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IV. Schoeller in Konjunktur und Krise 1904–1925

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ner Serbien den Krieg.Russland unterstützte Serbien, Deutschland hielt <strong>in</strong> »Nibelungentreue«<br />

zu Österreich <strong>und</strong> erklärte am 1.August Russland den Krieg.Da Frankreich se<strong>in</strong>en<br />

Verbündeten Russland unterstützte, befand sich seit dem 3.August 1914 Deutschland<br />

auch im Krieg mit Frankreich.Der Erste Weltkrieg hatte begonnen.Erstmals wurden<br />

neue Kriegswaffen wie Masch<strong>in</strong>engewehre, Flugzeuge <strong>und</strong> Giftgas e<strong>in</strong>gesetzt.R<strong>und</strong> 6<br />

Millionen Menschen kamen <strong>in</strong> dem s<strong>in</strong>nlosen Gemetzel <strong>in</strong> Deutschland, Frankreich, Belgien,<br />

Polen, Russland, Italien <strong>und</strong> Österreich ums Leben oder wurden grauenvoll verstümmelt.<br />

Die Dürener wurden mit den Kriegsgeschehnissen früh konfrontiert: Anfang August<br />

bezogen Teile des 3.Rhe<strong>in</strong>ischen Feldartillerie-Regiments die erst kurz zuvor fertig<br />

gestellten Dürener Riemann-Kaserne.Mit e<strong>in</strong>em Festakt vor dem Rathaus wurden die<br />

Soldaten <strong>in</strong> Düren begrüßt.Zu diesem Zeitpunkt<br />

herrschte hier wie vielerorts <strong>in</strong> Deutschland<br />

noch e<strong>in</strong>e große Kriegsbegeisterung,<br />

da allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong> schneller Sieg erwartet<br />

wurde.Aber schon nach wenigen Tagen,<br />

am 11.August 1914, kamen die ersten 180<br />

Verw<strong>und</strong>eten von der belgischen Front<br />

(um die französischen Grenzfestungen<br />

nördlich zu umgehen, hatte Deutschland das neutrale Belgien überfallen) nach Düren<br />

<strong>und</strong> wurden im Kolp<strong>in</strong>ghaus, im Evangelischen Geme<strong>in</strong>dehaus <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Villa des Papierfabrikanten<br />

Felix He<strong>in</strong>rich <strong>Schoeller</strong> versorgt.<br />

Schon vor Ausbruch des Krieges hatte man <strong>in</strong> der Teppichfabrik die Folgen der<br />

wirtschaftlichen Flaute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schwierigen weltpolitischen Lage gespürt.Bereits im<br />

Frühjahr 1914 lief die Produktion nicht mehr <strong>in</strong> vollem Umfang.Als der Krieg begann,<br />

wurde Anker nicht nur von se<strong>in</strong>en ausländischen Garnlieferanten abgeschnitten, sondern<br />

es <strong>in</strong>teressierte sich auch niemand mehr für das Luxusgut Teppich.<strong>Schoeller</strong> verarbeitete<br />

zunächst die vorhandenen Materialvorräte, aber schon bald fehlte es an Rohstoffen,<br />

da das Unternehmen zunächst ke<strong>in</strong>e kriegswichtigen Produkte herstellte.<br />

Teppichfabrik <strong>und</strong> Tuchfabrik webten nun Stoffe für das Militär, vermutlich Decken <strong>und</strong><br />

Düren erlebt den nahenden Krieg:<br />

E<strong>in</strong> Vorkommando des Infanterie-<br />

Regiments 161 rückt am 26. Juli 1914 e<strong>in</strong><br />

37<br />

Ansicht der Fabrik, 1930<br />

schoeller <strong>in</strong> konjunktur <strong>und</strong> krise<br />

Uniformstoffe.Nachdem die Wollvorräte verbraucht waren, stellte man von Wolle auf<br />

Papier um.E<strong>in</strong>e 1916 e<strong>in</strong>gerichtete eigene Papiersp<strong>in</strong>nerei lieferte das notwendige Papiergarn.Und<br />

tatsächlich gelang es, aus Papiergarn recht stabile Teppiche zu weben.Außerdem<br />

stellte <strong>Schoeller</strong> kurz nach Kriegsbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Hallen Werkzeugmasch<strong>in</strong>en auf,<br />

an denen M<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Granaten gedreht wurden.Mit dieser Mischung aus verschiedenen<br />

Produkten konnte der Betrieb wenigstens teilweise weitergeführt werden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs arbeiteten immer weniger Leute <strong>in</strong> der Fabrik.Viele der 750 Arbeiter<br />

wurden e<strong>in</strong>gezogen, andere wegen Materialmangels entlassen.Im März 1916 berichtete<br />

der Landrat, dass Teppich- <strong>und</strong> Tuchfabrik nur noch an fünf Tagen <strong>in</strong> der Woche produzierten<br />

<strong>und</strong> bereits zahlreiche Arbeiter gehen mussten.Bis zum Herbst 1916 wurden<br />

weitere Arbeiter (vermutlich Arbeiter<strong>in</strong>nen) entlassen <strong>und</strong> bezogen »<strong>in</strong> größerem Maße<br />

[…] Erwerbslosenfürsorge«, wie der Landrat beklagte.Das Ziel des Unternehmens<br />

musste es jedoch se<strong>in</strong>, während des Krieges möglichst viele Arbeitskräfte zu halten, um<br />

<strong>in</strong> Friedenszeiten möglichst schnell wieder mit der Teppichherstellung beg<strong>in</strong>nen zu können.1917<br />

konnte <strong>Schoeller</strong> immerh<strong>in</strong> 150 Arbeiter mit dem Drehen von Granaten <strong>und</strong>

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