06 / 07 - Evangelische Kirchen in Erfurt

GRUßWORT
Monatsspruch Juli:
Jesus Christus spricht: Laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure
guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matthäus 5, 16)
Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde unseres Gemeindeblattes,
der Gemeindekirchenrat (GKR) war am 21. April nach einem diskussionsreichen
Vormittag über das Impulspapier Kirche der Freiheit auf seiner Rüstzeit (s. auch
den Bericht auf S. 12) gerade im Begriff, zu einer kleinen Wanderung zum Mommelstein
aufzubrechen, als mein Handy klingelte. Die Nachricht aus Erfurt: Die für
das Jahr 2009 geplante Fusion der beiden Ev. Landeskirchen auf Thüringer
Boden ist gescheitert. Zwei Stimmen fehlten dafür bei der Abstimmung in unserer
Synode an der Zwei-Drittel-Mehrheit. Unsere Kirchenältesten nahmen die Botschaft
mit Kopfschütteln auf. Viele von ihnen wußten, wieviel Zeit, Energie und
finanzieller Aufwand in den jahrelangen Verhandlungen zwischen beiden Kirchen
der Föderation Ev. Kirchen in Mitteldeutschland investiert worden waren. Nun
sollte das alles umsonst gewesen sein Hatten wir doch noch vorhin im
11. Leuchtfeuer des Impulspapieres gelesen: Bis zum Jahr 2030 ist die Zahl der
Gliedkirchen in der evangelischen Kirche so konzentriert, dass eine annähernd
gleichstarke kirchenleitende Dienstleistung für alle Regionen in Deutschland
ermöglicht und die Zukunftsfähigkeit der Kirche dadurch nachhaltig gefördert
wird. (S. 93) Anders ausgedrückt: Aus 23 Landeskirchen sollen 8 bis 12 werden,
und jede sollte nicht weniger als 1 Million Kirchenmitglieder haben. Finanzielle
Zwänge erfordern das für die Zukunft der Kirche.
Nun also diese Erfahrung. Der erste Großversuch in dieser Richtung ist mißlungen.
Das Licht ist vom Leuchter heruntergenommen worden (Matthäus 5,15).
Wir tappen im Dunkeln. Aus dem prognostizierten großen Wurf ist ein Spiel mit
Kieselsteinen geworden. Die Chance, Zeichen für die Zukunft der Kirche zu
setzen, ist vertan. Sie wurde Eigeninteressen geopfert. Dadurch, daß man den
Rahmen sprengt, ändern sich noch nicht die Rahmenbedingungen.
Das Erschrecken darüber, was man als gewählter Synodaler mit seiner Neinstimme
angerichtet hat, heilt nicht den Schaden. Statt eines Leuchtfeuers, das die
Richtung weisen und Sicherheit für die Ankunft in der Zukunft der Kirche geben
soll, muß nun die Notlichtlampe bemüht werden. Leider sind deren Batterien
ziemlich leer. Und die Frage bleibt im schummerigen Raum stehen: Wie soll eine
Kirche, also unsere Kirche, mit solchen Entscheidungen zukunftsfähig werden
Vom Mommelstein hatte unsere kirchliche Wandergruppe den weiten Blick über
das Thüringer Land. Den weiten Blick in die Zukunft unserer Kirche hätten wir den
sich der Entscheidung verweigernden Synodalen an diesem Tag gewünscht.
Sie haben damit versäumt, ein Stück Kirchengeschichte zu schreiben. Aber
Negativa bildeten ja schon immer auch einen Teil der Geschichte der Kirche.
Warten wir ab und lassen uns überraschen, was nun folgt.
Ihr Hans-Holger Deuerling, Pfarrer
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