Vortrag als PDF - Neuromarketing
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<strong>Neuromarketing</strong> Kongress – Consumer Empathy<br />
Univ.-Prof. Dr. Andrea Gröppel-Klein<br />
Inhaberin des Lehrstuhls für Marketing<br />
und Direktorin des Instituts für Konsum- &<br />
Verhaltensforschung an der Universität des Saarlandes<br />
Die Rolle der Hirnforschung in der<br />
modernen Konsumentenverhaltensforschung<br />
München, 15. April 2010 – Auditorium BMW-Welt<br />
Hirnforschung & Konsumentenverhalten - <strong>Neuromarketing</strong> Kongress - © Univ.-Prof. Dr. Andrea Gröppel-Klein - 2010<br />
Agenda<br />
1. Wie hat sich die Konsumentenverhaltensforschung entwickelt<br />
und mit welchen Fragestellungen beschäftigt sie sich<br />
2. Welche Erklärungsbeiträge (und Inspirationen) leisten die<br />
Neurowissenschaften für die „Grundlagenforschung“ der<br />
Konsumentenverhaltensforschung und für die<br />
„praxisorientierte“ Marketingforschung<br />
• in Bezug auf affektive und kognitive Prozesse<br />
• und ihr Wechselspiel<br />
3. Zu welchen Themen und offenen Fragestellungen erhoffen<br />
sich Konsumentenverhaltensforscher in der Zukunft neue<br />
Erkenntnisse seitens der Gehirnforschung<br />
Hirnforschung & Konsumentenverhalten - <strong>Neuromarketing</strong> Kongress - © Univ.-Prof. Dr. Andrea Gröppel-Klein - 2010
Zum Begriff und zur Entwicklungsgeschichte<br />
Konsumentenverhaltensforschung (im engeren Sinne):<br />
„Wer“ kauft (konsumiert) „was“, „wann“, „warum“<br />
und „wie“<br />
Emotionale und kognitive (gedankliche) Prozesse beim<br />
Kauf/Konsum<br />
Zusammenspiel mit der Umwelt<br />
(Medien (Werbung) – Menschen – Räume)<br />
Kroeber-Riel, Weinberg, Gröppel-Klein: Konsumentenverhalten, 9. Aufl., 2009<br />
Konsumentenverhalten und Marketing:<br />
„Many business people realize that the consumer really<br />
is the boss.“<br />
(Solomon, Bamossy und Askegaard: Consumer Behaviour – A European<br />
Perspective, New York et al., 1999, p.21)<br />
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Konsumentenverhaltensforschung seit 1960<br />
ca. ab<br />
Jahr<br />
Dominante Fragestellung<br />
Dominante<br />
Analyse<br />
Wissenschaftstheoretische<br />
Perspektive<br />
Interdisziplinärer<br />
Input<br />
1955<br />
Entscheidungsverhalten<br />
„kognitive Anstrengung“<br />
+<br />
Kognitive<br />
Prozesse<br />
+<br />
Positivismus<br />
+<br />
Kognitive +<br />
Sozial-<br />
Psychologie<br />
+<br />
1980<br />
2000<br />
Hedonismus, emotionale<br />
Konditionierung,<br />
Konsumerlebnisse<br />
+<br />
Automatisches Verhalten,<br />
Unbewußte Prozesse,<br />
Priming<br />
Emotionale<br />
Prozesse<br />
+<br />
Zusammenspiel<br />
aller<br />
menschl.<br />
Prozesse<br />
Verstehende<br />
Richtung<br />
+<br />
Experimentelle<br />
Forschung<br />
(Psycho-)<br />
Physiologie,<br />
Soziologie,<br />
Geistesw.<br />
+<br />
Gehirnforschung<br />
(bildgebende<br />
Verfahren)<br />
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Konkurrierende wissenschaftliche Paradigma<br />
in der Konsumentenverhaltensforschung<br />
Positivismus<br />
• Es gibt konkrete Ursache-<br />
Wirkungs-Zusammenhänge<br />
• Empirische, quantitative<br />
Forschung<br />
• Klare Trennung zwischen<br />
Forscher und Konsument<br />
Verstehende Richtung<br />
• Frage nach dem Warum des<br />
Einzelnen (kritische Ereignisse)<br />
• Qualitative Forschung<br />
• „Interaktiver Eingriff“: Forscher<br />
ist Teil des zu Erforschenden<br />
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Neuroökonomie / <strong>Neuromarketing</strong><br />
Anreicherung der Neurophysiologie mit wirtschaftswissenschaftlichen /<br />
marketingrelevanten Fragestellungen und Erkenntnissen<br />
• Positronen-Emissions-Tomographie (PET)<br />
• Funktionale Magnet Resonanz Tomographie (FMRT)<br />
„Wir sind erst am Beginn von<br />
Neuroökonomie, aber sie verspricht<br />
einen fundamentalen Wandel in<br />
unseren Vorstellungen über das<br />
Denken, Handeln und wie wir<br />
Entscheidungen treffen.”<br />
Frei übersetzt, Nobelpreisrede von<br />
Vernon Smith, Stockholm 2002<br />
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<strong>Neuromarketing</strong> nur durch computertomographische<br />
