27.12.2014 Aufrufe

Digitale Analyse, Leistungsbewertung und generative Modellierung ...

Digitale Analyse, Leistungsbewertung und generative Modellierung ...

Digitale Analyse, Leistungsbewertung und generative Modellierung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Digitale</strong> <strong>Analyse</strong>, <strong>Leistungsbewertung</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>generative</strong> <strong>Modellierung</strong> von<br />

WPAN-Verbindungen unter industriellen<br />

Ausbreitungsbedingungen<br />

Der Fakultät für Mathematik, Naturwissenschaften <strong>und</strong> Informatik der<br />

Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus vorgelegte<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der<br />

Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.)<br />

von<br />

Dipl.-Ing. (FH)<br />

Andreas Robert Vedral<br />

geboren am 14. März 1977


Kurzfassung<br />

Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurde die Problematik der digitalen <strong>Analyse</strong>, <strong>Leistungsbewertung</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Modellierung</strong> von Wireless Personal Area Network (WPAN) Verbindungen<br />

unter industriellen Ausbreitungsbedingungen bearbeitet. Der Begriff ”digital” kennzeichnet in<br />

dieser Arbeit Funkkanäle auf Bit-, bzw. Paketebene, in denen ausschließlich digitalisierte Informationen<br />

verarbeitet werden. Er hängt somit neben physikalischen Eigenschaften der Umgebung<br />

auch von Technologiespezifika ab.<br />

Zur Aufgabenstellung zählte der Entwurf einer Methode, mit der die Leistungsfähigkeit digitaler<br />

Funkkanäle analysiert <strong>und</strong> statistisch bewertet werden kann, um u.a. die Einsatzfähigkeit<br />

von WPAN-Technologien in industriellen Applikationen beurteilen zu können. Mithilfe<br />

dieser neuen Methode sollen zukünftig empirisch aufgezeichnete digitale Funkkanäle exakter<br />

durch statistische Kenngrößen beschrieben werden, als es heutzutage in zahlreichen Untersuchungen<br />

der Fall ist. Als zweiten Schwerpunkt sah die Aufgabenstellung die Entwicklung eines<br />

<strong>generative</strong>n Modells zur Simulation dieser vor. Anhand der Simulationen soll die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Optimierung von Protokollen <strong>und</strong> Fehlerschutzmaßnahmen für aktuelle <strong>und</strong> zukünftige<br />

WPAN-Funktechnologien verbessert werden, die oberhalb der Physikalischen Schicht im<br />

OSI-Referenzmodell angeordnet sind. Demzufolge sollte das zu entwickelnde Modell sich dadurch<br />

auszeichnen, dass es die Eigenschaften digitaler Funkkanäle realistischer erfasst, als es<br />

der heutige Stand der Technik erlaubt. Dies ist besonders für die Entwicklung von Protokollen<br />

für Multi-Hop fähige Funktechnologien von großem Interesse, da deren Effizienz maßgeblich<br />

von einer adäquaten Abstimmung auf das Schw<strong>und</strong>verhalten zugr<strong>und</strong>e liegender Funkkanäle<br />

abhängt.<br />

Da beide Aufgabenstellungen zahlreiche Gemeinsamkeiten aufwiesen, wurde entschieden,<br />

ein hybrides Modell für die Simulation <strong>und</strong> die <strong>Leistungsbewertung</strong> digitaler Funkkanäle auf der<br />

Basis von Hidden Markov Modellen (HMM) zu entwickeln. Der Begriff ”hybrid” bezeichnet eine<br />

aus zwei HMMe bestehende Struktur, die einerseits Kanalfehler modelliert <strong>und</strong> andererseits<br />

das Paketverhalten beschreibt. Um die notwendigen strukturellen Eigenschaften des hybriden<br />

HMMs zu identifizieren, wurden digitale Funkkanäle mit verschiedenen WPAN-Technologien<br />

empirisch aufgezeichnet <strong>und</strong> analysiert. Es handelte sich dabei um die Funktechnologien nano-<br />

NET, IEEE 802.15.1 <strong>und</strong> IEEE 802.15.4. Die Aufzeichnungen fanden in zwei industriellen Umgebungen<br />

statt, in denen der Einfluss der Mehrwegeausbreitung durch den metallischen Umgebungsgehalt<br />

erheblich war. Anhand der Kanalaufzeichnungen wurden vor der Entwicklung des<br />

hybriden Modells erst einmal publizierte <strong>und</strong> wissenschaftlich etablierte digitale Modelle samt<br />

iii


ihrer Methoden zur Parameterschätzung untersucht <strong>und</strong> diskutiert. Dadurch konnten Schwächen<br />

identifiziert <strong>und</strong> neue Lösungsmöglichkeiten erarbeitet werden.<br />

Zur <strong>Modellierung</strong> des Kanalfehlerverhaltens wurde ein endliches HMM mit maximal 11 Zuständen<br />

herangezogen, welches ausschließlich den Inhalt fehlerhafter Datenpakete rekonstruiert.<br />

Die maximal 11 Zustände klassifizieren den digitalen Funkkanal für verschiedene Qualitätsgüten,<br />

die bereichsweise durch mittlere Kanalfehlerwahrscheinlichkeiten P e quantisiert werden.<br />

Im Gegensatz zu den bisher publizierten digitalen Modellen erfolgt die Schätzung eines ersten<br />

initialen Parametersatzes λ k0 für das kanalfehlerbeschreibende HMM, durch die Auswertung<br />

der Blockfehlermatrix BL (n) in der die Zufallsvariablen des Blockfehlerprozesses (BFP) {B (n)<br />

t }<br />

abgelegt sind. Dessen erzeugte Symbole (Blockfehler) ergeben sich nach Anwendung der Fenstermethode<br />

auf die in der Matrix E abgespeicherten Kanalfehler e ij . Die Interpretation der Quotienten<br />

b(n) ij<br />

n<br />

als mittlere Wahrscheinlichkeiten P ei, mit denen Kanalfehler in den Zuständen x i des<br />

HMMs generiert werden, eröffnete die Entwicklung einer neuen Methode zur systematischen<br />

Schätzung initaler Parametersätze λ 1 k0 . Demnach erzeugt jeder der Zustände x i Kanalfehler mit<br />

der Wahrscheinlichkeit P ei = b(n) ij<br />

n<br />

mit b ij ∈{0,...,n}. Unter diesem Gesichtspunkt können die<br />

Elemente der Übergangsmatrix P k durch die relativen Übergangshäufigkeiten zwischen den in<br />

der Matrix BL (n) abgespeicherten Blockfehlern b (n)<br />

ij adäquat geschätzt werden. Durch empirische<br />

<strong>Analyse</strong>n konnte als Empfehlung für die Fensterbreite der Wert n = 10 angegeben werden.<br />

Infolgedessen besteht der zulässige Wertebereich der Blockfehler aus b (10)<br />

ij ∈{0,...,10}.<br />

Die Elemente der Ausgabematrix B (n) k entsprechen hingegen den mittleren Fehlerwahrscheinlichkeiten<br />

P ei = b(n) ij<br />

n , bzw. den Komplementen davon (1 − P ei). In der Regel liefert diese<br />

Vorgehensweise qualitativ gute Schätzwerte für initale Parametersätze λ k0 , die in der Optimierungsoberfläche<br />

eines Parameterraumes häufig nahe an einem guten lokalen oder gar globalen<br />

Maximum liegen. Um jedoch eine zusätzliche Leistungssteigerung zu erzielen, wurde zur weiteren<br />

Optimierung der initalen Parametersätze λ k0 der Baum-Welch (BW) Algorithmus angewandt,<br />

der als lokal maximierender Algorithmus noch näher diese Maxima erreichen kann.<br />

Das Paketverhalten, was häufig bei der <strong>Modellierung</strong> des Kanalfehlerverhaltens weniger stark<br />

Berücksichtigung findet, wird gesondert durch ein überlagertes unabhängiges HMM mit den drei<br />

Zuständen ”fehlerfreies”, ”fehlerhaftes” <strong>und</strong> ”verlorenes” Datenpaket nachgebildet. Während in<br />

den beiden Zuständen ”fehlerfreies” <strong>und</strong> ”verlorenes” Datenpaket nur Paketsymbole vom HMM<br />

emittiert werden, die diese Ereignisse in Form von Zufallsvariablen beschreiben, erfolgt zusätzlich<br />

im Zustand ”fehlerhaftetes” Datenpaket die Aktivierung des kanalfehlerbeschreibenden<br />

HMMs für exakt der Länge eines Datenpakets. Um dafür effizient <strong>und</strong> systematisch initale Parametersätze<br />

λ p0 zu schätzen, wurde die Festlegung getroffen, dass jeder dieser drei Zustände<br />

primär nur für die Ausgabe eines Paketsymbols p i verantwortlich ist, um damit den HMM-<br />

Charakter aufzuheben. Demzufolge besitzt die Ausgabematrix B p exakt die Form einer 3 × 3<br />

1 Die Subskripte k <strong>und</strong> p dienen der Unterscheidung initaler Parametersätzen λ k0 für das kanalfehlerbeschreibende<br />

HMM von initalen Parametersätzen λ p0 für das paketbeschreibende HMM.<br />

iv


Einheitsmatrix. Somit sind die Elemente der Übergangsmatrix P p einfach durch die relativen<br />

Übergangshäufigkeiten zwischen benachbarten Symbolen der empirisch aufgezeichneten Paketsymbolfolgen<br />

zu bestimmen. Jedoch stellte sich in Untersuchungen heraus, dass einige<br />

Kanalaufzeichnungen nicht zu vernachlässigende statistische Abhängigkeiten in den Positionen<br />

der Paketsymbole aufwiesen, die aufgr<strong>und</strong> der strukturellen Einschränkungen durch die<br />

besondere Form der Ausgabematrix B p mit dem Markov-Modell nicht realistisch charakterisierbar<br />

waren. Um diese strukturelle Einschränkung kompensieren zu können, wurde in jedem der<br />

drei Zustände die Ausgabe von Paketsymbolen, die zuvor ausschließlich in den anderen beiden<br />

Zustände erzeugt wurden, mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit von 10 −3 zugelassen,<br />

um damit den HMM-Charakter des Modells wiederherzustellen. Diese Maßnahme begründete<br />

sich darin, dass der zur weiteren Optimierung herangezogene BW-Algorithmus alle Elemente<br />

der Ausgabematrix B p mit den Werten b ij = 0 nicht antastet <strong>und</strong> demnach die potentielle Optimierungsoberfläche<br />

kleiner ist, als wären die Elemente der Ausgabematrix B p alle b ij > 0. Die<br />

Wirksamkeit dieser Maßnahme konnte anhand der guten Übereinstimmung der empirischen <strong>und</strong><br />

theoretisch berechneten Paketkorrelationsfunktionen R pp (ν) eindrucksvoll belegt werden.<br />

Die abschließende Gegenüberstellung diverser statistischer, digitaler Kanalkenngrößen, wie<br />

beispielsweise die komplementäre Fehlerabstandsverteilung (KFAV) Fa c (a) <strong>und</strong> die Blockfehlerdichte<br />

(BFD) P(m,n) mit den entsprechenden empirischen Kenngrößen, verdeutlichen die<br />

Qualität des neuen Modells <strong>und</strong> damit die Verbesserung des Stands der Technik. Ferner wird<br />

damit die Entwicklung eines weiteren digitalen Kanalmodells wissenschaftlich gerechtfertigt.<br />

Zusammenfassend zeichnet sich das neue Modell durch folgende Besonderheiten aus:<br />

1. In den statistischen <strong>Analyse</strong>n zur <strong>Leistungsbewertung</strong> <strong>und</strong> <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

wurde der Einfluss der paketweisen Kanalaufzeichnung, in der nur Aussschnitte<br />

aus der unendlichen Kanalfehlerfehlerfolge gewonnen werden können, berücksichtigt.<br />

2. Aufgr<strong>und</strong> der Problematik bei der statistischen Behandlung ausschnittsweiser aufgezeichneter<br />

Funkkanäle wurde ein hybrides Modell auf der Basis von HMMen zur unabhängigen<br />

Beschreibung von Kanalfehlern <strong>und</strong> Paketsymbolen entwickelt. Das kanalfehlerbeschreibende<br />

HMM gehört der Kategorie gedächtnisbehafteter <strong>und</strong> nicht-erneuernder Modelle<br />

an.<br />

3. Das kanalfehlerbeschreibende HMM charakterisiert ausschließlich die Struktur der Kanalfehlermuster<br />

aus fehlerhaften Datenpaketen. Die klassische Generierung langer fehlerfreier<br />

Phasen durch Nullen, wie diese von HMMen zur Charakterisierung der unendlichen<br />

Kanalfehlerfolge erzeugt werden, ist demnach nicht mehr notwendig.<br />

4. Die <strong>Modellierung</strong> der Kanalfehler <strong>und</strong> des Paketverhaltens durch zwei voneinander unabhängige<br />

HMMe erlaubt eine variablere <strong>Modellierung</strong> des für Funkkanäle typischen<br />

v


nicht-stationären Verhaltens. Im Gegensatz zu den klassischen kanalfehlerbeschreibenden<br />

Modellen wird durch die hybride Struktur des neuen Modells die allgemein bekannte<br />

stationäre Einschränkung von HMMen zum Teil kompensiert.<br />

5. Es wurden Methoden <strong>und</strong> Vorgehensweisen entwickelt, mit denen systematisch <strong>und</strong> effizient<br />

Parametersätze λ aus empirischen Kanalaufzeichnungen ermittelt werden können.<br />

6. Das Paketverlustverhalten, das bei der klassischen Beschreibung der unendlichen Kanalfehlerfolge<br />

prinzipiell mangelhaft zu charakterisieren war, wird durch das neue Modell<br />

adäquat beschrieben. Diese Eigenschaft ermöglicht dadurch eine realistische <strong>Leistungsbewertung</strong><br />

von WPAN-Technologien, z.B. zur Beurteilung der Einsetzbarkeit in zeitkritischen<br />

Applikationen der industriellen Kommunikation.<br />

vi


Inhaltsverzeichnis<br />

Kurzfassung<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Liste der verwendeten Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

iii<br />

xi<br />

xv<br />

xvi<br />

1 Einleitung 1<br />

1.1 Motivation <strong>und</strong> Umfeld der Arbeit . . ...................... 1<br />

1.2 Aufgabenstellung ................................. 3<br />

1.3 Gliederung der Arbeit . . . ............................ 4<br />

2 WPAN-Funktechnologien für die experimentelle <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle 9<br />

2.1 IEEE 802.15.1 . . ................................. 9<br />

2.2 IEEE 802.15.4 . . ................................. 11<br />

2.3 nanoNET ..................................... 12<br />

2.4 Zusammenfassung ................................ 14<br />

3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen 15<br />

3.1 Analoge Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen .......... 15<br />

3.1.1 Physikalische Ausbreitungsphänomene bei EM-Wellen . . . ...... 15<br />

3.1.2 Analoge Prozesse . ............................ 17<br />

3.1.3 Das Systemmodell nach Bello ...................... 19<br />

3.1.4 Charakteristische Kenngrößen ...................... 21<br />

3.1.5 Klassifizierung von Funkkanälen ..................... 23<br />

3.2 <strong>Digitale</strong> Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen .......... 24<br />

3.2.1 Der digitale Funkkanal .......................... 24<br />

3.2.2 Kanalbeschreibende, diskrete stochastische Prozesse .......... 25<br />

3.2.3 Zusammenhänge zwischen Kanalstatistiken der Prozesse FAP <strong>und</strong> BFP 31<br />

3.2.4 Statistische Kenngrößen stochastischer Prozessen <strong>und</strong> deren empirische<br />

Schätzung ................................. 32<br />

3.2.5 Statistische Tests zur Klassifizierung digitaler Funkkanäle . ...... 36<br />

3.3 Zusammenfassung ................................ 37<br />

vii


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete Funkkanäle 39<br />

4.1 Endliche Hidden Markov Modelle ........................ 39<br />

4.1.1 Die Parameter von HMMen ....................... 39<br />

4.1.2 Die Autokorrelationsfunktion von HMMen . . ............. 42<br />

4.1.3 Die komplementäre Symbolabstandsverteilung von HMMen ...... 43<br />

4.1.4 Die Symbolblockdichte von HMMen .................. 44<br />

4.2 Das Gilbert Modell . . .............................. 45<br />

4.3 Das Gilbert-Elliott Modell ............................ 47<br />

4.4 Das Fritchman Modell .............................. 47<br />

4.5 Das McCullough Modell ............................. 50<br />

4.6 Zusammenfassung . . .............................. 53<br />

5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle 55<br />

5.1 Segmentierung charakteristischer Symbolfolgen ................. 56<br />

5.1.1 Segmentierung durch die Burst Length Sequence ............ 56<br />

5.1.2 Segmentierung der Fehlerabstände . ................... 57<br />

5.2 Parameterschätzung durch Anwendung der Linearen Regression ........ 59<br />

5.3 Analytische Lösung der Rekursionsgleichungen ................. 62<br />

5.4 Suchverfahren im Parameterraum ........................ 63<br />

5.5 Der Baum-Welch Algorithmus . . ........................ 66<br />

5.5.1 Vorwärtsprozeduren . . . ........................ 67<br />

5.5.2 Rückwärtsprozeduren . . ........................ 68<br />

5.5.3 Lokale Maximierung der Produktionswahrscheinlichkeit ........ 69<br />

5.6 Zusammenfassung . . .............................. 71<br />

6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle 73<br />

6.1 Topologie <strong>und</strong> Funktion des <strong>Analyse</strong>frameworks . . . ............. 73<br />

6.2 Besonderheiten der paketorientierten Kanalanalyse . . ............. 75<br />

6.2.1 Korrelationsanalyse ............................ 77<br />

6.2.2 Komplementäre Fehlerabstandsverteilung . . . ............. 78<br />

6.3 Aufzeichnung digitaler Funkkanäle unter industriellen Ausbreitungsbedingungen 83<br />

6.4 Die <strong>Analyse</strong> der Gedächtnisbehaftung digitaler Funkkanäle ........... 84<br />

6.5 <strong>Analyse</strong> des Erneuerungsverhaltens digitaler Funkkanäle ............ 87<br />

6.6 Auswirkungen der Kanalklassifikation auf die <strong>Modellierung</strong> von Kanalfehlern . 90<br />

6.6.1 Erneuerende Kanalmodelle ........................ 90<br />

6.6.2 Nicht-erneuernde Kanalmodelle . . ................... 96<br />

6.7 <strong>Analyse</strong> des Paketverhaltens von Funkkanälen .................. 99<br />

6.8 Zusammenfassung . . .............................. 103<br />

viii


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle 105<br />

7.1 Diskussion gr<strong>und</strong>legender Erkenntnisse ..................... 106<br />

7.2 Vorstellung der neuen Modellstruktur ...................... 107<br />

7.3 Parametrierung des kanalfehlerbeschreibenden HMMs . . ........... 111<br />

7.3.1 Ermittlung initialer Parametersätze . . . ................. 111<br />

7.3.2 Optimierung initialer Parametersätze . ................. 114<br />

7.4 Parametrierung des paketbeschreibenden HMMs ................ 118<br />

7.4.1 Ermittlung initialer Parametersätze . . . ................. 118<br />

7.4.2 Optimierung initialer Parametersätze . ................. 120<br />

7.5 Kanalkenngrößen erster Ordnung zur Bewertung des neuen hybriden Kanalmodells<br />

....................................... 123<br />

7.5.1 Die Paketfehlerwahrscheinlichkeit . . . ................. 123<br />

7.5.2 Die Paketverlustwahrscheinlichkeit . . ................. 123<br />

7.5.3 Die Kanalfehlerwahrscheinlichkeit . . . ................. 124<br />

7.5.4 Bewertung der Modellkenngrößen . . . ................. 124<br />

7.6 Zusammenfassung ................................ 125<br />

8 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 128<br />

8.1 Zusammenfassung ................................ 128<br />

8.2 Fazit <strong>und</strong> Ausblick ................................ 130<br />

Literaturverzeichnis 132<br />

A WPAN-Funksysteme zur empirischen <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle 138<br />

A.1 IEEE 802.15.1 – Mitsumi WML-C20 ...................... 138<br />

A.2 IEEE 802.15.4 – Freescale MC 13192-EVB . . ................. 141<br />

A.3 nanoNET - Panasonic PAN 5460 . . . ...................... 143<br />

B Beschreibung der industriellen Umgebungen 146<br />

B.1 Hochregallager . ................................. 146<br />

B.2 Maschinenhalle . ................................. 148<br />

C Definition der Messszenarien 152<br />

C.1 Hochregallager . ................................. 152<br />

C.2 Maschinenhalle . ................................. 153<br />

D Statistische Ergebnisse der Messszenarien 154<br />

D.1 Hochregallager . ................................. 155<br />

D.1.1 Szenario HRL-2m: ............................ 155<br />

D.1.2 Szenario HRL-4m: ............................ 155<br />

D.1.3 Szenario HRL-6m: ............................ 156<br />

ix


D.1.4 Szenario HRL-RAND: . . ........................ 156<br />

D.2 Maschinenhalle .................................. 157<br />

D.2.1 Szenario MH-10m: ............................ 157<br />

D.2.2 Szenario MH-20m: ............................ 157<br />

D.2.3 Szenario MH-30m: ............................ 158<br />

D.2.4 Szenario MH-40m: ............................ 158<br />

D.2.5 Szenario MH-RAND: . . ........................ 159<br />

D.2.6 Auswahl der Kanalaufzeichnungen zur empirischen <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>generative</strong><br />

<strong>Modellierung</strong> ............................ 159<br />

E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle 160<br />

E.1 HMM-Parametersätze zu Abschnitt 6.6.2 . ................... 160<br />

E.1.1 HMM – 2 Zustände ............................ 160<br />

E.1.2 HMM – 4 Zustände ............................ 160<br />

E.1.3 HMM – 8 Zustände ............................ 161<br />

E.1.4 HMM – 16 Zustände . . . ........................ 162<br />

E.2 Parametersätze zu Abschnitt 7.3.2 ........................ 164<br />

E.2.1 Mitsumi WML-C20 – MH-30m ..................... 164<br />

E.2.2 Mitsumi WML-C20 – MH-40m ..................... 165<br />

E.2.3 Mitsumi WML-C20 – MH-RAND ................... 166<br />

E.2.4 Freescale MC 13192-EVB – MH-30m ................. 167<br />

E.2.5 Freescale MC 13192-EVB – MH-40m ................. 168<br />

E.2.6 Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND ................ 169<br />

E.2.7 Panasonic PAN 5460 – MH-40m .................... 170<br />

E.2.8 Panasonic PAN 5460 – MH-RAND ................... 171<br />

E.3 Parametersätze zu Abschnitt 7.4.2 ........................ 172<br />

E.3.1 Mitsumi WML-C20 – MH-30m ..................... 172<br />

E.3.2 Mitsumi WML-C20 – MH-40m ..................... 172<br />

E.3.3 Mitsumi WML-C20 – MH-RAND ................... 173<br />

E.3.4 Freescale MC 13192-EVB – MH-30m ................. 174<br />

E.3.5 Freescale MC 13192-EVB – MH-40m ................. 174<br />

E.3.6 Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND ................ 175<br />

E.3.7 Panasonic PAN 5460 – MH-40m .................... 176<br />

E.3.8 Panasonic PAN 5460 – MH-RAND ................... 176<br />

x


Abbildungsverzeichnis<br />

2.1 Spektraler Verlauf eines IEEE 802.15.1 konformen GFSK Signals, erzeugt mit<br />

dem Funkmodul Mitsumi WML-C20. ...................... 10<br />

2.2 Spektraler Verlauf eines IEEE 802.15.4 konformen O-QPSK Signals, erzeugt<br />

mit dem Transceiver Freescale MC 13192. . . . ................. 12<br />

2.3 Spektraler Verlauf eines Chirp-Signals, erzeugt mit dem nanoNET-Transceiver<br />

TRX-NA1TR8. . ................................. 13<br />

3.1 Die klassischen Ausbreitungsphänome bei EM-Wellen <strong>und</strong> die Mehrwegeausbreitung<br />

in einem typischen industriellen Umfeld. ................ 16<br />

3.2 Ein klassischer Amplituden- bzw. Dämpfungsverlauf eines Rayleigh-Kanals. . 18<br />

3.3 Zusammenhang der Systemfunktionen nach Bello [1] unter der Voraussetzung<br />

eines Wide Sense Stationary Uncorrelated Scattering (WSSUS) Funkkanals.<br />

(Quelle: [2]) . . . ................................. 20<br />

3.4 Klassifizierung eines Funkkanals durch die Beurteilung des Einflusses der Frequenzselektivität.<br />

................................. 23<br />

3.5 Klassifizierung eines Funkkanals durch die Beurteilung des Einflusses der Zeitselektivität.<br />

. . . ................................. 24<br />

3.6 Die digitale Abstrahierung von Funkkanälen. . ................. 25<br />

3.7 Ausschnitt einer Kanalfehlerfolge <strong>und</strong> daraus abgeleitet die korrespondierende<br />

Fehlerabstandsfolge . ......................... 27<br />

3.8 Der Verlauf der KFAV Fa c (a) eines gedächtnislosen <strong>und</strong> -behafteten Übertragungskanals.<br />

. . . ................................. 28<br />

3.9 Ausschnitt einer Kanalfehlerfolge <strong>und</strong> daraus abgeleitet die korrespondierende<br />

Fehlerlängenfolge . .......................... 29<br />

3.10 Die exemplarische Errechnung von Blockfehlern b (n)<br />

i<br />

aus einer unendlichen Kanalfehlerfolge<br />

mit der Fenstermethode n = 4. ............... 30<br />

3.11 Die BFDen P(m,50) von digitalen Modellkanälen mit der mittleren Kanalfehlerwahrscheinlichkeit<br />

P e = 0,05, aber unterschiedlichen Korrelationsdauern D k . 31<br />

3.12 Die erwartungswertbehaftete FKF ¯R ee (ν) eines modellierten, gedächtnisbehafteten<br />

<strong>und</strong> -losen Übertragungskanals. . ...................... 36<br />

4.1 Das Zustandsdiagramm eines Gilbert Modells. . ................. 45<br />

4.2 Das Zustandsdiagramm eines Gilbert-Elliott Modells. .............. 47<br />

xi


4.3 Das Zustandsdiagramm eines Fritchman Modells. . . . ............. 48<br />

4.4 Das Zustandsdiagramm eines McCullough Modells. . . ............. 50<br />

5.1 Die Vorgehensweise zur Schätzung von Parametern für das GI-Modell durch<br />

Anwendung der Linearen Regression auf die KFAV Fa c (a). ........... 61<br />

6.1 Die funktionale <strong>und</strong> topologische Struktur des zur Funkkanalaufzeichnung verwendeten<br />

<strong>Analyse</strong>frameworks. . . ........................ 75<br />

6.2 Die Aufzeichnung der Kanalfehlermatrix E aus der vollständigen Kanalfehlerfolge<br />

..................................... 76<br />

6.3 Auswirkungen der paketweisen Kanalaufzeichnung auf die empirische Bestimmung<br />

der KFAV Fa c (a) <strong>und</strong> FKF R ee (ν). ..................... 77<br />

6.4 Die Auswirkung der ausschnittsweisen Kanalaufzeichnung auf die empirische<br />

Berechnung der KFAV Fa c (a). .......................... 79<br />

6.5 Die Verläufe der aKFAV ˜F a c (a) einer Kanalaufzeichnung <strong>und</strong> deren korrigierte<br />

Version ˆF a c (a) sowie die KFAVen Fa c (a), die aus den beiden Parametersätzen λ 1<br />

<strong>und</strong> λ 2 berechnet wurden. ............................. 82<br />

6.6 Gegenüberstellung der aus den Parametersätzen λ 1 <strong>und</strong> λ 2 berechneten aKFAVen<br />

˜F a c (a) mit der des aufgezeichneten Funkkanals. . . . ............. 82<br />

6.7 Die FKFen R ee (ν) für das stationäre Messszenario MH-40m sowie die FKF<br />

R ee (ν) eines gedächtnislosen BSC-Kanals zum Vergleich. ............ 85<br />

6.8 Die FKFen R ee (ν) für das mobile Messszenario MH-RAND sowie die FKF<br />

R ee (ν) eines gedächtnislosen BSC-Kanals zum Vergleich. ............ 86<br />

6.9 AKF R aa (ν) für das stationäre Messszenario MH-40m sowie die AKF R aa (ν)<br />

eines erneuernden BSC-Kanals zum Vergleich. ................. 88<br />

6.10 Gegenüberstellung der empirisch berechneten BFD P(m,40) (Messszenario<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-40m) mit der BFD P(m,40) eines GI-Modells. Der<br />

Parametersatz des GI-Modells wurde durch die Lineare Regression geschätzt. . 92<br />

6.11 Gegenüberstellung der mit unterschiedlichen Fensterbreiten n ermittelten, empirischen<br />

BFDen P(m,n) (Messszenario Mitsumi WML-C20 – MH-40m) mit den<br />

äquivalenten, analytisch berechneten BFD P(m,n) des erneuernden GI-Modells<br />

(Parametersatz λ 2 aus (6.13)). . . ........................ 93<br />

6.12 Gegenüberstellung der Verläufe der BFDen P(m,n) <strong>und</strong> KFAVen Fa c (a) der Kanalaufzeichung<br />

<strong>und</strong> des GI-Modells mit dem Parametersatz aus (6.14). . . . . . 94<br />

6.13 Lineare Regression an die korrigierte aKFAV ˆF a c (a) diverser Kanalaufzeichungen<br />

mithilfe zweier Exponentialfunktionen, dargestellt im halblogarithmischen<br />

Maßstab. . . . ................................... 95<br />

xii


6.14 Gegenüberstellung der aus den HMMen mit den Zustandsmengen 2,4,8 <strong>und</strong> 16<br />

berechneten aKFAVen ˜F a c (a) mit der entsprechenden empirischen (Messszenario<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m). Die initalen Parametersätze λ 0 der HMMe<br />

wurden zufällig generiert <strong>und</strong> anschließend mit dem BW-Algorithmus bis zur<br />

Konvergenz (Konvergenzschwelle k thres = 10 −4 ) optimiert. ........... 98<br />

6.15 Gegenüberstellung der aus den HMMen mit den Zustandsmengen 2,4,8 <strong>und</strong> 16<br />

berechneten BFDen P(m,40) mit der entsprechenden empirischen (Messszenario<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m). Die initalen Parametersätze λ 0 der HMMe<br />

wurden zufällig generiert <strong>und</strong> anschließend mit dem BW-Algorithmus bis zur<br />

Konvergenz (Konvergenzschwelle k thres = 10 −4 ) optimiert. ........... 98<br />

6.16 Darstellung der empirischen PKFen R pp (ν) für diverse Kanalaufzeichnungen<br />

mit eingezeichneter Signifikanzschwelle s. .................... 101<br />

7.1 Struktureller Aufbau des hybriden kanalfehler- <strong>und</strong> paketbeschreibenden Hidden<br />

Markov Modells. . . . ............................ 109<br />

7.2 Prinzipieller Zusammenhang zwischen Markov-Modellen zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong><br />

des Signal-Störabstandes SNR <strong>und</strong> dem kanalfehlerbeschreibenden<br />

HMM. ....................................... 110<br />

7.3 Aus verschiedenen initialen Parametersätzen λ 0 berechnete BFDen P(m,40).<br />

Die initialen Parametersätze λ 0 wurden mit den Fensterbreiten n = {5,10,20,30}<br />

ermittelt. ...................................... 113<br />

7.4 Gegenüberstellung der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Mitsumi WML-C20 - MH-40m) mit den aus dem initialen Parametersatz<br />

λ k0 <strong>und</strong> dem optimierten Parametersatz λ k100 berechneten. ........... 115<br />

7.5 Gegenüberstellung der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Mitsumi WML-C20 - MH-RAND) mit den aus dem initialen Parametersatz<br />

λ k0 <strong>und</strong> dem optimierten Parametersatz λ k46 berechneten. . . . ...... 115<br />

7.6 Gegenüberstellung der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Freescale MC 13192-EVB – MH-40m) mit den aus dem initialen Parametersatz<br />

λ k0 <strong>und</strong> dem optimierten Parametersatz λ k43 berechneten. ...... 116<br />

7.7 Gegenüberstellung der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND) mit den aus dem initialen Parametersatz<br />

λ k0 <strong>und</strong> dem optimierten Parametersatz λ k54 berechneten. ..... 116<br />

7.8 Gegenüberstellung der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Panasonic PAN 5460 - MH-40m) mit den aus dem initialen Parametersatz<br />

λ k0 <strong>und</strong> dem optimierten Parametersatz λ k61 berechneten. . ........... 117<br />

7.9 Gegenüberstellung der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Panasonic PAN 5460 - MH-RAND) mit den aus dem initialen Parametersatz<br />

λ k0 <strong>und</strong> dem optimierten Parametersatz λ k61 berechneten. . . . ...... 117<br />

xiii


7.10 Verläufe der empirschen PKFen R pp (ν) ausgewählter Kanalaufzeichnungen <strong>und</strong><br />

im Vergleich dazu die aus den initialen Parametersätzen λ p0 analytisch berechneten<br />

des paketbeschreibenden HMMs. . . ................... 119<br />

7.11 Der Verlauf der PKF R pp (ν) als Funktion der Iterationsschritte i des BW-<br />

Algorithmus <strong>und</strong> der Verschiebung (Lag) ν. ................... 121<br />

7.12 Gegenüberstellung der aus den optimierten Parametersätzen λ px analytisch berechneten<br />

PKF R pp (ν) mit denen der empirischen Kanalaufzeichnung. ..... 122<br />

A.1 Das CSR Casira Entwicklungsboard mit dem Mitsumi WML-C20 Bluetooth<br />

Modul. ....................................... 139<br />

A.2 Die Anwendung BlueTest zur <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Adjustierung der effektiven Sendeleistung<br />

auf 0 dBm bei dem Mitsumi WML-C20. . . . ............. 140<br />

A.3 Der gemessene Verlauf der effektiven Sendeleistung am Antennenanschluss als<br />

Funktion des Registerwertes Int. ........................ 140<br />

A.4 Das Freescale MC 13192-EVB Entwicklungsboard. . . ............. 141<br />

A.5 Der gemessene Verlauf der effektiven Sendeleistung am Antennenanschluss als<br />

Funktion des Registerwertes 12[7:6:5:4]. . . ................... 143<br />

A.6 Das Panasonic PAN 5460 Entwicklungsboard. .................. 144<br />

A.7 Der gemessene Verlauf der effektiven Sendeleistung am Antennenanschluss als<br />

Funktion der einstellbaren Leistungsstufen. ................... 145<br />

B.1 Positionen von Sender <strong>und</strong> Empfänger in der Messumgebung Hochregallager. . 147<br />

B.2 Typische Spektrumanalyse im Frequenzbereich 2,4 GHz – 2,5 GHz während<br />

einer digitalen Kanalaufzeichnung im Hochregallager. . ............. 148<br />

B.3 Eine Empfängerposition in der Messumgebung Maschinenhalle . ........ 149<br />

B.4 Typische Spektrumanalyse für den Frequenzbereich 2,4 GHz – 2,5 GHz während<br />

einer digitalen Kanalaufzeichnung in der Maschinenhalle. . ........ 150<br />

B.5 Der Gr<strong>und</strong>riss der Maschinenhalle Firma L. Risse GmbH in Castrop-Rauxel. . 151<br />

xiv


Tabellenverzeichnis<br />

2.1 Parameter der Modulationsverfahren <strong>und</strong> Spreiztechnologien der WPAN-Funktechnologie<br />

IEEE 802.15.4. ............................ 11<br />

4.1 Überblick über die Eigenschaften der vorgestellten digitalen, <strong>generative</strong>n Kanalmodelle<br />

...................................... 53<br />

6.1 Kenngrößen zur Beurteilung der Gedächtnisbehaftung der aufgezeichneten, digitalen<br />

Funkkanäle. ................................ 87<br />

6.2 Kenngrößen zur Beurteilung des Erneuerungscharakters der aufgezeichneten,<br />

digitalen Funkkanäle. . . . ............................ 89<br />

6.3 Charakteristische Kenngrößen zur Beurteilung der statistischen Abhängigkeit<br />

zwischen Paketsymbolen p i . ........................... 102<br />

7.1 Vergleich der empirisch ermittelten Kanalkenngrößen mit denen des neuen hybriden<br />

Modells. . ................................. 125<br />

A.1 Weitere technische Daten über das Mitsumi WML-C20 aus dessen Datenblatt [3]. 141<br />

A.2 Weitere technische Daten über den TRX-Transceiver (NA1TR8) aus dessen Datenblatt<br />

[4]. . . . ................................. 145<br />

C.1 Die Definition der Parameter für die Messszenarien im Hochregallager. .... 153<br />

C.2 Die Definition der Parameter für die Messszenarien in der Maschinenhalle. . . 153<br />

D.1 Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario HRL-2m. ......... 155<br />

D.2 Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario HRL-4m. ......... 155<br />

D.3 Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario HRL-6m. ......... 156<br />

D.4 Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario HRL-RAND. ....... 156<br />

D.5 Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-10m. ......... 157<br />

D.6 Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-20m. ......... 157<br />

D.7 Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-30m. ......... 158<br />

D.8 Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-40m. ......... 158<br />

D.9 Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-RAND. ........ 159<br />

D.10 Auswahl der Kanalaufzeichung aus den Messszenarien, die für statistische Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> zur gerativen <strong>Modellierung</strong> verwendet wurden. . . ...... 159<br />

xv


Liste der verwendeten Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

Um die Kompatibilität zu den meist englischsprachigen Veröffentlichungen zu gewährleisten,<br />

orientieren sich alle in dieser Arbeit verwendeten Abkürzungen, Symbole <strong>und</strong> Indizes an den<br />

englischen Fachbegriffen.<br />

Abkürzungen<br />

ACK<br />

ACL<br />

AFH<br />

ARQ<br />

AWGN<br />

BER<br />

BFD<br />

BFP<br />

BPSK<br />

BT<br />

BSC<br />

BW<br />

COST<br />

CRC<br />

CSR<br />

CSS<br />

CW<br />

DH<br />

DDL<br />

DM<br />

DPSK<br />

DQPSK<br />

DSSS<br />

EC<br />

EDR<br />

EM<br />

ETSI<br />

Acknowlegde<br />

Asynchronous Connection Less<br />

Adaptive Frequency Hopping<br />

Automatic Repeat Request<br />

Additive White Gaussian Noise<br />

Bit Error Rate<br />

Blockfehlerdichte<br />

Blockfehlerprozess<br />

Binary Phase Shift Keying<br />

Bluetooth<br />

Binary Symmetric Channel<br />

Baum-Welch<br />

European Cooperation in the Field of Scientific and Technical Research<br />

Cyclic Red<strong>und</strong>ancy Check<br />

Cambridge Silicon Radio<br />

Chirp Spread Spectrum<br />

Continous Wave<br />

Data High Rate<br />

Dispersive Delay Line<br />

Data Medium Rate<br />

Differential Phase Shift Keying<br />

Differential Quaternary Phase Shift Keying<br />

Direct Sequence Spread Spectrum<br />

Evaluation Controller<br />

Enhanced Data Rate<br />

Elektromagnetisch<br />

European Telecommunications Standards Institute<br />

xvi


Liste der verwendeten Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

FA<br />

FAD<br />

FAP<br />

FAV<br />

FDD<br />

FEC<br />

FFD<br />

FFT<br />

FHD<br />

FHSS<br />

FLP<br />

FT<br />

GE<br />

GFSK<br />

GI<br />

HCI<br />

HMM<br />

HRL<br />

HV<br />

IEC<br />

IEEE<br />

IFK<br />

IP<br />

ISI<br />

ISM<br />

KFAV<br />

KFP<br />

L 2 CAP<br />

LAN<br />

LFM<br />

LM<br />

LMP<br />

LOS<br />

LQI<br />

MAC<br />

MC<br />

MDMA<br />

MFAD<br />

MH<br />

Funkadapter<br />

Fehlerabstandsdichte<br />

Fehlerabstandsprozess<br />

Fehlerabstandsverteilung<br />

Frequency Division Duplex<br />

Forward Error Correction<br />

Fehlerfeies Datenpaket<br />

Fast Fourier Transformation<br />

Fehlerhaftes Datenpaket<br />

Frequency Hopping Spread Spectrum<br />

Fehlerlängenprozess<br />

Fritchman Modell<br />

Gilbert-Elliott Modell<br />

Gaussian Frequency Shift Keying<br />

Gilbert Modell<br />

Host Controller Interface<br />

Hidden Markov Model<br />

Hochregallager<br />

High Quality Voice<br />

International Electrotechnical Commission<br />

Institute of Electrical and Electronics Engineers<br />

Industrielle funkgestützte Kommunikationssysteme<br />

Internet Protocol<br />

Intersymbol Interferenz<br />

Industrial, Scientific, and Medical Band<br />

Komplementäre Fehlerabstandsverteilung<br />

Kanalfehlerprozess<br />

Logical Link Control and Adaptation Protocol<br />

Local Area Network<br />

Linear Frequency Modulated<br />

Link Management<br />

Link Management Protocol<br />

Line of Sight<br />

Link Quality Indicator<br />

Medium Access Layer<br />

McCullough Modell<br />

Multiple Dimensional Multiple Access<br />

Mehrfachfehlerabstandsdichte<br />

Maschinenhalle<br />

xvii


Liste der verwendeten Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

ML<br />

MTU<br />

NB<br />

NLOS<br />

NWK<br />

OLOS<br />

OQPSK<br />

OSI<br />

PAN<br />

PDA<br />

PDU<br />

PER<br />

PHY<br />

PLR<br />

PN<br />

PRBS<br />

PSK<br />

QoS<br />

RAM<br />

RBW<br />

RED<br />

RF<br />

RMS<br />

RSSI<br />

RX<br />

SAW<br />

SCO<br />

SIG<br />

SMAC<br />

SNR<br />

SPI<br />

SPP<br />

SW<br />

TCP<br />

TDD<br />

TDMA<br />

TX<br />

UART<br />

VBW<br />

Maximum Likelihood<br />

Maximum Transmission Units<br />

Narrow Band<br />

Non Line of Sight<br />

Network Layer for ZigBee<br />

Obstructed Line of Sight<br />

Offset Quadrature Phase Shift Keying<br />

Open Systems Interconnection Reference Model<br />

Personal Area Network<br />

Personal Digital Assistant<br />

Process Data Unit<br />

Packet Error Rate<br />

Physical Layer<br />

Packet Loss Rate<br />

Pseudo Noise<br />

Pseudo Random Binary Sequence<br />

Phase Shift Keying<br />

Quality of Service<br />

Random Access Memory<br />

Resolution Bandwidth<br />

Richtig empfangenes Datenpaket<br />

Radio Frequency<br />

Root Mean Square<br />

Received Signal Strength Indicator<br />

Receiver<br />

Surface Acoustic Wave<br />

Synchronous Conncetion Less<br />

Special Interested Group Bluetooth<br />

Simple Media Access Control<br />

Signal-to-Noise Ratio<br />

Serial Peripheral Interface<br />

Serial Port Profile<br />

Swoboda Modell<br />

Transmission Control Protocol<br />

Time Division Duplex<br />

Time Division Multiple Access<br />

Transmitter<br />

Universal Asynchronous Receiver Transmitter<br />

Video Bandwidth<br />

xviii


Liste der verwendeten Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

VD<br />

WB<br />

WLAN<br />

WSSUS<br />

ZÜW<br />

Verlorenes Datenpaket<br />

Wide Band<br />

Wireless Local Area Network<br />

Wide Sense Stationary Uncorrelated Scattering<br />

Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten<br />

Mathematische Symbole<br />

A<br />

komplexe Zahl<br />

A<br />

Matrix<br />

⃗A<br />

Spaltenvektor<br />

∆ n A(n) Diskrete Ableitung der Größe A(n) nach n<br />

⃗A × ⃗B Kreuzprodukt<br />

⃗A · ⃗B Skalarprodukt<br />

A ∗ B Komponentenweise Matrizenmultiplikation<br />

E [·]<br />

Erwartungswert<br />

Pr(·)<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

Var(·)<br />

Varianz<br />

√<br />

Var(·) Standardabweichung<br />

VarK(·) Variationskoeffizient<br />

ACov ν (·) Autokovarianz für eine Verschiebung ν<br />

Kor ν (·)<br />

R xx (ν)<br />

Kr(·)<br />

max{·}<br />

min{·}<br />

∝<br />

F<br />

Korrelationskoeffizient für eine Verschiebung ν<br />

Autokorrelationsfunktion der Größe x<br />

Kriteriumsfunktion<br />

Maximum einer Funktion, bzw. einer Liste von Werten<br />

Minimum einer Funktion, bzw. einer Liste von Werten<br />

Proportionalität<br />

Fourier-Transformation<br />

Großbuchstaben<br />

A<br />

B<br />

BL (n)<br />

E<br />

P<br />

B c<br />

Fehlerabstandsmatrix<br />

Ausgabematrix eines (Hidden) Markov Modells<br />

Blockfehlermatrix bestehend aus Blockfehlern b (n)<br />

ij , die mit der Fensterbreite n aus E<br />

berechnet wurden<br />

Kanalfehlermatrix<br />

Übergangsmatrix eines (Hidden) Markov Modells<br />

Kohärenzbandbreite<br />

xix


Liste der verwendeten Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

B s<br />

D<br />

D k<br />

D s<br />

S<br />

T c<br />

T s<br />

T sp<br />

R b<br />

R s<br />

P e<br />

Signalbandbreite<br />

Kolmogorov-Distanz<br />

Korrelationsdauer<br />

Dopplerverbreiterung<br />

Zustandsraum<br />

Kohärenzzeit<br />

Symboldauer<br />

Symbolperiode<br />

Datenrate<br />

Symbolrate<br />

Kanalfehlerwahrscheinlichkeit<br />

Kleinbuchstaben<br />

a i Fehlerabstand als Element der unendlichen Fehlerabstandsfolge <br />

a i<br />

Fehlerabstand als Element der Fehlerabstandsmatrix A<br />

a m i Mehrfachfehlerabstand als Element der unendlichen Fehlerabstandsfolge <br />

b (n)<br />

i<br />

b (n)<br />

ij<br />

Mit der Fensterbreite n aus berechnete Blockfehler<br />

Mit der Fensterbreite n aus E berechnete Blockfehler<br />

b j (k)<br />

Ausgabedichtefunktion<br />

d<br />

Abstand<br />

e i Kanalfehlersymbol als Element der unendlichen Kanalfehlerfolge <br />

e ij<br />

Kanalfehlersymbol als Element der Fehlermatrix E<br />

f<br />

Frequenz<br />

f d<br />

Dopplerfrequenz<br />

g i<br />

Hilfsgröße zur Berechnung der Zeilensumme einer Matrix<br />

h<br />

Modulationsindex<br />

n<br />

Fensterbreite<br />

k o<br />

Burst Order<br />

k thres<br />

Konvergenzschwelle des BW-Algorithmus<br />

p i<br />

Paketsymbol<br />

p ij<br />

Zustandsübergangswahrscheinlichkeit<br />

s<br />

Signifikanzschwelle<br />

s(ν)<br />

Von der Verschiebung ν abhängige Signifikanzschwelle<br />

v<br />

Geschwindigkeit<br />

t<br />

Beobachtungszeit<br />

xx


Liste der verwendeten Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

Griechische Buchstaben<br />

α t ( j)<br />

β t ( j)<br />

γ<br />

δ<br />

∆ f<br />

∆t<br />

λ<br />

ν<br />

π i<br />

π (0)<br />

i<br />

τ<br />

τ rms<br />

Ω<br />

Vorwärtswahrscheinlichkeiten<br />

Rückwärtswahrscheinlichkeiten<br />

Path Loss Exponent<br />

Dirac-Funktion<br />

Frequenzinkrement<br />

Zeitinkrement<br />

Parametersatz eines (Hidden) Markov Modells<br />

Verschiebung<br />

Stationäre Zustandswahrscheinlichkeit<br />

Anfängliche Zustandswahrscheinlichkeit<br />

Verzögerungszeit<br />

Mehrwegeverbreiterung<br />

Statistische Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

Analoge <strong>und</strong> digitale Kanalkenngrößen<br />

f a (a)<br />

Fehlerabstandsdichte<br />

fa m (a)<br />

Mehrfachfehlerabstandsdichte<br />

f l (l)<br />

Fehlerlängendichte<br />

Fa c(a)<br />

Komplementäre Fehlerabstandsverteilung<br />

Fa c(a,V k) Komplementäre Symbolabstandsverteilung eines HMMs<br />

P(m,n) Blockfehlerdichte<br />

P(m,n,V k ) Symbolblockfehlerdichte<br />

R ee (ν) Fehlerkorrelationsfunktion<br />

R aa (ν) Abstandskorrelationsfunktion<br />

R pp (ν) Paketkorrelationsfunktion<br />

R dd (∆ f ,∆ f d ) Frequenz-Doppler Korrelationsfunktion<br />

R DD (τ,∆ f d ) Verzögerungs-Doppler Korrelationsfunktion<br />

R DD (0, f d ) Doppler-Leistungsdichtespektrum<br />

R hh (τ,∆t) Verzögerungs-Zeit Korrelationsfunktion<br />

R hh (τ,0) Verzögerungs-Leistungsdichtespektrum<br />

R HH (∆ f ,0) Frequenz-Korrelationsfunktion<br />

R HH (0,∆t) Zeit-Korrelationsfunktion<br />

R HH (∆ f ,∆t) Frequenz-Zeit Korrelationsfunktion<br />

d(τ, f d ) Komplexe dopplervariante Impulsantwort<br />

D( f , f d ) Komplexe dopplervariante Übertragungsfunktion<br />

h(τ,t)<br />

Komplexe zeitvariante Impulsantwort<br />

H( f ,t) Komplexe zeitvariante Übertragungsfunktion<br />

xxi


Liste der verwendeten Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

Stochastische Prozesse <strong>und</strong> deren Folgen<br />

Unendliche Fehlerabstandsfolge<br />

Unendliche Kanalfehlerfolge<br />

Allgemeine Symbolfolge<br />

Paketsymbolfolge<br />

Error-free Burst Length Sequence<br />

Error Burst Length Sequence<br />

Eingangssymbolfolge<br />

Ausgangssymbolfolge<br />

{A t } Fehlerabstandsprozess<br />

{E t } Kanalfehlerprozess<br />

{B (n)<br />

t } Blockfehlerprozess<br />

{L t } Fehlerlängenprozess<br />

{P t } Paketprozess<br />

{U t } Large Scale Fading Prozess<br />

{V t } Small Scale Fading Prozess<br />

{X t } Datenquellenprozess<br />

{Y t } Datensenkenprozess<br />

xxii


1 Einleitung<br />

Das Kapitel 1 leitet in die Thematik der digitalen <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Modellierung</strong> von WPAN-<br />

Funkkanälen ein, indem Problemstellungen bei dem Entwurf von Protokollinstanzen für Netzwerk-,<br />

Transport- <strong>und</strong> zusätzlichen Sicherheitsschichten für industrielle Funksysteme aufgezeigt<br />

werden. Die Notwendigkeit einer realistischen Kanalbeschreibung wird deutlich <strong>und</strong> motiviert<br />

diese Arbeit. Aus den Bedürfnissen zur Kompensation dieser Probleme wird im Abschnitt 1.2<br />

die Aufgabenstellung formuliert. Abschließend enthält das Kapitel 1 eine inhaltliche Gliederung<br />

der vorliegenden Dissertation.<br />

1.1 Motivation <strong>und</strong> Umfeld der Arbeit<br />

Die Effizienz von Automatisierungsanlagen spielt heutzutage eine enorm wichtige Rolle für die<br />

Wirtschaftlichkeit von Produktionsstätten. Aspekte wie Flexibilität, Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Verfügbarkeit<br />

gewinnen zunehmend an Bedeutung. Nicht zuletzt sind kabelgeb<strong>und</strong>ene industrielle<br />

Feldbussysteme [5], [6], [7], [8] in diesem Zusammenhang als Schlüsselfaktoren anzusehen, die<br />

einen dynamischen <strong>und</strong> flexiblen Einfluss auf die Gestaltung industrieller Anwendungen <strong>und</strong><br />

Produktionseinrichtungen ausüben. Feldbussysteme besitzen aber auch Nachteile, die sich besonders<br />

in mobilen Einsatzszenarien <strong>und</strong> unter rauen Umgebungsbedingungen, z.B. durch chemische<br />

Einflüsse, Erschütterungen <strong>und</strong> Wärme bemerkbar machen. In diesen Szenarien ist die<br />

Lebensdauer kabelbasierender Übertragungsmedien deutlich reduziert, sodass der Einsatz von<br />

kabelgeb<strong>und</strong>enen Kommunikationssystemen sehr wartungs- <strong>und</strong> damit kostenintensiv wird.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> erhalten auch WPAN-Funktechnologien immer häufiger Einzug in das industrielle<br />

Umfeld. Im Rahmen des RFieldbus Projekts haben Hähniche, et al. [9] eine wertvolle<br />

Anforderungsanalyse für industrielle funkgestützte Kommunikationssysteme (IFKs) in Form eines<br />

Fragebogens durchgeführt. Anforderungen an Eigenschaften <strong>und</strong> Fähigkeiten zukünftiger<br />

IFKs wurden mit Hilfe des Fragebogens analysiert <strong>und</strong> präsentiert. Darin kristallisierten sich<br />

u.a. Forderungen nach einer zuverlässigen <strong>und</strong> sicherheitsgerichteten Kommunikation sowie einer<br />

flexiblen Netzwerktopologie <strong>und</strong> objektorientierten Dienststruktur heraus. Ebenso fordern<br />

potenzielle Anwender einen ökonomischen Kompromiss zwischen dem Mehrwert neuer Funktionen<br />

in IFKs <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Kosten bei deren Entwicklung.<br />

Aus diesen Forderungen zeichnen sich etliche Kontroversen ab. Einerseits sollte nach Möglichkeit<br />

der Datentransfer in Echtzeit <strong>und</strong> unter Sicherheitsaspekten ablaufen. Andererseits sollten<br />

die Funksysteme hochdynamische Netzwerkstrukturen (Multi-Hop Netzwerkfähigkeit) un-<br />

1


1 Einleitung<br />

terstützen, über die letztendlich die Automatisierungsprozesse untereinander ihre Daten austauschen.<br />

Dies wiederum führt dazu, dass die Protokollstrukturen derartiger Funksysteme sehr<br />

komplex sind <strong>und</strong> über eine Vielzahl von Primitiven verfügen (vgl. ZigBee NWK Netzwerk<br />

Spezifikation [10]). Im Gegensatz zu den klassischen Feldbussystemen sind nicht nur die OSI-<br />

Schichten Übertragung, Sicherung <strong>und</strong> Anwendung implementiert, sondern auch Netzwerk,<br />

Transport sowie zusätzliche Sicherung auf Anwendungsebene durch Safety Protokolle [11], [12]<br />

(Anforderungen der Normenwerke IEC 61058 [13] <strong>und</strong> DIN EN 954-1 [14]).<br />

Die Forderung nach höherer Flexibilität lässt zwangsläufig den Protokolloverhead <strong>und</strong> damit<br />

die zu übertragenden Datenmengen ansteigen. Letztendlich erhöht sich durch den zusätzlichen<br />

Bearbeitungsaufwand der Primitiven sowie deren Übertragungsdauer die benötigte Zeit<br />

für den eigentlichen Austausch der Prozessdaten. In kabelgeb<strong>und</strong>enen industriellen Kommunikationssystemen,<br />

in denen der Übertragungskanal annähernd zeitinvariant ist, kann dieser Problematik<br />

im Wesentlichen durch die Entwicklung angepasster Scheduling-Algorithmen für die<br />

unterschiedlichen Primitiven <strong>und</strong> intelligenten Kanalzugriffsverfahren Abhilfe geschaffen werden.<br />

Prioritätsgesteuert können sowohl unterschiedliche Prozessdaten als auch Steuerdaten der<br />

Primitiven effizient miteinander koexistieren.<br />

Erheblich komplizierter wird der Sachverhalt, wenn der Übertragungskanal nicht mehr zeitinvariant,<br />

sondern, wie für Funksysteme üblich, stark schwankend <strong>und</strong> schw<strong>und</strong>behaftet ist.<br />

Übertragungsfehler treten nun mehr gebündelt auf, was eine empfängerseitige Korrektur durch<br />

korrigierende Kanalcodes (Forward Error Correction - FEC) zunehmend erschwert. Nicht zuletzt<br />

müssen defekte Datenpakete durch entsprechende Wiederholstrategien (Automatic Repeat<br />

Request - ARQ) mehrmals versendet werden, bis diese unbeschadet beim Adressaten eintreffen<br />

<strong>und</strong> verarbeitet werden können. Die Zustellungsdauer der Datenpakete ist somit nicht mehr<br />

determiniert, sondern unterliegt einer nicht zu vernachlässigenden statistischen Varianz. Konnte<br />

beispielsweise ein hoch priorisiertes Datenpaket mit Prozessdaten nicht in seinem vom Scheduler<br />

vorgesehenen Zeitintervall zugestellt werden, so wirkt sich dies mitunter dramatisch auf alle<br />

nachfolgenden Datenpakete aus, da diese zurückgestellt werden. Ist zudem die Topologie eines<br />

solchen Netzwerkes dynamisch, wie es beispielsweise für Multi-Hop Netzwerke üblich ist, so<br />

erhöht sich zusätzlich die Komplexität dieses Problems, da durch die Zurückstellung von Datenpaketen,<br />

welche netzwerkkoordinierende Primitiven transportieren, nicht jeder Teilnehmer<br />

über die aktuellen topologischen Informationen verfügt <strong>und</strong> das Netzwerk somit Inkonsistenzen<br />

aufweist.<br />

Der erfolgreiche Entwurf involvierter Scheduler, Protokollschichten sowie deren Primitiven<br />

hängt daher sehr stark von deren Adaption auf das dynamische Verhalten des Übertragungskanals<br />

ab. Gelingt es, reale Funkkanäle adäquat statistisch zu beschreiben, so können Kanalsimulationen<br />

wichtige Hilfestellung bereits in der Entwurfsphase derartiger Protokolle <strong>und</strong> funktionale<br />

Instanzen geben. Designschwächen können frühzeitig erkannt <strong>und</strong> die Entwicklungszeit erheblich<br />

reduziert werden. In zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten [15], [16], [17], [18] in denen<br />

2


1.2 Aufgabenstellung<br />

Scheduler, Protokolle oder Fehlerschutzmaßnahmen für funkgestützte Kommunikationssysteme<br />

entworfen oder evaluiert wurden, setzten sich die Autoren auch mit der statistischen Beschreibung<br />

von Funkkanälen auseinander. Da die Materie jedoch sehr komplex ist <strong>und</strong> der Schwerpunkt<br />

dieser Arbeiten zum Teil stärker im funktionalen Bereich gesetzt war, wurden teilweise<br />

erheblich vereinfachende Modellannahmen für Funkkanäle getroffen. Zwar konnte dadurch die<br />

statistische Beschreibbar- bzw. Handhabbarkeit der Funkkanäle verbessert werden, jedoch mit<br />

dem Nachteil, dass gleichzeitig die Diskrepanz zwischen Realität <strong>und</strong> Modell größer wurde.<br />

Reale statistische Kanalbeschreibungen können nicht nur während der Entwicklung von Protokollschichten<br />

<strong>und</strong> anderen funktionalen Instanzen hilfreich sein, sondern auch einen erheblichen<br />

Beitrag bei der Inbetriebnahme <strong>und</strong> Fehleranalyse von IFKs liefern. Verfügt ein Funksystem<br />

über die funktionale Möglichkeit, die eigene Übertragungseigenschaft (Kanalfehler-, Paketfehlerverhalten)<br />

selbstständig statistisch zu erfassen <strong>und</strong> zu formulieren oder diese anhand<br />

von Modellparametern zu klassifizieren, so kann durch entsprechende Werkzeuge, natürlich nur<br />

bis zu einem gewissen Grad, eine Fehleranalyse automatisiert werden. Besonders für Hersteller<br />

<strong>und</strong> Anbieter von IFKs könnten derartige Expertensysteme zur Reduzierung des notwendigen<br />

Gr<strong>und</strong>wissens bei dem Umgang <strong>und</strong> der Installation der IFKs beitragen. Supportprozesse können<br />

rationaler <strong>und</strong> damit kostengünstiger gestaltet werden.<br />

1.2 Aufgabenstellung<br />

Die Aufgabenstellung dieser Dissertation umfasste die Entwicklung einer Methode mit der<br />

WPAN-Funkkanäle digital analysiert werden können, um deren Einsatzbarkeit in industriellen<br />

Applikationen durch entsprechende <strong>Leistungsbewertung</strong>en untersuchen zu können. Nach Möglichkeit<br />

sollte diese Problemstellung mithilfe eines <strong>generative</strong>n, statistischen Modells gelöst werden.<br />

Generativ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es sich nicht nur um ein beschreibendes,<br />

statistisches Modell handelt, sondern auch dazu eignet, WPAN-Funkkanäle aktiv zu simulieren.<br />

Es sollte daher strukturell in einem Simulator, beispielsweise dem Network Simulator ns-2, integrierbar<br />

sein. Ziel dieser Aufgabenstellung ist es, mit den neuen Erkenntnissen aus dieser Arbeit<br />

speziell die im Abschnitt 1.1 formulierten Problemstellungen besser behandelbar zu gestalten.<br />

Mit der Vielzahl publizierter digitaler Kanalmodelle, z.B. die nach Gilbert [19], Gilbert-Elliott<br />

[20], Fritchman [21] <strong>und</strong> McCullough [22], welche eine <strong>generative</strong> Beschreibungsform erlauben,<br />

stehen zahlreiche Kandidaten für diese Aufgabe zur Verfügung. Da deren Ursprung meistens aus<br />

der <strong>Modellierung</strong> von Telefonnetzwerken stammt, stellt sich die Frage, inwieweit auch die Charakteristika<br />

von WPAN-Funktechnologien mit diesen Modellen erfasst <strong>und</strong> realistisch wiedergegeben<br />

werden können. Die Klärung dieser Fragestellung sollte auf der Basis realistischer Experimente<br />

erfolgen, in denen digitale Funkkanäle unter industriellen Ausbreitungsbedingungen<br />

aufgezeichnet werden. Der Begriff ”industrielle Ausbreitungsbedingungen” impliziert industrietypische<br />

Umgebungen mit hohem metallischem Umgebungsgehalt, bewegte Umfelder, keine<br />

3


1 Einleitung<br />

LOS zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger, sodass der Einfluss der Mehrwegeausbreitung stark zum<br />

Tragen kommt. Bei den in dieser Arbeit berücksichtigten WPAN-Funktechnologien handelt es<br />

sich um IEEE 802.15.1, IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET. Die aus den Experimenten abgeleiteten<br />

Ergebnisse sind kontrovers zu diskutieren, um eventuelle Schwachpunkte zu identifizieren.<br />

Ggfs. sei ein digitales Modell neu zu entwickeln, das die Eigenschaften derartiger Funkkanäle<br />

besser nachbilden kann.<br />

Da bekanntermaßen die zielgerichtete Schätzung der Parametersätze für die Qualität eines<br />

Modells ebenso wichtig ist wie deren innere Struktur <strong>und</strong> damit resultierende Eigenschaft, soll<br />

eine Vorgehensweise entwickelt werden, mit der Parametersätze systematisch <strong>und</strong> effizient zu<br />

bestimmen sind. Die Anwendbarkeit dieser Vorgehensweise soll sich nicht nur auf kontinuierlich<br />

übertragende Funktechnologien beschränken, sondern auch auf paket-orientiert übertragende<br />

(moderne) anwendbar sein. Nach Möglichkeit sollte eine hohe Anzahl an Freiheitsgraden bei<br />

der Parameterbestimmung vermieden werden, ebenso wie der Einsatz von aufwändigen Suchverfahren<br />

im Parameterraum der Modelle. Wünschenswert ist die Entwicklung einer allgemeingültigen<br />

<strong>und</strong> stringenten Vorgehensweise bei der Parameterschätzung. Da die zu entwickelnde<br />

Methode den Fortschritt bei der Entwicklung neuer Sicherungs-, Netzwerk-, Transport- <strong>und</strong> Anwendungsprotokolle<br />

für IKFe fördern soll, sind Berechnungsvorschriften für die klassischen,<br />

digitalen Kanalkenngrößen abzuleiten <strong>und</strong> anzugeben. Für die Charakterisierung des Kanalfehlerverhaltens<br />

gehören dazu formale Ausdrücke für die Berechnung der komplementären Fehlerabstandsverteilung<br />

(KFAV) Fa c (a) mit a ∈ N <strong>und</strong> der Blockfehlerdichte (BFD) P(m,n) mit<br />

m,n ∈ N 0 (vgl. [23]).<br />

Ganz bewusst sollte die vorliegende Dissertation auch leicht praktischen Charakter aufweisen,<br />

da die Ergebnisse der Experimente <strong>und</strong> Kanalaufzeichnungen am Rande auch zur <strong>Leistungsbewertung</strong><br />

der betrachteten WPAN-Funktechnologien herangezogen werden können. Sie zeigen<br />

infolgedessen pragmatische Grenzen im Übertragungsverhalten auf <strong>und</strong> identifizieren potenzielle<br />

Anwendungsgebiete der unterschiedlichen WPAN-Funktechnologien. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

sollte darauf Wert gelegt werden, die Praxisrelevanz bestimmter statistischer Kenngrößen an<br />

geeigneten Stellen in der Dissertation hervorzuheben.<br />

1.3 Gliederung der Arbeit<br />

Nach der im Kapitel 1 enthaltenen Einleitung <strong>und</strong> Definition der Aufgabenstellung erfolgt im<br />

Kapitel 2 die Vorstellung der zur experimentellen <strong>Analyse</strong> digitaler Übertragungskanäle eingesetzten<br />

WPAN-Funktechnologien IEEE 802.15.1, IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET. Schwerpunktmäßig<br />

werden die Eigenschaften der Physikalischen Schicht <strong>und</strong> Sicherungsschicht vorgestellt.<br />

Primär gehören dazu die Charakteristika der Modulationsverfahren <strong>und</strong> die davon abhängigen<br />

Kenngrößen Systembandbreite B s <strong>und</strong> Symboldauer T s , welche zur Klassifizierung der physikalischen<br />

Funkkanäle benötigt werden. Ferner werden Methoden zur Signalspreizung präsentiert.<br />

4


1.3 Gliederung der Arbeit<br />

Anwendungsprofile werden hingegen bewusst nur am Rande erwähnt, da sie in dieser Arbeit nur<br />

eine nebensächliche Rolle spielen.<br />

Das Kapitel 3 leitet in die Charaktierisierung <strong>und</strong> <strong>Modellierung</strong> von Funkkanälen ein. Nachdem<br />

die physikalischen Ausbreitungsphänomene elektromagnetischer Wellen <strong>und</strong> deren Bedeutung<br />

für die funkgestütze Kommunikation vorgestellt sind, wird der Stand der Technik zur analogen<br />

<strong>Modellierung</strong> derartiger Phänomene dargelegt. In diesem Zusammenhang werden die Begriffe<br />

