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Bildquelle: UIP/Paramount<br />
World<br />
Trade<br />
Center<br />
Im Angesicht des Todes<br />
Die New Yorker Hafenpolizisten<br />
sind sicherlich Einiges<br />
gewohnt. Doch als ihr Bus an der<br />
ersten Leiche des Tages vorüberfährt,<br />
drücken sich die Beamten<br />
an der Scheibe die Nasen platt. Zu<br />
unwirklich scheint die makabere<br />
Szene an diesem bisher so schönen<br />
Morgen in Manhattan. Das World<br />
Trade Center steht in Flammen.<br />
Es heißt, ein kleines Flugzeug<br />
habe einen der Türme gerammt.<br />
Das Kommando über einen Trupp<br />
Uniformierter führt der Sergeant<br />
John McLoughlin (Nicolas Cage),<br />
zu seinen Cops zählt auch Will<br />
Jimeno (Michael Pena). Die Staatsdiener<br />
wollen bei der Evakuierung<br />
des Gebäudes helfen. Als der erste<br />
Turm wenig später in sich zusam-<br />
menstürzt, werden viele Retter<br />
unter den Trümmern verschüttet.<br />
McLoughlin, Jimeno und ein<br />
dritter Polizist überleben schwer<br />
verletzt, finden sich aber in einer<br />
hoffnungslosen Situation wieder.<br />
Unablässig fallen große Betonbrocken<br />
herab, Flammen schlagen<br />
den Männern entgegen. Der Kollege<br />
stirbt. Während McLoughlin<br />
und Jimeno beinahe bewegungsunfähig<br />
alles daran setzen, um<br />
wach und damit am Leben zu<br />
bleiben, quält ihre Familien die<br />
Ungewissheit.<br />
Für seinen Film „World Trade<br />
Center“ musste der dreifache Oscar-Preisträger<br />
Oliver Stone bereits<br />
im Vorfeld Kritik einstecken.<br />
Nicht etwa, weil der Film schlecht<br />
gemacht oder langweilig wäre,<br />
sondern weil er keinen politischen<br />
Ansatz hat. Was man jedem anderen<br />
Filmemacher der Traumfabrik<br />
zugestanden hätte, will man dem<br />
Provokateur Stone nicht durchgehen<br />
lassen. Gerecht ist das nicht.<br />
Der große Filmemacher hat im<br />
Laufe seiner Karriere umfangreiche<br />
Erfahrungen im Umgang<br />
mit brisanten Themen gesammelt<br />
und er wird sich hüten, wilde Spekulationen<br />
vom Zaum zu brechen<br />
oder kruden Verschwörungstheorien<br />
aufzusitzen. Stattdessen ist<br />
sein Film „World Trade Center“<br />
eine solide inszenierte Ballade<br />
über menschliche Werte geworden,<br />
die gegen Ende freilich nur<br />
knapp an der Rührseligkeit vorbei<br />
schliddert. Und doch, so bestätigen<br />
es die echten Überlebenden,<br />
ist alles zu 95 Prozent so geschehen.<br />
Das schließt ein, dass die<br />
verschütteten Männer von den<br />
wahren Vorgängen keine Ahnung<br />
haben und sich über ihre Familien<br />
unterhalten, anstatt im Angesicht<br />
des Todes patriotische Reden zu<br />
schwingen. Die politische Auswertung<br />
des 11. September wird auf<br />
der Leinwand auch noch erfolgen.<br />
Und Oliver Stone wird dabei sicher<br />
ein Wörtchen mitzureden haben.<br />
Drama<br />
Start: ab 29.01.2007<br />
World Trade Center<br />
USA 2006 | ca. 124 Min. | ab 12<br />
mit Maria Bello, Nicolas Cage<br />
Regie: Oliver Stone<br />
Vertrieb: Paramount<br />
Sprache: dt./engl./türk.<br />
Untertitel: dt./engl./türk.<br />
Bild: 1.78:1<br />
Ton: Dolby Digital 5.1<br />
Extras: Audiokommentar von<br />
Regisseur Oliver Stone,<br />
Schauspielern und Will Jimeno,<br />
gelöschte Szenen<br />
Maggie Gyllenhaal<br />
Im Schatten des Bruders<br />
Die Familie Gyllenhaal stammt eigentlich<br />
aus Schweden. Maggie<br />
Gyllenhaals Vater arbeitet als Regisseur,<br />
die Mutter als Produzentin. Der<br />
berühmteste Gyllenhaal ist Maggies<br />
jüngerer Bruder Jake (Brokeback<br />
Mountain). Doch die Frau mit den<br />
markanten Gesichtszügen muss ihre<br />
Fähigkeiten keinesfalls verstecken.<br />
Maggies Darbietung als sadomasochistisch<br />
veranlagte Tippse in „Secretary“<br />
war einfach atemberaubend.<br />
Sogar für den Playboy hat die laszive<br />
Schöne posiert, um den Film zu promoten.<br />
Ihre gewaltige Ausstrahlung<br />
bewies sie erneut in „Mona Lisas Lächeln“,<br />
als sie mühelos neben großen<br />
Kolleginnen wie Julia Roberts und<br />
Kirs ten Dunst bestand.<br />
Über Vietnam hat er ja auch nicht<br />
nur einen Film gedreht. „World<br />
Trade Center“ ist die zu Herzen<br />
gehende Momentaufnahme zweier<br />
Einzelschicksale an einem Tag,<br />
der unser aller Leben veränderte.<br />
Nicht mehr, aber gewiss auch<br />
nicht weniger. ANDRÉ WESCHE