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IV. Schoeller in Konjunktur und Krise 1904–1925

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Dürener Masch<strong>in</strong>enbauern wurde die Technik<br />

nun laufend weiterentwickelt, denn die Mitarbeiter<br />

der Teppichfabrik verfügten <strong>in</strong>zwischen<br />

über ausreichende Erfahrungen, um diese bei<br />

der Konstruktion neuer Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

Aufschwung unter<br />

Philipp <strong>Schoeller</strong> 1910– 1913<br />

Durch Philipp <strong>Schoeller</strong>s Investitionen erlebte<br />

die Teppichfabrik <strong>in</strong> den Jahren vor dem<br />

Ersten Weltkrieg e<strong>in</strong>em bemerkenswerten Aufschwung:<br />

Die vergrößerte <strong>und</strong> modernisierte<br />

Teppichfabrik beschäftigte 1913 erstmals mehr als 1.000 Arbeiter. Die Produktion wurde<br />

kräftig gesteigert: Während vorher mehr als 20 Jahre lang jährlich etwa 600.000 bis<br />

700.000 Quadratmeter Teppiche gewebt wurden, waren es 1912 bereits r<strong>und</strong> 827.000 Quadratmeter.<br />

Der Umsatz stieg zwischen 1908 <strong>und</strong> 1913 von 3,5 auf mehr als 5 Millionen<br />

Mark.Die Anker Teppichfabrik Gebrüder <strong>Schoeller</strong> hatte damit wieder Anschluss an den<br />

wirtschaftlichen Aufschwung im Kaiserreich gef<strong>und</strong>en.<br />

Düren, die reichste Stadt Deutschlands<br />

In den Jahren 1890 bis 1914 erlebte das wilhelm<strong>in</strong>ische Deutschland se<strong>in</strong>e Blütezeit.Dürens Industriebetriebe<br />

– allen voran Hoesch mit dem Walzwerk <strong>und</strong> die <strong>Schoeller</strong>s mit der Papier-,<br />

Tuch- <strong>und</strong> Teppichherstellung – erzielten <strong>in</strong> diesen Jahren gute Gew<strong>in</strong>ne.Um 1909 lebten <strong>in</strong> Düren<br />

mit se<strong>in</strong>en 30.000 E<strong>in</strong>wohnern nicht weniger als 49 Millionäre.In Relation zur E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />

war Düren damit die reichste Stadt Deutschlands.Der Reichtum veränderte das Stadtbild, denn<br />

die Unternehmer errichteten zahlreiche große Villen mit ausgedehnten Gartenanlagen.Viel Geld<br />

floss aber auch <strong>in</strong> Stiftungen <strong>und</strong> soziale E<strong>in</strong>richtungen.Außer dem von den <strong>Schoeller</strong>s e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Annaheim wurden aus Spendengeldern das Apollonia-Stift für Säugl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der,<br />

e<strong>in</strong> Knabenhort, e<strong>in</strong> evangelisches Altersheim, e<strong>in</strong> Waisenhaus <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Armenhaus aufgebaut,<br />

um nur e<strong>in</strong>ige Beispiele zu nennen.Besonders e<strong>in</strong>drucksvoll war die testamentarische Verfügung<br />

des 1902 verstorbenen Eberhard Hoesch: Für verschiedene karitative <strong>und</strong> kulturelle<br />

Zwecke stellte er 2,8 Millionen Mark zur Verfügung.<br />

35<br />

Kle<strong>in</strong>e Unregelmäßigkeiten beheben die<br />

Frauen <strong>in</strong> der Nopperei nach dem Weben<br />

Im September 1911 beteiligte sich Anker<br />

an e<strong>in</strong>er ungewöhnlichen Market<strong>in</strong>gaktion der<br />

deutschen Teppich<strong>in</strong>dustrie.Geme<strong>in</strong>sam mit<br />

vier deutschen Mitbewerbern stellte <strong>Schoeller</strong><br />

im preußischen Abgeordnetenhaus <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

(Preußischer Landtag) Teppichwaren aus <strong>und</strong><br />

warb für die heimische Teppichfabrikation.<br />

<strong>Schoeller</strong> erkannte also, dass e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Interessenvertretung – heute Lobbyarbeit genannt<br />

– den eigenen Anliegen nützte.<br />

Das Selbstbewusstse<strong>in</strong>, sich mit den eigenen<br />

Produkten gegen die Konkurrenz behaupten<br />

zu können, war unverkennbar: Als der Dürener Stadtarchivar 1912 die Firmen<br />

der Stadt um e<strong>in</strong>e Selbstbeschreibung bat, schilderte <strong>Schoeller</strong> zunächst die Anfangsschwierigkeiten<br />

der Teppichfabrik, um dann zu betonen: »Im Laufe der Zeit ist es <strong>in</strong>des<br />

gelungen, die Fabrikation zu hoher Entwicklung zu br<strong>in</strong>gen, so dass der Ankerteppich –<br />

die Marke der Fabrik ist e<strong>in</strong> Anker – große Verbreitung fand <strong>und</strong> heute allgeme<strong>in</strong> als das<br />

erste Erzeugnis se<strong>in</strong>er Art anerkannt ist.« In den Jahren<br />

1910 bis 1913 erlebte die Teppichfabrik also e<strong>in</strong>en Höhepunkt<br />

ihrer Geschichte – viele Beschäftigte, hohe Umsätze<br />

<strong>und</strong> Marktführerschaft <strong>in</strong> Bereichen der Teppichproduktion.Diese<br />

Hochphase währte jedoch nur kurz<br />

<strong>und</strong> wurde durch den Ersten Weltkrieg abrupt beendet.<br />

Zum Abschluss der Herstellung folgt<br />

die Appretur, die Nachbehandlung<br />

des Teppichs<br />

schoeller <strong>in</strong> konjunktur <strong>und</strong> krise<br />

E<strong>in</strong>bruch der Teppichproduktion<br />

im Ersten Weltkrieg<br />

Am 28.Juni 1914 wurde <strong>in</strong> Sarajewo der österreichische<br />

Thronfolger Franz Ferd<strong>in</strong>and von serbischen Nationalisten<br />

ermordet.Nach e<strong>in</strong>em Ultimatum erklärte<br />

Österreich-Ungarn am 28.Juli 1914 se<strong>in</strong>em alten Geg-

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