”Large Scale Fading” <strong>und</strong> ”Small Scale Fading” eingeführt. Im Anschluss daran folgt<br />

eine systemtheoretische, modellhafte Betrachtung von Übertragungskanälen aus dem Blickwinkel<br />

von Bellos [1] Zusammenhang der Systemfunktionen. Unter der Annahme von Kanalstationarität<br />

im weiteren Sinne <strong>und</strong> statistisch unabhängigen Streuobjekten (Wide Sense Stationary<br />

Uncorrelated Scattering – WSSUS) werden die bekannten ”analogen” Kanalkenngrößen Mehrwegeverbreiterung<br />

τ rms , Kohärenzbandbreite B c , Kohärenzzeit T c <strong>und</strong> Dopplerverbreiterung D s<br />

abgeleitet, wonach eine Klassifizierung von Funkkanälen in der Praxis erfolgt.<br />

Nach der Vorstellung analoger Beschreibungsformen für Funkkanäle führt die zweite Hälfte<br />

des Kapitels 3 in die digitale Charakterisierung <strong>und</strong> <strong>Modellierung</strong> ein. Dazu wird der digitale<br />

Funkkanal samt seiner beschreibenden Prozesse vorgestellt. U.a. zählen dazu der Kanalfehler-<br />

{E t } <strong>und</strong> der Fehlerabstandsprozess {A t }. In diesem Zusammenhang werden die Begriffe ”gedächtnisbehaftete”<br />

<strong>und</strong> ”erneuernde” Übertragungskanäle erklärt <strong>und</strong> auf die Auswirkung bei<br />

deren <strong>Modellierung</strong> eingegangen. Danach werden die statistischen Kenngrößen der o.g. Prozesse<br />

angegeben. Neben den klassischen statistischen Kenngrößen der Momente erster <strong>und</strong> zweiter<br />

Ordnung (Erwartungswert, Varianz, Korrelation, usw.) werden die wichtigen statistischen<br />

Verteilungen, KFAV Fa c (a) <strong>und</strong> BFD P(m,n), eingeführt <strong>und</strong> Adouls [24] Umrechnungsmethoden<br />

zwischen Fa c (a) ↔ P(m,n) für nicht-erneuernde Kanäle präsentiert. Im abschließenden<br />

Abschnitt dieses Kapitels werden statistische Tests vorgestellt, mit denen Zufallsvariablen empirischer<br />

Prozesse auf ihre innere statistische Abhängigkeit untersucht werden können.<br />

Im Kapitel 4 wird die Theorie <strong>generative</strong>r Modelle zur Beschreibung gedächtnisbehafteter<br />

Übertragungskanäle auf der Basis endlicher Hidden Markov Modellen (HMM) erster Ordnung<br />

vorgestellt. Darin werden allgemeingültige formale Ausdrücke für die Korrelationsfunktion, die<br />

komplementäre Symbolabstandsverteilung <strong>und</strong> die Symbolblockdichte von HMMen gegeben.<br />

Im Anschluss daran werden die wissenschaftlich etablierten Kanalmodelle nach Gilbert [19],<br />

Gilbert-Elliott [20], McCullough [22] <strong>und</strong> Fritchman [21] beschrieben, die quasi als Instanzen<br />

von HMMen zu behandeln sind <strong>und</strong> demnach auch den HMM Formalismen unterliegen. Neben<br />

der Darstellung des strukturellen Aufbaus wird insbesondere deren Erneuerungscharakter analysiert<br />

<strong>und</strong> im Hinblick auf die <strong>Modellierung</strong> realer Funkkanäle diskutiert. Den Abschluss des<br />

Kapitels 4 bildet eine tabellarische Zusammenfassung <strong>und</strong> Gegenüberstellung wichtiger Modelleigenschaften.<br />

Methoden zur Parametrierung <strong>generative</strong>r Modelle werden in Kapitel 5 beschrieben. Zuerst<br />

wird in die Methode der Häufigkeitsannäherung durch die Segmentierung charakteristischer<br />

5


1 Einleitung<br />

Symbolfolgen eingeführt, welche sowohl auf Zufallsvariablen der Kanalfehler- {E t } als auch<br />

der Fehlerabstandsprozesse {A t } anzuwenden ist. Als zweites Verfahren wird die statistische<br />

Anpassung an die KFAV Fa c (a) durch die Lineare Regression vorgestellt, welche jedoch prinzipiell<br />

auf die Parameterschätzung erneuernder Übertragungskanäle beschränkt ist. Die Lösung<br />

des rekursiven Gleichungssystems zur Berechnung der BFD P(m,n) wird als drittes Verfahren<br />

in dieser Arbeit präsentiert, das vordergründig auf Modelle mit geringer Zustandsanzahl anzuwenden<br />

ist. Für den Fall, dass einige Parameter nicht durch systematische Schätzverfahren<br />

ermittelt werden können, stellen Suchverfahren die letzte Möglichkeit dar, diese zu bestimmen.<br />

Die dabei zum Einsatz kommenden Kriteriumsfunktionen werden anschließend im Abschnitt 5.4<br />

dargelegt <strong>und</strong> diskutiert. Als letztes Verfahren wird der Baum-Welch Algorithmus [25], [26] zur<br />

Schätzung lokal optimaler Parametersätze für HMMe anhand einer vorliegenden Observation<br />

formal vorgestellt <strong>und</strong> mögliche Problemstellen aufgezeigt.<br />

Im Kapitel 6 werden die empirisch aufgezeichneten digitalen Funkkanäle statistisch untersucht,<br />

um die notwendigen Gr<strong>und</strong>voraussetzungen identifizieren zu können, die von den später<br />

zur Beschreibung herangezogenen <strong>generative</strong>n Modellen unterstützt werden müssen. Eingangs<br />

wird dazu der zur Kanalaufzeichnung verwendete Messaufbau in seiner Topologie erklärt <strong>und</strong><br />

die Funktionsweise zur Bestimmung der Kanalfehler e ij des erzeugenden Kanalfehlerprozesses<br />

{E t } umschrieben. Da die zur Kanalaufzeichnung eingesetzten WPAN-Funktechnologien nur<br />

einen paket-orienterten Datentransfer erlauben, müssen die klassischen statistischen Kenngrößen,<br />

die ansonsten aus kontinuierlichen Folgen von Zufallsvariablen berechnet werden, nun aus<br />

blockweisen Ausschnitten bestimmt werden. Die Archivierung der Kanalfehler e ij erfolgt nun<br />

mehr in der Kanalfehlermatrix E. Demnach werden für diverse Formeln zur analytischen Berechnung<br />

digitaler Kanalkenngrößen die notwendigen Modifikationen angegeben. Hierzu zählt<br />

beispielsweise die empirische Fehlerkorrelationsfunktion (FKF) R ee (ν) <strong>und</strong> die KFAV Fa c (a).<br />

Anhand eines statistischen Signifikanztests auf Normalverteilung sowie der FKF R ee (ν) <strong>und</strong> der<br />

Abstandskorrelationsfunktion (AKF) R aa (ν) wird anschließend die Gedächtnisbehaftung <strong>und</strong><br />

das Erneuerungsverhalten der aufgezeichneten Funkkanäle untersucht <strong>und</strong> eine Klassifizierung<br />

in erneuernde <strong>und</strong> nicht-erneuernde Kanäle vorgenommen. Mit diesen Erkenntnissen werden<br />

die im Kapitel 4 vorgestellten Kanalmodelle konfrontiert <strong>und</strong> untersucht, inwieweit diese sich<br />

zur realistischen <strong>Modellierung</strong> derartiger Funkkanäle eignen <strong>und</strong> wie sich das auf die im Kapitel<br />

5 vorgestellten Parameterschätzverfahren auswirkt. Es zeigt sich, dass die aufgezeichneten<br />

Funkkanäle i.d.R. nicht-erneuernd sind <strong>und</strong> Parameterschätzverfahren, welche Modellstatistiken<br />

an die empirischen Fehlerabstandsprozesse {A t } anpassen, teilweise recht unbefriedigende<br />

Ergebnisse liefern.<br />

Im Kapitel 7 werden die aus den Untersuchungen im Kapitel 6 gewonnenen Erkenntnisse<br />

ausgewertet <strong>und</strong> ein neues hybrides nicht-erneuerndes Kanalmodell auf der Basis von HM-<br />

Men entwickelt. Der Begriff ”hybrid” kennzeichnet eine separate <strong>Modellierung</strong> des Übertragungsverhaltens<br />

durch zwei voneinander unabhängige HMMe, jeweils zur Charakterisierung<br />

des Kanalfehler- <strong>und</strong> Paketverhaltens. Da die Parameterschätzung für das kanalfehlerbeschrei-<br />

6


1.3 Gliederung der Arbeit<br />

bende HMM anhand der Zufallsvariablen des Blockfehlerprozesses (BFP) {B (n)<br />

t } erfolgt, besteht<br />

die Menge der Modellzustände exakt aus der gültigen Wertemenge dieser Blockfehler<br />

b (n)<br />

ij ∈{0,...,n}. Als adäquater Wert für die Fensterbreite n zur Erechnung der Blockfehler b (n)<br />

ij<br />

mithilfe der Fenstermethode aus den Kanalfehlern e ij konnte als guter Kompromiss zwischen<br />

Modellkomplexität <strong>und</strong> -qualität der Wert n = 10 identifiziert werden. Die Schätzung initaler<br />

Parametersätze λ k0 gewährleistet die Methode der Häufigkeitsannäherung, angewandt auf die<br />

in der Blockfehlermatrix BL (n) abgespeicherten Blockfehler b (n)<br />

ij . Für eine weitere Optimierung<br />

wird der Baum-Welch Algorithmus herangezogen, der die initialen Parametersätze λ k0 lokal<br />

maximiert <strong>und</strong> damit die Qualität des kanalfehlerbeschreibenden HMMs zusätzlich verbessert.<br />

Nach der Definition des kanalfehlerbeschreibenden Modells wird im weiteren Verlauf des Kapitels<br />

7 ein neues Modell zur Charakterisierung des Paketübertragungsverhaltens vorgestellt. Es<br />

handelt sich dabei um ein HMM mit drei Zuständen. Dieses grenzt sich zu anderen Paketmodellen<br />

insbesonders davon ab, dass es nicht nur die Ereignisse ”fehlerfreier” <strong>und</strong> ”fehlerhafter”<br />

Empfang von Datenpaketen erfasst, sondern auch den für Funksysteme typischen Verlust dieser<br />

charakterisiert, beispielsweise während der Synchronisationsphase auf die Datenpaketpräambel.<br />

Demnach emittiert das paketbeschreibende HMM für die drei Ereignisse entsprechende<br />

Paketsymbole p i . Zur Schätzung initialer Parametersätze λ p0 wurde der HMM-Charakter des<br />

Markov-Modells durch dessen Ausgabematrix B p in Form einer 3 × 3 Einheitsmatrix erst einmal<br />

aufgehoben, jedoch vor der Anwendung des BW-Algorithmuses durch Modifikationen an<br />

der Ausgabematrix B p wiederhergestellt. Den Abschluss des Kapitels 7 bilden Gegenüberstellungen<br />

der entsprechenden Kanalstatistiken des neuen Modells mit denen der empirischen Kanalaufzeichnungen.<br />

Sie verdeutlichen die mit dem neuen Modell erreichten Verbesserung <strong>und</strong><br />

rechtfertigen aus wissenschaftlichen Gesichtspunkten dessen Entwicklung.<br />

Das Kapitel 8 bildet den Abschluss dieser Dissertation in Form einer Zusammenfassung, in<br />

der die wichtigen Ergebnisse nochmals in Kurzform präsentiert <strong>und</strong> diskutiert werden. Darin<br />

werden auch während dieser Arbeit entwickelte Ideen <strong>und</strong> Anregungen für zukünftige Arbeiten<br />

in einem Ausblick dargestellt.<br />

Dem Anhang können Informationen über die durchgeführten Experimente zur Kanalaufzeichnung<br />

entnommen werden. Im Abschnitt A des Anhangs werden die eingesetzten WPAN-<br />

Funksysteme vorgestellt. Unter anderem zählen dazu die eingestellten Systemparameter mit denen<br />

vergleichbare experimentelle Bedingungen geschaffen wurden, beispielsweise durch die<br />

Normierung der Sendeleistung auf 0 dBm (1 mW). Im Abschnitt B sind Informationen über<br />

die Messumgebungen, bzw. Örtlichkeiten enthalten, in denen die Funkkanäle unter industriellen<br />

Ausbreitungsbedingungen aufgezeichnet wurden. Die Definition der stationären <strong>und</strong> mobilen<br />

Szenarien für die experimentellen Kanalaufzeichungen ist Bestandteil des Abschnitts C. Danach<br />

folgt die tabellarische Präsentation der statistischen Messergebnisse im Abschnitt D, in<br />

dem die entsprechenden Häufigkeiten kanalrepräsentierender Kenngrößen angegeben werden,<br />

woraus die Kanalfehler- (BER), Paketfehler- (PER) <strong>und</strong> Paketverlustraten (PLR) usw. berechnet<br />

7


1 Einleitung<br />

wurden. Der Anhang endet mit dem Abschnitt E in dem diverse Parametersätze für die untersuchten,<br />

bzw. das neu entwickelte hybride Kanalmodell aufgeführt wurden. Den Abschluss<br />

bildet der tabellarische Lebenslauf des Autors dieser Arbeit im Abschnitt E.3.8.<br />

8


2 WPAN-Funktechnologien für die experimentelle <strong>Analyse</strong><br />

digitaler Funkkanäle<br />

Das Kapitel 2 gibt einen technologischen Überblick über die in dieser Arbeit zur experimentellen<br />

Aufzeichnung digitaler Funkkanäle eingesetzten Technologien IEEE 802.15.1, IEEE 802.15.4<br />

<strong>und</strong> nanoNET. Da diese WPAN-Funktechnologien u.a. den Frequenzbereich 2,4 GHz des Industrial,<br />

Scientific <strong>und</strong> Medical (ISM) Frequenzbands nutzen, ist eine Gegenüberstellung <strong>und</strong><br />

<strong>Leistungsbewertung</strong> ihrer Übertragungsverhalten prinzipiell gegeben. Da im Rahmen der experimentellen<br />

Kanalaufzeichnungen primär die Protokollschichten der Physikalischen Schicht <strong>und</strong><br />

teilweise der Sicherungsschicht im Vordergr<strong>und</strong> stehen, beschränkt sich dieses Kapitel schwerpunktmäßig<br />

auf die Umschreibung dieser Instanzen. Hingegen finden der Aufbau <strong>und</strong> die Funktion<br />

der in der oberen Hälfte des OSI-Modells angeordneten Protokollinstanzen, wie beispielsweise<br />

der Transport- <strong>und</strong> Anwendungsschicht, kaum oder keine Erläuterung. Stattdessen sei an<br />

dieser Stelle auf die entsprechenden Spezifikationen verwiesen [27], [28], [29].<br />

2.1 IEEE 802.15.1<br />

Bei dem IEEE Standard 802.15.1 handelt es sich um die im Jahre 2003 erfolgte Übernahme<br />

der Protokollschichten Physikalische Schicht (PHY) <strong>und</strong> Sicherungsschicht (MAC), des von<br />

der Special Interested Group Bluetooth (SIG) 1998 entwickelten Funkstandards Bluetooth (BT)<br />

[30], [31], [32], [27], [33], [34]. BT bzw. IEEE 802.15.1 operiert im 2,4 GHz ISM Frequenzband<br />

<strong>und</strong> wurde vornehmlich für die Bereitstellung eines ad-hoc fähigen Datenaustauschs zwischen<br />

mobilen, batteriebetriebenen Konsumergeräten, beispielsweise PDAs, Mobiltelefonen <strong>und</strong> Notebooks<br />

entworfen. Zunehmend findet sich der Standard IEEE 802.15.1 auch in industriellen funkgestützten<br />

Kommunikationsgeräten wieder. Speziell das ”Kabelersatzprofil” Serial Port Profile<br />

(SPP) eröffnete dort neue Anwendungsbereiche, beispielsweise durch das Ersetzen von kabelbasierenden<br />

Service- <strong>und</strong> Programmierschnittstellen auf der Basis der Standards RS-232 <strong>und</strong><br />

RS-485 durch Funk. Die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Geräteklassen stellen bis<br />

zur Anwendungsschicht vollständig spezifizierende Profile [31], [34] sicher. Interoperabilitätstests<br />

durch die SIG oder autorisierte Testhäuser garantieren deren Konformität.<br />

Drei Leistungsklassen Class 3 – 0 dBm, Class 2 – 4 dBm <strong>und</strong> Class 1 – 20 dBm erlauben<br />

von der Umgebung abhängige Reichweiten zwischen 10 m – 100 m. In der aktuellen Version<br />

2.0 [27] unterstützt IEEE 802.15.1 drei verschiedene Datenraten. Im Standardbetrieb erfolgt die<br />

Übertragung der Daten mit einer Rate von R b =1 MBit<br />

s<br />

bei einer Symbolrate R s =1 MBaud<br />

s<br />

.<br />

9


2 WPAN-Funktechnologien für die experimentelle <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

Als Modulationsverfahren wird Gaussian Frequency Shift Keying (GFSK) mit einem variablen<br />

Modulationsindex von h = {0,28,...,0,35} angewandt. Im Erweiterungsmodus Enhanced Data<br />

Rate (EDR) ist es auch möglich höhere Datenraten theoretisch bis zu 2 <strong>und</strong> 3 MBit<br />

s<br />

zu erreichen.<br />

In diesem Fall kommen die zwei höherwertigen Modulationsverfahren π 4<br />

Differential Quaternary<br />

Phase Shift Keying (DQPSK) (2 MBit<br />

s<br />

) <strong>und</strong> 8 Differential Phase Shift Keying (DPSK) (3 MBit<br />

s<br />

)<br />

zum Einsatz. Es werden dabei vier- bzw. achtwertige Symbole bei gleich bleibender Symbolrate<br />

von R s = 1 MBaud<br />

s<br />

übertragen. Die Bandbreite eines IEEE 802.15.1 konformen GFSK-Signals<br />

beträgt in etwa B s = 1 MHz <strong>und</strong> zeigt folgenden spektralen Verlauf (siehe Abbildung 2.1).<br />

Abbildung 2.1. Spektraler Verlauf eines IEEE 802.15.1 konformen GFSK Signals, erzeugt mit<br />

dem Funkmodul Mitsumi WML-C20.<br />

Um gegenüber Interferenzen anderer Kommunikationsteilnehmer <strong>und</strong> Fadingeinbrüchen unempfindlicher<br />

zu sein, verwendet die Funktechnologie IEEE 802.15.1 ein Slow Frequency Hopping<br />

Spread Spectrum (FHSS) Verfahren. Dazu wird das ISM-Frequenzband (2401 – 2483,5<br />

MHz) abzüglich eines oberen <strong>und</strong> unteren Schutzbandes in 79 logische Kanäle unterteilt, die<br />

über eine Bandbreite von jeweils 1 MHz verfügen. Diese logischen Kanäle werden während<br />

einer aktiven Kommunikationsphase 1600 mal pro Sek<strong>und</strong>e pseudozufällig gewechselt. Für die<br />

Dauer eines Zeitschlitzes (625 µs) bzw. der Übertragung eines Datenpakets wird ein Kanal beibehalten.<br />

Der Transfer eines nachfolgenden Datenpakets erfolgt hingegen auf einem anderen<br />

Kanal. Unterliegt ein Teil des Frequenzbereichs Störungen (Fadingeinbruch, Kanalbelegung),<br />

so besteht immer noch die Möglichkeit, durch Frequenzwechsel einen ungestörten Bereich vorzufinden.<br />

Seit der Version 1.2 des IEEE 802.15.1 Standards [32] ist das FHSS-Verfahren adaptiv<br />

(Adaptive Frequency Hopping – AFH), d.h. es passt sich den Gegebenheiten des physikalischen<br />

Übertragungskanals an. Überschneidet sich beispielsweise der Frequenzbereich eines<br />

10


2.2 IEEE 802.15.4<br />

IEEE 802.11 konformen Funksystems mit dem eines IEEE 802.15.1 basierenden Systems, so<br />

werden die überlappenden Kanäle anhand der dort befindlichen Energie als gestört identifiziert<br />

<strong>und</strong> aus der Hoppingsequenz ausgeschlossen. Die weitere Kommunikation erfolgt nun nur noch<br />

auf den restlichen freien Kanälen.<br />

2.2 IEEE 802.15.4<br />

Bei dem Standard IEEE 802.15.4 [28], [35] handelt es sich ebenfalls um die Spezifikation der<br />

Physikalischen Schicht <strong>und</strong> Sicherungsschicht einer WPAN-Funktechnologie, primär als Basis<br />

für technische Anwendungen. Das Applikationsframework hingegen ist Bestandteil der Zig-<br />

Bee Spezifikation. Dort sind neben dem Netzwerk- <strong>und</strong> Transportprotokoll auch entsprechende<br />

Anwendungsprofile definiert, die eine Interoperabilität einzelner Geräte sicherstellen. Als<br />

Einsatzgebiete für IEEE 802.15.4 / ZigBee konforme Funksysteme sind hauptsächlich industrielle<br />

Applikationen <strong>und</strong> Bereiche der Gebäudevernetzung / Haustechnik zu nennen. Hierzu<br />

zählen beispielsweise als Multi-Hop Netzwerke ausgelegte Sensor-Aktuator Strukturen <strong>und</strong> Anwendungen<br />

in der kabellosen Schaltungstechnik, beispielsweise funkgestützte Lichtschalter <strong>und</strong><br />

Dimmer. Ein großer Vorteil der ZigBee Netzwerkschicht [10] besteht in der Unterstützung des<br />

Aufbaus von s.g. vermaschten Netzwerken (Meshed Networks). Auch ohne direkte Verbindung<br />

können damit großflächig verteilte Kommunikationsknoten untereinander Daten austauschen.<br />

Um derartige Strukturen aufbauen zu können, verfügt ein Teil dieser Kommunikationsknoten<br />

über Routingfunktionalität.<br />

Die Funktechnologie IEEE 802.15.4 nutzt zur Kommunikation drei verschiedene Frequenzbänder<br />

in den Bereichen 868 MHz, 915 MHz <strong>und</strong> 2,4 GHz. Die maximale Datenrate beträgt<br />

250 kBit<br />

s<br />

im 2,4 GHz ISM-Frequenzband. Je nach eingesetztem Frequenzbereich erfolgt die Signalmodulation<br />

durch Binary Phase Shift Keying (BPSK) (868 MHz, 915 MHz) oder Offset<br />

Quatenary Phase Shift Keying (O-QPSK) (2,4 GHz). Einen zusammenfassenden Überblick über<br />

die charakteristischen Kenngrößen der Modulation <strong>und</strong> der Signalspreizung gibt die nachfolgende<br />

Tabelle 2.1.<br />

Tabelle 2.1. Parameter der Modulationsverfahren <strong>und</strong> Spreiztechnologien der WPAN-Funktechnologie<br />

IEEE 802.15.4.<br />

Eigenschaften → Kanäle Symbolrate Datenrate Impulsformung Spreizung Modulation<br />

↓ Frequenz<br />

868-868,8 MHz 1 20 kBaud/s 20 kBit/s Raised Cosinus DSSS BPSK<br />

902-928 MHz 10 40 kBaud/s 40 kBit/s Raised Cosinus DSSS BPSK<br />

2400-2483,5 MHz 16 62,5 kBaud/s 250 kBit/s Half Sine DSSS O-QPSK<br />

Zur Reduzierung der Störanfälligkeit setzt die IEEE 802.15.4 Technologie ein Direct Sequence<br />

Spread Spectrum (DSSS) Verfahren ein, bei dem die Signalenergie auf einen größeren<br />

Frequenzbereich verteilt wird. Der Bitstrom im Basisband wird vor der Modulation mit einer Co-<br />

11


2 WPAN-Funktechnologien für die experimentelle <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

desequenz multipliziert. Die Signalbandbreite B s erhöht sich, während gleichzeitig die spektrale<br />

Leistungsdichte des Signals verringert wird. Das wiederum führt dazu, dass das nun gespreizte<br />

Signal deutlich weniger anfällig gegenüber Fading oder Interferenzen schmalbandiger Störer<br />

ist. Ein typisches IEEE 802.15.4 konformes O-QPSK Signal besitzt den in der Abbildung 2.2<br />

dargestellten spektralen Aufbau. Die effektive Signalbandbreite beträgt in etwa B s ≈ 2 MHz.<br />

Abbildung 2.2. Spektraler Verlauf eines IEEE 802.15.4 konformen O-QPSK Signals, erzeugt<br />

mit dem Transceiver Freescale MC 13192.<br />

2.3 nanoNET<br />

Eine neuartige WPAN-Funktechnologie mit der Bezeichnung nanoNET (vgl. [29], [36]) wurde<br />

von der Firma Nanotron entwickelt. Angelehnt an die Standards der IEEE Arbeitsgruppe<br />

802.15.4, um Kompatibilität zu wahren, umschreibt die nanoNET-Spezifikation [29] die Protokollinstanzen<br />

der Physikalischen Schicht <strong>und</strong> der Sicherungsschicht. Die Besonderheit der<br />

nanoNET-Technologie liegt in der Verwendung des Chirp Spread Spectrum (CSS) Verfahrens<br />

[37], [38] als Realisierung der Multi Dimensional Multiple Access (MDMA) Technik, in der die<br />

zu übertragenden Signale linear frequenzmoduliert (LFM) werden. Die Relevanz dieser LFM-<br />

Signale wurde für die kabellose Datenkommunikation bereits in den siebziger Jahren erkannt<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlich untersucht [37], [39]. Bereits im Jahre 2003 erfolgte die Ankündigung<br />

von Nanotron [40], dass Prinzipien des Chirp Modulationsverfahrens in die Entwicklung einer<br />

alternativen Modulation für den Standard IEEE 802.15.4a einfließen werden.<br />

Anstelle von Rechteckimpulsen nutzt die CSS-Modulation Sinc-Impulse im Basisband, welche<br />

frequenztransformiert ein rechteckiges Spektrum aufweisen. Die Modulation erfolgt durch<br />

12


2.3 nanoNET<br />

Abbildung 2.3. Spektraler Verlauf eines Chirp-Signals, erzeugt mit dem nanoNET-Transceiver<br />

TRX-NA1TR8.<br />

den Einsatz von Dispersive Delay Lines (DDL), die praktisch durch Surface Accoustic Wave<br />

Filter (SAW) implementiert werden. DDLs sind als passive Bauteile in der Lage, Sinc- <strong>und</strong><br />

LFM-Impulse ineinander zu überführen, <strong>und</strong> ermöglichen daher kostengünstige Systemstrukturen.<br />

Da LFM-Signale (Chirps) ebenfalls rechteckige Spektren aufweisen, kann eine optimale<br />

Ausfüllung verfügbarer Frequenzbereiche damit umgesetzt werden.<br />

Als Up-Chirps werden LFM-Impulse mit ansteigender Frequenz bezeichnet. Down-Chirps<br />

wiederum besitzen eine negative Frequenzänderung. Ein zu übertragendes Informationsbit (0/1)<br />

kann daher entweder durch einen Down-Chirp, Up-Chirp, folded-Chirp oder off-Chirp repräsentiert<br />

werden. Bei der nanoNET-Technologie ist die zu übertragende Information in die Frequenzänderung<br />

des Chirp Impulses eingebettet. Die maximal mögliche Wertigkeit der Modulation<br />

beträgt bei der nanoNET-Technologie vier. Für die IEEE 802.15.4a hingegen kann erwartet werden,<br />

dass die Nutzinformation stattdessen in die Signalphase eingebettet wird. Des Weiteren<br />

können Symbolperioden sowohl zu T sp =1µs oder T sp =2µs bei konstanter Symboldauer<br />

von T s =1µs eingestellt werden. Je nach Wertigkeit der Modulation <strong>und</strong> der eingestellten Symboldauer<br />

können Datenraten von 500 kBit<br />

s<br />

,1 MBit<br />

s<br />

<strong>und</strong> 2 MBit<br />

s<br />

bereitgestellt werden. Die effektive<br />

Signalbandbreite eines Chirps beträgt B s ≈ 64 MHz (siehe Abbildung 2.3), sodass der Übertragungskanal<br />

der nanoNET-Technologie als breitbandig eingestuft werden kann. Trotz dieser<br />

großen Signalbandbreite B s sind aufgr<strong>und</strong> des hohen Bandbreiten-Zeit Produkts Inter Symbol<br />

Interferenzen (ISI) nicht zu erwarten.<br />

13


2 WPAN-Funktechnologien für die experimentelle <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

Theoretisch ergeben sich aus der hohen Bandbreite Vorzüge gegenüber schmalbandigen<br />

WPAN-Funktechnologien. Einflüsse wie beispielsweise die Mehrwegeausbreitung <strong>und</strong> Interferenzen<br />

schmalbandiger Störer wirken sich nicht so dramatisch aus. Obwohl das Spektrum<br />

der Chirp-Signale etwa 64 MHz der verfügbaren 80 MHz Bandbreite des ISM-Frequenzbandes<br />

einnimmt, ist trotzdem nur mit einer geringer Beeinflussung anderer koexistierender Funktechnologien<br />

zu rechnen. Während der Übertragung eines Symbols werden spektrale Bereiche des<br />

ISM-Frequenzbandes nur kurzzeitig belegt. Die Dauer der Überschneidung spektraler Bereiche<br />

von nanoNET <strong>und</strong> koexistierenden Funktechnologien ist häufig zu gering, um fehlerhafte<br />

Symbole zu erzeugen. Prinzipiell eignet sich deshalb die MDMA-Technik für einen interferenzarmen<br />

Zugriff auf mehrfach genutzte Übertragungsmedien (vgl. [38]). Im weiteren Sinne<br />

stellt die MDMA-Technik die Realisierung eines Fast Frequency Hopping Spread Spektrum<br />

(F-FHSS) Verfahrens dar. Im Rahmen des Spezifikationsprozesses alternativer Modulationsverfahren<br />

im Standard IEEE 802.15.4a wird jedoch wahrscheinlich die effektive Signalbandbreite<br />

B s von 64 MHz auf 20 MHz herabgesetzt [41] <strong>und</strong> eine zum Standard IEEE 802.11 ähnliche<br />

Kanalaufteilung vorgenommen, in der bis zu drei parallele Kanäle interferenzlos im 2,4 GHz<br />

ISM-Frequenzband koexistieren können.<br />

2.4 Zusammenfassung<br />

Im vorliegenden Kapitel wurden die Eigenschaften der Modulations- <strong>und</strong> Spreizverfahren<br />

der zur experimentellen, digitalen Untersuchung verwendeten WPAN-Funktechnologien IEEE<br />

802.15.1, IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET vorgestellt. Die Bandbreite von IEEE 802.15.1 kompatiblen<br />

Signalen beträgt B s ≈ 1 MHz, während IEEE 802.15.4 kompatible eine Bandbreite von<br />

B s ≈ 2 MHz besitzen. Im Gegensatz dazu weisen Chirp-Signale der nanoNET Technologie eine<br />

effektive Bandbreite von bereits B s ≈ 64 MHz auf. Demzufolge sind die Funkkanäle der<br />

Technologien IEEE 802.15.1 <strong>und</strong> IEEE 802.15.4 als schmalbandig zu klassifizieren, während<br />

Funkkanäle der nanoNET-Technologie als breitbandig charakterisiert werden können.<br />

Im übertragenen Sinne ist zu erwarten, dass die statistische Abhängigkeit von Fehlerpositionen<br />

in Datenpaketen proportional zur verwendeten Signalbandbreite B s sein sollte. Unter dieser<br />

Annahme dürfte das Gedächtnis von IEEE 802.15.1 <strong>und</strong> IEEE 802.15.4 basierenden, digitalen<br />

Übertragungskanälen deutlich stärker ausgeprägt sein als das von Übertragungskanälen<br />

der nanoNET-Funktechnologie. Um diese charakteristischen Eigenschaften besser beurteilen zu<br />

können, erfolgt im nachfolgenden Kapitel 3 die Einführung in die Theorie der Charakterisierung<br />

funkgestützter Übertragungskanälen, sowohl auf ”analoger” als auch auf ”digitaler” Ebene.<br />

14


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Die Charakterisierung <strong>und</strong> <strong>Leistungsbewertung</strong> von Funkkanälen ist eine äußerst wichtige Disziplin<br />

der Kommunikationstechnik. Je genauer <strong>und</strong> realer Funkkanäle mathematisch bzw. statistisch<br />

beschrieben werden können, desto effizienter können Fehlerschutzmaßnahmen <strong>und</strong> Kommunikationsprotokolle<br />

entwickelt <strong>und</strong> auf den realen Kanal abgestimmt werden. Speziell für die<br />

industrielle Kommunikation, in der häufig ein determinierter <strong>und</strong> hoch-verfügbarer Prozessdatenaustausch<br />

gefordert ist, stellt der Entwurf angepasster Fehlerschutzmaßnahmen sowie effizienter<br />

Scheduling-Algorithmen zur koordinierten Übertragung von Prozessdaten eine besondere<br />

Herausforderung dar.<br />

Die dafür notwendige mathematische Beschreibung der Funkkanäle kann auf zwei verschiedenen<br />

Ebenen erfolgen. Zur <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> zum Entwurf funktionaler Bestandteile von Funksystemen<br />

(z.B. Modulationsverfahren, Spreizverfahren, Equalizer, usw.) auf der Physikalischen<br />

Schicht ist eine möglichst exakte Kenntnis des zeitvarianten Funkkanals Voraussetzung. Dazu<br />

werden besondere ”analoge” Funktionen <strong>und</strong> Kenngrößen herangezogen, welche im Abschnitt<br />

3.1 vorgestellt werden <strong>und</strong> das Kanalfading beschreiben.<br />

Für die Entwicklung von Kommunikationsprotokollen (Netzwerk, Routing, Sicherheit) <strong>und</strong><br />

den darin enthaltenden Funktionen, welche oberhalb der Sicherungsschicht im OSI-Referenzmodell<br />

angesiedelt sind, ist jedoch die exakte Erfassung des ”analogen” Funkkanals nur bedingt<br />

von Interesse. Häufiger ist es zweckmäßiger, die Auswirkungen des Kanalfadings u.a. in Form<br />

der hervorgerufenen Kanalfehler adäquat zu beschreiben (siehe Abschnitt 3.2), um auf geeignete<br />

<strong>und</strong> vor allen Dingen realistische statistische Kenngrößen zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit<br />

der o.g. Kommunikationsprotokolle zurückgreifen zu können.<br />

3.1 Analoge Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

3.1.1 Physikalische Ausbreitungsphänomene bei EM-Wellen<br />

Die Erläuterung physikalischer Ausbreitungsphänomene bei EM-Wellen ist zur Charakterisierung<br />

von Funkkanälen in industriellen Umgebungen unerlässlich. Industrielle Umgebungen<br />

kennzeichnen sich häufig durch einen hohen metallischen Umgebungsgehalt <strong>und</strong> eine z.T. starke,<br />

zeitvariante Umgebung. Neben möglicher Eigenbewegung der Funksysteme sind bewegte<br />

Materialien/Werkzeuge, rotierende Maschinen <strong>und</strong> Personen für die zeitvariante Eigenschaft<br />

15


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

von Funkkanälen verantwortlich. Prinzipiell ähneln industrielle Funkkanäle stark den klassischen<br />

Mobilfunkkanälen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e stimmen die auftretenden Phänomene industrieller<br />

Funkkanäle mit denen der Mobilfunkkanäle weitestgehend überein. Zur Verdeutlichung zeigt<br />

die Abbildung 3.1 die auftretenden physikalischen Wellenphänomene:<br />

Abbildung 3.1. Die klassischen Ausbreitungsphänome bei EM-Wellen <strong>und</strong> die Mehrwegeausbreitung<br />

in einem typischen industriellen Umfeld.<br />

• Reflexionen treten auf, wenn die Dimension des reflektierenden Objekts viel größer als<br />

die Wellenlänge ist.<br />

• Streuung tritt auf, wenn die Dimension des auftreffenden Objekts deutlich kleiner als die<br />

Wellenlänge oder die Oberflächenstruktur eines Objekts sehr rau ist, auf die eine EM-<br />

Welle auftrifft.<br />

• Beugung tritt auf, wenn EM-Wellen auf spitze Kanten auftreffen.<br />

• Abschattung wird durch Objekte hervorgerufen, welche Ausbreitungspfade vollständig<br />

blockieren.<br />

16


3.1 Analoge Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

• Doppler-Effekt entsteht, sobald sich entweder Sender oder Empfänger relativ zueinander<br />

bewegen oder aber ein mobiles Objekt im Ausbreitungsfeld die EM-Welle reflektiert,<br />

beugt, streut oder abschattet.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Wellenphänomene setzt sich ein Empfangssignal aus mehreren, verschieden<br />

gedämpften <strong>und</strong> phasenverschobenen Versionen des ursprünglichen Sendesignals zusammen. Je<br />

nach Phasenlage der Versionen kommt es zu einer konstruktiven oder destruktiven Überlagerung<br />

am Empfänger. Dieser Effekt wird mit dem Begriff der Mehrwegeausbreitung bezeichnet. Die<br />

Absenz einer direkten, nicht-reflektierten Version des Sendesignals ist typisch für industrielle<br />

Funkkanäle. Findet zudem eine relative Eigenbewegung des Senders oder Empfängers statt oder<br />

ändert sich die Umgebung, beispielsweise durch rotierende Maschinen <strong>und</strong> Flurförderfahrzeuge,<br />

so tritt eine Frequenzverschiebung bei dem Sendesignal auf der Basis des Doppler-Effekts auf.<br />

Gleichzeitig verändern sich die Pfade der Signalversionen, was zu einer neuen Form des Empfangssignals<br />

führt. Das Übertragungsverhalten derartiger Funkkanäle ist demnach zeitvariant,<br />

wobei die Signalleistung starken Schwankungen unterliegen kann.<br />

3.1.2 Analoge Prozesse<br />

Die Schwankungen der Signalleistung hängen direkt mit Bewegungen in der Umgebung zusammen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e werden zur Beschreibung dieser Leistungsschwankungen ein langsam<br />

veränderlicher Prozess (Large Scale Fading) {U t } <strong>und</strong> ein schnell veränderlicher Prozess (Small<br />

Scale Fading) {V t } herangezogen.<br />

Large Scale Fading<br />

Der langsam veränderliche Prozess {U t } ergibt sich aus großflächigen Bewegungen. Er beschreibt<br />

die gemittelte Signalleistung über eine Entfernung von ungefähr 10 Wellenlängen λ.<br />

{U t } charakterisiert den lokalen Mittelwert der Übertragungsverluste (Path Loss), welche von<br />

der Umgebung (Abschattung, Streuung, Reflexion, Beugung) abhängen. Ein in diesem Zusammenhang<br />

häufig eingesetztes Modell zur Beschreibung von Übertragungsverlusten ist das Log-<br />

Distance Path Loss Modell [42], in dem die mittlere Empfangsleistung P r logarithmisch mit dem<br />

Abstand d zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger nach der Vorschrift P r (d) ∝ P o · (d o /d) γ abnimmt.<br />

d o beschreibt den Abstand eines Referenzpunkts in der Nähe des Senders, in der die Sendeleistung<br />

P o unter der Gesetzmäßigkeit der Fernfeldeigenschaft der Sendeantenne gemessen wird. d o<br />

hängt von der Antennenapparatur ab. Die Stärke der Signalabschwächung wird durch den Path<br />

Loss Exponenten γ charakterisiert.<br />

Ein ausführlicher Überblick über Werte von γ gibt [42]. In Gebäuden kann γ sehr stark<br />

schwanken. Bei Frequenzen von 400 MHz – 4 GHz kann γ durchaus in Bereichen γ = {2,...,6}<br />

17


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

liegen (vgl. [43]). Untersuchungen von Rappaport [42], [44], [45] ergaben in fünf verschiedenen<br />

Fabrikumgebungen einen mittleren Wert von γ = {(1,7),...,3}.<br />

Small Scale Fading<br />

Der schnell veränderliche Prozess {V t } beschreibt die schnellen Fluktuationen des Kanals über<br />

kurze Distanzen (Bruchteil von λ). Hauptsächlich werden die schnellen Kanalschwankungen<br />

durch den Doppler-Effekt <strong>und</strong> die Mehrwegeausbreitung hervorgerufen. Mitunter erreichen sehr<br />

viele gestreute Signalversionen die Empfangsantenne über unterschiedliche Pfade. Jede Signalversion<br />

ist im äquivalenten Basisband durch eine komplexe Größe A i · e jφ i<br />

gegeben. Für jeden<br />

Ort in einer Umgebung ergibt sich somit das Empfangssignal als Summe aller i Signalversionen.<br />

Die statistische Beschreibung der Übertragungsfunktion <strong>und</strong> damit der Amplitude des Empfangssignals<br />

erfolgt auf der Basis komplexer Gaußprozesse mit den Mittelwerten µ = µ R + jµ I .<br />

Existiert keine direkte Sichtverbindung (Non Line of Sight – NLOS) zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger,<br />

so ist der Mittelwert µ = 0 (vgl. [2], S. 72). Für diese Fälle entspricht die Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

des Amplitudenbetrags der Rayleigh-Verteilung.<br />

10<br />

Rayleigh-Kanal<br />

5<br />

0<br />

Amplitudenbetrag |A|[dB]<br />

−5<br />

−10<br />

−15<br />

−20<br />

−25<br />

−30<br />

−35<br />

0 50 100 150 200<br />

Zeit t[ms]<br />

Abbildung 3.2. Ein klassischer Amplituden- bzw. Dämpfungsverlauf eines Rayleigh-Kanals.<br />

Ist ein direkter Pfad (Line of Sight - LOS) präsent, so nimmt der Mittelwert µ den Amplitudenwert<br />

der Signalversion des direkten Pfades µ = A LOS an. Die Amplitudenbeträge derartiger<br />

Kanäle folgen der Rice-Verteilung. Die Abbildung 3.2 zeigt einen klassischen Verlauf des Amplitudenbetrages<br />

eines Rayleigh-Kanals. Charakteristisch sind die starken Einbrüche (Deep Fade),<br />

die bis zu 40 dB betragen. Untersuchungen in industriellen Umgebungen [44] ergaben dyna-<br />

18


3.1 Analoge Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

mische Bereiche des Amplitudenbetrages bis zu 20 dB bei stationären Sendern <strong>und</strong> Empfängern.<br />

Wurde der Empfänger mit einer Geschwindigkeit v = 0,3 m s<br />

bewegt, so traten Schwankungen im<br />

Bereich von 30 dB bis 35 dB auf.<br />

Befindet sich der Kanal innerhalb eines Zeitintervalls in einem Deep Fade, so treten typischerweise<br />

viele Kanalfehler auf, deren Positionen eine starke statistische Bindung aufweisen [46].<br />

Das Auftreten von Kanalfehlern erfolgt zwischenzeitlich also in komplexen Blöcken, die teilweise<br />

nur mit sehr aufwändigen <strong>und</strong> kombinierten Fehlerschutzmaßnahmen beherrscht werden<br />

können.<br />

3.1.3 Das Systemmodell nach Bello<br />

Systemtheoretisch kann ein Funkkanal in guter Näherung als lineares zeitvariantes Filter behandelt<br />

werden (vgl. [1], [47]). Somit bietet es sich an, den Funkkanal durch eine zeitvariante<br />

Impulsantwort h(τ,t) zu beschreiben. τ kennzeichnet die Signalverzögerung des Filters. Im<br />

übertragenen Sinne charakterisiert h(τ,t) die zeitliche Dispersion eines Funkkanals. t ist die Beobachtungszeit.<br />

Im Gegensatz zu zeitinvarianten Systemen (τ = 0), welche im Frequenz- oder<br />

Zeitbereich jeweils nur die Variablen f oder t besitzen, existieren aufgr<strong>und</strong> der zusätzlichen<br />

Variable τ drei weitere äquivalente Beschreibungsformen für h(τ,t) durch die Anwendung der<br />

Fourier-Transformation.<br />

Häufig ist es hilfreich, die Übertragungseigenschaften des Filters nicht nur im Zeitbereich,<br />

sondern auch im Frequenzbereich zu untersuchen, um charakteristische Kenngrößen abzuleiten.<br />

Dazu wird die Fourier-Transformation F(τ → f ) auf die zeitvariante Impulsantwort h(τ,t)<br />

angewendet <strong>und</strong> die zeitvariante Übertragungsfunktion h(τ,t) ❝ H( f ,t) berechnet. H( f ,t)<br />

kennzeichnet den zeitvarianten spektralen Dämpfungsverlauf des Kanals.<br />

Das Phänomen des Doppler-Effektes <strong>und</strong> der damit einhergehenden Verbreiterung der ausgesendeten<br />

Frequenz wird mit h(τ,t) <strong>und</strong> H( f ,t) durch deren zeitliche Varianz erfasst. Es ist<br />

jedoch nicht direkt aus h(τ,t) <strong>und</strong> H( f ,t) ersichtlich, wie stark dieser Einfluss ist. Durch eine<br />

weitere Fourier-Transformation F(t → f d ) von H( f ,t) kann die dopplervariante Übertragungsfunktion<br />

H( f ,t) ❝ D( f , f d ) abgeleitet werden, welche eine anschaulichere Darstellung liefert.<br />

Hierbei stellt f d die Dopplerfrequenz dar.<br />

Die Fourier-Transformation F(t → f d ) von h(τ,t) definiert die dopplervariante Impulsantwort<br />

h(τ,t) ❝ d(τ, f d ) als vierte äquivalente Beschreibungsform eines Funkkanals. Einen<br />

anschaulichen Überblick der Zusammenhänge aller äquivalenten Beschreibungsformen gibt die<br />

Abbildung 3.3.<br />

19


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Abbildung 3.3. Zusammenhang der Systemfunktionen nach Bello [1] unter der Voraussetzung<br />

eines Wide Sense Stationary Uncorrelated Scattering (WSSUS) Funkkanals. (Quelle: [2])<br />

Die zuvor vorgestellten Systemfunktionen beschreiben vollständig das deterministische Verhalten<br />

eines Funkkanals. Aufgr<strong>und</strong> der großen Anzahl unterschiedlicher Realisierungen dieser<br />

Systemfunktionen können diese jeweils als zweidimensionale stochastische Prozesse aufgefasst<br />

werden. Nach dem Zentralen Grenzwertsatz sind diese Prozesse normalverteilt. Die exakte statistische<br />

Beschreibung dieser Prozesse setzt die vollständige Kenntnis der Verb<strong>und</strong>wahrscheinlichkeiten<br />

zwischen allen Systemfunktionen bzw. den repräsentierenden Prozessen voraus. In der<br />

Praxis jedoch ist diese Forderung aufgr<strong>und</strong> des ”unendlichen” Messaufwandes nicht zu erfüllen<br />

(vgl. [48]). Aus diesem Gr<strong>und</strong>e werden üblicherweise die Autokorrelationsfunktionen R xx (·) der<br />

Systemfunktionen x(·) betrachtet.<br />

R hh (τ 1 ,τ 2 ,t 1 ,t 2 ) := E [h ∗ (τ 1 ,t 1 ) h(τ 2 ,t 2 )] (3.1)<br />

R HH ( f 1 , f 2 ,t 1 ,t 2 ) := E [H ∗ ( f 1 ,t 1 ) H( f 2 ,t 2 )] (3.2)<br />

R DD ( f 1 , f 2 , f d1 , f d2 ) := E [D ∗ ( f 1 , f d1 ) D( f 2 , f d2 )] (3.3)<br />

R dd (τ 1 ,τ 2 , f d1 , f d2 ) := E [d ∗ (τ 1 , f d1 ) d(τ 2 , f d2 )] (3.4)<br />

Zusätzlich wird die Annahme getroffen, dass Funkkanäle eine schwache zeitliche Stationarität<br />

(Wide Sense Stationary – WSS) aufweisen <strong>und</strong> deren Streupfade untereinander unkorreliert sind<br />

(Uncorrelated Scattering – US) (vgl. [46]). Die nachfolgende Interpretation (vgl. [2]) dieser<br />

Annahmen verdeutlicht die Auswirkungen auf den Funkkanal:<br />

20


3.1 Analoge Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

• Die Annahme schwacher Stationarität bezüglich der Beobachtungszeit t ist gleichbedeutend<br />

mit der statistischen Unabhängigkeit der Dopplerfrequenz f d . Aus unterschiedlichen<br />

Richtungen eintreffende Pfade sind demnach unkorreliert.<br />

• Die Annahme einer unkorrelierten Streuung der verzögerten Pfade ist wiederum gleichbedeutend<br />

mit der Annahme schwacher Stationarität hinsichtlich der Frequenz f .<br />

Dadurch sind die Erwartungswerte 1. <strong>und</strong> 2. Ordnung invariant gegenüber der Beobachtungszeit<br />

t <strong>und</strong> der Frequenz f . Sie hängen nun vielmehr von den Differenzen ∆t = t 2 − t 1 <strong>und</strong><br />

∆ f = f 2 − f 1 ab. Dies führt wiederum zur Reduzierung der ursprünglichen Variablenanzahl bei<br />

den Korrelationsfunktionen der Systemfunktionen von 4 → 2.<br />

R hh (τ 1 ,τ 2 ,t 1 ,t 2 )=R hh (τ,∆t) Verzögerungs-Zeit Korrelationsfunktion (3.5)<br />

R HH ( f 1 , f 2 ,t 1 ,t 2 )=R HH (∆ f ,∆t) Frequenz-Zeit Korrelationsfunktion (3.6)<br />

R DD ( f 1 , f 2 , f d1 , f d2 )=R DD (∆ f ,∆ f d ) Frequenz-Doppler Korrelationsfunktion (3.7)<br />

R dd (τ 1 ,τ 2 , f d1 , f d2 )=R dd (τ, f d ) Verzögerungs-Doppler Korrelationsfunktion (3.8)<br />

Auf die Herleitung der Korrelationen wird an dieser Stelle verzichtet <strong>und</strong> auf [2] verwiesen.<br />

3.1.4 Charakteristische Kenngrößen<br />

Aus den im vorherigen Abschnitt vorgestellten Korrelationsfunktionen können weitere wichtige<br />

charakteristische Funktionen abgeleitet werden.<br />

Verzögerungs-Leistungsdichtespektrum<br />

Wird die Verzögerungs-Doppler Korrelationsfunktion R dd (τ, f d ) (Streufunktion) über die Variable<br />

f d integriert, so erhält man das Verzögerungs-Leistungsdichtespektrum R hh (τ,0). R hh (τ,0)<br />

gibt an, mit welcher mittleren Leistung Echos der Verzögerung τ auftreten. Die Standardabweichung<br />

von R hh (τ,0) wird als Mehrwegeverbreitung τ rms bezeichnet <strong>und</strong> beschreibt die mittlere<br />

zeitliche Verbreiterung eines gesendeten δ-Impulses.<br />

Wissenschaftliche Studien [43], [49] haben ergeben, dass τ rms = 20,...,300 ns bei einer Frequenz<br />

von 1,3 GHz in industriellen Umgebungen betragen kann. In diesem Zusammenhang sind<br />

die Messergebnisse aus den Arbeiten von Haehniche et al. [9], [50] von großem praktischen<br />

Interesse, welche speziell die Mehrwegeverbreiterung τ rms im 2,4 GHz ISM Frequenzband in<br />

verschiedenen industriellen Umgebungen näher untersuchten. Dabei stellte sich für τ rms ein Mittelwert<br />

von 72 ns <strong>und</strong> ein Maximalwert von 121 ns heraus.<br />

21


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Höing et al. [51] analysierten u.a. τ rms in einer Fertigungszelle mit vielen diffus streuenden<br />

Gegenständen. Die Funkstrecke betrug 3 m. Es existierte eine direkte Sichtverbindung. Des<br />

weiteren fanden im Einflussbereich schnelle zyklische Maschinenbewegungen statt. τ rms betrug<br />

79 ns, was einer Wegstreckendifferenz von etwa 23,7 m entsprach.<br />

Frequenz-Korrelationsfunktion<br />

Die Frequenz-Korrelationsfunktion R HH (∆ f ,0) quantisiert die Korrelation der Amplitude als<br />

Funktion der Frequenzdifferenzen ∆ f . Die halbe Halbwertsbreite von |R HH (∆ f ,0)| kennzeichnet<br />

die Kohärenzbandbreite B c . Innerhalb eines Frequenzbereiches ∆ f , der kleiner als die Kohärenzbandbreite<br />

B c ist, kann der Amplitudenverlauf als konstant angenommen werden. Zusammenfassend<br />

kann festgehalten werden, dass sowohl das Verzögerungs-Leistungsdichtespektrum<br />

R hh (τ,0) als auch die Frequenz-Korrelationsfunktion R HH (∆ f ,0) für die Charakterisierung der<br />

zeitlichen Dispersion des Funkkanals gleichermaßen herangezogen werden können. Zwischen<br />

der Mehrwegeverbreiterung <strong>und</strong> Kohärenzbandbreite besteht näherungsweise der Zusammenhang<br />

τ rms ≈ B −1<br />

c .<br />

Haehniche et al. [9] untersuchten auch die Kohärenzbandbreite B c in unterschiedlichen industriellen<br />

Umgebungen. Die mittlere Kohärenzbandbreite betrug B c = 5,7 MHz, jedoch wurden<br />

auch Minimalwerte bis hin zu 1,8 MHz gemessen.<br />

Zeit-Korrelationsfunktion<br />

Die Zeit-Korrelationsfunktion R HH (0,∆t) ist ein Maß für die Korrelation der Amplituden als<br />

Funktion der Zeitdifferenzen ∆t. In diesem Zusammenhang definiert die halbe Halbwertsbreite<br />

von |R HH (0,∆t)| die Kohärenzzeit T c . Die Kohärenzzeit T c ist demnach ein Maßstab für die<br />

zeitliche Änderungsgeschwindigkeit des Funkkanals.<br />

Doppler-Leistungsdichtespektrum<br />

Ebenso wie R HH (0,∆t) gibt das Doppler-Leistungsdichtespektrum R DD (0, f d ) Aufschluss über<br />

die Zeitvarianz des Funkkanals. Man erhält R DD (0, f d ) durch die Integration von R DD (τ, f d ) über<br />

die Variable τ. Die Standardabweichung wird Dopplerverbreiterung D s genannt <strong>und</strong> beschreibt<br />

die mittlere Frequenzverbreiterung eines gesendeten Schmalband- bzw. Trägersignals. Zwischen<br />

der Kohärenzzeit <strong>und</strong> der Dopplerverbreiterung besteht in grober Näherung die Beziehung T c ≈<br />

D −1<br />

s . Der Einfluss des Doppler Effekts ist bei industriellen Funkkanälen nicht zu unterschätzen.<br />

Schnell bewegte <strong>und</strong> rotierende Maschinen können hohe Werte für die Dopplerverbreiterung<br />

D s hervorrufen. Höing et al. [51] konnten für D s Werte bis in die Größenordnung von 400 Hz<br />

feststellen.<br />

22


3.1 Analoge Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

3.1.5 Klassifizierung von Funkkanälen<br />

Mit Hilfe der vorgestellten Kenngrößen kann der Einfluss des schnellveränderlichen Prozesses<br />

(Small Scale Fading) eines Funkkanals auf ein Funksystem grob vorausgesagt werden. Dabei<br />

werden die beiden Ursachen des Small Scale Fadings, Mehrwegeausbreitung (Frequenzselektivität)<br />

<strong>und</strong> Doppler Effekt (Zeitselektivität), separat <strong>und</strong> voneinander statistisch unabhängig<br />

behandelt.<br />

Frequenzselektivität<br />

Ist die Signalbandbreite deutlich kleiner als die Kohärenzbandbreite B s ≪ B c , ebenso wie die<br />

Mehrwegeverbeiterung kleiner als die Symboldauer τ rms ≪ T s ist, so liegt ein Flat Fading/nichtfrequenzselektiver<br />

Funkkanal vor. In diesem Fall ist die Übertragungsfunktion H( f ,t) im<br />

betrachteten Frequenzband näherungsweise konstant. Flat Fading Funkkanäle werden häufig<br />

auch als schmalbandig bezeichnet. Ist die Signalbandbreite größer als die Kohärenzbandbreite<br />

B s ≫ B c , so handelt es sich um einen frequenzselektiven Funkkanal. In diesem Fall sind die<br />

Verzögerungen τ einzelner Pfade größer als die Symboldauern T s , was zu Verzerrungen der Signale<br />

<strong>und</strong> damit zu Intersymbolinterferenzen (ISI) am Empfänger führt.<br />

Abbildung 3.4. Klassifizierung eines Funkkanals durch die Beurteilung des Einflusses der Frequenzselektivität.<br />

Zeitselektivität<br />

Die Zeitselektivität des Funkkanals kann wahlweise durch die Kohärenzzeit T c oder der Dopplerverbreiterung<br />

D s beurteilt werden. Ist die Symboldauer deutlich kleiner als die Kohärenzzeit<br />

T s ≪ T c , so wird die Form der zu übertragenden Symbole nicht durch den Funkkanal verändert.<br />

Der Funkkanal ändert sich während der Dauer eines Symbols nicht. Derartige Funkkanäle<br />

werden als nicht-zeitselektive bzw. Slow Fading Funkkanäle bezeichnet. Andernfalls handelt es<br />

sich um einen zeitselektiven Kanal, der häufig auch mit dem Begriff Fast Fading Funkkanal<br />

umschrieben wird.<br />

23


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Abbildung 3.5. Klassifizierung eines Funkkanals durch die Beurteilung des Einflusses der Zeitselektivität.<br />

3.2 <strong>Digitale</strong> Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Funkkanäle unterliegen, wie bereits im vorherigen Abschnitt umschrieben, einer Vielzahl von<br />

fehlererzeugenden Ursachen. Inwieweit jedoch diese vielfältigen Ursachen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit<br />

der Protokollschichten oberhalb der Physikalischen Schicht nehmen, ist quantitativ<br />

schwer zu beurteilen. Werden diese durch Small- <strong>und</strong> Large-Scale Prozesse simuliert, so ist<br />

es notwendig, die Bestandteile der Physikalischen Schicht (Modulator/Demodulator, Antennencharakteristik)<br />

in eine Simulationsumgebung zu berücksichtigen <strong>und</strong> mit zu modellieren.<br />

Jedoch kann dies äußerst mühsam sein <strong>und</strong> zudem aufgr<strong>und</strong> zahlreicher schlecht-quantisierbarer<br />

Systemgrößen (Rauschzahl, Empfängerperformance, Synchronisationseinflüsse) zu hohen<br />

Differenzen <strong>und</strong> Varianzen zwischen dem simulierten <strong>und</strong> realen Übertragungsverhalten führen.<br />

Des weiteren sind bei derartigen Simulationen zeitliche Aspekte nicht zu unterschätzen. In<br />

der Regel besteht ein proportionaler Zusammenhang zwischen der Granularität eines Modells<br />

<strong>und</strong> dessen Simulationsgeschwindigkeit. Da jedoch auch IFKe zunehmend komplexere Protokollstrukturen<br />

besitzen - ein gutes Beispiel liefert die Multi-Hop fähige Funktechnologie IEEE<br />

802.15.4 + ZigBee -, kann eine Simulation von wenigen Sek<strong>und</strong>en Echtzeit häufig mehrere Minuten<br />

andauern.<br />

3.2.1 Der digitale Funkkanal<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist es nicht selten angebracht, den analogen Kommunikationskanal <strong>und</strong> die<br />

Eigenschaften der Physikalischen Schicht zusammenzufassen <strong>und</strong> gemeinsam zu beschreiben.<br />

Exakt die Zusammenfassung dieser Komponenten definiert den ”digitalen Funkkanal”. In der<br />

Praxis umschließt der digitale Funkkanal alle analogen Komponenten eines Funksystems (Modulator/Demodulator,<br />

Filter, Verstärker, Antennen, usw.) sowie den eigentlichen physikalischen<br />

/ ”analogen” Funkkanal (siehe Abbildung 3.6).<br />

Durch diese Zusammenfassung reduziert sich die Anzahl <strong>und</strong> Komplexität der notwendigen<br />

kanalbeschreibenden Prozesse. Die Charakteristika eines digitalen Kanals werden nun durch<br />

24


3.2 <strong>Digitale</strong> Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Abbildung 3.6. Die digitale Abstrahierung von Funkkanälen.<br />

die Eingangs- , Ausgangs- <strong>und</strong> unendliche Kanalfehlerfolge beschrieben. Die<br />

Eingangssymbolfolge beinhaltet Nutzinformationen, welche möglichst unverfälscht zum<br />

Empfänger übertragen werden sollen. Der Empfänger erhält unter Umständen fehlerbehaftete<br />

Versionen der Eingangssymbolfolge in Form der Ausgangssymbolfolge . Die zuvor<br />

separat beschriebenen Fehlerursachen (Small-, Large Scale Fading, Multi-User Interferenzen,<br />

Externe Interferenzen) werden ebenfalls zu einem Kanalfehlerprozess {E t } zusammengefasst,<br />

welcher die Eingangssymbolfolge stört. Da ein eindeutiger bifilarer Zusammenhang zwischen<br />

, <strong>und</strong> besteht (vgl. Gleichung (3.9)), kann eine vollständige Beschreibung<br />

des digitalen Kanals anhand dessen unendlicher Kanalfehlerfolge realisiert werden.<br />

3.2.2 Kanalbeschreibende, diskrete stochastische Prozesse<br />

Zur stochastischen Beschreibung der Eingangs- , Ausgangs- <strong>und</strong> Kanalfehlerfolgen<br />

bietet die Theorie der stochastischen Prozesse hilfreiche Verfahren <strong>und</strong> Methoden. Die<br />

Symbolfolgen entsprechen daher diskreten Folgen von Zufallsvariablen, welche durch stochastische<br />

Prozesse erzeugt wurden. Nachfolgend werden verschiedene kanalrepräsentierende stochastische<br />

Prozesse vorgestellt.<br />

25


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Der Kanalfehlerprozess<br />

Gilt für die Folgen , , der Symbole x i ,y i ,e i ∈ GF(2), so handelt es sich um<br />

eine digitale Kommunikation. Die Beschreibung eines digitalen Kanals erfolgt durch den Kanalfehlerprozess<br />

(KFP) {E t }. In diesem Fall kann der KFP {E t } durch eine Exklusiv-ODER<br />

Verknüpfung zwischen den Symbolfolgen am Kanaleingang <strong>und</strong> am Ausgang einfach<br />

berechnet werden.<br />

XOR<br />

= 01010100010101<br />

= 01101101110111<br />

= 00111001100010<br />

(3.9)<br />

Eine Null in der Kanalfehlerfolge e i kennzeichnet die fehlerfreie Übertragung eines Symbols,<br />

während eine Eins einen Übertragungsfehler definiert. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird<br />

ausschließlich von einer digitalen Übertragung ausgegangen.<br />

Eine sehr wichtige Eigenschaft des KFPs {E t } wird durch dessen Gedächtnis beschrieben. In<br />

diesem Fall hängen die Werte der momentanen Symbole einer Kanalfehlerfolge von den<br />

vorausgegangenen, also von der zurückliegenden Ausgabe des KFPs {E t } ab. Die Gedächtnisbehaftung<br />

einer Kanalfehlerfolge kann formal folgenderweise ausgedrückt werden:<br />

Pr (e i |{e j }, j ∈ (−∞,i − 1]) ≠ Pr (e i ) (3.10)<br />

Für digitale Funkkanäle ist die Eigenschaft der Gedächtnisbehaftung typisch, da beispielsweise<br />

beim Auftreten so genannter Deep Fades der Übertragungskanal über mehrere Symboldauern<br />

sehr stark gedämpft ist, was zu einer zeitweisen Anhäufung von Fehlerblöcken führt. Die Fehlerpositionen<br />

innerhalb dieser Blöcke weisen eine ausgeprägte statistische Abhängigkeit auf.<br />

Der Fehlerabstandsprozess<br />

Bei gut entworfenen Funksystemen liegt die mittlere Wahrscheinlichkeit P e eines Kanalfehlers in<br />

Größenordnungen, die signifikant kleiner ≪ 0,5 sind. Zwangsläufig treten häufig lange Phasen<br />

von sukzessiven Nullen auf. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist es naheliegend, den KFP {E t } durch die<br />

statistischen Eigenschaften seiner Fehlerabstände zu erfassen [52], [53], [24].<br />

Dazu werden sukzessive die Bereiche zwischen zwei aufeinander folgenden Kanalfehlern<br />

e j = 1 <strong>und</strong> e j+d = 1 betrachtet. Zwischen diesen benachbarten Fehlern müssen die Werte der<br />

Symbole {e j+1 ,...,e j+d−1 } = 0 betragen. Das Inkrement der Anzahl an fehlerfreien Symbolen<br />

(e i = 0), welche einen fehlerfreien Bereich definieren, entspricht dem Wert eines Fehlerabstandes<br />

a i = d, der von dem korrespondierenden Fehlerabstandsprozess (FAP) {A t } generiert wurde<br />

26


3.2 <strong>Digitale</strong> Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

(siehe Abbildung 3.7). Demnach besteht der Wertebereich der Fehlerabstände aus den natürlichen<br />

Zahlen (a i ∈ N).<br />

Abbildung 3.7. Ausschnitt einer Kanalfehlerfolge <strong>und</strong> daraus abgeleitet die korrespondierende<br />

Fehlerabstandsfolge .<br />

Die Definition der Fehlerabstandsdichtefunktion f a (a) des FAPs {A t } lautet:<br />

f a (a)=Pr (a i = d)=Pr<br />

( j+d−1 ⋂<br />

m= j+1<br />

e m = 0 ⋂ e j+l = 1 | e j = 1<br />

)<br />

(3.11)<br />

Der Erwartungswert E [a i ] der Fehlerabstände a i entspricht der durchschnittlichen Anzahl<br />

an unmittelbar nacheinander folgenden Nullen, bevor ein Kanalfehler auftritt (vgl. [23]). Dies<br />

wiederum ist äquivalent zum Kehrwert der mittleren Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e .<br />

E [a i ]=<br />

∞<br />

∑<br />

i=1<br />

i · f a (a = i)= 1 P e<br />

(3.12)<br />

Eine wichtige Kenngröße digitaler Funkkanäle stellt die komplementäre Fehlerabstandsverteilung<br />

(KFAV) Fa c (a)=1 − F a (a) dar. Für die komplementäre Verteilung der Fehlerabstände a i<br />

gilt (vgl. [52], S. 8):<br />

( )<br />

a<br />

Fa c ⋂<br />

(a)=Pr e i = 0 | e o = 1 . (3.13)<br />

i=1<br />

Sind die Fehlerpositionen statistisch voneinander abhängig, so treten Kanalfehler blockweise<br />

auf. Das führt dazu, dass einerseits viele kurze Fehlerabstände innerhalb dieser Blöcke anzutreffen<br />

sind <strong>und</strong> andererseits lange Fehlerabstände zwischen den Blöcken nur selten vorkommen<br />

(vgl. [53], S.24). Aus diesem Gr<strong>und</strong>e kennzeichnen in Stufen abfallende KFAVen Fa c (a) (in halblogarithmischer<br />