Verfahren<br />
‣ <strong>Neuromarketing</strong>: verschiedenste Methoden der Neurowissenschaften<br />
(Lee und Senior 2008)<br />
‣ FMRT, PET etc. =<br />
„window to the brain“, dem Gehirn „kann online zugeschaut“ werden<br />
aber:<br />
- hohe Kosten und ethische Bedenken,<br />
- Laborsituation (Validität der Befunde am Point-of-Sale)<br />
- Wahl des Vergleichsreizes, Stichprobengrößen<br />
- ohne gute Theorie und inhaltsreiche Hypothesen,<br />
keine interessanten Studien<br />
- Suche nach dem „Kaufknopf“<br />
(„buy button in the brain“: „apparant madness“)<br />
‣ Grundlagenforschung und Inspiration<br />
‣ Validierung von (praktikableren) Methoden<br />
(z.B. Bagozzi, 2010)<br />
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Zusammenspiel von affektiven und kognitiven<br />
Prozessen im Kontext und Automatismen<br />
Beispiel:<br />
Auto A: 120 PS, 35.000 €<br />
Auto B: 140 PS, 38.000 €<br />
Auto C: 150 PS, 40.000 €<br />
1. „Je mehr PS, desto teurer das Auto“<br />
2. „Je mehr PS, desto schneller das Auto“<br />
(Zugriff auf Gedächtnis)<br />
3. „Schnelle Autos sind klasse“ (gefühlsmäßige Aussage)<br />
4. Kontexteffekte (Auto und Mädchen)<br />
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Neurowissenschaften & Konsumentenverhalten<br />
• Vertrauensvorschuss: Menschen<br />
suchen Hinweise aus der Kleidung<br />
und der Umgebung, um in<br />
unsicheren Situationen Vertrauen<br />
schenken zu können (zusammenfassend<br />
Kroeber-Riel, Weinberg, Gröppel-Klein, 2009).<br />
• Bei Vertrauen in Investoren/<br />
Finanzinvestitionen:<br />
Aktivitäten im Nucleus Caudatus<br />
= Gehirnbereich, der u.a. auch<br />
aktiv wird, wenn sich Menschen<br />
verlieben (King-Casas et. al. 2005).<br />
• Hormon „Oxytocin“: verantwortlich<br />
für Ausmaß an Vertrauen, das wir<br />
anderen Menschen entgegenbringen<br />
(Kirsch et al. 2005).<br />
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Unbewusste angeborene Verhaltensmuster<br />
Vertrauen zu Objekten:<br />
Spontane Hinwendung<br />
• Auto-Marke „Mini“:<br />
Betrachten der Vorderlichter des Autos<br />
Durchblutung der gleichen Gehirnareale<br />
wie beim Betrachten einer freundlichen<br />
Comicfigur (Kindchenschema, angeborene<br />
Zuneigung) (Wells 2003)<br />
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Agenda<br />
1. Wie hat sich die Konsumentenverhaltensforschung entwickelt<br />
und mit welchen Fragestellungen beschäftigt sie sich<br />
2. Welche Erklärungsbeiträge (und Inspirationen) leisten die<br />
Neurowissenschaften für die „Grundlagenforschung“ der<br />
Konsumentenverhaltensforschung und für die<br />
„praxisorientierte“ Marketingforschung<br />
• in Bezug auf affektive und kognitive Prozesse<br />
• und ihr Wechselspiel<br />
3. Zu welchen Themen und offenen Fragestellungen erhoffen<br />
sich Konsumentenverhaltensforscher in der Zukunft neue<br />
Erkenntnisse seitens der Gehirnforschung<br />
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Aktivierung<br />
Grunddimension menschlichen Verhaltens<br />
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Aktivierung (Arousal) <strong>als</strong><br />
Grunddimension menschlichen Verhaltens<br />
• Die Aktivierung (<strong>als</strong>o die innere Erregung) stellt die Grundlage<br />
des menschlichen Verhaltens dar und versetzt den menschlichen<br />
Organismus in einen Zustand der Leistungsbereitschaft und<br />
Leistungsfähigkeit (z.B. Buck, 1988; Boucsein, 2001).<br />
• Die Aktivierung variiert von einem Minimum (Koma, Schlaf)<br />
über moderate Stufen bis hin zu einem Maximum (Panik).<br />
• Unterschied zwischen tonischer und phasischer Aktivierung<br />
• Aktivierung Grundlage für Emotionen, Motivationen, kognitive<br />
Prozesse (z.B. Bagozzi et al. 1999; Baltissen und Sartory, 1998;<br />
Wang & Minor, 2008; Boucsein und Backs, 2009).<br />
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„Vierdimensionales Aktivierungsmodell“<br />
von Boucsein & Backs (2009)<br />
Aktivierungssystem<br />
Arousal System<br />
Arousal System 1:<br />
Affect arousal system<br />
(Amygdala, Ventromealer<br />
Hypothalamus)<br />
Arousal System 2:<br />
Effort system (Hippocampus),<br />
modification<br />
of situation-reaction<br />
relationship<br />
