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KOMMENTAR IMPRESSUM<br />

Kommunikationswahn<br />

Intelligente Agenten, Gigaportale<br />

und allgegenwärtige Computer<br />

werden Web-Informationsüberflutung<br />

beseitigen<br />

von Gunnar Sohn<br />

E-Mail-Fluten und grenzenlose Online-Informationen: Der<br />

Spiegel untersucht in seiner Titelstory „Macht das Internet<br />

doof?“ die Schattenseiten der digitalen Revolution: „Der<br />

Kommunikationswahn im Netz hat verhaltensauffällige und<br />

hochnervöse Individuen hervorgebracht, die immer mehr<br />

erfahren und immer weniger wissen“, so die Warnung des<br />

Hamburger Nachrichtenmagazin. Es sei so schlimm „wie<br />

die globale Umweltkrise“ wird der Computerwissenschaftler<br />

David Levy zitiert. Das ständige Senden, Beantworten und<br />

Weiterleiten häufig völlig belangloser Informationen führe zu<br />

jeder Menge überflüssigem E-Mail-Verkehr und unnötigem<br />

Info-Müll auf unseren Bildschirmen. Die Verschmutzung<br />

sei einfach riesengroß. Auch in der Geisteswelt brauchten<br />

wir deshalb so etwas ähnliches wie geschützte Wälder und<br />

Auen. „Denkschutzgebiete“ also, wo Ideen quasi abgasfrei<br />

erblühen könnten.<br />

„Etwa 50-mal pro Tag öffnet ein typischer ‚Informationsarbeiter’<br />

sein E-Mail-Fenster, 77-mal wendet er sich dem<br />

Instant-Messaging-Programm für den schnellen Versand von<br />

Nachrichten zu, nebenbei werden noch etwa 40 Web-Seiten<br />

besucht. So hat es die US-Beratungsfirma RescueTime<br />

www.rescuetime.com errechnet, nachdem sie die Nutzerprofile<br />

von 40.000 Angestellten untersuchte“, schreibt der<br />

Spiegel. Herman Maurer, Professor für Informatik an der<br />

Technischen Universität Graz www.tugraz.at, lässt sich von<br />

solchen Schreckenszenarien nicht beeindrucken. „Lange vor<br />

dem Jahr 2100 werden alle Menschen jederzeit und an jedem<br />

Ort auf alles Wissen der Menschheit zugreifen können,<br />

ähnlich wie wir das heute bei materiellen Gütern können.<br />

Dieser Zugriff wird mit Geräten erfolgen, die stark mit den<br />

Menschen integriert sind, und wird sich auf Wissen beziehen<br />

das entweder aus Datenbanken kommt oder aus Dialogen<br />

mit Experten entsteht. Das Gehirn des Einzelmenschen wird<br />

nur noch ein vergleichsweise winziger Bestandteil eines gewaltigen<br />

Wissensvorrates sein, der durch die Vernetzung aus<br />

Milliarden von Menschenhirnen und Datenbanken entsteht“,<br />

prognostiziert Maurer.<br />

Skeptiker, die vor einer nicht beherrschbaren Informationsüberflutung<br />

warnen, werden bald verstummen: „Am Horizont<br />

zeichnet sich bereits ab, dass die Informationslawine<br />

allmählich gebändigt und strukturiert werden wird zu sinnvollen,<br />

verlässlichen und auf die Person maßgeschneiderte<br />

Wissenseinheiten. Das wird geschehen über die stärkere<br />

Verwendung von Metadaten, von intelligenten Agenten,<br />

von vertikalen Suchmaschinen, wo Fachleute Informationen<br />

gefiltert und kombiniert haben, von Gigaportalen für<br />

die verschiedensten Anwendungsbereiche, von aktiven<br />

Dokumenten, die von sich aus antworten geben können“,<br />

so Maurer. Bei der Wissensvernetzung und dem Wissens-<br />

im Netz<br />

management sei es erforderlich, Wissen jederzeit und an<br />

jedem Ort verfügbar zu machen.<br />

„Ich habe schon vor vielen Jahren den allgegenwärtigen<br />

Computer prognostiziert: nicht viel größer als eine Kreditkarte,<br />

weitaus mächtiger als die heutigen schnellsten<br />

Computer, mit hoher Übertragsgeschwindigkeit an weltweite<br />

Computernetze mit allen ihren Informationen und Diensten<br />

angehängt, in sich vereinigend die Eigenschaften eines<br />

Computers, eines Bildtelefons, eines Radio- und Fernsehgerätes,<br />

eines Video- und Fotoapparates, eines Global<br />

Positioning Systems, einsetzbar und unverzichtbar als<br />

Zahlungsmittel, notwendig als Führer in fremden Gegenden<br />

und Städten, unentbehrlich als Auskunfts- , Buchungs- und<br />

Kommunikationsgerät“, erläutert Maurer. Die allgegenwärtigen<br />

Computer werden stärker mit dem Menschen selbst<br />