Darstellung) gedächtnisbehaftete digitale Funkkanäle. Hingegen weisen KFA-<br />

Ven Fa c (a) von gedächtnislosen Funkkanälen einen negativen, linearen Verlauf auf. Bei gleicher<br />

mittlerer Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e ist Fa c (a) für einen gedächtnislosen Kanal gegeben<br />

zu:<br />

F c a (a)=(1 − P e) a (3.14)<br />

27


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Die Abbildung 3.8 zeigt exemplarisch die KFAV Fa c (a) für zwei Kanäle mit <strong>und</strong> ohne Gedächtnis<br />

<strong>und</strong> gleicher mittlerer Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e .<br />

Modellierte, digitale Uebertragungskanaele<br />

Gedaechtnisloser Kanal<br />

Gedaechtnisbehafteter Kanal<br />

KFAV F c a(a)<br />

10 0<br />

10 −1<br />

Fehlerabstand a<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Abbildung 3.8. Der Verlauf der KFAV Fa c (a) eines gedächtnislosen <strong>und</strong> -behafteten Übertragungskanals.<br />

Sind die Fehlerabstände a i in ihren Folgen unabhängig <strong>und</strong> identisch verteilt, so handelt<br />

es sich bei dem FAP {A t } um einen Erneuerungsprozess. Der FAP {A t } ”startet” quasi nach<br />

einer bestimmten Zeitspanne von neuem. Die Einflusslänge des Gedächtnisses ist bei Erneuerungsprozessen<br />

damit eingeschränkt <strong>und</strong> kann bei der Beschreibung digitaler Funkkanäle unter<br />

Umständen zu Einschränkungen führen. Eine exakte Definition von Erneuerungsprozessen <strong>und</strong><br />

der damit verb<strong>und</strong>enen Theorie (Renewal Theory) kann [54] entnommen werden. Da bei derartigen<br />

FAPen {A t } nach dem Auftreten eines Fehlerabstandes a i der nächste a i+1 unabhängig von<br />

der Vergangenheit erzeugt wird, ist es möglich, den FAP {A t } vollständig durch dessen KFAV<br />

Fa c (a) statistisch zu beschreiben.<br />

Die meisten realen Funkkanäle können jedoch nicht durch Erneuerungsprozesse adäquat<br />

nachgebildet werden (vgl. [23], [55]), da eine statistische Abhängigkeit zwischen Fehlerabständen<br />

a i ↔ a j vorhanden ist. In diesem Zusammenhang hat Adoul [24] konstatiert, dass bei den<br />

meisten realen Kanälen Fehlerabstände positiv korreliert sind. D.h. auf einen langen Fehlerabstand<br />

folgt wiederum ein langer, während auf einen kurzen Fehlerabstand ein kurzer folgt. Eine<br />

negative Korrelation spiegelt dagegen einen Wechsel der Kanaleigenschaft wider.<br />

28


3.2 <strong>Digitale</strong> Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Der Fehlerlängenprozess<br />

Eine weitere alternative Beschreibungsmöglichkeit des KFPs {E t } bietet der Fehlerlängenprozess<br />

(FLP) {L t }, der von Bitó [52] eingeführt wurde. Motiviert wurde die Einführung des FLPs<br />

{L t } durch die Nachfrage nach einer präziseren statistischen Beschreibungsform unmittelbar<br />

aufeinander folgender Fehler.<br />

In seiner Definition wird eine Fehlerlänge als Bereich zwischen zwei aufeinander folgenden<br />

fehlerfreien Symbolpositionen e j = 0 <strong>und</strong> e j+d = 0 bezeichnet, in dem ausschließlich Kanalfehler<br />

{e j+1 ,...,e j+l−1 } = 1 vorhanden sind. Das Inkrement der Anzahl an Symbolen, welche<br />

einen fehlerfreien Bereich anzeigen, entspricht dem Wert einer Realisierung l i = d des FLPs<br />

{L t }.<br />

Abbildung 3.9. Ausschnitt einer Kanalfehlerfolge <strong>und</strong> daraus abgeleitet die korrespondierende<br />

Fehlerlängenfolge .<br />

Die Definition der Fehlerlängendichtefunktion f l (l) des FLPs {L t } lautet:<br />

f l (l)=Pr (l i = d)=Pr<br />

( j+d−1 ⋂<br />

m= j+1<br />

)<br />

e m = 1 ⋂ e j+l = 0 | e j = 0 . (3.15)<br />

Der Erwartungswert E [l] des FLP {L t } entspricht wiederum dem Kehrwert der mittleren<br />

Wahrscheinlichkeit 1 − P e für die fehlerfreie Übertragung eines Symbols (e i = 0):<br />

E [l]=<br />

∞<br />

∑<br />

i=1<br />

i · f l (l = i)= 1<br />

1 − P e<br />

. (3.16)<br />

Somit handelt es sich bei dem FLP {L t } formal um das Komplement des FAP {A t }.<br />

Der Blockfehlerprozess<br />

Für die <strong>Analyse</strong> der Leistungsfähigkeit von Fehlerschutzmaßnahmen, beispielsweise ARQ, FEC<br />

<strong>und</strong> Interleaving-Verfahren, stellen die stochastischen Prozesse KFP {E t },FAP{A t } <strong>und</strong> FLP<br />

{L t } nur bedingt anwendbare Kenngrößen zur Verfügung. Die Leistungsfähigkeit von Fehlerschutzmaßnahmen<br />

in Form von Blockcodes wird sehr häufig anhand der Blockfehlerdichte<br />

29


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

(BFD) P(m,n) beurteilt. Die BFD P(m,n) beschreibt die Wahrscheinlichkeit von exakt m Kanalfehlern<br />

in einem Datenblock der Länge n. Für die Evaluierung von ARQ-Prozeduren wird häufig<br />

die Statistik P(0,n) (Wahrscheinlichkeit von 0 Kanalfehlern in einem Datenblock der Länge n)<br />

herangezogen [23]. Die Wahrscheinlichkeit für einen fehlerbehafteten Datenblock der Länge n<br />

beträgt in etwa 1 1 − P(0,n). Somit entspricht der Wert 1 − P(0,n) der zu erwartenden Anzahl<br />

an Übertragungswiederholungen <strong>und</strong> erlaubt damit eine quantisierte Aussage über die Effizienz<br />

eines Funksystems.<br />

Da die BFD P(m,n) eine sehr wichtige Kanalkenngröße darstellt, wird in dieser Arbeit der<br />

Blockfehlerprozess (BFP) {B (n)<br />

t } n-ter Ordnung eingeführt. Die Ordnung n des BFPs {B (n)<br />

t } definiert<br />

somit die Länge eines Datenblocks, über dem sich der BFP auswirkt (Gedächtnislänge).<br />

Entsprechend der einleitenden Beschreibung besteht der Wertebereich der Blockfehler b i aus<br />

den theoretisch möglichen Mengen an Kanalfehlern in einem Datenblock der Länge n. Formal<br />

ausgedrückt, umfasst der Wertebereich der Blockfehler b (n)<br />

i ∈{0,1,...,n}. Die Konstruktion der<br />

Blockfehler b (n)<br />

i<br />

erfolgt aus einer Kanalfehlerfolge nach Anwendung der Fenstermethode<br />

(vgl. [56]). Dazu wird ein Bereichsfenster der Breite n diskret über die Kanalfehlerfolge <br />

geschoben <strong>und</strong> die Anzahl an Kanalfehlern gezählt. Anschließend wird das Bereichsfenster um<br />

eine Kanalfehlerposition versetzt <strong>und</strong> erneut die Menge darin enthaltener Kanalfehler bestimmt.<br />

Pro Schritt entspricht die zusammengezählte Menge an Kanalfehlern dem Wert des korrespondierenden<br />

Blockfehlers b (n)<br />

j = ∑ j+n−1<br />

i= j e i .<br />

Abbildung 3.10. Die exemplarische Errechnung von Blockfehlern b (n)<br />

i<br />

Kanalfehlerfolge mit der Fenstermethode n = 4.<br />

aus einer unendlichen<br />

Demnach ist die BFD P(m,n) definiert als:<br />

(<br />

P(m,n)=Pr m ≡<br />

)<br />

j+n−1<br />

∑ e i<br />

i= j<br />

(3.17)<br />

Bei gedächtnislosen Kanälen entspricht diese der Binomialverteilung:<br />

( )<br />

n<br />

P(m,n)= · Pe m · (1 − P e ) n−m . (3.18)<br />

m<br />

1 Unter der Annahme, dass alle Fehlermuster innerhalb eines Datenblocks identifiziert werden können.<br />

30


3.2 <strong>Digitale</strong> Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Treten jedoch statistisch abhängige Fehler auf, so steigt bei gleicher Kanalfehlerwahrscheinlichkeit<br />

P e die Wahrscheinlichkeit für längere fehlerfreie Blöcke <strong>und</strong> kompaktere Kanalfehlermuster.<br />

Die Abbildung 3.11 zeigt exemplarische BFDen P(m,n) für gedächtnislose <strong>und</strong> -<br />

behaftete Kanäle bei gleicher mittlerer Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e . Die Korrelationsdauer<br />

D k ist ein Maß für die statistische Abhängigkeit der Kanalfehler. Je größer der Wert desto stärker<br />

die Abhängigkeit. Die exakte Definition der Korrelationsdauer D k kann der Arbeit von Huber<br />

[53] oder dem Abschnitt 3.2.4 entnommen werden.<br />

Modellierte, digitale Uebertragungskanaele<br />

10 0 Fehleranzahl m<br />

10 −1<br />

Gedaechtnisloser Kanal D k =0<br />

Gedaechtnisbehafteter Kanal D k =1, 66<br />

Gedaechtnisbehafteter Kanal D k =16, 6<br />

BFD P(m, 50)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Abbildung 3.11. Die BFDen P(m,50) von digitalen Modellkanälen mit der mittleren Kanalfehlerwahrscheinlichkeit<br />

P e = 0,05, aber unterschiedlichen Korrelationsdauern D k .<br />

3.2.3 Zusammenhänge zwischen Kanalstatistiken der Prozesse FAP <strong>und</strong> BFP<br />

Zwischen den Kanalstatistiken f a (a), bzw. Fa c (a) des FAPs {A t } <strong>und</strong> P(m,n) des BFPs {B t }<br />

bestehen elementare mathematische Zusammenhänge. Elliott [57] stellte für erneuernde Kanäle<br />

ein rekursives Verfahren zur Berechnung der BFD P(m,n) aus der Fehlerabstandsdichte (FAD)<br />

f a (a), bzw. -verteilung (FAV) F a (a) vor:<br />

R(1,n)=F a (n), für n ≥ 1. (3.19)<br />

n−m<br />

R(m,n)=<br />

∑<br />

i=0<br />

N−m<br />

P(m,N)=P e ·<br />

( f a (i + 1) · R(m − 1,n − i − 1)), 2 ≤ m ≤ n. (3.20)<br />

∑<br />

n=0<br />

(F a (n + 1) · R(m,N − n)), 1 ≤ m ≤ n. (3.21)<br />

31


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Die Hilfsvariable R(m,n) beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Block der Länge n-1,<br />

dem ein Kanalfehler vorausgegangen ist, m-1 Kanalfehler enthält [53].<br />

Motiviert von der Tatsache, dass reale Kanäle i.d.R. nicht-erneuernd sind, also eine statistische<br />

Abhängigkeit in den Fehlerabständen a i aufweisen, leitete Adoul [24] einen allgemeinen Zusammenhang<br />

zwischen den Kanalstatistiken FAD f a (a) <strong>und</strong> BFD P(m,n) auch für nicht-erneuernde<br />

Kanäle ab. Zur Erfassung der statistischen Abhängigkeit führte er die statistische Größe eines<br />

Mehrfachfehlerabstandes a m i der Ordnung m ein. Bekanntermaßen wird die Länge des i-ten Fehlerabstands<br />

in einer Fehlerabstandsfolge mit a i bezeichnet. Der Wert eines Mehrfachfehlerabstandes<br />

a m i der Ordnung m entspricht der Summe von m aufeinander folgenden Fehlerabständen<br />

a i :<br />

a m k+m−1<br />

i =<br />

∑<br />

i=k<br />

a i (3.22)<br />

Nach einer umfangreichen Herleitung (vgl. [24]) bestehen zwischen der Mehrfachfehlerabstandsdichte<br />

(MFAD) fa m (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,n) folgende wichtige Zusammenhänge:<br />

P(m,n)=P e ·<br />

n−1<br />

∑<br />

i=m−1<br />

fa m (n)= 1 m−1<br />

·<br />

P e<br />

∑<br />

i=0<br />

(n − i) · ∆ 2 m f m a (i), für 2 ≤ m ≤ n (3.23)<br />

(m − i) · ∆ 2 n P(i,n), für 1 ≤ m ≤ n (3.24)<br />

∆ 2 n A(n) bezeichnet die zweite diskrete Ableitung der Größe A(n) nach n.<br />

∆ 2 n A(n) ≡ ∆ n [∆ n A(n)] = A(n − 1) − 2A(n)+A(n + 1) (3.25)<br />

3.2.4 Statistische Kenngrößen stochastischer Prozessen <strong>und</strong> deren empirische<br />

Schätzung<br />

Nachdem die kanalrepräsentierenden stochastischen Prozesse vorgestellt wurden, werden in diesem<br />

Abschnitt wichtige statistische Kenngrößen präsentiert, mit denen digitale Funkkanäle bewertet<br />

werden.<br />

Linearer Erwartungswert<br />

Zur Untersuchung der statistischen Eigenschaften von Kanalfehler- <strong>und</strong> Paketprozessen sind<br />

bereits lineare Erwartungswerte E [x] (statistische Momente erster Ordnung m (1)<br />

x ) sehr hilfreich,<br />

32


3.2 <strong>Digitale</strong> Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

um die Lage ihrer Verteilung zu bewerten. Der diskrete Erwartungswert für die Zufallsvariablen<br />

x eines stochastischen Prozesses {X t } ist folgendermaßen definiert<br />

E [x]=m (1)<br />

x =<br />

M<br />

∑<br />

j=1x j · f x (x = x j ) ≈ ¯x = 1 N<br />

N<br />

∑<br />

i=1<br />

x i mit M,N ∈ N (3.26)<br />

<strong>und</strong> kann durch den arithmetischen Mittelwert ¯x gut geschätzt werden. f x (x = x j ) bezeichnet<br />

die Wahrscheinlichkeitsdichte, dass die Zufallsvariable x den Wert x j annimmt. Hingegen beschreiben<br />

die x i ’s aufgezeichnete Zufallsvariablen des stochastischen Prozesses {X t }. Ein ideales<br />

Beispiel für die Anwendung <strong>und</strong> Schätzung des linearen Erwartungswerts stellt die Kanalfehlerwahrscheinlichkeit<br />

E [e]=P e des KFPs {E t } dar, die in der Praxis durch die mittlere Kanalfehlerrate<br />

ē = BER angenähert wird <strong>und</strong> aus einem Ausschnitt der unendlichen Kanalfehlerfolge<br />

berechnet wurde.<br />

Varianz <strong>und</strong> Standardabweichung<br />

Für die <strong>Analyse</strong> der statistischen Streuung eines Prozesses {X t } ist das zweite zentrale Moment<br />

µ x<br />

(2) , dessen Zufallsvariablen x von großer Bedeutung, das in der Literatur formal als Varianz<br />

Var (x) oder mit σx 2 bezeichnet wird. Die Varianz Var (x i ) dient als Streuungsmaß für die Abweichung<br />

der Zufallsvariablen x von ihrem Erwartungswert E [x]. Häufig wird als Streuungsmaß<br />

auch die Standardabweichung σ x = √ Var (x) als Quadratwurzel der Varianz verwendet. Die<br />

nachfolgende Gleichung (3.27) enthält die Definition der Varianz Var (x) sowie deren Schätzung<br />

durch die empirische Varianz (rechtsseitiger Ausdruck):<br />

Var (x)=E [(x − E [x]) 2 ] ≈ 1<br />

N − 1<br />

N<br />

∑<br />

i=1<br />

(x i − ¯x) 2 . (3.27)<br />

Variationskoeffizient<br />

Die Varianz Var (x) hängt jedoch von der Lage des Erwartungswerts E [x] der Zufallsvariablen<br />

ab, was dazu führt, dass diese bei konstanter Streuung größer wird, sobald der Erwartungswert<br />

ansteigt. Eine quantitative Vergleichbarkeit der Streueigenschaften zweier Prozesse {X t } <strong>und</strong><br />

{Y t } mit unterschiedlichen linearen Erwartungswerten E [x] ≠ E [y] der Zufallsvariablen x <strong>und</strong> y<br />

ist demzufolge nicht anhand der Varianzen Var (x) <strong>und</strong> Var (y) möglich. Stattdessen bedarf es<br />

einer Normierung der Standardabweichung σ = √ Var (x) durch den linearen Erwartungswert<br />

E [x]. Diese resultierende statistische Größe wird als Variationskoeffizient VarK (x) bezeichnet<br />

<strong>und</strong> ist formal folgendermaßen definiert:<br />

√ √<br />

Var (x) E [(x − E [x])<br />

VarK (x)= =<br />

2 ]<br />

. (3.28)<br />

E [x] E [x]<br />

33


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Die Schätzung des Variationskoeffizienten VarK (x) kann mit Hilfe des arithmetischen Mittelwerts<br />

¯x <strong>und</strong> der empirischen Varianz durch folgende Annäherung realisiert werden:<br />

VarK (x) ≈<br />

Autokovarianz <strong>und</strong> Autokorrelation<br />

√<br />

N · ∑ N i=1 (x i − ¯x) 2<br />

∑ N i=1 x . (3.29)<br />

i<br />

Von besonderer Bedeutung für diese Arbeit sind statistische Kenngrößen zur Beurteilung der<br />

inneren Abhängigkeit in Folgen von Zufallsvariablen, beispielsweise in Realisierungen der Prozesse<br />

KFP {E t },FAP{A t } <strong>und</strong> BFP {B t }. Die Untersuchung des inneren Zusammenhangs von<br />

Zufallsvariablen x, welche von einem stationären stochastischen Prozess {X t } generiert wurden,<br />

kann für bestimmte Abstände, bzw. Verschiebungen ν durch die Autokovarianz erfolgen. Die<br />

formale Definition der Autokovarianz kann notiert werden als:<br />

ACov ν (x)=E [(x − E [x]) · (x ν − E [x])]<br />

=<br />

M M<br />

∑ ∑<br />

i=1 j=1<br />

(x i − E [x]) · (x j − E [x]) · f xx (x = x i ∩ x ν = x j ).<br />

(3.30)<br />

f xx (x = x i ∩ x ν = x j ) entspricht der diskreten Verb<strong>und</strong>dichte der Werte um ν verschobener<br />

Zufallsvariablen x. Die Normierung der Autokovarianz ACov ν (x) auf die Varianz Var (x) wird<br />

als Autokorrelationskoeffizient Kor ν (x) bezeichnet <strong>und</strong> quantisiert die innere lineare statistische<br />

Abhängigkeit durch den Wertebereich {−1,...,+1}. +1 kennzeichnet einen perfekten, −1<br />

einen perfekt gegensätzlichen <strong>und</strong> 0 gar keinen linearen Zusammenhang. Der Autokorrelationskoeffizient<br />

Kor ν (x) ist folgendermaßen definiert:<br />

Kor ν (x)= ACov ν (x)<br />

Var (x)<br />

= ∑M i=1 ∑ M j=1 (x i − E [x]) · (x j − E [x]) · f xx (x = x i ∩ x ν = x j )<br />

∑ M i=1 (x .<br />

i − E [x]) 2 · f x (x = x i )<br />

(3.31)<br />

Zur Schätzung des Korrelationskoeffizienten Kor ν (x) kann der empirische Korrelationskoeffizient<br />

nach Bravais-Pearson (vgl. [58]) hinzugezogen werden:<br />

Kor ν (x) ≈ N − 1<br />

N − ν · ∑N−ν i=1 (x i − ¯x) · (x i+ν − ¯x)<br />

∑ N i=1 (x i − ¯x) 2 . (3.32)<br />

Häufig findet man auch alle Autokorrelationskoeffizienten Kor ν in der Autokorrelationsfunktion<br />

R xx (ν) vereint.<br />

34


3.2 <strong>Digitale</strong> Kenngrößen zur Charakterisierung von Funkkanälen<br />

R xx (ν)=Kor ν (x) ν ∈{1,...,n} (3.33)<br />

Praktische Anwendung findet die Autokorrelationsfunktion R xx (ν) beispielsweise zur Berechnung<br />

des Gedächtnisses digitaler Funkkanäle, welche durch Kanalfehlerfolgen mit<br />

e i ∈{0,1} beschrieben sind. In den Arbeiten [59] <strong>und</strong> [53] wird daher die Fehlerkorrelationsfunktion<br />

(FKF) R ee (ν) eingeführt, mit der die statistische Abhängigkeit von Kanalfehlern quantisiert<br />

werden kann. Da digitale Übertragungskanäle gut entworfener Funksysteme eine äußerst<br />

geringe Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e < 10 −2 aufweisen, wird häufig auf die Erwartungswertbereinigung<br />

zur Berechnung der FKF R ee (ν) verzichtet. Infolgedessen vereinfacht sich der<br />

allgemeingültige <strong>und</strong> exakte Ausdruck in Gleichung (3.31) zur erwartungswertnehafteten FKF<br />

¯R ee (ν):<br />

¯R ee (ν)= ∑1 i=0 ∑ 1 j=0 ij· f ee(e = i ∩ e ν = j)<br />

∑ 1 i=0 i2 · f e (e = i)<br />

= f ee(e = 1 ∩ e ν = 1)<br />

f e (e = 1)<br />

= f ee(e = 1 ∩ e ν = 1)<br />

P e<br />

.<br />

(3.34)<br />

Demnach beschreibt die FKF ¯R ee die dynamischen Eigenschaften von Kanalveränderungen<br />

<strong>und</strong> besitzt folgende Eigenschaften:<br />

¯R xx (ν = 0) = 1<br />

¯R xx (ν → ∞) = P e .<br />

(3.35)<br />

Bei statistisch unabhängigen Kanalfehlern e i (gedächtnisloser Kanal) kann die Gleichung<br />

(3.34) zur Berechnung der erwartungswertbehaftete FKF ¯R ee (ν) folgendermaßen ausgedrückt<br />

werden:<br />

˜R ee (ν)= f ee(e = 1 ∩ e ν = 1)<br />

= f e(e = 1) · f e (e ν = 1)<br />

= P e · P e<br />

= P e für ν ≠ 0. (3.36)<br />

P e P e<br />

P e<br />

Korrelationsdauer<br />

Für gedächtnisbehaftete Übertragungskanäle kann die Abweichung der erwartungswertbehafteten<br />

FKF ¯R ee (ν) von der eines gedächtnislosen Kanals gleicher mittlerer Kanalfehlerwahrscheinlichkeit<br />

P e durch die Kanalkorrelationsdauer D k quantisiert werden:<br />

D k =<br />

∞<br />

1<br />

¯R ee (0) − P e<br />

∑ ( ¯R ee (ν) − P e ). (3.37)<br />

ν=1<br />

35


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Modellierte, digitale Uebertragungskanaele<br />

Erwartungswertbehaftete FKF ¯Ree(ν)<br />

1<br />

0.8<br />

¯R ee (0)<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Gedaechtnisloser Kanal<br />

Gedaechtnisbehafteter Kanal<br />

P e<br />

0<br />

0 2 4 6 8 D k 10 12 14 16 18<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Abbildung 3.12. Die erwartungswertbehaftete FKF ¯R ee (ν) eines modellierten, gedächtnisbehafteten<br />

<strong>und</strong> -losen Übertragungskanals.<br />

Für ν = 0 wird nicht der Wert 1 verwendet, sondern ein extrapolierter Wert ¯R xx (0) zur stetigen<br />

Fortsetzung von ¯R ee (ν) beim Übergang von ν =0→ ν = 1. Bei linearer Extrapolation ergibt<br />

sich folgender Bezugspunkt:<br />

¯R ee (0)=2 · ¯R ee (1) − ¯R ee (2). (3.38)<br />

In der Abbildung 3.12 sind jeweils Verläufe der erwartungswertbehafteten FKF ¯R ee (ν) eines<br />

gedächtnisbehafteten <strong>und</strong> -losen Kanals dargestellt. Während ¯R ee (ν) für den gedächtnislosen<br />

Kanal einen konstanten Verlauf mit dem Wert der mittleren Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e<br />

aufweist, kennzeichnet einen gedächtnisbehafteten Kanal ein exponential abklingender Verlauf.<br />

Die Korrelationsdauer D k eines gedächtnisbehafteten Kanals mit der Kanalfehlerwahrscheinlichkeit<br />

P e entspricht der Flächendifferenz zwischen dem Verlauf seiner FKF ¯R ee (ν) <strong>und</strong> der<br />

eines gedächtnislosen Übertragungskanals gleicher mittlerer Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e .<br />

3.2.5 Statistische Tests zur Klassifizierung digitaler Funkkanäle<br />

Von besonderer Wichtigkeit bei der Charakterisierung <strong>und</strong> <strong>Modellierung</strong> von Funkkanälen ist<br />

deren korrekte Klassifizierung. Dabei ist die Fragestellung zu beantworten, ob ein Funkkanal<br />

Gedächtnis- <strong>und</strong> Erneuerungseigenschaften besitzt oder nicht. Zur Klärung dieser Fragestellung<br />

entwickelte Adoul [24], [23] eine Methode auf Basis der Mehrfachfehlerabstände a m i , mit<br />

der die statistische Abhängigkeit zwischen Fehlerabständen analysiert werden kann. Dazu wird<br />

das Verhältnis zwischen den Varianzen Var (a m x ) der Mehrfachfehlerabstandsfolge eines<br />

36


3.3 Zusammenfassung<br />

unbekannten zu untersuchenden Kanals X <strong>und</strong> der eines Binär Symmetrischen Kanals (BSC)<br />

(Var (a m bsc )) mit identischer Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e gebildet. Bei dem Verhältnis handelt<br />

es sich aufgr<strong>und</strong> der Normierung prinzipiell um eine Art Variationskoeffizienten, der deshalb<br />

im Folgenden mit VarK a (m) bezeichnet wird.<br />

VarK a (m)= Var (am x )<br />

Var (a m bsc ) = Var (a m<br />

P2 x )<br />

e ·<br />

m · (1 − P e )<br />

(3.39)<br />

VarK a (1) spiegelt die Bündelung der Fehlerpositionen in einer generierten Kanalfehlerfolge<br />

des KFPs {E t } wider. Speziell VarK a (1) ≫ 1 deutet auf eine starke Bündelung dieser<br />

hin. Da für erneuernde Prozesse Var (a m )=m · Var (a) gilt, folgt VarK a (m) =VarK a (1)<br />

für alle m. Daher genügt bereits ein Unterschied zwischen VarK a (1) <strong>und</strong> VarK a (2), um<br />

den Erneuerungscharakter eines Übertragungskanals zu erkennen. Die Differenz VarK a (2) −<br />

VarK a (1) ist daher proportional zu der Korrelation sukzessiver Fehlerabstände a i ↔ a i+1 [24].<br />

Alternativ kann die statistische innere Abhängigkeit der Zufallsvariablen x eines Prozesses<br />

{X t } anhand der Korrelationsfunktion R xx (ν) untersucht werden. Dazu wird die Methode aus<br />

[58], S. 575 angewandt. Liegen Symbolfolgen der Länge N vor, deren innere Positionen<br />

statistisch voneinander unabhängig sein sollen, so sind diese nach dem Zentralen Grenzwertsatz<br />

annähernd normalverteilt mit der Varianz Var = n −1 . Wird jedoch für eine Verschiebung ν<br />

festgestellt, dass die Bedingung<br />

max{|R xx (ν)||ν ∈ N} > 2 √<br />

N<br />

(3.40)<br />

erfüllt ist, kann nicht mehr von statistischer Unabhängigkeit ausgegangen werden. Der Ausdruck<br />

√ 2<br />

N<br />

definiert die Signifikanzschwelle s. Dieser vereinfachte Test entspricht einem zweiseitigen<br />

Signifikanztest mit α = 0,05.<br />

3.3 Zusammenfassung<br />

Die realitätsnahe Charakterisierung von Funkkanälen ist für die Wissenschaft eine große Herausforderung.<br />

Für den Entwurf <strong>und</strong> die <strong>Analyse</strong> der Leistungsfähigkeit von Funksystembestandteilen<br />

der Physikalischen Schicht sind primär statistische ”analoge” Kanalkenngrößen von großer<br />

Bedeutung. Hierbei zählen im Speziellen statistische Kenngrößen zur realistischen Beschreibung<br />

der kanalcharakterisierenden Prozesse Large Scale <strong>und</strong> Small Scale Fading, um die Wellenausbreitungsphänomene<br />

adäquat modellieren <strong>und</strong> simulieren zu können. Wie sich diese auf<br />

das Übertragungsverhalten von Funktechnologien auswirken, kann anhand des Systemfunktionsmodell<br />

nach Bello unter der Annahme, dass ein Übertragungskanal WSSUS-Eigenschaften<br />

besitzt, vorhergesagt werden. In diesem Zusammenhang wird ein Übertragungskanal durch seine<br />

Zeit- <strong>und</strong> Frequenzselektivität beurteilt <strong>und</strong> klassifiziert.<br />

37


3 Die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung von Funkkanälen<br />

Für die Entwicklung von Fehlerschutzmaßnahmen <strong>und</strong> komplexen Protokollen, beispielsweise<br />

für Multi-Hop Netzwerke, ist der Einbezug ”analoger” Eigenschaften von Funkkanälen durch<br />

deren systemtheoretische Beschreibung mit äußerst hohem Aufwand verb<strong>und</strong>en. Durchzuführende<br />

realistische Simulationen derartiger Funkkanäle benötigen für die Kanalmodellierung von<br />

wenigen Sek<strong>und</strong>en Echtzeit bereits mehrere Minuten, sodass langzeitstatistische <strong>Analyse</strong>n aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong>e häufig nicht möglich sind. Des Weiteren ist es sehr aufwändig, die Parametersätze<br />

der Modelle adäquat zu schätzen. Komplizierte Messungen, beispielsweise der komplexen<br />

Übertragungsfunktion H( f ,t), können zwar mit Netzwerkanalysatoren durchgeführt werden, jedoch<br />

mit der Einschränkung, dass die langfristigen zeitlichen Änderungen t aufgr<strong>und</strong> des Messaufwandes<br />

nicht erfasst werden können.<br />

Um dieser Problematik Abhilfe zu schaffen, kann ein Funkkanal durch statistische Prozesse<br />

beschrieben werden, welche ausschließlich das Kanalfehlerverhalten charakterisieren. Hierzu<br />

zählen u.a. der KFP {E t } <strong>und</strong> der FAP {A t }. Deren statistische Kenngrößen KFAV Fa c (a) <strong>und</strong><br />

BFD P(m,n) werden wissenschaftlich sehr häufig als kanalbeschreibende Kenngrößen verwendet.<br />

In dieser Betrachtungsweise werden die Eigenschaften des ”analogen” Funkkanals sowie<br />

Funksystembestandteile der Physikalischen Schicht zu einem digitalen Funkkanal zusammengefasst<br />

<strong>und</strong> gemeinsam statistisch beschrieben. Das analoge Fadingverhalten des Übertragungskanals<br />

spiegelt sich in der digitalen Betrachtungsweise in Form der inneren statistischen Abhängigkeit<br />

von Kanalfehlern wider. Liegt eine statistische Abhängigkeit zwischen Fehlerpositionen<br />

vor, so werden digitale Übertragungskanäle als gedächtnisbehaftet bezeichnet. Wirkt sich diese<br />

Abhängigkeit auch auf die äquivalente Beschreibungsform der Fehlerabstände aus, so werden<br />

derartige Kanäle als nicht-erneuernd charakterisiert. Für die quantitative Beurteilung des Grades<br />

der statistischen Bindung wird in der Praxis die Autokorrelationsfunktion als linearer Erwartungswert<br />

für die innere Abhängigkeit einer Folge von Zufallsvariablen hinzugezogen.<br />

38


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete<br />

Funkkanäle<br />

Nachdem das Kapitel 3 größtenteils deskriptive Kanalstatistiken <strong>und</strong> deren Prozesse vorstellte,<br />

führt das Kapitel 4 in die Theorie <strong>generative</strong>r Modelle für gedächtnisbehaftete Funkkanäle auf<br />

der Basis endlicher Hidden Markov Modelle (HMM) ein (vgl. [23], S. 726). In diesem Zusammenhang<br />

dienen HMMe u.a. der <strong>Modellierung</strong> kanalbeschreibender, stochastischer Prozesse,<br />

wie beispielsweise dem KFP {E t }, dem FAP {A t } oder aber Prozesse, die das Übertragungsverhalten<br />

auf der Datenpaketebene charakterisieren.<br />

Obwohl es didaktisch gegensätzlich wirkt, werden in den ersten Abschnitten dieses Kapitels<br />

allgemeingültige formale Ausdrücke für die wichtigen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legenden Statistiken von<br />

HMMen, die Autokorrelationsfunktion R oo (ν), die komplementäre Symbolabstandsverteilung<br />

Fa c(a,V k) <strong>und</strong> die Symbolblockdichte P(m,n,V k ), hergeleitet <strong>und</strong> vorgestellt. Erst danach werden<br />

wissenschaftlich etablierte, <strong>generative</strong> digitale Kanalmodelle präsentiert, die quasi Instanzen von<br />

HMMen darstellen. Hierzu zählen die Modelle nach Gilbert [19], Gilbert-Elliott [20], Fritchman<br />

[21] <strong>und</strong> McCullough [22]. Durch die vorgezogene Herleitung allgemeingültiger Ausdrücke zur<br />

Berechnung wichtiger Kanalstatistiken der HMMe konnte weitestgehend auf eine red<strong>und</strong>ante<br />

Herleitung dieser für jedes der o.g. Kanalmodelle verzichtet werden.<br />

Den Abschluss des Kapitels bildet die Zusammenfassung aller wichtigen Eigenschaften der<br />

vorgestellten Kanalmodelle. Hierzu zählen insbesondere strukturelle Aspekte <strong>und</strong> das Erneuerungsverhalten<br />

der Modelle.<br />

4.1 Endliche Hidden Markov Modelle<br />

Ein endliches HMM mit N Zuständen ist prinzipiell eine endliche Markov-Kette, jedoch mit dem<br />

Unterschied, dass man aus einer gegebenen Realisation eines Prozesses {E t } nicht direkt<br />

die erzeugende Zustandssequenz erkennen kann. Während bei Markov-Ketten ein Zustand<br />

immer das gleiche Symbol ausgibt, wird bei HMMen jedem Zustand die Wahrscheinlichkeit der<br />

Ausgabe eines bestimmten Symbols V i zugeordnet.<br />

4.1.1 Die Parameter von HMMen<br />

Zu jedem Zeitpunkt befindet sich ein HMM in einem der N Zustände S i , i ∈{1,...,N}. Die<br />

zeitlichen Augenblicke, welche mit den Zustandwechsel assoziiert sind, werden als t = 1,2,...<br />

39


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete Funkkanäle<br />

bezeichnet. Der aktuelle Zustand eines HMMs zum Zeitpunkt t wird mit x t notiert. Die Ordnung<br />

m quantisiert die Gedächtnislänge eines HMMs. Die Wahrscheinlichkeit, zu einem Zeitpunkt t<br />

den Zustand x t = S i zu erreichen, hängt damit von den m vorherigen Zuständen x t−1 ,...x t−m ab:<br />

Pr (x t = S i | x t−1 = S j ,x t−2 = S k ,...,x t−m = S l ). (4.1)<br />

Da jedoch HMMe mit langem Gedächtnis (m ≥ 2) durch Messungen <strong>und</strong> Simulationen schwer<br />

erfassbar sind, beschränkt sich diese Arbeit auf die Untersuchung von HMMen der ersten Ordnung<br />

(m = 1). Wobei an dieser Stelle darauf hingewiesen wird, dass HMMe m-ter Ordnung durch<br />

Zustandserweiterungen auch in HMMe erster Ordnung überführt werden können. Des Weiteren<br />

werden nur homogene (zeitinvariante) HMMe betrachtet, deren Zustandsübergänge unabhängig<br />

von der Zeit t sind:<br />

Pr (x t = S i | x t−1 = S j )=Pr (x t+k = S i | x t−1+k = S j ). (4.2)<br />

Die Übergange zwischen den Zuständen S i → S j zum Zeitpunkt t − 1 werden durch die<br />

Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten (ZÜW) p ij charakterisiert:<br />

p ij = Pr (x t = S j | x t−1 = S i ), für 1 ≤ i, j ≤ N. (4.3)<br />

Die ZÜWs p ij weisen folgende zwei wichtige Eigenschaften auf:<br />

p ij ≥ 0<br />

mit<br />

N<br />

∑ p ij = 1. (4.4)<br />

j=1<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Eigenschaft aus Gleichung (4.4) wird die Zusammenfassung aller ZÜWs p ij als<br />

stochastische N ×N Übergangsmatrix P bezeichnet, welche eine der drei definierenden Parameter<br />

eines HMMs repräsentiert:<br />

⎛<br />

⎞<br />

p 11 p 12 ··· p 1N<br />

p<br />

P =<br />

21 p 22 ··· p 2N<br />

⎜ .<br />

⎝ . . .. ⎟ . ⎠ . (4.5)<br />

p N1 p N2 ··· p NN<br />

Liegt ein irreduzibles <strong>und</strong> ergodisches HMM (zur exakten Definition vgl. [60], S.22) vor, d.h.<br />

dass nach einer endlichen Zeitspanne ∆t alle Zustände S i eines HMMs erreicht werden können,<br />

so existieren stationäre Zustandswahrscheinlichkeiten π i . Ausgehend von einer Anfangsverteilung<br />

⃗π (0) der Zustände S i :<br />

40


4.1 Endliche Hidden Markov Modelle<br />

π (0)<br />

i<br />

= Pr (x 1 = S i ) für 1 ≤ i ≤ N, (4.6)<br />

kann durch die Anwendung der Chapman-Kolmogorov Gleichung (vgl. [61], S.175-176) folgende<br />

transiente Eigenschaft des HMMs berechnet werden [52]:<br />

⃗π (n) = ⃗π (0) P n (4.7)<br />

Als Grenzverteilung des absoluten Zustandsvektors ⃗π (n) ergibt sich der stationäre Zustandsvektor<br />

⃗π:<br />

⃗π = lim n→∞<br />

⃗π (n) = lim n→∞<br />

⃗π (n−1) P, (4.8)<br />

woraus der Zusammenhang zwischen der Übergangsmatrix P <strong>und</strong> dem stationären Zustandsvektor<br />

⃗π deutlich wird:<br />

⃗π = ⃗π P<br />

mit<br />

N<br />

∑<br />

i=1<br />

π i = 1. (4.9)<br />

Die Komponenten π i des stationären Zustandsvektors ⃗π geben an, wie häufig der Zustand S i<br />

im Mittel eingenommen wird. Wie bereits einleitend dargestellt, charakterisiert ein HMM die<br />

Ausgabemöglichkeit von M Symbolen V i , i ∈{1,...,M} in jedem der N Zustände. Da mehrere<br />

Symbole emittiert werden können, besitzt jeder der Zustände S j eine eigene Ausgabedichtefunktion<br />

b j (k), welche folgendermaßen definiert ist:<br />

b j (k)=Pr (V k | x t = S j ), mit 1 ≤ j ≤ N <strong>und</strong> 1 ≤ k ≤ M (4.10)<br />

Die Zusammenfassung aller Ausgabedichtefunktionen b j (k) erfolgt in der stochastischen<br />

Ausgabematrix B. Bei der Ausgabematrix B handelt es sich um eine N × M Matrix mit folgendem<br />

Aufbau:<br />

⎛<br />

⎞<br />

b 1 (1) b 1 (2) ··· b 1 (M)<br />

b<br />

B =<br />

2 (1) b 2 (2) ··· b 2 (M)<br />

⎜<br />

.<br />

⎝ . . .. ⎟ . ⎠ . (4.11)<br />

b N (1) b N (2) ··· b N (M)<br />

Die eindeutige Definition eines HMMs erfolgt somit durch das Parametertripel λ = {P,B,⃗π (0) },<br />

bestehend aus der Anfangsverteilung ⃗π (0) , der Übergangsmatrix P <strong>und</strong> der Ausgabematrix B.<br />

41


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete Funkkanäle<br />

4.1.2 Die Autokorrelationsfunktion von HMMen<br />

Die diskrete Autokorrelationsfunktion von mittelwertbehafteten, stationären Prozessen, unter<br />

denen auch HMMe einzuordnen sind, ist unter Zuhilfenahme der Autokovarianz ACov ν (o t )<br />

<strong>und</strong> der Varianz Var (o t ) entsprechend der Gleichung (3.31) definiert:<br />

R oo (ν)= ACov ν (o t )<br />

Var (o t )<br />

= ∑M i=1 ∑ M j=1 (V i − E [o t ]) · (V j − E [o t ]) · f oo (o t = V i ∩ o t+ν = V j )<br />

∑ M i=1 (V ,<br />

i − E [o t ]) 2 · f o (o t = V i )<br />

(4.12)<br />

wobei f oo (o t ∩ o t+ν ) die diskrete Verb<strong>und</strong>dichte der Ausgabesymbole o t für eine zeitliche<br />

Verschiebung ν kennzeichnet. Zu dessen Herleitung wird zuallererst der lineare Erwartungswert<br />

E [o t ] für die Ausgabesymbole o t mit der diskreten Ausgabesymboldichte f o (o t )=⃗π T · B<br />

angegeben zu:<br />

E [o t ]=<br />

M<br />

∑<br />

i=1<br />

V i · f o (o t = V i )=⃗π T · B ·⃗V. (4.13)<br />

Etwas aufwändiger ist die Herleitung der diskreten Verb<strong>und</strong>dichte f oo (o t ∩ o t+ν )=Pr (o t+ν ∩<br />

o t ). Dazu wird die Zustandsmatrix Pr (x t | o t ) zum Zeitpunkt t, vorausgesetzt es wurde das Symbol<br />

o t zum Zeitpunkt t ausgegeben, nach dem Bayes’schen Satz abgeleitet:<br />

Pr (x t | o t )= Pr (x t ∩ o t )<br />

Pr (o t )<br />

=<br />

1<br />

⃗π T · B ·⃗V (Π ∗ B)T . (4.14)<br />

Das Zeichen * kennzeichnet die komponentenweise Matrizenmultiplikation. Bei Π handelt es<br />

sich um eine N ×N Hilfsmatrix, wobei jede Spalte aus den identischen stationären Zustandsvektoren<br />

⃗π besteht (Π =(⃗π,...,⃗π)). Die Zustandswahrscheinlichkeitsmatrix Pr (x t+ν | o t ) für den<br />

Zeitpunkt t + ν unter der Voraussetzung, es wurde das Symbol o t zum Zeitpunkt t ausgegeben,<br />

kann somit berechnet werden zu:<br />

Pr (x t+ν | o t )=Pr (x t | o t ) · P ν =<br />

1<br />

⃗π T · B ·⃗V (Π ∗ B)T · P ν . (4.15)<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Übertragung zum Zeitpunkt t +ν das Symbol o t+ν unter<br />

der Voraussetzung emittiert wird, dass zum Zeitpunk t das Symbol o t ausgegeben wurde, lautet:<br />

Pr (o t+ν | o t )=Pr (o t+ν | x t+ν ) · Pr (x t+ν | o t )<br />

=<br />

1<br />

⃗π T · B ·⃗V (Π ∗ B)T · P ν · B.<br />

(4.16)<br />

42


4.1 Endliche Hidden Markov Modelle<br />

Damit erhält man für die Verb<strong>und</strong>dichte f oo (o t ∩ o t+ν ):<br />

f oo (o t ∩ o t+ν )=Pr (o t+ν ∩ o t )=Pr (o t ) · Pr (o t+ν | o t )<br />

=(Π ∗ B) T · P ν · B.<br />

(4.17)<br />

Für den Sonderfall, dass ein HMM nur binär-diskret wertige Zufallsvariablen (V 1,2 = {0,1})<br />

generiert, kann die modifizierte Fehlerkorrelationsfunktion aus Gleichung (3.34) für ein HMM<br />

folgendermaßen berechnet werden:<br />

˜R ee (ν)= f ee(e t = 1 ∩ e t+ν = 1)<br />

f e (e t = 1)<br />

= (⃗π ∗ ⃗b(2)) T · P ν ·⃗b(2)<br />

⃗π T ·⃗b(2)<br />

(4.18)<br />

4.1.3 Die komplementäre Symbolabstandsverteilung von HMMen<br />

Eine weitere essentielle Kenngröße von HMMen zur Beurteilung von digitalen Übertragungskanälen<br />

stellt die komplementäre Symbolabstandsverteilung Fa c(a,V k) für das Symbol V k dar,<br />

welche folgendermaßen definiert ist:<br />

( )<br />

Fa c (a,V ⋂ a<br />

k)= Pr o t+i ≠ V k | o t = V k<br />

i=1<br />

= Pr ((⋂ a<br />

i=1 o t+i ≠ V k ) ∩ o t = V k )<br />

.<br />

Pr (o t = V k )<br />

(4.19)<br />

Fa c (a,V k ) stellt die Wahrscheinlichkeit dar, dass einem bestimmten Symbol o t = V k genau a<br />

verschiedene Symbole {o t+1 ,...,o t+a } ≠ V k folgen. Es gilt bekannterweise (vgl. Gl. (4.14)):<br />

⃗Pr (x t ∩ o t = V k )=⃗π ∗ ⃗ b(k). (4.20)<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass beim nächsten Symbol der Zustand x t+1 vorliegt <strong>und</strong> zum Zeitpunkt<br />

t das Symbol o t ausgegeben wurde, kann mit Hilfe der Übergangsmatrix P formuliert<br />

werden als:<br />

⃗Pr (x t+1 ∩ o t = V k )=⃗Pr (x t ∩ o t = V k ) T · P =(⃗π ∗ ⃗ b(k)) T · P. (4.21)<br />

Werden die Gleichungen (4.20) <strong>und</strong> (4.21) rekursiv bis a − 1 angewandt, so ergibt sich die<br />

komplementäre Symbolabstandsverteilung Fa c(a,V k) unter Zuhilfenahme der komplementären<br />

Symbolausgabewahrscheinlichkeiten b c j (k)=1 − b j(k) im Zustand S j für das Symbol V k :<br />

43


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete Funkkanäle<br />

F c<br />

a (a,V k )= (...(((((⃗π ∗ ⃗b(k)) T · P) ∗ ⃗b c (k) T ) · P) ∗ ⃗b c (k) T )...P) ·⃗b c (k)<br />

. (4.22)<br />

Pr (o t = V k )<br />

Da zwischen der komponentenweisen Multiplikation <strong>und</strong> der Matrizenmultiplikation folgender<br />

Zusammenhang:<br />

(<br />

⃗xT · P ) ∗ ⃗y T =⃗x T (P · diag (y i )) (4.23)<br />

besteht (vgl. [53]), kann durch die Anwendung der Gleichung (4.23) die Rekursion in der<br />

Gleichung (4.22) aufgehoben werden. diag (y i ) ist eine quadratische N ×N Matrix, deren Hauptdiagonale<br />

die Werte des Vektors⃗y enthält; alle anderen Elemente sind null. Durch die Assoziativität<br />

der Matrizenmultiplikation können geeignete Terme zusammengefasst werden, sodass sich<br />

die Fa c(a,V<br />

k) weiter vereinfachen lässt zu:<br />

Fa c (a,V k )= (⃗π ∗ ⃗ b(k)) T · (P · diag (b c i (k)))a−1 · P ·⃗b c (k)<br />

Pr (o t = V k )<br />

= (⃗π ∗ ⃗b(k)) T · (P · diag (b c i (k)))a−1 · P ·⃗b c (k)<br />

.<br />

⃗π T ·⃗b(k)<br />

(4.24)<br />

4.1.4 Die Symbolblockdichte von HMMen<br />

Die Symbolblockdichte P(m,n,V k ) definiert die Wahrscheinlichkeit von genau m Symbolen V k<br />

in einer Sequenz {o t ,...,o t+n } der Länge n. Die Berechnung von P(m,n,V k ) erfolgt rekursiv in<br />

Anlehnung an [20] durch:<br />

⃗H(m,n,V k )=(⃗H(m,n − 1,V k ) T · diag(b c i (k)) · P) T +(⃗H(m − 1,n − 1,V k ) T · diag(b i (k)) · p) T<br />

mit den Startvektoren:<br />

(4.25)<br />

⃗H(1,1,V k )=(⃗π T · diag(b c i (k))) T <strong>und</strong> ⃗H(0,1,V k )=(⃗π T · diag(b i (k))) T .<br />

Für Werte m > n <strong>und</strong> m,n < 0 wird ⃗H(m,n,V k )=⃗0 gesetzt. H i (m,n,V k ) ist eine Hilfsvariable,<br />

welche die Wahrscheinlichkeit angibt, dass ein Block der Länge n genau m Symbole V k enthält<br />

<strong>und</strong> bei dem nachfolgenden Symbol der Zustand S i eingenommen wird. Somit erhält man für<br />

die resultierende Symbolblockdichte P(m,n,V k ) folgenden Ausdruck:<br />

P(m,n,V k )=<br />

N<br />

∑<br />

i=1<br />

H i (m,n,V k )=⃗H(m,n,V k ) T ·⃗1. (4.26)<br />

44


4.2 Das Gilbert Modell<br />

4.2 Das Gilbert Modell<br />

Eines der ersten wissenschaftlich etablierten digitalen Kanalmodelle mit Gedächtnis wurde von<br />

Gilbert [19] bereits 1960 entwickelt. In diesem Modell wird der KFP {E t } durch ein HMM<br />

erster Ordnung erzeugt. Der Zustandsraum S dieser Markov-Kette umfasst genau zwei Zuständen<br />

S 1,2 = {G,B}. G bezeichnet den guten Übertragungszustand (Good) <strong>und</strong> B den schlechten<br />

Übertragungszustand (Bad) des Übertragungskanals. Die Ausgabesymbole entsprechen Bits<br />

(V 1,2 = {0,1}). Zu jedem Zeitpunkt t werden die Symbole des KFPs {E t } entweder im Zustand<br />

G oder B erzeugt (siehe Abbildung 4.1).<br />

Abbildung 4.1. Das Zustandsdiagramm eines Gilbert Modells.<br />

Die allgemeine stochastische Übergangsmatrix P (Gl. (4.5) ) reduziert sich demnach zu einer<br />

2 × 2 Matrix mit den folgenden Elementen:<br />

( )<br />

p gg p gb<br />

P =<br />

. (4.27)<br />

p bg p bb<br />

Da das Gilbert (GI) Modell irreduzibel <strong>und</strong> aperiodisch ist, existieren stationäre Zustandswahrscheinlichkeiten<br />

π g <strong>und</strong> π b , welche nach dem Gleichungssystem (4.9) berechnet wurden<br />

zu:<br />

π g =<br />

p bg<br />

p gb + p bg<br />

<strong>und</strong> π b =<br />

p gb<br />

p gb + p bg<br />

. (4.28)<br />

Gilbert gibt weiterhin vor, dass im Zustand G die Übertragung fehlerfrei <strong>und</strong> somit die Fehlerwahrscheinlichkeit<br />

e g immer gleich null ist. Im Gegensatz dazu ist die Fehlerwahrscheinlichkeit<br />

e b im Zustand B stets positiv. Infolgedessen ist jedes Element e i des Kanalfehlerprozesses {E t }<br />

immer null, wenn sich der Prozess zu einem Zeitpunkt t im Zustand G aufhält. Befindet sich<br />

{E t } im Zustand B, so wird mit der Wahrscheinlichkeit e b jedes Symbol o t zu Eins <strong>und</strong> mit<br />

(1 − e b ) zu Null. Somit kann die Ausgabematrix B angeben werden zu:<br />

45


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete Funkkanäle<br />

( )<br />

1 0<br />

B =<br />

. (4.29)<br />

1 − e b e b<br />

Da nur im Zustand B Fehler auftreten können, kann mit Hilfe des stationären Zustandsvektors<br />

⃗π (Gleichung (4.28)) die mittlere Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e einfach berechnet werden:<br />

P e = Pr (e i = 1)=Pr (e i = 1 ∩ B)=⃗π T ·⃗b(2)=e b · π b . (4.30)<br />

Unter Einsatz der Wahrscheinlichkeitserzeugenden Funktion hat Gilbert (vgl. [19], S.1257-<br />

1260) zwei Verfahren zur Berechnung der KFAV Fa c (a) hergeleitet. Zum einem nutzte Gilbert<br />

die folgende Rekurrenzbeziehung (vgl. [20], [62]):<br />

Fa c (a)=(p gg +(1 − e b ) · p bb ) · Fa c (a − 1)+(1 − e b ) · (p bg − p gg ) · Fa c (a − 2) für a = 2,3,...<br />

(4.31)<br />

mit den Startwerten<br />

F c a (0)=1 <strong>und</strong> F c a (1)=p gb +(1 − e b ) · p bb . (4.32)<br />

Zum anderem gab Gilbert nach komplizierter Herleitung [19] einen geschlossenen Ausdruck<br />

ohne Rekursion (Addition zweier Exponentialfunktionen) für die Berechnung der KFAV Fa c(a)<br />

an:<br />

F c a (a)=A · Ja +(1 − A) · L a (4.33)<br />

Zwischen den Modellparametern p gb , p bg ,e b <strong>und</strong> den Parametern der beiden Exponentialfunktionen<br />

A,J,L besteht folgender Zusammenhang:<br />

<strong>und</strong><br />

e b =<br />

p gb =<br />

L · J<br />

J − A · (J − L) , (4.34)<br />

(1 − L) · (1 − J)<br />

1 − e b<br />

(4.35)<br />

( ) L − eb<br />

p bg = A · (J − L)+(1 − J) · . (4.36)<br />

1 − e b<br />

Da die Positionen der Fehlerabstände a i bei dem GI-Modell voneinander statistisch unabhängig<br />

sind (vgl. [52], S.47), handelt es sich um ein erneuerndes Kanalmodell.<br />

46


4.3 Das Gilbert-Elliott Modell<br />

4.3 Das Gilbert-Elliott Modell<br />

Die Einschränkung durch den Erneuerungscharakter beim GI-Modell wurde im Jahre 1963 von<br />

E. O. Elliott [20] erkannt <strong>und</strong> behoben. Elliott schlug eine Verallgemeinerung des GI-Modells<br />

vor, in dem eine Fehlerwahrscheinlichkeit von e g > 0 im Übertragungszustand G zugelassen<br />

wird. Bitó [52] verifizierte simulativ nach der im Abschnitt 3.2.5 vorgestellten Methode, dass<br />

das Gilbert-Elliott (GE) Modell ein nicht-erneuerndes Modell ist.<br />

Abbildung 4.2. Das Zustandsdiagramm eines Gilbert-Elliott Modells.<br />

Bis auf die Ausgabematrix B sind die Parameter des GI- <strong>und</strong> GE-Modells absolut identisch.<br />

Nur die Ausgabematrix B des GE-Modells zeigt nun folgenden Aufbau:<br />

B =<br />

( )<br />

1 − e g e g<br />

1 − e b e b<br />

(4.37)<br />

Demzufolge berechnet sich die mittlere Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e des GE-Modells zu:<br />

P e = Pr (e i = 1)=Pr ((e i = 1 ∩ G) ∪ (e i = 1 ∩ B)) = ⃗π T ·⃗b(2)=e g · π g + e b · π b . (4.38)<br />

Die BFD P(m,n) <strong>und</strong> die KFAV Fa c (a) des GE-Modells können mit den Gleichungen (4.24)<br />

<strong>und</strong> (4.26) bestimmt werden. Da für die Ausgabesymbole V 1,2 = {0,1} gilt, entspricht Fa c (a)=<br />

Fa c(a,V 2) <strong>und</strong> P(m,n)=P(m,n,V 2 ). Aufgr<strong>und</strong> dessen, dass es sich bei dem GE-Modell um eine<br />

Verallgemeinerung des GI-Modells handelt, kann die Berechnungsmethode für die BFD P(m,n)<br />

auch für das GI-Modell angewandt werden.<br />

4.4 Das Fritchman Modell<br />

Im Gegensatz zu den vorangegangenen Kanalmodellen nach Gilbert <strong>und</strong> Elliott mit nur zwei<br />

Zuständen zeichnet sich das Fritchman (FT) Modell [21] durch N Zustände S i = {1,...,N} mit<br />

47


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete Funkkanäle<br />

N ≥ 2 aus. Die Besonderheit beim FT-Modell stellt die Unterteilung der Zustandsmenge S i =<br />

{1,...,N} in die zwei Untermengen S g = {1,...,K} (Good) <strong>und</strong> S b = {K +1,...,N} (Bad) dar.<br />

In den K Zuständen der Menge S g treten keine Kanalfehler auf, wobei in den N − K Zuständen<br />

von S b ständig Kanalfehler mit der Wahrscheinlichkeit 1 produziert werden.<br />

Abbildung 4.3. Das Zustandsdiagramm eines Fritchman Modells.<br />

Die Übergangsmatrix P eines allgemeinen FT-Modells weist die folgende Form auf:<br />

P =<br />

( )<br />

PG P GB<br />

. (4.39)<br />

P BG P B<br />

P G , P GB , P BG <strong>und</strong> P B sind die Übergangsmatrizen bezogen auf die Zustandsmengen G <strong>und</strong> B<br />

(P G : G → G, P GB : G → B, P BG : B → G, P B : B → B). Die Ausgabematrix B hat daher folgende<br />

Form:<br />

48


4.4 Das Fritchman Modell<br />

⎛<br />

⎞<br />

b 1 (1)=1 b 1 (2)=0<br />

.<br />

.<br />

B =<br />

b K (1)=1 b k (2)=0<br />

b K+1 (1)=0 b K+1 (2)=1<br />

. (4.40)<br />

⎜<br />

⎝ .<br />

.<br />

⎟<br />

⎠<br />

b N (1)=0 b N (1)=1<br />

Für die analytische Berechnung der BFD P(m,n) sowie der KFAV Fa c (a) können wiederum<br />

die bereits bekannten Gleichungen (4.24) <strong>und</strong> (4.26) herangezogen werden. Da das allgemeine<br />

FT-Modell in seiner vollständigen Form schwer zu parametrieren ist (vgl. [23], S.732), wird oft<br />

die vereinfachende Maßnahme getroffen, dass keine Übergänge mehr zwischen Zuständen innerhalb<br />

der Menge G oder B erlaubt sind. In diesem Fall weisen die beiden Matrizen P G <strong>und</strong><br />

P B die Form von Diagonalmatrizen auf. Als weitere komplexitätsreduzierende Maßnahme wird<br />

zusätzlich darauf verzichtet, mehr als einen fehlererzeugenden Zustand (vgl. [63] <strong>und</strong> [64]) anzuwenden,<br />

sodass die Übergangsmatrix P eines FT-Modells mit N Zuständen folgenden Aufbau<br />

besitzt:<br />

⎛<br />

⎞<br />

p 11 0 0 0 p 1N<br />

0 p 22 0 0 p 2N<br />

P =<br />

. 0 0 .. 0 .<br />

. (4.41)<br />

⎜<br />

⎝ 0 0 0 p N−1N−1 p<br />

⎟<br />

N−1N ⎠<br />

p N1 p N2 ··· p NN−1 p NN<br />

Für diesen Sonderfall vereinfacht sich die allgemeine Gleichung (4.24) für die KFAV Fa c(a)<br />

zu:<br />

Fa c<br />

N−1<br />

(a)= p Ni<br />

∑ · p a ii , für a ≥ 1. (4.42)<br />

i=1<br />

p ii<br />

Die Gleichung (4.42) zeigt, dass die KFAV Fa c (a) aus N − 1 Exponentialfunktionen besteht.<br />

In halblogarithmischer Darstellung entsprechen diese N − 1 Exponentialfunktionen ( ) exakt N − 1<br />

Geraden mit den Steigungen log 10 (p ii ) <strong>und</strong> den Schnittpunkten log<br />

pNi<br />

10 p ii<br />

mit der y-Achse.<br />

Jedoch sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass FT-Modelle mit nur einem Fehlerzustand<br />

Erneuerungscharakter aufweisen (vgl.[23]). Werden jedoch weitere fehlergenerierende Zustände<br />

hinzugezogen, so handelt es sich bei dem FT-Modell um ein nicht-erneuerndes Modell.<br />

49


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete Funkkanäle<br />

4.5 Das McCullough Modell<br />

Auch das McCullough (MC) Modell [22] beruht auf einem HMM erster Ordnung mit N Zuständen,<br />

denen Fehlerwahrscheinlichkeiten b i (2)=p i zugeordnet sind. Jedoch hängen die Elemente<br />

der Übergangsmatrix P zum Zeitpunkt t von dem zuvor emittierten Symbol o t−1 = {0,1} ab.<br />

P(t)=<br />

{<br />

P (0) : wenn o t−1 = 0<br />

P (1) : wenn o t−1 = 1<br />

(4.43)<br />

Aufgr<strong>und</strong> des zeitvarianten Parametersatzes kann das MC-Modell als inhomogenes Modell<br />

dargestellt werden. Es ist aber möglich, durch zusätzlich eingeführte Zustände das inhomogene<br />

Modell in ein homogenes zu überführen. Die Abbildung 4.4 zeigt ein zweistufiges inhomogenes<br />

MC-Modell, welches in ein vierstufiges homogenes Modell umgeformt wurde.<br />

Abbildung 4.4. Das Zustandsdiagramm eines McCullough Modells.<br />

Des Weiteren schließt McCullough die Möglichkeit eines Zustandswechsels aus, wenn zuvor<br />

ein fehlerfreies Symbol erzeugt wurde. Ein Zustandswechsel ist infolgedessen nur nach einem<br />

Kanalfehler (e i = 1) erlaubt. Die ZÜWs p (0)<br />

ij nach einem fehlerfreien Symbol (V 1 = 0) sind<br />

immer eins, wenn im selbigen Zustand verblieben wird, ansonsten null. P (0) besitzt deswegen<br />

die Form einer Einheitsmatrix (P (0) = I). Dagegen handelt es sich bei P (1) um eine gewöhnliche<br />

stochastische Matrix, welche die ZÜWs p (1)<br />

ij<br />

der Zustandswechsel S i → S j nach einem Fehler<br />

enthält:<br />

50


4.5 Das McCullough Modell<br />

⎛<br />

p (1)<br />

11<br />

p (1)<br />

12<br />

... p (1) ⎞<br />

1N<br />

P (1) p (1)<br />

=<br />

21<br />

p (1)<br />

22<br />

... p (1)<br />

2N<br />

⎜ .<br />

⎝ . . .. ⎟ . ⎠ . (4.44)<br />

p (1)<br />

N1<br />

p (1)<br />

N2<br />

... p (1)<br />

NN<br />

In Anlehnung an die vorherigen Modelle besitzt auch das MC-Modell stationäre Zustandswahrscheinlichkeiten<br />

η i , jedoch setzen diese ebenfalls wie P (1) die Bedingung voraus, dass zuvor<br />

ein Kanalfehler erzeugt wurde. Die η i werden zu dem Vektor ⃗η zusammengefasst:<br />

(<br />

) T<br />

⃗η = η 1 η 2 ... η N mit<br />

N<br />

∑<br />

i=1<br />

η i = 1. (4.45)<br />

Die bedingungslose stochastische Übergangsmatrix P, dass bei der Ausgabe eines beliebigen<br />

Symbols ein Zustandswechsel S i → S j erfolgt, kann einfach aus den bedingten Übertrangsmatrizen<br />

P (0) <strong>und</strong> P (1) folgendermaßen berechnet werden (vgl. [53], S.64):<br />

P = diag (b i (1)) + diag (b i (2)) · P (1)<br />

⎛<br />

b 1 (1)+b 1 (2) · p (1)<br />

11<br />

b 1 (2) · p (1)<br />

12<br />

... b 1 (2) · p (1) ⎞<br />

1N<br />

b<br />

=<br />

2 (2) · p (1)<br />

21<br />

b 2 (1)+b 2 (2) · p (1)<br />

22<br />

... b 2 (2) · p (1)<br />

2N<br />

⎜<br />

.<br />

⎝ .<br />

. .. ⎟ . ⎠ . (4.46)<br />

b N (2) · p (1)<br />

N1<br />

b N (2) · p (1)<br />

N2<br />

... b N (1)+b N (2) · p (1)<br />

NN<br />

Ebenso wie die bedingungslose Übergangsmatrix P können die bedingungslosen stationären<br />

Zustandswahrscheinlichkeiten π i aus den bedingten η i abgeleitet werden. Dazu hat Swoboda<br />

[62] die nachfolgende Herleitung angegeben:<br />

π i =<br />

mit der mittleren Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e :<br />

P e = ⃗π T ·⃗b(2)=<br />

η i<br />

b i (2) · P e (4.47)<br />

∑ N i=1<br />

1<br />

η i<br />

b i (2)<br />

, (4.48)<br />

die gemäß der Gleichung (3.12) den Kehrwert des Mittelwertes der Fehlerabstände darstellt.<br />

Da ein Zustandswechsel nur nach einem Kanalfehler erlaubt ist, können die Beiträge des MC-<br />

Modells zu den Statistiken Fa c (a) <strong>und</strong> P(m,n) voneinander entkoppelt werden. Dies wiederum<br />

vereinfacht den mathematischen Umgang mit dem MC-Modell enorm. Die KFAV Fa c (a) kann<br />

nach McCullough [22] mit Hilfe des stationären Zustandsvektors⃗η berechnet werden zu:<br />

51


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete Funkkanäle<br />

F c a (a)=⃗ηT ·⃗b(1) a . (4.49)<br />

Fa c (a) setzt sich offensichtlich aus der Summe von N Exponentialfunktionen zusammen, die<br />

mit den stationären Zustandswahrscheinlichkeiten η i nach einem Kanalfehler gewichtet wurden.<br />

Die Berechnung der BFD P(m,n) erfolgt beim MC-Modell ebenfalls durch die Anwendung von<br />

Rekursionsbeziehungen (vgl. [22]). A i (m,n) entspricht der Wahrscheinlichkeit, dass m Kanalfehler<br />

in n erzeugten Symbolen {o t ,...,o t+n } aufgetreten sind <strong>und</strong> sich das MC-Modell beim<br />

emittierten Symbol o t+(n+1) im Zustand i aufhält. Für den Zustandsvektor ⃗A(m,n) gilt folgende<br />

Rekursionsvorschrift:<br />

⃗A(m,n)=(⃗A(m,n − 1) T · diag (b i (1))) T +(⃗A(m − 1,n − 1) T · diag (b i (2)) · Z) T (4.50)<br />

mit den Startvektoren<br />

⃗A(1,1)=(⃗π T · diag (b i (2)) · Z) T <strong>und</strong> ⃗A(0,1)=(⃗π T · diag (b i (1))) T (4.51)<br />

<strong>und</strong><br />

⃗A(m,n)=⃗0 für m > n. (4.52)<br />

Demnach setzt sich die BFD P(m,n) für ein N-stufiges MC-Modell zusammen aus:<br />