Arousal System 3:<br />
Preparatory activation<br />
system (Basal Ganglia)<br />
Arousal System 4:<br />
General arousal system<br />
(Formatio Reticularis)<br />
Verhalten & Wahrnehmung<br />
(Beispiele)<br />
Aufmerksamkeit,<br />
Reaktionsmuster für<br />
Kampf/Flucht,<br />
“Erstarren”, “Aufschrecken”<br />
Unwillkürliche Kategorisierung<br />
von neuen Stimuli,<br />
Begleiterscheinung von Info.<br />
verarbeitungsprozessen,<br />
Verhaltenshemmung<br />
Erhöhte Aktionsbereitschaft,<br />
Belohnungsstreben,<br />
Annäherungsverhalten<br />
Generelle Wachheit<br />
Physiologische Reaktionen<br />
ANS & ZNS (Beispiele)<br />
- Phasische<br />
Herzschlagveränderungen<br />
- Erhöhung Frequenz &<br />
Summenampitude EDA<br />
Typ 1<br />
-Veränderungen des EEG<br />
(z.B. Erhöhung der P300<br />
Amplitude)<br />
- Erhöhung der tonischen<br />
Herzschlagrate<br />
- Erhöhung EDR Typ 2<br />
(Amplitude, Frequenz)<br />
- Erhöhung Herzschlag,<br />
Blutdruck, tonische EDR<br />
- EEG-Desynchroniseirung<br />
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Elektrodermale Reaktion (EDR)<br />
Früher verwendete Begriffe:<br />
psychogalvanische Reaktion, hautgalvanische Reaktion<br />
„EDR misst (schon geringstes) Schwitzen<br />
aufgrund innerer Erregung infolge<br />
externer und/oder interner Reizeinwirkung“<br />
Basis:<br />
Je höher die innere Erregung, desto höher die Aktivität der<br />
Schweißdrüsen und damit die Leitfähigkeit der Haut.<br />
Die Messung erfolgt mit Elektroden (an der Handinnenfläche).<br />
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Alte Technologie<br />
Quelle: Kroeber-Riel, 1979<br />
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Werbung mit emotionalen Reizen<br />
Quelle: Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein (2009): Konsumentenverhalten, München, 9. Aufl.<br />
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Physische (intensive) Reize<br />
Quelle: Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein (2009): Konsumentenverhalten, München, 9. Aufl.<br />
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Kollative (überraschungsreiche) Reize<br />
Quelle: Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein (2009): Konsumentenverhalten, München, 9. Aufl.<br />
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Zwischenfazit und Innovation<br />
Phasische elektrodermale Reaktivität (EDR):<br />
Valider Indikator für die Erforschung von phasischen<br />
Aktivierungsprozessen bei der Verarbeitung<br />
von speziellen Stimuli (Fahrenberg, 1991)<br />
• bereits bei niedrigen Aktivierungsgraden <strong>als</strong> Indikator<br />
einsetzbar<br />
• willentlich nicht kontrollierbar<br />
• EDR Typ 2: Annäherung (Boucsein & Backs, 2009).<br />
Neuere technische Entwicklungen ermöglichen<br />
telemetrische EDR-Aufzeichnungen, wodurch<br />
Feldexperimente am PoS erst durchführbar sind.<br />
Automatisches Anzeigen von<br />
Kurven und deren Transformation in metrische Daten<br />
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Veranschaulichung EDR-Parameter<br />
Frequenz<br />
Summenamplitude<br />
12<br />
10<br />
= Anzahl der Reaktionen<br />
= Summe der Stärke<br />
der einzelnen Reaktionen<br />
= Faszinationskraft<br />
des Messbereichs<br />
8<br />
Amplitude<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Gröppel-Klein, 2004<br />
Zeit in Sek.<br />
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„affektiver Reiz”<br />
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Aktivierungsreaktionen<br />
Total<br />
Amplitude<br />
30<br />
µS<br />
25<br />
Differenzen zwischen den drei<br />
Experimentalbedingungen<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Kontrollgruppe<br />
(nur Bücher)<br />
Affektive Stimuli<br />
Affektive Stimuli +<br />
Sonderangebote<br />
0<br />
Experimental Setting*<br />
* Signifikante<br />
Unterschiede<br />
p< .05<br />
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Ausgabebereitschaft (Gutscheinfrage)<br />
Differenzen zwischen den drei Bedingungen<br />
Euro<br />
100<br />
90 Schlussfolgerung:<br />
80<br />
Aktivierung kann beeinflusst werden!<br />
70<br />
Hohe Aktivierung – Sagen die Konsumenten nur,<br />
60<br />
sie würden mehr Geld ausgeben oder tun sie es<br />
