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Weizen - EducETH - ETH Zürich

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42 Leitprogramm <strong>Weizen</strong><br />

4.5 Nahrungsmittel als politisches Druckmittel am Beispiel des <strong>Weizen</strong>s<br />

4.5.1 Allgemeines<br />

Im <strong>Weizen</strong>geschäft gibt es Länder, die den Ton angeben und andere, die sich in Abhängigkeit<br />

befinden.<br />

Der <strong>Weizen</strong>konsum pro Kopf hat in den letzten Jahrzehnten weltweit tendenziell stark zugenommen.<br />

Genügsame Getreide, insbesondere die verschiedenen Hirsesorten, die weniger<br />

Wasser und Dünger benötigen, gelten als "Armenfutter". <strong>Weizen</strong> gilt dagegen als Getreide<br />

der Wohlhabenden. Deshalb wird <strong>Weizen</strong> immer mehr auch in Regionen (v.a. in Asien und<br />

Afrika), wo er nicht gut gedeiht und somit importiert werden muss, konsumiert. Die Handelsbilanz<br />

vieler armer Länder sähe besser aus, wenn nicht auch noch für relativ teuren <strong>Weizen</strong><br />

Geld ausgegeben würde, sondern einheimische Lebensmittel gegessen würden.<br />

Die USA exportieren etwa einen Drittel ihres <strong>Weizen</strong>s und stellen somit den bedeutendsten<br />

<strong>Weizen</strong>exporteur dar. Die US-amerikanischen Bauern produzieren schon seit langem Überschüsse.<br />

Um die heimische Landwirtschaft zu unterstützen, musste die Regierung neue Abnehmer<br />

im Ausland finden.<br />

Später wurde erkannt, dass sich der <strong>Weizen</strong> auch als politisches Druckmittel einsetzen lässt.<br />

Ein Drittweltland bekommt nur dann <strong>Weizen</strong>lieferungen, wenn es die politischen Bedingungen<br />

der USA erfüllt. Dafür wurde das Schlagwort <strong>Weizen</strong> als Waffe geprägt. Zur Zeit des<br />

Kalten Krieges stellten die USA ein <strong>Weizen</strong>hilfsprogramm auf die Beine, das auch als "Nahrung-für-den-Frieden"-Gesetz<br />

bezeichnet wird. Der damalige Senator Hubert Humphrey<br />

äusserte sich einmal folgendermassen gegenüber Kritikern dieses Programmes:<br />

"Ich habe gehört, dass Leute von unseren Nahrungsmitteln abhängig werden können.<br />

Ich weiss, dass das als schlechte Nachricht gilt. Für mich war das eine gute Nachricht.<br />

Denn bevor jemand irgend etwas unternehmen kann, muss er essen. Und wenn wir<br />

nach einem Weg suchen, wie man andere dazu bringen kann, sich an uns anzulehnen,<br />

von uns abhängig zu werden im Sinne einer Zusammenarbeit mit uns, dann scheint mir<br />

Abhängigkeit von Nahrungsmitteln ausgezeichnet."<br />

Wir schauen uns ein konkretes Beispiel einer solchen Zusammenarbeit mit den USA an:<br />

Ägypten.<br />

4.5.2 Das Raumbeispiel Ägypten<br />

a) Wie wurde Ägypten von <strong>Weizen</strong>importen abhängig?<br />

Blicken wir zuerst gut 100 Jahre zurück. Im 19. Jahrhundert baute Ägypten seine Bewässerungssysteme<br />

stark aus. Zu dieser Zeit konnte Ägypten <strong>Weizen</strong> exportieren! Um die Jahrhundertwende<br />

stieg die Bevölkerungszahl stark an: Innerhalb 40 Jahren verdoppelte sie sich. Es<br />

gab erstmals Engpässe in der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. Der Import von <strong>Weizen</strong><br />

und anderen Lebensmitteln wurde nötig. Mittels Dünger versuchte man, bessere Erträge zu<br />

erwirtschaften. Wegen Übernutzung verschlechterte man dabei aber zunehmends die natürliche<br />

Bodenfruchtbarkeit.

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