P(m,n)=<br />

N<br />

∑<br />

i=1<br />

A i (m,n)=⃗A(m,n) T ·⃗1. (4.53)<br />

Besonders wichtig ist bekannterweise die statistische Abhängigkeit zwischen Fehlerabständen<br />

a i , welche von der Matrix P (1) festgelegt wird. Sind die Elemente p (1)<br />

ii<br />

der Hauptdiagonalen<br />

größer als die Werte η i , so folgen auf große Fehlerabstände bevorzugt große <strong>und</strong> auf kleine<br />

Fehlerabstände kleine (positive Korrelation) (vgl. [53]). Andernfalls (p (1)<br />

ii < η i ) liegt eine negative<br />

Korrelation vor. Der Kanal ändert seine Eigenschaften. Im allgemeinen Fall besitzt das<br />

MC-Modell keinen Erneuerungscharakter. Eine Ausnahme stellt der Fall dar, wenn die Matrix<br />

P (1) aus gleichen Zeilenvektoren ⃗η T (vgl. [23], [22], [62]) besteht, da die Fehlerabstände a i<br />

dann statistisch unabhängig voneinander sind <strong>und</strong> ein erneuerndes Kanalmodell vorliegt. Diesen<br />

Sonderfall beschreibt das Swoboda Modell [62].<br />

52


4.6 Zusammenfassung<br />

Tabelle 4.1. Überblick über die Eigenschaften der vorgestellten digitalen, <strong>generative</strong>n Kanalmodelle<br />

Nr. Modell Struktur Besonderheiten<br />

1 Gilbert Modell HMM mit zwei Zuständen N = 2. Kanalfehler<br />

können nur in einem Zustand<br />

mit einer definierten Wahrscheinlichkeit<br />

emittiert werden.<br />

2 Gilbert-Elliott Modell HMM mit zwei Zuständen N = 2. Kanalfehler<br />

können in beiden Zuständen<br />

mit vorgegebenen Wahrscheinlichkeiten<br />

erzeugt werden.<br />

3 Fritchman Modell HMM mit N Zuständen, aufgeteilt in K<br />

fehlerfreie <strong>und</strong> N − K fehlererzeugende<br />

Zuständen. Die Fehlerwahrscheinlichkeit<br />

in den Zuständen N − K beträgt 1.<br />

4 McCullough Modell HMM mit N Zuständen. Fehler können<br />

in allen N Zuständen auftreten. Zustandsübergänge<br />

sind nur direkt nach<br />

Fehlern möglich.<br />

Erneuerndes Kanalmodell. Modelliert<br />

den Kanalfehlerprozess {E t }.<br />

Zustandssequenz ist nicht aus der<br />

Fehlersymbolfolge ersichtlich.<br />

Erweiterung des GI-Modells. Nichterneuerndes<br />

Kanalmodell. Modelliert<br />

den Kanalfehlerprozess {E t }. Unterstützt<br />

eine geringe ”Hintergr<strong>und</strong>fehlerwahrscheinlichkeit”,<br />

sobald sich der<br />

Kanal im Zustand G befindet.<br />

Nicht-erneuerndes Verhalten für N −<br />

K > 1. Für N − K = 1 zeigt das Modell<br />

Erneuerungscharakter. Modelliert<br />

den Kanalfehlerprozess {E t }.<br />

Nicht-erneuerndes Kanalmodell. Modelliert<br />

den Kanalfehlerprozess {E t }.<br />

Unter speziellen Bedingungen kann das<br />

MC-Modell zum GI- oder GE-Modell<br />

reduziert werden.<br />

4.6 Zusammenfassung<br />

In diesem Kapitel wurden verschiedene <strong>generative</strong> Modelle auf der Basis von HMMen zur Beschreibung<br />

digitaler, gedächtnisbehafteter Funkkanäle vorgestellt. Hierzu gehörten die Modelle<br />

nach Gilbert, Gilbert-Elliott, Fritchman <strong>und</strong> McCullough. Dabei wurde deutlich, dass die<br />

Berechnung der gr<strong>und</strong>legenden charakteristischen Kenngrößen BFD P(m,n) <strong>und</strong> KFAV Fa c (a)<br />

meist auf (einfache) Sonderfälle von endlichen HMMen zurückgeführt werden können.<br />

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal derartiger Modelle ist die statistische Abhängigkeit<br />

der Abstände erzeugter Kanalfehler e i . Sind diese voneinander statistisch unabhängig, so handelt<br />

es sich um ein erneuerndes Modell, andernfalls um ein nicht-erneuerndes Modell. Die Tabelle<br />

4.1 gibt einen zusammenfassenden Überblick über die Eigenschaften der vorgestellten Kanalmodelle.<br />

Im Allgemeinen sind erneuernde Modelle leichter zu parametrieren. Da derartige Modelle<br />

identisch <strong>und</strong> unabhängig verteilte Fehlerabstände a i erzeugen, reicht bereits die FAV Fa c(a)<br />

zur Charakterisierung vollständig aus. Durch entsprechende Anpassungstests an die FAV Fa c (a),<br />

im Speziellen mit der Methode der Linearen Regression, können die Parametersätze erneuernder<br />

Modelle systematisch <strong>und</strong> mit geringem Aufwand ermittelt werden. Deutlich komplexer ist<br />

da die Parameterbestimmung für nicht-erneuernde Kanalmodelle. In diesem Fall müssen zusätzliche<br />

Statistiken zur Parameterschätzung hinzugezogen werden, welche die Korrelation der<br />

53


4 Generative Modelle für digitale, gedächtnisbehaftete Funkkanäle<br />

Fehlerabstände a i mit berücksichtigen. Dies könnte beispielsweise durch die Mehrfachfehlerabstandsdichte<br />

fa m(a) oder der Abstandskorrelationsfunktion (AKF) R aa(ν) erfolgen (vgl. Abschnitt<br />

3.2.3).<br />

Obwohl reale Übertragungskanäle i.d.R. nicht-erneuernd sind (vgl. [24]), werden aufgr<strong>und</strong><br />

der geringeren Komplexität in der Praxis häufig erneuernde Modelle zur Charakterisierung <strong>und</strong><br />

Simulation von gedächtnisbehafteten Übertragungskanälen herangezogen (vgl. [64], [23], [18],<br />

[65], [66]).<br />

54


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

Die erfolgreiche Anwendung digitaler Kanalmodelle hängt neben ihren Eigenschaften <strong>und</strong> Zustandsstrukturen<br />

maßgeblich von der Qualität der eingesetzten Parameterschätzverfahren ab.<br />

Werden Modellparameter zu ungenau bestimmt, so muss mit hohen Differenzen zwischen dem<br />

realen Funkkanal- <strong>und</strong> Modellverhalten gerechnet werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist der Disziplin<br />

der Parameterschätzung genauso viel Aufmerksamkeit entgegenzubringen, wie dem Design <strong>und</strong><br />

der Entwicklung solcher Kanalmodelle.<br />

Liegt ein Funkkanal mit Erneuerungscharakter vor, so ist dieser bereits vollständig durch seine<br />

KFAV Fa c (a) definiert <strong>und</strong> charakterisiert. Die Komplexität derartiger Kanalmodelle ist gegenüber<br />

nicht-erneuernden Modellen deutlich reduziert. Entsprechend systematisch <strong>und</strong> einfach ist<br />

die Parameterschätzung durch statistische Anpassung an die KFAV Fa c (a) durchzuführen. Infolgedessen<br />

werden in der Praxis sehr häufig erneuernde Modelle eingesetzt, obwohl reale Funkkanäle<br />

größtenteils nicht-erneuernde Eigenschaften besitzen. Dieser Vorgehensweise ist jedoch<br />

entsprechende Skepsis entgegenzubringen.<br />

Nicht-erneuernde Modelle sind hingegen häufig nur mit größerem Aufwand zu parametrieren.<br />

Zur vollständigen Beschreibung der statistischen Abhängigkeit zwischen Fehlerabständen wird<br />

theoretisch die N dimensionale Verb<strong>und</strong>dichte für die verschiedenen zeitlichen Verschiebungen<br />

ν benötigt, welche jedoch aufgr<strong>und</strong> des Messaufwandes praktisch nicht erfasst werden kann.<br />

Abhilfe leistet an dieser Stelle die Autokorrelationsfunktion (vgl. Abschnitt 3.2.4) als Erwartungswert<br />

für die statistische Abhängigkeit von Fehlerabständen.<br />

Um die Besonderheiten von Parameterschätzverfahren untersuchen zu können, werden im<br />

Verlauf des Kapitels 5 praxisrelevante Methoden vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert. In diesem Zusammenhang<br />

wird besonders auf die Anwendbarkeit der im Kapitel 4 vorgestellten digitalen Kanalmodelle<br />

eingegangen. Es handelt sich dabei um Parameterschätzverfahren, welche den nachfolgenden<br />

Kategorien zugeordnet werden können:<br />

• Statistische Anpassungsverfahren [17], [18], [52], [19],<br />

• Suchverfahren im Parameterraum [52],<br />

• Analytische Berechnungsmethoden [19], [52] <strong>und</strong><br />

• Parameterschätzverfahren auf der Basis des Expectation-Modification (EM) Algorithmus<br />

[67] für HMMe, dem Baum-Welch Algorithmus [68], [69], [70].<br />

55


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

5.1 Segmentierung charakteristischer Symbolfolgen<br />

Die Rückschlussfähigkeit von einer beobachteten Ausgabesymbolfolge auf die erzeugende<br />

Zustandsfolge ist bei HMMen nicht direkt gegeben, da in einem Zustand unterschiedliche<br />

Symbole emittiert werden können. Das führt dazu, dass es mitunter sehr umständlich bzw.<br />

schwierig ist, Übergangs- P <strong>und</strong> Ausgabematrizen B aus einer vorliegenden Ausgabesymbolfolge<br />

adäquat zu schätzen. Um dieses Problem lösen zu können, werden häufig Klassifikatoren<br />

definiert, auf deren Basis eine erfolgsversprechende Segmentierung der Ausgabesymbolfolgen<br />

trotzdem bewerkstelligt werden kann. Dies wiederum eröffnet die Möglichkeit, Parametersätze<br />

λ digitaler Kanalmodelle mit überschaubarem Aufwand zu schätzen. Dazu werden<br />

statistische Kenngrößen oder Verteilungen der Kanalmodelle durch die äquivalenten Statistiken<br />

(z.B. relative Häufigkeit → Erwartungswert) empirischer Kanalaufzeichnungen angenähert. Da<br />

mithilfe dieser Vorgehensweise eine effiziente Parameterschätzung realisierbar ist, findet sie in<br />

der Praxis (vgl. [17], [18], [22]) häufige Anwendung. Daher werden nachfolgend zwei klassische<br />

Repräsentanten dieser Verfahren vorgestellt.<br />

5.1.1 Segmentierung durch die Burst Length Sequence<br />

Willig [18] wandte in seiner Dissertation diese Methode u.a. zur empirischen <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Modellierung</strong><br />

von IEEE 802.11 basierenden, digitalen Funkkanälen in einer industrie-typischen<br />

Umgebung an. In dieser zeichnete er mit einem IEEE 802.11 kompatiblen Transceiver mehrere<br />

Kanalfehlerfolgen auf. Als Klassifikator wurde eigens die Kenngröße ”Burst Order”<br />

k 0 eingeführt, welche in fehlerfreie <strong>und</strong> -behaftete Bereiche aufteilt. k 0 gibt die minimale<br />

Anzahl an aufeinander folgenden fehlerfreien Stellen in an, welche zur Identifizierung eines<br />

fehlerfreien Bereichs notwendig sind. In Analogie kennzeichnet k 0 −1 die maximale Anzahl<br />

an aufeinander folgenden fehlerfreien Stellen, die in einem fehlerbehaftenen Bereich auftreten<br />

dürfen. Anhand von k 0 wird anschließend in die ”Burst Length Sequence” transformiert.<br />

Diese bezeichnet ein Sequenztripel, bestehend aus den Kenngrößen fehlerfreier Blocklängen u i ,<br />

fehlerhafter Blocklängen v i sowie der Kanalfehleranzahl w i in den fehlerhaften Blöcken:<br />

u 1 ,v 1 ,w 1 u 2 ,v 2 ,w 2 ... u i ,v i ,w i .<br />

Die Sequenz wird als ”Error-free Burst 〈 Length 〉 Sequence” <strong>und</strong> als ”Error Burst<br />

Length Sequence” benannt. Die Verhältnisse wn<br />

v n<br />

wurden als ”Error Density Sequence” bezeichnet.<br />

Da sinngemäß mit einem guten Kanalzustand <strong>und</strong> mit dem schlechten assoziiert<br />

sind, ist diese Methode besonders gut für die Parameterschätzung von Modellen mit<br />

zwei Zuständen geeignet. Willig wandte diese Methoden u.a. zur Parameterschätzung für das<br />

GI-Modell an. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass keine Methode zur analytischen<br />

56


5.1 Segmentierung charakteristischer Symbolfolgen<br />

Bestimmung von k 0 abgeleitet wurde <strong>und</strong> somit nur intuitiv gewählt werden kann. Unter der<br />

Voraussetzung, dass die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit e b im Zustand B des GI-Modells mit<br />

dem arithmetischen Mittelwert der Error Density Sequence<br />

〈<br />

wn<br />

folgende Zuordnung getroffen:<br />

v n<br />

〉<br />

übereinstimmen soll, wurde<br />

e b ˙= ∑n i=1 w i<br />

∑ n i=1 v . (5.1)<br />

i<br />

1 1<br />

Die gleiche Methode wurde auf die mittleren Verweildauern<br />

1−p gg<br />

,<br />

1−p bb<br />

der Zustände G <strong>und</strong><br />

B angewandt, welche durch die arithmetischen Mittelwerte von <strong>und</strong> geschätzt werden.<br />

Durch einfache Umformung der Terme ergeben sich in erster Näherung gute Schätzwerte<br />

für die ZÜWen p gg <strong>und</strong> p bb zu:<br />

p gg ˙= 1 −<br />

(<br />

1<br />

n<br />

n<br />

∑<br />

i=1<br />

u i<br />

) −1<br />

<strong>und</strong> p bb ˙= 1 −<br />

(<br />

1<br />

n<br />

n<br />

∑<br />

i=1<br />

v i<br />

) −1<br />

. (5.2)<br />

Das vorgestellte Verfahren kann auch auf digitale Kanalmodelle mit N Zuständen erweitert<br />

werden. Dabei ist zu beachten, dass u i <strong>und</strong> v i immer abwechselnd auftreten. Werden nun die Sequenzen<br />

<strong>und</strong> in feinere Intervalle unterteilt, so können mehrere Zustände sowohl den<br />

guten als auch den schlechten Kanalzustand (G <strong>und</strong> B) entsprechend granular modellieren. Da<br />

nur Zustandsübergänge zwischen Zuständen der Kategorien G ↔ B erlaubt sind, beschränkt sich<br />

jedoch die Anwendung der Methode auf digitale Kanalmodelle, bei denen die Übergangsmatrix<br />

P folgenden Aufbau aufweist:<br />

( )<br />

0 P GB<br />

P =<br />

. (5.3)<br />

P BG 0<br />

Willig [18] bezeichnet Modelle mit dieser besonderen Form der Übergangsmatrix P als ”Bipartite”.<br />

Da diese Modelle jedoch periodisch HMMe darstellen, existieren keine stationären Zustandswahrscheinlichkeiten<br />

⃗π. Zum Teil verlieren infolgedessen die im Abschnitt 4.1 hergeleiteten<br />

Gleichungen ihre Gültigkeit. Aufgr<strong>und</strong> der Form von P <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Flexibilitätseinschränkung<br />

werden Bipartite Modelle im Rahmen dieser Dissertation nicht weiter<br />

behandelt.<br />

5.1.2 Segmentierung der Fehlerabstände<br />

Ein ähnliches Verfahren wie das von Willig stellte McCullough in seiner Arbeit [22] vor. Im ersten<br />

Schritt sind dazu die empirisch aufgezeichneten Kanalfehlerfolgen in Fehlerabstandsfolgen<br />

umzuformen. Da bei dem MC-Modell nur Zustandsübergänge nach einem Fehler<br />

57


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

erfolgen können, was per Definition den Fehlerabständen a i entspricht, können die Modellparameter<br />

durch die relativen Häufigkeiten der Übergänge zwischen sukzessiven Fehlerabständen<br />

a i ↔ a i+1 geschätzt werden. Um die Komplexität eines MC-Modells überschaubar zu halten <strong>und</strong><br />

nicht unnötig viele Zustände zu definieren, ist es zweckmäßig die Fehlerabstände a i in Kategorien<br />

zusammenzufassen, die jeweils durch einen separaten Zustand modelliert werden. In diesem<br />

Zusammenhang klassifizierte McCullough für sein Modell die Fehlerabstände a i in folgende<br />

drei Kategorien a (1)<br />

i − a (3)<br />

i :<br />

1. ”Burst Error Distances” : 1 ≤ a (1)<br />

i<br />

< 10<br />

2. ”Intermediate Error Distances” : 10 ≤ a (2)<br />

i<br />

< 10 3<br />

3. ”Random Error Distances” : 10 3 ≤ a (3)<br />

i .<br />

Die Übergangsmatrix P (1) kann durch die relativen Häufigkeiten der Übergänge zwischen<br />

den Fehlerabständen der zuvor definierten Kategorien a ( j)<br />

i → a (k)<br />

i+1<br />

mit j,k ∈{1,2,3} <strong>und</strong> i ∈ N<br />

geschätzt werden. Die Ausgabematrix B besitzt den Aufbau einer stochastischen 3 × 2 Matrix.<br />

Die entsprechenden Werte für die Ausgabewahrscheinlichkeit b j (2) eines Kanalfehlers e i = 1<br />

im Zustand j sind durch die Kehrwerte der arithmetischen Mittelwerte der Fehlerabstände a ( j)<br />

i<br />

anzunähern, die den einzelnen Zuständen zugeordnet sind (vgl. Zusammenhang Gl. (3.12)). Hingegen<br />

sind die relativen Häufigkeiten des Auftretens von Fehlerabständen a ( j)<br />

i der Kategorien j<br />

ein Schätzwert für die stationären Zustandswahrscheinlichkeiten η j .<br />

Die beiden vorgestellten Methoden zur Segmentierung charakteristischer Symbolfolgen setzen<br />

bestimmte strukturelle Aspekte <strong>und</strong> Eigenschaften der Modelle voraus, um einen offensichtlichen<br />

Zusammenhang zwischen der erzeugenden Zustandsfolge <strong>und</strong> einer Kanalfehlerfolge<br />

zur Parameterschätzung vorliegen zu haben <strong>und</strong> ausnutzen zu können. Als Beispiel sei<br />

an dieser Stelle die Bedingung beim MC-Modell zu nennen, dass ein Zustandsübergang nur<br />

nach dem Auftreten eines Fehlers erlaubt ist. Diese Einschränkung kann sich aber auch negativ<br />

auswirken <strong>und</strong> die Flexibilität eines Modells derart reduzieren, dass auf Maßnahmen, wie beispielsweise<br />

der Einführung weiterer Modellzustände, zur Kompensation zurückgegriffen werden<br />

müssen. Im gleichen Zuge erhöht sich dadurch die Modellkomplexität, sodass der notwendige<br />

Aufwand bei einer Parameterschätzung ebenfalls ansteigt.<br />

Ein weiteres Problem betrifft die realistische Auswahl von Klassifikatoren zur Segmentierung<br />

der Symbolfolgen. Hier fehlen analytische Verfahren, mit denen Klassifikatoren derart bestimmt<br />

werden können, dass von einer hinreichenden Übereinstimmung zwischen wichtigen Statistiken<br />

empirischer Symbolfolgen <strong>und</strong> denen des Modells ausgegangen werden kann. Stattdessen<br />

sind typische anzutreffende Vorgehensweisen ”Trial” <strong>und</strong> ”Error” Methoden. Darin wird durch<br />

Herantasten oder durch Suchverfahren versucht, die Differenzen zwischen den f<strong>und</strong>amentalen<br />

Statistiken der empirischen Symbolfolge <strong>und</strong> denen des Modells intuitiv zu minimieren. Dabei<br />

ist jedoch Vorsicht geboten, da i.d.R. kein optimaler Parametersatz gef<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> zudem<br />

58


5.2 Parameterschätzung durch Anwendung der Linearen Regression<br />

sehr hoher Rechenaufwand bei der Anwendung von Suchverfahren zu einem hohen zeitlichen<br />

Aufwand führen kann.<br />

Des Weiteren bleiben viele andere Statistiken bei dieser Art der Parameterschätzung unberücksichtigt.<br />

Um für diese Problematik Abhilfe zu schaffen, wurden Verfahren entwickelt, mit<br />

denen Parametersätze unter Berücksichtigung der minimalen Abweichungen zwischen wichtigen<br />

empirischen kanalbeschreibenden Verteilungen <strong>und</strong> denen der Kanalmodelle berechnet<br />

werden können. Zu diesen Verfahren gehören u.a. statistische Anpassungstests durch die Lineare<br />

Regression, welche ebenfalls in der Praxis weit verbreitet sind <strong>und</strong> daher im nachfolgenden<br />

Abschnitt 5.2 näher vorgestellt werden.<br />

5.2 Parameterschätzung durch Anwendung der Linearen Regression<br />

Gilbert [19] schlug für sein Modell eine alternative <strong>und</strong> grafisch anschauliche Methode zur Parameterschätzung<br />

auf Basis der statistischen Anpassung durch die Lineare Regression vor. Diese<br />

ist anzuwenden auf die empirische KFAV Fa c (a) einer aufgezeichneten Fehlerabstandsfolge<br />

, um die KFAV Fa c (a) des GI-Modells möglichst gut <strong>und</strong> realistisch daran anzunähern. Die<br />

Anwendbarkeit der Linearen Regression begründet sich bei Markov-Modellen darin, dass deren<br />

Zustandsverweildauern geometrisch verteilt <strong>und</strong> demnach als Überlagerung von Exponentialfunktionen<br />

beschrieben werden können. In halblogarithmischer Darstellung können diese Exponentialfunktionen<br />

dann bereichsweise gut durch Geraden angenähert werden. Dabei kommt die<br />

Faustformel zum Einsatz, dass die Anzahl der Bereiche, in denen die KFAV Fa c (a) einen linearen<br />

Verlauf zeigt, in etwa der benötigten Anzahl an Zuständen zur realitätsgetreuen Nachbildung<br />

entspricht. Je mehr Geraden also zur adäquaten Annäherung an die KFAV Fa c (a) nötig sind, desto<br />

mehr Zustände sollte das zur <strong>Modellierung</strong> eingesetzte Markov-Modell besitzen. Bezogen<br />

auf das GI-Modell mit zwei Zuständen bedeutet dies, dass die KFAV Fa c (a) nur durch zwei Regressionsgeraden<br />

angenähert werden kann. Dabei schlug Gilbert [19] folgende Vorgehensweise<br />

vor:<br />

1. Zuerst den linearen Bereich der KFAV Fa c(a) für große Fehlerabstände a i durch eine Regressionsgerade<br />

annähern. Die Steigung a i der i-ten Regressionsgerade beträgt log 10 (J).<br />

Der Schnittpunkt b i mit der y-Achse liegt bei b i = log 10 (A). Durch Umformung der Gleichungen<br />

können die Parameter J <strong>und</strong> A der ersten Exponentialfunktion ermittelt werden.<br />

2. Nach Gleichung (4.33) fehlt nun noch der Parameter L zur vollständigen Parametrierung.<br />

Dieser kann entweder durch ein Suchverfahren (vgl. Abschnitt 5.4) oder durch eine weitere<br />

Regressionsgerade bestimmt werden.<br />

3. Anschließend können die Gleichungen (4.34) – (4.36) zur Berechnung der Modellparameter<br />

aus den Parametern A,J,L herangezogen werden.<br />

59


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

Die Abbildung 5.1 zeigt exemplarisch die Methode der Linearen Regression für das GI-<br />

Modell.<br />

Wie bereits eingangs erläutert, kann die Methode der Linearen Regression auch zur Bestimmung<br />

der Parameter eines FT-Modells verwendet werden, sobald dieses Erneuerungscharakter<br />

aufweist. Die Übergangsmatrix P muss demnach der Form aus Gleichung (4.41) entsprechen<br />

<strong>und</strong> nur einen Fehlerzustand besitzen. Für diesen Spezialfall vereinfacht sich die analytische<br />

Berechnung der KFAV Fa c (a) entsprechend der Gleichung (4.42). Die Menge der Regressionsgeraden<br />

wird beim Fritchman Modell durch die Anzahl fehlerfreier Zustände vorgegeben.<br />

Unter der Annahme, dass in einem Fritchman Modell mit N −1 fehlerfreien <strong>und</strong> einem fehlererzeugenden<br />

Zustand der Zustand 1 die langen <strong>und</strong> der Zustand N −1 die kurzen Fehlerabstände<br />

modelliert <strong>und</strong> aufeinander folgende Fehlerabstände positiv korreliert sind, gilt für die ZÜWen<br />

p ij (vgl. [52]):<br />

p 11 > p 22 > ···> p N−1N−1 <strong>und</strong> p N1 < p N2 < ···< p NN−1 . (5.4)<br />

In diesem Spezialfall können in halblogarithmischer Darstellung linear verlaufende Bereiche<br />

in der KFAV Fa c (a) jeweils durch einen eigenen Zustand charakterisiert werden. Da die Beiträge<br />

der restlichen Zustände für den Verlauf der KFAV Fa c (a) in diesem betrachteten Bereich<br />

durch die zuvor getroffene Annahmen (Gleichung (5.4)) entsprechend gering sind, können diese<br />

vernachlässigt werden. Demzufolge kann der Zusammenhang zwischen den Modellparametern<br />

eines FT-Modells <strong>und</strong> den Regressionsgeraden folgendermaßen vereinfacht werden zu:<br />

(<br />

)<br />

log 10 (Fa c(a)) = log 10 ∑ N−1 p Ni<br />

i=1 p ii<br />

· p a ii<br />

( )<br />

≈ ∑ N−1<br />

i=1 log pNi<br />

10 p ii<br />

· p a ii<br />

( )<br />

≈ ∑ N−1<br />

i=1 log pNi<br />

10 +a · log 10 (p ii )<br />

p ii } {{ }<br />

} {{ }<br />

b i<br />

a i<br />

.<br />

(5.5)<br />

Zwischen der Steigung a i der i-ten Regressionsgerade <strong>und</strong> der ZÜWen p ii besteht nach Umformung<br />

von Gleichung (5.5) (rechte Summanden) folgender Zusammenhang:<br />

p ii = 10 a i<br />

. (5.6)<br />

Die ZÜWen p Ni können ebenfalls durch Umformung von Gleichung (5.5) (linke Summanden)<br />

mithilfe von p ii = 10 a i<br />

<strong>und</strong> den Schnittpunkten b i der y-Achse berechnet werden zu:<br />

p Ni = 10 a i+b i<br />

. (5.7)<br />

60


5.2 Parameterschätzung durch Anwendung der Linearen Regression<br />

10 0 Die Anwendung der Linearen Regression bei dem Gilbert Modell<br />

0.6305<br />

0.3695<br />

a0 =15<br />

F c ms(a) =A · J a +(1− A) · L a<br />

Kanalaufzeichnung<br />

F a(a) c des Gilbert Modells<br />

=0.3695 · 0.96548 a +0.6305 · 0.59532 a<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

KFAV F c a(a)<br />

Regressionsgerade fuer kleine a<br />

10 −3<br />

Regressionsgerade fuer grosse a<br />

10 −4<br />

J =10 log10(0.0003291)−log10(0.01103)<br />

200−100 ≈ 0.96548<br />

20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />

Kanalfehlerabstand a<br />

Abbildung 5.1. Die Vorgehensweise zur Schätzung von Parametern für das GI-Modell durch<br />

Anwendung der Linearen Regression auf die KFAV F c a (a).<br />

61


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

Da es sich bei der Übergangsmatrix P bekanntlich um eine stochastische Matrix handelt,<br />

können die noch unbekannten ZÜWen p iN aus der Beziehung p iN = 1 − p ii berechnet werden.<br />

Es wird deutlich, dass die Lineare Regression auf die KFAV Fa c (a) ein elegantes Verfahren zur<br />

Parameterschätzung einiger Kanalmodelle darstellt. Da jedoch nur unabhängige <strong>und</strong> identisch<br />

verteilte Fehlerabstände vollständig durch deren Verteilung charakterisiert sind, eignet sich diese<br />

Methode primär nur zur Schätzung der Modellparameter erneuernder Kanäle bzw. Modelle.<br />

Die statistische Abhängigkeit benachbarter Fehlerabstände a i ↔ a i+1 kann durch die Lineare<br />

Regression jedoch nicht erfasst werden. Für diesen Fall sind weitere statistische Kenngrößen<br />

notwendig, wie beispielsweise die AKF R aa (ν).<br />

Des Weiteren setzt die Lineare Regression einen analytischen Rückschluss von dem Verlauf<br />

der KFAV Fa c (a) auf die Modellparameter voraus. Dessen Herleitung kann bereits bei einem<br />

Modell mit geringer Zustandsmenge äußerst komplex sein <strong>und</strong> ist nur mit sehr hohem Aufwand<br />

zu bewerkstelligen (vgl. [21] <strong>und</strong> [23]). Aus diesem Gr<strong>und</strong> konzentriert sich in der Praxis die<br />

Anwendung der Linearen Regression prinzipiell nur auf erneuernde, digitale Kanalmodelle.<br />

5.3 Analytische Lösung der Rekursionsgleichungen<br />

Eine alternative Methode zur Parameterschätzung bietet die analytische Lösung der Rekursionsgleichungen<br />

zur Berechnung der Symbolblockdichte P(m,n,V k ) bzw. BFD P(m,n) (vgl. Abschnitt<br />

4.1.4). Da unendlich viele Symbolblockdichten <strong>und</strong> damit rekursive Berechungsgleichungen<br />

existieren, können die Modellparameter durch Lösen des resultierenden Gleichungssystems<br />

analytisch geschätzt werden.<br />

Bitó et al. [71] leitete ein solches Gleichungssystem für das GI-Modell ab <strong>und</strong> löste dieses<br />

nach den Modellparametern auf. Da das GI-Modell mit drei Parametern (e b , p gg , p bb ) vollständig<br />

beschrieben ist, werden drei verschiedene BFDen zur Berechnung benötigt. Dabei wurde auf<br />

die BFDen P(1,1) (Einfachfehler), P(2,2) (Doppelfehler) <strong>und</strong> P(1,3) zurückgegriffen. Für die<br />

Berechnung dieser sind die Gleichungen (4.25) rekursiv zu lösen. Nach Elliott [20] lauten die<br />

Berechnungsformeln für die gewählten BFDen des GI-Modells:<br />

P(1,1)=π b · e b =<br />

p gb<br />

p gb + p bg<br />

· e b , (5.8)<br />

P(2,2)=P(1,1) · e b · p bb = π b · e 2 b · p b (5.9)<br />

<strong>und</strong><br />

62


5.4 Suchverfahren im Parameterraum<br />

P(1,3)= e b · [π ]<br />

b · p bg · p gg + π g · p gb · p bg + π g · p gg · p gb<br />

+2 · e b · (1 − e b ) · [π ]<br />

b · p bg · p bb + π b · p bg · p gb + π g · p gb · p bb (5.10)<br />

+3 · e b · (1 − e b ) 2 · π b · p 2 bb .<br />

Durch Lösen des Gleichungssystems (5.8) - (5.10) ergeben sich die gesuchten Modellparameter<br />

p gg , p bb ,e b zu (vgl. [52], S.76):<br />

e b = P(1,1)2 · [−3 · P(1,1)+8 · P(2,2)+P(1,3)] − P(2,2) 2 · [3 · P(1,1)+2]<br />

P(1,1) 2 · [2 · P(1,1) − 3]+P(1,1) · [4 · P(2,2)+P(1,3)] − 3 · P(2,2) 2 , (5.11)<br />

<strong>und</strong><br />

p bb =<br />

P(2,2)<br />

P(1,1) · e b<br />

(5.12)<br />

p gg =(p bb − 1) ·<br />

P(1,1)<br />

+ 1. (5.13)<br />

e b − P(1,1)<br />

Da die BFDe die statistische Abhängigkeit von Fehlerabständen a i mit erfasst (vgl. Abschnitt<br />

3.2.3), eignet sich dieses Verfahren auch zur Parameterschätzung nicht-erneuernder, digitaler<br />

Kanalmodelle. Je größer der Wert n für die BFDen P(m,n) gewählt wird, desto länger wird das<br />

Gedächtnis der Kanalfehlerfolge berücksichtigt.<br />

Soll diese Vorgehensweise für das GE-Modell adaptiert werden, so ist auf eine weitere Rekursionsgleichung<br />

zur Berechnung einer BFDe P(m,n) zurückzugreifen, um das Gleichungssystem<br />

mit nunmehr vier Unbekannten lösen zu können. Der Aufbau der Gleichung (5.11) lässt jedoch<br />

erwarten, dass die Komplexität zur Berechnung der Modellparameter exponentiell mit der Parameteranzahl<br />

ansteigt, da die Rekursionstiefe kontinuierlich mit jedem zusätzlichen Parameter<br />

erhöht wird. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e reduziert sich die praktische Anwendbarkeit dieses Parameterschätzverfahrens<br />

auf Modelle mit zwei bis drei Zuständen.<br />

5.4 Suchverfahren im Parameterraum<br />

Wünschenswert sind effiziente Parameterschätzverfahren, die analytische Methoden zur Bestimmung<br />

aller Modellparameter bieten, beispielsweise durch statistische Anpassungstests. Praktisch<br />

ist dies leider nur in Einzelfällen bzw. unter stark vereinfachenden Modellannahmen zu realisieren.<br />

Deshalb ist es i.d.R. unvermeidbar, einige (vgl. Abschnitt 5.2 - Gilbert Modell) oder<br />

im ”Worst Case” alle Modellparameter durch Suchverfahren im Parameterraum bestimmen zu<br />

63


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

lassen. Diese sind jedoch häufig sehr rechen- <strong>und</strong> damit zeitintensiv. Die Funktionsweise der<br />

Suchverfahren ist folgendermaßen zu umschreiben:<br />

Mit einer vordefinierten Parametergenauigkeit (z.B. 10 −4 ) werden für sämtliche mögliche Parametersätze<br />

λ i iterativ ausgewählte Modellstatistiken berechnet <strong>und</strong> später die Differenz zwischen<br />

den realen Kanal- <strong>und</strong> Modellstatistiken ermittelt. Umfasst der Parametersatz λ i genau k<br />

Parameter, so definiert k den Freiheitsgrad des Modells <strong>und</strong> damit den verb<strong>und</strong>enen Rechenaufwand<br />

bei der Parametersuche.<br />

Wie gut nun die Modell- mit den Kanalstatistiken übereinstimmen, wird durch Kriteriumsfunktionen<br />

Kr (λ i ) quantisiert. In der Praxis wird dazu häufig eine Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

f es (x) der empirisch gemessenen Kanalstatistik mit den entsprechenden Modellstatistiken<br />

f ms (x,λ i ), die von den Varianten der Parametersätze λ i abhängen, ins Verhältnis gesetzt. Der<br />

Parametersatz λ x mit der geringsten Differenz zwischen Modell- <strong>und</strong> Kanalstatistik stellt ein<br />

globales Minimum im betrachteten Parameterraum dar <strong>und</strong> kann quasi als optimal betrachtet<br />

werden. Je nachdem welche Wertebereiche der Statistiken von Interesse sind, besteht die Möglichkeit<br />

Kriteriumsfunktionen Kr (·) zu entwickeln, die diese Bereiche stärker gewichten als<br />

andere, z.B. für Randbereiche. Infolgedessen definiert die Kriteriumsfunktion Kr (·) die Berechnungsvorschrift<br />

für die Differenz zwischen Modell- <strong>und</strong> Kanalstatistik.<br />

Sehr weit verbreitet ist die Kriteriumsfunktion Kr 1 (·) der minimalen quadratischen Fehlersumme<br />

(Least Mean Square). Diese gewichtet gleichmäßig alle Wahrscheinlichkeiten. Jedoch<br />

zeigt Kr 1 (·) Schwächen in der Randbereichsannäherung (Tail Approximation), da Klassen mit<br />

sehr niedrigen Wahrscheinlichkeitswerten einen geringeren Beitrag zur Fehlersumme liefern als<br />

welche mit höheren. Für diesen Fall besteht jedoch die Möglichkeit, die Kriteriumsfunktion<br />

Kr 1 (·) durch Logarithmierung (Kr 2 (·)) derart zu modifizieren, dass geringe Wahrscheinlichkeiten<br />

stärker in die Fehlersumme einfließen. In der Praxis (vgl. [52]) werden häufig die nachfolgenden<br />

drei Kriteriumsfunktionen zur Berechnung der Fehlersummen angewandt:<br />

Kr 1 (λ i )=∑[ f es (x) − f ms (x,λ i )] 2 (5.14)<br />

x<br />

[<br />

Kr 3 (λ i )=∑ arcsin<br />

x<br />

Kr 2 (λ i )=∑[log 10 ( f es (x)) − log 10 ( f ms (x,λ i ))] 2 (5.15)<br />

x<br />

(2 · Fc<br />

) (<br />

)]<br />

es(x)<br />

Fes(0) c − 1 − arcsin 2 · Fc ms(x,λ i ) 2<br />

Fms(0,λ c i ) − 1 . (5.16)<br />

Eine noch bessere Annäherung an Randbereiche erlaubt die Kriteriumsfunktion Kr 3 (·), welche<br />

anstelle einer Dichtefunktion f x (x), die entsprechende komplementäre Verteilungsfunktion<br />

Fx c (x) linear im Intervall [−1,1] abbildet <strong>und</strong> anschließend eine zum Ursprung nichtlineare<br />

Transformation durchführt (vgl. [52], S. 63).<br />

64


5.4 Suchverfahren im Parameterraum<br />

Da der Rechenaufwand für Suchverfahren nicht unerheblich ist, muss die Parametergenauigkeit<br />

rational gewählt werden. Bitó [52] versuchte den Rechenaufwand durch die iterative Anwendung<br />

der Suchverfahren zu reduzieren. Sukzessive wurde der Parameterraum, quasi nach<br />

dem Prinzip der Binären Suche, in kleinere Bereiche unterteilt, in denen mit immer höherer Parametergenauigkeit<br />

nach lokalen Minima gesucht wird. Ist ein lokales Minimum gef<strong>und</strong>en, so<br />

wird um dieses ein kleinerer Bereich erschlossen, in dem mit höherer Genauigkeit erneut nach<br />

einem lokalen Minimum gesucht wird. Nach einer ausreichenden Iterationstiefe wird die Suche<br />

abgebrochen; ein ”quasi” optimaler Parametersatz λ i scheint gef<strong>und</strong>en. Jedoch besteht bei dieser<br />

Methode die Gefahr, dass Bereiche, in denen sich globale Minima befinden, aufgr<strong>und</strong> der initial<br />

geringen Parametergenauigkeit <strong>und</strong> der daraus resultierenden ”Löchrigkeit” des Parameterraums<br />

übergangen <strong>und</strong> nicht erkannt werden.<br />

Eine weitere Diskussion betrifft die Auswahl einer geeigneten Kriteriumsfunktion Kr (·). Bitó<br />

beurteilte die Qualität der Kriteriumsfunktionen anhand der Kolmogorov-Distanz D:<br />

D := max{|F es (x) − F ms (x)|} (5.17)<br />

Dabei stellte er fest, dass die unter Kr 3 (·) (Gleichung (5.16)) ermittelten Parametersätze λ x für<br />

die untersuchten empirischen KFAV Fa c (a) zu den geringsten Kolomogorov-Distanzen führten<br />

(vgl. [52], Tab. 5.1 <strong>und</strong> 5.2), wobei der Vorteil gegenüber den anderen beiden Kriteriumsfunktionen<br />

Kr 1 (·) <strong>und</strong> Kr 2 (·) nur geringfügig war. Von einer Allgemeingültigkeit sollte demzufolge<br />

nicht ausgegangen werden.<br />

Des Weiteren sind für die <strong>Modellierung</strong> von Funkkanälen deren Statistiken an die der Modelle<br />

derart anzupassen, dass praktisch relevante Bereiche besser angenähert sind als weniger<br />

bedeutsame. Soll beispielsweise der Prozessgewinn eines (7,4) Hamming-Codes durch ein Modell<br />

untersucht werden, so interessiert zu dessen Evaluierung primär die BFDe P(m,7). BFDen<br />

für n > 7 sind dagegen weniger informativ. Daher ist es zweckmäßig, die Anpassung zwischen<br />

Kanal- <strong>und</strong> Modellstatistiken in diesen relevanten Bereichen mit größerer Sorgfalt durchzuführen<br />

als in vernachlässigbaren Bereichen. Infolgedessen ist immer zwischen der Notwendigkeit<br />

einer Anpassung im vollständigen Deutungsbereich oder der anwendungsspezifischen Bereichsanpassung<br />

abzuwägen.<br />

Da die Komplexität von Kr 3 (·) gegenüber den anderen beiden Kriteriumsfunktionen größer<br />

ist <strong>und</strong> der Vorteil der Randbereichsannäherung nicht unbedingt den Rechenmehraufwand während<br />

einer Suche rechtfertigt, sollten die Kriteriumsfunktionen Kr 1 (·) <strong>und</strong> Kr 2 (·) entgegen Bitó<br />

weiterhin als aussichtsreiche Kandidaten gehandelt werden.<br />

65


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

5.5 Der Baum-Welch Algorithmus<br />

Die Identifikation von global optimalen Parametersätzen λ durch Suchverfahren ist mit derart<br />

hohem Rechenaufwand verb<strong>und</strong>en, dass die praktische Relevanz nur bei HMMen mit geringer<br />

Zustandsmenge noch gegeben ist. Für komplexere HMM-Strukturen können jedoch lokal optimierende<br />

Algorithmen als Alternative zu den Suchverfahren eingesetzt werden. Diese stellen<br />

anschaulich einen Kompromiss zwischen Rechenaufwand <strong>und</strong> adäquater Schätzung von Parametersätzen<br />

λ dar. Repräsentanten lokal maximierender Algorithmen sind zum einen der Baum-<br />

Welch (BW) Algorithmus [25], [72], [26] <strong>und</strong> zum anderem das Gradienten-Verfahren [73]. Aufgr<strong>und</strong><br />

vergleichbarer Leistungsfähigkeit zwischen BW-Algorithmus <strong>und</strong> Gradienten-Verfahren<br />

beschränkt sich diese Arbeit auf die Behandlung des BW-Algorithmuses. Die Entscheidung wurde<br />

aufgr<strong>und</strong> der Verfügbarkeit leistungsfähiger Softwarebibliotheken für den Umgang mit dem<br />

BW-Algorithmus getroffen, in Form der freien Hidden Markov Model Toolbox von Murphy<br />

[74].<br />

Der BW-Algorithmus stellt eine Realisierung des Expectation-Modification (EM) Algorithmus<br />

für HMMe [67], [75] dar. Im Gegensatz zu den vorgestellten Methoden, welche Modell- an<br />

reale Kanalstatistiken anpassen oder den Parameterraum quasi vollständig durchsuchen, berechnet<br />

<strong>und</strong> maximiert der BW-Algorithmus iterativ nach Maximum-Likelihood (ML) die Wahrscheinlichkeiten,<br />

dass HMMe unter bestimmten Parametersätzen λ i beobachtete Symbolfolgen<br />

erzeugt haben.<br />

Der Parametersatz λ = {⃗π (0) ,P,B} eines HMMs besteht, wie bereits im Abschnitt 4.1 vorgestellt,<br />

aus dem Tripel Anfangsverteilung ⃗π (0) , Übergangsmatrix P <strong>und</strong> Ausgabematrix B. Die<br />

Arbeitsweise des BW-Algorithmuses kann funktional so beschrieben werden, dass basierend auf<br />

einem anfänglichen initialen Parametersatz λ 0 die Wahrscheinlichkeit Pr ( | λ 0 ) für die Produktion<br />

einer Symbolfolge errechnet wird. Während dieser Berechnung wird festgehalten,<br />

wie oft Übergänge zwischen Zuständen erfolgten <strong>und</strong> wie häufig Ausgabesymbole in den Zuständen<br />

emittiert wurden. Im nächsten Schritt wird der Parametersatz λ 1 derart neu berechnet,<br />

dass häufiger benutzte Zustandsübergänge <strong>und</strong> Ausgabesymbole höhere Wahrscheinlichkeiten<br />

zugewiesen werden als weniger benutzte. Nach dieser Neuanpassung wird die Produktionswahrscheinlichkeit<br />

Pr ( | λ 1 ) für die Symbolfolge neu berechnet. Diese sollte nun<br />

einen höheren Wert:<br />

Pr ( | λ 0 ) ≤ Pr ( | λ 1 ) (5.18)<br />

aufweisen. Das HMM ist somit besser angepasst als zuvor. Diese beiden Schritte werden<br />

anschließend so oft wiederholt, bis sich entweder die Produktionswahrscheinlichkeit für eine<br />

Symbolfolge nur noch unwesentlich ändert <strong>und</strong> die Konvergenzschwelle k thres unterschritten<br />

wurde oder eine zuvor festgelegte Anzahl an Iterationen i max bereits durchlaufen wurde.<br />

66


5.5 Der Baum-Welch Algorithmus<br />

Ausführlichere Abhandlungen über die Berechnung der Konvergenzschwelle k thres durch Anwendung<br />

der Log-Likelihood Funktion oder der Kullback-Leibler Divergenz können den Werken<br />

[67] <strong>und</strong> [76] entnommen werden.<br />

Die Maximierung der Produktionswahrscheinlichkeit eines HMMs für eine Symbolfolge<br />

lautet formal:<br />

arg max<br />

λ<br />

Pr ( | λ). (5.19)<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine beobachtete Symbolfolge = {o 1 ,o 2 ,...,o T } der Länge<br />

T von einem HMM erzeugt wurde, stellt für den BW-Algorithmus eine f<strong>und</strong>amentale Größe<br />

dar. Unter Berücksichtigung aller möglichen Zustandsfolgen = {x 1 ,x 2 ,...,x T } der Länge<br />

T kann die Produktionswahrscheinlichkeit Pr ( | λ) als Summation aller Einzelwahrscheinlichkeiten<br />

für diese Symbolfolge berechnet werden:<br />

Pr ( | λ) = Pr ( | ∩ λ) · Pr ( | λ)<br />

= ∑ π x (0)<br />

1<br />

· b x1 (o 1 ) · ∏<br />

T<br />

p xi−1 x i · b xi (o i ).<br />

<br />

i=2<br />

(5.20)<br />

entspricht der Anfangswahrscheinlichkeit eines Zustands x 1 zum Zeitpunkt t = 1. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass ein Zustand x i zum Zeitpunkt t = i das Symbol o i emittiert, wird mit<br />

b xi (o i ) bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeiten der Zustandsübergänge von x i−1 → x i definieren<br />

bekanntlich die Elemente p xi−1 x i<br />

der Übergangsmatrix P.<br />

π (0)<br />

x 1<br />

Die Berechnung der Produktionswahrscheinlichkeit Pr ( | λ) über alle möglichen Zustandsfolgen<br />

nach Gleichung (5.20) ist sehr rechenintensiv <strong>und</strong> benötigt für eine Symbolfolge<br />

der Länge T genau N T · 2T Multiplikationen (vgl. [67]). Da die komplette Neuberechnung<br />

der Gleichung (5.20) für jede mögliche Zustandsfolge sehr aufwändig ist, wird statt<br />

dessen schrittweise die Gesamtwahrscheinlichkeit errechnet <strong>und</strong> abgespeichert, dass zu einem<br />

Zeitpunkt t bei bisher gesehener Symbolfolge {o 1 ,o 2 ,...,o t } der Zustand S j erreicht wird. Auf<br />

diese Weise reduziert sich die Berechnung derart, dass die Wahrscheinlichkeiten eines Zustandes<br />

nur einmalig zu bestimmen sind. Diese Form der schrittweisen Berechnung der Produktionswahrscheinlichkeiten<br />

wird mit Vorwärtsprozedur (Forward Procedure) bezeichnet <strong>und</strong> im<br />

nachfolgenden Abschnitt näher erläutert.<br />

5.5.1 Vorwärtsprozeduren<br />

In der Vorwärtsprozedur werden zuerst die Vorwärtswahrscheinlichkeiten α t ( j) berechnet. Diese<br />

geben die Gesamtwahrscheinlichkeit an, dass zum Zeitpunkt t der Zustand S j erreicht wird <strong>und</strong><br />

die bisher betrachtete Symbolfolge {o 1 ,o 2 ,...,o t } ist.<br />

67


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

α t ( j)=Pr ({o 1 ,o 2 ,...,o t }∩x t = S j | λ) (5.21)<br />

Die Vorwärtswahrscheinlichkeiten α t ( j) können rekursiv wie folgt berechnet werden. Zunächst<br />

erfolgt eine Initialisierung, indem die Gesamtwahrscheinlichkeit berechnet wird, dass<br />

der Zustand S j im ersten Schritt erreicht wird <strong>und</strong> das Symbol o 1 emittiert wurde. N entspricht<br />

der Zustandsmenge des HMMs.<br />

α 1 ( j)=π (0)<br />

j · b j (o 1 ), 1 ≤ j ≤ N (5.22)<br />

Anschließend wird iterativ die Gesamtwahrscheinlichkeit α t+1 ( j) des Erreichens von Zustand<br />

S j zum Zeitpunkt t + 1 <strong>und</strong> der Ausgabe des Symbols o t+1 berechnet, wobei bisher die Symbolfolge<br />

{o 1 ,o 2 ,...,o t } beobachtet wurde. Das wiederum entspricht der Summe aus den Produkten<br />

aller Vorwärtswahrscheinlichkeiten α t (i) zum Zeitpunkt t <strong>und</strong> den Übergangswahrscheinlichkeiten<br />

p ij , um in den Zustand S j zum Zeitpunkt t + 1 zu gelangen <strong>und</strong> anschließend das Symbol<br />

o t+1 auszugeben.<br />

α t+1 ( j)=<br />

( N∑<br />

i=1α t (i) · p ij<br />

)<br />

b j (o t+1 ),<br />

1 ≤ j ≤ N,<br />

1 ≤ t ≤ T − 1<br />

(5.23)<br />

Die Gesamtproduktionswahrscheinlichkeit Pr ( | λ) der Symbolfolge entspricht der<br />

Summe aller Vorwärtswahrscheinlichkeiten α T ( j) zum Zeitpunkt T:<br />

Pr ( | λ)=<br />

N<br />

∑<br />

j=1<br />

α T ( j). (5.24)<br />

Durch die Anwendung der Vorwärtsprozedur <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen iterativen Berechnung<br />

der Vorwärtswahrscheinlichkeiten werden nur noch N 2 ·T Rechenoperationen zur Berechnung<br />

der Produktionswahrscheinlichkeit benötigt (vgl. [67], S. 263).<br />

5.5.2 Rückwärtsprozeduren<br />

Als alternative Methode zur Bestimmung von Pr ( | λ) sowie zu dessen Maximierung, ist<br />

zusätzlich die Rückwärtsprozedur (Backward Procedure) anzuwenden. Anstelle der Vorwärtswahrscheinlichkeiten<br />

α t ( j) berechnet die Rückwärtsprozedur als Hilfsgrößen die Rückwärtswahrscheinlichkeiten<br />

β t (i), welche folgendermaßen definiert sind:<br />

β t (i)=Pr ({o t+1 ,o t+2 ,...,o T }|x t = S i ∩ λ) (5.25)<br />

68


5.5 Der Baum-Welch Algorithmus<br />

Obwohl mit den Vorwärtswahrscheinlichkeiten α t ( j) Hilfsgrößen existieren, mit denen die<br />

Wahrscheinlichkeit Pr ( | λ) vollständig berechnet werden kann, sind die Rückwärtswahrscheinlichkeiten<br />

β t (i) für die Maximierung von Pr ( | λ) von großer Bedeutung. Die Initialisierung<br />

der Rückwärtswahrscheinlichkeiten β t (i) erfolgt durch:<br />

β T (i)=1, 1 ≤ i ≤ N (5.26)<br />

Die iterativen Berechnungen der Rückwärtswahrscheinlichkeiten β t (i) sind folgendermaßen<br />

durchzuführen.<br />

β t (i)=<br />

N<br />

∑ p ij· b j (o t+1 ) · β t+1 ( j),<br />

j=1<br />

1 ≤ i ≤ N,<br />

1 ≤ t ≤ T − 1<br />

(5.27)<br />

Schlussendlich kann der Vollständigkeit halber die Produktionswahrscheinlichkeit Pr ( | λ)<br />

durch die Rückwärtswahrscheinlichkeiten β 1 (i) zum Zeitpunkt 1 berechnet werden zu:<br />

Pr ( | λ)=<br />

N<br />

∑<br />

j=1<br />

β 1 ( j). (5.28)<br />

5.5.3 Lokale Maximierung der Produktionswahrscheinlichkeit<br />

Nachdem die formalen Definitionen der Vorwärts- α t ( j) <strong>und</strong> Rückwärtswahrscheinlichkeiten<br />

β t (i) vorgestellt sind, wird in diesem Abschnitt die eigentliche Funktionsweise des BW-<br />

Algorithmus, die lokale Maximierung der Produktionswahrscheinlichkeit nach Gleichung (5.19),<br />

formal beschrieben. Dazu wird als Rechengröße die Wahrscheinlichkeit ξ t (i, j) eingeführt, dass<br />

sich ein HMM zum Zeitpunkt t im Zustand S i <strong>und</strong> im darauf folgenden Zeitpunkt t + 1im<br />

Zustand S j befindet, unter der Bedingung der beobachteten Symbolfolge . ξ t (i, j) ist folgendermaßen<br />

definiert:<br />

ξ t (i, j)=Pr (x t = S i ∩ x t+1 = S j | ∩ λ) (5.29)<br />

Die Wahrscheinlichkeit ξ t (i, j) kann unter Verwendung der Vorwärts- α t (i) <strong>und</strong> Rückwärtswahrscheinlichkeiten<br />

β t ( j) <strong>und</strong> durch Anwendung des Bay’schen Satzes berechnet werden zu:<br />

69


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

ξ t (i, j)= Pr (x t = S i ∩ x t+1 = S j ∩ | λ)<br />

Pr ( | λ)<br />

= α t(i) · p ij· b j (o t+1 ) · β t+1 ( j)<br />

Pr ( | λ)<br />

α t (i) · p ij· b j (o t+1 ) · β t+1 ( j)<br />

=<br />

N<br />

∑<br />

i=1<br />

N<br />

∑<br />

j=1<br />

α t (i) · p ij· b j (o t+1 ) · β t+1 ( j)<br />

(5.30)<br />

Zusätzlich wird die Hilfsgröße γ t (i) eingeführt, die der Wahrscheinlichkeit entspricht, dass<br />

der Zustand S i zum Zeitpunkt t eingenommen wird unter der Voraussetzung, dass die betrachtete<br />

Symbolfolge ist.<br />

γ t (i)=Pr (x t = S i | ∩ λ)=<br />

N<br />

∑<br />

j=1<br />

ξ t (i, j) (5.31)<br />

Werden die Wahrscheinlichkeiten γ t (i) über die Zeitpunkte t aufsummiert ( ∑t=1 T−1 γ t(i) ) ,so<br />

ergibt sich ein Wert, der als Häufigkeit aller Transitionen vom Zustand S i interpretiert werden<br />

kann. In analoger Weise beschreibt die Summation von ξ t (i, j) über die Zeitpunkte t<br />

(<br />

∑<br />

T−1<br />

t=1 ξ t(i, j) ) die Anzahl der Übergänge von dem Zustand S i nach S j . Aus den Hilfsgrößen<br />

γ t ( j) <strong>und</strong> ξ t (i, j) können nun neue Parametersätze ¯λ i berechnet werden.<br />

Die Häufigkeit der Einnahme des Zustandes S i zum Zeitpunkt t = 1 kann aus γ 1 ( j) einfach<br />

berechnet werden zu:<br />

¯π (0)<br />

i = γ 1 (i)= α 1(i) · β 1 (i)<br />

T<br />

∑<br />

t=1<br />

. (5.32)<br />

α t (i) · β t (i)<br />

Die neuen Übergangswahrscheinlichkeiten ¯p ij werden aus dem Verhältnis der Anzahl an<br />

Übergängen vom Zustand S i nach S j <strong>und</strong> aller Übergänge aus S i heraus berechnet:<br />

¯p ij =<br />

T−1<br />

∑<br />

t=1<br />

ξ t (i, j)<br />

=<br />

T−1<br />

∑ γ t (i)<br />

t=1<br />

T−1<br />

∑<br />

t=1<br />

α t (i) · p ij· b j (o t+1 ) · β t+1 ( j)<br />

. (5.33)<br />

T−1<br />

∑ α t (i) · β t (i)<br />

t=1<br />

Die neuen Ausgabewahrscheinlichkeiten ¯b j (k) berechnen sich aus dem Verhältnis zwischen<br />

der Aufenthaltswahrscheinlichkeit im Zustand S j , wobei das Symbol o t = V k ausgegeben wurde,<br />

<strong>und</strong> der Aufenthaltswahrscheinlichkeit im Zustand S j bei beliebiger Symbolausgabe o t :<br />

70


5.6 Zusammenfassung<br />

¯b j (k)=<br />

T<br />

∑ γ t ( j)<br />

t=1<br />

o t =V k<br />

T<br />

∑ γ t ( j)<br />

t=1<br />

T<br />

∑ α t ( j) · β t ( j)<br />

t=1<br />

o t =V k<br />

=<br />

. (5.34)<br />

T<br />

∑ α t ( j) · β t ( j)<br />

t=1<br />

Der iterativ neu berechnete Parametersatz ¯λ = { ¯ ⃗π (0) , ¯P, ¯B} erfüllt nun die Eigenschaft:<br />

Pr ( | λ) ≤ Pr ( | ¯λ). (5.35)<br />

In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass der BW-Algorithmus die Produktionswahrscheinlichkeit<br />

Pr ( | λ) lokal maximiert. Da die Optimierungsoberfläche i.d.R. sehr komplex<br />

ist <strong>und</strong> viele lokale Maxima existieren, besteht die Gefahr, dass der BW-Algorithmus<br />

gegen einen ungünstigen Parametersatz λ konvergiert, dessen Produktionswahrscheinlichkeit<br />

Pr ( | λ) nur einen geringen Wert aufweist. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist die systematische Schätzung<br />

eines initialen Parametersatzes λ 0 für eine adäquate Parameteroptimierung von außerordentlicher<br />

Bedeutung. Dabei sollte versucht werden, λ 0 so zu wählen, dass die Parameter möglichst<br />

in der Nähe eines globalen Maximums in der Optimierungsoberfläche liegen.<br />

Um dieser Problematik Abhilfe zu schaffen, sollte nach Möglichkeit bei der Konstruktion<br />

des HMMs ein ersichtlicher Zusammenhang zwischen einer beobachteten Symbol- <strong>und</strong><br />

der erzeugenden Zustandsfolge hergestellt werden. Auf diese Weise kann eine Segmentierung<br />

der beobachteten Symbolfolge realisiert werden. Die entsprechenden relativen Häufigkeiten<br />

für Übergänge zwischen den Segmenten, dem Auftreten einzelner Segmente <strong>und</strong> der<br />

Ausgabe der Symbole o i in den Segmenten können als adäquate Schätzwerte für die initialen<br />

Parameter eines HMMs prinzipiell genutzt werden. Eine Garantie für einen durch diese Methode<br />

bestimmten ”optimalen” Parametersatz λ kann jedoch nicht gewährleistet werden. Daher<br />

liegt es nahe, zur Validierung der Qualität eines Parametersatzes λ auf entsprechende statistische<br />

Hypothesentests zurückzugreifen.<br />

5.6 Zusammenfassung<br />

Das aktuelle Kapitel verdeutlicht die Existenz einer großen Anzahl unterschiedlicher Methoden<br />

zur Parameterschätzung diskreter Kanalmodelle. Auch bei diesen Schätzverfahren wird die Notwendigkeit<br />

hervorgehoben, die Kategorie (erneuernd/nicht-erneuernd) eines gemessenen Funkkanals<br />

vor dessen <strong>Modellierung</strong> erfolgreich zu identifizieren.<br />

Zeigt ein gemessener Funkkanal erneuernde Eigenschaften, so ist dieser durch seine empirische<br />

komplementäre Fehlerabstandsverteilung Fa c (a) vollständig beschrieben. Die <strong>Modellierung</strong><br />

derartiger Kanäle kann prinzipiell gut mit dem Fritchman Modell in vereinfachter Form (vgl.<br />

71


5 Zur Parameterschätzung <strong>generative</strong>r Modelle<br />

Gleichung (4.41)) oder dem Gilbert Modell erfolgen. Für diese Fälle liegt es nahe, die Parameterschätzung<br />

mit Hilfe der Linearen Regression auf die komplementäre Fehlerabstandverteilung<br />

Fa c (a) (vgl. Abschnitt 5.2) systematisch <strong>und</strong> effizient durchzuführen.<br />

Weist der Kanal jedoch statistisch abhängige Fehlerabstände (nicht-erneuernd) auf, so reicht<br />

Fa c (a) alleine nicht mehr zur vollständigen Definition des zugr<strong>und</strong>e liegenden erzeugenden Prozesses<br />

{A t } aus. Demzufolge müssen diskrete Modelle zur <strong>Modellierung</strong> von nicht-erneuernden<br />

Kanälen komplexere Strukturen in den Übergangs- P <strong>und</strong> Ausgabematrizen B aufweisen, sodass<br />

auch die statistische Abhängigkeit der Fehlerabstände gut <strong>und</strong> natürlich reell nachgebildet<br />

werden kann. Verfahren wie die statistische Anpassung durch Lineare Regression sind an dieser<br />

Stelle nicht mehr ausreichend. Stattdessen sind entweder Suchverfahren im Parameterraum<br />

(vgl. Abschnitt 5.4), soweit die Zustandsmenge eines Modells überschaubar klein ist, anzuwenden<br />

oder aber auf lokal optimierende Algorithmen zurückzugreifen, wie der bereits vorgestellte<br />

BW-Algorithmus (vgl. Abschnitt 5.5).<br />

Da eine erfolgreiche Anwendung des BW-Algorithmuses stark von der Schätzung eines initialen<br />

Parametersatzes λ 0 abhängt, sollte die Bestimmung von λ 0 unter besonderer Aufmerksamkeit<br />

<strong>und</strong> nicht einfach nur zufällig durchgeführt werden. Nach Möglichkeit sollten Gesetzmäßigkeiten<br />

<strong>und</strong> Eigenschaften der zu modellierenden Symbole (z.B. Fehlerfolgen) durch die Struktur<br />

eines HMMs widergespiegelt werden. Demzufolge kann erreicht werden, dass eine Rückschlussfähigkeit<br />

zwischen einer beobachteten Symbolfolge <strong>und</strong> der generierenden Zustandsfolge<br />

quasi möglich ist, da gezielt <strong>und</strong> in der Natur der Sache adäquat segmentiert werden<br />

kann (vgl. Abschnitt 5.1).<br />

72


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

Das Kapitel 6 beschreibt die empirisch statistische <strong>Analyse</strong> diskreter Funkkanäle unter industrietypischen<br />

Bedingungen. Dazu wird einleitend im ersten Abschnitt der zur Kanalaufzeichnung<br />

verwendete Messaufbau vorgestellt <strong>und</strong> erklärt, wie die zur Kanalaufzeichnung benötigten<br />

Funksysteme der WPAN-Technologien IEEE 802.15.1, IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET dort integriert<br />

sind. Da diese Funktechnologien paketweise Daten übertragen, wird im Abschnitt 6.2<br />

auf die Problematiken bei der ausschnittsweisen Aufzeichnung von Kanalfehlern e i aufmerksam<br />

gemacht <strong>und</strong> die sich daraus ergebenden Besonderheiten bei der Berechnung statistischer<br />

Kanalkenngrößen erläutert. Infolgedessen werden formale Korrekturen für die Berechnungsgleichungen<br />

der FKF R ee (ν), FAKR aa (ν) <strong>und</strong> KFAV Fa c (a) vorgestellt.<br />

Im Abschnitt 6.3 wird kurz auf die Randbedingungen der experimentellen Kanalaufzeichnungen<br />

eingegangen <strong>und</strong> die dazu hinzugezogenen Funksysteme vorgestellt. Ausführliche Informationen<br />

über die definierten Messszenarien können dem Anhang entnommen werden. Im Anschluss<br />

daran werden Untersuchungsergebnisse zur Beurteilung der Gedächtnisbehaftung <strong>und</strong><br />

des Erneuerungsverhaltens der aufgezeichneten Funkkanäle vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert. Inwieweit<br />

diese Erkenntnisse sich auf die Anwendbarkeit der im Kapitel 4 eingeführten Kanalmodelle<br />

auswirken, ist Inhalt des Abschnitts 6.6.<br />

Ähnliche Untersuchungen werden auch im Abschnitt 6.7 präsentiert, in dem anstelle von Kanalfehlern<br />

nun das Paketverhalten empirisch analysiert wird. Schwerpunktmäßig zählt dazu die<br />

Beurteilung der statistischen Abhängigkeit zwischen den auftretenden Paketereignissen. Aus<br />

diesen Erkenntnissen heraus werden wiederum etablierte Modelle auf ihre Anwendbarkeit zur<br />

Simulation des gemessenen Paketverhaltens untersucht <strong>und</strong> anschließend beurteilt.<br />

Den Abschluss dieses Kapitels bildet wiederum eine Kapitelzusammenfassung mit den essentiellen<br />

Bestandteilen der empirischen Untersuchungen <strong>und</strong> davon abgeleiteten Schlussfolgerungen<br />

bezogen auf die Anwendbarkeit etablierter Kanalmodelle.<br />

6.1 Topologie <strong>und</strong> Funktion des <strong>Analyse</strong>frameworks<br />

Für die Aufzeichnung der Funkkanäle wurde eigens ein <strong>Analyse</strong>framework [77] entwickelt, an<br />

dem die zur Aufzeichnung benötigten Funksysteme anzuschließen sind. Die Struktur des Frameworks<br />

ist in der Abbildung 6.1 dargestellt. Sie besteht aus drei Einheiten, die über ein Ethernetbasierendes<br />

TCP/IP Netzwerk zuverlässig miteinander verb<strong>und</strong>en sind. Die Zusammenstellung<br />

73


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

der zu sendenden Testdatenpakete <strong>und</strong> die Auswertung <strong>und</strong> Archivierung der empfangenen übernimmt<br />

der Evaluation Controller (EC). Um statistische Abhängigkeiten bereits während der Erzeugung<br />

der Testdaten zu vermeiden, nutzt dieser einen Bernoulli Generator. Über die beiden<br />

TCP/IP Schnittstellen erfolgt die Anbindung der Funkadapter (FA) an den EC. Erst an den FA<br />

werden die Funksysteme, beispielsweise per UART/RS-232 Schnittstelle, angeschlossen.<br />

Die FA besitzen folgende zwei Aufgaben:<br />

Einerseits erlauben die FA eine Anbindung der Funksysteme an den EC für größere Entfernungen,<br />

bei denen eine direkte Verbindung der Funksysteme an den EC über UART/RS-232<br />