50<br />
tatsächlich<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Experimentalbedingungen<br />
Kontrollgruppe<br />
(nur Bücher)<br />
Affektive Stimuli<br />
Affektive Stimuli +<br />
Sonderangebote<br />
* Signifikante<br />
Unterschiede<br />
p< .05<br />
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In Supermärkten:<br />
Typischer Ablauf einer EDR-Aktivierungsmessung<br />
Ansprache des Probanden Verbinden mit EDR-Gerät Proband auf der Teststrecke<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Messbereich Versteckte Beobachtung anschließende Befragung<br />
<br />
<br />
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SB-Warenhaus:<br />
Studie Aktivierung und Kaufentscheidungsarten<br />
n = 68 Testpersonen mit insgesamt 267 Produktkäufen<br />
in drei Abteilungen (O&G, WPR, Drogerie)<br />
EDR Messung, Beobachtung mittels Videokamera, Befragung<br />
(Gröppel-Klein et al., 2007)<br />
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Einzelne Aktionen und EDR-Werte<br />
Wert für Anzahl Werte<br />
Zeit (Sekunden) Blickrichtung Handlung<br />
jeweilige Sek pro Sekunde<br />
00:10:32 Display Domestos/ bleibt stehen ([endlich gefunden]) 0 0<br />
00:10:33 521,875 1<br />
00:10:34 0 0<br />
00:10:35 KONTAKT 1 Lenor (Sorte1) - greift 668,75 1<br />
00:10:36 liest Packungstext vorne 0 0<br />
00:10:37 ENDE 1 - stellt zurück 0 0<br />
00:10:38 schaut/sucht 109,376 2<br />
00:10:39 KONTAKT 2 Lenor (Sorte2) - greift/liest 0 0<br />
00:10:40 ENDE 2 - stellt zurück 0 0<br />
00:10:41 KONTAKT 3 Lenor (Sorte3) - greift 0 0<br />
00:10:42 liest Packungstext vorne 0 0<br />
00:10:43 ENDE 3 - stellt zurück 218,75 1<br />
00:10:44 steht vor Diplay und schaut [wirkt unentsch 581,25 1<br />
00:10:45 0 0<br />
00:10:46 0 0<br />
00:10:47 0 0<br />
00:10:48 204,688 1<br />
00:10:49 0 0<br />
00:10:50 0 0<br />
00:10:51 KONTAKT 4 Lenor (Sorte1) - greift/liest 701,563 1<br />
00:10:52 0 0<br />
00:10:53 EKW KAUF - dreht weg zu EKW 3282,813 2<br />
00:10:54 259,375 1<br />
00:10:55 1982,813 1<br />
00:10:56 legt in EKW 1965,625 1<br />
00:10:57 EKZ liest EKZ 0 0<br />
00:10:58 streicht gekaufte Produkte ab 0 0<br />
00:10:59 301,563 1<br />
00:11:00 0 0<br />
Video-<br />
Auswertungs<br />
protokoll<br />
Die Aktivierung<br />
pro Kauf kann<br />
(bis auf 1-2<br />
Sek.) genau<br />
bestimmt<br />
werden durch<br />
den Abgleich der<br />
Videoauswertung<br />
mit den<br />
EDR-Daten<br />
pro Kauf!<br />
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Habitualisierte, impulsive, gedanklich gesteuerte<br />
Kaufentscheidungen<br />
Besonderes<br />
Sonderangebot<br />
Regal hat mich erinnert<br />
Viele Gedanken vor dem<br />
Kauf gemacht<br />
Artikel quasi automatisch<br />
gekauft<br />
Fand Artikel spontan toll,<br />
<strong>als</strong> ich ihn entdeckte<br />
Artikel<br />
gewohnheitsmäßig<br />
gekauft<br />
-1 -0,5 0 0,5 1<br />
trifft gar nicht zu<br />
trifft vollkommen zu<br />
Gedanklich gesteuertes Einkaufen<br />
Impulsives Einkaufen<br />
Gewohnheitsm. (habitualisiertes) Einkaufen<br />
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Aktivierung Käufer und Nicht-Käufer<br />
Summenamplitude*<br />
KK<br />
H<br />
I<br />
G<br />
1099<br />
1171<br />
1472<br />
1745<br />
Frequenz*<br />
KK<br />
H<br />
I<br />
G<br />
699<br />
906<br />
1087<br />
1103<br />
* Signifik.Unterschiede<br />
P ≤ 0,05<br />
KK vs. H, I, G (F)<br />
KK vs. I, G (SA)<br />
H vs. G (SA+F)<br />
0 500 1000 1500 2000<br />
gedanklich gesteuert impulsiv<br />
habitualisiert<br />
kein Käufer (n=24)<br />
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Schlußfolgerung<br />
Selbst habitualisiertes Kaufverhalten<br />
braucht im Moment der Entscheidung einen<br />
Aktivierungsschub!<br />
Produkte müssen aktivieren,<br />
Aufmerksamkeit auslösen!<br />
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Problem:<br />
„Das Gehirn lernt schnell,<br />
der Mensch ist schnell verwöhnt<br />
und gesättigt!“<br />
(Spitzer, 2006)<br />
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Unbewusste Abnutzungsprozesse<br />
„Wasser und Saft“ Experiment<br />
Vorhehsehbare vs. nicht-vorhersehbare Abfolge von Belohnungen<br />
Group A<br />
Group B<br />
Berns, McClure et al., 2001<br />