verbunden. „Die Miniaturisierung von sehr mächtigen<br />

Computern wird so weit gehen, dass man sie in das Loch<br />

in einem Zahn wird einpflanzen können“, so Maurer weiter.<br />

Spezielle Brillen könnten Bilder direkt auf die Netzhaut<br />

projizieren und Ton direkt auf die Gehörknochen abgeben.<br />

Mit gigantischen Festplatten ließe sich das ganze Leben<br />

der Menschen aufzeichnen, diese seien gleichzeitig eng mit<br />

den Wissensbeständen anderer Menschen vernetzt. Jede<br />

Person erfahre dadurch eine unvorstellbare Erweiterung des<br />

eigenen Gehirns. Eine etwas zeitnaherer Prognose wagt<br />

Andreas Rebetzky, Director Global Information Technology<br />

des Technologieherstellers Bizerba www.bizerba.de: „In 20<br />

bis 30 Jahren könnten beispielsweise vollständige Unternehmensinformationen<br />

auf winzigen Implantaten gespeichert<br />

werden. Sie könnten von unterschiedlichen Endgeräten<br />

ausgelesen werden, entweder von großen Touchscreens<br />

oder unterwegs per Sprachsteuerung über ein Armband<br />

mit Minidisplay.“<br />

Das Internet der Zukunft werde nicht mehr als unspezifisches<br />

Empfehlungsmedium fungieren, sondern über virtuelle<br />

Assistenten Dinge erledigen, die uns von Alltagsproblemen<br />

befreit. meint Sprachdialogexperte Lupo Pape, Geschäftsführer<br />

von SemanticEdge www.semanticedge.de. In zehn<br />

Jahren werden dann die meisten Servicewünsche über<br />

Spracheingabe mit einem Satz erledigt: „‚SMS an Anne: Der<br />

Flug ist verspätet, ich komme erst um 21:00 Uhr an’ und die<br />

SMS wird sofort verschickt. ‚Reservier mir einen Platz für<br />

den nächsten Zug nach Berlin“ und die Backendsysteme des<br />

persönlichen Assistenten übernehmen die Online-Buchung<br />

und schicken eine SMS mit den Verbindungsdaten, dem reservierten<br />

Platz und einem Reservierungscode. ‚Ich brauche<br />

noch drei Liter Milch, drei Stück Butter und ein Kürbiskernbrot’<br />

und der Einzelhändler an der Ecke stellt etwas zum<br />

Abholen zusammen oder liefert die Ware ins Haus. Beim<br />

persönlichen Assistenten stellt jeder selbst die Services<br />

zusammen, die er nutzen möchte. Für die Unternehmen<br />

wird es wichtig sein, sich auf diesen Trend einzustellen und<br />

eine Präsenz in der personalisierten Zusammenstellung der<br />

Dienste zu haben“, so der Ausblick von Pape.<br />

Der Autor Gunnar Sohn ist Inhaber der Firma medienbüro.<br />

sohn in Bonn. Weitere Informationen unter www.sohn.de.<br />

Profiler<br />

Herausgeber, Verlag und Redaktion:<br />

Profiler Verlag GmbH<br />

Rudolf-Diesel-Str. 14; 53859 Niederkassel;<br />

Telefon: (0228) 4595-400; Telefax: (0228) 4595-499<br />

E-Mail: redaktion@<strong>profiler</strong>24.de;<br />

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Verlagsleitung:<br />

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Chefredakteur:<br />

Ralph Wuttke (V.i.S.d.P.);<br />

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Redaktion:<br />

Daniela Fischer, Zeno Alberti,<br />

Ulrike Stottmeister, Christian Löffler,<br />

Gregor Wisniewski, Lisa Görner<br />

E-Mail: redaktion@<strong>profiler</strong>24.de<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Tobias Buhmann, Patrick Broich<br />

Anzeigen:<br />

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Lisa Görner, Olga Koch, Albert Zilkowski<br />

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Leserservice:<br />

Nathalie Anhäuser<br />

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Auflagenkontrolle:<br />

Impressum<br />

1. Quartal 2007: Druckauflage: 40.250 Exemplare<br />

Tatsächlich verbreitete Auflage: 40.170 Exemplare (TvA)<br />

Erscheinunngsweise: 11x jährlich<br />

Bezugspreise 2007: Einzelheft 2,50 EUR<br />

Inlandsabo jährlich: 21,00 EUR<br />

Auslandsabopreise: auf Anfrage<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine<br />

Haftung übernommen und sie werden nur zurückversandt,<br />

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beim Verlag. Eine Verwertung ist nur im Rahmen der gesetzlich<br />

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