Schnittstellen nicht mehr möglich ist. Der Aufbau von Messszenarien in denen Abstände 100 m<br />

<strong>und</strong> mehr betragen können, ist damit realisierbar. Andererseits fungieren die FA als Hostrechner<br />

für die Bearbeitung der notwendigen Protokollstackfunktionalität, wie diese beispielsweise bei<br />

der Funktechnologie IEEE 802.15.1/BT für dessen Betrieb Voraussetzung ist.<br />

Obwohl die Struktur des <strong>Analyse</strong>frameworks im Gegensatz zu denen anderer Arbeiten (vgl.<br />

[18]) topologisch komplexer ist, ermöglicht sie eine vollständige Erfassung des Paketübertragungsverhaltens<br />

<strong>und</strong> der Kanalfehler in exakter zeitlicher Historie. Damit können neben fehlerfreien<br />

<strong>und</strong> -haften Datenpaketen auch statistische <strong>Analyse</strong>n über verlorene Datenpakete realisiert<br />

werden, welche insbesondere für Funksysteme charakteristisch sind. Alternative topologische<br />

Strukturen für das <strong>Analyse</strong>framework ohne Rückkanal implizieren eine Zeitsynchronisation<br />

zwischen dem sendenden <strong>und</strong> empfangenden Funksystem, um verlorene Datenpakete<br />

ebenfalls registrieren zu können. Der damit verb<strong>und</strong>ene größere Realisierungsaufwand stellte<br />

diesbezüglich die Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage für die Variante des <strong>Analyse</strong>frameworks mit dem<br />

Rückkanal dar.<br />

Der funktionale Ablauf während einer Kanalaufzeichnung kann wie folgt beschrieben werden:<br />

Der EC erzeugt mithilfe des Bernoulli Generators eine unkorrelierte Testdatenfolge ,<br />

x i ∈{0,1}. Diese teilt der EC in i Datenblöcke {x m ,...,x m+ j } der Länge j mit i, j,m ∈ N ein.<br />

In definierten zeitlichen Abständen t 0 überträgt der EC diese Blöcke zu dem FA, an dem das<br />

sendende Funksystem angeschlossen ist. Der FA nimmt wiederum die zugesendeten Blöcke entgegen<br />

<strong>und</strong> bettet sie in das Nutzdatenfeld der Datenpakete auf der Physikalischen Schicht ein.<br />

Anschließend werden diese Datenpakete übertragen <strong>und</strong> auf der Funkstrecke mit diversen Störungen<br />

überlagert, die durch die Kanalfehlerfolge (vgl. Abbildung 3.6) beschrieben sind.<br />

Auf Seiten des empfangenden Funksystems treffen daher zum Teil modifizierte Datenblöcke<br />

{y m ,...,y m+ j } ein. Diese werden nun vom empfangenden Funksystem an den angeschlossenen<br />

FA übertragen, der diese direkt an den EC weiterleitet. Durch Exklusiv-ODER Verknüpfung<br />

zwischen {x m ,...x m+ j } <strong>und</strong> {y m ,...,y m+ j } berechnet der EC im Anschluss daran Ausschnitte<br />

{e m ,...,e m+ j } aus der vollständigen Kanalfehlerfolge , welche zur Kanalfehlermatrix E<br />

zusammengesetzt <strong>und</strong> anschließend in einer Datenbank archiviert werden.<br />

74


6.2 Besonderheiten der paketorientierten Kanalanalyse<br />

Abbildung 6.1. Die funktionale <strong>und</strong> topologische Struktur des zur Funkkanalaufzeichnung verwendeten<br />

<strong>Analyse</strong>frameworks.<br />

Jede Zeile der Matrix E entspricht einem Ausschnitt der Länge j aus der durch den Kanalfehlerprozess<br />

{E t } erzeugten vollständigen Kanalfehlerfolge . Wurden m Datenpakete<br />

übertragen <strong>und</strong> empfangen, so besitzt E folgenden Aufbau:<br />

⎛<br />

⎞<br />

e 11 e 12 ··· e 1 j<br />

e<br />

E =<br />

21 e 22 ··· e 2 j<br />

⎜ .<br />

⎝ . . .. ⎟ . ⎠ . (6.1)<br />

e m1 e m2 ··· e mj<br />

6.2 Besonderheiten der paketorientierten Kanalanalyse<br />

Die Abbildung 6.2 hebt hervor, dass paketorientiert übertragende Funktechnologien nur die Ermittlung<br />

von Ausschnitten aus der vollständigen Kanalfehlerfolge erlauben. Es stellt sich<br />

daher die Frage, ob die in der Praxis häufig anzutreffende Vorgehensweise der Zusammenführung<br />

aufgezeichneter Kanalfehlerausschnitte {e m ,...,e m+ j } zu einer neuen Folge (vgl. Abschnitt<br />

6.1, [17], [78]) für eine statistische <strong>Analyse</strong> der ursprünglichen Kanalfehlerfolge <br />

überhaupt geeignet ist. Sicherlich vereinfachen sich durch diese Maßnahme die statistischen<br />

75


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

Abbildung 6.2. Die Aufzeichnung der Kanalfehlermatrix E aus der vollständigen Kanalfehlerfolge<br />

<br />

<strong>Analyse</strong>n der Kanalkenngrößen, vermutlich jedoch mit dem Nachteil, dass signifikante Differenzen<br />

zwischen der ursprünglichen <strong>und</strong> ausschnittsweise zusammengesetzten Kanalfehlerfolge<br />

vorliegen werden.<br />

Zur Beurteilung dieser wichtigen Fragestellung wurde auf der Basis des GE-Modells eine<br />

Kanalfehlerfolge mit bekanntem Parametersatz λ = {⃗π (0) ,P,B}:<br />

( ) (<br />

)<br />

0,95 0,05 0,999 0,001<br />

P =<br />

,B =<br />

0,01 0,99 0,5 0,5<br />

<strong>und</strong> ⃗π (0) = ⃗π (6.2)<br />

erzeugt <strong>und</strong> empirisch die KFAV Fa c (a) <strong>und</strong> FKF R ee (ν) daraus berechnet. Anschließend wurden<br />

aus der erzeugten Kanalfehlerfolge iterativ in zufällig gewählten Abständen Ausschnitte<br />

einer Breite von 50 Symbolen entnommen, die anschließend zu einer modifizierten Kanalfehlerfolge<br />

zusammengeführt wurden. Nachdem aus die statistischen Kenngrößen KFAV<br />

Fa c (a) <strong>und</strong> FKF R ee (ν) ebenfalls empirisch bestimmt wurden, erfolgte eine Gegenüberstellung<br />

dieser (vgl. Abbildung 6.3).<br />

Die in der Abbildung 6.3 dargestellten Verläufe der KFAV Fa c (a) <strong>und</strong> FKF R ee (ν) deuten<br />

darauf hin, dass die statistischen Eigenschaften paketweise aufgezeichneter Ausschnitte aus der<br />

ursprünglichen Kanalfehlerfolge , die anschließend wieder zusammengeführt wurden, mitunter<br />

deutlich von denen der ursprünglichen Kanalfehlerfolge divergieren. Dies wiederum führt<br />

dazu, dass die FKF R ee (ν) mitunter geringe Korrelationskoeffizienten beinhaltet, sodass auf<br />

statistisch unabhängige Kanalfehler geschlossen wird. Infolgedessen kann es passieren, dass ein<br />

Funkkanal als gedächtnislos eingestuft wird, obwohl er es gar nicht ist. Besonders stark kommen<br />

diese Abweichungen bei Datenpaketen zum Tragen, deren Länge kleiner als die Korrelationsdauer<br />

D k eines digitalen Funkkanals ist. Um dennoch empirische Statistiken (z.B. KFAV Fa c(a),<br />

FKF R ee (ν)) berechnen zu können, mit denen Modellparameter adäquat zu schätzen sind, ist es<br />

76


6.2 Besonderheiten der paketorientierten Kanalanalyse<br />

KFAV F c a(a)<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

10 −5<br />

Gilbert-Elliott Modell<br />

10 0 Fehlerabstand a<br />

Urspruengliche Kanalfehlerfolge<br />

Zusammengesetzte Kanalfehlerfolge<br />

FKF Ree(ν)<br />

0.14<br />

0.12<br />

0.1<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

Gilbert-Elliott Modell<br />

Urspruengliche Kanalfehlerfolge<br />

Zusammengesetzte Kanalfehlerfolge<br />

10 −6<br />

0 20 40 60 80 100<br />

−0.02<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Abbildung 6.3. Auswirkungen der paketweisen Kanalaufzeichnung auf die empirische Bestimmung<br />

der KFAV F c a (a) <strong>und</strong> FKF R ee(ν).<br />

notwendig, den Einfluss der Paketorientierung durch formale Korrekturen an den analytischen<br />

Berechnungsgleichungen der Statistiken zu berücksichtigen.<br />

6.2.1 Korrelationsanalyse<br />

Demzufolge sind Korrelationsanalysen, wie diese zur Beurteilung der Gedächtnisbehaftung <strong>und</strong><br />

des Erneuerungsverhaltens herangezogen werden, ausschließlich auf die zur Kanalaufzeichnung<br />

verwendeten Datenpaketlängen j zu beschränken. Aussagen über Korrelationskoeffizienten für<br />

Verschiebungen ν > j − 1 sind nicht möglich. Daher darf die FKF R ee (ν) maximal nur bis zur<br />

Verschiebung ν = j − 1 paketintern berechnet werden. Eine paketübergreifende Kalkulation der<br />

FKF R ee (ν) würde, wie zuvor beschrieben, falsche Ergebnisse liefern. Dabei ist zu beachten,<br />

dass die Anzahl der auswertbaren Zufallsvariablen zur Berechnung der Korrelationskoeffizienten<br />

n = m·( j−ν) beträgt, sobald m× j die Dimension der Fehlermatrix E ist. Um dies formal zu<br />

berücksichtigen, ist zur Relativierung der Kovarianz der Korrekturterm m · ( j − ν) anzuwenden.<br />

Die ursprüngliche FKF R ee (ν) nach Bravais-Pearson berechnet sich nunmehr zu:<br />

R ee (ν) ≈<br />

m · j<br />

m · ( j − ν) · ∑m i=1 ∑ j−ν<br />

k=1 (e ik − ē) · (e i(k+ν) − ē)<br />

∑ m i=1 ∑ j k=1 (e . (6.3)<br />

ik − ē) 2<br />

Noch stärker wirkt sich die Problematik auf die <strong>Analyse</strong> der statistischen Bindung zwischen<br />

Fehlerabständen aus, die ebenfalls nur paketintern behandelt werden dürfen. Mitunter ist die Anzahl<br />

mit einem Datenpaket aufgezeichneter Fehlerabstände a i derart gering, dass die FAK R aa (ν)<br />

ausschließlich für kleine Verschiebungen (ν < 10) überhaupt berechnet werden können. Hinzu<br />

kommt die variable Anzahl an aufgezeichneten Fehlerabständen pro Datenpaket, deren Einfluss<br />

bei der Relativierung der Kovarianz ebenfalls berücksichtigt werden muss. Die Abspeicherung<br />

der Fehlerabstände erfolgt daher wiederum in Form einer Matrix. In der Fehlerabstandsmatrix<br />

77


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

A werden die auswertbaren Fehlerabstände a ij in der Fehlerabstandsmatrix A der Dimension<br />

m × ( j − 1) zusammengefasst. Es können somit maximal j − 1 Fehlerabstände in einer Zeile<br />

auftreten.<br />

⎛<br />

⎞<br />

a 11 a 12 ··· a 1 j−1<br />

a<br />

A =<br />

21 a 22 ··· a 2 j−1<br />

⎜ .<br />

⎝ . . .. ⎟ . ⎠ . (6.4)<br />

a m1 a m2 ··· a mj−1<br />

Alle Elemente in A, für die gilt a id = 0, kennzeichnen ungültige Fehlerabstände, die von der<br />

Berechnung der AKF R aa (ν) auszuschließen sind. Ebenso wie die Zeilen i in A, in denen nur<br />

das erste Element a i1 > 0 <strong>und</strong> alle restlichen a id = 0 für d ∈{2,..., j − 1} sind, da diese keinen<br />

Beitrag zu R aa (ν) liefern. Unter Berücksichtigung dieser Umstände berechnet sich die FAK<br />

R aa (ν) durch:<br />

R aa (ν) ≈ g(0)<br />

g(ν) · ∑m i=1 ∑ g i−ν<br />

k=1 (a ik − ā) · (a i(k+ν) − ā)<br />

∑ m i=1 ∑ g i<br />

k=1 (a ik − ā) 2 . (6.5)<br />

Zur besseren Handhabbarkeit wurde die Hilfsgröße g i := max{d | a id > 0} mit a id ∈ N eingeführt,<br />

welche den letzten Spaltenindex der i-ten Zeile angibt, für den a id > 0 ist <strong>und</strong> somit den<br />

Wert eines regulären Fehlerabstands enthält. Die g i ’s dienen demzufolge als Abbruchbedingung<br />

für die Berechnung der Zeilensumme in Gleichung (6.5). Des Weiteren werden die g i ’s für die<br />

Berechnung der von ν abhängigen Anzahl g(ν) an Fehlerabständen a id verwendet, die einen<br />

Beitrag zu R aa (ν) leisten:<br />

g(ν)=<br />

m<br />

∑<br />

i=1<br />

max{0,g i − ν}. (6.6)<br />

Da auch die Signifikanzschwelle s a (ν) von der Anzahl vorliegender Fehlerabstände <strong>und</strong> demnach<br />

von ν abhängt, kann diese unter Verwendung von g(ν) folgendermaßen berechnet werden:<br />

s a (ν)= 2 √<br />

g(ν)<br />

. (6.7)<br />

6.2.2 Komplementäre Fehlerabstandsverteilung<br />

Neben der Korrelationsanalyse wirkt sich die ausschnittsweise Kanalaufzeichnung auch auf die<br />

Berechnung der KFAV Fa c (a) aus. Dies begründet sich einerseits darin, dass Fehlerabstände nicht<br />

erfasst werden können, welche die zur Kanalaufzeichnung verwendete Paketlänge n überschreiten.<br />

Andererseits reduziert sich die Wahrscheinlichkeit von ausschnittsweise aufgezeichneten<br />

78


6.2 Besonderheiten der paketorientierten Kanalanalyse<br />

Fehlerabständen stetig, je größer diese werden. Erfolgt eine Kanalaufzeichnung mit einem Datenpaket<br />

der Länge n = 100, so können maximal 99 Fehlerabstände der Klasse a = 1 erfasst<br />

werden. Für den allgemeinen Fall reduziert sich die Erfassungswahrscheinlichkeit für Fehlerabstände<br />

der Klasse a i = a, die von einem Datenpaket der Länge n aufgezeichnet werden können,<br />

um den Faktor m = n−a<br />

n<br />

für a,n ∈ N <strong>und</strong> a ≥ n. Demnach reduziert sich die Wahrscheinlichkeit<br />

von Fehlerabständen a i der Klasse a = 99, die mit einer Datenpaketlänge von n = 100<br />

erfasst wurden, genau um den Faktor 1<br />

100<br />

. Zur Verdeutlichung dieses Zusammenhangs zeigt die<br />

Abbildung 6.4 den Verlauf der KFAV Fa c(a) einer unendlichen Kanalfehlerfolge , die mithilfe<br />

eines GE-Modells (Parametersatz aus Gleichung (6.2)) generiert wurde. Im Vergleich dazu<br />

wurde demgegenüber der Verlauf einer ausschnittsweisen (a)KFAV ˜F a c (a) dargestellt, die aus<br />

einer zusammengesetzten Fehlerabstandfolge aus Ausschnitten der unendlichen Kanalfehlerfolge<br />

berechnet wurde. Die Breite der Ausschnitte betrug n = 100 Symbole, wobei sich<br />

zwischen den Ausschnitten ebenfalls 100 Symbole befanden.<br />

Gilbert-Elliott Modell<br />

10 0 Kanalfehlerabstand a<br />

10 −1<br />

Unendliche Kanalfehlerfolge <br />

Zusammengesetzte Kanalfehlerfolge < ẽ n ><br />

10 −2<br />

KFAV F c a (a)<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

10 −5<br />

10 −6<br />

10 −7<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />

Abbildung 6.4. Die Auswirkung der ausschnittsweisen Kanalaufzeichnung auf die empirische<br />

Berechnung der KFAV F c a (a).<br />

Um diese Eigenschaft formal für die Berechnung der aKFAV Fa c (a) zu berücksichtigen, ist<br />

die Fehlerabstandsdichte (FAD) f a (a) der unendlichen Fehlerabstandsfolge erst einmal<br />

mit dem nachfolgenden Korrekturterm zu multiplizieren:<br />

h(a)= f a (a) · n − a<br />

n<br />

für a ∈{1,...,n − 1}. (6.8)<br />

In der Hilfsgröße h(a) sind nunmehr die Wahrscheinlichkeiten für paketüberschreitende Fehlerabstandsklassen<br />

a ≥ n immer null. Zusätzlich wurden die Wahrscheinlichkeiten für paketinterne<br />

Fehlerabstandsklassen a < n entsprechend ihrer Erfassungsmöglichkeit um den Korrek-<br />

79


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

turfaktor m reduziert. Demnach handelt es sich bei der Hilfsgröße h(a) nun nicht mehr um<br />

eine klassische Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion, da die Eigenschaft∑ a h(a)=1 nicht erfüllt<br />

ist. Um diese Eigenschaft jedoch wieder herzustellen, sind die fehlenden Wahrscheinlichkeiten<br />

1 − ∑ n−1<br />

a=1<br />

h(a) verhältnismäßig auf die verbleibenden h(a)’s zu übertragen, woraus sich die<br />

ausschnittsweise (a)FAD ˜f a (a) ergibt:<br />

˜f a (a)=<br />

h(a)<br />

∑ n−1<br />

(6.9)<br />

a=1<br />

h(a).<br />

Wie die Abbildung 6.4 verdeutlicht, wirkt sich demzufolge die ausschnittsweise Kanalaufzeichnung<br />

auf das Parameterschätzverfahren der Linearen Regression aus. Erfolgt eine Annäherung<br />

des Verlaufs der KFAV Fa c (a), die auf Basis einer aufgezeichneten Fehlerabstandsmatrix<br />

A errechnet wurde, durch Regressionsgeraden, so werden zwangsläufig Parametersätze λ geschätzt,<br />

die den erzeugenden FAP {A t } nicht realistisch charakterisieren. Um diese Abweichungen<br />

zu minimieren, ist es jedoch in Anlehnung an die Korrekturterme (6.8) <strong>und</strong> (6.9) möglich,<br />

die nachfolgenden inverse Korrekturterme (6.10) <strong>und</strong> (6.11) anzuwenden:<br />

g(a)= ˜f a (a) ·<br />

n<br />

n − a<br />

für a ∈{1,...,n − 1}. (6.10)<br />

Die folgende Normierung führt nunmehr annähernd zu der ursprünglichen FAD f a (a):<br />

f a (a)=<br />

g(a)<br />

∑ n−1<br />

(6.11)<br />

a=1<br />

g(a),<br />

jedoch ohne die Wahrscheinlichkeiten von paketüberschreitenden Fehlerabstandklassen a ≥ n<br />

zu berücksichtigen, da diese nicht quantisierbar sind. In diesem Zusammenhang gilt jedoch, dass<br />

je geringer die Kanalfehlerraten BER der aufgezeichneten Kanäle sind, desto größer werden die<br />

Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten von großen Fehlerabständen, die durchaus auch die Datenpaketgrenzen<br />

überschreiten (a ≥ n). In gleicher Weise impliziert der Zusammenhang, dass<br />

für ansteigende Kanalfehlerraten BER die Wahrscheinlichkeit für große Fehlerabstände immer<br />

geringer wird, bis diese letztendlich in geringer Größenordnung liegt <strong>und</strong> die Vernachlässigung<br />

paketüberschreitender Fehlerabstände bei der statistischen Beschreibung des FAPs {A t } nicht zu<br />

signifikanten Abweichungen zu den empirischen Kanalstatistiken führt. Um diese Eigenschaft<br />

positiv bei der <strong>Modellierung</strong> von Kanalfehlern auszunutzen, ist es zweckmäßig, den FAP {A t }<br />

<strong>und</strong> den KFP {E t } ausschließlich zur <strong>generative</strong>n Charakterisierung der Kanalfehlermustern<br />

fehlerhafter Datenpakete zu verwenden, ohne die zwischenzeitlich aufgetretenen fehlerfreien<br />

Datenpakete mit zu berücksichtigen. Somit erhöht sich die Kanalfehlerrate BER der zu modellierenden<br />

Kanäle während gleichzeitig die Häufigkeit paketüberschreitender Fehlerabstandsklassen<br />

a ≥ n abnimmt, sodass diese nur einen vernachlässigbaren Beitrag zur Berechnung der<br />

KFAV Fa c (a) liefern <strong>und</strong> eine generelle Anwendbarkeit der Linearen Regression gewahrt bleibt.<br />

80


6.2 Besonderheiten der paketorientierten Kanalanalyse<br />

Um diesen Zusammenhang praktisch zu verdeutlichen, wurde aus der Kanalaufzeichnung<br />

(Messszenario MH-40m, Funksystem Mitsumi WML-C20) die aKFAV ˜F a c (a) ausschließlich<br />

aus fehlerhaften Datenpaketen errechnet <strong>und</strong> darauf direkt die Lineare Regression zur Schätzung<br />

eines Parametersatzes λ 1 für das GI-Modell angewandt. Der ermittelte Parametersatz λ 1 lautet:<br />

(<br />

) (<br />

)<br />

0,96065 0,03935<br />

1 0<br />

P =<br />

, B =<br />

0,081 0,919<br />

0,72929 0,27071<br />

<strong>und</strong> ⃗π (0) = ⃗π. (6.12)<br />

Darüber hinaus wurde die aKFAV ˜F a c (a) durch die Gleichungen (6.10) <strong>und</strong> (6.11) korrigiert<br />

<strong>und</strong> in die aKFAV ˆF a c (a) überführt. Ein anschließende Lineare Regression auf die aKFAV ˆF a c (a)<br />

ergab für das GI-Modell den Parametersatz λ 2 :<br />

(<br />

) (<br />

)<br />

0,97297 0,02703<br />

1 0<br />

P =<br />

, B =<br />

0,06574 0,93426 0,77076 0,22924<br />

<strong>und</strong> ⃗π (0) = ⃗π. (6.13)<br />

Die grafischen Verläufe der aKFAV ˜F a c (a) (schwarze Kurve) <strong>und</strong> deren korrigierte Version<br />

aKFAV ˆF a c (a) (blaue Kurve) sowie die beiden KFAV Fa c (a) (rote <strong>und</strong> grüne Kurve), die aus den<br />

zuvor geschätzten Parametersätzen λ 1 <strong>und</strong> λ 2 für das GI-Modell berechnet wurden, können der<br />

Abbildung 6.5 entnommen werden. Darin wird deutlich, dass die Wahrscheinlichkeitswerte für<br />

größere Fehlerabstandsklassen durch die Korrekturterme (6.10) <strong>und</strong> (6.11) angehoben wurden.<br />

In wieweit die Anwendung der Korrekturterme eine Verbesserung bei der Parameterschätzung<br />

für das GI-Modell hervorruft, wird deutlich in der Abbildung 6.6 präsentiert. Dafür wurden die<br />

KFAVen Fa c (a) aus den Parametersätzen λ 1 <strong>und</strong> λ 2 nach Gleichung (4.24) berechnet <strong>und</strong> durch<br />

Anwendung der Korrekturterme (6.8) <strong>und</strong> (6.9) in die KFAVen ˜F a c (a) überführt. In der grafischen<br />

Gegenüberstellung (vgl. Abbildung 6.6) zeigte sich eine gute Übereinstimmung zwischen der<br />

aKFAV ˜F a c (a) (schwarze Kurve) des aufgezeichneten Funkkanals <strong>und</strong> der mit dem Parametersatz<br />

λ 2 berechneten <strong>und</strong> korrigierten aKFAV ˜F a c (a) (grüne Kurve). Im Gegensatz dazu divergierte der<br />

Verlauf der mit dem Parametersatz λ 1 berechneten aKFAV ˜F a c (a) (rote Kurve) recht deutlich von<br />

der Kanalaufzeichnung, was die Notwendigkeit der Korrekturterme (6.8) – (6.11) rechtfertigt.<br />

81


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

10 −1<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m<br />

Urspruengliche Kanalaufzeichnung<br />

GI-Modell, PS: λ 1<br />

Korrigierte Kanalaufzeichnung<br />

GI-Modell, PS: λ 2<br />

10 0 Fehlerabstand a<br />

(a)KFAV F c a(a)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Abbildung 6.5. Die Verläufe der aKFAV ˜F a c (a) einer Kanalaufzeichnung <strong>und</strong> deren korrigierte<br />

Version ˆF a c (a) sowie die KFAVen Fa c (a), die aus den beiden Parametersätzen λ 1 <strong>und</strong> λ 2 berechnet<br />

wurden.<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m<br />

10 0 Fehlerabstand a<br />

10 −1<br />

Urspruengliche Kanalaufzeichnung<br />

GI-Modell, PS: λ 1<br />

GI-Modell, PS: λ 2<br />

aKFAV ˜F c a(a)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Abbildung 6.6. Gegenüberstellung der aus den Parametersätzen λ 1 <strong>und</strong> λ 2 berechneten aKFAVen<br />

˜F c a (a) mit der des aufgezeichneten Funkkanals.<br />

82


6.3 Aufzeichnung digitaler Funkkanäle unter industriellen Ausbreitungsbedingungen<br />

6.3 Aufzeichnung digitaler Funkkanäle unter industriellen<br />

Ausbreitungsbedingungen<br />

Für die Untersuchung der im Kapitel 4 vorgestellten digitalen Kanalmodelle sowie die dazugehörigen<br />

Parameterschätzverfahren wurden in dieser Dissertation experimentelle Kanalaufzeichnungen<br />

durchgeführt. Um möglichst allgemeingültige Erkenntnisse zu erlangen, wurde<br />

auf WPAN-Funktechnologien mit unterschiedlichen Übertragungseigenschaften zurückgegriffen,<br />

die als aussichtsreiche Kandidaten für den Einsatz in industriellen Anwendungen in Frage<br />

kommen. Dabei handelt es sich um die in Kapitel 2 vorgestellten WPAN-Funktechnologien IE-<br />

EE 802.15.1, IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET, die durch die nachfolgenden Funksysteme repräsentiert<br />

wurden:<br />

1. IEEE 802.15.1 → Mitsumi WML-C20<br />

2. IEEE 802.15.4 → Freescale MC 13192-EVB<br />

3. nanoNET → Panasonic PAN 5460.<br />

Für die Gewährleistung möglichst einheitlicher experimenteller Bedingungen mit der Zielsetzung<br />

vergleichbarer Ergebnisse zwischen den WPAN-Funksystemen wurde neben der Verwendung<br />

gleicher Sende- <strong>und</strong> Empfangsantennen mit nahezu isotropen Abstrahlcharakter die<br />

Sendeleistung auf 0 dBm (1 mW) festgesetzt. Detaillierte Informationen über die verwendeten<br />

Funksysteme <strong>und</strong> die Durchführung der Sendeleistungseinstellung können dem Anhang A<br />

entnommen werden.<br />

Um die Experimente möglichst industrienah auszulegen, wurden die Kanalaufzeichnungen in<br />

zwei industrie-typischen Umgebungen realisiert. Es handelte sich um ein Hochregallager (HRL)<br />

<strong>und</strong> eine klassische Maschinenhalle (MH) (vgl. Anhang B), worin mehrere unterschiedliche stationäre<br />

<strong>und</strong> mobile Kanalaufzeichnungen durchgeführt wurden. Mithilfe der unterschiedlichen<br />

Aufzeichnungen sollte möglichst ein breites Spektrum unterschiedlicher, digitaler Funkkanäle<br />

erfasst werden, um generische Erkenntnisse über die notwendigen Eigenschaften von digitalen<br />

Kanalmodellen zu erlangen. Die Definition des Begriffs ”industrielle Ausbreitungsbedingung”<br />

impliziert die folgenden Umgebungseigenschaften <strong>und</strong> Merkmale:<br />

• Keine direkte Sichtverbindung (NLOS) zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger<br />

• Hoher metallischer Umgebungsgehalt, beispielsweise durch diverse Maschinen<br />

• Viele streuende Gegenstände, z.B. metallische Gitterprofile<br />

• Stark bewegtes Umfeld durch umherlaufende Personen <strong>und</strong> Fahrzeuge<br />

• Mobile Sender <strong>und</strong> Empfänger, die z.B. in Flurförderfahrzeuge integriert sind<br />

83


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

Die genaue Definition der einzelnen Messszenarien kann dem Abschnitt C des Anhangs entnommen<br />

werden. Die statistischen Ergebnisse der empirischen Kanalaufzeichnungen in Form<br />

der Bitfehler-, Paketfehler- <strong>und</strong> Paketverlustverhältnisse sind tabellarisch im Abschnitt D des<br />

Anhangs zusammengefasst. Neben der eigentlichen Zielsetzung der <strong>Analyse</strong> aufgezeichneter<br />

digitaler Funkkanäle, der Bewertung wissenschaftlich etablierter digitaler Kanalmodelle sowie<br />

die Identifizierung notwendiger Eigenschaften können die statistischen Ergebnisse durchaus zur<br />

<strong>Leistungsbewertung</strong> der hier behandelten WPAN-Funksysteme herangezogen werden.<br />

6.4 Die <strong>Analyse</strong> der Gedächtnisbehaftung digitaler Funkkanäle<br />

Für die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Charakterisierung digitaler Funkkanäle ist zuallererst die Beurteilung der<br />

Gedächtnisausprägung von großem Interesse. Aufgr<strong>und</strong> der Funkkanaleigenschaften (vgl. Abschnitt<br />

3.1.2) wird davon ausgegangen, dass Kanalfehler gebündelt auftreten <strong>und</strong> eine statistische<br />

Bindung in ihren Positionen aufweisen. Als Beurteilungsmaß der Gedächtnisbehaftung<br />

wird die FKF R ee (ν) unter Berücksichtigung der im Abschnitt 6.2.1 formulierten Modifikationen<br />

herangezogen. Die FKF R ee (ν) wird in dieser <strong>Analyse</strong> ausschließlich aus fehlerhaften<br />

Datenpaketen E := {e ij | ∑e ij > 0} berechnet. Als Indikator für eine vorliegende Gedächtnisbehaftung<br />

wird der im Abschnitt 6.2.1 vorgestellte Signifikanztest entsprechend der Glei-<br />

j<br />

chung (3.40) hinzugezogen. Überschreitet die FKF R ee (ν) für nur ein ν die Signifikanzschwelle<br />

s e (ν) = √ , so ist mit einer Restunsicherheit von 5 % nicht mehr von statistischer<br />

m·( j−ν)<br />

2<br />

Unabhängigkeit auszugehen. Vorüberlegungen in Bezug auf den Verlauf der FKF R ee (ν) lassen<br />

erwarten, dass deren Wert proportional zu den Signalbandbreiten B s der Funktechnologien<br />

ist (R ee (ν) ∝ B s ). Demnach sollte die statistische Abhängigkeit zwischen Kanalfehlern in<br />

Datenpaketen der WPAN-Funktechnologie IEEE 802.15.1 am höchsten sein, gefolgt von den<br />

WPAN-Funktechnologien IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET in entsprechender Reihenfolge. Zur<br />

Veranschaulichung wurden in der Abbildung 6.7 exemplarisch die FKFen R ee (ν) der WPAN-<br />

Funksysteme für das Messszenario MH-40m sowie die Signifikanzschwellen s (rote Kurven)<br />

dargestellt. Zur Gegenüberstellung wurde die empirische FKF R ee (ν) eines gedächtnislosen<br />

BSC-Kanals ebenfalls abgebildet.<br />

Aus den Verläufen der FKFen R ee (ν), aufgezeichnet mit den schmalbandigen WPAN-Funktechnologien<br />

IEEE 802.15.1 <strong>und</strong> IEEE 802.15.4, wird ersichtlich, dass Kanalfehler insbesondere<br />

für geringe Verschiebungen ν = {1,...,5} relativ hohe Korrelationswerte in Höhe von 0,3 –<br />

0,4 aufweisen. Erwartungsgemäß zeigen die Verläufe eine ausgeprägte Gedächtnisbehaftung an,<br />

welche jedoch besonders bei den IEEE 802.15.4 basierenden Funkkanälen für größer werdende<br />

Verschiebungen ν schnell abfallen. Funkkanäle der IEEE 802.15.1 hingegen behalten nach einer<br />

kurzen Abklingphase eine nahezu gleich bleibende statistische Abhängigkeit bis zu einer maximalen<br />

Verschiebung von ν = 239. Eine zuverlässige physikalische Deutung dieses Phänomen<br />

kann nicht gegeben werden. Jedoch wird vermutet, dass eine systematische Ursache diesem<br />

84


6.4 Die <strong>Analyse</strong> der Gedächtnisbehaftung digitaler Funkkanäle<br />

0.01<br />

Gedaechtnisloser BSC-Kanal<br />

0.3<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m<br />

0.25<br />

0.005<br />

Signifikanzschwellen: ± s(ν)<br />

0.2<br />

FKF Ree(ν)<br />

0<br />

FKF Ree(ν)<br />

0.15<br />

0.1<br />

−0.005<br />

0.05<br />

0<br />

FKF Ree(ν)<br />

−0.01<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

−0.1<br />

0 200 400 600 800<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

FKF Ree(ν)<br />

−0.05<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Panasonic PAN 5460 - MH-40m<br />

0.03<br />

0.02<br />

0.01<br />

0<br />

−0.01<br />

−0.02<br />

−0.03<br />

0 200 400 600 800<br />

Verschiebungen (Lag) ν<br />

Abbildung 6.7. Die FKFen R ee (ν) für das stationäre Messszenario MH-40m sowie die FKF<br />

R ee (ν) eines gedächtnislosen BSC-Kanals zum Vergleich.<br />

Phänomen zugr<strong>und</strong>e liegt, welche dem Bereich des Bitstream Processings im Basisband entspringt.<br />

Beispielsweise hervorgerufen durch das Data Whitening, in dem die Informationsdaten<br />

pseudo-zufällig mithilfe eines rückgekoppelten Schieberegisters derart permutiert werden, dass<br />

keine langen Folgen von Nullen <strong>und</strong> Einsen mehr auftreten <strong>und</strong> eine exaktere Synchronisation<br />

möglich wird. In Übereinstimmung mit der zuvor getroffenen Vorüberlegung ist die Gedächtnisausprägung<br />

von nanoNET-basierenden Funkkanälen mit mehr als einer Größenordnung deutlich<br />

geringer gegenüber den anderen beiden WPAN-Funktechnologien. In grober Näherung könnten<br />

diese durch gedächtnislose BSC-Kanalmodelle modelliert werden. Wird jedoch streng anhand<br />

des Signifikanztests entschieden, ob nanoNET-basierende Funkkanäle gedächtnisbehaftet sind<br />

oder nicht, so sind die Werte der FKFen R ee (ν) noch immer zu hoch, um von statistisch unabhängigen<br />

Kanalfehlern auszugehen, insbesondere für Verschiebungen ν < 400.<br />

Nachdem die Gedächtnisbehaftung stationärer Funkkanäle untersucht wurde, stellt sich die<br />

Frage, inwieweit eine Eigenbewegung der WPAN-Funksysteme <strong>und</strong> damit der Einfluss der<br />

Dopplerverbreiterung D s sich auf die FKFen R ee (ν) auswirkt. Zur Beantwortung dieser Fragestellung<br />

wurden die FKFen R ee (ν) des mobilen Messszenarios MH-RAND (Maximalgeschwindigkeit<br />

des Empfängers: v max = 1 m s ) errechnet <strong>und</strong> in der Abbildung 6.8 dargestellt. 85


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

0.15<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-RAND<br />

0.5<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

0.4<br />

FKF Ree(ν)<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

FKF Ree(ν)<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

−0.1<br />

−0.05<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

0.06<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

−0.2<br />

0 200 400 600 800<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

0.04<br />

FKF Ree(ν)<br />

0.02<br />

0<br />

−0.02<br />

−0.04<br />

−0.06<br />

0 200 400 600 800<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Abbildung 6.8. Die FKFen R ee (ν) für das mobile Messszenario MH-RAND sowie die FKF<br />

R ee (ν) eines gedächtnislosen BSC-Kanals zum Vergleich.<br />

Während die mit dem Funksystem Mitsumi WML-C20 aufgezeichnete FKF R ee (ν) geringere<br />

Korrelationskoeffizienten enthält, weist die FKF R ee (ν) des Funksystems Panasonic PAN 5460<br />

minimal höhere Werte auf. Die FKF R ee (ν) des mit dem Funksystem Freescale MC 13192-EVB<br />

ermittelten digitalen Funkkanals unterscheidet sich zu dem stationären Szenario MH-40m nur<br />

unwesentlich. Als abschließende Erkenntnis kann festgehalten werden, dass sich die Verläufe der<br />

FKF R ee (ν), aufgezeichnet in mobilen Szenarien, nicht wesentlich von den stationären Szenarien<br />

unterscheiden. Zur besseren Übersicht wurden in der nachfolgenden Tabelle 6.1 alle statistischen<br />

Kenngrößen zur Beurteilung der Gedächtnisbehaftung zusammengefasst.<br />

Aus der Tabelle 6.1 wird ersichtlich, dass die geringste Gedächtnisbehaftung das WPAN-<br />

Funksystem Panasonic PAN 5460 im Messszenario MH-40m mit einem maximalen Korrelationskoeffizienten<br />

von max{|R ee (ν)| |ν ∈ N} ≈0,01 aufwies. Die Ursache für die geringe Gedächtnisbehaftung<br />

lag in der hohen Systembandbreite der WPAN-Funktechnologie nanoNET<br />

von B s = 64 MHz, die deutlich größer als die Kohärenzbandbreite B c von Funkkanälen im 2,4<br />

GHz Frequenzbereich <strong>und</strong> demnach unempfindlicher gegenüber dessen Schw<strong>und</strong>verhalten ist.<br />

Da zusätzlich die Symboldauer T s größer als die Kohärenzzeit T c typischer 2,4 GHz Funkkanäle<br />

ist, sind nanoNET-basierende Funkkanäle als nicht-zeitselektiv einzustufen mit frequenzdi-<br />

86


6.5 <strong>Analyse</strong> des Erneuerungsverhaltens digitaler Funkkanäle<br />

Tabelle 6.1. Kenngrößen zur Beurteilung der Gedächtnisbehaftung der aufgezeichneten, digitalen<br />

Funkkanäle.<br />

Messszenario R ee (0) max {R ee (ν) | ν ∈ N} ē Gedächtnisbehaftet<br />

Mitsumi WML C-20<br />

HRL-4m 0,25565 0,16688 1,3073 · 10 −2 √<br />

HRL-6m 0093743 0,05648 6,4216 · 10 −3 √<br />

HRL-RAND 0,31355 0,57257 2,9265 · 10 −2 √<br />

MH-10m 0,28356 0,34555 1,5696 · 10 −2 √<br />

MH-20m 0,35795 0,28359 7,0778 · 10 −2 √<br />

MH-30m 0,28901 0,21632 2,0132 · 10 −2 √<br />

MH-40m 0,35096 0,27028 5,0739 · 10 −2 √<br />

MH-RAND 0,24419 0,14158 2,19 · 10 −2 √<br />

Freescale MC 13192-EVB<br />

MH-30m 0,54514 0,40772 9,8835 · 10 −3 √<br />

MH-40m 0,54796 0,39259 4,6095 · 10 −3 √<br />

MH-RAND 0,52341 0,39763 1,5915 · 10 −2 √<br />

Panasonic PAN 5460<br />

MH-40m 5,1254 · 10 −3 9,5547 · 10 −3 2,4927 · 10 −3 √<br />

MH-RAND 2,307 · 10 −3 5,3981 · 10 −2 8,6863 · 10 −3 √<br />

versitärem Charakter. Unter Berücksichtung des Signifikanztests ist jedoch davon auszugehen,<br />

dass auch nanoNET-basierende, digitale Funkkanäle gedächtnisbehaftet sind. Abschließend ist<br />

festzuhalten, dass in keinem Messszenario alle Korrelationskoeffizienten der FKF R ee (ν) die<br />

berechneten Signifikanzschwellen s(ν) unterschreiten konnten. Demzufolge reicht wie erwartet<br />

ein BSC-Kanalmodell zur <strong>Modellierung</strong> derartiger Funkkanäle nicht aus.<br />

6.5 <strong>Analyse</strong> des Erneuerungsverhaltens digitaler Funkkanäle<br />

Nachdem festgestellt wurde, dass die zuvor untersuchten digitalen Funkkanäle gr<strong>und</strong>sätzlich gedächtnisbehaftet<br />

sind, ist als zweite wichtige Charakteristik das Erneuerungsverhalten der Funkkanäle<br />

zu untersuchen (vgl. Kanal et al. [23]). Wie bereits schon formuliert, werden Funkkanäle<br />

als nicht-erneuernd bezeichnet, sobald Fehlerabstände a i ↔ a i+m statistisch voneinander abhängen.<br />

Andernfalls handelt es sich um erneuernde Funkkanäle. Zur Beurteilung dieser Abhängigkeit<br />

wird die im Abschnitt 6.2.1 vorgestellte AKF R aa (ν) eingesetzt. Liegt |R aa (ν)| vollständig<br />

unter der Signifikanzschwelle s a (ν), so sind die Fehlerabstände unkorreliert <strong>und</strong> es kann von<br />

einem erneuernden Funkkanal ausgegangen werden. Überschreitet im Gegensatz dazu der Wert<br />

der AKF R aa (ν) für auch nur eine Verschiebung ν die Signifikanzschwelle s a (ν), so liegt mit<br />

einer Wahrscheinlichkeit von 0,95 ein nicht-erneuernder Funkkanal vor.<br />

An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass aufgr<strong>und</strong> der ausschnittsweisen Kanalaufzeichung<br />

<strong>und</strong> Organisation der Kanalfehler e i in der Kanalfehlermatrix E häufig nur eine<br />

geringe Anzahl auswertbarer Fehlerabstände a i in einer Zeile der Fehlerabstandsmatrix A enthalten<br />

ist (vgl. Abschnitt 6.2). Infolgedessen beschränkt sich die Berechnung der AKF R aa (ν)<br />

nur auf geringe Verschiebungen ν ∈{1,...,10}. Die nachfolgende Abbildung 6.9 zeigt die da-<br />

87


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

zugehörigen Verläufe der AKF R aa (ν) für die im stationären Messszenario MH-40m aufgezeichneten<br />

Funkkanäle.<br />

0.02<br />

0.015<br />

Erneuernder BSC-Kanal<br />

Signifikanzschwellen: ±s(ν)<br />

0.3<br />

0.25<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-40m<br />

AKF Raa(ν)<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

−0.005<br />

−0.01<br />

AKF Raa(ν)<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

−0.015<br />

0<br />

−0.02<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

0.15<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

−0.05<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

0.4<br />

Panasonic PAN 5460 - MH-40m<br />

AKF Raa(ν)<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

−0.05<br />

−0.1<br />

−0.15<br />

AKF Raa(ν)<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

−0.2<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

−0.1<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Abbildung 6.9. AKF R aa (ν) für das stationäre Messszenario MH-40m sowie die AKF R aa (ν)<br />

eines erneuernden BSC-Kanals zum Vergleich.<br />

Die Verläufe der empirischen AKF R aa (ν) deuten größtenteils auf ausgeprägte statistische<br />

Abhängigkeit der Fehlerabstände a i hin. Einzige Ausnahme stellte der mit dem Funksystem<br />

Mitsumi WML-C20 im Messszenario HRL-6m aufgezeichnete Funkkanal dar, dessen Gedächtnis<br />

ebenfalls nur gering ausgeprägt war. Dabei muss jedoch in Betracht gezogen werden, dass<br />

die zur Berechnung der AKF R aa (ν) vorliegende Menge an Fehlerabständen sehr gering war<br />

<strong>und</strong> daher die Signifikanzschwelle s(ν) entsprechend hoch angesetzt war. Des Weiteren konnte<br />

kein signifikanter Unterschied zwischen dem AKFen R aa (ν) aus stationären <strong>und</strong> mobilen Messszenarien<br />

festgestellt werden.<br />

Als abschließendes Resultat dieser <strong>Analyse</strong> muss davon ausgegangen werden, dass es sich<br />

bei den aufgezeichneten, digitalen Funkkanälen auch um nicht-erneuernde Kanäle handelt. Im<br />

Gegensatz zur <strong>Analyse</strong> der Gedächtnisbehaftung mittels FKF R ee (ν) ist eine physikalische Interpretation<br />

der Verläufe der empirischen AKFen R aa (ν) u.a. durch die geringe Menge auswertbarer<br />

Fehlerabstände a i schwer zu realisieren. Die Auswertung der empirischen AKFen<br />

R aa (ν) zeigte jedoch, dass die mit dem Funksystem Freescale MC 13192-EVB aufgezeichne-<br />

88


6.5 <strong>Analyse</strong> des Erneuerungsverhaltens digitaler Funkkanäle<br />

Tabelle 6.2. Kenngrößen zur Beurteilung des Erneuerungscharakters der aufgezeichneten, digitalen<br />

Funkkanäle.<br />

Szenario #{a ij > 0} max {|R aa (ν)||ν ∈ N} ā Erneuernd<br />

Mitsumi WML C-20<br />

HRL-4m 731 0,25054 25,825 ∅<br />

√<br />

HRL-6m 92 0,51258 46,163<br />

HRL-RAND 512 0,36094 13,842 ∅<br />

MH-10m 202 0,80339 16,416 ∅<br />

MH-20m 46985 0,25767 9,1142 ∅<br />

MH-30m 9085 0,24746 18,645 ∅<br />

MH-40m 139158 0,25008 11,3 ∅<br />

MH-RAND 9955 0,09468 20,876 ∅<br />

Freescale MC 13192-EVB<br />

MH-30m 3039 0,082372 21,632 ∅<br />

MH-40m 14161 0,19119 46,541 ∅<br />

MH-RAND 3813 0,10858 26,513 ∅<br />

Panasonic PAN 5460<br />

MH-40m 8128 0,35233 162,98 ∅<br />

MH-RAND 7942 0,23143 60,211 ∅<br />

ten Funkkanäle für ν = 1 stets negative Korrelationskoeffizienten besitzen (Kor 1 < 0). Werden<br />

diese nach Adoul (vgl. [24]) klassifiziert, so handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um<br />

negativ-korrelierte <strong>und</strong> nicht-erneuernde Funkkanäle der Kanalkategorie C 3 . Die mit den Funksystemen<br />

Mitsumi WML-C20 <strong>und</strong> Panasonic PAN 5460 aufgezeichneten Funkkanäle können<br />

hingegen größtenteils als positiv-korreliert <strong>und</strong> nicht-erneuernd eingestuft werden. Sie entsprechen<br />

Adouls Kanalkategorie C 2 .<br />

Positiv-korrelierte Kanäle ändern sukzessive ihre Eigenschaft mit nur geringer Wahrscheinlichkeit.<br />

Es ist zu erwarten, dass auf einen langen Fehlerabstand a i wiederum ein langer Fehlerabstand<br />

a i+1 folgt. Negativ-korrelierte Kanäle wechseln im Gegensatz dazu ihre Eigenschaft.<br />

Häufig folgt auf einen kurzen Fehlerabstand a i ein langer Fehlerabstand a i+1 <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Dies kann dahin interpretiert werden, dass ein einzelner Kanalfehler aufgr<strong>und</strong> der hohen statistischen<br />

Abhängigkeit nur sehr selten anzutreffen ist. Ein einzelner Kanalfehler kann wiederum als<br />

zwei aufeinander folgende große Fehlerabstände behandelt werden <strong>und</strong> ist demnach selten anzutreffen.<br />

Die Durchsicht der mit dem Funksystem Freescale MC 13192-EVB aufgezeichneten<br />

Kanalfehlermatrizen E bestätigte objektiv diesen Zusammenhang.<br />

Für die <strong>Analyse</strong> des Erneuerungscharakters digitaler Kanäle mithilfe der von Adoul (vgl.<br />

Abschnitt 3.2.5) entwickelten Methode, in der die Variationskoeffizienten der Mehrfachfehlerabstände<br />

a m i herangezogen werden, ist die Menge auswertbarer Fehlerabstände a ij > 0 aufgr<strong>und</strong><br />

der zur Kanalaufzeichnung verwendeten maximalen Datenpaketlänge von n = 100 generell zu<br />

gering. Entsprechend ungenau würden die mit dieser Methode ermittelten Ergebnisse ausfallen.<br />

Insgesamt deuten mehrere Indizien darauf hin, dass Fehlerabstände zur Charakterisierung<br />

digitaler Funkkanälen nur dann geeignet sind, sobald die zur Aufzeichnung verwendete Länge<br />

der Datenpakete sehr groß ist, wie dies beispielsweise bei der WLAN-Funktechnologie IEEE<br />

89


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

802.11 der Fall ist. So kann sichergestellt werden, dass eine ausreichende Menge an auswertbaren<br />

Fehlerabständen a ij > 0 erfasst wird, mit der der Einfluss statistischer Fehler in der <strong>Analyse</strong><br />

vernachlässigbar gering ausfällt.<br />

Für einen Großteil der WPAN-Funktechnologien, die potenziell in industriellen Anwendungen<br />

eingesetzt werden können, beträgt die Länge der Datenpakete jedoch nur einige 10–100<br />

Bytes. Um die statistischen Eigenschaften eines erzeugenden FAPes {A t } damit zu schätzen,<br />

reichen diese Paketlängen nicht aus, insbesondere dann nicht, wenn digitale Funkkanäle eine<br />

sehr geringe Kanalfehlerrate ē aufweisen. Diese Tatsache spiegelt sich auch an den arithmetischen<br />

Mittelwerten der Kanalfehler ē = BER <strong>und</strong> der Fehlerabstände ā wider (vgl. Tabellen 6.1<br />

<strong>und</strong> 6.2), die ausschließlich aus den Inhalten fehlerhafter Datenpakete errechnet wurden. Entsprechend<br />

der Gleichung (3.12) sollte theoretisch zwischen den beiden Kenngrößen folgender<br />

Zusammenhang ē = ā −1 bestehen. Ein Vergleich der Werte zeigt jedoch schon erhebliche Differenzen,<br />

die bis zu einer Größenordnung betragen. Diese Feststellung ist darauf zurückzuführen,<br />

dass die Elemente e ij der Kanalfehlermatrix E vor dem ersten <strong>und</strong> nach dem letzten Kanalfehler<br />

e ij = 1 bei der Berechnung der Fehlerabstände a ij nicht erfasst werden <strong>und</strong> unberücksichtigt<br />

bleiben. Infolgedessen werden zahlreiche fehlerfreie Stellen ignoriert, was in einer Erhöhung<br />

des Mittelwerts ā der Fehlerabstände resultiert.<br />

6.6 Auswirkungen der Kanalklassifikation auf die <strong>Modellierung</strong> von<br />

Kanalfehlern<br />

Nachdem die Gedächtnisbehaftung <strong>und</strong> das Erneuerungsverhalten der aufgezeichneten Funkkanäle<br />

statistisch untersucht wurden, folgt in diesem Abschnitt aufgr<strong>und</strong> der neu gewonnenen<br />

Erkenntnisse eine kritische Rezension zur <strong>Modellierung</strong> derartiger Funkkanäle.<br />

6.6.1 Erneuerende Kanalmodelle<br />

Die statistische <strong>Analyse</strong> der Kanalfehler ergab die Feststellung, dass die aufgezeichneten digitalen<br />

Funkkanäle hauptsächlich als gedächtnisbehaftet <strong>und</strong> nicht-erneuernd einzustufen sind.<br />

Unter Berücksichtigung von Adouls Zusammenhang (vgl. Abschnitt 3.2.3) zwischen der MFAD<br />

f m a<br />

(a) <strong>und</strong> der BFD P(m,n) wird im Vorfeld vermutet, dass erneuernde Kanalmodelle nicht<br />

zur <strong>generative</strong>n Charakterisierung herangezogen werden sollten. Diese Tatsache begründet sich<br />

darin, dass erneuernde Modelle nicht in der Lage sind, die statistische Abhängigkeit zwischen<br />

Fehlerabständen zu erfassen. Wird ein erneuerndes Modell zur Beschreibung nicht-erneuernder<br />

Kanäle trotzdem herangezogen <strong>und</strong> dessen Parametersatz λ beispielsweise durch die Lineare<br />

Regression geschätzt, so werden signifikante Differenzen zwischen der empirischen BFD<br />

P(m,n) einer Kanalaufzeichnung <strong>und</strong> der des erneuernden Modells auftreten, obwohl die Verläufe<br />

der KFAV Fa c (a) zuvor gut durch die Exponentialfunktionen angepasst waren. Dies wiederum<br />

liegt daran, dass die klassische FAD f a (a) keinerlei Beitrag zur Beurteilung der statistischen<br />

90


6.6 Auswirkungen der Kanalklassifikation auf die <strong>Modellierung</strong> von Kanalfehlern<br />

Bindung der Fehlerabstände liefert. Stattdessen sind MFADen fa m (a) heranzuziehen, mit denen<br />

die Korrelation der Fehlerabstände quantisiert werden kann. Somit sind nicht-erneuernde<br />

Kanalmodelle zwingend erforderlich, um die Charakteristik nicht-erneuernder Funkkanäle realistisch<br />

beschreiben zu können.<br />

Adouls Zusammenhang verdeutlicht jedoch, dass neben der MFAD fa m (a), die BFD P(m,n)<br />

als äquivalente Erfassungsgröße für die statistische Bindung der Fehlerabstände verwendet werden<br />

kann. Demzufolge ist eine gute Übereinstimmung der KFAV Fa c (a) zwischen Kanalaufzeichnung<br />

<strong>und</strong> Modell zu erwarten, wenn die BFD P(m,n) mit einem Parametersatz erfolgreich<br />

angenähert werden konnte. Ferner kann diese Eigenschaft dafür genutzt werden, um erneuernde<br />

von nicht-erneuernden Kanälen anhand derer Modellierbarkeit zu unterscheiden. Sind große Abweichungen<br />

zwischen dem Verlauf der KFAV Fa c (a) eines erneuernden Modells <strong>und</strong> der eines<br />

aufgezeichneten Kanals zu erkennen, obwohl die Verläufe der BFD’en P(m,n) zwischen beiden<br />

gut angepasst waren, so liegt die Deutung nahe, dass es sich um einen nicht-erneuernden<br />

Funkkanal handelt.<br />

Diese Feststellung zeigt prinzipiell auch die Arbeit von Slack [65]. Slack untersuchte die<br />

Tauglichkeit der GI-, GE-, MC- <strong>und</strong> FT-Modelle zur Charakterisierung landmobiler Satellitenkanäle.<br />

In seiner <strong>Analyse</strong> verfügte das FT-Modell nur über einen fehlererzeugenden Zustand <strong>und</strong><br />

eine Übergangsmatrix P der Form (4.41), sodass es erneuernden Charakter aufwies. Slack konstatierte<br />

in seiner Arbeit, dass GE- <strong>und</strong> MC-Modelle generell bessere Ergebnisse lieferten als<br />

GI- oder FT-Modelle <strong>und</strong> daher realitätsnaher landmobile Satellitenkanäle charakterisieren können.<br />

Es wird vermutet, dass Slacks Erkenntnisse darin zu begründen sind, dass es sich bei den<br />

untersuchten Satellitenkanälen um nicht-erneuernde Kanäle handelte. Die statistische Abhängigkeit<br />

der Fehlerabstände ist folglich nicht von einem erneuernden FT-Modell zu erfassen, was<br />

sich zwangsläufig in signifikanten Differenzen zwischen den Statistiken des Modells <strong>und</strong> des<br />

aufgezeichneten Kanals äußert. In diesem Fall hätte vermutlich auch ein FT-Modell mit mind.<br />

zwei fehlererzeugenden Zuständen, bei dem der Erneuerungscharakter aufgehoben ist, deutlich<br />

bessere Ergebnisse geliefert, sodass die getroffene generelle Aussage von Slack zu relativieren<br />

ist.<br />

Zur Verdeutlichung dieses Zusammenhangs wurde mit dem Parametersatz λ 2 (6.13) eines<br />

GI-Modells, geschätzt mithilfe der Linearen Regression, die BFD P(m,40) nach den Gleichungen<br />

(4.25) <strong>und</strong> (4.26) berechnet <strong>und</strong> mit der empirischen BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Messszenario Mitsumi WML-C20, MH-40m) gegenübergestellt. Obwohl die Verläufe der<br />

aKFAV ˜F a c (a) zwischen dem GI-Modell <strong>und</strong> dem Funkkanal objektiv sehr gut übereinstimmten,<br />

zeigen die Verläufe der BFDen P(m,40) deutliche Differenzen (vgl. Abbildung 6.10).<br />

Während der Verlauf der BFD P(m,40) des GI-Modells mit dem Parametersatz λ 2 für zunehmende<br />

Kanalfehleranzahl m stetig geringer wird, ändert der aufgezeichnete Funkkanal bei m =<br />

13 seinen Verlauf <strong>und</strong> steigt wieder kurzzeitig bis zum lokalen Maximum bei m ≈ 20 an. Nach<br />

Überschreitung dieses Maximums fällt der Verlauf der empirischen BFD P(m,40) wiederum<br />

91


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m<br />

10 0 Kanalaufzeichnung<br />

GI-Modell (Parametersatz: λ 2 )<br />

10 −1<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Kanalfehleranzahl m<br />

Abbildung 6.10. Gegenüberstellung der empirisch berechneten BFD P(m,40) (Messszenario<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-40m) mit der BFD P(m,40) eines GI-Modells. Der Parametersatz<br />

des GI-Modells wurde durch die Lineare Regression geschätzt.<br />

stetig ab. Da die Berechnung der BFD P(m,n) rekursiv erfolgt, ist davon auszugehen, dass auch<br />

für andere Blocklängen n ≠ 40 erhebliche Abweichungen in den Verläufen vorzufinden sind, insbesondere<br />

für n > 40. Diese Annahme wird zusätzlich durch die Abbildung 6.11 bekräftigt, in<br />

der empirische BFDen P(m,n) aus der Kanalaufzeichnung mit unterschiedlichen Fensterbreiten<br />

n = {10,20,30,40,50,60,70,80} ermittelt wurden <strong>und</strong> den äquivalenten, analytisch berechneten<br />

BFD P(m,n) des GI-Modells mit dem Parametersatz λ 2 aus (6.13) gegenübergestellt wurden.<br />

Aus der Abbildung 6.11 wird ersichtlich, dass nach einem fallenden Verlauf der BFDen<br />

P(m,n) wieder ein Anstieg bis zu einem lokalen Maximum bei ≈ m 2<br />

folgt. Für größere Blocklängen<br />

n bildet sich dieses lokale Maximum immer deutlicher aus. Bei dem GI-Modell mit dem<br />

Parametersatz λ 2 (6.13) ist dies jedoch nicht der Fall. Hier verlaufen die BFDen P(m,n) weitestgehend<br />

stetig <strong>und</strong> stärker abfallend. Nur für kleine m ≈ 4 ist eine Änderung in der Steigung zu<br />

beobachten. An dieser Stelle bleibt jedoch die Fragestellung zu klären, ob die großen Differenzen<br />

in den Verläufen der empirischen <strong>und</strong> modellierten BFDen P(m,n) aus der Vernachlässigung<br />

von großen Fehlerabständen a > 239 herrühren, die während der Kanalaufzeichnung nicht erfasst<br />

werden konnten, oder aber strukturelle Modellschwächen (z.B. der Erneuerungscharakter)<br />

dafür verantwortlich sind.<br />

Um diese Fragestellung zu beantworten, wurde auf die analytische Methode zur Parameterschätzung<br />

von Bitó (vgl. Abschnitt 5.3) zurückgegriffen. Anstelle der Linearen Regression auf<br />

92


6.6 Auswirkungen der Kanalklassifikation auf die <strong>Modellierung</strong> von Kanalfehlern<br />

BFD P (m, n)<br />

10 0 Mitsumi WML-C20 – MH-40m<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

P (m, 10)<br />

P (m, 20)<br />

P (m, 30)<br />

P (m, 40)<br />

P (m, 50)<br />

P (m, 60)<br />

P (m, 70)<br />

P (m, 80)<br />

BFD P (m, n)<br />

10 0 GI-Modell – Parametersatz λ 2 aus (6.13)<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

P (m, 10)<br />

P (m, 20)<br />

P (m, 30)<br />

P (m, 40)<br />

P (m, 50)<br />

P (m, 60)<br />

P (m, 70)<br />

P (m, 80)<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Kanalfehleranzahl m<br />

10 −4<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Kanalfehleranzahl m<br />

Abbildung 6.11. Gegenüberstellung der mit unterschiedlichen Fensterbreiten n ermittelten, empirischen<br />

BFDen P(m,n) (Messszenario Mitsumi WML-C20 – MH-40m) mit den äquivalenten,<br />

analytisch berechneten BFD P(m,n) des erneuernden GI-Modells (Parametersatz λ 2 aus (6.13)).<br />

die KFAV Fa c (a) werden dabei die Parameter des GI-Modells analytisch durch das Lösen des<br />

Gleichungssystems (4.25) zur rekursiven Berechnung der BFD P(m,n) ermittelt. Da das GI-<br />

Modell durch drei freie Parameter charakterisiert ist, löste Bitó mit den drei gemessenen Werten<br />

P(1,1), P(2,2) <strong>und</strong> P(1,3) das Rekursionsgleichungssystem auf, woraus sich der vollständige<br />

Parametersatz λ ergibt. Aus der Kanalaufzeichnung Mitsumi WML-C20 - MH-40m wurden<br />

folgende Werte für die Parameterbestimmung ermittelt:<br />

• P(1,1)=0,050739<br />

• P(2,2)=0,015595<br />

• P(1,3)=0,083695.<br />

Damit errechnet sich der Parametersatz λ des GI-Modells unter Einsatz der Gleichungen<br />

(5.11) – (5.13) zu :<br />

(<br />

) (<br />

)<br />

0,9572 0,0428<br />

1 0<br />

P =<br />

, B =<br />

0,3669 0,6331 0,5145 0,4855<br />

<strong>und</strong> ⃗π (0) = ⃗π. (6.14)<br />

Obwohl aus dem Verlauf der BFD P(m,40) in der Abbildung 6.12 eine bessere Anpassung<br />

zwischen GI-Modell <strong>und</strong> Kanalaufzeichnung bis m = 14 zu erkennen ist, fällt für m > 14 die<br />

BFD P(m,40) des aufgezeichneten Kanals gegenüber dem GI-Modell sehr schnell <strong>und</strong> stetig ab.<br />

Eine Erfassung des lokalen Maximums bei m ≈ 20 konnte wiederum nicht erreicht werden.<br />

Zusätzlich traten Differenzen in den Verläufen der aKFAVen ˜F a c (a) auf. Doch auch aus diesen<br />

Erkenntnissen ist es schwierig, die Ursache der Abweichungen zu deuten. Da jedoch der<br />

Vorteil der einfacheren Parameterschätzung bei dem GI-Modell definitiv aufgehoben ist, besteht<br />

93


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m<br />

10 0 Kanalaufzeichnung<br />

GI-Modell (Parametersatz aus (6.14))<br />

10 −1<br />

10 −1<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m<br />

Kanalaufzeichung<br />

GI-Modell (Parametersatz aus (6.14))<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

aKFAV F c a(a)<br />

10 0 Fehlerabstand a<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

10 −4<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Kanalfehleranzahl m<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Abbildung 6.12. Gegenüberstellung der Verläufe der BFDen P(m,n) <strong>und</strong> KFAVen F c a (a) der<br />

Kanalaufzeichung <strong>und</strong> des GI-Modells mit dem Parametersatz aus (6.14).<br />

kein wesentlicher Gr<strong>und</strong> mehr, das GI-Modell anderen strukturell flexibleren Kanalmodellen<br />

vorzuziehen. Insbesondere bleibt zu diskutieren, ob diese Feststellung auch für das erneuernde<br />

FT-Modell gilt, dessen Modellparameter ebenfalls mithilfe der Linearen Regression einfach<br />

bestimmt werden kann (vgl. Abschnitt 5.2). In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass<br />

ein erneuerndes FT-Modell mit zwei fehlerfreien <strong>und</strong> einem fehlererzeugenden Zustand in ein<br />

GI-Modell überführbar ist <strong>und</strong> demnach über die gleichen Eigenschaften wie dieses verfügt.<br />

Dies zeigt auch der zum Parametersatz (6.14) des GI-Modells äquivalente Parametersatz für das<br />

FT-Modell:<br />

⎛<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

0,9783 0 0,0217<br />

1 0<br />

⎜<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

P = ⎝ 0 0,7148 0,2852⎠, B = ⎝1 0⎠ <strong>und</strong> ⃗π (0) = ⃗π. (6.15)<br />

0,2638 0,5221 0,2141<br />

0 1<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist ein erneuerndes FT-Modell einem GI-Modell nur dann vorzuziehen,<br />

wenn ein GI-Modell strukturell nicht in der Lage ist, die aKFAVen ˜F a c (a) empirisch aufgezeichneter<br />

Funkkanäle adäquat anzunähern. Insbesondere ist dies der Fall, sobald mehr als n >2<br />

Exponentialfunktionen zur Annäherung benötigt werden. Die in der Abbildung 6.13 dargestellten<br />

Verläufe der korrigierten aKFAVen ˆF a c (a) aufgezeichneter Funkkanäle deuten jedoch darauf<br />

hin, dass zwei Exponentialfunktionen zur Annäherung völlig ausreichend sind.<br />

94


6.6 Auswirkungen der Kanalklassifikation auf die <strong>Modellierung</strong> von Kanalfehlern<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m<br />

Korrigierte Kanalaufzeichnung<br />

Lineare Regression (2 Exp.-Funktionen)<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-RAND<br />

10 0 Korrigierte Kanalaufzeichnung<br />

Lineare Regression (2 Exp.-Funktionen)<br />

10 0 Fehlerabstand a<br />

aKFAV ˆF c a(a)<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

aKFAV ˆF c a(a)<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

10 −4<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

10 0 Korrigierte Kanalaufzeichnung<br />

Lineare Regression (2 Exp.-Funktionen)<br />

10 −3<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Fehlerabstand a<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

10 0 Korrigierte Kanalaufzeichnung<br />

Lineare Regression (2 Exp.-Funktionen)<br />

aKFAV ˆF c a(a)<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

aKFAV ˆFa c (a)<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

0 200 400 600 800<br />

Fehlerabstand a<br />

10 0 Panasonic PAN 5460 – MH-40m<br />

10 −3<br />

0 100 200 300 400 500 600 700<br />

Fehlerabstand a<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

10 0 Korrigierte Kanalaufzeichnung<br />

Lineare Regression (2 Exp.-Funktionen)<br />

aKFAV ˆF c a(a)<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

aKFAV ˆF c a(a)<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

Korrigierte Kanalaufzeichnung<br />

Lineare Regression (2 Exp.-Funktionen)<br />

0 200 400 600 800<br />

Fehlerabstand a<br />

10 −3<br />

0 200 400 600 800<br />

Fehlerabstand a<br />

Abbildung 6.13. Lineare Regression an die korrigierte aKFAV ˆF c<br />

a (a) diverser Kanalaufzeichungen<br />

mithilfe zweier Exponentialfunktionen, dargestellt im halblogarithmischen Maßstab.<br />