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“The Brain Runs on Fun” (Damasio)<br />
„Wenn Belohnungen vorhersehbar sind,<br />
verlieren sie an Attraktivität“<br />
(nachlassende Dopaminproduktion)!<br />
(Un-)bewusster<br />
Wunsch nach Abwechslung -<br />
„variety seeking“<br />
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Belohnungen aktivieren Nukleus Accumbens<br />
• Bei unerwarteten Belohnungen Aktivierung höher <strong>als</strong> bei<br />
erwarteten.<br />
• Empfehlung: Mit angenehmen Überraschungen arbeiten.<br />
Berns et al. (2001): Predictability Modulates Human Brain Response to Reward, in: Journal of<br />
Neuroscience 21 (8), 2793-2798. Cox et al. (2005): The Orbitofrontal Cortex and Conditioned Reward, in:<br />
Journal of Neuroscience, 25 (10), 2733-2740.<br />
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EDR und Relevanz von Belohnungen<br />
Erhöhung der EDR, wenn<br />
unerwartete Belohnung<br />
EDR-Anstieg, wenn<br />
Belohnung erwartet wird<br />
(Vorfreude)<br />
Ausbleiben der EDR,<br />
wenn erwartete<br />
Belohnung nicht gewährt<br />
Bechara et al. 2002<br />
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3 Datensätze für die Category<br />
(Süßwarengondeln)<br />
1. Zählung der Abverkaufszahlen über einen<br />
Testzeitraum von insgesamt 3 Wochen<br />
1. Beobachtung von Kunden (Blickverhalten)<br />
2. Messung der Aktivierung mittels<br />
mobiler elektrodermaler Reaktionserfassung<br />
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Fazit<br />
Ergebnis:<br />
3 verschiedene Datenerhebungsmöglichkeiten<br />
(„Mixed Method Approach“)<br />
belegen, dass eine Rotation der<br />
Zweitplazierung einer konstanten Plazierung<br />
überlegen ist<br />
(betrachtet für einen Zeitraum von drei Wochen).<br />
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Emotionen und Gehirnforschung<br />
Freude am Fahren<br />
BMW: “What you make people feel<br />
is just as important as what you make”<br />
Konsumenten suchen häufig den<br />
emotionalen Vorteil eines Produktes,<br />
der nicht funktional, sondern nur<br />
psychologisch - über Emotionen -<br />
erklärbar ist (Schuster und Hupp, 2004).<br />
„Emotional Boosting“ (Häusel, 2010)<br />
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39<br />
Die Bedeutung von Emotionen<br />
Warum sind Emotionen so bedeutsam<br />
• Emotionen steuern die bedürfnis- und situationsgerechte<br />
Auswahl von Verhaltensweisen, z.B. Angst Weglaufen<br />
anstatt sich Gefahr auszusetzen (Zajonc, 1980)<br />
• Emotionen regulieren die Intensität und Dauer von<br />
Verhaltensweisen, z.B. Vergnügen bestimmt, ob Produkt<br />
weiter genutzt wird, Werbeanzeigen erinnert werden etc.<br />
(Kroeber-Riel, Weinberg, Gröppel-Klein, 2009)<br />
• Emotionen wirken sich auf die kognitiven Prozesse aus<br />
(e.g. Brainerd et al., 2008).<br />
• Emotionen markieren im Gedächtnis solche<br />
Verhaltensweisen, die unter bestimmten Bedingungen<br />
erfolgreich waren bzw. solche, die zu Misserfolg führten<br />
(somatische Marker, Damasio 2004)<br />
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Somatische Marker Hypothese:<br />
„Entscheidungen aus dem Bauch“<br />
These der somatischen Marker (Damasio)<br />
Biologisch programmierte Reaktionen und alle Erfahrungen:<br />
emotionalen Erfahrungsgedächtnis<br />
Die erlebten positiven oder negativen Konsequenzen einer Handlung<br />
gehen mit bestimmten somatischen Veränderungen (feuchte Hände,<br />
Herzrasen, Druckgefühl im Magen) einher. Diese somatischen Marker<br />
werden zusammen mit der mentalen Repräsentation des<br />
Handlungsergebnisses gespeichert.<br />
Vergleichbare Entscheidungssituation:<br />
Marker gibt entweder „Startsignal“ oder „Warnsignal“<br />
und beeinflusst damit die nachfolgende Handlung<br />
Damasio (2004): Descartes’ Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche<br />
Gehirn, München.<br />
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Was ist eine Emotion<br />
“Everyone knows what an emotion is,<br />
until asked to give a definition“<br />
(Fehr and Russell, 1984; Sokolowski, 2008)<br />
„Bis heute gibt es keinen Konsens unter Forschern,<br />
wie das Konstrukt ‚Emotion‘ zu definieren ist” (Izard, 2007)<br />
Streitfrage:<br />
