Jürgen Binzenbach - Handfest-Online
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28 Hintergrund<br />
Marina Kronemann vom Zentralverband des<br />
Deutschen Handwerks (ZDH)<br />
zum Thema Frauen und Handwerk:<br />
„Betrachtet man den Anteil der Frauen im<br />
Lehrlingsbestand, so hat sich dieser in den letzten<br />
Jahren leicht erhöht. Betrug er im Jahr 1995 noch<br />
19,1 % sind es im Jahr 2006 bereits 23,1 %. Ähnlich<br />
verhält es sich bei den Meisterprüfungen:<br />
Betrug der Anteil der Frauen im Jahr 1995 noch<br />
10,3 % sind es in 2006 bereits 18,2 %. Um Frauen<br />
für das Handwerk zu gewinnen – insbesondere im<br />
gewerblich-technischen Bereich – ist noch einiges<br />
zu tun. Um Mädchen für „männertypische“ Berufe zu<br />
interessieren, ist es bereits in der Schule notwendig,<br />
das Interesse für technische Belange und die<br />
Naturwis-senschaften zu wecken und so Einfluss auf<br />
die Berufsorientierung der jungen Frauen zu nehmen.<br />
Ein Weg dahin sind u. a. Betriebspraktika, Tag<br />
der offenen Türen in den Betrieben und Berufsbildungszentren,<br />
die verschiedentlich angeboten werden.<br />
Zudem wird jährlich der Girls'Day durchgeführt<br />
und es gibt die Initiative MINT, die hier auch die<br />
Zielgruppe Frauen anspricht. Wichtig ist zudem, dass<br />
auch die Berufsberater der Bundesagentur dahingehend<br />
geschult werden, den Mädchen nicht nur mädchentypische<br />
Berufe nahe zu legen.“ www.zdh.de<br />
FRAUEN<br />
MEISTERN<br />
MÄNNER<br />
Sie waren die Landessiegerinnen in ihren<br />
Berufen. Sie haben alle Jungs aus dem<br />
Feld geschlagen. Sie haben die Prüfer und<br />
Ausbilder mit ihrem Können überzeugt.<br />
Sie sind jung, aufgeschlossen, motiviert<br />
und auf dem besten Weg, der gemeinhin<br />
Karriere heißt.<br />
Vier junge Frauen sind es, die handfest exemplarisch<br />
für die vielfach ausgezeichneten<br />
Handwerkerinnen vorstellt. Dabei sind sie<br />
nicht in den typischen Frauendomänen<br />
Bürokauffrau oder Friseurin ausgebildet, sie<br />
haben sich als Brauerin oder Fahrzeuglackiererin<br />
nach oben gearbeitet. Nicht<br />
immer ganz einfach, wie es heißt. Umso<br />
mehr zeigt sich, dass Ehrgeiz und<br />
Durchhaltevermögen am Ende auch belohnt<br />
werden. Überraschend dennoch, dass alle<br />
Beteiligten Vorurteile seitens der Männer<br />
eher selten verspürt haben, was mitunter<br />
auch daran gelegen hat, dass ihr Fachwissen<br />
und Können den verdienten Respekt abverlangt.<br />
Und auch wenn die Zukunft durchaus<br />
rosig aussieht, wollen alle jungen Frauen ihre<br />
Ziele entschlossen meistern, Erfahrungen im<br />
In- und Ausland sammeln, sich fortbilden<br />
oder auch den Familienbetrieb übernehmen<br />
und Verantwortung tragen. Profitieren werden<br />
alle davon, die Frauen, die Männer und<br />
das Handwerk.<br />
Sabine Mellies vom Kompetenzzentrum Technik, Diversity und Chancengleichheit<br />
zum Thema Frauen und Handwerk:<br />
„Es werden mehr weibliche Vorbilder in der Technik gebraucht, um die Zugangsmöglichkeiten und<br />
-chancen für Frauen in gewerblich-technischen Berufe zu verbessern. So sollten Betriebe in ihrer<br />
Unternehmenskommunikation darauf achten in Bildern und Sprache zu vermitteln, dass sie an qualifiziertem<br />
weiblichen Personal interessiert sind. Bedeutet, dass z.B. im Internetauftritt nicht nur von<br />
dem Mechatroniker, sondern auch von der Mechatronikerin gesprochen wird und die Fotos vom Betrieb<br />
nicht nur ausschließlich die männlichen Mitarbeiter abbilden.<br />
Begrüßenswert sind auch kreative Initiativen wie z.B. eine, die im Raum Frankfurt umgesetzt wurde.<br />
Erstmals hatte das Deutsche Kfz-Gewerbe auch junge Frauen in der Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin<br />
in einem bundesweiten Girls Casting zum Wettbewerb aufgerufen. Zehn ausgewählte Teilnehmerinnen<br />
mussten vor der Jury praktische Tätigkeiten aus dem Servicealltag leisten. Neben diesen konkreten<br />
Dingen, unterstütze ich die Forderung vieler Frauen-Technik-Netzwerke, mehr weibliche und positiv<br />
besetzte Vorbilder in den öffentlichen Medien, in Fernsehserien und Daily-Soaps zu zeigen.<br />
Berufsbilder, die in den Vorabendserien laufen, zeigen einen eindeutigen Zuwachs an Bewerberinnen<br />
und Bewerbern.<br />
Hilfreich sind auch praktische Mitmachangebote, wie der Girls'Day, um eventuelle Vorurteile zu überwinden<br />
und Kompetenzen zu erproben. In betrieblichen Praktika können dann neu entdeckte<br />
Interessen und Fähigkeiten überprüft und gefestigt werden. Die bundesweite Auswertung des Girls'Day<br />
– Mädchen-Zukunftstags belegt, dass bereits mehr als jeder fünfte Veranstalter Bewerbungen von ehemaligen<br />
Girls'Day Teilnehmerinnen für Praktika und Ausbildungsplätze erhält. Der Girls'Day ist ein<br />
wichtiger Baustein, um mehr schulisch gut qualifizierte junge Frauen für gewerblich-technische Berufe<br />
zu gewinnen.“<br />
www.girls-day.de, 24. April 2008