Infolgedessen ist die Anwendung eines erneuernden FT-Modells mit mehr als zwei fehlerfreien<br />

Zuständen als Ersatz für ein GI-Modell nicht zu rechtfertigen. Abschließend ist festzuhalten,<br />

dass der Vorteil erneuernder Kanalmodelle, die systematische Parameterschätzung mit der Linearen<br />

Regression, aufgehoben ist. Wurde ein Parametersatz durch Lineare Regression an die<br />

aKFAV ˆF<br />

A c (a) gut geschätzt, so divergierte wiederum der Verlauf der empirischen BFD P(m,n)<br />

von der analytisch berechneten des Kanalmodells. Obwohl sie es nicht beweisen, stellen daher<br />

95


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

viele Untersuchungsergebnisse Indizien dar, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Vorliegen<br />

statistisch abhängiger Fehlerabstände a i <strong>und</strong> damit nicht-erneuernder Funkkanäle hindeuten.<br />

6.6.2 Nicht-erneuernde Kanalmodelle<br />

Die Schwierigkeit bei der Anwendung nicht-erneuernder Kanalmodelle besteht, wie bereits im<br />

Kapitel 5 formuliert, in der Parameterschätzung. Existiert bei HMMen eine Rückschlussmöglichkeit<br />

von der Kanalfehler- auf die erzeugende Zustandsfolge, so können die Modellparameter<br />

des HMMs leicht durch relative Häufigkeiten der Zustandsübergänge sowie in diesen Zuständen<br />

emittierten Fehlersymbolen angenähert werden. Im Allgemeinen ist dies bei nicht-erneuernden<br />

Kanalmodellen jedoch nicht der Fall. Deshalb werden häufig vereinfachende Annahmen getroffen.<br />

Beispielsweise bestimmte Slack [65] die Parameter e b , p gg <strong>und</strong> p bb des GE-Modells zuerst<br />

mithilfe der Linearen Regression, wobei der fehlende Parameter e g = 0 gesetzt wurde. Erst im<br />

zweiten Schritt suchte er nach der Methode der Minimalen Quadratischen Fehlersumme den<br />

optimalen Wert für e g . Infolgedessen verbesserte sich die Anpassung des GE-Modells an die<br />

Kanalstatistiken gegenüber dem GI-Modell geringfügig. Die Differenzen bei den KFAV Fa c(a)<br />

<strong>und</strong> der BFD P(m,n) zwischen GE-Modell <strong>und</strong> den Kanalaufzeichnungen waren jedoch weiterhin<br />

signifikant. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lag die Ursache darin, dass das GE-Modell mit<br />

den zuvor bestimmten Parametern e b , p gg <strong>und</strong> p bb bereits nicht in der Lage war, die statistische<br />

Abhängigkeit der Fehlerabstände solide zu erfassen. Die Flexibilität des GE-Modells war<br />

demnach bereits vor der Suche des fehlenden Parameters e g durch die Festlegung der restlichen<br />

Parameter deutlich eingeschränkt.<br />

Um jedoch dieser Flexibilitätseinschränkung zu entgegnen <strong>und</strong> eine allgemeingültige Vorgehensweise<br />

für die initiale Parameterschätzung nicht-erneuernder Kanalmodelle zu entwickeln,<br />

scheint die Methode der systematischen Segmentierung von Kanalfehlerfolgen (vgl. Abschnitt<br />

5.1) eine erfolgversprechende Basis zu sein. Auf diese Weise wird die kanalfehlererzeugende<br />

Zustandssequenz eines Modells ersichtlich <strong>und</strong> der HMM-Charakter aufgehoben. Da eine<br />

vollständige analytische Lösung dieses Problems nicht möglich ist, sind in der Praxis häufig<br />

”Trial and Error” Methoden anzutreffen. Ein gutes Beispiel dafür stellt das MC-Modell dar. Das<br />

MC-Modell vereinfacht diese Rückschlussproblematik bereits, indem Zustandsübergänge nur<br />

direkt nach dem Auftreten von Kanalfehlern erlaubt sind. Diese Festlegung hat zur Folge, dass<br />

fehlererzeugende Zustände voneinander entkoppelt Beiträge zur Konstruktion der KFAV Fa c (a)<br />

leisten (vgl. Gleichung (4.49)). Demnach übernimmt jeder Zustand die Generierung von Kanalfehlern<br />

einer definierten Abstandsklasse. Für die Parameterbestimmung eines MC-Modells mit<br />

drei Zuständen bezeichnete McCullough die drei Abstandsklassen mit ”Burst Error”, ”Intermediate<br />

Error” <strong>und</strong> ”Random Error” (vgl. Abschnitt 5.1). Gilt für die Länge eines Fehlerabstandes<br />

1 ≤ k < 10, so wird dieser dem Zustand ”Burst Error” zugeordnet. Fehlerabstände der Länge<br />

10 ≤ k < 10 3 gehören dem Zustand ”Intermediate Error” <strong>und</strong> 10 3 ≤ k dem Zustand ”Random<br />

Error” an. Die ausschnittsweise Kanalaufzeichnung schränkt jedoch die Anwendbarkeit des MC-<br />

96


6.6 Auswirkungen der Kanalklassifikation auf die <strong>Modellierung</strong> von Kanalfehlern<br />

Modells in dieser Arbeit deutlich ein. Einerseits können Fehlerabstände nicht erfasst werden,<br />

die mindestens der Länge der zur Aufzeichnung verwendeten Datenpakete entsprechen. Andererseits<br />

reduziert sich die Erfassungswahrscheinlichkeit der Fehlerabstände mit zunehmender<br />

Länge, sodass insbesondere die gemessene Häufigkeit des Auftretens langer Fehlerabständen<br />

nachdem bereits lange Fehlerabstände vorkamen, deutlich vermindert sind. Allein aus letzterem<br />

Gr<strong>und</strong>e ist eine Parameterschätzung durch die von McCullough vorgestellte Methode für die<br />

Anwendung des MC-Modells zur <strong>Modellierung</strong> ausschnittsweise aufgezeichneter Funkkanäle<br />

nicht zu empfehlen. Somit muss eine andere Kenngröße zur Segmentierung der Kanalfehlerfolge<br />

herangezogen oder auf Suchverfahren zurückgegriffen werden.<br />

Theoretisch finden Suchverfahren immer optimale Parametersätze. In der Praxis jedoch sind<br />

Suchverfahren mit entsprechendem Rechenaufwand verb<strong>und</strong>en. Verfügt ein Kanalmodell über<br />

n freie Parameter, welche mit einer Genauigkeit von 10 −m gesucht werden sollen, so sind genau<br />

10 n·m Berechnungen von Kriteriumsfunktionen durchzuführen. Für Kanalmodelle mit einer<br />

hohen Anzahl an freien Parametern sind daher Suchverfahren nicht effizient anwendbar. Die<br />

Berechnung eines optimalen Parametersatzes für das GE-Modell führt bei einer Auflösung von<br />

10 −6 bereits zu einem erheblichen Zeitaufwand.<br />

Wie bereits im Abschnitt 5.5 diskutiert, schafft der BW-Algorithmus in dieser Problematik<br />

teilweise Abhilfe. Da es sich bei dem BW-Algorithmus um einen lokal konvergierenden Algorithmus<br />

handelt, hängt dessen erfolgreiche Anwendung von der Form der Optimierungsoberfläche<br />

<strong>und</strong> der Lage initialer Parametersätze λ 0 ab. Nach Möglichkeit sollten diese bereits in der<br />

Nähe eines guten lokalen oder besser globalen Optimums liegen. Damit wird sicher gestellt, dass<br />

der BW-Algorithmus zügig konvergiert <strong>und</strong> dabei gute Parametersätze errechnet. Jedoch auch<br />

bei der Anwendung des BW-Algorithmuses sieht man sich erneut der Herausforderung entgegengestellt,<br />

gute initiale Parametersätze λ 0 zu schätzen. Welch hohen Stellenwert somit auch der<br />

Segmentierung von Kanalfehlerfolgen für die erfolgreiche Schätzung initialer Parametersätzen<br />

λ 0 zukommt, verdeutlichen die Abbildungen 6.14 <strong>und</strong> 6.15. Darin wurden die aKFAVen ˜F a c (a)<br />

<strong>und</strong> die BFDen P(m,40) von HMMen mit den Zustandsmengen 2,4,8 <strong>und</strong> 16 der Kanalaufzeichnung<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m gegenübergestellt. Die initialen Parametersätze λ 0 wurden<br />

zufällig bestimmt <strong>und</strong> anschließend mit dem BW-Algorithmus optimiert. Die Optimierung dauerte<br />

bis zur Konvergenz des BW-Algorithmuses an.<br />

97


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

10 0 Mitsumi WML-C20 – MH-40m<br />

10 −1<br />

Kanalaufzeichnung<br />

HMM - 2 Zust.<br />

HMM - 4 Zust.<br />

HMM - 8 Zust.<br />

HMM - 16 Zust.<br />

aKFAV ˜F c a(a)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

0 50 100 150 200<br />

Fehlerabstand a<br />

Abbildung 6.14. Gegenüberstellung der aus den HMMen mit den Zustandsmengen 2,4,8 <strong>und</strong><br />

16 berechneten aKFAVen ˜F c a (a) mit der entsprechenden empirischen (Messszenario Mitsumi<br />

WML-C20 - MH-40m). Die initalen Parametersätze λ 0 der HMMe wurden zufällig generiert<br />

<strong>und</strong> anschließend mit dem BW-Algorithmus bis zur Konvergenz (Konvergenzschwelle k thres =<br />

10 −4 ) optimiert.<br />

10 −1<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-40m<br />

Kanalaufzeichnung<br />

HMM - 2 Zust.<br />

HMM - 4 Zust.<br />

HMM - 8 Zust.<br />

HMM - 16 Zust.<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Abbildung 6.15. Gegenüberstellung der aus den HMMen mit den Zustandsmengen 2,4,8 <strong>und</strong><br />

16 berechneten BFDen P(m,40) mit der entsprechenden empirischen (Messszenario Mitsumi<br />

WML-C20 - MH-40m). Die initalen Parametersätze λ 0 der HMMe wurden zufällig generiert<br />

<strong>und</strong> anschließend mit dem BW-Algorithmus bis zur Konvergenz (Konvergenzschwelle k thres =<br />

10 −4 ) optimiert.<br />

98


6.7 <strong>Analyse</strong> des Paketverhaltens von Funkkanälen<br />

Obwohl die aKFAV ˜F a c (a) der HMMe fast identische Verläufe aufweisen, sind in der Abbildung<br />

6.15 deutliche Differenzen zwischen den BFDen P(m,40) der HMMe <strong>und</strong> der empirischen<br />

BFD P(m,40) aus der Kanalaufzeichnung zu erkennen. Besonders hervorzuheben ist der Verlauf<br />

der aus dem HMM mit 4 Zuständen berechneten BFD P(m,40)(blaue Kurve), der eine deutlich<br />

bessere Übereinstimmung aufweist, als es beispielsweise mit dem HMM mit 8 Zuständen (grüne<br />

Kurve) erreicht wurde, obwohl es im Vergleich nur über die halbe Zustandsmenge verfügt. Dafür<br />

scheint der initiale Parametersatz λ 0 für das HMM mit 4 Zuständen besser geschätzt zu sein als<br />

es bei den restlichen HMMs der Fall war. Demnach konvergierte der BW-Algorithmus bei den<br />

Parametersätzen der HMMe mit 2, 8 <strong>und</strong> 16 Zuständen in ungünstigere lokale Optima. Somit<br />

ist festzuhalten, dass ein HMM mit einer größeren Zustandsmenge nicht zwangsläufig bessere<br />

Ergebnisse als ein HMM mit kleiner Zustandsmenge liefert. Viel wichtiger ist es, einen Kompromiss<br />

aus der Zustandsmenge <strong>und</strong> der guten Schätzung initialer Parametersätze λ 0 einzugehen.<br />

Die initialen Parametersätze λ 0 , <strong>und</strong> die trainierten Parametersätze λ x aus diesem Experiment<br />

können dem Anhang E.1 entnommen werden.<br />

6.7 <strong>Analyse</strong> des Paketverhaltens von Funkkanälen<br />

Im Abschnitt 6.2 wurde sich mit der Problematik der ausschnittsweisen Kanalaufzeichnung auseinander<br />

gesetzt <strong>und</strong> empfohlen, zur <strong>Modellierung</strong> der Kanalfehlermuster aus fehlerhaften Datenpaketen<br />

einen separaten stochastischen Prozess, den KFP {E t }, zu verwenden. Diese Empfehlung<br />

impliziert wiederum, dass das Auftreten von fehlerfreien <strong>und</strong> fehlerhaften Datenpaketen<br />

<strong>und</strong> das Ereignis verlorener Datenpakete durch einen gesonderten, übergeordneten Paketprozess<br />

{P t } stochastisch zu beschreiben ist. Demnach würde sich eine hybride Modellstruktur mit zwei<br />

voneinander unabhängigen, stochastischen Prozessen ergeben.<br />

Um die statistischen Eigenschaften der paketbeschreibenden Prozesse {P t } aus den Kanalaufzeichnungen<br />

zu identifizieren, wurden die nachfolgend aufgeführten möglichen statistischen<br />

Ereignisse definiert:<br />

•Fehlerfreies Datenpaket - (FFD)<br />

•Fehlerhaftes Datenpaket - (FHD)<br />

•Verlorenes Datenpaket - (VD).<br />

Aus den Kanalaufzeichnungen zeigte sich, dass sehr selten auch Datenpakete empfangen wurden,<br />

welche die versendete Datenpaketlänge unter- bzw. überschritten haben (vgl. Anhang, Tabelle<br />

D.7). Da die absoluten Häufigkeiten des Auftretens zu kurzer/langer Datenpakete gegenüber<br />

den zuvor definierten Ereignissen vernachlässigbar gering waren <strong>und</strong> in der Praxis von<br />

einem Funksystem verworfen werden, wurden diese bei der <strong>Modellierung</strong> dem Ereignis VD<br />

99


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

zugewiesen <strong>und</strong> entsprechend modelliert. Unter dieser Vorgabe umfasst die statistische Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

Ω := {FFD,FHD,VD}. Den statistischen Einheiten ω ∈ Ω werden folgende Werte<br />

zugeordnet (X : Ω → R): FFD → 1, FHD → 2 <strong>und</strong> VD → 3. Das Paketverhalten wird demnach<br />

durch die vom Paketprozess {P t } erzeugten Paketsymbolfolgen mit p i ∈{1,2,3} beschrieben.<br />

Auch in diesem Zusammenhang ist die Fragestellung zu klären, ob in den empirischen Kanalaufzeichnungen<br />

zwischen den Paketsymbolen p i eine statistische Abhängigkeit vorliegt. Ist<br />

dies nicht der Fall, so können Paketsymbolfolgen durch einen einfachen gedächtnislosen<br />

stochastischen Prozess charakterisiert werden, der identisch <strong>und</strong> unabhängig verteilte Zufallsvariablen<br />

generiert. Zur vollständigen Beschreibung eines derartigen Prozesses genügt die<br />

Angabe von dessen Wahrscheinlichkeitsdichte f p (p). Andernfalls müssen Prozesse herangezogen<br />

werden, die ein ausgeprägtes zeitliches Gedächtnis besitzen. Zur <strong>Analyse</strong> der statistischen<br />

Abhängigkeit wird wiederum auch hier der Signifikanztest aus (3.40) eingesetzt, nach<br />

dem sich bei einer Anzahl von 20.000 Paketsymbolen für α = 0,05 eine Signifikanzschwelle<br />

von s = √ 2<br />

20.000<br />

≈ 0,0141 ergibt. Überschreitet mindestens ein Korrelationskoeffizient der nach<br />

Bravais-Pearson berechneten empirischen Paketkorrelationsfunktion (PKF) R pp (ν) diese Signifikanzschwelle<br />

s, so ist mit 5 % Restunsicherheit davon auszugehen, dass die Paketsymbole nicht<br />

als identisch <strong>und</strong> unabhängig verteilte Zufallsvariablen zu behandeln sind. Die Abbildung 6.16<br />

zeigt die empirischen PKFen R pp (ν) für Verschiebungen ν ∈{1,...,100} mit eingezeichneter<br />

Signifikanzschwelle s für unterschiedliche Kanalaufzeichnungen.<br />

100


6.7 <strong>Analyse</strong> des Paketverhaltens von Funkkanälen<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

−0.005<br />

Modellierter, gedaechtnisloser Paketprozess<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

−0.005<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-40m<br />

Signifikanzschwellen: ±s p<br />

0 20 40 60 80 100<br />

−0.01<br />

−0.015<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Mitumi WML-C20 – MH-RAND<br />

0.1<br />

0.08<br />

−0.01<br />

−0.015<br />

−0.02<br />

0.35<br />

0.3<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-30m<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.25<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

PKF Rpp(ν)<br />

−0.02<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

0.12<br />

0.1<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

0.12<br />

0.1<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

−0.02<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

−0.02<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-40m<br />

−0.04<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

0.6<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

−0.1<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Abbildung 6.16. Darstellung der empirischen PKFen R pp (ν) für diverse Kanalaufzeichnungen<br />

mit eingezeichneter Signifikanzschwelle s.<br />

101


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

Die <strong>Analyse</strong>n des Korrelationsverhaltens der Paketsymbole p i ergab für die untersuchten<br />

Funksysteme folgende Ergebnisse:<br />

• Mitsumi WML-C20: Bis auf das mobile Szenario MH-RAND konnte keine signifikante<br />

statistische Abhängigkeit zwischen den Paketsymbolen p i festgestellt werden. Für das<br />

Bestehen des Signifikanztests reichte es jedoch bei keinem der Messszenarien, da wenn<br />

auch nur wenige Korrelationskoeffizienten die Signifikanzschwelle s p überschritten haben.<br />

Trotzdem sollte ein gedächtnisloser Prozess {P t } für die <strong>Modellierung</strong> des Paketverhaltens<br />

der übrigen Kanalaufzeichnungen nicht von vornherein ausgeschlossen werden.<br />

Dafür sind die Werte der Korrelationskoeffizienten, die die Signifikanzschwelle s p überschritten<br />

haben, zu gering.<br />

• Freescale MC 13192-EVB: Sowohl in den stationären <strong>und</strong> mobilen Messszenarien konnte<br />

eine deutliche Korrelation der Paketsymbole p i ermittelt werden, da die Signifikanzschwellen<br />

s p klar überschritten wurden.<br />

• Panasonic PAN 5460: Auch die mit dem Funksystem Panasonic PAN 5460 aufgezeichneten<br />

Funkkanäle zeigten in den stationären <strong>und</strong> mobilen Messszenarien, dass die Paketsymbole<br />

p i untereinander ausgeprägt korreliert sind <strong>und</strong> nur durch einen gedächtnisbehafteten<br />

stochastischen Prozess zu beschreiben sind.<br />

Ein zusammenfassender Überblick über die maximalen Korrelationskoeffizienten der PKF<br />

R pp (ν) <strong>und</strong> die Angabe der Signifikanzschwellen s p können der Tabelle 6.3 entnommen werden.<br />

Tabelle 6.3. Charakteristische Kenngrößen zur Beurteilung der statistischen Abhängigkeit zwischen<br />

Paketsymbolen p i .<br />

Szenario s p max {|R pp (ν)||ν ∈ N} Statistische Abhängigkeit<br />

Mitsumi WML C-20<br />

HRL-4m 0,0141 0,026233<br />

HRL-6m 0,0141 0,027356<br />

HRL-RAND 0,0141 0,022351<br />

MH-10m 0,0141 0.046068<br />

MH-20m 0,0141 0,020691<br />

MH-30m 0,0141 0,02158<br />

MH-40m 0,0141 0,016815<br />

MH-RAND 0,0141 0,08916<br />

Freescale MC 13192-EVB<br />

MH-30m 0,0141 0,27549<br />

MH-40m 0,0141 0,10495<br />

MH-RAND 0,02 0,10315<br />

Panasonic PAN 5460<br />

MH-40m 0,0141 0,18515<br />

MH-RAND 0,02 0,44582<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

√<br />

102


6.8 Zusammenfassung<br />

6.8 Zusammenfassung<br />

Die in diesem Kapitel durchgeführten <strong>Analyse</strong>n verdeutlichen die Problematik bei der ausschnittsweisen<br />

Aufzeichnung von Kanalfehlern, mit denen die KFPe {E t } digitaler Kanalmodelle<br />

charakterisiert werden sollen. Besonders stark wirkt sich diese Problematik auf die <strong>Analyse</strong><br />

<strong>und</strong> Erfassung des Erneuerungscharakters aufgezeichneter Funkkanäle aus, da pro Datenpaket<br />

nur eine geringe Menge an Fehlerabständen a i erfasst werden können. Dies hat zur Folge, dass<br />

eine Beschreibung des KFPes {E t } durch Adouls <strong>Analyse</strong> der Mehrfachfehlerabstände a m i (vgl.<br />

[24]) nicht praktikabel ist, insbesondere bei der zur Kanalaufzeichnung verwendeten geringen<br />

Datenpaketlänge von n = 240/800 Bits. Zusätzlich besteht die Schwierigkeit, dass die Erfassungswahrscheinlichkeit<br />

von Fehlerabständen mit zunehmender Länge linear abnimmt, bzw.<br />

paketübergreifende Fehlerabstände a i ≥ n erst gar nicht erfasst werden können. Zur teilweisen<br />

Kompensation dieser Problematik wurden im Abschnitt 6.2 einerseits Terme zur Umrechnung<br />

zwischen der korrigierten aKFAV ˆF a c (a), der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der originalen KFAV Fa c (a) angegeben,<br />

um die Anwendung der Linearen Regression zur Parameterschätzung beim GI-Modell<br />

<strong>und</strong> dem erneuernden FT-Modell zu wahren. Andererseits wurden Modifikationen an den Berechnungsvorschriften<br />

der empirischen Korrelationsfunktionen FKF R ee (ν) <strong>und</strong> AKF R aa (ν)<br />

vorgestellt, um die in Matrizen abgespeicherten Kanalfehler e ij <strong>und</strong> Fehlerabstände a ij entsprechend<br />

ihrer paketweisen Aufzeichnungen untersuchen zu können.<br />

Im Rahmen der anschließend durchgeführten <strong>Analyse</strong>n <strong>und</strong> Klassifikationen der aufgezeichneten,<br />

digitalen Funkkanäle wurde festgestellt, dass die Kanalfehler e ij in ihren Positionen statistisch<br />

korreliert sind <strong>und</strong> demnach als gedächtnisbehaftet einzustufen sind (vgl. Tabelle 6.1).<br />

Auch die <strong>Analyse</strong> der Fehlerabstände a ij ergab bis auf ein Messszenario (Mitsumi WML-C20<br />

– HRL-6m) eine deutliche statistische Bindung. Demnach konnten die aufgezeichneten Funkkanäle<br />

erfolgreich als gedächtnisbehaftet <strong>und</strong> nicht-erneuernd klassifiziert werden.<br />

Inwieweit sich nun diese Klassifizierung auf die <strong>generative</strong> Modellierbarkeit auswirkt <strong>und</strong> ob<br />

bekannte digitale Kanalmodelle zu deren Simulation eingesetzt werden können, war <strong>Analyse</strong>bestandteil<br />

des Abschnitts 6.6. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass die erneuernden<br />

GI- <strong>und</strong> FT-Modelle zur <strong>Modellierung</strong> ungeeignet waren bzw. mit der zur Parameterschätzung<br />

eingesetzten Linearen Regression keine adäquaten Parametersätze bestimmt werden konnten.<br />

Obwohl bei der Linearen Regression zwei Exponentialfunktionen prinzipiell in allen Messszenarien<br />

ausreichten, um die korrigierten aKFAVen ˆF a c (a) der aufgezeichneten Funkkanäle gut anzunähern,<br />

divergierten die aus diesen Parametersätzen berechneten Verläufe der BFDen P(m,40)<br />

erheblich. Somit deuten auch die im Abschnitt 6.6.1 gewonnenen Erkenntnisse darauf hin, dass<br />

erneuernde Kanalmodelle nicht für die Simulation der aufgezeichneten Funkkanäle geeignet<br />

sind. Die Begründung dieser Annahme wird in dieser Arbeit auf Adouls [24] mathematischem<br />

Zusammenhang zwischen der Mehrfehlerabstandsdichte fa m (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,n) zurückgeführt,<br />

der besagt, dass die MFAD fa m (a) <strong>und</strong> die BFD P(m,n) nicht-erneuernder Kanäle nur dann<br />

gut übereinstimmen können, wenn die statistische Bindung der Fehlerabstände a ij realistisch er-<br />

103


6 Empirische <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Klassifikation digitaler Funkkanäle<br />

fasst <strong>und</strong> modelliert werden kann. Dies ist jedoch mit dem Einsatz erneuernde Kanalmodelle<br />

nicht zu leisten.<br />

Da infolgedessen der signifikante Vorteil erneuernder Kanalmodell durch eine deutlich einfachere<br />

Parameterschätzung aufgehoben ist, wird es als zweckmäßig erachtet, nicht-erneuernde<br />

Modelle zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> einzusetzen, um auch die typische statistische Abhängigkeit<br />

der Fehlerabstände a ij zu erfassen. Doch auch die blinde Anwendung nicht-erneuernder<br />

Modelle ist kein Garant für eine realistische Beschreibung dieser, wie sich in diversen Untersuchungen<br />

herausstellte. Darin zeigte sich, dass die Bestimmung guter Parametersätze λ genauso<br />

wichtig ist, wie die Festlegung der Modellstruktur durch die Zustandsmenge <strong>und</strong> die Form der<br />

Übergangsmatrix P. Erhebliche Beiträge zur Optimierung initial geschätzter Parametersätze λ 0<br />

kann in diesem Zusammenhang der BW-Algorithmus leisten. Da dieser aber ein lokal optimierender<br />

bzw. konvergierender Algorithmus ist, sind die initialen Parametersätze λ 0 möglichst so<br />

zu bestimmen, dass diese in der Optimierungsoberfläche nahe an einem ”guten” lokalen oder<br />

gar einem globalen Optimum liegt. Damit wird gewährleistet, dass der BW-Algorithmus schnell<br />

konvergiert <strong>und</strong> dabei auf einen guten finalen Parametersatz λ x trifft.<br />

Um den Fehlereinfluss bei der Berechnung statistischer Kenngrößen aufgr<strong>und</strong> der Einschränkungen<br />

aus der ausschnittsweisen Kanalaufzeichnung zu reduzieren, wurde empfohlen, die<br />

KFPe {E t } ausschließlich zur <strong>Modellierung</strong> von Kanalfehlermustern der fehlerhaften Datenpakete<br />

zu verwenden. Zur Charakterisierung des Paketverhaltens sollte daher ein weiterer stochastischer<br />

Prozess, der Paketprozess {P t }, vorgesehen werden, der unabhängig von KFP {E t }<br />

beschreibt, ob ein Datenpaket fehlerfrei, -behaftet oder gar verloren wurde. Als Synonym dieser<br />

neuen vorgeschlagenen Modellstruktur mit zwei stochastischen Prozessen auf der Basis von<br />

HMMen zur separaten Simulation von Kanalfehlern <strong>und</strong> Paketsymbolen wurde in diesem Zusammenhang<br />

der Begriff ”hybrid” eingeführt. Um die notwendigen Eigenschaften der paketbeschreibenden<br />

HMMe identifizieren zu können, wurden wieder Korrelationsanalysen auf die<br />

Paketsymbolfolgen durchgeführt. Darin stellte sich heraus, dass sowohl in stationären als<br />

auch mobilen Messszenarien die Paketsymbole korreliert sind. Der maximale Korrelationskoeffizient<br />

betrug im Messszenario Panasonic PAN 5460 – MH-RAND ungefähr 0,445. Die geringsten<br />

statistischen Bindungen wiesen die Paketsymbole der mit dem Funksystem Mitsumi<br />

WML-C20 aufgezeichneten digitalen Funkkanäle auf. Doch auch sie konnten einen zweiseitigen<br />

Signifikanztest mit α = 0,05 nicht bestehen. Insgesamt ist somit darauf zu achten, dass ein<br />

modellierendes HMM über das Potential verfügt, die statistische Abhängigkeit zwischen den<br />

Paketsymbolen p i realistisch zu erfassen.<br />

104


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler<br />

Funkkanäle<br />

Im vorherigen Kapitel 6 wurden unter industriellen Ausbreitungsbedingungen aufgezeichnete<br />

digitale Funkkanäle statistisch analysiert <strong>und</strong> deren <strong>generative</strong> Modellierbarkeit durch etablierte<br />

Kanalmodelle bewertet. Es stellte sich heraus, dass die betrachteten Modelle entweder strukturelle<br />

Schwächen aufwiesen oder die fehlende Systematik bei der Parameterschätzung eine<br />

Identifikation optimaler Parametersätze sehr kompliziert <strong>und</strong> aufwändig gestaltet. Basierend auf<br />

den neu gewonnenen Erkenntnissen wird im Kapitel 7 eine neue Methode vorgestellt, mit der<br />

digitale Funkkanäle exakter generativ beschrieben werden können. Eingangs werden dafür im<br />

Abschnitt 7.1 die gr<strong>und</strong>legenden Probleme bei der Beschreibung nicht-erneuernder Funkkanäle<br />

durch deren Fehlerabstandsmatrix A nochmals erörtert. Motiviert durch Adouls Zusammenhang<br />

zwischen der MFAD fa m (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,n) wird eine alternative Beschreibungsform durch<br />

die Blockfehlermatrix BL (n) vorgestellt, um die statistische Abhängigkeit zwischen Fehlerabständen<br />

a ij auch bei geringer Datenpaketlänge hinreichend genau zu erfassen. Anschließend<br />

wird im Abschnitt 7.2 ein neues hybrides Modell auf der Basis von HMMen erster Ordnung<br />

vorgestellt. Der Begriff ”hybrid” bezeichnet in diesem Zusammenhang die kombinatorische <strong>Modellierung</strong><br />

des Kanalfehler- <strong>und</strong> Paketübertragungsverhaltens digitaler Funkkanäle durch zwei<br />

separate, voneinander unabhängige HMMe unterschiedlicher Struktur <strong>und</strong> Zustandsanzahl.<br />

In den Abschnitten 7.3 <strong>und</strong> 7.4 werden neue Vorgehensweisen präsentiert, mit denen systematisch<br />

qualitativ gute Parametersätze λ k/p für das hybride Modell ermittelt werden können. Das<br />

Subskript k kennzeichnet einen Parametersatz für das kanalfehlerbeschreibende HMM, während<br />

p einen paketbeschreibenden Parametersatz identifiziert. Als Voraussetzung dafür sind bei dem<br />

kanalfehlerbeschreibenden HMM nur Zustandsübergänge zwischen direkt benachbarten Zuständen<br />

erlaubt. Die eigentliche Parametrierung erfolgt anhand der alternativen Beschreibungsform<br />

für Kanalfehler e ij in Form von Blockfehlern b (n)<br />

ij , die durch Anwendung der Fenstermethode<br />

mit der Breite n aus den Kanalfehlern e ij entsprechend umgeformt werden können. Da die Quotienten<br />

aus den Blockfehlern <strong>und</strong> der Fensterbreite b(n) ij<br />

n<br />

dem gleitenden Mittelwert der Kanalfehlerrate<br />

BER entsprechen, charakterisiert jeder einzelne Zustand des HMMs genau eine definierte<br />

Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P ei . Der so geschätzte initiale Parametersatz λ 0 wird zusätzlich<br />

durch Anwendung des BW-Algorithmuses optimiert. Die Parametrierung des paketbeschreibenden<br />

HMMs erfolgt hingegen direkt aus den aufgezeichneten Paketsymbolfolgen . Da jeder<br />

der drei Zustände primär nur für die Ausgabe einer Klasse von Paketsymbolen verantwortlich<br />

ist, wird der HMM-Charakter aufgehoben <strong>und</strong> initiale Parametersätze λ 0 können einfach durch<br />

105


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

eine Häufigkeitsannäherung der Zustandsübergänge p i ↔ p i+1 geschätzt werden. Anschließend<br />

wird der HMM-Charakter wieder hergestellt, indem in jedem der drei Zustände die jeweils anderen<br />

beiden Paketsymbole mit vernachlässigbarer Wahrscheinlichkeit von 10 −3 emittiert werden<br />

dürfen.<br />

In den verbleibenden Abschnitten dieses Kapitels wird die Qualität des neuen Modells untersucht,<br />

um damit dessen Existenz wissenschaftlich zu rechtfertigen. Neben den einfachen Statistiken,<br />

wie beispielsweise die Kanal- <strong>und</strong> Paketfehlerwahrscheinlichkeiten, werden die Verläufe<br />

der BFD P(m,n), der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> die entsprechenden Korrelationsfunktionen als Qualitätsmaß<br />

herangezogen. Ein kurze Zusammenfassung der essentiellen Bestandteile des Kapitels<br />

bildet den Abschluss dieses Kapitels 7.<br />

7.1 Diskussion gr<strong>und</strong>legender Erkenntnisse<br />

Aus den im Kapitel 6 beschriebenen theoretischen Vorüberlegungen <strong>und</strong> durchgeführten <strong>Analyse</strong>n<br />

wurde deutlich, dass für die statistische Beschreibung der Kanalfehler, die mit paketorientiert<br />

übertragenden Funksystemen aufgezeichnet wurden, Fehlerabstände weniger gut geeignet sind,<br />

insbesondere bei der Verwendung sehr geringer Datenpaketlängen für die Aufzeichnung der Kanalfehlermatrizen<br />

E. Für den Sonderfall erneuernder Funkkanäle läge keine statistische Bindung<br />

der Fehlerabstände vor, sodass diese als identisch <strong>und</strong> unabhängig verteilt behandelbar wären.<br />

Demnach wäre die Position, in der die Fehlerabstände a ij in der Fehlerabstandsmatrix A abgespeichert<br />

sind, unerheblich. Wie jedoch die durchgeführten <strong>Analyse</strong>n zeigten, war dies bei den in<br />

dieser Arbeit betrachten WPAN-Funksystemen in der Regel nicht der Fall. Stattdessen ergaben<br />

die in den Abschnitten 6.4 <strong>und</strong> 6.5 präsentierten Untersuchungsergebnisse die Erkenntnis, dass<br />

derartige Funkkanäle potenziell den Kategorien gedächtnisbehaftet <strong>und</strong> nicht-erneuernd zuzuordnen<br />

sind. Die statistische Bindung der Kanalfehler <strong>und</strong> Fehlerabstände ist demzufolge in den<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> Strukturen eines kanalfehlerbeschreibenden Modells zu berücksichtigen.<br />

Für die Erfassung der statistischen Abhängigkeit der Fehlerabstände a i könnte entweder die<br />

AKF R aa (ν) oder aber MFAe a m i mit den daraus abgeleiteten Variationskoeffizienten VarK a (m)<br />

aus der Gleichung (3.39) herangezogen werden. Beispielsweise ist die Differenz zwischen<br />

VarK a (2) − VarK a (1) ∝ R aa (1) proportional zur Korrelation sukzessiver Fehlerabstände (vgl.<br />

[24], [23]). Aufgr<strong>und</strong> der bisherigen Erfahrungen mit den Problemen, die die paketorientierte<br />

Kanalaufzeichnung mit sich bringt (vgl. Abschnitt 6.2), wird generell davon abgeraten, die<br />

statistischen Eigenschaften des KFPs {E t } durch die <strong>Analyse</strong> von Fehlerabständen a i zu schätzen.<br />

Nicht zuletzt liegt es daran, dass nur sehr selten eine ausreichend große Menge auswertbarer<br />

Fehlerabstände a ij in einer Zeile der Fehlerabstandsmatrix A vorliegt. Demnach ist der Stichprobenumfang<br />

der a ij ’s pro Zeile sehr gering, sodass die statistische <strong>Analyse</strong> von MFA a m i höherer<br />

Ordnung (z.B. m > 3) nahezu unmöglich ist. Für größere Verschiebungen ν > 3 ist eine exakte<br />

Aussage über die statistische Abhängigkeit der Fehlerabstände kaum zu geben. Diese Einschrän-<br />

106


7.2 Vorstellung der neuen Modellstruktur<br />

kung stellt eines der Kernprobleme bei der Erfassung der statistischen Eigenschaften des KFP<br />

{E t } dar, was die Suche einer alternativen Lösungsmöglichkeit bzw. Vorgehensweise motiviert.<br />

Einen vielversprechenden Ansatz eröffnet der von Adoul [24] formulierte Zusammenhang zwischen<br />

der MFAD fa m (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,n):<br />

fa m (n)= 1 m−1<br />

·<br />

P e<br />

∑<br />

i=0<br />

(m − i) · ∆ 2 n P(i,n), für 1 ≤ m ≤ n. (7.1)<br />

∆ 2 n A(n) bezeichnet die zweite diskrete Ableitung der Größe A(n) nach n (vgl. Gleichung<br />

(3.25)). Wie der Zusammenhang verdeutlicht, könnte die BFD P(m,n) quasi als äquivalente Beschreibungsform<br />

für die statistische Abhängigkeit von Fehlerabständen a ij herangezogen werden.<br />

Mit den Werten m <strong>und</strong> n der BFD P(m,n) kann dabei die maximale Verschiebung ν festgelegt<br />

werden, bis zu der die Abstandskorrelation erfasst werden soll. Ist beispielsweise die<br />

Korrelation von Fehlerabständen a i bis zu Verschiebungen von ν = 10 zu beschreiben, so muss<br />

die BFD P(m,n) mindestens für die Fensterbreite n = 10 bestimmt werden. Im Gegensatz zu den<br />

MFADen fa m (a) ist dies auch bei paketorientiert aufgezeichneten Funkkanälen verhältnismäßig<br />

einfach zu realisieren. Zudem liefert es deutlich exaktere Ergebnisse. Aufgr<strong>und</strong> dieser Vorüberlegungen<br />

liegt es nahe, die statistischen Eigenschaften des KFP {E t } <strong>und</strong> damit der Kanalfehler<br />

durch den äquivalenten BFP {B t } zu beschreiben. Dieser ist einfach mithilfe der Fenstermethode<br />

(vgl. [79], S. 334 <strong>und</strong> [80], S.383) aus der Kanalfehlermatrix E zu errechnen.<br />

Eine grob ähnliche Vorgehensweise wurde von Brevi et al. [70] zur <strong>Leistungsbewertung</strong> von<br />

digitalen IEEE 802.11 Funkkanälen vorgestellt, wobei dessen Entwicklung intuitiver Natur war.<br />

Dabei wurden jeweils n Datenpakete der Länge l zu einem Datenblock zusammengefasst <strong>und</strong><br />

die darin enthaltende Anzahl m an Kanalfehlern gezählt. Doch angesichts der direkten Aneinanderreihung<br />

der Datenpakete ist davon auszugehen, dass die somit geschätzten statistischen<br />

Eigenschaften des kanalfehlererzeugenden stochastischen Prozesses verfälscht sind <strong>und</strong> demnach<br />

dieser nur ungenau den empirisch aufgezeichneten Funkkanal charakterisiert. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wird vermutet, dass der in dieser Arbeit vorgesehene Lösungsansatz exaktere Ergebnisse<br />

liefert, als dies in der Arbeit von Brevi et al. der Fall ist. Dies muss jedoch gesondert untersucht<br />

werden.<br />

7.2 Vorstellung der neuen Modellstruktur<br />

Für die <strong>Leistungsbewertung</strong> von Protokollen <strong>und</strong> Anwendungen sind primär Übertragungscharakteristika<br />

auf der Paketebene von Interesse. Bei kabelgeb<strong>und</strong>enen Kommunikationssystemen<br />

zählen dazu Statistiken über die Anzahl <strong>und</strong> Position fehlerfreier <strong>und</strong> -behafteter Datenpakete.<br />

Für die Bewertung von Fehlerschutzmaßnahmen, wie beispielsweise Kanalcodes <strong>und</strong> Wiederholstrategien,<br />

stellen Statistiken zur Beschreibung der Kanalfehler die geeigneten Kenngrößen<br />

107


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

dar. Durch entsprechende Umrechnungen können aus den Kanalfehlerstatistiken die der Paketfehler<br />

rechnerisch ermittelt werden. An dieser Stelle ist jedoch anzumerken, dass eine generelle<br />

Ableitung der Wahrscheinlichkeiten aller Paketereignisse auf Basis der klassischen Kanalfehlerfolge<br />

nicht möglich ist. Diese Tatsache begründet sich insbersondere in den Synchronisationsphasen<br />

des Empfängers. Diese stellen bei der Funkübertragung stets einen kritischen<br />

Augenblick dar, in dem ein potentielles Datenpaket vom Empfänger erkannt werden sollte. Mithilfe<br />

eines Phasenregelkreises versucht beispielsweise der Empfänger auf die Frequenz bzw.<br />

Phase eines Empfangssignals einzuregeln, um damit die einzelnen Symbole erfolgreich detektieren<br />

zu können. Während dieser Phase ist die Wahrscheinlichkeit eines Datenpaketverlusts<br />

deutlich höher, als dies nach einer erfolgreichen Synchronisation der Fall ist. Eine Berechnung<br />

der Wahrscheinlichkeit dieser Paketverluste aus Kanalfehlerfolgen ist nicht möglich.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> den in den Abschnitten 6.2 <strong>und</strong> 7.1 diskutierten ist es angebracht,<br />

Funkkanäle hybrid durch einen kanalfehler- <strong>und</strong> einen paketbeschreibenden stochastischen Prozess<br />

zu beschreiben, die voneinander statistisch unabhängig sind. Ferner eröffnet die hybride<br />

Modellstruktur eine bessere Erfassung auch langsam dynamischer Kanalveränderungen, die<br />

durch das Large Scale Fading (vgl. Abschnitt 3.1.2) hervorgerufen werden. In Anlehnung an die<br />

<strong>Modellierung</strong> des Small <strong>und</strong> Large Scale Fadings durch zwei voneinader unabhängige Prozesse<br />

charakterisiert der KFP {E t } die schnellen Kanalveränderungen, während der Paketprozess (PP)<br />

{P t } ausschließlich langsame Kanalschwankungen modelliert (vgl. Abbildung 7.1).<br />

Strukturell wird der PP {P t } durch ein paketbeschreibendes HMM mit drei Zuständen repräsentiert,<br />

das die im Abschnitt 6.7 definierten Paketereignisse FFD, FHD <strong>und</strong> VD in Form der<br />

Ausgabesymbolen p i emittiert. Da zwischen den Zuständen des paketbeschreibenden HMMs<br />

alle Übergänge p ij > 0 erlaubt sind, besitzt es das in der nachfolgenden Abbildung 7.1 oberhalb<br />

dargestellte Zustandsdiagramm.<br />

108


7.2 Vorstellung der neuen Modellstruktur<br />

Abbildung 7.1. Struktureller Aufbau des hybriden kanalfehler- <strong>und</strong> paketbeschreibenden Hidden<br />

Markov Modells.<br />

Ist der Zustand FHD erreicht, so wird der KFP {E t } aktiv <strong>und</strong> generiert für die Länge eines<br />

Datenpakets die entsprechenden paketbeschreibenden Symbole. Anschließend wird der KFP<br />

{E t } wieder deaktiviert <strong>und</strong> der PP {P t } um einen Takt weitergeführt.<br />

Der KFP {E t } wird ebenfalls durch einen HMM realisiert, das über eine definierte Menge<br />

N an Zuständen verfügt. Die Struktur des kanalbeschreibenden HMMs ist prinzipiell gut vergleichbar<br />

mit Markov-Modellen (vgl. [81], [82] <strong>und</strong> [83]), die zur <strong>Modellierung</strong> des Small Scale<br />

Fadings herangezogen werden. Dabei wird der dynamische Bereich des Signal-Störabstandes in<br />

mehrere Partitionen SNR n unterteilt, die anschließend den Zuständen der Markov-Modelle zugeordnet<br />

werden. Die Elemente der Übergangsmatrix P ergeben sich dabei aus den Pegelüberbzw.<br />

-unterschreitungsraten zwischen diesen Partitionen. Der Unterschied zwischen den Modellen<br />

zur Beschreibung des Small Scale Fadings <strong>und</strong> dem dieser Arbeit besteht darin, dass anstelle<br />

der Ausgabe unterschiedlicher Signal-Störabstände SNR n Kanalfehler e i mit den entsprechenden<br />

Fehlerwahrscheinlichkeiten P ei = f (SNR n ) quasi als Funktion der Signal-Störabstandspartitionen<br />

SNR n produziert werden (vgl. Abbildung 7.2). Infolgedessen wird die Empfängerperformance<br />

mit in das Modell einbezogen, um neben der <strong>Modellierung</strong> auch zusätzlich eine <strong>Leistungsbewertung</strong><br />

von Funksystemen zu ermöglichen.<br />

109


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

Abbildung 7.2. Prinzipieller Zusammenhang zwischen Markov-Modellen zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong><br />

des Signal-Störabstandes SNR <strong>und</strong> dem kanalfehlerbeschreibenden HMM.<br />

Besonders erwähnenswert ist die Form der Übergangsmatrix P der Markov-Modelle, die das<br />

Small Scale Fading beschreiben. Aus der Abbildung 7.2 wird ersichtlich, dass durch die Partitionierung<br />

des Signal-Störabstandes Übergänge nur zwischen direkt benachbarten Zuständen<br />

möglich sind. Aus diesem Gr<strong>und</strong> weist eine derartige Übergangsmatrix P genau folgenden Aufbau<br />

auf:<br />

⎛<br />

⎞<br />

p 11 p 12 0 ... 0 0<br />

p 21 p 22 p 23 ... . .<br />

P =<br />

0 p 32 p 33 ... 0 0<br />

. . . . .. . (7.2)<br />

pN−2 N−1 0<br />

⎜<br />

⎝ 0 ··· 0 p N−1 N−2 p N−1 N−1 p<br />

⎟<br />

N−1 N ⎠<br />

0 ··· 0 0 p NN−1 p NN<br />

Da jeder Zustand nur für die Erzeugung eines bestimmten Signal-Störabstandes SNR n verantwortlich<br />

ist, handelt es sich bei derartigen Modellen um klassische Markov-Modelle.<br />

110


7.3 Parametrierung des kanalfehlerbeschreibenden HMMs<br />

7.3 Parametrierung des kanalfehlerbeschreibenden HMMs<br />

Die zuvor umschriebene Aufhebung des HMM-Charakters da die Ausgabematrix B eine Einheitsmatrix<br />

darstellt, ist bei der Schätzung initaler Parametersätze für das Small Scale Fading<br />

beschreibende HMM sehr nutzlich. Aus einer aufgezeichneten diskretisierten Abtastfolge des<br />

Empfangssignals bzw. Signal-Störabstands, ist direkt die potenziell erzeugende Zustandsfolge<br />

des Markov-Modell ersichtlich, sodass die Übergangshäufigkeiten als gute Schätzwerte<br />

für die Elemente der Übergangsmatrix verwendet werden können. Dies gestaltet sich jedoch<br />

bei der Parameterschätzung für das kanalfehlerbeschreibende HMM deutlich schwieriger, da<br />

das HMM die notwendige Gr<strong>und</strong>struktur eines nicht-erneuernden Modells besitzen muss, um<br />

die statistische Abhängigkeit der Fehlerabstände realistisch beschreiben zu können. Eine direkte<br />

Rückschlussmöglichkeit von den aufgezeichneten Kanalfehlern auf die erzeugenden Zustände<br />

des HMMs ist dabei nicht gegeben.<br />

7.3.1 Ermittlung initialer Parametersätze<br />

Zur Schätzung eines initalen Parametersatzes λ k0 sind die aufgezeichneten Fehlermatrizen E<br />

mithilfe der Fenstermethode in Blockfehlermatrizen BL (n) umzuformen (vgl. Abschnitt 3.2.2).<br />

Die Elemente der Blockfehlermatrix BL (n) entsprechen infolgedessen der Kanalfehleranzahl in<br />

einem Ausschnitt der Länge n aus einer Zeile der Fehlermatrix E. Nachdem die Kanalfehler in<br />

einem Ausschnitt gezählt wurden, wird dessen Position um eine Stelle nach rechts verschoben.<br />

Diese Prozedur wird so lange wiederholt, bis das Zeilenende mit der rechten Ausschnittsgrenze<br />

erreicht ist. Anschließend wird in die nächste Zeile gewechselt <strong>und</strong> der Vorgang von neuem gestartet.<br />

Zur Verdeutlichung dieser Prozedur zeigt das nachfolgende Beispiel die Umformung einer<br />

6 × 10 Fehlermatrix E mit der Fensterbreite n = 4 in die korrespondierende Blockfehlermatrix<br />

BL (4) der Form 6 × 7.<br />

⎛<br />

⎞ ⎛<br />

⎞<br />

0 1 1 0 1 0 0 1 0 0<br />

2 3 2 1 2 1 1<br />

1 1 1 0 0 0 0 0 0 1<br />

3 2 1 0 0 0 1<br />

0 0 0 0 1 1 0 0 1 1<br />

E =<br />

→ BL (4) 0 1 2 2 2 2 2<br />

=<br />

1 1 1 1 1 1 1 0 0 0<br />

4 4 4 4 3 2 1<br />

⎜<br />

⎝0 0 1 1 0 0 1 0 1 1<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ ⎝2 2 2 2 1 2 3<br />

⎟<br />

⎠<br />

1 1 1 0 0 1 1 1 1 0<br />

3 2 2 2 3 4 3<br />

(7.3)<br />

Die Elemente b (n)<br />

ij der Blockfehlermatrix BL (n) können als mittlere Kanalfehleranzahl in einem<br />

Segment der Länge n betrachtet werden. Der gültige Wertebereich der Elemente b (n)<br />

ij umfasst<br />

b (n)<br />

ij<br />

∈{0,1,2,...,n}. Da es sich bei der Fenstermethode quasi um die Bildung eines gleitenden<br />

Mittelwerts handelt, kann es nur vorkommen, dass benachbarte Elemente b (n)<br />

ij<br />

einer Zeile<br />

111


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

sich ausschließlich um den Wert ±1 voneinander unterscheiden. Werden die Elemente b (n)<br />

ij<br />

die Fensterbreite dividiert:<br />

durch<br />

P ei = b(n) ij<br />

n , (7.4)<br />

so erhält man die mittlere Wahrscheinlichkeit P ei , mit der Kanalfehler e ij pro Takt erzeugt werden.<br />

Demzufolge ergeben sich maximal n+1 verschiedene Wahrscheinlichkeitswerte P ei für das<br />

Aufreten von Kanalfehlern. Verfügt das kanalfehlerbeschreibende HMM über n + 1 Zustände,<br />

welche Kanalfehler exakt mit diesen Wahrscheinlichkeiten emittieren, so kann die Übergangsmatrix<br />

P durch die relativen Übergangshäufigkeiten der Elemente b (n)<br />

ij der Blockfehlermatrix<br />

BL (n) systematisch geschätzt werden. Demnach besitzt die Übergangsmatrix P k die gleiche<br />

Form wie (7.2). Die Ausgabematrix B k besteht hingegen aus den mittleren Kanalfehlerwahrscheinlichkeiten<br />

P ei bzw. den Komplementen (1−P ei ) davon. Somit ist ein vollständiger initialer<br />

Parametersatz λ k0 für das kanalfehlerbeschreibende HMM systematisch gef<strong>und</strong>en. Es ist jedoch<br />

anzumerken, dass sehr lange Blockfehlerklassen in einer empirischen Kanalaufzeichnung mitunter<br />

nicht vorhanden sind. Daher kann es auftreten, dass bei Anwendung der Fenstermethode<br />

mit der Fensterbreite n, die Zustandsmenge des kanalbeschreibenden HMMs weniger als n + 1<br />

Zustände beträgt.<br />

Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die Wahl der Fensterbreite n bei diesem Ansatz in<br />

Korrelation mit der notwendigen Zustandsmenge des HMMs steht. Wird n sehr groß gewählt,<br />

so wächst der potenzielle mögliche Wertebereich für die b (n)<br />

ij an. Die Folge ist ein Anstieg der<br />

Zustandsmenge <strong>und</strong> damit der Komplexität des HMMs. Es ist somit zu erkennen, dass die Fensterbreite<br />

n den Freiheitsgrad des kanalfehlerbeschreibenden HMMs definiert. Berechtigterweise<br />

stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie n zu wählen ist, um einerseits einen möglichst<br />

guten initialen Parametersatz λ k0 zu ermitteln <strong>und</strong> andererseits die Modellkomplexität zu<br />

begrenzen. Um diese Fragestellung beantworten zu können, wurden für unterschiedliche Werte<br />

n = {5,10,15,20,25,30} initiale Parametersätze λ k0 aus den empirischen Kanalaufzeichnungen<br />

ermittelt. Zur Veranschaulichung der Kanalveränderung wurden dazu pro Funksystem jeweils<br />

ein stationäres <strong>und</strong> mobiles Messszenario herangezogen. Aus den Parametersätzen λ k0 wurden<br />

anschließend mithilfe der Gleichung (4.25) die entsprechenden BFDen P(m,40) berechnet <strong>und</strong><br />

denen der Kanalaufzeichnungen gegenübergestellt.<br />

112


7.3 Parametrierung des kanalfehlerbeschreibenden HMMs<br />

10 −1<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-40m<br />

Kanalaufzeichung<br />

n =5<br />

n =10<br />

n =20<br />

n =30<br />

10 −1<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichnung<br />

n =5<br />

n =10<br />

n =20<br />

n =30<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

10 −4<br />

0 10 20 30 40<br />

0 5 10 15 20 25<br />

10 −2<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

Kanalaufzeichnung<br />

n =5<br />

n =10<br />

n =20<br />

n =30<br />

10 −1<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichnung<br />

n =5<br />

n =10<br />

n =20<br />

n =30<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −4<br />

10 −6<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

10 −8<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

10 −2<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-40m<br />

Kanalaufzeichnung<br />

n =5<br />

n =10<br />

n =20<br />

n =30<br />

10 −1<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichnung<br />

n =5<br />

n =10<br />

n =20<br />

n =30<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −4<br />

10 −6<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

10 −8<br />

0 5 10 15 20<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Abbildung 7.3. Aus verschiedenen initialen Parametersätzen λ 0 berechnete BFDen P(m,40).<br />

Die initialen Parametersätze λ 0 wurden mit den Fensterbreiten n = {5,10,20,30} ermittelt.<br />

Aus den Verläufen der BFD P(m,40), die mit dem Funksystem Freescale MC 13192-<br />

EVB aufgezeichnet wurden, wird ersichtlich, dass stets P(1,40) < P(2,40) ist. Diese Feststellung<br />

kann dahingehend interpretiert werden, dass aufgr<strong>und</strong> der bei der Funktechnologie IEEE<br />

802.15.4 angewandten vierwertigen Modulation O-QPSK die Wahrscheinlichkeit für zwei direkt<br />

aufeinanderfolgende Kanalfehler deutlich größer ist als bei zweiwertigen Verfahren. Entsprechend<br />

häufiger sind Doppelfehler anzutreffen im Vergleich zu einem zweiwertigen Modu-<br />

113


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

lationsverfahren, wie es beispielsweise bei der WPAN-Funktechnologie IEEE 802.15.1 in der<br />

GFSK-Basismodulation der Fall ist.<br />

Bezüglich der Auswahl eines optimalen Werts für die Fensterbreite n deuten die in der Abbildung<br />

7.3 dargestellten Verläufe der BFD P(m,40) darauf hin, dass mit zunehmender Fensterbreite<br />

n die Dynamik der BFD P(m,40) aus den Kanalaufzeichnungen etwas besser erfasst<br />

werden kann. Für kleine Mengen an Kanalfehlern (m ≤ 2) konnte eine generell gute Übereinstimmung<br />

identifiziert werden. Randbereiche hingegen wurden nicht richtig erfasst <strong>und</strong> zeigten<br />

deutliche Differenzen zwischen Modell <strong>und</strong> Kanalaufzeichnung. Trotz erkennbarer Abweichung<br />

ist darauf hinzuweisen, dass im Vergleich zu den in Abschnitt 6.6 durchgefürten <strong>Analyse</strong>n eine<br />

deutliche bessere Übereinstimmung zwischen den empirischen BFDen P(m,40) <strong>und</strong> den aus<br />

initalen Parametersätzen λ k0 analytisch berechneten erreicht werden konnte. Da die Ergebnisse<br />

dieser <strong>Analyse</strong> jedoch keine eindeutige Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage bieten, wurde entschieden,<br />

einen Kompromiss zwischen der Qualität initialer Parametersätze λ k0 <strong>und</strong> der Zustandsmenge<br />

<strong>und</strong> der damit zusammenhängenden Komplexität des HMMs einzugehen. Für die Fensterbreite<br />

wurde deshalb ein Wert von n = 10 vorgeschlagen. Ob diese Entscheidung jedoch gerechtfertigt<br />

ist, wird im nachfolgenden Abschnitt weiter untersucht <strong>und</strong> bewertet.<br />

7.3.2 Optimierung initialer Parametersätze<br />

Nachdem der Entscheidung die Fensterbreite n = 10 für die Schätzung initialer Parametersätze<br />

λ k0 zu verwenden, erfolgten in diesem Abschnitt empirische Untersuchungen zur Rechtfertigung<br />

bzw. eventuellen Widerlegung dieser Wahl. Als Qualitätskriterium für die dazu nötigen<br />

Untersuchungen wurde das Optimierungspotenzial der Parametersätze λ k0 unter der Anwendung<br />

des BW-Algorithmuses herangezogen. Dazu wurden mit den nach maximal i max = 100 Iterationen<br />

oder vorherigen Abbruch durch Unterschreitung der festgelegten Konvergenzschwelle von<br />

k thres = 10 −4 optimierten Parametersätzen λ k100 die aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> die BFD P(m,40) berechnet.<br />

Anschließend wurden diese den korrespondierenden empirischen Kanalstatistiken gegenübergestellt<br />

<strong>und</strong> der Übereinstimmungsgrad beurteilt. Die in diesem Abschnitt berechneten initialen<br />

<strong>und</strong> optimierten Parametersätze können dem Anhang E.2 entnommen werden. Aufgr<strong>und</strong><br />

der guten allgemeingültigen Repräsentativität wurden in diesen Untersuchungen wiederum auf<br />

die ausgewählten Kanalaufzeichnungen (vgl. Abschnitt D.2.6 des Anhangs) zurückgegriffen.<br />

114


7.3 Parametrierung des kanalfehlerbeschreibenden HMMs<br />

Mitsumi WML-C20 – Messszenario MH-40m<br />

Anzahl an Iterationen des BW-Algorithmuses: 100 (nicht kovergiert)<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m<br />

Mitsumi WML-C20 - MH-40m<br />

10 −1<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ0<br />

Parametersatz λ100<br />

10 −1<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ0<br />

Parametersatz λ100<br />

10 −2<br />

KFAV F c a (a)<br />

10 0 Fehlerabstand a<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Fehleranzahl m<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −5<br />

10 −4<br />

10 −6<br />

0 50 100 150 200 250<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Abbildung 7.4. Gegenüberstellung der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Mitsumi WML-C20 - MH-40m) mit den aus dem initialen Parametersatz λ k0 <strong>und</strong> dem<br />

optimierten Parametersatz λ k100 berechneten.<br />

Mitsumi WML-C20 – Messszenario MH-RAND<br />

Anzahl an Iterationen des BW-Algorithmuses: 46 (konvergiert)<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-RAND<br />

10 0 Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ k0<br />

10 −1<br />

10 −1<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ k0<br />

Parametersatz λ k46<br />

aKFAV ˜F c a(a)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

Parametersatz λ k46<br />

0 5 10 15 20 25<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

10 −4<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Fehlerabstand a<br />

Abbildung 7.5. Gegenüberstellung der aKFAV ˜F c a (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Mitsumi WML-C20 - MH-RAND) mit den aus dem initialen Parametersatz λ k0 <strong>und</strong> dem<br />

optimierten Parametersatz λ k46 berechneten.<br />

115


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

Freescale MC 13192-EVB – Messszenario MH-40m<br />

Anzahl an Iterationen des BW-Algorithmuses: 43 (nicht konvergiert)<br />

aKFAV ˜F c a(a)<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

10 0 Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ k0<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 −2<br />

10 −4<br />

10 −6<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

Kanalaufzeichung<br />

Parametersatz λ k0<br />

Parametersatz λ k43<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

Parametersatz λ k43<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

10 −4<br />

0 200 400 600 800<br />

Fehlerabstand a<br />

10 −8<br />

Abbildung 7.6. Gegenüberstellung der aKFAV ˜F c a (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Freescale MC 13192-EVB – MH-40m) mit den aus dem initialen Parametersatz λ k0 <strong>und</strong><br />

dem optimierten Parametersatz λ k43 berechneten.<br />

Freescale MC 13192-EVB – Messszenario MH-RAND<br />

Anzahl an Iterationen des BW-Algorithmuses: 54 (nicht konvergiert)<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

10 0 Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ k0<br />

10 −1<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ k0<br />

Parametersatz λ k54<br />

aKFAV ˜F c a(a)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

Parametersatz λ k54<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −2<br />

10 −4<br />

10 −4<br />

0 200 400 600 800<br />

Fehlerabstand a<br />

10 −6<br />

Abbildung 7.7. Gegenüberstellung der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND) mit den aus dem initialen Parametersatz λ k0<br />

<strong>und</strong> dem optimierten Parametersatz λ k54 berechneten.<br />

116


7.3 Parametrierung des kanalfehlerbeschreibenden HMMs<br />

Panasonic PAN 5460 – Messszenario MH-40m<br />

Anzahl an Iterationen des BW-Algorithmuses: 61 (nicht konvergiert)<br />

10 0 Panasonic PAN 5460 – MH-40m<br />

10 −1<br />

10 −2<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-40m<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Initialer Parametersatz λ0<br />

Optimierter Parametersatz λ61<br />

aKFAV ˜F c a (a)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −4<br />

10 −6<br />

10 −4<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Initialer Parametersatz λo<br />

Optimierter Parametersatz λ61<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />

Kanalfehlerabstand a<br />

10 −8<br />

10 −10<br />

0 5 10 15<br />

Abbildung 7.8. Gegenüberstellung der aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Panasonic PAN 5460 - MH-40m) mit den aus dem initialen Parametersatz λ k0 <strong>und</strong> dem<br />

optimierten Parametersatz λ k61 berechneten.<br />

Panasonic PAN 5460 – Messszenario MH-RAND<br />

Anzahl an Iterationen des BW-Algorithmuses: 54 (nicht konvergiert)<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

10 0 Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ k0<br />

10 −1<br />

10 −1<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ k0<br />

Parametersatz λ k54<br />

aKFAV ˜F c a(a)<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

Parametersatz λ k54<br />

0 5 10 15<br />

BFD P (m, 40)<br />

10 0 Kanalfehleranzahl m<br />

10 −2<br />

10 −3<br />

10 −4<br />

10 −4<br />

0 200 400 600 800<br />

Fehlerabstand a<br />

Abbildung 7.9. Gegenüberstellung der aKFAV ˜F c a (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,40) der Kanalaufzeichnung<br />

(Panasonic PAN 5460 - MH-RAND) mit den aus dem initialen Parametersatz λ k0 <strong>und</strong> dem<br />

optimierten Parametersatz λ k61 berechneten.<br />

Insgesamt zeigte sich durch die zusätzliche Anwendung des BW-Algorithmuses auf die initialen<br />

Parametersätze λ k0 , dass eine noch bessere Übereinstimmung zu beiden empirischen Kanalkenngrößen<br />

aKFAV ˜F a c (a), BFD P(m,40) erzielt werden konnte. Der erkennbar hohe Überein-<br />

117


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

stimmungsgrad rechtfertigt somit die Wahl der Fensterbreite n = 10. Außerdem verdeutlichen<br />

die Abbildungen 7.5 – 7.9 die hohe Flexibilität des kanalfehlerbeschreibenden HMMs, da es sich<br />

auf die unterschiedlichsten Kanalfehlercharakteristiken einstellen lässt. Daher ist es in der Lage,<br />

die in dieser Arbeit ermittelten Kanalfehlermuster, auch wenn diese mit WPAN-Funksystemen<br />

unterschiedlicher RF-Charakteristika aufgezeichnet wurden, erfolgreich zu beschreiben <strong>und</strong> simulieren.<br />

7.4 Parametrierung des paketbeschreibenden HMMs<br />

Nachdem in den vorherigen Abschnitten die notwendigen strukturellen Eigenschaften des kanalfehlerbeschreibenden<br />

HMMs untersucht <strong>und</strong> festgelegt wurden, beschreiben die nachfolgenden<br />

Abschnitte 7.4.1 <strong>und</strong> 7.4.2 Vorgehensweisen zur Ermittlung initaler Parametersätze λ p0 <strong>und</strong><br />

Methoden, mit denen diese ebenfalls durch Anwendung des BW-Algorithmuses weiter optimiert<br />

werden können.<br />

7.4.1 Ermittlung initialer Parametersätze<br />

Im Gegensatz zum kanalfehlerbeschreibenden HMM beruht die <strong>Modellierung</strong> des Paketverhaltens<br />

auf der Rekonstruktion der Paketsymbolfolge mit p i ∈{1,2,3}. Wie aus der Vorstellung<br />

der Modellstruktur (vgl. Abbildung 7.1) hervorgeht, verfügt das paketbeschreibende HMM<br />

genau über drei Zustände, die initial jeweils ausschließlich für die Emittierung eines der Paketsymbole<br />

verantwortlich sind. Die jeweils beiden verbleibenden Paketsymbole werden nicht<br />

ausgegeben. Demnach weisen die Ausgabematrizen B p stets den Aufbau einer 3 × 3 Einheitsmatrix<br />

auf, was dazu führt, dass es sich bei der initalen Form des paketbeschreibenden Modells<br />

um ein klassisches Markov-Modell handelt. Damit wird die Möglichkeit eröffnet, aus einer<br />

vorliegenden empirischen Paketsymbolfolge auf die erzeugende Zustandsfolge zurückzuschließen.<br />

Demzufolge kann die Übergangsmatrix P p mithilfe der entsprechenden relativen<br />

Häufigkeiten zwischen Übergängen der Paketsymbole p i ↔ p i+1 in den Paketsymbolfolgen<br />

angenähert werden.<br />

Um die Qualität dieser Vorgehensweise beurteilen zu können, wurden exemplarisch initiale<br />

Parametersätze λ p0 aus den ausgewählten Kanalaufzeichungen (vgl. Tabelle D.10) berechnet.<br />

Die dabei geschätzten initialen Parametersätze λ p0 sind dem Abschnitt E des Anhangs zu entnehmen.<br />

Als Qualitätsmaß wurden die empirischen PKFen R pp (ν) aus den Paketsymbolfolgen<br />

der Kanalaufzeichnungen ermittelt, die anschließend mit denen des paketbeschreibenden<br />