Inwieweit sind kognitive Vorgänge Bestandteil von<br />
Emotionen<br />
„James-Lange Theorie“ (1884/1885)<br />
vs. Cannon-Theorie (1927)- Debatte<br />
seit 1980 „Zajonc-Lazarus“-Debatte<br />
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Was ist eine Emotion<br />
Zwei gegensätzliche Theorien<br />
“Appraisal Theories of Emotion” (e.g., Roseman, Frijda, Lazarus)<br />
Emotionen entstehen durch “Appraisal”- (Einschätzungs-)Prozesse<br />
Appraisal-Prozess: Ein Individuum kann erst dann eine Emotion erleben<br />
kann, wenn es ein bestimmtes Ereignis bewertet und interpretiert.<br />
Der durch ein Ereignis ausgelöste Zustand wird mit einem erwünschten<br />
Zustand verglichen wird („Goal Congruence“).<br />
Eine Emotion kann nur dann zustande kommen, wenn das Individuum<br />
ein bestimmtes Interesse an dem Ereignis hat („Goal Relevance“) und<br />
zur gleichen Zeit bewertet, inwieweit das Ereignis den erwünschten<br />
Zustand fördert oder bedroht.<br />
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Kritikpunkt an den kognitiv-orientierten<br />
Emotionstheorien<br />
‣ In vielen Reizsituationen werden Erregungsmuster<br />
ausgelöst, die von vornherein – ohne subjektive<br />
Interpretation – in einer spezifischen Weise erlebt<br />
werden und das Verhalten bestimmen (Zajonc, 1998).<br />
‣ „Affektive Reaktionen, inklusive<br />
Präferenzentwicklungen, können kognitiven<br />
Prozessen vorausgehen“ (Zajonc, 1982)<br />
‣ Neuartige Stimuli – Körperhaltungen<br />
(Bargh und Chatrand, 1999)<br />
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Was ist eine Emotion Zwei gegensätzliche Theorien<br />
Biologisch orientierte Theorien<br />
(z.B. Plutchik, Izard, Damasio, Zajonc)<br />
Emotion = Die grundlegenden, sogenannten „primären<br />
Emotionen“/„Basisemotionen“ sind in den Erbanlagen<br />
des Menschen verankert und werden im limbischen<br />
System generiert.<br />
Primäre Emotionen<br />
• mimischen Reaktionen<br />
• physiologischen Reaktionen<br />
(Izard 2007).<br />
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Gehirnforschung: Beide Perspektiven korrekt<br />
Emotionen sind angeboren und können unabhängig oder<br />
vor kognitiven Aktivitäten entstehen:<br />
“Low road”: führt unmittelbar („quick and dirty“ nach<br />
LeDoux) zu endokrinen Reaktionen (z.B. Ausschüttung von<br />
Hormonen), zu autonomen Reaktionen (z.B. Erhöhung des<br />
Blutdrucks) Neurologische und zu erhaltensreaktionen Erkenntnisse: (z.B. „Erstarren“).<br />
Wichtig für die Messung!<br />
und Emotionen können das Ergebnis eines kognitiven<br />
Einschätzungsprozesses (appraisal) sein oder durch<br />
Affektantizipation entstehen:<br />
“High road”: geht mit mit kognitiven Aktivitäten im Kortex<br />
einher, oft mit Abwägungen von Zielerreichungsgraden und<br />
Bewältigungsmöglichkeiten.<br />
(LeDoux, 1996; Rolls, 2000; Roth, 2003; Sokolowski, 2008)<br />
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Modifikation der klassischen Hemisphärentheorie<br />
Frühe Erkenntnisse über die Hemisphären-Organisation:<br />
• Nicht intakte rechte Hemisphäre:<br />
- Nacherzählen emotionaler Geschichten nicht möglich<br />
- keine Kommunikation von Emotionen über die Stimme<br />
- kein Verständnis mimischen Ausdrucksverhaltens<br />
• RH: verarbeitet global und holistisch, was das Erkennen und<br />
Zeigen von emotionalen Ausdrücken ermöglicht.<br />
• LH: verarbeitet eher lokal, daher hier eher verbale<br />
Reizverarbeitung (Robertson, 2005)<br />
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Traditionelle Sichtweise<br />
Hemisphärenforschung / aktuelle Modifikationen<br />
• Bezweifelung strikte Zweiteilung:<br />
Viele Aufgaben bedingen<br />
Verarbeitungsprozesse in beiden<br />
Gehirnhälften, z.B. beim Widererkennen<br />
menschlicher Gesichter (Rossion et al.,<br />
2000).<br />
• Schlaganfall-Patienten (Beeinträchtigungen<br />
der linken Gehirnhälfte):<br />
Reorganisation des Gehirns, bei der die<br />
rechte Gehirnhälfte Aufgaben der<br />
Sprachverarbeitung übernimmt (Meyer,<br />
Strittmatter et al., 2003).<br />
• Die Gehirnhälften sind kooperativ,<br />
beide Hälften kommunizieren permanent<br />
miteinander (Robertson, 2005;<br />
Vingerhoets et al., 2003; Sack, 2002).<br />
