Bücher vermittelt Franz Stoffl noch jeden Tag<br />

über die Mittagszeit an seine Kunden.<br />

Wie lautet Ihre persönliche Lebensweisheit<br />

Faulheit ist überwundener Fleiß.<br />

Franz Stoffl,<br />

Buchhändler<br />

aus Leidenschaft<br />

© BONEWITZ<br />

COMMUNICATION<br />

Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen<br />

Wunsch frei. Was würden Sie ändern<br />

Ich würde alle Kriege in der Welt<br />

beenden und für ein harmonisches<br />

Zusammenleben aller Völker eintreten.<br />

Mit meiner Heimat verbinde ich ...<br />

einen Ort, an dem ich mich durch<br />

ständigen Aufenthalt zu Hause fühle.<br />

Das Lustigste, das mir passiert ist, ...<br />

war, als ein Schriftsteller mir sein<br />

neues Buch schenkte mit der Widmung<br />

„verkaufen Sie 1 ½ Exemplare“!<br />

Was gibt es bei Ihnen zum Frühstück<br />

Ich frühstücke ausgiebig mit<br />

Kaffee, Brötchen, Honig, Ei und<br />

Müsli.<br />

Wem würden Sie einen Orden verleihen<br />

Meiner Frau für ihre selbstlose<br />

Tätigkeit.<br />

Als Kind wollten Sie sein wie ...<br />

Ich war als Kind Marathonleser<br />

und wollte immer eine Figur sein aus<br />

dem gerade gelesenen Buch.<br />

In wessen Haut würden Sie gerne für<br />

einen Monat schlüpfen<br />

In die von Bill Gates. Ich möchte<br />

herausfinden, wer fundierter in<br />

Zusammenhängen denken kann: der<br />

Mensch oder der Computer<br />

Wer ist Ihre Lieblingsfigur in der<br />

Geschichte<br />

Theodor Heuss. Er hat uns in die<br />

Völkergemeinschaft zurück geführt.<br />

Wer ist Ihr Vorbild in der Gegenwart<br />

Dr. Ruth Pfau, Ärztin und Ordensfrau.<br />

Sie hat in Pakistan seit über<br />

50 Jahren ihr Leben in den Dienst der<br />

Menschen gestellt.<br />

Wie heißt Ihr liebster Rheinhessenwein<br />

Sulzheimer Schildberg, Grüner<br />

Sylvaner und Gau Algesheimer Blauer<br />

Portugieser.<br />

Wie lautet Ihr persönlicher Ausgehtipp<br />

Johannisberg: In einer gemütlichen<br />

Straußwirtschaft bei einem guten<br />

Tropfen sitzen und dabei die Rheingauer<br />

und Rheinhessische Kulturlandschaft<br />

betrachten.


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Telefon 06131/17-3216/-3217 · Fax 06131/17-6651<br />

Öffnungszeiten: Mo und Mi 8–16 Uhr; Di und Do 8–18 Uhr; Fr 8–15 Uhr; Sa 8–11 Uhr

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