HMMs verglichen wurden. Die dazu notwendigen analytischen Berechnungen der PKF R pp (ν)<br />

des paketbeschreibenden HMMs erfolgte durch Anwendung der Gleichungen (4.12) – (4.17) auf<br />

die initialen Parametersätzen λ p0 .<br />

118


7.4 Parametrierung des paketbeschreibenden HMMs<br />

0.3<br />

0.25<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-30m<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Markov Modell (λ p0 )<br />

0.12<br />

0.1<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichung<br />

Markov Modell (λ p0 )<br />

0.2<br />

0.08<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

0<br />

PKF Rpp(ν)<br />

−0.05<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-40m<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Markov Modell (λ p0 )<br />

−0.05<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

PKF Rpp(ν)<br />

−0.02<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Markov Modell (λ p0 )<br />

−0.1<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Abbildung 7.10. Verläufe der empirschen PKFen R pp (ν) ausgewählter Kanalaufzeichnungen<br />

<strong>und</strong> im Vergleich dazu die aus den initialen Parametersätzen λ p0 analytisch berechneten des<br />

paketbeschreibenden HMMs.<br />

Aus der Abbildung 7.10 zeigt sich, dass die mittlere statistische Abhängigkeit der Paketsymbole<br />

p i für Verschiebungen ν > 2 vom Markov-Modell nicht realistisch wiedergegeben werden<br />

konnte. Bis auf die mit dem WPAN-Funksystem Mitsumi WML-C20 aufgezeichneten Funkkanäle,<br />

in denen das Paketverhalten prinzipiell durch einen gedächtnislosen Prozess charakterisiert<br />

werden kann, der identisch <strong>und</strong> unabhängig verteilte Paketsymbole p i erzeugt, können die<br />

verbleibenden Funkkanäle auf diese Weise nicht adäquat beschrieben werden. Auch der Versuch<br />

den BW-Algorithmus auf die initialen Parametersätze λ p0 anzuwenden, verbesserte nur die Qualität<br />

der Parametersätze <strong>und</strong> damit die Anpassung des Modells an die empirische PKF R pp (ν).<br />

Bereits nach wenigen Iterationsschritten konvergierte der BW-Algorithmus, ohne signifikante<br />

Parameterverbesserungen zu erzielen. Aufgr<strong>und</strong> der nur minimal erzielten Parameteroptimierung<br />

zeigten die aus den initalen <strong>und</strong> optimierten Parametersätzen analytisch berechneten PKFen<br />

R pp (ν) in ihren Verläufen keine objektiv erkennbare Unterschiede. Zur Verdeutlichung dieser<br />

Problematik wurden nachfolgend sowohl der initale Parametersatz λ p0 als auch der optimierte<br />

Parametersatz λ p3 (Konvergenz nach bereits 3 Iterationen) aufgeführt, der aus dem Messszenario<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-30m ermittelt wurde.<br />

119


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

⎛<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

0,97844 0,014583 0,0069294<br />

1 0 0<br />

⎜<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

P p0 = ⎝0,58636 0,27273 0,14091 ⎠, B p0 = ⎝0 1 0⎠ <strong>und</strong> ⃗π (0)<br />

p0 = ⃗π p0. (7.5)<br />

0,71171 0,17117 0,11712<br />

0 0 1<br />

⎛<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

0,97849 0,014583 0,0069297<br />

1 0 0<br />

⎜<br />

⎟ ⎜ ⎟<br />

P p3 = ⎝0,58636 0,27273 0,14091 ⎠, B p3 = ⎝0 1 0⎠ <strong>und</strong> ⃗π (0)<br />

p3 = ⃗π p3. (7.6)<br />

0,71171 0,17117 0,11712<br />

0 0 1<br />

Da der BW-Alogrithmus während der Optimierung nur Elemente der Übergangs- P p <strong>und</strong><br />

Ausgabematrix B p berücksichtigt, deren Werte x im Bereich 0 < x < 1 liegen, beschränkte<br />

sich dieser nur auf die Optimierung der ZÜWen p ij . Die Flexibilität des paketbeschreibenden<br />

Markov-Modells ist demnach gegenüber einem HMM deutlich eingeschränkt.<br />

7.4.2 Optimierung initialer Parametersätze<br />

Um Abhilfe für diese Problematik zu schaffen, wurde der HMM-Charakter des Modells wieder<br />

hergestellt. Dazu musste die Ausgabematrix B p dahingehend verändert werden, dass in jedem<br />

Zustand jedes Paketsymbol emittiert werden kann. Da die zuvor gewonnenen Werte der initalen<br />

Übergangsmatrix P p0 jedoch weiterhin unverändert bleiben sollten, um die bereits erreichten<br />

Anpassungen des Modells an die statistischen Eigenschaften erster Ordnung der aufgezeichneten<br />

Paketsymbolfolgen nicht zu verlieren, dürfen die Werte der Ausgabematrix B p nur<br />

unwesentlich verändert werden. Um dies zu gewährleisten, wurde allen Elementen b ij mit dem<br />

Wert null der Wert 10 −3 zugewiesen. Im gleichen Zuge sind die Werte der Elemente b ij mit<br />

der Wahrscheinlichkeit eins auf den Wert 0,998 herabgesetzt worden, sodass aus B p wieder eine<br />

stochastische Matrix hergestellt werden konnte. Infolgedessen besitzen alle initialen Ausgabematrizen<br />

B p0 folgende Form:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,998 0,001 0,001<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p0 = ⎝0,001 0,998 0,001⎠. (7.7)<br />

0,001 0,001 0,998<br />

Um die Arbeitsweise des BW-Algorithmuses ersichtlich zu machen <strong>und</strong> dessen Bedeutung<br />

für eine Parameteroptimierung hervorzuheben, wurde in der Abbildung 7.11 nach jedem zehnten<br />

Iterationsschritt die PKF R pp (ν) mit dem aktuellen Parametersatz analytisch berechnet <strong>und</strong> dreidimensional<br />

dargestellt. Dazu wurde auf die Übergangsmatrix P p0 des initalen Parametersatzes<br />

aus (7.5) zurückgegriffen, wobei die Ausgabematrix nun die Form aus (7.7) besaß. Demzufolge<br />

120


7.4 Parametrierung des paketbeschreibenden HMMs<br />

dient als Vergleichsgröße die in der Abildung 7.10 bereits dargestellte empirische PKF R pp (ν)<br />

aus dem Messszenario Freescale MC 13192-EVB – MH-30m.<br />

Freescale MC 13192-EVB - MH-30m<br />

0.3<br />

0.25<br />

0.2<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

−0.05<br />

2<br />

4<br />

6<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

8<br />

10<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

BW-Iterationen i<br />

Abbildung 7.11. Der Verlauf der PKF R pp (ν) als Funktion der Iterationsschritte i des BW-<br />

Algorithmus <strong>und</strong> der Verschiebung (Lag) ν.<br />

Bereits nach 10 Iterationsschritten lässt sich ein signifikanter Anstieg der Korrelationskoeffizienten<br />

in der PKF R pp (ν) für ν > 3 erkennen. Für ν ≤ 3 liegen die Werte jedoch noch signifikant<br />

unter dem Verlauf der empirischen PKF R pp (ν). Mit zunehmender Anzahl an Iterationsschritten<br />

i des BW-Algorithmuses nähert sich diese aber suksessive immer besser der empirischen<br />

PKF R pp (ν) an. Nach bschon 100 Iterationsschritten konnte bereits eine gute Übereinstimmung<br />

zwischen Modell <strong>und</strong> der Kanalaufzeichnung festgestellt werden. Der ermittelte Parametersatz<br />

λ p100 := {⃗π (0)<br />

p100 ,P p100,B 100 } des paketbeschreibenden HMMs lautet für das Messszenario Freescale<br />

MC 13192-EVB – MH-30m:<br />

121


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

P k100 =<br />

B k100 =<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99752 0,0023806 9,696 · 10 −5<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝0,0054982 0,8689 0,12561 ⎠,<br />

0,080134 0,33273 0,58714<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99432 0,0016601 0,0040169<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝0,88741 0,10685 0,00574 ⎠, ⃗π (0)<br />

k100 = ⃗π k100<br />

0,14033 0,55077 0,30891<br />

(7.8)<br />

Um die erfolgreiche Applikation dieser Methode für die verbleibenden Kanalaufzeichnungen<br />

zu untersuchen, wurde diese Prozedur auf die darin ermittelten Paketsymbolfolgen angewandt.<br />

Die maximale Anzahl an Iterationsschritten des BW-Algorithmuses betrug i max = 2000,<br />

wobei die Konvergenzschwelle zu k thres = 10 −8 gewählt wurde. Anschließend wurde aus den<br />

darin ermittelten optimierten Parametersätzen λ px analytisch die PKFen R pp (ν) berechnet, die<br />

zum Vergleich denen der empirischen Kanalaufzeichnungen gegenübergestellt wurden (vgl. Abbildung<br />

7.12). Die optimierten Parametersätze λ px können dem Abschnitt E.3 des Anhangs entnommen<br />

werden.<br />

0.3<br />

0.25<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-30m<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ p0<br />

0.12<br />

0.1<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ p0<br />

Parametersatz λ p640<br />

0.2<br />

0.08<br />

Parametersatz λ p338<br />

0 20 40 60 80 100<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0<br />

−0.05<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-40m<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ 0<br />

PKF Rpp(ν)<br />

0<br />

−0.02<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

Kanalaufzeichnung<br />

Parametersatz λ p0<br />

Parametersatz λ p57<br />

Parametersatz λ 1854<br />

0 20 40 60 80 100<br />

−0.05<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

−0.1<br />

Verschiebung (Lag) ν<br />

Abbildung 7.12. Gegenüberstellung der aus den optimierten Parametersätzen λ px analytisch<br />

berechneten PKF R pp (ν) mit denen der empirischen Kanalaufzeichnung.<br />

122


7.5 Kanalkenngrößen erster Ordnung zur Bewertung des neuen hybriden Kanalmodells<br />

Die Abbildung 7.12 verdeutlicht, dass sich die Maßnahme zur Wiederherstellung des HMM-<br />

Charakters bei dem paketbeschreibenden Modell nach Anwendung des BW-Algorithmuses sehr<br />

positiv ausgewirkt hat. Insbesondere wurde es möglich, auch für Verschiebungen ν > 3 das reale<br />

Korrelationsverhalten anzunähern, was zuvor in der einfachen Markov-Form des Modells nicht<br />

gelungen ist.<br />

7.5 Kanalkenngrößen erster Ordnung zur Bewertung des neuen hybriden<br />

Kanalmodells<br />

Anhand der guten Übereinstimmung der Verläufe von aKFAV ˜F a c (a), BFD P(m,n) <strong>und</strong> der Korrelationsfunktionen<br />

FKF R ee (ν) <strong>und</strong> AKF R aa (ν) des kanalfehlerbeschreibenden HMMs konnte<br />

die Qualität des neuen Modells <strong>und</strong> der stringenten Vorgehensweise bei der Bestimmung der Parametersätze<br />

überzeugend präsentiert werden. Um jedoch das Zusammenspiel der kanalfehler<strong>und</strong><br />

paketbeschreibenden HMMe mit den bereits optimierten Parametersätzen λ kx <strong>und</strong> λ px zu<br />

beurteilen, wurden die folgenden Kanalkenngrößen:<br />

• Paketfehlerwahrscheinlichkeit P p<br />

• Paketverlustwahrscheinlichkeit P l<br />

• Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e<br />

analytisch berechnet <strong>und</strong> mit den entsprechenden Häufigkeiten der empirischen Kanalaufzeichnungen<br />

(vgl. Abschnitt D des Anhangs) tabellarisch verglichen.<br />

7.5.1 Die Paketfehlerwahrscheinlichkeit<br />

Die Paketfehlerwahrscheinlichkeit P p lässt sich einfach aus dem stationären Zustandsvektor⃗π p<br />

<strong>und</strong> dem Ausgabevektor ⃗ b p (2) für das Symbol p i = 2(2→ FHD) des paketbeschreibenden<br />

HMMs folgendermaßen berechnen:<br />

P p = ⃗π T p ·⃗b p (2). (7.9)<br />

7.5.2 Die Paketverlustwahrscheinlichkeit<br />

In identischer Weise errechnet sich die Paketverlustwahrscheinlichkeit P l , jedoch mit dem Unterschied,<br />

dass nun die Ausgabewahrscheinlichkeit des mit dem Ereignis verlorener Datenpakete<br />

(VD) assoziieren Paketsymbole p i = 3, vektoriell mit dem stationären Zustandsvektor ⃗π p zu<br />

multiplizieren ist:<br />

123


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

P l = ⃗π T p ·⃗b p (3). (7.10)<br />

7.5.3 Die Kanalfehlerwahrscheinlichkeit<br />

Zur Berechnung der Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e ist das Zusammenspiel beider HMMe zu<br />

berücksichtigen. Dazu muss erst einmal die Paketfehlerwahrscheinlichkeit P p nach Gleichung<br />

(7.9) kalkuliert werden. Anschließend ist P p mit der Wahrscheinlichkeit zu gewichten, dass zusätzlich<br />

ein Kanalfehler auftritt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kanalfehler vom kanalfehlerbeschreibenden<br />

HMM erzeugt wird, errechnet sich einfach mithilfe des stationären Zustandsvektors<br />

⃗π k des kanalfehlerbeschreibenden HMMs <strong>und</strong> den Ausgabewahrscheinlichkeiten ⃗ b k (2)<br />

des Symbols e i = 2 1 nach folgender Gleichung:<br />

P ke = ⃗π T k ·⃗b k (2). (7.11)<br />

Um nun das paketbeschreibende HMM bei der Berechnung der resultierenden Kanalfehlerwahrscheinlichkeit<br />

P e zu berücksichtigen, ist P ke mit der Wahrscheinlichkeit zu gewichten, wie<br />

häufig das Paketsymbol p i = 2, also ein fehlerhaftes Datenpaket ausgegeben wird. Dies wiederum<br />

entspricht der bekannten Paketfehlerwahrscheinlichkeit P p :<br />

P e = P ke · P p = ⃗π T k ·⃗b k (2) ·⃗π T p ·⃗b p (2). (7.12)<br />

7.5.4 Bewertung der Modellkenngrößen<br />

Um das Zusammenspiel der kanalfehler- <strong>und</strong> paketbeschreibenden HMMe <strong>und</strong> damit die Qualität<br />

des hybriden Kanalmodells quantitativ zu bewerten, wurden die Kanalkenngrößen Paketfehler-<br />

P p , Paketverlust- P l <strong>und</strong> Kanalfehlerwahrscheinlichkeit P e aus den optimierten Parametersätzen<br />

λ p/kx nach den zuvor vorgestellten Gleichungen (7.9) – (7.12) berechnet. Anschließend<br />

wurden die berechneten Kanalkenngrößen mit den entsprechenden empirischen Kenngrößen<br />

Paketfehler-(PER), Paketverlust- (PLR) <strong>und</strong> Kanalfehlerrate (BER) aus den Kanalaufzeichnungen<br />

verglichen (vgl. Tabelle (7.1)).<br />

1 Aufgr<strong>und</strong> der Unzulässigkeit des Symbols e i = 0 (kein Kanalfehler) während der Anwendung des BW-<br />

Algorithmuses wurde den Kanalfehlern der Wert e i = 2 <strong>und</strong> unverfälschten Informationsstellen der Wert e i = 1<br />

zugeordnet.<br />

124


7.6 Zusammenfassung<br />

Tabelle 7.1. Vergleich der empirisch ermittelten Kanalkenngrößen mit denen des neuen hybriden<br />

Modells.<br />

Kanalkenngrößen – Kanalaufzeichnung Kanalkenngrößen – Hybrides Modell<br />

PER PLR BER P p P l P e<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-30m<br />

0,11855 8,3 · 10 −3 2,4066 · 10 −3 0,11856 8,3004 · 10 −3 2,3869 · 10 −3<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-40m<br />

0,6225 6,035 · 10 −2 3,3614 · 10 −2 0,62253 6,0353 · 10−2 3,1587 · 10 −2<br />

Mitsumi WML-C20 – MH-RAND<br />

0,11695 2,045 · 10 −2 2,6147 · 10 −3 0,11677 2,0417 · 10 −2 2,5588 · 10 −3<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-30m<br />

2,2247 · 10 −2 1,11 · 10 −2 2,1988 · 10 −4 2,2008 · 10 −2 1,1103 · 10 −2 2,1752 · 10 −4<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

0,26345 3,995 · 10 −2 1,2649 · 10 −3 0,26347 3,9952 · 10 −2 1,2141 · 10 −3<br />

Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

3,25 · 10 −2 3,62 · 10 −2 5,3712 · 10 −4 3,2521 · 10 −2 3,7025 · 10 −2 5,1744 · 10 −4<br />

Panasonic PAN5460 – MH-40m<br />

0,4088 3,735 · 10 −2 1,0586 · 10 −3 0,40734 3,7161 · 10 −2 1,0129 · 10 −3<br />

Panasonic PAN5460 – MH-RAND<br />

0,1335 0,1369 1,3436 · 10 −3 0,13351 0,13692 1,1598 · 10 −3<br />

Auch anhand dieses Vergleichs zeigt sich erneut eine sehr gute Übereinstimmung der modellierten<br />

Kanalkenngrößen mit den Kenngrößen der aufgezeichneten WPAN-Funkkanäle. Ingesamt<br />

bescheinigen die durchgeführten Untersuchungen zum Vergleich der modellierten Kanalkenngrößen<br />

mit den empirischen der aufgezeichneten Funkkanäle, dass das hybride Kanalmodell<br />

sehr fexible Eigenschaften besitzt <strong>und</strong> sich hervorragend zur Simulation der in dieser<br />

Arbeit untersuchten WPAN-Funksysteme eignet.<br />

7.6 Zusammenfassung<br />

In diesem Kapitel wurde ein neues Modell zur digitalen <strong>generative</strong>n Simulation von WPAN-<br />

Funktechnologien vorgestellt. Als Entwicklungsgr<strong>und</strong>lage des neuen Modells dienten empirische<br />

digitale Kanalaufzeichnungen mit WPAN-Funksystemen, die die Standards IEEE 802.15.1,<br />

IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET repräsentierten. Aufgr<strong>und</strong> diverser Problematiken, die im Rahmen<br />

der ausschnittsweisen Kanalaufzeichnung auftraten, <strong>und</strong> der notwendigen Erfassung aller Paketereignisse<br />

”Fehlerfreie Datenpakete” (FFD), ”Fehlerhafter Datenpakete” (FHD) <strong>und</strong> ”Verlorener<br />

Datenpakete” (VD) wurde entschieden, das Kanalfehler- <strong>und</strong> Paketübertragungsverhalten<br />

jeweils durch separate, voneinander unabhängige HMMe zu modellieren. In diesem Zusammenhang<br />

wurde das neue Modell mit dem begrifflichen Zusatz ”hybrid” versehen.<br />

Insbesondere zeichnet sich das hybride Modell gegenüber anderen etablierten Kanalmodellen<br />

durch die Entwicklung stringenter Vorgehensweisen zur Schätzung adäquater Parametersätze<br />

aus. Das kanalfehlerbeschreibende HMM nutzt dazu die aus den empirisch aufgezeichneten<br />

125


7 Eine neue Methode zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> digitaler Funkkanäle<br />

Kanalfehlern e ij abgeleiteten Blockfehler b (n)<br />

ij<br />

, die in der Blockfehlermatrix BL (n) organisiert<br />

sind. Da die Blockfehler b (n)<br />

ij<br />

als mittlere Kanalfehleranzahl in einem Segment der Länge n betrachtet<br />

werden können, definiert jede Blockfehlerklasse quasi eine mittlere Wahrscheinlichkeit<br />

P ei = b (n)<br />

ij<br />

/n, mit der Kanalfehler e ij auftreten. Die Festlegung, dass im kanalfehlerbeschreibenden<br />

HMM jeweils ein Zustand genau für die Erzeugung von Kanalfehlern einer dieser Klassen<br />

verantwortlich ist, eröffnete die Möglichkeit, von den aufgezeichneten Kanalfehlerfolgen <br />

auf die potenziell erzeugenden Zustandsfolgen des HMMs zurückzuschließen. Es konnte<br />

somit indirekt der HMM-Charakter des Modells umgangen werden. Demnach konnten die<br />

Wahrscheinlichkeiten P ei bzw. deren Komplemente (1 − P ei ) gut als initiale Schätzwerte für die<br />

Elemente der initialen Ausgabematrix B k0 herangezogen werden. Die initialen Elemente der<br />

Übergangsmatrix P k0 konnten wiederum einfach aus den Übergangshäufigkeiten zwischen den<br />

Blockfehlern e ij → e i+1 j angenähert werden. Die Menge der Zustände des kanalfehlerbeschreibenden<br />

HMMs wird demzufolge durch die Fensterbreite n festgelegt, mit der die Kanalfehler<br />

in die Blockfehler überführt wurden. Im Rahmen empirischer Untersuchungen in dieser Arbeit<br />

konnte als Vorschlag für einen effizienten Fensterbreitenwert n = 10 angegeben werden. Obwohl<br />

die aus den initialen Parametersätzen λ k0 berechneten Kanalstatistiken aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong><br />

BFD P(m,n) besser mit den empirischen übereinstimmten, als es mit den Statistiken bekannter<br />

Kanalmodelle (vgl. Abschnitte 4.2 – 4.5) der Fall war, blieben weiterhin signifikante Diskrepanzen<br />

zu erkennen. Um diese Abweichungen noch weiter zu minimieren, konnte erfolgreich<br />

der BW-Algorithmus für eine zusätzliche Parameteroptimierung genutzt werden. Dies spiegelte<br />

insbesondere die gute Übereinstimmung der Kanalstatistiken aKFAV ˜F a c (a) <strong>und</strong> BFD P(m,n)<br />

des kanalfehlerbeschreibenden HMMs <strong>und</strong> der empirischen Kanalaufzeichnungen wider.<br />

Für die Beschreibung des Paketübertragungsverhaltens wurde ebenfalls ein HMM entwickelt,<br />

das die Erzeugung der Paketereignisse fehlerfreie, fehlerhafte <strong>und</strong> verlorene Datenpakete übernahm.<br />

Strukturell besteht das HMM aus drei Zuständen, die zu Beginn jeweils nur für die Ausgabe<br />

eines der mit den Paketereignissen (FFD, FHD, VD) assoziierten Werte der charakteristischen<br />

Paketsymbole p i ∈{1,2,3} zuständig sind. Da die Ausgabematrix B p dadurch die Form einer<br />

3 × 3 Einheitsmatrix aufweist, konnte der HMM-Charakter aufgehoben <strong>und</strong> das Modell in ein<br />

klassisches Markov-Modell überführt werden. Auf Basis der damit gewonnenen Rückschlussfähigkeit<br />

von der Paketsymbolfolge auf die erzeugende Zustandsfolge konnten einfach<br />

initiale Parametersätze λ p0 durch die Übergangshäufigkeiten zwischen den empirischen Paketsymbolen<br />

p i ↔ p i+1 geschätzt werden. Da jedoch die interne Korrelation der Paketsymbole mit<br />

den initialen Parametersätzen λ p0 nur unzureichend erfasst wurde, konnte keine gute Übereinstimmung<br />

in den Verläufen der PKF R pp (ν) zwischen Modell <strong>und</strong> den empirischen Kanalaufzeichnungen<br />

festgestellt werden. Auch die zusätzliche Anwendung des BW-Algorithmuses<br />

brachte keinen wesentlichen Fortschritt. Daher wurde entschieden, eine Flexibilitätserhöhung<br />

durch Wiederherstellung des HMM-Charakters durchzuführen. Dazu wurde die bisherige Einheitsmatrizenform<br />

der Ausgabematrix B p aufgehoben, indem alle Elemente mit dem Wert null<br />

den Wert 10 −3 zugewiesen bekamen. Um die für B p0 notwendige Eigenschaft einer stochasti-<br />

126


7.6 Zusammenfassung<br />

schen Matrix zu wahren, wurde den verbleibenden Elementen der Wert 0,998 zugeordnet. Nach<br />

erneuter Anwendung des BW-Algorithmuses konnte mit den nun optimierten Parametersätzen<br />

λ px eine deutlich verbesserte Anpassung an die Kanalstatistik PKF R pp (ν) umgesetzt werden.<br />

Im abschließenden Abschnitt dieses Kapitels wurde das Zusammenspiel des kanalfehler- <strong>und</strong><br />

paketbeschreibenden HMMs untersucht. Dazu wurden Kanalstatistiken erster Ordnung der hybriden<br />

Modellstruktur den äquivalenten Kenngrößen aus den empirischen Kanalaufzeichnungen<br />

gegenübergestellt. Auch hier zeigte sich eine außerordentlich gute Übereinstimmung. Insgesamt<br />

rechtfertigen die in diesem Kapitel durchgeführten Untersuchungen zur Leistungsfähigkeitsbeurteilung<br />

wissenschaftlich die Entwicklung dieses neuen hybriden, digitalen Kanalmodells.<br />

127


8 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Im letzten Kapitel 8 wird nachfolgend eine Zusammenfassung über die essentiellen Bestandteile<br />

dieser Dissertation gegeben. Den Abschluss dieses Kapitels bildet ein Ausblick, in dem die in<br />

dieser Arbeit entwickelten, weiterführenden Ideen <strong>und</strong> Ansätze vorgestellt sind.<br />

8.1 Zusammenfassung<br />

Eine exakte <strong>generative</strong> <strong>Modellierung</strong> empirisch aufgezeichneter, digitaler Funkkanäle ist aus<br />

zweierlei Aspekten besonders für industrielle Anwendungen von großem Interesse. Erstens können<br />

exakte <strong>Leistungsbewertung</strong>en von WPAN-Funktechnologien realisiert werden, mit denen<br />

ihre Einsetzbarkeit unter Berücksichtigung von Kommunikationsanforderungen (Ausfallwahrscheinlichkeiten,<br />

Zeitverhalten) anhand etablierter statistischer Methoden berechenbar sind.<br />

Dies liegt daran, dass die komplexen realen Übertragungseigenschaften von Funksystemen (Kanalfehlerverhalten,<br />

Paketübertragungsverhalten) nunmehr in Form der Modellparameter formuliert<br />

sind <strong>und</strong> jederzeit <strong>und</strong> an jedem Ort reproduziert werden können. Zweitens eröffnet die<br />

<strong>generative</strong> Beschreibungsform den Entwurf von Protokollen <strong>und</strong> Primitiven, die oberhalb der<br />

Physikalischen Schicht im OSI-Referenzmodell angesiedelt sind, in dem ein realistisches Übertragungsverhalten<br />

simuliert werden kann.<br />

Die vorliegende Arbeit hatte daher zum Ziel, ein digitales Funkkanalmodell zu entwickeln,<br />

mit dem WPAN-Funkkanäle anhand von empirischen Kanalaufzeichnungen möglichst realistisch<br />

beschrieben <strong>und</strong> simuliert werden können. Um die dafür notwendigen Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Modelleigenschaften zu identifizieren, wurde ein pragmatischer Ansatz gewählt,<br />

indem mit drei unterschiedlichen WPAN-Funksystemen in zwei industriellen Umgebungen empirische<br />

Kanalaufzeichnungen durchgeführt wurden. Es handelte sich dabei um Funksysteme<br />

der WPAN-Technologien IEEE 802.15.1, IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET.<br />

Da WPAN-Funksysteme generell ihren Datenaustausch in Paketen umsetzen, war es nicht<br />

möglich, lange Ausschnitte aus der kanalrepräsentierenden unendlichen Fehlerfolge aufzunehmen.<br />

Stattdessen konnten nur kurze Ausschnitte einer maximalen Länge von 800 Symbolen<br />

aufgezeichnet werden. Da der statistische Zusammenhang zwischen den in den Ausschnitten<br />

enthaltenen Elementen unbekannt war, wurde entschieden, statistische <strong>Analyse</strong>n der Kanalfehler<br />

ausschließlich paketintern bzw. auf die einzelnen Ausschnitte zu begrenzen. Anstelle der<br />

folgenweisen Behandlung erfolgte die Abspeicherung der Kanalfehler daher in Form von Matrizen.<br />

Als problematisch stellte sich die Berechnung der FKF R ee (ν), AKF R aa (ν) <strong>und</strong> KFAV<br />

128


8.1 Zusammenfassung<br />

Fa c (a) des FAP {A t } heraus, da mit der ausschnittsweisen Kanalfehleraufzeichnung die Erfassungswahrscheinlichkeit<br />

von Fehlerabständen a i mit zunehmender Länge reduziert wird. Um für<br />

dieses Problem Abhilfe zu schaffen, wurden formale Korrekturen an den Berechnungsvorschriften<br />

der o.g. Kanalstatistiken präsentiert. Ferner konnte damit die Anwendbarkeit der Linearen<br />

Regression zur Parameterschätzung erneurender Modelle gewahrt werden.<br />

In den anschließend durchgeführten <strong>Analyse</strong>n wurde festgestellt, dass die aufgezeichneten<br />

WPAN-Funkkanäle größtenteils als gedächtnisbehaftet <strong>und</strong> nicht-erneuernd einzustufen waren.<br />

Mithilfe der bereits wissenschaftlich etablierten, digitalen Modelle nach Gilbert, Gilbert-Elliott,<br />

Fritchman <strong>und</strong> McCullough wurde weiterführend untersucht, ob sich diese bereits zur <strong>Modellierung</strong><br />

der aufgezeichneten Funkkanäle eignen <strong>und</strong> auf die Entwicklung einer neuartigen Modellstruktur<br />

verzichtet werden kann. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht der Fall ist.<br />

Zwar konnten durch Anwendung der Linearen Regression an die korrigierten aKFAVen ˆF a c (a)<br />

für erneuernde Kanalmodelle systematisch <strong>und</strong> mit geringem Aufwand Parametersätze geschätzt<br />

werden, doch zeigte sich, dass die daraus berechneten BFD P(m,40) starke Abweichungen gegenüber<br />

den empirischen Kanalaufzeichnungen aufwiesen. Aufgr<strong>und</strong> zahlreicher Indizien wurde<br />

geschlussfolgert, dass mit großer Wahrscheinlichkeit erneuernde Modelle für die Charakterisierung<br />

der aufgezeichneten WPAN-Funkkanäle ungeeignet sind.<br />

Unter diesen Aspekten wurde untersucht, inwieweit nicht-erneuernde Modelle wie das Gilbert-<br />

Elliott <strong>und</strong> McCullough Modell an deren Stelle eingesetzt werden können. Im Rahmen dieser<br />

<strong>Analyse</strong>n stellte sich heraus, dass die Bestimmung adäquater Parametersätze für diese Modelle<br />

aus den Kanalaufzeichnungen aufgr<strong>und</strong> fehlender Systematik sehr schwierig ist. Auch der<br />

strukturelle Vorteil des MC-Modells durch die Bedingung, dass ein Zustandsübergang nur nach<br />

einem Kanalfehler erfolgen darf, konnte nicht signifikant genutzt werden. Diese Erkenntnis begründet<br />

sich darin, dass die von McCullough vorgeschlagene Vorgehensweise zur Parametrierung<br />

durch die statistische Auswertung von Fehlerabständen erfolgt. Aufgr<strong>und</strong> der paketweisen<br />

Kanalaufzeichnung war es jedoch nicht möglich, lange <strong>und</strong> paketübergreifende Fehlerabstände<br />

zu erfassen, um damit den FAP {A t } des aufgezeichneten Kanals realistisch beschreiben zu können.<br />

Zwar hätten theoretisch Suchverfahren im Parameterraum eines Modells nach erheblichem<br />

Rechenaufwand optimale Parametersätze ermitteln können, jedoch wurde aufgr<strong>und</strong> des hohen<br />

Zeitaufwandes <strong>und</strong> damit beschränkte Anwendbarkeit von einer Applikation dieser abgesehen.<br />

Als wesentliche Erkenntnis dieser Untersuchungen ist anzumerken, dass die Existenz einer systematischen<br />

Vorgehensweise bei der Parameterschätzung, insbesondere bei nicht-erneuernden<br />

Kanalmodellen, genauso wichtig ist wie die strukturelle Fähigkeit eines digitalen Modells die<br />

statistischen Eigenschaften von Kanalfehlern charakterisieren zu können.<br />

Da in der Aufgabenstellung bereits formuliert wurde, dass auch <strong>Leistungsbewertung</strong>en unterstützt<br />

werden sollen, wurde entschieden, ein neues Modell zu entwickeln, das aus einem HMM<br />

zur Kanalfehlerbeschreibung <strong>und</strong> einem HMM zur Charakterisierung des Paketübertragungsverhaltens<br />

besteht. Strukturell eröffnete dies die Möglichkeit, alle auftretenden Paketereignis-<br />

129


8 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

se, beispielsweise das Auftreten von fehlerfreien, fehlerhaften <strong>und</strong> verlorenen Datenpaketen,<br />

mit statistischen Methoden zu beschreiben. Unabhängig davon wurden die Kanalfehler durch<br />

ein weiteres nicht-erneuerndes HMM simuliert. Aufgr<strong>und</strong> dieser Struktur, bestehend aus zwei<br />

HMMen, wurde der begriffliche Zusatz ”hybrid” eingeführt. Als weiterer besonderer Fortschritt<br />

ist die entworfene systematische Vorgehensweise bei der Parameterbestimmung hervorzuheben,<br />

die auf Adouls Zusammenhang zwischen der MFAD fa m (a) <strong>und</strong> der BFD P(m,n) beruht. Darin<br />

wurde ausgenutzt, dass auch Blockfehler b (n)<br />

ij zur indirekten Erfassung der statistischen Abhängigkeit<br />

von Fehlerabständen a i ↔ a i+1 herangezogen werden können. Da diese auch bei einer<br />

ausschnittsweisen Kanalaufzeichnung gut zu erfassen sind, konnten effiziente initiale Parametersätze<br />

λ k0 geschätzt werden. Diese konnten durch zusätzliche Anwendung des BW-Algorithmus<br />

erfolgreich weiter optimiert werden.<br />

Für das paketbeschreibende HMM wurde ebenfalls eine Methode entwickelt, nach der eine<br />

systematische Parameterschätzung realisiert werden konnte. Dazu wurde das HMM in ein<br />

Markov-Modell überführt, indem die Ausgabematrix B p die Form einer Einheitsmatrix zugewiesen<br />

bekam. Infolgedessen konnten die Ausgabematrizen P p durch die Übergangshäufigkeiten<br />

der Paketsymbole geschätzt werden <strong>und</strong> initale Parametersätze λ p0 ermittelt werden. Es stellte<br />

sich jedoch heraus, dass das paketbeschreibende Modell mit diesen initialen Parametersätzen<br />

nicht in der Lage war, die Korrelation der Paketsymbole, insbesondere für Verschiebungen<br />

ν > 3, zu charakterisieren. Auch eine zusätzliche Anwendung des BW-Algorithmuses schaffte<br />

keine Abhilfe. Daher wurde entschieden, den HMM-Charakter wieder herzustellen, indem<br />

die Elemente der Ausgabematrix B p mit dem Wert null den Werte 10 −3 zugewiesen bekamen.<br />

Da es sich bekanntlich bei B p um eine stochastische Matrix handelt, wurden die verbleibenden<br />

Elemente auf den Wert 0,998 reduziert. Die anschließende Anwendung des BW-Algorithmuses<br />

zeigte eine deutliche Verbesserung, indem die aus den nun optimierten Parametersätzen λ px errechneten<br />

PKF R pp (ν) besser mit den empirischen übereinstimmten.<br />

Eine abschließende tabellarische Gegenüberstellung der Kenngrößen Kanalfehler- P e , Paketfehler-<br />

P p <strong>und</strong> Paketverlustwahrscheinlichkeit P l des neuen hybriden Modells mit den arithmetischen<br />

Mittelwerten aus den empirischen Kanalaufzeichnungen bestätigten dessen Qualität.<br />

Außerdem rechtfertigen sie wissenschaftlich die Neuentwicklung des hybriden Kanalmodells.<br />

8.2 Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />

Mit dem hybriden Modell zur <strong>generative</strong>n <strong>Modellierung</strong> von WPAN-Funksystemen wurde nicht<br />

nur ein neues Modell entworfen, sondern auch eine stringente Vorgehensweise zur Ermittlung<br />

qualitativ guter Parametersätze λ entwickelt, die sich im Rahmen dieser Dissertation erfolgreich<br />

behaupten konnte. Prinzipiell besitzt es keine Freiheitsgrade, sodass auch ohne Expertenwissen<br />

eine Parametrierung des Modells einfach durchgeführt werden kann. Trotzdem sei an dieser<br />

Stelle erwähnt, dass es keine Garantie dafür gibt, dass sich alle nach dieser Methode initial<br />

130


8.2 Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />

ermittelten Parametersätze durch die zusätzliche Anwendung des BW-Algorithmus erheblich<br />

optimieren lassen, auch wenn es in dieser Arbeit praktisch der Fall war.<br />

Obwohl das zur empirischen Kanalaufzeichnung entwickelte <strong>Analyse</strong>framework gut funktionierte,<br />

zeigte es Schwächen in der Anwendbarkeit. Insbesondere schränkt die kabelgeb<strong>und</strong>ene<br />

Installation des Rückkanals die Durchführung schneller mobiler Messszenarien aus. Zusätzlich<br />

war die Installation des notwendigen Ethernets mit hohem Aufwand verb<strong>und</strong>en. Daher liegt<br />

die Überlegung nahe, ein ”schlankeres” Evaluationssystem zu entwickeln, das zumindest keinen<br />

kabelbasierenden Rückkanal mehr besitzt. Die Bearbeitung dieser Problemstellung könnte<br />

zukünftig vom Umfang her in einer Diplom- oder Masterarbeit erfolgen.<br />

Des Weiteren sollte in Erwägung gezogen werden, die Auswirkung höherwertiger Modulationsverfahren<br />

auf das Kanalfehlerverhalten gesondert in das Modell einfließen zu lassen. Angeregt<br />

wurde diese Idee durch die mit dem Funksystem Freescale MC 13192-EVB aufgezeichneten<br />

Kanalfehlern, aus denen sich ein Korrelationskoeffizient Kor 1 zwischen benachbarten Kanalfehlern<br />

e i ↔ e i+1 von etwa ≈ 0,5 errechnen ließ. Tritt ein Kanalfehler auf, deutet es im<br />

Mittel darauf hin, dass das nächste Informationsbit mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 50%<br />

ebenfalls fehlerhaft sein wird. Diese Eigenschaft spiegelte sich auch in den Verläufen der empirischen<br />

BFDen P(m,40) wider, insbesondere in den Eigenschaften folgender Werte der BFDen<br />

P(1,40) < P(2,40). Aus diesem Gr<strong>und</strong> liegt die Überlegung nahe, das kanalfehlerbeschreibende<br />

HMM derart strukturell zu modifizieren, dass es die Simulation von Symbolfehlern ermöglicht,<br />

die anschließend durch ein weiteres HMM in die klassischen Kanalfehler transformiert werden.<br />

Eine andere Möglichkeit wäre, dass das kanalfehlerbeschreibende HMM symbolweise Kanalfehler<br />

erzeugt. Im Falle einer achtwertigen Modulation besäße dann ein HMM mit 4 Zuständen<br />

eine Ausgabematrix B k der Dimension 4 × 8. Dann jedoch wäre der Vorteil dieses neuen<br />

hybriden Modells, die stringente Methode zur systematischen Parameterschätzung, wiederum<br />

aufgehoben.<br />

131


Literaturverzeichnis<br />

[1] BELLO, P. A.: Characterization of Randomly Time-Variant Linear Channels. In: IEEE<br />

Transactions on Communication Systems 11 (1963), Dez., S. 360–393<br />

[2] SORGER, U.: Mobile Kommunikation. Institut für Netzwerk- <strong>und</strong> Signaltheorie : Vorlesungsskriptum,<br />

Technische Hochschule Darmstadt, 1997<br />

[3] MITSUMI ELECTRIC CO. LTD.: Product Information: Mitsumi WML-C20 Class 1. 2003<br />

[4] NANOTRON TECHNOLOGIES: nanoNET TRX Transceiver (NA1TR8) Datasheet. Berlin :<br />

Version 2.06, Document ID: NA-03-0111-0239-2.06, Nanotron Technologies, 2005<br />

[5] DIN 19245: PROFIBUS - Process Field Bus. Berlin : Beuth Verlag, 1990<br />

[6] BAGINSKI, Alfredo ; MÜLLER, Martin: INTERBUS-S, Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Praxis. Heidelberg<br />

: Hüthig Buch Verlag, 1998<br />

[7] KRIESEL, Werner ; MADELUNG, Otto W.: AS-Interface - Das Aktuator-Sensor-Interface<br />

für die Automation. München Wien : Carl Hanser Verlag, 1999<br />

[8] FURRER, Frank J.: BITBUS - Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Praxis. Heidelberg : Hüthig Verlag, 1994<br />

[9] HAEHNICHE, Joerg ; RAUCHHAUPT, Lutz: Radio Communication in Automation Systems:<br />

the R-Fieldbus Approach. In: Proceedings of the IEEE Workshop on Factory Communication<br />

Systems (WFCS 2000), 2000, S. 319–326<br />

[10] ALLIANCE, ZigBee: NWK-Network-Specification. Document 02130r5, Draft Version 0.8<br />

: ZigBee Alliance, 2003<br />

[11] PROFIBUS WORKING GROUP 5: PROFIsafe - Profile for Safety Technology on PRO-<br />

FIBUS DP and PROFINET IO. In: Document Identification: TC3-05-0001, File Name:<br />

PROFIsafe_3.192_dV2x4_June05.doc (2005), Jun.<br />

[12] SCHIFFER, Viktor ; VANDESTEEG, Kerry W. ; VASKO, David A. ; LENNER, Joseph A.:<br />

Introduction to DeviceNet Safety. In: Proceedings of the IEEE Workshop on Factory Communication<br />

Systems (2000), Sept., S. 293–300<br />

[13] IEC 61508: Funktionale Sicherheit sicherheitsbezogener elektrischer / elektronischer /<br />

programmierbarer elektronischer Systeme. Berlin : Beuth Verlag, 2002<br />

[14] DIN EN 945-1: Sicherheit von Maschinen - Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen -<br />

Teil 1: Allgemeine Gestaltungsleitsätze. Berlin : Beuth Verlag, 1996<br />

[15] WILLIG, Andreas: Polling-based MAC Protocols for Improving Realtime Performance in<br />

a Wireless PROFIBUS. In: IEEE Transactions on Industrial Electronics 50 (2003), Aug.,<br />

Nr. 4, S. 806–817<br />

132


Literaturverzeichnis<br />

[16] WILLIG, Andreas ; WOLISZ, Adam: Ring stability of the PROFIBUS token passing protocol<br />

over error prone links. In: IEEE Transactions on Industrial Electronics 48 (2001),<br />

Okt., Nr. 5, S. 1025–1033<br />

[17] WILLIG, Andreas ; KUBISCH, Martin ; HOENE, Christian ; WOLISZ, Adam: Measurements<br />

of a Wireless Link in an Industrial Environment using an IEEE 802.11-compliant<br />

Physical Layer. In: IEEE Transactions on Industrial Electronics 49 (2002), Okt., Nr. 6, S.<br />

1265–1282<br />

[18] WILLIG, Andreas: Investigations on MAC and Link Layer for a wireless PROFIBUS over<br />

IEEE 802.11, Technische Universität Berlin, Diss., 2002<br />

[19] GILBERT, E. N.: Capacity of a Burst-Noise Channel. In: The Bell System Technical Journal<br />

39 (1960), Sept., S. 1253–1265<br />

[20] ELLIOTT, E. O.: Estimates of Error Rates for Codes on Burst-Noise Channels. In: The<br />

Bell System Technical Journal 42 (1963), Sept., S. 1977–1997<br />

[21] FRITCHMAN, B. D.: A Binary Channel Characterization Using Partitioned Markov Chains.<br />

In: IEEE Transactions on Information Theory 13 (1967), Apr., Nr. 2, S. 221–227<br />

[22] MCCULLOUGH, Richard H.: The Binary Re<strong>generative</strong> Channel. In: The Bell System<br />

Technical Journal 47 (1968), Okt., S. 1713–1735<br />

[23] KANAL, Laveen N. ; SASTRY, A. R. K.: Models for Channels with Memory and Their<br />

Application to Error Control. In: Proceedings of the IEEE 66 (1978), Jul., Nr. 7, S. 724–<br />

744<br />

[24] ADOUL, Jean-Pierre A.: Error Intervals and Cluster Density in Channel Modeling. In:<br />

IEEE Transactions on Information Theory 20 (1974), Jan., S. 125–129<br />

[25] BAUM, L.E.;PETRIE, T.;SOULES, G.;WEISS, N.: A Maximization Technique Occurring<br />

in the Statistical Analysis of Probabilistic Functions of Markov Chains. In: Annals of<br />

Math. Statistics 41 (1970), Nr. 1, S. 164–171<br />

[26] BAUM, L. E.: Hidden Markov Models and the Baum-Welch Algorithm. In: IEEE Information<br />

Theory Society Newsletter 53 (2003), Nr. 4, S. 1, 10–13<br />

[27] BLUETOOTH SPECIAL INTERESTED GROUP - SIG: Specification of the Bluetooth System,<br />

Version 2.0 + EDR. Bluetooth Special Interested Group, 2004<br />

[28] IEEE SOCIETY -WORKING GROUP 802: Part 15.4: Wireless Medium Access Control<br />

(MAC) and Physical Layer (PHY) Specification for Low-Rate Wireless Personal Area Networks<br />

(LR-WPANs). IEEE Society, 2003<br />

[29] NANOTRON TECHNOLOGIES: nanoNET System Specifications PHY / MAC. Berlin : Version<br />

1.03, Document ID: NA-03-0101-230-1.03, Nanotron Technologies, 2004<br />

[30] BLUETOOTH SPECIAL INTERESTED GROUP - SIG: Specification of the Bluetooth System,<br />

Core, Version 1.1. Bluetooth Special Interested Group, 2001<br />

[31] BLUETOOTH SPECIAL INTERESTED GROUP - SIG: Specification of the Bluetooth System,<br />

Profiles, Version 1.1. Bluetooth Special Interested Group, 2001<br />

133


Literaturverzeichnis<br />

[32] BLUETOOTH SPECIAL INTERESTED GROUP - SIG: Specification of the Bluetooth System,<br />

Core, Version 1.2. Bluetooth Special Interested Group, 2003<br />

[33] HAARTSEN, Jaap C.: The Bluetooth Radio System. In: IEEE Personal Communications<br />

Magazine 7 (2000), Feb., Nr. 1, S. 28–36<br />

[34] WOLLERT, Jörg F.: Das Bluetooth Handbuch. Poing : Franzis Verlag, 2001<br />

[35] CALLAWAY, Ed;GORDAY, Paul ; HESTER, Lance ; GUTIERREZ, Jose A. ; NAEVE, Marco<br />

; HEILE, Bob ; BAHL, Venkat: Home Networking with IEEE 802.15.4: A Developing<br />

Standard for Low-Rate Wireless Personal Area Networks. In: IEEE Communications Magazine<br />

40 (2002), Aug., S. 70–77<br />

[36] NANOTRON TECHNOLOGIES: nanoNET - Chirp-based Wireless Networks. Berlin : Version<br />

1.02, Document ID: NA-04-0000-0298-1.02, Nanotron Technologies, 2004<br />

[37] BERNI, Albert J. ; GREGG, William D.: On the Utility of Chirp Modulation for Digital<br />

Signaling. In: IEEE Transactions on Communications 21 (1973), Jun., Nr. 6, S. 748–751<br />

[38] HENGSTLER, Stephan ; KASILINGAM, Dayalan P. ; COSTA, Antonio H.: A Novel Chirp<br />

Modulation Spread Spectrum Technique for Multiple Access. In: Proc. of the IEEE International<br />

Symposium on Spread Spectrum Techniques and Applications 1 (2002), Sept., S.<br />

73–77<br />

[39] GOTT, G.F. ; NEWSOME, J.P.: H.F. data transmission using chrip signals. In: Proceedings<br />

of the IEE 118 (1971), Sep., Nr. 9, S. 1162–1166<br />

[40] SCHRADER, Dirk ; LAMPE, John: CSS Technology White Paper. IEEE P802.15-15-03-<br />

0313-00-0040 : IEEE P802.15 Working Group for Personal Area Networks (WPANs),<br />

2003<br />

[41] LAMPE, John ; HACH,R.;MENZER, L.: Chirp Spread Spectrum (CSS) PHY Presentation<br />

for 802.15.4a. IEEE-15-05-0002-00-004a : IEEE P802.15 Working Group for Personal<br />

Area Networks (WPANs), 2005<br />

[42] RAPPAPORT, Theodore S.: Wireless Communications - Principles and Practice. Upper<br />

Saddle River, NJ 07458 : Prentice Hall PTR, 2002<br />

[43] HASHEMI, H.: The Indoor Radio Propagation Channel. In: IEEE Transactions on Communications<br />

81 (1993), Mai, Nr. 7, S. 943–968<br />

[44] RAPPAPORT, Theodore S. ; MCGILLEM, Clare D.: UHF Fading in Factories. In: IEEE<br />

Journal on Selected Areas in Communication 7 (1989), Jan., Nr. 1, S. 40–48<br />

[45] RAPPAPORT, Theodore S.: Indoor Radio Communications for Factories of the Future. In:<br />

IEEE Communication Magazine 27 (1989), Mai, S. 15–24<br />

[46] PÄTZOLD, M.: Mobilfunkkanäle. Wiesbaden : Vieweg Verlag, 1999<br />

[47] ZWICK, Thomas: Die <strong>Modellierung</strong> von richtungsaufgelösten Mehrwegegebäudefunkkanälen<br />

durch markierte Poisson-Prozesse, Universität Karlsruhe, Diss., 1999<br />

134


Literaturverzeichnis<br />

[48] EDLICH, Thomas: Funkkanalcharakterisierung zur Breitbandkommunikation innerhalb<br />

von Fahrzeugen, Universität Kassel, Diplomarbeit, 2006<br />

[49] RAPPAPORT, Theodore S.: Characterization of UHF Multipath Radio Channels in Factory<br />

Buildings. In: IEEE Transactions on Antennas and Propagation 37 (1989), Aug., Nr. 8, S.<br />

1058–1069<br />

[50] HÄHNICHE, Jörg: Funkgestützte Kommunikation in der Automatisierungstechnik - ein<br />

Überblick der Technologien. In: Automatisierungstechnische Praxis - ATP 43 (2001),<br />

Jun., Nr. 6, S. 22–27<br />

[51] HÖING, Michael ; HELMIG, Kai ; MEIER, Uwe: Untersuchungen zur Störfestigkeit <strong>und</strong><br />

Übertragungssicherheit der Bluetooth-Technologie am Beispiel eines industriellen Sensor-<br />

Aktor-Systems. In: VDI Fortschritt-Berichte Bd. 10, Nr. 772, 2006, S. 155–164<br />

[52] BITÓ, János: <strong>Digitale</strong> Mobilfunk-Kanalmodelle unter besonderer Berücksichtigung von<br />

adaptiven digitalen Modellen. Dissertation, Technische Universität Berlin, 1996<br />

[53] HUBER, Johannes: Codierung für gedächtnisbehaftete Kanäle. Dissertation, Hochschule<br />

der B<strong>und</strong>eswehr München, 1982<br />

[54] FELLER, W.:An Introduction to Probability Theory and Its Application. Bd. 1. New York<br />

: John Wiley & Sons, 1962<br />

[55] HADDAD, A.H.;TSAI, S.;GOLDBERG, B.;RANIERI, G. C.: Markov GAP Models for<br />

Real Communication Channels. In: IEEE Transactions on Communications 23 (1975),<br />

Nov., S. 1189–1197<br />

[56] LUTZ, Erich ; CYGAN, Daniel ; DIPPOLD, Michael ; DOLAINSKY, Frank: Der landmobile<br />

Satellitenkommunikationskanal- Meßtechnische Erfassung <strong>und</strong> Modellbildung. In: DLR<br />

Nachrichten (1989), Jun., Nr. 57, S. 38–44<br />

[57] ELLIOTT, E. O.: A Model of the Switched Telephone Network for Data Communications.<br />

In: The Bell System Technical Journal 44 (1965), Jan., S. 89–109<br />

[58] SCHIRA, Josef: Statistische Methoden der VWL <strong>und</strong> BWL. München : Pearson Studium,<br />

2003<br />

[59] TOWNSEND,R.L.;WATTS, R. N.: Effectiveness of Error Control in Data Communication<br />

over the Switched Telephone Network. In: The Bell System Technical Journal 43 (1964),<br />

S. 2611–2638<br />

[60] OSMANN, Claudia: Bewertung von Codierverfahren für einen störungssicheren Datentransfer.<br />

Dissertation, Gerhard-Mercator Universität Duisburg, 1999<br />

[61] ROHLING, Hermann: Stochastische Prozesse. Vorlesungsskriptum, Technische Universität<br />

Hamburg-Harburg, 2005<br />

[62] SWOBODA, Joachim: Ein statistisches Modell für die Fehler bei binärer Datenübertragung<br />

auf Fernsprechkanälen. In: Archiv für Elektronik <strong>und</strong> Übertragungstechnik 23 (1969), Nr.<br />

6, S. 313–322<br />

135


Literaturverzeichnis<br />

[63] TSAI, Stephen: Markov Characterization of the HF Channel. In: IEEE Transactions on<br />

Communications 17 (1972), Jun., S. 24–32<br />

[64] TSAI, Stephen ; SCHMIED, Paul S.: Interleaving and Error-Burst Distribution. In: IEEE<br />

Transactions on Communications 20 (1972), Jun., S. 291–296<br />

[65] SLACK, Jeffrey S.: Finite State Markov Models for Error Bursts on the Land Mobile<br />

Satellite Channel, Brigham Young University, Master Arbeit, 1996<br />

[66] STUHLMÜLLER, Klaus ; FÄRBER, Niko ; LINK, Michael ; GIROD, Bernd: Analysis of<br />

Video Transmission over Lossy Channels. In: IEEE Journal on Selected Areas in Communications<br />

18 (2000), Jun., Nr. 6, S. 1012–1032<br />

[67] RABINER, L. R.: A Tutorial on Hidden Markov Models. In: Proceedings of the IEEE 77<br />

(1989), Feb., Nr. 2, S. 257–286<br />

[68] VEDRAL, Andreas ; WOLLERT, Jörg: Analysis of Error and Time Behavior of the IEEE<br />

802.15.4 PHY-Layer in an Industrial Environment. In: Proceedings of the IEEE Workshop<br />

on Factory Communication Systems (WFCS 2006), 2006, S. 119–124<br />

[69] VEDRAL, Andreas ; WOLLERT, Jörg ; BUDA, Aurel ; ALTROCK, Robin: The Capability<br />

of Bluetooth for Real-Time Transmission in Automation. In: Proceedings of the IASTED<br />

Network and Communication Systems (NCS 2006), 2006, S. 168–175<br />

[70] BREVI, D.;MAZZOCHI, D.;SCOPINO, R;BONIVENTO, A.;CALCAGNO, R.;RUSINÀ,<br />

F.: A Methodology for the Analysis of 802.11a Links in Industrial Environments. In:<br />

Proceedings of the IEEE Workshop on Factory Communication Systems (WFCS 2006),<br />

2006, S. 165–174<br />

[71] BITÓ, János ; OHM, J.-R. ; NOLL, P.: A Simple Model for the Loss Process in the Cell<br />

Stream of Variable Bit Rate Video Sources. In: VISICOM ’93, 5. International Workshop<br />

on Packet Video, 1993<br />

[72] JUANG, B.-H. ; RABINER, L. R.: The Segmented K-Means Algorithm for Estimating<br />

Parameters of Hidden Markov Models. In: IEEE Transaction on Acoustics, Speech, and<br />

Signal Processing 38 (1990), Sept., Nr. 9, S. 1639–1641<br />

[73] CHOUINARD, Jean-Yves ; LECOURS, Michel ; DELISLE, Gilles Y.: Estimation of Gilbert’s<br />

and Fritchman’s Models Parameters Using the Gradient Method of Digital Mobile Radio<br />

Channels. In: Bell 37 (1988), Aug., S. 158–166<br />

[74] MURPHY, Kevin. Hidden Markov Model (HMM) Toolbox for Matlab. http://www.<br />

cs.ubc.ca/~murphyk/Software/HMM/hmm.html. 2005<br />

[75] OSTENDORF, M.;DIGALAKIS, V.;KIMBALL, O.: From HMMs to Segment Models: A<br />

Unified View of Stochastic Modeling for Speech Recognition. In: IEEE Transactions on<br />

Speech and Audio Processing 4 (1996), Sept., Nr. 5, S. 360–378<br />

[76] AKBAR, Ishan A.: Markov Modeling of Third Generation Wireless Channels, Virginia<br />

Polytechnic Institute and State University, Masterarbeit, 2003<br />

136


Literaturverzeichnis<br />

[77] ALTROCK, Robin ; BUDA, Aurel: Entwicklung einer <strong>Analyse</strong>umgebung auf Basis des<br />

Gilbert-Elliott Modells zur Schätzung der Restfehlerrate von Funksystemen im industriellen<br />

Umfeld, Fachhochschule Bochum, Diplomarbeit, 2006<br />

[78] WILLIG, Andreas ; KUBISCH, Martin ; WOLISZ, Adam: Results of Bit Error Rate Measurements<br />

with an IEEE 802.11 compliant PHY / Technische Universität Berlin. 2000 (<br />

TKN-00-008). – Forschungsbericht<br />

[79] CYGAN, Daniel ; DIPPOLD, Michael ; FINKENZELLER, Johann: Kanalmodelle für die<br />

satellitengestützte Kommunikation landmobiler Teilnehmer. In: Archiv für Elektronik <strong>und</strong><br />

Übertragungstechnik 42 (1988), Nov., Nr. 6, S. 329–339<br />

[80] LUTZ, Erich ; CYGAN, Daniel ; DIPPOLD, Michael ; DOLAINSKY, Frank ; PAPKE, Wolfgang:<br />

The Land Mobile Satellite Communication Channel - Recording, Statistics and<br />

Channel Model. In: IEEE Transactions on Vehicular Technology 40 (1991), Mai, Nr.<br />

2, S. 375–386<br />

[81] HASSAN, Mohamed ; KRUNZ, Marwan M. ; MATTA, Ibrahim: Markov-Based Channel<br />

Characterization for Tractable Performance Analysis in Wireless Packet Networks. In:<br />

IEEE Transactions on Wireless Communications 3 (2004), May, Nr. 3, S. 821–831<br />

[82] VUCETIC, Branka: An Adaptive Coding Scheme for Time-Varying Channels. In: IEEE<br />

Transactions on Communications 39 (1991), May, Nr. 5, S. 653–663<br />

[83] TURIN, William ; VAN NOBELEN, Robert: Hidden Markov Modeling of Flat Fading Channels.<br />

In: IEEE Journal on Selected Areas in Communications 16 (1998), Dec., Nr. 9, S.<br />

1809–1817<br />

[84] CAMBRIDGE SILICON RADIO LIMITED: BlueCore 2 External, Single Chip Bluetooth<br />

System, Production Information Data Sheet for BC2120015 (USB and UART version). Document<br />

Number: BC21015-ds-001Pi, 2004<br />

[85] FREESCALE SEMICONDUCTOR: MC 13192/MC 13193 - 2.4 GHz Low Power Transceiver<br />

for the IEEE 802.15.4 Standard - Reference Manual. Document Number: MC13192RM,<br />

Rev: 1.3, 2005<br />

[86] FREESCALE SEMICONDUCTOR: MC 13192 Evaluation Board - Reference Manual. Document<br />

Number: MC13192EVBRM Rev:1.0, 2004<br />

[87] FREESCALE SEMICONDUCTOR: Simple Media Access Controller (SMAC) - User Guide.<br />

Document Number: SMACRM Rev:1.2, 2005<br />

[88] PANASONIC ELECTRONIC DEVICES EUROPE: Evaluierungsboard PAN 5460. Document<br />

Number: DS-Eval5460-2400 Rev. D, 2005<br />

137


A WPAN-Funksysteme zur empirischen <strong>Analyse</strong> digitaler<br />

Funkkanäle<br />

Im vorliegenden Abschnitt A des Anhangs werden drei WPAN-Funksysteme vorgestellt, mit<br />

denen digitale Funkkanäle unter industriellen Ausbreitungsbedingungen untersucht wurden. Als<br />

Repräsentanten der WPAN-Funktechnologien IEEE 802.15.1, IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET<br />

wurden die Funksysteme/-module Mitsumi WML-C20, Freescale MC 13192-EVB <strong>und</strong> Panasonic<br />

PAN 5460 ausgewählt. Um eine Vergleichbarkeit der Funksystemeigenschaften auch untereinander<br />

gewährleisten zu können, wurde versucht, weitestgehend gleiche experimentelle Bedingungen<br />

zu schaffen. Einerseits zählte dazu die Verwendung gleicher Sende- <strong>und</strong> Empfangsantennen<br />

mit annähernd isotropen Abstrahlcharakter, um den Einfluss von Antennengewinnen<br />

bzw. -verlusten zu kompensieren. Andererseits wurde die Sendeleistung der Funksysteme einheitlich<br />

auf den Wert 0 dBm (1 mW) eingestellt. Die exakte Adjustierung der Sendeleistung<br />

wurde messtechnisch mit einem Power Meter HP 438 A überprüft.<br />

A.1 IEEE 802.15.1 – Mitsumi WML-C20<br />

Die WPAN-Funktechnologie IEEE 802.15.1 wurde durch das Funkmodul Mitsumi WML-C20<br />

[3] repräsentiert. Im Funkmodul befindet sich der IEEE 802.15.1 konforme Transceiver BlueCore<br />

2 [84] von Cambrigde Silicon Radio (CSR). Die Integration des Mitsumi WML-C20 in das<br />

<strong>Analyse</strong>framework erfolgte durch den direkten Anschluss an die Funkadapter über die HCI-H4<br />

Schnittstelle. Aufgr<strong>und</strong> der maximalen Sendeleistung von etwa 15 dBm ist das Mitsumi WML-<br />

C20 der Leistungsklasse 1 einzuordnen <strong>und</strong> verfügt über eine adaptive Regelung der Sendeleistung.<br />

Dafür besitzt der BlueCore 2 eine indizierte Leistungstabelle, in der mehrere 8 Bit Werte<br />

”Int” für seinen internen Leistungsverstärker eingetragen sind. Wird zwischen zwei kommunizierenden<br />

Funksystemen vereinbart die Sendeleistung zu erhöhen oder zu vermindern, so wird<br />

der aktuelle Index dieser Leistungstabelle in-, bzw. dekrementiert <strong>und</strong> infolgedessen die Sendeleistung<br />

verändert.<br />

Zur Deaktivierung der Sendeleistungsregelung wurden alle Einträge der Leistungstabelle auf<br />

eine Sendeleistung auf 0 dBm eingestellt. Um den dafür notwendigen Wert Int zu ermitteln,<br />

wurde auf die Anwendung BlueTest (siehe Abbildung A.2) aus der BlueSuite von CSR zurückgegriffen,<br />

um den Zusammenhang zwischen dem Wert Int <strong>und</strong> der effektiven Sendeleistung<br />

direkt am SMA-Anschluss des Mitumi WML-C20 zu messen. Die Anwendung BlueTest er-<br />

138


A WPAN-Funksysteme zur empirischen <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

Abbildung A.1. Das CSR Casira Entwicklungsboard mit dem Mitsumi WML-C20 Bluetooth<br />

Modul.<br />

laubt über eine grafische Benutzeroberfläche die Aktivierung von IEEE 802.15.1 konformen<br />

RF-Testmodi in einem BlueCore Transceiver.<br />

Für die Messung der Sendeleistung wurde das Mitsumi WML-C 20 mit BlueTest derart konfiguriert,<br />

dass es DH-5 Datenpakete mit maximaler Nutzdatenlänge von 339 Byte <strong>und</strong> minimalen<br />

zeitlichen Abstand versendet. Der Duty-Cycle betrug weniger als 0,5 %. Es konnte somit<br />

ein quasi kontinuierlicher Sendeprozess nachgeahmt werden. Die Nutzdaten wurden entsprechend<br />

der Pseudo Random Bit Sequence 9 (PRBS 9) erzeugt <strong>und</strong> in die Nutzdatenfelder der<br />

DH-5 Datenpakete eingebettet. Während der messtechnischen <strong>Analyse</strong> der Sendeleistung wurde<br />

schrittweise Int inkrementiert. Den dabei gemessen Verlauf der Sendeleistung als Funktion<br />

des Registerwertes Int stellt die Abbildung A.3 dar.<br />

Es wurde ein ansteigender Verlauf der Sendeleistung bis zu Int = 60 gemessen, der bis zu<br />

einem Wert von 70 konstant blieb. Danach fiel die Sendeleistung wieder stark ab. Demnach<br />

scheint der dynamische Einstellbereich bei Int = {0,...,60} zu liegen. Des Weiteren wurde<br />

festgestellt, dass anstelle der im Datenblatt [3] angegebenen maximalen Sendeleistung in Höhe<br />

von 20 dBm (vgl. auch Tabelle A.1), diese nur 15,8 dBm betrug. Für die in dieser Arbeit einzustellende<br />

Sendeleistung von 0 dBm konnte ein Wert von Int = 9 ermittelt werden. Weitere<br />

technische Daten über das Mitsumi WML-C20 können der nachfolgenden Tabelle A.1 entnommen<br />

werden.<br />

139


A WPAN-Funksysteme zur empirischen <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

Abbildung A.2. Die Anwendung BlueTest zur <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Adjustierung der effektiven Sendeleistung<br />

auf 0 dBm bei dem Mitsumi WML-C20.<br />

20<br />

<strong>Analyse</strong> der Sendeleistung Mitsumi WML C-20<br />

Sendeleistung (dBm) am Antennenanschluss<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

−5<br />

−10<br />

−15<br />

−20<br />

X= 9<br />

Y= −0.1<br />

X= 60<br />

Y= 15.6<br />

−25<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Registerwert INT<br />

Abbildung A.3. Der gemessene Verlauf der effektiven Sendeleistung am Antennenanschluss als<br />

Funktion des Registerwertes Int.<br />

140


A WPAN-Funksysteme zur empirischen <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

Tabelle A.1. Weitere technische Daten über das Mitsumi WML-C20 aus dessen Datenblatt [3].<br />

Mitsumi WML-C20<br />

↓ Eigenschaft<br />

Frequenzbereich ISM 2,45 GHz<br />

Design<br />

HCI/RFCOMM Modul<br />

Chipsatz<br />

BlueCore 2 external<br />

Max. Sendeleistung 20 dBm (Class 1)<br />

Architektur<br />

Single/Two-Chip<br />

BT Qualifizierung V 1.2<br />

Versorgungspannung 3.3 V<br />

Firmware Version Rev. 0x490 (HCI 18.1)<br />

A.2 IEEE 802.15.4 – Freescale MC 13192-EVB<br />

Als WPAN-Funktechnologie IEEE 802.15.4 konformer Transceiver wurde der Freescale MC<br />

13192 [85] eingesetzt, der ausschließlich den 2,4 GHz Frequenzbereich unterstützt. Dieser ist<br />