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FMRT-Studie zu Gesichtern<br />
Aktivierung von Logos,<br />
bekannten und unbekannten Gesichtern<br />
Quelle: In Anlehnung an Weis, Hoppe, et al. (2005, 2006)<br />
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Bekannte und unbekannte Gesichter<br />
Testimoni<strong>als</strong><br />
• Unbekannte Gesichter: Aktivierung der Amygdala<br />
(Vorsicht: Amygdala kann Furcht auslösen)<br />
• Bekannte Gesichter: Gehirnareale für Annährung und<br />
Vertrauen<br />
Gobbini et al. (2004): Social and Emotional Attacchment in the Neural Representation of Faces, in:<br />
Neuroimage, 22 (6), 1628-1635.<br />
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Helden aus fiktionalen Welten<br />
Mythen und Märchen:<br />
• Erfolg von Büchern und Filmen wie „Harry<br />
Potter“, „Der Herr der Ringe“, „Pretty Woman“<br />
• Filme wie „Terminator“ (Schwarzenegger)<br />
• Spiele wie „Everquest“<br />
• Werbefilme wie Dornröschen<br />
‣ Produkte/Kampagnen sind erfolgreich, da sie<br />
archetypische Mythen zeigen, die Konsumenten<br />
unweigerlich anziehen (Gröppel-Klein et al., 2006)<br />
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Studie zur Wirkung von „fiktionalen Helden“<br />
im Medienkontext<br />
Manipulation des fiktionalen Medienkontexts mit zwei Varianten, dabei<br />
Schauspieler konstant<br />
Ausschnitt aus<br />
der Arztserie<br />
„Dr. Sommerfeld<br />
–Neues vom<br />
Bülowbogen“<br />
Passender<br />
fiktionaler<br />
Medienkontext<br />
Ausschnitt aus<br />
der Serie<br />
„Der<br />
Staatsanwalt“<br />
Nicht<br />
passender<br />
fiktionaler<br />
Medienkontext<br />
Spilski & Gröppel-Klein, EACR, 2007<br />
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Unterschiede in der<br />
Aktivierung durch den Werbespot<br />
µs<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
3.554,750<br />
passender<br />
Medienkontext<br />
2.050,456<br />
nicht<br />
passender<br />
Medienkontext<br />
0<br />
Summenamplitude Experiment<strong>als</strong>pot<br />
p < 0,05 (T-test)<br />
Spilski & Gröppel-Klein, ACR, 2007<br />
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Unterschiede in der Beurteilung der Werbeperson<br />
0,5<br />
0,3<br />
0,392<br />
0,259<br />
0,1<br />
-0,1<br />
-0,315<br />
-0,3<br />
-0,204<br />
-0,5<br />
Kompetenz der<br />
Werbeperson*<br />
Vertrauenswürdigkeit der<br />
Werbeperson*<br />
*t-Tests: p
Beispiel kognitive Prozesse: Mental Maps,<br />
Orientierungsverhalten und Gehirnforschung<br />
• Mental maps<br />
= gedankliche Lagepläne vor dem „inneren Auge“<br />
= <strong>als</strong> internes (mentales) Abbild einer äußeren<br />
geographischen Umwelt (vgl. Hackett, Foxall, & Van Raaij, 1993).<br />
Beispiel: Einkaufszentrum<br />
• Ment<strong>als</strong> Maps über Einkaufsstätten = entscheidender<br />
Erfolgsfaktor!<br />
• Kunden kaufen nur Produkte, die sie auch finden<br />
Orientierungsfreundlichkeit beeinflusst sowohl die<br />
Gesamteinschätzung <strong>als</strong> auch die Weiterempfehlung und<br />
das Ausgabeverhalten (Gröppel-Klein, 2001); Gröppel-Klein &<br />
Germelmann, 2003; Clulow & Reimers (2004).<br />
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Kundenlaufführung im Uhrzeigersinn<br />
„Turning bias“ nach rechts<br />
(Mead & Hampson 1996; Mohr et al. 2004):<br />
Wenn Konsumenten gezwungen sind, im<br />
Uhrzeigersinn durch eine Einkaufsstätte zu<br />
gehen, dann richten sie aufgrund dieser<br />
Orientierung ihren Blick in die Mitte.<br />
Orientierung zu den Wänden (Höller, 1987):<br />
Layout im Uhrzeigersinn: Konsumenten<br />
Nehmen mehr Produkte auf der linken<br />
Seite des Ganges (auf der Wandseite) wahr.<br />
Zusammen genommen: Bewirken die<br />
beiden Orientierungstendenzen bei einer<br />
Kundenführung im Uhrzeigersinn,<br />
daß sich der Konsument mehr Produkte und<br />
deren Standorte merken kann<br />
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Mental maps im Uhrzeigersinn-Layout besser<br />
ausgeprägt<br />
• Trefferquote (gemessen in Metern):<br />
Layout im Uhrzeigersinn<br />
25 % weniger Fehler beim Einordnen der Produkte<br />
in den Lageplan<br />
<strong>als</strong> beim Layout gegen den Uhrzeigersinn<br />
(signifikanter Unterschied)<br />
