06 / 07 - Evangelische Kirchen in Erfurt

Seine fruchtbarste Schaffensperiode als Liederdichter fällt in die Berliner und Mittenwalder
Zeit, also etwa zwischen 1643 und 1653. Bekannt wurden seine Lieder,
die er für seine Gemeinden geschrieben hatte, durch die dritte Auflage des Berliner
Gesangbuches Praxis pietatis melica von Johann Crüger, der an der Nikolaikirche
in Berlin als Kantor wirkte und mit P. G. befreundet war. Crüger schuf
dazu zahlreiche Melodien (EG 11, 36, 112, 133, 322, 447). In dem 1647 erschienenen
Gesangbuch befanden sich bereits 18 Lieder des Dichters. Die folgende
Ausgabe aus dem Jahr 1653 enthält dann 81 Lieder P. G.´s. Der Nachfolger von
Crüger als Kantor an der Nikolaikirche, Johann Georg Ebeling (geb. 1637 in Lüneburg),
gab 1666/67 120 Lieder von P. G. in neuen Vertonungen heraus (302,
449 im EG).
Etliche der P.-G.-Texte beruhten auf damals schon
bekannten Melodien (EG 39, 58, 82, 83, 84, 283, 324,
351, 446, 477, 529) oder wurden erst später vertont (z.
B.: EG 37, 503). Johann Seb. Bach komponierte 1736
die Melodie zum Weihnachtslied Ich steh´an deiner
Krippen hier (EG 37). Auch für die Matthäuspassion
verwendete Bach acht Strophen P. G.´s.
Texte Gerhardts wurden auch von Dietrich Buxtehude,
Georg Philipp Telemann, Felix Mendelssohn Bartholdy,
Max Reger, Ernst Pepping u. a. vertont.
Bekannt sind 139 deutsche Lieder bzw. Gedichte und
15 lateinische des Liederdichters. Auch das kathol.
Gesangbuch Gotteslob enthält 12 P.-G.-Lieder und
das der Freikirchen sogar 20. Sogar im Ausland sind P. G.´s Lieder bekannt, da
sie teilweise schon zu seinen Lebzeiten in andere Sprachen übertragen wurden.
Sie gehören längst zum Weltkulturerbe. Das estländische Liederbuch enthält derer
20, das japanische 10, und in unserer Partnerkirche in Tansania finden die
Gläubigen 15 Lieder des deutschen Poeten.
P. G. suchte mit seinen Liedern keinen Ruhm zu erlangen, sondern betrachtete
sie als schöpferischen Dienst an der Gemeinde. Seine Lieder greifen nahezu alle
Themen christlichen Lebens auf, beziehen sich sowohl auf das Kirchenjahr, auf
Tages- und Jahreszeiten als auch auf besondere Anlässe. In vielen spiegeln sich
die Leiderfahrungen seines Lebens wider. Oft dienten ihm dabei biblische Texte
(EG 351 - Röm. 8, 31 39) als Vorlage oder inspirierten ihn zum Dichten. Häufig
liegt ihr Bezug im Psalter (EG 283, 302, 361).
Eine besondere Gattung stellen die mystischen Passionslieder (EG 83, 84, 85)
dar, die z. T. lateinischen Salveliedern des Arnulf von Löwen (gest. 1250)
nachgedichtet sind.
In unserem Evangelischen Gesangbuch (EG) finden sich 26 P.-G.-Lieder. Sie
zeichnen sich sowohl durch sprachliche Schönheit als auch durch theologische
Tiefe aus und umfassen sehr oft weit über zehn Strophen.
Unter Zuhilfenahme des Ev. Lexikon(s) für Theologie und Gemeinde, R.
Brockhaus Verlag Wuppertal und Zürich 1993, verfaßt von Pfarrer Hans-Holger
Deuerling.
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