Bestandteil des Entwicklungsboards Freescale MC 13192-EVB [86] (siehe Abbildung A.4),<br />

welches über eine RS-232 verfügt <strong>und</strong> daher einfach in das <strong>Analyse</strong>framework integriert werden<br />

konnte. Die effektive Sendeleistung des Entwicklungsboards MC 13192-EVB kann von -27<br />

dBm bis auf maximal +4 dBm in der Firmware eingestellt werden. Die Empfindlichkeit des<br />

Empfängers ist laut Datenblatt [86] mit -92 dBm bei einer Paketfehlerrate von < 10 −2 angegeben.<br />

Abbildung A.4. Das Freescale MC 13192-EVB Entwicklungsboard.<br />

Für die Bearbeitung von Primitiven der Protokollschichten, die über der Physikalischen<br />

Schicht angeordnet sind, ist zusätzlich ein 8-Bit Mikrocontroller vom Typ Freescale MC 908HCS08<br />

141


A WPAN-Funksysteme zur empirischen <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

GT60 der Familie HCS08 auf dem MC 13192-EVB vorhanden. Dieser verfügt über 60 kByte<br />

Flash- <strong>und</strong> 4 kByte RAM-Speicher. Neben einem ZigBee-konformen Protokollstack vom Hersteller<br />

Figure8, ist es möglich für Evaluationen <strong>und</strong> kleinere Anwendungen die leichtgewichtige<br />

Simple MAC (SMAC) [87] von Freescale als alternativen Protokollstack zu verwenden.<br />

Die SMAC unterstützt gr<strong>und</strong>legende Funktionen <strong>und</strong> Primitiven der Physikalischen Schicht, die<br />

teilweise konform zu der IEEE 802.15.4 Spezifikation sind, sodass die Übertragung von IEEE<br />

802.15.4 PHY-Datenpaketen damit realisiert werden konnte. Zusätzlich ist es möglich über die<br />

Softwarebibliotheken der SMAC auf den Link Quality Indicator (LQI) Wert zuzugreifen, der die<br />

Empfangssignalleistung der ersten Symbole eines Datenpakets angibt. Der LQI-Wert wird für<br />

jedes empfangene Datenpaket exakt über eine Dauer von 64 µs während des Empfangs der Präambel<br />

(entspricht der halben Präambellänge) gemessen [87]. Um den Einfluss von Bauteil- <strong>und</strong><br />

Fertigungstoleranzen bei der Messung der Empfangsleistung kompensieren zu können, verfügt<br />

der MC 13192 über ein Kalibrierungsregister (Register 04[7-0] - CCA_Thresh) zur Berechnung<br />

des LQI-Wertes. Referenzmessungen ergaben einen Wert für CCA_Thresh von 0xA2.<br />

Die damit erreichbare Messgenauigkeit betrug ± 0,5 dBm.<br />

Für die Messung <strong>und</strong> Einstellung der effektiven Sendeleistung beim Freescale MC 13192-<br />

EVB war keine zusätzliche Konfigurationssoftware erforderlich. Stattdessen stellt die SMAC-<br />

Bibiothek [87] entsprechende Bibliotheksfunktionen zur Verfügung mit denen das MC 13192-<br />

EVB derart eingestellt werden kann, dass es kontinuierlich PRBS-9 Sequenzen sendet. Die Einstellung<br />

der Sendeleistung wiederum erfolgte über das Register 12[7:6:5:4] - PA_Lvl (vgl.<br />

[85]). Die dabei gemessenen effektiven Sendeleistungen in Abhängigkeit von den Registerwerten<br />

stellt die Abbildung A.5 dar.<br />

142


A WPAN-Funksysteme zur empirischen <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

5<br />

<strong>Analyse</strong> der Sendeleistung Freescale MC 13192<br />

Sendeleistung (dBm) am Antennenanschluss<br />

0<br />

−5<br />

−10<br />

−15<br />

−20<br />

X: 14<br />

Y: 0.1<br />

−25<br />

0 5 10 15<br />

Registerwert 12[7 : 6 : 5 : 4]<br />

Abbildung A.5. Der gemessene Verlauf der effektiven Sendeleistung am Antennenanschluss als<br />

Funktion des Registerwertes 12[7:6:5:4].<br />

Der gesuchte Wert des Registers 12[7:6:5:4] für eine effektive Sendeleistung von etwa 0 dBm<br />

konnte messtechnisch zu 14 ermittelt werden.<br />

A.3 nanoNET - Panasonic PAN 5460<br />

Für die Evaluierung von nanoNET-basierenden, digitalen Funkkanälen, wurde das Entwicklungsboard<br />

Panasonic PAN 5460 (siehe Abbildung A.6) verwendet. Als Transceiver enthält das<br />

PAN 5460 Modul den TRX-Transceiver (NA1TR8) [4] von Nanotron Technologies. Das PAN<br />

5460 verfügt ebenfalls über einen Mikrocontroller vom Typ Freescale MC 908HCS08 GT60<br />

zur Bearbeitung zusätzlicher Protokollprimitven, der über das SPI mit dem TRX-Transceiver<br />

verb<strong>und</strong>en ist. Externen Anwendungen stellt das Panasonic PAN 5460 zur Kommunikation eine<br />

serielle RS-232 Verbindung zur Verfügung.<br />

143


A WPAN-Funksysteme zur empirischen <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

Abbildung A.6. Das Panasonic PAN 5460 Entwicklungsboard.<br />

Die Sendeleistung des PAN 5460 kann prinzipiell im Bereich von -32,9 dBm bis + 7 dBm in<br />

19 Leistungsstufen eingestellt werden. Die Empfängerempfindlichkeit wird im Datenblatt [88]<br />

mit -92 dBm bei einer mittleren Kanalfehlerrate von 10 −3 angegeben. Zur Messung der Sendeleistung<br />

wurde das von Panasonic auf dem PAN 5460 vorinstallierte Testprogramm verwendet.<br />

Mit Hilfe eines Terminalprogramms (z.B. Minicom) ist es möglich, das PAN 5460 derart zu<br />

konfigurieren, dass es kontinuierliche Chirp-Signale aussendet. Eine aktive Einstellung der Sendeleistung<br />

wurde jedoch nicht unterstützt, sodass Firmwareänderungen auf dem Mikrocontroller<br />

MC 908HCS08 GT60 durchgeführt werden mussten. Im Rahmen der anschließend durchgeführten<br />

Messungen, konnte eine gute Übereinstimmung zwischen den Datenblattangaben [88] <strong>und</strong><br />

den tatsächlich gemessenen, effektiven Sendeleistungen festgestellt werden. Die messtechnische<br />

Genauigkeit betrug ≈±0,5 dB. Die nachfolgende Abbildung A.7 zeigt den Verlauf der Sendeleistung<br />

am SMA-Antennenanschluss des Panasonic PAN 5460 als Funktion der eingestellten<br />

Leistungsstufe. Die maximal einstellbare Sendeleistung betrug dabei 6,2 dBm. Dies entsprach<br />

der Leistungsstufe 18. Für die in dieser Arbeit durchgeführten Kanalaufzeichnungen wurde die<br />

Leistungsstufe 11 gewählt; das entsprach in etwa der gesuchten, effektiven Sendeleistung von 0<br />

dBm.<br />

144


A WPAN-Funksysteme zur empirischen <strong>Analyse</strong> digitaler Funkkanäle<br />

10<br />

<strong>Analyse</strong> der Sendeleistung Panasonic PAN 5460<br />

Sendeleistung (dBm) am Antennenanschluss<br />

5<br />

0<br />

−5<br />

−10<br />

−15<br />

−20<br />

−25<br />

−30<br />

X: 11<br />

Y: −0.1<br />

X: 18<br />

Y: 6.2<br />

−35<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18<br />

Leistungsstufe<br />

Abbildung A.7. Der gemessene Verlauf der effektiven Sendeleistung am Antennenanschluss als<br />

Funktion der einstellbaren Leistungsstufen.<br />

Weitere technische Daten über den TRX-Transceiver (NA1TR8) aus dessen Datenblatt [4]<br />

können der Tabelle A.2 entnommen werden.<br />

Tabelle A.2. Weitere technische Daten über den TRX-Transceiver (NA1TR8) aus dessen Datenblatt<br />

[4].<br />

↓ Eigenschaft<br />

TRX-Transceiver (NA1TR8)<br />

Frequenzband<br />

ISM 2,44175 GHz<br />

Bandbreite<br />

eff. 64 MHz<br />

Prozessgewinn<br />

17 dB<br />

Eingangsempfindlichkeit -90 dBm@BER= 10 −3<br />

RSSI Empfindlichkeit -100 dBm<br />

Max. Sendeleistung +10 dBm<br />

Reichweite (Gebäude) 60 m<br />

Reichweite (Freifeld) 700 m<br />

Datenrate<br />

bis zu 2 Mbit<br />

s<br />

Versorgungsspannung 2,38 V - 3,6 V (unreguliert)<br />

Max. Stromaufnahme TX = 70 mA, RX = 33 mA<br />

Standby Stromaufnahme geringer als 1µA typ.<br />

Temperaturbereich -40 °C to 85 °C<br />

145


B Beschreibung der industriellen Umgebungen<br />

Nach dem die WPAN-Funksysteme im voherigen Abschnitt vorgestellt wurden, folgt nun im<br />

Abschnitt B des Anhangs die Beschreibung der industriellen Umgebungen in denen die digitalen<br />

Funkkanäle aufgezeichnet wurden. Dabei handelte es sich um ein Hochregallager <strong>und</strong> eine<br />

klassische Maschinenhalle, erbaut in den achtziger Jahren.<br />

B.1 Hochregallager<br />

Industrielle Umgebungen stellen für Funksysteme aufgr<strong>und</strong> des häufig starken Einflusses der<br />

Mehrwegeausbreitung <strong>und</strong> diverser Bewegungen im Ausbreitungsumfeld besondere Herausforderungen<br />

dar. Um beurteilen zu können in wieweit Funksysteme auch unter diesen schwierigen<br />

Bedingungen zuverlässig funktionieren, sind entsprechende Studien unerlässlich. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wurde Wert darauf gelegt, dass die Kanalaufzeichnungen unter realen industriellen Bedingungen<br />

durchgeführt wurden. Als erstes Messumfeld wurde daher ein Hochregallager (siehe<br />

Abbildung B.1) vom Hersteller Daifuku ausgewählt, das im Jahre 2000 an der Fachhochschule<br />

Bochum aufgebaut wurde.<br />

Das Hochregallager besteht aus zwei Regalreihen mit je 12 Spalten á 6 Etagen. Die Abmaße<br />

des Regallagers betragen 10 m in der Länge, 6 m in der Breite <strong>und</strong> 5 m in der Höhe. In<br />

139 Lagerfächern werden Kisten mit den Abmessungen 50 cm x 50 cm eingelagert. Zwischen<br />

den beiden Regalreihen befindet sich eine Regalgasse in der sich ein Bediengerät bewegt, das<br />

in der Lage ist, alle möglichen Lagerfächer anzufahren. Durch die Montage des empfangenden<br />

Funksystems auf dem Regalbediengerät konnten sowohl stationäre als auch mobile Messszenarien<br />

definiert werden. Des Weiteren befindet sich auf dem Regalbediengerät ein Schlitten mit<br />

dem die Kisten aus den Fächern ein- <strong>und</strong> ausgeladen werden können. Ein Lichtschrankensystem<br />

stellt dabei sicher, dass keine Kollisionen zwischen sich auf dem Schlitten befindlichen <strong>und</strong><br />

bereits eingelagerten Kisten auftreten können. Die beiden Regalgassen beeinhalten fünf Kettenförderer<br />

über die neue Kisten eingelagert oder vorher eingelagerte Kisten ausgelagert werden<br />

können.<br />

146


B Beschreibung der industriellen Umgebungen<br />

Abbildung B.1. Positionen von Sender <strong>und</strong> Empfänger in der Messumgebung Hochregallager.<br />

Das Gebäude in dem sich das Hochregallager befindet, zeigt typischen Hallencharakter. Die<br />

Wände bestehen aus Stahlbeton bzw. Kalksandstein. Im Flachdach <strong>und</strong> im oberen Bereich der<br />

Wände sind Fenster eingelassen. Bei den Türen handelt es sich um Brandschutztüren, die vollständig<br />

mit Metall beschlagen sind. Der Gr<strong>und</strong>riss des Raumes in dem das Hochregalager aufgestellt<br />

ist beträgt 15 m x 10 m, die Höhe ungefähr 6 m. Aufgr<strong>und</strong> der zahlreichen metallischen<br />

Streben des Hochregallagers existieren viele stark relektierende Objekte, die zu einer ausgeprägten<br />

Mehrwegeausbreitung führen.<br />

Um Einflüsse von aktiven Störquellen im 2,45 GHz Frequenzbereich während der Kanalaufzeichnungen<br />

auszuschließen, wurden parallel zu den Aufzeichnungen spektrale <strong>Analyse</strong>n<br />

im Frequenzbereich von 2,4 GHz – 2,5 GHz durchgeführt. Dabei konnten jedoch keine aktiven<br />

Störquellen, beispielweise koexistierende Funktechnologien, identifiziert werden. Die Abbildung<br />

B.2 zeigt das Frequenzspektrum von 2,4 GHz – 2,5 GHz aufgezeichnet mit einem Spektrumanalysator<br />

im Aufzeichnungsmodus Maximum Hold. Der flach verlaufende Rauschteppich<br />

zeigte einen maximalen Wert von -93,25 dBm. Unter Einbezug der Leitungsdämpfung der SMA-<br />

Antennenleitung von je 1,7 dB betrug die maximale spektrale Rauschleistungsdichte etwa -9,155<br />

dBm<br />

kHz . 147


B Beschreibung der industriellen Umgebungen<br />

Abbildung B.2. Typische Spektrumanalyse im Frequenzbereich 2,4 GHz – 2,5 GHz während<br />

einer digitalen Kanalaufzeichnung im Hochregallager.<br />

B.2 Maschinenhalle<br />

Aufgr<strong>und</strong> der relativ geringen Abstände zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger wurde eine weitere<br />

Messkampangne in einer mittelgroßen Maschinenhalle einer kunststoffbearbeitenden Firma<br />

durchgeführt. Die Maße (BxLxH) der Halle beträgt 30 mx60mx10m.DieMaschinenhalle<br />

wurde in den achtziger Jahren erbaut <strong>und</strong> besteht aus einem Betongerüst mit aufgesetzter<br />

Wellblechbedachung. In der Halle befinden sich zahlreiche Maschinen, u.a. CNC-Fräsen, Tiefziehmaschinen,<br />

Drehbänke, sowie weitere kleine Maschinen. Längst durch die Mitte der Maschinenhalle<br />

führt ein ca. 3 m breiter Weg, den sowohl Personen, Gabelstapler <strong>und</strong> Hubwagen<br />

nutzen.<br />

148


B Beschreibung der industriellen Umgebungen<br />

Abbildung B.3. Eine Empfängerposition in der Messumgebung Maschinenhalle<br />

Freie Flächen in der Maschinenhalle werden während Produktionsphasen für Lagerungszwecke<br />

variabel verwendet. Die Struktur der Umgebung verändert sich daher kontinuierlich. Da sich<br />

viele reflektierende Maschinen in der Halle befinden, wurde eine deutlich ausgeprägte Mehrwegeausbreitung<br />

<strong>und</strong> damit schwierige Ausbreitungsbedingungen vermutet. Aufgr<strong>und</strong> der zusätzlich<br />

abschattenden Eigenschaften dieser Objekte, bestand während der Kanalaufzeichnungen<br />

keine direkte Sichtverbindung (LOS) zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger (siehe Abbildung B.3).<br />

Zur Erfassung aktiver, beinflussender Störquellen wurde auch in der Maschinenhalle das<br />

Spektrum im Frequenzbereich 2,4 GHz – 2,5 GHz während der Kanalaufzeichnungen mit einem<br />

Spektrumanalysator beobachtet. Dabei wurden zum Hochregallager identische Verläufe gemessen,<br />

wie dies die Abbildung B.4 bestärkt. Zusätzlich zeigten die spektralen <strong>Analyse</strong>n, dass der<br />

in dieser Arbeit betrachtete 2,45 GHz ISM-Frequenzbereich derart hoch ist, dass maschinelle<br />

Störbeeinflussungen diesen i.d.R. nicht erreichen. Demnach bleiben als aktive Störquellen<br />

149


B Beschreibung der industriellen Umgebungen<br />

für den 2,45 GHz Frequenzbereich, koexistierende Funktechnologien <strong>und</strong> Mikrowellen übrig.<br />

Dieser Sachverhalt verdeutlicht wiederum die Notwendigkeit einer soliden Frequenzplanung im<br />

Falle der Koexistenz mehrerer Funktechnologien, um Störbeinflussungen zu unterbinden bzw.<br />

angemessen darauf reagieren zu können.<br />

Abbildung B.4. Typische Spektrumanalyse für den Frequenzbereich 2,4 GHz – 2,5 GHz während<br />

einer digitalen Kanalaufzeichnung in der Maschinenhalle.<br />

Der Gr<strong>und</strong>riss der Maschinenhalle, sowie die Positionen der Sender <strong>und</strong> Empfänger während<br />

der Kanalaufzeichnungen können der Abbildung B.5 entnommen werden.<br />

150


B Beschreibung der industriellen Umgebungen<br />

Abbildung B.5. Der Gr<strong>und</strong>riss der Maschinenhalle Firma L. Risse GmbH in Castrop-Rauxel.<br />

151


C Definition der Messszenarien<br />

Nachdem die industriellen Umgebungen ausführlich beschrieben sind, werden nun im Abschnitt<br />

C die Messszenarien für die experimentellen digitalen Kanalaufzeichnungen vorgestellt. Größtenteils<br />

wurden für die Kanalaufzeichnungen 20.000 Datenpakete im zufälligen Nutzinformationen<br />

übertragen. Bei den WPAN-Funktechnologien IEEE 802.15.4 <strong>und</strong> nanoNET entsprach<br />

das einer Nutzdatenlänge von n = 800 Bit. Da im Falle der WPAN-Funktechnologien IEEE<br />

802.15.1 auf HV3-Datenpakete zurückgegriffen werden musste, um diverse Fehlerschutzmechanismen<br />

umgehen zu können, reduzierte sich diese Menge auf n = 240 Bit. Die zeitlichen<br />

Abstände zwischen dem Versenden der einzelnen Datenpakte betrug in etwa t 0 = 50 ms.<br />

C.1 Hochregallager<br />

Im Hochregallager konnten aufgr<strong>und</strong> der geringen Abmaße des Raumes nur Kanalaufzeichnungen<br />

bei kleinen Abständen zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger realisiert werden. Dazu wurde das<br />

sendende Funksystem stationär auf dem Leitrechner (ARC) etwas außerhalb des Lagers montiert.<br />

Der Empfänger wurde direkt auf dem Regalbediengerät befestigt, sodass sowohl stationäre<br />

als auch mobile Testfälle konstruiert werden konnten. Es wurden drei stationäre Messzenarien<br />

definiert, in denen die Abstände zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger 2m, 4m<strong>und</strong> 6mbetrugen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> diverser abschattender Gegenstände auf dem Regalbediengerät bestand im Rahmen<br />

der stationären Messzenarien keine direkte Sichtverbindung (NLOS) zwischen Sender <strong>und</strong><br />

Empfänger.<br />

Zusätzlich zu den drei stationären Testfällen wurde ein mobiles Messszenario definiert, welches<br />

nachfolgend unter dem Begriff Random (RAND) geführt wird. Im Messszenario RAND<br />

bewegte sich das Regalbediengerät während der Kanalaufzeichnungen pseudo zufällig durch die<br />

Regalgasse <strong>und</strong> fuhr Regalfächer an. Die maximale Geschwindigkeit des Regalbediengerätes<br />

betrug v = 1,2 m s<br />

. Das Szenario RAND simulierte damit den normalen Betrieb des Hochregallagers.<br />

In einigen Positionen des Regalbediengerätes bestand selten eine direkte Sichtverbindung<br />

(LOS) zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger, wobei bei ca. 90% dies nicht der Fall war.<br />

Die Tabelle C.1 umfasst noch einmal zusammenfassend alle wichtigen Parameter der Messzenarien<br />

im Hochregallager (HRL).<br />

152


C Definition der Messszenarien<br />

Tabelle C.1. Die Definition der Parameter für die Messszenarien im Hochregallager.<br />

Szenario → HRL-2m HRL-4m HRL-6m HRL-RAND<br />

↓ Eigenschaft<br />

Abstand 2m 4m 6m 0,5 m - 10 m<br />

Sichtverbindung nein nur kurzzeitig<br />

Bewegung stationär bewegt<br />

Interferenzen<br />

nein<br />

Bewegtes Umfeld<br />

nein<br />

C.2 Maschinenhalle<br />

Die zweite Messkampagne wurde in der Maschinenhalle (MH) einer kunststoffbearbeitenden<br />

Firma durchgeführt, um Funkkanäle, unter größeren Entfernungen zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger<br />

aufzuzeichnen. Dabei wurden vier stationäre Messszenarien definiert, in denen die Abstände<br />

zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger 10 m, 20 m, 30 m <strong>und</strong> 40 m betrugen. In diesen Szenarien<br />

wurden die Antennen der Funksysteme in 1 m Höhe auf zwei Stative montiert <strong>und</strong> über<br />

eine HF-Leitung (RG 178) einer Länge von 1 m an die WPAN-Funksysteme angeschlossen (siehe<br />

Abbildung B.3). Während der gesamten Messungen wurden die Positionen der Stative nicht<br />

verändert.<br />

Während der Kanalaufzeichnung veränderte sich die Umgebung ständig. Sowohl Transportfahrzeuge,<br />

beispielsweise Gabelstapler <strong>und</strong> Hubwagen, als auch arbeitende Personen kreuzten<br />

permanent die Bereiche zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger. Des Weiteren führten Umlagerungsprozesse<br />

von Werkstücken <strong>und</strong> Werkzeugen zu unterschiedlichen Ausbreitungsbedingungen.<br />

Daher kann ingesamt von einer ausgeprägten zeitlichen Varianz des Übertragungskanals ausgegangen<br />

werden. Die Tabelle C.2 enthält einen zusammenfassenden Überlick über die Eigenschaften<br />

der Messszenarien in der Maschinenhalle.<br />

Tabelle C.2. Die Definition der Parameter für die Messszenarien in der Maschinenhalle.<br />

Szenario → MH-10m MH-20m MH-30 MH-40 MH-RAND<br />

↓ Eigenschaft<br />

Abstand 10 m 20 m 30 m 40 m 20m–35m<br />

Sichtverbindung<br />

nein<br />

Bewegung stationär mobil<br />

Interferenzen<br />

nein<br />

Bewegtes Umfeld<br />

ja, stark<br />

153


D Statistische Ergebnisse der Messszenarien<br />

Im folgenden Abschnitt des Anhangs werden die Ergebnisse der digitalen Kanalaufzeichnugen<br />

in Form der ansoluten <strong>und</strong> relativen Häufigkeiten für die nachfolgend beschrieben Kanalkenngrößen<br />

tabellarisch vorgestellt.<br />

• Anzahl übertragener Datenpakete → # ÜD<br />

• Anzahl übertragener Bits → # ÜB<br />

• Anzahl fehlerfreier Datenpakete → # FFD<br />

• Anzahl fehlerhafteter Datenpakete → # FHD<br />

• Anzahl verlorene Datenpakete → # VD<br />

• Anzahl zulanger oder zukurzer Datenpakete → # LKD<br />

• Anzahl fehlerfreier Bits → # FFB<br />

• Anzahl fehlerhafter Bits → # FHB<br />

• Paketfehlerrate → PER = # FHD<br />

#ÜD<br />

• Paketverlustrate → PLR =<br />

• Bitfehlerrate → BER =<br />

#VD+ # LKD<br />

#ÜD<br />

# FHB<br />

# FFB + # FHB<br />

154


D Statistische Ergebnisse der Messszenarien<br />

D.1 Hochregallager<br />

D.1.1 Szenario HRL-2m:<br />

Tabelle D.1. Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario HRL-2m.<br />

Funksystem → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN 5460<br />

↓ Kenngröße<br />

#ÜD 20.000<br />

#ÜB 4.800.000 16.000.000<br />

# FFD 19.999 19.953 20.000<br />

# FHD 1 0 0<br />

#VD 0 47 0<br />

# LKD 0 0 0<br />

# FFB 4.799.999 15.962.400 16.000.000<br />

# FHB 1 0 0<br />

PER 5 · 10 −5 0 0<br />

PLR 0 2,35 · 10 −3 0<br />

BER 2,083 · 10 −7 0 0<br />

D.1.2 Szenario HRL-4m:<br />

Tabelle D.2. Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario HRL-4m.<br />

Funksystem → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN5460<br />

↓ Kenngröße<br />

#ÜD 20.000<br />

#ÜB 4.800.000 16.000.000<br />

# FFD 19.656 19.936 20.000<br />

# FHD 342 0 0<br />

#VD 2 64 0<br />

# LKD 0 0 0<br />

# FFB 4.798.447 15.948.800 16.000.000<br />

# FHB 1.073 0 0<br />

PER 1,71 · 10 −2 0 0<br />

PLR 1,00 · 10 −4 3,2 · 10 −3 0<br />

BER 2,236 · 10 −4 0 0<br />

155


D Statistische Ergebnisse der Messszenarien<br />

D.1.3 Szenario HRL-6m:<br />

Tabelle D.3. Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario HRL-6m.<br />

Modul → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN 5460<br />

↓ Funksystem<br />

#ÜD 20.000<br />

#ÜB 4.800.000 16.000.000<br />

# FFD 19.830 19.951 20.000<br />

# FHD 170 1 0<br />

#VD 0 48 0<br />

# LKD 0 0 0<br />

# FFB 4.799.738 15.961.598 16.000.000<br />

# FHB 262 2 0<br />

PER 8,5 · 10 −3 5 · 10 −5 0<br />

PLR 0 2,4 · 10 −3 0<br />

BER 5,458 · 10 −5 1,253 · 10 −7 0<br />

D.1.4 Szenario HRL-RAND:<br />

Tabelle D.4. Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario HRL-RAND.<br />

Funksystem → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN 5460<br />

↓ Kenngröße<br />

#ÜD 20.000<br />

#ÜB 4.800.000 16.000.000<br />

# FFD 19.908 19.935 20.000<br />

# FHD 85 3 0<br />

#VD 7 62 0<br />

# LKD 0 0 0<br />

# FFB 4.797.723 15.950.345 16.000.000<br />

# FHB 597 55 0<br />

PER 4,25 · 10 −3 1,5 · 10 −4 0<br />

PLR 3,5 · 10 −4 3,1 · 10 −3 0<br />

BER 1,244 · 10 −4 3,448 · 10 −6 0<br />

156


D Statistische Ergebnisse der Messszenarien<br />

D.2 Maschinenhalle<br />

D.2.1 Szenario MH-10m:<br />

Tabelle D.5. Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-10m.<br />

Funksystem → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN 5460<br />

↓ Kenngröße<br />

#ÜD 20.000<br />

#ÜB 4.800.000 16.000.000<br />

# FFD 19.925 19.947 20.000<br />

# FHD 73 0 0<br />

#VD 2 53 0<br />

# LKD 0 0 0<br />

# FFB 4.799.245 15.957.600 16.000.000<br />

# FHB 275 0 0<br />

PER 3,65 · 10 −3 0 0<br />

PLR 1,0 · 10 −4 2,65 · 10 −3 0<br />

BER 5,73 · 10 −5 0 0<br />

D.2.2 Szenario MH-20m:<br />

Tabelle D.6. Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-20m.<br />

Funksystem → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN 5460<br />

↓ Kenngröße<br />

#ÜD 20.000<br />

#ÜB 4.800.000 16.000.000<br />

# FFD 15.728 19.956 20.000<br />

# FHD 2.939 0 0<br />

#VD 1.333 44 0<br />

# LKD 0 0 0<br />

# FFB 4.430.156 15.964.800 16.000.000<br />

# FHB 49.924 0 0<br />

PER 0,14695 0 0<br />

PLR 6,665 · 10 −2 2,2 · 10 −3 0<br />

BER 1,1144 · 10 −2 0 0<br />

157


D Statistische Ergebnisse der Messszenarien<br />

D.2.3 Szenario MH-30m:<br />

Tabelle D.7. Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-30m.<br />

Funksystem → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN 5460<br />

↓ Kenngröße<br />

#ÜD 20.000<br />

#ÜB 4.800.000 16.000.000<br />

# FFD 17.463 19.338 19.994<br />

# FHD 2.371 440 5<br />

#VD 166 213 1<br />

# LKD 0 9 0<br />

# FFB 4.748.704 15.818.921 15.999.185<br />

# FHB 11.456 3.479 15<br />

PER 0,11855 2,2247 · 10 −2 2,5 · 10 −4<br />

PLR 8,3 · 10 −3 1,11 · 10 −2 5 · 10 −5<br />

BER 2,4066 · 10 −3 2,1988 · 10 −4 9,3755 · 10 −7<br />

D.2.4 Szenario MH-40m:<br />

Tabelle D.8. Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-40m.<br />

Funksystem → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN 5460<br />

↓ Kenngröße<br />

#ÜD 20.000<br />

#ÜB 4.800.000 16.000.000<br />

# FFD 6.343 13.932 11.077<br />

# FHD 12.450 5.269 8.176<br />

#VD 1.207 728 747<br />

# LKD 0 71 0<br />

# FFB 4.358.712 15.341.370 15.386.096<br />

# FHB 151.608 19.430 16.304<br />

PER 0,6225 0,26345 0,4088<br />

PLR 6,035 · 10 −2 3,995 · 10 −2 3,735 · 10 −2<br />

BER 3,3614 · 10 −2 1,2649 · 10 −3 1,0586 · 10 −3<br />

158


D Statistische Ergebnisse der Messszenarien<br />

D.2.5 Szenario MH-RAND:<br />

Tabelle D.9. Statistische Kanalkenngrößen für das Messszenario MH-RAND.<br />

Funksystem → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN 5460<br />

↓ Kenngröße<br />

#ÜD 20.000 10.000<br />

#ÜB 4.800.000 8.000.000<br />

# FFD 17.252 9.305 7.296<br />

# FHD 2.339 325 1.335<br />

#VD 409 354 1.369<br />

# LKD 0 8 0<br />

# FFB 4.689.546 7.699.862 6.895.523<br />

# FHB 12.294 4.139 9.277<br />

PER 0,11695 3,25 · 10 −2 0,1335<br />

PLR 2,045 · 10 −2 3,62 · 10 −2 0,1369<br />

BER 2,6147 · 10 −3 5,3725 · 10 −4 1,3436 · 10 −3<br />

D.2.6 Auswahl der Kanalaufzeichnungen zur empirischen <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>generative</strong><br />

<strong>Modellierung</strong><br />

In einigen Messszenarien konnten nur eine geringe Menge an Kanalfehlern aufgezeichnet werden.<br />

Da infolgedessen zur statistischen <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Beschreibung der kanalrepräsentierenden<br />

Prozesse KFP {E t } <strong>und</strong> FAP {A t } nicht genügend Stichproben vorlagen, beschränkten sich primär<br />

die Untersuchungen dieser Arbeit auf die Kanalaufzeichnungen, die in der Tabelle D.10 mit<br />

√ gekennzeichneten wurden.<br />

Tabelle D.10. Auswahl der Kanalaufzeichung aus den Messszenarien, die für statistische Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> zur gerativen <strong>Modellierung</strong> verwendet wurden.<br />

Funksystem → Mitsumi WML-C20 Freescale MC 13192-EVB Panasonic PAN 5460<br />

↓ Messszenario<br />

HRL-2m ∅ ∅ ∅<br />

HRL-4m ∅ ∅ ∅<br />

HRL-6m ∅ ∅ ∅<br />

HRL-RAND ∅ ∅ ∅<br />

MH-10m ∅ ∅ ∅<br />

MH-20m ∅ ∅ ∅<br />

√<br />

√<br />

MH-30m<br />

∅<br />

√ √ √<br />

MH-40m<br />

√ √ √<br />

MH-RAND<br />

159


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.1 HMM-Parametersätze zu Abschnitt 6.6.2<br />

E.1.1 HMM – 2 Zustände<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 ,P k0,B k0 }:<br />

(<br />

P k0 =<br />

0,61024 0,38976<br />

0,32231 0,67769<br />

) (<br />

, B k0 =<br />

)<br />

0,66132 0,33868<br />

, ⃗π (0)<br />

0,9763 0,0237 k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k59 := {⃗π (0)<br />

k59 ,P k59,B k59 }:<br />

(<br />

) (<br />

0.9477 0.0523<br />

P k59 =<br />

, B<br />

0.00441 0.99559 k59 =<br />

0,59632 0,40368<br />

0,97906 0,02094<br />

)<br />

, ⃗π (0)<br />

k59 = ⃗π k59<br />

E.1.2 HMM – 4 Zustände<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 ,P k0,B k0 }:<br />

⎛<br />

⎜<br />

P k0 = ⎝<br />

0,30016 0,33685 0,34184 0,021155<br />

0,18131 0,30098 0,37384 0,14387<br />

0,3054 0,087471 0,20359 0,40353<br />

0,37691 0,19309 0,42531 0,0046933<br />

⎞ ⎛<br />

⎟ ⎜<br />

⎠,B k0 = ⎝<br />

0,33787 0,66213<br />

0,50492 0,49508<br />

0,92863 0,071375<br />

0,44706 0,55294<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠,⃗π (0) = ⃗π k0<br />

k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k83 := {⃗π (0)<br />

k83 ,P k83,B k83 }:<br />

⎛<br />

⎜<br />

P k83 = ⎝<br />

⎛<br />

⎜<br />

B k83 = ⎝<br />

0,52178 0,0015248 0,45923 0,017467<br />

0,0024189 0,9932 0,0034784 0,00089912<br />

0,054679 0,00011144 0,47482 0,47039<br />

0,064951 0,00021254 0,92952 0,0053156<br />

⎞<br />

0,70251 0,29749<br />

0,52134 0,47866 ⎟<br />

0,99998 2,2996 · 10 −5<br />

0,99999 1,3263 · 10 −5<br />

⎠, ⃗π (0)<br />

k83 = ⃗π k83<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠,<br />

160


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.1.3 HMM – 8 Zustände<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 ,P k0,B k0 }:<br />

⎛<br />

P k0 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k0 =<br />

0,084088 0,15834 0,057548 0,071482 0,15453 0,15841 0,15016 0,16545<br />

0,18926 0,0039889 0,03852 0,17467 0,1341 0,11538 0,19434 0,14975<br />

0,13068 0,19106 0,054245 0,2394 0,095902 0,10388 0,14655 0,038285<br />

0,10577 0,09587 0,17235 0,14995 0,073195 0,17754 0,22235 0,0029701<br />

0,19094 0,18768 0,068314 0,11204 0,076985 0,12333 0,039025 0,20169<br />

0,11349 0,10866 0,11706 0,19445 0,11542 0,096143 0,21173 0,043036<br />

0,052276 0,18302 0,03892 0,21195 0,18757 0,17918 0,070024 0,077061<br />

0,15674 0,10002 0,16275 0,15039 0,072126 0,14489 0,058843 0,15425<br />

0,39649 0,67497 0,1005 0,56518 0,5238 0,39801 0,71146 0,46787<br />

0,60351 0,32503 0,8995 0,43482 0,4762 0,60199 0,28854 0,53213<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k31 := {⃗π (0)<br />

k31 ,P k31,B k31 }:<br />

⎛<br />

P k31 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k31 =<br />

0,070655 0,20909 0,0034909 0,076781 0,15414 0,1328 0,21604 0,13701<br />

0,15229 0,0056094 0,0012615 0,19267 0,13515 0,09435 0,30342 0,11526<br />

0,0070264 0,0086406 0,9516 0,012978 0,0047279 0,0055871 0,0063989 0,0030401<br />

0,090485 0,13927 0,007342 0,17269 0,077308 0,15366 0,3568 0,0024522<br />

0,1665 0,27637 0,0027485 0,1307 0,082552 0,10853 0,063437 0,16916<br />

0,094535 0,1462 0,0058088 0,21051 0,11568 0,080342 0,31212 0,034802<br />

0,040043 0,24974 0,0010527 0,22516 0,18164 0,13993 0,10647 0,055969<br />

0,15665 0,15857 0,0092295 0,19252 0,085719 0,14384 0,10177 0,1517<br />

0,96036 0,98741 0,59405 0,9836 0,97698 0,97424 0,99321 0,94103<br />

0,039635 0,01259 0,40595 0,016401 0,023023 0,025757 0,006795 0,058966<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k31<br />

= ⃗π k31<br />

161


162<br />

E.1.4 HMM – 16 Zustände<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 ,P k0,B k0 }:<br />

⎛<br />

P k0 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

B k0 =<br />

0,09601 0,053765 0,016396 0,074587 0,085701 0,0060983 0,056209 0,090076 0,036452 0,10354 0,048682 0,086234 0,0060399 0,089799 0,1101 0,04031<br />

0,093181 0,068199 0,028348 0,0021569 0,099568 0,010728 0,11905 0,094068 0,0067284 0,050331 0,05661 0,066373 0,078156 0,057786 0,10327 0,065446<br />

0,052204 0,024225 0,068746 0,0018517 0,054162 0,072552 0,10577 0,039186 0,078481 0,070286 0,074182 0,012976 0,07935 0,10884 0,08957 0,067611<br />

0,070084 0,079423 0,077744 0,02346 0,068482 0,02356 0,03264 0,020493 0,08024 0,090258 0,10338 0,08206 0,11877 0,0088939 0,10059 0,019927<br />

0,098418 0,039659 0,045909 0,072731 0,015 0,10457 0,019864 0,019283 0,12181 0,024027 0,04605 0,045277 0,093004 0,068578 0,083027 0,10279<br />

0,0078363 0,12713 0,076154 0,0076242 0,059684 0,023026 0,11557 0,025305 0,073179 0,1198 0,056307 0,018543 0,097981 0,038661 0,026598 0,1266<br />

0,075503 0,091003 0,056536 0,046034 0,089657 0,02139 0,029792 0,052908 0,050105 0,071287 0,074475 0,070982 0,054088 0,10745 0,034201 0,074586<br />

0,0060052 0,049213 0,0052438 0,075435 0,10666 0,11878 0,077152 0,10226 0,023748 0,075475 0,067584 0,098318 0,075771 0,04011 0,074811 0,0034343<br />

0,045361 0,08131 0,0029687 0,078369 0,029824 0,048027 0,10559 0,053538 0,068275 0,025599 0,07825 0,073599 0,087694 0,074282 0,058627 0,088687<br />

0,042047 0,036939 0,043106 0,09549 0,035122 0,046878 0,091666 0,11248 0,1011 0,075654 0,070488 0,13778 0,011564 0,0073678 0,0082031 0,084109<br />

0,096505 0,048555 0,0014197 0,00928 0,095538 0,034681 0,096066 0,050856 0,041487 0,10282 0,085693 0,10614 0,10435 0,039365 0,0098189 0,077425<br />

0,0027179 0,16902 0,069528 0,082274 0,042074 0,066108 0,0017976 0,082817 0,0017884 0,060697 0,08861 0,010659 0,16586 0,090232 0,049128 0,016695<br />

0,097778 0,087004 0,086976 0,056255 0,10248 0,050069 0,017445 0,057383 0,053458 0,083464 0,02367 0,045876 0,076647 0,055314 0,052084 0,054098<br />

0,11529 0,025242 0,011025 0,04195 0,10788 0,070246 0,097231 0,048953 0,089501 0,04654 0,083203 0,065138 0,030111 0,066794 0,056294 0,044601<br />

0,11084 0,093953 0,0039561 0,017196 0,025961 0,013406 0,048157 0,10094 0,088874 0,070228 0,11001 0,029305 0,097783 0,069031 0,10176 0,018601<br />

0,08806 0,070191 0,068361 0,075422 0,026714 0,0042563 0,099386 0,00062333 0,10269 0,078038 0,090045 0,066681 0,057311 0,012652 0,066559 0,093004<br />

(<br />

) T<br />

0,57854 0,86387 0,75271 0,19477 0,83251 0,55337 0,6436 0,51377 0,65285 0,57931 0,31357 0,27235 0,35471 0,54977 0,57085 0,52969<br />

0,42146 0,13613 0,24729 0,80523 0,16749 0,44663 0,3564 0,48623 0,34715 0,42069 0,68643 0,72765 0,64529 0,45023 0,42915 0,47031<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0


Optimierter Parametersatz λ k55 := {⃗π (0)<br />

k55 ,P k55,B k55 }:<br />

163<br />

⎛<br />

P k55 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k55 =<br />

⃗π (0)<br />

k55<br />

= ⃗π k55<br />

0,11043 0,10824 0,029262 6,1626 · 10 −6 0,15032 0,0083125 0,08089 0,079514 0,046814 0,080737 0,019309 0,00065153 0,0031061 0,10776 0,1314 0,043245<br />

0,095836 0,12767 0,04648 1,4475 · 10 −7 0,16126 0,013181 0,15597 0,072264 0,0078019 0,033981 0,017334 0,00041407 0,033119 0,062102 0,11027 0,062328<br />

0,05223 0,043054 0,10754 1,5781 · 10 −7 0,083696 0,085873 0,13312 0,02988 0,088036 0,04778 0,025104 9,2297 · 10 −5 0,034671 0,11331 0,09278 0,062829<br />

8,6553 · 10 −6 8,199 · 10 −6 7,185 · 10 −6 0,98321 7,193 · 10 −6 2,0794 · 10 −6 3,2251 · 10 −6 3,6007 · 10 −6 9,1624 · 10 −6 2,9872 · 10 −5 6,622 · 10 −5 0,016593 3,6242 · 10 −5 8,7102 · 10 −7 1,0055 · 10 −5 2,2861 · 10 −6<br />

0,11048 0,080828 0,082105 4,9572 · 10 −6 0,026456 0,14033 0,028378 0,016202 0,1541 0,017718 0,015509 0,00030072 0,043201 0,08049 0,096924 0,10698<br />

0,0075252 0,21197 0,11261 6,3894 · 10 −7 0,08685 0,026081 0,13828 0,018758 0,078339 0,078875 0,019338 0,00013032 0,042658 0,038658 0,026467 0,11346<br />

0,080482 0,17482 0,095714 2,6574 · 10 −6 0,14915 0,027347 0,040346 0,042245 0,060043 0,049421 0,023946 0,00042098 0,024037 0,12015 0,037981 0,073897<br />

0,0071242 0,096622 0,0092155 1,2688 · 10 −5 0,18459 0,16258 0,11097 0,098283 0,031042 0,067553 0,039485 0,0011688 0,04741 0,048947 0,09118 0,0038173<br />

0,053339 0,17018 0,0054862 5,8373 · 10 −6 0,054205 0,067297 0,15661 0,047734 0,089991 0,020055 0,030075 0,00052652 0,04458 0,091304 0,071615 0,097<br />

0,052508 0,073745 0,077211 2,9845 · 10 −5 0,062316 0,065824 0,13553 0,11957 0,13801 0,080827 0,064699 0,0025876 0,0089962 0,0093036 0,010409 0,098433<br />

0,060638 0,037892 0,0010302 1,5225 · 10 −5 0,070001 0,021464 0,061424 0,035549 0,026573 0,10375 0,3902 0,0065765 0,11004 0,023042 0,0058506 0,045953<br />

0,0011794 0,084063 0,031428 0,44867 0,019868 0,025959 0,00075725 0,04071 0,00078091 0,042477 0,11552 0,027271 0,099474 0,035232 0,019764 0,0068458<br />

0,098182 0,12225 0,11213 6,1005 · 10 −5 0,13158 0,053208 0,01931 0,054965 0,056851 0,089041 0,034939 0,0017259 0,067731 0,054543 0,051933 0,051546<br />

0,12438 0,04794 0,018545 3,0901 · 10 −6 0,17824 0,090183 0,13174 0,040193 0,1079 0,033417 0,029531 0,00044099 0,014223 0,075376 0,06305 0,044838<br />

0,12357 0,18433 0,0068693 1,3538 · 10 −6 0,044329 0,017758 0,067374 0,085816 0,1107 0,052471 0,041175 0,0002075 0,048118 0,080396 0,11758 0,019309<br />

0,099921 0,13879 0,12005 6,2206 · 10 −6 0,046043 0,0057247 0,14087 0,00054422 0,12996 0,060133 0,036148 0,00050498 0,029337 0,014988 0,078439 0,09854<br />

0,99685 0,99945 0,99866 0,52802 0,99897 0,99775 0,99877 0,98563 0,99763 0,9543 0,45708 0,75916 0,92292 0,99834 0,99767 0,9964<br />

0,0031547 0,00054534 0,0013418 0,47198 0,0010328 0,0022523 0,001232 0,01437 0,0023686 0,045697 0,54292 0,24084 0,07708 0,0016607 0,0023263 0,0036027<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.2 Parametersätze zu Abschnitt 7.3.2<br />

E.2.1 Mitsumi WML-C20 – MH-30m<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 },P k0,B k0<br />

⎛<br />

P k0 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k0 =<br />

0,98861 0,011391 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,10505 0,86216 0,032792 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0,16017 0,77542 0,064407 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,21831 0,66153 0,12016 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,24376 0,53999 0,21625 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,24424 0,52089 0,23487 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,29836 0,49179 0,20985 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,32138 0,52966 0,14897 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,4 0,52364 0,076364 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,39623 0,56604 0,037736<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0<br />

10,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0<br />

00,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k100 := {⃗π (0)<br />

k100 },P k100,B k100<br />

⎛<br />

P k100 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k100 =<br />

0,94846 0,051539 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,18896 0,80623 0,0048158 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0,014567 0,83965 0,14578 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,17474 0,76853 0,056736 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,71051 0,27725 0,012241 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,027054 0,58258 0,39037 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,20393 0,5405 0,25557 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,31415 0,55547 0,13038 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,472610,48617 0,041219 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,57986 0,4086 0,011538<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0<br />

1 0,95929 0,9872 0,94291 0,010113 0,38812 0,51345 0,53736 0,45428 0,36188 0<br />

0 0,040712 0,012801 0,057095 0,98989 0,61188 0,48655 0,46264 0,54572 0,63812 1<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k100<br />

= ⃗π k100<br />

164


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.2.2 Mitsumi WML-C20 – MH-40m<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 },P k0,B k0<br />

⎛<br />

P k0 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k0 =<br />

0,97824 0,021763 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,10751 0,83567 0,05682 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0,16423 0,75161 0,084166 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,21606 0,64243 0,14151 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,23814 0,53812 0,22374 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,26024 0,5042 0,23557 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,30772 0,49865 0,19363 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,35713 0,49144 0,15143 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,41962 0,48047 0,099909 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,45661 0,49277 0,05062<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0,44248 0,55752<br />

10,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0<br />

00,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k100 := {⃗π (0)<br />

k100 },P k100,B k100<br />

⎛<br />

P k100 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k100 =<br />

0,94375 0,05625 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,15588 0,83326 0,010857 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0,0072401 0,9105 0,0822 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,64924 0,34496 0,005793 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,056796 0,5297 0,4135 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,1299 0,54472 0,32538 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,26166 0,53511 0,20323 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,38609 0,49737 0,11654 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,5242 0,42857 0,04723 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,65595 0,33654 0,0075<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0,8162 0,18378<br />

1 0,95361 0,99485 0,31533 0,47355 0,50642 0,50986 0,50147 0,4728 0,39812 0<br />

00,046392 0,0051541 0,68467 0,52645 0,49358 0,49014 0,49853 0,5272 0,60188 1<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k100<br />

= ⃗π k100<br />

165


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.2.3 Mitsumi WML-C20 – MH-RAND<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 },P k0,B k0<br />

⎛<br />

P k0 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k0 =<br />

0,98466 0,015338 0 0 0 0 0 0<br />

0,10496 0,85275 0,042289 0 0 0 0 0<br />

0 0,16844 0,76899 0,062572 0 0 0 0<br />

0 0 0,2297 0,69021 0,08009 0 0 0<br />

0 0 0 0,31343 0,60316 0,083406 0 0<br />

0 0 0 0 0,34138 0,57586 0,082759 0<br />

0 0 0 0 0 0,49057 0,45283 0,056604<br />

0 0 0 0 0 0 0,25 0,75<br />

10,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3<br />

00,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k100 := {⃗π (0)<br />

k46 ,P k46,B k46 }<br />

⎛<br />

P k46 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k46 =<br />

0,96101 0,038992 0 0 0 0 0 0<br />

0,14588 0,84487 0,009252 0 0 0 0 0<br />

0 0,027645 0,84554 0,12682 0 0 0 0<br />

0 0 0,056388 0,81992 0,12369 0 0 0<br />

0 0 0 0,3941 0,54445 0,061449 0 0<br />

0 0 0 0 0,73499 0,26218 0,0028214 0<br />

0 0 0 0 0 0,99817 0,0018277 7,0914 · 10 −8<br />

0 0 0 0 0 0 0,99858 0,0014177<br />

1 0,95388 0,98375 0,97694 0,79572 0,18481 0,002509 0,017278<br />

0 0,046124 0,016247 0,023057 0,20428 0,81519 0,99749 0,98272<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k46<br />

= ⃗π k46<br />

166


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.2.4 Freescale MC 13192-EVB – MH-30m<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 ,P k0,B k0 }<br />

⎛<br />

P k0 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k0 =<br />

0,99638 0,0036151 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,23616 0,54898 0,21485 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0,1569 0,77038 0,072719 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,17214 0,74721 0,080656 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,24409 0,65161 0,1043 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,29618 0,54459 0,15924 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,26257 0,58659 0,15084 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,38235 0,47059 0,14706 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,41667 0,41667 0,16667<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,8 0,2<br />

1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k100 := {⃗π (0)<br />

k100 ,P k100,B k100 }<br />

⎛<br />

P k100 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k100 =<br />

0,9973 0,0027002 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,33013 0,49979 0,17008 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0,57544 0,084699 0,33986 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,015342 0,92637 0,05829 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,25682 0,65271 0,090469 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,33018 0,61352 0,056295 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,024739 0,88546 0,0898 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,25213 0,74202 0,0058464 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,044034 0,34001 0,61596<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,85744 0,14256<br />

1 0,48273 0,053322 1 1 0,25443 0,99995 0,47655 0,69714 0,013284<br />

0 0,51727 0,94668 1,0278 · 10 −25 3,967 · 10 −8 0,74557 4,581 · 10 −5 0,52345 0,30286 0,98672<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

) T<br />

⃗π (0)<br />

k100<br />

= ⃗π k100<br />

167


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.2.5 Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 ,P k0,B k0 }<br />

⎛<br />

P k0 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k0 =<br />

0,99786 0,0021373 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,23988 0,5637 0,19642 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0,1552 0,79215 0,05265 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,14704 0,82525 0,027707 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,17076 0,79018 0,039063 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,27467 0,58667 0,13867 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,25123 0,57143 0,17734 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,375 0,5 0,125 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,30769 0,58974 0,10256 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,44444 0,44444 0,11111<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0,5 0,5<br />

10,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0<br />

00,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k43 := {⃗π (0)<br />

k43 ,P k43,B k43 }<br />

⎛<br />

P k43 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k43 =<br />

0,99739 0,002609 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,36135 0,62798 0,010664 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0,99675 1,9957 · 10 −6 0,0032514 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,036423 0,063898 0,89968 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,079037 0,89861 0,022357 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,061603 0,66094 0,27746 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,16387 0,64073 0,1954 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,407 0,51149 0,081514 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,48022 0,50078 0,019005 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,71463 0,20453 0,080842<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0,40873 0,59127<br />

10,37625 0,3992 0,99081 0,35969 0,56864 0,60905 0,59224 0,57809 0,025915 0<br />

00,62375 0,6008 0,0091897 0,64031 0,43136 0,39095 0,40776 0,42191 0,97409 1<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k43<br />

= ⃗π k43<br />

168


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.2.6 Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 ,P k0,B k0 }<br />

⎛<br />

P k0 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k0 =<br />

0,99399 0,0060071 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,23822 0,54202 0,21976 0 0 0 0 0 0 0<br />

00,16121 0,76203 0,076761 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,17051 0,75535 0,074146 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,23556 0,66756 0,096889 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,33962 0,48742 0,17296 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,29412 0,57219 0,13369 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,39063 0,45313 0,15625 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,37931 0,41379 0,2069<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,42857 0,57143<br />

1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9<br />

) T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k100 := {⃗π (0)<br />

k54 ,P k54,B k54 }<br />

⎛<br />

P k54 =<br />

⎜<br />

⎝<br />

(<br />

B k54 =<br />

0,99292 0,0070811 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

0,47472 0,22152 0,30376 0 0 0 0 0 0 0<br />

0 0,62466 0,29874 0,0766 0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0,014879 0,84633 0,13879 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0,051496 0,90411 0,044392 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0,30983 0,62851 0,061657 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0,93716 0,0086517 0,054191 0 0<br />

0 0 0 0 0 0 0,060103 0,75005 0,18985 0<br />

0 0 0 0 0 0 0 0,19165 0,45125 0,3571<br />

0 0 0 0 0 0 0 0 0,2529 0,7471<br />

10,88474 0,022323 1 1 0,42676 0,33255 0,99502 0,78465 0,28697<br />

00,11526 0,97768 9,9416 · 10 −16 1,069 · 10 −12 0,57324 0,66745 0,0049837 0,21535 0,71303<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

) T<br />

⃗π (0)<br />

k54<br />

= ⃗π k54<br />

169


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.2.7 Panasonic PAN 5460 – MH-40m<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 ,P k0,B k0 }<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99757 0,0024289 0 0 0 0 0 0<br />

0,099677 0,89683 0,0034952 0 0 0 0 0<br />

0 0,18809 0,77527 0,036633 0 0 0 0<br />

P k0 =<br />

0 0 0,28371 0,60674 0,10955 0 0 0<br />

0 0 0 0,34579 0,5514 0,1028 0 0<br />

0 0 0 0 0,25 0,675 0,075 0<br />

⎜<br />

⎝ 0 0 0 0 0 0,5 0,33333 0,16667<br />

⎟<br />

⎠<br />

0 0 0 0 0 0 1 0<br />

(<br />

10,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3<br />

B k0 =<br />

00,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7<br />

) T<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k61 := {⃗π (0)<br />

k61 ,P k61,B k61 }<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,9802 0,019797 0 0 0 0 0 0<br />

0,14118 0,85649 0,0023282 0 0 0 0 0<br />

0 0,21128 0,74963 0,039084 0 0 0 0<br />

P k61 =<br />

0 0 0,0027767 0,80308 0,19415 0 0 0<br />

0 0 0 0,24204 0,6781 0,079857 0 0<br />

0 0 0 0 0,26307 0,73627 0,00066581 0<br />

⎜<br />

⎝ 0 0 0 0 0 0,0035692 0,58752 0,40891<br />

⎟<br />

⎠<br />

0 0 0 0 0 0 1 0<br />

(<br />

1 0,98238 0,99781 0,99346 0,99075 0,98851 0,93443 0,87496<br />

B k61 =<br />

00,017615 0,0021877 0,0065447 0,0092546 0,011487 0,06557 0,12504<br />

) T<br />

⃗π (0)<br />

k61<br />

= ⃗π k61<br />

170


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.2.8 Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

Initialer Parametersatz λ k0 := {⃗π (0)<br />

k0 ,P k0,B k0 }<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,9925 0,0074993 0 0 0 0<br />

0,097712 0,88369 0,018599 0 0 0<br />

0 0,1973 0,77623 0,026475 0 0<br />

P k0 =<br />

0 0 0,29688 0,66563 0,0375 0<br />

⎜<br />

⎝ 0 0 0 0,33333 0,62821 0,038462<br />

⎟<br />

⎠<br />

0 0 0 0 0,75 0,25<br />

(<br />

10,9 0,8 0,7 0,6 0,5<br />

B k0 =<br />

00,1 0,2 0,3 0,4 0,5<br />

) T<br />

⃗π (0)<br />

k0<br />

= ⃗π k0<br />

Optimierter Parametersatz λ k54 := {⃗π (0)<br />

k54 ,P k54,B k54 }<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,98457 0,015427 0 0 0 0<br />

0,028503 0,95304 0,018454 0 0 0<br />

0 0,12985 0,86066 0,0094865 0 0<br />

P k54 =<br />

0 0 0,02164 0,78451 0,19386 0<br />

⎜<br />

⎝ 0 0 0 0,024902 0,8939 0,081194<br />

⎟<br />

⎠<br />

0 0 0 0 0,6447 0,3553<br />

(<br />

1 0,98898 0,99178 0,98575 0,96846 0,95278<br />

B k54 =<br />

00,0110190,0082183 0,014254 0,031538 0,047221<br />

) T<br />

⃗π (0)<br />

k54<br />

= ⃗π k54<br />

171


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.3 Parametersätze zu Abschnitt 7.4.2<br />

E.3.1 Mitsumi WML-C20 – MH-30m<br />

Initialer Parametersatz λ p0 := {⃗π (0)<br />

p0 ,P p0,B p0 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,87242 0,11888 0,0086469<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p0 = ⎝0,87811 0,11556 0,0063264⎠<br />

0,87349 0,12651 0<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,998 0,001 0,001<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p0 = ⎝0,001 0,998 0,001⎠<br />

0,001 0,001 0,998<br />

⃗π (0)<br />

p0<br />

= ⃗π p0<br />

Optimierter Parametersatz λ p259 := {⃗π (0)<br />

p259 ,P p259,B p259 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,8732 0,11815 0,0086496<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p259 = ⎝ 0,8789 0,11479 0,0063077⎠<br />

0,87421 0,12579 0<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99901 9,7833 · 10 −4 1,3428 · 10 −5<br />

⎜<br />

B p259 = ⎝1,0087 · 10 −3 0,99897 2,1808 · 10 −5 ⎟<br />

⎠<br />

9,8353 · 10 −4 9,157 · 10 −4 0,9981<br />

⃗π (0)<br />

p259 = ⃗π p259<br />

E.3.2 Mitsumi WML-C20 – MH-40m<br />

Initialer Parametersatz λ p0 := {⃗π (0)<br />

p0 ,P p0,B p0 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,31342 0,62904 0,057386<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p0 = ⎝0,31727 0,62225 0,060482⎠<br />

0,33471 0,59072 0,074565<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,998 0,001 0,001<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p0 = ⎝0,001 0,998 0,001⎠<br />

0,001 0,001 0,998<br />

⃗π (0)<br />

p0<br />

= ⃗π p0<br />

172


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

Optimierter Parametersatz λ p4 := {⃗π (0)<br />

p4 ,P p4,B p4 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,31339 0,63004 0,056576<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p4 = ⎝0,31722 0,62311 0,059675⎠<br />

0,335 0,59097 0,074032<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99801 1,0007 · 10 −3 9,8573 · 10 −4<br />

⎜<br />

B p4 = ⎝9,9881 · 10 −4 0,99802 9,8486 · 10 −4 ⎟<br />

⎠<br />

⃗π (0)<br />

p4<br />

= ⃗π p4<br />

1,0133 · 10 −3 1,0147 · 10 −3 0,99797<br />

E.3.3 Mitsumi WML-C20 – MH-RAND<br />

Initialer Parametersatz λ p0 := {⃗π (0)<br />

p0 ,P p0,B p0 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,87497 0,10683 0,018143<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p0 = ⎝0,79008 0,17315 0,036768⎠<br />

0,7555 0,22005 0,02445<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,998 0,001 0,001<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p0 = ⎝0,001 0,998 0,001⎠<br />

0,001 0,001 0,998<br />

⃗π (0)<br />

p0<br />

= ⃗π p0<br />

Optimierter Parametersatz λ p656 := {⃗π (0)<br />

p656 ,P p656,B p656 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,98777 0,01223 6,8194 · 10 −8<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p656 = ⎝ 0,77961 0,14724 0,073146 ⎠<br />

0,0053483 1,1563 · 10 −7 0,99465<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,91446 0,073405 0,012135<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p656 = ⎝0,0067507 0,94301 0,050237⎠<br />

0,66209 0,27746 0,060455<br />

⃗π (0)<br />

p656 = ⃗π p656<br />

173


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.3.4 Freescale MC 13192-EVB – MH-30m<br />

Initialer Parametersatz λ p0 := {⃗π (0)<br />

p0 ,P p0,B p0 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,97844 0,014583 0,0069294<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p0 = ⎝0,58636 0,27273 0,14091 ⎠<br />

0,71171 0,17117 0,11712<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,998 0,001 0,001<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p0 = ⎝0,001 0,998 0,001⎠<br />

0,001 0,001 0,998<br />

⃗π (0)<br />

p0<br />

= ⃗π p0<br />

Optimierter Parametersatz λ p338 := {⃗π (0)<br />

p338 ,P p338,B p338 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99718 0,0028164 5,9968 · 10 −14<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p338 = ⎝ 0,022934 0,93581 0,041252 ⎠<br />

2,724 · 10 −4 0,13563 0,8641<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99521 0,001031 0,0037587<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p338 = ⎝0,91521 0,06387 0,020922 ⎠<br />

0,37445 0,44902 0,17653<br />

⃗π (0)<br />

p338 = ⃗π p338<br />

E.3.5 Freescale MC 13192-EVB – MH-40m<br />

Initialer Parametersatz λ p0 := {⃗π (0)<br />

p0 ,P p0,B p0 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,73091 0,23471 0,03431<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p0 = ⎝0,61776 0,32966 0,052572⎠<br />

0,61702 0,32791 0,055069<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,998 0,001 0,001<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p0 = ⎝0,001 0,998 0,001⎠<br />

0,001 0,001 0,998<br />

⃗π (0)<br />

p0<br />

= ⃗π p0<br />

174


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

Optimierter Parametersatz λ p1733 := {⃗π (0)<br />

p1733 ,P p1733,B p1733 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,98388 0,016118 1,4537 · 10 −8<br />

⎜<br />

P p1733 = ⎝2,3042 · 10 −18 ⎟<br />

0,41013 0,58987 ⎠<br />

0,011439 0,36115 0,62741<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,89526 0,090495 0,014248<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p1733 = ⎝0,025958 0,86932 0,10472 ⎠<br />

0,97917 3,5442 · 10 −3 0,017284<br />

⃗π (0)<br />

p1733 = ⃗π p1733<br />

E.3.6 Freescale MC 13192-EVB – MH-RAND<br />

Initialer Parametersatz λ p0 := {⃗π (0)<br />

p0 ,P p0,B p0 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,93788 0,029984 0,032026<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p0 = ⎝0,83077 0,055385 0,11385 ⎠<br />

0,82973 0,075676 0,094595<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,998 0,001 0,001<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p0 = ⎝0,001 0,998 0,001⎠<br />

0,001 0,001 0,998<br />

⃗π (0)<br />

p0<br />

= ⃗π p0<br />

Optimierter Parametersatz λ p640 := {⃗π (0)<br />

p640 ,P p640,B p640 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99758 6,8672 · 10 −4 1,7362 · 10 −3<br />

⎜<br />

P p640 = ⎝1,0167 · 10 −5 ⎟<br />

0,076907 0,92308 ⎠<br />

5,5889 · 10 −3 0,078087 0,91632<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,97183 0,013686 0,014483<br />

⎜<br />

B p640 = ⎝0,097054 0,90223 7,1857 · 10 −4 ⎟<br />

⎠<br />

0,90692 9,1073 · 10 −4 0,092167<br />

⃗π (0)<br />

p640 = ⃗π p640<br />

175


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

E.3.7 Panasonic PAN 5460 – MH-40m<br />

Initialer Parametersatz λ p0 := {⃗π (0)<br />

p0 ,P p0,B p0 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,63627 0,33962 0,024014<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p0 = ⎝0,45536 0,4934 0,051248⎠<br />

0,40964 0,5087 0,08166<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,998 0,001 0,001<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p0 = ⎝0,001 0,998 0,001⎠<br />

0,001 0,001 0,998<br />

⃗π (0)<br />

p0<br />

= ⃗π p0<br />

Optimierter Parametersatz λ p1854 := {⃗π (0)<br />

p1854 ,P p1854,B p1854 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99383 3,519 · 10 −9 0,0061708<br />

⎜<br />

P p1854 = ⎝1,2871 · 10 −13 0,991 8,9957 · 10 −3 ⎟<br />

⎠<br />

7,2347 · 10 −3 5,7952 · 10 −3 0,98697<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,7665 0,22044 0,01306<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p1854 = ⎝0,26729 0,6501 0,082612⎠<br />

0,4938 0,47006 0,036138<br />

⃗π (0)<br />

p1854 = ⃗π p1854<br />

E.3.8 Panasonic PAN 5460 – MH-RAND<br />

Initialer Parametersatz λ p0 := {⃗π (0)<br />

p0 ,P p0,B p0 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,84375 0,096491 0,059622<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p0 = ⎝0,49663 0,22622 0,27715 ⎠<br />

0,3477 0,24032 0,41198<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,998 0,001 0,001<br />

⎜<br />

⎟<br />

B p0 = ⎝0,001 0,998 0,001⎠<br />

0,001 0,001 0,998<br />

⃗π (0)<br />

p0<br />

= ⃗π p0<br />

176


E Ermittelte Parametersätze der Hidden Markov Modelle<br />

Optimierter Parametersatz λ p57 := {⃗π (0)<br />

p57 ,P p57,B p57 }:<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,99074 2,9198 · 10 −3 6,3431 · 10 −3<br />

⎜<br />

⎟<br />

P p57 = ⎝0,025829 0,28437 0,6898 ⎠<br />

0,015935 0,27974 0,70432<br />

⎛<br />

⎞<br />

0,91626 0,057832 0,025908<br />

⎜<br />

B p57 = ⎝0,01883 0,97991 1,2631 · 10 −3 ⎟<br />

⎠<br />

0,48494 7,9705 · 10 −3 0,50709<br />

⃗π (0)<br />

p57 = ⃗π p57<br />

177


Curriculum Vitae<br />

Andreas Robert Vedral<br />

Adresse<br />

D-44577 Castrop-Rauxel, Kirchlinder Str.20<br />

Geburtstag 14. März 1997<br />

Geburtsort<br />

Nationalität<br />

Bochum<br />

deutsch<br />

Schulische Ausbildungen<br />

08.1995-01.1997 Fachoberschule für Technik an der Technischen Beruflichen Schule (TBS)<br />

1 in Bochum. Abschluss der Fachhochschulreife im Januar 1997.<br />

09.1997-03.2001 Studium der Elektrotechnik Fachrichtung Ingenieurinformatik an der Fachhochschule<br />

Bochum. Erlangung des akademischen Grades Dipl.-Ing (FH)<br />

im März 2001.<br />

10.2001-10.2003 Erlangung der Promotionsreife an der Universität Duisburg-Essen<br />

Berufliche Tätigkeiten<br />

09.1993-01.1997 Berufsausbildung bei der Adam Opel AG in Bochum zum Energieanlagenelektroniker<br />

Fachrichtung Betriebstechnik.<br />

10.2000-03.2001 Studentische Hilfskraft im Labor für Softwaretechnik <strong>und</strong> Rechnernetze der<br />

Fachhochschule Bochum.<br />

seit 04.2001<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für Softwaretechnik <strong>und</strong> Rechnernetze<br />

der Fachhochschule Bochum.<br />

29. Januar 2007<br />

178

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!