• Folgerung:<br />
Layout im UZS weniger „Fehlermeter“ –<br />
Mental map ist signifikant präziser <strong>als</strong> im<br />
Layout gegen den UZS!<br />
Gröppel-Klein und Bartmann, 2009<br />
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Einkaufskomfort und Orientierungsfreundlichkeit<br />
0,30<br />
0,24<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,20<br />
0,10<br />
0,10<br />
0,00<br />
0,00<br />
-0,10<br />
-0,10<br />
-0,20<br />
-0,30<br />
-0,23<br />
Einkaufskomfort*<br />
-0,20<br />
-0,30<br />
-0,24<br />
Orientierungsfreundlich<br />
keit*<br />
Layout im UZS<br />
Layout gegen den UZS<br />
Layout im UZS<br />
Layout gegen den UZS<br />
* Signifikanter Unterschied * Signifikanter Unterschied<br />
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Studie – Probleme und Anmerkungen<br />
• UZS = überraschungsreicher (kollativer) Reiz<br />
→ erhöhte Aufmerksamkeit<br />
• Zeichenfähigkeiten und Vorstellungsvermögen der<br />
Testpersonen kann im voraus nicht abgeschätzt werden.<br />
• Daher: Neben den „Lageplanaufgaben“ auch Beobachtung<br />
der Konsumenten beim Suchen von vorgegebenen<br />
Produkten!<br />
• Ergebnis: In der Filiale mit Kundenführung im<br />
Uhrzeigersinn gehören signifikant mehr Konsumenten<br />
zur Gruppe der effizienten Sucher <strong>als</strong> in einer Filiale<br />
mit Kundenführung gegen den Uhrzeigersinn<br />
Gröppel-Klein und Bartmann, 2009<br />
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Fazit für die Praxis<br />
Die alte Handelsregel<br />
(Versorgungshandel):<br />
„Je länger die Verweildauer,<br />
desto höher die Ausgabebeträge“<br />
gilt nicht,<br />
wenn die Zeit mit lästigem Suchen und<br />
Hin- und Hergehen vertan wird!“<br />
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Agenda<br />
1. Wie hat sich die Konsumentenverhaltensforschung entwickelt<br />
und mit welchen Fragestellungen beschäftigt sie sich<br />
2. Welche Erklärungsbeiträge (und Inspirationen) leisten die<br />
Neurowissenschaften für die „Grundlagenforschung“ der<br />
Konsumentenverhaltensforschung und für die<br />
„praxisorientierte“ Marketingforschung<br />
• in Bezug auf affektive und kognitive Prozesse<br />
• und ihr Wechselspiel<br />
3. Zu welchen Themen und offenen Fragestellungen erhoffen<br />
sich Konsumentenverhaltensforscher in der Zukunft neue<br />
Erkenntnisse seitens der Gehirnforschung<br />
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Gemischte Emotionen in der Werbung<br />
Can Mixed Emotions Peacefully Coexist (Williams & Aaker, 2002)<br />
Führt die Dualität unterschiedlicher Emotionen zu negativen<br />
Werbewirkungen<br />
Stimulus: Farbfilm (beworbenes Produkt),<br />
Motiv: Großmutter und ca. 10-jähriges Kind<br />
Slogans: Meine Oma verschied letztes Jahr nach langer Krankeit<br />
Ich vermisse sie so sehr. (traurige Versuchsbedingung)<br />
vs.<br />
... nach einem erfüllten und schönen Leben. Ich bin so<br />
roh, dass ich so viel Zeit mit ihr verbringen konnte.<br />
(gemischte VB)<br />
vs.<br />
Meine Oma ist immer noch jung und voll Leben. Ich<br />
liebe es, meine Zeit mit ihr zu verbingen.<br />
(glückliche VB)<br />
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Gemischte Emotionen in der Werbung<br />
5<br />
4,5<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
4,5<br />
3,54<br />
3,45<br />
Einstellung zur Anzeige<br />
Glückliche<br />
VB<br />
Gemischte<br />
VB<br />
Traurige VB<br />
Signifikante Unterschiede<br />
(Williams & Aaker, 2002)<br />
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Provozierende Werbung<br />
Werbewirkung<br />
Aufmerksamkeit!<br />
Aber welche Emotion bleibt hängen<br />
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Demographischer Wandel<br />
= Megaherausforderung für die<br />
Konsumentenverhaltensforschung<br />
• Brand & Markovitsch (2009): Aging and Decision Making<br />
• Kruse (2007): Informationsverarbeitung Älterer<br />
• Erfahrungswissen<br />
• Emotionen älterer Menschen<br />
Hirnforschung & Konsumentenverhalten - <strong>Neuromarketing</strong> Kongress - © Univ.-Prof. Dr. Andrea Gröppel-Klein - 2010<br />
Herzlichen Dank<br />
für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
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